Die Aquäduktbrücke von Vussem ist Teil der römischen Eifelwasserleitung, die im 1. Jahrhundert n. Chr. zur Frischwasserversorgung des römischen Köln entstand. Bei Bauarbeiten für einen Sportplatz wurden in den späten 1950er Jahren zwei römische Pfeilerfundamente achtlos zerstört. Dies nahm der Landschaftsverband Rheinland zum Anlass, 1959 dort eine umfassende archäologische Ausgrabung unter der Leitung von Waldemar Haberey durchzuführen. Die Grabungsergebnisse von 1959 bildeten die Grundlage für eine Teilrekonstruktion der Anlage, die heute touristisch erschlossen ist und als Teil des Römerkanal-Wanderwegs bei Kilometer 22,4 am Römerweg besichtigt werden kann.
Mehr als 300 Jahre Eisenindustrie in Vussem
Mechernich-Vussem – Wer die Worte Mechernich und Bergbau hört, denkt zunächst an das Schwermetall Blei. Mindestens genauso bedeutend war aber das Eisen. Wilhelm Mausbach hat mit dem Verein zur Förderung und Erhaltung der Werkzeugmaschinenbautradition in der Eifel eine Dokumentation über 300 Jahre Eisen-Geschichte im Veybachtal verfasst.
„Sieben Prozent des europäischen Eisenbedarfs hat die Eifel früher gedeckt“, sagt Mausbach. Verarbeitet wurde der begehrte Rohstoff in der Vussemer Neuhütte. Das belegt eine Hüttenkonzession, die Graf Franz Georg von Manderscheid-Blankenheim dem Hüttenmeister Johann Diederich Ratscheidt 1722 erteilte. Im Begriff Neuhütte verbirgt sich aber auch ein Detail, das auf eine noch längere Metallurgie-Tradition hinweist. Der Wortbestandteil „Neu“ zeigt: Schon vor 1722 gab es in Vussem eine Eisenhütte. Das belegt eine Schrift aus dem Schöffenweistum 1593. Wie und in welchem Umfang aber Eisen damals verhüttet wurde, ist bis heute unklar.
Standort mit vielen Vorzügen
Für die Eisenindustrie war Vussem ein Standort mit vielen Vorzügen: Der Veybach lieferte die nötige Energie für die Metallschneidmühle, die Eifel genug Bäume für die Holzkohle. Noch im Mittelalter prägte der Buchenwald die Region. „Chemisch gesehen ist die Buche ein sehr reines Holz. Optimal für die Metallherstellung“, erläutert Mausbach. Die heute für die Eifel typischen Fichten-Monokulturen pflanzten erst die Preußen in der Neuzeit an. Auch das Eisenerz, das in der Neuhütte verarbeitet wurde, stammte aus der Nähe. „Woher es kam – das wissen wir aber nicht genau“, sagt Mausbach. Möglich ist, dass es in der Abbaugrube Dachslöcher bei Weyer oder im Eiserfeyer Eisenerzstollen abgebaut wurde.
Einen großen Brocken Eisenerz braucht es, um einen etwa 15 Zentimeter hohen Quader Eisen herzustellen.
Einen großen Brocken Eisenerz braucht es, um einen etwa 15 Zentimeter hohen Quader Eisen herzustellen.
Copyright: Marco Führer
Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Niedergang des Vussemer Hüttenbetriebs. „Bei uns ließen sich die Technologien nicht umsetzen, die für moderne Verhüttung benötigt wurden“, sagt Mausbach. Nicht unschuldig daran ist die Energie: Steinkohle und Koks lösten die Holzkohle ab – und machten so die Städte an Ruhr und Saar zu Hochburgen der Eisenindustrie. Wie rohstoff- und energieintensiv die Eisenverhüttung ist, verdeutlicht Mausbach in seinem Buch mit einem Rechenbeispiel: Für einen Wagen Roheisen werden 4,5 Wagen Holzkohle benötigt. Das entspricht 36 Wagen Holz – oder eineinhalb Hektar Buchenwald.