Die Jahre 1997 – 1998

Samstag, 15. Februar 1997

Messfeier für die lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV mit anschließender Jahreshauptversammlung.

Am Veilchendienstag konnte keine Probe abgehalten werden. Zum ersten wären die Sänger nicht bei Stimme gewesen, zum zweiten ging in Breitenbenden der Karnevalsumzug. In weiser Voraussicht hatte man schon im Vorfeld beschlossen, vor der heiligen Messe eine Ansingprobe anzusetzen, die um 18:15 begann. So wurden die Lieder geprobt, die folgendermaßen zum Einsatz kamen:

1.Sonntag ist’sSimon Breu
2.Das MorgenrotRobert Pracht
3.Im AbendrotJakob Christ
4.Kleine Barke im WindWilhelm Heinrichs
5.Über die Heide kam ein Wind WindHansjakob Heuken
6.Der Jäger AbschiedFelix Mendelssohn-Bartholdy
7.An dem reinsten Frühlingsmorgen Satz:Rudolf Desch
8.Die MaiennachtOlivier Lebierre
9.Wir kamen einst von PiemontSatz: Heinz Buchold
10.O Bootsmann Satz:Bernhard Weber
11.Das Gorch Fock-LiedTerry Gilkysan, Frank Miller
12.Lieder so schön wie der Norden Norden PlaybackSatz: Karl-Heinz Steinfeld
P A U S E
13.Rot ist der Wein mit Playback PlaybackSatz: Gus Anton
14.EntschuldigungFriedrich Silcher
15.Grüß mir die RebenHermann Sonnet
16.Rüdesheimer WeinJean Pauli
17.Im WeinkellerRobert Pappert
18.Aus der Traube in die Tonne TonneSatz: Kurt Lissmann
19.Die Seen im Land der Berge Berge
20.Herrlicher BaikalSatz: Heinz Buchold
21.Doswidanja heißt Auf Wiedersehn mit PlaybackSatz: Karl-Heinz Steinfeld
22.Amazing GraceOtto Ruthenberg
23.Kein schöner LandSatz: Walter Rein
24.Das ElternhausA. Büchse
25.Abendfrieden Satz:Rudolf Desch

Um 19:00 begann die Vorabendmesse zum 1. Fastensonntag für die lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV, die von Kaplan Hawinkels gelesen und vom MGV, der anschließend seine Jahreshauptversammlung abhielt, und dem Flötenchor, der im Anschluß einen gemütlichen Abend beziehungsweise Fete feiern wollte, mitgestaltet wurde. In der Lesung, die von Lektor Winfried Kreuser vorgetragen wurde, war zu hören, daß Jesus uns das Reich Gottes gebracht habe, das heißt, er brachte uns Menschen die Chance, in dieser Welt und in der Welt Gottes, in die wir nach dem Tode eingehen werden (ich hoffe es jedenfalls) in Frieden zu leben, unter dem Schutz und der Liebe Gottes, nach seinem Willen, frei von allen bösen Mächten, von Schuld und Eigensucht. Nachdem am Schluß des Gottesdienstes der Kaplan noch den Hirtenbrief zur Fastenzeit von Bischof Mussinghoff vorgelesen hatte, bedankte er sich bei allen Beteiligten für die schöne Meßfeier. Daraufhin spendeten die Kirchenbesucher nicht enden wollenden Applaus.

Für die Ausgewogenheit unseres Programms, dem eine perfekte Regie zugrunde lag, war Chorleiter Heinz Sistig verantwortlich. Dieser Vortrag war ein echter Hörgenuß. Das am Schluß gesungene Lied „Dank am Abend“ bildete einen ergreifenden Ausklang.

Jahreshauptversammlung im Vereinslokal „Zur Schneidmühle“.

Zum Auftakt der Jahreshauptversammlung sang der Chor zwei Lieder:

1.         Deutscher Sängergruß und
2.         Was der Tau den Fluren ist, sind der Seele Lieder.

Immerhin 26 von 30 Sängern und zwei inaktive Mitglieder (Manfred Müller und Adolf Greuel) konnte der Vorsitzende Willi Schütt um 20:13 bei der Eröffnung der Jahreshauptversammlung begrüßen und willkommen heißen. Er wünschte der Versammlung einen guten Verlauf und rege Beteiligung an den Diskussionen. Stellvertretend für alle verstorbenen Mitglieder gedachte man beim Totengedenken, nachdem man sich von den Plätzen erhoben hatte, Stefan Höller, der im vorigen Jahr von uns gegangen ist.
Nun verlas der 1. Schriftführer Bernhard Mießeler die Niederschrift der Jahreshauptversammlung vom 24.02. 1996. Danach erfolgte die Bekanntgabe des Tätigkeitsberichtes des verflossenen Jahres. Dabei stellte sich heraus, daß Bernhard die Geburtstagsfeier vom 19.03.1996 der Sangesbrüder Willi Schütt, Norbert Wieder und Hans Klinkhammer vergessen hatte zu notieren, worauf ihn der Chronist aufmerksam machte.
Bei der Bekanntgabe des Kassenberichts durch den Schatzmeister Fritz Pütz kam zu Tage, daß er in diesem Jahr ein ansehnliches Plus erwirtschaftet hatte. Beim Tagesordnungspunkt 5: Bericht der Kassenprüfer, ergriff Sbr. Michel Wielspütz das Wort und sagte: „Liebe Sangesbrüder! Norbert Wieder und ich haben die Kasse geprüft. Trotz intensiver Bemühungen konnten wir keine Unregelmäßigkeiten feststellen. Belege und Eintragungen im Kassen- und Sparbuch stimmten überein. Das Bargeld in Höhe von 855,39 DM war auf Heller und Pfennig vorhanden. Ob es jetzt noch da ist, weiß ich nicht, denn anschließend kehrte Sbr. Fritz noch in die ‚Schneidmühle‘ ein (Diese Aussage sorgte für Heiterkeit bei den Anwesenden). Jedenfalls konnten wir ihm eine einwandfreie Buchführung mit unserer Unterschrift bescheinigen. Mittlerweile verwaltet er die Kasse des MGV schon mehr als 25 Jahre. Ich meine, das ist einen Applaus wert. Normalerweise erhält man für die jahrelange, vorbildlich geleistete Arbeit vom Verein eine goldene Armbanduhr geschenkt. Auch der Deutsche Sängerbund würdigt diese Verdienste mit Nadel und Urkunde“. Der Vorsitzende nahm dies zur Kenntnis, der Schriftführer machte sich einige Notizen. Daraufhin gab Sbr. Michel der Versammlung die Empfehlung, den Vorstand zu entlasten. Was dann auch einstimmig geschah.
Zum Versammlungsleiter wollte man wieder Routinier Arnold Mies bestimmen, der aber kurz vorher ein leckeres Menü bestellt hatte und im Begriff war, dieses zu verspeisen. Sbr. Michel bot ihm an, beim Essen behilflich zu sein, während er die bevorstehenden Neuwahlen des Vorstandes leitete. Er hatte aber diesen hinterhältigen Vorschlag durchschaut und lehnte ihn entschieden ab. Daraufhin nominierte man Sbr. Philipp Fünfzig zum Wahlleiter. Heinz Sistig überzeugte die Versammlung mit seiner Idee, den Vorstand „en bloc“ zu wählen. Da kein Vorstandsmitglied ausscheiden wollte, wurde per Handzeichen dieser Vorschlag einstimmig genehmigt bzw. angenommen. Der alte und neue Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:

1. Vorsitzender:Willi Schütt
2. Vorsitzender:Matthias Vogelsberg
1. Schriftführer:Bernhard Mießeler
2. Schriftführer:Bernd Wenderdel
1. Kassierer:Fritz Pütz
2. Kassierer:Hans Nellesen
1. Notenwart:Alfred Brell
2. Notenwart:Hans Höller (Stellvertreter)

Bei der Neuwahl der Kassenprüfer wurden die Sangesbrüder Peter Gülden, Friedhelm Breuer und Heinz Sanden gewählt.
Beim Tagesordnungspunkt 9: Erforderliche Satzungsänderung bezüglich der Gemeinnützigkeit, erhitzten sich die Gemüter bei einigen Sangesbrüdern sehr, weil der Vorstand vorab eigenmächtig dieses Thema aus Zeitdruck und Sachzwang gegenüber dem Finanzamt erledigt hatte, er aber noch die Zustimmung der Mitglieder brauchte. Nachdem der Vorsitzende und Bernhard Mießeler die Vorgehensweise des Vorstandes sachlich begründet und Sbr. Arnold Mies ein Machtwort gesprochen hatten, beruhigten sich die Gemüter wieder. Die alte Satzung musste nur in einigen Punkten umgestellt werden, z.B. Nr. 19 in Nr. 5. Bei der anschließenden Abstimmung waren drei dagegen, einer enthielt sich der Stimme. Ja, ja, wenn der heilige Bürokratius nicht wär‘. Die neuen Satzungen werden demnächst jedem Sänger ausgehändigt.
Am 31. Mai 97 veranstaltet der MGV ein Frühlingskonzert aus Anlaß des 105jährigen Bestehens erstmalig im „Das Haus“ (Feldenkrais-Zentrum, ehemalige Gaststätte „Margaretenhof“). Dazu hat ein Gastchor aus Recht bei St. Vith in Belgien verbindlich zugesagt. Die Gäste werden an diesem Tag gegen 14:00 eintreffen und gebührend empfangen werden. Bei Kaffee und Kuchen soll man sich dann näher kennenlernen. Es ist noch beabsichtigt, wenn die Zeit es erlaubt, vor dem Konzert (Beginn 19:30) mit den Gästen das Aquädukt und die Kakushöhle zu besichtigen. Chorleiter Heinz Sistig und Sbr. Werner Borker, der die ersten Gespräche mit den belgischen Sängern geführt hat, waren voll des Lobes, als sie kürzlich ein Chorkonzert besucht haben. Der Gegenbesuch und Mitgestaltung eines Konzertes in Recht erfolgt am 7. September 1997.
Für den 20. Juli 1997 ist ein Kurkonzert in Heimbach angenommen worden. Der Termin für ein Kurkonzert in Gemünd steht noch nicht fest.
Ferner soll wieder ein Werbeabend voraussichtlich im April stattfinden. Pro Ehepaar erhält der Verein 40 DM und einen Verzehrbon von 20 DM, vorausgesetzt, daß mindestens 15 Ehepaare anwesend sind. Bei mehr Teilnehmern erhöht sich der Bonus dementsprechend.
Bei Punkt 7: Verschiedenes, hatte Sbr. Josef Kaltwasser eine Anfrage an Chorleiter Heinz Sistig, ob es nicht möglich wäre, für die Zukunft ein paar karnevalistische Lieder einzuüben. Der Dirigent gab ihm die Zusage dafür und wolle entsprechendes Notenmaterial besorgen. Erfreulicherweise konnte bei dieser Jahreshauptversammlung ein zweiter Vertreter für den Bürgerverein gefunden werden. Sbr. Friedhelm Breuer stellte sich dazu zur Verfügung. Der Ehrenvorsitzende Peter Dreesen bemängelte die Unpünktlichkeit einiger Sangesbrüder zu den Proben. Wenn diese Unart sich in Zukunft ändern sollte, würde er eine Flasche Schnaps mitbringen.
Widerwillig hatte der Kassierer eine Runde aus der Vereinskasse spendiert. Daraufhin stimmte ein Sbr. das Trinklied an: „Seht Ihr des Bieres hellen Schein, vor Mitternacht geh’n wir nicht heim“. Da keine Wortmeldungen mehr vorlagen, konnte der alte und neue Vorsitzende die Jahreshauptversammlung gegen 21:50 beenden.

P. S.: Der Werbeabend fand nicht statt.

Samstag, 12. April 1997

17:30: Geburtstagsständchen für Gertrud Klassen, geb. Rutt im Gasthof „Zur Schneidmühle“.

Das noch sehr rüstige Geburtstagskind wurde vor 90 Jahren in Vussem geboren. Ihr Elternhaus gehört heute dem Ortssheriff Matthias Vogelsberg (Altbau). Nach der Heirat betrieb sie ein Textil- und Bekleidungsgeschäft in Bonn. Bis ins hohe Alter bediente sie noch die Kunden. Da sie in all den Jahren sehr an Heimweh litt, beschloss sie, ihren 90. Geburtstag in Vussem zu feiern, zumal sie hier noch drei Nichten und einen Neffen u. a. wohnen hat (Agnes Vogelsberg, geb. Müller, Traudchen Müller, Kathrin Eversheim, geb. Müller und Willi Müller), deren Mutter Ursula, die Schwester von der Jubilarin war, also eine geborene Rutt.
Zu diesem schönen Ehrentag hatte man auch den MGV eingeladen, der es verstand, mit den Liedern

1.         Das kleine Malheur
2.         Im Abendrot
3.         Aus der Jugendzeit
4.         Das Elternhaus und
5.         Abendfrieden (Bergheimat)

die Jubilarin und die zahlreichen Gäste zu erfreuen.
Über 40 Jahre war das Geburtstagskind in einem Kirchenchor aktiv tätig. Deshalb konnte sie noch einige Lieder kräftig mitsingen. Zwischendurch hatte der Vorsitzende im Namen der Sänger in Form eines Gedichts gratuliert und einen Blumenstrauß überreicht. Nach den Vorträgen bedankte sich die Gastgeberin bei allen Sangesbrüdern. Dirigent Heinz Sistig versprach ihr beim 100. Geburtstag wieder mit dem Chor zu erscheinen, worauf sie begeistert zustimmte. Unter tosendem Applaus verließen die Akteure den Festsaal, um im Schankraum noch einen zur Brust zu nehmen.
Ein paar Wochen später erreichte uns ein Dankschreiben mit folgendem Inhalt:

„Liebe Sangesbrüder!

Danke sagen möchte ich allen, die mir meinen 90. Geburtstag durch herzliche Glück- und Segenswünsche und nicht zuletzt durch wundervolle Geschenke und Darbietungen so einmalig schön gestaltet haben. Besondere Freude haben mir dabei diejenigen bereitet, die durch ihre Anwesenheit die Feier zu etwas Besonderem gemacht haben. Mit bewegtem Herzen werde ich immer an diesen schönen Tag zurückdenken. Daher möchte ich noch einmal mit Freude danken und alle von Herzen grüßen:

Eure Gertrud Klassen und Familie.“

Dienstag, 22. April 1997

Konzert des Studentenchores „Junge russische Stimmen“ aus Sankt Petersburg in Kall

Die Chorprobe war extra einen Tag vorverlegt worden, um den Sängern die Möglichkeit zu geben, dieses Konzert der Extraklasse besuchen zu können. Einige machten mit ihren Frauen Gebrauch davon.
Bereits zum sechsten Mal ist der Chor der Einladung von Bernhard Stoffels gefolgt, der u. a. Dirigent des Kirchenchores 1898 Kall ist. Diese beiden Chöre haben sich angefreundet. Der Cäcilienchor weilte auch schon zu Gegenbesuchen in Sankt Petersburg.
Der russische Chor ist ein Sängerkollektiv, das aus Opern- und Operettensolisten besteht, sowie aus den Absolventen und Studenten der letzten Semester des Konservatoriums „Rimskij-Korsakow*“ Sankt Petersburg. Der künstlerische Weg dieses Kollektivs begann 1980 mit der Entstehung eines Chores von Studenten der Vokalfakultät. In dem Studentenchor begannen viele Sängerinnen und Sänger ihren schöpferischen Lebenslauf, die heute in ganz Russland und in der Welt bekannt sind. Die Leitung hat seit der Gründung der verdiente Künstler Professor P. A. Rossolowski, Dekan der Vokalfakultät des Konservatoriums. Der Chor tritt beständig mit Konzerten in verschiedenen russischen Städten auf. Sein Repertoire umfasst russische und westliche Gesangswerke.
Um 19:30 konnte Bernhard Stoffels sowie Bürgermeister Weiler in der Aula der Berufsbildenden Schulen in Kall den Chor herzlich begrüßen und willkommen heißen. Vorgetragen wurden nun Gesänge aus Opern und Operetten. Auch bekannte russische Weisen gelangten zum Vortrag. Die Solisten erhielten für Ihre gekonnten Darbietungen nicht enden wollenden Applaus. Zum Schluss wurde um eine freiwillige Spende gebeten, da der Chor von diesen Einnahmen existieren muss.

*=            Rimskij-Korsakow, Nikolaj Andrejewitsch, * 1844, † 1908, russischer Komponist; eines der bedeutendsten Mitglieder der »jungrussischen Schule« (Opern, 3 Sinfonien, Kammermusik, Lieder).

Mittwoch, 30. April 1997

18:00: Maiansingen in Breitenbenden und anschließend in Vussem

Nachdem der mit bunten Bändern geschmückte Maibaum aufgerichtet worden war, und der Musikverein Vussem einen flotten Marsch gespielt hatte, richteten der Bürgervereinsvorsitzende Stürzenberger und Ortsvorsteher Josef Kaltwasser herzliche Grußworte an die spärlich erschienene Dorfbevölkerung von Breitenbenden und eröffneten gleichzeitig die Maifeier.
Mit „Grüß Gott, du schöner Maien, da bist du wiederum hier“ begann der MGV 1892 Vussem seinen bunten Melodienreigen. 1877 erschienen in Heilbronn 50 ungedruckte Balladen und Liebeslieder aus dem 16. Jahrhundert, darunter der Text dieses Liedes. Drei Jahre später, im Jahre 1880, stehen Text und Melodie des Liedes im zweiten Band von Johann Jakob Schäublins Chorgesängen, die in Basel herausgegeben wurden.
Nun folgte das Lied „Süß‘ Liebe liebt den Mai“, Worte nach William Shakespeare, Weise: Friedrich Silcher (1789 – 1860). Dieses Lied besingt unter anderem einen Burschen und ein schönes Mädchen, die flink mit „Heißa und ha und juchheißa trala“ durch Wald und Flur ziehen, zur Maienzeit, der sonnigen Blütezeit, wobei sie die Vögel singen hören: „Tirlirelirei“.
Nun war der Musikverein wieder an der Reihe und wußte mit seinen schönen Weisen zu gefallen. Anschließend stellte sich der Gemischte Chor Breitenbenden dem heimischen Publikum mit ein paar hübschen Liedvorträgen.
Den zweiten Auftritt begann der MGV mit dem Lied „Zur schönen Frühlingszeit“, Worte: Anton Pasch, Melodie: Jakob Christ. Bei diesem Wanderliedchen handelt es sich inhaltlich darum, daß der Winter flieht und der Kranich wieder ins Land zieht. „Die Lerche jubelt schon ihr Lied, so gut sie’s eben kann. Die Silberweiden blühen am Teich, das Herz ist neu beschwingt. Die Liebe macht uns alle reich; die ganze Erde singt: Valleri, Vallera. Die Sonne strahlet vom Gezelt und weckt die Fröhlichkeit. Wie herrlich ist doch Gottes Welt zur schönen Frühlingszeit“. Weil die Sänger des 1. Basses zu tief in das Notenblatt geschaut hatten, konnten sie nicht auf das Dirigat des Chorleiters achten und gerieten deshalb aus dem Gleichschritt (4/4-Takt). Sie galoppierten davon, und Heinz Sistig hatte alle Hände voll zu tun, um sie wieder einzufangen.
Beim nun folgenden Lied „Frühlingsboten“ (Schneeglöcklein, Frühlingsbote), Text: A. Bieri, Bearbeitung: Jean Reinartz (1889 – 1957), präsentierte sich unser Solist Bernd Wenderdel in blendender Laune und wußte mit seinem Vortrag zu gefallen. Als letztes Volkslied gelangte „Die verschwiegene Amsel“ von Ferdinand Ris zu Gehör. Bei diesem Lied träumt jemand von seinem Schatz, als er in stiller Ruh‘ im Wald dem Gesang einer Amsel zuhört. „Als er nun da saß, sich seiner ganz vergaß, kam sein Schatz und küßte ihn so viel mal, wie Laub auf der Linde ist. Aber er muß gestehn, daß es niemand hat gesehn. Nur die Amsel könnte Zeuge sein“.
Nun zeigten die Kids noch einige moderne Tänze, die von Bernadette Dasburg einstudiert worden waren. Am Schluß der Veranstaltung wurde gemeinsam das Lied „Der Mai ist gekommen“ gesungen und musiziert.
Der Musik- und der Männergesangverein fuhren nun nach Vussem zum Junggesellenplatz, wo beim Aufstellen des Maibaums und einem kleinen Umtrunk folgende Frühlingslieder vorgetragen wurden:

1.         Zur schönen Frühlingszeit
2.         Schneeglöcklein, Frühlingsbote, Solist: Bernd Wenderdel und
3.         Süß‘ Liebe liebt den Mai.

Die Veranstaltung des Junggesellenvereins endete mit dem Mailied.
Beim Karnevalsverein, der sein traditionelles Grillfest abhielt, sang der Chor noch zwei Liedchen:

1.         Grüß Gott, Du schöner Maien und
2.         Heimat (Rauschen die Quellen im Talesgrund)
Worte: Max Steege, Musik: Ernst Hanfen.

Spätestens als das letzte Lied verhallte, war es klar, daß der MGV seine Schuldigkeit getan hatte, nämlich dem Frühlingserwachen einen kräftigen Anstoß zu geben. Das Wetter, das in den letzten Wochen gehörige Kapriolen geschlagen hatte, zeigte sich zwar heute von seiner sonnigen Seite, dennoch blieben die Temperaturen noch ungemütlich kühl. Nach einigen Bierchen und Spezialitäten vom Grill war die abendliche Frische bald vergessen, und es wurde noch lange gefeiert.

Dienstag, 6. Mai 1997

Geburtstagsständchen für Matthias Vogelsberg (50 Jahre)

Am Dienstag, dem 06. Mai, genau auf den Tag, vollendete Sbr. und 2. Vorsitzender des MGV Matthias Vogelsberg sein 50. Lebensjahr. Dazu hatte er alle Leute, die Rang und Namen hatten, ab 17:00 in die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ eingeladen.
Da er seit Oktober 1985 ununterbrochen im Rat der Stadt Mechernich tätig und außerdem Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Sport, Partnerschaften, Vereinsförderung und Feuerschutz ist, war natürlich auch viel Prominenz erschienen. Sbr. Matthias gehört der CDU Fraktion an, die ihn im Februar 1981 zum Ortsvorsteher nominierte. Er engagiert sich seitdem in besonderem Maße für die Belange seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger. Man könnte ihn fast als „Mann für alle Fälle“ bezeichnen. Deshalb war auch das gemeine Volk erschienen, sprich Untertanen, die ihrem Häuptling Glück- und Segenswünsche entboten.
Nach dem plötzlichen Tod vom Bürgervereinsvorsitzenden Josef Luxen 1984 wurde er zum Nachfolger gewählt. Außerdem ist er Vorsitzender des TSV Feytal. In jüngster Zeit wurde er als Geschworener bzw. Schöffe benannt. Dieses Amt nimmt dem gelernten Dreher, jetzt Bediensteter bei der Bundeswehr in Mechernich, viel Zeit in Anspruch, so daß seine anderen Posten, wie z. B. beim MGV, viel zu kurz kommen.
Der MGV war natürlich auch präsent und gratulierte dem Jubilar anläßlich seines runden Geburtstages mit den Liedern:

1.         Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein?
2.         Ein kleines Malheur und
3.         Wir kamen einst von Piemont und wollten weiter nach Lyon.

Alle Lieder gelangten ohne Notenblatt zum Vortrag. Das dritte Lied hatte Premiere und wurde teils in französischer Sprache gesungen. Zwischendurch hatte der Vorsitzende Willi Schütt gratuliert und ein Geschenk überreicht. Da die Hütte mittlerweile rappelvoll geworden war, mußte auf weitere Vorträge verzichtet werden. So ging man zum gemütlichen Teil über, ließ sich das Bier, die belegten Brötchen und die köstliche Gulaschsuppe munden. Es wurde eine feuchtfröhliche Angelegenheit, die erst weit nach Mitternacht endete.

Donnerstag bis Sonntag, 08. – 11. Mai 1997

Betreuungsfahrt nach Schleswig-Holstein (Mehrtagestour)

Nachdem die Mehrtagestour des MGV 1892 Vussem bisher in den Süden führte, war es 1997 an der Zeit, nördlichere Gefilde zu erkunden. An Christi Himmelfahrt (auch bekannt als Vatertag) war es soweit. Ein vollbesetzter Reisebus der Fa. Schäfer mit unserem bewährten Fahrer Hubert Tillenburg startete fast pünktlich zur Fahrt in die Holsteinische Schweiz. Der Bus stoppte bereits das erste Mal in Breitenbenden und zwar aus einem angenehmen Grund. Hier warteten nämlich Sbr. Bernhard Mießeler und Frau, die in diesem Jahr nicht teilnehmen konnten, um der Busmannschaft eine alkoholische Stärkung mit auf den Weg zu geben. Weiter ging es Richtung Autobahn.
Nachdem Willi Schütt die Teilnehmer der Fahrt begrüßt hatte, freute man sich bereits auf das Frühstück. Dies erforderte jedoch noch etwas Geduld. Gegen 10:30 fuhr unser Fahrer eine Raststätte bei Münster an. Hier gab es dank der Vorsorge von Hans Klinkhammer ein umfangreiches Sektfrühstück. Nach diesem gelungenen Auftakt ging es mit Gesang weiter Richtung Norden.

Da abzusehen war, daß der Bus schneller als erwartet sein Ziel erreichen würde, schlug unser Busfahrer einen Abstecher nach Hamburg einschließlich Hafenbesichtigung vor. Auf dem Weg zum Hafen bekam man einen Eindruck von der Größe dieser interessanten Stadt.

Kurz vor Erreichen des Hafengebiets waren Nostalgie (siehe Hans Albers) und ein Hauch von Verruchtheit angesagt: Wir passierten die „Große Freiheit“ mit „Reeperbahn“ und „Davidswache“. Leider musste dann die Hafenbesichtigung entfallen, da wegen eines großen Stadtfestes alle Parkplätze im Einzugsgebiet des Hafens besetzt waren.
Also ging es direkt weiter zum eigentlichen Reiseziel Bad Segeberg-Strenglin. Strenglin ist ein kleiner, idyllischer Ort mit den für diese Gegend typischen, vorwiegend reetgedeckten Bauernhäusern. Unser Quartier war die Strengliner Mühle. Schon von außen war zu erkennen, daß wir uns hier in einem gediegenen ländlichen Ambiente mit entsprechendem Komfort für die Zeit unseres Aufenthaltes wohlfühlen würden. Das erste Abendessen zeigte, daß auch an dem, was die Küche zu bieten hatte, nichts auszusetzen war. Nach dem Abendessen gaben wir Sangesbrüder einiges aus unserem Repertoire zum Besten. Anschliessend sorgte Werner Borker mit seiner „Quetsch“ für einen stimmungsvollen Abend.
Am nächsten Tag standen die Besichtigung von Laboe und eine Fünf-Seen-Rundfahrt auf dem Ausflugsprogramm. Zu Beginn der Fahrt stellten wir fest, daß nicht nur alle Wege nach Rom führen, nein, sie führen auch nach Strenglin. Nachdem wir zweimal erstaunt blickende Bauern, die auf dem Feld arbeiteten, und begeistert winkende Gäste der Strengliner Mühle passiert hatten, verließ sich unser Fahrer nicht mehr auf Fahranweisungen der Reiseteilnehmer sondern auf die Beschilderung des zuständigen Straßenbauamtes. So erreichten wir bei schönem Wetter am frühen Mittag den an der Kieler Förde liegenden Badekurort Laboe. Je nach Interesse besichtigten wir das Marine-Ehrenmal und das am Strand liegende Unterseeboot „U995“, welches ein Jahr vor Ende des Zweiten Weltkrieges im Eismeer eingesetzt war oder sahen uns den Ort mit Strandpromenade und Hafen an.
Bei der anschließenden Fünf-Seenfahrt, die in Plön-Fegetasche startete, war uns leider der Wettergott nicht wohlgesonnen. Es regnete fast ununterbrochen, so daß man die landschaftlichen Reize der Seenlandschaft nur ahnen konnte. Nach dieser feuchten Einlage klang der Tag dann in der Strengliner Mühle gemütlich aus.
Am nächsten Morgen waren wir Sangesbrüder bereits zur Frühstückszeit gefordert, indem wir aus voller Brust Maria Berners mit einem Ständchen zu ihrem 74. Geburtstag gratulierten. Der dritte Tag der Reise führte in die Hansestadt Lübeck. Hier beeindruckte nicht nur das offizielle Wahrzeichen der Stadt, das Holsten-Tor, sondern auch insgesamt die Lübecker Altstadt mit Rathaus und Marienkirche. Ebenso wie in Laboe bildeten sich auch in Lübeck einzelne Grüppchen, die nach Lust und Laune die Stadt erkundeten. Eine Möglichkeit hierzu war eine geführte Stadtrundfahrt mit einem Doppeldeckerbus. Auf dem offenen Deck des Busses hatte der stets gutgelaunte Hans Klinkhammer Gelegenheit, erste Erfahrungen für seine Fahrt als Hans I. auf Deck seines Wagens beim Karnevalsumzug zu sammeln.
Nach der Besichtigung von Lübeck stand Travemünde auf dem Programm. Der Aufenthalt in Travemünde wurde zu einer kurzen Schiffstour mit zollfreien Einkauf auf der Ostsee genutzt. Im Gegensatz zur Fünf-Seenfahrt schien diesmal die Sonne. Vor der Heimkehr nach Strenglin stärkten sich die meisten noch mit Kaffee und Kuchen oder geistigen Getränken.
Der letzte Abend stand wieder im Zeichen der Musik. Nach dem Abendessen trugen wir einige Lieder vor und der Abend, der für manche etwas länger dauerte, endete sangesfroh und gemütlich.
Anzumerken bleibt, daß die Heimreise ebenso gutgelaunt wie die Anreise verlief, und Heinz Sanden während der Fahrt zwar nicht die Fahne, aber den Schal von Schalke 04 in Ehren hielt.
Abschließend sei den Organisatoren dieser Fahrt ein herzliches Dankeschön für die gelungenen vier Tage gesagt.

Gez. Wolfgang Schulz

Nachtrag:
Da ich wegen akuter Krankheit verhindert war, hat dankenswerterweise Sbr. Wolfgang Schulz diesen Bericht geschrieben.

Gez. Michael Wielspütz

Anhang: Video-Drehbuch von Sbr. Bernd Wenderdel (nicht dokumentiert – Hansgeorg Voigt).

Drehbuch Ostsee-Strenglin mit MGV 1892 Vussem

Tape l           
Brötchen schmieren bei Hans Klinkhammer    
Länge 50 Sek.          

Der Tag begann mit harter Arbeit. Zu unchristlich früher Stunde hatte man mich abkommandiert zu Klinkhammers Hans, um dort mitzuhelfen, das Brötchenkontingent fürs Frühstück, das irgendwo zwischen Vussem und Ostsee stattfinden sollte, zum einen mit Butter zu versehen, mit Käse bzw. Schinken zu belegen, zum anderen zu verpacken und letztlich auch noch zu zählen war. Nachdem ich mir die richtige Reihenfolge der einzelnen Arbeitsgänge notiert hatte, nahm ich einen kurzen Einführungskurs bei Edith Pütz, die mir freundlicherweise erklärte, daß das Verletzungsrisiko eigentlich, wenn man das Messer in die rechte Hand nimmt und das Brötchen in die Linke, recht gering sei. Nur wie man dann auch noch, wenn beide Hände belegt sind, eine Scheibe Käse bzw. eine Scheibe Schinken auf das Brötchen bekommt, ohne jemanden ernsthaft zu gefährden……. na ja das habe ich mir dann selbst angeeignet. Unter den kritischen Augen von Hansens Mutter wurde nun auf Teufel komm raus geschnitten, geschmiert und belegt.
Nachdem ich das 3. Brötchen vergewaltigt hatte, bekam ich plötzlich eine Sehnenscheidenentzündung, ganz schlimm. Christiane Schneider geb. Pütz, die zwischenzeitlich auch da war (Gott sei Dank), meinte einfühlsam: „Bernd, film doch ein bisschen!“ Der Schmerz ließ abrupt nach, ich war sehr dankbar und tat, wie mir geheißen war.

Tape 2         
Treffpunkt Schulhof        
Länge 51 Sek.         
Willi Wienand

Es war nun schon unsere 3. Mehrtagestour. Nach Steinegg und Hinterzarten sollte es diesmal in den Norden Deutschlands gehen, genauer gesagt in die Holsteinische Schweiz nach Bad Segeberg-Strenglin.
Wie gewohnt traf man sich auf dem Vussemer Schulhof, die Breitenbendener Mitfahrer, Heinz Sanden modisch gekleidet mit einem Schalke-Schal, waren bereits im Bus, und da alle so ziemlich pünktlich waren, konnte die Fahrt wie geplant beginnen.

Tape 3          
Im Bus/Frühstück/Singen im Bus     
Länge 7.40 min.
Bernd Wenderdel

Nachdem im Bus Ruhe eingekehrt war, Willi Schütt alle begrüßt und ein paar Worte zur Fahrt gesagt hatte, genoß man die Fahrt und freute sich aufs Frühstück, daß wir so ungefähr um 10.00 Uhr einnehmen wollten. Auf einem Autobahnrastplatz nahe Münster hielt Hubert, und nun schlug die große Stunde von Hans Klinkhammer, dem Herrn über Kaffee und Brötchen. Apropos Hans Klinkhammer, bei dieser Gelegenheit darf man das ruhig einmal sagen: Eine Fahrt ohne Hans wäre nur halb so schön, er sorgt mit seinen Späßen für gute Laune, und die Verpflegungssituation hat er jederzeit voll unter Kontrolle. Nach ca. einer halben Stunde verließen wir den unwirtlichen Ort zwischen LKW’s und Reisebussen. Mit Gesang ging es weiter.

Tape 5    
Hamburg  
Länge 7.30 min.                     
Bernd, l W. Wienand, l Nellesen F.                 
Musik; Hamburg, altes Mädchen

Wir waren dank unseres Chauffeurs gut vorangekommen, konnten uns sogar noch eine Mittagsrast von einer 3/4 Stunde erlauben und gingen daher gerne auf sein Angebot ein, eine Fahrt durch Hamburg zu machen und dort den Hafen zu besuchen. Das Wetter war typisch hanseatisch, es regnete und eine leichte Brise trieb uns die Tropfen gegen die Scheiben unseres Reisebusses. Hamburg, für viele eine interessante, lebendige Stadt, für manche eine liebenswerte Stadt wie für Freddy Quinn, der ihr mit dem Lied „Hamburg, altes Mädchen“ eine Liebeserklärung machte.
Wir konnten nicht wissen, das heute am 8. Mai der letzte Tag eines großen Stadtfestes war, der am Abend mit einer großen Windjammerparade beendet wurde. Alle Parkplätze rund um den Hafen waren besetzt, und so machten wir kehrt und steuerten auf direktem Weg unser Tagesziel an:

Tape 6                           
Ankunft Strengliner Mühle / Rund um Strengliner Mühle                     
Bernd, l W. Wienand

Als wir um die letzte Kurve bogen, und unser Hotel, die Strengliner Mühle, vor uns lag, fielen den Verantwortlichen, die diese Reise geplant bzw. sich für dieses Hotel entschieden hatten, die ersten Steine von der Seele. Ein wichtiger Aspekt unserer Tour: das Sich-Wohlfühlen in der Unterkunft am Urlaubsort schien uns dem ersten Augenschein nach gegeben, und wenn die Zimmer diesen ersten Eindruck bestätigten, hatten wir gewonnen. Bis auf ganz wenige Ausnahmen bestätigte sich unsere Annahme. Herr Molt, der Hotelier begrüßte uns am Parkplatz und brachte die Zimmerschlüssel gleich mit, unkompliziert wurde jedem Paar ein Schlüssel ausgehändigt, und so verschwand man, nachdem man sein Abendmenü geordert hatte, die Einen im Hotel, die Anderen im Gästehaus oder in der alten Scheune.
Der kleine Ort Strenglin liegt unweit des Warder Sees und ist ein typisches Beispiel für die Ortschaften hier in der Holsteinischen Schweiz. Häuser mit weit herabgezogenen Dächern, oft mit Riet gedeckt, die Schutz boten vor den stürmischen Winden, die von der Küste her wehten.

Tape 7    
Abendessen / Singen im Hotel
B. Wenderdel, W. Wienand

Nachdem man die Klamotten sortiert und verstaut hatte und sich ein wenig frisch gemacht hatte, ging es auch schon zum Abendessen. Nach einer schmackhaften Spargelcremesuppe mit Sahnehäubchen konnte man wählen zwischen Kalbsrahmgeschnetzeltem oder Putenschnitzel. Zum Dessert gab’s Creme Stracciatella mit Früchten. Das Essen war gut und reichlich.
Danach beorderte uns unser Chorleiter, Heinz Sistig, nach vorne um mit uns einige Lieder vorzutragen. Nach der Pflicht kam dann die Kür, Sbr. Werner Borker packte seine „Quetsch“ aus und singend ging dieser erste Tag zu Ende.

Tape 8    
Laboe, Marine-Ehrenmal, Christa in Auto, Aussicht vom Turm, Museum, U-Boot, mit der Bahn durch Laboe 
B. Wenderdel, F. Nellesen, W. Wienand

Nachdem wir uns am reichhaltigen Frühstücksbuffet fit für den Tag gemacht hatten, wartete bereits der Bus auf uns, der uns nach Laboe bringen sollte. Nach einigen Verfahrern, die uns u.a. 2x am Hotel vorbei führten, erreichten wir Laboe am späten Vormittag. Zwei sehenswerte Geschichts-Monumente machten das ehemalige Fischerdorf an der Kieler Förde bekannt: Das Marine-Ehrenmal und das am Strand liegende U-Boot. Vom Turm des Ehrenmals hat man einen fantastischen Ausblick auf die Ostsee und ihr Hinterland. An den Wänden der Ehrenhalle erblickt man die Schattenrisse aller in beiden Weltkriegen gesunkenen Schiffe der Deutschen Marine. Die Flaggen der Deutschen Marine, von der Kurbrandenburgischen bis zur heutigen Bundesmarine, und Gedenktafeln verschiedener Schiffe sind im zweiten Stockwerk zu sehen. Von der Halle aus führt ein Gang hinab zur Weihehalle, einem Kuppelbau, durch dessen buntes Oberlicht nur gedämpftes Tageslicht eindringt. Das Rund der Halle ist mit den Flaggen der Kaiserlichen, Reichs-, Kriegs- und Bundesmarine geschmückt. Hier finden sich die Abordnungen des In- und Auslandes zum Gedenken der Gefallenen durch Kranzniederlegungen ein. Auf der gegenüberliegenden Seite geht es hinauf in die Historische Halle, die für Liebhaber der Seeschifffahrt alles bietet, was das Herz begehrt. Beginnend bei den Wikingern, erleben wir die Hanse-Zeit, die Zeit der kurbrandenburgischen Marine, den Zerfall des alten Reiches, das neue Kaiserreich, beide Weltkriege, die Handelsschifffahrt und die Seefischerei.
Nach diesem eindrucksvollen Rundgang durch das Marine-Ehrenmal machten wir uns auf zum U-Boot, das eine magische Anziehungskraft ausübt. U 995 wurde am 16. September 1943 bei Blohm & Voss, Hamburg, erbaut und unter Kaleu Köhntopp in Dienst gestellt. Am 25. April 1944 lief es Nach Norwegen zum Einsatz ins Eismeer aus. U-Boot-Dienst im Eismeer war wohl das härteste Kommando bei den grauen Wölfen. Insgesamt wurden bis Kriegsende 1174 deutsche U-Boote in Dienst gestellt. Davon gingen durch Feindeinwirkungen 721 Boote verloren. 28751 deutsche U-Bootfahrer blieben auf See. U 995 wurde nach dem Kriege den Norwegern überlassen, die das Boot unter dem Namen Kaura in Dienst gestellt haben, ehe es an die Bundesmarine zurückgegeben wurde. Beim Rundgang durch „Das Boot“ sollte man bedenken, daß die gesamte Zusatzausrüstung an Reservetorpedos, Lebensmittel und dergleichen fehlt. Erst die volle Ausrüstung könnte einen wirklichen Eindruck vermitteln, was die Besatzung an zusätzlichen Strapazen auf sich nehmen musste, wozu auch bei Unterwasserfahrten der Mief aus Düften aller Art zu zählen ist und der immer geringer werdende Sauerstoff in der Luft.
Einige Sänger hatten zwischenzeitlich die Möglichkeit genutzt mit einem Bähnchen durch Laboe zu fahren, andere wiederum spazierten an der Strandpromenade entlang und, da es Mittagszeit war, wurde natürlich auch gegessen.

Tape 9    
5-Seenfahrt
B. Wenderdel, F. Nellesen, W. Wienand

Jetzt wurde es auch schon Zeit, der 2. Programmpunkt, die 5-Seenfahrt wartete auf uns. Wär’n wir doch bloß an der Küste geblieben, wo die Sonne schien. Je mehr wir landeinwärts fuhren, um so mehr zog es sich zu.
In Plön- Fegetasche gingen wir an Bord und starteten zur 5-Seenfahrt. Das Hotel Fegetasche liegt am Edebergsee und war früher einmal eine Zollstation, in der den Reisenden „die Tasche gefegt“ wurde. Der bereits genannte Edebergsee war denn auch der erste See, den wir durchfuhren. Über den Schöbsee, Behlersee, Suhrer See und Dieksee ging es nach Malente-Gremsmühlen. leider spielte das Wetter nicht mit, es nieselte, und so machte keiner Gebrauch von dem Angebot, das Schiff für eine 1/2Stunde zu verlassen und sich an Land die Beine zu vertreten. Wieder am Ausgangspunkt unserer Bootsfahrt angekommen, eilten wir alle zu unserem Bus, um pünktlich nach „Hause“ zum Abendessen zu kommen. Vorher mussten wir allerdings noch eine Apotheke ausfindig machen, die ein ganz spezielles Zahnklebemittel in ihrem Angebot führte, damit Edith Pütz, der ein Missgeschick mit ihren Zähnen passiert war, jenes Abendessen überhaupt zu sich nehmen konnte. In Plön wurden wir endlich fündig und da wir mit Michel Schröteler einen versierten Handwerker an Bord hatten, der sich mit Klebern aller Art auskannte und umzugehen wusste, sahen wir den kommenden Dingen gelassen entgegen. Nach dem Abendessen saß man noch in gemütlicher Runde zusammen, ehe es zum Schlafen ging.

Tape 10 
Geburtstag M. Berners
Wenderdel, W. Wienand

Am nächsten Morgen galt es zunächst einem Geburtstagskind zu gratulieren. Maria Berners, Bertels bessere Hälfte, wurde 74 Jahre alt. Als Gesangverein gratuliert man natürlich mit einem Lied. Man ließ ein kräftiges Happy Birthday erklingen, daß die Cornflakes am Frühstücksbuffet zerbröseln ließ. Nachdem man auch noch das „Morgenrot“ zum Besten gegeben hatte, reihte man sich in die Schar der Gratulanten ein. Nach dem Frühstück fuhren wir in die alte Hansestadt Lübeck.

Tape 11 
Lübeck
B. Wenderdel, F. Nellesen, W. Wienand

Lübeck, im Jahre 1143 von Adolf II., Graf von Schauenburg und Holstein gegründet, darf neben Bremen und Hamburg den Titel „Hansestadt“ führen. Die Hanse war ursprünglich ein lockerer Zusammenschluß von Kaufleuten, die Fernhandel betrieben. Zeitweise besaß die Hanse das Handelsmonopol über den gesamten Nord- und Ostseeraum. Im Holstentor befindet sich eine Sammlung von Schiffsmodellen der Hanseatischen Schiffahrt. Lübeck war und ist die Metropole des Weinhandels in Nordeuropa. Trotz der Zerstörungen im 2. Weltkrieg ist die Lübecker Altstadt auch heute noch ein imposantes Beispiel einer mittelalterlichen Kaufmannsstadt und als Stadt der Backsteingotik einzigartig. Lübecks Holstentor, ein Befestigungsstützpunkt, der im übrigen nie einen Feind sah, wurde von 1466 bis 1477 erbaut. Von und für wen, das verkünden die in Stein gemeißelten Initialen auf der Innenseite: S. P. Q. L. Das heißt zu deutsch: Der Senat und das Volk Lübecks. Das Haus der Schiffergesellschaft an der Breiten Strasse wurde 1535 gebaut. Im Innern ist die große Dielenhalle mit der reich beschnitzten und farbig bemalten Holzdecke und den prächtigen Schiffsmodellen besonders sehenswert. Man sitzt hier an Tischen, deren Platten einst als Decksplanken die 7 Weltmeere besegelt haben, bevor sie hier zum Stammtisch wurden. Ebenso beeindruckend das Rathaus, der Gewölbekeller stammt aus dem 13. Jahrhundert. Einen eher nüchternen aber gewaltigen Eindruck vermittelt die Marienkirche in der Nähe des Rathauses, sie ist mit ihren über 120 m hohen Türmen, einer Mittelschiffhöhe von 38 m neben St. Marien in Danzig die größte und höchste Kirche im Ostseeraum. Kleiner, aber eigenartig berührend, nicht zuletzt durch das in einem Seitenschiff befindliche Rettungsboot der „Pamir“, die am 21.9.1957 in einem Hurrikan kenterte, stellt sich die Jakobikirche an der Breite Straße dar.
Es hatten sich nach unserer Ankunft am Busbahnhof einige Grüppchen gebildet, die je nach Lust und Laune die Erkundung von Lübeck in Angriff nahmen. Da Peter Dreesen unbedingt einen ausgeben wollte, schlossen sich Werner Borker und ich ihm an. Im Hause der Schiffergesellschaft, daß wir, weil es uns so gut gefiel, gleich 2x besuchten, gab’s dann Matjes, Bier und einen Klaren. So gegen Mittag kamen wir wieder am Busparkplatz an und setzten unsere Fahrt fort.

Tape 12
Travemünde/Ostsee
B. Wenderdel, W. Wienand, F. Nellesen

Wir hatten heute Glück mit dem Wetter, und als wir die MS „Sven Johannsen“ betraten, die in Travemünde an der Prinzenbrücke an der Reede lag, schien sogar die Sonne. Die kurze Fahrt auf der Ostsee, die auch zum zollfreien Einkauf genutzt wurde, führte uns u.a. auch an der Passat, dem ehemaligen Schulschiff der Bundesmarine, vorbei. Hungrig von der Seeluft kamen wir an unseren Ausgangspunkt zurück, um dort in einem der vielen Strassencafes auf die schnelle noch einen Kaffee zu trinken. Ein Stück Kuchen durfte auch nicht fehlen. Die Bedienungen waren allerdings völlig überfordert. Die Zeit rann uns davon, der Kaffee war kalt und der Kuchen war immer noch nicht da. Kurz bevor wir gehen wollten kam er dann. Um nicht zu spät zum Bus zu kommen, wurde jetzt Schwerstarbeit geleistet. Die Klugen hatten nur ein Stück Kuchen geordert und bekamen die Sache gerade noch so in den Griff.
Pünktlich kamen wir am vereinbarten Treffpunkt an, wo uns Hubert mit dem Bus abholte. Wir machten uns gut gelaunt auf den Rückweg, hatten wir doch noch einen schönen Abend vor uns, bevor wir uns morgen wieder auf den Heimweg machen mussten.
Nach dem Abendessen ließ Heinz seine Crew zum Gesang antreten. Es wurde ein gemütlicher Abend, der spät in der Nacht endete. Da morgen keine Programmpunkte mehr anstanden, konnte man ja im Bus fehlenden Schlaf nachholen.
Am anderen Morgen hieß es dann Abschied nehmen von Land und Leuten der Küste und Holsteinischen Schweiz. Wir haben uns hier in der Strengliner Mühle wohl gefühlt und wir hatten schöne Tage hier. Vielleicht kommt der Ein oder Andere mal wieder.

Gez. Bernd Wenderdel

Samstag, 31. Mai 1997

Konzert aus Anlaß des 105jährigen Bestehens des MGV 1892 Vussem.

Der MGV konnte am Wochenende sein 105jähriges Bestehen feiern. Bei dem gut besuchten Konzert „Im Haus“ (Feldenkraiszentrum, ehemaliges Gasthaus „Margaretenhof“) präsentierte er abwechselnd mit dem belgischen Gastchor aus Recht bei Sankt Vith ein breites Spektrum, vorwiegend aus Volksliedern, die überwiegend von neuzeitlichen Komponisten stammten.
Der MGV eröffnete mit dem Marsch „Frei Weg“ von Peter Arenz, Bearbeitung für Männerchor mit Klavierbegleitung von Jakob Christ, das Konzert. Udo Greuel untermalte dieses Frühlingswanderliedchen gekonnt am Flügel, so daß ein adäquater Vortag zustande kam.
Nun ergriff der Vorsitzende das Wort bzw. das Mikrofon und begrüßte die zahlreichen Gäste, die von nah und fern gekommen waren. Auch die Ehrengäste Pastor Sobieszczyk, Pastor Frohn, der Ehrenvorsitzende Hans Pesch sowie Geschäftsführer Udo Meurer vom Sängerkreis Schleiden und die beiden Ortsvorsteher von Vussem und Breitenbenden wurden besonders herzlich begrüßt. Beim Willkommensgruß des Gastchores wurde kräftig applaudiert. Klaus Reddig führte nun professionell durch das Programm, für das Chorleiter Heinz Sistig verantwortlich zeichnete.
Mit dem Lied des Montanarachores „Die Seen im Land der Berge“ wurde das Konzert fortgesetzt. Man könnte diesen Text auch auf die Eifelmaare beziehen, das würde dann so heißen: „Die Maare im Land der Berge verzaubern unserer Welt; so klar und rein bewacht von Himmelszelt. Diamanten in den Bergen, niemand hat sie gezählt“.

Nun wurden zwei Heidelieder zu Gehör gebracht:

1.         Über die Heide, Text: Franz Peter Kürten, Musik: Hansjakob Heuken.

Dieses Lied wurde in freier Bewegung, innig und zart vorgetragen.

2.         Wenn abends die Heide träumt, Tangolied für Männerchor, Text: Ernst Nebhut, Musik: Walter Jäger, Chorsatz: Johannes Menskes.

In diesem Lied träumt jemand unter Tränen abends in der Heide von verlorenem Glück, und es erfasst ihn ein Sehnen. Er denkt daran, wie schön es war an einem Sommertag, als sie Hand in Hand so selig durch den Rosenhag gingen, als wäre es ein Zauberland.

Nun folgten zwei Seemannslieder:

O Bootsmann, von Hannes Kraft, Satz: Bernhard Weber.

Die Seemänner sind ungeduldig. Sie fragen den Bootsmann, wann gehen wir endlich in See, und wo geht die Reise eigentlich hin? Wie weit ist es wieder bis nach Haus? Der Bootsmann gibt zur Antwort: „Wenn hoch am Mast die Flaggen wehn, die Mädels all am Ufer stehn, dann gehen wir in See. Das Ruder hält der Steuermann, der Käpt’n gibt den Kurs uns an, da geht die Reise hin. Für den einen nah, für den anderen fern, am Himmel leuchtet ein heller Stern, so weit ist’s bis nach Haus“. Somit hat er alle Fragen beantwortet.

Rolling Home, Worte und Weise aus der Seeschifffahrt mündlich überliefert. Satz: Heinrich Paulsen.

Solist Heinz Sistig wusste mit diesem ursprünglich englischen Seemannslied in norddeutschem Dialekt zu überzeugen. Begleitet wurde er dabei von Udo Greuel mit Akkordeon und dem Chor. Verstehen konnte dieses Kauderwelsch nur Sbr. Werner Borker, der ja aus Norddeutschland stammt.
Es folgte nun „Lieder, so schön wie der Norden“, Text: Irma Holder, Musik: Jean Frankfurter, Chorsatz: Karl-Heinz Steinfeld. Dieses Lied, mit Halbplayback gesungen, erzählt vom schönen Norden, von blühender Heide, von Deichen, Inseln und Strand, von Ebbe und Flut und von Menschen, die fröhlich zu leben verstehen. Bei Korn und Bier und einem Schifferklavier hat dieses endlose Land so manchen zum Sänger gemacht (siehe Sbr. „Locke“). Auch wenn das Plattdütsch nicht jeder versteht, weiß man doch, woher der Wind weht. Die Menschen sind manchmal so rauh wie der Wind, doch ihr Herz ist so weit wie das Meer. Bei einem Glas Rum wird geklönt und gelacht und gesungen bis tief in die Nacht.
Daß der MGV auch französisch singen kann, bewies er mit folgendem Lied: „Wir kamen einst von Piemont und wollten weiter nach Lyon“. Eine Volksweise für Männerchor, Chorsatz: Heinz Buchholz.
Piemont ist eine Region in Norditalien, an der Grenze zu Frankreich und der Schweiz, ist 25.399 km2 groß und hat 4,4 Millionen Einwohner. Die Hauptstadt ist Turin. Die südfranzösische Handels- und Industriestadt Lyon liegt an der Mündung der Saone, die in die Rhone fließt.
Drei Burschen waren es, die von Piemont nach Lyon wanderten. Im Beutel herrschte Leere. Nur einen Sou * besaßen sie. Refrain: „Sans dessous, dessous et sans devant derriere!“ „Herr Wirt bring uns ein Essen her, der Magen ist so lang schon leer! Hab noch Fleisch von ’ner alten Mähre“. Refrain (siehe oben). „Ei, bring es her und Wein dazu“. Refrain. „Herr Wirt, wir woll’n nun weitergehn, das Essen war gewiß sehr schön! Nehmt den Sou *, hab’n nicht mehr, auf Ehre“. Refrain. „Wir aber stoben fort im Nu!“ Refrain. Beim Vortrag dieses Liedes mußten auch die belgischen Sangesbrüder schmunzeln, die neben deutsch hauptsächlich französisch sprechen.

*=            Ehemalige französische Münzeinheit. Trotz Einführung der Franc-Währung 1803 hielt sich der Name als Bezeichnung für die Fünf-Centimes-Münze.

Ein dalmatinisches Volkslied mit dem Titel „Kleine Barke im Wind“ von Wilhelm Heinrichs stand nun auf dem Programm (Dalmatien ist eine jugoslawische Küstenlandschaft am Adriatischen Meer). Hier handelt es sich um zwei junge Menschen, die in einer kleinen Barke im Spiel der Wellen sich ihre Liebe gestehen. Aber niemand kann es verstehen, was sie sich sagen, denn das Meer singt seine Melodie und der Wind trägt es fort. Es wird immer so bleiben, wie es damals schon war, so wird es sein, so wie es war. Jahre sind ins Land gegangen, viele Schiffe sind hinausgefahren; unten in den Hafenstädtchen spielen kleine Kinder mit weißen Steinen am Strand, und wie es war, so wird es bleiben, eines Tages kommt das Glück mit einer kleinen Barke auf dem Meer.
Ein Trinklied mit dem Titel „Im Weinkeller“ von Robert Pappert wurde nun aufgeführt. Dieses Lied erzählt die Geschichte von einem alten Weinfass, das gut gefüllt in einem tiefen Keller liegt, und man das Ohr ans edle Holz legt und dazu ein Gläschen Wein trinkt bei Kerzenlicht. „Zu diesem alten Eichenfass führ ich die Gäste hin und klopf ans alte liebe Fass, ob noch ein Tröpfchen drin. Füll mir das Glas bis an den Rand mit reinem edlen Wein. Aus meinem alten Eichenfass trinkt man den besten Wein.“ Refrain: „Bei jedem Winzer liegt ein Fass, es lädt mein Freund, Dich ein, weil ’s Dir was zu erzählen hat bei einem Gläschen Wein“. Nach der 2. Strophe ad lib. „In vino veritas!“ (Im Wein liegt Wahrheit!).
Nach dem Bergheimatlied „Abendfrieden“, Text und Melodie: Hildegard Eckhard, Satz: Rudolf Desch, wurden zwei russische Volkslieder vorgetragen:

Petruschka, von Kurt Lissmann.

Petruschka (russischer Kosename für Peter) war ganz verliebt in Kathinka mit Haut und Haar. Als er sie küßt und sie fragt, ob sie seine Braut werden wolle, sagt sie: „Ja!“ Morgen hat sie Namenstag und sie lädt ihn zu diesem Fest ein. Es gab Wodka, Wein und Zuckerbrot. Doch Petruschka kam nicht zum Fest als Bräutigam. „Die Kathinka ärgert sich, daß er sie so ließ im Stich. O Petruschka, das war kein guter Spaß. Der Mischa kommt herbei und tröstet sie und trinkt für zwei . O Petruschka schau, nun wird Katja Mischas Frau.“

Herrlicher Baikal, Originalsatz des Montanarachores, Satz: Heinz Buchold,             Solisten: Bernd Wenderdel und Klaus Reddig.

Jahrelang schleppt ein Gefangener in Sibirien die Ketten am Bein, bis es eines Tages ihm gelang, sich zu befreien von den Ketten und Schergen. Auf einer Lachstonne will er den Baikal bezwingen. Scharfer Nordost treibt die Wellen daher. Rettung, sie muß ihm gelingen. Schilka und Nertschinsk schrecken ihn nicht mehr. Tigern und Bären ist er heil entgangen. Nimmer noch traf ihn des Jägers Gewehr. Die Bergwacht, sie konnte ihn nicht fangen. Städte umging er. Das Bauernvolk brachte ihm Brot und andere Gaben. Heimlich entwischte er in stockdunkler Nacht. Wochenlang mußte er die Taiga durchtraben. Herrlicher Baikal, du heiliges Meer, auf einer Lachstonne will er ihn bezwingen. Dazu spannt er seinen Kittel verquer. Rettung, sie muß ihm gelingen. – Der Baikalsee ist von Waldgebirgen umgeben und liegt im mittleren Südsibirien. Damit man einmal eine Vorstellung von der Größe des Sees bekommt, habe ich mir mal ein paar Zahlen notiert. Der Baikalsee hat eine Fläche von 31.500 km2, ist 650 km lang, bis 74 km breit und ist mit 1700 m der tiefste See der Erde. Er liegt 455 m ü. d. M. Hauptzufluß: Selenga; Abfluß: Angara. Er ist sehr fischreich und wird von den Baikalrobben bewohnt. Von Dezember bis Mai ist der See zugefroren. – Schilka ist durch die Vereinigung der beiden Flüsse Onon und Ingoda entstanden und ist der Quellfluß des Amur. Nertschinsk ist eine Stadt im südlichen Sibirien, gelegen an der Mündung der Nertscha, die in die Schilka fließt und hat 35.000 Einwohner.
Zum Abschluß des Konzertes stand eine Neueinstudierung auf dem Plan mit dem russischen Titel „Doswidanja heißt Auf Wiedersehen“ für Männerchor mit Klavierbegleitung, gesungen vom „Marinechor der Schwarzmeerflotte“, Text und Musik: Irma Holder / Günter Noris, Satz und Klavierbegleitung: Karl-Heinz Steinfeld.
Dieses Lied wurde vom Chor mit Halbplayback gesungen. Der begeisterte Applaus des Publikums zeigte, daß die Zuhörer von der schönen Musik und ihrer gesanglichen Darstellung mitgerissen wurden.

Als Zugabe, die die Konzertbesucher stürmisch gefordert hatten, wurde „Das kleine Malheur“ aus-wendig gesungen und vorgetragen.

Zusammen mit dem belgischen Chor, den man freundlicherweise auf die Bühne gebeten hatte, kam das schottische Volkslied „Amazing Grace*“, zu deutsch: „Zum Abschied“, zu Gehör.

*=            wörtlich übersetzt: erstaunliche oder bezaubernde Grazie (Grace: weiblicher Vorname im englischen Sprachraum).

Der Gastchor hatte auch ein ansprechendes Programm aufgeführt. Er bot den begeisterten Zuhörern einen Streifzug von sakraler Musik über romantische Chormusik, Gospelgesang, Volkslieder in vielen Sprachen bis hin zu Musicalmelodien. Am eindrucksvollsten ist mir der Zulugesang (Bantuvolk) in Erinnerung geblieben.
Das Rechter Männerquartett wurde 1959 gegründet. Von dieser Zeit wurde der Verein dirigiert von Xavier Haas, Marcel Cohnen, Kurt Lorch, Bernd Lorch und jetzt von Rainer Hilger. Präsidenten waren Fritz Thannen, Willy Müsch, Christian Margraff und Ferdy Lorch. Wir sehen, sie hatten einen enormen Verschleiß an Dirigenten und Präsidenten. Der Verein nimmt regelmäßig alle vier Jahre an den Einstufungswettbewerben der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens teil. Bei der letzten Einstufung im Jahre 1994 wurde dieser Chor durch die internationale Jury mit 70% in der zweiten Kategorie eingestuft. Das beste Ergebnis erzielten sie 1978 unter der Leitung von Marcel Cohnen mit 93% in der ersten Kategorie. Der Verein zählt im Moment 38 Sänger.
Als der brausende Applaus verklungen war, verließ man gemeinsam die Bühne, um sich an der Gulaschsuppe zu stärken und den Durst bei einem Glas Wein oder Bier zu löschen. Man kam mit den Gästen, die sehr angetan waren von der Gastfreundlichkeit, ins Gespräch. Weit nach Mitternacht wurde zum Aufbruch gedrängt, denn unsere Freunde aus Belgien hatten noch eine gute Stunde Fahrt vor sich. Winkend bestiegen sie den Bus, und man freute sich schon auf ein Wiedersehen am 07.09.97 in Recht, bei einem Gegenbesuch des MGV Vussem.

Resümee:
Hochmotivierte Sänger, ein ausgezeichneter Dirigent, begeisterte Zuhörer, Beschwingtheit und Lebensfreude waren das Fazit des erfolgreichen Chorkonzertes. Angefangen von der Auswahl der Chorliteratur über die Moderation bis hin zu den Leistungen des Chores und der sicheren Begleitung am Klavier durch Udo Greuel, wurde dem Publikum ein facettenreiches und anspruchsvolles Programm geboten, daß seinesgleichen sucht.

Dienstag, 3. Juni 1997

Geburtstagsfete von Hans Klinkhammer (49 Jahre)

Überrascht wurden die Sänger und der Chorleiter am Dienstagabend beim Betreten des Probenraums von Hans Klinkhammer, der seinen 49. Geburtstag nachträglich wegen Terminschwierigkeiten trotz fast dreimonatiger Verspätung mit den Sangesbrüdern feiern wollte.
Zum Auftakt wurde ihm ein Ständchen gesungen, was er dankend  zur Kenntnis nahm. Für Speis und Trank hatte er wiederum hervorragend gesorgt. Ein rustikales Büfett war aufgebaut, bestehend aus einem delikaten Wurstsortiment. Dazu gab es verschiedene Brotwaren, Kräuterbutter und Schmalz. Es schmeckte wie „ze Kölle“.
Sbr. Peter Gülden zapfte dazu ein frisches Bier vom Fass. Zur vorgerückten Stunde musste noch Nachschub geholt werden, was dem Kassierer gar nicht behagte. Aber nach gutem Zureden ließ er sich schließlich doch noch erweichen und rückte die Kohle raus. Udo Greuel sorgte mit seinen Witzen für Heiterkeit, so daß es ein schöner, gemütlicher Abend wurde.

Sonntag, 29. Juni 1997

Sommerfest am ehemaligen „Missionshaus“ in Vussem

„Feiern wie in Frankreich“ lautete das diesjährige Motto des Sommerfestes, das die „wohnen und pflege Heinz Sanden KG“ am Sonntag ab 10:00 rund um das Missionshaus veranstaltete. Einen Tag waren groß und klein mit den Bewohnern des Pflegeheims zu einem Fest mit vielen Attraktionen eingeladen worden. Zur Zeit sind fünfzig psychisch behinderte Menschen im Heim untergebracht. Auch sie halfen, soweit wie möglich, bei dem Fest tatkräftig mit.
Ein besonderer Höhepunkt war gewiß wieder die Kreismeisterschaft im Fingerhakeln. Wie bereits in den vergangenen Jahren war Konrad Plenk, neunfacher deutscher und bayerischer Meister, als Schiedsrichter verpflichtet worden. In zwei Gewichtsklassen ging es um Pokale. Rainer van Laak verteidigte in der Gewichtsklasse bis 80 kg seinen Titel vom letzten Jahr. Thomas Mies und Thorsten Bittner belegten die Plätze zwei und drei . Bei den Männern, die mehr als 80 kg auf die Waage brachten, bewies der Vorjahres-Zweite, Andreas Schöfer, diesmal die größte Ausdauer. Im Finale bezwang er seinen Bruder Markus. Dritter wurde Jörg Mertens.
Bei einem musikalischen Städtequiz mit dem Showorchester von Wolfgang Kompalka konnte man neben dem Hauptgewinn, einer dreitägigen Paris-Reise für zwei Personen, noch weitere interessante Preise gewinnen. Das Städtequiz gewann Frau Isolde Schäfer. Zwischendurch sorgten die beiden Künstler von „Chapeau Claque“ auf ihren Stelzen mit ihren Späßen und Kunststücken für Stimmung, während die Kinderspielwiese mit Jonglage, Riesenseifenblasen, Kinderschminken, Märchenzelt, Karussell, Kinderflohmarkt, Luftballonwettbewerb und Spieleparcours den kleinen Gästen großes Vergnügen bot. Bierpavillon, Cafeteria und Eßbuden wurden fleißig aufgesucht. Der Flötenverein Vussem mit seinem Tanzstück „Pippi Langstrumpf“, ein Porträtmaler, eine Showtanzgruppe, der Musikverein sowie der MGV Vussem rundeten mit ihren Vorträgen das bunte Programm ab.

Der MGV erfreute mit folgenden Liedern die zahlreichen Zuhörer:
1.         Wir kamen einst von Piemont
2.         Im Weinkeller
3.         O Bootsmann
4.         Die Seen im Land der Berge und
5.         Das Gorch-Fock-Lied („Weiß ist das Schiff“), mit Chorleiter Heinz Sistig am Schlagzeug und Udo Greuel mit Akkordeon.

Dieses Lied hatte Premiere. Kleine Unsicherheiten bei den Einsätzen waren zu hören. Als Zugabe kam noch „Swanee Ribber“ zum Vortrag, das auswendig gesungen wurde. Hier haperte es noch an Textschwierigkeiten, die in den nächsten Proben abgestellt werden müssen.

Schade, daß nur 19 Sänger zur Verfügung standen, so daß der Chor in den einzelnen Stimmsätzen sehr geschwächt war. In der Statistik sieht das folgendermaßen aus:
1. Tenor             6 von   9 Stimmen      = 66,66 %
2. Tenor             5 von   6 Stimmen      = 83,33 %
1. Baß                3 von   6 Stimmen      = 50,00 %
2. Baß                5 von   7 Stimmen      = 71,42 %
Chor                19 von 28 Stimmen      = 67,85 %.

Da man heute auch noch das Namenstagsfest der Apostel Peter und Paul feierte, wurde dem Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen ganz besonders herzlich von den Sangesbrüdern gratuliert. Dazu sagte er wörtlich: „Ihr kott ze spät, ich hatte nur bis Mittag Namenstag, ab 12:00 wird Paul gefeiert. Ich bringe auch keine Flasche Schnaps in die Probe mit, denn ich han schon so viele Flaschen mitgebracht, dass es für die nächsten zehn Jahre reicht“. Darüber wurde sehr viel diskutiert und geflachst. Nach allem Hin und Her ließ er sich doch noch erweichen und spendierte einige Runden. Zur Gesangsprobe brachte er auch eine Flasche Apfelschnaps mit, die auf sein Wohl geleert wurde.
Juniorchef und Sbr. Heinz Sanden war mit dem Besuch und dem Ablauf des Sommerfestes, trotz einiger Regenschauer, mehr als zufrieden.

Sonntag, 20. Juni 1997

Konzert in Heimbach ausgefallen

Die vorausgegangenen Proben ließen erahnen, daß das Kurkonzert in Heimbach ein großer Flop werden könnte. Die letzten Proben wurden im Durchschnitt von nur 18 bis 19 Sängern besucht. Sogar das Sommerfest beim Pflegeheim Sanden konnte nur mit 19 Sängern bestritten werden. Daß der Chorleiter darüber sauer war, ist allzu verständlich. Zur Erinnerung: Anfang des Jahres bemühte sich unser 1. Vorsitzender Willi Schütt redlich, um ein Kurkonzert in Heimbach zu bekommen. Drei Termine standen zur Wahl. Man einigte sich auf den 20. Juli, weil nur zwei Sangesbrüder an diesem Tag wegen Urlaubs gefehlt hätten.
Bei der vorletzten Probe vor dem Konzert am 08.07.97, woran auch nur 18 Sangesbrüder teilnahmen, stellte der Chorleiter noch einmal die Frage: „Wer kann von den anwesenden Sängern nicht am Konzert teilnehmen?“ Sage und schreibe acht Mann erhoben ihre Hände und sagten, sie seien an diesem Tag verhindert. Hinzu kamen noch einige Krankmeldungen. Dem Chorleiter blieb unter diesen Umständen gar nichts anderes übrig, als die Veranstaltung kurzfristig abzusagen. Aber so einfach war das gar nicht.
Da der 1. Vorsitzende im Urlaub weilte, mußte der Stellvertreter Matthias Vogelsberg nach Heimbach fahren, um mit dem Bürgermeister, Herrn Pütz, einen Ausweg zu finden. Die Plakate für die Aufführung des Konzertes waren schon gedruckt und aufgehängt worden. Bürgermeister Pütz bestand zuerst auf der Einhaltung des Vertrages. Dank der Überzeugungskraft des 2. Vorsitzenden einigte man sich schließlich darauf, daß der MGV Vussem im Oktober bei einer Veranstaltung mitwirken sollte.
In Heimbach konnte man einige Tage später folgendes auf den Plakaten lesen, welche mit einem großen Querbalken versehen waren: „Wegen Erkrankung des Dirigenten fällt das Kurkonzert des MGV 1892 Vussem aus“. Über diese Formulierung kann man geteilter Meinung sein. Ich hoffe, daß der Chorleiter wenigstens Krankengeld vom MGV für den Ausfall bekommen hat.

P. S.: Die Veranstaltung im Oktober wurde von den Verantwortlichen in Heimbach abgesagt.

Montag, 21. Juli 1997

Ständchen für Arnold Lingscheidt zu seinem 80. Geburtstag

Auf den Tag genau vor 80 Jahren, am 21. Juli 1917, wurde unser langjähriges inaktives Mitglied Arnold Lingscheidt in Harzheim geboren. In der Weltchronik kann man nachlesen, daß in Deutschland Krieg und große Hungersnot herrschte. Der sogenannte „Kohlrübenwinter“ ist vor allem auf die Blockade durch England zurückzuführen. Der Beginn des uneingeschränkten deutschen U-Bootkriegs verschärft die Spannungen mit den USA. Die USA erklären dem Deutschen Reich am 6.4.1917 den Krieg, einen Tag später Österreich und Ungarn. Die meisten lateinamerikanischen Staaten schließen sich an.
Bedingt durch die Hungersnot nehmen in den Orten der Eifel die Diebstähle erschreckend zu. Fast jeder Ort wurde von den Dieben heimgesucht. Sie entwendeten hauptsächlich Lebensmittel und Kleidungsstücke. Bei der Firma Girards und der Schneidmühle (Hammer) wurden unter anderem die Treibriemen gestohlen. Man sieht, es war eine erbärmliche Zeit, in der „Ohm Arnold“ heranwuchs.
Nachdem die Tochter des Geburtstagskindes, Elfriede, den MGV eingeladen hatte, waren die Sänger gerne zum Anwesen des Jubilars gekommen, um ihn mit einem Ständchen zu überraschen. Weil es den ganzen Nachmittag geregnet hatte, waren Vorkehrungen getroffen worden, um den vielen Gratulanten und Akteuren Schutz vor dem Regen zu bieten, indem man im Hof Pavillons und Schirme aufstellte. Nach den Darbietungen des Musikvereins, trat der MGV in Erscheinung und stellte sich für die Aufführung folgender Lieder im Garten in Positur, weil das Wetter sich wesentlich gebessert hatte:

1.         Sonntag ist’s
2.         Stehn zwei Stern
3.         Das Elternhaus
4.         O Bootsmann
5.         Wir kamen einst von Piemont
6.         Rüdesheimer Wein
7.         Im Weinkeller und
8.         Amazing Grace.

Die Vorträge wurden mit viel Applaus belohnt.
Zwischendurch hatte der Vorsitzende Willi Schütt auch im Namen der Sänger gratuliert und ein Blumengebinde überreicht. Bier vom Faß wurde reichlich ausgeschenkt und serviert. Belegte Brötchen waren bereitgestellt worden. Nach der Aufforderung zuzugreifen, machte man regen Gebrauch davon. Es wurde ein schöner gemütlicher Abend, an den das Geburtstagskind mit seiner Gattin, die Sänger, sowie die vielen Geburtstagsgäste gerne zurückdenken werden.

Samstag, 9. August 1997

14:00: Brautamt für Mika Schneider und Svenja, geb. Wieder in der Pfarrkirche

Svenja Wieder trat heute mit ihrem Bräutigam Mika Schneider vor dem Traualtar. Svenja ist eine von vier Töchtern der Brauteltern Norbert und Rita Wieder. Zu diesem würdigen Anlaß hatte der Brautvater, Sbr. Norbert, die Sänger des MGV 1892 Vussem eingeladen, die mit ihrem Gesang das Brautamt verschönern sollten. Zum Einzug des Brautpaares spielte der Organist Anno Hein ein festliches Musikstück (Präludium = Vorspiel) auf der Orgel. Zur Begrüßung sprach Kaplan Hawinkels ein paar einfühlsame Worte. „Jubelt dem Herrn“ brachte nun der Chor gekonnt zum Vortrag.
Zur Einführung sprach das Brautpaar folgende Worte: „Unser Ja ist unsere Entscheidung. Unsere Erfahrungen machen uns deutlich, was unser Ja bedeutet. Vieles verunsichert unser Ja. Wir erleben, wie um uns herum Ehen totlaufen. Wir erleben, daß vielen Menschen Bindung auf Dauer als Illusion erscheint. Wir erleben, wie immer wieder behauptet wird, Heiraten sei überholt. Vieles verunsichert unser Ja: Argumente, Beispiele, Meinungen und konkrete Fälle machen uns Angst. Unsere Erfahrungen machen uns deutlich, was unser Ja bedeutet, und zwingen uns zu bedenken, was unserem Ja bevorstehen kann. Unser Ja ist gefährdet. Aber wir sagen ja zueinander. Weil uns viel aneinander liegt, sagen wir ja zueinander. Weil wir einander bereichern, sagen wir ja zueinander. Weil wir einander erfüllen, sagen wir ja zueinander. Weil ein gemeinsames Leben unsere Phantasie entfaltet, weil uns unsere Zärtlichkeit beglückt, weil wir unserer Einsamkeit entrinnen, weil wir Kinder ins Leben führen können, darum sagen wir ja zueinander. Unser Ja ist unsere Entscheidung. Weil wir unser Ja gewollt haben, haben wir auch dazu ja gesagt, daß unser Ja eine Aufgabe bleibt.“
Zum Gloria sang die Festgemeinde das Lied „Danke, für diese schöne Stunden“. Es folgte das Tagesgebet: „Guter Gott, die Liebe hat den Beiden den Mut gegeben, sich für immer in der Ehe einander zu schenken. Aber auch das Vertrauen, daß Du bei ihnen bist in jedem Augenblick ihrer Ehe. Herr, täglich entdecken sie Neues aneinander, Neues auch an ihrer Liebe. Wir danken Dir, daß sie einander haben dürfen. Erhalte ihnen ihre Liebe, auch wenn sie einander enttäuschen. Laß sie auch nicht vergessen, wenn ihre Liebe geprüft wird: Mit Dir können sie sie immer wieder erneuern.“
Die Lesung vom „Der kleine Prinz“, nach einer Erzählung von Antoine de Saint Exupèry, endete mit dem Satz: „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast!“ Diesen Satz hatte sich das Brautpaar als Vermählungsspruch zu eigen gemacht. Beim Zwischengesang wurde das Lied gemeinsam gesungen: „Wo zwei oder drei in Meinem Namen versammelt sind, da bin Ich mitten unter ihnen“.
Aus dem Evangelium nach Matthäus war folgendes zu hören: „Da kamen die Pharisäer zu ihm, die ihm eine Falle stellen wollten, und fragten: Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen?“ Jesus antwortete ihnen: „Habt Ihr nicht gelesen, daß der Schöpfer die Menschen am Anfang als Mann und Frau geschaffen hat, und daß er gesagt hat: „Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein? Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“
Nach der Ansprache erfolgte die Trauung des Brautpaares. Beim Trauversprechen gelobten sie gemeinsam ihre Treue. „Ich bete an die Macht der Liebe“ wurde jetzt, nach der Danksagung, gefühlvoll vom Chor vorgetragen. Für die Neuvermählten folgten nun die Fürbitten. Zur Gabenbereitung erklang das Lied aus dem „Gotteslob“: „Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt, dann hat Gott unter uns schon Sein Haus gebaut, dann wohnt Er schon in unserer Welt. Ja, dann schauen wir heut schon Sein Angesicht in der Liebe, die alles umfängt.“
Zum Sanctus wurde das Lied gesungen: „Heilig bist Du, Gott unser Herr“. Danach kam das „Vater unser“, vom Chor andächtig und gefühlvoll vorgetragen, zu Gehör. Zur Kommunionfeier glänzte unser Solist Bernd Wenderdel mit dem Lied: „Wenn ich ein Glöcklein wär“. Zum Schluß wurde noch einmal für Svenja und Mika gebetet: „Herr, die Beiden haben für immer ja zueinander gesagt. Das macht sie froh, das gibt ihnen Mut, auch wenn Leid oder Unglück sie bedrohen, auch wenn Enttäuschung oder Krankheit sie belasten. Sie werden beieinander sein. Sie werden zueinander stehen. Immer, Herr, ein Leben lang. Danke, Herr, für solche Liebe, die sie verbindet, die Du im Sakrament der Ehe geheiligt hast. Danke, Herr, für ihre Liebe, die sie begonnen haben, die Du vollenden willst. Herr, sei Du unsere Liebe“. Als Schlußlied sang der MGV „Das Elternhaus“.
Kaplan Hawinkels bedankte sich beim Chor für die schönen Darbietungen, auch im Namen der Neuvermählten. Daraufhin spendete die Festgemeinde rauschenden Applaus. Nach dem Segen erfolgte unter den Orgelklängen der Auszug der Hochzeitsgesellschaft.
Das jungvermählte Paar wurde anschließend mit Glück- und Segenswünschen überschüttet. Die Tanzgarde „Blau Weiß Vussem“ stand Spalier, durch das das junge Paar hindurchschreiten mußte. Brautvater Norbert hatte den Sängern ein Fäßchen Bier unter die schattenspendende Linde gestellt, wovon die Akteure dankbar regen Gebrauch machten. Nach den Zeremonien, wie Holzsägen und Babywickeln usw., fuhr das frisch vermählte Paar nach Mechernich, um im Uffzheim mit den zahlreichen Hochzeitsgästen noch zünftig zu feiern.

Sonntag, 7. September 1997

Stiftungsfest des Rechter Männerquartetts

Der MGV Vussem folgte der Einladung zum Stiftungsfest als Gegenbesuch und verband dies mit einem Tagesausflug für die Mitglieder und deren Angehörige, Teilnehmer: 60 Personen. Gegen 9:00 fuhr der Bus, alle Plätze waren belegt, ab Schulhof Vussem in die Ardennen, nämlich nach Recht bei St. Vith in Belgien. Es herrschte eine fröhliche Stimmung, wie üblich, wenn der MGV auf Reisen geht. Einige waren bereits mit dem PKW unterwegs, so auch unser Sbr. Heinz Sanden, der seinen Kombiwagen als Transporter für die Jacken der Sänger zur Verfügung gestellt hatte und somit als Garderoben-Spediteur fungierte.
Rechtzeitig zum Frühschoppen, der um 11:00 unter der Mitwirkung des Kgl. Musikvereins Mürringen begann, trafen wir dort ein. Es gab einen herzlichen Empfang, wobei die Rechter Organisatoren uns mit einem guten Ardennenschnaps empfingen. Hierbei soll es Sänger gegeben haben, die sich mehrmals zur offiziellen Begrüßung angestellt hatten und prompt auch jedesmal einen Begrüßungsschnaps erhielten.
Gegen 12:30 bat man zum Mittagessen ins Kulturhaus, wo ein gutes und reichliches Menü angeboten wurde, bestehend aus Schweineschmorbraten mit Sahnesoße, gerösteten Pellkartoffeln, Speckbohnen, gemischtem Salat sowie Joghurtcreme mit frischen Früchten. Es wurde nachgereicht bis die Mägen voll waren.

Hiernach begann um 14:00 das Konzert im Festzelt, gestaltet von:
1.         Kirchenchor St. Cäcilia Nidrun
2.         MGV 1892 Vussem
3.         Mandolinenorchester Malmedy
4.         Sankt Cäciliachor Essen und
5.         Royale Chorale Ligneuville.

Beim Auftritt des MGV Vussem, der sich mal wieder festlich in Schale geworfen hatte und in sehr guter Verfassung war, gab es einen lautstarken Applaus, der selbst unseren Chorleiter Heinz Sistig stark bewegte. Heinz Sistig begrüßte die Anwesenden und stellte den MGV kurz vor. Die Vorsitzenden tauschten Gastgeschenke aus, wonach auch der Vorsitzende des Männerquartetts Recht eine nette Ansprache hielt.

Der MGV Vussem brachte folgende Lieder zum Vortrag:
1.         Gorch-Fock-Lied
2.         Frisch in die Welt
3.         Sonntag ist’s
4.         Wir kamen einst von Piemont
5.         Rolling Home
6.         Amazing Grace und als Zugabe
7.         Im Weinkeller.

Es war mal wieder ein guter Vortrag des MGV, der alle Anwesenden sehr begeisterte, deren Applaus kein Ende fand. Der Vorsitzende aus Recht gab nochmals eine Laudatio bezüglich Vussem ab, wonach das Konzert fortgesetzt wurde. Es herrschte eine tolle Stimmung.
Ein gutes Kuchenbüfett sowie Gegrilltes und schmackhafte Getränke verschönerten den späten Nachmittag. Später wurde noch das Tanzbein geschwungen, denn eine Flotte Musik beschwingte so manchen Anwesenden. Gegen 21:00 wurde die Heimreise angetreten, wonach man gegen Mitternacht das heimatliche Vussem wieder erreicht hatte. Es war wieder ein gelungener Ausflug des MGV in Verbindung mit gesanglichen Darbietungen des Chores.

Gez. Bernhard Mießeler

P. S.:    Wegen ernsthafter Erkrankung des Chronisten hat dankenswerterweise Bernhard Mießeler diesen Bericht geschrieben.

Freitag, 19. September 1997

Gartenfest bei Sbr. Werner Borker und Ehefrau Emilie, geb. Theisgen anläßlich ihres 60. Geburtstages. Beginn: 18:30

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Milli, die schon am 9.3.97 60 Jahre jung geworden war, feierte Sbr. Werner, auch liebevoll „Locke“ genannt, sein 60. Wiegenfest, obschon sein eigentlicher Geburtstag erst am 22. September ist, aber wegen Terminschwierigkeiten (u. a. Kirmes in Vussem) vorverlegt werden musste.

Biographie des Jubilars:
1937 war ein Spitzenjahrgang. In diesem Jahr wurden in Deutschland 1.277.046 Babies geboren. Eins davon war Werner. Er wurde am 21.9.1937 in Versen bei Meppen geboren, mit blonden Haaren, klaren Augen und wachen Ohren. Als Kind war er  immer recht munter und krekel, was soviel heißt wie: fidel und krall. Im September 1943 begann die Schulzeit. Bedingt durch den Krieg fiel der Unterricht öfter aus. Mit fünf Geschwistern (3 Mädchen und mit ihm 3 Jungen) wächst er auf und reift trotz der schwierigen Nahrungsbeschaffung, die die Kriegsjahre mit sich bringen, zu einem jungen, starken Mann heran.
Am 1. April 1952 beginnt er eine Lehre beim Schmiedemeister Lohe in Wesuwe. Sein Bruder Heinz ist hier schon als Geselle tätig. Ihm stibitzt Werner des Öfteren das Motorrad und braust damit durch die Gegend. Nach drei Jahren Lehre schafft er den Gesellenbrief als Schmied mit der Note 2. Beim Bauern hilft er in der Landwirtschaft aus, aber nur deshalb, weil der Landwirt eine schöne Tochter hat, die ihn in Sachen „Liebe“ aufklärt. Trotzdem befriedigt ihn die Arbeit nicht. Es zog ihn in die Ferne um Arbeit zu suchen. Das Schicksal nahm nun seinen Lauf. 1957 landete er schließlich in der Eifel.
Bei der Fa. Backhaus aus Paderborn, die in Eiserfey die Hauptstraße instand setzt, findet er als Bagger- und Raupenführer Arbeit und Brot. Bei Familie Theisgen bekam er eine schöne Unterkunft. Schnell hatte er herausgefunden, daß die Gastgeber eine hübsche Tochter mit Namen Milli hatten. Kurze Zeit später hatten sie sich ineinander verliebt. Da er das Schmiedehandwerk ja erlernt hatte, konnte er seinem zukünftigen Schwiegervater, der eine eigene Schmiede betrieb, zur Hand gehen. Nach kurzer Verlobungszeit traten sie 1958 in den Ehestand. Bald stellte sich der Nachwuchs ein. Es war ein Mädchen. Sie gaben ihm den Namen Heike.
1959 wurde er zur Bundeswehr eingezogen und als Pionier ausgebildet. Nach der Bundeswehrzeit kann er sich beruflich verbessern, und er beginnt, nachdem er einige Zeit als Schaber gearbeitet hatte, bei der Fa. Dörries in Vussem eine Umschulung zum Dreher. Hier lernte er u. a. auch den heutigen Chronisten des MGV kennen, der ihm nicht nur Tips beim Drehen gab, sondern auch das Singen im Chor schmackhaft machte. Da ihm der Beruf als Dreher nicht sonderlich zusagt, wird er, nachdem man in der Montage händeringend Monteure sucht, in dieser Berufssparte ausgebildet. Nun muss er in fremde Länder ziehen, um die großen und kleinen Werkzeugmaschinen (Senkrechtdrehmaschinen) aufzustellen und in Betrieb zu nehmen. Dabei lernt er als Weltenbummler viele Länder wie Afrika, Südamerika, Rußland, Schweden, England, Frankreich, Polen und Italien kennen, um nur einige zu nennen. Nach etwa 27 Jahren gibt er, inzwischen zum Obermonteur ernannt, das Vagabundenleben auf. In dieser Zeit musste er auch der Chormusik entsagen. Bei den vielen Auslandsmontagen hatte er sich ein Rückenleiden zugezogen. Deshalb werden ihm in der Firma leichtere aber nicht minder schwierige Aufgaben zugeteilt, die er zur Zufriedenheit des Betriebsleiters löst. Nun hat er auch wieder Muße und Zeit zum Singen. Am 21.6.1994 wird er wieder aktives Mitglied. Dem Verein war er in all den Jahren durch seine Beitragszahlung treu geblieben.
Nach mehreren Bandscheiben-Operationen wird er 1996 in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Nun hat er auch Zeit für seine anderen Hobbies, wie Forellen- und Bienenzucht, gefunden. Geräucherte Forellen und Bienenhonig finden reißenden Absatz. Aber eins seiner größten Hobbies ist das Wasserrad. Nach einer dreizehnjährigen Experimentierphase ist es ihm jetzt gelungen, mit einem Generator aus Wasserkraft Strom für seinen Haushalt zu erzeugen. „Herr Borker betreibt das kleinste uns bekannte Wasserkraftwerk in Nordrhein-Westfalen“, urteilten Mitarbeiter der Kreis-Energie-Versorgung in Kall. Mitte Juni ging das Miniwerk ans Netz. So deckt Sbr. Werner mit der Energie aus Wasserkraft nicht nur den Strombedarf in seinem Haushalt, sondern lieferte in den ersten zehn Tagen 108 kW ins öffentliche Netz. Ihm wurden dafür 16,47 DM erstattet. Aber kurz darauf brach eine Antriebsachse der über 100 Jahre alten Anlage. Werner war am Boden zerstört. Aber er bekam moralische Unterstützung von seiner Gattin. Mit neuem Mut besorgte er sich eine neue Welle, baute sie selbst innerhalb von zwei Tagen ein, um schnellstens wieder ans Netz gehen zu können. Der Generator hatte gerade eine Leistung von drei kW. Werner kann die Leistung nur gut zur Hälfte ausnutzen, da der Wasserzufluss des Hauserbaches einfach zu gering ist. Die Anfangsprobleme bestanden darin, daß Generatoren, die 3000 bis 3500 Umdrehungen verlangten, von dem langsam drehenden Wasserrad nicht auf Touren gebracht werden konnten. Nachdem Werner einen Konstrukteur gefunden hatte, der auf langsam laufende Generatoren spezialisiert ist, reichen jetzt fünf Umdrehungen des 4,60 m großen und 1,50 m breiten Wasserrades pro Minute aus, um über Umlenkrollen und Wellen auf die Endgeschwindigkeit von 750 Generatorumdrehungen zu kommen. Das Rad besitzt 44 Schaufeln. Eine Schaufel fasst 128 Liter. Der Antrieb zum Generator erfolgt über Riemen. Für die Einspeisung des Minikraftwerks ins öffentliche Netz sorgten Monteure der KEV.

Zum Gartenfest:
Schon seit einigen Wochen hatte Sbr. Werner die Einladung zum Gartenfest in Verbindung mit dem bevorstehenden 60. Geburtstag eigenhändig an die Tafel im Proberaum geschrieben. Wir, die Sangesbrüder, sind dieser Einladung gerne gefolgt, um in der schönen Idylle rund um das Wasserrad und der herrlichen Teichanlage mit unserem Gesang das Geburtstagsfest etwas zu verschönern.
Aus diesem freudigen Anlaß hatte der Jubilar ein großes beheiztes Festzelt im Garten aufgebaut, um die zahlreichen Gäste unterbringen zu können. Zum Glück spielte das Wetter mit, denn es war ein herrlicher Tag, wenn auch die Kühle des Abends den nahenden Herbst ankündigte. Die Nachbarschaft begann die Geburtstagsfeier mit einem Liedchen, das extra für Milli und Werner zu ihrem runden Geburtstag nach der Melodie vom „Nieres“ (hochdeutsch = Werner) von Michael Linden komponiert worden war, und das ich Euch nicht vorenthalten darf:

„Dat Milli on och der Werner, die fiere Jeburtsdaach höck.
Se han os enjelade, nee, wat han mir bloß für e Jlöck!
Wenn die Jeburtsdaach fiere, dann öss ömme schwer jet loss.
Da wit ze Pott jetiet, ejal, wat et och koss.
Da jet et och düchtig ze drönke, och Bier on Weng.
Dat könne mir Üch kaviere, da luren die net op ene Scheng.
Se könne et sich jo och leiste, zönk Werne sich selefs määt de Strom.
Dat Wasserrad öss wie ene Joldösel, dat määt ön noch autonom.
On och en punkto Ernährung, wit her möt de Zitt autark:
Möt Honesch on Forelle verdeent her Mark für Mark.
Su bruch me sich net ze schiniere, wenn et enem he om Feß jot schmäät,
denne zwei, do semme os seche, dat richtig Freud da määt.
Doch wolle me iesch jratuliere on wönsche Jesonkheet on Jlöck
on Jeld on Jot on Ihre, on net de Pittemaachflöck.
Zom Schluß sollt Ihr all möt os maache ene Hochruf, dann öss et jenooch:
Milli on Werne solle lövve, hoch, hoch, jo drejmol hoch!“

Für diesen gelungenen Liedvortrag gab es reichlich Applaus. Mit dem Lied „Im Abendrot“ von Franz Schubert begann der Chor sein Ständchen. Danach überbrachte der Vorsitzende die Glück- und Segenswünsche des Vereins und überreichte ein Geschenk. Zur Freude der Jubilare und Gäste wurden folgende Lieder zu Gehör gebracht:
1.         Die Seen im Land der Berge
2.         O Bootsmann
3.         Grüß mir die Reben.

Anschließend bedankte sich der Jubilar bei den Akteuren und den Gästen für ihr Erscheinen und die schönen Darbietungen und eröffnete gleichzeitig das reichhaltige Büfett, das im Vorzelt aufgebaut war. Daran grenzte die Theke, von wo aus die Gäste mit Getränken versorgt wurden. Ein Baumstamm, der mit der Motorsäge über Kreuz aufgeschlitzt und mit Petroleum durchtränkt war, warf gespenstisch seine lodernden Flammen in die aufkommende Dunkelheit. Der Garten war mit zahlreichen Lampions und Lichtern illuminiert, deren Strom vom Wasserrad erzeugt wurde.
Nachdem man genüsslich und ausgiebig gespeist hatte, gelangten noch die Lieder

1.         Wir kamen einst von Piemont
2.         Im Weinkeller und
3.         Abendfrieden (Die Nacht),
zum Vortrag.

Für die Überraschung des Abends sorgte ein Trio aus Belgien, das mit seiner Blasmusik zu überzeugen wusste. Weil er den Pfad verfehlt hatte, bekam ein Sbr. nasse Füße, als er zur vorgerückten Stunde auf dem Nachhauseweg den Bach durchquerte. – Mit dem alten Faust-Bekenntnis „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein“ konnten wir einige frohe Stunden in der schönen Natur erleben und genießen. Dafür möchte ich mich, auch im Namen der Sangesbrüder, herzlich bedanken.

Samstag, 25. Oktober 1997

Dankgottesdienst für das Silberpaar Hans Nellesen und Frau Friederike, geb. Fuchs um 18:00 in der Kapelle zu Breitenbenden. Anschließend Ständchen in der Gaststätte „Zum Krebsbachtal“, Inhaber: Walter Pütz

Vor dem Dankgottesdienst war eine Ansingprobe um 17:20 in der Leonardus-Kapelle in Breitenbenden angesetzt worden, um hauptsächlich das neu einstudierte Chorwerk „Ave Maria“ von Franz Schubert mit Chor und Begleitung in Einklang zu bringen. Dicht gedrängt stand man Seite an Seite auf der kleinen Orgelempore. Einige Sangesbrüder bekamen Platzangst und machten sich mit den Ellbogen etwas Luft, so daß aber noch Tuchfühlung mit dem Nebenmann bestand. Chorleiter Heinz Sistig rückte man derart auf die Pelle, daß er rückwärts ausweichen und die Kniebank besteigen musste. Von hier hatte er den besten Überblick, obwohl, wie er sagte, keine Berührungsängste bestanden hätten.
Bernhard Fuchs betätigte nun die herabhängenden Glockenseile, um durch das Geläut die Gläubigen zum Gottesdienst zu animieren. Das hatte wiederum zur Folge, daß die Fliegen, die sich schon im Winterschlaf befanden, aufwachten und in Scharen über die Köpfe der Sänger hinwegschwirrten. Das sollte sich später bei einigen Sangesbrüdern negativ auswirken, da einige Notenblätter zusätzliche punktierte Viertel und Achtel erhielten, die vom Fliegendreck herrührten. Eine gut polierte Glatze eines älteren Sangesbruders diente als Start- und Landebahn und war mit schwarzen Punkten übersät. Man hielt dies für neu sprießendes Haar. Bei näherem Hinsehen und Reiben wurde man aber eines besseren belehrt, denn es war die Hinterlassenschaft der Fliegen, die sich auf diese Art für die Störung ihres Schlafs rächten.
Nun war es soweit, die Messe konnte beginnen. Zum Eingang des Dankgottesdienstes sang der Chor „Jubelt dem Herrn alle Lande“. Die Messe wurde zweispännig gelesen, nämlich von Subsidiar Dorpinghaus aus Wachendorf und Pastor Sobieszczyk aus Vussem. Der Priester Dorpinghaus begrüßte das Jubelpaar und die große Gästeschar auf das Allerherzlichste und sagte sinngemäß: „Als Ihr liebes Silberpaar, Euch vor 25 Jahren vor dem Altar die Hand zum Lebensbunde reichtet, da begleiteten Euch die herzlichen Wünsche aller jener Freunde, die beim Fest der Grünen Hochzeit Eure Gäste waren. Die Eltern gaben Eurem Bund den Segen. So mancher, der damals fröhlichen Herzens sein Glas erhob, ist inzwischen dahingegangen. Wenn Ihr nun heute auf die 25 Jahre gemeinsamen Lebensweges zurückblickt, so werdet Ihr Euch daran erinnern, daß auf ihm Sonnenschein mit Wolkenschatten wechselten, jene Wolkenschatten, die schwere Zeiten und sorgenvolle Tage mit sich bringen. Doch wir wollen in diesem Dankgottesdienst, der ja auch der Festtagsfreude geweiht sein soll, vor allem der Sonnentage gedenken, die Ihr in Treue Hand in Hand durchwandertet. Geteilte Freude ist doppelte Freude, das hat die Erfahrung in Eurem Eheleben bestimmt immer wieder bestätigt. Aber es liegt nun einmal im Charakter jedes vorwärtsstrebenden Menschen, nicht nur zurück, sondern auch vor allem vorwärts zu blicken. 25 weitere Jahre liegen nun vor Euch, und wir wünschen Euch für diese Wegstrecke von Herzen alles Gute und hoffen, daß Ihr die Goldene Hochzeit noch in Rüstigkeit und Frische erleben dürft“.
Aus dem „Gotteslob“ wurde nun das Lied Nr. 892 gesungen: „Ein Danklied sei dem Herrn“. Zum Gloria erhob der Chor seine Stimme und ließ das Lied „Ehre, Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe“ erschallen. Das Evangelium vom blinden Bartholomäus beeindruckte sehr. Trotz seiner Behinderung war er ein gottesfürchtiger Mensch, der ja Gottes Wort hören konnte.
Die Kollekte am heutigen Weltmissionstag wurde für die in China lebenden Christen bestimmt. 12 Milliarden Menschen leben in China, aber nur 12 Millionen Christen. Diese Minderheit wird zwar toleriert, muss aber mit vielen Nachteilen fertig werden.
„Wir glauben Herr, wir glauben“, Nr. 913, wurde von der Organistin Liesel Fuchs geb. Schloßmacher auf dem Harmonium angestimmt und von der Festgemeinde mitgesungen. Zur Gabenbereitung spielte sie das Lied Nr. 41: „Wenn das Brot, das wir teilen“. Zum Sanctus wurde gefühlvoll vom Chor aus der Schubertmesse „Heilig, heilig, heilig“ vorgetragen. Bei den Vorträgen des Chores glänzte der kleine Enkel des Jubelpaares, Dominik, mit seinem Zwischengesang: „Ja, ja, ja“ usw. Ihm war es langweilig geworden. Zum Agnus Dei wurde das Lied Nr. 927 „Wahrer Leib sei uns gegrüsset“ erklingen lassen.
Nun war alles gespannt auf die Neueinstudierung „Ave Maria“ von Franz Schubert, Bearbeitung und Chorsatz: Heinz Niehaus. Dieses Lied hatte der Jubilar sich gewünscht und war für den Chor eine Herausforderung. Bei den Proben hatte man manchmal Zweifel, ob dieses Chorwerk überhaupt jemals aufgeführt werden könnte. Aber durch die sichere Begleitung von Udo Greuel auf seinem Keyboard gab er dem Chor den nötigen Halt, und die Aufführung konnte sich hören lassen, was uns die Zuhörer im Nachhinein bestätigen konnten. Als Schlusslied sang der MGV noch das berühmte Chorwerk von Bortnjanskij, Bearbeitung: Josef Schwarz: „Ich bete an die Macht der Liebe“, das glänzend vom Chor interpretiert wurde.
Subsidiar Dorpinghaus bedankte sich bei den Akteuren für die schönen Darbietungen, machte noch einmal auf die Pfarrgemeinderatswahlen aufmerksam und wünschte dem Jubelpaar und den Gästen noch einen schönen Abend.
Anschließend begaben sich die Sänger zur Gaststätte „Zum Krebsbachtal“, um dem Silberpaar mit einem Ständchen der folgenden Lieder seine Reverenz zu erweisen:

1.         Abend im Gebirge
2.         O Bootsmann
3.         Die Seen im Land der Berge
4.         Rolling Home, Solist: Heinz Sistig und
5.         Amazing Grace.

Der Vorsitzende hatte zwischendurch gratuliert und ein Geschenk überreicht. Nachdem sich der Jubilar, auch im Namen seiner Frau, bedankt hatte, lud er die Sänger noch zu einem kleinen Umtrunk und Imbiss neben dem Schankraum ein. Da einige Sangesbrüder noch anderweitigen Verpflichtungen nachkommen mussten (Kegeln, Geburtstagsfeier usw.), wurde es nur ein kurzer Aufenthalt, so daß keine besonderen Vorkommnisse zustande kommen konnten.

Sonntag, 16. November 1997

Volkstrauertag in Vussem und Breitenbenden

Die Biotonnen, Komposthaufen und Dachrinnen füllen sich jetzt mit Laub, das in wenigen Monaten zerfallen sein wird und Nährboden bildet für neues Tier-, Pflanzen- und Menschenleben. Der Kreislauf der Natur nimmt seinen Weg. Mitten in diesem Vergehen der Natur begehen wir den Volkstrauertag und gedenken gleichzeitig der vielen Kriegstoten. Wie Laub sind sie gefallen, manche noch frisch und jung.
Bundesweit wird dieser Volkstrauertag begangen, so auch in Vussem und Breitenbenden. In Vussem setzte sich der Trauerzug um 9:30 in Bewegung, angeführt von der Freiwilligen Feuerwehr. Es folgte die Blasmusik, die einen Trauermarsch von Chopin spielte, dahinter der MGV und eine kleine Schar der Vussemer Bevölkerung (25 Männer und Frauen, sowie drei Kinder). Am Ehrenmal legte der Bürgervereinsvorsitzende einen Kranz nieder. Mit folgenden Worten hielt er die Ansprache: „Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger von Vussem! Wir haben uns heute morgen am Ehrenmal versammelt, um der Opfer der beiden Weltkriege zu gedenken. Die Gemeindevertretung in einem nordhessischen Dorf hat beschlossen: Ab sofort feiern wir nicht mehr den Volkstrauertag. Die Feierstunde am Ehrenmal fällt aus, ein allgemeiner Aufruf im Gemeindeboten genügt. Schließlich gibt es wichtigere Termine. Und die Witwen von damals sind fast ausgestorben. Warum soll man da immer neu den ‚Schnee von gestern‘ aufwirbeln?
Über die demokratisch korrekt beschlossene Entscheidung bin ich erschrocken. Haben wir ein Recht, die Trauer über das, was war, einzustellen? Können Politiker dies für andere beschließen, weil es im allgemeinen Trend liegt? Dennoch ist der unbequeme Tag im trüben November nötig, auch 52 Jahre nach Kriegsende. Er kann uns helfen, Erinnerungen wachzuhalten und sogar neue Aspekte des vergangenen Geschehens zu entdecken. Denn sie lassen uns doch nicht los, die Geschehnisse und Bilder der Vergangenheit. Der Volkstrauertag kann uns einladen, dies auszuhalten, ja sogar dem standzuhalten, was uns niederdrückt.
Daher ist es sinnvoll und zu begrüßen, daß Bürger und Vereine im Verlauf eines Jahres immer wieder die Gedenkstätten ihres Ortes aufsuchen und Blumen und Kränze dort ablegen. Und es ist allgemeine Verpflichtung einer Gemeinde und ihrer Bürger, daß dies wenigstens einmal im Jahr in ehrendem Gedenken wie heute, am Volkstrauertag, geschieht. Darin liegt die Hoffnung auf eine Zukunft in Frieden und Freiheit für die Menschen, für alle Völker und Staaten der Welt.“
Zu dieser besinnlichen Trauerfeier leistete der MGV mit folgenden Liedvorträgen seinen Beitrag:

1.        
Motette (Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit), von Matthias Claudius (1740 – 1815); Bearbeitung: Hans Georg Nägeli.

2.        
Den Gefallenen, von Siegfried Goes (gefallen in Russland), Bearbeitung: Richard Strauß-König.

Gemeinsam mit Annemie Linden wurde nun ein „Vater unser“ und „Gegrüsset seist Du Maria“ zur Erhaltung des Friedens gebetet. Mit dem Choral „Ich hatt‘ einen Kameraden“ endete die Gedenkfeier in Vussem.
In Breitenbenden ging die Trauerfeier ähnlich vonstatten wie in Vussem. Am Ehrenmal hielt Ortsvorsteher und Sbr. Josef Kaltwasser die Ansprache sinngemäß mit folgenden Worten: „Am heutigen Volkstrauertag gedenken wir der Toten des Krieges und der Gewaltherrschaft, deren Gräber wir oft nicht kennen, die wir aber durch unsere öffentlichen Gedenkstätten ehren wollen.
Wir gedenken der Opfer von Gewalt und Krieg, Kinder, Frauen und Männer aller Völker.
Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die in Gefangenschaft oder als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk, einer anderen Rasse angehörten oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand leisteten gegen Gewaltherrschaft, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Wohl jede unserer Familien ist in der einen oder anderen Weise von Krieg und Gewalt dieses Jahrhunderts betroffen worden; Eltern, die ihre Söhne und auch Töchter verloren, Frauen, die um ihre Männer trauern, Kinder, die ohne Väter aufwachsen mussten, ganze Familien und Volksgruppen, die der Vernichtung ausgesetzt waren, und die Schar der Vielen, die überlebten, aber zeitlebens an den Folgen von Krieg und Gewalt zu leiden haben.
Und was haben die Menschen davon gelernt? Seit 1945 hat es in der Welt weit über 150 Kriege und Kriegskonflikte gegeben. Das frühere Jugoslawien in Europa und die durch militärische Gewaltausübung verursachte Massenflucht im südlichen Afrika, mit der Folge von Hunger, Seuchen und elendem Massentod auf den Straßen und in den Lagern, sind nur zwei Beispiele für regionale Großkonflikte, die auch in anderen Gebieten der Welt festzustellen sind. Deshalb trauern wir auch um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Opfer sinnloser Gewalt. Doch unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen in der ganzen Welt.“

Mit zwei Liedvorträgen, die auch in Vussem gesungen wurden, bereicherte der MGV 1892 Vussem die Gedenkfeier. Gemeinsam mit Bernhard Fuchs betete man nun für den Erhalt des Friedens. Nach dem Vortrag des Musikvereins Vussem beendete Josef Kaltwasser die Trauerfeier am Ehrenmal und wünschte allen Beteiligten noch einen schönen Sonntag.

Sonntag, 16. November 1997 (Volkstrauertag)

15:00: Gutachtersingen in der Pfarrkirche St. Nikolaus Gemünd unter dem Motto: Geistliche Chormusik

Eine besondere Atmosphäre herrschte am Sonntagnachmittag in der vollbesetzten Pfarrkirche St. Nikolaus in Gemünd, lauschten die Besucher einem doch nicht ganz alltäglichen Konzert. Mit einem umfangreichen Programm (s. u.) beteiligten sich nur acht von insgesamt 17 Chören des Sängerkreises Schleiden an diesem Gutachtersingen (s. u.).

Gutachter war Musikdirektor Ulrich Jung, Mitglied des Musikausschusses Nordrhein-Westfalen, der eigens aus Mülheim an der Ruhr in die Eifel gekommen war. Dabei galt diese Wertung nicht als Rangordnung untereinander, sondern stellte für jeden Chor anhand der Vorträge den momentanen Leistungsstand dar, der nach allgemeingültigen Kriterien wie Chorklang, Sprache, Tonsicherheit, Gestaltung und stilistische Interpretation, vom Wertungsrichter festgestellt wird.

Als vierter Chor stellte sich der MGV 1892 Vussem den kritischen Ohren des Gutachters zur Verfügung. Das Chorwerk „Die Abendglocken rufen“ stand als erster Vortrag auf dem Programm. Es wurde komponiert von Franz Abt, geb. am 22.12.1819 in Eilenburg/Sachsen, gest. am 31.3.1885 in Wiesbaden; verkehrte u. a. mit Robert Schumann*, Felix Mendelssohn-Bartholdy** und Albert Lortzing***. Er komponierte zahlreiche Klavierlieder und Chorwerke.
Weil bei den Proben immer zuerst das „Ave Maria“ gesungen wurde, waren die Notenblätter in dieser Reihenfolge in die Notenmappen eingeordnet worden. Das hatte zur Folge, daß einige Sänger das falsche Notenblatt zur Hand hatten. Dies fiel natürlich bei der Tonangabe des Chorleiters auf, und man wechselte schnellstens die Partitur. Dieses Lied wurde langsam und feierlich, am Anfang und in Mittelteil ganz leise (pp) und gebunden, dann an- und abschwellend (crescendo, decrescendo), steigernd vom Forte bis zum ff, und am Schluss vom ppp bis hin zum pp ausklingen lassen. Beim Text: „sie kommt in ihrer Pracht“ war im 1. und 2. Baß eine kleine Unstimmigkeit zu hören.
Das zweite Lied, „Ave Maria“ von Jacob Arcadelt****, wurde schwebend in lateinischer Sprache nach Gutdünken des Chorleiters vorgetragen. Diszipliniert verließ man nun den Altarraum, um dem nachfolgenden Verein Platz zu machen. Nun kann man gespannt sein, wie die Bewertung ausgefallen ist (Wertung s. u.).
Auch wenn alle Chöre auf Tonband aufgezeichnet wurden, es zählte der unmittelbare Eindruck des Gutachters. Die offiziellen Gutachten wird Musikdirektor Jung zwar erst in den kommenden Wochen zustellen, doch mit dem Ergebnis der Abschlussbesprechung, zu der nur die Chorleiter und Vereinsvorsitzenden geladen waren, durfte man mehr als zufrieden sein, wie der Leiter der Veranstaltung, Chordirektor Heinz Ströder, berichtete. Keiner der beteiligten Chöre sei „durchgefallen“, im Gegenteil: Gutachter Jung habe sich sehr lobend über das hohe Niveau der Sangeskunst in der Eifel geäußert. Da er hauptberuflich Kirchenmusiker in Gemünd sei, so Ströder, sei es naheliegend gewesen, das Konzert in der Gemünder Pfarrkirche zu veranstalten. Der große Publikumsandrang habe gezeigt, daß kleinere Räumlichkeiten nicht geeignet seien. Es sei eine große Herausforderung für jeden Chor gewesen, sich vor solch großem Publikum dem Leistungsvergleich bei einem Gutachtersingen zu stellen, erklärte Ströder dem Kölner Stadt-Anzeiger. Er hoffe, daß die neun Chöre des Sängerkreises Schleiden, die diesmal nicht teilnehmen konnten (oder wollten), beim nächsten Mal wieder dabei sind.

*              = Schumann, Robert, * 1810, † 1856, deutscher Komponist; 1843 Lehrer am Leipziger Konservatorium, 1847 Dirigent in Dresden, 1850 städtischer Musikdirektor in Düsseldorf; 1854 Selbstmordversuch, lebte danach in der Heilanstalt Endenich; Meister der Hochromantik: 4 Sinfonien, Klavierkompositionen, Kammermusik, Chorwerke, Liedzyklen u.a.

**            = Mendelssohn-Bartholdy, Felix, * 1809, † 1847, deutscher Komponist; Enkel von Moses Mendelssohn; seit 1835 Leiter der Gewandhauskonzerte in Leipzig und Mitgründer (1843) des Leipziger Konservatoriums. Er verband in seinem Schaffen Klassizität der Form mit romantischem Empfinden. –  Musik zu Shakespeares »Sommernachtstraum«, 5 Sinfonien, Orchesterwerke, Violinkonzert e-Moll; Klavierstücke »Lieder ohne Worte«.

***           = Lortzing, Albert, * 1801, † 1851, deutscher Komponist; neben O. Nicolai und F. von Flotow bedeutendster Vertreter der deutschen romantisch-komischen Oper;  »Zar und Zimmermann«, »Der Wildschütz«, »Undine«, »Der Waffenschmied«..

****         = Arcadelt, Jacob, niederländischer Komponist; wurde 1514 geboren; zwischen 1502 und 1572 weilte er in Paris; dann wurde er Kapellmeister der Capella Sixtina in Rom und Mitglied der französischen Hofkapelle; er wurde mit über 200 Madrigalen einer der großen Meister dieser Gattung.

Samstag, 22 November 1997

Ständchen für das Goldhochzeitspaar Anton Lippertz und Frau Eva, geb. Hansen um 17:00 in Schmidtheim

Sbr. Arnold Mies hatte die Sänger des MGV angeheuert, um das Goldhochzeitspaar Tante Eva, jüngste Schwester von Arnolds Mutter, und Onkel Anton mit einem Ständchen an ihrem Ehrentag zu überraschen. Zu diesem Zweck war man eigens mit Pkws nach Schmidtheim angereist, wo in der Gaststätte „Krumpen“ die Feier stattfand.
Nachdem der MGV im Saale Aufstellung genommen hatte, eröffnete er mit „O wie schön ist Deine Welt“ („Im Abendrot“) den nachfolgenden Melodienstrauß. Nach der Gratulation unseres Vorsitzenden wurde das Ständchen wie folgt fortgesetzt:

1.         Über die Heide
2.         O Bootsmann
3.         Wir kamen einst von Piemont
4.         Im Weinkeller
5.         Die Seen im Land der Berge
6.         Das Elternhaus und
7.         Amazing Grace.

Für diese gekonnten Vorträge gab es herzlichen Applaus.
Zwischendurch wurden die durstigen Sängerkehlen mit Bier vom Faß verwöhnt. Die Überraschung war vollends gelungen. Anschließend wurden die Sänger noch in die Gaststätte zu einem kleinen Umtrunk eingeladen. Da der Goldjubilar heute Geburtstag hatte, geb. am 22.11.1921, wurde ihm zur Ehre der „Deutscher Sängergruß“ und „Was der Tau den Fluren ist“ angestimmt. Per Handschlag bedankte sich das Geburtstagskind bei allen Sängern.
Am Freitagabend dem 14. November gratulierten schon die Ortsbewohner und die Vereinsgemeinschaft mit einem Fackelzug. Heute Mittag um 13:00 war der Dankgottesdienst, wobei der Kirchenchor Schmidtheim unter der Stabführung von Chordirektor Heinz Ströder mit seinen Gesangsvorträgen die Messfeier mitgestaltete.
In Schmidtheim, seinem Heimatort, sah Anton Hubert Lippertz 1946 Eva Hansen zum ersten Mal, als sie ihre Schwester besuchte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Die heute 71jährige Goldjubilarin wurde als 13. Kind von 14 Kindern geboren. Sie stammt aus Waldorf, wo sie auch als Kindergärtnerin tätig war. Als Ehefrau war sie später Verkäuferin in Esch. Der 76jährige Jubilar wurde schon mit acht Jahren Vollwaise. Er wollte immer Landwirt werden. Aber 1941 kam er zum Militär und wurde innerhalb kürzester Zeit zum Infanteristen ausgebildet. Schon im Oktober 1941 wurde er in Russland schwer verwundet. Nach 18 Monaten, die er im Lazarett verbrachte, wurde er entlassen. Der Traum vom Landwirt war vorbei. Er wurde Schrankenwärter bei der Bahn, war anschließend in den Bahnhöfen Blankenheim-Wald und Euskirchen tätig, ehe er 1968 vorzeitig in den Ruhestand trat. Im 1952 errichteten Eigenheim zog das Paar vier Kinder groß. Heute zählen zehn Enkelkinder zur Familie, die alle aus der näheren Umgebung sind und oft zu Besuch kommen.
Wir wünschen den Jubilaren, daß sie gemeinsam noch viele glückliche Jahre bei bester Gesundheit erleben dürfen.

Sonntag, 30. November 1997

Weihnachtsmarkt im Heim St. Michael in Breitenbenden

Der traditionelle Weihnachtsmarkt bei „wohnen und pflege Heinz Sanden KG“ fand am 1. Adventssonntag von 10:00 bis 18:00 am und im Heim St. Michael in Breitenbenden statt. Gemeinsam mit Gästen, Besuchern, Bewohnern, Mitarbeitern, Freunden, Geschäftspartnern und Nachbarn wurde in stimmungsvoller Atmosphäre die Vorweihnachtszeit eingeläutet.
Besonders hervorzuheben aus dem vielseitigen Programm ist das „Artistische Zirkus-Theater“ aus Euskirchen, das auch Zirkus-Schulkurse für Kinder und Jugendliche anbietet. Für Ihre gekonnten Darbietungen wie Jonglieren, Einradfahren, Seillaufen, Zauberei, Kunststücke auf der Laufkugel etc. erhielten sie viel Applaus. Ferner waren im Angebot Weihnachts- und Handwerkerstände, Korbmacher, Krippen, Tiffany-Kunst, Malwettbewerb, Kinderkarussell usw.. Das Singspiel der Kindergartengruppe aus Bergheim fand großen Anklang bei den Zuschauern. Darüber hinaus waren der Musik- und der Männergesangverein aus Vussem für vorweihnachtliche Stimmung und Musik auf der Hauptbühne verantwortlich. Der MGV betrat sehr geschwächt die Bühne. Es fehlten 8 Sänger. Trotzdem bot er mit nur 19 Sangesbrüdern mit nachstehendem Programm eine beachtliche Leistung:
1.         Die Seen im Land der Berge
2.         Im Abendrot
3.         Frieden
4.         Auf haltet Euer Herz bereit
5.         Engel haben Himmelslieder und
6.         Die Abendglocken rufen

die auch über Lautsprecher im Heim zu hören waren. Das begeisterte Publikum wusste diesen schönen Gesang mit viel Beifall zu würdigen.

Nachdem der Applaus verklungen war, verließen die Sänger die Bühne, um an den Getränke- und Imbissständen für Ihr leibliches Wohl zu sorgen. Da der „kaaschtige“ Kassierer jedem Sbr. nur zwei Wertmarken aushändigte, und man damit nicht viel anfangen konnte, mussten notgedrungen bzw. gezwungenermaßen noch Wertbons dazugekauft werden. Das wurde gerne gemacht, weil der Erlös ja für einen guten Zweck bestimmt ist.

Foto aus dem Wochenspiegel: Musikverein Vussem u. a. mit Dirigent Hans-Hubert Schmidt im Bild links.

Sonntag, 7. Dezember 1997

Seniorennachmittag in Vussem

Wir alle wissen, daß der Anteil alter Menschen, an der Gesamtbevölkerung gemessen, ständig wächst. Während er im Jahre 1939 knapp 8% betragen hat, ist er bereits 1979 auf über 15% gestiegen und wird aller Vorausschätzungen nach bis Ende des Jahrhunderts auf über 20% ansteigen. Die Entwicklung der medizinischen und hygienischen Forschung hat den Menschen von heute im Durchschnitt eine Lebenserwartung von 25 Lebensjahren mehr gesichert, als es noch um 1900 der Fall war. Wir müssen uns aber heute kritisch fragen, ob wir alle, nicht nur die politisch Verantwortlichen, diesen enormen Fortschritt nicht dadurch sinnlos werden lassen, daß wir die alten Menschen immer mehr als gesellschaftlichen Ballast ansehen und auch entsprechend behandeln. Sicher gibt es nicht mehr wie früher jene großen Familienverbände und auch die dazugehören Räumlichkeiten, wo zwei oder drei Generationen zusammengewohnt und -gelebt haben. Sicher soll auch nicht verschwiegen werden, daß viel für die älteren Menschen getan wird, von sicheren Renten angefangen (wie lange noch?), die sie sich selbst in einem langen Erwerbsleben erarbeitet bzw. die Beiträge eingezahlt haben, Altentagesstätten, stationäre oder ambulante Mahlzeitendienste und Altenheimeinrichtungen aller Art, sowie Pflegedienste. Vieles davon wird von staatlichen Stellen erledigt, vieles aber bleibt karitativen oder anderen gemeinnützigen Verbänden und Vereinen überlassen.
So veranstaltete der Bürgerverein von Vussem in diesem Jahr wieder einen Seniorennachmittag um 14:00 im Saal der Gaststätte „Zur Schneidmühle“. Alle älteren Menschen, die das 65. Lebensjahr erlangt hatten, wurden hierzu herzlich mit Partnern eingeladen. Aber nur ca. 40 Personen, die den Weg in das Lokal gefunden hatten, konnte der Bürgervereinsvorsitzende Matthias Vogelsberg begrüßen, darunter unseren ehemaligen Pastor Sobieszczyk. Der Bürgerverein hatte wieder ein ansprechendes Programm zusammengestellt, um die Senioren bei Kaffee und Kuchen zu verwöhnen. Für den musikalischen Teil sorgten die Flötengruppe, der Kirchenchor und der MGV aus Vussem (der Musikverein war nicht spielfähig).

Mit folgenden Liedern wartete der MGV auf:
1.         Auf haltet Euer Herz bereit
2.         Frieden
3.         Maria durch ein‘ Dornwald ging
4.         Engel haben Himmelslieder
5.         Es ist ein Ros‘ entsprungen und
6.         Die Abendglocken rufen.

Für diese Darbietungen erntete der MGV viel Applaus, obwohl die Stimmung wegen der schlechten Akustik, die bekanntlich in dem Raum herrscht, zu wünschen übrig ließ.
Der Ortskartellvorsitzende bedankte sich am Schluss bei den Sangesbrüdern für ihr Erscheinen und die schönen Vorträge auch im Sinne der Senioren.
Es ist noch nachzutragen, daß von der Stadtverwaltung, trotz Einladung, niemand erschienen war.

Freitag, 19. Dezember 1997

Jahresabschlussfeier des MGV

Obwohl noch einige Termine im laufenden Geschäftsjahr anstehen, wurde die Jahresabschlussfeier um 19:00 im Proberaum abgehalten. Der Vorsitzende konnte dazu 23 Sangesbrüder begrüßen und willkommen heißen. Er sagte u. a., daß das verflossene Jahr wieder ein erfolgreiches Jahr gewesen wäre, zu dem der Chorleiter wesentlich beigetragen hätte. Er gab bekannt, daß die Sangesbrüder, die am meisten an den Proben teilgenommen hätten, in diesem Jahr einmal leer ausgehen würden, denn es sind sowieso immer die gleichen. Für die geleistete Arbeit bedankte er sich bei den Sängern ganz herzlich. Chorleiter Heinz Sistig erhielt seinen obligatorischen Brief mit Inhalt. Er wünschte allen ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest und zum bevorstehenden Jahreswechsel die besten Wünsche.
Nach den Anmerkungen des Chorleiters, der u. a. mit dem Gutachten, das inzwischen eingetroffen ist, sehr zufrieden war, wurde für Sbr. Klaus Reddig, der vor ein paar Tagen Großvater wurde, und Sbr. Arnold Mies, der am 11.12. seinen 56. Geburtstag gefeiert hatte, ein Ständchen gesungen. Anschließend wurde genüsslich gespeist. Es gab Hämchen mit Sauerkraut und Püree. Da die Haxen sehr groß ausgefallen waren, hatten einige Sangesbrüder Probleme, um sie restlos zu vertilgen. Dazu wurde kühles Bier vom Fass serviert. Zum Nachtisch gab es noch leckeren Pudding. Nach dem Essen wurden wieder viele wertvolle Preise verlost, die der Vorsitzende zum größten Teil zusammen gekött hatte. Sbr. Bernhard Mießeler gewann, wie auch im vorigen Jahr, eine große Fleischwurst, die er in seiner Jackentasche, die am Kleiderständer hing, verschwinden ließ. Dies hatte ein aufmerksamer Sbr. beobachtet, der ein Sortiment Würste gewonnen hatte. Er nahm eine kleine Bratwurst und tauschte diese unbemerkt gegen die große Fleischwurst aus.
Nun ging man zum gemütlichen Teil über. Sbr. Michel (dat ben ich) erzählte in Eifeler Platt eine Episode von einem Chor im Stadtgebiet Mechernich, der mangels Männerstimmen, die meisten Männer waren im Ersten Weltkrieg Soldat geworden, einen gemischten Chor gründen wollten, damit wenigstens wieder in der Kirche mehrstimmig gesungen werden konnte. Dies haperte letztendlich am Dirigenten, der vom Vorsitzenden wüst beschimpft und zusammen mit dem Gendarm, der schlichten wollte, aus dem Lokal auf die Straße geworfen wurde.
Udo Greuel griff nun in die Tasten seines Akkordeons und spielte alte Volksweisen, Evergreens und Soldatenlieder, wobei die Sänger mit einstimmten. Es wurde eine feuchtfröhliche Angelegenheit, denn im Laufe des Abends wurden ca. 60 Liter Bier verkonsumiert. Gegen 2:00 verließen die letzten Sangesbrüder, sprich harter Kern, den Schulungsraum.

P. S.:    Erst beim Nachhauseweg bemerkte Sbr. Bernhard, daß die große Fleischwurst zu seinem Erstaunen in ein kleines Würstchen zusammengeschrumpft war. Anderntags wurde ihm aber die echte, in der Tombola gewonnene, Wurst zugestellt. Bernhard trug es mit Humor, denn er hatte ja bei diesem Streich noch eine kleine Wurst dazugewonnen.

Samstag, 20. Dezember 1997

Weihnachtsfeier bei „wohnen und pflege Heinz Sanden KG“ in Vussem.

„Alle Jahre wieder…“, die Kinder singen es hoffnungsvoll und erwartungsfroh. Die Erwachsenen stöhnen dieselben Worte, die einen, weil das Weihnachtsfest und seine Vorbereitung sie wieder einmal in schrecklichen Stress bringt, die anderen, weil sie wissen, daß sie an diesem Fest wieder einmal allein sein werden, und keiner etwas von ihnen erwartet. Nicht so im Pflegeheim Sanden, denn „Alle Jahre wieder“ findet hier eine Weihnachtsfeier mit den Heimbewohnern, dem Pflegepersonal und der Familie Sanden statt, wobei die Heimbewohner mit in das Programm eingebunden werden, sei es beim Gedichte vortragen oder gemeinsamen Singen.
Zur Auflockerung der Veranstaltung hatte Juniorchef und Sbr. Heinz Sanden wieder den MGV eingeladen, der mit folgenden Advents- und Weihnachtsliedern die schöne Feier untermalte:
1.         Auf haltet Euer Herz bereit
2.         Maria durch ein‘ Dornwald ging
3.         Engel haben Himmelslieder
4.         Fröhliche Weihnacht überall
5.         O du fröhliche, o du selige und
6.         Es ist ein Ros‘ entsprungen.

Außerdem wurden gemeinsam und einstimmig folgende Lieder gesungen:
1.         Alle Jahre wieder
2.         Ihr Kinderlein kommet
3.         O Tannenbaum und
4.         Leise rieselt der Schnee.

Zwischendurch wurden Getränke gereicht, die die Sänger dankbar annahmen, auch deshalb, weil einige Sangesbrüder großen Nachdurst verspürten (siehe Jahresabschlussfeier). Ausgerechnet der Juniorchef Heinz Sanden hatte kein Getränk erhalten, der sich daraufhin beim Personal beschwerte.
Nach dem Schlusslied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ bedankte sich Sbr. und Stadtverordneter Matthias Vogelsberg, der alljährlich mit seiner Gattin die Weihnachtsfeier besucht, bei den Sängern für ihr Erscheinen und die schönen Gesangsvorträge, aber auch beim Personal und der Familie Sanden für die Gestaltung der eindrucksvollen Weihnachtsfeier. Heinz Sanden schloss sich diesen Worten an.

Samstag, den 10.01.1998

Geburtstagsständchen für Sbr. Franz-Josef Sebastian, geb. am 31.12.1937 (60 Jahre)

Petrus hatte es gut gemeint mit dem Geburtstagskind, denn statt Eis und Schnee zu dieser Jahreszeit blickte man in einen blauen Himmel, und ein laues Lüftchen wehte mit frühlingshaften Temperaturen (14° C), als der MGV gegen 15:00 dem Jubilar an seinem Anwesen ein Ständchen brachte. Wären die Temperaturen nachts nicht bis 0° C gefallen, so hätte man denken können, das falsche Kalenderblatt aufgeschlagen zu haben. Es war das ideale Wanderwetter. Deshalb hatte der Chorleiter zum Anfang ein Wanderliedchen herausgesucht mit dem Titel: „Eins, zwei, drei“, mit dem der Chor das Ständchen eröffnete. Danach gratulierte der Vorsitzende und überreichte ein Geschenk. Anschließend wurden noch folgende Lieder zur Freude der Anwesenden zum Vortrag gebracht:
1.         O Bootsmann
2.         Rüdesheimer Wein und
3.         Das Elternhaus.

Zwischendurch wurden Getränke gereicht und der Jubilar „hochleben lassen“. Nach fast einstündigem Aufenthalt verabschiedete man sich, um mit anschließendem Spaziergang das schöne Wetter auszunutzen und zu genießen.

Lebenslauf:
Franz-Josef Sebastian wurde am Silvestertag, dem 31. Dezember 1937 in Zülpich geboren. Von April 1943 bis März 1952 besuchte er die Volksschule in Zülpich. Am 1.8.1952 begann er eine Lehre als Kfz-Handwerker bei der Fa. Erich Schmitt in Zülpich, die er mit gutem Erfolg beendete. In der Zeit von April 1956 bis 15.4.1958 war er bei der Fa. Robert Mirbach als Kfz-Mechaniker in Zülpich beschäftigt. Seinen Grundwehrdienst leistete er vom 16. April 1958 bis 31. März 1959 beim I. Panzerartillerieregiment 3 in Hamburg-Rahlstedt ab. Nach dem Bundeswehrdienst wurde er wieder bei der Fa. Robert Mirbach tätig und arbeitete hier bis September 1969.
Zwischendurch heiratete er seine Braut Christel, die ihm auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite steht. Sie schenkte ihm zwei Söhne. Nach zwölfjähriger Tätigkeit bei der Fa. Mirbach wechselte er zur Fa. Paul Esser in Mechernich und arbeitete hier vom 1.12.1963 bis 31.3.1970 als Kfz-Mechaniker. Dann, und dies ist kein Aprilscherz, wurde er am 1. April 1970 beim Luftwaffen-Versorgungsregiment 8 in der Luftwaffen-Kfz-Transportstaffel 81 in Mechernich eingestellt, wo er fast 28 Jahre bis zu seinem verdienten Ruhestand zum 31.12.1997 verblieb. Er sorgte u. a. dafür, daß die Bundeswehrfahrzeuge immer topfit zum Einsatz gelangten. Hierfür ist ihm der Dank des Vaterlandes gewiss.
Nachdem er mehrmals umgezogen war (von Zülpich nach Disternich und zurück, von Zülpich nach Mechernich) baute er in Vussem „Im Hang“ ein Haus, wo er 1978 einzog. Nun hatte das Zigeunerleben ein Ende, denn mittlerweile wohnt er schon fast 20 Jahre in Vussem. Im Januar 1989 trat er in den MGV ein und singt seitdem im Baß die erste Stimme.

Von dieser Stelle aus wünsche ich dem Jubilar noch viele schöne gemeinsame Jahre bei bester Gesundheit in unserer Chorgemeinschaft.

Dienstag, 27. Januar 1998

Geburtstagsfeier mit Sbr. Franz-Josef Sebastian anlässlich seines 60. Geburtstages

Da der Chorleiter wegen anstehender Termine nicht gänzlich auf die Probe verzichten konnte, wurde die Chorprobe kurzerhand auf 19:00 vorverlegt, um dann gegen 20:00 mit dem Geburtstagskind ausgiebig feiern zu können. Mit dem passenden Liedchen „Geburtstagsständchen“ wurde der Jubilar noch einmal zu seinem runden Geburtstag beglückwünscht. Zuvor waren Tische und Stühle aufgestellt worden, an denen man eine deftige Erbsensuppe mit Einlage einnahm, die der Jubilar spendiert hatte. Für die Getränke sorgte sein Sohn Günther, der fachmännisch frisches Bier vom Fass zapfte und servierte.
Sbr. Franz-Josef ist seit dem 1.1.1998 Rentner. Es wurde deshalb logischerweise das Thema „Renten“ ausgiebig diskutiert, denn mittlerweile besteht der MGV aus 13 Rentnern und Pensionären. Das sind fast 50% des Chores. In diesem Jahr kommen noch zwei dazu.
Es wurde ein gemütlicher Abend, der erst beendet wurde, als das Bier zur Neige ging.

Samstag, 31. Januar 1998

Geburtstagsfete von Michael Wielspütz, anlässlich meines 60. Geburtstages in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“, Beginn 19:00

Nahezu alle Gäste, die ich eingeladen hatte, waren erschienen, um mit mir meinen runden Geburtstag zu feiern. Zum Empfang der Gratulanten wurde Sekt serviert, pur oder mit Orangensaft gemixt. Nachdem ich alle Gäste herzlich begrüßt und willkommen geheißen, mich für die vielen Geschenke und Glückwünsche bedankt hatte, eröffnete ich das warme und kalte Büfett. Die Wirtin hatte alles herrlich garniert und geschmackvoll angerichtet. Für den Ausschank der Getränke waren mein Sohn Jürgen und meine Neffen Rolf und Gerd Wielspütz verantwortlich, die von meiner Schwiegertochter Lydia serviert wurden. Gegen 20:15 erschien der MGV und erfreute mich und meine Gäste zunächst mit den Liedern:
1.         Deutscher Sängergruß
2.         Was der Tau den Fluren ist und
3.         Geburtstagsständchen

Nach der nun folgenden Gratulation und Geschenkübergabe durch den 1. Vorsitzenden Willi Schütt, hielt mich nichts mehr auf meinem Ehrenplatz. Ich gesellte mich zu den Sangesbrüdern des 2. Basses und wir sangen noch die Lieder:
1.         Im Abendrot
2.         Entschuldigung und
3.         Wir kamen einst von Piemont

Nun war erst einmal Halbzeit. Ich bedankte mich bei den Sängern für das schöne Ständchen und bat sie, vom Büfett Gebrauch zu machen, denn das Magenknurren von einigen Sangesbrüdern, die den ganzen Tag noch nichts gegessen hatten, war nicht zu überhören. Zuvor wurde noch ein Kurzer ausgeschenkt, um den Appetit anzuregen. Nach der Stärkung gelangten die Lieder „Lieder, so schön wie der Norden“ und „Doswidanja heißt auf Wiedersehen“ zu Gehör, die meiner liebsten Schwiegertochter Lydia, ich hab‘ nur eine, gewidmet wurden, die heute 33 Jahre jung geworden war. Für diese Darbietungen, die mit Halbplayback gesungen wurden, gab es viel Applaus.
Sbr. Bernhard Mießeler wusste mit seinen Monologen über das „Alter“, „Der Kacker am Gartenzaun“ und „Dat Hötche“, den er zwischendurch zum Besten gab, zu gefallen. Alfred und Annemarie Brell ernannten mich zum „Alten Sack“ und überreichten mir eine Urkunde. Als Zeichen meiner Mitgliedschaft hefteten sie mir ein Säckchen ans Revers. Mit dem Vortrag über das liebe Geld, im Volksmund auch Möpse, Kohle, Mäuse, Moos, Knete, Kies usw. genannt, die sie symbolisch in einzelne Tüten verpackt und mit 50-Pfennig-Stücken versehen hatten, erhielten sie viel Beifall. Auf seinem Tenorhorn gratulierte nun Albert Hein mit dem Lied „Happy Birthday to you“. Außerdem sang er mit Arnold Mies „Dat Blömcherleed“. Ich durfte dat Blömche von allen Seiten begucken, dran riechen, es streicheln, begießen und knutschen. Letztendlich durfte ich es doch behalten, ohne es zu bezahlen. Alfred Brell verteilte nun Handzettel, auf denen Namen standen, z. B. Luis Trenker, Kräuterfrau, Schneewittchen, Bärchen usw.. Aus diesen Namen bildete er Paare, die zusammen tanzen mussten. Dazu spielte Sbr. Werner Borker auf seinem diatonischen Akkordeon bekannte Weisen, die er fleißig zu Hause geübt hatte.
Als große Überraschung des Abends kann man die Show-Tanz-Girls bezeichnen, die gekonnt mit ihrer Showeinlage nicht nur mich, sondern auch meine Gäste begeisterten. Lydia, die selbst in der Tanzgarde mitwirkt, hatte mir nichts davon gesagt, sondern alles geheim gehalten. Anschließend spielte Albert Hein einen Saaleinmarsch und es erschien Prinz Hans I. (Hans Klinkhammer) in seiner schmucken Uniform und überreichte mir den Orden der Session. Schlag auf Schlag ging es weiter im Programm, von dem ich nichts wusste. Es erschienen Elfriede Reddig, meine Cousine, und Anita Sistig mit einem Holzbock, der einen Ziegenbock darstellen sollte. Ich musste mich darauf setzen, und die beiden sangen das Lied vom „Nohbesch Pitter“, der ein Reiter werden wollte. Nach jeder Strophe wurde ich mit dem entsprechenden Utensil behangen, z. B. Gartenzaun, Ofenrohr, Besenstiel, Schnauzbart, Nachttopf usw.. Die Lachmuskeln meiner Gäste wurden dabei stark strapaziert, denn ich sah aus wie ein geschmückter Weihnachtsbaum. Beim zweiten Auftritt von Elfriede brachte sie einen Vortrag über Adam und Eva aus dem Paradies mit französischem Akzent. Danach sorgte Heinz Sistig mit seinem Dia-Vortrag, den er mit einer Motorradmütze bekleidet und mit italienischem Akzent abhielt, für zusätzliche Stimmung. Auf den Dias waren querbeet Veranstaltungen zu sehen, wie Wanderungen, Konzerte, Altentage usw., an dem der MGV teilgenommen bzw. mitgewirkt hatte. Aber auch Darstellungen, auf denen ich und andere Sangesbrüder zu sehen waren, die teilweise schon das Zeitliche gesegnet haben.
Zur vorgerückten Stunde wurden alte Volksweisen gesungen, nachdem man die Liederbücher der Bundeswehr „Kameraden singt“ ausgeteilt hatte. Dazu spielten Heinz Sistig und Werner Borker auf ihren Akkordeons. Anschließend wurden noch einige Karnevalslieder aus der Musikbox erklingen lassen, nach deren Melodie getanzt wurde, denn wir befinden uns ja in der „fünften Jahreszeit“. Gegen 3:30 in der Früh‘ verließen die letzten Gäste das Lokal. Bleibt mir nur noch zu sagen, daß ich allen Akteuren für diesen schönen Abend zu danken habe, denn ich war angenehm überrascht von den vielen Darbietungen, die mir zuteil wurden. Dieser 60. Geburtstag wird mir gewiss stets in schöner Erinnerung bleiben.

Meine Biographie:

Als Sohn der christlichen Eheleute Alexander Wielspütz und Elisabeth geb. Kronenberg wurde ich am 29.01.1938 als zweiter von drei Söhnen in Vussem geboren. Wegen der Kriegswirren konnte ich die Volksschule nur mit Unterbrechungen von 1944 bis 1952 besuchen.

Da die Westfront immer näher rückte, empfingen wir schon an Silvester, dem 31. Dezember 1944 die erste heilige Kommunion aus der Hand von Rektor Alfons Schmitz. Mein Vater war zu diesem Zeitpunkt in russischer Gefangenschaft, aus der er erst im Oktober 1946 entlassen wurde. Mein jüngster Bruder Albert, ein Nachkömmling, wurde am 21.07.1948 geboren.
Ein halbes Jahr vor meiner Schulentlassung wurde ich vom Schulrat vom Schuldienst suspendiert, weil ich bei der hiesigen Maschinenfabrik Peter Girards, dem Vorbesitzer des Werkes Dörries, eine Lehrstelle als Azubi für Fachrichtung Spitzendreher, heute Zerspanungstechniker genannt, erhalten konnte. So trat ich am 20.10.1952 den Ausbildungsplatz an. Gleichzeitig wurde ich aktives Mitglied im MGV 1892 Vussem und sang dort einige Jahre die 1. Baßstimme, danach im 2. Baß. 1954 meldete das Werk Konkurs an. Durch die Übernahme der Firma O. Dörries AG Düren wurde ich nach kurzer Unterbrechung (ein Monat) übernommen und konnte meine Lehre fortsetzen und die Ausbildung im Oktober 1955 durch Ablegung der Facharbeiterprüfung vor der IHK Aachen mit der Note „Sehr gut“ abschließen. Für diese Leistung erhielt ich aus der Hand des IHK-Präsidenten bei der Ehrung im Hotel „Vier Jahreszeiten“ einen Buchpreis überreicht. Ich wurde von der Firma übernommen und konnte als Spitzendreher tätig werden. Zu meinen Aufgaben gehörte zunächst, die Vor- und Fertigbearbeitung von Maschinenteilen der Senkrechtdreh- und Papiermaschinen im Akkord.
Am 1.4.1960 trat ich meinen Bundeswehrdienst in Nörvenich bei dem 3. Lw. Fla. Btl. 46 (Flugabwehr) an. Hier erhielt ich u. a. eine Spezialausbildung als Flakkanonier 1 an der Bofors L70. Am 5.10.1960 wurde ich zum Gefreiten befördert. Meinen Wehrdienst beendete ich am 31.3.1961. An diesem Tag verstarb auch mein Vater, der u. a. langjähriger Kassierer beim MGV war, im Alter von 50 Jahren. Nach den Trauerfeierlichkeiten wurde ich wieder bei der alten Firma tätig.
Am 15. Juli heiratete ich meine Braut Agnes geb. Gülden. Im September 1962 wurde unser Sohn Jürgen geboren. Zu dieser Zeit wohnten wir in Eiserfey. 1962 wurde auch die Bläsergruppe des MGV ins Leben gerufen, deren Mitbegründer ich bin. Vorher war ich schon als Flügelhornist in der Bergkapelle Mechernich unter der Leitung von Peter Krupp tätig, nachdem ich bei Josef Luxen, der damals noch in Mechernich wohnte, Musikunterricht genommen hatte. Zu dieser Zeit spielte ich auch noch Fußball beim SV Vussem in der ersten Mannschaft.
1964 zog ich mit meiner Familie nach Vussem in die Trierer Str. Nr. 5. Ab 1965 wurde ich auch als Vertikaldreher eingesetzt. Neben der Teilefertigung gehörte es zu meinen Aufgaben, Kunden den Umgang mit den neu gefertigten Maschinen vorzuführen und Bearbeitungsfälle zu demonstrieren. Gleichzeitig wurde ich zur Fertigstellung der Drehmaschinen herangezogen. Hierzu zählten die Arbeitsgänge: Fertigbearbeitung von Revolverköpfen und Stößeln (Stahlhalteraufnahme), sowie die Fertigbearbeitung der Planscheiben von Æ0,8 m bis Æ10 m. Bei der Abnahme durfte der Rund- und Planlauf keine 2 m (0,002 mm) überschreiten. Nachdem ich 1966 einen Lehrgang bei Fa. Pittler in Langen absolviert hatte, musste ich noch zwischendurch einen Halbautomaten dieser Firma bedienen. Auf dieser Revolverkopf-Drehmaschine wurden Mittel- und Großserien für unseren Maschinenbau gefertigt.
1971 zogen wir in unser neues Haus Rosenweg 2. 1974, nach längerer Krankheit, wurde ich innerbetrieblich umgeschult und übernahm eine Tätigkeit in der Qualitätskontrolle. Hierzu gehörte die massliche und geometrische Überprüfung der fertiggestellten Werkstücke, vorwiegend Großteile, mit Messmitteln, sowohl innerhalb der Arbeitsgänge auf den Bearbeitungsmaschinen als auch an Messplätzen. Ferner gehörte auch zu meinem Aufgabenbereich die Ausbildung von Azubis und Praktikanten an Messgeräten und Messmaschinen.
Am 15. Januar 1983 starb plötzlich mein älterer Bruder Arnold im Alter von 46 Jahren. Er sang über 30 Jahre die 1. Baßstimme im MGV. Ein Jahr später starb meine Mutter mit 76 Jahren.
Im Herbst 1980 wurde das Eifelland-Blasorchester aus der Taufe gehoben, dessen aktives Mitglied ich wurde. Es setzte sich vorwiegend aus Musikern von Frohngau und Vussem zusammen. Unter der Stabführung von Wolfgang Kompalka, Posaunist in der Bigband der Bundeswehr, erlangten wir großes Ansehen im In- und Ausland. 1989 gründeten wir den Heimat- und Geschichtsverein.
Bei der 100-Jahrfeier des MGV 1892 am 19. bis 21. Juni 1992 wurde mir für 40-jährige Singetätigkeit vom Vorsitzenden des Kreissängerbundes Hans Pesch Nadel und Urkunde überreicht. Beim Freundschaftssingen am Sonntag, den 21. Juni erhielt ich die freudige Nachricht von der Geburt meines ersten Enkelkindes Dana. Dieses Ereignis wurde mit den Sangesbrüdern ausgiebig gefeiert. Am 10. Januar 1996 erblickte das zweite Enkelkind Tami das Licht der Welt. Beide Enkelkinder machen mir und meiner Frau viel Freude.

Durch den Konkurs des Unternehmens Dörries-Scharmann, wo ich beinahe 44 Jahre tätig war, wurde ich am 07.06.1996 arbeitslos. Meine Abteilung wurde aufgelöst. Nach ernsthafter Erkrankung und mehrmaligem Krankenhausaufenthalt in Mechernich und Bonn erhielt ich Anfang Oktober 1997 die Nachricht von der LVA, daß ich rückwirkend zum 1. April 1997 Rentner geworden bin.

Nun habe ich viel Zeit für meine zahlreichen Hobbies wie Chorsingen, Chronik schreiben, Wandern und Drechseln.

Samstag, 14. Februar 1998

Ständchen für das Diamanten-Hochzeitspaar Hubert Gülden und Barbara, geb. Esser.

Die Eheleute Hubert Gülden und Barbara, geb. Esser, wohnhaft in Vussem, Nordstr. 5, feierten am Mittwoch, den 11.02.1998 das seltene Fest der Diamantenen Hochzeit. „Dat Feß fiert noch lang net jeder“, sagte der 87jährige Jubilar. Er erinnert sich noch genau an die Goldene Hochzeit vor zehn Jahren, die sie fünf Tage lang feierten. Das Wetter war frühlingshaft wie auch jetzt. Selbst als sie 1938 heirateten, herrschte eine milde Witterung.

Kennengelernt hat der Jubilar seine heute 86jährige Barbara aus Linzenich 1931 beim Junggesellenfest in ihrem Heimatort. Damals arbeitete der fesche Hubert in der Landwirtschaft von Burg Linzenich. Als die schönste Zeit in ihrem Leben bezeichnen sie die sieben Jahre, in denen sie gefreit haben.
Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg fand der gelernte Schlosser Arbeit „Op Spandau“. Nach der Schließung des Bergwerks am 31.12.1957 arbeitete er dann bis zum Renteneintritt bei der Fa. Dörries als Reparaturschlosser in der Gießerei.
Die Familie ist im Laufe der Zeit recht groß geworden. Es gehören neben den zwei Töchtern und drei Söhnen sieben Enkel und sechs Urenkel dazu. Alle sind nach Vussem gekommen um gemeinsam zu feiern.
Zur Dankmesse am Samstagabend wurde das rüstige Jubelpaar vom Musikverein abgeholt. Im Gottesdienst sang der Kirchenchor. Anschließend wurde im Gasthaus „Zur Schneidmühle“ gefeiert. Der MGV brachte dem Jubelpaar mit folgenden Liedvorträgen ein Ständchen, die auch von den anwesenden Gästen bejubelt wurden:
1.         Die Seen im Land der Berge
2.         Im Abendrot
3.         Über die Heide
4.         Im Weinkeller
5.         Das Elternhaus und
6.         Amazing Grace.

Rückschau und Schlagzeilen aus dem Jahr 1997

Das 105. Jahr seit Bestehen des MGV 1892 Vussem ist nun Vergangenheit, jetzt heißt es wieder einmal Rückschau halten bzw. Bilanz ziehen. Denn wir wissen nun, was das vergangene Jahr an Gutem oder Negativem gebracht hat, welche Bedeutung einzelne Ereignisse für uns haben. Wir halten Rückschau und kennen bereits Pläne und Termine für das anstehende Geschäftsjahr.
Voller Stolz können wir wieder einmal auf ein erfolgreiches Jahr in gesangliche Hinsicht zurückblicken, was die von mir erstellte Chronik beweist. Darin wird aber auch deutlich, daß die vielen Aktivitäten in musikalischer und geselliger Form nur möglich waren, weil fast alle Sangesbrüder nach besten Kräften sich für die Belange des Vereins eingesetzt haben. Als Vater dieser Erfolge darf unser dynamischer Chorleiter Heinz Sistig angesehen werden, der durch seinen unermüdlichen Einsatz bei den Chorproben und Gesangsdarbietungen für Vorbildcharakter sorgt. Deshalb appelliere ich noch einmal an alle Sangesbrüder, sich in ihrem Bekannten- und Freundeskreis umzusehen und neue Sänger zu werben, und sich somit für den Fortbestand des MGV einzusetzen, denn Singen mit Gleichgesinnten ist ein wirksames Mittel gegen Einsamkeit, Langeweile und Verdrossenheit.

Aktivitäten im verflossenen 105. Geschäftsjahr 1997 / 1998:

Im vergangenen Jahr brachte der MGV sieben Geburtstagskindern ein Ständchen. Der schönste Geburtstag aber war gewiss der eigene, nämlich das 105. Gründungsjahr, das mit dem Rechter Männerquartett aus Belgien mit einem Konzert würdig begangen wurde. An der Maifeier in Breitenbenden und Vussem beteiligten wir uns mit mehreren Liedvorträgen. Auch der Ausflug nach Bad Segeberg und Umgebung ist noch in guter Erinnerung geblieben. Des weiteren besuchten wir das Sommerfest am Missionshaus. Auch das Brautamt von Mika Schneider und Svenja geb. Wieder wurde mit Liedvorträgen verschönert. Bei der Silberhochzeit von Sbr. Hans Nellesen und Friederike geb. Fuchs wurde der Dankgottesdienst mit anschließendem Ständchen gesungen. Der Volkstrauertag wurde in Vussem und Breitenbenden begangen. Dazu sang der Chor jeweils zwei Choräle. Mit gutem Erfolg nahm der MGV in der St. Nikolaus-Kirche in Gemünd an einem Gutachtersingen teil. Ferner wurde dem Goldhochzeitspaar Anton Lippertz und Eva geb. Hansen aus Schmidtheim ein Ständchen gebracht. Mit einigen Liedvorträgen beim Weihnachtsmarkt St. Michael wirkte der MGV mit. Beim Seniorennachmittag in Vussem durfte der MGV natürlich auch nicht fehlen. Die diesjährige Jahresabschlussfeier wurde eine feuchtfröhliche Angelegenheit. Bei der Weihnachtsfeier im “ Wohn- und Pflegeheim Sanden “ in Vussem war der MGV auch wieder beteiligt. Das seltene Fest der Diamantenen Hochzeit feierte das Jubelpaar Hubert Gülden und Barbara geb. Esser in der “ Schneidmühle „. Der MGV überraschte sie mit einem Ständchen.

Schlagzeilen aus der Weltchronik 1997:

Extreme Kälte zum Jahresbeginn: Am 2. Januar wird die tiefste Temperatur in Deutschland mit 26,3 °C unter Null gemessen. Mehr als 200 Menschen in Europa erfrieren. Ferner sorgt der Eisregen in Deutschland für Chaos auf den Straßen.

Erstmals wird bei einem in Deutschland geborenen Rind BSE diagnostiziert.

Dramatische Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, die Zahl der Erwerbslosen steigt auf 4,66 Millionen.

In Schottland wird nach einem gentechnischen Versuch ein geklontes Schaf geboren.

Nach 20 Tagen zu Besuch in der russischen Raumstation „Mir“ kehrt der deutsche Astronaut Reinhold Ewald auf die Erde zurück. Die Station gerät wegen technischer Pannen immer wieder in die Schlagzeilen.

Die Entführer von Jan Reemtsma wurden zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt.

Ex-Beatle Paul McCartney wird von Königin Elisabeth zum Ritter geschlagen. Er darf sich jetzt „Sir Paul“ nennen.

Gunda Niemann holt bei der Mehrkampf-Weltmeisterschaft im Eisschnelllauf zum 6. Mal den Titel und setzt damit eine neue Rekordmarke.

Der Abbau der Kohle-Subventionen ruft wütende Proteste vieler Kumpel hervor. Daraufhin werden finanzielle Zugeständnisse bis 2005 gemacht.

Trotz massiver Proteste trifft der umstrittene Atommülltransporter, allerdings mit Verspätung, in Gorleben ein.

Faszination am nächtlichen Himmel: Der mit bloßen Auge zu sehende Komet Hale-Bopp erreichte Ende März mit 197 Millionen Kilometern den erdnächsten Punkt. Am abendlichen Himmel ist deutlich der Doppelschweif zu sehen.

Bei einem Großbrand werden der Turiner Dom und der benachbarte Königspalast schwer beschädigt.

Staatspräsident Chirac löst das französische Parlament auf.

Aus den Unterhauswahlen in Großbritannien geht die Labour Party als Sieger hervor.

Bei einem schweren Erdbeben im Iran sterben über 2000 Menschen.

In einem amerikanischen Bericht wird der Schweiz vorgeworfen „Bankier der Nazis“ gewesen zu sein.

Der Sozialist Jospin übernimmt das Amt des französischen Premierministers.

Die Sekte Scientology soll in Deutschland zukünftig vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

Boxer Mike Tyson beißt beim Schwergewichts-Weltmeisterschaftskampf seinem Gegner Evander Holyfield ein Stück vom Ohr ab und wird daraufhin disqualifiziert.

Der Deutsche Dariusz Michalczewski wird Boxweltmeister im Halbschwergewicht.

Den Friedensnobelpreis erhält die „Internationale Kampagne zum Verbot von Landminen“.

Schwere Regenfälle führen zu Deichbrüchen an der Oder. Zahllose Menschen in Brandenburg müssen evakuiert werden. Die Bundeswehr leistet Hilfe bis zum Umfallen.

Sensation in Frankreich: Der 23jährige Jan Ullrich gewinnt als erster Deutscher die Tour de France.

Die amerikanische Sonde Pathfinder landet auf dem Mars und liefert spektakuläre Bilder.

Der DDR-Ex-Staats- und Parteichef Egon Krenz wird zu 6 1/2 Jahren Haft verurteilt.

Der Vulkan La Soufriere auf der Karibikinsel Montserrat bricht aus.

Bei einem tragischen Unfall in Paris kommen Lady Diana, ihr Freund Dodi al Fayed sowie der Fahrer Henry Paul ums Leben. Die Queen würdigt in einer Fernsehansprache die Verdienste Lady Dianas, ein Staatsbegräbnis erhält die Princess of Wales jedoch nicht.

Mutter Teresa, Begründerin des Ordens „Missionarinnen der Nächstenliebe“ und Friedensnobelpreisträgerin, stirbt im Alter von 87 Jahren in Kalkutta.

Vor der Küste Namibias stößt ein Flugzeug der Bundeswehr mit einer amerikanischen Militärmaschine zusammen. 33 Menschen sterben bei diesem Unglück.

Bei einem Anschlag auf einen Touristenbus in Ägypten sterben 10 Deutsche,17 werden verletzt.

Brandrodungen in Indonesien geraten außer Kontrolle, weite Gebiete liegen unter einer dicken Rauchschicht. Wegen schlechter Sicht stürzt ein Airbus ab. 234 Menschen finden den Tod.

Erdbeben in Mittelitalien fordern zwölf Todesopfer, an zahlreichen Gebäuden, darunter die Basilika von Assisi, entstehen schwere Schäden, etwa 50.000 Menschen werden obdachlos und müssen in Notunterkünften untergebracht werden.

Auf dem zypriotischen Kreuzfahrtschiff „MS Romantica“ bricht ein Feuer aus, alle Passagiere und Besatzungsmitglieder können gerettet werden.

Die spanische Infantin Christina heiratet in Barcelona den Profi-Handballspieler Inaki Urdangarin.

Michael Schumacher scheidet nach einem Crash mit Rivale Villeneuve beim Formel 1-Finale aus, nachträglich werden ihm alle Punkte der Saison aberkannt.

Die dritte Stufe der Gesundheitsreform tritt in Kraft. Damit gelten höhere Zuzahlungen für Medikamente und ärztliche Leistungen.

Bonn wird Sitz der neuen UN-Behörde zur Bekämpfung der Wüstenbildung.

Fiasko bei Mercedes, nachdem die neue A-Klasse beim sogenannten Elchtest umgekippt ist.

Erneuter Anschlag auf Reisende im ägyptischen Tal der Könige: Zahlreiche Touristen sterben im Kugelhagel.

In Irkutsk stürzt ein Flugzeug über einem Wohngebiet ab, zahlreiche Menschen sterben.

Was geschah in unserem Dorf und in der Pfarrgemeinde?

Geahnt hatten es viele schon lange, nun aber haben es die Dörries-Mitarbeiter schwarz auf weiß: Die Produktionsstätte in Vussem wird geschlossen und nach Mönchengladbach verlagert. In einer Belegschaftsversammlung wurden sie über die neuesten Entwicklungen informiert. Die Dörries Scharmann AG i. K., die mit Wirkung vom 2. Juni 1997 in die Gesellschaft DS Technologie GmbH umgewandelt wurde, will abspecken und ihre drei Standorte auf zwei reduzieren, um so Kosten zu sparen. Nach dem Konkurs vor gut einem Jahr habe man die drei Standorte nur unter der Prämisse beibehalten, daß in jedem Standort ein kostendeckender Umsatz erreicht werde, teilte Betriebsratsvorsitzender Norbert Feder mit. Diese Vorgabe habe man aber in Vussem nicht erfüllen können. Das gesteckte Ziel sei nur gut zur Hälfte erreicht worden.

Auch wenn die Nachricht wie ein Blitz einschlug, aus heiterem Himmel kam die Hiobsbotschaft für die Belegschaft nicht. Natürlich hätten alle gehofft, daß es wieder aufwärts gehe. Wer entlassen wird, und wer seine Arbeit in Mönchengladbach fortsetzen kann, wird in den nächsten Wochen ausgehandelt. Nach ersten Zahlen, die den Vussemern genannt wurden, sollen gut 100 der ca. 150 Mitarbeiter übernommen werden und zwar vor allem aus dem Produktionsbereich. „Es wird sicherlich nicht nur hier einen Arbeitsplatzabbau geben“, ergänzte Werksleiter Norbert Stolz. Auch in den anderen Standorten werde der Rotstift angesetzt. In diesem Jahr wird sich in Vussem noch nicht viel ändern. „Es ist ja nicht so, daß wir morgen mit einem großen Schlüssel das Tor abschließen“, erklärte Stolz der Kölnischen Rundschau. Vielmehr werde sich die Produktion in Vussem bis Mitte nächsten Jahres hinziehen. „Es wird ein fließender Übergang sein. Die jetzt noch anstehenden Aufträge werden noch in Vussem gefertigt“.

Anmerkung des Chronisten: Heute weiß man, daß die Aufträge in Mönchengladbach zurückgehalten wurden.

Statistik der Pfarrgemeinde.

Es wurden 11 Kinder in unserer Gemeinde getauft. Das Sakrament der Ehe spendeten sich 2 Paare. Aus unserer Gemeinde starben 4 Personen. 14 Kinder empfingen die erste heilige Kommunion.

Der neu gewählte Pfarrgemeinderat besteht aus folgenden Mitgliedern: Claudia Bruns, Ursula Dasburg, Resel Feyen, Andrea Harperscheidt-Schumann, Helga Hartinger, Anneliese Klinkhammer, Annemie Linden, Marlies Moringen, Irmgard Mehren, Manuela Voigt, und als einziger männlicher Vertreter wurde Albert Hein gewählt. Daneben gehören dem Pfarrgemeinderat Pfarrer Bernhard Frohn und Kaplan Hawinkels an. Auf seiner konstituierenden Sitzung hat der Pfarrgemeinderat seinen Vorstand gewählt:
1. Vorsitzende:             Irmgard Mehren
2. Vorsitzende:             Annemie Linden
Schriftführerin:           Claudia Bruns.

Ergänzungswahl für den Kirchenvorstand: Hans Klinkhammer, Heinz Sanden und Achim Feyen. Neben dem neu gewählten Kirchenvorstand sind noch Helmut Mehren, Arnold Mies und Willi Schütt vertreten.

Geradezu sensationell war der Erlös des diesjährigen Weihnachtsbasars in der Turnhalle. Es gab ein Rekordergebnis von ca. 15.000 DM Reingewinn.

Liebe Sangesbrüder! Es gäbe noch so vieles zu berichten über das verflossene Jahr. Aber ich muss enden, sonst erschlägt mich noch Sbr. Bernd Wenderdel, der ja dieses Geschreibsel abtippen muss, um es dann im Computer zu speichern. Bleibt mir nur noch zu sagen und zu wünschen übrig, daß das Jahr 1998 wieder ein erfolgreiches Jahr für den Verein wird. Allen Sangesbrüdern aber wünsche ich mit ihren Familien ein gesundes und gesegnetes „Neues Jahr“.

Mit freundlichem Sängergruß

Euer Sbr. Michel.

Gez. Michael Wielspütz

Für Teile der Chronik: gez. Bernd Wenderdel, Bernhard Mießeler und Wolfgang Schulz.

Die Jahre 1996 – 1997

Samstag, 24. Februar 1996

19:00 Uhr Vorabendmesse für die lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV

Wegen des Karnevals konnte keine Probe mehr abgehalten werden. Deshalb schob man kurzerhand vor der heiligen Messe noch eine Ansingprobe ein, weil zum ersten unser Sbr. und Organist Anno Hein nicht zur Verfügung stand, da er zur Zeit im Kreiskrankenhaus Mechernich weilt, wo er sich einer schwierigen Operation unterziehen muss.
Zum zweiten war es sehr wichtig, daß mit dem Organisten aus Strempt, Herrn Reiner Pütz, der freundlicherweise Sbr. Anno vertritt, eine kurze Verständigungsprobe zustande kam. Da aber einige Sänger unpünktlich zur Probe erschienen (Beginn 18:30) musste das Eingangslied mehrmals geübt werden, ehe es ohne Risiko ins Programm aufgenommen werden konnte.
Es gelangten zur Aufführung vier Choräle aus der „Dritte Singmesse“ von Anton Faist, Opus 55:

1.Zum Eingang: Herr wir kommen schuldbeladen vor Dein heil’ges Angesicht.
2.Zum Evangelium:Wir glauben, Herr, wir glauben, was Deine Kirche lehrt.
3.Zum Sanctus:Laßt uns erheben Herz und Stimm‘, den großen Gott zu loben.
4.Zum Agnus Dei:Lamm Gottes, o erbarme Dich.

Kaplan Hawinkels, der die Messe zelebrierte, sprach bei seiner Predigt über das Evangelium nach Johannes 4, Kapitel 1, Vers 26, wo Jesus bei einem Gespräch am Jakobsbrunnen eine Samariterin bekehrte, die fünf Männer gehabt und mit dem jetzigen in wilder Ehe lebte. Am Jakobsbrunnen, der etwa einen Kilometer südwestlich von dem Ort Sychar in Samarien liegt, gabelt sich der Weg nach Westgaliläa und zum See Genezareth. Das Grundstück auf dem der Brunnen liegt, vermachte Jakob seinem Sohn Josef. Der noch heute erhaltene Jakobsbrunnen ist 32 Meter tief. Sein Grundwasser fließt immer frisch nach. Daher der Ausdruck: „Lebendiges Wasser“.
Zum Abschluss der Messfeier kam noch das „Abendlied zu Gott“ von Henry Francis Lyte, Weise: William H. Monk, Satz: Rudolf Desch und Textgestaltung von J. Settelmeyer, zur Geltung:

1. Strophe: 
Herr, sei mir Trost an jedem neuen Tag,
stehe mir bei, wenn niemand helfen mag.     
Bleibe bei mir, der Abend bricht herein,
lass in Dir mich, Herr, geborgen sein!

2. Strophe:
Blicke herab auf alle, die mir lieb.
Herr, Deinen Segen ihnen allen gib! 
Halte Du fern von ihnen Not und Pein,
lasse in Dir sie, Herr, geborgen sein!

3. Strophe:
Schenke, oh Herr, uns Menschen
Deine Huld, schenke Verzeihung
unserer Sündenschuld!
Wenn dann des Lebens Abend bricht herein,
lasse in Dir uns, Herr, geborgen sein!

Bei diesem fachlich gut durchdachten Programm, spürte man deutlich die Handschrift des Chorleiters Heinz Sistig. Der Priester bedankte sich für die anspruchsvollen Darbietungen beim Chor, und die Kirchenbesucher sparten nicht mit Applaus.

Jahreshauptversammlung um 20:00 Uhr in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“

Jahreshauptversammlungen sind im allgemeinen keine sehr unterhaltsamen Ereignisse. Aber sie sind wichtig, denn ein Verein bedarf der Führung und Verwaltung. Beide müssen demokratisch sein. Ohne das Vertrauen der Mitglieder hätte die Arbeit im Vorstand keinen festen Boden. Ich bin überzeugt davon, daß Demokratie nicht erst beim Staat beginnt, sondern das wir uns auch in den Vereinen in der Demokratie üben müssen.
So konnte der Vorsitzender Willi Schütt 21 Sänger und zwei inaktive Mitglieder (Klaus Reddig und Adolf Greuel) zur diesjährigen Jahreshauptversammlung begrüßen und stellte gleichzeitig fest, daß form- und fristgerecht eingeladen worden war. Dagegen gab es keinen Widerspruch. Zur Totenehrung erhob man sich von den Plätzen und gedachte der verstorbenen Mitglieder in einer Schweigeminute. Besonderen Dank erhielten die Vorstandsmitglieder und der Chorleiter Heinz Sistig für die geleistete Arbeit im verflossenen Jahr. Er gab ferner bekannt, daß die Sänger an 38 Proben und 17 Auftritten beteiligt gewesen waren. Dank der Werbung einzelner Sangesbrüder hatte sich die Mitgliederzahl auf 100 erhöht (27 Sänger und 73 inaktive Mitglieder). Neue inaktive Mitglieder sind: Adolf Greuel wohnhaft in Euskirchen und Manfred Müller aus Schönau.
Nach der Bekanntgabe des Tätigkeitsberichtes und der Verlesung des Protokolls der letzten Mitgliederversammlung durch den 1. Schriftführer Bernhard Mießeler, wurde der Kassenbericht durch den Schatzmeister Fritz Pütz vorgetragen. Beim Vergleich von Einnahmen und Ausgaben konnte festgestellt werden, daß der MGV durch die Gewährung eines Zuschusses für die Betreuungsfahrt nach Hinterzarten ins Minus geraten war. Trotzdem steht der Verein aber auf gesunden Füßen. Die Kassenprüfer bescheinigten dem Kassierer in ihrem Bericht eine ordnungsgemäße Buchführung und gaben der Versammlung die Empfehlung, den Vorstand zu entlasten. Daraufhin erfolgte die Entlastung fast einstimmig bei nur einer Gegenstimme. Als Kassenprüfer für das nächste Geschäftsjahr wurden die Sangesbrüder Norbert Wieder, Michael Wielspütz und Peter Gülden gewählt, die die Wahl annahmen.

An Aktivitäten für das kommende Jahr stehen zur Zeit an:

Werbeabend am 28.3.96 in der Vereinsgaststätte.
Dabei erhält jedes erschienene Mitglied einen Verzehrbon im Werte von 12 DM. Ferner kann bei einer Verlosung unter anderem eine Fahrt nach Spanien gewonnen werden. Auch ein größerer Geldbetrag kommt der Kasse zugute.

Silberhochzeit der Eheleute Matthias und Elisabeth Vogelsberg am 18.5.96.

Mitwirkung beim Kommers anlässlich des 60jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Vussem am 14.6.96.

22. Juni Grillfest des MGV am Sportplatz.

Voraussichtlich feiert die Firma Sanden am 1. September ihr 25jähriges Betriebsjubiläum, zu dem der MGV eingeladen ist.

8. Dezember veranstaltet der Pfarrgemeinderat in der Pfarrkirche ein Konzert, an dem sich der MGV beteiligen soll.

Da der MGV 9,50 DM pro Sänger an den Deutschen Sängerbund zahlen muss, und um den Haushalt nicht zu gefährden, wurde der Jahresbeitrag von 24 DM auf 36 DM bei zwei Enthaltungen erhöht. Dies gilt nur für die aktiven Sänger.
Beim Tagesordnungspunkt 8.: Anträge und Anregungen, wurde folgendes bekanntgegeben bzw. vorgeschlagen: Im Mai 1997 soll ein Frühlingskonzert zwecks 105jährigen Vereinsbestehens veranstaltet werden.
Bei Punkt 9: Verschiedenes, schlug Sbr. Werner Borker vor, daß man zu einem belgischen Chor bei St. Vith Kontakt aufnehmen soll, der gewillt wäre, bei gegenseitigen Besuch ein Konzert mitzugestalten. Der Vorsitzende wird sich darum bemühen. Sbr. Hans Höller will sich mit dem MGV Ellenz-Poltersdorf in Verbindung setzen, um dort eventuell bei einem Konzert mitwirken zu können.
Ein zweiter Vertreter des MGV für die Entsendung in das Ortskartell konnte trotz angestrengter Bemühungen nicht gefunden werden. Klaus Reddig erklärte den Anwesenden, daß er in Kürze wieder für den Verein aktiv werde.
Da keine Wortmeldungen mehr vorlagen, konnte der Vorsitzende so gegen 21:25 eine disziplinierte Jahreshauptversammlung beenden.
Nachdem der Kassierer widerwillig eine Runde aus der Vereinskasse spendiert hatte, wurden noch einige Lieder aus der „Lamäng“ gesungen, ehe man zum gemütlichen Teil überging.
Statistik zur Ermittlung bzw. Errechnung des Durchschnittsalters der einzelnen Stimmsätze und des Chores.

1. Tenor
8 Sänger; Gesamtalter 442 Jahre.
Durchschnittsalter errechnet sich wie folgt:
442 : 8 = 55,25 Jahre

2. Tenor
6 Sänger; Gesamtalter 334,8 Jahre.
Durchschnittsalter errechnet sich wie folgt:
334,8 : 6 =        55,80 Jahre

1. Baß
7 Sänger; Gesamtalter 403,8 Jahre.
Durchschnittsalter errechnet sich wie folgt:
403,8 : 7 =        57,60 Jahre

2. Baß
6 Sänger; Gesamtalter 332 Jahre.
Durchschnittsalter errechnet sich wie folgt:
332 : 6 =           55,35 Jahre

Ges. Sängerzahl:Ges. Alter aller Sbr.:Ges. Durchschnittsalter der 4 Stimmsätze:
271512 Jahre224 Jahre

Durchschnittsalter des gesamten Chores:
1512 : 27 = 56 Jahre oder: 224 : 4 = 56 Jahre

Stand: Februar 1996

Gez. Michael Wielspütz

Dienstag, 19. März 1996

Geburtstagsfeier der Sangesbrüder Willi Schütt (57), Norbert Wieder (51) und Hans Klinkhammer (48)

Gleich drei Geburtstagskinder hatten sich zusammengetan, um gemeinsam mit den Sängern ihren Ehrentag noch einmal im Nachhinein zu feiern. Deshalb wurde die Probe an diesem Abend auf 19:00 vorverlegt, die dann vorzeitig um 20:30 endete. Mit einem Ständchen wurde die Geburtstagsfete eröffnet und die betreffenden Personen zu ihrem Wiegenfest herzlich gratuliert. Gleichzeitig wurde Sbr. Josef Kaltwasser mit einbezogen, der heute Namenstag hatte. Daraufhin verwöhnte er die Sänger mit einem eisgekühlten Obstler. Unser Chefkoch, Sbr. Hans Klinkhammer, hatte diesmal eine Gulaschsuppe mit Sauerkraut angerichtet, das der Suppe zu einem besonders würzigen Geschmack verhalf. Zudem gab es reichlich Bier vom Fass.
In gemütlicher Runde wurden viele aktuelle Themen diskutiert, z. B. die neuen Kanalgebühren (Kanalsplitting), Entsorgung von Niederschlagswasser an versiegelten Flächen (die sogenannte Regensteuer, Verrieselung, Zisterne, Hauswasserwerk usw.). Man redete über Sinn und Unsinn dieser Gebühren. Ohne Zweifel ist dieser Abrechnungsmodus für einige Bürger von Vorteil. Aber der Großteil der Bevölkerung und der mittelständischen Betriebe, die keine Möglichkeit haben ihr Oberflächenwasser verrieseln oder in einen nahen Bach fließen zu lassen, würden dabei kräftig zur Kasse gebeten. Durch massiven Protest der betroffenen Bürger ist dieser Abrechnungsmodus vorerst einmal gestoppt worden. Nun kann man gespannt sein, was die Stadtväter sich ausdenken, um, angesichts der Überschuldung und leeren Kassen, diesem Thema Herr zu werden. Im Erfinden von Steuern hat Vater Staat, wo ja auch ein desolater Zustand im Haushalt herrscht, sich immer etwas einfallen lassen. Vielleicht kommt demnächst wieder die Fenstersteuer in Mode, die in und nach der Besatzungszeit der Franzosen (1794 bis 1814) eingetrieben wurde, wobei die Zahl nach der Straße gerichteter Fenster und Türen Steuerbemessungsgrundlage war. Das hatte zur Folge, daß immer kleinere Fenster und Türen am Hause angebracht wurden, so daß man nur in gebückter Haltung ins Innere gelangen konnte.
Auch die Schieflage des Bremer-Vulkan-Verbundes, deren Tochtergesellschaft die Dörries-Scharmann AG ist, wurde erörtert. Durch die Verantwortungslosigkeit des Vorstandes, der Gelder von der EU, die für ostdeutsche Werften bestimmt waren, zweckentfremdet hatte, ist die Dörries-Scharmann AG mit in den Strudel der Zahlungsunfähigkeit geraten und musste Vergleich anmelden. Ein Vergleich dient der Abwendung des Konkurses und ist einem besonderen Verfahren unterworfen, das von dem zuständigen Gericht, in diesem Falle Mönchengladbach, stattfindet und vom Schuldner beantragt werden muss. Der Vergleichsvorschlag des Schuldners muss den Vergleichsgläubigern mindestens 35 %, bei Zahlungsfrist von mehr als einem Jahr 40 % ihrer Forderungen in bar gewähren.
Allein im Werk Vussem bangen fast 300 Betriebsangehörige um ihren Arbeitsplatz. Zahlreiche Solidaritätsbekundungen von der Bevölkerung, sowie von kirchlichen und weltlichen Institutionen wurden an der Mahnwache vor den Toren des Werkes abgehalten. Bleibt zu hoffen und zu wünschen übrig, daß die Schuldigen für diesen unerträglichen und ungewissen Zustand bald zur Rechenschaft gezogen werden, der Konkurs abgewendet wird, und ein Neuanfang zustande kommt.
Auch die Arbeitslosigkeit im ganzen Land kam zur Sprache. Zur Zeit sind 4,3 Millionen Menschen ohne Arbeit. Das erinnert an 1930, wo 4,5 Millionen der Bevölkerung arbeitslos waren. Es herrschte eine negativ aufgeheizte Stimmung, die durch nichts beruhigt werden konnte. Die NSDAP kann die Zahl ihrer Mandate bei den Reichstagswahlen im September von 12 auf sage und schreibe 107 erhöhen.
Deshalb müssen wir aufpassen, daß der soziale Friede gewahrt bleibt, sonst kann die schlechte Stimmung, die zur Zeit in unserem Land herrscht, schnell in Hass und Zorn umspringen. Wehret den Anfängen, kann man da nur sagen und hoffen, daß das „Bündnis für Arbeit“ schnell greift.
Den Geburtstagskindern wünsche ich, daß sie noch viele Jahre in unserer Chorgemeinschaft ihren Geburtstag feiern können. Gleichzeitig bedanke ich mich, auch im Namen der Sänger, für den schönen Abend.

Nachtrag:
Den Stadträten ist nichts Neues mehr zum Thema „Kanalsplitting“ eingefallen. Somit tritt die neue Gebühr in Kraft.

Donnerstag, 28. März 1996

Werbeabend der Firma EUROTEX 2000 aus Wölfersheim

Zu einem Werbeabend mit der vorgenannten Firma hatte der Vorstand die Mitglieder des MGV nebst Lebensgefährten um 20:00 in das Vereinslokal „Zur Schneidmühle“ eingeladen. 26 Paare waren erschienen (darunter nur 18 Sänger, ein Drittel fehlte), die der Vorsitzende an diesem Abend begrüßen konnte.
Nach dem gemeinsamen „Rustikalen Abendessen“ wurde der Verkaufsleiter, Herr Brandenburg aus München, gleich aktiv und präsentierte dem staunenden Publikum die Weltneuheit: „Die elektrische Magnetfeld-Massage-Matratze, der Masseur im eigenen Haus.“
Die in drei Stufen verstellbare Massageintensität durch den integrierten Massage-Vibrationskern, soll zur Steigerung des Wohlbefindens dienen. Das eingearbeitete Island-Unterbett aus 100%iger Schurwolle sorgt für den optimalen Temperaturausgleich und mindert dadurch den Wärmestau. Hochinteressant war der Vortrag mit umfassender Aufklärung und erstaunlichen Beweisen durch den Werbefachmann zu den aktuellen Themen:

1. Gesundheitsschäden und Umweltbelastung durch Elektrosmog.
2. Was bedeuten Störfälle im Wohn- und Schlafbereich?
3. Sind Magnetfeldtherapien erfolgreiche Alternativen
zur Behandlung verschiedener Beschwerden?

Die Firma EUROTEX 2000 als Hersteller für patentierte Elektronik-Gesundheitsartikel ist bekannt geworden durch das Fernsehen und angeblich hunderttausender zufriedener Kunden. Zahlreiche Beschwerden und Leiden sind bereits erfolgreich mit der Magnetfeldtherapie behandelt worden, behauptete jedenfalls der Fachdozent, obwohl erst kürzlich im Fernsehen ein Beitrag ausgestrahlt wurde, der diese Behauptungen widerlegte. Am Schluss des Vortrags wurden noch drei Spanien-Urlaubsreisen verlost. Die glücklichen Gewinner waren Bernhard Mießeler mit seinem Gertrüdchen, Kalle und Marita Franke sowie Fritz und Edith Pütz. Der Vorsitzende erhielt für seine Bemühungen ein Geldgeschenk, wovon er 310 DM in die Vereinskasse spendete. Dazu kamen noch 15 DM pro Paar (26 mal 15 DM = 390 DM), so daß insgesamt 700 DM in die Kasse flossen.
Somit hat sich der Abend für den MGV in finanzieller Hinsicht sehr gelohnt. Ob der Vertreter der Firma EUROTEX 2000 mit seinem Verkauf zufrieden war, ist dem Chronisten nicht bekannt.

Dienstag, 30. April 1996

Maiansingen um 18:00 in Breitenbenden und 19:30 in Vussem

Der Tag vor dem Wonnemonat Mai stand nun wieder vor der Tür. Traditionsgemäß versammelte man sich auf dem Dorfplatz in Breitenbenden, um das Herannahen des so sehnlichst erwarteten Frühlings mit einem bunten Strauß von Liedern zu besingen. Nachdem der Musikverein Vussem mit einem flotten Marsch die Festveranstaltung eröffnet hatte, ergriff Sbr. Josef Kaltwasser das Wort und sagte: „In Abwesenheit unseres Bürgervereinsvorsitzenden Jürgen Stürzenberger, der am heutigen Tag seine Silberhochzeit feiert, darf ich sie als Bevollmächtigter und in meiner Eigenschaft als Ortsvorsteher auf das herzlichste begrüßen und wünsche ihnen allen ein paar frohe und gemütliche Stunden. Wir wollen nun zügig in unserem Programm fortfahren, deshalb bitte ich den Gemeinschaftschor Breitenbenden Aufstellung zu nehmen und den MGV 1892 Vussem sich bereitzuhalten“.
Vorab muss ich noch erwähnen, daß der mit bunten Bändern geschmückte Maibaum in seiner ganzen Pracht auf der Erde lag und darauf wartete, hochgehievt zu werden. Aber der Landwirt, der mit seinem Traktor mittels Seilwinde diese Arbeit verrichten sollte, hatte den schönen Frühlingstag genutzt, um seine Felder zu bestellen, danach musste er noch unter die Dusche. So kam es zwangsläufig, daß die gesamte Maifeier am liegenden Baum abgehalten wurde, was der Veranstaltung aber keinen Abbruch tat.
Der Gemeinschaftschor Breitenbenden erntete für seine Darbietungen viel Sympathie und Anerkennung. Im Anschluß daran präsentierte sich der MGV Vussem mit folgenden Liedvorträgen dem teilweise andächtig lauschenden Publikum und sang mit guter Laune:

1.         Zur schönen Frühlingszeit,
2.         Mägdlein hab’ acht
3.         Heimat.

Die Kids der Tanzgarde Breitenbenden tanzten nun in ihren bunten Kostümen nach modernen und rhythmischen Klängen, die von einer Musikkassette abgespielt wurden. Nun folgte ein Gedicht von Ludwig Uhland:

Saatengrün, Veilchenduft,
Lerchenwirbel, Amselschlag,
Sonnenregen, linde Luft!

Wenn ich solche Worte singe,
braucht es dann noch großer Dinge
dich zu preisen, Frühlingstag?

Zwischendurch spielte Udo Greuel auf seinem Keyboard und sorgte zusätzlich für gute Stimmung. Beim zweiten Auftritt des MGV kamen die Lieder

1.         Nun bricht aus allen Zweigen,
2.         Der Lenz blies sanft die Flöte und
3.         Heimatglocken

zu Gehör, die von den Zuhörern mit viel Beifall bedacht wurden.

Endlich war es soweit. Der Landwirt erschien mit seiner Zugmaschine und brachte den Maibaum mühelos in seine Position. Gemeinsam wurde nun das Lied „Der Mai ist gekommen“ gesungen und musiziert.
Der Dichter Emmanuel Geibel, Predigersohn aus Lübeck, schrieb 1842 diese Verse. Sein Freund, der Osnabrücker Pfarrer und Mystiker Justus Wilhelm Lyra, vertonte sie vermutlich ein Jahr später, also 1843. Sie wurden mit anderen Liedern, die Lyra im Studentenbuch „Deutsche Lieder nebst ihren Melodien“ 1843 herausgab, schnell volkstümlich. Lyra aber wurde im Alter zum versponnenen Mystiker, der sich seiner Jugendweisen nicht mehr entsann (so ungefähr wie unser Sbr. „Locke“ sich seiner Jugendsünden nicht mehr erinnern will). In Osnabrück aber errichtete man ihm einen Gedenkstein, an dem sich alljährlich in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai die Gesangvereine und Musikliebhaber einfinden, um mit diesem Lied „den Mai anzusingen“.
Anschließend begab man sich nach Vussem zum Junggesellenplatz, um auch hier den Mai gesanglich willkommen zu heißen, nachdem der Maibaum aufgerichtet worden war. Da man an kein Programm gebunden war bzw. sich keiner verantwortlich fühlte für den Ablauf der Veranstaltung, gelangten die gleichen Lieder zur Aufführung, die in Breitenbenden für Furore sorgten. Beim Karnevalsverein, der sein alljährliches Grillfest abhielt, wurde noch einmal Aufstellung genommen und mit den Liedern

1.         Der Lenz blies sanft die Flöte und
2.         Heimatglocken

die Präsenz kundgetan, ehe man zum gemütlichen Teil überging.

Dienstag, 07. Mai 1996

Chorkonzert der Extraklasse

Am Dienstagabend um 19:30 gastierten die „Neuen Stimmen Russlands“ in der Aula der Berufsschule in Kall. Um diesem Konzert beiwohnen zu können, hatte man extra die Probe des MGV ausfallen lassen. Schade, daß nur sechs Sänger mit ihren Frauen von diesem einmaligen Angebot des Weltklasse-Konzertes Gebrauch machten.
Die „Neuen Stimmen Russlands“, das sind rund 30 Studenten der Vokal- und Solistenklasse der Musikhochschule in Sankt Petersburg. Auf ihrer Konzertreise durch Deutschland, Holland und Luxemburg machte der Chor auch Station in der Nordeifel: in Simmerath, Konzen, Monschau und Kall. Wer an der Hochschule des Rimskij-Korsakow-Konservatoriums Gesang studiert, der gehört später zu den Gesangs-Profis in den Konzertsälen und auf den Opernbühnen Russlands und der Welt. Die jungen Leute und ihre Begleiter verbrachten vier Tage in Kall, untergebracht waren sie bei Gastfamilien. Dirigent ist der 73jährige Professor Piotr Rossolowskij, der auch Dekan der Vokalfakultät der Hochschule ist.
17 Sängerinnen und 12 Sänger hatten mit ihrem Pianisten auf der Bühne Aufstellung genommen und wurden von dem Initiator Bernhard Stoffels, der mittlerweile schon das fünfte Konzert mit dem russischen Chor organisiert hatte, begrüßt und willkommen geheißen. Auch Bürgermeister Weiler fand herzliche Worte zur Begrüßung und überreichte dem Dirigenten als Gastgeschenk zwei Flaschen „Eifelgeist“ zur Erinnerung. Der Professor bedankte sich für diese schöne Geste. Die Dolmetscherin, die auch durch das Programm führte, übersetzte gekonnt diese Reden. Nun erst konnte das gut zweieinhalbstündige Konzert beginnen.
Es wurden Opernarien, Volkslieder und Opernchöre in russischer, italienischer und deutscher Sprache dem staunenden Publikum präsentiert, oder besser gesagt: zelebriert. Sage und schreibe 15 Solisten brachten ihren Solopart zu Gehör und wechselten sich mit dem Chor ab oder wurden von dem hervorragenden Pianisten begleitet. Viele Solisten sind bereits mit internationalen Preisen ausgezeichnet worden. Am beeindruckendsten fand ich den Tenoristen mit dem „Wolgalied“. Aber auch die Bassisten, mit ihrem großen Volumen in der Stimme, haben mir mächtig imponiert und ließen mich fast vor Neid erblassen. Alle Solisten, wie auch der ganze Chor, waren wirklich mit Leib und besonders mit der Seele bei der Sache, was sich selbstverständlich auf die Zuhörer übertrug. Großen Anteil daran hatte der greise Chorleiter, der die Sängerinnen und Sänger mit seiner Begeisterung ansteckte. So war es nicht verwunderlich, daß nach dem Schlussakkord das begeisterte Publikum den Akteuren mit stehenden Ovationen für dieses einmalige Chor- und Solistenkonzert dankte.

Samstag, 18. Mai 1996

19:00 Mitgestaltung der Messfeier zur Silberhochzeit von Sbr. Matthias Vogelsberg und Ehefrau Elisabeth, geb. Wiederich, anschließend Ständchen im Gasthaus „Zur Schneidmühle“

Das Donnerwetter von Chorleiter Heinz Sistig in der letzten Probe hatte sichtbar gefruchtet. Um 18:30 konnte die Ansingprobe gestartet werden, da dieses Mal alle mitwirkenden Sänger pünktlich zur Stelle waren.
Das nachfolgend aufgeführte Programm hatte es in sich, denn einige Stellen mussten noch ein paarmal geprobt werden:

1.         Gloria und
2.         Credo aus der Schubertmesse
3.         Jubelt dem Herrn alle Lande

wurde mit viel Schwung vorgetragen. Der Dirigent verstand es die Sänger anzuspornen, so dass dieser Choral klangvoll inszeniert zum Tragen kam.

4.         Vater unser, mit Orgelbegleitung von Anno Hein.
5.         Ich bete an die Macht der Liebe von Dimitrij Stepanowitsch Bortnjanskij
6.         Sancta Maria

Die Darbietung Sancta Maria von Johannes Schweitzer (1831-1882) wurde in lateinischer Sprache gesungen. Am Anfang piano mäßig bewegt (Andante) und am Ende laut (forte) ausklingen lassen.
Ich bete an die Macht der Liebe von Dimitrij Stepanowitsch Bortnjanskij, russischer Komponist, 1751 in Gluchow geboren und 1825 in Sankt Petersburg gestorben. Mit diesem Lied schließt auch der „Große Zapfenstreich“. Andächtig und getragen mit Orgelbegleitung kam dieses Chorwerk zur Aufführung und verlangte von den Sängern höchste Konzentration.
Bei Beginn der Messe hatte Kaplan Hawinkels, auch Hardy genannt, das Silberpaar, die Gläubigen und den Chor zu dieser eindrucksvollen Messfeier begrüßt. Aus der Apostelgeschichte, die der Autor Johannes niedergeschrieben hat und von Lektor Achim Feyen vorgelesen wurde, war zu hören, daß die Abschiedsreden, von Christus am Tag vor seinem Tod gesprochen, immer auf Pfingsten, das ja am kommenden Sonntag gefeiert wird, auf den Tröster, den Heiligen Geist, vorausgewiesen haben. Jesus sagte zu den Jüngern: „Wenn Ihr meinen Geboten folgt und mich liebt, bin ich in Euch und Ihr in mir“. Dieses Thema griff der Priester auf und bezog es auf das Jubelpaar, daß nun schon 25 Jahre gemeinsam ihr christliches Leben auf Gottes Gebote aufgebaut hat (ich hoffe es jedenfalls).
Nach der Abendmesse wurden noch kurz auf der Orgelbühne die beiden Lieder angesungen, die dem Silberpaar als Ständchen vorgetragen werden sollten, derweil das Jubelpaar draußen vor der Kirche von Glück- und Segenswünschen überschüttet wurde. Beim Holzsägen konnten sie beweisen, was sie in 25 Ehejahren dazugelernt hatten. In der „Schneidmühle“ ging es dann hoch her. Alle Ortsvereine, die sich dem Paar in irgendeiner Weise verbunden fühlten, machten ihre Aufwartung. So auch der MGV, der mit zwei Vorträgen

1.         Weihe des Gesangs von Wolfgang Amadeus Mozart und
2.         Das Abendrot von Franz Schubert,

sich gesanglich in die große Gratulantenschar einreihte.

Der Vorsitzende überreichte ein Geschenk und brachte seinen witzigen Prolog in Reimform dar. Auch folgendes wahres Anekdötchen gab er zum Besten: In Heimbach war Kreissängertag gewesen. Er und Sbr. Matthias Vogelsberg waren als Delegierte des MGV Vussem zu dieser wichtigen Tagung gesandt worden. Dabei gab es Kaffee und Kuchen. Als treusorgende Ehemänner ließen sie sich den Kuchen einpacken in der Hoffnung, daß sie damit ihre lieben Gattinnen eine Freude bereiten könnten. Stolz marschierten sie mit dem Kuchen durch Heimbach bis zum Parkplatz „Über Rur“. Aber zu Hause angekommen, hatte sich der Kuchen durch die warmen Witterungsverhältnisse in Wohlgefallen aufgelöst.
Nach dem Ständchen setzten die Sänger sich in die Kneipe ab, weil sonst bei weiteren Vorträgen die Suppe der Gäste kalt geworden wäre. Froh gelaunt stimmte ein Sbr. das Trinklied an: „Seht Ihr des Bieres hellen Schein, vor Mitternacht geh’n wir nicht heim“, und alle Sangesbrüder sangen mit, so daß ein adäquater Gesang zustande kam, der bei den anwesenden Gästen Gefallen fand. Beim dritten Bier wurden die Gesichter immer länger und länger, weil der Wirt mit einem Strich auf den Bierdeckel den verdutzten Sängern zu verstehen gab, daß der Jubilar nur gewillt war, zwei Bier zu spendieren. Aber noch war gute Laune angesagt, denn das Essen, worauf man sich den ganzen Tag gefreut hatte, musste ja bald serviert werden. Als Vorspeise konnte nun gewählt werden zwischen einer Suppe und einem Fischfilet. Beide Gerichte schmeckten sehr gut. Mit umgebundener Serviette harrte man nun der Dinge, die nicht kommen sollten. „Wartet Ihr auf das Abendessen?“ fragte der Wirt scheinheilig. „Davon ist mir nichts bekannt!“ Dem Vorsitzenden und anderen Sangesbrüdern knurrte der Magen und hing schon auf Halbmast. Die Wirtin hatte Mitleid mit den hungrigen Sangesbrüdern und, weil sie sehr geschäftstüchtig ist, kochte sie schnell eine deftige Mahlzeit mit viel Gemüse, Kartoffeln und Fleisch, und sagte, das kostet soviel wie ein „Bernhardschnitzel“, nämlich 11,80 DM und notierte diesen Betrag auf dem Bierdeckel. Enttäuscht machten sich die meisten Sangesbrüder auf den Heimweg, um zu Hause im Kühlschrank noch nach Essbarem zu suchen, damit man nicht mit leerem Magen zu Bett gehen musste.

Dienstag, 21. Mai 1996

Ständchen für das Silberpaar Arnold und Trude Mies, geb. Nießen

Nach der vorgezogenen Gesangsprobe begab sich der MGV ohne Schritt und Tritt zum Anwesen der Familie Mies, um am Vorabend ihres Ehrentages mit einem Ständchen aufzuwarten. Als erstes Lied wurde „Swanee Ribber“ in die abendliche Stille ertönen lassen. Die Frage beim zweiten Lied: „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein?“ konnte Sbr. Arnold deutlich mit Ja beantworten.

Auf der Einladungskarte stand folgendes geschrieben:

Man lädt nicht ein zum Jubelfest
damit man sich beschenken lässt.
Wollt Ihr es trotzdem, weil’s so Sitte,
dann haben wir die eine Bitte,
zerbrecht Euch nicht erst lang den Kopf,
wir haben Schüsseln, Gläser, Topf.
Es mangelt nicht an Speis‘ und Trank,
wohl fehlt ’ne schöne Gartenbank.
Vereint gesammelt, fällt’s nicht schwer
ein Taler für’s Schweinchen freut uns sehr.

Diesen Spruch hatte sich der Vorsitzende zu nutzen gemacht. Galant überreichte er einen bunten Blumenstrauß mit einem gut gefüllten Sparschwein und gratulierte dem rüstigen Jubelpaar, das vor 25 Jahren am 22. Mai 1971 in der Pfarrkirche zu Kallmuth sich das Jawort gab. In dieser christlichen Ehe wurden drei Söhne geboren, die der ganze Stolz der Familie sind.
Nun wurde im Hause Platz genommen, nachdem man freundlicherweise hineingebeten worden war. In gemütlicher Runde wurden bei Wein und Bier noch folgende Bestseller zum Klingen gebracht:

1.         Ein kleines Malheur,
2.         Im Weinkeller,
3.         Das Elternhaus,
4.         Abendfrieden und
5.         Amazing Grace.

Bald darauf wurde sich verabschiedet, denn am kommenden Dienstag wird im Proberaum mit den Jubilaren noch kräftig gefeiert.

1. Nachtrag:
Sbr. Klaus Reddig machte sein Versprechen wahr und erschien zur Probe.
Sbr. Matthias Schmidt gibt nach ärztlichem Anraten seine aktive Singetätigkeit auf, weil er seit längerer Zeit Probleme mit den Stimmbändern hat.

2. Nachtrag:
Der neue Nachbar und Besitzer der sogenannten „Kaserne“ Wolfgang Schulz, ließ seine Arbeit jäh ruhen, als er den Vortrag des Liedes „Swanee Ribber“ hörte. Selten hatte er einen so schönen und homogenen Klang gehört. Besonders die tiefen Bassstimmen hatten es ihm angetan, und er beschloss, dem MGV in Kürze beizutreten.

Dienstag, 28. Mai 1996

Umtrunk und „Rustikales Abendessen“ mit dem Silberpaar Arnold und Trude Mies

Die 15. Probe in diesem Jahr begann schon bei Zeiten, nämlich um 19:00, weil ja noch mit dem Silberpaar der angekündigte Umtrunk stattfinden sollte. Zunächst wurde in der Pause dem Vorsitzenden Willi Schütt mit einem Liedchen (Deutscher Sängergruß) zu seinem heutigen Namenstag gratuliert, für das er sich dann bei den Sangesbrüdern mit einer Flasche Schwarzwälder Kirschwasser revanchierte, welche anschließend auf sein Wohl geleert wurde. Da die Probe auch im Sinne des Chorleiters gut verlaufen war, konnte man sich nun ganz leger dem gemütlichen Teil widmen. Zur Einstimmung wurde dem Silberpaar mit den Liedern „Abend im Gebirge“ und „Abendfrieden“ ein musikalischer Leckerbissen und Ohrenschmaus geboten, die es mit viel Applaus honorierte. Nun wurde zu Tisch gebeten und die liebevoll geschmierten Schnittchen und belegten Brötchen, die schön mit Tomaten, Gürkchen und Petersilie verziert waren, sowie Peng (von frz. pain = Brot) und Schmalz zum Verzehr freigegeben. Zum Nachspülen gab es gut gekühltes Bier, so daß die Stimmung allmählich ihrem Höhepunkt entgegen ging. Soldatenlieder, wie „Fern bei Sedan“ und „Argonner Wald“ wurden angestimmt, obwohl man zu dieser Zeit noch gar nicht geboren war bzw. noch nicht in Kriegsdiensten stand, als diese komponiert wurden.
Die nordfranzösische Stadt Sedan war eine starke Festung. Am 1. und 2. September 1870 fand dort die Entscheidungsschlacht im Deutsch-Französischen-Krieg statt (1870-1871). Den Sieg über die französische Armee wurde mit der Festnahme Napoleons III. besiegelt. Im zweiten Weltkrieg gelang den Deutschen am 13.5.1940 bei Sedan der Durchbruch durch die gefürchtete Maginotlinie (siehe Anhang). Heute ist Sedan eine blühende Industriestadt mit 23.500 Einwohnern im Departement Ardennes an der Maas gelegen.
Der Argonner Wald ist ein dicht bewaldeter und stark zerschluchteter Sandsteinrücken in Nordfrankreich, 357 m hoch, trennt das Maastal von der Champagne und geht nach Norden in die Ardennen über. Im Ersten Weltkrieg fanden hier heftige Kämpfe statt, die auf beiden Seiten viele Tote und Verwundete zu beklagen hatten.
Nun war Sbr. Bertel in seinem Element. Er konnte jetzt beweisen, daß er nicht nur französisch sprechen, sondern auch bis 100 zählen kann. Während der Gefangenschaft in Frankreich lernte er auch Josef Luxen kennen, der als Startrompeter Sonderrechte genoss, z. B. Ausgang hatte, und ihm des Öfteren etwas Essbares zukommen ließ.
Ich kann mich noch gut erinnern, wenn nach der Chorprobe in die Gaststätte „Schneider“ eingekehrt wurde, und Josef Luxen, Bertel Berners und Vater Alex, der auch u. a. zweieinhalb Jahre in Frankreich stationiert war, französisch sprachen, dann blieb kein Auge trocken, obwohl niemand das Kauderwelsch verstehen konnte.

Liebes Silberpaar!
Auch der Chronist möchte auf diesem Weg ganz herzlich gratulieren. 25 Jahre ist es nun schon her, daß Ihr Euch vor dem Traualtar die Treue geschworen habt. Auf die Frage des Pfarrers: „Wollt Ihr eine christliche Ehe führen?“ habt Ihr mit Ja geantwortet, das bis auf den heutigen Tag das entscheidende Wort in Eurem Leben geblieben ist. Sicherlich denkt Ihr in diesen Tagen an jene Zeit zurück, als Ihr noch ein jung vermähltes Paar wart. Ihr habt gewiss Liebe und Glück in ihrer schönsten Form erlebt. Aber Ihr habt auch in den 25 Jahren des Zusammenseins manche traurige und schwere Stunde erleben müssen. Trotzdem habt Ihr zusammengehalten, was heute in der schnelllebigen Zeit nicht so selbstverständlich ist. Deshalb wünsche ich Euch auf dem weiteren Lebensweg alles erdenklich Gute und Schöne. Vor allen Dingen Gesundheit und Gottes reichen Segen. Auch im Namen der Sänger bedanke ich mich für den schönen Abend, die gute Bewirtung und hoffe, daß wir noch manches Fest gemeinsam feiern können.

Anhang:
Die Maginotlinie, nach dem französischen Politiker Andrè Maginot benannt, war eine Befestigungszone, die Frankreich nach dem Ersten Weltkrieg an seiner Ostgrenze erbaute. Sie hatte besonders starke Befestigungsgruppen als Stützpunkte, mit unterirdischen Verbindungen, zahlreichen Sperren, tief gegliederten Panzerbatterien, stark abgedeckten Beobachtungsständen und tief eingelagerter Munition; im Hintergelände unterirdische Kasernen, deren Besatzungen ungefährdet die vorderen Zonen erreichen konnten. Die Maginotlinie schien uneinnehmbar. Aber im Mai 1940 gelang es dem Zusammenwirken deutscher Panzerverbände mit der Luftwaffe, die Befestigungsanlage an der noch schwachen Stelle bei Sedan zu durchstoßen.

Samstag, 1. Juni 1996

Ständchen für das Brautpaar Udo Esser und Michaela, geb. Sanden

Anlässlich der Trauung von Udo und Michaela in der Pfarrkirche St. Rochus in Strempt war der MGV gerne gekommen, um dem Brautpaar und den Brauteltern, insbesondere Heinz Sanden Jun., der Mitglied und Gönner unseres Vereins ist, ein Ständchen zu bringen. Als das jung vermählte Paar nach der Trauung unter den Klängen des Hochzeitsmarsches, der vom Organisten auf der Orgel gespielt wurde, den Kirchenvorplatz betrat, staunte es nicht schlecht, als es den MGV in „Habachtstellung“ stehen sah.
Mit dem Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“ begann der Chor seinen Vortrag. Nach der Gratulation wurden die Lieder „Sonntag ist’s“ und „Herrliche Heimat“ zu Gehör gebracht, die von der ganzen Hochzeitsgesellschaft mit viel Begeisterung und Applaus bedacht wurden. Das Brautpaar bedankte sich nun für den schönen, unverhofften Gesang und sagte, daß uns diese einmalige Überraschung bravourös gelungen sei.
Danach machte man sich auf den Heimweg, um noch in die „Schneidmühle“ einzukehren. Einige Sangesbrüder hatten einen Abstecher zur Feuerwehr des Luftwaffenmaterialdepots 81 in Mechernich gemacht, die 35jähriges Bestehen feierte. Anschließend fuhr man zum Vereinslokal, um gemeinsam mit den anwesenden Sangesbrüdern auf das Wohl des Brautpaares anzustoßen.

Freitag, 7. Juni 1996

Gemeinsamer Umtrunk und Abendessen mit dem Silberpaar Vogelsberg.
Im Anhang Bericht über den Anschlusskonkurs der Firma Dörries Scharmann AG

Schon längerfristig hatte das Jubelpaar geplant, mit dem MGV eine Extrafeier vorzunehmen, weil in dem Sälchen der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ für alle Beteiligten kein Platz gewesen wäre. In der Pausenhalle der Turnhalle Vussem, wo man sich wegen der hochsommerlichen Temperaturen verzogen hatte, begann der Chor mit zwei Trinksprüchen

1.         Grüß Gott mit hellem Klang und
2.         Was der Tau den Fluren ist

zu Ehren des Silberpaares seinen Vortrag.
Da das Abendessen, bestehend aus warmem Kartoffelsalat, Krautsalat und Kasseler mittlerweile schon eingetroffen war (Lieferant Fa. Gumeny), wurde davon reger Gebrauch gemacht. In altbewährter Manier zapften dazu die Sangesbrüder Peter Gülden und Franz Sebastian Kölsch vom Fass. In lockerer Weise wurden nun die Lieder

1.         Ein kleines Malheur,
2.         Das Morgenrot und
3.         Im Weinkeller

vorgetragen.
Zur fortgeschrittenen Stunde spielte Sbr. Werner auf seinem Quetschböggel volkstümliche Weisen, die von den Sängern, nicht schön aber laut, mitgesungen wurden. Als Stargast und Solist entpuppte sich Sbr. Bertram Berners, der mit seinen Liedvorträgen „Der Kuckuck“ und „Möppe-Marie“ nicht nur die Aufmerksamkeit der Sänger, sondern auch der Nachbarschaft hervorrief. Auch erzählte er einige Episödchen aus seiner Soldatenzeit in Frankreich, wo er als Bordfunker in Lyon eingesetzt war. Eine Kostprobe seines Könnens im Funken und Morsen gab er den staunenden Sangesbrüdern. Fließend spricht er französisch. Nichts hat er verlernt. Von Frankreich gelangte er nach Holland, wo er in Schouwen-Duivelland seine erste Liebesnacht erlebte. Im Juli 1944 kam er als Funker nach Haselünne bei Meppen in Norddeutschland. Hier lernte er Josef Bruns kennen. Da Sbr. Bernd Wenderdel alles mit der Kamera aufgenommen und vertont hat, will ich es mit dieser Kurzfassung meines Berichtes bewenden lassen. Gespannt aber kann man auf das Video sein, wo alles zu sehen und zu hören ist.

Anhang:
Freitag, den 7. Juni 1996:
Anschlusskonkurs der Firma Dörries Scharmann AG.
Die Nacht vom Donnerstag, den 06. Juni 1996 auf Freitag, den 7. Juni 1996 musste die Dörries Scharmann AG in den Anschlusskonkurs gehen. Obwohl die Vorzeichen unmissverständlich waren, kam die Nachricht vom Anschlusskonkurs für viele überraschend. Unter Tränen unterschrieben Dörries-Mitarbeiter ihren eigenen Aufhebungsvertrag. Wer nicht unterschrieb, dem drohte die Arbeitslosigkeit. Der Kündigung folgt eine einjährige Anstellung in einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft, die im BZE in Euenheim Umschulungen vornimmt. Alle 1200 Mitarbeiter der Dörries Scharmann AG, davon knapp 300 in Vussem, mussten kündigen, um die Voraussetzung für einen Neubeginn zu schaffen. Der steinige Neubeginn, der den Politikern zu verdanken ist, beinhaltet eine neue 60 Millionen-Bürgschaft des Landes, sofern das Vussemer Werk bestehen bleibt. Die Vussemer benötigen ein jährliches Auftragsvolumen von 40 Millionen DM, um nach Einschätzung der Mönchengladbacher Geschäftsleitung bestehen zu können. Wird das nicht erreicht, soll die Produktion von Vussem nach Mönchengladbach verlagert werden.
Die Dörries Scharmann AG soll nach ihrer Löschung als neue Dörries Scharmann GmbH die Produktion wiederaufnehmen. Ein kleiner Stamm von Mitarbeitern bleibt ohnehin tätig, um alte Maschinenaufträge abzuwickeln. Aus der Qualifizierungsgesellschaft in Euenheim werden durch die GmbH voraussichtlich 150 Mitarbeiter nach Vussem zurückgeholt. Daß Vussem eine Chance erhält, ist zwei Umständen zu verdanken: 1. dem Einsatz von Bürgermeister Peter Wassong, Landrat Günter Rosenke, den MdL Clemens Pick und Edgar Moron, sowie von Stadtdirektor Bernhard Wachter; 2. „Made in Vussem“ gilt bei den Kunden weltweit als Qualitätsbegriff. Aufträge werden daher an die Fertigung im Werk Vussem gebunden. Bleibt zu hoffen und zu wünschen, daß der Neuanfang Bestand hat.

Freitag, 14. bis Sonntag, 16. Juni 1996

Stadtfeuerwehrtag Mechernich in Verbindung mit dem 60jährigen Gründungstag der Freiwilligen Feuerwehr Vussem

Freitag, 14. Juni

Bereits um 19:00 begannen die Feierlichkeiten an der Turnhalle mit einer Fahrzeugsegnung, die von Kaplan Hawinkels vorgenommen wurde. Anschließend überreichte Stadtbrandmeister Günter Müller dem Jubilar Oberbrandmeister Peter Schneider die Schlüssel des neuen Feuerwehrfahrzeugs TLF 11.
Mit der festlichen Ouvertüre „Besuch bei Jacques Offenbach“ eröffnete der Musikverein Vussem um 20:00 den Festkommers. OBM Peter Schneider konnte dann in der mit Fahnen und Blumen geschmückten Turnhalle, die in einen Festsaal verwandelt worden war, zahlreich erschienene Gäste und Ehrengäste, sowie Feuerwehrkameraden aus dem ganzen Stadtgebiet begrüßen. Als Ehrengäste waren erschienen: Schirmherr Bernhard Wachter, Kaplan Hawinkels, Kreisbrandmeister Willi Fuchs, Stadtbrandmeister Günter Müller, Bürgermeister Peter Wassong, Amtsleiter Peter Sistig, Ehrenbrandmeister Jean Schöller, Stadtverordneter und Ortsvorsteher Matthias Vogelsberg und Ortsvorsteher Josef Kaltwasser aus Breitenbenden sowie Vertreter und Vorsitzende der einzelnen Fraktionen.
„Es scheint oft, als würden die vielfältigen Leistungen der Freiwilligen Feuerwehr in der Öffentlichkeit als etwas normales, als eine Selbstverständlichkeit betrachtet“, meinte der Stadtdirektor Bernhard Wachter aus Mechernich in seiner Rede, der nach 1986 beim 50jährigen Bestehen zum zweiten Mal die Schirmherrschaft übernommen hatte. „Sowohl der Stadtfeuerwehrtag als auch der 60. Geburtstag der Freiwilligen Feuerwehr Vussem solle für Feuerwehrleute und Bürger eine Möglichkeit sein, sich mit offenen Augen zu begegnen und auszutauschen“, sagte der Kreisbrandmeister Willi Fuchs in seinen Ausführungen. Stadtbrandmeister Günter Müller betonte, daß die Feuerwehren diese Tage nutzen sollten, mehr miteinander zu sprechen, als übereinander zu reden. Alle Redner lobten das Pflichtbewusstsein der Vussemer Feuerwehrleute, die den Bürgern durch ihre Einsätze ein Schutzgefühl gäben.
Zwischendurch wurde das Programm von Musikverein, MGV und Kirchenchor durch ihre Darbietungen aufgelockert. Mit „Weihe des Gesangs“ und „Herrlicher Baikal“ verschönerte der MGV die Festveranstaltung und erhielt dafür von den Gästen hohe Anerkennung.
Ein Höhepunkt des Festes war gewiss die Ehrung des OBM Peter Schneider, der nach 45 Jahren aktiven Dienstes für die Freiwillige Feuerwehr, davon 26 Jahre als Löschgruppenleiter, in die Altersgruppe versetzt wird. Für seine Verdienste erhielt er die Ehrenmedaille des Kreisfeuerwehrverbandes. Nachfolger wird der zum OBM beförderte Rolf Wielspütz, der überrascht war von der frühzeitigen Beförderung.
Trotz des festlichen Rahmens wurde in den Reden auch die schlechte finanzielle Lage der Stadt Mechernich angesprochen, die sich hemmend auf die gewünschte und notwendige Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr auswirke. Bernhard Wachter sagte dazu: „Wir wissen, daß eine noch so gut motivierte Feuerwehr auch nur so gut ist, wie ihre Ausrüstung“. Auch die Ortsvereine richteten Grußworte an den Jubelverein und überreichten ein Briefkuvert mit Inhalt. Nach 60 Jahren fasst die Löschgruppe Vussem, in der auch die Breitenbendener Feuerwehr integriert ist, 24 aktive und neun junge Mitglieder, die mit einem Tanklöschfahrzeug auf Brände spezialisiert sind.
Zur späten Stunde endete der harmonisch verlaufene Festtag, an den man noch lange mit Freuden denken wird.

Samstag, 15. Juni

Festprogramm:

10:00Fahrzeugausstellung
13:00Übung der Jungfeuerwehren
17:30Heilige Messe mit Einweihung des Jugendfeuerwehrwimpels der Jugendfeuerwehr Vussem
20:00Tanz

Sonntag, 16. Juni

Gefallenenehrung und Festzug:
In einem Trauerzug marschierten die Teilnehmer um 10:30 zur Gefallenenehrung mit Kranzniederlegung am Ehrenmal. Nach einem Choral, gespielt vom Musikverein, las Nicole Schneider professionell ein Gedicht vor. OBM Peter Schneider sprach mit den Anwesenden ein Gebet für die gefallenen und vermissten Soldaten. Der MGV sorgte mit den Liedern „Gebet“ und „Den Gefallenen“ für einen würdigen Rahmen der Veranstaltung. Nach dem Vortrag des Musikvereins ging es mit Marschmusik zum anschließenden Frühschoppen an der Turnhalle, an dem auch die Sänger rege teilnahmen.
Der Festzug setzte sich um 14:30 in Bewegung und zog durch den mit Fahnen geschmückten Ort. Auf eine Abordnung des MGV nahm mit sechs Mann teil. Unterwegs, an der „Schneidmühle“, verloren sie den Ehrenvorsitzenden, der sich angeblich Blasen an den Füßen gelaufen hatte. In Wirklichkeit aber hatte er angesichts der Kneipe „Brand“ bekommen und musste diesen dringend löschen. Als Ersatz stieß verspätet ein Sbr. hinzu, der vom Wandern kam. Nach der Rückkehr des Festzuges war noch gemütliches Beisammensein in und um die Turnhalle angesagt, das in einem Dämmerschoppen endete.

Anmerkung des Chronisten:
Das offizielle Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr Vussem wird mit 1936 angegeben. Aber schon am 2. August 1932 wählte der Gemeinderat Wilhelm Münch zum Brandmeister. Stellvertreter wurde Albert Hein, der Vater von Anno Hein. Am 6. März 1945 erhielt Vussem starken Artilleriebeschuß, wobei Wilhelm Münch den Tod fand. Nun übernahm Karl Wirtz das Kommando und baute mit Franz Weiler die Feuerwehr neu auf. Im Jahre 1961 trat der Brandmeister Michael Wollenweber sein Amt an. Er wurde auch zum stellvertretenden Amtsbrandmeister gewählt. Bis 1968 leitete er die Löschgruppe Vussem. Er starb am 3. Mai 1973 im Alter von 47 Jahren. Als Nachfolger wurde Peter Schneider gewählt, der sein Amt erfolgreich bis zum heutigen Tag ausführte.
Noch ein paar chronologische Daten: 1965 hielt die Freiwillige Feuerwehr Einzug in das neuerrichtete und geräumige Gerätehaus am Schwimmbad. Das bisherige sogenannte Spritzenhaus war zu klein geworden. Ihr 50jähriges Bestehen feierte die Löschgruppe vom 13. bis 15. Juni 1986. Dem neuen Löschzugführer OBM Rolf Wielspütz kann man nur für die Zukunft alles Gute wünschen und für seine ehrenamtliche Tätigkeit eine glückliche Hand.
In diesem Sinne: “ Gott zur Ehr‘, dem Nächsten zur Wehr! „

Dienstag, den 18. Juni 1996

Ständchen für die Eheleute Arnold Lingscheidt und Elisabeth, geb. Wielspütz, anlässlich ihres 55. Hochzeitstages

Vor 55 Jahren, am 14. Juni 1941, reichte das Jubelpaar sich die Hände, um vor dem Traualtar den Bund fürs Leben einzugehen. Es war keine gute Zeit um eine Familie zu gründen, denn der 2. Weltkrieg tobte erbarmungslos. Der deutsch-englische Luftkrieg verschärfte sich sehr. Die ersten Vernichtungslager für Juden werden errichtet. Die Juden werden gezwungen, den Judenstern zu tragen. Deutschland greift auf dem Balkan an. Jugoslawien und Griechenland werden besetzt. Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion beginnt am 22.6.. Der U-Bootkrieg erreicht seinen ersten Höhepunkt. In einem Überraschungsangriff vernichtet Japan am 7.12. auf Pearl Harbour (Hawaii) Teile der Pazifikflotte der USA. Daraufhin erklären die USA und Großbritannien Japan den Krieg. Roosevelt befiehlt die Bekämpfung deutscher U-Boote durch die US-Marine und löst dadurch die Kriegserklärung Deutschlands und Italiens an die USA am 11.12. aus.
Diese schwere Zeit haben sie gemeinsam überstanden. Zwei Kinder wurden geboren (eine Tochter und ein Sohn), die sie zu anständigen Menschen erzogen. Voller Stolz kann das Jubelpaar nun auf die 55 Jahre ihres gemeinsamen Lebensweges zurückblicken. Fünf Jahre sind es schon her, als das Paar seine goldene Hochzeit feierte, zu der auch der MGV eingeladen war.
Nach der vorzeitigen Beendigung der Chorprobe um 20:30 begaben sich die Sangesbrüder still und heimlich zum Anwesen der Jubilare, um sie mit einem Ständchen zu erfreuen. Tochter Elfriede hatte alles arrangiert und die Beteiligten zum Stillschweigen vergattert. Deshalb war die Überraschung völlig geglückt, da alle dicht gehalten hatten. Das Ständchen wurde eröffnet mit dem Lied „Grüße an die Heimat“. Nach der Gratulation durch den Vorsitzenden, der dem Paar einen großen Blumenstrauß und eine Urkunde überreichte, fuhr der Chor zwanglos in seinem Programm fort und die Lieder

1.         Ännchen von Tharau,
2.         Das Ringlein,
3.         Heimatglocken und
4.         Stehn zwei Stern

gelangten zum Vortrag. Bei seinem Lieblingslied „Ännchen von Tharau“ war der Jubilar sichtbar gerührt, so daß er den Freudentränen freien Lauf ließ.
Die ältesten Spuren dieses Textes führen in das Jahr 1637 zurück. Damals dichtete der Rektor der Königsberger Domschule, Simon Dach, für die Hochzeit eines Freundes mit Anna Neander, Pfarrerstochter aus Tharau, in samländischen Dialekt (der Sprache, die in Ostpreußen zwischen Frischem- und Kurischem Haff gesprochen wurde): Anke von Tharaw. Johann Gottfried von Herder (1744-1803) schuf eine hochdeutsche Fassung. Friedrich Silcher schrieb 1827 die Melodie, mit der das Lied schnell volkstümlich wurde. Er gestaltete auch den Text an manchen Stellen um. Entgegen dieser Darstellung wird das ursprüngliche Gedicht auch Heinrich Albert (1604-1651) zugeschrieben. Jedenfalls soll es 1642 schon im Druck erschienen sein.
Im Garten wurde nun Platz genommen, weil dort ein kleiner Imbiss für die Sänger vorbereitet worden war. Dazu gab es frisches Kölsch vom Fass. Zwischendurch stimmte Sbr. Michel einige Trinklieder an, wobei der Chor kräftig mitsang. Aber auch die Lieder „Ein kleines Malheur“, „Das Elternhaus“ und „Droben stehet die Kapelle“ fanden Gefallen beim Jubelpaar und den anwesenden Gästen. Die Zeit verrann wie im Fluge. Fröhlich trat man den Heimweg an mit der Gewissheit, einem älteren Ehepaar ein paar schöne Stunden bereitet zu haben, zumal der Jubilar schon 34 Jahre inaktives Mitglied unseres Vereins ist.
Als Neffe erlaube ich mir, auch im Namen der Sänger, dem Jubelpaar noch einen schönen, langen und besinnlichen Lebensabend bei bester Gesundheit zu wünschen.

Samstag, 22. Juni 1996

Grill-Party des MGV

Der Vorstand des MGV hatte an alle Vereinsmitglieder mit Anhang eine Einladung zur Grill-Party an o. g. Samstag um 17:00 am Sportplatz in Vussem verschickt. Zahlreiche aktive und inaktive Vereinsangehörige waren der Einladung gerne gefolgt, wenn auch der Wettergott uns nicht gut gesonnen war. Zeitweise goss es in Strömen. Die Schafskälte erreichte ihren Tiefpunkt. Trotzdem ließ man sich die gute Laune nicht vermiesen, zumal unser Chefkoch Hans Klinkhammer mit seinen Gehilfen Willi Schütt und Bernhard Mießeler für gutes Essen sorgte. Vielfältig war die Angebotspalette. Es gab Schnibbelfleisch mit Zwiebeln und Krautsalat, Würstchen vom Grill mit Kartoffelsalat und Reibekuchen nach Großmutters Rezept. Dazu gab es im Bierpavillon diverse Getränke, die abwechselnd von einigen Sangesbrüdern und Sängerfrauen gezapft bzw. serviert wurden.
Zur vorgerückten Stunde präsentierten sich Heinz Sistig und Werner Borker auf ihrem Akkordeon in Höchstform. Evergreens der Volksmusik spielten sie gekonnt auf ihren Instrumenten, wobei die Anwesenden zünftig mit einstimmten, so daß ein schöner instrumenteller Klang und ein wohlklingender Gesang zu hören war.
Friedlich verließen die meisten Partygäste um Mitternacht, leicht betüddelt, den Veranstaltungsort. Dieses Mal verfehlte niemand die Pfade, und es gab keine besonderen Vorkommnisse. Jedenfalls ist dem Chronisten nichts bekannt geworden.

Sonntag, 30. Juni 1996

Nachruf auf unser inaktives Mitglied Stefan Höller, geb. am 7.7.1912 in Bergisch-Gladbach, gest. am 30.6.1996 im Kreiskrankenhaus Mechernich

Tief betroffen erhielten wir die Nachricht vom Tode unseres langjährigen Mitgliedes Stefan Höller, der im Alter von nahezu 84 Jahren, versehen mit den Tröstungen der Katholischen Kirche, im Kreiskrankenhaus Mechernich verstorben ist. Die feierlichen Exequien wurden gehalten am Freitag, dem 5. Juli um 14:00 in der Pfarrkirche Sankt Margareta in Vussem. Anschließend fand unter reger Beteiligung des MGV und der Bevölkerung die Beerdigung von der Friedhofshalle aus statt.
Bereits am 1. August 1950, bei der Eröffnungsversammlung nach dem Krieg, trat er als aktiver Sänger dem MGV bei und sang einige Jahre die 2. Baßstimme. Gut 45 Jahre war er Mitglied unseres Vereins, den er tatkräftig unterstützte. 1992 wurde er bei der 100-Jahrfeier für seine 40-jährige Mitgliedschaft geehrt und erhielt als Dank für seine Treue eine Urkunde überreicht. Am 11. Juli 1992 feierte er seinen 80. Geburtstag, zu dem er auch die Sänger eingeladen hatte.
Stefan Höller lernte in Köln, wo er als Schreiner arbeitete, seine spätere Frau Barbara Schnichels kennen, die dort als Haushälterin in Stellung war. 1935 wurde in Vussem geheiratet, wo man auch wohnte. Zwei Kinder wurden geboren, ein Mädchen und ein Junge.
In Folge des Zweiten Weltkrieges wurde Stefan schwer verwundet und verlor ein Bein. Doch er war immer frohen Mutes und ließ sich nicht unterkriegen. Als Modellschreiner arbeitete er erst bei der Firma Girards und später bei der Firma O. Dörries in Vussem.
Als der SV 1920 Vussem am 9. Dezember 1945 in der Gastwirtschaft Schneider bei einer Versammlung wiederbelebt wurde, trat er als Mitglied ein. Im Juni 1946 beschloss man, eine Damen-Handballmannschaft zu gründen. Trotz seiner Behinderung wurde er zusammen mit Hans Pfaffenholz als Betreuer gewählt. Gleichzeitig, nachdem er kurze Zeit 1. Vorsitzender war, benannte man ihn zum Ehrenvorsitzenden. 1947 errangen sie mit der Damenmannschaft sogar die Kreismeisterschaft.
Wir werden sein Andenken stets in Ehren halten.

Sonntag, 07. Juli 1996

Kurkonzert in Gemünd

Der Kneippkurort Gemünd ist zu allen Jahreszeiten ein anziehender Mittelpunkt. Hier findet der Kurgast, der Urlauber, der Stressgeplagte, der Wanderfreund oder Wochenendgast, Ruhe und Erholung, umgeben von unberührter und intakter Natur. Außerdem erwarten den Gast viele Freizeitangebote und kulturelle Veranstaltungen, wie Theateraufführungen, Vorträge, Ausflugsfahrten, geführte Wanderungen durch den Kermeter, Feste überlieferten Brauchtums, Tanzturniere und Konzerte jeglicher Art.
Der MGV 1892 Vussem ist seit Jahren hier ein gern gesehener Chor, der den Gästen mit seinen vielfältigen Liedvorträgen etwas Abwechslung bietet, und zu diesem Zweck war man wieder eigens angereist. Doch diesmal konnte das vorgesehene Konzert nicht im schmucken Musikpavillon stattfinden, weil die schlechten Witterungsverhältnisse (Regenschauer, ungemütlich kalt) dies nicht zuließen. Auch der große Kursaal war belegt, bzw. wurde für die am Abend stattfindende Transvestitenschau (Cabaret „Chez Nous“) vorbereitet. So blieb uns nichts anderes übrig, als im gut besuchten Kurcafé unser Konzert aufzuführen. Klaus Reddig moderierte gekonnt durch das fachlich ausgewogene Programm, das von Chorleiter Heinz Sistig erarbeitet worden war. Die Themen hatte er in einzelne Blöcke aufgegliedert, z. B.: Liebe, Wandern, Heimat- und Berglieder, Trinklieder sowie internationale Folklore und Evergreens (Programm siehe unten).
Pünktlich um 16:00 wurden die aufmerksamen Zuhörer mit den obligatorischen Begrüßungsliedern „Grüß Gott mit hellem Klang“ und „Was der Tau den Fluren ist“ musikalisch willkommen geheißen. 23 Lieder kamen zum Einsatz, die in zwei Halbzeiten aufgeteilt waren. Darunter gab es einige Neueinstudierungen, z. B. „Kleine Barke im Wind“, „Droben stehet die Kapelle“, „Stehn zwei Stern“ und „Lieder, so schön wie der Norden“. Dieses Lied, sowie „La Campanella“ und „Rot ist der Wein“ wurden mit Halbplayback gesungen, die beim fachkundigen Publikum gut ankamen und von unserem Freund Udo Greuel, der die Tontechnik hervorragend beherrschte, in Szene gesetzt.
So blieb es nicht aus, daß wir am Schluss des Konzertes das Podium ohne Zugabe nicht verlassen durften. Nach dem Ausklingen des Liedes „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein“ verließen wir nassgeschwitzt, wegen der hohen Temperaturen, die in dem Kurcafé herrschten, und unter tosendem Applaus die Bühne. Viele Gäste, darunter waren auch einige Sangesbrüder aus der Gegend von Horrem, Kerpen und Sindorf, bescheinigten uns, daß sie ein außergewöhnlich gutes Kurkonzert gehört hätten.

Programmauswahl für das Kurkonzert in Gemünd am 7. Juli 1996:

1Sonntag ist’s
L I E B E
2Steh’n zwei Stern (Westerwaldlied)
3Über die Heide
4Das Ringlein
W A N D E R N
5Eins, zwei, drei
6Bergvagabunden sind wir
H E I M A T- U N D B E R G L I E D E R
7Herrliche Heimat, rheinisches Land
8Grüße an die Heimat
9Die Seen im Land der Berge
10Lieder, so schön wie der Norden (Playbac
11Droben stehet die Kapelle
12Heimatglocken
P A U S E
13La Campanella  (Playback)
T R I N K L I E D E R
14Im Weinkeller
15Weinland
16Grüß mir die Reben, Vater Rhein
17Herr Wirt
18Ein kleines Malheur
I N T E R N A T I O N A L E F O L K L O R E/ E V E R G R E E N S
19Kleine Barke im Wind
20Swanee Ribber
21Herrlicher Baikal
22Rot ist der Wein (Playback)
23Amazing Grace

Sonntag, 1. September 1996

Sommer- und 25jähriges Jubiläumsfest der „wohnen und pflege Heinz Sanden KG“

Als der Fabrikant Peter Girards mit seiner Familie im Jahre 1909 seine auf der Anhöhe hinter der Neuhütte errichteten Villa bezog, hätte er sich nicht träumen lassen, daß 62 Jahre später, am 1. September 1971, die Familie Heinz Sanden Senior als Pächter ein Alten- und Pflegeheim für ca. 80 Personen in diesem schönen Gebäude einrichten würde. Außerdem hat dieses ehrwürdige Haus eine historische Geschichte, die ich in Kurzfassung einmal wiedergeben möchte.
Vor 70 Jahren, am 17.10.1926, gründete die Genossenschaft der Patres vom Heiligsten Herzen Jesu eine Niederlassung ihres Missionsordens in Vussem, nachdem sie von der Familie Girards die Villa gekauft hatte. Im „Mechernicher Anzeiger“ konnte man am anderen Tag folgendes lesen:
Ein Tag von großer Bedeutung war gestern der Rektoratsgemeinde Vussem-Breitenbenden beschieden. Der Missionsorden der Patres vom Heiligsten Herzen Jesu hat in Vussem eine Niederlassung gegründet. Die prächtigen Räume der Villa Neuhütte sind in ein Kloster umgewandelt worden, in denen Patres (Novizen) und Brüder sich auf den Missionsstand vorbereiten und ein Leben der Arbeit und des Gebetes führen werden. Der Leiter der Niederlassung wird zugleich die Seelsorge des Rektorats übernehmen.
Kurz nach zwei Uhr kündeten die Glöcklein der Kapelle in Breitenbenden die Ankunft der Ordensleute an. Pfarrer Beckschäfer richtete herzliche Worte des Willkommens an die Ankommenden, welche von dem hochwürdigen Herrn Pater Superior dankend entgegengenommen wurden. Anschließend wurde ein Gedicht eines Breitenbendener Schulkindes sowie ein Lied des Vussemer MGV zur Begrüßung vorgetragen. In der dichtgefüllten Kapelle wurde der sakramentale Segen erteilt. Darauf wurden die Patres in feierlichem Zuge unter den Klängen des Vussemer Bläsercorps nach Vussem geleitet. Als Vorsitzender des Kirchenvorstandes sprach Herr  Hoffmann einen Willkommensgruß. Herr Dr. Lenze sprach Worte des Willkommens im Namen des Bürgermeisters. Nunmehr begab sich die Prozession in die Kirche. Herr Dechant begrüßte von der Kanzel aus noch mal die Herren Pater Superior, Pater Provinzial, Pater Eilenberg als Stellvertreter des erkrankten Leiters des Klosters und Rektorates. Herr Pater Provinzial dankte mit bewegten Worten für den durchaus herzlichen Empfang. Mit dem sakramentalen Segen schloß die Andacht.
An der Schwelle des neu gegründeten Klosters erwartete die Ordensleute noch ein Empfang der Familie Girards. Ein sinnreiches Gedicht, vorgetragen von dem jüngsten Sohn der Frau Witwe Girards, die Überreichung des Schlüssels an den Ordensoberen, sowie ein von den Schulkindern vorgetragener dreistimmiger Psalm beendete die erhebende Feier. Nach der Einsegnung der Klosterkapelle sah man die Insassen des Klosters, die Angehörigen der Familie Girards und die geladenen Gäste noch einige Stunden gemütlich vereint.
Da den Missionaren auch die Seelsorge des Rektorats übertragen wurde, nahm Pater Eichelberg zunächst diesen Dienst auf. Der von der Genossenschaft vorgesehene Seelsorger, Pater Theodor Lotterer, trat seinen Dienst erst zu Weihnachten an. Am 16. August 1941 wurde das Kloster vom Kreis Schleiden nach den Richtlinien des Reichsleistungsgesetzes beschlagnahmt und in eine Lungenheilstätte für Männer umgewandelt. Den Missionaren verblieb nur ein kleiner Teil der Räumlichkeiten. Dezember 1944: Nach der Bombardierung des Kreiskrankenhaus Mechernich (Kreuserstift) wurde im Missionshaus ein Ausweichkrankenhaus eingerichtet. Wie schon in Mechernich lag die Führung in den Händen der Franziskanerinnen von Salzkotten. Als die Amerikaner am 6. März 1945 in Vussem einmarschierten, richteten sie im Kloster einer Kommandantur ein. Im September 1949 wurde das Krankenhaus wieder geschlossen und nach Mechernich zurückverlegt. 1968 wurde der Orden der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu in Vussem wegen mangelnden Nachwuchses geschlossen. Insgesamt 364 Studenten besuchten das Missionshaus, um sich auf ihre Aufgaben als Priester und Missionare vorzubereiten.
1972: Für den Erweiterungsbau einer 70 m langen und 24 m breiten Montagehalle, einem Verwaltungsgebäude mit 1400 qm Nutzfläche und einem ebenso großen Lagerraum erwirbt die Werkzeugmaschinenfabrik O. Dörries GmbH vom Missionshaus Grund und Boden. Umfangreiche Erdarbeiten waren erforderlich. Die Zufahrt zum Kloster musste verlegt werden. 1985 verkauft der Missionsorden das ehemalige Kloster an Geschäftsleute aus dem Kreis Euskirchen.
Der heute fast 70jährige Senior Heinz Sanden gründete vor 25 Jahren das psychiatrische Pflegeheim. Inzwischen wird es von seinen Kindern geführt und firmiert unter dem Namen „wohnen und pflege Heinz Sanden KG“. Das Unternehmen hat sich mit seinem umfangreichen Serviceangebot für psychisch kranke und pflegebedürftige Menschen zu einem allgemein anerkannten Partner im Bereich der Pflege entwickelt.
Nachdem der Musikverein Vussem konzertiert hatte, wurde das Fest mit einem ökumenischen Gottesdienst unter Mitwirkung des Kirchenchores am Sonntagmorgen eröffnet. Unter großer Beteiligung der Bevölkerung, die aus nah und fern gekommen war, konnte das Jubiläum im Rahmen eines Sommerfestes mit den Jubilaren, Bewohnern und Betreuern des Pflegeheims gefeiert werden. Aber auch die Prominenz war gekommen um dem Fest beizuwohnen. Unter ihnen weilten MdB Wolf Bauer, Landrat Rosenke und Stadtdirektor Bernhard Wachter, um nur einige zu nennen. Auf dem ganztägigen Programm kamen dabei weder die musikalische Unterhaltung in Form der Lokalmatadoren „Wibbelstetz“, „Moonlight Duo“ sowie des Musik- und des Männergesangvereins Vussem zu kurz, noch fehlte es an sportlichen Betätigungsmöglichkeiten. Immerhin standen zum dritten Male die Kreismeisterschaften im Fingerhakeln an. Die Kinder konnten sich während des ganzen Tages an eigens für sie eingerichteten Spielständen amüsieren. Für die Erwachsenen tanzten noch die Volkstanzgruppe Mechernich und die „Sunshine Girls“. Mit Clownerien unterhielten „Chapeau claque“. Auch für Speis‘ und Trank war bestens gesorgt.
Mit einem ansprechendem Programm wartete der MGV 1892 Vussem auf, dessen Darbietungen vom Publikum mit viel Applaus gewürdigt wurden. Beim Vortrag öffnete der Himmel kurz aber heftig seine Schleusen. Die Regentropfen, die auf die Überdachung klopften, irritierten einige Sänger so sehr, daß sie aus dem Rhythmus gerieten und im Schweinsgalopp fortrennen wollten. Aber der Chorleiter hielt sie fest an der Kandare, so daß es nur bei einem Versuch blieb. Zur Aufführung gelangten folgende Lieder:

1.         Sonntag ist’s,
2.         Steh’n zwei Stern,
3.         Über die Heide,
4.         Grüße an die Heimat,
5.         Das Schalkerlied und
6.         Kleine Barke.

Mit dem Schalkerlied hatte der Chor den Jubilar Heinz Sanden Senior überrascht und ihm sichtbar viel Freude bereitet, denn er sang kräftig mit.
Da das Singen bekanntlich sehr durstig macht, begaben sich einige Sänger (Et sen ömme dieselben) zu einem Stehtisch an der Bierbude, um den Durst mit einigen kühlen Bierchen zu löschen. Zur fortgeschrittenen Stunde wurden die Wertbons zusammengelegt und davon die Runden bezahlt. Ein Sbr. hatte die Biermarken bestimmt fotokopiert und mit einer Nähmaschine perforiert, denn immer wieder zog er ein Blatt mit den Wertmarken aus der Seitentasche seines Jacketts und legte sie zu den anderen auf den Tisch, so daß immer genügend Nachschub vorhanden war.
Um seiner Frau einmal eine Freude zu bereiten, hatte ein älterer Sbr. einen aus Binsen geflochtenen Blumenhocker erworben und diesen auf den Tisch gestellt. Er hatte aber nicht mit der Hinterlist eines Sangesbruders gerechnet, der den Hocker blitzschnell in einem vorbeifahrenden Kinderwagen verschwinden ließ. Daher erhielt seine Gattin das Geschenk erst einige Tage später zugestellt. Ob Anni sich über das verspätete Namenstagsgeschenk gefreut hat, ist dem Chronisten nicht bekannt geworden.

Freitag, 6. September 1996

Geburtstagsständchen für Frau Witwe Margarete Klinkhammer geborene Mießeler (75 Jahre)

Ihren 75. Geburtstag feierte Frau Margarete Klinkhammer mit ihrer Familie und ihrem Bekanntenkreis in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“. Dazu hatte Sbr. Hans Klinkhammer auch den MGV eingeladen, um seine Mutter mit einem Ständchen zu überraschen. Selbstverständlich war der MGV gerne zu dieser Feier gekommen, zumal sie schon lange Jahre inaktives Mitglied ist, und trug mit folgenden Darbietungen wesentlich zum Gelingen des Festes bei:

1.         Weihe des Gesangs, 1. und 3. Strophe,
2.         Heimatglocken,
3.         Droben stehet die Kapelle und
4.         Amazing Grace.

Als Lohn für den schönen Vortrag erhielten die Sänger nicht nur viel Applaus, sondern sie wurden auch noch reichlich bewirtet. Außerdem gelangte ein ansehnlicher Betrag in die Vereinskasse.
Nach dem Tode Ihres Mannes Anton, der 1981 verstorben war und in den fünfziger Jahren im Chor die 2. Baßstimme sang, übernahm sie spontan die Beitragszahlung und erwarb so die Mitgliedschaft in unserem Verein.
Frau Klinkhammer wurde geboren am 06.09.1921 in Eiserfey, in einer Zeit, wo die Nachkriegswirren des Ersten Weltkrieges und Wirtschaftsprobleme in Folge von Unruhen die Inflation beschleunigen. Kommunistenaufstände in Hamburg und Sachsen werden von der Reichswehr niedergeschlagen. Alliierte Truppen besetzen Düsseldorf, Duisburg-Ruhrort und Oberhausen. Deutschland erkennt Reparationsleistungen von 132 Milliarden Goldmark an. Josef Wirth von der Zentrumspartei wird deutscher Reichskanzler. Seine Politik der Erfüllung des Versailler Vertrags stößt auf Widerstand. Der Reichsfinanzminister Matthias Erzberger wird ermordet. Er setzte sich während des Krieges für dessen friedliche Beendigung ein. Der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer, Zentrum, wird Präsident des preußischen Staatsrats. Abstimmungen in Oberschlesien, Tirol und Salzburg ergeben große Mehrheiten für den Anschluss an Deutschland. In Oberschlesien leisten Freicorps heftigen Widerstand gegen polnische Gebietsansprüche.
In Vussem wird zum ersten Male in der Schule und in den Wohnhäusern, nach Inbetriebnahme eines Leitungsnetzes, elektrisches Licht erzeugt. Pater Josef Linden, gebürtig aus Diefenbach bei Steinfeld, verließ das Rektorat Vussem-Breitenbenden und ging als Missionar nach Brasilien. Kaplan Hermann Josef Hansmann aus Freisenbruch trat die Nachfolge an.
Der MGV 1892 Vussem veranstaltete vom 23. bis 24. Juli 1921 ein Sängerfest. Laut dem Anzeigen- und Unterhaltungsblatt des Kreises Schleiden, das voll des Lobes darüber berichtete, war es ein wohlgelungenes Fest, das dem Veranstalter alle Ehre machte. Ihm gebührt ein kräftiges Sängerheil!
Frau Klinkhammer wünsche ich auf diesem Wege noch viele Jahre bei bester Gesundheit im Kreise ihrer Familie.

Freitag, den 6. September 1996

60. Geburtstagsfeier von Gertrud Mießeler, geb. Schmitz

Da Gertrud, die Gattin unseres 1. Schriftführers, am gleichen Tag Geburtstag hatte wie Frau Klinkhammer, fuhr man anschließend nach Breitenbenden zur Gaststätte „Zum Krebsbachtal“, wo sie mit ihrem Verwandten- und Freundeskreis ihr 60. Wiegenfest feierte. Gertrüdchen war sehr überrascht, als der MGV eintraf, Aufstellung nahm und ihr zur Ehre folgende Lieder zum Besten gab:

1.         Abendfrieden,
2.         Weinland,
3.         Bergvagabunden und
4.         Amazing Grace.

Die Freude über die gelungene Überraschung stand Gertrud im Gesicht geschrieben. Sie bedankte sich bei den Sängern und lud sie zu einem kleinen Umtrunk in die Gaststätte ein. Der Vorsitzende Willi Schütt hatte sich einen besonderen Gag ausgedacht. Weil die Sangesbrüder Bernhard Mießeler und Michel Wielspütz beim Geburtstagsfest von Frau Klinkhammer gesanglich nicht mitwirken konnten, überreichte er ihnen ein Mitbringsel in Form von gut belegten Brötchen mit den Worten: „Wenn der Bernhard op de ‚Schneggmöll‘ dabei gewesen wäre, dann wär nex mie övverisch jeblevve“!
Gertrud wurde am 06.09.1936 in Weyer geboren, in jener Zeit, als Hitler die zweijährige Wehrpflicht einführt und ohne Gegenwehr der Westmächte das Rheinland besetzt. Zugleich beginnt der Bau des Westwalls, der vielen Leuten Arbeit und Brot bringt. Der daraus entstehende innenpolitische Prestigegewinn Hitlers, wird im Sommer durch den großen Propagandaerfolg der olympischen Spiele in Berlin ergänzt.
Nach einem Militärputsch in den Kolonien beginnt in Spanien der Bürgerkrieg. Franco wird von Deutschland und Italien unterstützt. Japan und Italien verbünden sich mit Deutschland.
Am 5. Mai 1936 feiern die Eltern des Lehrers Karl Schiffer in Vussem ihre Diamantene Hochzeit, an deren Feierlichkeiten sich der MGV mit einem Ständchen beteiligt. Zum ersten Mal läutet am 21. Juni 1936 eine neue Glocke zur Herz-Jesu-Prozession in Vussem. Die Glocke wurde 1900 in Bochum gegossen, hat einen Durchmesser von 390 Millimetern und ist auf das dreigestrichene „e“ eingestimmt worden. Ungenutzt lag die Glocke bisher in der Rheinischen Bohrmaschinenfabrik der Firma Girards. Zum Gedenken an den verstorbenen Peter Girards Senior, der die Notkirche in seinem Firmengelände ermöglichte, erhielt sie den Namen „Petrusglocke“.
Die neu renovierte Margaretenkapelle wurde am 20. Juli 1936 von Dechant Schrievers aus Eicks eingeweiht. Am Sonntagmorgen sang ein Kirchenchor aus Oberhausen die Messe in der Rektoratskirche. Nachmittags fand eine feierliche Andacht statt, in der Pater Weber aus dem Missionshaus die Festpredigt hielt. Am Montag, vor der Weihe der Kapelle, wurde ein festlicher Gottesdienst von dem Pfarrektor Alfons Schmitz abgehalten. Anschließend zog die Gemeinde in einer feierlichen Prozession zur Margaretenkapelle, wobei auch die Margaretenstatue, die seit 20 Jahren nicht mehr in der Kapelle war, eingeführt wurde. Altes Brauchtum wurde wiedererstehen lassen, indem man am Sonntag und Montag die Margaretenkirmes feierte, die fast in Vergessenheit geraten wäre.
Von dieser Stelle aus wünsche ich Gertrud, daß sie gesund und munter das nächste Jahrzehnt erreicht, damit wir den 70. Geburtstag wieder gemeinsam feiern können. Das walte Gott!
P. S.: Ich hoffe, daß Bernhard bis dahin sein Gertrüdchen nicht zu arg strapaziert.

Sonntag, 08. September 1996

Sängerfest des MGV 1921 Firmenich aus Anlaß des 75jährigen Gründungsfestes

Anlässlich der Kirmes und des 75jährigen Bestehens des MGV 1921 Firmenich fand im Doppelort Firmenich-Obergartzem vom 6. bis 10. September eine große Feier statt. Start war am Freitag um 19:00 mit einem Festkommers im Festzelt. Mitwirkende waren die Chorgemeinschaft MGV Satzvey – MGV Firmenich, der Musikverein Obergartzem und der Gemischte Chor „Euterpe“. Schirmherr war Landrat Rosenke. Die Jubilarehrungen nahm die Vorsitzende des Kreissängerbundes Euskirchen, Hannelore Geduldig, vor. Der Vorsitzende Georg Schlee konnte zahlreiche Besucher und Ehrengäste begrüßen.
Aus der Chronik geht hervor, daß 1921 sich einige sangesfreudige Männer zusammentaten und mit dem ersten Präsidenten Josef Tuppi Senior den MGV gründeten. Damals konnten sie noch nicht ahnen, daß bereits zwei Jahre später, es war Inflation, der Kassierer im Kassenbuch notierte: „Kassenbestand: Pleite“. Das sieht heute anders aus, auch wenn der MGV nicht im Geld schwimmt. Dennoch, in der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der MGV von Schicksalsschlägen nicht verschont. Bis 1963 gibt es keine Aufzeichnungen bzw. wurde keine Chronik über die Aktivitäten des Chores niedergeschrieben. Erst danach wurden wieder Jahresberichte angefertigt, so daß seit diesem Zeitpunkt genau nachgeschlagen werden kann, wie sich der Verein entwickelte. 1963 wurde Josef Reuter Vorsitzender, der aber auch nicht verhindern konnte, daß zu dieser Zeit ein schlechter Probenbesuch zu verzeichnen war. 1964 wurde deshalb mit dem MGV Kommern eine Chorgemeinschaft gegründet. 1970 wählte man Christian Vogel zum Vorsitzenden. 1971 wurde die erwähnte Chorgemeinschaft wieder aufgekündigt. Als 1975 der Dirigent Johannes Zaun sein Amt niederlegte, war guter Rat teuer. Der Zufall half, Christian Vogel traf Johann Münch, den Vorsitzenden des MGV Satzvey. Auch dort hatte man Sängermangel, auch dort war der Probenbesuch nicht übermäßig gut. So tat man sich zusammen und gründete die Chorgemeinschaft Satzvey-Firmenich, die heute noch besteht. Nachdem Christian Vogel als Vorsitzender 1985 zurücktrat, übernahm der jetzige Vorsitzende Georg Schlee die Amtsgeschäfte. Dirigiert wurde man danach erst von Siegfried Günthert, es folgten Johann Schäfer und Manfred Schümer und seit 1988 Werner Harzheim. Nun nahm man an zahlreichen Konzerten teil, rief das Weiherfest ins Leben und gestaltete das kulturelle Leben im Doppelort fleißig mit.
Am Samstag wurde ein großer Kirmesball abgehalten unter dem Motto: „Rheinischer Abend“ mit der Tanzband „Pentagon“, einer Live-Show mit Charlie Piccolini, Bauchredner Peter Kerscher und den „Drei Colonias“.
Der Sonntag begann um 9:30 mit einem Festhochamt, anschließend Festzug zum Festzelt mit Frühschoppen. Um 14:00 begann der Empfang der eingeladenen Gesangvereine mit anschließendem Freundschaftssingen, an dem sich neun Chöre beteiligten, die in nachstehender Reihenfolge zum 75jährigen Stiftungsfest mit ihren Liedvorträgen gratulierten. Der Jubelchor Chorgemeinschaft MGV Satzvey  – MGV Firmenich begrüßte die Gäste gesanglich mit den Liedern „Wanderliedchen“, „Ein kleines Malheur“ und „American Folksong“.

1.         MGV 1853 Gemünd,
2.         MGV 1863 Mechernich,
3.         Gemischter Chor „Euterpe“ 1976,
4.         MGV 1860 Arloff-Kirspenich e. V.,
5.         Gesangverein Liederkranz Antweiler,
6.         MGV 1892 Vussem,
7.         Männerquartett Weilerswist 1906 e. V.,
8.         MGV Flamersheim-Palmersheim 1848 und
9.         Homberger MGV von 1861.

Der MGV 1892 Vussem unter der Leitung von Heinz Sistig betrat an 7. Stelle die Bühne und wuaate mit seinem Vortrag beim aufmerksamen Publikum zu gefallen, das dieses mit einem herzlichen Applaus unterstrich, obwohl der Chor sehr geschwächt war, denn neun Sänger fehlten teilweise aus unerklärlichen Gründen. So konnten die Lieder „Sonntag ist’s“, von Simon Breu, und „Stehn zwei Stern“, von Heinz Niehaus, auch zur Zufriedenheit des Chorleiters vorgetragen werden, der vor dem Auftritt sehr skeptisch und mit Berechtigung über das Fehlen einiger Sänger verärgert war.
Erwähnenswert ist noch der Auftritt des Homberger MGV unter der Stabführung von Ulrich Eick-Kerssenbrock, der seine Vorträge „Ein Freund, ein guter Freund“, „Mitternachtsblues“ und „Froher Sängermarsch“ auswendig und gekonnt zu Gehör brachte und ohne mehrere Zugaben das Podium nicht verlassen durfte.
So ging ein teilweise klassisches Freundschaftssingen zu Ende, an dem die Gourmets der Chormusik voll auf ihre Kosten kamen.

Dienstag, 10. September 1996

Namenstagsfeier mit den Sangesbrüdern Peter Gülden, Peter Dreesen, Hans Höller, Hans Nellesen, Hans Klinkhammer, Johannes Eversheim und Chorleiter Heinz Sistig

Nach der verkürzten Chorprobe begann die Namenstagsfeier der oben genannten Sangesbrüder, die wegen der Sommerpause und dringender Termine immer wieder hinausgeschoben werden musste. Mit einem Ständchen wurde die Feier eröffnet. Die Namenstagskinder bedankten sich mit einem Fässchen Bier. Sbr. Hans Klinkhammer hatte dieses Mal ein schmackhaftes Gericht aus Speckkartoffeln und Sülze zubereitet. Als Nachtisch gab es noch leckeren Pudding. Die Unkosten für das Essen hatte er auch übernommen. Außerdem spendierte Sbr. Peter Dreesen zwei Flaschen Schnaps, die er schon lange versprochen hatte. Aus einer Flasche wurde der Inhalt nicht erraten. Insider behaupten jedenfalls, daß man beim Einnehmen dieses edlen Gesöffs unbedingt vorher seinen Arzt oder Apotheker fragen sollte.
Nach dem guten Essen ging man zum gemütlichen Teil über. Es wurde viel erzählt. Eigenartigerweise kommt man immer wieder auf die Jugendzeit zu sprechen. Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre traten viele Jugendliche, darunter auch einige Sangesbrüder, in die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg ein. Man musste ein Gelöbnis ablegen mit folgenden Worten: „Ich (Name) verspreche bei meiner Ehre, daß ich mit der Gnade Gottes mein bestes tun werde, Gott, der Kirche und dem Vaterland treu zu dienen, jederzeit und allen Menschen zu helfen und dem Pfadfindergesetz zu gehorchen“. Außerdem musste man täglich eine „Gute Tat“ vollbringen. Unvergesslich sind die schönen Fahrradtouren z. B. zum Laacher See, nach Steinfeld oder zum Nürburgring. Abends wurde dann in einem Zelt übernachtet. Viele hatten noch die Dreiecksplanen von der deutschen Wehrmacht. Als Kopfkissen diente der Rucksack. Da gab es große Unterschiede. Diejenigen, die einen sogenannten Affen hatten, er war mit einem flauschigen Fell überzogen, konnten sich glücklich schätzen, denn auf ihm schlief es sich besonders gut. Aber vor dem Schlafengehen wurden am Lagerfeuer mit Begleitung einer Klampfe viele schöne Lieder gesungen.
Die Breitenbendener Pfadfinder hatten eine Fahrt zum Nürburgring gemacht. Unterwegs mussten einige ihr Geschäft verrichten. Sie hockten sich gemeinsam auf ein junges Bäumchen, das man zuvor bis zur Erde hinunter gebogen hatte. Als alle fertig waren, gab einer das Kommando, und auf „Los“ hüpften sie von der Stange. Einer hatte den Absprung nicht geschafft. Er flog in hohem Bogen ins Gebüsch. Als er sich nun aufgerappelt hatte, war seine Gestalt mit „Sommersprossen“ übersät. Den anschließenden Spott und das Hohngelächter musste er auch noch über sich ergehen lassen.
Da bei dieser anrüchigen aber wahren Geschichte „Müffeljupp“ wieder mit von der Partie war, hoffe ich, daß dieser Beitrag für einen Kulturpreis vorgeschlagen wird. Für den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels möchte ich mich herzlich bei den Juroren bedanken. Mein besonderer Dank aber gilt der Redaktion des „Metronom“ und Lektor Bernd Wenderdel, der mein Manuskript eingereicht hatte.
Den Namenstagskindern wünsche ich weiterhin alles Gute und bedanke mich auch im Namen der Sänger für Speis und Trank und hoffe, daß wir noch oft solche Feste gemeinsam feiern können.
Allzeit „Gut Fahrt!“

Samstag, 28. September 1996

Goldhochzeit der Eheleute Heinrich und Gertrud Nießen, geb. Stoltz aus Lorbach

Bereits am Freitagabend machten die Vereine, die Nachbarschaft, Freunde und Bekannte sowie Rat und Verwaltung der Stadt Mechernich dem Jubelpaar ihre Aufwartung, bevor am Samstag die große Familienfeier stattfand. Sie begann mit einem Dankgottesdienst um 17:00 in der im vorigen Jahr renovierten Pfarrkirche St. Georg in Kallmuth, die ja auch ein Wallfahrtsort der schmerzhaften Mutter Gottes ist.
In alter Zeit, so erzählt die Sage, war in Kallmuth, das zum Kirchspiel Weyer gehörte, eine kleine Kapelle. Die Entstehung dieser Kapelle hängt mit der Auffindung eines Gnadenbildes zusammen. Eines Tages bemerkte man neben der Burg Pützfeld in einem Stachelbeerstrauch ein Bild von der schmerzhaften Mutter Gottes, das von einem hellen Glanz umgeben war. Wie es dahin gekommen war, wusste niemand. Man brachte es in die Pfarrkirche nach Weyer. Wie staunte man aber, als es am andern Morgen nicht mehr in der Kirche war, sondern sich wieder in dem Strauch befand. Der Pfarrer glaubte, er habe das Bild nicht würdig genug beachtet und ließ es darum mit Kreuz und Fahne in einer feierlichen Prozession zur Kirche hinbringen. Aber auch jetzt fand man es am anderen Tag wieder an dem alten Platz. Das veranlasste den Burgherrn, an Ort und Stelle eine Kapelle zu errichten und das Bild zur Verehrung auszustellen. Später wurde die Kapelle durch eine Kirche ersetzt, und in ihr befindet sich noch heute das Gnadenbild. Soweit die Legende, die in der Dorfchronik von Kallmuth, die von Lehrer Karl Guthausen erstellt wurde, nachzulesen ist.
Sbr. Arnold Mies hatte den MGV 1892 Vussem eingeladen, um den Dankgottesdienst seiner Schwiegereltern mit einigen Liedvorträgen, vorwiegend aus der Schubertmesse, zu verschönern. Um einen reibungslosen Ablauf bei der Gestaltung der Messfeier zu gewährleisten, war um 16:00 noch eine Ansingprobe mit dem ortsansässigen Organisten Martin Weingartz vereinbart worden, zumal wegen der Vussemer Kirmes keine Probe stattfinden konnte.
Nach dem Pfarrer Hoberg das Jubelpaar an der Kirchenpforte herzlich begrüßt hatte, spielte der Organist das Eingangslied „O mein Christ, lass Gott nur walten“, derweil das Goldpaar, angeführt von 6 Mädchen in goldenen Jacketts mit schwarzen Hüten und Hosen bekleidet, das Kircheninnere betrat und sich zu seinem Platz vor dem Altar begab.
Zum Gloria ließ nun der Chor von der Orgelbühne, wegen Platzmangels etwas eingeengt, zum ersten Mal mit dem Lied “ Ehre sei Gott in der Höhe “ zur Erbauung der Festgemeinde seine Stimmen erschallen. Es folgte die Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer: „Brüder! Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung! Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn!“
Beim Zwischengesang entfaltete der Chor sein ganzes Können und ließ den Psalm 99 von Willi Trapp “ Jubelt dem Herrn alle Lande“ in der herrlichen Kirche mit ihrer guten Akustik erklingen.
Nun folgte das Evangelium nach Matthäus: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter, dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“. Pfarrer Hoberg lobte das Goldhochzeitspaar in seiner Predigt dafür, daß sie ein christliches Leben geführt und stets Gottes Gebote befolgt hätten.
Die Eheleute Nießen kennen sich schon von Kindesbeinen an. Aus der vor 50 Jahren, am 28.9.1946, geschlossenen Ehe, gingen sechs Kinder hervor. Bei dieser großen Kinderschar lässt sich erahnen, daß Frau Nießen stets ausgelastet war und rund um die Uhr genug zu tun hatte. Für Hobbies blieb nicht viel Zeit. Heute jedoch ist für sie und auch ihren Mann, der nach dem Krieg „Op Spandau“ und nach der Stilllegung 25 Jahre als Zivilbediensteter bei der Bundeswehr beschäftigt war, der schönste Zeitvertreib, wenn sie sich ihren neun Enkelkindern widmen können.
Zum Credo erklang vom Chor „Noch lag die Schöpfung formlos da, nach heiligem Bericht“. Es folgte die Segnung des Jubelpaares und die Fürbitten. Da hieß es u. a.: „Herr wir bitten Dich für Heinrich und Gertrud Nießen, die heute auf 50 Ehejahre zurückschauen, in denen sie ihre Liebe in Freud und Leid miteinander teilen durften, lass sie noch lange so ihren Weg gemeinsam gehen und der eine für den anderen ein Segen sein, alle Tage ihres Lebens. Herr, wir denken auch an alle, die an diesem Tage gerne mit uns gefeiert hätten, aber von Dir heimgerufen wurden. Herr, sei mit diesen Eheleuten, die ihre Ehe von neuem unter Deinen Schutz stellen wollen. Herr, wir danken Dir für diesen schönen Tag, lass uns alle gerne daran zurückdenken.“
Zur Gabenbereitung sang die Festgemeinde das Lied „Herr, was im alten Bunde Melchisedek geweiht, das halten wir zur Stunde als Gabe auch bereit“.
„Heilig, heilig ist der Herr“ wurde vom Chor beim Sanctus würdevoll vorgetragen. Im Anschluss daran erklang unter Orgelbegleitung „Das Vater unser“ von Gotthilf Fischer, dessen homogener Klang bei einigen Kirchenbesuchern unter die Haut ging. Beim Agnus Dei wurde „Mein Heiland, Herr und Meister“ zu Gehör gebracht. Zur Gabenbereitung brachte der MGV „Sancta Maria“ von Johann Schweitzer zum Vortrag. Es muss noch erwähnt werden, daß zwei herrliche Frauenstimmen (Sopran und Alt) zwischendurch die Lieder „So nimm denn meine Hände“ und „Wenn ich ein Glöcklein wär“ hervorragend zur Geltung brachten. Als Schlusslied sang man gemeinsam „Maria breit den Mantel aus“.
Für das Goldhochzeitspaar mit seinen Festgästen war es gewiss eine schöne Messfeier, an die sie sich zeitlebens mit Freuden erinnern werden. Dem Chor aber zollte man für seine einwandfreie Darbietung hohes Lob und große Anerkennung.

Sonntag, 17. November 1996

Volkstrauertag in Vussem und Breitenbenden

In Vussem setzte sich der Trauerzug pünktlich um 9:30 in Bewegung, angeführt von der Freiwilligen Feuerwehr Löschzug Vussem mit ihrem Standartenträger. Es folgte der Musikverein, der einen Trauermarsch von Chopin spielte, ein paar Vussemer Bürgerinnen und Bürger und am Schluss der MGV.
Am Kriegerdenkmal angekommen, legte Bürgervereinsvorsitzender Matthias Vogelsberg einen Kranz nieder. Den Kernpunkt seiner Rede möchte ich in Kurzform sinngemäß mit folgendem Wortlaut wiedergeben: „Wenn heute, 51 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, vieles zerredet und auseinanderdiskutiert wird, und wenn durchaus ernstgemeintes, ehrliches Gedenken in die Gefahr gerät, missverstanden zu werden, dann zeigt das sehr deutlich: Wir haben dieses schreckliche Kapitel deutscher Geschichte von 1933 bis 1945 noch längst nicht bewältigt, aber es gibt die Defizite in punkto Lehren aus der Geschichte nicht nur auf deutscher Seite. Deshalb gilt es das Wesentliche zu sehen, und das heißt, daß die Welt und nicht zuletzt die Deutschen mit dem Ende dieses schrecklichen Krieges von der Nazi-Herrschaft befreit, und wir mit einem Frieden in Freiheit beschenkt wurden“.

Mit zwei Chorälen sorgte der MGV dafür, daß die Veranstaltung einen würdigen Rahmen bekam:

1.         Über den Sternen und
2.         Da unten ist Frieden.

Nach einem Gebet für die gefallenen und vermissten Soldaten, sowie für die Opfer des Nazi-Terrors, beendete der Musikverein mit einem Lied die Gedenkfeier.
Anschließend begab man sich nach Breitenbenden zum Ehrenmal, um auch hier der Toten und Gefallenen zu gedenken. In seiner Eigenschaft als Ortsvorsteher sagte Josef Kaltwasser in seiner Ansprache u. a. sinngemäß folgendes: „Der heutige Volkstrauertag sollte uns Deutsche vor allem auf das kostbare Gut der Freiheit und unsere Verantwortung für die Wahrung des Friedens verpflichten. Die Lehren aus jenen Tagen des Terrors und der Verfolgung müssen von den Älteren an die Jugend weitergegeben werden, denn es darf kein Vergessen geben, wenn nicht neues Unheil über uns und die Welt kommen soll. Wir haben allen Grund zu danken für das, was wir besitzen, und wir haben genauso viel Grund zu bitten und zu beten für das, was noch nicht ist, nämlich die Überwindung von Egoismen, von Hass oder Gleichgültigkeit. Dies zu erreichen, ist die Aufgabe einer Politik mit langem Atem, einer Politik, die auf jegliche Gewalt verzichtet und stattdessen auf Verständigung mit allen Völkern angelegt ist. Wir haben die Chance, den Weg zu finden zu einem in Frieden und Freiheit vereinten Europa. Ich halte es für angemessen, den heutigen Tag so zu begehen, daß wir der Toten gedenken, für Frieden und Freiheit danken und für das Recht der Selbstbestimmung aller Menschen auf der ganzen Welt bitten und beten“.
Nach dem „Vater unser“ brachte der MGV die gleichen Lieder zum Vortrag wie in Vussem. Der Musikverein spielte am Schluss der Trauerfeier das Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“.

Sonntag, 24. November 1996

In Pesch gab es einen Anlaß zum Feiern!

Der Kirchenchor Cäcilia Pesch feierte das Cäcilienfest in Verbindung mit der Jubilarehrung 50 Jahre Vereinszugehörigkeit von Josef und Edmund Dederichs. Außerdem erhielt der Dirigent Josef Dederichs für seine 25jährige Organistentätigkeit eine Urkunde überreicht.
Man erinnerte sich an den MGV Vussem und bat um Mitwirkung bei der festlichen Gestaltung des Gottesdienstes, der um 10:00 begann.
Zahlreich erschienen die Sänger des MGV Vussem und nahmen Aufstellung auf der Orgelbühne der festlich geschmückten Kirche in Pesch. Beengt stehend, wie Makrelenfilets in Pflanzenöl, sang man die Schubertmesse, die zur Freude unseres Chorleiters sowie aller Anwesenden eine sehr gute Resonanz fand. Die Kirche war voll besetzt, der MGV hatte mal wieder sein gutes Können bewiesen. Dies wurde bei der Ansprache der Vorsitzenden des Kirchenchores Pesch besonders hervorgehoben.
Selbst unser Organist Anno Hein, der in geduckter Haltung die Tastatur der museumsreifen Orgel zur Begleitung des Chores bediente, musste ein großes Lob über sich ergehen lassen. Lächelnd schilderte uns Anno den derzeitigen Zustand der Orgel, wie z. B. den auf der Orgel befindlichen Blasebalg, die vorhandenen tonlosen Tasten, die abgenutzten Fußpedale und ähnliches.
Nach diesem Erlebnis begaben wir uns als geladene Gäste ins Pfarrheim, wo eine reichlich gedeckte Kaffeetafel uns erwartete. Die Pescher Frauen hatten ihr fachliches Können bewiesen. Schön garnierte Brötchen, leckere Hefetorten sowie Sahne-Nuß-Kuchen erfreuten den Magen eines jeden Anwesenden. Auch Bier und diverse Schnäpse wurden angeboten.
Hans Höller bat unseren Chorleiter Heinz Sistig um das noch vorhandene Stück Kirschstreuseltorte. Heinz stand auf, nahm den Tortenheber und wurde in ein Gespräch verwickelt, währenddessen ein treuer Fan des MGV Vussem, nämlich Gertrud „das Altargeschenk des Sangesbruders Bernhard Mießeler“ nichtsahnend das letzte Stück Kirschstreusel nahm. Nach beendetem Gespräch suchte nun Heinz vergeblich nach dem besagten Stück mit der Bemerkung: „Dat wor doch ävvens noch do!“ Hans Höller verzichtete zugunsten von Gertrud, der es sichtlich besonders gut schmeckte. Das Gelächter war allerdings auf unserer Seite.
Selbstverständlich rief Heinz nun seine Mannen auf zu anderen Taten. Somit wurde auch das gesangliche Können wieder bewiesen mit den Liedvorträgen „Das Morgenrot“, „Herr Wirt“ und „Amazing Grace“. Ein stürmischer Applaus der Zuhörer wollte nicht enden.
Unser Chorleiter wendete sich nun mit einer kurzen Ansprache an die Gäste, wobei er seinen Dank zum Ausdruck brachte und an den letzten Auftritt in Pesch erinnerte, wo einige Sänger sich doch besonders wohlgefühlt hatten. Heinz betonte die guten nachbarschaftlichen Beziehungen beider Orte. Einen diesbezüglichen Widerspruch eines Pescher Bürgers musste man jedoch lachend einstecken, nämlich der, der „kriegerischen“ Verhältnisse in den fünfziger Jahren. Damals wurde nach einem verlorenen Fußballspiel des SV Vussem in Pesch das Martinsfeuer dort vorzeitig angezündet, angeführt von Toni Wollenweber, was die Fußballniederlage erträglicher stimmte.
Hiernach ereilten uns Wurfgeschosse Pescher Bürger in Form von Steinen, heute spricht man von Kastanien. Der LKW der Firma Hubert Breuer, der uns für auswärtige Spiele zur Verfügung stand, war nicht schnell genug, um uns ungeschoren der unangenehmen Steinflut zu entziehen, denn zu dieser Zeit fuhr man noch mit Holzgasverbrennungsantrieb, dem sogenannten „Holzkocher“.
Schmunzelnd wurden diese Geschehnisse aus damalige Zeit erörtert, wonach wir uns wieder auf die Heimreise begaben. Es war mal wieder ein gelungener auswärtiger Auftritt des MGV Vussem unter der Leitung unseres beliebten Chorleiters Heinz Sistig.

Sonntag, 1. Dezember 1996

Seniorennachmittag in Vussem

Der diesjährige Seniorennachmittag wurde wieder vom Bürgerverein ausgerichtet. Die Einladungen waren rechtzeitig an alle Personen ab 65 Jahren mit Partnern verteilt worden. Doch nur gut die Hälfte war der Einladung gefolgt, was den Organisatoren rätselhaft war und ihnen Kopfzerbrechen bereitete.
Gegen 15:00 konnte Ortsvorsteher und Vorsitzender des Bürgervereins Matthias Vogelsberg in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ das ältere Semester wie auch die Ehrengäste Pastor Frohn und den scheidenden Stadtdirektor Bernhard Wachter mit Gattin, der im kommenden Jahr nach fast 15jähriger Amtszeit den Posten abgeben muss, um dann am 2. Januar 1997 in Siegburg in die Geschäftsführung des Caritasverbandes für den Rhein-Sieg-Kreis mit 540 Mitarbeitern einzusteigen, freundlich begrüßen und willkommen heißen. Ferner wünschte er ihnen ein paar schöne Stunden und einen besinnlichen 1. Adventssonntag. Bürgermeister Peter Wassong erschien später, weil er noch anderweitig Verpflichtungen hatte. Im „Neuen Jahr“ muss er seinen Titel als 1. Bürgermeister abgeben, bleibt aber als 2. Bürgermeister in Amt und Würden.
Festlich waren der Raum dekoriert und die Tische eingedeckt worden. Bei Kerzenschein, Kaffee und Kuchen hatte man sich viel zu erzählen. Die einheimischen Vereine machten ihre Aufwartung und trugen mit ihren Vorträgen, wie Tanz, Musik und Gesang wesentlich zum Gelingen dieses Altentages bei. Der MGV überzeugte mit seinen folgenden Darbietungen alle Anwesenden, die dieses mit ihren herzlichen Beifallsbekundungen unterstrichen:

1.         Abendfrieden,
2.         Droben stehet die Kapelle,
3.         Weihnachtsglocken und
4.         Frieden.

Anschließend fuhr der MGV noch nach Breitenbenden, um die Besucher des Weihnachtsmarktes mit einigen Liedvorträgen zu erfreuen.

Sonntag, 1. Dezember 1996

Weihnachtsmarkt im Haus St. Michael in Breitenbenden

Mittlerweile gehört er schon zur festen Tradition, bei den Bewohnern und der Bevölkerung von Mechernich und Umgebung, der Weihnachtsbasar im Hause Sankt Michael in Breitenbenden. Dazu hatte die Familie Sanden zum 1. Adventssonntag eingeladen, um einen stimmungsvollen, vorweihnachtlichen Tag mit ihnen, den Mitarbeitern und den Insassen des Heimes zu verleben. Sie hatten sich alle kräftig ins Zeug gelegt, um gegen die Profis bestehen zu können. Vielseitig war die Angebotspalette. Dazu konnten viele Hobbykünstler gewonnen werden, die ihre Produkte anboten, z. B. außergewöhnliche Adventskränze, Dekoratives für die Vorweihnachtszeit, schöne Türkränze, Handwerkskunst zum Selberbehalten oder zum Verschenken usw.. Aus der reichhaltigen Küche wurden viele schmackhafte Gerichte angeboten. Natürlich gab es auch heiße und kalte Getränke. Darüber hinaus war für die Erwachsenen als auch für die Kinder ein attraktives Programm mit viel Musik, einem Zauberer, einem Puppenspieler und einer Tombola zusammengestellt worden. Auch Sankt Nikolaus war zugegen und beschenkte die Kinder mit allerlei Süßigkeiten.
In der überfüllten Cafeteria präsentierte der MGV sein vorweihnachtliches, nachfolgendes Programm, das von Chorleiter Heinz Sistig liebevoll zusammengestellt worden war, in gewohnter, charmanter Form:

1.         Abendfrieden,
2.         Weihnachtsglocken,
3.         Maria durch ein Dornwald ging,
4.         Engel haben Himmelslieder und
5.         Es ist ein Ros‘ entsprungen.

Damit erfreute der Chor nicht nur die Heimbewohner, sondern auch die zahlreichen Gäste, die bei Kaffee und Kuchen aufmerksam den Vorträgen gelauscht hatten und sich dafür mit gebührendem Applaus bedankten.

Sonntag, 08. Dezember 1996

Vorweihnachtliches Benefizkonzert für den Erweiterungsbau des Pfarrheims

Vorwort! (Auszüge aus den Pfarrbriefen 5 und 6/96).
Endlich ist es so weit. Für den so dringend notwendigen Erweiterungsbau unseres Pfarrheims liegen nun alle Genehmigungen vor, sowohl von Seiten des Bistums Aachen, als auch vom Kreis Euskirchen. Mit der Denkmalschutzbehörde sind die Probleme auch ausgestanden. Auf einer Pfarrversammlung am 31. Oktober wurden die Probleme und das weitere Vorgehen seitens des Kirchenvorstandes und des Pfarrgemeinderates dargelegt.
Warum wird ein Pfarrsaal mit Toilettenanlage gebaut? Hier noch einmal kurz die Beweggründe: Viele Aktivitäten sind in den letzten Jahren in unserer Pfarrgemeinde neu entstanden. In der Kindergruppe, die anfänglich aus Messdienern und Kommunionkindern entstanden ist, und von den jüngeren Jahrgängen her immer wieder regen Zulauf erhält, sind mittlerweile die älteren so groß geworden, daß eine Jugendgruppe gebildet werden müsste, die vom Platz her wieder ganz andere Ansprüche stellt.
Dann gibt es noch die große „Donnerstagsgruppe“, die durch alle Altersschichten geht und sich regelmäßig treffen möchte. Daneben gibt es natürlich den schon lange existierenden Kirchenchor mit seiner Flötengruppe. Um zu proben brauchen sie Platz, um sich ausbreiten zu können. Es gibt in Vussem einfach keinen Versammlungsraum in der Größe, den man brauchen könnte. Die Turnhalle ist viel zu groß, die alte Volksschule viel zu klein. Es müsste ein Raum sein, wo 60 bis 80 Personen Platz finden, mit entsprechenden Toilettenanlagen. „Wenn wir eine lebendige Gemeinde wollen, wenn wir wollen, daß nicht alles auseinanderläuft, wenn wir wollen, daß unsere Kinder sich weiter in Gruppen treffen und wir ein Gegengewicht gegen die oft durch das Fernsehen und durch Computerspiele bewirkte Verrohung setzen wollen, dann brauchen wir die Erweiterung des Pfarrsälchens. Ohne diesen Raum können wir den Anforderungen der heutigen Zeit nicht gerecht werden. Wir können nicht verhindern, daß alles auseinanderläuft und ein Zeitgeist die Oberhand gewinnt, den wir alle nicht wollen, und den wir dann aber nicht mehr loswerden“
, so argumentierte Herr Mehren.

Vor dem Winter soll nicht mit dem Bau begonnen werden. Als Baubeginn wird der März 1997 angestrebt. Noch vor Weihnachten wollen sich die ortsansässigen Handwerker mit dem Architekten, Herrn Schick, zusammensetzen, um die notwendigen Details zu besprechen. Unsere Aufgabe besteht im Moment darin, die notwendigen finanziellen Eigenmittel von ca. 100.000 DM zusammenzukratzen.

Zum Konzert:

Aus diesem Anlaß veranstalteten der MGV 1892 Vussem, der Kirchenchor mit seiner Flötengruppe und der Musikverein Vussem ein vorweihnachtliches Gemeinschaftskonzert in der Pfarrkirche zu Vussem. Kirchenchor und Musikverein hatten sich verstärkt durch Sänger und Musiker aus Strempt, zu denen sie ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis haben. Pünktlich um 16:00, nachdem Herr Mehren (Kirchenvorstand) die zahlreichen Gäste aus nah und fern begrüßt hatte, eröffnete der Musikverein mit einer festlichen Ouvertüre von Jacques Offenbach das Konzert. Durch das Programm führten abwechselnd Herr Mehren und Sbr. Alfred Brell, der unter anderem auch Gedichte zur Weihnachtszeit vortrug.

Nun präsentierte sich der MGV, nachdem er im Altarraum Aufstellung genommen hatte, den Konzertbesuchern in blendender Laune mit dem Lied „Lobt den Herrn der Welt“. Diese Chorkomposition für festliche Stunden und besondere Anlässe, von Henry Purcells „Trumpet Voluntary“ für Männerchor und Orgel oder Orchester, Text und Bearbeitung von Willy Trapp, wurde mit Orgelbegleitung von Sbr. Udo Greuel festlich und markant vorgetragen. In diesem Chorwerk wird der Schöpfer, König und Herr der Welt gepriesen. Alle Völker sollen seinen Namen loben und preisen. Weiter heißt es im Text:

„Gott ist groß an Güte, Glanz und Macht.
Sonne, Mond und Sterne künden seine Pracht.
Was in Lüften schwebt, was im Meer sich regt,
was ins Weltall schwebet, kühn sich fortbewegt,
alles soll lobpreisen, Herr und König Dich,
alles freue Schöpfer, Deiner Werke sich“.

Aber auch die Menschen sollen sich des Friedens freuen. Die Herrscher unserer Tage sollen guten Willens sein und die Welt von Hass und Streit befrei’n.
Als zweites Lied gelangte „Abendfrieden“ zum Vortrag. Dieses einfühlsame Lied aus dem 19. Jahrhundert wurde von Franz Schubert komponiert, den Text schrieb Johannes Gärtner dazu. Hierbei handelt es sich um einen Sonnenuntergang, wobei die Abendglocken tönen, Gottes schöne Welt besingen, und danach der Abendfrieden einkehrt. Dieses Lied wurde am Anfang piano, in Mittelteil mf, dann pp und am Schluss mf und forte vorgetragen. Dabei wurden die Zeichen für crescendo und decrescendo (an- und abschwellend), sowie auch das Dirigat von Chorleiter Heinz Sistig von den Sängern beachtet, so daß der Vortrag zu einem Genuss wurde, der bei den Zuhörern Begeisterung und viel Applaus auslöste.
Mit „Die kleine Bergkirche“ Musik: Walter Geiger, Text: Franz Brummerl, hatte der Musikverein mit seinem Solisten Berthold Kurth (Trompete) den Geschmack der aufmerksamen Zuhörer getroffen, denn sie zollten ihm viel Applaus.
„La Campanella“ („Die Abendglocke“), Chorsatz: Johannes Menskes, gelangte nun mittels Halbplayback zu Gehör, wobei die Baßstimmen die tiefen Glockentöne überwiegend nachahmen mussten. Dieses Chorwerk erzählt von der Abendglocke, deren Echo sich tausendmal im Tal bricht. Sie ist weit zu hören, wenn alles schweigt und die Nacht herniedersteigt. Dann singt sie für dich das schönste Lied auf der Welt. Sie singt vom Glück, auch wenn du traurig bist, und ziehst du fort, erzählt sie von der Heimat und daß dort Er im Himmel ist, der dich bestimmt niemals vergisst. Hör wie es klingt, wenn die Abendglocke singt; und hat dich dann die Abendglocke froh gemacht, dann klingt das Lied der Campanella ganz leise aus in der Nacht.
Der Chor musste bei dieser Aufführung konzentriert zu Werke gehen, weil das Lied mit Halbplayback gesungen wurde. Man läuft sonst Gefahr auseinanderzudriften. Aber Chorleiter Heinz Sistig hatte alles fest im Griff, so daß dieser Vortrag ein voller Erfolg wurde und von den staunenden Zuschauern mit Beifallsstürmen bedacht wurde.
„Ehre sei Gott in der Höhe“ nach Friedrich Silcher, bearbeitet für Männerchor und Klavier von Gus Anton, stand nun auf dem Programm, für das Dirigent Heinz Sistig verantwortlich war. In diesem Stück konnte unser neuer Sbr. Udo Greuel, der für unsere Chorgemeinschaft eine große Bereicherung geworden ist, zeigen, was er drauf hat. Bei dieser Neueinstudierung kam er voll zur Geltung und begleitete den Chor am Klavier bravourös über die schwierigen Passagen. Seine Solostellen meisterte er gekonnt und zur Zufriedenheit des Chorleiters. Wenn auch der Text „Ehre, Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“ sich mehrmals wiederholt, so ist doch die Stimmgewalt (Forte und mf) dieses Werkes beachtens- und hörenswert, was auch die Zuhörer mit ihrem Beifall bekundeten. Zum Komponisten Philipp Friedrich Silcher ist folgendes zu sagen: Geboren wurde er am 27.6.1789 in Schnait bei Schorndorf in Württemberg. Er studierte Musik und wurde 1817 mit 28 Jahren schon Universitäts-Musikdirektor in Tübingen. In der Volksmusikbewegung des 19. Jahrhunderts war er führend. Zwölf Hefte der Volksmusik gab er heraus, darunter selbst komponierte wie „Ännchen von Tharau“ und „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“. Am 26.8.1860 verstarb er in Tübingen im Alter von 71 Jahren.
„Riesengebirglers Heimatlied“, Musik: V. Hampal, Bearbeitung: Bruno Hartmann, wurde nun vom Musikverein dargeboten. Mit diesem Stück spielte er sich in die Herzen der Zuhörer, die diese schöne Leistung mit viel Applaus zu würdigen wussten.
Jetzt war der MGV wieder an der Reihe, der mit dem Lied, passend zur Adventszeit, „Maria durch ein Dornwald ging“ von Johannes Eccard, Satz: Gregor Lehr, zu gefallen wusste. Der Komponist wurde 1553 in Mülhausen geboren. Er bemühte sich in seinen geistlichen Werken um einen Ausgleich zwischen motettischer und liedhafter Gestaltung. Zuletzt war er preußischer Kapellmeister in Königsberg und Berlin, wo er auch 1611 im Alter von 58 Jahren verstarb.
Diese Motette handelt von Maria, der Gottesmutter, die ein Kindlein unter ihrem Herzen trug, als sie durch einen Dornwald ging, der sieben Jahre kein Laub getragen hatte, und auf dem nun Rosen erblühten.
Als nächstes wurde vom Chor ein Weihnachtslied gesungen “ Engel haben Himmelslieder „, Satz: Heinz Lehmann mit folgendem Text:

„Engel haben Himmelslieder auf den Feldern angestimmt.
Das Echo hallt vom Berge wider, so daß es jedes Ohr vernimmt:
Hirten, was ist euch begegnet, daß es jedes Ohr vernimmt?
Gott hat heut‘ die Welt gesegnet, Christ erschien der Erdenzeit.
Er gibt allen Menschen Frieden, die des guten Willens sind.
Freude wurde uns beschieden durch ein neugebornes Kind.“

Auch dieser Vortrag fand Gefallen beim aufmerksamen Publikum.
Wieder eine Neueinstudierung stand nun auf dem Programm mit dem Titel: „Weihnachtsglocken“, von Hermann Sonnet, Opus 140, Worte: Franz Mädig. Handelte es sich bei den Liedern 2 und 3 um Abendglocken, die den Sonnenuntergang, Gottes schöne Welt besangen und vom Glück und der Heimat erzählen, wenn man einmal traurig ist, so tönen sie bei dieser Komposition in das winternächt’ge Schweigen,
das ringsumher die Fluren, Wald und Feld umhüllt.
Millionen Sterne glühen, glänzen am Himmelszelt,
leuchten in den Weihnachtsfrieden. Horch! Ein wundersamer Klang,
von den Türmen in die Landschaft schallt der Glocken Weih’gesang.
Stille Nacht, Heilige Nacht!

                                    2. Strophe:

Glocken klingen hell in die Lande, hell ertönt ihr ehern Mund.
Preis, Anbetung jener Liebe, jenem Licht der hehrsten Stund.
Allen Menschen will es klingen, dieses Lied aus tönend Erz.
Soll es klingen, mög es bringen dir auch Frieden in das Herz.
Stille Nacht, Heilige Nacht!

Der Schlusssatz wurde ganz leise (pp) ausklingen lassen. Die Sänger boten mit diesem letzten Liedvortrag eine ansprechende Leistung, für die sich die im weiten Umkreis beheimateten Freunde der Chormusik herzlich bedankten.
Zum Schluss des ersten Teiles spielte der Musikverein gekonnt die „Sankt-Hubertus-Jagdouvertüre“, Musik und Bearbeitung: Franz Springer, und „Morgens um Sieben“, Musik: James Last, Bearbeitung: Franz Kolditz.
Der 2. Teil des Konzertes wurde überwiegend vom Flöten- und vom Kirchenchor bestritten, die ihre Lieder abwechselnd darboten. Der Kirchenchor wurde dabei auf der Orgel vom Organisten aus Strempt Reiner Pütz unterstützt. Die Protagonisten konnten das Publikum mit ihrer famosen Leistung überzeugen.
Nachdem der überwältigende Applaus der Konzertbesucher verklungen war, bedankte sich Herr Mehren nochmals bei allen Beteiligten für die hervorragenden Leistungen und bat die Dirigenten zu sich, um ihnen als Dankeschön ein kleines Präsent, eine Kachel mit dem Motiv unserer Pfarrkirche St. Margareta, zu überreichen. Gleichzeitig appellierte er an die Besucher, großzügig zu spenden, damit mit dem Bau des Pfarrheims in Kürze begonnen werden kann.
Nach dem Konzert wurden noch Speisen und Getränke rund um die Pfarrkirche angeboten. Von den vielen einheimischen und auswärtigen Gästen wurde uns bestätigt, daß sie ein einmaliges, auf hohem Niveau stehendes, besinnliches, vorweihnachtliches Konzert gehört hätten und beim nächsten Mal gerne wiederkommen würden. Dies zu hören ist sehr erfreulich, denn nun wissen der Vorstand und die Akteure, daß sich die Arbeit und Proben gelohnt haben.

Nachtrag:
Bei diesem Konzert konnte der stolze Betrag von 3180 DM an Spendengeldern verbucht werden.

Freitag, 20. Dezember 1996

Jahresabschlußfeier des MGV

Zur diesjährigen Jahresabschlussfeier konnte der Vorsitzende Willi Schütt immerhin 23 von 29 Sängern begrüßen. Er betonte in seiner kurzen Ansprache, daß das verschlossene Jahr wieder ein gutes Jahr für den Verein gewesen wäre. Großen Anteil daran hätte wiederum unser Dirigent Heinz Sistig, der mit großer Geduld den Sängern die erforderlichen Flötentöne, sprich: Notenkenntnisse, beigebracht habe. Als kleine Anerkennung erhielt er dafür ein Geldgeschenk und für seine Frau Anita eine Gutschrift überreicht. An allen 40 Proben und 13 Auftritten hatte unser Ehrenvorsitzender Peter Dreesen teilgenommen. An zweiter Stelle konnten die Sangesbrüder Bernhard Mießeler und Willi Schütt mit 37 Proben und 13 Veranstaltungen ermittelt werden. Als Dank erhielten sie eine Flasche Sekt. Der Vorsitzende wünschte allen Sängern und ihren Familien ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest und einen Guten Rutsch ins neue Jahr.
Nun konnte mit dem Festschmaus begonnen werden. Es gab eine leckere Grillhaxe mit Sauerkraut und Kartoffelpüree, die unser Küchenchef Hans Klinkhammer wieder organisiert hatte. Als Nachtisch gab es leckeren Pudding, der von Hansens Mutter liebevoll zubereitet worden war. Auch Kölsch vom Fass war in ausreichendem Maße vorhanden. Die gut bestückte Tombola hatte der Vorsitzende wieder zusammengekött. Sie enthielt Werkzeuge für Hobbybastler, Wurstwaren, erlesene Weine für Kenner, Bitburger Pils, Duftglocken, CD ‚ s, Bleistifte, Notizkalender, Schlüsselanhänger usw.. Jeder bekam einen Preis zugelost, auch die nicht anwesenden Sangesbrüder.
Schon Friedrich der Große hatte erkannt, daß man keine Trübsal blasen sollte, sondern es muss gesungen werden. Deshalb schnappte sich Heinz Sistig sein Akkordeon, Udo Greuel setzte sich ans Klavier und zur Musik wurden nun Soldatenlieder gesungen, nachdem man zuvor die Liederbücher der Bundeswehr „Kameraden singt“ verteilt hatte. Bekannte Lieder wie: „Ein Heller und ein Batzen“, „Das Leben ist ein Würfelspiel“, „Die blauen Dragoner sie reiten“, „Wir lagen vor Madagaskar“, „Wilde Gesellen“, „Wir lieben die Stürme“, „Wildgänse rauschen durch die Nacht“ (dieses Lied wurde von Walter Flex wenige Tage vor seinem Tod im Schützengraben gedichtet, während ein Zug Wildgänse über die Stellungen hinweg zog), „Wie oft sind wir geschritten auf schmalem Negerpfad“, „Schwer mit den Schätzen“, um nur einige zu nennen, drangen aus den durstigen Kehlen. Zwischendurch hatte Sbr. Michel zwei Stücke vorgetragen mit dem Titel: „Ongerwäsch“ und „Kunstbanause“, die bei den Sangesbrüdern für Heiterkeit sorgten.
Das Soldaten singen, ist ein alter Brauch. Soldatenlieder sind mündlich überliefert, immer wieder verändert und durch die Soldaten selbst im täglichen Umgang “ zurechtgesungen “ worden. Sie zeichnen sich durch bildhafte und kräftige Sprache sowie eingängige Melodien aus, die auf dem Marsch ebenso gut gesungen werden können, wie am Lagerfeuer, im Biwak, an Bord oder wie bei uns, in gemütlicher Runde. Dabei kommt uns zu Gute, daß einige Sangesbrüder Soldaten waren, oder früher dem Jungvolk (Hitlerjugend) oder der Pfadfinderschaft angehörten. Ihnen allen sind diese Lieder bestens bekannt.
Das älteste uns überlieferte Soldatenlied stammt aus dem Jahr 1509. Zur Unterstützung des Marschierens sangen die Landsknechte zuerst wohl Kirchen- oder Wallfahrerlieder, denen ein neuer, frecher Text untergejubelt wurde. Später folgten eigene Texte mit neuen Melodien, die mit Pfeifen und Trommeln Marsch und Gesang der Truppe begleiteten, und so zog man auch in den Krieg, wobei die ersten Reihen immer zuerst den Tod fanden.
Im 18. Jahrhundert folgten Lieder auf den Feldherrn, den Fürsten, den König, mal ernsthaft, mal verspottend; aber immer als Ausdruck der Verehrung und des Vertrauens in den militärischen Führer. Die Aufbruchstimmung der Freiheitskriege, die Zuwendung zum Vaterland, spiegeln sich wider in den Liedern des 19. Jahrhunderts.
Der Erste Weltkrieg veränderte mit dem Kriegserlebnis auch das Soldatenlied. Landsmannschaftlich geprägte Stimmungsbilder mit Bezug zum Kriegserleben wurden gesungen. In der Zeit des Dritten Reiches und des Zweiten Weltkrieges wurden Soldatenlieder missbraucht als Ausdruck nationalsozialistischer Propaganda. Doch alle Versuche das Lied der Soldaten als Propagandamittel einzusetzen, scheiterten an den Soldaten selbst; sie sangen ihre eigenen Lieder, Lieder die nicht in den Liederbüchern standen und nur zögernd Eingang fanden. Ein Lied der Bundeswehr gibt es bisher noch nicht, wohl aber Lieder, die besonders gern gesungen wurden und noch werden.
So verbrachte man bei Musik und Gesang einen schönen Abend, der erst am frühen Morgen endete.

Nachtrag:
Einige Breitenbendener Sangesbrüder kehrten noch bei Eddie Freitag ein, um seiner Gattin ein Ständchen zu bringen, die aber zur nachtschlafender Zeit davon gar nicht erbaut war und sogleich wieder zu Bett ging. Die Sänger machten es sich daraufhin bei einer Flasche Bier und einem guten Branntwein auf der Couch gemütlich, und die zuvor bei der Tombola gewonnene Fleischwurst von Sbr. Philipp Fünfzig musste dran glauben.

Samstag, 21. Dezember 1996

Ausstellungseröffnung einheimischer Künstler in Mechernich

Traditionell findet auch in diesem Jahr wieder die Ausstellung von Werken einheimischer Künstler statt. Im Foyer des Gymnasiums „Am Turmhof“ stellen schon im 17. Jahr zahlreiche Hobbykünstler ihre Werke aus. Man ist beeindruckt von der Vielfalt der Kunstrichtungen, die hier präsentiert werden. Vom Cowboy- und Indianermaler über den Holzschnitzer und Kupferdesigner, von Ölbildern über Aquarelle, Literaturillustrationen bis zu Federstrichzeichnungen, von Porzellanmalerei über Ikonen und Reliefs bis hin zur Glas- und Seidenmalerei, Verwertungskunst und Videoinstallation, zeigen 25 Künstler ihre wertvollsten Stücke.
So konnte der Vorsitzende des Ausschusses für Kultur, Sport und Partnerschaften, Matthias Vogelsberg, am Samstag um 18:00 mit Unterstützung des MGV 1892 Vussem die Ausstellung offiziell eröffnen, mit folgendem Wortlaut:
„Liebe Künstler, sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Gäste! Ich möchte Sie zur diesjährigen Ausstellung ganz herzlich begrüßen. Begrüßen möchte ich auch den ersten Bürger unserer Stadt Mechernich, den Bürgermeister Peter Wassong nebst Gattin und alle erschienenen Stadtverordneten. Ganz herzlich möchte ich den MGV Vussem willkommen heißen. Der MGV unter der Leitung von Heinz Sistig wird die Eröffnungsfeier mit einigen Liedvorträgen untermalen“.

Die Ausstellung „Werke einheimischer Künstler“ wird in diesem Jahr zum 17. Mal ausgerichtet. Die Verantwortung lag wieder in den bewährten Händen von Frau Elke Schmitz von der Stadtverwaltung und Herrn Weiermann von den Künstlern, die auch Ansprechpartner für die Aussteller waren. An die beiden ein herzliches Dankeschön von uns allen.
Die Ausstellung findet statt vom 21.12.96 bis 2.1.97 von 14:00 bis 18:00 Uhr. Wenn Sie Fragen haben an die Künstler, so sind sie gerne bereit Auskunft zu geben über ihre Arbeit. Es gibt eine Cafeteria mit Kaffee und Kuchen. Für die Tombola können noch Lose für 1 DM erworben werden. Als Preise stehen eigene Werke der Künstler bereit. Ich darf Ihnen abschließend bereits jetzt schon viel Spaß bei der Ausstellung wünschen und hoffe, daß die Veranstaltung ein voller Erfolg wird. – Hiermit eröffne ich die 17. Ausstellung „Werke einheimischer Künstler“.“

Mit den Liedvorträgen

1.         Abendfrieden (Bergheimat),
2.         La Campanella (mit Halbplayback),
3.         Weihnachtsglocken, und
4.         Amazing Grace,

bot der MGV nun den Künstlern und Gästen ein paar Leckerbissen seines Könnens, die dieses mit ihrem Beifall zu würdigen wussten. Bei einem Glas Kölsch konnte man der dezenten Musik von Udo Greuel auf seinem Keyboard lauschen und anschließend staunend die Ausstellungsstücke der Künstler bewundern.

Sonntag, 12. Januar 1997

Seniorennachmittag in Breitenbenden

Zum diesjährigen Seniorentreffen hatte der Bürgerverein alle Senioren aus Breitenbenden, die das 60. Lebensjahr erreicht haben mit Partnern in die Gaststätte „Zum Krebsbachtal“ eingeladen. Da der Nachmittag einen bunten karnevalistischen Rahmen hatte, konnte ab 15:00 bei Kaffee und Kuchen geschunkelt und gelacht werden, denn die exzellenten Kräfte in der Bütt strapazierten die Lachmuskeln sehr. Das Programm, durch das Jürgen Stürzenberger führte, wurde mitgestaltet von den Kindern mit Tanz und Spiel.

Für die musikalische Unterhaltung sorgten mit gutem Ton auf dem Keyboard Sbr. Udo Greuel, der gemischte Chor Breitenbenden und der MGV 1892 Vussem, der bei zwei Auftritten mit den lustig vorgetragenen Liedchen

1.Zum Eingang: Herr wir kommen schuldbeladen vor Dein heil’ges Angesicht.
2.Zum Evangelium:Wir glauben, Herr, wir glauben, was Deine Kirche lehrt.
3.Zum Sanctus:Laßt uns erheben Herz und Stimm‘, den großen Gott zu loben.
4.Zum Agnus Dei:Lamm Gottes, o erbarme Dich.

von den älteren Herrschaften viel Applaus einheimste.
Nachdem die Sänger an der Theke noch einen zur Brust genommen hatten, trat man den Nachhauseweg an. Von Ferne sah man schon das Matterhorn im Mondschein glänzen. Unser Dirigent hatte dieses Kunstwerk mühevoll an seinem Anwesen mit Schnee aufgeschichtet. Der Nachbar wollte ihn nachahmen, konnte aber die stattliche Höhe von 2,98 m nicht erreichen.

Rückschau und Schlagzeilen 1996

Es gehört schon zur Tradition, sich am Beginn eines neuen Jahres einen Kalender zuzulegen. Heutzutage gibt es Kalender in scheinbar endloser Mannigfaltigkeit, Kalender für die Organisation, mit inspirierenden Texten oder Kochrezepten usw., aber auch moderne elektronische Kalender. Vielleicht bin ich altmodisch oder nostalgisch veranlagt, denn ich benutze noch immer die unkomplizierten Kalender, in die ich einfach wichtige Daten schreibe, um an sie zu denken. Für das neue Jahr 1997 kenne ich bereits Pläne und Termine, die ich schon im neuen Kalender eingetragen habe.

Aber zuerst wollen wir einmal Rückschau halten und sehen, was das 104. Geschäftsjahr in unserer bewegten Vereinsgeschichte gebracht hat. Bekanntlich beginnt und endet ein Geschäftsjahr mit der Jahreshauptversammlung. In diesem Fall vom 24.02.96 bis 15.02.97. In diesem Zeitraum wurden 40 Proben abgehalten. Über 30 Aktivitäten und Ereignisse des MGV konnte ich in der von mir erstellten Jahreschronik berichten, die demnächst von Sbr. Bernd Wenderdel in der Sängerzeitung „Metronom“ wiedergegeben wird bzw. nachzulesen ist. Dankenswerterweise hat Sbr. Bernhard Mießeler die Geschehnisse bei der Mitwirkung des MGV bei der Messfeier in Pesch, anlässlich des Cäcilienfestes mit Jubilarenehrung schriftlich festgehalten, weil ich zu diesem Zeitpunkt ernsthaft erkrankt war.

Erfreulicherweise hat sich die Sängerzahl auf 30 erhöht. Nach dem Ausscheiden der Sangesbrüder Matthias Schmidt, Winfried Kreuser und Peter Virnich (bleiben aber alle Beitragszahler) konnten sechs Neuzugänge in nachstehender Reihenfolge verzeichnet werden:

Klaus Reddig,  1. Tenor (wurde wieder aktiv),
Wolfgang Schulz, 2. Baß,
Udo Greuel, 2. Tenor,
Jörg Lodzinsky, 2. Baß,
Heinz Sanden Jun., 1. Tenor und
Erwin Scheuermann, 1. Baß (Eintritt 06.01.1997).

Mit acht Mann sind die Breitenbendener Sangesbrüder eine starke Truppe geworden.
Betroffen mussten wir Abschied nehmen von unserem langjährigen Mitglied Stefan Höller, der im Alter von nahezu 84 Jahren verstarb.

Im Laufe des Jahres verschönerte der MGV mit einem Ständchen drei Geburtstagsfeiern, eine grüne Hochzeit, einen 55jährigen Hochzeitstag und eine Namenstagsfeier. Ferner besuchten einige Sangesbrüder das Chorkonzert in Kall „Neue Stimmen Rußlands“. Ein Werbeabend der Firma EUROTEX wurde veranstaltet. Zwei Silberhochzeiten wurden gefeiert, bei einer wurde die Messfeier mitgestaltet. Man wirkte mit beim Maiansingen in Breitenbenden und Vussem, Grillfest, Feuerwehrfest in Vussem (Festkommers, Festzug und Ehrenmal), Sommerfest und Jubiläum der „wohnen und pflege Heinz Sanden KG“, Sängerfest in Firmenich, Dankgottesdienst des Goldhochzeitspaares Nießen aus Lorbach in der Pfarrkirche Kallmuth, Volkstrauertag in Vussem und Breitenbenden, Messgestaltung in Pesch, Seniorennachmittag in Vussem und Breitenbenden, Weihnachtsbasar Sankt Michael, Jahresabschlussfeier des MGV, Ausstellungseröffnung einheimischer Künstler in Mechernich.

Als Höhepunkte kann man ohne Bedenken sicherlich das Kurkonzert in Gemünd, das ja auch bei den Zuhörern für große Resonanz sorgte und das vorweihnachtliche Gemeinschaftskonzert in der Vussemer Pfarrkirche bezeichnen, welches für alle Beteiligten ein voller Erfolg wurde.

Was hat das verschlossene Jahr uns sonst noch gebracht? Die Nachrichten, die in der Weltpresse standen, waren meistens nicht dazu angetan, große Hoffnungen auf bessere Zeiten zu erwecken. Dazu einige Schlagzeilen aus dem vergangenen Jahr 1996:

Der frühere französische Staatspräsident Francois Mitterrand stirbt am 8. Januar im Alter von 79 Jahren.

Bei einer Brandkatastrophe in einem Asylwohnheim in Lübeck kommen zehn Menschen ums Leben.

Eine Serie von elf Flugzeugabstürzen macht das Jahr 1996 zu einem schwarzen Jahr für die Luftfahrt. Fast 1900 Menschen verlieren dabei ihr Leben. Dramatische Höhepunkte sind die Kollision zweier Maschinen über Indien, der Absturz einer entführten Boeing in den indischen Ozean und die noch immer rätselhafte Explosion eines US-Jumbos nach dem Start in New York. Deutschland wird besonders betroffen, als vor der Dominikanischen Republik ein türkischer Jet mit 189 Insassen ins Meer stürzt. Die meisten Opfer sind deutsche Urlauber.

Die Bremer Vulkan stellt einen Antrag auf Vergleich. Davon betroffen ist auch die Tochtergesellschaft Dörries Scharmann AG.

Ein Amokschütze tötet in Großbritannien 16 Kinder und eine Lehrerin.

Die EU verhängt ein Ausfuhrverbot für britisches Rindfleisch, das von der Seuche BSE (Rinderwahnsinn) befallen ist.

Bei einem Brand auf dem Düsseldorfer Flughafen kommen 16 Menschen ums Leben, 60 werden zum Teil schwer verletzt. Es entsteht ein Schaden von mehreren 100 Millionen DM.

Das Anschlusskonkursverfahren für den Bremer Vulkan-Konzern wird eröffnet. Fast 300 Dörries-Mitarbeiter müssen einen Aufhebungsvertrag unterschreiben.

Der Multimillionär Jan Philipp Reemtsma wird entführt, kommt aber nach 33 Tagen Gefangenschaft wieder frei.

In Berlin werden sieben Vietnamesen von der Zigarettenmafia getötet.

Der Atommülltransport ins Zwischenlager Gorleben ruft heftige Proteste hervor.

Dreizehn Menschen kommen beim Absturz eines Bundeswehrhubschraubers ums Leben.

In Bonn demonstrieren 350.000 Menschen gegen das Sparpaket.

Boris Jelzin gewinnt die Präsidentenwahl in Rußland und muss sich einer Herz-Bypass-Operation unterziehen.

Die deutsche Fußballnationalelf wird durch ein „Golden Goal“ von Oliver Bierhoff Europameister.

In Atlanta (USA) werden die 26. olympischen Spiele eröffnet. Auf die Olympiastadt wird ein Bombenanschlag verübt.

Marc Dutroux, Chef einer Kinderschänderbande wird in Belgien verhaftet.

Die Ehe von Prinz Charles und Prinzessin Diana wird nach 15 Jahren offiziell geschieden.

In Mannheim beginnt der Prozess gegen Peter Graf wegen Steuerhinterziehung.

Der Frankfurter Unternehmer Jakob Fiszman wird entführt und ermordet.

Der Friedensnobelpreis geht an Bischof Carlos Belo und José Ramos-Horta aus Osttimor für ihren Kampf gegen die Besatzungsmacht.

Damon Hill auf Williams-Renault gewinnt vor seinem Teamkollegen Villeneuve die Formel 1-Weltmeisterschaft. Michael Schumacher wird Dritter.

Bill Clinton wird erneut zum amerikanischen Präsidenten gewählt.

Die Lockerung des Ladenschlussgesetzes tritt in Kraft.

Boxweltmeister Henry Maske beendet seine Karriere mit einer Niederlage gegen den Herausforderer Virgil Hill aus den USA.

Die japanische Botschaft in Lima (Peru) wird von Tupac Amaru-Guerilleros besetzt. Sie nehmen über 400 Personen fest und fordern die Freilassung ihrer Gesinnungsgenossen aus den Gefängnissen.

Über 4 Millionen Arbeitslose gibt es in Deutschland. Tendenz steigend.

Zu diesen teilweise furchtbaren Ereignissen möchte ich nichts mehr hinzufügen, sondern hoffen, daß das kommende Jahr uns von Schicksalsschlägen verschont. In diesem Sinne wünsche ich euch ein frohes, gesundes und gesegnetes Neues Jahr, oder wie unser verstorbener Sbr. Fritz Gerhards zu sagen pflegte: „Losse mer noch ens am Scherfel lecke“.

„In alter Frische!“ Euer Sbr. Michel.

Gez. Michael Wielspütz

Cäcilienfest in Pesch gez. Bernhard Mießeler

Die Jahre 1995 – 1996

Samstag, 14. Januar 1995

Abendmesse und Jahreshauptversammlung des MGV 1892 Vussem.

Traditionsgemäß konnte auch in diesem Jahr vor der Generalversammlung in der Vorabendmesse, die Pfarrer Frohn zelebrierte, um 19:00 in der Pfarrkirche der lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV gedacht werden. Zur Verschönerung der Messfeier gelangten Choräle aus dem 19. Jahrhundert, aber auch Gesänge von zeitgenössischen Komponisten in nachstehender Reihenfolge zur Aufführung:

1. Ehre sei Gott in der Höhe, von Franz Schubert (1797 – 1828)(majestätisch und breit)
2.
Frieden, von Gotthilf Fischer (langsam und bedächtig)Orgelbegleitung von
Anno Hein
3.Jubelt dem Herrn alle Lande (Psalm 99), von Willy Trapp(festlich) Orgelbegleitung: Anno Hein
4.Vater unser, von Gotthilf Fischer, (andächtig)Orgelbegleitung: Anno Hein
5.Sancta Maria, von Johann Schweitzer (1831 – 1882)(in lateinischer Sprache)
6.Dank am Abend, Text: Ludwig Mohrbacher, Melodie: Robert Pracht.

Am Schluß des Gottesdienstes bedankte sich der amtierende Pastor beim Chor für die schöne Mithilfe bei der Meßgestaltung. Chorleiter Heinz Sistig war mit dem Vortrag mehr als zufrieden, zumal bei der Generalprobe doch einiges im Argen lag.

Bedingt durch die einstündige Dauer der Meßfeier konnte die Jahreshauptversammlung erst mit erheblicher Verspätung vom Vorsitzenden eröffnet werden. 24 Sänger inklusive Chorleiter und 2 inaktive Mitglieder (Elisabeth Freitag und Helmut Fischer) waren erschienen. Nach der Begrüßung erhob man sich von den Plätzen, um eine Gedenkminute für die Verstorbenen des Vereins einzulegen. Gott sei Dank war der MGV im verflossenen Jahr von Todesfällen verschont geblieben. In seiner Ansprache hob der Präsident den Einsatz und die gute Disziplin der Sänger bei den Veranstaltungen hervor, und er bedankte sich besonders beim Chorleiter für sein persönliches Engagement. Er fuhr in seiner Rede fort, indem er sagte: „Nach einem besinnlichen Weihnachtsfest und einem frohen Übergang in das neue Jahr werden wir alle Kraft wieder benötigen, um die gesteckten Ziele bzw. Ideen zu verwirklichen“. Der Chorleiter erwiderte in seinen Anmerkungen: „Diese positive Darstellung eines arbeitsreichen Jahres war nur möglich, weil die Zusammenarbeit mit fast allen Sängern auf Verständnis und Unterstützung basierte!“ Er mahnte aber auch, in Zukunft gegenseitig mehr Rücksicht zu nehmen bzw. mehr Toleranz zu üben mit den Sangesbrüdern, die nicht so musikalisch begabt wären. Denn es kann nicht jeder ein Mozart sein. Nur so macht es Sinn, und nur so kann ein harmonischer Klang im Chor entstehen. Gleichzeitig bat er den Vorstand, künftig bei der Jahreshauptversammlung den TOP „Anmerkung des Chorleiters „nicht mehr in die Tagesordnung aufzunehmen, denn es wäre sinn- und wirkungsvoller, dies bei den Proben zu tun.
Der 1. Schriftführer Klaus Reddig erstattete nun den Rechenschaftsbericht. Anschließend verlas der 2. Schriftführer Winfried Kreuser die Niederschrift vom verflossenen Jahr. Der 1. Kassierer Fritz Pütz verzichtete auf die Erstattung des Kassenberichts zugunsten der Kassenprüfer. Er wies aber gleichzeitig darauf hin, daß die Belege zu jeder Zeit eingesehen werden könnten. Der Sprecher der Kassenprüfer, Arnold Mies, bescheinigte dem Rendanten eine einwandfreie Buchführung, wobei ein beachtlicher Gewinn zu verzeichnen wäre. Er beantragte deshalb, den Vorstand zu entlasten. Dieser Antrag wurde von den Mitgliedern einstimmig angenommen.
Ehe man nun zur Neuwahl des Vorstandes schritt, ernannte man Sbr. Arnold Mies zum Wahlleiter. Bei der Wahl des 1. und 2. Vorsitzenden und des 1. Kassierers gab es keine Probleme. Aber der 1. und 2. Schriftführer, sowie der 2. Kassierer und der Notenwart stellten sich nicht mehr für ihr Amt zur Verfügung, und so mußten logischerweise neue Leute gefunden werden, was auch ohne größere Schwierigkeiten gelang. So wurden zum 1. Schriftführer Bernhard Mießeler mit 16 Stimmen und Bernd Wenderdel mit 8 Stimmen zum 2. Schriftführer gewählt. Bei der Wahl des 2. Kassierers gab es ein Patt zwischen Hans Nellesen und Hans Höller, die je 12 Stimmen erhielten. Durch Losentscheid gewann schließlich Hans Nellesen die Wahl. Als Notenwart konnte nach langem Drängen und gutem Zureden Alfred Brell gewonnen werden, der zugleich ein härteres Vorgehen bei der Durchführung dieses wichtigen Amtes ankündigte. Bei den vier neu zu besetzenden Posten sind nur deshalb zwei Neulinge zu verzeichnen, weil zwei alte Vorstandsmitglieder nur ihre bisherigen Ressorts wechselten. Das ist sinnvoll und wird häufig in der Politik erfolgreich praktiziert.
An dieser Stelle möchte ich es nicht versäumen, den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern für ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Verein zu danken, die sicherlich, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, nicht immer leicht war. Aber man soll und muß die Entscheidungsgründe der Ex-Vorstandsmitglieder respektieren, zumal sie ja aktiv bleiben wollen. Nun ist der Vorstand wieder komplett, und ich wünsche ihm viel Glück und gutes Fingerspitzengefühl bei der Ausführung seiner Arbeit für den MGV.
Auf einen Blick gesehen setzt sich der Vorstand wie folgt zusammen:

1. Vorsitzender:Willi Schütt(Wiederwahl)
2. Vorsitzender :Matthias Vogelsberg(Wiederwahl)
1. Schriftführer:Bernhard Mießeler(Neuwahl)
2. Schriftführer:Bernd Wenderdel(Neuwahl)
1. Kassierer:Fritz Pütz(Wiederwahl)
2. Kassierer:Hans Nellesen(Neuwahl)
Notenwart:Alfred Brell(Neuwahl)

Als Kassenprüfer für das laufende Geschäftsjahr konnten die Sangesbrüder Josef Kaltwasser, Norbert Wieder und als Ersatzmann Hans Höller nominiert werden.

Der Vorsitzende gab nun beabsichtigte Maßnahmen und Termine, die bereits feststehen, für 1995 bekannt:

10.03.Geburtstagsfeier von Sbr. Norbert Wieder im Uffzheim Mechernich (50Jahre).
04.04.Geburtstagsfeier der Vereinswirtin Gertrud Gumeny (40 Jahre).
30.04.Maifeier in Breitenbenden und Vussem.
25.05.-28.05.Betreuungsfahrt des MGV nach Hinterzarten/Schwarzwald.
09.06.Wertungssingen in Heimbach in Verbindung mit dem 75. Stiftungsfest.
23.06.Festkommers des TSV Feytal (25 Jahre) und SV Vussem (75 Jahre).
09.07.Sommerfest Sanden.
22.07.Geburtstagsfeier von Sbr. Peter Gülden (60 Jahre) in der „Schneidmühle“.

Geplant sind auch Kurkonzerte in Gemünd und Heimbach.

Nun war man beim TOP 10 angekommen. Anträge und Anregungen standen auf dem Programm. Hier stellte man an den Vorstand die Frage, warum das „Vorweihnachtliche Konzert“ nicht nochmals an einem anderen Ort aufgeführt wurde. Chorleiter Heinz Sistig ergriff das Wort und sagte, es wäre deshalb nicht möglich gewesen, weil der Chor ja zuvor an vier Wochenenden anderweitig verpflichtet gewesen wäre, aber in Zukunft könnte man diese Anregung ins Auge fassen bzw. einplanen.

Da keine Wortmeldungen mehr vorlagen, konnte der alte und neue Vorsitzende die zügig verlaufene Jahreshauptversammlung schon um 21:25 schließen. Zuvor hatte der Kassenwart eine Runde aus der Vereinskasse spendiert, was ihm offensichtlich nicht leicht gefallen war, denn mit der Bemerkung: „Die mööt Üch em Hals steiche blieve!“, zog er schweren Herzens von dannen, um auf der Kegelbahn noch eine ruhige Kugel schieben zu können.

Freitag, 10. März 1995

Biographie von Sbr. Norbert Wieder. Besondere Ereignisse aus der Weltgeschichte im Geburtsjahr 1945. Geburtstagsfeier im Uffzheim Mechernich (50 Jahre).

Norbert Wieder wurde am 10.03.1945 in Berlin geboren, in einer Zeit, als der 2. Weltkrieg zu Ende ging. Berlin wird von russischen Verbänden erobert, amerikanisches und russisches Militär treffen bei Torgau an der Elbe zusammen. Norbert Wieder wurde am 10.03.1945 in Berlin geboren, in einer Zeit, als der 2. Weltkrieg zu Ende ging. Berlin wird von russischen Verbänden erobert, amerikanisches und russisches Militär treffen bei Torgau an der Elbe zusammen.

Auf der Konferenz von Jalta wurden die Kapitulationsbedingungen für Deutschland festgelegt und die Beschlüsse von Teheran bestätigt. Hitler begeht in Berlin am 30.04. Selbstmord. Großadmiral Karl Dönitz übernimmt die Regierungsgeschäfte. Deutschland kapituliert am 8. Mai bedingungslos. Die Regierung Dönitz wird am 23.05. verhaftet. Die vier Siegermächte übernehmen die Regierungsgewalt. Das Land wird in vier Besatzungszonen, Berlin in vier Sektoren eingeteilt. Die USA und Großbritannien beginnen mit der Übergabe Sachsens, Thüringens und Mecklenburgs an die Sowjetunion. Die Potsdamer Konferenz vom 17.07. bis 02.08. legt die Richtlinien alliierter Deutschlandpolitik fest. Dabei zeigen sich die ersten schweren Meinungsverschiedenheiten zwischen den Siegern. Der Alliierten-Kontrollrat für Deutschland tritt am 30.08. erstmals zusammen. Frankreich macht das Saarland zum französischen Protektorat. Die USA werfen am 06.08. die erste Atombombe über Hiroshima ab. Am 09.08. erfolgte der 2. Abwurf über Nagasaki. Japan kapituliert am 02.09.1945. Der 2. Weltkrieg, der Tod, Elend und Not über die Menschen brachte, war somit zu Ende.
Nach drei Monaten zog Norbert mit seiner Mutter aus der zerstörten Stadt aufs Land nach Ostermoor bei Brunsbüttel in Schleswig-Holstein (durch den Bau des Nord-Ostsee-Kanals ist dieses kleine Dorf heute gänzlich von der Landkarte verschwunden). Norbert wuchs heran und besuchte die Grund-, Haupt- und Handelsschule. Da die Aussichten einen Ausbildungsplatz bzw. Lehrstelle zu bekommen in dieser Region sehr gering waren, zog er nach Essen in ein Lehrlingsheim der Firma Krupp und begann mit 17 Jahren eine Maschinenschlosserlehre. Nebenbei arbeitete er mehrmals in der Woche bei einem Zeitungsverlag. Als Lohn erhielt er ein kleines Taschengeld. Das für damalige Verhältnisse „große Geld“ verdiente er aber bei der sehr bekannten und beliebten Rockgruppe „The Blizzard“. Der blonde Barde spielte auf seiner Gitarre nicht nur Rock- sondern auch Beat-Musik, die ja in den 60er Jahren „in“ war.

Nach erfolgreichem Abschluß der Lehre wurde er im Januar 1966 zur Bundeswehr eingezogen. In Diepholz mußte er die dreimonatige Grundausbildung absolvieren. Von dort gelangte er zum Flugplatz Nörvenich. Elf Jahre diente er hier treu dem Vaterland nach Vorschrift und brachte es in dieser Zeit bis zum Oberfeldwebel.
Zwischenzeitlich hatte er bei einem Spanienurlaub Rita aus Aachen kennengelernt. Sie war sehr wasserscheu. Deshalb brachte er ihr u. a. auch das Schwimmen bei. Da Norbert ein Mann von schnellen Entschlüssen ist, wurde schon nach drei Monaten des Kennenlernens 1966 geheiratet. Norbert war sehr fleißig. Nach und nach kamen vier Kinder zur Welt, alles Mädchen mit Namen Michaela, Heike, Svenja und Anke.
In Quadrath-Ichendorf bauten sie 1971 das erste Haus. 1977 wurde Norbert nach Essen versetzt. Sie schafften sich in Düsseldorf-Heiligenhaus eine Eigentumswohnung an, nachdem sie ihren Neubau verkauft hatten. Der Anfahrtsweg zum Arbeitsplatz war sehr weit, deshalb wurde die Wohnung nach nur neun Wochen wieder veräußert und in Essen eine Mietwohnung genommen. In Essen erhielt Norbert den Rang eines Hauptfeldwebels. Vier Jahre führte er hier den Vorsitz der UHG. 1981 löste man den Standort auf, und Norbert erhielt den Marschbefehl nach Mechernich. Infolgedessen mußte die Mietwohnung wieder aufgegeben werden. Am 1. April 1981 wurde nach Vussem in das Haus im Rosenweg Nr. 2a umgezogen. Bald darauf erwarb die Familie Wieder ein Grundstück in der früheren Gemarkung „Em Hooch“, heute Rosenweg 57. Nach nur sieben Monaten und zwei Tagen Bauzeit konnte die neue Wohnung schlüsselfertig bezogen werden. Das Haus wurde zum größten Teil in Eigenregie 1983 fertiggestellt. Dazu hatte Norbert drei Monate Urlaub bekommen, den er angespart hatte. Jetzt verfügte er über mehr Freizeit, und um diese sinnvoll zu nutzen, trat er 1989 in den MGV ein, wo er seitdem die 1. Baßstimme singt. 1990 bekam er die Beförderung zum Stabsfeldwebel überreicht, und bereits ein Jahr später erhielt er die Ernennung zum Oberstabsfeldwebel. Dies ist der höchste Dienstgrad, den er in seiner Karriere als Soldat erreichen kann. 1991 wurde das Fest der Silbernen Hochzeit gefeiert. Dazu hatte er auch die Sänger des MGV eingeladen. 1992 machte man sich selbständig. Der Drogeriemarkt „Ihr Platz“ in Adenau wurde übernommen. Mit Sehnsucht wartet Norbert nun auf seine Pensionierung, die aber erst in zwei Jahren und zehn Monaten stattfinden kann. Bleibt zu hoffen, daß bis dahin kein Krieg mehr ausbricht, damit er ruhigen Zeiten entgegengehen kann, denn vom 8maligen Umziehen hat er die Nase gestrichen voll.

Norbert Wieder hat zum fünften Mal genullt, das heißt, er kann auf einen bewegten Lebensabschnitt von 50 Jahren voller Stolz zurückblicken. Das ist Anlaß genug, dieses nicht alltägliche Wiegenfest feierlich zu begehen bzw. zu feiern. Da der Jubilar die Geselligkeit sehr liebt, hat er keine Kosten und Mühen gescheut und zu seinem Fest neben seinen Familienangehörigen auch die Freunde, Arbeitskollegen, Kegelschwestern und -brüder sowie die Sänger des MGV eingeladen.

Nachdem die vielen Gäste sich so gegen 19:30 am Uffzheim in Mechernich eingefunden hatten, startete Hans-Theo Linden das Geschenk von Freunden, einen Rasenmäher, der mit einem Viertaktmotor ausgestattet war und durch das Verbrennen des Benzingemischs fürchterlich stank, setzte diesen in Bewegung, und im Gänsemarsch ging es zum Festsaal, um dem Jubilar die Glück- und Segenswünsche sowie die Geschenke zu überbringen.
Der MGV hatte sich in die große Schar der Gratulanten eingereiht, und mit dem Lied „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein“ wurde das Geburtstagsständchen eröffnet. Der Vorsitzende ergriff nun das Wort, gratulierte im Namen der Sänger und überreichte als Geschenk eine Kiste Wein. Danach wurde der gesangliche Reigen in mehreren Etappen fortgesetzt. Das Programm hatte Norbert selbst zusammengestellt, das reibungslos und ohne Beanstandung von den Sängern bewältigt wurde. Unter seiner Mitwirkung kamen folgende numerisch aufgeführten Lieder zur Freude der Gäste zur Geltung:

1.         Swanee Ribber,
2.         Das Elternhaus,
3.         Herrlicher Baikal, Solisten: Klaus Reddig und Bernd Wenderdel,
4.         Ein kleines Malheur,
5.         Rolling Home, Solisten: Heinz Sistig mit Akkordeon und
6.         Dank am Abend.

Die Attraktion des Abends war zweifellos der Auftritt der Tanzgruppe Blau-Weiß Vussem. Gespenstische Atmosphäre herrschte, als vier geisterhaft erscheinende Gestalten unter den Klängen der Henry-Maske-Erkennungsmelodie „Conquest Of Paradise“ (Eroberung des Paradieses) den Raum betraten. In der Hand hielten sie eine brennende Kerze, als wollten sie eine spiritistische Sitzung abhalten bzw. eine satanische Messe feiern. Die Gesichter waren mit einer Maske verdeckt und schaurig anzusehen. Ihre geheimnisvolle Erscheinung war von einem schwarzen Umhang mit Kapuze umhüllt. Nun forderten sie vier Herren ihrer Wahl zum Tanze auf und rockten zu der Musik „One Night In Bangkok“ (Eine Nacht in Bangkok) durch den Saal. Endlich ließen sie die Maskerade fallen. Zum Vorschein kamen drei schmucke Töchter des Jubilars und als kleinste im Bunde Lydia Wielspütz. Anschließend zeigten sie noch drei Tänze zu der Musik von:

1.         Cotton-eye Joe (Baumwoll-Augen-Joe),
2.         She’s Too Fat For Me (Sie ist zu fett für mich) und
3.         Die Liechtensteiner Polka, von James Last.

Tosender Applaus belohnte Ihre gekonnten Darbietungen. Mit dem Ausmarsch „Saturday Night“ (Samstagnacht) verließen sie den Saal. Die geglückte Überraschung war dem Jubilar deutlich anzusehen. Es muss noch erwähnt werden, daß beim Anblick der schönen Tanzgirls der Blutdruck von Sbr. Bernhard Mießeler dermaßen in die Höhe schnellte, daß er Nasenbluten bekam. Erste Hilfe leistete Sbr. Michel, indem er seinen Nacken mit kaltem Wasser kühlte, so daß sich sein Zustand zusehends besserte.
Zum Buffet ließ man sich nicht lange auffordern, sondern ergriff das bereitliegende Schanzzeug, um damit die guten Gaben mundgerecht in kleine Stücke zu zerteilen und zu verspeisen. Zum Glück verletzte sich bei dieser Aktion niemand ernsthaft. Ein Sbr. erlitt nur deshalb leichte Kratzspuren im Gesicht, weil sein Gegenüber ungeschickt mit dem Essbesteck hantierte. Auch an Getränken mangelte es nicht. Bevorzugt waren Kölsch und Pils vom Fass, die optimal serviert wurden. Annemarie Linden brachte es mit ihrem Vortrag auf den Punkt, indem sie sagte, daß der Jubilar nun zu den „Alten Säcken“ gehöre. Da diese Redensart aber jeden 50jährigen trifft, sollte man sie getrost als Auszeichnung betrachten. Zum Tanz spielte das bekannte „Moonlight-Duo“ unter der Leitung von Udo Greuel auf. So verbrachte man bis zum Ausklang am frühen Morgen bei Musik, Gesang und guter Laune eine fröhliche und schöne Geburtstagsfeier.

Nachtrag:
An diesem Abend verabschiedete sich Sbr. Klaus Reddig vom MGV. Er war seit 1973 aktives Mitglied und sang im 1. Tenor. Von 1989 bis 1995 war er 1. Schriftführer. Außerdem moderierte er unsere Konzerte und Veranstaltungen. In der Bläsergruppe spielte er einige Jahre das Tenorhorn. Zu seinem neuen Lebensabschnitt wünschen wir ihm alles Gute.

Dienstag, 14. März 1995

Gelungene Überraschung

Für eine gelungene Überraschung sorgten die Sangesbrüder Matthias Vogelsberg und Hans Klinkhammer während der Gesangsprobe am Dienstagabend. Bei der Neueinstudierung des Liedes „Ein Bier, das macht den Durst erst schön“ ging plötzlich die Tür auf, und Matthias betrat, mit einem Fässchen Bier beladen, den Probenraum, um damit die „Bringschuld“ seines vergangenen Namenstages am 24. Februar zu begleichen. Matthias heißt auf hebräisch soviel wie „Geschenk Gottes“. Mit diesem Geschenk machte er den Sangesbrüdern nicht nur viel Freude, sondern auch seinem Namen alle Ehre. Dicht gefolgt erschien hinter ihm Sbr. Hans Klinkhammer, der am heutigen Tag seinen 47. Geburtstag feierte, vollbepackt mit allerlei Essbarem, vorwiegend Wurst- und Fleischwaren sowie Handwerkszeug zum Vertilgen dieser rustikalen Köstlichkeiten. So kam es, daß, angesichts der Leckereien, einem das Wasser im Mund zusammenlief, beim Gesang nur noch gurgelnde Töne zu hören waren, und man dabei Gefahr lief, am Kinnwasser zu ertrinken. Deshalb hatte Chorleiter Heinz Sistig ein Einsehen und beendete vorzeitig die Chorprobe. Er war über die Karnevalstage von den betreffenden Herren über ihr Vorhaben informiert worden, hatte aber durch den Genuss von alkoholischen Getränken die Gehirnzellen überstrapaziert. Dies war deutlich auf der Markierung der Schaugläser (Augen) zu sehen, wo der maximale Pegelstand bei weitem überschritten war. Durch die Überschwemmung des Gehirns wurde das Gedächtnis blockiert, und die Information, die ja gespeichert war, konnte deshalb nicht mehr abgerufen bzw. weitergeleitet werden.
Einige Sangesbrüder verspürten noch nicht den nötigen Hunger, weil sie zu Hause ausgiebig Abendbrot gegessen hatten. Einer der betroffenen Personen war Sbr. Fritz Pütz, der sich wie folgt äußerte: „Wößt Ihr net, dat Faastezitt öss? Ihr freißt wie die Wöllef on Schüredreische!“ Trotzdem ließ man sich nicht einschüchtern, denn es schmeckte hervorragend. Die übriggebliebenen Stücklein wurden eingepackt und an notleidende Vereinsangehörige verteilt. Zu allem Überfluß spendierte Sbr. Fritz auch noch eine Flasche Asbach-Uralt zu seinem vergangenen Namenstag, den er am 06.03. gefeiert hatte. Notgedrungen, versteht sich, musste diese noch in Angriff genommen werden, sonst wäre sie vielleicht noch pelzig geworden.
Es ist noch zu erwähnen, daß an diesem Abend ein junger Mann aus Bergheim mit Namen Udo Ryfisch, dessen Vater Rainer in der ehemaligen Bläsergruppe einige Zeit auf der Trompete mitgewirkt hatte, einmal hautnah eine Chorprobe miterleben wollte, um evtl. später als Mitglied einzusteigen. Er staunte nicht schlecht, als er die gute Bewirtung sah und sagte: „Geht das immer so zu, dann wäre ich ja hier in guten Händen“. Von dieser Stelle aus entbiete ich ihm ein herzliches Willkommen.

Dienstag, 21. März 1995

Chorkonzert der Musikhochschule St. Petersburg „Neue Stimmen Rußlands“ in Kall

Um die Gelegenheit zu nutzen, diesen russischen Chor einmal hautnah erleben zu können, fiel heute ausnahmsweise die Chorprobe des MGV aus. Zahlreiche Sänger mit Anhang machten Gebrauch davon und fuhren nach Kall, um das Konzert der „Neuen Stimmen Rußlands“ live zu hören. Dieser Chor besteht aus Studenten und Dozenten der Musikhochschule St. Petersburg, also künftige Gesangsprofis auf den Opernbühnen und Konzertsälen Rußlands und der weiten Welt. Der Dirigent ist Professor Piotr Alekseevich Rossolowski, der Dekan der Vokalfakultät des Rimskij-Korsakow-Konservatoriums. Dem Chor gehören Opern- und Operettensolisten an, Studenten und Absolventen des letzten Semesters. Das Repertoire des Profichores umfasst Szenen, Arien und Chöre aus russischen und europäischen Opern, zum Programm gehören auch russische Volkslieder und Gesänge aus der russischen Kirchenmusik. Bei diesem Konzert wechselten Chorgesang und Solo-Vorträge ab. „Die Gesänge der zumeist jungen Leute gehen unter die Haut, sie werden mit einer eindrucksvollen, technischen Perfektion und mit einer seltenen Klangfülle dargeboten. Wir haben noch keinen Chor gehört, der gleichzeitig die russischen Chorgesänge, die mächtigen Opernchöre und die virtuosen Arien aus Opern der russischen und ausländischen Klassik so darbietet, wie der Chor der „Neuen Stimmen Russlands“. Das schrieb ein Kritiker einer renommierten deutschen Zeitung. Die rund 40 Sängerinnen und Sänger sind zur Zeit auf einer Konzertreise von Aachen bis Trier.
Da der Chronist an diesem Abend verhindert war, kann er leider keine Stellungnahme über den Ablauf des Konzertes geben. Aber nach Zeugenaussagen muss es wohl überwältigend gewesen sein. Schade, daß die heimischen Zeitungen nur dürftig darüber berichteten. Hier ein Auszug der „Kölnischen Rundschau“ vom 25.03.1995:

Sänger empfinden in Gastfamilien viel Wärme

Junge Russische Stimmen faszinierten in Kaller Aula

sto Kall. Einen Höhepunkt konnten die Freunde und Gönner des Chores „Junge Russische Stimmen“ aus St. Petersburg in der Aula der Berufsbildenden Schulen in Kall erleben. 43 Sängerinnen und Sänger des Studentenchores des Rimskiy-Korsakow-Konservatoriums konnten unter Prof. Piotr Alekseevich Rossolowskij vor 450 Zuhörern ihr außergewöhnliches Können zeigen. Der Kreis Euskirchen hatte die Aula kostenlos zur Verfügung gestellt.
Begleitet wurden der Chor und die Solisten durch den Pianisten Michail Busin, dem Konzertmeister des Chores. Wegen Erkrankung der Dolmetscherin führte Prof. Vladimir Saa-kow vom Kulturministerium St. Petersburg durch das Programm.
Pfarrer Hellwig sagte in seiner Dankesrede, der Chor habe den Kennern und Liebhabern des Chorgesanges große Freude bereitet mit Musik, die immer neu begeistert und zu Herzen geht.

Inzwischen seien durch den bereits 4. Besuch und die Unterbringung in Gastfamilien ein Band der Freundschaft entstanden. Der langanhaltende Applaus und „stehende Ovationen“ hätten gezeigt, wie schön das Konzert war, und wie gut es allen gefallen habe.

Bernhard Stoffels überreichte Prof. Rossolowskij ein Präsent. Dieser schenkte Stoffels für alle Kaller einen wertvollen handgemalten Teller. Rossolowskij hob besonders hervor, daß er in Kall eine herzliche Wärme spüre, die aus der Seele komme. Er wünsche, 1996 wieder nach Kall kommen zu dürfen. Nach einer Zugabe drückte langanhaltender Beifall die große Begeisterung der dankbaren Zuhörer aus, die dann durch großzügige Spenden die eindrucksvolle Leistung des Chores anerkannten.

Dienstag, 04. April 1995

Vereinswirtin wurde 40 Jahre jung

Die allseits beliebte Gastwirtin der „Schneidmühle“, Gertrud Gumeny, feierte am Dienstag, den 04.04. ihren 40. Geburtstag. Zu diesem Ehrentag waren viele eingeladene Gäste, Kegelclubs und alle Ortsvereine erschienen. So war es nicht verwunderlich, daß die „Hütte“ an diesem Abend gerammelt voll war. Natürlich war der MGV auch zur Stelle. Mit dem eigens für diesen Tag neu einstudierten Lied „Ein Bier, das macht den Durst erst schön“, besonders, wenn es von der Wirtin gezapft ist, brachte der Chor dem Geburtstagskind ein Ständchen. Nachdem der 1. Vorsitzende seine Gratulationsrede beendet und einen Blumenstrauß überreicht hatte, kam noch das Weinlied „Grüß mir die Reben“ zum Vortrag. Weil aber in der Gaststätte großes Gedränge herrschte, und die Sänger wegen Platzmangels sich gegenseitig auf die Füße traten, beließ man es dabei und ging zum gemütlichen Teil über.
Das Bier floss in Strömen aus allen Hähnen zum Nulltarif. Mitglieder des Sportvereins brachten das frisch gezapfte Bier unter die vielen Leute. Ein großes Spanferkel wurde kunstgerecht von Hans Klinkhammer in einzelne Portionen zerteilt und mit Sauerkraut und Kartoffelpüree an die Gäste verteilt. Dabei kam es zu großen Stauungen, weil alle auf einmal in diesen Genuss kommen wollten. Aber auch die Enge des Raumes trug dazu bei, daß kein reibungsloser Ablauf vonstatten gehen konnte. Auch das reichhaltige Büfett wurde schonungslos in Angriff genommen und restlos vertilgt.
Der Höhepunkt des Abends war aber ohne Zweifel der Auftritt eines Striptease-Tänzers, der beim Tanz zur Rockmusik für Stimmung sorgte. Der überraschten Wirtin blieb nichts anderes übrig, als die nackten Tatsachen wohlwollend zu betrachten, bis die letzten Hüllen gefallen waren. Zuvor hatte sie die angenehme Aufgabe, die entblößten Körperteile einzuölen. Der durchtrainierte Körper des Überraschungsgastes war für die weiblichen Zuschauer offensichtlich eine Augenweide. Sie stiegen auf Tische und Stühle, um den Adonis besser in Augenschein nehmen zu können. Unter rhythmischem Klatschen trieben sie ihn zur Höchstleistung an. Nun muss man neidlos anerkennen, was er zu bieten hatte, konnte sich sehen lassen. Auch der Gastwirt und Ehemann, Wolfgang Gumeny, hatte zur Feier des Tages fleißig mit gezecht und sich unter die Zuschauer gewagt. Als er eine Weile dem „Sackhüpfen“ zugeschaut und das „Glockenspiel“ genügend begutachtet hatte, rief er, mutig geworden, folgendes seiner Gattin zu: „Leev Jertrud! Wat hät der, wat ich net han? Wo öss do der Ongerscheed?“.
Schweißgebadet verließ der gutgebaute Athlet die Arena, so nackt, wie Gott ihn erschaffen hatte, zum Leidwesen des weiblichen Geschlechts, das teilweise beim Anblick seines besten Stückes in Ekstase geraten war. Aber auch Männer vom „anderen Ufer“, so habe ich mir sagen lassen, waren begeistert und haben ihm angeblich eindeutige Angebote gemacht.
Es gab aber auch einen Gast, der das Zur-Schau-Stellen des nackten, männlichen Körpers aufs Schärfste verurteilte. Man hielt ihm entgegen, daß, wenn ein weiblicher Striptease geboten worden wäre, er bestimmt nichts einzuwenden gehabt hätte. Wutentbrannt verließ er die Kneipe. Die gute Laune ließ man sich aber dadurch nicht vermiesen, sondern es wurde noch ein gemütlicher Abend, der am frühen Morgen endete. Gesprächsstoff war nun für die nächsten Tage genügend vorhanden.

Samstag, 22. April 1995

Biographie von Sbr. Matthias Schmidt. Besondere Ereignisse aus der Welt-, Dorf- und Vereinsgeschichte im Geburtsjahr des Jubilars von 1930 und Geburtstagsfeier (65 Jahre)

Vor 65 Jahren erblickte Sangesbruder Matthias Schmidt am 19.04.1930 als Sohn der christlichen Eheleute Hubert Schmidt und Katharina, geb. Klinkhammer in einem Bonner Krankenhaus unter schwierigen Umständen das Licht der Welt. Als jüngstes Kind musste er schon frühzeitig lernen, sich durchzusetzen, denn er wuchs in einer Großfamilie mit drei Schwestern und drei Brüdern auf. Natürlich wurde er von den älteren Geschwistern verwöhnt, was ihn aber nicht im geringsten störte. Wenn er seine kräftige Stimme erschallen ließ, bekam er jeden Wunsch erfüllt (was heute auch noch der Fall ist).
So wuchs er in einer Zeit heran, als Deutschland von einer Weltwirtschaftskrise erfasst wurde. Die Regierung Hermann Müller, SPD, wird gestürzt. Die Minderheitsregierung Heinrich Brünings, Zentrum, regierte zunächst mit Tolerierung durch die SPD, ab Juni aber nur noch mit dem Notverordnungsparagraphen. Das vorzeitige Ende der Rheinlandbesetzung kann die durch Arbeitslosigkeit (4,5 Millionen) negativ aufgeheizte Stimmung nicht beruhigen. Die NSDAP kann im September bei den Reichstagswahlen die Zahl ihrer Mandate von 12 auf sage und schreibe 107 erhöhen.
Spanien kehrt für kurze Zeit zur Demokratie zurück. Brasilien erhält durch Präsident Getulio Vargas eine autoritäre Verfassung. In der Dominikanischen Republik errichtet Rafael Trujillo eine Diktatur.
In jener Zeit war Dr. Gerhardus Bürgermeister von Mechernich und Franz Schneider Gemeindevorsteher. In der Seelsorge der Kirchengemeinde Vussem/ Breitenbenden war der allseits beliebte Pastor Lotte tätig. Da die Gastwirtin, Witwe Anna Bertram, geb. Heil, am 19. Februar gestorben war, übernahm die Nichte Anna Donner aus Mechernich die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ (Vereinslokal des MGV).
Bei der Jahreshauptversammlung im Januar 1930 wurde der Vorsitzende Hubert Schmidt (Vater von Matthias) nach dreijähriger Amtszeit von Josef Herrmanns abgelöst. Stellvertreter wurde Fritz Dreesen (Vater von Peter Dreesen). Als 1. Schriftführer erhielt Josef Wielspütz Jun. die meisten Stimmen. 2. Schriftführer wurde Arnold Dauben. Zum 1. Kassierer wählte man Hubert Schmidt, der somit wieder einen verantwortungsvollen Posten erhielt. Josef Esser wurde 2. Kassierer. Das Fahnencorps setzte sich wie folgt zusammen: Fähnrich: Heinz Reinartz, Fahnenoffiziere: Albert und Alex Wielspütz (Vater von Michael Wielspütz). Dirigent war Lehrer Karl Schiffer. Ehrenmitglieder waren Hubert Böhmer, Adolf Hoffmann, Peter Hoffmann, Franz Schneider, Frau Gerhards, Frau Disternich, Fräulein Donner, Adolf Donner, Martin Dreesen, Josef Wielspütz Sen. und Peter Walber (Eiserfey).
Von 1936 bis 1944 besuchte Matthias die Volksschule in Vussem. Bedingt durch die Kriegswirren fällt der Unterricht des Öfteren aus. Drei Brüder verlieren in dem unseligen Krieg ihr Leben. Nach der Schulentlassung beginnt Matthias eine Schuhmacherlehre bei Hubert Göbel in Mechernich, die er 1948 mit Bravour besteht. In dieser Zeit macht er die erste Bekanntschaft mit einem Musikinstrument, denn der Sohn des Meisters, Josef Göbel, spielte mehrere Instrumente, u. a. eine Posaune. Außerdem leitete er die bekannte Tanzkapelle „Die Spatzen“. Matthias nimmt Unterricht, und von nun an lässt ihn die Musik nicht mehr los. Dann wechselt er die Arbeitsstelle und arbeitet von 1948 bis 1950 im Schuhhaus Hufschlag in Mechernich, wo man seine Fähigkeiten aber nicht erkennt. 1950 feiert der MGV seine Wiedereröffnung nach dem Kriege. Matthias wird Mitglied und singt seitdem im Tenor die erste Stimme (45 Jahre).
Die nächste Station in seinem bewegten Arbeitsleben war die Maschinenfabrik Peter Girards in Vussem. Hier wechselte er seinen Beruf und versuchte sein Glück als Bohrwerksdreher. Kurze Zeit darauf meldete die Firma Konkurs an. Auf der Suche nach gutbezahlter Arbeit gelangte er nach Essen, wo er bei der weltbekannten Firma Krupp als Vertikalbohrer eingestellt wird. Dieses Arbeitsverhältnis dauerte von 1952 bis 1955. In dieser Zeit lernte er auch seine Resel kennen. Am 17.09.1955 fand die kirchliche Trauung statt. Bald darauf nahm Matthias die Gelegenheit beim Schopfe und ließ sich bei der Firma Kiefer in Essen nieder, einem orthopädischen Schuhmacher, um in dieser Branche zu arbeiten. Das war von 1955 bis 1957.
Immer wieder packte ihn das Heimweh. Endlich war es soweit. Nach fünfjähriger Abwesenheit kehrte er mit seiner jungen Frau, die sich nun erstmal an das Dorf- und Landleben gewöhnen musste, in seine geliebte Heimat zurück. Bei der Fa. O. Dörries, die 1954 die Firma Girards übernommen hatte, fand er nun als Schaber Arbeit und Brot. Diese Tätigkeit übte er von 1957 bis 1960 aus. Aber die eintönige Arbeit schmeckte ihm ganz und gar nicht. Es gibt ein altes Sprichwort, das da sagt: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“. Deshalb beschloss er, die Meisterprüfung als Schuhmacher abzulegen, die er dann auch am 06.12.1960 mit Erfolg bestand.
Es folgten nun nach seiner eigenen Angabe von 1961 bis 1969 die schönsten Jahre als selbständiger Schuhmachermeister. Er hatte nun viel Zeit, um seine Familie zu vergrößern, denn das Bohren hatte er ja inzwischen auch gelernt. Nach und nach kamen drei Söhne und eine Tochter zur Welt, mittlerweile ist er schon zweifacher Opa geworden. 1962 wurde die Bläsergruppe des MGV aus der Taufe gehoben. Matthias wurde als Geschäftsführer gewählt und spielte die 1. Posaune. Doch dann war es mit der Gemütlichkeit zu Ende. 1969 zog es ihn zur Bundeswehr nach Mechernich. Als Sattler- und Schuhmachermeister wurde er in die Instandsetzungs-Kompanie übernommen. 21 Jahre verbrachte er hier und setzte seine Arbeitskraft voll und ganz zum Wohle des Deutschen Vaterlandes ein. Zwischendurch, nach dem Tode von Chorleiter Josef Luxen im Jahre 1984, erlangte die Musikabteilung des MGV ihre Selbständigkeit und nannte sich fortan Musikverein Vussem. Matthias wurde zum Vorsitzenden gewählt. Diesen Posten bekleidet er bis zum heutigen Tag. Als langjähriges Mitglied des Bürgervereins vertritt er die Belange der Musikkapelle.
Am 30.04.1990 wurde er mit allen Ehren- und Ordenszeichen von der Bundeswehr in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Seitdem genießt er das Rentnerleben in vollen Zügen. Ab und zu sitzt er in seiner Werkstatt, wo er für seine ehemalige Kundschaft, mehr aus Gefälligkeit, Schuhe repariert. Sein zweites Hobby aber ist die Reiterei. 1980 kaufte er sein erstes Pferd „Byaki“. Manchmal sieht man ihn „auf Schusters Rappen über den Sittert reiten“, begleitet von seinem treuen Hund „Rebell“, mit dem er oft Zwiegespräche führt, die meilenweit zu hören sind.

Geburtstagsfeier:

Außer den geladenen Gästen waren der Musikverein, der Kirchenchor und der Männergesangverein gerne in die ehemalige Volksschule gekommen, um dem Jubilar in musikalischer und gesanglicher Hinsicht ihre Aufwartung zu machen und zu gratulieren. In allen drei Vereinen ist Matthias seit Jahren aktiv tätig. Zum Auftakt des Gratulationsreigens spielte die Blasmusik seine Lieblingsmelodien.

Der Kirchenchor ließ ihn mit seinen Liedern mehrmals hochleben. Mit „Weihe des Gesangs“ aus „Die Zauberflöte“ begann der MGV sein Geburtstagsständchen. Nach diesem Vortrag äußerte sich der Jubilar wie folgt: „Dieses Chorwerk von Mozart ist für mich zu feierlich gewesen. Ich bevorzuge lieber etwas Gediegenes“. Diesem Wunsche kam man gerne nach und mit dem Lied „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein“ hatte man in etwa seinen Geschmack getroffen, auch wenn er, wie er mir später sagte, lieber Bier als Wein trinken würde. Der Vorsitzende Willi Schütt hatte zwischendurch gratuliert und einen CD-Ständer überreicht. Auf besonderen Wunsch des Jubilars hatte der Chor das Lied „Ich hab ein böses Weib“ einstudiert, gelangte nun zur Aufführung und erzeugte bei den Zuhörern lebhafte Diskussionen. Dieses Lied wurde bei der Silbernen Hochzeit des Jubilars 1980 unter dem Dirigat von Josef Luxen erstmals vorgetragen und danach eingemottet. Um der Nachwelt diesen einmaligen Text zu erhalten, habe ich ihn einmal aufgeschrieben:

1.Ich hab ein böses Weib, die plagt mir meinen Leib,
1-3 O mala herba!
und tut stets mit mir zanken.
1-3 klopfe sie – puffe sie!
Ob ich sie gleich lieb hab, wünscht sie mir doch das Grab
und wollt ich tät erkranken.
1-3 klopfe sie – puffe sie! Nimm sie bei dem Flügel
und schmier sie mit ei’m Prügel, den alten Igel, Höllenriegel!
2.Im Haus schwärmt’s hin und her und murrt gleich wie ein Bär,
greint, schilt, mufft mit der Goschen.
Die Tür schlägt’s auf und zu und läßt mir gar kein Ruh,
bis ihr’s Maul wird erdroschen.
3.Wann einer tauscht mit mir, gäb mir eine junge d’für,
wollt ihm ein Roß aufgeben. Ein‘ Ochsen und ein‘ Kuh
gäb ich ihm auch dazu, eh ich führt solches Leben.

Dieser Madrigalchor stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde von Erasmus Widmann (1562 – 1634) geschrieben und von Wilhelm Schrey für Männerchöre überarbeitet. Ein Madrigal ist eine mehrstimmige, weltliche Liedform, seit dem 14. Jahrhundert in Italien gepflegt, auch mit instrumentalen Stimmen; im 16. und 17. Jahrhundert auch in Frankreich und Deutschland verbreitet, Lieblingsform gesellig-künstlerischen Musizierens; auffallend starke Ausdrucksgestaltung durch gesangliche Tonmalerei („Madrigalismen“) und durch harmonisch komplizierte, z. T. chromatische Akkordfolgen, sind bestimmend. Im Madrigal ist die Herkunft von der Volks- und Tanzweise, vom heiter-unbeschwerten Gesellschaftslied unverkennbar.
Nach diesem Vortrag begann der gemütliche Teil der Geburtstagsfeier. Es knubbelte sich in den ehemaligen Klassenräumen, besonders um die Theke und an der Gulaschsuppenausgabe. Aber wie heißt es so schön in der Bibel: „Raum ist in der kleinsten Hütte“. Im Laufe des Abends trugen die neu formierten „Alkis“ (Franz-Josef Schmidt, Ralf Schneider, Josef Winter und Heinz Sistig) mit ihren Songs zum Gelingen des Festes wesentlich bei. Mit dem Slogan „Alkis auf Tour“ warben sie auf einem Schild für ihren Auftritt. Franz-Josef Schmidt, der jüngste Sohn des Jubilars, las den Lebenslauf seines Vaters humoristisch vor, dessen Text überwiegend von Ralf Schneider geschrieben worden war. Musikalisch umrahmt wurde das Ganze von Josef Winter mit seinem Akkordeon. Die dazu passenden Lieder waren von Heinz Sistig ausgesucht worden. Albert Hein und Arnold Mies neckten den Jubilar mit einer Topfblume, indem sie im Duett sangen, die Vorzüge der Blume anpriesen, um sie ihm dann doch letztendlich schweren Herzens zu schenken.
Zur fortgeschrittenen Stunde packte Hans-Hubert Schmidt, der Erstgeborene, seine Trompete aus und spielte Evergreens aus vergangenen Zeiten. Auch Udo Greuel wusste mit seinem Spiel auf dem Klavier zu überzeugen. Weit nach Mitternacht verließen die letzten Gäste schwankend die schöne Geburtstagsfete, um gutgelaunt den Nachhauseweg anzutreten.

Sonntag, 30. April 1995

Maifeier und Maibegrüßung in Breitenbenden um 17 Uhr und in Vussem um 19 Uhr

Es ist schon seit Jahren zur lieben Gewohnheit geworden, den Mai am Vorabend in Breitenbenden und Vussem musikalisch zu begrüßen. So waren auch in diesem Jahr wieder der MV und der MGV eingeladen worden, um mit ihren Musik- und Liedvorträgen zum Gelingen der beiden Veranstaltungen beizutragen. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Bürgervereins Stürzenberger und des Ortswarts Josef Kaltwasser wurde der Maibaum diesmal ohne Komplikationen durch eine raffinierte Technik von einem Traktor an einem Seil über Rollen in die Höhe gezogen. Diese einmalige Idee wurde von Herbert Dasburg ausgetüftelt, der sie, wie er mir sagte, zum Patent anmelden will.
Abwechselnd wurde nun musiziert und gesungen. Mit von der Partie war auch der Gemeinschaftschor Breitenbenden. Der MGV wusste mit zwei Auftritten mit den Liedern wie folgt beim zahlreich erschienenen Publikum zu gefallen:

1.         Süß Liebe liebt den Mai
2.         Nun bricht aus allen Zweigen
3.         An dem reinsten Frühlingsmorgen
4.         Frühlingsbote und
5.         Mägdlein hab acht.

Zum Schluss der Maifeier wurde gemeinsam das Lied „Der Mai ist gekommen“ aus voller Kehle erklingen lassen. Von den vielen Volksliedern, die den Mai besingen, ist bezeichnenderweise keines so bekannt geworden, wie dieses 1841 entstandene Kunstlied aus dem sonst heute weitgehend vergessenen, umfangreichen Werk von Emmanuel Geibel (1815 – 1884), das Justus Wilhelm Lyra 1843 nach einer alten Volksweise vertonte.

Anschließend fuhr man auf den Junggesellenplatz nach Vussem, um beim Aufstellen des Maibaums präsent zu sein. Übrigens, so weit bekannt ist, wurde der erste Maibaum im Eifeler Raum schon für das Jahr 1224 in Aachen bezeugt.

Nach dem Vortrag des MV reihte sich der MGV mit einem bunten Melodienstrauß von Frühlingsliedern wie folgt ein:

1.         Heimat,
2.         Zur schönen Frühlingszeit,
3.         An dem reinsten Frühlingsmorgen und
4.         Frühlingsbote.

Mit dem Mailied endete auch hier die Begrüßung des Maiens bzw. des Lenzes, was aber nicht heißen soll, daß der Tag nun zu Ende gewesen sei. Im Gegenteil, man besuchte noch das Grillfest des Karnevalsvereins, das für manchen Besucher in einem bedenklichen Zustand endete.

Anhang: Maibaum-Krieg:

Anfang der 50er Jahre besuchten die Junggesellen aus Vussem das Tambourfest in Harzheim. Der Harzheimer Maibaum hatte noch mit seiner stolzen Krone die Festgäste begrüßt. Aber als der Festball in vollem Gange war, schlichen sich die Vussemer auf den Dorfplatz, Wilhelm Wagner kletterte hoch, sägte ihn ab, und man entführte den stattlichen Maibaum nach Vussem. Zuvor hinterließ man jedoch noch seine Duftmarke.
Mit Wut im Bauch zogen die Harzheimer, nachdem sie den Diebstahl bemerkt hatten, nach Vussem, um ihren schönen Maibaum wiederzuholen, denn der Dorfmaier ist ein Heiligtum der Junggesellen. Aber die Vussemer waren auf Zack und gaben den Baum nicht mehr aus der Hand. Erst nachdem die Harzheimer nach langen Verhandlungen ein Lösegeld gezahlt hatten, konnten sie mit ihrem Maibaum von dannen ziehen.
Einige Sangesbrüder können sich bestimmt noch an diese wahre Geschichte erinnern, da sie daran beteiligt waren. Trotzdem die Dorfmaier schwer bewacht waren wie eine Staatsbank, kam es immer wieder vor, daß in einem unbewachten Augenblick der Maier geklaut wurde. Man sprach dann von einem Maibaum-Krieg, der oft blutig endete.

Samstag, 06. Mai 1995

Brautamt für Rüdiger und Sandra Müller, geb. Mastiaux in der Pfarrkirche St. Wendelin in Eiserfey um 13:30

Zum Einzug des Brautpaares in die Kirche sang der Männerchor „Jubelt dem Herrn alle Lande“. Dieser Psalm 99 wurde von Willy Trapp, einem neuzeitlichen Komponisten, vertont. Da ein Sangesbruder im 2. Baß einen Tag zuvor u. a. seine Weisheit bei einem Zahnchirurgen verloren hatte, musste er trotzdem mit dicker Backe und Zahnweh „jubeln“ und Halleluja singen, wie es so schön im Text heißt. So ungefähr wie Aloysius („Ein Bayer im Himmel“) mit seiner Harfe auf einer Wolke „frohlocken“ musste, als er verstorben war.
Pastor Hoberg, der die Brautmesse zelebrierte, entbot nun dem Brautpaar und der Hochzeitsgesellschaft einen herzlichen Willkommensgruß. Nachdem Gloria verstand es der Chor, mit dem Lied „Frieden“ von Gotthilf Fischer mit Orgelbegleitung von Anno Hein die Gläubigen in seinen Bann zu ziehen. Das Evangelium nach Johannes 2, Kapitel 1, Vers 12, berichtete über das Wunder, das Jesus bei der Hochzeitsfeier in Kana in Galiläa vollbracht hatte. Denn als der Wein ausging, half er den Brauteltern aus dieser schlimmen Situation, indem er Wasser zu Wein verwandelte. Diese Blamage könnte dem Brautpaar heute nicht passieren, denn die Hochzeitsfeier findet in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ statt.
Zur Trauung sang Dagmar Rings, begleitet auf der Orgel von Dirk Thiesen, beide sind Mitglieder der Tanzkapelle „New Barbados“, „So nimm denn meine Hände“. Mit ihrer herrlichen Stimme lockte sie bei den Brauteltern so manches Tränchen hervor. Nach den Fürbitten und der Gabenbereitung brachte der Chor zum Sanctus aus der Schubertmesse einen Klassiker mit dem Titel „Heilig, heilig“ zu Gehör. Zur Kommunionfeier glänzte Sangesbruder Bernd Wenderdel mit seinem Solopart in dem Lied „Wenn ich ein Glöcklein wär“. Bei der Danksagung bot die Solistin mit dem „Ave Maria“ eine hervorragende Leistung. Es folgte das Schlussgebet mit Segen. Als Schlusslied spielte der Organist Anno Hein „Segne Du Maria, segne mich, Dein Kind“, das von der Gemeinde mitgesungen wurde, obwohl das Lied vielen Leuten unbekannt war.
Unter den Orgelklängen verließ nun das frisch vermählte Paar mit Gefolge die festlich geschmückte Kirche, um die Glück- und Segenswünsche in Empfang zu nehmen. Sportverein, Tanzgarde und Feuerwehr bildeten ein Spalier, durch das das Brautpaar schreiten musste, wobei es von allen Seiten mit Reis beworfen wurde, der ja bekanntlich Glück bringen soll. Einen besonderen Gag hatten sich die Feuerwehrkameraden ausgedacht, um die Ehetauglichkeit des Paares zu testen. Während der Bräutigam Wasser pumpte, musste die Braut mit einem Schlauch auf einen Trichter zielen. Auf der Rückseite des Pappkameraden war eine Flasche mit einer Skala angebracht, in die das Wasser abfließen konnte. Bis zum Skalenstrich 3 hatte sich die Flasche mit Wasser gefüllt. Das bedeutet, daß sie drei Kinder zeugen werden. Als nächstes stand „Holzsägen“ auf dem Plan. Diese schwere Arbeit konnte das Brautpaar auch zufriedenstellend lösen. Auf der Grünanlage gegenüber der Kirche bezog der Chor nun Aufstellung und brachte mit dem Lied „Süß Liebe liebt den Mai“ dem jungvermählten Brautpaar ein Ständchen.
Einige Sänger verspürten nun großen Durst und verschwanden an diesem herrlichen Frühlingstag „Em Stöffje“, um gleichzeitig den Inhabern Kathi und Josef Frings ihre Reverenz zu erweisen, zumal Josef langjähriges Mitglied des MGV ist (45 Jahre). Von der Wiedereröffnung nach dem Kriege 1950 bis Ende 1973 war er aktives Mitglied und sang die 2. Baßstimme. Zwischendurch hatte er mit Sangesbruder Werner Borker eine Firma mit Namen Bo-Fri gegründet. Leider ging die Firma kurze Zeit später mangels Masse in Konkurs.

Als man den ersten Durst gelöscht hatte, brachte der Chor mit den Liedern

1.         Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein,
2.         An dem reinsten Frühlingsmorgen,
3.         Ein kleines Malheur,
4.         Das Morgenrot und
5.         Mägdlein, hab Acht,
den Wirtsleuten ein Ständchen. Diese staunten nicht schlecht, da die Stücke ohne Noten und auch zur Zufriedenheit des Chorleiters vorgetragen wurden.
Matthias Vogelsberg feierte am heutigen Tag sein 48. Wiegenfest. Infolgedessen wurde die Schlagzahl nochmal kräftig erhöht. Zuvor hatte Klaus Müller, Vater des Bräutigams, noch ein paar Runden spendiert. Einige Sänger hielten nicht mehr „Poohl“ und verließen vorzeitig die Gaststätte. Der „harte Kern“ aber harrte aus bis zum späten Nachmittag.

Donnerstag, 25. – Sonntag 28. Mai 1995

Der MGV „op Tour“! Betreuungsfahrt des MGV 1892 Vussem nach Hinterzarten im südlichen Schwarzwald

Vorwort:
Die vom Vorstand beschlossene Betreuungsfahrt in den Schwarzwald hatte bei einigen Sängern keine allzu große Begeisterung hervorgerufen. Neun Sänger sagten ihre Teilnahme, aus welchen Gründen auch immer, ab, so daß der Chor gehandicapt die große Fahrt mit nur 18 Sängern antreten musste, aber dennoch gesangsfähig war.

Reisebericht:

1. Tag: Donnerstag, den 25.05.1995:

Buntes Stimmengewirr am Morgen von Christi Himmelfahrt (Vatertag) auf dem Schulhof ließ darauf schließen, daß ein großes Ereignis bevorstand. Aus allen Richtungen waren die Teilnehmer schwer bepackt zum Schulhof gekommen. Die Avon-Beraterin hatte bei einigen Frauen ganze Arbeit geleistet. Sie waren frisch frisiert und renoviert worden. Bei den Männern hatten sich mehrere mit dem neuen Parfüm „Ekstase“ besprüht, um einmal die Wirkung auf Frauen zu testen. Das Ergebnis war niederschmetternd, denn auf der ganzen Fahrt waren keine Fliegen mehr zu sehen. Es wurde noch ein wenig herumgealbert, bis endlich der Bus mit leichter Verspätung um 8:05 eintraf. Am Buseinstieg herrschte nun ein großes Gedränge und Geschubse, bis alle einen Platz gefunden hatten. Nachdem das Gepäck gut verstaut war, sang der Chor zum Abschied das Lied „Am kühlenden Morgen“ („Das Morgenrot“).
Unter donnerndem Applaus bestiegen die Sänger an diesem schönen Frühlingsmorgen frohgelaunt den Bus der Fa. Schäfer, der wiederum von Routinier Hubert Tillenburg gesteuert wurde. Laut Checkliste waren nun alle an Bord, und nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden konnte die Fahrt um 8:19 begonnen werden. Unser Ziel war Hinterzarten im Schwarzwald. Die Reise führte zunächst auf die A1 bis zum Bliesheimer Kreuz, wo wir die A61 erreichten und in Richtung Koblenz weiterfuhren. Unterwegs wurde eine Raststätte angefahren, wo zur Freude aller Reisenden ein Sektfrühstück gereicht wurde, nachdem man in der Parkanlage ein schattiges Plätzchen gefunden hatte. Hier muss man unseren rührigen Vorsitzenden Willi Schütt einmal lobend erwähnen, der schon in aller Herrgottsfrühe die Brötchen aus einer Bäckerei in Golbach besorgt und mit seinen treuen Helfern dieselben geschmiert und belegt hatte. Kaffee und Sekt waren von edlen Spendern gestiftet worden. Nach dieser kräftigen Stärkung wurde die Fahrt fortgesetzt bis Ludwigshafen. Nun wurde auf die A65 gewechselt bis zur Autobahnabfahrt Kandel. Bei Lauterbourg passierten wir die französische Grenze und fuhren am Rhein entlang bis Gambsheim. Hier befindet sich das größte Schiffshebewerk des Rheins. Nach kurzer Pause ging die Reise weiter, und bei Achern lenkte Hubert den Bus auf die A5. Bei der Abfahrt Freiburg-Mitte verließen wir die Autobahn und erreichten planmäßig gegen 15:00 Freiburg im Breisgau.
Hier wurde uns die Möglichkeit gegeben, die sehenswerte Altstadt mit dem ehrwürdigen Münster zu besichtigen. Freiburg an der Dreisam ist die bedeutendste Stadt im südlichen Schwarzwald im Südwesten Baden-Württembergs mit 184.000 Einwohnern. Die Altstadt mit ihren mittelalterlichen Bauten wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört, aber dank der Mithilfe der Bevölkerung wieder aufgebaut. Verschont blieben das spätgotische rote Kaufhaus und die Münsterkirche “ Unserer lieben Frau „. Erbaut wurde die Kirche im 12. Jahrhundert. Um 1250 wurde das Langhaus nach dem Vorbild des Straßburger Münsters errichtet. 1354 trat als Schöpfung des Johannes von Gmund ein basikaler, dreischiffiger Umgangschor mit Kapellenkranz an die Stelle der romanischen Apsis. Das Gemälde am Hochaltar stammt von H. Balduin-Grein. Das Taufbecken errichtete Chr. Wenzinger. Freiburg hat auch einen katholischen Erzbischofssitz. Ferner wurde 1457 eine Universität gegründet. Sehr bekannt ist auch die Hochschule für Musik. Der Verwaltungssitz des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald und ein führendes Handels-, Banken- und Versicherungszentrum wurden in der Stadt untergebracht. Bekanntgeworden im ganzen Land ist Freiburg aber durch den SC, der mit seinem herzerfrischenden Fußballspiel zurecht den dritten Platz in der Bundesliga eingenommen hat. Nach der Besichtigung fuhren wir durch das romantische Höllental zu unserem Ziel Hinterzarten, wo wir pünktlich um 17:00 eintrafen.
Unter Kennern genießt Hinterzarten international einen ausgezeichneten Ruf. „Klasse statt Masse“ heißt die Devise. Durch die Olympiasieger Georg Thoma und dessen Neffen Dieter geriet Hinterzarten in den Blickpunkt der Welt. Dieter Thoma wurde Olympiasieger mit der Mannschaft, Bronzemedaillengewinner auf der Normalschanze bei den Olympischen Winterspielen 1994, Skiflug-Weltmeister und Sieger der Vier-Schanzen-Tournee. Auf der berühmten Adlerschanze, die zum Olympiastützpunkt Schwarzwald gehört, trainieren die Spitzensportler vieler Nationen längst unabhängig vom Schnee das ganze Jahr über.
Hinterzarten ist eine baden-württembergische Gemeinde im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald mit 2300 Einwohnern (885 m ü.d.M.). Bereits mehrfach als schönster Ort in Baden-Württemberg ausgezeichnet, ist Hinterzarten das hübsche, gepflegte Dorf inmitten von Wiesen und Wäldern, mit einzelnen behäbig daliegenden Bauernhöfen, Titisee und Feldberg zum Greifen nah. Die gesamte Gemarkung steht unter Landschaftsschutz, eine Gewähr dafür, daß dieses Ferienparadies erhalten bleibt. Als staatlich anerkannter „Heilklimatischer Kurort“ verfügt Hinterzarten über alle Einrichtungen und Möglichkeiten für den gesunden Urlaub. Durch die verkehrsgünstige Lage ist Hinterzarten jederzeit schnell erreichbar. Eisenbahnverbindung besteht von Freiburg mit der berühmten Höllentalbahn, außerdem ab Stuttgart, München, Hamburg, Hannover und Dortmund mit direktem Kurswagen bis Hinterzarten sowie von und nach Freiburg halbstündlicher Anschluss an die EC- und ICE-Züge. Hier oben ist noch Ski und Rodel gut, wenn zwanzig Autominuten tiefer in den Tälern und der Oberrheinebene bereits die Bäume in voller Blüte stehen. Hinterzarten ist nicht nur eine prachtvolle landschaftliche Region, die von Schluchten und Wildbächen durchzogen ist, sondern hat insgesamt gesehen eine exklusive Lage. Auch an Veranstaltungen mangelt es nicht. Die Angebotspalette reicht vom Trachtenfest mit Volksmusik bis hin zum klassischen Konzert, von leichter Unterhaltung bis zum anspruchsvollen Kulturprogramm und zu internationalen Veranstaltungen im Sommer wie im Winter.

Nach der Ankunft wurden die Zimmer verteilt. In zwei Hotels, im „Schwarzwaldhof“ und in der „Sonne“, die im Besitz der Familie Adolf Gutzweiler sind, wurden wir untergebracht. Diese Hotels liegen in zentraler Lage, in unmittelbarer Nähe des Kurhauses und des Bahnhofs. Alle Zimmer sind mit Dusche oder Bad und WC, teilweise mit Balkon, Zimmertelefon und TV ausgestattet.

Zwei Sangesbrüder, Josef Kaltwasser und unser Youngster, Johannes Eversheim, mussten wegen Überbelegung des Hotels im Erdgeschoß übernachten, was nicht gerade angenehm war. Diese Kellerkinder wurden später zu Kellermeistern ernannt. Sie waren für Speis‘ und Trank zuständig. Nur einmal hatten sie in die falsche Kartoffelkiste gegriffen, die für die Schweinemast bestimmt war, deshalb gab es am Abend statt Kartoffeln mehlig-weißes Kartoffelpüree. Dieser Irrtum wurde ihnen aber schnell verziehen, weil es dafür an Getränken nie mangelte. Unsere drei Grazien, Margarete Sistig, Maria Luxen und Carola Eckstein, hatten die Hochzeitssuite erhalten und durften in einem Himmelbett übernachten, dessen Baldachin mit allerlei Sprüchen versehen war, die man aber nur auf dem Rücken liegend lesen konnte. So blieb es nicht aus, daß die ganze Reisegesellschaft zum Probeliegen und Lesen in die Kemenate Einlaß begehrte, was ihr auch nicht verwehrt wurde. Nach dem gemeinsamen Abendessen stand der restliche Tag zur freien Verfügung. Man nutzte diese Freizeit, um den Ort einmal auf die Hörner zu nehmen bzw. zu inspizieren. Dabei hatte eine Gruppe eine Kneipe entdeckt mit dem Namen „Et Pfännche“, wo man Bitburger Pils vom Faß erhielt. Zum Beweis wurden die Papierrosetten an die Türklinken der Zimmernachbarn gehängt, die das anderntags trotzdem nicht glauben wollten.

2. Tag: Freitag, den 26.05.1995:

Heute stand der Ausflug zum Rheinfall bei Schaffhausen auf dem Plan. Nachdem wir ausgiebig gefrühstückt hatten, startete der Bus pünktlich um 9:30 zu neuen Taten. Am Titisee vorbei führte die Fahrt über Lenzkirch, Bonndorf und passierte bei Stühlingen die Schweizer Grenze. Gegen Mittag hatten wir unser Ziel erreicht. Da die vorgesehene Schifffahrt sich etwas verzögerte, verblieb genügend Zeit, den Rheinfall und die Stadt Schaffhausen zu besichtigen. Mit lautem Getöse stürzt sich der 24 m hohe und 150 m breite Wasserfall in die Tiefe. Die Wassermenge beträgt je nach Jahreszeit 104 bis 1070 m3/sec, im Durchschnitt 373 m3/sec. Der Rheinfall ist der bekannteste Wasserfall Europas, dessen Kraftwerk für die hiesige Maschinen-, Stahl-, Aluminium-, Uhren- und Textilindustrie Strom liefert. Schaffhausen, oberhalb des Rheinfalls gelegen, ist die Hauptstadt des gleichnamigen Kantons und hat 33.800 Einwohner. Das Stadtbild ist mittelalterlich geprägt. Von 1087 bis 1150 wurde das Münster erbaut. Die Festung Munot, auf dem Emmersberg liegend, wurde nach der Befestigungslehre von Albrecht Dürer von 1564 bis 1585 erbaut. Das Rathaus datiert aus dem Jahre 1412. Zunft- und Patrizierhäuser stammen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Die städtische Siedlung zwischen Munot und dem Rhein wurde im Jahre 1045 von den Grafen Nellenburg gegründet. Das 1049 von den selben Grafen gestiftete Kloster „Allerheiligen“ wurde Herrin der Stadt. 1415 wurde Schaffhausen reichsfrei, stellte sich 1451 unter den Schutz der Eidgenossen und schloss sich 1501 als voll berechtigtes Mitglied an. Auf der rechten Seite des Wasserfalls liegt Schloss Laufen, das man über eine Brücke erreichen kann.
Mittlerweile war unser Kombi-Motorboot mit 54 Plätzen um 14:00 eingetroffen. Die hübsche Kapitänin begrüßte uns aufs herzlichste und wünschte uns eine gute Fahrt. Werner Borker, der im Besitz eines Schiffspatents ist, wurde als Co-Käpten angeheuert. Nun konnten wir in See stechen. Zuerst ging die Fahrt durch das imposante Rheinfallbecken nahe dem tosenden Wasserfall. Durch den hohen Wellengang wurde es einem etwas mulmig zumute. Weil man keinen Strohhalm zur Hand hatte, hielt man sich krampfhaft am Nebenmann fest. Als Lotse verdingte sich Sangesbruder Hans Klinkhammer, der bäuchlings nach versteckten Hindernissen Ausschau hielt. Die schöne Fahrt wurde nun fortgesetzt, an bewaldeten Ufern vorbei, entlang der deutsch-schweizerischen Grenze zum Kraftwerk Rheinau. Das Überwinden des Staudamms erfolgte mittels Rollwagen, auf den das Schiff gezogen wurde. Zu diesem Zweck mussten die Passagiere aussteigen. Das Ganze wurde auf der Rückfahrt wiederholt. Nach der Bewältigung des Hindernisses ging die fröhliche Bootsfahrt weiter. Bald erblickten wir das Kloster Rheinau (gegr. 778) mit der zweitürmigen Barockkirche. Im Kloster ist die Staatskellerei untergebracht. Die gut geführten Gaststätten laden zum Verweilen ein. Die fast 200jährige Holzbrücke verbindet Rheinau mit dem deutschen Altenburg. Bald wurde die Rückfahrt angetreten, und vorbei ging es wieder an der schönen Stromlandschaft, wo Fischreiher am Ufer auf ihre Beute warteten. Auf der Reise wurden viele Lieder gesungen. Um alles musikalisch besser im Griff zu halten, musste der Chorleiter auf den Knien liegend dirigieren, weil er sonst beim Fuchteln mit den Armen die Kabinendecke berührt hätte. Dieser Anblick sorgte bei den Fahrgästen für zusätzliche Heiterkeit. Schade, daß die Rundfahrt nun zu Ende war. An der Anlegestelle „Schlössli Wörth“ stiegen wir aus, um kurz darauf mit dem Bus die Rückreise nach Hinterzarten anzutreten.
Nach dem vorgezogenen Abendessen besuchten wir gemeinsam ein volkstümliches Konzert, das vom Musik- und Gesangverein Hinterzarten bestritten wurde. Anschließend wurde in das Hotel „Schwarzwaldhof“ eingekehrt, wo mit einigen Sängern und dem Dirigenten der Konkurrenz nach gemeinsamen Liedvorträgen „Brüderschaft“ getrunken wurde. Zur vorgerückten Stunde interessierte sich ein hiesiger Sängerfreund für unsere drei „lustigen Witwen“. Der Vorsitzende stellte sie ihm vor, machte gleichzeitig aber darauf aufmerksam, daß seine Gattin, die in unmittelbarer Nähe saß, für ihn tabu sei. Sangesbruder Werner Borker spielte auf seinem Akkordeon volkstümliche Lieder, die begeistert mitgesungen wurden. Um Mitternacht endete dieser gemütliche Abend.

3. Tag: Samstag, den 27.05.1995 (Wandertag):

Heute war Wandertag angesagt, zu dem man eigens einen hiesigen Wanderführer und Heimatforscher verpflichten konnte. Weil es leicht nieselte, wollte Sbr. Peter Dreesen für einen Tag einen Regenschirm leasen. Er betrat deshalb ein Sport- und Wander-Bekleidungsgeschäft und brachte sein Anliegen vor. Die verdutzte Verkäuferin hatte so etwas noch nie gehört und ließ sich nicht auf diesen Handel ein. So musste Peter doch noch notgedrungen einen Parapluie kaufen. Diejenigen, die nicht gut zu Fuß waren, machten mit dem Bus einen Ausflug nach St. Peter.

Um 10:00 war Abmarsch. Zunächst ging die Wanderung in südöstlicher Richtung am Zartenbach entlang ins sogenannte Löffeltal, das seinen Namen von den zahlreichen Löffelschmieden erhalten hat, die früher, im 17. bis 19. Jahrhundert, durch die Wasserkraft angetrieben wurden. Auch ein Sägewerk mit Namen Kingensäge, das noch sehr gut erhalten ist, wird zur Zeit wieder instand gesetzt und liegt in diesem Tal. Am Hofgut „Sternen“ (Gasthof und Hotel) angekommen, wurde erst einmal Rast gemacht und die Waldglashütte besichtigt.

Der Wanderführer erzählte nun, daß in dem ehemaligen Bauernhof eine Poststation untergebracht gewesen wäre, wo auch die Pferdegespanne gewechselt wurden. Unweit von hier mündete der Zartenbach, dessen Wasser braun gefärbt ist, weil er in einem Hochmoor entspringt, in den Höllenbach nahe der Kapelle St. Oswald, wo auch die Ravenna ihre Wasser einlässt. Diese Ravenna- Schlucht galt es nunmehr zu erklimmen. Zuerst führte uns der Weg unter der Brücke der berüchtigten Höllentalbahn hindurch. Dann begann der steile Aufstieg über Stege, Treppen und Brücken, immer an der Ravenna entlang, die tosend zu Tale stürzte. An der Großjockenmühle, die noch voll funktionsfähig ist, wurde eine kurze Pause gemacht. Dann waren 250 m Höhenunterschied geschafft, und Hinterzarten kam wieder in Sicht.
Nachdem wir die nassen Kleider gewechselt, geduscht und etwas ausgeruht hatten, fuhren wir mit dem Bus über St. Märgen bis nach St. Peter und besichtigten die angeblich schönste Barockkirche der Welt, die 1724 bis 1727 erbaut wurde. Das Benediktinerkloster aus dem 18. Jahrhundert ist heute Priesterseminar. St. Peter ist ein anerkannter Luftkurort und liegt am Südhang des Kandels. Auf der Rückfahrt konnte man in kurzer Entfernung den Feldberg in der Sonne glänzen sehen. Der Feldberg ist mit seinen 1493 m die höchste Erhebung im Schwarzwald, südöstlich von Freiburg gelegen. Beim Restaurant „Skihütte Thoma“ angekommen, ein beliebtes Ausflugsziel 2 km von Hinterzarten entfernt, trafen wir auf die Gruppe, die sich am Morgen von uns getrennt hatte. Die Wiedersehensfreude war groß, aber auch der Durst, der anschließend gelöscht wurde. Am Spätnachmittag kehrten wir zu Fuß zum Hotel zurück. Einige hatten den Bus benutzt. Am Abend wurde ein Spaziergang durch den Ort gemacht, um anschließend in das Restaurant „Zur Linde“ einzukehren, wo ein Schlummertrunk eingenommen wurde.

4. und letzter Tag: Sonntag, den 28.05.1995:

Nun war unser letzter Tag im schönen Hinterzarten angebrochen. Nach dem Frühstück nahm der Chor vor dem Hotel Aufstellung, um den neuen Tag mit dem Lied „Am kühlenden Morgen“ zu begrüßen. Um 9:30 war eine Verständigungsprobe mit dem Organisten auf der Orgelempore angesagt worden. Man hatte noch Zeit genug, um die wunderschöne Kirche in Augenschein zu nehmen. Beim Betreten der Kirche sagte Sangesbruder Josef Kaltwasser: „He öss et ävve düste! Bei däm Leed (Licht) sehn ich ävve keen Note!“. Darauf antwortete ihm Hans Klinkhammer: „Dann setz deng Sonnebrell av, dann öss et net mie düste, du Ösel!“.
Nach alter Überlieferung soll im „Moos“ am Zartenbach eine Quelle gesprudelt haben, deren Wasser bei den Kranken für Heilung sorgte, weil in der Nähe ein Bildstock mit der Muttergottes aufgestellt war. Das zog immer mehr Pilger an. Schon bald musste der 1350 urkundlich erwähnten „Maria ihn den Zarten“ eine Gnadenkapelle errichtet werden. Die Überlieferung will wissen, daß im unteren Teil des bis 1722 freistehenden Kirchturms noch der Rest der ersten Wallfahrtsstätte steckt. 1416 errichteten fromme Ortsbewohner eine kleine Kirche zu Ehren der Muttergottes. Diese sollte den Pilgern Zuflucht und seelsorgerische Betreuung bieten. In drei Schüben entwickelte sich aus der Wallfahrtskapelle eine stattliche Pfarrkirche, in deren Baugeschichte sich auch die Entwicklung der Gemeinde widerspiegelt. 1722 Chorneubau, der den freistehenden Turm und die bisherige Kirche miteinander verbindet. 1732 wird die turmartige Urkapelle auf 60 Schuh erhöht und bekommt eine Zwiebelkuppel aufgesetzt. 1794 erste Kirchenorgel und 1840 zweiter Orgelneubau. 1929 dritter Orgelneubau. 1944/45 wird die Kirche durch alliierte Luftangriffe wiederholt beschädigt. Ansteigende Bevölkerungszahlen (1700 Katholiken) und stetig wachsender Zustrom von Feriengästen veranlassten Erzbischof und Kirchenbehörde in Hinterzarten auf die seit Beginn des 20. Jahrhunderts diskutierte Kirchenerweiterung zu drängen. Nach langem Zögern und Überlegen entschloss sich die Pfarre zu einem Umbau, der wesentliche Teile der alten Kirche erhalten und sich von der Baugestaltung her insgesamt in das vertraute Ortsbild einfügen sollte. Dem Architekten Hugo Becker aus Mainz fiel die schwierige Aufgabe zu, an den behäbigen, mit 33 m verhältnismäßig niedrigen Glockenturm barocken Zuschnitts mit seitlich laufendem Chorraum einen geräumigen Baukörper anzusetzen. Mindestens 500 Sitzplätze sollten darin untergebracht werden. Schon Ostern 1963 konnte Pfarrer Weiler seine Pfarrgemeinde zum ersten Gottesdienst in das neue Gotteshaus rufen. Die Kirchenumwandlung war gelungen und löste bei den Besuchern Bewunderung aus. 1977 baute eine Orgelfirma aus Überlingen eine neue Orgel auf der Empore ein. Es entstand eine Orgel mit zwei Manualen mit 18 Registern, im Pedal 7 Register, die den Kirchenraum stilvoll mitprägt. Neu und alt verschmelzen nun zusammen, und wie ich meine, passt dieser achteckige Zeltbau hervorragend zum barocken Chorraum.
Nach der kurzen Probe mit dem jungen Organisten begann die Eucharistiefeier, die von Pfarrer Georg Eisele zelebriert wurde. Er hieß uns herzlich willkommen und sagte, daß er sich sehr auf die Schubertmesse freue, die er schon lange nicht mehr gehört hätte. Zum Eingang sang der Chor mit Orgelbegleitung nun das Lied „Wohin soll ich mich wenden“, zum Credo „Noch lag die Schöpfung formlos da“ und zum Offertorium „Du gabst o Herr mir Sein und Leben“. In seiner Predigt sprach der Pfarrer über den Umbruch in Mittel- und Osteuropa. Dieser Umbruch hätte die Länder des ehemaligen Ostblocks in eine politische, wirtschaftliche und soziale Krise gebracht. Aber mitten in den Umwälzungen bricht Hoffnung auf, erwachen christliche Gemeinden zum Leben, treffen sich Menschen zum Gebet und zur Messfeier. Viele junge Menschen sind darunter, die zum Aufbau auf unsere Hilfe angewiesen sind. Beim Sanctus wurde der Choral „Heilig, heilig, heilig“ inbrünstig zu Gehör gebracht. „Mein Heiland, Herr und Meister“ kam nun beim Agnus Dei zum Vortrag. Am Schluss der Messfeier bedankte sich der Pfarrer beim Chor für die wohltuenden Darbietungen und lud spontan die Sänger mit Anhang zu einem Umtrunk ins Pfarrheim ein. Chorleiter Heinz Sistig erwiderte ihm, indem er sagte: „Auch wir haben zu danken, weil wir in dieser herrlichen Kirche singen durften“. Nun wurde als Zugabe das Lied „Sonntag ist’s“ gesungen, nachdem die Gottesdienstbesucher die Chorsänger mit viel Applaus verwöhnt hatten.
Im Pfarrheim kamen bei einem guten Tropfen Rotwein die Lieder „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein?“ Und „Herrlicher Baikal“, Solisten: Johannes Eversheim und Bernd Wenderdel, zur Aufführung. Weil unser Vorsitzender Willi Schütt und Willi Winand Namenstag hatten (denn am 28. Willi ist Mai), wurde ihnen zur Ehre „Der Deutsche Sängergruß“ und „Was der Tau den Fluren ist“ gesungen. Der „Frauenchor“ machte mit dem Lied „Amazing Grace“ hervorragend auf sich aufmerksam.
Nun wurde es Zeit aufzubrechen, um das Mittagessen einzunehmen, das am Vorabend bei der Tischreservierung vorbestellt worden war (Spargel). Dann hieß es Abschied nehmen von diesem wunderschönen Ort. Zum Dank für die Gastfreundlichkeit und gute Bewirtung ließ der Chor das Lied „Im Brauhaus zur kupfernen Nase“ erschallen. Nachdem der Applaus verklungen war, bestieg man den Bus, um etwas wehmütig die Heimreise anzutreten. Nun konnte unser Busfahrer, Hubert Tillenburg, beweisen, daß er zurecht ein As in seinem schlecht bezahlten Job ist. Auf der Autobahn überholte er nicht nur die Busse seiner Berufskollegen, daß diese vor Neid erblassten, sondern auch die Fahrer der PKW hatten das Nachsehen. Die Baustellen wurden rechtzeitig umfahren, so daß wir in keinen Stau gerieten, trotz des starken Rückreiseverkehrs der Kurzurlauber. Nach nur sechs Stunden Fahrt, zwei kleine Pinkelpausen mitgerechnet, trafen wir wohlbehalten im Heimathafen an. Hubert hatte einen neuen Rekord aufgestellt.

Resümee:
Wenn man nun im Nachhinein ein Fazit dieser Reise ziehen will, so muss man sagen, daß der Ausflug allen Teilnehmern, wie man hörte, gut gefallen hat. Er war gewiss auch der Kameradschaft dienlich und hat den Zusammenhalt bestimmt noch mehr gefestigt. Den Verantwortlichen muss man ein großes Lob zollen, weil diese Fahrt gut organisiert war. Aber auch die ganze Reisegesellschaft hat sich diszipliniert verhalten und war immer pünktlich zur Stelle. Die auswärtigen Teilnehmer, die dem Verein gut gesonnen sind, drückten ihren Dank darin aus, indem sie spontan eine Geldspende in die Kasse fließen ließen. Ihnen allen gebührt ein herzliches Dankeschön und Willkommen beim nächsten Mal.

Dienstag, 30. Mai 1995

Silberhochzeit von Hubert und Bärbel Tillenburg, geb. Michler

Anstatt einer Gesangsprobe war ein Ständchen bei Familie Tillenburg angesagt, die aus Anlaß ihrer Silbernen Hochzeit auch den MGV eingeladen hatte.
Erst zwei Tage nach unserer schönen Schwarzwaldfahrt gab es schon wieder etwas zu feiern. Hubert, der schon einige Jahre förderndes Mitglied unseres Vereins ist, und seine charmante Gattin Bärbel gaben sich vor 25 Jahren das Jawort und feierten Hochzeit. Mit berechtigtem Stolz können sie nun Rückschau halten auf eine gemeinsame Zeit, die ihnen sicherlich mancherlei Kummer und Leid, aber auch sehr viel Gutes und Schönes beschert hat.
In einer Ehe, wie überhaupt im Leben, ist es ja wie mit dem Wetter: auf Regen folgt Sonnenschein und nach vielen schönen und ruhigen Tagen kommt einmal ein Gewitter mit Blitz und Donnerschlag. Aber gerade die Ehe hat ja ihre ganz spezielle und seltsame Mathematik, denn wenn zwei Menschen sich richtig verstehen, ist geteiltes Leid wirklich nur halbes Leid. Geteilte Freude aber wird zur doppelten Freude, und es ist eine alte Lebensweisheit, daß die Welt mit vier Augen betrachtet immer heiterer ausschaut, als wenn man sie alleine sieht.
Um 19.30 Uhr hatten sich die Sänger des MGV beim Anwesen des Jubelpaares eingefunden und sangen zum Auftakt das Lied vom „Swanee Ribber“.
Der Vorsitzende brachte nun in seiner Gratulationsrede zum Ausdruck, daß er sich freue, daß sie nach 25jähriger Ehe dieses Fest glücklich und zufrieden feiern könnten. Es sei ihm aber auch ein Herzenswunsch, ihnen für ihren weiteren gemeinsamen Lebensweg alles erdenklich Gute zu wünschen. Dann überreichte er ein Blumengesteck und gratulierte auch im Namen der Sänger.
Mit „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein?“ und „Jetzt kommen die lustigen Tage“ wurde das Ständchen fortgesetzt, nachdem sich der Jubilar mit Zustimmung seiner Gattin bedankt hatte. Zur Stärkung gab es nun eine gut gewürzte mexikanische Bohnensuppe, die ein Genuss war und den vorhandenen Durst noch vergrößerte.
Zur Freude des Jubelpaares und der zahlreichen Gäste, die dafür dem Chor reichlich Beifall spendeten, gelangten beim zweiten Auftritt der Sänger folgende Lieder zum Vortrag:

1.         Wenn ich ein Glöcklein wär’, Solist: Bernd Wenderdel,
2.         Rolling home, Solist mit Akkordeon: Heinz Sistig,
3.         Abendfrieden und
4.         Herrlicher Baikal, Solisten: Bernd Wenderdel und Johannes Eversheim.

Im Laufe des Abends wurden gemeinsam viele schöne Volkslieder gesungen, aber auch reichlich viel getrunken, so daß einige Sangesbrüder auf dem Nachhauseweg mit Gleichgewichtsstörungen zu kämpfen hatten.

Freitag, 09. Juni 1995

Weltliches Chorkonzert

Der Sängerkreis Schleiden veranstaltete an diesem Tag ein Gemeinschaftskonzert um 20 Uhr im Cafè „Der Seehof“ in Schwammenauel aus Anlaß des 75jährigen Bestehens der Chorgemeinschaft „Eifelperle“ Heimbach.
Vor ca. 30 Jahren wurde der Seehof Schwammenauel an der Rurtalsperre gebaut. Separate Festsäle (bis zu 500 Personen) bieten Ausflugsgesellschaften von Betrieben oder Gemeinden, aber auch für Familienfeierlichkeiten im größeren und kleineren Kreise ideale Möglichkeiten, besinnliche und erlebnisreiche Stunden zu verbringen. Die größte vollelektronische Wasserorgel der Bundesrepublik mit tanzenden Fontänen, die im 2-Stunden-Rhythmus vorgeführt wird, befindet sich hier. Für die kleinen Gäste wurden extra eine Seilbahn, Mini-Auto-Skooter und ein Kinderspielplatz angelegt. Parkplätze sind für 1000 PKW und 150 Reisebusse vorhanden. Auf dem oberen Parkplatz findet von Mai bis September an jedem Sonn- und Feiertag ein Touristengottesdienst statt, der lebhaft besucht wird.

Die Rurtalsperre liegt malerisch inmitten eines großen Waldgebietes und bildet mit dem Obersee und dem Urftsee die bekannte Eifeler Seenplatte. Mit ihren 205 Mio. m3 Stauinhalt und einer Wasserfläche von 7,8 km2 ist sie eine der größten Talsperren Deutschlands. Von 1934 – 1938 wurde sie erbaut. 1955 – 1959 wurde sie vergrößert. Der Damm wurde von 350 m auf 500 m verlängert. Die Staumauer erhöhte man auf 72 m. Die weiße Flotte ermöglicht es, dieses Gebiet vom Wasser aus zu genießen (Sbr. Werner Borker hat hier auch sein Segelboot liegen). Zusammen mit dem Obersee (Einruhr) ist die Talsperre 20 km lang und dient der Trinkwasserversorgung.
Ursprünglich war oben genannte Veranstaltung als Wertungssingen geplant. Warum das Gutachtersingen nicht stattfand, kann man nur vermuten. Zuerst hieß es, der Wertungsrichter wäre kurzfristig erkrankt. Dann sagte man, daß der MGV Ripsdorf beim Versuch den Titel eines Meisterchores zu erlangen, benachteiligt worden wäre (Es fehlten angeblich nur 0,8 Punkte). Aus Verärgerung darüber habe der Kreischorleiter das Gutachtersingen kurzerhand abgesagt.
Den Knatsch vom MGV Zingsheim und Mädchenchor mit Heinz Ströder konnte man zur Genüge in der Presse lesen. Der MGV Zingsheim wollte die Richtlinien bzw. Satzungen des Deutschen Sängerbundes nicht anerkennen, obwohl der Kreischorleiter Ströder ihn darauf hingewiesen hatte. Ich finde es unsinnig, daß solche Unstimmigkeiten in der Öffentlichkeit ausgetragen werden. Daß der MGV Zingsheim Courage bewiesen hat, ist uns noch allen in guter Erinnerung, als er sich im vorigen Jahr mit nur 14 Sängern dem Gutachter stellte. Deshalb kann man die Verärgerung dieses Chores durchaus verstehen, wenn er ihm vorwirft, daß Herr Ströder bei solchem Wettbewerb mit der sogenannten Kreisauswahl antritt. Die Lust am Singen ist den Zingsheimern gründlich vergangen.
An dem Chorkonzert beteiligten sich neun Chöre aus dem Sängerkreis Schleiden:

Durch Abwesenheit „glänzten“ wieder der MGV Mechernich, MGV Kall, MGV Sötenich, MGV Hellenthal, GV Ramscheid, Gemischter Chor Holzmühlheim und, wie gesagt, der MGV Zingsheim mit Mädchenchor. Die Gesamtleitung lag in den Händen von Chordirektor Heinz Ströder.

Als sechster Chor betrat der MGV 1892 Vussem die Bühne und brachte als erstes ein Frühlingslied mit dem Titel „Mägdlein hab‘ acht!“ von Hermann Sonnet zum Vortrag. In diesem Lied wird ein Jägerbursch beschrieben, der lieberfüllt durch das Gebüsch pirscht und nach dem Edelwild Ausschau hält. Dabei hört er die Finken schlagen, den Kuckuck rufen und das Käuzchen schreien. Im Refrain heißt es dann: „Mägdlein, ’s ist Frühlingszeit, nimm dich in acht!“. Dieses lustige Lied wurde von den Zuhörern mit viel Beifall belohnt.
Als zweites stand ein Lied mit dem Titel „Jetzt kommen die lustigen Tage“, Satz Willy Sendt, auf dem Programm. Dieses Volkslied aus dem Sudetenland (19. Jh.) handelt von einem Wanderburschen, der im Sommer, wenn der rote Mohn blüht, sich mit einem lustigen Lied auf den Lippen von seinem Schätzel verabschiedet Ganz wohl ist ihm nicht bei dem Gedanken, daß sie in seiner Abwesenheit vielleicht einen anderen küsst. So schwört er sich, wenn er wieder heimkehrt und sie ihm noch treu ist wie einst im Mai, will er auf ewig bei ihr bleiben. Auch dieses fröhlich vorgetragene Lied zeigte bei den Zuhörern Wirkung, indem sie reichlich Applaus spendeten, auch wenn im 1. Baß eine kleine Unstimmigkeit zu hören war. Der Vorsitzende des Jubelchores Josef Metzmacher bedankte sich bei Willi Schütt für den gelungenen Vortrag und überreichte zur Erinnerung eine Plakette.
1995 steht ganz im Zeichen der 75-Jahrfeier der „Eifelperle“ Heimbach. Bereits den Jahreswechsel feierten die Sangesbrüder gemeinsam und starteten so in das Jubiläumsjahr. Der Heimbacher Musiktag stand am 28. Mai auf dem Programm. Höhepunkt der Geburtstagsfeiern wird das Burgfest am 19. und 20. August sein. Den Abschluss der Veranstaltungen bildet das Weihnachtssingen am 17. Dezember.
Zum Abschluss des Chorkonzertes sang der Jubelchor unter der Leitung von Theo Kleinschmidt, der den Chor schon 25 Jahre dirigiert, noch „Unter deinem Fenster“ und „Guter Rat“. Alles wartete nun auf ein paar klärende Worte vom Kreischorleiter, doch der hüllte sich in Schweigen und verließ den Veranstaltungsort.
Wäre noch nachzutragen, daß in dem Raum keine gute Akustik war, weil die Decke ziemlich niedrig ist.

Nachtrag:
Nach ca. einer Woche erreichte folgendes Schreiben die Vorstände der Chöre des Sängerkreises Schleiden: Olef, den 15.06.95, Betr.: Gemeinschaftskonzert am 09.06.1995 in Schwammenauel. (s. nächste Seite)

Samstag, 17. Juni 1995

Brautamt für Kurt und Stefanie Quednau, geb. Pütz, in der Pfarrkirche St. Margareta in Vussem um 14 Uhr

Um seiner jüngsten Tochter Stefanie und seinem lieben Schwiegersohn Kurt etwas ganz besonderes zur Hochzeit bieten zu können, hatte Brautvater und Sbr. Fritz Pütz den besten Chor aufgeboten, der zur Zeit im Eifeler Raum für solche Anlässe am besten prädestiniert ist, nämlich keinen geringeren als den MGV 1892 Vussem.
Beim feierlichen Einzug in die festlich geschmückte Pfarrkirche glänzte der Chor mit dem Lied „Jubelt dem Herrn alle Lande“.
Zur Begrüßung hieß Kaplan Hawinkels die Brautleute und die Festgemeinde herzlich willkommen. In seiner Ansprache brachte er u. a. zum Ausdruck, daß Gottes Liebe wie die Sonne ist: immer und überall. „Streckt Euch ihr entgegen, nehmt sie in Euch auf, mag auch manchmal eine Wolke zwischen Euch und Gottes Liebe steh’n. Gebt die Liebe weiter auch an die, die Euch nicht lieben wollen“, sagte er.
Zum Gloria sang die Gemeinde ein neuzeitliches Lied mit dem Text vom Josef Metternich-Team und der Musik von Peter Janssen:     

„Unser Leben sei ein Fest,
Jesu Geist in unserer Mitte,
Jesu Werk in unseren Händen,
Jesu Geist in unseren Werken,
unser Leben sei ein Fest
an diesem Abend und jeden Tag.“

Nun folgte die Lesung vom „Kleinen Prinzen“. Beim Zwischengesang wurde die 5. Strophe nach einem französischen Text und der aus England stammenden Musik (19. Jh.) mit folgendem Wortlaut gesungen: „So wie die Körner, auf den Feldern verstreut, zu einem Brot geworden, so führt der Herr die zusammen, die er liebt. Halleluja!“
Das Evangelium nach Joh. 2, Kapitel 1, Vers 11 handelte von der Hochzeit in Kana in Galiläa, wo Jesus den Brautleuten aus einer argen Verlegenheit half. Denn als der Wein ausging, verwandelte er Wasser zu Wein. Dazu flüsterte mir jemand ins Ohr: „Dat möt me och könne. Ich wüe dann ävve statt Weng Wasse en Bier verwandele. Stell de ens vüe, wenn et Fässje leer ös, bruch me nur onge de Wassehahn ze john, öm et voll lofe ze losse. Mir bröete dann de Koméni (Gumeny) net mie ze belästije, on hätte ömme jenooch ze drönke!“ Dazu konnte ich ihm nur beipflichten.
In seiner Predigt sprach der Kaplan über die Liebe Gottes. „Wenn wir Gott lieben, so ist er in uns und wir in Ihm. Liebe ist nicht nur ein Wort. Liebe, das sind Worte und Taten. Als Zeichen der Liebe ist Jesus geboren, als Zeichen der Liebe für diese Welt“. Er schloß mit den Worten: „Liebet einander, so wie der Herr Euch liebt!“

Anschließend sang die Gemeinde aus dem „Gotteslob“ Nr. 49 das Lied:

„Suchen und fragen, hoffen und sehn,
miteinander glauben und sich verstehn,
lachen, sich öffnen, tanzen befrei’n.
So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.“

Nun wurde die Trauung feierlich vollzogen. Dabei sprach der Kaplan die schwerwiegenden Worte: „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen! Nun seid Ihr Mann und Frau!“
Dazu gelangte das neu einstudierte Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“ von Bortnjanskij zur Erstaufführung, das die Brautleute sich gewünscht hatten. Brautsegen und Fürbitten beendeten die Trauung.
Zur Gabenbereitung spielte die Flötengruppe, in der Stefanie viele Jahre Mitglied war. Andächtig wurde nun vom Chor zum Sanctus „Heilig, Heilig“ vorgetragen. Das „Vater unser“ kam mit Orgelbegleitung (Anno Hein) voll zur Geltung. Mancher Zuhörer war beim Vortrag dieses Liedes sehr gerührt. „Mein Heiland, Herr und Meister“ gelangte beim Agnus Dei zu Gehör. Zur Kommunionfeier spielte wieder die Flötengruppe unter der Leitung von Resel Feyen. Im Anschluss daran erklang vom Männerchor das Lied „Sancta Maria“. Als Schlusslied sang man gemeinsam ein Marienlied: „O Maria, Gnadenvolle“. Unter feierlichen Orgelklängen und mit blumenstreuenden Brautjungfern verließ nun das jung vermählte Paar mit der ganzen Hochzeitsgesellschaft das Gotteshaus.
Draußen, auf dem Vorplatz, hatten sich viele Gratulanten eingefunden, die darauf warteten, dem Hochzeitspaar ihre Glück- und Segenswünsche teilwerden zu lassen. Aber zuvor musste das Paar beim Seilchenhalten den üblichen Wegezoll bezahlen, um dann durch ein Spalier von reifenhaltenden Mädchen zu schreiten, wobei es reichlich mit Reis beworfen wurde. Den Abschluss bildete das obligatorische Holzsägen, das bravourös bewältigt wurde. Der MGV ließ dazu noch ein lustiges Wanderliedchen erklingen mit dem Titel: „Es zogen auf sonnigen Wegen“, das vom Brautvater mitgesungen wurde.
Zu einem Umtrunk kehrten einige Sänger noch in die „Schneidmühle“ ein, zu dem Sbr. Fritz eingeladen hatte. Die Hochzeitsgesellschaft fuhr nach Mechernich, um im U. H. G. (Uffzheim) ausgiebig zu feiern.

Freitag, 23. Juni 1995

Festkommers des TSV Feytal (25 Jahre) und 75jähriges Vereinsjubiläum des SV 1920 Vussem

Gut besucht war am Freitagabend die festlich geschmückte Turnhalle in Vussem anlässlich der Feierlichkeiten zum 25jährigen Bestehen des TSV Feytal und des 75jährigen Stiftungsfestes des SV 1920 Vussem.
Die Gäste bekamen einen kurzweiligen Abend mit einem abwechslungsreichen Programm geboten. Aufgelockert wurde die Veranstaltung durch die Vorträge des MGV und des MV Vussem, die mit ihren flotten Weisen zur Erbauung der aufmerksamen Zuhörer wesentlich beitrugen.
Zahlreiche Ehrengäste konnte der Vorsitzende Matthias Vogelsberg begrüßen. Unter ihnen weilten u. a. Landrat Günter Rosenke, Bürgermeister Peter Wassong und der Schirmherr der Veranstaltung Stadtdirektor Bernhard Wachter. Auch die Damen-Fußballnationalspielerin Bettina Wiegmann und FIFA-Schiedsrichter Georg Dardenne waren erschienen. Beide Persönlichkeiten haben wesentlich dazu beigetragen, das Renommee des Vereins zu verbessern.
Zur Eröffnung der Festlichkeiten spielte der Musikverein die „Hubertus Ouvertüre“. In seiner kurzen Begrüßungsrede betonte Matthias Vogelsberg, das Jubiläum sei nicht nur ein Grund zum Feiern, sondern auch ein Anlaß zum Nachdenken. Die lange Tradition des SV Vussem und des TSV Feytal sei eine Verpflichtung für die Zukunft. Es sei erfreulich, daß die fast 500 Mitglieder dem Verein die Treue hielten, obwohl der Idealismus in unserer Gesellschaft keinen allzu hohen Stellenwert besitze. Deshalb danke er dem Vorstand und allen Mitgliedern, Freunden und Gönnern, die mithalfen, dieses Jubelfest zu gestalten. Nicht vergessen werden sollten aber auch diejenigen, die einst Gründer oder Mitglieder waren und nicht mehr unter uns weilen, vor allem die, die durch den Krieg aus unserer Mitte gerissen wurden. Die Sänger des MGV betraten nun die Bühne und sangen zur Freude der Festversammlung das Lied „Im Abendrot“ von Franz Schubert.
Schirmherr Bernhard Wachter meinte anschließend, er sei etwas verwundert über das Doppeljubiläum. Schließlich könne doch ein Verein nicht zwei Geburtstage feiern. Deshalb stellte er in seiner Laudatio den Werdegang des TSV Feytal in den Mittelpunkt, ohne jedoch die beiden Gründungsvereine SV 1920 Vussem und TUS Eiserfey 1912 zu vernachlässigen.
Gegründet wurde der SV Vussem am 9. Januar 1920 von Lehrer Anton Spix und Albert Hein, der auch der erste Vorsitzende wurde. In den ersten Jahren standen Turnen und Ringen höher im Kurs als der Fußball. Doch bereits wenige Jahre nach der Gründung wurde der Versuch unternommen, einen geregelten Spielbetrieb im Fußball einzurichten. Das war zu dieser Zeit nicht einfach, weil man häufig auf der Suche nach einem geeigneten Spielfeld war. Im Kreis Schleiden hatte die Mannschaft zunächst keinen Gegner. Die nächsten Fußballclubs existierten im Raume Bad Münstereifel und Köln. 1926 wurde der SV Vussem erstmals Kreismeister. Zwei Jahre später (1928) folgte die Gaumeisterschaft. 1937 sicherte sich der Verein den ersten Pokalsieg.
Nach dem Krieg, am 9.12.1945, wurde der Sportverein wiederbelebt. Zum Vorsitzenden wurde Anton Klinkhammer gewählt (Vater von Sbr. Hans Klinkhammer). Die Anreise zum gastgebenden Verein wurde mittels LKW der Firma Breuer angetreten, was eigentlich nicht gestattet war. (Der Chronist erinnert sich noch gut daran, daß beim Transport der Spieler und Zuschauer alle mucksmäuschenstill sein mussten. Die Plane wurde immer fest verschlossen. Aber bei einem Sieg wurde auf dem Heimweg fröhlich gesungen). 1947 wählte man Franz Weiler zum Vorsitzenden. Zahlreiche Auf- und Abstiege hatte der Verein in der Folge zu verzeichnen. Die Damenhandballmannschaft errang 1947 unter Trainer Stefan Höller die Kreismeisterschaft. Der Spielbetrieb wurde aber kurze Zeit später mangels Interesse eingestellt.
1956 schlossen sich die Vereine der Orte Vussem und Bergheim zusammen. Im Zuge der landwirtschaftlichen Neuordnung verlor der Verein seinen Spielplatz in der „Genossenschaft“, der zum Teil von Wilhelm Müller aus der ehemaligen Mühlengasse und der ehemaligen Kirchengemeinde Weyer gepachtet war. 1957/58 gewann Lehrer Hubert Thomae mit seiner Schülermannschaft die Kreismeisterschaft. Im August 1958 wurde das neue Waldstadion am Römischen Aquädukt eingeweiht.
Zu Beginn der 60er Jahre fehlte es oftmals an geeigneten Kräften. Der Spielbetrieb wurde nur mit Mühe aufrecht erhalten. Wer kennt nicht den unermüdlichen Einsatz von dem damaligen Vorsitzen Karl Wirtz, der es immer wieder verstand, die jungen Leute zu mobilisieren bzw. zu motivieren? Dazu fuhr er mit seinem Motorrad, einer 98er NSU über die Dörfer, um die Spieler zum Einsatzort zu bringen. 1964 legte er aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder. Zum neuen Vorsitzenden wurde Albin Wilke gewählt. 1968 wurde er von Arnold Mies abgelöst. Ein Jahr später konnte man schon den Aufstieg in die 1. Kreisklasse feiern. Das letzte große Ereignis in der Vereinsgeschichte war das 50jährige Vereinsjubiläum 1970.
Der TUS Eiserfey wurde auf Anregung von Matthias Baumgarten am 15. Mai 1912 von 20 turnbegeisterten jungen Männern ins Leben gerufen. Da der neue Turnverein keine Fußballabteilung haben wollte, gründete man die DJK Eiserfey. Erst nach dem 2. Weltkrieg schlossen sich die beiden Vereine zum Turn- und Sportverein 1912 Eiserfey zusammen. Erster Vorsitzender wurde Hans Raetz. Nachdem zunächst die Leichtathletik eine große Rolle spielte, wurde mit der Zeit die Bedeutung des Fußballs immer größer. 1959 sicherte man sich zum ersten Mal die Kreismeisterschaft. Dann kam nach fast 20jähriger Zugehörigkeit zur 1. Kreisklasse 1967 der Abstieg in die B-Klasse.
Am 17. Juni 1970 fusionierten in einer Gründungsversammlung der SV Vussem und der TUS Eiserfey zum TSV Feytal. Zum 1. Vorsitzenden des neuen Vereins wurde Arnold Mies gewählt. Seine Stellvertreter waren Michael Sistig, Josef Bruns und Hans Raetz. Als Geschäftsführer fungierte Walter Pünder. Matthias Bertram übernahm den Posten als Kassierer. Gleich vier Abteilungen standen nun auf dem Spielplan, die alle betreut werden mussten: Fußball, Handball, Judo und Gymnastik.
Mit acht Fußballmannschaften startete der neu gegründete Verein in die Saison 1970/71. Fünf Jahre später erreichte der TSV das Kreispokalfinale. 1985 folgte der Abstieg in die Kreisklasse B. Doch schon 1987 meldete sich der TSV in die Kreisliga A zurück. In der Spielzeit 1988/89 wurden sowohl die Fußballer als auch die Handballer Kreismeister. Auch die Schüler- und Jugendmannschaften verzeichneten gute Erfolge. Der Ausflug in die Bezirksliga dauerte aber für die Kicker der 1. Fußballmannschaft nur 1 Jahr. In der jetzt abgelaufenen Saison hatten die erste Mannschaft wie auch der Vorstand einige Probleme und entgingen nur knapp dem Abstieg. Nun leitet Matthias Vogelsberg als 1. Vorsitzender die Geschicke des TSV Feytal.
Neben dem Fußball werden beim TSV aber auch andere Sportarten betrieben. Besonders erfolgreich sind die Handballer die sich auch in dieser Spielzeit in der Landesliga behaupten konnten. Der Tennisbereich hat in den letzten Jahren einen Boom erlebt. Sowohl den Damen als auch den Herren gelang der Aufstieg in die nächst höhere Klasse. Die Judoabteilung konnte bei Turnieren schon viele 1. und 2. Plätze erringen.
Stadtdirektor Bernhard Wachter beendete seine Rede mit den Worten, Zitat: „Jubiläen sind in der Vereinsgeschichte stets bleibende Meilensteine gewesen. Aus dem Stolz auf das Erreichte schöpft man am besten neue Kraft für die Zukunft.“ Zitat Ende.
Bürgermeister Peter Wassong stellte in seiner Ansprache vor allem den Zusammenschluss beider Vereine vor 25 Jahren positiv heraus, indem er sagte: „Damals wurde erkannt, daß die kleineren Vereine in der heutigen, schnelllebigen Zeit kein leistungsorientiertes Sportangebot mehr machen können. Die Verantwortlichen der Sportvereine haben das damals erkannt und durch den Zusammenschluss einen Großverein gebildet, der die heutigen Ansprüche mehr als erfüllt.“
Landrat Günter Rosenke beglückwünschte den an Jahren noch jungen, an Geschichte sehr reichen Jubiläumsverein zu allem, was in den vergangenen 25 Jahren durch persönliches Engagement der Verantwortlichen und durch die Einsatzfreude der Aktiven erreicht worden ist, und wünschte dem Jubelverein ein herzliches „Glück Auf!“ für eine hoffentlich erfolgreiche, sportliche Zukunft.
Mit „Grüße an die Heimat“ verstand es der MGV wiederum die Festgäste in seinen Bann zu ziehen.

Nun folgten Grußworte und Ehrungen durch die Verbände Tennis, Handball, Fußball und Judo (abwesend). Die silberne Ehrennadel des FVM (Fußballverband Mittelrhein) erhielten Hermann-Josef Breuer, H. Lingscheid und Matthias Vogelsberg. Die goldene Ehrennadel des FVM bekamen Anno Hein, Harry Hommel, Dieter Schulz und Winfried Kreuser. Anschließend konnte M. Vogelsberg rund 50 Jubilare des TSV Feytal 1912/1920 e. V. ehren und auszeichnen. Darunter waren auch viele Sangesbrüder, die die Ehrennadel mit Urkunde erhielten. 50 Jahre: B. Bertram, Peter Dreesen, Anno Hein, Helmut Fischer, Stefan Höller, Erich und Heinz Nöthen, Josef Pütz, Johann Raetz und Hein Sistig.
Seit 40 Jahren sind dabei: Hermann-Josef Breuer, Josef Frings, Willi und Hubert Hamacher, Johannes Hein, Hans Höller, Harry Hommel, Friedel Menke, Arnold Mies, Dieter Schulz, Heinz van Bonn und Matthias Vogelsberg. Schon seit 60 Jahren ist Michael Sistig dem Verein treu geblieben. Es wurden noch viele Mitglieder für 30- und 25-jährige Vereinstreue geehrt.
Nun nahm der Vorsitzende Gratulationen und Geldspenden der einzelnen Ortsvereine, der Parteien, der Kreissparkasse Euskirchen, dem Tennisclub Mechernich und noch vielen mehr entgegen. Schorsch Dardenne sprach auch im Namen von Bettina Wiegmann dem Verein die herzlichsten Glückwünsche aus. Nach den Dankesworten von M. Vogelsberg brachte der Chor einen Oldie mit dem Titel „Amazing Grace“ zu Gehör.
Dann versammelte man sich auf dem Schulhof, um sich den „Großen Zapfenstreich“ anzuhören, der vom Feuerlöschzug 4 (Vussem-Breitenbenden), dem Musikverein Vussem und dem Tambourcorps Eiserfey gekonnt in Szene gesetzt wurde.
Der Zapfenstreich war ursprünglich der Zeitpunkt, zu dem auf ein Trommel- oder Hornsignal im Feldlager Ruhe zu herrschen hatte. Dazu schlug der Lagerkommandant oder der Chef der Regimentspolizei mit dem Stock auf die Zapfen der Bierfässer von den Marketendern und ordnete damit das Ende des Ausschanks an. Die Landsknechte mussten sich sofort in ihre Lager zurückziehen. 1762 wurde dieser „Zapfenschlag“ in einem Schriftstück erstmals erwähnt und einige Zeit später ein Musikstück hinzugefügt. In Deutschland wurde der „Zapfenstreich“ als Zeremonie 1813 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. eingeführt. Dazu gehörten bereits ein Gebet, für das die Kopfbedeckung abgenommen wurde, und ein kurzes Abendlied im Anschluss. Der musikalisch gestaltete „Große Zapfenstreich“ als offizielle, groß angelegte Zeremonie wurde 1838 durch W. Wieprecht aus einer vorangehenden Serenade, die Werke großer Meister und Lieblingsmelodien des mit dem Zapfenstreich zu Ehrenden enthielt, aufgeführt.
Heute marschieren mehrere Musikcorps auf, die von zwei Zügen Soldaten „unter Gewehr“ und zusätzlichen Fackelträgern begleitet werden. Das Zeremoniell beginnt mit einer Serenade, die die zu ehrenden Personen selber aussuchen dürfen. Dann folgen das Locken, der Marsch, die drei Posten, das Zeichen zum Gebet, das Gebet, das Abschlagen nach dem Gebet und zum Schluss die Nationalhymne. Das Gebet besteht in der Regel aus dem Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“, das vom deutschen Mystiker Gerhard Tersteegen gedichtet und vom russischen Komponisten Dimitrij Stepanowitsch Bortnjanskij vertont wurde. Neben der preußischen Zapfenstreich-Version gab es früher auch eine bayerische und eine sächsische Variante. In der Bundeswehr spielt der „Große Zapfenstreich“ seit ihrer Gründung im Jahr 1955 eine große Rolle bei Feierlichkeiten, z. B. bei der Vereidigung von Rekruten oder bei der Verabschiedung hoher Kommandoträger.
Anschließend spielte das „Moonlight Duo“ mit Udo und Lothar zum Tanz auf.

Samstag, 24. Juni 1995

Geburtstagsfete von Sbr. Anno Hein (70 Jahre).

Auf der Einladungskarte war unser ältester Sbr. Anno als strammer Junge mit einem Bollerwagen zu sehen bzw. abgelichtet worden. Unter dem Repro stand folgendes geschrieben: „So jung wie damals fühle ich mich noch heute, aber wider Erwarten blieb auch mir ein gewisser Alterungsprozess, wenn auch äußerlich nur sehr schwer zu erkennen, nicht erspart. Somit ereilt mich in diesem Jahr mein 70. Geburtstag. Um dieses bisher nicht dagewesene Ereignis gebührend zu feiern, lade ich Euch zu einer Gedenkstunde in „Anno’s Garten“ am 24.06.95 um 20 Uhr ein. Gute Laune, viel Hunger und noch mehr Durst sind mitzubringen!“
Um seinen zahlreichen Gästen (ca. 120 bis 140) bei etwaigen Regenfällen etwas Schutz bieten zu können, – denn am Morgen sah es nach Regen aus, außerdem war es ungemütlich kalt – hatte Sbr. Anno vorsichtshalber auf seinem frisch gemähten Rasen Pavillons und bunte Sonnenschirme aufgestellt. Doch der Wettergott hatte ein Einsehen. Die Witterungsverhältnisse wurden am Nachmittag merklich besser, so daß sich zur besagten Gedenkstunde viele Gratulanten einfanden. Die Ehrengäste hatten in der neuen Remise Platz gefunden. Darunter befanden sich, um nur einige zu nennen: Pastur nebst Köchin, Bernhard Stoffels mit Gattin, Schmeddematthes mit Frau us Bärschem und Zäh mit Frau us Lörbisch.
Natürlich brachte der Kirchenchor, dem Anno als Chorleiter seit 1961 vorsteht, als erster ein Geburtstagsständchen, das er selber dirigieren musste, weil der Stellvertreter aus Floisdorf, mit dem Anno eng befreundet ist, erst später eintraf. Gedichte und Stöckelche wurden am laufenden Band vorgetragen. Auch die Feybachfinken, denen er sehr verbunden ist, gratulierten musikalisch mit mehreren Stücken. Der Clou des Abends war gewiss der Auftritt von Elfriede Reddig mit ihrer Ziege Felix, die mit einer Rose im Maul ebenfalls gratulierte.
Nachdem der MGV sich an der Gulaschsuppe gestärkt und am Bier gelabt hatte, leistete der Chor seinen Beitrag zum Gelingen dieser schönen Geburtstagsfeier:

1.         Das Elternhaus,
2.         Im Weinkeller und
3.         Abendfrieden.

Als Geschenk überreichte der Vorsitzende einen Bohrmaschinenständer, eine Flasche Hochprozentigen mit einem großen Blumenstrauß und wünschte dem Jubilar Gesundheit und alles Gute auf seinem weiteren Lebensweg.
Mit 25 Jahren, am 1.8.1950, als der MGV wiederbelebt wurde, trat Anno als Sänger in den Chor ein. Mittlerweile singt er schon 45 Jahre die zweite Stimme im Tenor, wo er als Leistungsträger nicht mehr wegzudenken ist. Zum Abschluss spielte der Musikverein auf, dessen Mitbegründer er ist (gegr. 1962). Einige Jahre blies er dort das Waldhorn.
Gemeinsam wurden viele Volkslieder gesungen, wobei Hans-Hubert Schmidt die Trompete spielte. Es wurde eine feuchtfröhliche Angelegenheit, die erst in den frühen Sonntagmorgenstunden endete.
Aus der Dorfchronik Vussem kann man entnehmen, daß im Jahre 1925, als Anno geboren wurde, der Land- und Gastwirt Franz Schneider Gemeindevorsteher war. Im Gemeinderat waren: Adolf Hoffmann, Peter Vogelsberg und Jakob Kaltwasser aus Vussem sowie Johann Raetz und Karl Weinrich aus Bergheim. Vorsitzender des Kirchenvorstandes war Adolf Hoffmann.
In der Seelsorge löste Wilhelm Sommer den scheidenden Rektor Pater Josef Hansmann ab, der Kaplan an der Herz-Jesu-Kirche in Köln wurde. Am Kirmessonntag wurde der neue Rektor eingeführt. Er fand in der Gemeinde sehr unangenehme Verhältnisse vor. Wie aus den Akten des Generalvikariats zu lesen ist, waren sich Vussem und Breitenbenden nicht einig. Schon bei der Einführung des Rektors zeigte sich, daß sich nur einige Breitenbendener  beteiligten. An allen Sonn- und Feiertagen will Breitenbenden eine Heilige Messe in der eigenen Kapelle. Versuchsweise gestattet das Generalvikariat am 19. September zweimal im Monat eine Frühmesse. Da sich aber in Folge der Enge Unzumutbarkeiten ergaben, zog das Generalvikariat die Erlaubnis bald wieder zurück. Wenn auch eine gewisse Anzahl Breitenbenden sich der Entscheidung der erzbischöflichen Behörde fügte, trat keine wesentliche Entspannung ein.
In Folge des verlorenen Weltkrieges und des wirtschaftlichen Zusammenbruchs freute man sich auch in Vussem über die Zuwendung der Quäker. Circa 35 Schulkinder erhielten im Winterhalbjahr eine Tasse Kakao mit Brötchen und eine Suppe. Finanziert wurde die Quäkerspeisung für die in Not geratene Bevölkerung von den Quäker-Hilfsorganisationen in England und Amerika.

Biographie von Anno Hein, 1. Teil:
Sbr. Anno Hein wurde am 24.06.1925 als Sohn der christlichen Eheleute Albert Hein und Katharina, geb. Wirtz, geboren. Mit 2 Brüdern und 2 Schwestern wurde er streng katholisch erzogen.
Mit 14 Jahren verließ er die Volksschule, um ein halbes Landwirtschaftsjahr am damaligen Missionshaus und Kloster (heute Pflegeheim Sanden) zu absolvieren. 3 Monate war er in der Gärtnerei tätig. Unter der Anleitung von Bruder Wischem lernte er Blumen und Pflanzen kennen. Anschließend wurde er in der Landwirtschaft eingesetzt, wo er unter der Regie von Bruder Waltermann das Pflügen, Eggen und Säen erlernte. Nach diesem halben Pflichtjahr begann er am 7.11.1939 eine Lehre als Maschinenschlosser bei der hiesigen Bohrmaschinenfabrik Peter Girards.
Nach bestandener Prüfung wurde er Ende 1942 zum Reichsarbeitsdienst ins Pinzgauer Tal bei Salzach beordert. Zu diesem Zweck musste er sich nach Düren zum Hauptbahnhof begeben, von wo aus er mit mehreren Reichsarbeitsdienstlern mit dem Zug bis Zell am See fuhr. Unterwegs wurde aus Versehen mehrmals die Notbremse gezogen.
In der Kaserne angekommen, wurde Anno die Stube 12 zugewiesen, die mit 16 Mann, überwiegend Rheinländern, belegt war. Zum Schlafen gab es keine Schlafanzüge, sondern Nachthemden, die sehr praktisch waren. Das Essen schmeckte nicht besonders gut, weil alles mit Kümmel angerichtet wurde, aber mit der Zeit gewöhnte man sich daran. Mit seinen Kameraden wurde Anno zum Straßenbau in 1500 m Höhe abkommandiert. Bei dieser schweren Arbeit mussten sie Berge abtragen und Täler verfüllen. Wer schon mal in dieser schönen Gegend war, dem wird aufgefallen sein, daß die Berge hier alle niedriger sind als anderswo.
Von hier kam er in die Ludendorf-Kaserne in Düsseldorf, wo er nur drei Wochen blieb. Danach gelangte er im April 1943 in die nordfranzösische Hafenstadt Calais an der Kanalküste und griff somit in das Kriegsgeschehen ein. Er war der 13. Kompanie als Infanterist (7,5 cm – und 15 cm -Geschütze) zugeteilt worden. Bei der Verteidigung dieses wichtigen Stützpunktes an der engsten Stelle des Kanals, gegenüber der englischen Stadt Dover, wurde er von Splittern verletzt.
Anfang 1944 wurde seine Einheit hier abgezogen und in Caen, einer nordfranzösischen Hafenstadt in der Normandie, stationiert. Hier ereilt in zum zweiten Mal eine Verwundung durch feindliche Granatsplitter. Er hat noch Glück im Unglück, daß er sowohl in Calais als auch in Caen lebend aus dieser Hölle davonkommt, denn beide Städte wurden schwer beschädigt. Viele seiner Kameraden mussten diesen Wahnsinn mit dem Leben bezahlen.

Ende des 1. Teils:

Anm. d. Chron.: Während der Erstellung dieser Biographie verstarb Anno Hein im Jahre 1998, so daß sie nicht fortgesetzt werden konnte. Der 2. Teil sollte die Schmuggel- und Nachkriegszeit beinhalten.

Sonntag, 25. Juni 1995

Gedenkmesse und Gang zum Ehrenmal anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten des TSV Feytal.

Am Sonntagmorgen um 9.30 Uhr wurden die Jubiläumsfeierlichkeiten des SV 1920 Vussem und des TSV Feytal für die lebenden und verstorbenen Vereinsmitglieder, die unter der Regie von Kaplan Hawinkels vom MGV mitgestaltet wurde, fortgesetzt. Zunächst gelangten drei Choräle aus der Schubert-Messe zu Gehör:

1.         Noch lag die Schöpfung formlos da,
2.         Heilig, Heilig und
3.         Mein Heiland, Herr und Meister.

In seiner Predigt sprach der Kaplan vom Zusammenhalt einer Mannschaft und brachte zwei Beispiele zum Thema: 1. Ein Mann hatte sieben Söhne und ein großes Vermögen mit vielen Ländereien. Nun war er alt geworden und machte sich große Sorgen, daß nach seinem Ableben  –  die Brüder waren untereinander sehr zerstritten  –  dieses Vermögen zerteilt würde. Da kam ihm der Gedanke, daß er an Hand eines Beispiels die Söhne überzeugen konnte, daß sie seinen Reichtum zusammen halten mussten. Dazu nahm er sieben Hölzer und zerbrach sie vor den Augen seiner Kinder, die nun begriffen hatten, was er damit ausdrücken wollte.
Das zweite Beispiel veranschaulichte der Kaplan an einem Fußball, dessen 32 Felder von Spielern des TSV Bayer 04 Leverkusen signiert worden waren. Diese 32 sechs- und fünfeckigen Lederfelder hielten den Ball zusammen und bildeten eine runde Einheit. Eine intakte Mannschaft die zusammenhält, hat auf Dauer gesehen mehr Erfolge zu verzeichnen, als eine, deren Spieler sich nur profilieren wollen bzw. sich nicht in den Dienst der Mannschaft stellen, sagte der Seelsorger. Zum Schluss des Gottesdienstes wurde das Lied „Sancta Maria“ vom Chor feierlich und hingebungsvoll vorgetragen.
Nach der Messfeier zog man in einer feierlichen Prozession zum Ehrenmal, um der Toten der beiden Weltkriege zu gedenken. Untermalt wurde die Veranstaltung mit Chorälen des Musikvereins. Anschließend begab man sich mit Marschmusik zum Sportplatz, wo dann nach der Einsegnung der Frühschoppen und die Turniere begannen.

(Kölnische Rundschau)

Ein umfangreiches Programm bot die Jubiläumswoche vom 23.06 – 02.07.95 allen Interessierten. Im Mittelpunkt stand natürlich der Fußball. Verschiedene Schüler- und Jugendbegegnungen, Alt-Herren-Turnier und einige Einlagespiele der Seniorenmannschaften wurden absolviert. Eine Feldhandball-Premiere erlebten die Zuschauer in einem Spiel zwischen den beiden Landesligisten TV Gürzenich und TSV Feytal (12:10). In einer Fußballbegegnung zwischen der DJK Glehn-Hostel und einer Euskirchener Polizeiauswahl trennte man sich 1:1. Ein Leckerbissen war der Auftritt von Europameisterin Bettina Wiegmann, die mit der Damenfußballmannschaft des deutschen Vizemeisters Grün-Weiß Brauweiler gegen Bleibuir-Voissel 5:0 siegte. Verständlicherweise war sie der Publikumsliebling, zumal sie im Schongang mit zwei sehenswerten Toren zum Erfolg beisteuerte. In einem Freundschaftsspiel besiegte der Bezirksligist SV Sötenich den TSV Feytal mit 4:1 Toren.
Neben Fußball wurde aber auch noch einiges mehr geboten, und zwar eine Tennisdemonstration und eine Judo-Vorführung. Den krönenden Abschluss der Jubiläumswoche bildete am Sonntag, den 02.07. um 17 Uhr die Begegnung der Altinternationalen Borussia Dortmunds gegen eine Schleidener Trainerauswahl.. Mit viel Beifall wurde Dortmunds Traditionsmannschaft in Vussem empfangen. Daß der Wettergott schließlich doch noch die Schleusen öffnete, störte die Spieler nicht im geringsten. Mit teilweise schönen Kombinationen stellten die Dortmunder die Schleidener Auswahlspieler häufig vor schwierige Aufgaben. So blieb es nicht aus, daß die Routiniers schnell mit 4:0 vorne lagen. Daß die Borussia an diesem Tag bereits ihr zweites Spiel durchführte, merkte man den Spielern kaum an. Der älteste Spieler, Gerd Cyliax, ist mit 61 Jahren noch topfit. Sie gewannen schließlich verdient mit 6:2 Toren.
Noch am Schlusstag der Jubiläumswoche des TSV Feytal stand das sportliche Geschehen unter dem Eindruck des tragischen Todes des Kaller AH-Spielers Klaus Gebhard. Der 40jährige war während eines Altherrenspieles auf dem Sportplatz verstorben. Der Mann aus Sötenich, Vater von zwei Kindern, erlag vermutlich einem Herzinfarkt. Bereits nach einer Viertelstunde Spielzeit ließ er sich auswechseln, da er über Rückenschmerzen klagte. Er setzte sich neben das Tor, um sich zu erholen. Augenzeugen berichteten, daß der Mann aufgestanden und zu einem Gebüsch hinter dem Tor gegangen sei. Hinter dem Gebüsch ist ein Wall als Regenrückhalt aufgeschüttet worden. Dort befindet sich ein Graben, in den er wahrscheinlich hineingefallen ist, nachdem er zuvor das Bewusstsein verloren hatte. Spielende Kinder entdeckten den Verunglückten und holten Hilfe. Doch sowohl die Reanimierungsversuche der anwesenden Spieler als auch die Bemühungen des Notarztes waren vergeblich.
Bleibt noch nachzutragen, daß unser Chorleiter Heinz Sistig per Fahrrad unterwegs war, um die Leitzentrale für Notfälle zu alarmieren, er aber dabei so unglücklich stürzte, daß er sich Hautabschürfungen an Armen, Beinen und an der Nase zuzog.
Als gelungen kann man die Jubiläumsveranstaltung bezeichnen, was auch der Schirmherr und Stadtdirektor Bernhard Wachter bestätigen konnte.

Nachtrag:
Ein Sbr., auch „Locke“ genannt, der nach dem Friedhofsgang am Frühschoppen auf dem Sportplatz teilgenommen hatte, wird diesen Sonntagmorgen so schnell nicht vergessen, denn beim Verrichten seiner Notdurft wurde er aus Versehen im Toilettenwagen eingeschlossen.
Vorausgegangen war eine Anzeige eines Anliegers bei der Polizei, weil die Fäkalien nicht vorschriftsmäßig abgeleitet wurden. Als er nun die Toilette verlassen wollte, stellte er zu seinem Entsetzen fest, daß die Tür von außen verriegelt worden war. Erst als er mehrmals um Hilfe gerufen hatte, wurde sein Flehen vernommen und die Türe geöffnet. Zu seiner Verwunderung nahmen ihn zwei Polizisten in Empfang, die seine Personalien feststellen wollten, weil er als Umweltverschmutzer auf frischer Tat ertappt worden war (Das Corpus delicti (Beweisstück) schwamm unterdessen seelenruhig den Bach hinunter). Da er ihnen aber logischerweise plausibel machen konnte, daß ein dringendes menschliches Bedürfnis ihn dazu gezwungen habe, die Anlage aufzusuchen, hatten sie ein Einsehen und ließen ihn letztendlich mit einer Verwarnung laufen.
„Das habe ich noch nicht gehört,“ sagte er ganz aufgeregt, „daß man beim Benutzen einer sanitären Einrichtung verhaftet werden kann. Jemand tröstete ihn und meinte: „Es gibt Schlimmeres. Du kannst froh sein, daß Du nicht beim Scheißen vom Blitz erschlagen worden bist!“

P. S.:    Mittlerweile ist die neue Toilettenanlage vorschriftsmäßig an den neuen Abwasserkanal angeschlossen worden.

Sonntag, 9. Juli 1995

Sommerfest am Wohn- und Pflegeheim Heinz Sanden in Vussem

Das diesjährige Sommerfest am ehemaligen Missionshaus Vussem stand unter dem Motto: „Kott erop, mir maache ene drop!“ Über 1000 Besucher, so schätzte das Haus Sanden, waren gekommen, um bei herrlichem Sommerwetter den Darbietungen zu lauschen, oder bei der 2. Kreismeisterschaft im Fingerhakeln, die vom fünffachen Weltmeister Konrad Plenk aus Ruhpolding professionell überwacht wurde, ihre Kräfte zu messen.

Das Rahmenprogramm bot für jeden Besucher etwas. Die Volkstanzgruppe aus Mechernich führte gekonnt alte Eifeler Volkstänze auf. Altes Eifeler Bauerngerät wurde von Zervosse Lud vorgeführt. Außerdem hatte er alte Motorräder aus seiner sehenswerten Sammlung ausgestellt. Auch Handwerker hatten ihre Stände aufgebaut und boten ihre Waren feil. Bei einer Tombola wurde als Hauptpreis ein Mountain-Bike verlost. Mit etwas Glück kann man beim Ballonwettbewerb tolle Preise gewinnen. Voraussetzung ist natürlich, daß der Luftballon weit genug fliegt, ehe er gefunden wird und die Karte zurückgeschickt wird. Die Pänz konnten sich außerdem vielfältig vergnügen. Dazu wurden Planwagenfahrten angeboten. Eine Hüpfburg und ein Kinderkarussell waren extra aufgestellt worden. Hatte dennoch jemand Langeweile, so konnte er sie vom Zauberer Jonny Orlando wegzaubern lassen.
Die allseits bekannten „Wibbelstetze“ sorgten mit ihren heimatlichen Mundartliedern beim Publikum für Stimmung. Das Tambourcorps Harzheim machte gute Musik. Die musikalische Unterhaltung wurde aber auch von den einheimischen Vereinen wie Musik- und Gesangverein (der Kirchenchor war nicht singfähig) gewährleistet. So konnte der MGV mit seinen 3 Liedvorträgen „Herrliche Heimat“, „Herr Wirt“ und „Herrlicher Baikal“ jung und alt erfreuen. Zum Schluss spielte das „Moonlight Duo“ auf.
Auch diesem Fest lag der Gedanke der Integration behinderter Mitmenschen zugrunde. Deshalb freute sich der Veranstalter Heinz Sanden jun. Mit seinem Team über das starke Engagement der vielen Vereine und über das harmonische Miteinander zwischen der Bevölkerung und den Heimbewohnern. „Alles in allem war das Fest ein toller Erfolg“, resümierte Heinz Sanden.

Samstag, 22. Juli 1995

Geburtstagsfeier von Sbr. Peter Gülden (60 Jahre)

Am Mittwoch, dem 19.07.1995 feierte Sbr. Peter Gülden seinen 60. Geburtstag. Anlässlich dieses großen Ereignisses hatte er nicht nur die Verwandtschaft, Freunde und Bekannte eingeladen, sondern auch die Sbr. des MGV in die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ am Samstag den 22.07.1995 um 20 Uhr.
Erschienen waren u. a. 21 Sbr. und der Dirigent, die sich in Positur stellten, um dem Jubilar mit einem Ständchen ihre Reverenz zu erweisen. Beim ersten Teil gelangten folgende Lieder zur Aufführung:

1.         Sonntag ist’s,
2.         Das Ringlein und
3.         Im Weinkeller.

Diese Lieder wurden ohne Noten aus den Textheften gesungen, die von Heinz Sistig in alphabetischer Reihenfolge computermäßig erfasst worden waren.
Zwischendurch hatte der Vorsitzende gratuliert und als Geschenk drei Zinnbecher mit Eckbord überreicht, mit dem Hintergedanken, daß der Jubilar ihm bei der nächsten Wartung der Heizung aus einem dieser edlen Becher einen guten Tropfen servieren werde. Der Jubilar bedankte sich anschließend für das schöne Geschenk, die Glückwünsche, die Darbietungen des Chores und eröffnete das Büfett, das, vielfältig an Köstlichkeiten, im Saale aufgebaut war.
Der Unterhaltungskünstler Josef Mertens, auch „Kitt-Jupp“ genannt, war vielseitig veranlagt. Er spielte nicht nur auf der Hammond-Orgel und dem Quetschböggel schöne Weisen, sondern trug mit seinen Gedichten und Erzählungen wesentlich zur Stimmung dieser exklusiven Geburtstagsfeier bei.
Nachdem man sich ausgiebig gestärkt und mit Getränken gut versorgt hatte, begann der zweite Auftritt des Männerchores mit Vorträgen der Lieder:

1.         Herr Wirt, habt ihr noch kühlen Wein und
2.         Abendfrieden,

die wiederum ohne Noten und mit Begeisterung der Sänger aufgeführt wurden.
Als Höhepunkt der Feierlichkeiten kann man getrost das Auftreten der „Wildecker Herzbuben“ bezeichnen, die hervorragend von den Sbr. Matthias Vogelsberg und Hans Klinkhammer im schönen Outfit, in der Gestik und beim Vortrag der Lieder imitiert wurden. Bei dem Schlagerhit „Hallo, Frau Nachbarin“ wurde die Gattin des Jubilars regelrecht mit Küssen verwöhnt, die sie geduldig auf einem Stuhl sitzend ertragen musste.
Für die Überraschung des Abends sorgte das extra für diesen Ehrentag neu gegründete „Holzwurm-Duo“. Unter diesem Pseudonym verbargen sich der Schreinermeister und 1. Trompeter Berthold Kurth und der Hobbydrechsler und Schwager des Jubilars Sbr. Michael Wielspütz (2. Trompete). Zuerst gratulierten sie musikalisch mit dem Lied „Happy Birthday to you“. Es folgte ein altes Liedchen, daß der Vater von unserem verstorbenen Dirigenten Josef Luxen komponiert hatte, mit dem Titel: „Nur für Dich schlägt mein Herz“.
Für große Heiterkeit bei den Festgästen sorgte zwischendurch Sbr. Michel mit seinen in Reimform vorgetragenen juxigen Episödchen, die einige wahre Begebenheiten aus der Jugendzeit des Jubilars beinhalteten. Der Betroffene ertrug es mit Fassung und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die schwerwiegenden Schandtaten wurden aber nicht preisgegeben, da der Verfasser sich sonst selber bloßgestellt hätte, denn bei den Schelmenstücken war er meistens mit von der Partie. „Darüber schweigt des Sängers Höflichkeit“, sagt ein altes Sprichwort.
Passend zu den Anekdötchen spielte nun wieder das Duo: „Schön ist die Jugend“ und „Im schönsten Wiesengrunde“. Unter donnerndem Applaus der Festgäste verließen die Solisten den Saal, nachdem sie das Lied „Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus“ gespielt hatten. Bleibt noch nachzutragen, daß das „Holzwurm-Duo“ noch einige Termine frei hat. Es spielt vorwiegend auf bei Polterabenden, Hochzeiten, Scheidungen und an Geburts- und Namenstagen, sofern der 2. Trompeter Ansatz hat, für jedermann und zu zivilen Preisen.
Der Jubilar wurde nun zum Ehrentanz aufgefordert, den er bravourös mit seiner Gattin unter rhythmischem Klatschen der Gäste, aufs Parkett legte. Anschließend konnte noch getanzt werden. Weil aber von den männlichen Personen keiner Anstalten machte, von diesem Angebot Gebrauch zu machen, spielte „Kitt-Jupp“ listigerweise eine Damenwahl.
Die meisten Sänger verließen schon frühzeitig die schöne Geburtstagsfeier, weil am Sonntagmorgen ein Kurkonzert in Heimbach anstand.

Biographie von Sbr. Peter Gülden:
Als Sohn des Bergarbeiters (Hauer) Michael Gülden und seiner Ehefrau, der Schneiderin Katharina, geb. Grahn, erblickte Sbr. Peter Gülden am 19.07.1935 das Licht der Welt. Aus dieser christlichen Ehe entsprossen fünf Kinder, vier Söhne und eine Tochter.
Zu jener Zeit, die von Arbeitslosigkeit und Armut geprägt war, wuchs Peter heran, und er bekam den Zweiten Weltkrieg mit allen seinen Härten und Entbehrungen zu spüren. Der Schulunterricht musste öfters ausfallen, weil die Lehrpersonen zum Wehrdienst eingezogen wurden. Im März 1950 wurde er mit 6 Mädchen und seinem Bruder Walter aus der Volksschule entlassen.
Bei der hiesigen Maschinenfabrik Peter Girards konnte er eine Lehrstelle in der Gießerei als Former erhalten. Nach dreijähriger Lehrzeit bestand er die Prüfung mit gutem Erfolg.
Am 1. Mai 1952 trat er in den MGV ein und singt seitdem, mit ein paar Jahren Unterbrechung, die 1. Baßstimme. 1992 wurde er bei der 100-Jahr-Feier des MGV für 40-jährige Mitgliedschaft und Singetätigkeit ausgezeichnet.
1954 geht die Firma in Konkurs, wird aber schon bald von der Werkzeug- und Papiermaschinenfabrik O. Dörries aus Düren übernommen. Die meisten Mitarbeiter wurden wieder eingestellt, auch Sbr. Peter. Nach einigen Knieoperationen konnte er seinen Beruf als Former nicht mehr ausüben. Deshalb wurde er umgeschult und als Kernmacher eingesetzt.
Mit 28 Jahren heiratet er 1963 seine Agnes, geb. Hilger, aus Merzenich bei Zülpich, an der er ein paar Jahre ernsthaft gefreit hatte. Zwei Kinder, 1 Junge und 1 Mädchen, gingen aus dieser Ehe hervor, die ihn schon vor ein paar Jahren zum stolzen Opa machten.
Am 31. Oktober 1978 wird die Eisengießerei aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Etwa 70 Beschäftigte verlieren mit Peter ihren Arbeitsplatz und erhalten eine finanzielle Entschädigung. Eine lange Tradition, das im Jahre 1722 von Johann Dietrich Rodtscheid gegründete Hüttenwerk Neuhütte, geht damit zu Ende. 28 Jahre war Sbr. Peter in diesem Werk tätig gewesen, aber nun wehte die schwarze Flagge über den leeren Hallen.
Nach kurzer Arbeitslosigkeit fand er eine neue, saubere Arbeitsstelle bei der Fa. Procter & Gamble (Pampers) in Euskirchen. Durch die damit verbundene Wechselschicht musste er das Chorsingen aufgeben, blieb aber durch seine inaktive Mitgliedschaft dem Verein sehr gewogen.
Am 2. Juni 1990 musste er sich einer schwierigen Hüftoperation in Köln unterziehen. Dabei wurde ihm ein neues Hüftgelenk eingesetzt. Seit November 1991 lebt er im verdienten Ruhestand. Endlich hat er nun Zeit und Muße gefunden, um sich seinem liebsten Hobby, dem Gesang, widmen zu können.
Der Chronist wünscht ihm von dieser Stelle aus, daß ihn das Rheuma nicht allzu sehr plagt, damit er noch lange seine Stimme in unserer Chorgemeinschaft erschallen lassen kann.

Auszüge aus der Welt-, Pfarr- und Vereinsgeschichte 1935:
Aus dem Geburtsjahr von Sbr. Peter Gülden wird folgendes berichtet: Nach einer Volksabstimmung am 13.01.1935 kehrt das Saargebiet in den deutschen Staatenverband zurück. In Deutschland wird die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt. Zur Beschwichtigung Englands wird ein deutsch-britisches Flottenabkommen beschlossen. Am 15.09. werden auf dem Nürnberger Reichsparteitag der NSDAP die „Nürnberger Gesetze“ verkündet. Die antisemitisch ausgerichteten Gesetze sind:
Blutschutzgesetz,
Reichsbürgergesetz
Reichsflaggengesetz und
Ehegesundheitsgesetz.
Den Juden in Deutschland werden die bürgerlichen Rechte entzogen.

In Belgien entsteht unter Führung Léon Degrelles die faschistische Rexisten-Bewegung (Rex = lat.: König), die im zweiten Weltkrieg mit der deutsche Besatzungsmacht kollaborierte.

Frankreich, die Sowjetunion und die Tschechoslowakei sichern sich im Ernstfall gegenseitige Militärhilfe zu.

Der Chaco-Krieg wird beendet. Bolivien erhält Zugang zum Meer und Paraguay das Chaco-Gebiet.

Der Weltkongress der Komintern (Kurzwort für Kommunistische Internationale) propagiert in Moskau die Volksfront gegen den Faschismus.

In Rom regiert Papst Pius XI.

Aus der Pfarrchronik geht hervor, daß der bisherige Rektor Pater Heinrich Thomas von Pater Alfons Schmitz abgelöst wurde.

Im Vereinsbuch des MGV sind Eintragungen getätigt worden, die vom damalige Kassierer Hubert Schmidt und dem Schriftführer Heinrich Sistig gegengezeichnet wurden. Vorsitzender war Johann Sistig, Dirigent wahrscheinlich Lehrer Karl Schiffer.

Der Kassenbestand betrug am 31.12.34:114,35 RM
An Unkosten schlugen 1935 zu Buche:
Zeitung2,00 RM
Auslagen an Getränken4,50 RM
Fahrtauslagen nach Gemünd3,00 RM
2 Messen         (Disternich und Gülden)8,00 RM
2 Schleifen       (       “           “        “ )5,50 RM
1 Blume für Dirigent1,20 RM
Portoauslagen0,54 RM
Gesamtkosten24,74 RM
Bestand89,61 RM
an Zinsen 1935+2,84 RM
Gesamtbestand am 31.12.193592,45 RM

Wenn man nun nach 60 Jahren die Unkosten mit denen in der heutigen Zeit vergleicht, so ist das ein gewaltiger Unterschied. Immerhin hatte man für den Dirigenten noch 1,20 RM übrig. Unser Kassierer wird vor Neid erblassen, wenn er diese Bilanz bzw. diesen Etat sieht.

Sonntag, 23. Juli 1995

Kurkonzert in Heimbach

Mitten im Herzen des Deutsch-Belgischen-Naturparks bietet der staatlich anerkannte Luftkurort Heimbach dem Gast unterschiedliche klimatische Bedingungen, vom leichten Reizklima bis hin zum ausgesprochenen Schonklima. Sowohl sportlich aktive als auch ruheliebende Naturfreunde schätzen das breit gefächerte Erholungs- und Erlebnisangebot. Umgeben von tiefen Wäldern, an einer der größten Talsperren Deutschlands gelegen, stehen dem Urlauber eine Vielzahl von Ferienwohnungen, Hotels und Pensionen zur Verfügung. Gasthäuser und Straßencafés sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. Ein gut markiertes Wanderwegenetz führt zu sehenswerten Zielen.
Die Trappistenabtei Mariawald, gegründet 1486, ist besonders bei den Touristen und Wanderern für seine hervorragende Erbsensuppe beliebt. Die Mönche stellen außerdem einen ausgezeichneten Kräuterlikör her, der mittlerweile Weltruf erlangt hat.
Das Wasserkraftwerk ist das schönste Jugendstil-Kraftwerk Deutschlands und liegt am Staubecken Heimbach. Als es 1904 mit 12.000 kW Leistung in Betrieb genommen wurde, war es das größte Speicherkraftwerk der Welt. Gespeist wird es über einen 2,7 km langen Stollen mit einem Druckgefälle von 110 m aus der Urfttalsperre (nicht aus der Rurtalsperre). 1974 wurden die acht Turbinen nach 70 Jahren Betriebsdauer durch zwei neue mit einer Gesamtleistung von 16.000 kW ersetzt. In dem Kraftwerk hat das RWE ein Industriemuseum eingerichtet. In der Ausstellung sind die alten Turbinen, historische Elektrohaushaltsgeräte und Aufzeichnungen zu sehen. Das Staubecken Heimbach umfasst 1,2 Mio. m3 Stauinhalt. Am Ende des Beckens liegt noch das Kraftwerk Heimbach-Wehr, das u. a. für die Regulierung des Flusslaufes der Rur zuständig ist.
Nicht wegzudenken aus Heimbach ist die Wallfahrtskirche aus dem 11. Jh. mit ihren bedeutenden sakralen Kunstschätzen. Sie beherbergt u. a. ein Gnadenbild aus dem 15. Jh. in einem kostbaren Antwerpener Schnitzaltar, das heute noch Jahr für Jahr 50.000 Pilger anzieht. Als besondere Sehenswürdigkeit erhebt sich hoch über den Häusern wie ein Wächter die aus dem 10. Jh. stammende Burg Hengebach. Sie wurde in den 70er Jahren vom Kreis Düren großzügig renoviert. Unterhalb der Burg liegt malerisch an der Rur der Kurpark. Besonders beliebt sind hier die Kurkonzerte im Musikpavillon, die bei schlechtem Wetter im „Haus des Gastes“ in unmittelbarer Nähe stattfinden. Sie sollen zur Erbauung der zahlreichen Kur-, Urlaubs- und Tagesgäste dienen und helfen, den Alltagsstress zu vergessen.
Zu diesem Zweck war der MGV 1892 Vussem wiederum angereist und konzertierte an diesem schönen Sonntagmorgen, dem 23. Juli 1995, um 11 Uhr bis 12.30 Uhr. Um einen reibungslosen Ablauf des Open-Air-Konzertes gewährleisten zu können, war vor Beginn eine kurze Ansingeprobe mit dem Trompetensolisten Berthold Kurth angesetzt worden, damit die Lautstärke mit dem Instrumentalplayback eingestellt werden konnte. Die Gesamtleitung und Programmgestaltung lag wieder in den Händen unseres bewährten Chorleiters Heinz Sistig.
Punkt 11 Uhr ließ der Chor zur Begrüßung der zahlreich erschienenen Touristen und Feriengäste, sowie der mitgebrachten Fans „Der Deutsche Sängergruß“ und „Was der Tau den Fluren ist“ erschallen. Eröffnet wurde das Kurkonzert mit den Werken „Das Morgenrot“ von Robert Pracht und „Im Abendrot“ von Franz Schubert.
Das anspruchsvolle Programm beinhaltete nicht nur deutsches Liedgut, sondern auch internationale Folklore, das zum größten Teil von neuzeitlichen Komponisten für Chormusik geschrieben wurde (Programm siehe weiter unten). Es kamen Lieder zur Geltung, die unsere schöne Welt, die Heimat, die Berge, die Seen, die Heide beschrieben und den Vater Rhein mit seinen Reben und den Wein besingen (Neuerdings werden auch in Heimbach Rebstöcke angebaut, und zwar in der Nähe vom „Haus des Gastes“.).
Durch das Programm führte unser neuer Conférencier Alfred Brell, der seine Moderation vortrefflich gestaltete. Nur mit dem Plattdeutsch hapert es noch sehr. Zum Beispiel sagte er für Quetschböggel: Quetschbügel und hatte damit einen Volltreffer beim aufmerksam zuhörenden Publikum gelandet. Für einen gebürtigen Luxemburger, dann verzogen in die Nähe von Salzgitter in Norddeutschland, ist das nicht so einfach, die snaken ganz anders als wir Eifeler. Im Nachhinein sagte er mir: „Ich kann doch nicht den Solisten mit den Worten ankündigen: ‚Es singt und spielt Heinz Sistig auf seinem alten Quetschböggel das Lied ‘Rolling home’, deshalb habe ich mich etwas gewählter ausgedrückt!“ Recht hat er, denn diese Ausrede kann und muss man so gelten lassen.
Vor der Pause trat unser Solist mit seiner Trompete in den Vordergrund und spielte das Lied „Heilige Berge“, das vom Chor und dem Instrumentalplayback untermalt wurde. Dieses Lied (Erstaufführung) aus der Volksmusik-Hitparade, komponiert von Ralph Siegel, wurde von Berthold Kurth vorzüglich interpretiert, und die Zuhörer honorierten diesen Vortrag mit kräftigem Applaus.
Nach einer kurzen Verschnaufpause wurde das Programm mit dem Lied „Sonntag ist’s“ fortgesetzt. Insgesamt gelangten 20 Lieder zur Aufführung, die alle vom Chor mit Bravour gemeistert wurden. So blieb es nicht aus, daß die 23 Sänger die Bühne nicht ohne Zugabe verlassen durften. Mit dem Lied „Eins, zwei, drei“ bewies der 2. Baß nicht nur, daß er gut zählen kann, es gefiel auch dem anwesenden russischen Ehepaar am besten, das bei unserem langjährigen inaktiven Mitglied Karl Klinkhammer in Urlaub weilte. Es hat sich mit Haut und Haaren der Musik und dem Gesang verschrieben. Sie ist Pianistin, er Opernsänger (Bariton). Sie wirken im Chor „Neue Stimmen Rußlands“ mit. Kürzlich veranstalteten sie mit vier Sängern und zwei Pianistinnen bei Familie Klinkhammer ein Hauskonzert, wobei auch einige Sangesbrüder eingeladen waren. Dieses Konzert war ein Hochgenuss und wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Nach diesem gelungenen Konzert verabschiedeten sich die Sänger vom Beifall klatschenden Publikum, daß damit bekräftigte, daß ihm die Darbietungen gefallen hatte. Einige Sangesbrüder verbrachten mit ihren Angehörigen einen gemütlichen Nachmittag in Heimbach, um anschließend  zu einer fröhlichen Weinprobe bei Familie Borker einzukehren. Andere wanderten auf verschwiegenen Pfaden und genossen die herrliche Natur in vollen Zügen.

Programm zum Kurkonzert in Heimbach am 23.07.1995:

Eröffnung, Begrüßung: Sängergruß / Was der Tau den Fluren ist

Das Morgenrot
Im Abendrot
Heimatglocken

Herrliche Heimat, rheinisches Land
Grüß mir die Reben, Vater Rhein

Das Ringlein
Über die Heide

Swanee Ribber
Die Seen im Land der Berge
Heilige Berge

PAUSE

Sonntag ist’s
Grüße an die Heimat
Im Weinkeller
Weinland
Ein kleines Malheur
Herr Wirt

Rolling home
Herrlicher Baikal
Rot ist der Wein
Amazing Grace

Zugabe: Eins, zwei, drei.

Dienstag, 25. Juli 1995

Fröhliches Beisammensein des MGV vor der Sommerpause

Den letzten Tag vor der fünfwöchigen Sommerpause bis 29. August hatten die Namenstagskinder Peter Gülden, Peter Dreesen, Peter Virnich (krank), Johannes Eversheim, Hans Klinkhammer, Hans Nellesen, Hans Höller und Heinz Sistig dazu genutzt, um die Sbr. zu einem Umtrunk mit Abendessen (Schinkenkrustenbraten) in den Probenraum um 19.30 Uhr einzuladen. Doch angesichts der hohen sommerlichen Temperaturen verlegte man kurzerhand das Geschehen in die Pausenhalle, zumal man weiß, daß hier eine gute Akustik herrscht. Die Sbr. bedankten sich bei den edlen Spendern mit dem „Deutschen Sängergruß“ und der Vorsitzende mit einem dreifachen „Gut Holz“.
Nach dem deftigen Abendessen ging man nun zum gemütlichen Teil über. Unser Freund und Gönner Udo Greuel griff in die Tasten seines Akkordeons und spielte alte und neue Volksweisen, Schlager und die neuesten Hits aus den Charts, die von den Sbr. mehrstimmig mitgesungen wurden. Nach einer Weile gesellte sich Heinz Sistig mit dem Schlagzeug hinzu, daß ihm von Sbr. Matthias Schmidt sozusagen aufgezwungen worden war. Jetzt konnte man ein gutes Duo hören, daß für Stimmung sorgte.
Mit dem Vortrag „Bauer und Hahn“ brachten die Sbr. Werner und Michel die Zuschauer zum Lachen. Der Bauer musste die Hände in den Schoß legen und versuchen, den Kopf des Hahns zu erhaschen bzw. zu treffen, indem er in die Hände klatschte, derweil der Kopf des Hahns zwischen den Knien des Bauern auf- und abtauchte. Bei dieser Gaudi blieb kein Auge trocken. Trotz intensiver Bemühungen gelang es dem Bauern nicht, den Kopf des Hahns zu berühren. Frustriert verpasste er deshalb nach der Vorstellung dem ahnungslosen Hahn doch noch einen „Satz heiße Ohren“ (Ich muss zugeben, das war sehr gemein von mir und nicht im Sinne des Erfinders).
Da nun das Bier zur Neige ging, und der Kassierer trotz einstimmigen Beschlusses kein Geld locker machte, legte man zusammen, so daß doch noch ein Fässchen Bier angezapft werden konnte. Sbr. Bertel ließ sich an diesem Abend nicht lange bitten und brachte sein unnachahmliches Solostück „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ vortrefflich zu Gehör. Schade, daß kurz vor Mitternacht ein gemütlicher Abend zu Ende ging, denn die meisten Sbr. mussten anderntags zur Arbeit gehen.

Sonntag, 1. Oktober 1995

Pfarr- und Erntedankfest der Kath. Pfarrgemeinde St. Margareta Vussem-Breitenbenden

Vorgeschichte:
Um für das anstehende Pfarrfest gesanglich optimal vorbereitet zu sein, wurde vorsichtshalber am Dienstagabend, den 26.09. eine kurze Gesangprobe mit Anno Hein einberufen, der freundlicherweise für unseren in Urlaub weilenden Chorleiter Heinz Sistig eingesprungen war. Voller Erwartung saßen die Sbr. fast pünktlich auf ihren angestammten Plätzen und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Sbr. Alfred hatte schon die Noten verteilt, aber  – oh Schreck! –  das Klavier war abgeschlossen und niemand hatte einen Schlüssel.
Die Probe drohte zu platzen, wäre nicht die Geistesgegenwart von Sbr. Anno gewesen, der für solche Zwecke zu Hause eine große Kiste mit ca. 200 Schlüsseln aller Größen aufbewahrt. Vorsitzender Willi Schütt probierte im Schweiße seines Angesichts, mit diesen Schlüsseln das Schloss zu öffnen. Er hatte fast die Hoffnung aufgegeben, als beim drittletzten Versuch das Glück ihm hold war, und das Schloss sich entriegeln ließ. Alles atmete auf, und die Probe konnte mit leichter Verspätung beginnen.

Zur Sache:
Das diesjährige Pfarrfest wurde als Erntedankfest ausgerichtet und stand unter dem Motto: „Der Mensch braucht mehr als Nahrung, Wohnung und Kleidung“.
Um 9.30 Uhr eröffnete Kaplan Hawinkels das Pfarrfest mit einer Erntedankmesse als Familienmesse, die sehr gut besucht war, weil Katholiken aus dem gesamten Pfarrverbund anwesend waren. Der Kinderchor wurde von der Flötengruppe unter der Leitung von Resel Feyen begleitet, wobei der Kaplan selbst zur Gitarre griff, und gemeinsam wurde mit den Gläubigen das Lied gesungen: „Lasst uns miteinander singen, loben und danken dem Herrn!“
Im Altarraum war ein Stand errichtet worden, der reichlich mit Früchten, Ähren, Brot, Blumen und Gemüse dekoriert worden war. Zum Gloria sangen die Kinder mit der Flötengruppe zusammen und priesen Gottes Liebe, Gottes Treue und Gottes Gnade, die wunderbar groß und nicht größer sein kann, wunderbar tief und nicht tiefer sein kann.
Nun folgte ein Spiel der Erstkommunionkinder des nächsten Jahres, die  – versteckt hinter Pappschildern, die Mäuse darstellten –  die Geschichte von der Maus Frederick wiedergaben, die von der Lektorin Anneliese Klinkhammer vorgetragen wurde. Die Maus Frederick war eine besondere Maus. Sie sammelte nicht nur Futter für den Winter, sondern auch Sonnenstrahlen, damit sie und ihre große Mäusefamilie an kalten Wintertagen nicht frieren mussten.
Vor dem Evangelium sangen und spielten die Kinder das Lied „Du hast uns Deine Welt geschenkt. Den Himmel, die Erde, die Sonne, den Regen, die Blumen, die Bäume, und Du gabst uns das Leben. Herr, wir danken Dir!“ Bei den Fürbitten sprach der Priester die Worte: „Guter Gott, Frederick hat uns klar gemacht, daß wir nicht nur Nahrung, sondern auch Wärme und Nähe, Buntheit und gute Worte brauchen“. Zur Gabenbereitung, zum Sanctus und zur Kommunionfeier trat der Kirchenchor in Erscheinung und wusste mit den Chorälen zu gefallen, obwohl einige Sängerinnen und Sänger fehlten. Zum Schluss dieser schönen Messgestaltung wurden gemeinsam fünf Strophen von dem Lied „Danke, für alle guten Gaben, danke, für jedes Stückchen Brot. Danke, Du hast uns reich beschenkt; wir leiden keine Not“ erklingen lassen.
Anschließend war buntes Treiben rund um die Pfarrkirche angesagt: Spiele für Jung und Alt, gemütliches Beisammensein bei Kaffee und Kuchen, sowie Schmackhaftem aus Kartoffeln und Gemüse (Gemüsesuppe, Reibekuchen, Salate). Auch Grillspezialitäten wurden angeboten. Natürlich brauchte auch keiner zu verdursten. Es wurden Getränke aller Art gereicht. Außerdem konnten die Kinder Ponyreiten, mit dem Feuerwehrauto fahren oder sich schminken lassen.
Nach dem der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Herr Mehren, die Gäste begrüßt, ihnen gute Unterhaltung und viel Spaß gewünscht hatte, präsentierte unser Chor unter der Leitung von Anno Hein vier Lieder:

1.         Sonntag ist’s,
2.         Auf, ihr Brüder, lasst uns singen,‘
3.         Herrliche Heimat, herrliches Land und
4.         Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein,

die wesentlich zum Gelingen dieses schönen Pfarrfestes beitrugen.
Unbegreiflich war nur, daß 13 Sänger an diesem Tag teilweise unentschuldigt fehlten. Statistik:

AnwesendAbwesend
1. Tenor44
2. Tenor24
1. Baß34
2. Baß51
1413
(52%)(48%)

Dieser negative Trend ließ sich schon in den letzten Gesangsstunden feststellen, wo auch nur teilweise 12 bis 14 Sänger anwesend waren.
Regenverhangener Himmel ließ noch in den Morgenstunden die Stimmung auf den Nullpunkt sinken. Doch als hätte Petrus mit den Gästen ein Einsehen, kam um die Mittagszeit die Sonne hervor, und zahlreiche Besucher eilten von allen Seiten zum Pfarrfest, um von dem vielseitigen Angebot Gebrauch zu machen. Der Erlös kommt dem Bau des neuen Pfarrheimes zu Gute, das ja u. a. als Begegnungsstätte dienen soll. Zur Unterhaltung spielten die Flötengruppe und der Musikverein Volkslieder und flotte Melodien. Auch der Gemeinschaftschor Breitenbenden hatte seinen Auftritt.

Dienstag, 10. Oktober 1995

Geburtstagsständchen für Sbr. Bertram Berners (70 Jahre)

„Hurra, Berners Bertel wird 70 Jahre“. Unter diesem Slogan feierte Sbr. Bertel am Kirmessonntag, den 18.09.95 seinen 70. Geburtstag. Nach dem Friedhofsgang wurde er mit einem Ständchen vom hiesigen Musikverein überrascht. Spontan spendierte er für diese nette Aufmerksamkeit ein Fässchen Bier und belegte Brötchen.
Wegen Terminschwierigkeiten konnte die Geburtstagsfete mit dem Sbr. erst mit dreiwöchiger Verspätung stattfinden. 20 Sänger hatten sich am Dienstagabend, den 10.10.95 im Probenraum eingefunden, um dem Jubilar mit einem Ständchen ihre Ehrerbietung zu erweisen. Mit „Grüß Gott mit hellem Klang“ und „Was der Tau den Fluren ist, sind der Seele Lieder“ wurde das Geburtstagskind mit seiner Gattin und Ehrengast Margarete Sistig begrüßt. Nun folgte ein Lied mit dem verheißungsvollen Titel „Im Abendrot“ von Franz Schubert, das für solche Anlässe besonders geeignet ist.
Im Anschluss daran hielt der Vorsitzende seine obligatorische Geburtstagsrede und brachte zum Ausdruck, daß der Jubilar für sein Alter noch sehr vital und rüstig sei. Durch sein jugendliches Aussehen könnte man ihn glatt für einen 50jährigen halten. Nach der Gratulation überreichte er dem verblüfften Jubilar zwei Gartenstühle, die sofort ausprobiert wurden, eine Flasche Schnaps zum Inhalieren und einen Blumenstrauß. Er wünschte ihm  ein langes Leben auch im Kreise der Sänger, Gesundheit und Gottes reichsten Segen. Es folgten nun die Lieder „Das Elternhaus“ und „Abendfrieden“.
Hocherfreut über so viel Lob aus dem Munde des Vorsitzenden, bedankte sich der so Geehrte mit stolz geschwellter Brust für die schöne Rede, die guten Wünsche, das herrliche Ständchen und die vielen Geschenke. Gleichzeitig eröffnete er die Fete, so daß dem Umtrunk und dem Gulaschsuppenessen nichts mehr im Wege stand. Man führte sich die schmackhafte Suppe genüsslich zu Gemüte, und Sbr. Peter Gülden servierte dazu ein frisch gezapftes Bier vom Fass. Zum Nachtisch gab es Pudding in mehreren Sorten.
Zur fortgeschrittenen Stunde bat man höflichst den Jubilar, er möge doch sein einmaliges Solostück „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ zum Besten geben. Zuerst genierte er sich sehr, weil seine „Gerechtigkeit“ (Gattin), wie er sich auszudrücken pflegte, neben ihm saß. Doch als sie ihr OK gegeben hatte, ließ er voller Inbrunst das „Kuckuckslied“ erschallen und erntete mit diesem Vortrag von den staunenden Anwesenden frenetischen Applaus. Es wurde viel aus der Jugendzeit geplaudert, ehe ein urgemütlicher Abend so gegen Mitternacht zu Ende ging.

Auszüge aus der Weltchronik, Jahrgang 1925:

Sbr. Bertram Berners wurde in einer Zeit geboren, als Papst Pius XI in Rom regierte. Paul Hindenburg trat die Nachfolge von Reichspräsident Ebert an, der am 28.02. verstorben war. Im Locarno-Vertrag erkennt Deutschland die Westgrenzen an und verzichtet auf gewaltsame Änderung der Ostgrenzen. Als weiteren Schritt zur Verständigung wird der Beitritt zum Völkerbund vereinbart. Die französischen Truppen räumen Luxemburg.
Riza Pahlewi stürzt in Persien die seit 1748 regierende Dynastie der Katscharen und besteigt als Riza Schah selbst den Thron.  In China beginnt Mao Zedong revolutionierende Bauern der Provinz Hunan zu organisieren, Sun Yatsen stirbt. Jawaharlal Pandit Nehru wird Führer der Kongresspartei Indiens, die sich zum Sammelbecken der Unabhängigkeitsbewegung entwickelt.
Aus der Dorfchronik Vussem wird aus dem Jahre 1925 berichtet, daß nach einer Volkszählung in Vussem 189 männliche und 182 weibliche Personen leben, insgesamt also 371 Einwohner. Nach der Viehzählung am 1. Dezember hatten die Vussemer 8 Pferde, 2 Maulesel, 86 Stück Rindvieh, 42 Schweine, 76 Ziegen, 8 Kaninchen, 480 Stück Federvieh und 18 Bienenstöcke aufzuweisen.
In der Vereinsgeschichte kann man nachlesen, daß der MGV im Durchschnitt 50 aktive und inaktive Sänger zu verzeichnen hatte. Als Vorsitzender fungierte Johann Disternich. Dirigent war Lehrer Julius Hody, der maßgeblich an diesem erfreulichen Zustand mitgewirkt hatte.

Biographie von Sbr. Bertel:
Sbr. Bertel verzichtete auf ein Interview mit mir mit der Begründung, er wäre keine hochgestellte Persönlichkeit und lege deshalb keinen allzu großen Wert auf das Erscheinen eines Artikels um seine Person in der Sängerzeitung. Ich muss diese Aussage wohl oder übel respektieren, denn jeder hat das Recht auf freie Meinungsäußerung, obwohl ich als Chronist gewisse Aufgaben zu erfüllen habe. Deshalb erfolgt der Lebenslauf von Sbr. Bertel in Kurzfassung.
Der Name Berners gelangte durch Wilhelm Berners aus Schaven nach Vussem. Er heiratete um 1880 Anna Maria Wielspütz.
Als Sohn der christlichen Eheleute Wilhelm Berners und Barbara, geb. Hilberath, wurde Bertram (Bertel) Berners in Vussem am 18.09.1925 geboren. Er wuchs mit 9 Geschwistern (7 Brüdern und 2 Schwestern) in einer erbärmlichen Zeit heran, wo Arbeitslosigkeit an der Tagesordnung und Schmalhans der Küchenmeister waren. Trotzdem entwickelte er sich zu einem prächtigen Kerlchen, und die Mädchen hatten es auf ihn abgesehen.
Doch schon mit 17 Jahren, in der Blüte seines noch so jungen Lebens, wurde er 1942 zur Luftwaffe eingezogen und kam als Bordfunker nach Lyon in Frankreich. Zwei Jahre später, 1944, gelangte er in Elsaß-Lothringen in französische Gefangenschaft. Von hier wurde er nach Algerien transportiert und nach kurzem Aufenthalt in Richtung Amerika eingeschifft. Zum Glück, als Folge der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945, kehrte der Gefangenentransport, der schon in Sichtweite der amerikanischen Küste war, nach Marseille zurück. Hier war er bis zu seiner Entlassung im März 1949 in der Land- und Forstwirtschaft tätig.
Nach seiner Rückkehr in die geliebte Heimat fand er zunächst eine Arbeitsstelle bei dem Land- und Gastwirt Franz Schneider. Doch bald erhielt er eine Anstellung bei der ortsansässigen Maschinenfabrik Girards in der Eisengießerei, wo er bis zu deren Schließung am 31.10.1978 als Kernmacher beschäftigt war. Anschließend stellte er seine Arbeitskraft Schreinermeister Josef Wagner zur Verfügung, um dann noch ein Jahr bis zu seiner Pensionierung als Pförtner im Kreiskrankenhaus Mechernich zu absolvieren. Bald nannte man ihn „Dr. Berners“, weil er den Patienten mit Rat und Tat zur Seite stand.
Schon 1950 trat er in den wiederbelebten MGV ein und singt nun schon 45 Jahre die 1. Tenorstimme. Dafür erhielt er schon mehrere Auszeichnungen. 1953 heiratete er Maria Hein, die ihm einen Sohn gebar.
Nach seiner Pensionierung im Jahre 1983 genießt er das Rentnerdasein in vollen Zügen, obwohl er als Hausmeister der Turnhalle und der ehemaligen Volksschule in Vussem noch einige Pflichten zu erfüllen hat. Als zweites Hobby, neben dem Gesang, bestellt er seinen Garten, den er mehrmals am Tage mit dem Fahrrad aufsucht, um nach dem Rechten zu sehen. Weil sein Garten so nahe an der Kirche liegt, vermutet man, daß der Segen Gottes auf dem Acker ruht, denn er hat weit und breit die dicksten Kartoffeln, die ja normalerweise nur die dümmsten Bauern haben.

Von dieser Stelle aus wünsche ich dem Jubilar, daß er noch lange Jahre bei bester Gesundheit in unserem Chor aktiv bleibt, damit wir die wundersame Auferstehung des totgeschossenen Kuckucks noch des Öfteren hören können.

Sonntag, 19. November 1995

Volkstrauertag; 9.30 Uhr in Breitenbenden und 10.30 Uhr in Vussem

Mit Kranzniederlegungen und stillen Gedenkfeiern wurde am Volkstrauertag bundesweit an die Toten beider Weltkriege gedacht, so auch in Vussem und Breitenbenden.
In Breitenbenden hatte man sich reichlich mit der Uhrzeit verschätzt, denn statt um 9.30 Uhr setzte sich der Trauerzug erst um 10.05 Uhr in Bewegung, angeführt vom Löschzug 4 der freiwilligen Feuerwehr Vussem und Breitenbenden. Es folgte der Musikverein Vussem, der gegen den böigen Wind und das typisch nasskalte Novemberwetter anzukämpfen hatte und deshalb mehr Luft zum Blasen als sonst benötigte.
Am Ehrenmal begrüßte Ortswart und Sbr. Josef Kaltwasser die Trauergemeinde aufs herzlichste und eröffnete die Trauerfeier mit folgenden Worten: „Der diesjährige Volkstrauertag ist der letzte zahlreicher vorausgegangener Trauer- und Gedenktage in diesem Jahr. Sie haben die Großverbrechen des Dritten Reiches und die Menschenopfer und Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges in ihrer ganzen Dimension ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Niemals seit dem Kriegsende haben wir in unserem Lande eine so anschaubare Ahnung davon bekommen, wozu Menschen fähig sind, welchen Verwirrungen sie erliegen, und wie bitter Unzählige dafür bezahlen mussten. Niemals gab es so viele Gelegenheiten, auch für junge Leute, das Unfassbare von gestern zu begreifen.
Der Volkstrauertag 1995 legt es uns nahe zu fragen, was hat Erinnerung und Nachdenken in uns bewirkt? Oder hat sie uns wachsamer und sensibler gegenüber dem gemacht, was an Katastrophen heute oder morgen über uns kommen kann, wenn wir nicht auf der Hut bleiben. 50 Jahre nach Kriegsende müssten wir wissen, daß das Sprichwort falsch ist: ‚Schweigen und Dulden macht kein Verschulden‘. Trotzdem herrscht immer noch schweigende Hinnahme und zuschauende Tatenlosigkeit vor, wenn der Gewaltanwendung das Wort geredet wird, wenn über Ausländer, Juden und Andersgläubige hergezogen wird, besonders dort, wo man ‚unter sich‘ ist. Die Verblendung eines Volkes beginnt in den Köpfen und Herzen seiner Bürger. Umdenken, Umkehren geschieht persönlich. Denn ob ein Volk als Ganzes umkehrt, wird letztlich davon abhängen, wie viele Einzelne aus einem als verhängnisvoll erkannten Tritt und Trott persönlich oder mit anderen gemeinsam aussteigen, umdenken, umkehren. Es liegt auch an mir, was aus uns wird!“
Nach diesen ernst gemeinten Worten, die zum Nachdenken animieren, leistete der MGV Vussem mit zwei neu einstudierten Liedvorträgen

1.         Den Gefallenen, von Richard Strauß-König und
2.         Gebet, von Georg Friedrich Händel (1685 – 1759)

seinen Beitrag zu dieser würdigen Veranstaltung.
Bernhard Fuchs schritt nun zur Segnung des Ehrenmals und betete mit der Trauergemeinde das Vater unser für die gefallenen und vermissten Soldaten beider Weltkriege. Mit einem Choral beendete der Musikverein die Gedenkfeier und Josef Kaltwasser bedankte sich bei allen Teilnehmern für ihr Erscheinen am heutigen Volkstrauertag.
Text zum Lied „Den Gefallenen“, gewidmet Siegfried Goes, gefallen in Russland:

1.         Alle, die gefallen in Meer und Land,
            sind gefallen, Herr, in Deine Hand.
2.         Alle, die kämpfen im weiten Feld,
            sind auf Deine Gnade, Herr, gestellt.
3.         Alle, die weinen in dunkler Nacht,
            sind von Deiner Güte, Herr, bewacht.

Durch die Terminverschiebung konnte der Trauerzug in Vussem erst mit leichter Verspätung in Gang gesetzt werden. Matthias Vogelsberg legte im Namen des Bürgervereins einen Kranz am Ehrenmal nieder und sprach anschließend folgende Worte: „Wir gedenken heute der Opfer von Krieg und Gewalt. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Kinder, Frauen und Männer aller Völker, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer politischer Verfolgung und um die Opfer sinnloser Gewalt. Die Welt voller Kriege und Gewalt, wo bleibt der Frieden? Wie verhalten wir uns gegenüber den Nachrichten, den Meldungen, den Bildern, die uns stündlich Gewalt und Leid vor Augen führen?
Nach Friedrich von Logan (1604 – 1655) buchstabiert sich Krieg wie folgt:

K  ummer, der das Mark verzehret,
R  aub, der Hab und Gut verlieret,
J  ammer, der den Sinn verkehret,
E  lend, das den Leib beschweret,
G  rausamkeit, die Unrecht lehret,

sind die Frucht, die Krieg gewähret.

Lösen diese schrecklichen Ereignisse bei uns Betroffenheit aus? Resignation und Gleichgültigkeit können keine Antwort auf die Frage sein: ‚Wo bleibt der Frieden?‘. Und so gilt es, angesichts der Trauer an diesem Tage, zum aktiven Einsatz für den Frieden in der Welt und unter den Menschen aufzurufen. Der Volkstrauertag ist ein Tag des Gedenkens, aber auch des Nachdenkens. Die Schatten der Kriege, Vertreibungen und Zerstörungen, der Ausrottungen und des seelischen Leids sind nicht gewichen. Das Aufatmen, das uns nach einem furchtbaren Krieg und Teilung der Welt und unseres Landes geschenkt schien, war uns nicht lange vergönnt. Hilflos, so scheint es, stehen wir neuer Gewalt gegenüber und fragen uns betroffen, weshalb die Millionen von Toten unseres Volkes und anderer Völker nicht Mahnung genug sein konnten.

So wollen wir uns in dieser Stunde mit den Gefallenen, den Vermissten, den in der Heimat Getöteten oder auf der Flucht Umgekommenen verbunden fühlen, damit wir die Toten einbeziehen in unser Leben, damit wir ihnen eine Heimstatt bereiten unter uns. Damit wir ihrer Mahnung Raum geben in unserem Dasein. Nur dann, wenn die Toten in uns lebendig bleiben, hat ihr Sterben einen Sinn. Nur dann vermag es Mahnung und Auftrag zu sein, Versöhnung über den Gräbern und Arbeit für den Frieden.“

Nach diesen mahnenden Worten trat der MGV in Erscheinung und bot mit den neuen Liedern „Den Gefallenen“ und „Gebet“ der andächtig lauschenden Trauergemeinde einen anspruchsvollen Vortrag. Nach den Fürbitten, die von Annemie Linden vorgetragen wurden, spielte die Blasmusik den Choral vom „Guten Kameraden“.

Der Vorsitzende des Bürgervereins, Matthias Vogelsberg, beendete nun diese würdige Gedenkveranstaltung, indem er sich bei allen Beteiligten für ihr Kommen vielmals bedankte und beglückwünschte alle, die Elisabeth heißen (u. a. seine Gattin) zu ihrem heutigen Namenstag.

Das „Gebet“ wurde von Georg Friedrich Händel mit folgendem Text komponiert:

1.Wenn Christus der Herr zum Menschen sich neigt,
wenn er sich als Hort dem Flehenden zeigt.
Mag schwinden das Leben, mag nahen der Tod,
wir können nicht sinken, denn Helfer ist Gott.
2.Wenn nahet die Qual, die Wonne vergeht,
die Träne uns rinnt, nichts Ird’sches besteht,
zu Ihm dann gewendet, er ist unser Freund,
Zu Ihm dann gebetet, zu Ihm dann geweint!
3.Nicht Menschen vertraut den lastenden Schmerz,
zu Himmel empor erhebet das Herz!
Dort wohnet die Weisheit, die Güte, die Huld,
dort thronet die Gnade für unsere Schuld!

Händel,
wurde 1685, im gleichen Jahr wie Bach, in Halle geboren. Durch Friedrich Wilhelm Zadrow, den Organisten der Liebfrauenkirche, kam der junge Lateinschüler erstmals mit der Musik in Berührung. Aber der Vater, ein Chirurg, wollte aus seinem Sohn einen Juristen machen. Allein sein großes Talent verschaffte dem 17jährigen während des Studiums an der Universität Halle eine Stelle als Organist an der Dom- und Schlosskirche. Schon ein Jahr später war er Geiger und Cembalist an der Deutschen Oper zu Hamburg. Mit seinem Freund Mattheson reiste er nach Lübeck zu Dietrich Buxtehude, und schon bald konnte der 20jährige mit seiner einzigen deutschen Oper „Almira“ einen großen Erfolg am Gänsemarkt-Theater verbuchen.
Nun treibt es den Ehrgeizigen nach Italien, wo er in Florenz, Rom, Neapel und Venedig musikalische Lehrjahre verbringt und sich mit Alessandro Scarlatti anfreundet. Über eine amüsante Begegnung der beiden berichtet John Mainwaring, zeitgenössischer Händel-Biograph: „Man erkannte ihn dort zuerst bei einer Maskerade, als er verlarvt auf einem Flügel spielte. Scarlatti befand sich zufällig neben ihm und versicherte, er könne kein anderer sein als der berühmte Sachse oder der Teufel“. Hierdurch entdeckt, wurde ihm hart zugesetzt, doch eine Oper zu komponieren. Endlich willigte er ein, und in nur drei Wochen brachte er seine „Agrippina“ zu Papier, die 27 mal nacheinander aufgeführt wurde. Die in Venedig aus der Taufe gehobene „Agrippina“ begründete den Weltruhm Händels. Wenn der Maestro vor den Vorhang des Teatro San Giovanni Chrysostoma trat, jubelte das Volk „Viva il Sassone!“ (“ Hoch lebe der Sachse!“). Auch Agostino Staffani hörte den Deutschen und empfahl ihn 1710 als seinen Nachfolger an den Hof zu Hannover. Doch Händel hält es dort nicht lange.
1712 wird er Leiter der Königlichen Akademien in London. 1713 erklingt anlässlich des Utrechter Friedens sein berühmtes „Te Deum“ in der St.-Pauls-Kathedrale. Im Laufe von 25 Jahren komponiert der Meister 40 Bühnenwerke in neapolitanischer Manier. Die ständigen Rivalitäten und Intrigen unter den Sängern führen zu erheblichen Vermögenseinbußen, und schließlich der gesundheitliche Zusammenbruch zwingen Händel, das wechselvolle Operngeschäft aufzugeben.
Nach einer Kur in Aachen wendet er sich ganz dem Oratorium zu, als dessen bedeutendstes Vermächtnis sein „Messias“ von 1742 gilt. Daneben verdienen die „Concerti grossi“ und Orgelkonzerte Erwähnung, sowie die beiden Freiluftmusiken „Wassermusik“ und „Feuerwerkmusik“. Händel war selber ein gefeierter Improvisator auf der „Königin der Instrumente“. Bis Anfang 1751, bei zunehmender Erblindung, arbeitete er an seinem letzten Oratorium „Jephta“. Dann trägt er eigenhändig in die Partitur ein: „Bis hierher gekommen, den 13. Febr. 1751, verhindert worden wegen meines linken Auges“.
1759, zwei Wochen nach einer „Messias“-Aufführung, der Händel noch persönlich beiwohnte, stirbt der Meister. Er wird in Westminster Abbey beigesetzt.

Sonntag, 3. Dezember 1995

St. Michael Weihnachtsmarkt

Großen Zuspruch fand erneut der St. Michael-Weihnachtsmarkt in Breitenbenden rund um das Wohn- und Pflegeheim Sanden. Besonders die Kinder kamen auf ihre Kosten. Sie wurden reichlich vom Nikolaus beschert, der von unserem Vorsitzenden Willi Schütt verkörpert bzw. dargestellt wurde. Mit heiserer Stimme begrüßte er die kleinen Besucher, die mit leuchtenden Augen die Geschenke entgegennahmen. (Der Vorsitzende war stark erkältet und konnte deshalb beim Auftritt des MGV nicht mitwirken).

WILLI SCHÜTT als Nikolaus. (Wochenspiegel).

Es gibt Menschen, die freuen sich auf Weihnachten hauptsächlich der Advents- und Einkaufszeit wegen. Ihnen macht es unglaublichen Spaß, die geeigneten und gewünschten Geschenke für ihre Lieben zu suchen und zu finden. Dazu eignet sich der Weihnachtsmarkt in besonderer Weise, denn hier gibt es alles zu kaufen, was das Herz begehrt. Daß dieser Markt so beliebt ist, kommt nicht von ungefähr. Auf der einen Seite steht das reichhaltige Angebot von Bastelarbeiten, Gestecken und sonstigen weihnachtlichen Geschenkideen, andererseits ist das Besondere am Weihnachtsmarkt die festliche Atmosphäre, die die Besucher in Scharen anlockt. Kurz und gut, hier herrscht ein ganz besonderes Flair. Daß die Gäste dann auch noch mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt werden, ist selbstverständlich.
Traditionsgemäß war der MGV auch wieder präsent und konnte mit seinen Liedvorträgen zu der Vorfreude zum bevorstehenden Weihnachtsfest wesentlich beitragen. Auf dem Programm standen fünf Lieder, die unter dem Dirigat von Heinz Sistig mit folgendem Ablauf zu Gehör gebracht wurden:

1.Abendfrieden, von Franz Schubert,
2.Stehn zwei Stern (Westerwaldlied), von Heinz Niehaus (Erstaufführung)
3.Die Abendglocken rufen (As-Dur), von Franz Abt (1819 – 1885)
4.Maria durch ein Dornwald ging, Worte vor 1850; Weise: bei J. Eccard (1553-1611), Satz: Gregor Lehr
5.Es kommt ein Schiff geladen, Weise: Köln 1608, Satz: Hugo Herrmann

Die Akteure wurden für ihre vorweihnachtlichen Darbietungen aus ihrem reichhaltigen Liederrepertoire mit langanhaltendem Beifall der Weihnachtsmarktbesucher bedacht. Wie üblich kommt der Erlös des Weihnachtsmarktes den behinderten Menschen wieder zu Gute.

Sonntag, 10. Dezember 1995

Seniorennachmittag in Breitenbenden im Hotel „Jägerhof“

Seit Jahren ist der MGV 1892 Vussem ein gern gesehener Gast, wenn es heißt, den Seniorentag in Breitenbenden mit Liedvorträgen zu verschönern.
Gegen 17.30 Uhr sollte der erste Auftritt des Chores sein, der sich etwas verzögerte, weil ein Sbr., der in unmittelbarer Nähe wohnt, noch nicht eingetroffen war. „Endlich, do kütte, osse Dressman (männliches Model oder Mannequin)“, rief jemand, und tatsächlich betrat unser Sonnyboy den Saal in neuen, feinen Zwirn und frischgestylter Frisur, und der Kerzenschein schien auf sein Kamisol (franz. Wort für Wams), so daß die blanken Knöpfe blinkten. Er genoss seinen Einzug in vollen Zügen und war sich bewusst, daß die anwesenden Damen ihn mit ihren Blicken auszogen, Pardon!, daß er die Blicke der anwesenden Damen auf sich zog.
Mit den Liedern „Abendfrieden“, „Steh’n zwei Stern“ und „Die Abendglocken rufen“ bestritt der MGV seinen ersten Vortrag. Dies war ein Auftakt nach Maß, so recht im Sinne der Besucher des Altentags, die den Sängern mit ihrem Beifall hohe Anerkennung zollten.
Nachdem ein Film von vergangenen Seniorentreffen vorgeführt worden war, der Gem. Chor Breitenbenden seine Lieder vorgetragen und der Nikolaus, dargestellt von unserem Sbr. Philipp Fünfzig, die ältere Generation beschenkt hatte, wurde der 2. Auftritt unseres Chores bekanntgegeben, der nun mit den Liedern „Maria durch ein Dornwald ging“, „Leise rieselt der Schnee“ und „Es ist ein Ros’ entsprungen“ aufwartete.
Beim letzten Lied kommt laut Notenblatt hinter dem Text „entsprungen“ ein kleines „Schnüfjen“ (kleine Atempause), das aber von einer Teilnehmerin des Seniorentages voll ausgenutzt wurde, indem sie sagte: „Mir fleeje nächs Johr wedde noh Mallorca!“ Mit dieser Aussage rief sie großes Gelächter beim Publikum hervor. Gleichzeitig bekundete sie damit ihr Desinteresse an diesem Liedvortrag und musste somit eingestehen, daß sie gar nicht zugehört hatte.
Die Sänger wurden aber nun für die Kostprobe ihres Könnens von den Anwesenden reichlich mit langanhaltendem Beifall belohnt. Spontan spendierte unser langjähriges Mitglied Josef Fünfzig eine Runde Bier. Zum Dank wurde ihm dafür an der Theke der „Deutsche Sängergruß“ und „Seht Ihr des Bieres hellen Schein“ aus Leibeskräften gesungen. Dies rief wiederum den Vorsitzenden des Bürgervereins Stürzenberger auf den Plan, der diese gesangliche Einlage nicht gutheißen konnte, weil sich der Gem. Chor bei seinem Gesangsvortrag mit Recht gestört fühlte. Seitens der Sänger war aber keine böse Absicht vorhanden, den Ablauf der Veranstaltung in irgendeiner Weise zu beeinträchtigen. Sorry!
Nach diesem bedauerlichen Vorfall steuerten einige Sbr. das Vereinslokal in Vussem an. Von weitem sah man schon den Weihnachtsbaum von unserem Chorleiter Heinz Sistig leuchten. Jedes Jahr bekommt der Baum vom Friseur eine frische Rasur verpasst. Die Zweige werden zu einem gleichschenkligen Dreieck beschnitten, damit die Kerzen in genauem Abstand befestigt werden können. Zur Kontrolle fährt Heinz mehrmals bis zur „Schwarzen Brücke“ hin und her, um eventuell mit dem Fluchtlinien-Meßgerät noch eine Korrektur vornehmen zu können.
In gemütlicher Runde und bei netter Unterhaltung ließ man sich von der Vereinswirtin noch ein paar leckere Bierchen servieren, ehe der Nachhauseweg angetreten wurde.

Dienstag, 12. Dezember 1995

Ständchen für Sbr. Fritz Pütz

Nach einer kurzen Probe (eine Halbzeit), die für die noch ausstehenden Veranstaltungen dringend benötigt wurde, begab man sich so gegen 20.45 Uhr heimlich, still und leise zum Anwesen des Rekonvaleszenten, um ihn mit einem Ständchen zu überraschen. Mit dem Lied „Abendfrieden“ begann der MGV vor der Haustür den Gesang, dem noch weitere folgen sollten.
Völlig überrascht, nur seine Ehefrau war eingeweiht worden, öffnete der Hausherr die Tür, und die Wiedersehensfreude war ihm deutlich anzusehen. Acht Wochen musste er wegen einer Rückenmarkentzündung im Krankenhaus Zülpich flach liegen und konnte nicht aufstehen. In dieser Zeit wurde er von den Krankenschwestern liebevoll betreut und rührend umsorgt, was ihm sehr gefiel. Nun ist er – Gott sei Dank – wieder auf dem Wege der Besserung. Zur Stabilisierung des Rückgrats muss er aber noch ein Korsett tragen.
Er bat nun die Sänger einzutreten. Mit den Liedern

1.         Die Abendglocken rufen,
2.         Steh’n zwei Stern und
3.         Leise rieselt der Schnee,
wurde das Ständchen fortgesetzt, wobei Fritz sich im 1. Baß einreihte und mitsang. Nach einem kleinen Umtrunk verabschiedeten sich die Sangesbrüder mit der Gewissheit, daß es mit ihrem Sangeskollegen gesundheitlich allmählich wieder aufwärts geht.
Aber, oh Schreck in der Abendstunde, zwei Fahrräder der Sbr. Anno Hein und Johannes Eversheim, die diese an der Auffahrt abgestellt hatten, waren verschwunden. Man vermutet nun, weil am nächsten Morgen Sperrmüllabfuhr war, daß Schrotthändler, die die Sperrmüllplätze am Abend zuvor anfahren. um noch Verwertbares zu finden, die Fahrräder mitgenommen haben könnten. Die Betroffenen haben vorsichtshalber beim 1. Vorsitzenden Schadensersatz angemeldet.

Samstag, 16. Dezember 1995

Weihnachtsfeier im Wohn- und Pflegeheim Sanden in Vussem um 15.30 Uhr

Turnusmäßig alle zwei Jahre, der MGV wechselt sich mit dem Musikverein ab, war unser Chor wieder gerne gekommen, um die Heimbewohner mit ihren Betreuern bei ihrer Weihnachtsfeier mit geistlicher und weltlicher Chormusik zu erfreuen. Der MGV wurde mit einer facettenreichen Mischung von Liedern aus vier Jahrhunderten seinem Anspruch gerecht, einen Akzent in die ursprüngliche Richtung der Zeit des Advents zu setzen, in der die „Ankunft des Herrn“ im Vordergrund der Texte steht.
Nach der Begrüßung von Matthias Vogelsberg, der die schöne Feier mit seiner Gattin jedes Jahr mitgestaltet, gelangten folgende Lieder zur Aufführung:

1.         Es kommt ein Schiff geladen.
2.         Maria durch ein Dornwald ging,
3.         Leise rieselt der Schnee,
4.         Heilige Nacht,
5.         Engel haben Himmelslieder und
6.         Es ist ein Ros’ entsprungen.

„Es kommt ein Schiff geladen“. Die älteste Fassung diese Weihnachtsliedes stammt aus einer Handschrift eines Frauenklosters im bayerischen Inskofen aus der Zeit um 1540 (Es kumpt ein schif geladen). Hier wird die Fassung des Andernacher Gesangbuches (1608) geboten. Wegen seiner bildhaften Sprache hat man das Lied lange irrtümlich dem Mystiker Johannes Tauler (um 1360/61) zugeschrieben. Tatsächlich sind allerdings die Berufung der Minne (Str. 2 und Str. 7) und das eigenwillige Bild des geistlichen Schiffes aus der mystischen Frömmigkeit wohl im Umfeld Taulers erwachsen. Der gesegnete Leib Marias und ihre Gottesliebe werden mit einem Schiff und dessen Segel verglichen; der Heilige Geist, durch den sie “ des Vaters Wort “ empfing, ist der Schiffsmast. (Die Originalfassung hat 7 Strophen).
„Es ist ein Ros’ entsprungen“. Von den ursprünglich 23 Strophen dieses Liedes, das unter dem Titel „Das altkatholische Triersche Christkindlein“ im Speierischen Gesangbuch (Köln 1599) erschienen war, blieben nur die beiden ersten populär. Dazu veröffentlichte Friedrich Layritz 1844 die neue dritte Strophe. Zur Beliebtheit hat der vierstimmige Tonsatz durch Michael Prätorius von 1609 beigetragen; danach fand es erst Aufnahme in die evangelischen Gesangbücher. Der hochpoetische Text geht von der auf die Geburt Christi bezogene Prophezeiung des Jesaja (11,1) aus. Mit der Rose war ursprünglich das Reis gemeint, das aus der Wurzel Jesse (dem Vater Davids und damit Vorfahr Mariens) erwuchs und sinnvoll mit der Gottesmutter gleichgesetzt wird, da aus diesem „Reis“ das „Blümlein“ Christus hervorgeht. Die protestantische Änderung identifiziert dann die „Wurzel“ mit Maria, das „Röslein“ mit Christus.
Zwischendurch hatten einige Heimbewohner Gedichte vorgetragen und die Sänger mit alkoholischen Getränken verwöhnt, damit die Stimmbänder geschmeidig bleiben sollten. Zum Schluß dieser schönen Weihnachtsfeier wurden gemeinsam die Lieder „O du fröhliche“ und „Stille Nacht, Heilige Nacht“ einstimmig gesungen. Chorleiter Heinz Sistig wünschte allen Anwesenden im Namen der Sänger eine besinnliche Weihnachtszeit und einen Guten Rutsch ins neue Jahr. M. Vogelsberg bedankte sich ebenfalls im Sinne der Familie Sanden (Heinz Sanden war verhindert; er mußte einen Patienten dringend ins Krankenhaus begleiten) und der Heimbewohner für die schönen Liedvorträge. Bleibt noch zu berichten, daß in dem festlich geschmückten Raum eine gute Akustik herrschte, in dem die Sänger das ganze Potential ihres musikalischen Könnens zeigen konnten.

Nachtrag:
Ein Sbr. mit Spitznamen „Locke“ hatte sich gewaltig mit der Uhrzeit vertan. Er war felsenfest der Meinung gewesen, der Beginn der Veranstaltung wäre um 16 Uhr. Da er aber um diese Zeit niemanden am ehemaligen Kloster antraf, begab er sich zu Fuß zum Hause des 1. Vorsitzenden um nachzufragen, ob der Termin ausgefallen wäre. Verdutzt öffnete ihm die Gattin, die gerade ein Bad nehmen wollte, die Tür und sagte ihm, daß die Feier schon um 15.30 Uhr begonnen hätte. Er bedankte sich höflich für diese Auskunft und bot sich gleichzeitig an, ihr den Rücken schrubben zu dürfen, was Frau Schütt aber energisch und sprachlos über soviel Unverschämtheit ablehnte. Beleidigt zog er von dannen. Er hatte aber mit seiner Frau, die anderweitig unterwegs war, vereinbart, sie solle ihn auf dem Rückweg, wenn die Feier vorbei war, in der „Schneidmühle“ abholen.
Gesagt, getan. Als sie in die Gaststätte einkehren wollte, kam ihr Sbr. M. Vogelsberg entgegen. Sie fragte ihn, ob Werner auch schon da wäre. Zunächst war er ganz verblüfft, weil er ja ganz genau wußte, daß „Locke“ beim Auftritt gar nicht anwesend war. Er dachte, da läuft was. Um ihn aber nicht zu verraten sagte er: „Die werden bestimmt auch gleich kommen“. „Dann sag ihm, er könne ja anrufen, wenn ich ihn abholen soll. Ich kann jetzt nicht mehr so lange warten“, antwortete sie. Matthias entgegnete: „Ös jot, werd ich maache. Tschüs Milli!“. Zuhause angekommen, saß der brave Ehemann im Sessel und sah fern. Milli verstand die Welt nicht mehr.
Werner wird dieses große Mißverständnis bestimmt aufgeklärt haben. Ob der alte Charmeur ihr aber vom „Rückenschrubben“ erzählt hat, das wagt der Chronist zu bezweifeln!

Sonntag, den 17. Dezember 1995

Weihnachts- und Jahresabschlussfeier des MGV mit Rückschau auf die Betreuungsfahrt nach Hinterzarten

Der Vorstand hatte zum 3. Adventssonntag alle Sänger mit ihren Partnerinnen, sowie die Personen, die an der Betreuungsfahrt teilgenommen hatten, für 15 Uhr in die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ eingeladen.
So konnte Vorsitzender Willi Schütt, nachdem der Chor mit zwei Titeln „Es kommt ein Schiff geladen“ und „Leise rieselt der Schnee“ die Zuhörer weihnachtlich eingestimmt hatte, die zahlreich erschienenen Gäste begrüßen und willkommen heißen.
Zum Kaffeeklatsch gab es selbstgebackenen Kuchen und Plätzchen, die die Sängerfrauen liebevoll zubereitet hatten und sehr gut schmeckten. Dazu bot man reichlich Kaffee an, der von den Wirtsleuten spendiert worden war.
Im Anschluss daran wurde ein Video von der schönen Schwarzwaldfahrt gezeigt. Die Kameramänner waren Willi Winand, Hans Nellesen und Bernd Wenderdel, der aus den drei Filmen einen sehenswerten Zusammenschnitt vollbracht hatte. Schöne Erinnerungen kamen wieder zum Vorschein. Am eindrucksvollsten aber war, das kann man wohl ohne Übertreibung sagen, die Mitgestaltung des Chores an der Messfeier in Hinterzarten. Bei der guten Akustik in der Kirche kam der Gesang aus der Schubert-Messe voll zur Geltung und wurde von den Besuchern des Gottesdienstes mit viel Beifall bedacht.
Nun wurde der Nikolaus mit seinem Hans Muff gesanglich begrüßt, der für fast alle Sänger ein Geschenk, aber auch Lob und Tadel parat hatte. Weil die Rede nicht auf Kassette aufgenommen wurde, soll dieser Vortrag ungekürzt in die Annalen des MGV eingehen. Es folgt nun die Aufzeichnung des Nikolaus, dargestellt von Chorleiter Heinz Sistig. Den Hans Muff verkörperte Elfriede Reddig, die von keinem der Festteilnehmer erkannt wurde.

Guten Abend zusammen!
Junge Junge, hier ist aber eine große Menge Leute versammelt. Da kriegt man ja sogar als Heiliger Mann Lampenfieber. Ön wie brav se alle dasitzen, als ob se kein Wässerchen trüben könnten. Ich glaube aber, daß da der Schein ein wenig trügt. Denn wenn ich etwas genauer hingucke, muss ich feststellen, daß doch so einige Labbessen darunter sind. Nicht wahr, Hans Muff!?
Die ganze Sippschaft hat sich also hier getroffen, um eine sogenannte Weihnachtsfeier abzuhalten und außerdem, um en bischen über die große Tour zo schwaaden, die se im Mai gemacht haben. Als ob die so was besonderes war, daß man darüber noch lang ön breet verzällen müßte. Ich reise jedes Jahr vom Himmel durch die janze Weltgeschichte und erlebe die wundersamsten Dinge. Deswegen treffe ich mich aber noch lang net mit meinen Engelchen beim Jummi oder sonstwo, um darüber zu palavern.
Jesangverein nennen se sich: Jetzt ist mir auch klar, warum man uns sofort ein schönes Nikolauslied gesungen hat, als wir hier hereinkamen. Und so schön piano, wie der Fachmann sagt. Es war so leise, daß überhaupt nichts zu hören war. Noch nicht mal richtige Töne.
Na ja! Ich denke, ich muss mal mit einigen von Euch ein paar Takte Tacheles reden, denn mein schlaues Buch enthält mancherlei Notizen, die einem Heiligen Mann die Haare zo Berech stehen lassen.
Ich fange erst mal mit dem sogenannten Fußvolk an, ehe ich mich dann bis hinauf zum Vorstand durchwurstele. Also, wer meldet sich freiwillig zum Beichten? Keiner, das habe ich mir gedacht. Ich rufe auf den Jüngsten der Truppe, der auf den schönen Namen Johannes hört. Du scheinst ja enorm viel an den Jäng zo haben, denn ich stelle fest, daß Du in den Proben meistens zömmelich spät erscheinst. Sojar zu de Weihnachtsfeier bist Du ze spät jekommen! Du solltest Deine Termine so planen, daß Du pünktlich in der Probe bist. Es könnte auch nicht schaden, wenn Du Dir mal endlich einen Ribbel anschaffst, dann kommst Du schneller überall hin. (Terminkalender)
Nimm Dir doch ein Beispiel an Eddi: Der kommt immer zu Fuß nach Vussem, und er ist trotzdem pünktlich und meistens sogar der Erste, der da ist. Und wie schön der jodeln kann. Je mehr die Kehle geschmiert ist, um so heller klingen die Töne. (Fläschchen Schnaps)
Und dann der Josef Kaltwasser: Er singt immer alles richtig mit seiner schönen Tenorstimme. Das schlimme ist nur, daß er kein Verständnis für falsche Töne hat und die armen musikalisch Zurückgebliebenen links und rechts neben sich immer ausböggelt, wenn die mal etwas schräg klingen. (Wattepads)
Aber dann kommt sofort kontra von Schmidte Mattes, der der Erfinder des sogenannten Fußzählens ist und deshalb immer im richtigen Tempo singt. (Absatz)
Wenn der so kräftig mit dem rechten Fuß auf dem Boden herumstampft, ist das recht laut. Und so kann es passieren, daß plötzlich der Bertel auf seinem Stuhl wach wird und ganz verdutzt sagt: „Wooh semme draan?“ (Blatt mit Noten)
Dann ist da noch ein Mann im ersten Tenor, der sich ständig um das leibliche Wohl des gesamten Vereins sorgt. Hans Klinkhammer hat alle paar Wochen die Idee, daß es doch sicher etwas zu feiern gebe. Und wenn es keinen offiziellen Anlaß zum Feiern gibt, dann wird eben einer erfunden, und er schleppt die leckersten Sachen heran, damit sich jeder den Bauch vollschlagen kann. (Speisekarte)
Natürlich braucht man auch etwas zum Nachspülen. Hierfür sorgt in vorbildlicher Weise Dreese Pitte, der bei jedem kleinsten Anlaß mit einer Flasche Schnaps aufkreuzt und diese spendiert. Ich glaube nicht, daß seine Frau weiß, wie spendabel er ist! (Tragetasche zum Verstecken)
Wenn es eine Auszeichnung für den jeselligsten und volljefressensten Chor gäbe, dann wäre der MGV Vussem schon längst Meisterchor.
Da wir gerade beim Auszeichnen sind: Ich habe heute abend die große Ehre, eine hübsche Dame aus Eurer Mitte zu ehren, die in den nächsten Wochen, da bin ich sicher, die Herzen der Vussemer Männerwelt im Sturm erobern wird. Zwei Urkunden stehen zur Verleihung an und ich möchte sie jetzt laut vorlesen:

…..Winfneda….

Du mußt entweder äußerst bescheiden oder aber mit Ehrungen dermaßen überhäuft sein, daß Du so wertvolle Urkunden nun schon ein halbes Jahr in Deiner Notenmappe ruhen läßt. Doch da sind sie gut aufgehoben, denn Deine Notenmappe wird ja sehr selten gebraucht, nicht wahr!? (Urkunden)
Friedhelm: Wie mir scheint, bist Du als Beamter bei Deinem Job im öffentlichen Dienst nicht ausgelastet. Oder wie kommst Du dazu, Dir neben Deiner Goggomobilwerkstatt auch noch eine Hühnerfarm an den Hals zu hängen. Wer im Finanzministerium Dienst tut, weiß wahrscheinlich, wie schlecht es um dieses arme Land bestellt ist, und er sorgt für schlechte Zeiten vor, damit er wenigstens immer genug Eier hat. (Vogelfutter)
Anno: Armer Mann, hat sein bestes verloren, Nahschnellweg, schlimmer, als wenn man Willi die Frau klaut. Den Dieb müßte der Blitz beim …… erschlagen. (Fahrradschlüssel)
Peter Virnich: Der ist mein Problem. Das ist so ein braver Mann, immer pünktlich (wenn er da ist), singt nie zu laut, schwaadet nicht in der Gegend rum, und er trinkt auch keinen Schnaps, (wenn es nichts zu schimpfen gibt, gibt es auch kein Geschenk)
Peter Gülden: Ich habe das Gefühl, daß Du, seit Du Rentner bist und wieder im Chor singst, viel weniger Molästen mit Deinen Knochen hast. Da sieht man wieder, wie wichtig es ist, musikalisch begabt zu sein. (Salbe)
Norbert: Du hast Dich in den letzten Jahren zu einem wahren Weltenbummler entwickelt. Ich erwarte von Dir, daß Du bei Deiner nächsten Reise ein paar Kontakte knüpfst, damit der MGV einmal eine Welttournee machen kann. Du könntest ja zum Beispiel mal beim Seifenplatz in Honolulu Deine Beziehungen spielen lassen. Der Chor würde dort sogar im Baströckchen auftreten. Stell Dir vor, was das für eine Werbung wäre. (Landkarte)
Franz: Kannst Du mir eigentlich mal verraten, wann Du Namenstag oder Geburtstag hast. Immer, wenn Dich Deine Kollegen gratulieren wollen, sagst Du: „Och Jonge, dat han ich at lang jehatt!“ (Kalender)
Ich begebe mich jetzt in den Bereich der tiefen Töne!
Arnold Mies: Von Dir würde sich der Heilige Mann wünschen, daß Du noch ein bischen öfter zur Probe kommst, auch, wenn Du Dich nicht so ganz wohl fühlst. Du weißt doch: Singen hält Leib und Seele zusammen (oder vertue ich mich da? Es kann auch essen heißen). (Medizin)
Michel Wielspütz: Du hast Dich in den letzten Jahren zu einem hervorragenden Chronisten entwickelt, der die Ereignisse im MGV für die Nachwelt aufzeichnet. Du solltest Dir aber immer gut überlegen, was Du schreibst, damit spätere Generationen nicht die ganze Wahrheit erfahren, sonst würden die sich noch in hundert Jahren schämen. (Kugelschreiber)
Werner Borker: Werner, Du bist ein guter Sänger, Du bist ein guter Segler, aber Du bist ein verdammt schlechter Heimwerker! Bevor Du Dir noch mehr wertvolle Glieder Deines Astralkörpers verletzt, fragst Du besser Deine Frau Gemahlin um Rat, bevor Du ein Werkzeug in die Hand nimmst! Die weiß darüber bestens Bescheid. (Pflaster)
Bernhard Hoffmann: Jungvermählter Ehemann, der die Freuden der ersten Liebe in vollen Zügen auskostet. (Zeitschrift)
Obwohl Du ja sozusagen noch in den Flitterwochen bist, gehst Du regelmäßig und pünktlich zur Probe. Das ist sehr lobenswert und sollte manch einem in Ehren ergrauten Ehemann als Vorbild dienen, nicht  wahr, Hännes!?
Hans Höller: Wenn Dich demnächst wieder einmal der Schlendrian packt und Du einen Auftritt schwänzen willst, dann rufe ruhig wieder die Frau Deines Dirigenten an. Die wird Dir dann schon sagen, wo’s lang geht, und Du fehlst dann bestimmt nicht. Der ihr Mann, das Döppen, würde ja nur wieder sagen: Jooh, et öss joot. (Telefonbuch)
Apropos Döppen: Wo ist Euer sogenannter Chorleiter eigentlich heute? Der hat wohl geahnt, daß ich hierhin kommen würde und sich heimlich aus dem Staub gemacht. Sieht dem ähnlich. Das ist das sogenannte „Muffensausen“, nicht wahr, Hans Muff!?
Nun aber zum Vorstand dieses wilden Haufens: (Dank für flei0ige Hilfe heute beim Vorbereiten!)
Da wäre zunächst der Notenwart Alfred. Dem möchte ich heute Abend einen Ehrentitel verleihen, und zwar darf er sich ab sofort „Notenwart a. R.“ nennen. Ausgesprochen heißt das: Notenwart auf Reisen. Der Kerl ist ja wirklich andauernd auf Juka. Der Alfred ist ein Mann mit einer wunderbar lauten und deutlichen Sprechstimme, doch seine Singstimme ist so etwa im Bereich „Flüstern bis unhörbar“ anzusiedeln. Mensch, hau doch mal auf die Pauke. (kein Geschenk, Ehrentitel genügt)
2. Kassierer Hans Nellesen: Ich habe vor ein paar Tagen Deinen Enkel kennengelernt. und ich muss sagen: Ganz der Opa! Du kriegst hiermit von mir den Auftrag, dafür zu sorgen, daß der Dominik einmal ein guter Sänger wird. BIoss die Witze, die Du immer auf Lager hast, darfst Du ihm nicht alle erzählen, denn es soll doch ein anständiger Junge werden. (Schnuller)
1. Kassierer Fritz Pütz: Lieber Fritz, Du hast Dich ja nun monatelang ausgeruht. Ich denke, es ist allmählich an der Zeit, daß Du Deinen Dienst wieder antrittst. Da gibt es nämlich jemanden, der auf Deinen Posten als Satzführer im ersten Baß scharf ist. Also, sieh zu, daß Du bald wieder dabei bist.(Kissen)
1. Schriftführer, Bernhard Mießeler: Da habe ich doch nicht übertrieben mit dem Satzführer, nicht wahr? Beim letzten Auftritt bist zu sogar schon in einem nagelneuen Zwirn erschienen. Und Du nimmst Dir sogar schon das Recht heraus, erst dann aufzutauchen, wenn die gewöhnlichen Kollegen bereits zum Singen Aufstellung genommen haben. Und wenn Du dann endlich da bist, schwaadst Du auch noch an einem Stück die Schnüss. So nicht, mein Lieber! (Pflaster für Schnüss)
2. Schriftführer, Bemie Wenderdel: Was bist Du nur für eine müde Socke! Jeder weiß, daß Nikolaus jottweeswatt an de Jäng hat. Und da kann es eben vorkommen, daß ich für meinen Ober-Hans Muff einmal einen Ersatz brauche, wenn der seinen Mumientag hat. Ja, glaubt Ihr, der Kerl wäre als Hans Muff eingesprungen? Flötepiepe! Sagt einfach nein. Dooh han ich kenn Loss vüe. (Rute, jedoch Walli geben)
2. Vorsitzender, Matthias Vogelsberg: Nun zum meistbeschäftigten Mann des Dorfes. Matthias Vogelsberg oder Matthew Birdmountain, wie der Lateiner sagt. Um seine Nebentätigkeiten alle aufzuzählen, müßte ich heute Überstunden machen, und das tue ich nicht, da der Job zu schlecht bezahlt wird. Zu allem Überfluß ist der Knabe jetzt auch noch Prinz geworden. Aber ich warne Dich: Hüte Dich davor, der Jungfrau Winfrieda ans Fell zu wollen! Der Nikolaus sieht alles, und dann gibt es Kasalla. (hat so viele Nebeneinkünfte, daß er kein Geschenk braucht!).
Willi, der erste Vorsitzende: Willi, warum bist Du eigentlich immer so nervös, wenn Du eine Rede hältst. Dein Blatt zittert ja in Deiner Hand, als ob Du ein alter Opa wärst. Zwar wirst Du jetzt auch schon Pensionär, aber heutzutage heißt das ja noch lange nicht, daß man auch schon ein alter Mann ist. Es gehen doch schon immer mehr junge Hüpfer in den sogenannten verdienten Ruhestand. Also, immer die Ruhe bewahren, und, wenn es gar nicht anders geht, einen Schluck von dieser Medizin nehmen, das beruhigt die Nerven. Es ist aber auch nicht verboten, den Inhalt mit Deinen Vorstandskollegen und dem Rest der Welt zu teilen. (Flasche Schnaps)

Schlußwort:

Am Schluß sagte der Nikolaus, daß er nun mit seinem Bericht zu Ende wäre, ihm das Kettengerassel und Gebimmel der Glöckchen auf die Dröht gehe und verabschiedete sich, indem er allen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes Neues Jahr wünschte. Zum Hans Muff sagte er: „Pass op die Schellche op, denn Tillenburgs Hubäet, der Altrüsche, kann die bestemp jot jebruche!“
Im Programm ging es nun weiter. Eine Verlosung stand an. Der Erlös sollte helfen, die stark gebeutelte Kasse wieder etwas aufzubessern. Die gut bestückte Tombola fand auch bald starkes Interesse, so daß fast alle Lose verkauft werden konnten. Der Countdown konnte beginnen. Viele schöne Sachpreise, Reisen und Eintrittskarten für einen Opernbesuch wurden ausgelost, die die glücklichen Gewinner freudig in Empfang nahmen.
Nach dieser aufregenden Verlosung wurde das Abendessen serviert, das allen vortrefflich mundete. Der agile Vorsitzende bedankte sich danach bei Chorleiter Heinz Sistig für seine außerordentlich gute Arbeit und überreichte ein Briefkuvert mit Inhalt. Er brachte nun bei seiner kurzen Rückblende des fast abgelaufenen Jahres u. a. zum Ausdruck, daß die Sbr. Bernhard Mießeler, Michael Wielspütz und er selbst an fast allen Proben und Veranstaltungen teilgenommen hätten. Zum Dank überreichte er diesen Sbr. je eine Flasche Schampus mit dem Hinweis, daß sie diesen guten Tropfen in einer stillen Stunde mit ihren Ehefrauen genießen sollten.
Den Schlusspunkt setzte nun der MGV mit den Liedern

1.         Es ist ein Ros’ entsprungen,
2.         Maria durch den Dornwald ging,
3.         Engel haben Himmelslieder und
4.         Abendfrieden.

Damit wurde die sehr harmonisch verlaufene Weihnachts- und Jahresabschlussfeier unter dem Beifall aller Beteiligten beendet.

Donnerstag, 4. Januar 1996

Jahresrückblick 1995 und Schlagzeilen aus der Weltgeschichte

Liebe Sangesbrüder!
Nun gehört das 103. Vereinsjahr bereits der Vergangenheit an. Angesichts dieser Tatsache muss man sich fragen, war es ein gutes Jahr für den Verein? Wenn ich als Chronist einmal Bilanz ziehen darf, so meine ich: Ja! Wenn auch der Probenbesuch einiger Sänger mangelhaft war.
27 Veranstaltungen, Feiern und Feste, an denen der MGV mitgewirkt hat, habe ich chronologisch festgehalten und damit Sbr. Bernd Wenderdel wieder viel Arbeit aufgehalst, der sich als Herausgeber der Sängerzeitung „Metronom“ viel Mühe macht. Ihm sei von dieser Stelle aus herzlich gedankt. Besonderer Dank gilt aber auch dem Vorstand für seine geleistete Arbeit und Chorleiter Heinz Sistig, der ein wahrer Glücksgriff für unseren Verein geworden ist. Unter seiner Stabführung wurden 38 Proben absolviert. Ein Sbr. verließ den Verein, so daß wir noch 27 Sänger zu verzeichnen haben. Nachwuchs wäre dringend notwendig, aber woher nehmen und nicht stehlen? Erfreulicherweise hatten wir keinen Todesfall zu beklagen.

Liebe Sangesbrüder!
„Jahre lehren mehr als Bücher“, sagt der Volksmund. Er hat Recht. Wir können aus den Annalen und Kassenbüchern unseres MGV eine Menge Zahlen herauslesen, die als Aktiva oder Passiva der vergangenen zwölf Monate schwarz auf weiß festgehalten wurden. Nur schwer herauslesen aber können wir aus diesen Büchern die Leistungen des einzelnen Sängers während dieses Jahres, das nun hinter uns liegt. So möchte ich sagen, daß alle ihr Bestes im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegeben haben, wenn es auch hier und da zu kleinen Problemen oder Ärgernissen gekommen ist. Wir wollen sie vergessen und nach vorne schauen.
„Das vorige Jahr war immer besser!“, sagt ein zweites Sprichwort, über das es sich lohnt nachzudenken. Es ist ein Zitat, das einen gewissen Pessimismus ausdrückt. Lassen wir diesen Pessimismus bei uns aber gar nicht erst aufkommen. Sagen wir lieber optimistisch: „Das vergangene Jahr war gut, aber die kommenden 12 Monate sollen noch erfolgreicher werden!“
Und noch ein drittes Sprichwort gibt es, das ich hier zitieren möchte. Es heißt: „Das Jahr hat ein weites Maul und einen großen Magen!“ Es weist uns darauf hin, das wir uns auf unseren Lorbeeren nicht ausruhen dürfen, daß uns neue Aufgaben erwarten, und daß wir diese Aufgaben bewältigen müssen. Nun gut, liebe Sbr., stopfen wir diesem Jahr das Maul, und füllen wir ihm den Magen. Dazu gehört aber, daß wir die gesteckten Ziele mit mehr Ehrgeiz, Probenbesuch, Disziplin und Pünktlichkeit angehen. Packen wir’s an!!

Damit Ihr einmal einen Überblick vom verflossenen Jahr bekommt, habe ich folgende Statistik aufgestellt, die auch die besonderen Ereignisse in der Weltgeschichte beinhalten:
Highlights aus dem Jahre 1995 und Veranstaltungen des MGV:

Januar
Die Berliner Staatsanwaltschaft erhebt wegen der Todesschüsse Anklage gegen Egon Krenz. Neue Rekordstände beim Hochwasser an Rhein, Main und Mosel. Erdbebenkatastrophe in Japan. 6336 Menschen verlieren ihr Leben. Sa. 14.01.1995 Abendmesse für die lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV mit anschließender Jahreshauptversammlung.
Februar
Erstmals in ihrer Geschichte legt die Bundesanstalt für Arbeit eine gesamtdeutsche Arbeitsmarktstatistik vor: Arbeitslosenquote: 10%. Bundesinnenminister Kanther verbietet die rechtsextreme FDA. Keine besonderen Vorkommnisse.
März
Der Finanzmakler der Londoner Barings-Bank, Nick Leeson, wird auf dem Frankfurter Flughafen festgenommen. Der als „Dagobert“ bekannt gewordene Kaufhauserpresser Arno Funke wird zu sieben Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Bei einem Giftanschlag in der U-Bahn von Tokio sterben 10 Menschen, Tausende werden verletzt. In Kopenhagen wird der amerikanische Neonazi-Führer Gary Lauck verhaftet. Der Fernsehmoderator Hanns-Joachim Friedrichs stirbt 68jährig in Hamburg. Fr. 10.03.1995 Geburtstagsfeier von Sbr. Norbert Wieder (50) im Uffzheim Mechernich. Di. 14.03.1995 Gelungene Überraschung (Matthias Vogelsberg Namenstag, Hans Klinkhammer Geburtstag). Di. 21.03.1995 Chorkonzert der Musikhochschule St. Petersburg „Neue Stimmen Rußlands“ zu Gast in Kall.
April
Berlin und Brandenburg einigen sich auf einen gemeinsamen Staatsvertrag. Der Dollarkurs fällt auf historische Tiefstände. Bei einem Bombenanschlag in Oklahoma City wird ein Bürogebäude völlig zerstört, mehr als 150 Menschen sterben. Trotz zahlreicher Blockaden erreicht der Castor-Transport Gorleben. Di. 04.04.1995 Vereinswirtin Gertrud Gumeny wurde 40 Jahre jung. Sa. 22.04.1995 Geburtstagsfeier von Sbr. Matthias Schmidt (65 Jahre. So. 30.04.1995 Maifeier und -begrüssung in Breitenbenden (17 Uhr) und Vussem (19 Uhr).
Mai
Bei der Stichwahl für das Amt des französischen Staatspräsidenten setzt sich Jacques Chirac gegen Lionel Jospin durch. In Zaire bricht durch das Ebola-Virus eine Epidemie aus. Der flüchtige Immobilienspekulant Jürgen Schneider wird festgenommen. Boxer Henry Maske verteidigt seinen Titel im Halbschwergewicht nur sehr knapp gegen Graciano Rocchigiani. Sa. 06.05.1995 Brautamt für Rüdiger Müller und Sandra Mastiaux in der Pfarrkirche St. Wendelin in Eiserfey um 13.30 Uhr. Do. 25. 05. – 28.05.1995 Betreuungsfahrt des MGV nach Hinterzarten. Di. 30.05.1995 Silberhochzeit Hubert und Bärbel Tillenburg, geb. Michler.
Juni
Der Ölkonzern Shell beugt sich internationalen Protesten; die Ölbohrinsel „Brent Spar“ soll nicht versenkt, sondern an Land verschrottet werden. Borussia Dortmund wird neuer deutscher Fußballmeister. Ein Sommersmoggesetz, das Fahrverbote bei hohen Ozonwerten vorsieht, wird verabschiedet. Christo verhüllt das Reichstagsgebäude in Berlin. Steffi Graf gewinnt das Tennisturnier in Wimbledon. Fr. 09.06.1995 Weltliches Chorkonzert des Sängerkreises Schleiden um 20 Uhr im Cafè „Der Seehof“ Schwammenauel aus Anlaß des 75. Bestehens der „Eifelperle“ Heimbach. Sa. 17.06.1995 Brautamt für Kurt und Stefanie Quednau, geb. Pütz, in der Pfarrkirche St. Margareta in Vussem um 14 Uhr. Fr. 23.06.1995 Festkommers des TSV Feytal (25 Jahre) und 75jähriges Vereinsjubiläum des SV 1920 Vussem. Sa. 24.06.1995 70. Geburtstag von Anno Hein. So. 25.06.1995 Gedenkmesse und Gang zum Ehrenmal anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten des TSV Feytal.
Juli
Serben erobern die UNO-Schutzzone Srebenica. Miguel Indurain gewinnt zum fünften Mal in Folge die „Tour de France“. Steffi Grafs Vater Peter wird wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung verhaftet. So. 09.07.1995 Sommerfest am Missionshaus Vussem. Sa. 22.07.1995 Geburtstagsfeier von Sbr. Peter Gülden (60 Jahre). So. 23.07.1995 Kurkonzert in Heimbach. Di. 25.07.1995 Fröhliches Beisammensein des MGV vor der Sommerpause (bis 29. August).
August
Bei den „Chaos-Tagen“ in Hannover kommt es zu schweren Zusammenstößen zwischen Punkern und Polizei. Mit einer Großkundgebung gedenken Japan und Hiroshima des ersten Atombombenabwurfs vor 50 Jahren. Das sogenannte „Kruzifix-Urteil“ sorgt für zahlreiche Proteste der Bevölkerung. Trotz Protests: Frankreich unternimmt auf dem Mururoa-Atoll Atomwaffentests. Sommerpause
September
Steffi Graf gewinnt das US-Open-Tennisturnier. Astronaut Reinhard Furrer kommt bei einem Flugzeugabsturz in Berlin ums Leben. Das Autonomieabkommen zwischen Israel und Palästina wird unterzeichnet. Keine besonderen Vorkommnisse
Oktober
In Berlin und Düsseldorf finden zentrale Feierlichkeiten zum fünften Jahrestag der deutschen Einheit statt. Entwicklungsbiologin Christiane Nüsslein-Volhard erhält als erste Frau den Nobelpreis für Medizin. Die Angeklagten im Solinger Brandstifterprozess werden zu langjähriger Haft verurteilt. Henry Maske und Michael Schumacher verteidigen ihre Weltmeistertitel. O. J. Simpson wird freigesprochen. Sa. 01.10.1995 Pfarr- und Erntedankfest der Kath. Pfarrgemeinde St. Margareta Vussem / Breitenbenden. Di. 10.10.1995 Geburtstagsfeier von Sbr. Bertram Berners (70 Jahre).
November
Der israelische Regierungschef Jizchak Rabin wird ermordet. Der nigerianische Oppositionelle Ken Saro-Wiwa wird trotz weltweiter Proteste hingerichtet. Bundeskanzler Helmut Kohl besucht die Volksrepublik China. Oskar Lafontaine wird neuer SPD-Vorsitzender. Die Präsidenten Bosniens, Kroatiens und Serbiens einigen sich in Dayton (USA) auf ein umfassendes Friedensabkommen für Bosnien. In Frankreich beginnt ein landesweiter Streik im öffentlichen Dienst. So. 19.11.1995 Volkstrauertag, 9.30 Uhr in Brtbd. und 10.30 Uhr in Vussem.
Dezember
In Paris wird der Friedensvertrag für Bosnien unterzeichnet. Boxer Axel Schulz verliert in einem umstrittenen Kampf gegen Francois Botha und verpasst somit erneut die Chance zum Weltmeistertitel im Schwergewicht. Die Terroristin Monika Weimar wird aus der Haft entlassen und setzt sich nach London ab. So. 03.12.1995 St. Michael-Weihnachtsmarkt in Breitenbenden. So. 10.12.1995 Seniorennachmittag im „Jägerhof“ Breitenbenden. Di. 12.12.1995 Ständchen für Sbr. Fritz Pütz. Sa. 16.12.1995 Weihnachtsfeier im Wohn- und Pflegeheim Sanden in Vussem um 15.30 Uhr. So. 17.12.1995 Weihnachts- und Jahresabschlussfeier des MGV sowie Rückschau der Betreuungsfahrt nach Hinterzarten im Mai 1995.

Allen Sangesbrüdern und ihren Familien wünsche ich ein glückseliges und friedvolles Jahr 1996!

Gez.:Michael Wielspütz

Die Jahre 1994 – 1995

Freitag, 21. Januar 1994

Jahresabschlussfeier

Aus terminlichen Gründen musste die Jahresabschlussfeier, die normalerweise zwischen Weihnachten und Neujahr stattfindet, im neuen Jahr abgehalten werden. Um 19.00 Uhr konnte der Vorsitzende immerhin 20 von 27 Sängern in der ehemaligen Volksschule begrüßen. Er gab bekannt, daß der Chor an 18 Veranstaltungen teilgenommen hat. Drei Sänger, es waren Peter Dreesen, Anno Hein und Michael Wielspütz, hatten alle 35 Proben (einschl. Satzproben) besucht. Als kleine Anerkennung erhielten sie eine Flasche Sekt bzw. Schnaps geschenkt. Der Vorsitzende bedankte sich beim Chorleiter und den Sängern für die geleistete Arbeit im vergangenen Jahr.
Weil Sbr. Bernd Wenderdel am Vortag Geburtstag hatte, sang ihm der Chor zur Ehre den „Deutschen Sängergruß“ und „Was der Tau den Fluren ist“. Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Es gab Schnitzel mit Kartoffelsalat, welcher reichlich garniert war und vortrefflich mundete. Das Essen war gespendet worden von der Fam. Sanden. Dazu gab es Bier vom Fass.
Sbr. Bernhard Mießeler wusste mit seinem Beitrag die Sänger zu begeistern, als es darum ging, daß jemand versuchte, seine Notdurft an seinem Gartenzaun zu verrichten. Sbr. Michael Wielspütz berichtete über seinen ersten Kirchenbesuch, und er hatte mit diesem Vortrag die Lacher auf seiner Seite.
Schade, daß das Bier gegen 24.00 Uhr zur Neige ging. Deshalb musste der gemütliche Abend zwangsläufig und abrupt beendet werden, sehr zum Leidwesen einiger unentwegter Sänger, die anschließend noch in die „Schneidmühle“ einkehrten.

Samstag, 29. Januar 1994

19.00 Uhr Abendmesse für lebende und verstorbene Mitglieder des MGV

Anschließend Jahreshauptversammlung

Die schon zur Tradition gewordene Messfeier vor der J.H.V. zum Gedenken aller lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV, wurde auch diesmal wieder mit einigen Liedvorträgen in folgender Aufstellung bereichert:

Selig sind, die Verfolgung leiden,
aus der Oper „Der Evangelimann“ v. Wilhelm Kienzel  (ein österr. Komponist, Dirigent u. Musikschriftsteller, der von 1857 – 1941 lebte. Nachhaltige Erfolge hatten seine volkstümlichen Opern „Der Evangelimann“ (1895) und  „Der Kuhreigen“ (1911). „Der Evangelimann“ wurde vom Chor am Anfang sehr gemächlich und beim Sustenuto getragen, beim Dolce sanft und am Schluss wieder etwas langsamer werdend, vorgetragen.

Dir singen wir,
ein altrussischer Kirchengesang von Quirin Rische, der feierlich den Zuhörern mit Orgelbegleitung (Anno Hein) vom Chor zu Gehör gebracht wurde.

Dank am Abend,
Text: Ludwig Mohrbacher nach der Melodie „Am kühlenden Morgen“ v. Robert Pracht. Dieses Lied wurde erstmals mit neuem Text andächtig, getragen, breit und kraftvoll, am Schluß langsamer werdend zu Gehör gebracht.

Sancta Maria,
v. Johannes Schweitzer 1831 – 1882.

Als Erstaufführung gelangte dieses Werk mäßig bewegt, gefühlvoll, piano an- und abschwellend zum Vortrag.
Pastor Sobieszczyk, der die Messfeier zelebrierte, bedankte sich am Schluss des Gottesdienstes bei den Sängern für die schönen Liedvorträge. In seiner Predigt hatte er daraufhin gewiesen, daß es leider Gottes heute noch sehr viele Menschen gibt, die an Verfolgung leiden, besonders die Menschen im ehemaligen Jugoslawien.
Es ist noch zu erwähnen, daß unser unvergessener, langjähriger Chorleiter Josef Luxen vor 10 Jahren durch den plötzlichen Tod aus unserer Mitte gerissen wurde. In der Jahresmesse wurde mit Gebeten seiner gedacht und alte Erinnerungen kamen wieder zum Vorschein.

Jahreshauptversammlung:

Nahezu alle Sänger (nur einer fehlte) konnte der Vorsitzende gegen 20.15 Uhr in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ bei der Eröffnung der J.H.V. begrüßen. Sogar vier inaktive Mitglieder waren der schriftlichen Einladung gefolgt. Es waren Margarete Sistig, Hanna Hoffmann, Helmut Fischer und der ehemalige Gastwirt aus dem „Margaretenhof“ Vussem, Werner Anklam.
Zur Totenehrung erhob man sich von den Plätzen und gedachte insbesondere des im letzten Jahr verstorbenen Mitgliedes Bärbel Wielspütz. Erfreulicherweise konnten drei neue Mitglieder in unsere Chorgemeinschaft aufgenommen werden. Es sind dies Bernhard Hoffmann (2. Baß), Philipp Fünfzig und Friedhelm Breuer (beide 2. Tenor).
Wieder einmal verzeichnete der Vorsitzende ein für den Chor erfolgreiches Jahr. Er bedankte sich dafür bei den Sängern und dem Chorleiter, der maßgeblich an diesem Erfolg mitgewirkt hat. Da Sbr. Michael Wielspütz heute Geburtstag hatte, wurde ihm zu Ehren der „Deutsche Sängergruß“ gesungen. Für die Spenden von Heinz Sanden jun., Wolfgang Gumeny und Peter Dederich, die zur Finanzierung der neu angeschafften Jacken beigetragen haben, bedankte sich der Vorsitzende noch einmal herzlich. Großes Lob erhielten die Sänger vom Chorleiter für den gelungenen Vortrag der Choräle in der Abendmesse. In seinen Ausführungen äußerte der Dirigent jedoch die Bitte, zu den Proben pünktlicher und zahlreicher zu erscheinen, dabei intensiv und konzentriert mitzuarbeiten, dann würden wir die künftigen Aufgaben gemeinsam zur Zufriedenheit aller bewältigen.
Der erste Schriftführer gab nun in seinem Tätigkeitsbericht rückblickend die Daten der Veranstaltungen bekannt an der der Chor mitgewirkt hatte. Die Niederschrift von der letzten J.H.V. war wieder vom zweiten Schriftführer Winfried Kreuser abgefasst und vorgelesen worden.
Der Chronist erklärte nun, daß, laut des Inhaltsverzeichnisses der Chronik vom abgelaufenen Geschäftsjahr, 23 Veranstaltungen und Feste aufgezeichnet wären, an denen der Chor teilgenommen hätte, wobei die Maifeier und der Volkstrauertag in Vussem und Breitenbenden je eine Position beinhalte. Anschließend las er einige wahre Begebenheiten zur Gaudi der Versammlungsteilnehmer vor. Die ganzen Aufzeichnungen vom verflossenen Jahr kann man in der von Sbr. Bernd Wenderdel neu erstellten Sängerzeitung „Metronom“ nachlesen, wo auch der Chorleiter in einem Rückblick auf seine 2 1/2 jährige Chorleitertätigkeit mit Ausblick auf das Jahr 1994 aufmerksam macht (Anm. d, Red.: Die Zeitschrift „Metronom“ hat Bernd Wenderdel separat ausgedruckt. Der erwähnte Rück- bzw. Ausblick ist hier noch einmal weiter unten zu finden.).
Im Namen der Kassenprüfer bescheinigte Josef Reinartz dem Kassierer eine einwandfreie Buchführung. Nachdem der Vorstand auf Grund seiner erfolgreichen Arbeit entlastet worden war, wählten die Anwesenden drei Beamte: Bernhard Mießeler, Arnold Mies und Norbert Wieder zu neuen Kassenprüfern. Durch Anheben der rechten Hand taten sie kund, daß sie mit der Wahl einverstanden waren. Gemeinsam erklärten sie aber, daß das Emporheben der Hand sehr anstrengend sei, und man habe nicht gewusst, daß der heutige Abend in ungewohnte Arbeit ausarten würde.
Beabsichtigte Maßnahmen bzw. Termine im 102. Vereinsjahr wurden nun vom Vorsitzenden veröffentlicht. Diese sind:

Sa.16.04.94Volksschülertreffen
Sa.11.06.94Grillfest (das durch eine Wette zwischen M. Vogelsberg und F. Pütz finanziert wird).
Do.16.06.94 20:00 UhrKurkonzert in Gemünd
So.10.07.94 16:00 UhrKurkonzert in Gemünd; Datum für Kurkonzert in Heimbach steht noch nicht fest.
Sa.3.12.94Adventskonzert in Vussem

Nachdem der Kassenwart zähneknirschend eine Runde spendiert hatte, sang man ihm als Dank einen Trinkspruch mit dem Titel „Seht Ihr des Bieres hellen Schein, vor Mitternacht geh’n wir nicht heim“. So konnte der Präsident gegen 21.45 Uhr eine fröhliche J.H.V. schließen.
Rückblick auf 2 1/2 Jahre Chorleitertätigkeit und Ausblick auf das Jahr 1994, von Heinz Sistig.
Im April des Jahres 1991 – zu einer Zeit, in der eben erst die Vorbereitungen auf das ein Jahr später stattfindende 100jährige Vereinsjubiläum begannen – stand der MGV Vussem wieder einmal vor dem Problem, keinen Chorleiter zu haben. So, wie es in den Monaten zuvor des Öfteren angeklungen war, wurde ich nun offiziell vom Vereinsvorstand gefragt, ob ich bereit sei, den Verein musikalisch zu leiten. Nachdem ich mich lange gegen die Übernahme dieser Verantwortung gewehrt hatte, da ich mich einer solchen Aufgabe nicht gewachsen fühlte, ging es jetzt ganz eindeutig darum, den Verein „am Leben zu erhalten“ und nicht das 100jährige Jubiläum ausfallen zu lassen. Also sagte ich dem Vorstand, daß ich es versuchen wolle und erhielt die Zusicherung, daß die Sänger mich tatkräftig unterstützen und engagiert mitarbeiten würden.
Es folgte ein Jahr der intensiven Vorbereitung auf das bevorstehende Fest, für das ein umfangreiches Programm zu erarbeiten war. Wenn auch die Zeit nur knapp war, so wollten wir doch den Gästen ein gutes und ansprechendes Musik- und Gesangsprogramm bieten. Hinzu kamen noch eine ganze Reihe von Auftritten zu den unterschiedlichsten Anlässen während des Jahres 1991, für die zusätzlich geprobt werden musste.
Während der Vorstand sich intensiv um die Vorbereitung und Organisation des Festes kümmerte, war es meine Aufgabe in erster Linie, das musikalische Programm zu erarbeiten und Gastmusiker zu verpflichten. Rückblickend kann ich sagen, daß die Mühe und der Einsatz jedes einzelnen sich gelohnt haben, denn es wurde ein sehr schönes Fest. Wenn uns der eine oder andere kleine Schnitzer unterlief, so ist das, so denke ich, akzeptabel, da
a) mit einem neuen, nicht geschulten Chorleiter ein solches Programm zu absolvieren, die Nerven der Aktiven sicherlich mehr belastet, als wenn ein erfahrener Dirigent die Sache leitet;
b) die Programmauswahl ein für unsere Verhältnisse schon recht hohes Niveau hatte, bei einer relativ kurzen Vorbereitungszeit;
c)  die äußeren Umstände am Konzertabend zusätzlich die Psyche belasteten (Unwetter, Wolkenbruch, Feuerwehreinsatz genau im Zeitpunkt des Konzertbeginns).
Denkwürdig war für mich nur, daß Schwächen in erster Linie bei einigen als einfach zu bezeichnenden Gesangvorträgen auftraten (Seemannslieder), während die schwierigeren Stücke insgesamt besser klappten.
In den auf das Fest folgenden Monaten warteten neue Aufgaben auf uns, so z.B. ein Kurkonzert im Kurpark Heimbach, ein Festkommers und diverse Ständchen und kleinere Auftritte. Außerdem unternahmen wir eine mehrtägige Reise nach Steinegg in Südtirol, die allen Mitgereisten sehr gut gefallen hat und das „Wir-Gefühl“ im Chor gestärkt hat.

Fazit: Das Jahr 1992 war nach meiner Meinung ein erfolgreiches Jahr, das alle Mühen, die Vorstand und Sänger auf sich genommen haben, wert gewesen ist.

Auch in 1993, dem 101. Jahr der Vereinsgeschichte, warteten umfangreiche Aufgaben auf Sänger und Chorleiter, da wir zu vielerlei Veranstaltungen die Einladung erhielten, singend daran teilzunehmen. Es bestand also keinerlei Anlaß, was Probenarbeit und Engagement betraf, auf die Bremse zu treten. Schon früh zu Beginn des Jahres stand eine größere Anzahl von Terminen fest, die sich übers Jahr verteilten und bis in den Herbst hinein reichten. Beispiele: Festkommers Karnevalsverein Breitenbenden (Januar), Gesang im Gottesdienst (Februar), Liederabend in Ellenz/Mosel (April), Sommerfest im Missionshaus Vussem (Juni), Festkommers und Freundschaftssingen in Pesch sowie Freundschaftssingen in Gemünd (September), Freundschaftssingen in Kall (Oktober), Gutachtersingen in Gemünd (November). Leider musste ich die Erfahrung machen, daß so allmählich bei einigen Sängern die Einsatzbereitschaft für den Verein zwar nicht schwand, jedoch merklich nachließ, sowohl was Probenbesuch als auch Auftritte anging.
Wir waren zwar – bis auf eine Ausnahme, wo die Probe „mangels Masse“ ausfallen musste – immer in der Lage, zu proben oder aufzutreten, doch relativ schwach besetzte Proben führten dazu, daß die Einstudierung eines neuen Gesangstückes oder die Auffrischung älterer Literatur, die den in jüngerer Zeit hinzugekommenen Sängern auch neu war, zu viel Zeit in Anspruch nahm, und wir deshalb nicht so recht voran kamen. Bei einigen Auftritten war mir dann auch vor dem Erfolg bange, wenn ich kurzfristig erfahren musste, wer alles nicht dabei sein würde; und ich muss leider sagen, daß das Freundschaftssingen in Kall, wo drei Lieder zum Vortrag kamen, ganz und gar nicht zu meiner Zufriedenheit ausgefallen ist. Ein Auftritt muss nicht erst „in die Hose gehen“, d.h., daß ein Lied total danebengeht und vielleicht sogar abgebrochen werden muss (was bei uns nicht der Fall war), um Publikum, Sänger und Chorleiter zu enttäuschen. Auch ein Vortrag, den man zwar über die Runden bringt, der aber mehr schlecht als recht absolviert wird, kann nicht unser Ziel sein; ist zumindest nicht das, was ich mir unter guter Chorarbeit vorstelle.
Vereinzelt wurde mir von Sängern vorgeschlagen, zu diesem Thema einmal ein paar deutliche Worte zu sagen. Dies möchte ich jedoch aus mehreren Gründen nicht tun. Zum einen vergesse ich nicht, daß für jeden einzelnen im Chor die Mitwirkung eine Form der Freizeitgestaltung ist, also nicht die Hauptaufgabe sein kann. Jeder muss für sich persönlich entscheiden, wieviel Zeit er hierfür aufzuwenden bereit ist. Daß die „Brechstangenmethode“ eines Chorleiters letztendlich dem gesamten Chor schadet und die – bei uns zum Glück wieder vorhandene – Harmonie als Voraussetzung für erfolgreiches Singen stört, habe ich in langen Jahren als Sänger gelernt. Es ist mir auch klar, daß ein großer Teil der Sänger weitere Verpflichtungen in anderen Vereinen hat, wie es im kulturellen Leben eines kleinen Ortes nun mal nicht anders geht. Ich habe Verständnis dafür. Unser Nachteil gegenüber größeren Chören mit mehr als 30 bis 40 Sängern ist, daß die Untergrenze der Sängerzahl sehr schnell erreicht ist, bei der man nicht mehr auftreten oder in Proben sinnvoll arbeiten kann. Ich kann nur appellieren, wenigstens nicht aus reiner Bequemlichkeit den Proben und Auftritten fernzubleiben.
Die Aufgabe, die ich mir deshalb stelle, ist die, für jeden einzelnen das Mitwirken im Chor interessant zu gestalten und so eine mangelhafte Beteiligung wegen fehlender Motivation oder Unlust zu vermeiden. Ich meine damit nicht nur Auftritte, sondern in gleichem Maße auch die Proben. Vielleicht gelingt mir das nicht so recht, weil ich kein Mann vom Fach bin und die Sache nicht so gestalte, daß ein jeder mit Begeisterung dabei ist. Anregungen aus dem Kreis der Mitglieder, was ich in dieser Hinsicht besser oder anders machen sollte, sind durchaus angebracht.
Eine Lehre, die ich aus dem diesjährigen Wertungssingen gezogen habe, ist die, nicht unbedingt mit sehr anspruchsvoller Chorliteratur in die Öffentlichkeit zu gehen, in die wir sehr viel Zeit investieren müssen  und damit doch nur mäßigen Erfolg haben, sondern eher leichtere Chorwerke zu singen, die dann aber um so besser vorgebracht werden und dem Geschmack des jeweiligen Publikums (und auch der Sänger!) mehr entsprechen. Unter diesem Leitgedanken plane ich das musikalische Programm für 1994.
Wie in der letzten Vorstandssitzung besprochen wurde, ist für das kommende Jahr vorgesehen, neben Auftritten außerhalb unseres Ortes – ein oder mehrere Kurkonzert(e) – und den alljährlich wiederkehrenden Auftritten (Ständchen etc.) ein Konzert in der Vorweihnachtszeit in Vussem zu veranstalten, das mit weihnachtlichem Gesang enden soll, jedoch auch zum großen Teil andere Literatur im Programm hat . Es ist mein Wunsch, eine größere Anzahl neuer Stücke, die mir zum Teil schon konkret vorschweben, schon ab Beginn des Jahres einzustudieren, so daß wir nicht in Zeitnot kommen. Sicher ist es dabei sinnvoll und auch im Interesse der Sänger, verstärkt Satzproben durchzuführen, um „Leerlaufzeiten“ für die einzelnen Stimmen während der Tutti-Proben auf ein Minimum zu reduzieren und ein intensiveres Einstudieren zu ermöglichen.
Für die Probenarbeit im allgemeinen wünsche ich mir, daß die Konzentration auf den Gesang stärker ist als in der jüngeren Vergangenheit und ich weniger „gegen die Wand“ rede. Wenn ich zu den Stücken oder einzelnen Passagen meine Vorstellungen äußere, sollten diese nicht ungehört oder unbeachtet bleiben, sondern auch von den Sängern in die Tat umgesetzt werden. An anderer Stelle habe ich zwar schon meine fehlende gesangliche Ausbildung erwähnt; doch ich bin nun einmal von den Mitgliedern zum Chorleiter berufen worden und möchte deshalb meine Aufgabe so gut wie möglich erfüllen. Das setzt voraus, daß die Gestaltung der Stücke nach meinen Vorstellungen erfolgt, denn viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Und nur dazusitzen und so vor sich hin zu singen, ohne ein Stück zu verstehen oder seinen Charakter zum Ausdruck bringen zu wollen, ist nicht Sinn des Gesanges und führt nicht zum gewünschten Erfolg.
Zum Schluß möchte ich deshalb die Bitte äußern, zu den Proben pünktlich zu erscheinen und zwei Stunden lang intensiv und konzentriert mitzuarbeiten, dann werden wir die kommenden Aufgaben zur Zufriedenheit aller bewältigen und durch gute Leistungen vielleicht den einen oder anderen jüngeren Menschen zum Mitmachen veranlassen. Und daß Nachwuchs für unseren Verein sehr wichtig und dringen erforderlich ist, dürfte wohl jedem einzelnen bewußt sein.
In diesem Sinne und voller Zuversicht wünsche ich uns allen ein erfolgreiches Jahr 1994, und daß an seinem Ende jeder von uns bei bester Gesundheit in unserem kleinen, aber feinen Chor dabei ist.

Dienstag, 8. Februar 1994

Geburtstagsfeier von Helmut Fischer (70 Jahre).

Aus gegebenem Anlaß hatte der Jubilar Helmut Fischer es sich nicht nehmen lassen, die Sänger des MGV nachträglich zu seinem 70. Geburtstag in den Probenraum der ehemaligen Volksschule zu einem Umtrunk mit „Hämmchenessen“ einzuladen. Der Jubilar wurde am 20.01.1924 in Siegburg geboren.
Zunächst aber möchte ich nach einem Informationsgespräch (Interview), das ich mit dem Geburtstagskind geführt habe, einen kleinen Ausschnitt aus seinem bewegten Lebenslauf wiedergeben, denn ein langer Irrweg führte Helmut schließlich und endlich nach Vussem.

Biographie Helmut Fischer:
Im Januar 1945 suchte, zusätzlich neben den schon einquartierten Soldaten, eine von St. Vith herkommende und von der Ardennenoffensive zurück flüchtende Fallschirmjägereinheit Unterkunft im Dorf. Darunter war auch Helmut Fischer, der bei der Familie Theodor Herrmanns in der Mühlengasse (jetzt Keilbergweg) Quartier beziehen wollte. Hier lernte er u. a. die ältere Tochter des Hauses, Klara, seine spätere Ehefrau, kennen, die aber zunächst nichts von ihm wissen wollte. Sie sagte: „Er habe hier nichts zu befehlen, er solle weiterziehen und sich eine andere Herberge suchen“. Aber Helmut, der gerade 21 Jahre alt geworden war, blieb hartnäckig und zog ein, denn die schwarzhaarige Klara hatte es ihm angetan. Mit dem Hausherrn und späterem Schwiegervater verstand er sich auf Anhieb. Aber bis zur Hochzeit sollte es noch vier Jahre dauern. Helmut musste mit seiner Einheit weiterziehen, weil die Westfront immer näher rückte. Beim Abschied sagte er: „Mädchen, ich komme wieder.“ Das war 3 Monate vor der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht.
Zur Erinnerung: Die erfolglose Ardennenoffensive führte der Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber West, General Rundstedt, deshalb auch Rundstedt-Offensive genannt. Wenige Wochen später geriet Helmut in amerikanische Kriegsgefangenschaft und kam in eines der berüchtigsten Gefangenenlager bei Andernach. Von der sogenannten „Hungerwiese“ gelangte er in französische Gefangenschaft. Hier lernte er mehrere Lager in der Bretagne von innen und außen kennen. Zum Schluss seiner Odyssee wurde er in Brest einer Bauernfamilie zugeteilt und in der Landwirtschaft beschäftigt.
Am 6. März 1945 erhielt Vussem starken Artilleriebeschuss. Viele Häuser wurden beschädigt. Nach dem Beschuss zogen die Amerikaner ein und nahmen Quartier. Im Kloster richteten sie die Kommandantur ein. Für Vussem war damit der Krieg zu Ende. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Deutsche Wehrmacht bedingungslos. Die gesamte Eifel unterstand der amerikanischen Militärverwaltung. Entsprechend den Beschlüssen der Konferenz von Jalta wurde Deutschland in vier Besatzungszonen eingeteilt. Das Gebiet der Nordeifel kam zur britischen Zone. Im Juni 1945 hielten die neuen Machthaber ihren Einzug. Für Vussem war die Kommandantur in Mechernich. Als Hauptaufgabe galt es zunächst die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Die Ausgangsbeschränkungen wurden eingeführt. Für Helmut war der Krieg noch lange nicht zu Ende. Gut 3 Jahre sollte es noch dauern, bis er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde.
Wenige Tage nach seiner Entlassung am 2. Oktober 1948 kam der ehemalige Quartiernehmer wieder nach Vussem zurück, und die Wiedersehensfreude war sehr groß. Er hatte somit Wort gehalten. Bereits 1949 heiratete er seine Klara, die ihm nach und nach vier Kinder schenkte. Die Kenntnisse, die er sich in der Gefangenschaft erworben hatte, konnte er nun umsetzen, da er in der Ackerschaft seiner Schwiegereltern tätig wurde. Mit dem legendären Ochsen „Winnes“ bearbeitete er die Felder. Weil es ihm aber nicht schnell genug ging, denn „Winnes“ konnte sehr stur sein, spannte er seinen VW vor die landwirtschaftlichen Geräte.
Ab 1950 baute er als Versicherungskaufmann eine Vertretung der „Allianz“ auf, die letztendlich in einer „General-Agentur“ gipfelte.
Schon im Januar 1952 trat er der Chorgemeinschaft des MGV bei. Dort sang er die 2. Tenorstimme. 1956 wurde er zum Schriftführer gewählt. Dieses Amt bekleidete er bis Ende des Jahres 1961. Dann zwang ihn sein Beruf, den er vorwiegend abends ausführen musste, die aktive Gesangstätigkeit aufzugeben. Er blieb aber dem MGV als inaktives und förderndes Mitglied bis zum heutigen Tag aufs engste verbunden. Bei der 100jährigen Gründungsfeier erhielt er für seine 40jährige Mitgliedschaft als Dank eine Urkunde überreicht.

Geburtstagsfeier:
Zum Auftakt der Geburtstagsfeier hatte der Chor dem Jubilar mit den Liedern

1.         Deutscher Sängergruß,
2.         Im Abendrot,
3.         Das Elternhaus und
4.         Dank am Abend,
sichtbar viel Freude bereitet.

Der Vorsitzende gratulierte mit einem Blumengebinde im Namen der Sänger. Das Geburtstagskind war sehr gerührt, als er sich für das Geschenk, die Glückwünsche und die schönen Liedvorträge bedankte. Nun wurden die leckeren Hämmchen mit Sauerkraut und Kartoffelpüree serviert, die Hans Klinkhammer organisiert hatte. Bald stellte sich heraus, daß die großen Portionen für manchen Sänger zu üppig waren. Mit kühlem Bier vom Fass wurde kräftig nachgespült.

Zur vorgerückten Stunde gab Sbr. Arnold Mies bei einer Diskussion folgenden ominösen Spruch zum Besten, den ich Euch nicht vorenthalten will: „Die voluminöse Expansion eines subterranen Agrarproduktes verhält sich reziprok zur intellektuellen Kapazität seiner Kultivatoren“. – Alles klar? -Ich habe versucht, ihn zu lösen: „Die inhaltlich große (voluminöse) Ausdehnung (Expansion) eines unterirdischen (subterranen) landwirtschaftlichen Erzeugnisses (Agrarproduktes) verhält sich umgekehrt (reziprok) zur verstandesmäßigen (intellektuellen) Leistungsfähigkeit (Kapazität) seiner Anbauer (Kultivatoren)“.
Anm. d. Red.: Auf deutsch: „Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln!“.

So gegen Mitternacht ging ein schöner Abend zu Ende, an den man sich noch lange erinnern wird.

Dienstag, 15. März 1994

Geburtstagsfeier vom Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen (66 Jahre) und Sbr. Norbert Wieder (49)

Einstand von Sbr. Friedhelm Breuer

Heute begann die Gesangsprobe bereits um 19.00 Uhr, damit noch genügend Zeit blieb, den Einstand von „Newman“ Friedhelm Breuer und den Geburtstag vom Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen, der am 03.03.94  66 Jahre alt geworden war, zu feiern.

Biographie von Peter Dreesen:
Das Geburtstagskind wurde im Jahre 1928 geboren, in jener Zeit, als Papst Pius XI. in Rom residierte, Generalfeldmarschall Paul Hindenburg Reichspräsident, Graf von Spee Landrat, Dr. Felix Gerhardus Bürgermeister von Mechernich, der Land- und Gastwirt Franz Schneider Gemeindevorsteher, Pater Lotter Rektor der Pfarrgemeinde und der Lehrer Julius Hody Dirigent beim MGV 1892 Vussem waren.
Seine Jugendzeit kann man alles andere als rosig bezeichnen. Sie war geprägt von Arbeitslosigkeit, Krieg und Armut. So mußte er vor und nach der Schule in der Landwirtschaft seiner Eltern mit anpacken. Da war es nicht verwunderlich, daß er manchmal vor Übermüdung in der Schule einschlief. Mit 15 Jahren wurde er zum Notdienst verpflichtet. Zunächst wurde er zum Schanzen nach Hollerath und Udenbreth beordert. Von hier gelangte er in den Hürtgenwald, fern der Heimat. Alsbald packte ihn das Heimweh so sehr, daß er mehrmals ausriß und sich versteckte. Aber immer wieder wurde er aufgegriffen, was seine Situation nur noch verschlimmerte. Am 2. Februar 1945 warfen feindliche Flugzeuge etwa 20 Bomben über Vussem ab, die Schäden an den Häusern, der Kirche und dem Kloster anrichteten. Ferner gab es Beschuß aus den Bordwaffen der Tiefflieger, wodurch eine Tote zu beklagen war. Peter Dreesen, der mit seinem Kameraden Matthias Klein vor seinem Elternhaus stand, erhielt leichte Beinverletzungen. Der Nachbarsjunge aber mußte mit einem lebensgefährlichem Lungensteckschuß in das Lazarett, das im Kloster eingerichtet war, eingeliefert werden. Zum Glück hatte Peter Dreesen dieselbe Blutgruppe wie sein schwerverletzter Kumpel. So rettete er ihm durch seine Blutspende das Leben.
Bei der hiesigen Maschinenfabrik Peter Girards erhielt er eine Lehrstelle als Dreher. Diesen Beruf übte er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1991 aus. Bei der Wiedereröffnung des MGV nach dem Kriege im Jahre 1950 trat er dem Chor bei. 1956 wurde er zum Vorsitzenden gewählt. Dieses Amt bekleidete er 33 Jahre lang. Am 06.02.1993 wurde er einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Lieber Peter!

Udo Jürgens hat einmal ein Lied komponiert und auch gesungen mit folgendem Text:

Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an.
Mit 66 Jahren, da hast Du Spaß daran.
Mit 66 Jahren, da bist Du voll im Schuss.
Mit 66 Jahren, da ist lange noch nicht Schluss!

Ich hoffe, daß das alles bei Dir zutrifft, und Du uns noch lange erhalten bleibst. Herzlichen Glückwunsch auch von dieser Stelle aus.

PROST PETER!
MIT DIR TRINK ICH AM LIEBSTEN!

Mit einem 20-Liter-Fäßchen Bier wartete der Ehrenvorsitzende auf, das im Laufe des Abends getrunken wurde. Zunächst aber hatten ein paar Sangesbrüder, darunter auch der Chronist, die Anfangszeit der vorverlegten Chorprobe total verschlafen bzw. vergessen. Sie waren fürbass erstaunt, als sie den Probenraum betraten, daß die Sänger schon konzentriert bei der Sache waren. So wurde bis 20.30 Uhr intensiv für die anstehenden Termine geprobt, um dann mit den Feierlichkeiten zu beginnen. Da Sbr. Norbert Wieder am 10.03.94  49 Jahre alt geworden war, wurde ihm im Nachhinein als Geburtstagsständchen der „Deutsche Sängergruß“ gesungen. Er bedankte sich dafür mit einer Flasche Weinbrand, die von den Sängern auf sein Wohl geleert wurde.
Zum Einstand hatte Friedhelm Breuer eine leckere Gulaschsuppe spendiert, die nun von Sbr. Hans Klinkhammer serviert wurde. Sbr. Friedhelm Breuer, der schon im Chor von Kalenberg gesungen hatte, also musikalisch vorbelastet ist, war 1976 schon einmal beim MGV vorstellig geworden. Wir wollen nun hoffen, daß er sich in unserer Chorgemeinschaft wohlfühlt, und zur Verstärkung des Chores beiträgt. Als Nachtisch gab es noch köstlichen Pudding. Um denselben entstand eine große Rangelei. Niemand wollte dem Ehrenvorsitzenden etwas abgeben. Dieser hatte aus Versehen keinen Puddingteller erhalten, deshalb bemächtigte er sich der noch halbvollen Schüssel und leerte diese genussvoll mit einem großen Löffel bis auf den Grund. Auch die restlichen Brötchen sackte er ein, um damit seine Pferde zu füttern. Die anderen Pferdebesitzer erblassten vor Neid, sie hatten das Nachsehen. Sbr. Hans Klinkhammer wollte dem Ehrenvorsitzenden nun auch noch die restliche Gulaschsuppe reichen. Aber da dieser schon fast aus allen Nähten platzte, lehnte er dankend ab.
Es wurde nun viel aus der Jugendzeit geplaudert. Erlebnisse aus der Hitlerjugend wurden wieder wach. Man erinnerte sich an die schmucke Uniform, die gerne getragen wurde, und auf die man sehr stolz war. Auch vom Pfadfindertum wurde berichtet. Bei diesen Erinnerungen fiel immer wieder der Name „Müffeljupp“. Ihm soll es jedes Mal gelungen sein, beim Zelten seine Eidgenossen zu vergraulen, weil er seine Blähungen nicht im Zaume halten konnte oder wollte. Fluchtartig verließ man das Zelt, um im Freien zu übernachten, sonst wäre man an Gasvergiftung umgekommen.
Auch wurde aus der Kindheit erzählt, als man zur 1. Hlg. Kommunion geladen war. Das war in der Tat in den Kriegsjahren für einige Sangesbrüder ein erbärmlicher Zustand, weil man nichts richtiges anzuziehen, geschweige denn genug zu essen hatte. So war es zu dieser Zeit allerorts üblich, daß auch die Jungen zur kurzen Hose, lange Strümpfe mit Strapsen trugen, die am sogenannten Leibchen befestigt wurden. Dabei blieben an den Oberschenkeln immer Stellen frei, die im Winter mit „Schrüngden“ (Hautirritationen) übersät waren. Ebenso die Hände, die nicht vor der Kälte geschützt waren, wiesen entzündete Risse auf, die sehr schmerzten. Auch das Schuhwerk ließ zu wünschen übrig. Sbr. Bernhard Mießeler konnte sich noch gut daran erinnern, daß er als Kind Schuhgröße 43 getragen hat. Die Füße wurden einfach noch zusätzlich zu den Strümpfen mit Fußlappen umwickelt und die Schuhe mit Papier ausgestopft. Aber zu seiner Kommunionfeier konnte er sich glücklich schätzen, einen neuen „Bleile“-Anzug zu besitzen. Die Hose wurde mehrmals umgeschlagen, weil sie viel zu lang war. Deshalb aber konnte er sie noch tragen, als er die Lehrstelle bei der Deutschen Bundesbahn antrat. Sbr. Fritz Pütz erhielt bei seiner Erstkommunion vorher noch Prügel, weil er seinen neuen Anzug beschmutzt hatte. Zusammengerechnet bekam er von den Festgästen 82,50 Reichsmark geschenkt, die er nach den Festlichkeiten wieder an die Eltern abgeben musste. Der Chronist wusste zu berichten, daß er zu seinem „schönsten Tag im Leben“, der zugleich auch einer der „Traurigsten“ war, 6 Eier von seiner Patin und von einer Tante 3 Salzheringe zu seinem Fest erhielt. Geschenke gab es keine, weil man einfach kein Geld dafür hatte. Man konnte froh sein, daß man in dieser furchtbaren Zeit überhaupt überlebte. Seine Kommunionsfeier fand zu einer außergewöhnlichen Jahreszeit statt. Es war Silvester, der 31.12.1944 (Ende dieses Jahres jährt sich dieses einmalige Ereignis zum 50. Male). Weil die Westfront immer näher rückte, legte der damalige Rektor, Pater Alfons Schmitz (unter seiner Regie entstand 1941 unsere Kirche), den Eltern, bzw. den Müttern, die Väter waren zum größten Teil im Krieg, nahe, ihre Kinder, die noch nicht einmal schreiben und lesen konnten, zum Tisch des Herrn gehen zu lassen. Wörtlich sagte er: „Man weiß nicht, was noch alles geschehen wird und was auf uns zukommt“. Zu diesem Zeitpunkt war Vater Alex (langjähriger Kassierer des MGV) bereits zwei Jahre in russischer Gefangenschaft, aus der er erst Ende Oktober 1946 in einem bedenklichen Zustand entlassen wurde.
Nun wechselte man das Thema, und die Zeit des „Meßdienens“ wurde erörtert. Bis heute ist es rätselhaft geblieben, warum sich die Vussemer und Breitenbendener Jugend bzw. Meßdiener nicht vertrugen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wurde grundlos aufeinander losgedroschen. Ja sogar mit Steinen, Pfeil und Bogen, Schleudern und Lanzen wurde gekämpft. Dabei entstand so manche Beule und Wunde. Die jeweiligen Pfarrer und Lehrer waren trotz Strafandrohung und Ermahnungen machtlos. Sogar auf dem Feybach, der zwischen Vussem und Breitenbenden teilweise künstlich aufgestaut war, entstanden regelrechte Schlachten. Dazu benutzte man Boote, die aus leeren Flugzeugtanks (Benzintanks) gebastelt waren. Diese Boote, die sehr begehrt waren, wurden sich gegenseitig abspenstig gemacht. Gott sei Dank hat sich dieser anormale Zustand zum Guten gewendet. Heute ist der MGV froh, daß er mittlerweile fünf treue Breitenbendener Sänger in seinen Reihen hat.
Bei diesen Schwänken und Erzählungen aus der Jugendzeit verrann der Abend wie im Fluge. Da auch das Bier zur Neige gegangen war, und niemand mehr für Nachschub sorgte, trat man vergnügt den Heimweg an.

Nachtrag:
Am anderen Tag, nach dem morgendlichen Toilettengang, brannte bei einigen Sangesbrüdern ganz schön die Rosette, weil sie zu viel von der scharf gewürzten Gulaschsuppe genossen hatten. Durch Sitzbäder mussten sie sich Linderung verschaffen.

Samstag, 16. April 1994

Volksschülertreffen

Der Heimat- und Geschichtsverein hatte die Schüler und Schülerinnen der Einschulungsjahrgänge 1932 bis 1967 zu einer großen Wiedersehensfeier eingeladen.

270 ehemalige Volksschüler hatten die Organisatoren angeschrieben. Anschließend begann in der festlich geschmückten Turnhalle der große Run auf das Kuchenbuffet. Probleme mit der Platzwahl gab es keine, weil die Verantwortlichen dieses Treffen generalstabsmäßig vorbereitet hatten. Auf den eingedeckten Tischen standen Platzhalter mit den Jahreszahlen der jeweiligen Einschulungsjahrgänge. Der MGV Vussem wartete nun mit drei Liedern auf:

1.         Grüße an die Heimat
2.         Ergo bibamus und
3.         Wo’s Dörflein traut zu Ende geht,

die unter dem Dirigat von Chorleiter Heinz Sistig zum Vortrag gelangten. Da sich viele was zu erzählen hatten, war es beim Vortrag der Lieder sehr unruhig.
Zwischendurch hatte der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, Peter Dreesen, die Gäste begrüßt und willkommen geheißen. Gleichzeitig bedankte er sich bei den Organisatoren. Ohne sie hätte diese Großveranstaltung nicht stattfinden können. Der Heimatforscher Albert Velser erinnerte noch einmal daran, daß das Klassentreffen 1986 eine große Resonanz gefunden hatte, zu dem alle Entlassungsjahrgänge von 1946 – 1966 eingeladen waren. Dies wäre auch u. a. mit einer der Anlässe gewesen, die Teilnehmerjahrgänge zu vergrößern. Leider seien aber diejenigen nicht erschienen, die zuvor so große Töne gespuckt und Sprüche geklopft hätten. A. Velser hatte auch wieder alte Klassenfotos zusammengetragen, die an Stellwänden bewundert werden konnten.
Beim Kaffeeklatsch wurden die Ex-Schüler von der Flötengruppe „Feybach-Finken“ bestens unterhalten. Auch die Kinder leisteten zum Gelingen des Festes ihren Beitrag. Verkleidet als Oma und Opa tanzten sie auf der Bühne einen Reigen, der von Resel Feyen (geb. Hein) einstudiert worden war. Dazu trug jeder auf einem Pappschild einen Namen, der in der vergangenen Zeit „in“ war. So z. B. : Nieß, Trien, Dröck, Bärb, Draut, Uerschel usw. Auch ein Sketch wurde mit dem Vorsitzenden aufgeführt.

Alte Straßennamen wurden erwähnt, und die zur damaligen Zeit geläufigen Familiennamen gelangten wieder ins Bewusstsein zur Gaudi der Zuhörer, die da lauteten:

Hadewäs, Liesbädde, Döhse, Schmale, Scheffes, Dollefesse, Paulinze, Floße, Piefestöchel, Bennewitze, a Tillesch und so fort. Albert Hein brachte mit seinem Beitrag die alte Margaretenkapelle in Erinnerung, die oftmals vom Zerfall bedroht war, aber durch Geldspenden der Ortsbewohner immer wieder renoviert werden konnte. Dafür sorgten zum größten Teil die sogenannten „Kapelleköpp“. Marie-Sibill Weimbs (geb. Hein) bekam für ihren humorvollen Vortrag, in dem sie die Schulzeit von „früher“ und „heute“ verglich, viel Applaus. Hans Klinkhammers Film über vergangene „Seniorentage“ war der Höhepunkt des gemütlichen Abends. Hier floss verstohlen so manches Tränchen, als einige ihre verstorbenen Eltern, Geschwister, Verwandte oder Freunde wiedersahen. Beim anschließenden kalten Buffet, das Hans Klinkhammer wieder in hervorragender Weise organisiert hatte, wurde noch so manche Erinnerung aus der Schulzeit ausgetauscht. Hauptgegenstand der Gespräche waren Fragen nach der Familie und dem Beruf. Sie wurden ausführlich beantwortet. Einige hatten sich seit der Schulzeit nicht mehr gesehen. Zum Beispiel Christa Spänig (geb. Fuhrmann), deren Vater Betriebsleiter bei der Fa. P. Girards gewesen war, zog 1949 mit ihren Eltern und Geschwistern von Vussem fort. Seitdem hatte sie ihre Klassenkameraden nicht mehr gesehen. Dennoch konnte sie auf Anhieb (nach 45 Jahren) einige Mitschüler wiedererkennen. Sie wusste sogar noch, bei wem sie immer abgeschrieben hatte. Die Wiedersehensfreude war sehr groß, und deshalb beschloss man, das anstehende „Goldene Kommunionsfest“ am 31. Dezember 1994 gemeinsam zu feiern (Einschulungsjahrgang 1944).

Die Lokalpresse berichtete wie folgt:

Über 150 Ehemalige kamen nach Vussem

Erinnerungen an die Schülerzeit

nmi Vussem. „Weißt du noch“, und schon waren die rund 150 ehemaligen Schüler, die sich am Samstag in der Turnhalle in Vussem versammelt hatten, mitten drin in den Erinnerungen an ihre Schulzeit. Damals, als es noch die Volksschule gab, als bis zu 60 Kinder in einem Raum vom gestrengen Dorfschullehrer im Rechnen, Schreiben und Lesen unterrichtet wurden.

„Alle acht Jahrgänge auf einmal“, erinnert sich Albert Velser, einer der Organisatoren des Ehemaligen-Treffs.
Bereits 1986 hatte der Heimat- und Geschichtsverein ein Treffen durchgeführt, zu dem alle Entlassjahrgänge von 1946 bis 1966 eingeladen worden waren. Die Aktion fand eine so großes Echo, daß die Organisatoren zusammen mit dem Vorsitzenden des Heimatvereins, Peter Dreesen, nochmals solch ein Treffen anlegten. 230 Einladungen wurden verschickt Über 150 ehemalige Volksschüler nahmen an den nach Einschulungsjahrgängen von 1932 bis 1967 unterteilten Tischen Platz.
Die verstorbenen drei Lehrer Spix, Schiffer und Thomae wurden von ihren Kindern vertreten. Die weiteste Anreise der 150 hatte Peter Kuck, der nun schon seit 20 Jahren bei einer Firma in Amerika seine Dollars verdient. Der Tag des großen Wiedersehens startete mit einer Messe. Anschließend setzte dann in der Vussemer Turnhalle der große Run auf das Kuchenbuffet ein, musikalisch vom Gesangverein und der Flötengruppe „Feytaler Finken“ untermalt. Auch wurden von ehemaligen Schülern einige Sketche auf der Bühne aufgeführt.

KöIner Stadt-Anzeiger – Nr. 89 – Montag, 18. April 1994 – ES 11

In der Vussemer Volksschule gemeinsam gepaukt

Geschichtsverein hatte zum Ehemaligentreffen eingeladen: 150 kamen

Der Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins zu dem klassenübergreifenden Ehemaligen-Treffen folgten rund 150 Vussemer Volksschüler.

Nach Jahrgängen geordnet nahmen die ehemelaigen Vussemer Schülerinnen und Schüler an den Tischen in der Turnhalle Platz (Bilder: Günter Zumbe)

Mechernich-Vussem – Sogenannte „Ehemaligentreflen“ stehen derzeit hoch im Kurs. Ob es die zehn- oder 25jährige Entlassung von der „Penne“ oder die schon 50 Jahre zurückliegende Einschulung ist – ein Grund zum Feiern findet sich immer. Meistens sind die geselligen Zusammenkünfte jedoch auf nur einen Jahrgang beschränkt – nicht so in Vussem: Der Heimat- und Geschichtsverein hatte die Schülerinnen und Schüler der Einschulungsjahrgänge 1932 bis 1967 zu einer großen Wiedersehensfeier eingeladen.
230 ehemalige Vussemer Volksschüler hatte der Geschichtsverein angeschrieben. Bis ins europäische Ausland und in die USA verschickten die Organisatoren um Albert Velser und Hans Klinkhammer die Einladungen. Alle kamen zwar nicht, mit der Resonanz durfte man dennoch hochzufrieden sein: 150 Ehemalige versammelten sich am Samstagnachmittag in der Vussemer Pfarrkirche, wo das Wiedersehen mit einem Gottesdienst begann.
Nach der Messe spazierte die Gruppe in Richtung Turnhalle. Auf dem Vorplatz stellten sich die Ehemaligen dann noch für ein Erinnerungsfoto in Positur, ehe sie — dem Duft von frischem Kaffee und warmer „Appeltaat“ folgend — in der geschmückten Halle Platz nahmen. Probleme bei der Stuhlwahl gab es keine, da der Heimatverein das Treffen generalstabsmäßig vorbereitet hatte: Auf den eingedeckten Tischen standen „Platzhalter“ mit den Jahreszahlen der jeweiligen Einschulungsjahrgänge. Die Erlebnisse der gemeinsamen Schulzeit waren natürlich Hauptgegenstand der Gespräche, aber auch Fragen nach den beruflichen Erfolgen und den Familien wurden ausführlich beantwortet. Einige hatten sich seit dem Ende der Volksschulzeit nicht mehr gesehen. Daß sich dennoch etliche auf Anhieb wiedererkann­ten, mag wohl daran gelegen haben, daß sie sich erst vor nahezu acht Jahren zum letzten Mal gesehen hatten. Damals – am 19. April 1986 -fand in Vussem ein erstes klassenübergreifendes Ehemaligen-Treffen statt, zu dem die Entlassungsjahrgänge von 1946 bis 1966 eingeladen waren, (gz).

So ging am frühen Morgen ein schöner Tag zu Ende, an den man sich noch lange mit Freuden erinnern wird.

Samstag, 30. April 1994

Maiansingen in Breitenbenden um 17.00 Uhr und in Vussem um 19.30 Uhr

Wer kennt ihn hierzulande nicht, den uralten Brauch, den Wonnemonat Mai mit einem Frühlingsfest und dem Setzen eines Maibaumes am Vortag einzuläuten. Gerade im vielbesungenen Mai erleben die Eifeler Bräuche eine regelrechte Hochkonjunktur. Gewiss gibt es Unterschiede, je nachdem wohin man in die Eifel kommt (Der Chronist berichtete bereits darüber.).
So wurde auch in diesem Jahr das zur Tradition gewordene Begrüßen des Maiens vom MGV Vussem in Breitenbenden und Vussem aktiv unterstützt. Dabei kam ein bunter Melodienstrauß beliebter und bekannter Frühlingslieder zum Tragen. „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus.“ Diesen Text des Liedes konnte man an diesem Abend wahrhaftig wörtlich nehmen, denn das Aufstellen des Maibaumes erwies sich als lebensgefährlich. Der mit bunten Bändern geschmückte Birkenbaum wollte sich nicht aufrichten lassen. Die Breitenbendener Jugend versuchte es mit allen Mitteln. Beim ersten Versuch brachen die Stützen. Ein Frontlader wurde zur Hilfe geholt. Dieser warf den Baum kopfüber auf die andere Seite. Nach mehrmaligen Versuchen gelang es endlich, den Maibaum unter dem Applaus der Festgäste aufzustellen und zu verankern.
Nun erst konnten die Feierlichkeiten beginnen. Nach dem Vortrag des MV Vussem begrüßte der Vorsitzende des Bürgervereins, Stürzenberger, die Gäste aufs herzlichste. Auch der Ortsvorsteher Josef Kaltwasser richtete Grußworte an die Festversammlung. Gedichte wurden nun vorgetragen. Danach leistete der Gemeinschaftschor Breitenbenden mit den Liedern „Im schönsten Wiesengrunde“ und „Rosenstock Holderblüh'“ seinen Beitrag. Jetzt trat der MGV Vussem zum ersten Mal mit seinen Liedvorträgen

1.         Grüß Gott, du schöner Maien,
2.         Nun bricht aus allen Zweigen und
3.         Süß Liebe liebt den Mai,

in Erscheinung und wusste mit dieser ansprechenden Leistung beim Publikum zu gefallen. Weiter ging es im Programm mit der Blaskapelle, Gemeinschaftschor Breitenbenden und einer Tanzeinlage der „Kids“. Beim zweiten Auftritt des MGV Vussem wurden die Lieder

4.         Zur schönen Frühlingszeit,
5.         Mägdlein hab acht und
6.         Frühlingsbote

zur Freude der Zuhörer vorgetragen.
Bei der Ziehung aus der Überraschungskiste für die kleinen Fahrradbesitzer kam große Freude auf. Am Schluss der offiziellen Veranstaltung wurde gemeinsam mit Beteiligung der Musikkapelle das bekannte „Mailied“ gesungen.
Anschließend fuhr man zum Junggesellenplatz nach Vussem, um auch dort den Mai musikalisch zu begrüßen. Bald stellte sich heraus, daß die Jungmänner ebenfalls Mühe und Probleme mit dem Aufrichten des Maibaumes hatten. Da der Durchmesser des Baumstammes nicht in die Halterung passte, fiel er unter dem Gelächter der Zuschauer zur Seite und musste mit dem Beil beidseitig zu einem Passsitz von 200 k6 bearbeitet werden. Beim zweiten Versuch gelang es dann unter dem Jubel der kleinen Schar der erschienenen Dorfbewohner mit Gesang und Musik, den Maibaum in die Höhe zu hieven.
Beim Grillfest des Karnevalsvereins gelangte nur ein Lied zur Aufführung, weil an der Bierbude großer Lärm herrschte, der den Gesang des MGV regelrecht erstickte.

Dienstag, 03. Mai 1994

Geburtstagsfeier von Hans Nellesen (50 Jahre)

Ereignisse im Geburtsjahr 1944 und Biographie:
Sbr. Hans Nellesen wurde vor 50 Jahren am 28.04.1944 in Oberhausen/Rheinland geboren. Seine Kindheit stand unter keinem guten Stern, denn der 2. Weltkrieg tobte unerbittlich und brachte Not und Elend über die Menschen. Rumänien, Bulgarien und Ungarn erklärten noch zusätzlich zu den anderen Staaten dem Deutschen Reich den Krieg. Mit einem Landungsunternehmen an der Kanalküste (Normandie) eröffneten die USA und England am 06.06.1944 (D-DAY) die in Teheran beschlossene neue Front. Sowjetische Truppen erreichen die deutsche Ostgrenze, die Westalliierten die Westgrenze. Ein Bombenattentat von Oberst Stauffenberg auf Hitler scheitert, der damit verbundene Militärputsch wird niedergeschlagen. Etwa 2 Millionen Menschen flüchteten im Winter 1944/45 und im Frühjahr nach Westen.
Trotz Bombardierungen des Ruhrgebietes erlebte Hans das Kriegsende unbeschadet und reifte zu einem jungen Mann heran. Die Schlosserlehre besteht er mit Bravour. Als 25jährigen (1969) verschlägt es ihn nach Vussem, wo er als Monteur bei der Fa. O. Dörries eine Sandaufbereitungsanlage in der Eisengießerei aufstellen und in Betrieb nehmen musste. Sein Quartier bezieht er im Hotel „Jägerhof“ in Breitenbenden. Hier lernt er auch seine spätere Ehefrau Friederike Fuchs kennen, die zuvor mit dem jetzigen Ortsvorsteher Matthias Vogelsberg aus Vussem liiert war. Hans gefielen seine Braut und die Eifel so gut, daß er beschloss, zu bleiben. Das  war 1971.

Arbeit fand er bei der Fa. Dörries als Betriebsschlosser. 1973 heiratete er seine Friederike. Sie schenkte ihm ein Mädchen. Zwei Jahre wohnte er mit seiner Familie in Vussem, dann zog er nach Holzheim, wo er 11 Jahre verbrachte, sozusagen im Exil lebte. 1977, ein Jahr vor Schließung der Gießerei in Neuhütte, kündigte er seinen Arbeitsplatz und wechselte zu der Fa. Müller in Hostel. 2 Jahre danach fand er Beschäftigung bei der Fa. Procter & Gamble in Euskirchen. Nach 4 Jahren hatte er die Nase gestrichen voll von Babywindeln und Wechselschicht. Bei der Fa. WEBAC in Euskirchen erhielt er eine neue Anstellung. Hier konnte er wieder in seinem alten Beruf als Gießereianlagen-Monteur arbeiten, wo er nun schon seit 11 Jahren tätig ist. Zwischendurch bekam er die Möglichkeit geboten, in Breitenbenden bei seinen Schwiegereltern anzubauen. Es gelang ihm mit viel Fleiß und Energie, eine separate Wohnung zu erstellen, die er dann 1986 bezog. Weil er die Liebe zum Gesang nicht verloren hatte, trat er 1984 in den MGV Vussem als aktiver Sänger ein. Als junger Mann war er schon im Kirchenchor Oberhausen tätig gewesen. Bereits seit 10 Jahren singt er nun schon in unserem Chor im 1. Baß und ist als zuverlässiger Sänger einzustufen und aus unserer Singgemeinschaft nicht mehr wegzudenken.

Zur Geburtstagsfeier:
Um den runden Geburtstag des Jubilars gebührend feiern zu können, war die Chorprobe bereits um 19.00 Uhr angesetzt worden. Da die Tische schon festlich eingedeckt waren und der Spießbratenduft in die Nase zog, begnügte man sich mit einer kurzen Gesangsprobe, denn angesichts der Leckereien verspürten die Sänger plötzlich großen Hunger. Zuvor aber wurde dem 50jährigen vom Chor mit den Liedern

1.         Im Abendrot und
2.         Das Ringlein,

ein Ständchen gebracht.
Im Namen der Sänger gratulierte der Vorsitzende und überreichte ein Blumengebinde mit einer CD von Schurike. Hans bedankte sich und eröffnete das Buffet. Die Sänger ließen es sich munden und tranken dazu frisch gezapftes Kölsch vom Fass. Der Ehrenvorsitzende nahm Sbr. Hans in den Bund der „Alten Säcke“ auf.
Im Verlaufe des Abends wurde viel diskutiert. Dabei kam der Sport nicht zu kurz. Aktuell war das Skandalspiel Bayern München – Nürnberg   2:1, das wegen eines Tores, das keines war, am heutigen Abend vom DFB Sportgericht neu angesetzt worden ist. Auch Franz Beckenbauer, der sich mit seinen unsportlichen Äußerungen („hirnlose Juristen“) wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert hatte, bekam sein Fett weg. Ebenso die DFB Funktionäre, Schiedsrichter und Nationalspieler, allen voran Lothar Matthäus, wurden kritisiert. Selbst Bundestrainer Berti Vogts, der wegen des unglücklich gewählten Termins des DFB für das Länderspiel England – Deutschland am 20.4.  (Hitlers Geburtstag), das wegen des Protestes und des öffentlichen Drucks kurzfristig abgesagt werden musste, wurde nicht verschont. Auch weil er für ein Testspiel der Nationalelf mit den „Vereinigten arabischen Emiraten“ plädiert hatte, bekam er Schelte. Über dieses, für die deutsche Elf blamable Spiel (2:0), wurde sich über Sinn und Zweck die Köpfe heiß geredet, zumal der Fußball in diesem Land noch in den Kinderschuhen steckt, also kein ernst zu nehmender Gegner ist. Da die Bundesliga in die Endphase geht, mussten die Nationalspieler noch zusätzliche Strapazen auf sich nehmen.
Durch diese hitzigen Diskussionen hätte man beinahe den Namenstag von Sbr. Philipp Fünfzig vergessen. Weil er schon sehr traurig war, wurde ihm vom Chor schnell mit dem „Deutschen Sängergruß“ und „Was der Tau den Fluren ist“ ein Ständchen nachgereicht. Alsbald brach man auf, um vergnügt den Nachhauseweg anzutreten. Übrigens, das Wiederholungsspiel München – Nürnberg endete 5:0 zugunsten der Bayern.

Sonntag, 05. Juni 1994

Freundschaftssingen der Chöre des Sängerkreises Schleiden in der Grenzlandhalle Hellenthal anlässlich des 25jährigen Gründungsfestes des Gesangvereins Ramscheid

Mit Musik und Gesang und vielen Gästen feierte der GV Ramscheid mit einem Festkommers und Ehrung der Jubilare unter Beteiligung des MGV „Liederkranz“ Ripsdorf und dem MV Ramscheid-Hollerath am Freitag, den 03.06.94 im Saal Jenniches sein 25jähriges Stiftungsfest. Aus diesem Anlaß gastierte auch am Samstag der durch Funk und Fernsehen bekannte Tenor, Joachim Kraus, zusammen mit dem Jubiläumschor und dem MGV Hellenthal in der Grenzlandhalle. Rund 200 Chormusikliebhaber kamen bei diesem Konzert auf ihre Kosten, für das die Gemeinde Hellenthal als Ausrichter fungierte. Monatelang hatten Sängerinnen und Sänger sich mit ihrem Chorleiter Michael Pützer intensiv auf dieses Konzert vorbereitet. Mit einem abwechslungsreichen Programm, das neben Volksliedern auch klassische Stücke beinhaltete, bewies der Chor, daß sich die Mühe gelohnt hatte. Joachim Kraus mit seinem Pianisten, Hans-Werner Will, rundeten das Konzert durch bekannte und beliebte Stolz- und Lehar-Melodien ab. Der Chronik war zu entnehmen, daß der Gesangverein am 10. September 1969 offiziell gegründet wurde. Besondere Höhepunkte in der Vereinsgeschichte waren die mehrtägige Reise nach Wien, wo die Ramscheider ein Adventskonzert im historischen Rathaus mitgestalteten, der Auftritt bei einem Open-air-Konzert in Bardolino am Gardasee sowie Aufführungen im Dom zu Mailand und Verona.
Am Sonntagnachmittag gratulierten elf Chöre des Sängerkreises Schleiden dem Jubelchor zu seinem Jubiläum mit ihren Liedvorträgen. Zuvor aber herrschte große Aufregung bei den Sängern des MGV Vussem, weil der PKW mit Sbr. Klaus Reddig noch nicht eingetroffen war, zumal der Chor als erster das Freundschaftssingen um 14.30 Uhr eröffnen sollte. Der Vorsitzende stand auf heißen Kohlen und ging mehrmals nach draußen, um Ausschau zu halten. Endlich, kurz vor Beginn der Veranstaltung, wurde Sbr. Klaus mit den vermissten Sängern Eddi Freitag, Josef Kaltwasser und Philipp Fünfzig gesichtet, die sich langsam und gemächlich, die Zurufe des Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen ignorierend, der Halle näherten.
Kurz vor der Abfahrt ereilte Chorleiter Heinz Sistig noch eine Hiobsbotschaft von Sbr. Hans Höller, der sich wegen Erkältung der Stimmbänder abmeldete. Da Sbr. Arnold Mies schon seit einigen Wochen wegen Krankheit fehlte, war der zweite Baß sehr geschwächt. Hinzu kam noch, daß ein Sbr. seine Brille vergessen hatte, und deshalb den Fliegendreck nicht von den Noten unterscheiden konnte. Im 1. Baß fehlten vier Stimmen (50 %). Insgesamt blieben acht Sänger teilweise unentschuldigt der Veranstaltung fern, d.h. der Chor war nur zu 70,37% anwesend. Dieses Handicap, besonders in den Baßstimmen, und die schlechte Akustik in der Festhalle trugen dazu bei, daß kein homogener Klang zustande kam.
„Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun“ (Ergo bibamus), mit diesem Lied von Kurt Lissmann, Worte von Johann Wolfgang von Goethe, Weise von Max Eberwein, begann der Chor seinen Vortrag zum Freundschaftssingen. „Swanee Ribber“, ein amerikanisches Volkslied, deutsche Übersetzung von Ludwig Andersen, Text und Weise: Stephen Forster, Satz: Paul Zoll, das als zweites Lied zu Gehör gebracht wurde, hätte man auch „am Olef-Ribber“ umtexten können, meinte der Vorsitzende des Jubelvereins, Karl Vermöhlen, als er sich nach den Darbietungen bei den Sängern bedankte und als Erinnerung dem Vorsitzenden, Willi Schütt, eine Plakette überreichte.
Kurz nach Beendigung des Auftritts erreichte auch Sbr. Peter Virnich wohlbehalten die Festhalle. Einige Sänger lauschten den anschließenden Vorträgen der Gesangvereine, die teilweise humorvoll vorgetragen wurden, so z. B. „Der Hühnerhof“, gesungen vom Frauenchor Heimbach. Die meisten Vussemer Sänger traten jedoch sofort den Heimweg an, um beim Junggesellenverein „Alte Heimat“ Vussem, der seine alljährliche Orientierungswanderung durchführte, die durstigen Kehlen zu löschen und mit Gegrilltem den Hunger zu stillen.

Samstag, 11. Juni 1994

Big-Grill-Fete

An alle Vereinsmitglieder war die schriftliche Einladung mit der Bitte ergangen, an einer Grillfete mit ihren Partnern auf dem Vussemer Sportplatz an diesem Tag teilzunehmen. Beginn war 17.00 Uhr. Es wurden gepflegte Getränke, Spezialitäten vom Grill und Reibekuchen zum Nulltarif angeboten. Nur Hunger, Durst und gute Laune waren mitzubringen. Zahlreiche aktive und inaktive Mitglieder waren der Einladung gefolgt, und so konnte die Fete steigen. Das Wetter hatte sich merklich gebessert. Sogar die Sonne kam hervor, das war nach dem Unwetter (Hagelschlag) und den letzten Regentagen schon ein Ereignis.
Der MGV brachte die Gäste mit seinen Liedvorträgen aus seinem reichhaltigen Repertoire

1.         Mägdlein hab acht,
2.         Ergo bibamus,
3.         Wanderliedchen „Eins, zwei, drei“ und
4.         Ein kleines Malheur,

so richtig in Stimmung, nachdem der Vorsitzende alle herzlich willkommen geheißen hatte.

Für die Getränke waren die Sangesbrüder Fritz Pütz und Peter Gülden verantwortlich, die im Laufe des Abends u.a. 150 l Bier verzapften. Am Grill stand der schwergewichtige Sbr. Hans Klinkhammer, der routiniert die leckeren Reibekuchen und Grillspezialitäten zubereitete und gekonnt servierte. Am Grill stand ihm u. a. Peter Dreesen in nichts nach.

Am Grill stand ihm u. a. Peter Dreesen in nichts nach. Zu vorgerückter Stunde wurde ein Lagerfeuer entfacht, um das man sich im Kreis auf den bereitgestellten Bänken niederließ. Zu den Klängen des Akkordeonspielers Heinz Sistig und der Gitarrenmusik von Adolf Potschernik wurde kräftig mitgesungen, so daß sogar die Vögel im Walde erstaunt verstummten und verwundert lauschten. Nach Mitternacht verließen die letzten Festteilnehmer mit leichtem Seegang den Veranstaltungsort.
Am Sonntagmorgen war Europa-Wahl. Beim Wahlvorstand konnte man schnell die Leute erkennen, die am Abend zuvor an der Grillparty teilgenommen hatten. Müde, abgeschlafft und lustlos verrichteten sie in einem bedauernswerten Zustand ihren ehrenamtlichen Dienst.

Donnerstag, 16. Juni 1994

Kurkonzert in Gemünd

Gemünd ist ein staatlich anerkannter Luft- und Kneipp Kurort. Bei seinem großen Waldreichtum besitzt Gemünd ein ausgesprochenes Reizklima. Dieses Klima, die geschützte Lage des Ortes zwischen Bergen und die mittlere Höhenlage (350 – 520 m NN) sind im besonderen empfehlenswert für herzkranke und kreislaufgeschädigte Erholungssuchende. Sie erhalten Linderung in der zentral gelegenen Kurmittelanlage mit medizinischen Bädern und Kneippschen Anwendungen. Entspannen können sie sich auch in dem Kur- und Erholungszentrum mit Kurpark, Kurpromenade, Parkrestaurant, Musikpavillon usw. Beliebt sind zahlreiche Kurkonzerte, die je nach Witterung im Kurhaus oder im Kurpark stattfinden. Zu diesem Zweck hatte sich der MGV 1892 Vussem in Gemünd an diesem Tag um 20.00 Uhr eingefunden, um mit einem Konzert die Kurgäste zu erfreuen.

Weil der Wettergott uns nicht gut gesonnen war, musste die Veranstaltung im großen Kursaal aufgeführt werden. Dieser Saal, wo auch Tanzturniere abgehalten werden, bietet Platz für 800 Gäste. An diesem Abend erschienen nur sage und schreibe 11 Personen. Es waren sieben Sängerfrauen, zwei Kurgäste und der Ehrenvorsitzende des Sängerkreises Schleiden, Hans Pesch, mit Gattin. Für die Mitwirkenden war es echt ätzend vor einer solch leeren Kulisse zu singen, zumal man wochenlang für dieses Konzert geprobt hatte. Die Kurverwaltung, die als Ausrichter der Kurkonzerte verantwortlich ist, muss sich deshalb den Vorwurf gefallen lassen, daß keine Werbung betrieben wurde, bzw. keine Plakate auf diese Veranstaltung hinwiesen. Nur in der „Kölnische Rundschau“ und im „Kölner Stadt-Anzeiger“ wurde in der Rubrik „Termine, Heute und Morgen“ darauf aufmerksam gemacht. Eine kurze Notiz war auch im Terminkalender, der im Schaukasten des Informationshauses aushing, zu lesen. Trotzdem ließen sich die 23 Sänger mit ihrem Dirigenten nicht entmutigen. Das hochkarätige Programm, für das Chorleiter Heinz Sistig verantwortlich zeichnete, hatte dieser in einzelne thematische Blöcke aufgegliedert:

Sbr. Klaus Reddig machte diese Lieder in seiner hervorragenden Moderation humorvoll dem Publikum schmackhaft. Als Solisten fungierten beim „Herrlicher Baikal“, ein Lied, das von der Flucht eines in Sibirien gefangenen Soldaten handelt, Bernd Wenderdel und Klaus Reddig. Sbr. Josef Kaltwasser glänzte beim Vortrag „Das Lied der Berge“. Als „Newcomer“ unter den Solisten versuchte sich Sbr. Hans Höller bei dem Lied „Stundenruf des Wächters“ (Hört Ihr Herrn und lasst Euch sagen), das von Heinz Sistig überarbeitet wurde, in lobenswerter Weise.
Nach 1 ½-stündigem Programm beendete der Chor unter anhaltendem Applaus der kleinen Zuhörerschar das ansprechende Konzert. Bleibt zu hoffen, daß am Sonntag, den 10. Juli 1994 um 16.00 Uhr beim nächsten Konzert in Gemünd mehr Kurgäste den Weg zum Aufführungsort finden werden.

Samstag, 18. Juni 1994

Biographie und Geburtstagsfeier von Sbr. Fritz Pütz (60 Jahre)

Ereignisse im Geburtsjahr 1934 und Biographie:
Sbr. Fritz Pütz wurde am 14.06.34 in einer unruhigen Zeit der Weltgeschichte, als Sohn der christlichen Eheleute Christian Pütz und Therese geb. Theisgen, geboren. In einer Zeit, in der Hitler während des sogenannten „Röhmputsches“ (Ernst Röhm, Stabschef der SA) zu Unrecht unliebsame Gegner liquidierte. Die SA wird entmachtet. Reichspräsident Paul von Hindenburg stirbt am 02.08.34. Hitler wird als „Führer und Reichskanzler“ Staatsoberhaupt. Polen und Deutschland schließen für 10 Jahre einen Nichtangriffspakt (Dieser Vertrag wurde von den Deutschen nicht eingehalten, denn mit dem Angriff auf Polen, am 1. September 1939 in den frühen Morgenstunden, begann der zweite Weltkrieg.). Ein Putschversuch in Österreich scheitert. Dabei wird Bundeskanzler Dollfuß ermordet. In Frankreich scheitert ein rechtsextremistischer Putsch. Spanien wird durch einen Aufstand der Bergarbeiter in Asturien erschüttert. In Lettland und Estland scheitert die Demokratie. Stalin beginnt in der Sowjetunion die „Große Säuberung“, der alle tatsächlichen oder möglichen Oppositionellen zum Opfer fallen, darunter auch fast die gesamte Armeeführung. Japan kündigt das Washingtoner Flottenabkommen, um seine Marine verstärken zu können. Mao und seine Anhänger flüchten in China vor den Verfolgungen Tschiang Kaischeks in entlegene Gebiete Nordchinas.
Im Mai 1934 wurde der erste Spatenstich für den Bau der Rurtalsperre Schwammenauel getan. 2000 Arbeiter fanden hier für vier Jahre Arbeit und Brot. Zur damaligen Zeit war Johann Sistig (Vater von „Zäh“) Präsident des MGV und wahrscheinlich Lehrer Karl Schiffer Dirigent. Gemeindevorsteher war Franz Schneider. Seelsorger der Rektoratsgemeinde Vussem-Breitenbenden war Rektor Pater Heinrich Thomas.
Diese unruhige Zeit übertrug sich auch auf Fritzchen. Er war der reinste Wibbelstetz und terrorisierte Eltern und Geschwister (2 Brüder und 2 Schwestern). Da er in der Schule seine Mitschüler nicht in Ruhe lassen konnte, machte er des Öfteren Bekanntschaft mit dem Rohrstock. Deshalb war der Lehrer froh, als Fritz am 24. März 1947 mit vier weiteren Schülern aus der Volksschule entlassen wurde. 1948 trat er in Eiserfey „Am Hammer“ bei seinem Onkel Matthias Theisgen die Lehre als Hufschmied an. Hier lernte Fritz den Umgang und die Liebe zu den Pferden kennen. Diese Kenntnisse, die er sich damals erworben hatte, kann er heute seinem schwarzen Gaul zugute kommen lassen, wenn er als Cowboy verkleidet auf seiner Hazienda, zu deutsch „Hatzegrave“, stolz daherreitet. Nach einem Jahr musste er die Lehre abbrechen, um bei der Maschinenfabrik Peter Girards in Neuhütte, als Universalfräserlehrling zu beginnen. Nach bestandener Gesellenprüfung wurde er von der Firma übernommen.
Im Jahre 1950, bei der Wiedereröffnung des MGV nach dem Kriege, trat er in den Club ein und singt seitdem die erste Baßstimme. Jahrelang hat er als sogenannter Leithammel (Satzführer) die Schäfchen im 1. Baß zusammengehalten. Nun will ausgerechnet ein älterer Sänger (5 ½ Monate älter) ihm diesen Posten streitig machen. Aber als alter Platzhirsch weiß Fritz sich zu verteidigen. Denn solange er noch mit seinem Stümmelchen den richtigen Takt angibt, wird er von seinen Sangesbrüdern akzeptiert.
1956 erlitt er einen schweren Betriebsunfall, als er bei Beendigung von Ausleerungsarbeiten in der Gießerei aus der Kabine des Krans stieg, unglücklich abrutschte und in die Tiefe stürzte. Dabei zog er sich böse Kopfverletzungen und einen Leberriss zu. Eine Niere musste entfernt werden. Wochenlang rang er mit dem Tode, den er letztendlich besiegte. Seitdem hängt er mehr denn je an seinem Leben. Deshalb feiert er, verständlicherweise, öfter mal seinen zweiten Geburtstag.
Mit 26 Jahren war seine Sturm- und Drangperiode zu Ende. Er hatte nun die richtige Braut gefunden und heiratete 1960 seine Edith (Die älteren Sänger können sich bestimmt noch gut an diese fröhliche Hochzeitsfeier erinnern.). Vier Kinder wurden geboren (3 Mädchen und 1 Junge). Fritz wurde ein fürsorglicher Familienvater. Liebevoll nannte man ihn „Babsche“. Mittlerweile ist er dreifacher Opa geworden.
1962 wurde er Mitbegründer der Bläsergruppe, die aus dem MGV hervorging. Erfolgreich spielte er hier einige Jahre die Tuba. 1972 wurde er als Vertreter des MGV in das neu gegründete Ortskartell gewählt. Über 20 Jahre, mit einer kurzen Unterbrechung, vertrat er die Belange und Interessen des MGV. Schon 23 Jahre hat er das verantwortungsvolle Amt des Kassenwarts im MGV inne. Am Samstag, den 17.11.1990 wurde er im Rahmen eines Festkonzertes für 40jährige Mitgliedschaft geehrt und erhielt aus der Hand des Kreissängerbundvorsitzenden, Hans Pesch, Nadel und Urkunde überreicht. Nach ca. 2jähriger Arbeitslosigkeit tritt er nun in den wohlverdienten Ruhestand.

Geburtstagsfete:

Zusätzlich zu seinem großen Verwandten- und Freundeskreis, hatte er es sich nicht nehmen lassen, auch die Sänger des MGV zu seinem 60. Geburtstag einzuladen. Vorweg sollte man noch erwähnen, daß der Chor ihn am eigentlichen Geburtstag, Dienstag, den 14.06.94 nach der Probe überrascht hatte, als man still und leise an seinem Anwesen Aufstellung nahm, um ihm gesanglich mit ein paar Liedvorträgen zu gratulieren. Verblüfft erschien er auf dem Balkon des Hauses, und man konnte sehen, daß die Überraschung gelungen war.
Am Samstagabend gegen 20.00 Uhr hatten sich 21 Sänger im „Hatzegrave“ eingefunden, um dem Jubilar zu seinem Geburtstag offiziell ein Ständchen zu bringen. Vorsorglich hatte der Hausherr die große Terrasse überdacht, weil Regen angesagt war. Aber der Wettergott war an diesem Tag einsichtig, und so konnte der Chor bei herrlichem Wetter mit dem Lied „Im Abendrot“ beginnen. Anschließend gratulierte der Vorsitzende im Namen der Sänger und überreichte einen Kerzenleuchter als Geschenk mit den Worten: „Möge das Licht Dir in Zukunft auf all Deinen Wegen leuchten, damit Du immer wohlbehalten nach Hause findest!“. In seiner Ansprache betonte er auch, daß der Jubilar sich um den Verein als langjähriger Kassierer besondere Verdienste erworben habe.
Nach dem Vortrag der Lieder „Im Weinkeller“ und „Ein kleines Malheur“ erinnerte Sbr. Bernhard Mießeler das Geburtstagskind daran, daß die wilden Jahre jetzt schon längst vorbei wären und schenkte ihm zur Erinnerung eine gußeiserne Wildsau. Heinz Sistig wußte in Reimform zu erzählen, daß der Jubilar erst kürzlich versuchte, einen Rennfahrer zu stoppen, der mehrmals beim Vorbeifahren an seiner „Ponderosa“ viel Staub aufgewirbelt hatte, indem er trotz wiederholten Ermahnens mit der Schaufel das Auto demolierte. Auch könne er sich glücklich schätzen ein richtiges Pferd zu besitzen und froh sein, nicht so eins zu haben wie Dreese Pitter, wo man beim Reiten die Füße über die Erde schleifen lassen muß. Hierbei verschleißt man mehr Schuhe als das Pferd Hufeisen.

Der Jubilar trug es mit Fassung, bedankte sich für die gelungenen Darbietungen, und eröffnete das Büfett. Dazu wurde reichlich Kölsch und Pils serviert und mit den Liedern „Herrlicher Baikal“, „Abendfrieden“ und „Dank am Abend“ der offizielle Teil des Ständchens beendet.

Sbr. Klaus Reddig würdigte nun den Jubilar als „alten Sack“, nahm ihn in den Club auf und überreichte ihm eine beglaubigte Urkunde, die ihn berechtigt, in Zukunft keine niederen Dienste in Haus, Hof, Küche, Garten und Keller irgendwelcher Art auszuführen. Unaufgefordert sind Pantoffel, Zeitungen, Speisen und Getränke zu reichen. Beim Verlassen der Wohnung sind Geldmittel in ausreichender Höhe zur Verfügung zu stellen. Christa Schröteler machte ihm mit ihrem Vortrag sehr deutlich, daß die Jugendzeit längst entschwunden sei, und er nun mit zunehmenden Alter so manches Zipperlein ertragen muss. Mit seinem zweiten Beitrag „Dat Hötche“ erntete Sbr. Bernhard Mießeler viel Beifall. Zur vorgerückten Stunde spielte der ehemalige Sbr. Werner Borker auf seinem „Quetscheböggel“ alte Volkslieder, die von den Sängern und Festgästen freudig mitgesungen wurden. Zuvor hatte er den 2. Baß, der wieder sehr dünn besetzt war, unterstützt. Dazu musste er sich die Brille von seiner Schwiegermutter ausleihen. Er versprach Sbr. Michel, bei der nächsten Probe wieder zu erscheinen (Was dieser auch zur Freude aller Sänger wahr machte. Sbr. Bernhard Mießeler hatte vorher 20 Liter Bier und 1 Tafel Schokolade gewettet und somit verloren). Im Verlaufe des Abends hatte Sbr. Josef Kaltwasser die Lacher auf seiner Seite, als er sich auf die Erde setzte und u.a. das Lied sang: „Der Kleen, der will ene Nüggel han“.
Mit dem Evergreen „So ein Tag, so wunderschön wie heute, der dürfte nie vergeh’n“ klang am frühen Morgen ein schönes Geburtstagsfest in voller Harmonie und Eintracht aus. Der Chronist wünscht dem Jubilar, daß er noch viele Jahre im Kreise des MGV verbringen kann.

Sonntag, 10. Juli 1994

16.00 Uhr Kurkonzert in Gemünd

Gemünd erhielt seinen Namen, weil hier die aus dem Schleidener Tal kommende Olef in die Urft mündet. Die sich vereinigenden Flüsse bilden den Wasserlauf zur Urfttalsperre, der bei starken Niederschlägen große Wassermengen mit sich führt. – Gemünd war Ende des 2. Weltkrieges Schauplatz schwerer Kämpfe und lag monatelang im Frontgebiet. Was durch die Bombenangriffe 1944 verschont blieb, wurde in den späteren Kämpfen zerstört, darunter alle 18 Brücken der Stadt. Der mit am schwersten getroffene Ort des Eifeler Grenzlandes ist heute wieder großzügig aufgebaut und konnte sich einen hervorragenden Platz im Fremdenverkehr der Nordeifel zurückerobern.
Um den erholungssuchenden Feriengästen und Einheimischen etwas Abwechslung und Entspannung zu bieten, war der MGV Vussem wieder nach Gemünd angereist. Die Voraussetzungen für das Konzert waren im Gegensatz zum letzten hiesigen Auftritt optimal. Zahlreiche Zuhörer hatten sich im Kurpark eingefunden, um bei herrlichem Sonnenschein den gutgelaunten Sängern unter ihrem Dirigenten Heinz Sistig im schattigen Musikpavillon den Darbietungen zu lauschen. Es gelangten wieder bekannte Volkslieder und internationale Folklore zur Aufführung, die von Sbr. Klaus Reddig in gekonnter Weise dem Publikum vorgestellt wurden. Die aufmerksamen Zuhörer waren begeistert und sparten nicht mit Applaus.
Der Newcomer, Sbr. Werner Borker, bestritt nach über 20jähriger Abwesenheit wieder seinen ersten erfolgreichen Auftritt im Dress des MGV. Nach nur dreimaligem Proben beherrschte er das vielseitige Programm schon fast wie ein Profi, wenn auch der Text noch etwas Schwierigkeiten bereitete. Man kann jetzt schon sagen, daß er eine Verstärkung und Bereicherung im 2. Baß geworden ist. Am Schluss der Veranstaltung schritt er mit stolzgeschwellter Brust von der Bühne und wurde von den Sängern und seiner Gattin, die aufmerksam zugehört hatten, beglückwünscht.
Zuvor aber hatte der Chorleiter es nicht versäumt, den Sängern für die gute Leistung und Konzentration beim Konzert zu danken. Besonderen Dank aber erhielten die Breitenbendener Sangesbrüder, die trotz der Kirmes im Ort vollzählig erschienen waren.
Nun war Eile geboten, denn das vielversprechende WM-Viertelfinalspiel Deutschland – Bulgarien wurde im Fernsehen um 18.05 Uhr übertragen. Deutschland war Favorit, und deshalb durfte man ja nichts versäumen. Doch, oh Jammer, oh Schande, die Enttäuschung war riesengroß, denn die deutsche Mannschaft unter Trainer Berti Vogts versagte kläglich und verlor 1:2.  Somit war der dreifache Weltmeister vorzeitig ausgeschieden.

Donnerstag, 14. Juli 1994

Biographie und Geburtstagsfeier des ehemaligen Sbr. Matthias Theisgen, (90 Jahre)

Zur Geschichts- und Heimatkunde:
In unmittelbarer Nähe, wo Hauserbach und Urfeyer Bach (auch Vollemer Bach genannt) sich vereinigen, eingangs des Ortes Eiserfey, liegt der im Volksmund genannte „Alte Hammer“. Das renovierte Gebäude erinnert noch heute an die einstmals hochentwickelte Eisenindustrie im Feytal. Das noch vorhandene Wasserrad wurde von den Wassern des Feybachs angetrieben. Die beiden Quellflüsse des Feybachs, Urfeyer Bach und Hauserbach, trugen ursprünglich beide den Namen Feybach. Dieses Wasserrad betätigte wiederum über Transmissionswellen den Blasebalg und Schmiedehammer. Das ehemalige Hammerwerk des Hüttenwerks Eiserfey-Altwerk datierte von 1696 – 1860 und wechselte mehrmals den Besitzer. Aus einem alten Lageplan, der in der Franzosenzeit 1794 – 1814 entstanden sein muss, geht hervor, daß der „Hammer“ zu ¾ den Erben Henseler aus Vussem und zu ¼ dem Herrn Eilertz aus Eiserfey gehörte. Im Jahr 1836 werden als Besitzer J. Th. Latz und Fr. J. Eilertz aus Eiserfey sowie R. und C. Poensgen aus Schleiden genannt. Dann war der Zug für die industrielle Entwicklung der Hammer- und Hüttenwerke in der Eifel abgefahren. Die Eiserfeyer bemühten sich um raschen Ersatz für die verlorengegangenen Arbeitsplätze in der Eisengewinnung bzw. in der Eisenverarbeitung. Dabei wollte man wiederum die Wasserkraft des Baches nutzen. 1865 erhielt Theodor Strunk die Genehmigung, im umgebauten „Hammer“ ein Sägewerk zu betreiben. – Von 1880 bis 1922 hatten die Firmen Simon Ulrich aus Mechernich und von 1922 – 1930 Matthias Hilden aus Köln hier eine Ofenschleiferei eingerichtet. P. S.: Die Gründe für den Niedergang der Eisenindustrie waren neben dem Holzraubbau, der weite Wege zum Abtransport des Holzes zur Folge hatte, der Konkurrenz der Steinkohle zur Reduktion des Eisenerzes und die unvorstellbar schlechten Straßenverhältnisse. Da die preußische Regierung den Straßenbau in der Eifel hinauszögerte, entstanden sogenannte Prämienstraßen, auf denen fremde Fuhrleute Wegegeld zahlen mussten. Durch Eiserfey führte eine solche Prämienstraße.

Besondere Ereignisse im Geburtsjahr des Jubilars 1904:
Politisch gesehen war es eine ruhige Zeit, weil die Ereignisse bzw. Kriege fern der Heimat stattfanden und die Berichterstattung noch nicht über die Mittel verfügte, die heute selbst-verständlich sind, z.B. Fernsehaufzeichnungen, Satellitenempfang, Computertechnik oder Rundfunk. Eine Zeitung konnte sich kaum jemand leisten. So dauerte es oft Tage und Wochen, bis eine wichtige Nachricht in die Eifel vorgedrungen war. 1904, so wird aus der Weltchronik berichtet, kam es in Deutsch-Südwestafrika zu einem Herero-Aufstand (Bantuvolk Südafrikas). Die deutsche Schutztruppe siegt in der Schlacht am Waterberg. Ein Aufstand der Hottentotten (nomadisches Hirtenvolk, das weite Teile Südafrikas bewohnte) kann erst 1907/08 niedergeschlagen werden.
Japan fordert Rußland zur Räumung der Mandschurei auf. Da Rußland ablehnt, erklärt Japan den Krieg. Japaner blockieren Port Arthur, landen in Korea und dringen in die Mandschurei ein. In der Schlacht am Yalafluß siegen sie. – Ein britisches Expeditionskorps besetzt Tibet. Der Dalai-Lama flieht. Tibet wird englisches Schutzgebiet.
Aus der Vereinsgeschichte ist zu entnehmen, daß 1904 unsere Fahne im Rahmen eines Sängerfestes in der damaligen Pfarrkirche zu Holzheim von Pfarrer Jansen eingesegnet wurde.

Biographie:
Der aus Vussem stammende Jubilar wurde vor 90 Jahren, am 14.07.1904 geboren. Er erlernte den schweren Beruf des Huf- und Wagenschmiedes bei dem legendären „Mauel Kloos“, der das Gelände von der Pulvermühle erworben und darauf eine Schmiede errichtet hatte (Mauel Kloos konnte sagenhafte Lügenmärchen erzählen.). 1931 erwarb M. Theisgen den „Alten Hammer“ und nahm dort einen Schmiedebetrieb auf. Nun trieb das Wasser wieder Blasebalg und Schmiedehammer an. Schon ein Jahr später, am 27.06.1932. konnte er erfolgreich seine Meisterprüfung ablegen. Mit 28 Jahren war er der jüngste Meister seines Fachs im weiten Umkreis. Darauf konnte er sehr stolz sein.
Matthias Theisgen war aktiver Sänger im MGV 1892 Vussem. Mit 16 Jahren trat er in den Chor ein und verblieb dort nach eigenen Angaben bis 1933. Im alten Vereinsbuch (Kassenbuch) steht u.a. geschrieben, daß er 1928 und 1929 zusammen mit Heinz Reinartz zum Fahnenoffizier gewählt wurde. Das war zur damaligen Zeit eine große Ehre. Fähnrich war Josef Wielspütz. Auch ist er der einzige noch lebende Mitbegründer des SV Vussem (gegr. 1920) in dem er viele Jahre tätig war.
Als der 2. Weltkrieg 1939 ausbrach, wurde Matthias Theisgen als einer der ersten eingezogen. Nach einer Verwundung in Stalingrad kam er zunächst nach Soest in ein Lazarett. Von hier geriet er erneut nach Rußland, wo er in Leningrad in Gefangenschaft kam. Im Mai 1945 wurde er entlassen, und so konnte er in seine geliebte Heimat zurückkehren, wo er bald wieder mit seiner alltäglichen Arbeit als Schmied begann.
1952 musste er aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf an den Nagel hängen. Nun konnte er sich ganz seinen Hobbies, der Schafs- und Bienenzucht widmen. Aber auch in seinem großen Gemüse- und Obstgarten gibt es immer noch genügend Arbeit, die er dann verrichtet, wenn es ihm seine Gesundheit zulässt.
Nach einem Brand gestaltete man das Gebäude zu mehreren Wohneinheiten um. Das Wasserrad wurde von Schwiegersohn Werner Borker liebevoll restauriert, und er hält es z. Zt. noch ohne Nutzen in Betrieb. Familie Theisgen und Familie Borker haben um das Wasserrad mit den Fischteichen eine Idylle geschaffen, um die sie zu beneiden sind. Am 7. Juni 1986 feierte Matthias mit seiner noch rüstigen Gattin Maria Gertrud, geb. Metzen, die aus Pesch stammt, das seltene Fest der „Goldenen Hochzeit“ im Kreise der Familie und der Dorfbevölkerung. So Gott will, sagte er mir, wird in knapp zwei Jahren die „Diamantene Hochzeit“ ganz groß gefeiert.

Geburtstagsfeier:
Der Einladung war der MGV 1892 Vussem gerne gefolgt, um dem ehemaligen Vussemer Sänger Matthias Theisgen standesgemäß mit einigen Liedvorträgen zum 90. Geburtstag zu gratulieren. Mit den ersten beiden Liedern „Im Abendrot“ und „Das Elternhaus“ hatten die Herren Tenöre aber ihre liebe Mühe und Not. Einige Sänger drohten aus unerklärlichen Gründen von der Tonleiter abzurutschen. Es war eine Disharmonie zu hören, die auch der Tochter des Jubilars, welche eine gute Sopranistin ist, nicht verborgen geblieben war. Nach der Gratulation wurde der Gesang mit den Liedern

1.         Im Weinkeller
2.         Herrliches Weinland
3.         Ein kleines Malheur
4.         Ergo bibamus
5.         Abend im Gebirge und
6.         Dank am Abend
hörbar besser.

Vielleicht trug die gute Bewirtung dazu bei, daß die Kehlen besser geschmiert wurden. Die Bierfässer waren extra zur Kühlung in den Teichen gelagert worden. Die zahlreich erschienenen Gäste hatte man vorsichtshalber wegen der schlechten Wetterlage am Vormittag in einem Zelt untergebracht. Sie lauschten den Darbietungen hingebungsvoll und spendeten den Interpreten reichlich Applaus. Nach dem offiziellen Teil wurden zu den Akkorden der Ziehharmonika, gespielt von Sbr. Werner , alte Volksweisen gesungen. Als Solist betätigte sich wieder in altbewährter Manier Sbr. Josef Kaltwasser, mit seinen selbst-komponierten Songs. Auch Chorleiter Heinz Sistig wusste mit dem Lied „Rolling Home“ bei den Festgästen zu gefallen. Leider mussten die meisten Sänger das schöne Fest schon frühzeitig verlassen, weil der folgende Freitag noch mit Arbeit verbunden war. Die Rentner aber blieben bis zum Schluss, genossen die gut gekühlten Getränke, die herrlich laue Sommernacht und das Klappern des Rades am rauschenden Bach.

Freitag, 29. Juli 1994

Polterabend von Roland Küpper und Manuela Vogelsberg

Altes Eifeler Brauchtum!

Den „Hielich“ feierte man früher in der Eifel durchweg am Samstagabend vor dem Sonntag der erstmaligen Verkündigung zum „Heiligen Stand der Ehe“, des ersten „Aufrufs“ bzw. „Aufgebots“ in der Kirche. Die Brautleute müssen dieses Aufgebot beim Pastor „bestellen“, wozu sie häufig, um nicht gesehen zu werden, den Eintritt der Dunkelheit abwarteten. Aber bekannt wurde der „Verspruch“ doch sehr rasch und verbreitete sich in der Regel fast so schnell wie ein Lauffeuer. Der Aufruf in der Kirche erfolgte dann noch einmal an den beiden folgenden Sonntagen. Hierzulande sagte man dann: „Die Brautlöck senn övve de Bänk gefloore“. In der Woche darauf fand dann samstags in der Kirche die Trauung statt.
Der „Hielich“ ist der Abend, bevor das Brautpaar „en de Kaaste kütt“. So konnte man kürzlich im Eifelteil der Kölnischen Rundschau lesen. Der Leserbriefschreiber gab sich dankenswerterweise große Mühe, den schönen Eifeler Brauch wieder bewußter zu machen. „Kaaste“, damit meinte er den Schaukasten oder das Anschlagbrett für kirchliche Mitteilungen am Pfarrhaus oder an der Kirche. Zum „Hielich“, dem Eifeler Verlöbnis als offiziellem Eheversprechen, gehören also mindestens Braut und Bräutigam. Nicht immer fand sich die zweite Person früher in der Eifel so schnell wie heute. Der „Heiratsmarkt“ reichte ja noch nicht so weit übers Heimatdorf hinaus, schon, weil nicht so viele heiratsfähige junge Leute auswärts beschäftigt waren, erst recht, wenn mit dem Partner eine hohe Mitgift erwartet wurde. So war es nicht verwunderlich, daß in manchen Orten Inzucht betrieben wurde.
Aber heute ist das kein Problem mehr, denn fast jeder besitzt mit 18 Jahren schon einen Führerschein. Entfernungen spielen daher keine große Rolle mehr für eine dauerhafte Beziehung. So ist es auch nicht verwunderlich, daß Manuela und Roland für ihre Liebe weite Strecken in Kauf nahmen, um zusammenzukommen. Aber da das kein Dauerzustand werden sollte, beschlossen sie, zusammenzuziehen. Voraussetzung dazu war natürlich, daß sie in den heiligen Stand der Ehe treten mußten, um eine christliche Familie gründen zu können. In einer Zeitungsannonce konnte man folgende Bekanntmachung lesen:

Wir trauen uns zu trauen, am 6. August 1994

Roland Küpper & Manuela Vogelsberg
Geusenstr. 17
52457 Aldenhoven

Brautamt: 14.30 Uhr in der Pfarrkirche zu Vussem

Tagesadresse: „Zur Schneidmühle“ in Vussem

Zum Polterabend am Freitag, den 29. Juli 1994 laden wir alle Freunde, Verwandte, Bekannte und Nachbarn ab 19.30 Uhr in die Turnhalle zu Vussem herzlich ein.

Zu diesem freudigen Anlaß hatte der Brautvater Sbr. M. Vogelsberg zusätzlich den Männergesangverein eingeladen, dessen Sänger auch zahlreich erschienen waren (Leider war der Chronist verhindert.). Es wurde gepoltert mit Porzellan, Glas, Blumentöpfen und Dachziegeln. Die Scherben sollen dem Brautpaar Glück und Segen bringen. Aber auch helfen, die bösen Geister zu vertreiben. Leider ist es heute zur Unsitte geworden, daß Papierschnitzel und Gerümpel geworfen werden, was absolut mit dem Brauch, der erst in den letzten Jahren verstärkt in der Eifel aufgetreten ist, nichts zu tun hat. Gefeiert wurde bis zum frühen Morgen mit vielen Leuten, kalten Getränken, gutem Imbiss und schöner Musik.

Samstag, 30. Juli 1994

Sportwerbewoche des TSV Feytal mit Gefallenenehrung

Die Fußballabteilung des TSV Feytal führt vom 30.7. – 7.8.94 auf dem Sportplatz in Vussem ihre diesjährige Sportwerbewoche durch. 18 Mannschaften, darunter auch ein Team aus Bottmersdorf bei Magdeburg werden sich an einem Freizeitturnier „Unser Dorf spielt Fußball“ beteiligen. Das größte Interesse dürfte wohl die Begegnung zwischen dem Bezirksligisten TUS Mechernich und dem Bezirksligaaufsteiger ETSC Euskirchen II finden, zumal sie von FIFA-Schiedsrichter Georg Dardenne geleitet wird. Gespannt darf man auch sein, ob es diesmal gelingt, daß das Traditionsspiel zwischen Vussem und Eiserfey ausgetragen wird.
Mit einem Wortgottesdienst am Samstag um 18.00 Uhr in der Pfarrkirche zu Vussem wurde die Sportwerbewoche sozusagen eingeläutet. Anschließend begab man sich mit Blasmusik zum Ehrenmal, um der gefallenen Kameraden zu gedenken. Nach den einfühlsamen Worten und der Kranzniederlegung vom Vorsitzenden des TSV Feytal, M. Vogelsberg, sang der Chor, nachdem er Aufstellung genommen hatte, den Choral aus der Schubertmesse „Heilig, heilig“. Als zweites Lied kam zum Vortrag: „Dank am Abend“ nach der Melodie „Am kühlenden Morgen“ von Robert Pracht. Am Schluß der ehrwürdigen Veranstaltung spielte der Musikverein das Lied vom „Guten Kameraden“. Nun marschierte man im Gleichschritt mit Marschmusik zum Waldstadion, um bei einem musikalischen Dämmerschoppen die Eröffnungsfeier zu beschließen. Hier herrschte reger Betrieb.

Anmerkung:
Der Chronist kann und will sich beileibe nicht in die Angelegenheiten des Sportvereins einmischen, oder als Moralapostel auftreten. Dazu fehlen ihm die „Niedrigen Weihen“, wenn auch die Tonsur schon vorhanden ist. Aber es muss ihm die Frage gestattet bzw. erlaubt sein: „Wo waren die vielen Anhänger des TSV Feytal“? Es gibt einem doch zu denken, wenn ein Verein über eine stattliche Anzahl von Mitgliedern verfügt und, wie im vorigen Jahr, davon nur zwei Offizielle bei einer Gefallenenehrung teilnehmen. Deshalb kann man auch die Äußerungen der Sänger verstehen, die da sagen: „Für solch eine Interesselosigkeit des Veranstalters habe man kein Verständnis, zumal man ja selbst seine Freizeit gerne zur Verfügung gestellt habe“. Bleibt zu hoffen, daß im nächsten Jahr beim 75jährigen Bestehen des SV Vussem (gegr. 1920) mehr Resonanz bzw. Teilnahme seitens der Sportler gezeigt wird. Anlaß für eine sinnvolle Totenehrung wäre dann jedenfalls gegeben.

Anhang:
TUS Mechernich besiegte den ETSC Euskirchen II mit 2:0. Das Spiel wurde vom neuen Strempter Bezirksliga-Schiedsrichter Tim Ott geleitet, und nicht, wie in der Presse mitgeteilt wurde, von FIFA-Schiedsrichter Georg Dardenne. In dem Leistungsvergleich zwischen Eiserfey und Vussem behielten die Eiserfeyer mit 4:1 die Oberhand.

Samstag, 06. Juli 1994

Brautamt für Roland Küpper und Manuela Vogelsberg um 14.30 Uhr in der Pfarrkirche Vussem

Es war natürlich Ehrensache des MGV, dem Wunsche von Sbr. M. Vogelsberg nachzukommen, die Brautmesse für seine Tochter Manuela und seinen zukünftigen Schwiegersohn Roland durch Gesang zu verschönern.
Der langersehnte Tag war nun endlich gekommen. Die Hochzeitsglocken läuteten schon von fern, als der Musikverein das Brautpaar und die vielen geladenen Gäste mit Marschmusik zur Kirche geleitete. Zum Einzug der Brautleute sang der Chor, das kurzfristig vor der Messe in das Programm genommene und einstudierte Lied „Jubelt dem Herrn alle Lande“. Der Pastor aus Aldenhoven begrüßte das Hochzeitspaar und die Festgemeinde aufs herzlichste, und man sang gemeinsam das Lied „Großer Gott wir loben Dich“. Ehen werden im Himmel geschlossen, aber auf Erden gelebt, so war aus der Lesung u.a. zu hören. In dem Evangelium nach Johannes 15. Kap., Vers 9-12 steht geschrieben: „Das ist mein Gebot, liebt einander, so wie ich Euch geliebt habe“. Dieses Thema übernahm der Pastor auch bei seiner Predigt. Mit einer neu einstudierten Meditation „Frieden“ gelang dem Chor eine beachtliche Leistung.
Jetzt begann die Trauung der Brautleute und die Segnung der Ringe. Der Geistliche nahm die Vermählung vor und sprach dabei die bedeutungsvollen Worte: „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Nun seid Ihr Mann und Frau“. Dann erteilte er den Brautsegen. Nach den Fürbitten sangen einige Frauen des Kirchenchores ein Marienlied zur Gabenbereitung. Zum Sanctus erklang der Choral aus der Schubertmesse „Heilig, heilig“, gefühlvoll vorgetragen vom MGV. Danach kam das Chorwerk „Vater unser“ von Gotthilf Fischer mit Orgelbegleitung von Anno Hein zum Vortrag. Zur Kommunionfeier glänzte Sbr. Bernd Wenderdel als Solist mit dem Lied „Wenn ich ein Glöcklein wär“, von Franz Xaver Engelhard, Bearb.: Otto Fischer. Am Schluss der schönen Brautmesse wurde ein altes Marienlied „O Maria, Gnadenvolle“, das leider nicht mehr im „Gotteslob“ verzeichnet ist, gesungen. Deshalb hatte man den Text extra vervielfältigt und zum Mitsingen ausgelegt. Der Organist war von den Noten so begeistert, daß er sozusagen in einen regelrechten Spielrausch fiel und den Schlussakkord immer wieder hinauszögerte. Als er dann zufällig in den Rückspiegel schaute, hatte er die Situation sofort erkannt, trat auf die Bremse, so daß die Riemen quietschten und beendete abrupt das Nachspiel. Der Pastor hatte geduldig gewartet, bis die letzten Töne verklungen waren. Dabei wären ihm fast die hocherhobenen Arme abgefallen. Dann erst spendete er der schon unruhig gewordenen Gemeinde den Schlusssegen.

Gemächlich schritten nun das schöne Brautpaar und die Hochzeitsgesellschaft dem Ausgang zu, um die vielen Glück- und Segenswünsche in Empfang zu nehmen.

Zuvor aber mussten sie die Messdiener, die den Weg mit einem Seil versperrten, dazu bewegen, daß sie ihnen Durchlass gewährten. Nachdem sie nach altem Brauch den Wegezoll bezahlt hatten, konnten sie passieren. Jetzt mussten sie durch ein Spalier von Schornsteinfegern schreiten, die ihnen Reiskörner zuwarfen und damit zum Ausdruck brachten, daß sie viele Kinder und ein langes Leben haben sollten. Beim Holzsägen und Babywickeln konnten sie nun ihre Talente zeigen. Dazu spielte die Blasmusik den „Brautchor“ aus der Oper „Lohengrin“ von Richard Wagner.
Dem überglücklichen Brautvater war die Freude über die feierlich gestaltete Brautmesse schon von weitem anzusehen. Er strahlte über alle vier Backen und aus allen Knopflöchern, bedankte sich bei den vielen Mitwirkenden für die gelungenen Darbietungen und lud sie zum Umtrunk in die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ ein, wo auch der Hochzeitsschmaus stattfand. 15 Sänger hatten sich eingefunden. um die ausgetrockneten Kehlen bei den hochsommerlichen Temperaturen (36°) schnellstens von innen zu befeuchten.
Bei einem Streitgespräch, welches Lied als erstes von der Gemeinde im Brautamt gesungen wurde, verlor Sbr. Fritz Pütz eine Runde Bier. Er war der Meinung, es wäre „Lobe den Herrn“ gewesen. Dazu muss der Chronist folgendes berichten: Wir alle wissen, daß ein Sbr. seine eigenen Vorstellungen von Tempi, Rhythmus und Takteinteilungen hat. Er ignoriert bewusst gerne das Dirigat des Chorleiters und gibt diesem dann durch Stampfen mit den Füßen zu verstehen, daß er im Stande ist, schneller zu zählen und zu singen, als dieser den Takt angeben kann. Das führt oft zu unnötigen Diskussionen. In diesem Fall aber sang er schneller als der Organist spielte und die Polizei es erlaubt hätte. Weil er immer einen halben Takt voraus war, musste das zwangsläufig mit der Orgel und dem Gesang der Gemeinde zu Unstimmigkeiten bzw. zu einer Kollision führen. Das brachte wiederum Sbr. Fritz Pütz, auch „Knöpp“ genannt, so auf die Palme, daß er ihn hinter der Orgel aufsuchte, wo er sich wohlweislich versteckt hatte, um ihm den Marsch zu blasen. Aber da das in der Kirche zu laut geworden wäre, hat er ihm gehörig die Leviten gelesen und den „Caanes jesänt“ (Alter Eifeler Ausdruck für: Er hat ihm den Kopf gewaschen oder die Meinung gesagt. Caanes heißt Kopf). Aber erst durch einen gezielten Seitenblick seiner Gattin, die Gott sei Dank auf der Orgelbühne weilte, gab er sein unmögliches Handeln auf. Nun muss man ihm zugute halten, daß er sich durch das jahrelange Blasen auf der Posaune und durch das laute Trommeln seines Nebenmannes einen erwiesenen Hörschaden (30 %) zugezogen hat. Anders könnte man sein unrühmliches Verhalten auch gar nicht erklären. Warum er aber sein teures Hörgerät nicht benutzt, bleibt sein Geheimnis. Jedenfalls hält er es in seiner Nachttischschublade gut verschlossen aufbewahrt.
In geselliger Runde wurden noch einige Trinklieder gesungen, ehe man fröhlich und gutgelaunt auseinander ging.

Sonntag, 14. August 1994

Sommerfest am Wohn- und Pflegeheim Sanden in Vussem
Manchen Gegner ächzend über den Tisch gezogen

Wie viele Freunde die Bewohner des Wohn- und Pflegeheimes Sanden haben, machte das glänzend besuchte Sommerfest am Sonntag ab 10.00 Uhr wieder deutlich. Dieses Sommerfest wurde in diesem Jahr als „Bayrisches Wiesenfest“ ausgerichtet. Zum ersten Mal konnten die offenen Kreismeisterschaften im Fingerhakeln ausgetragen werden. Dieser bayrische Nationalsport Nummer 1 hielt nun Einzug in die Eifel. Damit auch alles mit rechten Dingen zuging, konnte man den Chiemgauer Rangler- und Hakler-Verein verpflichten, der bei der Ausrichtung der Veranstaltung tatkräftig mithalf. Als Schiedsrichter fungierte kein geringerer als der in Köln wohnende Konrad Plenk, der in dieser Sportart mehr als 40 Titel erringen konnte. Er war u. a. achtmal bayrischer Meister, neunmal deutscher Meister und fünfmal internationaler Titelträger.
Wie es sich für eine bayrische Veranstaltung gehört, hatte man auch ein echt blau-weißes Rahmenprogramm auf die Beine gestellt. Baumstammwerfen, Trachtengruppe, Schuhplattler, Alphornbläser, Jodlerkönig Hans-Günther Kainz aus dem Kleinwalsertal und die Trachtenkapelle aus Kistenich verwandelten das Umfeld des Wohn- und Pflegeheims in ein bayrisches Dorf. Entsprechende Speisen und Getränke wie Spanferkel, Weißwürschtl, Brezeln und Weizenbier konnte man u.a. für das leibliche Wohl käuflich erwerben.

Von Michael Nielen Vussem. „Ziagts o“, kaum war das Kommando des Kölner Schiedsrichters Konrad Plenk verklungen, schon konnte man die Gelenke der Mittelfinger der mehr oder weniger stabil gebauten Wettkämpfer knacken hören. Punkt 14 Uhr am Sonntag versuchten rund 20 gestandene Mannsbilder ihren Gegner im wahrsten Sinne des Wortes über den Tisch zu ziehen. Anlaß der Kraftakte, die oft die Adern vor An-strengung anschwellen ließen, waren die 1. Kreismeisterschaften im Fingerhakeln, die im Rahmen des „Bayrischen Wie-senfestes“ des Wohn- und Pflege-heims Heinz Sanden in Vussem stattfanden.
Das Werkzeug für die Sportart, die vor allem jenseits des Weißwurst-Äquators viele Anhänger hat, ist denkbar einfach. Gebraucht wird ein sogenannter Hakeltisch – Maße: 1,09 Meter lang, 79 Zentimeter hoch und 74 Zentimeter breit – sowie zwei Hocker mit einer Sitzfläche von 40×40 Zentimeter und einer Höhe von 48 Zentimeter. Auf dem Tisch sind jeweils in der Mitte und an den Längsseiten Markierungen gezogen.
Bis 140 Pfund wurde in der Leichtgewichtsklasse gestartet, über 140 Pfund starteten die „schweren Jungs“ in der Schwergewichtsklasse. Bei den Leichtgewichten hatten die Vussemer ein Heimspiel. Es siegte der einheimische Thomas Wetschorek vor Hubert Janden aus Iselburg und Michael Plovic, ebenfalls aus Vussem. Bei den Schwergewichten machte unter den Anfeuerungsrufen des zahlreich erschienenen Publikums Helmut Fohr aus Weißenbrunnen vor dem Vussemer Michael Hubert und Heinrich Bremer, ebenfalls Vussem, das Rennen.  
Ziel des ganzen sportlichen Wettkampfes ist es nun, den Gegner mit einem Fingerring, bestehend aus Hanf und mit Rindsleder umnäht, über die Längsseitsmarkierung zu ziehen. Eingehängt wird der Fingerring jeweils in den Mittelfinger der linken oder rechten Hand. Einzig zulässiges Hilfsmittel ist Magnesiumkalk, der ein Abrutschen des Fingers aus dem Ring verhindern soll.
Damit bei den ersten Kreismeisterschaften auch alles mit rechten Dingen zuging, hatte man sich seitens des Wohn- und Pflegeheimes erfahrener Hilfe versichert. Der Chiemgauer Rangler- und Haklerverein half bei der Ausrichtung der Veranstaltung tatkräftig mit, und mit dem in Köln wohnenden Konrad Plenk konnte als Schiedsrichter ein Mann engagiert werden, der in dieser Sportart schon mehr als 40 Titel auf sich vereinigen konnte.
Bevor es allerdings so richtig losgehen konnte, wurden die Wettkämpfer öffentlich verwogen.

Ohne Mühe zog der Vussemer Hans Klinkhammer (hinten) seinen Gegner über den Tisch. Neben den Fingerhaklern wurde den Zuschauern aber auch sonst eine Menge geboten. Alphornbläser sorgten für ungewöhnliche Töne in der Eifel, Hans-Günther Kainz unterhielt die Zuschauer als „Jodlerkönig aus dem kleinen Walsertal“ aufs Beste und auch die Trachtenkapelle aus Kistenich sorgte für bayrisches Ambiente. Für die neuen Fans des Fingerhakelns hatte der Meister Konrad Plenk noch einen Trainingstip parat. Einen Haken in die Decke schrauben und sich mit dem Finger daran hochheben. Also dann, „auf geht’s Buam“.  

Unter den gestrengen Augen von Schiedsrichter Konrad Plenk (re.) mobilisierte der Mechernicher Rainer Kirfel (Ii.) seine letzten Kräfte

Natürlich waren auch die einheimischen Vereine wie Kirchenchor, Musikverein und MGV wieder mit von der Partie. Sie sorgten mit ihren Beiträgen für Abwechslung und Stimmung beim Publikum. Aus dem reichhaltigen Repertoire des MGV gelangten folgende Lieder zur Aufführung:

1.         Im Weinkeller,
2.         Weinland,
3.         Grüß mir die Reben,
4.         Im Brauhaus, und
5.         Eins, zwei, drei.

Für die gelungenen Darbietungen erhielt der Chor von den Zuhörern herzlichen Applaus, zumal Sbr. M. Vogelsberg zünftig in bayrischer Tracht erschienen war. Nur fehlte ihm der traditionelle Hut mit Gamsbart. Er gab zu verstehen, daß ihm dazu das nötige Kleingeld gefehlt habe. Der Polterabend und die Hochzeit seiner Tochter habe ihn zwar eine schöne Stange Geld gekostet, aber für die Aufstockung seines Wohnhauses hätte er die letzten Geldreserven aufgebraucht, und nun stünde er kurz vor dem Ruin. Erschwerend käme noch hinzu, daß die Asylantenzugänge rückläufig wären, und er deshalb noch gar nicht wüßte, ob ihm welche zugeteilt würden. Es könnte durchaus sein, daß die neuen Wohnungen eine Zeitlang leerstehen müßten und daher auch die Mieteinnahmen in Frage gestellt seien. Im Moment habe er auch keine größeren Geldbeträge zu erwarten, im Gegenteil, die Diätenerhöhung, womit er fest gerechnet habe, wäre schon wieder mal gestrichen worden. Einige Sangesbrüder waren zu Tränen gerührt und hatten Mitleid mit ihm. An der Bierbude, die von Helfern der Freiwilligen Feuerwehr besetzt war, bekam er kostenlos Getränke gereicht, die durch das Zusammenlegen der Biermarken von den Sängern bezahlt wurden.

Fazit der Veranstaltung:
Das Sommerfest hätte es eindrucksvoller nicht unterstreichen können: Die Behinderten aus dem Wohn- und Pflegeheim Sanden sind in unserer Gemeinde voll integriert.

Dienstag, 23. August 1994

Namenstags- und Geburtstagsparty der Sbr. Bernhard Mießeler, Bernhard Hoffmann, Bernd Wenderdel, Hans Klinkhammer und Anno Hein (69 Jahre)

Einleitung:
Am 20. August feiert man das Fest des hl. Bernhard von Clairvaux. Dieser Heilige wurde um 1090 in Fontaines bei Dijon geboren. 1115 wählte man ihn zum ersten Abt des Zisterzienserklosters Clairvaux-sur-Aube. Er gründete 68 Klöster seines Ordens. Mit aller Macht bekämpfte er die Thesen des Philosophen und Theologen Abälard. Als Theologe und berühmter Prediger übte er durch die Erneuerung des kirchlichen Geistes bei Adel, Klerus und Volk großen Einfluss auf seine Zeit aus. Er war Begründer der mittelalterlichen Mystik ( gilt als höchste Stufe der Frömmigkeit) und gewann 1146 Kaiser Konrad III. zur Teilnahme am zweiten Kreuzzug. 1174 wurde er heilig gesprochen, und 1830 erhob man ihn zum Kirchenlehrer.

Zur Sache:
Die drei Bernhardiner, Hans und das Geburtstagskind Anno hatten sich diesmal etwas besonderes einfallen lassen und die Sänger dazu in den Probenraum um 19.00 Uhr eingeladen. Sie spendierten den staunenden Sbr. eine deftige Schlachterplatte, die, wie könnte es auch anders sein, von Sbr. Hans Klinkhammer organisiert und liebevoll zusammengestellt worden war.
Da der 1. Vorsitzende z. Zt. in Urlaub weilte (Zypern und Israel) und der Stellvertreter bei Beginn des Festes verhindert war, wurde die Fete von Sbr. Bernhard Mießeler eröffnet. Er wünschte allen Sängern einen vergnüglichen Abend und guten Appetit. Angesichts der vielen Leckereien vergaß man doch tatsächlich, den edlen Spendern zum Dank ein Ständchen zu singen. Zu der schmackhaften Jause wurde ein eiskalter Obstler von Sbr. Hans Höller serviert, der wegen seines Urlaubs mit seiner Namenstagsflasche in Rückstand geraten war. Dazu wurden auch die 20 Ltr. Bier gereicht, die Sbr. Bernhard Mießeler bei einer Wette verloren hatte (Der Chronist berichtete darüber). Auch Sbr. Arnold Mies hatte es sich nicht nehmen lassen, für seinen verflossenen Namenstag noch eine Flasche Kognak zu kredenzen. Außerdem, weil das Bier nicht ausreichte, gab er noch einen Obolus dazu, damit man noch ein Fässchen Bier (15 Ltr.) für die durstigen Zecher besorgen konnte.
Da von den 28 Sängern nur 22 erschienen waren, blieb von den Wurst- und Fleischwaren natürlich einiges übrig. Sie wurden an Interessenten aufgeteilt. Als nun ein Sbr. zur nächtlichen Stunde heimkehrte, weckte er seine verdutzte Ehefrau aus dem Schlaf und präsentierte ihr aus dem reichhaltigen Wurstsortiment einen dicken Flönzstummel. Nachdem sie sich, noch schlaftrunken, vergewissert hatte, daß auch keine Verwechslung vorlag, wurde dieses Objekt genüsslich verzehrt.

Donnerstag, 20. Oktoer 1994

Werbeveranstaltung

An alle aktiven und inaktiven Mitglieder war eine Einladung mit der Bitte ergangen, an einer Leistungsschau hochwertiger Markenprodukte direkt vom Hersteller teilzunehmen. Darüber hinaus kommt das zahlreiche Erscheinen der Mitglieder der Vereinskasse zugute. Der Sponsor zahlt für jedes anwesende Paar eine Spende. Außerdem wird ein „rustikales Abendbrot“ mit einem Getränk kostenlos serviert. Der Besuch ist unverbindlich und ohne Verpflichtungen.
Angenehm überrascht war der Vorsitzende, der für die Veranstaltung tüchtig die Werbetrommel gerührt hatte, als er gegen 20.15 Uhr in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“  57 erschienene Gäste begrüßen konnte. Gleichzeitig stellte er den Werbeleiter, Herrn Schmitz, vor, der in einem Ort bei Kaiserslautern beheimatet ist und verständlicherweise die Markenprodukte an den Mann bringen musste. Zunächst aber teilte dieser den staunenden Zuhörern mit, daß er 500,- DM in die Vereinskasse spenden werde. Er äußerte zugleich aber auch die Bitte, der Chor möge die Leistungsschau gesanglich eröffnen. Dieser Bitte kam man gerne nach. Da aber unverständlicherweise 12 Sänger (42,85 %) der Veranstaltung ferngeblieben waren, sonst wäre noch mehr Geld in die Kasse geflossen, musste der MGV sehr geschwächt zu Werke gehen. Im 1. Tenor fehlten 5, im 2. Tenor 4, im 1. Baß 1 und im 2. Baß 2 Stimmen. Das heißt statistisch gesehen: nur 57,15 % der Sänger waren anwesend. Mit dem Lied „Im Brauhaus zur kupfernen Nase“ hatte der Chorleiter eine gute Wahl getroffen, wenn auch einige Sänger, besonders die Frischlinge, den Text noch nicht ganz beherrschten, zumal das Lied ohne Noten gesungen wurde. Sie bewegten daher die Lippen wie die Profis beim Playback, und kaum jemandem war dieses Handicap aufgefallen, denn für den spontanen Auftritt wurde stürmisch applaudiert.
Nach dem „Rustikalen Abendessen“ konnte nun die Verkaufsschau beginnen. Kochtöpfe aus Edelstahl wurden angepriesen. Ein Sbr. meinte dazu: „Die Kochtöpfe mögen ja schön und gut sein. Wenn aber meine bessere Hälfte mir bei einem Ehekrach die schwergewichtigen Töpfe um die Ohren schmeißt, ist das nicht so gut, sondern grenzt an Körperverletzung“. Jetzt wurden Ober- und Unterbetten sowie Kopfkissen und Decken aus Merino-, Lama- und Mohairwolle voll des Lobes und, wie wir Sänger sagen, in den höchsten Tönen vorgestellt. Der Verkaufsleiter verstand sein Geschäft bestens. Geschickt brachte er die Hausstaubmilbe ins Gespräch und ließ ein Foto, 100-fach vergrößert versteht sich, von diesem gefräßigen Tierchen reihum gehen, die millionenfach in den altbewährten Federbetten vorhanden seien.
Der Ex-Vorsitzende Peter Dreesen konnte das bestätigen. Er leide schon seit Jahren an der Milbenplage, die sich bei ihm in Nase und Ohren festgesetzt hätte. Nur seine Frau wollte ihm das nicht glauben. Sie sagte dazu: „Menge Mann hätt zwar de Melle, die setze bei dämm ävve em Kopp“.
Der Fachmann konnte noch mit anderen Argumenten einige Zweifler davon überzeugen, daß sie die vorgestellten Produkte nirgendwo preisgünstiger erwerben könnten, als an diesem Abend. Es wurden dann auch einige Kaufverträge zur beiderseitigen Zufriedenheit abgeschlossen. Da aber bis zum Eintreffen der bestellten Ware noch einige Zeit ins Land gehen wird, muss der Kunde allerdings solange noch mit den kleinen Haustierchen in den alten Federbetten vorlieb nehmen.

Samstag, den 12. November 1994

Geburtstagsständchen für Heinz Sanden Sen. geb. am 13.11.1926 (68 Jahre)

Der Einladung zum Geburtstagsständchen für Heinz Sanden Sen. wurde gerne Folge geleistet, zumal H. Sanden inaktives und förderndes Mitglied unseres Vereins ist und für die Belange des Chores stets ein offenes Ohr bzw. offene Hände hat, wenn es um finanzielle oder materielle Dinge geht.
So trafen sich die Sänger zwanglos am Samstag im Restaurant und Hotel „Zum Jägerhof“ in Breitenbenden gegen 20.30 Uhr, um mit einigen Liedvorträgen ihre Aufwartung zu machen. Als erstes kam das für diesen Ehrentag neu einstudierte Werk mit dem Titel „Geburtstagsständchen“ zum Vortrag. Danach überbrachte der Vorsitzende im Namen der Sänger die Glück- und Segenswünsche und überreichte dem fast 68jährigen ein Buchgeschenk. Da der Jubilar erst am anderen Tag Geburtstag hatte, also hineinfeierte, war eine Gratulation noch nicht angebracht, worauf der Senior bestand. Mit dem zweiten Lied „Weihe des Gesanges“ hatte man dem Geburtstagskind sichtbar viel Freude bereitet. Es folgten noch „Herr Wirt“ und „Abendfrieden“ von Franz Schubert (1797-1828) op. 11 Nr. 3, das als Erstaufführung getragen zu Gehör gebracht wurde. Am Applaus merkte man, daß dieses Lied bei den zahlreichen Gästen gut angekommen war bzw. seine sakrale Wirkung nicht verfehlt hatte.
Schade, daß dieser begnadete Komponist verarmt im Alter von nur 31 Jahren verstorben ist. Er wurde als Sohn eines Schulmeisters in Wiens Vorstadt Lichtenthal geboren und hatte 13 Geschwister. Not und Entsagung begleiteten sein Leben von Jugend auf. In nur 14 Schaffensjahren schrieb der vom Komponieren Besessene 900 Werke, darunter mehr als 600 Lieder.
Nach den gelungenen Darbietungen seitens des Chores ging man zum gemütlichen Teil über. In der Gaststube hatte man extra für die hungrigen Sänger belegte Brötchen und Schnittchen schön garniert zum Verzehr bereitgestellt. Man ließ sich nicht lange nötigen und ließ es sich schmecken. Dazu wurden reichlich Getränke serviert, die auch bald Wirkung zeigten. So brachte Sbr. Bertram Berners nach über 11jähriger Abstinenz, der letzte Vortrag erfolgte am 1. Oktober 1983 in Braubach (Ausflug), sein Solo „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ gekonnt in Erinnerung, das selbstverständlich von den Sängern mit dem „Simsaladim“ begleitet wurde. Dieses Lied ist eine aus dem 18. Jahrhundert stammende Fassung, die im bergischen Land aufgezeichnet wurde. Das Lied wurde gerne zu Pfänderspielen gesungen. Wer das in den jeweils ersten Zeilen am Ende ausgesparte Wort zu früh sang oder sich beim Zungenbrecher „Simsaladim bambasala dusaladim“ versprach, mußte ein Pfand abgeben. In studentischen Kreisen diente es zum Austragen der „Bierstrafen“.
Alsbald brach man auf, um den „langen“ Heimweg von 2 km anzutreten. Unterwegs wurden einige Sbr. vom Durst geplagt und kehrten deshalb noch in das Vereinslokal „Zur Schneidmühle“ ein, um Abhilfe zu schaffen.

Sonntag, 13. November 1994

Volkstrauertag 9.45 Uhr in Breitenbenden und 10.30 Uhr in Vussem

Der November gilt als der Totenmonat. Nach dem „Goldenen Oktober“ und vor dem weihnachtlich besinnlichen Dezember nehmen sich viele Menschen auch heute noch die Zeit, im 11. Monat des Jahreskreises ihrer Verstorbenen und der gefallenen Soldaten zu gedenken. Wir Lebenden halten einmal inne und werden uns bewusst, daß unser eigenes Leben ein ständiges Zugehen auf den Tod ist. Im November verändert sich die Landschaft unübersehbar. Die letzten Blätter fallen zu Boden, die bunten Farben des Herbstes weichen allmählich einem winterlich kahlen Panorama. Ein Teil der Natur stirbt, und der Mensch als Bestandteil der Welt kommt nicht umhin, sich seiner Sterblichkeit bewusst zu werden.
In diesem Jahr musste der MGV zuerst in Breitenbenden antreten, um mit zwei Liedvorträgen die Gedenkveranstaltung am Ehrenmal gesanglich zu unterstützen. Mit der Motette „Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit“, Satz von Matthias Claudius (1740 – 1815) und Weise von Hans Georg Nägeli (1773 – 1836), brachte der MGV den Choral sehr mäßig bewegt und feierlich zu Gehör.
Ortsvorsteher und Sbr. Josef Kaltwasser sagte anschließend in seiner Ansprache sinngemäß: „Es ist eine würdige Veranstaltung, die uns am heutigen Tage zusammengeführt hat. Zwei Wochen vor dem 1. Advent wird alljährlich dieser nationale Gedenktag für die Opfer beider Weltkriege und des Nationalsozialismus begangen. Ich möchte diese Gedenkstunde nutzen, um über die Erinnerung an Leid und Elend zweier Weltkriege hinaus auch an jene erinnern, die in unzähligen Kriegen und Auseinandersetzungen nach dem 2. Weltkrieg bis hinein in unsere Tage getötet wurden. Mit erschreckender Brutalität führen uns die Ereignisse im ehemaligen Jugoslawien vor Augen, wie labil Frieden sein kann, wenn Haß das Handeln bestimmt. Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen, in diesem Bekenntnis sind wir alle einig. Wir müssen Frieden halten mit anderen Ländern und anderen Menschen, ungeachtet ihrer Hautfarbe, Sprache oder ihrer Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft. Der heutige Tag ist nicht allein dazu da, zurückzublicken. Er mahnt uns zu lernen. Wenn wir, das neue Deutschland, als gleichberechtigtes Mitglied in einem vereinten Europa dem Frieden in der Welt dienen wollen, müssen wir auch den inneren Frieden stärken. Über die Gräber hinweg wollen wir die Versöhnung. Die heutige Gedenkstunde soll zu diesem großen Ziel einen wichtigen Beitrag leisten.“
Nach diesem Vortrag sang der Chor die Motette „Dem in der Finsternis wandelnden Volke erschien ein helles Licht“, von August Eduard Grell, Satz: Emil Rabe. Anschließend betete man mit Bernhard Fuchs zusammen für die Verstorbenen das „Vater unser“. Der Musikverein Vussem beendete mit einem Choral die Veranstaltung, und Josef Kaltwasser bedankte sich bei den Teilnehmern für ihr Erscheinen. Die Feuerwehr Breitenbenden und Vussem stellte erstmals gemeinsam die Ehrenwache.
In Vussem setzte sich der Trauerzug um 10.30 Uhr in Bewegung. Der Musikverein Vussem spielte dazu einen Trauermarsch von Chopin. Am Ehrenmal angekommen, sang der Chor die Motette „Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit“, die ihm vortrefflich gelang. Ortsvorsteher und Sbr. Matthias Vogelsberg begrüßte die erschienenen Ortsbewohner, es waren ein paar mehr als in den vergangenen Jahren, und begann seine Ausführungen ungefähr mit folgenden Worten: „Und wieder stehen wir, wie in all den Jahren zuvor, an den Gräbern bzw. am Ehrenmal der Gefallenen, den Gedenkstätten der Hingerichteten und Ermordeten beider Weltkriege, um uns zu erinnern an das unendliche Leid der 50 Millionen Toten allein des zweiten Weltkrieges, der 6 Millionen ermordeten Juden, der Hunderttausenden anderen umgekommenen Opfer. Die damals aufgerissenen Wunden wollen nur schwer heilen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir weiter von Krieg und Völkermord umgeben sind. Und nimmt man noch all die Unschuldigen hinzu, die auf der Flucht sind, die durch die Folgen der Gewalt Hunger und Not leiden, dann möchte man zu Gott beten, daß er dem Elend endlich ein Ende bereitet“. Er stellte außerdem die Frage, ob es noch Sinn macht, eine Gedenkfeier am Volkstrauertag abzuhalten. „Ich meine: Ja, wir dürfen unsere Verstorbenen und gefallenen Soldaten nicht vergessen!“.
Annemarie Linden machte in ihrem Beitrag sehr deutlich, daß das Gedenken und Erinnern an die Opfer des Krieges und der Gewaltherrschaft nur dann ein ehrliches ist, und zugleich eine Mahnung, wenn wir mit dem Psalmisten erkennen: „Wohl dem Volke, dessen Gott der Herr ist. Denn wo Gott der Herr ist, da steht der Mensch als Geschöpf Gottes im Mittelpunkt. Da gilt weder Rasse noch Hautfarbe, weder soziale Herkunft noch gesellschaftliche Stellung. Da herrscht Freiheit und Friede“.
Im Anschluss sang der MGV den Choral „Über den Sternen wohnet Gottes Friede“, der langsam und bedächtig vorgetragen wurde. Am Schluss der Feierstunde intonierte der Musikverein Vussem das Lied vom „Guten Kameraden“. Matthias Vogelsberg bedankte sich bei allen Mitwirkenden und den erschienenen Vussemer Bürgerinnen und Bürger. Bleibt noch nachzutragen, daß auch hier der neu formierte Löschzug Vussem mit den Floriansjüngern aus Breitenbenden und ihren brennenden Pechfackeln die Ehrenwache hielten.

Sonntag, 20. November 1994

5. Weihnachtsmarkt „St. Michael“ in Breitenbenden im und am Wohn- und Pflegeheim Sanden

Der diesjährige 5. Weihnachtsmarkt stand wie in den Jahren zuvor wieder unter dem Aspekt der aktiven Integration behinderter Menschen. „Es wird viel gesprochen und geschrieben über das Los Behinderter und wie alles geändert werden könne und müsse. Mit der Teilnahme an dem Weihnachtsmarkt aber leistet man praktisch Solidarität und hilft dort, wo es notwendig ist, sei es durch Spenden oder Erwerb der vielfältigen Angebote, deren Gewinn für die behinderten Menschen wieder verwandt wird. Dieser Markt aber soll auch ein Ort der Begegnung, der Gespräche, ein Ort einander kennenzulernen sein, denn das Miteinander ist gefragt“. Mit diesen Worten warb Juniorchef Heinz Sanden im „Bürgerbrief“ mit einer Einladung zum 5. „St. Michael Weihnachtsmarkt“.
Bei solch einem Fest darf der MGV natürlich nicht fehlen. Auf vorweihnachtliche Lieder wurde in diesem Jahr gänzlich verzichtet, weil der 1. Advent erst am kommenden Sonntag, dem 27. November ansteht. Die Sänger nahmen in der überfüllten Cafeteria Aufstellung und brachten mit einigen Liedern, wie

1.         Swanee Ribber
2.         Das Ringlein
3.         Abendfrieden und
4.         Die Seen im Land der Berge
den erschienenen Gästen und Heimbewohnern viel Freude und Begeisterung.

Einige Sänger waren nach den Vorträgen schweißgebadet, nicht weil sie Lampenfieber hatten, sondern weil im Raume Temperaturen herrschten, die einer Sauna gleichkamen. Auch hatte sich das Wetter gegenüber dem Vortag (Regen) wesentlich gebessert, so daß das milde Klima noch zusätzlich für Wärme sorgte. So beeilte man sich, nach dem Auftritt schnellstens das Weite zu suchen, um am Getränkestand ein kühles Bierchen zu erhaschen. Das war nicht so einfach, denn es war kaum ein Durchkommen, weil hunderte von Besuchern auf den Marktplatz drängten. Sbr. Eddi Freitag, der am heutigen Tag Namenstag hatte, wollte gerne ein paar Runden spendieren. Aber als kleinwüchsiger Mensch hat man es schwer bei soviel Andrang an die Theke zu kommen. Dabei wäre er beinahe unter das Fußvolk geraten. So blieb es beim Versuch „einen auszugeben“. Der gute Wille war ja vorhanden, das sollte man respektieren, bzw. akzeptieren. Flugs entschwand er unseren Blicken, weil zu Hause die Namenstagsgäste sehnlichst auf ihn warteten.

Sonntag, 27. November 1994

Seniorennachmittag in Vussem

Wenn man die öffentlichen Diskussionen in den Zeitungen, im Radio und Fernsehen in den letzten Monaten verfolgt hat, so könnte man manchmal den Eindruck gewinnen, als hätten einige Politiker, aber auch einige kirchliche Institutionen den Ernst der Lage zwecks Pflegeversicherung noch nicht erkannt. Natürlich ist das mit Opfern verbunden, aber wie ich meine, dafür lohnt es sich doch, einen Feiertag zu streichen. Die Sorge um den älteren Menschen darf nicht in den Hintergrund gedrängt werden. Diese Sorge, so denke ich mal, wird unsere Gesellschaft schon allein deswegen in verstärktem Maße beschäftigen müssen, weil ja durch den medizinischen und wissenschaftlichen Fortschritt eine im Vergleich zu früher deutliche Steigerung der Lebenserwartung eingetreten ist. Ziel jeder sozial verpflichteten Politik muss es daher sein, daß sich unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht isoliert, sondern in unserer Gemeinschaft geborgen fühlen. Die Förderung des Gemeinschaftssinnes ist daher eine gute Medizin gegen den eintönigen Alltag.
Aus diesem Grunde hatte der Bürgerverein wieder zum Seniorennachmittag um 14.30 Uhr in die „Schneidmühle“ eingeladen, um den älteren Menschen ein paar frohe Stunden zu bieten, zumal sich der 1. Adventssonntag dafür besonders eignet, denn die Adventszeit gilt immer noch als stille und besinnliche Zeit, im kleinen Eifeldorf mehr als in den lichtüberfluteten Großstädten mit ihren überquellenden Geschenkauslagen in den Geschäften und Schaufenstern. Der 1. Adventssonntag markiert den Anfang eines neuen Kirchenjahres. Zum Wesen dieses adventlichen Neubeginns gehört das Warten. Welch ein Gegensatz zu dem, was sich auf den Straßen und in den Einkaufszentren abspielt, wo in den nächsten Wochen Hektik, Hast, Eile und Vorwärtsdrängen ihren jährlichen Höhepunkt erreichen. Daß die Adventszeit früher kirchlich auch als Buß- und Fastenzeit galt, ist kaum noch zu spüren bzw. jemandem bekannt. Es war auch die Zeit, da die Katholiken sich um die Beichtstühle drängelten. Heute ist die Ohrenbeichte weitgehend weggefallen, und auch die (sie nicht ersetzende) Bußandacht wird kaum noch besucht. Völlig irritiert fragte eine ältere Dame nach einem schlecht besuchten Bußgottesdienst den Pfarrer: „Ja, wird denn hier nicht mehr gesündigt?“ „Doch“, meinte der Pastor, „aber wer ist heute noch bereit zu büßen?“
So konnte der Vorsitzende des Bürgervereins, Matthias Vogelsberg, 54 von 78 eingeladenen Seniorinnen und Senioren herzlich begrüßen und willkommen heißen. Als Ehrengast war der neu gewählte Bürgermeister der Stadt Mechernich, Peter Wassong aus Weyer, erschienen, der hier seine erste Amtshandlung vollzog, indem er allen ein paar frohe und besinnliche Stunden wünschte.

Als Mitwirkende trugen dazu bei:
die Flötengruppe, der Kirchenchor, der Musikverein und der MGV, der sich in gewohnter Form mit gekonnten Darbietungen der folgenden Lieder präsentierte:

1.         Swanee Ribber
2.         Das Ringlein
3.         Die Seen im Land der Berge und
4.         Amazing Grace.

Natürlich wurden die älteren Herrschaften auch wieder mit Kaffee und Kuchen verwöhnt. Dazu gab es diverse Getränke, die zusätzlich für Stimmung sorgten. Einigen Teilnehmern des Seniorentreffens hatte es so gut gefallen, daß sie erst zur späten Stunde das Lokal vergnügt und frohgelaunt verließen.

Sonntag, 4. Dezember 1994

Nikolausfeier in Kallmuth

Die Bevölkerung von Kallmuth, am Fuße des Pflugberges gelegen, war immer ein lebenslustiges Völkchen, das es verstand, Feste innerhalb des Ortes gemeinsam zu gestalten und zu feiern. Auch wurde das Brauchtum gepflegt und Geschwundenes neu belebt. Hier blühte ein reges Vereinsleben. Zahlreiche Vereine hatten sich gebildet, die aber in den letzten Jahrzehnten fast alle verschwanden, denn mit der Schließung des Bleibergwerkes am 31.12.1957, mit dem das Bergarbeiterdorf seit den ältesten Zeiten eng verbunden war, musste man sich anderweitig Arbeit verschaffen. So blieb es nicht aus, daß viele junge Männer zu diesem Zweck ihren Heimatort verließen. Die älteren Sbr., die selber Fußball gespielt haben, wissen bestimmt noch, daß die DJK Kallmuth sich immer erbitterte Duelle mit dem gefürchteten SV Vussem, der wegen seiner schwarz-gelben Trikots „Kartoffelkäfer“ genannt wurde, geliefert haben. Die DJK errang sogar 1952 die Fußballkreismeisterschaft. Mit der Schließung der Gaststätten Nobis und Stollenwerk wäre beinahe das ganze Dorf- und Vereinsleben zum Erliegen gekommen. Deshalb musste man schnell handeln, um Proben- und Aufenthaltsräume für die restlichen Vereine zu schaffen. Die alte Volksschule wurde zu diesem Zweck umfunktioniert in ein schmuckes Bürgerhaus, wo nun auch die anstehenden Dorf- und Familienfeste abgehalten werden.
Nach über zweijähriger Abwesenheit war der MGV wieder gerne nach Kallmuth gekommen, um einerseits sein Versprechen einzulösen, das man seinerzeit Ortsvorsteher Robert Ohlert gegeben hatte (der Chronist berichtete darüber), und andererseits, um die Nikolausfeier mit einigen Liedvorträgen zu verschönern, zur Freude der älteren und jüngeren Generation, die die gut aufgelegten Sänger daraufhin regelrecht mit viel Applaus verwöhnten. Es gelangten zur Aufführung:

1.         Abendfrieden
2.         Die Seen im Land der Berge
3.         Ave Maria
4.         Maria durch ein Dornwald ging
5.         Frieden und
6.         Amazing Grace.

Anschließend bedankte sich der amtierende Sheriff, Robert Ohlert, für die schönen Darbietungen und versprach, bei einer der nächsten Proben des Chores vorstellig zu werden. An der hauseigenen Bar spendierte er den durstigen Akteuren Getränke, die diese dankbar entgegennahmen.

Sonntag, 18. Dezember 1994

Vorweihnachtliches Chorkonzert in der Pfarrkirche zu Vussem.

Vorwort:
Die Vorbereitungen zum Adventskonzert begannen nach der kurzen Sommerpause. Es wurden einzelne Satzproben abgehalten, um das neu angeschaffte Notenmaterial besser einstudieren zu können. In fliegendem Wechsel wurden die im ¾ Stundentakt dauernden Proben exakt eingehalten. Dazu eine kleine Episode von Sbr. Anno Hein am Rande, der mit dem 2. Tenor die Sbr. vom 2. Baß einmal ablösen mußte: „Die setze he wie de Hohnde ob de Leede, oder angesch usjedröck, wie de Schworbele ob de Dröht, de Zitt ös jo doh, dat se bal fotfleje“. Tatsächlich saßen die Bassisten statt gestaffelt, in einer Reihe. Diese Satzproben waren sehr wichtig und wertvoll für jeden einzelnen Sänger, denn in der kurzen Vorbereitungszeit hätte dieses anspruchsvolle Programm sonst nicht durchgeführt werden können.

Zum Konzert:

Am 18.12.1994, dem 4. Adventssonntag, veranstaltete der MGV 1892 Vussem in Zusammenarbeit mit dem Kirchenchor um 17.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Margareta ein besinnliches, vorweihnachtliches Konzert. Als Begleitung konnte Udo Greuel mit seinem Keyboard gewonnen werden.

Am 18.12.1994, dem 4. Eingeladen waren alle Vussemer Bürger, sowie die der benachbarten Orte und Freunde des Chorgesangs. Der Eintritt war frei, lediglich um eine Spende für Waisenkinder in Indien wurde gebeten. Auf dem Programm, für das Chorleiter Heinz Sistig verantwortlich zeichnete, standen altvertraute Weisen mit Adventsliedern unserer Zeit, die die Freude auf das bevorstehende Fest thematisierten. Es gelangten aber auch weltliche Chöre zu Gehör.
Mit „Ehre sei Gott in der Höhe“ aus der Schubertmesse, das majestätisch und breit vorgetragen wurde, begann der Chor, nachdem er im festlich geschmückten Altarraum Aufstellung genommen hatte, sein Konzert. Nie zuvor hat der Chor so überwältigend und begeisternd dieses Chorwerk dargeboten. Nun folgte die Begrüßung und Ansprache des Vorsitzenden Willi Schütt, der u.a. den Zuhörern und Mitwirkenden ein paar frohe und besinnliche Stunden wünschte.
Durch das Programm führten abwechselnd Sbr. Arnold Mies und Sbr. Alfred Brell, die auch Gedichte und Gedanken von Josef Freiherr von Eichendorff und von Filmschauspieler Horst Frank vortrugen, der nicht nur den Bösewicht spielen kann, sondern, wie man hören und staunen konnte, auch musisch begabt ist.
Es folgten nun die drei weltlichen Lieder, die sich in die festliche Atmosphäre gut einfügten, weil sie im Tempo ruhig und getragen gesungen wurden und vom Text her hervorragend passten. Es waren:

1.Abendruhe, von W.A. Mozart, Satz: Quirin Rische
2.Abendfrieden, von Franz Schubert (1797 – 1828), nach op. 11 Nr. 3 „Geist der Liebe“,
3.La Campanella, Chorsatz: Johannes Menskes, (mit Halbplayback), Begleitung: Udo Greuel.

Dieses Chorwerk konnte Heinz Sistig direkt vom Komponisten käuflich erwerben und überarbeiten.

Mit dem Lied „Frieden“, von Gotthilf Fischer, wurde das Programm fortgesetzt. Beim nächsten Titel „Wenn ich ein Glöcklein wär“, von Franz Xaver Engelhard, Bearbeitung: Otto Fischer, konnte sich Sbr. Bernd Wenderdel in Szene setzen, und wußte mit seiner wohltuenden Stimme beim Publikum zu gefallen. „Lobt den Herrn der Welt“, Text und Bearbeitung von Willi Trapp, wurde vom Chor markant und festlich vorgetragen und von Udo Greuel fachmännisch begleitet. Nach den Chorälen „Sancta Maria“, von Johann Schweizer (1831-1882), und „Maria durch ein Dornwald ging“, Worte: Vor 1850, Weise: J. Eccard (1553 – 1611), Satz: Gregor Lehr, hatte der Cor vorerst einmal Pause und konnte sich auf den bereitgestellten Stühlen ausruhen.

Der Kirchenchor machte nun von der Orgelbühne aus auf sich aufmerksam, indem er unter der Leitung von Anno Hein fünf Lieder zum Vortrag brachte, wobei er einige Choräle auf der Orgel begleitete. Es waren:

1.         Morgenstern der finstren Nacht,
2.         O komm, o komm Immanuel,
3.         Es ist für uns eine Zeit angekommen,
4.         Ave Maria, gratia plena, und
5.         Weihnachten bin ich zu Haus.

Die gute Akustik in der Kirche trug dazu bei, daß die Vorträge bei den Zuhörern gut angekommen sind, denn sie sparten nicht mit Applaus. Mit fünf Liedern wartete nun der MGV auf:

1.Leise rieselt der Schnee, von Rudolf Desch, Worte und Weise: Eduard Ebel
2.Engel haben Himmelslieder, Satz: H. Lemmermann
3.Hört, Jubellieder klingen (Go Tell It On The Mountain), Christmas Spiritual, Text und Satz: H.J. Settelmeyer
4.Süßer die Glocken nie klingen, (Volksweise aus Thüringen, 1826), Text: Friedr. Wilh. Kritzinger, Satz: Rudolf Desch und
5.Fröhliche Weihnacht überall (Melodie aus England), Text: Aug. Heinr. Hoffmann v. Fallersleben (1798 – 1874), Satz: Rudolf Desch.

Chorleiter Heinz Sistig interpretierte die Werke nicht nur vom Notenblatt aus, sondern auch vom Text her und erreichte daher aussagekräftige Vorträge. Das Konzert hatte ein hohes, sängerisches Niveau, das nur an einigen Stellen unkonzentriert wirkte. Nach ca. 11/2 stündigem Programm ging nun das Konzert zu Ende. Der Vorsitzende bedankte sich bei den Besuchern für ihr Erscheinen und aufmerksames Zuhören, erinnerte noch einmal daran, daß ihre Spende für Pater Leo dé Souza in Indien, der dort ein Heim für Waisenkinder leitet, verwandt wird und wünschte allen ein gnaden- und segensreiches Weihnachtsfest.
Inzwischen hatten Kirchenchor und der MGV im Chorraum Aufstellung genommen und sangen gemeinsam das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“, wobei der MGV als Zwischengesang „Ehre sei Gott in der Höhe“ im Text singen musste.

Bei diesem Lied kamen die schönen Stimmen des Soprans in den Höhen besonders zur Geltung und stimmten auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein.

So endete mit diesem besinnlichen Weihnachtslied und dem farbenprächtigen Bühnenbild ein hochkarätiges Wohltätigkeitskonzert. Langanhaltender Beifall, der sicher aus innerer Bewegung und Freude kam, deutete an, daß die Botschaft von Weihnachten von Musik und Gesang zu Herzen gegangen war.

Gemütlicher Teil:
Nun ging man zum gemütlichen Teil über. Im Pfarrsaal hatten einige Sängerfrauen die Tische festlich dekoriert und mit allerlei Gebäck und belegten Schnittchen reichlich eingedeckt. Dazu gab es Kaffee, Likör, Sekt, Wein und Bier in ausreichendem Maße, die teilweise von einzelnen Sängern spendiert worden waren. Sbr. Alfred Brell machte sich bei den Frauen lieb Kind, weil er sie bewirtete wie ein Gentleman. Auch überhäufte er den Kirchenchor mit Komplimenten, indem er ihn lobte für ihr diszipliniertes Benehmen während des Konzertes, was ja nicht abzustreiten war, und sagte: „Hier können die Sänger des MGV sich eine gute Scheibe von abschneiden“. Diese Aussage brachte wiederum einige Sänger so auf die Palme, daß sie Alfred scherzhaft mit „Schmecklecker“ beschimpften, weil er sie so in die Pfanne gehauen hatte. Dabei hatte er nicht mal so Unrecht. Chorleiter Anno Hein meinte dazu: „Der möht ens onverhoff en os Prob komme, dann wüe er dorövver angesch denke“. Diese Wortgefechte waren aber nicht bös gemeint.
Auch Pfarrer Frohn war mit dem neuen Kaplan Hans-Peter („Hardy“) Hawinkels erschienen, um den schönen Erfolg mitzufeiern. Natürlich wurde „der Neue“ vorgestellt. Hier einige Daten: Vier Jahre war er zunächst bei der Post beschäftigt, danach wurde er Sekretär bei der Katholischen Arbeiterjugend (CAJ). Theologie und Pädagogik studierte er in einem Fernkurs und wurde danach Gemeindeassistent in Jülich. Seinen theologischen Schliff erhielt er an der Universität in Bonn, und am 23.05.93 wurde er in der Pfarrkirche in Mechernich zum Diakon geweiht. Die Priesterweihe empfing er am 19.02.94 im Dom zu Aachen. Nun übernahm er vorübergehend die Seelsorge in den priesterlosen Gemeinden Niederzier, Oberzier und Hambach, um dann in seine erste Kaplanstelle hier bei uns eingewiesen zu werden. Ich wünsche ihm von dieser Stelle aus eine schöne Zeit in unserer Pfarrei und hoffe auf eine gute Zusammenarbeit mit dem MGV. Wäre noch zu erwähnen, daß unser schwerkranker Pastor Sobieszczyk einen Teil des Konzertes in der Sakristei vernommen hat. In fröhlicher Runde wurde noch gefeiert bis zum späten Abend.

Resümee der Veranstaltung:
Dieses kirchenmusikalische, anspruchsvolle Konzert war für jedermann verständlich. Gerade in der Hetze der Vorweihnachtszeit ist solch eine Veranstaltung eine Oase, in der man ein wenig Stille halten und sich innerlich auf das kommende Weihnachtsfest freuen kann. Gleichzeitig öffnet Musik und Gesang die Herzen und ist zugleich Erholung und Genuss, sowie Balsam für die arg strapazierten Nerven.
In seiner 102jährigen Vereinsgeschichte hat der MGV zum ersten Mal ein Adventskonzert in diesem Stil bestritten, obwohl am 13. April 1980 schon einmal ein Wohltätigkeitskonzert unter dem Motto „Lobt Gott alle Welt“ aufgeführt wurde. Der Erlös dieses Konzertes kam der Leprahilfe zugute und war für den Verein ein toller Erfolg. Trotz des Weißen Sonntags (Kinderkommunion) war die Kirche rappelvoll.
Deshalb war man schon etwas enttäuscht, daß nur ca. 100 – 120 Besucher zum heutigen Konzert gekommen waren, zumal der Eintritt frei war und nur um eine Spende für einen guten Zweck gebeten wurde. Von dieser Warte aus gesehen ist die Enttäuschung des Vorstandes und der Sänger zu verstehen, die viel Zeit für diese Veranstaltung investiert bzw. geopfert haben, trotz des gesanglichen Erfolges. Erfreulicherweise war aber die Spendenfreudigkeit der Konzertbesucher sehr groß. Immerhin kamen 1201,- DM zusammen, so daß man insgesamt gesehen in dieser Hinsicht mehr als zufrieden sein kann, denn das Bewußtsein, für notleidende Menschen etwas getan zu haben, bringt oft mehr Freude als ein persönliches Geschenk, finde ich.

Freitag, 30. Dezember 1994

Jahresabschlussfeier des MGV und besondere Ereignisse im Jahre 1994

Nun ist es wieder soweit. Das 102. Geschäftsjahr in der Vereinsgeschichte geht zu Ende. Jetzt heißt es Bilanz ziehen. War es ein gutes oder ein schlechtes Jahr für den Verein? Ich meine, es war ein gutes Jahr!

In der von mir erstellten Chronik konnte ich über 25 Aktivitäten berichten, die von Sbr. Bernd Wenderdel in der Zeitung „Metronom“ in mehreren Etappen wiedergegeben werden. Als Höhepunkt dieser Ausführungen kann man ohne Zweifel unser „Vorweihnachtliches Chorkonzert“ bezeichnen. Aber auch die Kurkonzerte in Gemünd sollte man nicht unterbewerten, sondern mit der Benotung „gut“ einordnen. Was mir zu denken gibt, ist die Tatsache, daß immer mehr aktive und inaktive Mitglieder die Altersstufe 50, 60, 70 und 80 Jahre überschreiten. Erfreulicherweise konnten im verflossenen Jahr zwei ehemalige Sbr. wieder aufgenommen werden, nämlich Werner Borker, 2. Baß, und Johannes Eversheim, 2. Tenor.
Im Laufe des Jahres nahm der Chor an 7 Geburtstagsfeiern teil. 1 Sängerfest vom GV Ramscheid wurde in der Grenzlandhalle in Hellenthal besucht. Ferner wirkte der Chor mit beim Volksschülertreffen, Maifeier in Breitenbenden und Vussem, Polterabend und Hochzeit von Roland und Manuela Küpper, Sportwerbewoche des TSV Feytal, Sommerfest Sanden in Vussem, Werbeveranstaltung, Volkstrauertag in Breitenbenden und Vussem, Weihnachtsmarkt „St. Michael“, Seniorennachmittag, Nikolausfeier in Kallmuth. Auch das Grillfest ist noch in guter Erinnerung.
Zur Jahresabschlussfeier konnte der Vorsitzende fast alle Sänger begrüßen. Es fehlten, durch Krankheit bedingt, die Sbr. A. Mies und J. Eversheim. Er bedankte sich bei allen Sängern für die geleistete Arbeit. Zu 79% hatten die Sbr. an den Proben teilgenommen. Besondere Ehrung wurde den Sbr. Willi Schütt, B. Mießeler und M. Wielspütz zuteil, die an 30 Proben und 7 Satzproben sowie an fast allen Auftritten des Vereins teilgenommen hatten. Zum Dank überreichte man ihnen eine Flasche Sekt.
Der 2. Vorsitzende M. Vogelsberg meinte dazu, es wäre nicht ratsam, und er warne davor, solche Danksagungen vorzunehmen, denn die Sbr., die noch anderweitig aktiv tätig wären, würden dabei benachteiligt, weil sich manchmal die Termine überschneiden. Diese Äußerung kann man so nicht, wie ich meine, unwidersprochen stehen lassen, denn die genannten Sbr. sind auch mehr oder weniger in verschiedenen Vereinen oder Gremien ehrenamtlich tätig. Natürlich lässt es sich nicht immer vermeiden, daß sich Termine überkreuzen (z. B. Stadtratssitzungen). Aber meistens ist es eine Frage der Koordination. Man brauchte z.B. nicht immer den Dienstagabend zu terminieren, um Veranstaltungen abzuhalten, denn am Dienstag probt der MGV!
Heinz Sistig erhielt für seine erfolgreiche Arbeit ein bescheidenes Geldgeschenk. Dieser bedankte sich artig und wünschte allen ein „Gutes Neues Jahr, Gesundheit und Anlässe zu vielen fröhlichen Stunden im kommenden Jahr“.
Nun wurde die schmackhafte Gerstensuppe mit Einlage serviert, die von Hans Klinkhammer nach Omas altem Rezept (möt Speckschwade) zubereitet und bezahlt worden war. Es schmeckte hervorragend, und zum Nachtisch gab es noch verschiedene leckere Puddingsorten. Die Getränke waren teilweise spendiert worden von den Geburtstagskindern Franz Sebastian und Peter Virnich. Sbr. Werner Borker gab seinen Einstand. Alle anderen Ausgaben liefen über die Vereinskasse.
Bei der anschließenden Verlosung konnte jeder einen schönen Preis gewinnen. Danach entstand ein regelrechter Tauschhandel. Z. B.: Sbr. B. Mießeler tauschte seine geräucherte Cervelatwurst gegen eine dicke Fleischwurst ein, die er den ganzen Abend krampfhaft festhielt, weil einige Sbr. immer wieder versuchten, mit einem Messer ein Stück abzuschneiden, was aber nicht gelang.
Der Chronist war in seinem Archiv fündig geworden und gab einige wahre Begebenheiten aus dem Nachbarort Eiserfey in Eifeler Platt zur Freude der Sbr. mit folgender Überschrift zum Besten:

1.         Die Rees no Kölle
2.         Die Köngschestant
3.         Knüdelsches Brei und
4.         Dat sen Männ.

Vor zwei Tagen, am 28.12., am Fest der „Unschuldigen Kinder“ hatte Sbr. B. Mießeler seinen 61. Geburtstag gefeiert und aus diesem freudigen Anlaß eine Flasche Schnaps mitgebracht. Da aber niemand Anstalten machte, ihm ein Ständchen zu singen, drohte er, die Flasche wieder mitzunehmen und sogar aus dem Verein auszutreten. Deshalb wurde dieses Versäumnis schnellstens nachgeholt. Für ihn und die anderen Geburtstagskinder erschallte nun „Der deutsche Sängergruß“. Die Kündigung nahm er zurück, und die volle Flasche wurde auf sein Wohl geleert. Norbert Wieder wird am 10.03.1995  50 Jahre alt. Zu diesem runden Geburtstag hat er jetzt schon die Sbr. in das Uffzheim nach Mechernich eingeladen.
Es wurde noch lange gefeiert und so mancher gute Vorsatz für das neue Jahr gefasst, z. B.: „Ich höre mit dem Rauchen auf“ oder „Im nächsten Jahr tue ich mehr für meine Gesundheit“. Aber spätestens am Neujahrsmorgen erinnern wir uns leicht verkatert und zuweilen etwas reumütig an die leichtfertig gefassten Vorsätze, aber manche bleiben haften und werden, wenn auch widerwillig, befolgt.
Was hat das verflossene Jahr uns sonst noch gebracht? Die Schlagzeilen, die da durch die Welt-presse gingen, waren ja nicht unbedingt dazu angetan, große Hoffnungen auf bessere Zeiten zu erwecken. Da geht der Krieg im ehemaligen Jugoslawien mit unverminderter Härte weiter, wenn auch zum wiederholten Mal eine Feuerpause ausgehandelt wurde.
Da stehen uns noch die grausamen Bilder aus Ruanda vor Augen. Hier wurden wahllos Menschen ermordet, weil sie hinsichtlich der Religion anderer Meinung waren. In Irland war es jahrzehntelang nicht anders. Der  neue Krieg in Tschetschenien am Rande der früheren Sowjetunion geben uns zu denken. Deshalb können wir dankbar sein, daß wir hier in der Bundesrepublik nunmehr 50 Jahre ohne Krieg leben dürfen.
Auch die Zerstörung der lebenswichtigen Ozonschicht und die Vernichtung der Regenwälder schreiten weiter voran, um nur einige Aspekte zu nennen. Aber es gab auch Zeichen der Hoffnung. Da haben Menschen zueinander gefunden in Südafrika, in Israel und Palästina, in Nordirland und sicher auch bei uns. Da gab es Anstrengungen, diese Erde uns und unserer Nachwelt zu bewahren.
Zum Schluss meiner Ausführungen muss ich mich noch bei denjenigen entschuldigen, die sich durch meine Aufzeichnungen auf den Schlips getreten fühlen. Es war sicherlich nicht meine Absicht. Ganz besonderen Dank möchte ich Sbr. Bernd Wenderdel zukommen lassen, der meine nicht immer gut lesbaren Berichte abtippen muss, um sie dann auf einer Diskette zu speichern, damit sie unseren Nachkommen erhalten bleiben. Ansonsten wünsche ich allen Sbr. eine gesegnetes 1995 und hoffe, daß wir uns im neuen Jahr in alter Frische wiedersehen.

„Dodrop losse me ens am Schervel lecke. P r o s t !“

Mit freundlichem Sängergruß

Euer Sbr. Michael Wielspütz

01.01.1995

Die Jahre 1993 – 1994

Samstag, 9. Januar 1993
Sechswochenamt für den verstorbenen Sangesbruder Johann Sistig

Um 19.00 Uhr begann die feierliche Messe für den lieben Verstorbenen in der Pfarrkirche, die vom MGV 1892 Vussem durch einige Choräle aus der Faist-Messe mitgestaltet wurde. Außerdem kam das „Vater unser“ von Gotthilf Fischer nach längerer Abstinenz wieder gesanglich zur Geltung, das von Anno Hein an der Orgel begleitet wurde.
Der mittlerweile 79jährige Pastor Sobieszczyk, der die gut besuchte Meßfeier zelebrierte, brachte in seiner Predigt zum Ausdruck, daß viele Menschen der Kirche aus Bequemlichkeit fernblieben und den Gottesdienst langweilig fänden. Sie gäben damit den Kindern und Jugendlichen ein schlechtes Beispiel. Auch würden in letzter Zeit verstärkt viele Leute des schnöden Mammons wegen aus der Kirche austreten. Christus aber habe gesagt: Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich. Mit diesen Worten beendete der am 29.11.92 nach 35jähriger seelsorgerischer Tätigkeit in unserer Pfarrei im Rahmen einer Meßfeier entpflichtete Pastor seine Predigt. Pater Stanislaus Sobieszczyk (MSC) wird aber weiterhin einen Teil der Gottesdienste in Vussem und Breitenbenden feiern, sofern es ihm seine Gesundheit erlaubt.
In der besagten Messe stellte gleichzeitig der Regionaldekan Caspar Seeger den neuen Pfarradministrator – Dechant Bernhard Frohn – vor. Er ist nun u. .a. für die Seelsorge in unserer Pfarrei zuständig. Ihm zur Seite stehen noch die Kapläne Ralf Linnartz und Ludwig Kröger. Unserem scheidenden Pastor aber, der in Freud und Leid dem MGV stets gut gesonnen war, sei von dieser Stelle aus einmal herzlich gedankt.
Zum Schluss des Sechswochenamtes gelangte noch das „Ave Maria“ von Jakob Arcadelt (1514-1557) zur Aufführung.

Samstag, 30. Januar 1993
Festkommers 20 Jahre Karnevalsverein Breitenbenden in der Gaststätte Pütz.

In festlicher Stimmung und in Anwesenheit der Ehrengäste Stadtdirektor Wachter, stellv. Bürgermeister Grundel, Stadtverordnete Johann Dederich und Matthias Vogelsberg sowie einiger befreundeter Karnevalsvereine und Abordnungen der Breitenbendener Ortsvereine eröffnete der Musikverein Vussem mit dem Lied „Die kleine Bergkirche“ den Festkommers. Nun betrat der MGV Vussem die Bühne und begrüßte die Festgemeinde musikalisch mit dem „Rheinischen Sängergruß“. Anschließend brachte der Chor „Weihe des Gesanges“ zum Vortrag.
Josef Kaltwasser, der durch das Programm führte, hob in seiner Laudatio besonders die Verdienste des Ehepaares Gertrud und Peter Meyer hervor, die jahrelang die Geschicke des KV mit liebenswürdiger Tatkraft und sichtbarem Erfolg geleitet haben. Mit dem Musikstück „Unter fremden Sternen“ setzte der Musikverein das Programm fort.
Chorleiter Heinz Sistig hatte mit dem Ohrwurm „Rot ist der Wein“ (Spanish Eyes) von Bert Kaempfert in einem Chorsatz von Gus Anton eine gute Wahl getroffen. Begleitet wurde dieser Oldie von Udo Greuel am Keyboard. Dieses Werk kann man getrost als Hit des Abends bezeichnen, wie man am Applaus der närrischen Festversammlung hören konnte.
Nach den Ansprachen und Gratulationen der Ehrengäste wurden nun die Ordensverleihungen vorgenommen. Gertrud Meyer erhielt als einzige aktive Mitbegründerin für 20jährige Mitgliedschaft einen Orden mit Urkunde überreicht. Auch Josef Kaltwasser wurde besondere Ehre zuteil. Die KVG Kommern hatte aus zuverlässiger Quelle erfahren, daß er am Volkstrauertag – beim Gang zum Ehrenmal – als Ortsvorsteher den falschen Schlüssel zum Öffnen der Schranke eingesteckt hatte. Die ganze Prozession einschließlich Musikkapelle samt Instrumenten mußten deshalb unter der Barriere hindurchkriechen bzw. transportiert werden (der Chronist berichtete darüber). Damit sich dieses Mißgeschick nicht wiederholt, erhielt Josef Kaltwasser einen Orden mit Schlüssel und Vorhängeschloß überreicht. Den Zweitschlüssel jedoch bekam vorsichtshalber Vorsitzender Peter Meyer ausgehändigt.
„Vom Egerland zum Moldaustrand“ spielte nun die Musikkapelle und wusste mit diesem Stück zu gefallen. „Grüß mir die Reben, Vater Rhein“, „Herrliches Weinland“ und „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein“ brachte der Chor noch zu Gehör, ehe der Musikverein mit einem Walzerpotpourri die Jubiläumsfeier beendete.
Anschließend ging man zum gemütlichen Teil über. Die Tanzgarde aus Vussem hatte noch einen Auftritt und gefiel den Anwesenden in ihren neuen Kostümen. Zum Tanz spielte das „Moonlight-Duo“ auf.

Samstag, 6. Februar 1993
Hl. Messe und Jahreshauptversammlung

Vor der Jahreshauptversammlung gedachten die Sänger in der Abendmesse aller lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV und beteiligten sich mit einigen Chorälen an der Gestaltung der Messfeier. Chorleiter Heinz Sistig hatte wieder ein ansprechendes Programm zusammengestellt, das von den Sängern in hervorragender Weise wie folgt vorgetragen wurde:

1.Wohin soll ich mich wenden, aus „Deutsche Messe“ von Franz Schubert
2.Dir singen wir, altrussischer Kirchengesang von Quirin Rische
Orgelbegleitung: Anno Hein
3.Wir glauben, Herr, wir glauben, aus „Deutsche Messe“ von Franz Schubert
4.Heilig, heilig, aus „Deutsche Messe“ von Franz Schubert
5.Vater unser, von Gotthilf Fischer, Orgelbegleitung: Anno Hein
6.Lamm Gottes, o erbarme Dich, aus der „Faist-Messe“
7.Abendlied zu Gott, Weise von William Monk, Satz von Rudolf Desch
Erstaufführung des MGV

Anschließend begab man sich zum Vereinslokal „Zur Schneidmühle“, um hier die Jahreshauptversammlung abzuhalten. Dazu hatte der Vorstand alle aktiven und inaktiven Mitglieder schriftlich eingeladen. Nahezu vollzählig waren die Sänger der Einladung gefolgt. Bevor der Vorsitzende die Versammlung eröffnete, ließ der Chor den „Deutschen Sängergruß“ erschallen. Bei der Begrüßung konnte Willi Schütt auch ein inaktives Mitglied, Peter Schneider, herzlich willkommen heißen. In seinen Ausführungen ließ er verlauten, daß der MGV auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken könne. Er machte auch deutlich, daß die vielfältigen Aktivitäten in musikalischer und geselliger form nur möglich waren, weil fast alle nach besten Kräften sich für die Belange des Vereins eingesetzt hätten. Dafür bedankte er sich bei allen Mitwirkenden. Besonderen Dank erhielt auch der rührige Chorleiter Heinz Sistig. Ohne ihn wäre dies alles nicht möglich gewesen. Musikalisch gesehen habe er dem Chor die nötigen Impulse gegeben. Der Versammlung wünschte Willi Schütt nun einen harmonischen Verlauf, dann erteilte er dem Chorleiter das Wort. In seinen Anmerkungen sagte dieser, es freue ihn ganz besonders, daß die Sänger heute Abend so zahlreich erschienen seien. Das wäre nicht immer der Fall gewesen. Dies zeige aber, daß jeder mit Begeisterung bei der Sache sei, und die gute Kameradschaft die richtige Basis für erfolgreiche Arbeit sei. Im verflossenen Jahr habe der Chor viel geleistet und bei den Auftritten und Veranstaltungen positive Eindrücke hinterlassen. Er mahnte aber auch zu einem regelmäßigen Probenbesuch in Zukunft, damit man das neu angeschaffte Notenmaterial einstudieren könne.
Der erste Schriftführer Klaus Reddig bemerkte, daß in dieser Versammlung der Rechenschaftsbericht in ungewohnter Manier verlaufen werde, da ihm die Zeit gefehlt habe, um zu den einzelnen Veranstaltungen Stellung zu nehmen. Die Niederschrift der letzten JHV war vom zweiten Schriftführer Winfried Kreuser abgefaßt und gekonnt vorgetragen worden. Reddig gab lediglich die Daten und Termine der Aufführungen bekannt, an denen der Verein teilgenommen hatte. Er sagte, zu den einzelnen Auftritten werde der Chronist Michael Wielspütz ausführlich berichten, was dieser denn auch in humorvoller Weise unter Einbeziehung einiger wahrer Begebenheiten und Episödchen tat. Auch die herausragendsten Ereignisse des vergangenen Jahres, das waren die Verleihung der Zelterplakette und die 100-Jahrfeier, brachte er noch einmal in Erinnerung. Leider reichte die Zeit nicht aus, um über alle Aktivitäten ausführlich zu berichten. Die Erstattung des Kassenberichtes durch den Rendanten verlief positiv. Die Kassenprüfer Hans Klinkhammer und Peter Dreesen hatten nichts zu beanstanden und so konnte der Vorstand auf Anraten des Wahlleiters Arnold Mies entlastet werden. Bei der anschließenden Neuwahl des Vorstandes blieb alles beim alten. In ihren Ämtern wurden bestätigt:

1. Vorsitzender:Willi Schütt
2. Vorsitzender:Matthias Vogelsberg
1. Schriftführer:Klaus Reddig
2. Schriftführer: Winfried Kreuser
1. Kassierer:Fritz Pütz
2. Kassierer:Alfred Brell
NotenwartBernd Wenderdel

Kassenprüfer 1993/94 wurden Josef Reinartz, Bernhard Mießeler und Peter Gülden. Zum Ehrenvorsitzenden wurde nun einstimmig Peter Dreesen ernannt, der das Amt des 1. Vorsitzenden 33 Jahre innegehabt hatte. Beim Festkommers der 100-Jahrfeier war ihm dafür gedankt und als kleine Anerkennung für die geleistete Arbeit ein Pferdegeschirr zur Ausübung seines zweiten Hobbies überreicht worden. Sichtlich bewegt bedankte er sich nun mit einer Runde bei den Sängern für diese hohe Auszeichnung. Kassierer Fritz Pütz meinte dazu, er sei ja nun vom Beitrag befreit, könne aber trotzdem eine jährliche Spende entrichten, die er dankbar annehmen würde.
Der Vorstand gab nun bekannt, daß man beabsichtige, in Kürze einheitliche Jacketts für die Sänger anfertigen zu lassen. Hans Klinkhammer meinte dazu, daß bei seinem Körperumfang die Jacke sehr teuer werden würde und Stoff in der Größenordnung eines Weber-Zeltes erforderlich sei.

Für das laufende Geschäftsjahr wurden jetzt noch einige Termine bekanntgegeben:

Sa.20. März 93Gemütlicher Abend mit Lichtbildervortrag und Tanz
Sa.24. April 93Fahrt nach Ellenz/Mosel zum Freundschaftssingen
Fr.30. April 93Maifeiern in Breitenbenden und Vussem
Fr.10. Sept. 93Festkommers Kirchenchor Pesch
Sa.11. Sept. 93Freundschaftssingen MGV Gemünd
So.12. Sept. 93Freundschaftssingen Kirchenchor Pesch
So.24. Okt. 93Freundschaftssingen MGV Kall
Mi.17. Nov. 93Gutachtersingen Pfarrkirche Gemünd

Auf Anraten des Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen soll eine Inventarliste erstellt und das Vereinseigentum aufgelistet werden. Der sonst so knauserige Kassenwart hatte ausnahmsweise zwei Runden spendiert, die von den staunenden Sängern mit einigen Trinkliedern freudig begrüßt wurden. So konnte der alte und neue Vorsitzende Willi Schütt die Versammlung nach einem harmonischen Verlauf beenden.

Dienstag, 16. März 1993
Geburtstagsfeier vom Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen (65) und Sbr. Hans Klinkhammer (45)

In Anbetracht der anstehenden Termine konnte der Chorleiter nicht auf die Probe gänzlich verzichten. Deshalb begann man bereits um 19.00 Uhr und probte intensiv bis 20.30 Uhr. Nun war noch genügend Zeit, um die Geburtstagskinder gebührend zu feiern.

Sangesbruder Hans Klinkhammer hatte es sich nicht nehmen lassen, für diesen ehrwürdigen Tag eine geschmackvolle Gulaschsuppe zu spendieren. Der kürzlich ernannte Ehrenvorsitzende Peter Dreesen wartete mit einem 20-Liter-Faß Bier auf, das den aufkommenden Durst nach dem Genuß der gut gewürzten Gulaschsuppe in Grenzen hielt.

Vorstandsmitglieder waren schon am eigentlichen Geburtstag bei den Jubilaren vorstellig geworden und hatten im Namen der Sänger Geschenke überreicht. Freude kam bei Peter Dreesen auf, als Michael Wielspütz ihm eine alte Tonbandaufzeichnung von 1960 schenkte, die von Bernd Wenderdel auf eine Kassette überspielt worden war. Auf dem Band waren u.a. Aufnahmen von Weihnachtsliedern und Gedichten zu hören, die von der Familie Peter Dreesen (die Kinder waren noch sehr klein) vor mehr als dreißig Jahren vorgetragen wurden. Leider ließ die Qualität der Aufnahme zu wünschen übrig, weil das gebrauchte Gerät, das man damals angeschafft hatte, um Chorproben und Konzerte aufzuzeichnen, seine Tücken hatte und die Bedienung nicht ganz einfach war. Kurze Zeit später hatte das Gerät seinen Geist aufgegeben. Man kann das gute Stück heute noch im Privatmuseum von Michael Wielspütz besichtigen. An diesem Abend plauderte man noch lange, ehe man aufbrach und die verdiente Nachtruhe antrat.

Samstag, 20. März 1993
Gemütlicher Abend des MGV in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“

Der Vorsitzende konnte zahlreiche Sänger und inaktive Mitglieder mit ihren Partnern herzlich begrüßen. Im Vordergrund des bunten Abends stand die Betreuungsfahrt des MGV nach Steinegg in Südtirol vom 17.10. bis 22.10.1992, die auf Video von den Kameramännern Bernd Wenderdel, Hans Klinkhammer und Hans Nellesen sowie Willi Winand aus Mechernich in Wort und Bild professionell aufgezeichnet worden war.

Steinegg (700 – 1400 m) liegt zwischen dem Tierser Tal und dem Eggental auf einem sonnigen Hochplateau. Dank seiner klimatischen Vorzüge und der waldreichen Umgebung bietet Steinegg ideale Voraussetzungen für einen erholsamen Urlaub. Für Unterhaltung sorgen Konzerte, Film- Tanz- und Tiroler Heimatabende. Im Winter sind die nahen Skigebiete Seiser Alm, Gröden, Karerpaß und Obereggen schnell erreichbar.

Beim Gasthof „Oberwirt – Weißes Kreuz“ der Familie Schroffenegger hatte der MGV Quartier bezogen. Im Film wurde die Gastlichkeit der Wirtsleute und die schöne Gegend besonders deutlich dargestellt. Der MGV hatte auch einer Meßfeier beigewohnt und dazu einige Lieder aus der Schubert-Messe vorgetragen. Besonders erwähnenswert sei noch, daß eine Wandergruppe unter der Führung von Matthias Vogelsberg ihr Ziel nicht erreichte. Statt bergauf waren sie talabwärts gewandert. Als Trost wurde Matthias Vogelsberg von Norbert Wieder eine Ansichts-karte vom Ausflugsziel überreicht. Heinz Sistig hatte wieder Dias zusammengestellt, die das Geschehen, versehen mit humorvollem Kommentar, in unübertrefflicher Art und Weise und unter großem Gelächter der Anwesenden, wiedergaben. Bei der anschließenden Tombola gab es schöne Preise zu gewinnen. Anschließend spielte das „Moonlight-Duo“ noch zum Tanz auf.

Samstag, 24. April 1993
Sängerfest in Ellenz /Mosel.

Zum 140jährigen Stiftungsfest des MGV 1853 „Moseltreue“ Ellenz e. V. hatte unser Vorstand vom Schwager des Sangesbruders Hans Höller, dessen Ehefrau aus Ellenz stammt, eine Einladung zur Teilnahme am Jubiläumskonzert erhalten. Von den Sängern wurde Bereitschaft gezeigt, an dieser Veranstaltung teilzunehmen.
Rechtzeitig zum Fest waren die neuen Jacketts fertiggestellt worden, um das Outfit des MGV etwas aufzubessern. Aber, oh Schreck, ein Teil der Jacken wies farbliche Fehler auf. Es stellte sich heraus, daß die Stoffbahnen teilweise sozusagen linksherum genäht worden waren. Auch bei den Knöpfen gab es Farbunterschiede. Der Vorsitzende versprach den Betroffenen, bei der Firma Ose in Gemünd, die die Jacken geliefert hatte, vorstellig zu werden. An diesem Abend musste man jedoch mit den fehlerhaften Jacketts vorliebnehmen.
Mit halbstündiger Verspätung, die durch ein Missverständnis zwischen Vorsitzendem und Busunternehmer Schäfer entstanden war, fuhr man frohgelaunt an einem herrlichen Frühlingsnachmittag mit außergewöhnlich milden Temperaturen gegen 17.15 Uhr über die Autobahn bis Abfahrt Blankenheim, dann Richtung Nürburgring, Kelberg, Ulmen, Büchel, Cochem, dann moselaufwärts bis man nach gut 1 1/2 Stunden Ellenz erreicht hatte. Es war noch Zeit bis zum Konzertbeginn, und so wurde eine kurze Ansingprobe im Festsaal durchgeführt, insbesondere, um das auf einer Tonbandkassette gespeicherte Playback zu „Rot ist der Wein“ auszuprobieren. Bei der Gelegenheit lernte man einen jungen, dynamischen Mann kennen, der sich als Vorsitzender des Jubelchores zu erkennen gab. Unsere Ehefrauen nutzten indessen die Abwesenheit der Männer weidlich aus, um bis zum Festbeginn in einem Café bei Kaffee und Kuchen gemütlich zu plaudern.
So gegen 20.15 Uhr startete der Jubiläumschor mit seinen Begrüßungsliedern das Festprogramm. Der Vorsitzende Karl-Heinz Basten hieß die teilnehmenden Chöre und die zahlreich erschienenen Festgäste in der herrlich geschmückten Turnhalle herzlich willkommen. Ferner brachte er in seiner Ansprache zum Ausdruck, daß der traditionsreiche Verein den Chorgesang gerne über die Jahrtausendwende hinaus fördern würde. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn man auch die Jugend, trotz des großen Freizeitangebotes, für den Chorgesang gewinnen kann. Zur Zeit besteht der Verein aus 28 aktiven Mitgliedern. Der MGV „Moseltreue“ unter seinem Dirigenten Werner Dunkel tritt alljährlich bei verschiedenen örtlichen Anlässen auf und nimmt rege an regionalen Gesangsveranstaltungen wie Kreischorkonzerte und Verbandsgemeindesingen teil.
Als nächster Chor sang die Chorgemeinschaft Ellenz-Poltersdorf, gefolgt vom MGV 1966 Müllenbach, Gesangverein 1911 gemischter Chor Bremm, Männerquartett Cochem-Sehl und Gesangverein St. Adelgund. Zwischendurch hielt der Landrat von Cochem-Land die Laudatio. Aus der Chronik wußte er folgendes zu berichten: „Der Chorgesang hat in der Ortsgemeinde Ellenz-Poltersdorf lange Tradition. So gründeten die Ellenzer im Jahre 1853 unter Leitung von Lehrer Noss einen gemischten Chor. Im Jahre 1894 gingen aus dem Verein ein Männerchor und ein Kirchenchor hervor. 1927 zählte der Männerchor 34 Sangesbrüder. Unter Lehrer Löwen wurde die Vereinssatzung festgeschrieben, die heute noch ihre Gültigkeit hat. Ein Jahr nach dem zweiten Weltkrieg aktivierte sich wieder die Sängerschaft. Während des Krieges hatten keine Übungsstunden und Auftritte stattgefunden. Ein besonderes Ereignis war 1957 die Verleihung der Zelterplakette, die vom damaligen Bundespräsidenten, Prof. Theodor Heuss, dem Verein für seine über 100jährigen Verdienste um den Chorgesang verliehen wurde. Mit von der Partie war der damalige Vorsitzende Karl Basten, er ist heute noch aktives Mitglied.

Nun betrat der MGV Vussem die Bühne. Drei Lieder gelangten zur Ausführung:

1.         Rot ist der Wein, (mit Instrumental-Playback),
2.         Herrlicher Baikal, Solisten: Klaus Reddig und Bernd Wenderdel, und
3.         Abendfrieden, (als Erstaufführung).

Mit viel Beifall wurden die Vorträge honoriert. Klaus Reddig überbrachte im Namen der Sänger zum Stiftungsfest die herzlichsten Glückwünsche. Vorsitzender Willi Schütt überreichte dem Jubelchor eine Plakette mit dem Motiv des römischen Aquäduktes in Vussem.

Jetzt gastierten noch das Männerquartett „Moselgruß“ Klotten, die Chorgemeinschaft Ernst und die Sängervereinigung Wohnroth-Krastel, die mit ihren schwierigen Chorgesängen vom Publikum stürmisch gefeiert wurden. Nun folgte die Ehrung langjähriger, verdienter Sänger. So war es dem Vorsitzenden Karl-Heinz Basten eine große Ehre, seinen Vater, Karl Basten, für langjährigen Vorsitz und 60jährige Mitgliedschaft und Treue zum Chorgesang mit einer Urkunde auszuzeichnen.
Zum Schluss des gelungenen Abends wurden die Vorsitzenden der teilnehmenden Vereine auf die Bühne gebeten. Sie erhielten aus der Hand des Präsidenten zur Erinnerung an dieses schöne Stiftungsfest eine große, 1,5 Liter fassende Weinflasche (Inhalt: 1989er Ellenzer Kurfürst Riesling – Spätlese) überreicht, auf der das Jubiläum 1853 – 1993  140 Jahre MGV „Moseltreue“ e. V. Ellenz mit goldenen Buchstaben aufgetragen war.

Dieser schöne Abend wird noch lange bei den Festgästen in Erinnerung bleiben, zumal der süffige , halbtrockene „Ellenzer Altarberg“ und das liebliche „Ellenzer Goldbäumchen“ sehr bald Wirkung zeigten.

Zum Leidwesen einiger Ehefrauen, die noch gerne das Tanzbein geschwungen hätten, drängte man zum Aufbruch, weil der Bus schon lange wartete. Auf der Heimfahrt gab es noch viel Gelächter, u.a., weil ein von Statur recht kurz geratener Sangesbruder (mit einer entsprechend kleinen Blase, die jeden Moment zu platzen drohte), vor lauter Druck auf der Flöte wie ein Rumpelstilzchen hin und her hüpfte. Der Fahrer hatte ein Einsehen und brachte den Bus zum Stillstand. Nun konnte sich der nicht mehr ganz junge Hüpfer Linderung verschaffen. Dabei jodelte er in die nächtliche Stille hinein und brachte so mit einem gepflegten „Kastrato“ zum Ausdruck, daß er Erleichterung gefunden hatte. Durch das Aquaplaning, daß er jetzt verursacht hatte, wäre der Bus fast ins Rutschen geraten. Zum Glück verlief alles gut, und so gelangte man gegen 1.30 Uhr am frühen Morgen wohlbehalten in der Heimat an.

Freitag, 30. April 1993
Maifeier in Breitenbenden (18.00 Uhr) und Vussem (19.30 Uhr).

Traditionsgemäß veranstaltete der Bürgerverein Breitenbenden die Maifeier auf dem Festplatz gegenüber der ehemaligen Volksschule. Wiederum waren der MGV Vussem und der Musikverein Vussem als Gastvereine eingeladen worden, um dem Fest mit gesanglichen und musikalischen Darbietungen einen würdigen Rahmen zu geben. Der Vorsitzende des Bürgervereins, Stürzenberger, hatte ein ansprechendes Programm zusammengestellt. Der neu gegründete Gemischte Chor wusste mit seinem Beitrag zu gefallen, wenn auch die einzelnen Stimmen etwas zaghaft zum Vorschein kamen. Aber aller Anfang ist schwer. Auch Gedichte wurden von den Kindern vorgetragen. Die Kindertanzgruppe erhielt viel Beifall für ihre Tanzeinlagen.
Daß das Aufstellen des Maibaumes sehr gefährlich werden kann, musste Werner Voss erfahren. Ihm war der Baum auf den Kopf gefallen und hinterließ eine blutende Platzwunde. Die gut organisierte Feier wurde mit dem Lied „Der Mai ist gekommen“ beendet. Das anhaltend schöne Frühlingswetter sorgte für großen Durst und nach Aussagen von Sangesbruder Josef Kaltwasser, der auch die Eröffnungsrede gehalten hatte, floss das Bier in Strömen.
In Vussem mussten die Zuschauer sich etwas gedulden, denn einige Sänger hatten nicht mit dem Rechtsdrall ihrer Fahrzeuge gerechnet. So mussten sie, unfreiwillig versteht sich, in die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ einkehren. Aber diese Unpünktlichkeit hat eine Ursache. Seit Jahren fühlt sich niemand für die Maifeier in Vussem verantwortlich, um ein Konzept oder Programm für den Ablauf zu erstellen. Der Chor sang unter dem Dirigat von Heinz Sistig nach Gutdünken einige Mai- und Frühlingsliedchen. Beim Aufstellen des Maibaumes durch den Junggesellenverein sang man gemeinsam mit Unterstützung des Musikvereins „Der Mai ist gekommen“.
Anschliessend begab man sich zum ehemaligen Schulhof, um dem Karnevalsverein, der sein alljährliches Grillfest abhielt, mit einigen Liedvorträgen zum Gelingen beizutragen. Die Sektbar, die von einigen Mitgliedern der Tanzgarde besetzt war, wurde manchem Festteilnehmer zum Verhängnis. Denn der Sekt zeigte nach einiger Zeit seine Wirkung, zumal nach dem zuvor genossenen Bier ein Zweikampf im Inneren der Zecher entbrannte, worauf der Inhalt zum Ausgang drängte.

Mittwoch, 9. Juni 1993
Trauerfeier für unser inaktives Mitglied Barbara Wielspütz, geb. Dingethal.

Am Freitagmorgen, dem 04.06.93, erreichte uns die Nachricht vom Tode unseres Vereinsmitgliedes Barbara Wielspütz, die nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 48 Jahren von ihrem Krebsleiden erlöst wurde. Die Trauerfeierlichkeiten begannen um 11.30 Uhr in der Pfarrkirche zu Vussem unter Mitwirkung der Flötengruppe. Der evangelische Pastor aus Blankenheim erwähnte in seiner Ansprache u.a., daß die Verstorbene vom Schicksal nicht verschont geblieben wäre. Durch den plötzlichen Tod ihres Mannes, Arnold Wielspütz, vor 10 Jahren verloren auch die beiden Söhne frühzeitig ihren Vater. Er war langjähriges, aktives Mitglied unseres Vereins.
Nach der Trauerfeier zog man gemeinsam zur Beisetzung auf den Friedhof. Bärbel Wielspütz wurde unter den Klängen des Musikvereins von Sängern des MGV zu Grabe getragen. Wir werden ihr Andenken in Ehren halten.

Sonntag, 13. Juni 1993
Junioren-Fußball-Turnier in Vussem.

Vom 10.06. bis 13.06.93 veranstaltete der TSV Feytal 1912/1920 e. V. sein erstes Junioren-Fußballturnier. Guten Fußball boten die jugendlichen Nachwuchskicker auf dem Aschenplatz in Vussem, Bei den E-Junioren gewann der ETSC gegen TUS Mechernich mit 2:0 das Turnier. Bei den F-Junioren gewann der TSV Feytal nach einem Achtmeterschießen gegen Kommern mit 4:1. In einem spannenden Endspiel der C-Junioren besiegte der TSV Feytal die Mannschaft aus Urfttal mit 1:0.
Über das C-Juniorenturnier hatte der MGV Vussem die Schirmherrschaft übernommen. Der Vorsitzende Willi Schütt überreichte den glücklichen Gewinnern einen Pokal, und im Namen des MGV übergab er dem Spielführer einen Ball, der von den anwesenden Chormitgliedern zuvor signiert worden war. Leider reichte die zu kleine Schar der Sänger nicht aus, um der siegreichen Mannschaft gesanglich zu gratulieren. Die Leistungsträger des 1. Tenors waren verhindert.
Erwähnenswert –  oder auch nicht – sei noch, daß ein Sangesbruder versuchte, den jungen Kickern das Jodeln beizubringen. Da er aber zuvor zu tief ins Glas hineingeschaut hatte, reichte es nur noch – zur Gaudi der Anwesenden – zu einem kläglichen Gejohle. Anderntags sah man schon von weitem, daß sich auf seiner „Datscha“ eine ausgewachsene „Eule“ breit gemacht hatte.
Anm. d. Chron.: Es kann nicht sehr schlimm gewesen sein, denn nach einer Woche hatte sich die Eule verzogen, und beide saßen einträchtig auf der neu gezimmerten Bank, die der Sangesbruder für die Versöhnung angefertigt hatte.

Samstag, 19. Juni 1993
Sommerfest auf dem Freigelände des ehemaligen Missionshauses in Vussem (Inh. Familie Sanden).

Wie jedes Jahr, so fand auch diesmal das große Sommerfest mit der Zielsetzung der Integration von behinderten Menschen auf dem Freigelände des Missionshauses in Vussem ab 10.00 Uhr statt. Dieses Haus gehört zu drei Einrichtungen eines privat geführten Unternehmens, welches Lebens- und Wohnraum sowie Betreuung für ca. 150 behinderte Menschen bereitstellt. Die meisten Bewohner lebten früher im klinischen Bereich von Landeskrankenhäusern oder ähnlichen Einrichtungen. Ein Zuhause in den Einrichtungen der Familie Sanden zu finden bedeutet für die Betroffenen eine qualitative Verbesserung der Lebensbedingungen. Über den Wohnraum hinaus versucht der Träger mit seinen Mitarbeitern die Bewohner in das öffentliche Leben zu integrieren, z. B. durch Ausrichtung solcher Veranstaltungen wie das Sommerfest oder den Weihnachtsbasar im Dezember. An diesen Tagen kommen Kontakte zwischen den Heimbewohnern und den sogenannten „Normalbürgern“ zustande, von denen beide profitieren. Die Vorbereitung des Festes ist Bestandteil der hauseigenen Beschäftigungstherapie, die das Selbstwertgefühl der Behinderten steigert. Das sorgsam geplante Programm lockt alljährlich eine große Anzahl Besucher auf das Festgelände.
Auch diesmal wurde für Groß und Klein viel geboten., u. a. Handwerkermarkt, Trödelstände, Kasperle-Theater, nostalgisches Kinderkarussell, Hüpfburg, Filmzelt, Luftballonwettbewerb, Nagelbalken, Wurfbude, Entenangeln, gekonnte Zauberkunststücke und jede Menge Speisen und Getränke. Auch Musik kam nicht zu kurz. Kirchenchor, Musikverein, Fanfarencorps, Orgelspieler, Tanzmusiker gaben ihr Stelldichein.
Natürlich durfte auch der MGV nicht fehlen. Mit zwei Auftritten zu je drei Liedern leistete er seinen Beitrag für eine gute Sache. Es wurden folgende Lieder gesungen:

1.         Es zogen auf sonnigen Wegen,
2.         Bergvagabunden,
3.         Heimatglocken,
4.         Im Weinkeller,
5.         Es fällt ein Tau und
6.         Abendfrieden.

Insgesamt gesehen, ist das integrierende Konzept „Feste feiern“ zum Vorteil behinderter Menschen aufgegangen. In der Nachschau des Festgeschehens durch das Zeigen eines Videofilms sowie Gespräche über die Höhepunkte des Tages entwickelt sich allmählich, aber stetig, eine Kultur, wie sie sonst in „Heimen“ selten zu finden ist.

Dienstag, 29. Juni 1993
Letzte Probe vor der Sommerpause mit anschließender Namenstagsparty.

Die letzte Probe vor der Sommerpause wurde auffallend gut besucht. Wahrscheinlich hatte es sich herumgesprochen, daß die Namenstagskinder Hans Nellesen, Hans Höller, Hans Klinkhammer, Peter Dreesen, Peter Gülden und Peter Virnich sich etwas besonderes hatten einfallen lassen. Es gab nämlich leckeren Reibekuchen, den Hans Klinkhammer auf dem Schulhof köstlich zubereitete.
Der Chor brachte den Namenstagskindern ein Ständchen. Dabei stellte man mit Erstaunen fest, das die Pausenhalle über eine gute Akustik verfügt. Der Chorleiter ließ in seinen Anmerkungen durchblicken, daß im zweiten Halbjahr viele Auftritte auf dem Terminplan stünden. Er appellierte deshalb an alle, die Proben besser zu besuchen, als es in der letzten Zeit der Fall gewesen sei. Der Vorsitzende war der gleichen Meinung, und er wünschte den Sängern und ihren Angehörigen einen schönen, erholsamen Urlaub.
Nun ging man zum gemütlichen Teil über. Hans Klinkhammer hatte Mühe, die hungrigen Mäuler zu stopfen. Absoluter Spitzenreiter war ein Sangesbruder, der sage und schreibe 24 Stück Reibekuchen verdrückte. Zum Nachspülen gab es reichlich Kölsch vom Faß.

Samstag, 14. August 1993

Sportwoche des TSV Feytal in Vussem.

Mit dem Werbeslogan „Hier rollt der Ball“ machte der TSV in der Presse auf die Sportwoche vom 14.08. bis 22.08.93 aufmerksam. Auftakt war am Samstag um 19.00 Uhr der gemeinsame Kirchgang mit anschließender Kranzniederlegung am Ehrenmal unter Mitwirkung des Musikvereins und des MGV Vussem. Mit dem Beitrag von 2 Chorälen:

1.         Sanctus und
2.         Abendlied zu Gott
gab der Chor der Gefallenenehrung einen würdigen Rahmen.

Matthias Vogelsberg legte im Namen des TSV einen Kranz nieder. Kaplan Kröger brachte in seiner Ansprache missbilligend zum Ausdruck, daß die Auseinandersetzungen in Jugoslawien noch immer anhalten würden. Anscheinend sei niemand in der Lage, diesen unerträglichen Wahnsinn zu stoppen. Er gedachte anschließend im Gebet der Gefallenen beider Weltkriege.
Was den Teilnehmern an der Gedenkfeier unangenehm auffiel, war die Tatsache, daß von der großen Mitgliederzahl des TSV Feytal 1912/1920 e. V. kaum jemand den Weg zum Ehrenmal gefunden hatte und selbst der Vereinsvorstand nur äußerst dürftig vertreten war, während wenige Meter entfernt an der Bierbude auf dem Sportplatz reger Betrieb herrschte!
Hier war ein musikalischer Dämmerschoppen angesagt. Die außergewöhnlich laue Sommernacht wurde manchem Besucher zum Verhängnis. Von großem Durst geplagt, mussten sie notgedrungen bis zum frühen Morgen verweilen, um ihn zu löschen.
Leider gab es am Sonntag bereits die ersten Spielausfälle, weil fest eingeplante Gastmannschaften kurzfristig die Teilnahme am Turnier absagten oder unentschuldigt fernblieben. Selbst das groß angekündigte Traditionsspiel zwischen dem ehemaligen SV Vussem und der ehemaligen TuS Eiserfey musste – aus welchen Gründen auch immer – ausfallen. Ehemalige Aktive beider Vereine hatten hierfür kein Verständnis, taten ihren Unmut kund und verließen verärgert und enttäuscht die Sportanlage.

Freitag, 3. September 1993
Goldhochzeit von Josef und Else Hein in Vussem.

Die Eheleute Josef Hein und Else, geb. Bach, feierten heute das Fest der Goldhochzeit. Dieses Fest wurde nicht – wie sonst üblich – mit der ganzen Dorfbevölkerung gefeiert, sondern es fand in aller Stille im Familien- und Freundeskreis sowie mit der Nachbarschaft in der „Schneidmühle“ statt.

Unter dem Siegel der Verschwiegenheit hatte die jüngste Tochter Friederike den MGV eingeladen, um den Eltern eine Überraschung zu bieten. Die Überraschung gelang, wie man beim Auftreten des Chores beobachten konnte. Der Jubilar, der dem MGV 43 Jahre verbunden war, zeigte sich sehr überrascht und erfreut.

Aus der Vereinschronik geht hervor, daß Josef Hein bei der Wiedereröffnungsversammlung nach dem Krieg am 17. Juni 1950 zum Schriftführer gewählt wurde. Am 13.01.1951 übernahm er das Amt des Vorsitzenden, daß er bis zum 29.01.1956 erfolgreich bekleidete und dann an Peter Dreesen abgab. Im Chor sang er damals die zweite Tenorstimme. Bei der 100-Jahrfeier im Jahre 1992 wurde er für seine vorbildliche Arbeit und langjährige Vereinstreue geehrt.

Der MGV sang als erstes „Weihe des Gesanges“, dann gratulierte der Vorsitzende Willi Schütt im Namen der Sänger und überreichte als Geschenk einen gut gefüllten Frühstückskorb. Der Chor sang „Sonntag ist’s“, dann erzählte Peter Dreesen einige Anekdötchen aus den Anfängen der damaligen Probenarbeit,

wo es insbesondere mit der Aussprache nicht so recht nach dem Willen des Chorleiters ging. Dirigent Josef Luxen, der aus Essen stammte, war der Eifeler Dialekt ein Dorn im Auge. So soll er manchmal verärgert die Noten hingeschmissen und das Probelokal verlassen haben.
Nun folgte ein altes Liedchen mit dem verheißungsvollen Titel „Fensterpromenade“ von Franz Wildt. Die schon sehr verstaubten und vergilbten Noten waren fast in Vergessenheit geraten. Der Archivar hatte sie extra für das Ständchen herausgekramt. Das Lied handelt von einer jungen Dame, die – wie die Goldbraut – Else hieß, und von einem jungen Mann namens Karlchen, dem der Chor einfach den Namen Juppchen gab. So hieß es dann im Liedtext:

„Schön Elschen saß am Fenster mit ihrer Stickerei,
hat auf der Stirn sechs Löckchen, auf jeder Seite drei.
Da kam das flotte Juppchen am Fenster still vorbei,
hatt auf der Lipp sechs Härchen, auf jeder Seite drei.
Als er schön Elschen schaute, rief er verzückt: Ei, Ei
und warf hinauf, hinauf sechs Küßchen, auf jede Seite drei.
Das sah schön Elschens Vater, er sprang im Zorn herbei
und gab dem Juppchen sechse, auf jede Seite drei.“

Über dieses Liedchen, das humorvoll vorgetragen wurde, amüsierte sich das Jubelpaar köstlich und die Festgäste sparten nicht mit Applaus.

Mit dem Lied „Aus der Jugendzeit“ beendete man den ersten Auftritt. Nach einer kleinen Stärkung gelangten noch „Heimatglocken“, „Das Lied der Berge“ (Solist: Josef Kaltwasser) und „Abendfrieden“ zur Freude der Anwesenden zum Vortrag. Zum Schluß bedankte sich der Goldjubilar bei den Sängern für die schönen Darbietungen, auch im Namen seiner Frau.

JOSEF HEIN ließ es sich nicht nehmen einige Lieder mitzusingen.

Nach dem Auftritt saßen die Sangesbrüder in froher Runde zusammen:

Von links:
Peter Dreesen, Heinz Sistig, Bernd Wenderdel, Willi Schütt.

Von rechts:
Arnold Mies, Alfred Brell, Hans Höller, Franz Sebastian, Michael Wielspütz (halb verdeckt), Willi Schütt (in der Dunkelheit verborgen)

Von links:
Josef Reinartz, Edmund Freitag, Josef Kaltwasser, Norbert Wieder, Peter Gülden.

Von links:
Heinz Sistig, Willi Schütt, Anno Hein(†), Fritz Pütz, Hans Höller, Michael Wielspütz.

Freitag, 10. September 1993
Festkommers des Kirchenchores „St. Cäcilia“ Pesch zur Hundertjahrfeier

Der Kirchenchor „St. Cäcilia“ Pesch feierte seinen 100. Geburtstag zusammen mit der Pescher Kirmes vom 10. bis zum 13. September 1993. Der Festkommers fand in einem würdigen und gut organisierten Rahmen im Festzelt, das sehr schön dekoriert worden war, statt. Als Mitwirkende hatte man das Blasorchester aus Marmagen unter Leitung von Wolfgang Wüllenweber und den MGV Vussem verpflichtet. Mit der „Festhymne“ von Karl-Heinz Weber-Müllenbach begann der Jubiläumschor unter dem Dirigat von Josef Dederichs den gut besuchten Festkommers. Das Blasorchester intonierte nun gekonnt den „Priestermarsch“ aus „Die Zauberflöte“. Als nächster durfte nun der MGV sein ganzes Können zeigen. Man sang „Weihe des Gesanges“ mit viel Gefühl, auf piano und forte achtend, zur Zufriedenheit des Chorleiters und der Besucher.
Vorsitzender Erwin Dederichs begrüßte nun die Festversammlung und hieß alle herzlich willkommen. Er sagte: „Das 100jährige Chorjubiläum erfüllt besonders uns aktive Sängerinnen und Sänger mit Stolz und Freude. Sicherlich werden unsere Gründer nicht daran gedacht haben, daß dieses Jubiläum einmal mit der 1100-Jahrfeier des Ortes Pesch zeitlich zusammenfallen würde. Ihr Ziel war es vorrangig, den Kirchengesang zu unterstützen, aber auch den Mitbürgern ihres Heimatortes durch die Förderung des Volksgesangs, die Pflege des allgemeinen Liedgutes sowie des Brauchtums, also in der Mitgestaltung des kulturellen Lebens eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten“.
Im Anschluß an die Rede betrat der MGV wieder die Bühne und sang die Lieder „Grüße an die Heimat“ und „Heimatglocken“. Die Ouvertüre „Musikfestsonntag“ spielte nun das Blasorchester. Schirmherr und Bürgermeister Helmut Schmitz würdigte in seiner Laudatio den Chor und seine zentrale Persönlichkeit, den Chorleiter Josef Dederichs, für seinen unermüdlichen Einsatz. „Er stiftet Frieden und Freude, und der Chor ist unter seiner Regie eine intakte Vereinsgemeinschaft geworden. Eine Dorfgemeinschaft ohne Vereine ist eine leblose Gemeinschaft“, sagte Helmut Schmitz. Und weiter: „Auf eine lange Vereinstradition blickt man zurück, die eng mit dem Leben und Geschehen der dörflichen Gemeinschaft verbunden ist. Diejenigen, die vor 100 Jahren den Kirchenchor gründeten, waren sicherlich von Armut, Entbehrungen und Krankheit geplagt, denn sie lebten damals bei weitem nicht in diesem Wohlstand, wie wir es heute tun. Wenn sie trotzdem eine Gemeinschaft suchten, so taten sie es mit der Absicht, sich und anderen Menschen das harte Leben zu erleichtern. Idealismus, die Freude am Lied und die Pflege alten Brauchtums im öffentlichen und kirchlichen Raum waren hilfreich und tröstlich bei der Überwindung der Probleme im gesellschaftlichen Bereich und im privaten Leben“. Zum Schluss wünschte er den Gästen einen angenehmen Aufenthalt und recht frohe Stunden.
Auf dem Programm stand nun der „Geburtstagsmarsch“ von Ernst Mosch, gespielt vom Blasorchester Marmagen. Martina Bertram, aktive Sängerin des Kirchenchores, wußte nun so einiges aus der Chronik zu berichten. Zur Gründerzeit mußten die Chormitglieder Heizmaterial zu den Proben mitbringen. Es war auch üblich, daß die Noten von Nachbarvereinen abgeschrieben wurden. Die Geselligkeit des Chores wird auch heute noch gepflegt. Nach ausgiebigen Proben findet der Ausklang oft bei einem Mitglied statt, wo dann zur Stärkung Eier und Reibekuchen gebacken und verspeist werden. Auch Bockspringen wird dann auf dem Heimweg veranstaltet. Nach ihrem humorvollen Beitrag war der MGV wieder zu vernehmen und begeisterte mit den Liedern „Sonntag ist’s“ und „Im Weinkeller“ die Zuhörer.
Nun hielt Gemeindedirektor Hermann-Josef Mießeler seine Ansprache. „In Pesch lebt die Tradition. Ein Jahrhundert lang hat der Chor zur Bereicherung und Verschönerung kirchlicher und weltlicher Feste beigetragen und damit nicht nur vielen Menschen Freude bereitet, sondern auch die dörfliche Gemeinschaft ganz entscheidend mitgeprägt. Eine solche Arbeit im Bereich der Kultur- und Gemeinschaftspflege verdient Anerkennung und Respekt“, sagte er. Im Anschluss daran folgte die für alle Anwesenden (außer für den Vorsitzenden Erwin Dederichs) größte Überraschung: Der Diözesanmusikschulleiter des Bistums Aachen, Dr. Josef Schneider, verlieh dem Jubiläumschor die begehrte „Palästriner-Medaille“. „Ich fühle mich glücklich wie ein Olympiasieger“, freute sich Erwin Dederichs. Als erster gratulierte Regionalkantor Bernhard Stoffels: „Diese Auszeichnung erhalten nur ganz wenige Chöre“, erklärte er voller Anerkennung. Auch der Präses, Pfarrer Gerard Rottink, war ganz happy, als er das Wort ergriff. „Heimatmelodie“ und „Sweet Caroline“ spielte nun das Blasorchester, dann folgte eine Vielzahl von Ehrungen.
Da Sangesbruder Klaus Reddig nicht anwesend war, mußte das auf dem Programm stehende, russische Volkslied „Herrlicher Baikal“ gestrichen werden. Dafür wurde „Das Lied der Berge“ mit dem Solisten Josef Kaltwasser gesungen. Mit „Abendfrieden“ verabschiedete sich der MGV Vussem von einem hervorragenden Festkommers. Zum Schluß der Veranstaltung wurde noch gemeinsam das „Pescher Heimatlied“ gesungen.

hi Pesch. Zum 100jährigen Jubiläum des Kirchenchores St. Cäcilia Pesch erhielt der Chor am Freitagabend ganz überraschend die Palästrinermedaille vom Diözesanmusikschulleiter Josef Schneider: „Ich fühle mich so glücklich wie ein Olympiasieger“, freute sich der Vorsitzende Erwin Dederichs über die Auszeichnung. Regionalkantor Bernhard Stoffels würdigte den Chor: „Diese Auszeichnung erhielten bisher nur ganz wenige Chöre“, erklärte er voller Anerkennung.

Der Festkommers fand in einem würdigen Rahmen mit herrlich dekoriertem Bühnenbild statt. Das Blasorchester aus Marmagen und der Männerchor aus Vussem traten auf. Sogar Arbeitsminister Norbert Blüm gratulierte in einem Brief und bedauerte, nicht selbst kommen zu können. Der Minister ist in diesem Bereich der Eifel öfter auf Wanderschaft und hat gute Bande zu den einzelnen Vereinen geknüpft.

Mit der Festhymne von Karl-H. Weber Müllenbach eröffnete der Jubiläumschor die Feierstunde. Durch das Programm führten der Vorsitzende Erwin Dederichs und Martina Bertram, die die Geschichte des Kirchenchors Cäcilia Pesch darstellte. So mußten die Chormitglieder früher zur Winterzeit das Heizmaterial mitbringen, die Noten schrieb man sich oft bei den Nachbarvereinen ab.

Die Geselligkeit des Chores wird auch heute noch gepflegt. Nach ausgiebigen Proben findet der Ausklang oft bei einem Chormitglied statt, wo dann zur Stärkung Eier gebacken oder Reibekuchen gegessen werden. Manchmal dauern diese Treffs bis spät in die Nacht.

Schirmherr Bürgermeister Helmut Schmitz würdigte den Chor, und seine zentrale Figur, Chorleiter Josef Dederichs, für seinen nimmermüden Einsatz: „Er stiftet Frieden und Freude und der Chor ist eine intakte Vereinsgemeinschaft“, sagte der Bürgermeister. Eine Dorfgemeinschaft ohne Vereine ist eine tote Gemeinschaft, fügte der Bürgermeister hinzu. Gemeindedirektor Hermann Josef Mießeler: „In Pesch lebt die Tradition. Vor wenigen Monaten wurde die 1100 Jahr-Feier des Ortes begangen, mit dem 100jährigen Jubiläum des Chores findet ein weiteres bedeutendes Ereignis statt“.
Schirmherr Bürgermeister Helmut Schmitz würdigte den Chor, und seine zentrale Figur, Chorleiter Josef Dederichs, für seinen nimmermüden Einsatz: „Er stiftet Frieden und Freude und der Chor ist eine intakte Vereinsgemeinschaft“, sagte der Bürgermeister. Eine Dorfgemeinschaft ohne Vereine ist eine tote Gemeinschaft, fügte der Bürgermeister hinzu. Gemeindedirektor Hermann Josef Mießeler: „In Pesch lebt die Tradition.

Vor wenigen Monaten wurde die 1100 Jahr-Feier des Ortes begangen, mit dem 100jährigen Jubiläum des Chores findet ein weiteres bedeutendes Ereignis statt“.

Der Präses und Pfarrer von Pesch hob die kulturelle Bedeutung des Chores hervor, der immer bereit ist, die Festlichkeiten durch sein Mitwirken zu verschönern. Vorsitzender Erwin Dederichs nahm dann zusammen mit dem Diözesanschulleiter Josef Schneider und dem Präses eine ganze Reihe von Ehrungen vor. Für 40 Jahre erhielten die Ehrennadel in Gold Gisela Dederichs, Josef Dederichs und Edmund Dederichs, sowie die Ehrenmitglieder Klara Brück und Katharina Kurth. Klaus Mauel wurde für 30jährige Zugehörigkeit ausgezeichnet und ihr Silberjubiläum im Kirchenchor feierten Cilly Dederichs und Alfons Bertram. Mit dem gemeinsam gesungenen „Pescher Heimatlied“ ging für die Pescher ein schöner Kommers zu Ende. Anschließend spielten die „Stefernandos“ aus Engelgau zum Tanz auf.

Diözesanmusikschulleiter Josef Schneider (r.)  brachte dem Pescher Kirchenchor die Palästrinermedaille mit und ehrte anschließend die Jubilare.
                                                 Fotos: Hilgers  

Vorsitzender Erwin Dederichs (r.) zeichnete zusammen mit dem Pescher Pfarrer die Silberjubilare aus. Anschließend wurde auch er vom Pfarrer ausgezeichnet.  

Samstag, 11. September 1993
Sängerfest in Gemünd

Der MGV Gemünd feierte in diesem Jahr sein 140jähriges Bestehen. Unter der Leitung ihres Vorsitzenden Hans Ransbach und des Chorleiters Werner Harzheim gestalteten die 37 Sänger ihr Fest mit zwei Veranstaltungen für die Bevölkerung Gemünds und der ganzen Umgebung. So sollte am Samstag ein gemütliches Beisammensein mit einigen befreundeten Chören in der Schützenhalle abgehalten werden. Ab 15.00 Uhr konnten die Chöre in zwangloser Reihenfolge Lieder aus ihrem Repertoire vortragen.
Der MGV Vussem unterhält seit vielen Jahren freundschaftliche Beziehungen zum MGV Gemünd. Diese Freundschaft ist vor allem ein Verdienst des langjährigen Vorsitzenden des MGV Gemünd und des Sängerkreises Schleiden, Hans Pesch, der die Sängerfeste des MGV Vussem in früheren Jahren per Fahrrad und später mit seinem unermüdlichen Mitstreiter Udo Meurer per Auto besuchte und es immer verstand, die Kameradschaft zu pflegen. Aus Altersgründen gab er vor zwei Jahren den Vorsitz ab.

Der MGV Vussem betrat gegen 18.00 Uhr das Parkett und leistete mit den Liedern

1.         Im Weinkeller,
2.         Es fällt ein Tau,
3.         Herrlicher Baikal und
4.         Abendfrieden,
seinen Beitrag zum Freundschaftssingen.

Mit den runderneuerten Jacketts erregte der Chor bei seinem Auftritt großes Aufsehen, zumal der gastgebende Verein nur im „leichten Bieranzug“ erschienen war. Von Gemütlichkeit konnte keine Rede sein. Die Räumlichkeiten waren eine Zumutung und nicht in einem sauberen Zustand. Außerdem regnete es durch das undichte Dach auf die Festgäste. Es entstand der Eindruck, als wolle man hier eine schnelle Mark machen, um den Stargast Karl Ridderbusch am darauffolgenden Sonntag bezahlen zu können. Dies war auch die Meinung anderer teilnehmenden Vereine. Ab 19.00 Uhr wurden die wenigen verbliebenen Gäste von der „Schnitzel-Band“ aus Ettelscheid unterhalten.
Der Höhepunkt der Feierlichkeiten des MGV Gemünd war ein Konzert am Sonntag im Gemünder Kurhaus mit Kammersänger Karl Ridderbusch und dem Pianisten Klaus Michael Leifeld, das unter besseren Voraussetzungen stattfand und laut Presseberichten bei den Besuchern gut ankam.

Kammersänger Karl Ridderbusch mit dem MGV Gemünd.
(aus Kölner Stadt-Anzeiger)

Sonntag, 12. September 1993
Freundschaftssingen in Pesch

Zum dritten Mal an diesem Wochenende mußte der Chor an einer Veranstaltung teilnehmen. Es war sozusagen eine englische Woche für die meisten Sänger. Man sollte aber auch einmal den guten Willen und die Bereitschaft derjenigen Sänger herausstellen, die dieses Mammutprogramm komplett mitgetragen haben. Auch die Disziplin und das gute Auftreten haben dem Chor bei den Veranstaltungen viel Sympathie und Ansehen eingebracht.
Gegen 14.00 Uhr trafen die Sänger am Festzelt ein und wurden unter den Klängen des Musikvereins Vussem, in Begleitung zweier Blumenmädchen, zum Festkomitee geführt. Hier wurde man herzlich begrüßt und unter stürmischem Applaus der Zuschauer willkommen geheißen.
Pünktlich startete der Festzug durch den geschmückten Ort. Unterwegs zeigte ein Sangesbruder seinen staunenden Kollegen, welch große Ländereien er einmal von seiner noch rüstigen Tante erben würde. Damit könne er dann seinen Busenfreund, dessen Liegenschaften überwiegend in Weyer sind, um einige Hektar schlagen.
Nach dem Festzug begann das Freundschaftssingen im bis auf den letzten Platz gefüllten Zelt. An vierter Stelle sang der MGV Vussem „Herrlicher Baikal“ und „Amazing grace“, zwei internationale Volkslieder, die ihm vortrefflich gelangen. Besonders erwähnenswert ist noch, daß bei den Vorträgen absolute Ruhe im Publikum herrschte, was bei Veranstaltungen in Festzelten durchaus nicht selbstverständlich ist.

Samstag, 23. Oktober 1993

Geburtstagsständchen für Sbr. Josef Kaltwasser (60) und Biographie.

Josef Kaltwasser vollendete am 18. Oktober 1993 sein 60. Lebensjahr. Zu diesem erfreulichen Anlaß hatte er, neben seiner Familie, Verwandte, Bekannte und Freunde, auch die Sänger des MGV in das Bürgerhaus nach Kallmuth eingeladen.

Um 20.00 Uhr versammelte man sich zwanglos an der Hausbar, um mit dem Geburtstagskind anzustoßen. Gegen 20.30 Uhr waren fast alle Sänger erschienen, so daß man dem Jubilar mit folgenden Liedern ein Ständchen bringen konnte:

1.         Auf, ihr Brüder, laßt uns singen,
2.         Im Abendrot,
3.         Das Ringlein und
4.         Heimatglocken.

„Das Ringlein“ hatte der Jubilar sich gewünscht. Deshalb wurde dieses Lied mit besonderer Aufmerksamkeit und Sorgfalt vorgetragen. Im Namen der Sänger gratulierte der Vorsitzende und überreichte ein Geschenk mit folgendem Wortlaut: „Ich hoffe, daß der Jubilar noch viele Jahre im Chor mitsingen kann. Denn 60 Jahre sind noch lange kein Grund aufzuhören“. Nun wurde das Buffet eröffnet. Die Sänger ließen sich das nicht zweimal sagen und langten kräftig zu. Beim zweiten Auftritt des Chores wurden die Lieder unter Mitwirkung des Geburtstagskindes Josef, der es nicht länger auf seinem Platz ausgehalten hatte, vorgetragen:

1.         Im Weinkeller,
2.         Ein kleines Malheur und
3.         Abendfrieden.

So verbrachte man ein paar frohe Stunden in gemütlicher Runde, ehe die Heimfahrt angetreten wurde. Hier betätigte sich in lobenswerter Weise Sbr. Hans Höller als Taxifahrer, der in mehreren Touren die Sänger zu vorgerückter Stunde nach Hause fuhr.

Biographie des Josef Kaltwasser:
Schon in der Wiege wurde Josef von der Muse geküsst. Musikalisch gesehen war er vorbelastet, denn sein Vater war begeisterter Sänger im Chor des MGV „Liederkranz“ Breitenbenden. Er sang ihm oft ein Schlummerlied. Unbekannte Arien trällerte Josef bereits als Büblein klein an der Mutterbrust. In der Schule wurde seine Begabung als Sängerknabe schon frühzeitig erkannt. Lehrer Bleffert begann, das Talent zu schulen. Mit 15 Jahren trat Josef in den MGV Breitenbenden ein. Behutsam bildete der damalige Dirigent Valentin Schloßmacher seine Tenorstimme aus. Bald schon übernahm Josef Solopartien im Chor. Nach dem Tode Valentin Schloßmachers übernahm Josef Kaster den Taktstock. Da beide Josefs eine enge, kameradschaftliche Beziehung verband, traten sie gemeinsam bei Veranstaltungen wie Altentage, Karnevalssitzungen, Jubiläen und Geburtstagsfeiern auf. Die selbstgeschriebenen Texte und Lieder brachten ihnen viel Erfolg. Josef Kaltwasser wurde von Josef Kaster am Klavier oder Akkordeon begleitet. Als einen der Höhepunkte seiner Karriere kann man das 100jährige Bestehen des MGV Breitenbenden am 08. und 09. Juni 1974 unter Leitung von Anno Hein bezeichnen. Zu diesem Zeitpunkt war Josef Kaltwasser schon einige Jahre als Vorsitzender erfolgreich tätig. Kurze Zeit später musste der MGV Breitenbenden seine Aktivitäten einstellen, da die Zahl der Aktiven zu klein geworden war. Daraufhin trat Josef 1978 dem MGV Vussem bei. Er ist einer der Leistungsträger in unserem Chor geworden. Mehrere Jahre war er als Sänger im Chor der VHS Euskirchen tätig. Mit diesem Chor feierte er die größten Erfolge. Unvergesslich bleiben ihm die Konzerte im Kölner Gürzenich, in Düsseldorf und sogar in der Kathedrale von Amsterdam.

Der Chronist wünscht dem Jubilar noch viele Jahre bei guter Gesundheit im Kreise der Sänger des MGV 1892 Vussem.

Sonntag, 24. Oktober 1993
Sängerfest in Kall

Der MGV 1898 Kall feierte vom 21. bis 24. Oktober 1993 unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Weiler sein 95jähriges Bestehen. Den Auftakt bildete ein Festkommers am Donnerstag im Vereinslokal „Eifeler Hof“. Leider stand der Festkommers unter einem ungünstigen Stern. So mussten einige Jubilare wegen Krankheit auf eine Teilnahme verzichten. Sie wurden in Abwesenheit geehrt, darunter auch Ehrenvorsitzender Josef Büth. Dennoch ließ sich Vorsitzender Franz Spilles nicht entmutigen. Er dankte besonders Bernhard Stoffels, der bereits seit 22 Jahren als Dirigent für den guten Ton sorgt. Der Ehrenvorsitzende des Sängerkreises, Hans Pesch, zeichnete verdiente Sänger aus.
Zum großen Festkonzert am Samstagabend kamen zahlreiche Besucher in die Bürgerhalle. Gestaltet wurde das Konzert vom MGV Kall in Zusammenarbeit mit dem MGV „Liederkranz“ Sötenich und dem Akkordeonorchester Hans Thiessen aus Aachen.
Am Sonntag um 15.00 Uhr fand, ebenfalls in der Bürgerhalle, ein Freundschaftssingen der Chöre des Sängerkreises Schleiden statt. Es nahmen teil der Gesangverein Ramscheid, MGV Zingsheim mit Mädchenchor, MGV Vussem, MGV „Liederkranz“ Ripsdorf, Singgemeinschaft Schleidener Tal, MGV Mechernich, Gesangverein „Harmonie“ Holzmühlheim, MGV Gemünd, Frauenchor Heimbach, Chorgemeinschaft „Eifelperle“ Heimbach.
Der MGV Kall betrat mit dem MGV Sötenich zuerst die Bühne und brachte das Lied „Licht der Musik“ zu Gehör. Die Resonanz dieses Stückes war nicht sehr gut. Zum ersten ließ die Akustik der Bürgerhalle zu wünschen übrig, zum zweiten machte sich die Überalterung des Chores, besonders im 1. Tenor, bemerkbar.
Als dritter Chor wusste der MGV Vussem mit seinen Liedern „Sonntag ist’s“, „Im Weinkeller“ und „Es fällt ein Tau“ beim Publikum zu gefallen, wenn auch ein Sänger aus der Rolle fiel, der das Dirigat des Chorleiters schändlich missachtete und deshalb bei Liedende sein „Kastrato“ nicht rechtzeitig im Griff hatte. So war immer ein Überhänger zu hören. Bei einem Wertungssingen hätte dies zu Punktabzug geführt.
Heinz Sistig hatte Geburtstag und verließ deshalb die Veranstaltung vorzeitig, um seine Gäste nicht länger warten zu lassen. Die nachfolgenden Chöre boten auch nur „Hausmannskost“, und so konnte man mit unserem Programm zufrieden sein.

Sonntag, 14. November 1993
Volkstrauertag in Vussem und Breitenbenden.

Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag und der Volkstrauertag sind die vier Gedenktage im November, mit denen das Kirchenjahr zu Ende geht. Alle diese Feiertage haben eine unterschiedliche Geschichte, alle jedoch haben den gleichen Sinn: sie sind Tage des Erinnerns und der Trauer für geliebte Angehörige und Freunde, die man verloren hat. So hatte auch, wie in den Jahren zuvor, der Bürgerverein am Volkstrauertag um 10.00 Uhr zu einer Feierstunde am Ehrenmal die Bewohner von Vussem eingeladen. Zur musikalischen Umrahmung standen wieder der Musikverein und der MGV bereit. Beim Abmarsch des Trauerzuges herrschte ein böiger Wind, vermischt mit Regenschauern, so daß die Mützen einiger Feuerwehrmänner in einer Pferdekoppel landeten, die mit einem Elektrozaun gesichert war. Der Übersteiger erhielt deshalb unfreiwillig mehrere Stromstöße, die ihn zu Boden warfen.
Als erstes Lied sang der Chor eine Neueinstudierung: „Wohl denen, die da wandeln“ (Weise und Satz von Heinrich Schütz / 1628). Ortsvorsteher und Vorsitzender des Bürgervereins Matthias Vogelsberg legte im Namen der Dorfbevölkerung einen Kranz nieder. In seiner Ansprache stellte er u.a. die Frage nach dem Sinn einer Gedenkfeier am Volkstrauertag. Immer weniger Leute wären bereit, daran teilzunehmen. Sie hätten einige Ausreden parat, wie z. B. daß sie vom Krieg nichts mehr hören und sehen wollen, oder daß endlich vergessen sein soll, was vor 50 Jahren geschehen ist. Angesichts der geringen Beteiligung in den letzten Jahren, abgesehen von einigen teilnehmenden Vereinen, ist dies in der Tat sehr beschämend. Er fuhr in seiner Rede fort und sagte sinngemäß: „Ein flüchtiger Blick in die Zeitung, ein oberflächliches Hören der Nachrichten in Radio und Fernsehen lässt den Schluss zu, daß Krieg und Gewalt offenbar zum Alltag der Gegenwart dazugehören. Tod oder Verwundung vieler Menschen, Zerstörung von Hab und Gut des einzelnen sind an der Tagesordnung. Wie verhalten wir uns gegenüber diesen Nachrichten, den Bildern, die uns stündlich Gewalt  und Leid vor Augen führen? Lösen diese schrecklichen Ereignisse Betroffenheit aus? Wie kommt es, daß nach den Erfahrungen der Vergangenheit und angesichts der aktuellen Übermittlung gewalttätiger Aktionen und kriegerischer Auseinandersetzungen Protest nur sporadisch und ganz verhalten zu hören ist? Ist es Resignation oder Gleichgültigkeit? Von einem Vergessen kann sicherlich nicht gesprochen werden. Und so gilt es, am heutigen Tag der Trauer zum aktiven Einsatz für den Frieden in der Welt aufzurufen. Wir dürfen die Toten nicht vergessen!“
Einfühlsam wollte der Chor nun das zweite neu einstudierte Lied „Befiehl Du Deine Wege“, Weise von Bartholomäus Gesius, Satz Hugo Herrmann, zur Aufführung bringen. Doch der sehr stürmische Wind ließ das nur bedingt zu, und sein Heulen mischte sich mit dem Gesang des Chores. Annemarie Linden brachte in ihrem Beitrag zum Ausdruck, daß der Volkstrauertag ein Tag des Gedenkens und des Nachdenkens sei, daß die Schatten der Kriege, der Vertreibungen und Zerstörungen, der Ausrottungen und des seelischen Leids nicht gewichen sind. „So sind wir an diesem Tag alle aufgerufen, die Toten der Weltkriege in unsere Herzen zu schließen. Wir gedenken der gefallenen Soldaten beider Weltkriege, den im Bombenhagel umgekommenen Frauen und Kindern, den während der Flucht und Vertreibung zu Tode gekommenen Menschen. Wir gedenken der Opfer der Gewaltherrschaft, sowohl der nationalsozialistischen als auch der kommunistischen, aller Menschen, die aus rassistischen, politischen oder religiösen Gründen ihr Leben verloren. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Zeit“. Mit dem Lied vom „Guten Kameraden“ endete die Trauerzeremonie in Vussem.
Nach dem Zeremoniell in Vussem mußte der MGV noch in Breitenbenden antreten, um auch hier mit zwei Liedvorträgen die Trauerveranstaltung zu bereichern. Dabei gelangten die neu einstudierten Choräle zum Vortrag. Ortsvorsteher Josef Kaltwasser hielt die Trauerrede und sagte u. a.: „Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren. Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft leisteten und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Opfer sinnloser Gewalt, die bei uns Schutz suchten. Wir trauern mit den Müttern und mit allen, die Leid tragen um die Toten. Doch unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen bei uns zu Hause und in der Welt.“
Zum Schluss der denkwürdigen Veranstaltung spielte der Musikverein den Choral „Ich hatt´ einen Kameraden“.

Mittwoch, 17. November 1993 (Buß- und Bettag)
Gutachtersingen in Gemünd

Seit Monaten hatten sich die Sänger von 12 Chören des Sängerkreises Schleiden intensiv darauf vorbereitet, am Buß- und Bettag in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Gemünd ab 15.00 Uhr bei einem „Geistlichen Konzert“ als Gutachtersingen ihr Können unter Beweis zu stellen. Als Wertungsrichter fungierte kein geringerer als Professor Michael Schmoll vom Musikausschuss Nordrhein-Westfalen, zugleich Professor an der staatlichen Hochschule für Musik in Heidelberg / Mannheim.
Diszipliniert traten die Chöre auf und wickelten zügig das Programm ab. Diesen weltlichen Chören war mit geistlicher Musik eine besondere Aufgabe gestellt, die sie zu bewältigen hatten. Der Vergleich mit dem musikalischen Anspruch früherer Jahre zeigt, daß sich das Niveau der sängerischen Leistung und der Liedauswahl deutlich gehoben hat. Absolute Spitze, das muss man neidlos anerkennen, waren die Chöre Kammerchor Schleiden, MGV (Meisterchor) Dahlem und der MGV „Liederkranz“ Ripsdorf, alle unter der Leitung von Kreischorleiter Heinz Ströder. Ob diese Chöre Musik aus alter Zeit oder der Moderne singen, sie beherrschen jeden Stil. Der Chronist kann und will die Leistung dieser Chöre nicht schmälern, aber es darf auch nicht unerwähnt bleiben, daß sie sich untereinander mit ihren Leistungsträgern aushelfen, um so ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen, kleineren Chören zu steigern. Das ist zwar legal, meines Erachtens aber unfair. Beispielsweise wirkte der Vorsitzende des Sängerkreises Schleiden, Heinz Kreutzberg, bei vier Chören mit. Alle Achtung dem MGV Zingsheim, der sich mit nur 14 oder 15 Sängern dem Wertungsrichter stellte. Dazu gehört Mut und eine große Portion Selbstvertrauen.
Dass der Kreischorleiter mit unauffälliger, aber eindringlicher Gestik zu führen versteht, zeigte sich, als er in Vertretung des verhinderten Dirigenten Karl-Heinz Vossel den MGV Mechernich leitete. Die einhellige Meinung nach dem Konzert war, man hat diesen stattlichen Chor noch nie so gut singen gehört. Man sollte den Vortrag jedoch nicht überbewerten, denn die ausgesuchten Choräle „Sancta Maria“ und „Benedictus“ stellten keine hohen Ansprüche an die Sänger.
Bemüht, sich gegen die größeren Chöre gut in Szene zu setzen, war der MGV Vussem, der mit „Ave verum“ von Mozart und der „Hymne“ von Quirin Rische aufwartete. Unter der Leitung von Heinz Sistig präsentierte sich der Chor in gewohnt guter Manier und fand beim zahlreich erschienenen Publikum Anklang, wenn auch der Musikkritiker Eberhard Hönig der Meinung war, daß die Liedauswahl einigen Chören Schwierigkeiten bereite. So schrieb er in der Kölnischen Rundschau wörtlich: „Sie greifen noch immer auf Bearbeitungen originaler Musik für Männerchöre zurück und das wirkt, z. B. beim „Ave verum“ wie eine Vergewaltigung dieser herrlichen Musik“. Ich weiß nicht, woher Herr Hönig diese Weisheit hat, aber es ist eine bodenlose Frechheit, so etwas zu behaupten. Fest steht, daß der Gutachter bei der anschließenden Besprechung mit Dirigent und Vorsitzendem im großen und ganzen mit dem Vortrag zufrieden war, zumal die Titel a capella gesungen wurden.
Eine erfreuliche Leistung zeigte auch der Jugendchor aus Zingsheim, ein Mädchenchor, in dem auch einige Knaben ihre Stimme erschallen lassen. Der Kammerchor Schleiden sang zum Abschluss des Konzertes zwei sehr schöne Stücke moderner Musik: „Ubi caritas“ von Maurice Duruflé und „Ovos omnes“ von dem großen spanischen Cellisten Pablo Casals. Man kann diesen Vortrag als den Höhepunkt des Konzertes bezeichnen. Es war ein Genuss, diesen geschulten Sängern unter Leitung von Heinz Ströder zuzuhören.

Nachtrag zum Gutachtersingen:
Das mit großer Spannung erwartete, schriftliche Gutachten gibt meines Erachtens das wieder, wozu der Chor zum jetzigen Zeitpunkt fähig ist. Es deckt schonungslos und der Wahrheit entsprechend Fehler und Mängel auf. Aber Professor Schmoll hat auch die guten Seiten des Chores entdeckt und entsprechend lobend erwähnt. So hat er die Tonreinheit mit „Gut“ bewertet, wenn auch Schwächen in der Intonation im 1. Baß und 2. Tenor aufgetreten sind. Beim Chorklang war der 1. Tenor gelegentlich zu unkontrolliert. Bei der Gestaltung bemängelte er: „Oft zu schwerfällig, in Achteln nicht optimal zusammen“.
Zusammenfassend schreibt er in seinem Gutachten wörtlich: „Der Chor zeigt gute sprachliche Arbeit und weist ordentliche Gesamtintonation auf. Unsicherheiten, gerade in den Mittelstimmen, schmälern einen homogenen Gesamtklang. Die dynamische Arbeit überzeugt, jedoch ist manchmal zuviel gewollt. Die erkannten Schwächen liegen im ‚Aufeinanderhören‘ innerhalb des Chores. Ich rate dazu, eine andere Aufstellung auszuprobieren, so z. B. von rechts nach links gesehen: Tenor 2, Tenor 1, Baß 2, Baß 1.  Sie sollten dieses ruhig einmal unbefangen und offen ausprobieren.“  Gez. Michael Schmoll,  21.11.1993.

Mit diesem Ergebnis kann man leben und zufrieden sein. Natürlich muß an den aufgezeigten Schwächen und Mängeln des Chores gearbeitet werden, um diese in Zukunft abzustellen.

Sonntag, 5. Dezember 1993
Weihnachtsmarkt im Altenheim St. Michael in Breitenbenden

Die Vorbereitungen zum diesjährigen Weihnachtsmarkt liefen wieder auf Hochtouren, ehe die Pforten am heutigen Sonntag um 10.00 Uhr geöffnet wurden. Somit standen auch der Integration von behinderten Menschen alle Türen offen. Dieser Markt wird zu recht „Basar der Begegnung“ im Wohn- und Pflegeheim Sanden genannt.
„Auf unseren Festen hat man stets bemerkt, wie wichtig die Öffnung des Hauses nach außen für unsere Bewohner ist. Aber auch für die gesunden Menschen ist der Kontakt mit seinen hilfsbedürftigen Mitbürgern vor Ort durchaus ein Erlebnis“. Dies brachte Wohnheimleiter Heinz Sanden Jun. im „Wochenspiegel“ deutlich zum Ausdruck.
Für die kleinen Gäste stand ein nostalgisches Kinderkarussell bereit, und darüber hinaus gab es alles, was Weihnachtsstimmung aufkommen lässt. Sogar der Nikolaus gab ein Stelldichein und beschenkte die vielen Kinder reichlich.
Auch der MGV Vussem stand wieder im Dienst der guten Sache und sang vorweihnachtliche Lieder. Wenn auch 9 Sänger fehlten, so wurden die Darbietungen vom Publikum doch mit reichlich Applaus belohnt. Zum Vortrag kamen:

1.         Auf haltet Euer Herz bereit,
2.         Es kommt ein Schiff geladen,
3.         Ave Maria,
4.         Es ist ein Ros entsprungen,
5.         Maria durch ein Dornwald ging, und
6.         Abendfrieden.

Bei der Erstaufführung des „Dornwaldes“ muß der Waldweg sehr holprig gewesen sein, denn einige Sänger im 1. Baß wären fast gestolpert. Sie konnten sich aber im letzten Moment wieder fangen, wenn auch die Töne etwas in Schräglage gerieten, so daß ein „Fies-Dur“ zu hören war. Im Text heißt es: „Der Dornwald hat sieben Jahre kein Laub getragen“. Ich glaube, nach dieser Darbietung wird er sich niemals mehr belauben oder gar Rosen tragen.
PS: Wie erst später berichtet wurde, ist ein Sangesbruder nach der Veranstaltung sehr schwer verletzt worden, als er zur nächtlichen Stunde zum Wasserlassen auf eine 2 m hohe Mauer kletterte, um besser Ausschau halten zu können, ob sich der Strahl auch gleichmäßig in alle Richtungen verteilen würde. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte so unglücklich, daß er sich ein paar Rippen brach, und der Kopf einige Blessuren abbekam. Ob beim Strahlrohr eine größere Verstauchung stattgefunden hat, ist nicht bekannt geworden. Bleibt zu hoffen, daß die Gebrauchsfähigkeit und das Stehvermögen nicht gelitten haben. Von dieser Stelle aus wünsche ich dem Sangesbruder aus „Hatzegravien“, daß er keine bleibenden Schäden, besonders an seinem besten Stück, davonträgt. Denn mit einem geknickten Halm kann man in dem Alter von fast 60 Jahren keine großen Sprünge mehr machen. Gute Besserung!

Sonntag, 12. Dezember 1993
Seniorennachmittag in Vussem.

Beim diesjährigen Seniorentreffen in der „Schneidmühle“ hatten sich die Ortsvereine Kirchenchor, Blockflötengruppe, Musikverein und MGV wieder bereit erklärt, den schon zur Tradition gewordenen Tag musikalisch zu gestalten. 84 Einladungen waren verschickt worden, nur 45 Senioren waren der Einladung gefolgt. Sie wurden von Matthias Vogelsberg herzlich begrüßt. Er sagte, daß es in der heutigen, schnellebigen Zeit sehr schön sei, wenn es für die älteren Menschen eine solche Zusammenkunft gebe. Unter den Gästen weilten auch Pastor Sobieszczyk und Kaplan Kröger.

Der MGV sang

1.         Es kommt ein Schiff geladen,
2.         Ave Maria,
3.         Es ist ein Ros‘ entsprungen, und
4.         Abendfrieden,
und erhielt dafür herzlichen Applaus.
Es fiel auf, daß bereits 5 Sänger (Sbr. Eddi mitgerechnet) am Seniorentag teilnehmen, daß sind 20% des gesamten Chores. Es ist also dringend geboten, jungen Nachwuchs zu werben, damit der Chor auch in Zukunft lebensfähig bleibt und nicht wegen Überalterung schließen muss.
Selbstverständlich wurden die Senioren gut bewirtet. Das Programm dauerte mehrere Stunden. Zwischenzeitlich war auch Bürgermeister Schüller mit seiner Gattin zu Gast. Die Kindertanzgarde sorgte mit ihrem Auftritt für Abwechslung und wurde von der älteren Generation stürmisch gefeiert. Für festliche Stimmung sorgte auch zum Ende des Nachmittages der Musikverein mit seinen Beiträgen.

Samstag, 18. Dezember 1993
Weihnachtsfeier im Alten- und Pflegeheim Sanden in Vussem

Seit dem 1. September 1971 besteht nun schon das Alten- und Pflegeheim der Familie Sanden, daß sie in den prächtigen Räumen des ehemaligen Missionshauses eingerichtet hat. Alljährlich findet hier im Hause mit den Heimbewohnern und Betreuern eine Weihnachtsfeier statt, zu der auch der MGV Vussem wieder eingeladen wurde, um mit seinen Liedvorträgen die Anwesenden zu erfreuen. Wir sangen die Lieder:

1.         Auf haltet Euer Herz bereit,
2.         Es kommt ein Schiff geladen,
3.         Ave Maria.
4.         Maria durch ein Dornwald ging,
5.         Heilige Nacht und
6.         Es ist ein Ros entsprungen.

Heinz Sanden Jun. bedankte sich anschließend mit freundlichen Worten beim Chor für das Erscheinen und die Darbietungen. Der Chorleiter versicherte ihm, daß die Sänger wieder gerne gekommen seien, weil bei einer guten Akustik und einem aufmerksamen Publikum es Freude macht, zu singen. Matthias Vogelsberg, der mit seiner Gattin jedes Jahr an der vorweihnachtlichen Feier teilnimmt, ergriff das Wort und bedankte sich bei der Familie Sanden im Namen der Bewohner und stellte fest: „Hier seid Ihr in guten Händen.“ Zum Abschluß wurde gemeinsam das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ gesungen.

Dienstag, 28. Dezember 1993
Geburtstagsfeier von Sangesbruder Bernhard Mießeler (60) und Biographie

Es begab sich zu jener Zeit, als Reichspräsident Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernannte. In Rom regierte Papst Pius XI., in Mechernich Bürgermeister Dr. Felix Gerhardus und in Breitenbenden Philipp Dederich. Die Pfarrgemeinde Vussem-Breitenbenden wurde von Pater Rektor Heinrich Thomas betreut. In jener Zeit, vor genau 60 Jahren, da erblickte am 28.12.1933, dem Fest der „Unschuldigen Kinder“, kein Geringerer als Bernhard Mießeler das Licht der Welt. Jedes Jahr gedenkt die katholische Kirche dieser wahren Begebenheit zur Erinnerung an den bethlehemitischen Kindermord. In der Bibel kann man darüber bei Matthäus 2, Vers 16 wie folgt nachlesen: „Als Herodes merkte, daß die Sterndeuter ihn getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und ließ in Bethlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von 2 Jahren töten“.
Wir, die Sänger vom MGV Vussem können deshalb sehr froh sein, daß Sbr. Bernhard erst 1933 Jahre später in Breitenbenden geboren wurde, denn sonst hätten wir im 1. Baß einen Leistungsträger weniger.

Wenn auch die Jahre nach 1933 nicht sehr rosig waren, so konnte er doch in seiner Jugendzeit, trotz der Kriegswirren, mit einigen Einschränkungen und Entbehrungen zu einem jungen, starken Mann heranwachsen. Denn der Name Bernhard kommt aus der althochdeutschen Sprache und bedeutet übersetzt „bero“ = Bär und „hard“ = stark, also „bärenstark“.

Dass so ein Bär auch liebenswert sein kann, wissen vor allen Dingen die Sängerfrauen und die Vussemer Gastwirtin zu berichten. Sie haben ihn schon lange in ihr Herz geschlossen, weil er ihnen immer nette Komplimente macht. Aus diesem Grund verwöhnt ihn die „Schneidmühlen-Gertrud“ ganz besonders gern. Sie serviert ihm immer das größte, nach ihm benannte und bekannte „Bernhardschnitzel“. Vom Speiseplan für Feinschmecker ist dieser Begriff nicht mehr wegzudenken.
Da Bernhard das Singen schon in seiner Schulzeit viel Freude bereitet hatte, trat er mit 15 Jahren in den nach dem Krieg wiedereröffneten MGV Breitenbenden ein. Hier reifte er zu einem zuverlässigen Sänger heran. 1958 ehelichte er sein Gertrüdchen aus Weyer, die ihm einen Sohn gebar. Aus beruflichen Gründen musste er bald von seinem geliebten Heimatort fortziehen. 18 Jahre wohnte er in Brühl. Dann packte ihn das Heimweh so sehr, daß er wieder nach Breitenbenden zurückkehrte. Als Bundesbahnbeamter musste er fortan in Köln Dienst tun. Man nennt ihn hier liebevoll den „Wächter vom Eifeltor“, weil er aufpassen muss, daß die Containerfracht ordnungsgemäß deklariert ist, damit sie ihren Bestimmungsort auch tatsächlich erreicht. Ansonsten spielt er Skat oder erzählt Witze. Da der Gesang, neben dem Skatspielen, Wandern, Radfahren und Schwimmen noch immer seine große Leidenschaft war, trat er 1981 als aktives Mitglied in den MGV Vussem ein, nachdem der Breitenbendener Chor nicht mehr aktiv war. Mittlerweile gehört er schon länger als 10 Jahre zu den treuen Sängern, die das Rückgrat unseres Chores bilden. Am 17. November 1990 wurde er für seine 25jährige Singetätigkeit mit der Silbernadel und Urkunde ausgezeichnet.

Zur Geburtstagsfeier waren fast alle geladenen Gäste erschienen, und so konnte er pünktlich im 19.00 Uhr im Gasthaus „Zum Krebsbachtal“ in Breitenbenden seine Verwandten und Freunde begrüßen und willkommen heißen. Zur Begrüßung wurden Sekt und Fruchtsaft gereicht. Bernhard bedankte sich für die vielen Glückwünsche und Geschenke, die er erhalten hatte. Am Schluß seiner Eröffnungsrede sagte er: „Alt machen nicht die vielen Jahre, alt machen nicht die grauen Haare. Alt ist, wer den Mut verliert und sich für nichts mehr interessiert.“ Unter großem Applaus eröffnete er nun das reichliche und köstlich zubereitete Buffet, das von den Gästen im Verlaufe des Abends mehrmals aufgesucht wurde.
Aus gegebenem Anlaß hatte der Jubilar auch die Sangesbrüder für 21.00 Uhr eingeladen, damit die Feier einen festlichen Rahmen erhielt. Die Lieder, die zum Vortrag kamen, hatte er selber ausgesucht. Diese wurden vom Chor hingebungsvoll, wenn auch zum Teil etwas laut vorgetragen, und zwar:

1.         Weihe des Gesanges,
2.         Sonntag ist’s,
3.         Das Morgenrot,
4.         Abendfrieden,
5.         Abend im Gebirge, und
6.         Amazing Grace.

Zwischendurch gratulierte der Vorsitzende im Namen der Sänger und überreichte ein Geschenk sowie der Gattin einen Blumenstrauß. Willi Schütt dankte für die Einladung. Bernhard war sichtlich erfreut über das zahlreiche Erscheinen der Sänger, die gesanglichen Darbietungen und darüber, daß der Chorleiter extra für seine Geburtstagsfete im neuen Outfit erschienen war. Dieser betonte jedoch, daß die Rechnung über das rotkarierte Jackett Bernhard in den nächsten Tagen ins Haus flattern würde. Der Jubilar trug es mit Fassung und forderte die Sänger auf, zu einem Umtrunk im Nebenraum Platz zu nehmen, wo ein mit herrlichen Gaben gedeckter Tisch auf die hungrigen Männer wartete. Der Durst wurde mit Bier vom Faß gelöscht. Heinz Sistig erhielt an diesem gemütlichen Abend wegen seiner bunten Jacke den Spitznamen „Peter Frankenfeld“.
Im Festsaal wurde unterdessen das Tanzbein geschwungen. Dazu spielte auf der Hammondorgel Paul Kirfel aus Waldorf. Zahlreiche Witze und Anekdötchen wurden reihum erzählt. Sbr. Alfred Brell nahm das Geburtstagskind in den Club der Alten Säcke auf. Sbr. Michel hatte einen Kleiderbügel angefertigt mit der Aufschrift: „60 Jahre, kein Grund zum Aufhängen“. Sbr. Franz hatte zuvor in einem Gedicht u. a. zum Ausdruck gebracht, daß der Jubilar nackt zur Welt gekommen war. Von Sbr. Matthias Vogelsberg erhielt er zwei Eintrittskarten, die ihn und seine Frau berechtigten, einmal den Bundestag zu besuchen. Immer wieder wurde Bernhard hochleben gelassen, ehe das harmonisch verlaufene Fest gegen 3.00 Uhr in der Früh‘ zu Ende ging.

Die Jahre 1992 – 1993

Samstag, 25. Januar 1992
Jahreshauptversammlung

In der Vorabendmesse gedachten die Sänger ihrer verstorbenen Mitglieder und gestalteten ihnen zu Ehren die Messfeier mit einigen Liedvorträgen. Gleichzeitig wurde des 8. Todestages von Josef Luxen und des 9. Todestages von Arnold Wielspütz gedacht.
Anschließend fand die Jahreshauptversammlung – wie gewohnt im Vereinslokal „Zur Schneidmühle“ – statt. Zuvor aber wurden die Versammlungsteilnehmer vom Chor mit zwei Liedern eingestimmt. Vorsitzender Willi Schütt eröffnete nun die Versammlung und begrüßte die Teilnehmer aufs herzlichste. Er wünschte der Versammlung einen guten Verlauf. Chorleiter Heinz Sistig bedankte sich bei den Sängern für die gute Mitarbeit und hoffte, daß die Proben für die vom 18.06. bis 21.06.92 stattfindende 100-Jahrfeier gut besucht würden. Nur so könne man den Erfolg bei den Festlichkeiten garantieren und die anstehenden Probleme bewältigen.
Schriftführer Klaus Reddig erstattete nun den Geschäftsbericht und ließ die einzelnen Veranstaltungen des verflossenen Jahres Revue passieren. Fritz Pütz – Kassierer vom Dienst – offenbarte den Kassenbericht zur Zufriedenheit der Anwesenden. Die Kassenprüfer hatten keine Unregelmäßigkeiten festgestellt. Sie bescheinigten dem langjährigen Kassenwart eine einwandfreie und übersichtliche Buchführung. Der Vorstand wurde nun entlastet. Willi Schütt und Fritz Pütz wurden als Vertreter des MGV im Bürgerverein bestätigt.
Über den Stand der Vorbereitungen des 100jährigen Jubiläumsfestes informierte der Vorstand die aufmerksamen Zuhörer, Für die Arbeitsgruppe „Festschrift“, der auch die Sbr. Matthias Vogelsberg, Bernd Wenderdel und Heinz Sistig angehören, konnte Chronist Michael Wielspütz schon große Fortschritte verbuchen, und er war mit der bisher geleisteten Arbeit sehr zufrieden. Der Vorsitzende gab noch bekannt, daß der Antrag zur Erwerbung der Zelter-Plakette gestellt sei.
Auch wurde beschlossen, daß in diesem Jahr eine 4- bis 5-tägige Betreuungsfahrt stattfinden sollte. Nach einigen Diskussionen und Anregungen schloß der Präsident die Versammlung. Danach wurden in gemütlicher Runde alte Erinnerungen ausgetauscht, ehe man in einem bedenklichen Zustand den Nachhauseweg antrat.

Donnerstag, den 30. April 1992
Maiansingen um 18.30 Uhr in Breitenbenden, 19.30 Uhr in Vussem

Der Vorabend zum 1. Mai ist durch vielfältiges Brauchtum gekennzeichnet. Obwohl die Brauchtumshandlungen in den einzelnen Regionen und Ortschaften unterschiedlich sind, lassen sich überall Gemeinsamkeiten feststellen. Verbindungen zu frühgeschichtlichen Frühlingsfesten werden erkennbar. Maifeuer, Maibäume, Maitänze und Mailehen gehören zu den alten Überlieferungen. In der Symbolik steht der Maibaum für knospende Natur und erwachende Liebe. Eng verbunden mit der Tradition des Dorf-Maibaumes ist das Stecken der Maien an Häusern, in denen unverheiratete Mädchen wohnen. Das Maienstecken hat bis heute seine Beliebtheit behalten. In vielen Dörfern schmücken die Jungen auch die Wirtschaften, vor allem aber ihre Stammkneipen; so auch in Vussem und Breitenbenden. In anderen Orten, z. B. in Kall, werden die Mädchen versteigert, das sogenannte Mailehen. Freudentänze um den Maibaum gehören zum Ritual.
So ist es auch in Breitenbenden Brauch und Sitte, daß von der Dorfjugend am Vorabend des 1. Mai ein mit bunten Bändern geschmückter Baum aufgestellt wird. Dazu hatte der Bürgerverein Breitenbenden den MGV und den Musikverein aus Vussem eingeladen, um die Darbietungen mit Gesang und Musik zu verschönern. Abwechselnd wurde gesungen und musiziert, zur Freude der erschienenen Gäste. Der Chor sang die Lieder:

1.Grüß Gott, Du schöner MaienSatz von J. Schäublin
2.Süß Liebe liebt den Maivon Friedrich Silcher
3.Mägdlein, hab achtvon Hermann Sonnet
4.Nun bricht aus allen Zweigenvon Hermann Grölen
5.An dem reinsten Frühlingsmorgenvon Rudolf Desch
6.Der Winter flieht, der Kranich zieht
7.Eins, zwei, drei (ein Wanderliedchen)

Ferner wurden von Kindern Gedichte vorgetragen. Jungen und- Mädchen radelten mit ihren bunt geschmückten Fahrrädern um den Maibaum. Zum Schluß der Veranstaltung wurde gemeinsam das Lied „Der Mai ist gekommen“, Text von Emanuel Geibel nach einer Volksweise aus Niederösterreich, vorgetragen.
Anschließend fuhr man nach Vussem zum Junggesellenplatz, um auch hier mit Gesang den Mai zu begrüßen. Das Aufstellen des Maibaumes durch die Junggesellen erwies sich als sehr schwierig, denn er wäre fast in die vor 30 Jahren gepflanzte, gut gewachsene Sängerlinde gefallen. Am Maifeuer wurden bei einigen Glas Bier noch mehrere Liedchen gesungen.
Maifeuer erinnern an die Kelten, die sich seit dem 6. Jahrhundert vor Christus in Mittel- und Nordeuropa ausbreiteten. Sie feierten ihr Frühlingsfest am l. Mai. Das Feuer sollte die letzten Winterdämonen und bösen Geister vertreiben.
Zum Abschluß sang man auch hier „Der Mai ist gekommen“, und der Musikverein spielte dazu. Da der Karnevalsverein sein traditionelles Grillfest auf dem Schulhof veranstaltete, mußte der Chor auch hier mit ein paar Liedchen seine Anwesenheit bekunden, zumal Sangesbruder Klaus Reddig diesem Verein vorsteht. Dann ging man zur Tagesordnung über mit dem Ergebnis, daß einige Sänger anderntags mit einem ausgewachsenen Kater aufwachten.

Sonntag, den 10. Mai 1992
Verleihung der Zelter-Plakette und Pro-Musica-Plakette 1992, 11.30 Uhr im Bürgerhaus der Stadt Hürth.

Verleihung: Landesmusikrat NRW e.V., Arbeitsgemeinschaft Laienmusik in Verbindung mit dem Kultusministerium NRW

Schirmherr: Klaus Lennartz MdB, Landrat des Erftkreises

Veranstalter: Sängerbund NRW e.V.

Ausrichter: Erftsängerkreis Bergheim e.V.

Vorwort:

Um den hohen Stellenwert dieser Auszeichnung zu begreifen, muß man folgendes wissen:
Karl-Friedrich Zelter (1758 – 1832) war Begründer der ersten „Liedertafel“ im Jahre 1809 und des Berliner Kammermusikinstituts sowie Leiter der Berliner Singakademie. Er war kein Wissenschaftler, sondern vielmehr Erzieher und Pädagoge. Seine Grundsätze der Atemschulung, der Tonbildung und der Spracherziehung haben heute noch ihre Bedeutung.

Die „Zelterplakette“ wurde 1956 vom ersten Bundespräsidenten, Professor Dr. Theodor Heuss, und die „Pro-Musica-Plakette“ 1968 vom Bundespräsidenten Heinrich Lübke gestiftet. Sie werden als staatliche Anerkennung und Auszeichnung an Chöre bzw. Vereinigungen von Musikliebhabern verliehen, die ihr 100jähriges Bestehen feiern und sich nachweislich besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes bzw. um die Pflege des instrumentalen Musizierens erworben haben und damit Förderer des kulturellen Lebens sind.
Mit Rücksicht auf den föderativen Charakter der Bundesrepublik und die bei den einzelnen Bundesländern begründete Kulturhoheit wird die Verleihung der Plaketten von den Kultusministern der einzelnen Länder vollzogen. Dieser Verleihung in den Bundesländern geht einmal in jedem Jahr eine sogenannte symbolische Verleihung an wechselnden Orten der Bundesrepublik durch den amtierenden Bundespräsidenten voraus. Die Vorbereitung und Gestaltung dieses Festaktes erfolgt durch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände in Wolfenbüttel.

Verleihung:
Mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände entstand ein reger Schriftverkehr unseres Chores. Über ein Jahr dauerte es, bis alle Bedingungen erfüllt waren, und der Landesmusikrat NRW seine Zustimmung gab. Bei der Nachricht über die Zuerkennung der Zelter-Plakette war die Freude bei den Sängern sehr groß. Zur Entgegennahme der hohen Auszeichnung fuhren aber nur 8 Sänger und 3 Ehefrauen mit zum Bürgerhaus der Stadt Hürth. Es waren Willi Schütt, Matthias Vogelsberg, Peter Dreesen, Fritz Pütz, Bernd Wenderdel, Heinz Sistig mit Gattin Anita, Alfred Brell mit Gattin Annemarie und Michael Wielspütz mit Gattin Agnes.
In der festlich geschmückten Bürgerhalle begann das Jugendsinfonieorchester Bergheim e.V. mit dem „Präludium“ von Edward Grieg. Nun erfolgte die Begrüßung durch den Präsidenten des Sängerbundes NRW, Herrn Werner Krokowski. Er beglückwünschte die Chöre zu ihrer verdienstvollen Auszeichnung und wünschte der Veranstaltung viel Erfolg und einen harmonischen Verlauf. Die Kantorei „Maria Königin“ Sindorf unter der Leitung von Gudrun Bonnemann betrat nun die Bühne und wusste mit dem Choral „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu gefallen.
Nach dem Grußwort des Schirmherrn, MdB Klaus Lennartz, Landrat des Erftkreises, brachte der Frauenchor 1983 Erftstadt-Lechenich den „Jahresreigen“ von Hermann Josef Rübben gekonnt zu Gehör. Werner Kämmerling begleitete den Chor am Flügel.
Die Chorsätze „Wach auf, meines Herzens Schöne“ von Walter Rein, „Matrona mia cara“ von Orlando di Lasso, „Elija Rock“, arrangiert von Jester Hairstron und „Glorious Kingdom“, Arr. Wolfgang Kelber sang der Jugendchor Buir unter der Leitung von Holger Kolodziey ganz hervorragend.
Die Festansprache hielt nun der Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Herr Hans Schwier. Er sagte unter anderem: „Vor dreißig, vierzig Jahren habe ich selbst mit eingestimmt, wenn sich über die typisch deutsche Vereinsmeierei lustig gemacht wurde, heute bin ich weiser. Was wäre unsere Gesellschaft ohne Vereine, ohne Musik? Musik kennt keine Schranken.“
Der Kultusminister kannte auch keine Schranken, als es darum ging, in seiner Laudatio für die über 50 Chöre, die an diesem Tag eine hohe Auszeichnung erhalten sollten, den hohen gesellschaftlichen Wert ihrer Vereinsarbeit zu betonen. Stellvertretend für ihre sangesfreudigen Mitglieder nahmen nun die Vorsitzenden der Chöre die Zelterplakette aus der Hand des Ministers entgegen. Freudestrahlend hielt Willi Schütt, Vorsitzender des MGV 1892 Vussem, die Plakette und die Urkunde – unterzeichnet vom Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker – in den Händen und ließ sie dann bei den jubelnden Sangesbrüdern reihumgehen. Der MGV Vussem war der einzige Verein aus dem Kreis Euskirchen, der in diesem Jahr die begehrte Plakette erhielt.
Nach der Verleihung wurde das Festprogramm mit dem Jugendorchester Bergheim bravourös fortgesetzt. Mit den Chorwerken von Adolf Kempkens „Fraternitas“ und „Rossiniana“ mußte nun der MGV Wesseling unter der Leitung von Theo Breuer sein Können zeigen. Unter tosendem Beifall beendeten die Sänger ihre auswendig gesungenen Lieder.


Beeindruckend brachten nun drei Chöre mit Unterstützung des Jugend-Sinfonieorchesters ihre Stimmen zur Geltung. Es waren der MGV Liederkranz 1894 Hürth-Efferen, MGV 1890 Lechenich und der MGV Hürth-Stotzheim 1932. 110 Sänger und ca. 50 Musiker befanden sich nun auf der Bühne. Sie beendeten mit der Chorfantasie 1. und 3. Satz von Heinrich Lemacher stimmgewaltig das dreistündige Festprogramm unter brausendem Applaus.
Für die Sänger, die dabei waren, bleibt es ein unvergessliches Erlebnis. Frohgelaunt trat man nun die Heimfahrt an. Im Vereinslokal „Zur Schneidmühle“, Inh. Wolfgang und Gertrud Gumeny, wurde eingekehrt und so manche Runde Bier auf das einmalige Ereignis getrunken. Weil an diesem Tag auch noch Muttertag war, mussten einige Sänger frühzeitig das Lokal verlassen. Der harte Kern aber feierte weiter bis zum späten Abend, und so mancher Trinkspruch drang aus den durstigen Kehlen.

Freitag, 19. Juni bis Sonntag, 21. Juni 1992
100-Jahrfeier des MGV 1892 Vussem.

Um einen reibungslosen Ablauf des Festes zu gewährleisten, wurden vor ca. einem Jahr Arbeitskreise gebildet und monatliche Vorstandssitzungen einberufen. Zusätzlich wurden für die einzelnen Stimmen Satzproben angesetzt, da man schnell erkannt hatte, daß ein Jahr Vorbereitung für das Jubiläumskonzert nicht ausreichte. Fast alle Sänger hatten mit angepackt, um die Turnhalle in eine würdige Festhalle zu verwandeln. Besonders erwähnenswert ist die Mitarbeit von Elfriede Reddig und ihrer Tochter Sabine, die der Konzerthalle mit ihrem Blumenschmuck das nötige Outfit gaben. Man hatte sich viel vorgenommen und keine Kosten und Mühen gescheut, um dem Fest einen feierlichen Rahmen zu geben. Unter dem Motto: „Mit Liedern durch ein Jahrhundert“ sollte das Stiftungsfest gefeiert werden. Die Festlichkeiten begannen am Freitag, dem 19.06.1992 mit einem Festkommers.

bk Vussem. Unter dem Motto „Mit Liedern durch ein Jahrhundert“ feiert der Männergesangverein Vussem vom 19. bis 21. Juni sein l00jähriges Bestehen.

Am Patronatsfest der Vussemer Pfarrpatronin, der Heiligen Margaretha, im Juli 1892 versammelte ein gesangfreudiger und musikbegabter Mann namens Johann Disternich die Vussemer Männer zu einer Aussprache zwecks Gründung eines Gesangvereines. Er sollte später als langjähriger Vorsitzender des MGV Vussem in die Vereinsgeschichte eingehen.

Man war finanziell nicht in der Lage, Noten zu kaufen. Aus dem Nachbarort Holzheim wurden Lieder geliehen, deren Texte man abschrieb. Noten hatte nur der Dirigent. Proberaum war die alte Schule.

Im Paragraphen l der Vereinssta­tuten heißt es: Der Verein hat sich hauptsächlich gebildet, um an einem Neubau der Vussemer Kapelle mitzuwirken und den kirchlichen Gesang herbeizuführen sowie auch die fröhlichen, gemeinschaftlichen

Unterhaltungen durch Gesellschaftslieder emporzuheben und dadurch „unanständige Lieder“ zu verbannen.“
Die Anschaffung einer Vereinsfahne war mit sehr hohen Kosten verbunden. Aus diesem Grunde wurde innerhalb des MGV eine Theatergruppe gegründet. „Der Heilige Donatus“ hieß das Stück, das mit großem Erfolg in Münstereifel, zweimal in Holzheim, in Mechernich, in Kallmuth und Weyer aufgeführt wurde. 1904 wurde die neue Fahne im Rahmen eines Sän­gerfestes in der Pfarrkirche Holzheim von Pfarrer Jansen eingeweiht.
Während der Kriegsjahre 1914 bis 1918 ruhte die Tätigkeit des MGV. 1927 starb Johann Disternich im Alter von 75 Jahren. 1928 wurde Lehrer Karl Schiffer Nachfolger von Dirigent Julius Hody.

Von 1938 bis 1949 bestand der MGV nur noch aus wenigen Mitgliedern. Erst 1950 wurde durch den Eifer der alten Mitglieder die Liebe zum deutschen Lied wieder entfacht. Josef Luxen nahm den Posten als Dirigent an.

Die Anschaffung einer Vereinsfahne war mit sehr hohen Kosten verbunden. Aus diesem Grunde wurde innerhalb des MGV eine Theatergruppe gegründet. „Der Heilige Donatus“ hieß das Stück, das mit großem Erfolg in Münstereifel, zweimal in Holzheim, in Mechernich, in Kallmuth und Weyer aufgeführt wurde. 1904 wurde die neue Fahne im Rahmen eines Sän­gerfestes in der Pfarrkirche Holzheim von Pfarrer Jansen eingeweiht.

Während der Kriegsjahre 1914 bis 1918 ruhte die Tätigkeit des MGV. 1927 starb Johann Disternich im Alter von 75 Jahren. 1928 wurde Lehrer Karl Schiffer Nachfolger von Dirigent Julius Hody.

Von 1938 bis 1949 bestand der MGV nur noch aus wenigen Mitgliedern. Erst 1950 wurde durch den Eifer der alten Mitglieder die Liebe zum deutschen Lied wieder entfacht. Josef Luxen nahm den Posten als Dirigent an.
Nachdem 1954 die Firma Dörries die hiesige Industrie übernommen hatte, wurden die meisten Mitglieder wieder im Ort ansässig und das Leistungsniveau steigerte sich. 1962 bildete sich innerhalb des MGV eine Bläsergruppe. 1983 Die Anschaffung einer Vereinsfahne war mit sehr hohen Kosten verbunden. Aus diesem Grunde wurde innerhalb des MGV eine Theatergruppe gegründet. „Der Heilige Donatus“ hieß das Stück, das mit großem Erfolg in Münstereifel, zweimal in Holzheim, in Mechernich, in Kallmuth und Weyer aufgeführt wurde. 1904 wurde die neue Fahne im Rahmen eines Sän­gerfestes in der Pfarrkirche Holzheim von Pfarrer Jansen eingeweiht.

Während der Kriegsjahre 1914 bis 1918 ruhte die Tätigkeit des MGV. 1927 starb Johann Disternich im Alter von 75 Jahren. 1928 wurde Lehrer Karl Schiffer Nachfolger von Dirigent Julius Hody.

Von 1938 bis 1949 bestand der MGV nur noch aus wenigen Mitgliedern. Erst 1950 wurde durch den Eifer der alten Mitglieder die Liebe zum deutschen Lied wieder entfacht. Josef Luxen nahm den Posten als Dirigent an.

Nachdem 1954 die Firma Dörries die hiesige Industrie übernommen hatte, wurden die meisten Mitglieder wieder im Ort ansässig und das Leistungsniveau steigerte sich. 1962 bildete sich innerhalb des MGV eine Bläsergruppe. 1983 wurde Josef Luxen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 1984 starb dieser „Pionier der Musik“. Nach seinem plötzlichen Tod übernahm kurzfristig Wolfgang Kom­palka die Leitung des Chores. Im Herbst 1984 ging die Leitung dann an Kurt Carstens, Mitglied der Big-Band der Bundeswehr, über. 1985 wurde die Bläsergruppe selbständig.

1987 legte Kurt Carstens das Dirigat nieder, Nachfolger wurde Anno Hein. 1989 wurde Willi Schütt Vorsitzender des Vereins, Kurt Carstens erneut Chorleiter. Nach dem Rücktritt von Kurt Carstens übernahm 1991 Heinz Sistig sein Amt.

Am Freitag, 19. Juni, beginnt um 19.30 Uhr der Festkommers in der Turnhalle mit dem Mandolinenorchester Kuchenheim und dem Jubiläumschor aus Vussem. Am Sams­tag, 20. Juni, lädt der Verein zum großen Jubiläumskonzert um 19.30 Uhr in der Turnhalle mit dem „Gabrieli-Quintett“ und dem MGV 1892 Vussem ein. Anschließend ist Tanz mit den Uedelhovener Dorfmusi­kanten.

Am Sonntag, 21. Juni, findet um 9.30 Uhr der Festgottesdienst in der Pfarrkirche Vussem unter Mitwirkung des MGV 1892 statt, anschließend ist Gang zum Friedhof. Nach dem Frühschoppen um 11 Uhr mit dem Musikverein Vussem werden um 13 Uhr die Gastvereine empfangen. Um 14 Uhr startet der Festzug durch den Ort, anschließend findet in der Turnhalle ein Freundschaftssingen der Chöre des Sängerkreises Schleiden und des Stadtgebietes Mechernich statt.

Fotos für die Presse:

Freitag, 19. Juni 1992
Festkommers.

Vor 100 Jahren, am Patronatsfest unserer Pfarrpatronin, der Hl. Margaretha, im Juli 1892, war die eigentliche Geburtsstunde des MGV. Näheres kann man darüber in der Festschrift nachlesen, die anläßlich des 100jährigen Gründungsfestes herausgegeben wurde:
Geschichte aus der Festschrift

Aktive Mitglieder:

Musikalischer Leiter:
Heinz Sistig
1. Tenor1. Baß
Edmund FreitagFritz Pütz
Matthias VogelsbergBernd Mießeler
Bertram BernersJosef Reinartz
Matthias SchmidtHans Nellesen
Josef KaltwasserFranz Sebastian
Klaus ReddigPeter Virnich
Willi SchüttNorbert Wieder
Hans KlinkhammerPeter Gülden
2. Tenor2. Baß
Peter DreesenMichael Wielspütz
Anno HeinArnold Mies
Bernd WenderdelAlfred Brell
Günther SchellmannHans Höller
Winfried Kreuser
Harald Dürholz


Für den Festkommers konnte der Vorstand das Mandolinenorchester Kuchenheim mit seinem Dirigenten Erich Radermacher verpflichten. Der Jubiläumschor begann mit dem Sängergruß und sang anschließend den Priesterchor aus „Die Zauberflöte“ von W. A. Mozart. Am Klavier wurde der Chor begleitet von Martin Weingartz, einem jungen Künstler aus Kallmuth. Willi Schütt, der 1. Vorsitzende, konnte zahlreiche Ehrengäste begrüßen. Neben anderen waren erschienen der Schirmherr des Festes, MdB Dr. Wolf Bauer, Pastor Sobieszczyk, Friedrich Hambloch vom Sängerbund NRW, der Vorsitzende des Sängerkreises Schleiden Heinz Kreutzberg, der Ehrenvorsitzende Hans Pesch und der Kreischorleiter Heinz Ströder.

el Vussem. „Idealismus und Bereitschaft verdienen Wertschätzung“ betonte am Freitagabend Willi Schütt, der Vorsitzende des Männergesangvereins Vussem, anläßlich des Festkommers zum lOOjährigen Bestehen des MGV. Er ließ kurz die 100 Jahre mit Erfolgen, aber auch Rückschlägen Revue passieren. Schütt konnte etliche Ehrengäste, unter ihnen Schirmherr Dr. Wolf Bauer und Vussems Pfarrer Stanislaus Sobieszczyk, begrüßen.

Friedrich Hambloch überreichte Ehrenurkunde

Auch Friedrich Hambloch, der Vertreter des Sängerbundes Nordrhein/Westfalen, beehrte die Vussemer mit seinem Besuch und überreichte dem Jubiläumschor eine Ehrenurkunde zum runden Jubiläum. „Sie sind eine kleine, feine kulturelle Kommune im Sängerkreis“, lobte Hambloch. „Möge euer Gesang weiter zur hellen Freude begeistern, wovon auch die Familie profitieren möge“, fand Pfarrer Sobieszczyk herzliche Worte der Anerkennung für den Jubiläumschor.

„Gesang ist etwas leichtes und fröhliches und phantastisch zu erleben, wie eine Gemeinschaft in Harmonie zusammenwächst“, sagte Schirmherr Dr. Wolf Bauer in seiner Ansprache. Bauer stellte besonders den Idealismus, das Engagement und die Kameradschaft heraus, die den Verein über Jahrzehnte auszeichneten.

Anschließend gratulierte der Vorsitzende des Kreissängerbundes Schleiden, Heinz Kreutzberg, und überließ dem Ehrenvorsitzenden Hans Pesch die ehrenvolle Aufgabe, die langjährigen aktiven Sänger auszuzeichnen. Pesch ging in seiner Rede noch einmal auf die Gründung des Vereins ein. Er fand es schade, daß viele Chöre im Laufe der Zeit einfach sang- und klanglos unterge­gangen seien.

Grußworte richteten Mechernichs Bürgermeister und Stadtdirektor an den Jubiläumschor: „Unsere Welt wäre arm, wenn Musik nur noch aus den Lautsprechern ertönen würde, deshalb ist es wichtig, daß die Laienchorbewegung ihre Lebendigkeit und Dynamik dadurch wiedergewinnt, daß sie falsche Traditionen hinter sich läßt und die veränderten Wünsche der jüngeren Generation berücksichtigt, damit Chöre auch in Zukunft Bestand haben.“

Mit tonreinen Stimmen gestaltete der Jubiläumschor dann musikalisch den Abend unter dem Dirigenten Heinz Sistig. Am Klavier wurden sie von Martin Weingartz aus Kallmuth begleitet. Musikgenuß vermittelte das Mandolinenorchester Kuchenheim, das für den Abend verpflichtet worden war.

Geehrt wurden die aktiven Jubilare Edmund Freitag, Peter Gülden und Michael Wielspütz für 40jährige und Heinz Sistig und Matthias Vogelsberg für 25jährige Sangestätigkeit. Ausgezeichnet wurden aber auch die inaktiven Jubilare: 40 Jahre im Verein sind Josef Hein, Stefan Höller, Josef Frings und Helmut Fischer. 35 Jahre hielten Albin Wilke und Willi Bertram dem Verein die Treue und auf 30jährige Zugehörigkeit blicken Arnold Lingscheidt, Karl Klinkhammer, Heinrich Reinartz und Matthias Bertram zurück.

Am Samstagabend wurde dann ein großes Jubiläumskonzert in der geschmückten Turnhalle präsentiert Mitwirkende neben dem Jubiläumschor waren das „Gabrieli-Quintett“. Anschließend war Tanz mit den „Uedelhovener Dorfmusikanten“.

Freundschaftssingen beendete das Fest

Am Sonntag schloß sich nach dem Festgottesdienst in der Pfarrkirche Vussem der Gang zum Friedhof an. Um 11 Uhr spielte der Musikverein Vussem zum Frühschoppen. Gegen 13 Uhr fand der Empfang der Gastvereine statt, die sich ab 14 Uhr zum großen Jubiläumsumzug formierten. Ein Freundschaftssingen der Chöre des Sängerkreises Schleiden und des Stadtgebietes Mechernich ließ das Fest gebührend ausklingen.

Langjährige Sänger des MGV Vussem wurden vom Ehrenvorsitzenden Hans Pesch (vierter v. l.)
beim Festkommers ausgezeichnet.

Mechernich-Vussem – Rundes Jubiläum beim Männergesangverein (MGV) Vussem: Vor 100 Jahren am Patronatsfest der Vussemer Pfarrpatronin, der Heiligen Margaretha, beschlossen Johann Disternich, der spätere Vorsitzende, und einige Vussemer Männer die Gründung eines Gesangvereins — das war im Juli 1892. Mit einem dreitägigen Fest beging der MGV am Wochenende seine „Geburtsstunde“, die sich zum 100. Mal jährte.
Der Männergesangverein Vussem feierte am Wochenende sein 1OOjähriges Bestehen. Am Freitag war Festkommers.
Am Freitagabend begannen die Feierlichkeiten mit einem Festkommers in der Vussemer Turnhalle. Vorsitzender Willi Schütt begrüßte die Gäste — darunter Schirmherr MdB Dr. Wolf Bauer, Pastor Stanislaus Sobieszczyk und Hans Pesch, der Ehrenvorsitzende des Sängerkreises Schleiden. Schütt: „100 Jahre MGV Vussem: Das bedeutet ein Jahrhundert Treue zum Gesang.“ Ein solcher Tag sei aber nicht nur ein Tag des Vereins, sondern auch ein Tag der deutschen Musikgeschichte.

Das demonstrierte der zur Zeit 26 Mann starke Chor unter der Leitung von Dirigent Heinz Sistig mit einem abwechlungsreichen Programm. Unterstütztwurde der MGV vom Mandolinenorchester Kuchenheim unter Erich Radermacher.
MGV-Schriftführer Klaus Reddig führte durch den Abend: „Ich versuche eine Brücke zwischen dem Chor und Ihnen, den Gästen, herzustellen“. Es gelang dem Conferencier. Sängerkreis-Ehrenvorsitzender Pesch überreichte Urkunden und Ehrennadeln an Edmund Freitag, Peter Gülden und Michael Wielspütz. Alle drei gehören dem MGV bereits seit 40 Jahren an. Für 25 Jahre wurden Heinz Sistig und Matthias Vogelsberg geehrt.
Der Samstag stand ganz im Zeichen des großen Jubiläumskonzertes, das vom „Geburtstagskind“ MGV und dem „Gabrieli-Quintett“ gestaltet wurde. (gz)

Hans Pesch (Vierter von links), der Ehrenvorsitzende des Sängerkreises Schleiden, übernahm die Auszeichnung von fünf langjährigen Sängern des Männergesangvereins Vussem. (Bilder: Günter Zumbe)

Bravourös trug nun das Mandolinenorchester die Ouvertüre „Mignonette“ von G. Baumann, bearb. von E. Köhler, vor, ehe der Vertreter des Sängerbundes NRW, Friedrich Hambloch, zu Wort kam. „Sie sind eine kleine, feine kulturelle Kommune im Sängerkreis“, lobte Hambloch und überreichte dem Jubiläumschor eine Ehrenurkunde zum runden Geburtstag mit folgendem Wortlaut:

DEUTSCHER SÄNGERBUND

Anlässlich des 100jährigen Bestehens verleihen wir unserem Bundesverein MGV 1892 Vussem diese Ehrenurkunde. Dem Jubelverein sprechen wir unsere herzlichsten Glückwünsche aus und danken ihm für seine treue Arbeit an der Pflege deutschen Chorgesangs. Möge auch seine künftige Kulturarbeit stets von Erfolg begleitet sein.

Köln, den 19. Juni 1992                                                           Das Präsidium und der Präsident

Langjährige und verdiente Mitglieder des MGV Vussem wurden im Verlauf des Festkommers ausgezeichnet. Foto: Schönecker

MGV Vussem feierte 100jähriges Bestehen

Unanständige Lieder sollten verbannt werden

VUSSEM (RS). Klassische Musik aus Ludwig van Beethovens „Die Himmel rühmen“, von Männerstimmen vorgetragen, war am vergangenen Wochenende aus der Turnhalle in Vussem zu hören. Doch für die Bewohner des kleinen Eifeldorfes sind das gewohnte Klänge, denn der Männergesangverein (MGV) Vussem feierte sein 100jähriges Bestehen.
Die Jubiläumsfeier begann mit einem Festkommers in der Turnhalle. Abwechselnd trugen das Mandolinenorchester Kuchenheim und der Jubiläumschor des Männergesangvereins Vussem Ausschnitte aus ihrem musikalischen Können vor. Schon in der Festschrift war Interessantes zu lesen, so zum Beispiel, daß „unanständige Lieder“ verbannt werden sollten: „Der Verein hat sich hauptsächlich gebildet, um an einem Neubau der Vussemer Kapelle mitzuwirken und den kirchlichen Gesang herbeizuführen, sowie auch die fröhlichen, gemeinschaftlichen Unterhaltungen durch Gesellschaftslieder emporzuheben und dadurch unanständige Lieder zu verbannen.“
Noten zu kaufen, war man finanziell nicht in der Lage gewesen. „Aus dem Nachbarort Holzheim wurden Lieder geliehen, deren Text man abschrieb. Noten hatte nur der Dirigent, der mit Hilfe einer Violine den Stimmgruppen solange ihre Stimme vorspielte, bis sie im Gehör verankert war“.
Viele Redner waren gekommen, um dem Männergesangverein 1892 Vussem zu seinem 100jährigen Bestehen zu gratulieren. Aber auch kritische Worte fielen: „Es ist heutzutage schwer, sich dem Überfluß und der Geräuschkulisse der fast überall gegenwärtigen Musikberieselung zu entziehen.“ Gerade aus dieser Tatsache heraus sei es wichtig, daß sich Menschen weiterhin der Betätigung widmen, aktiv zu musizieren.
Beim Deutschen Sängerbund gäbe es zur Zeit 685.000 singende Mitglieder, doch viele Gesangvereine hätten sich im Laufe der Zeit wegen mangelndem Nachwuchs auflösen müssen. Darum sei es besonders lobenswert, daß in einem kleinen Ort wie Vussem ein Männergesangverein Tradition habe, so Ehrenvorsitzender Hans Pesch.
Die Festschrift schreibt dazu: „Hundert Jahre voller Spannung und Krisen im Weltgeschehen und mit Höhen und Tiefen im Vereinsleben. Die Freude am Gesang, anderen Menschen eine Freude zu bereiten, haben den Fortbestand des MGV bis heute gesichert“. Ihren Beitrag dazu haben folgende Mitglieder geleistet: Edmund Freitag, Peter Gülden und Michael Wielspütz singen seit 40 Jahren mit, Heinz Sistig und Matthias Vogelsberg seit 25 Jahren. Diese Jubilare wurden unter großem Applaus für ihr langjähriges Engagement geehrt.
Mit Klavierbegleitung wurde nun vom Chor „Die Himmel rühmen“ vorgetragen und von den Festgästen mit viel Beifall honoriert. Da der Stadtdirektor in Urlaub weilte und der Bürgermeister Peter Schüller anderweitig verpflichtet war (Sommerfest Mühlenpark), wurde ihr Grußwort in der Festschrift abgedruckt. Dort steht u.a.: „Unsere Welt wäre arm, wenn Musik nur noch aus den Lautsprechern ertönen würde. Deshalb ist es wichtig, daß die Laienchorbewegung ihre Lebendigkeit und Dynamik dadurch wieder gewinnt, daß sie falsche Traditionen hinter sich lässt und die veränderten Wünsche der jüngeren Generation berücksichtigt, damit Chöre auch in Zukunft Bestand haben.“

Musikgenuss vermittelte nun das Mandolinenorchester Kuchenheim mit einem „Großen Opernpotpourri“. Nachdem Parteisprecher, Ortsvorsteher und Stadtverordnete ihre Gratulation vorgebracht hatten, sang der Chor „Grüße an die Heimat“ von Carl Kromer.
Nach der Pause nahmen Chor und Orchester wieder Aufstellung bzw. Platz. Mit dem „Berlin-Medley“, Melodien von Paul Lincke, Willi und Walter Kollo wusste das Mandolinenorchester zu gefallen. „Sonntag ist’s“ von Simon Breu, Text Alfred Muth, wurde nun den aufmerksamen Zuhörern vom Chor mit Klavierbegleitung vorgetragen. Nun kamen die einzelnen Vereinsvorstände noch zu Wort und überbrachten die besten Glückwünsche, und so manches Kuvert mit Inhalt wurde dem Vorsitzenden zugesteckt, der sich höflichst dafür bedankte. Er wurde damit zum reichsten Mann des Abends.
„Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ von James Last spielte das Mandolinenorchester und der MGV sang „Über die Heide“ von H. Heuken, Text F. P. Kürten. Nun nahm der Ehrenvorsitzende des Sängerkreises, Hans Pesch, die Jubilarehrungen vor. Für 40jährige Singetätigkeit wurden die Sänger Edmund Freitag, Peter Gülden und Michael Wielspütz mit der goldenen Sängernadel und Urkunde ausgezeichnet. Für 25jährige Singetätigkeit erhielten die -Sangesbrüder Heinz Sistig und Matthias Vogelsberg die silberne Nadel und Urkunde mit folgendem Wortlaut ausgehändigt:

EHRENURKUNDE

Deutscher Sängerbund e.V.                                   Sängerbund NRW                         Sängerkreis Schleiden

In dankbarer Anerkennung für die seit dem Jahre 1952 (40 Jahre) bzw. 1967 (25 Jahre) als aktiver Sänger geleistete Mitarbeit am deutschen Lied wird unserem Sangesbruder . . . hiermit diese Urkunde verliehen.

Gemünd, den 19.06.1992

Sängerkreis Schleiden Heinz Kreutzberg, Kreisvorsitzender Udo Meurer, Kreisgeschäftsführer

Ausgezeichnet wurden aber auch die inaktiven Jubilare durch den 1. Vorsitzenden Willi Schütt. 40 Jahre im Verein sind Josef Hein, Stefan Höller, Helmut Fischer und Josef Frings. 35 Jahre hielten Albin Wilke und Willi Bertram dem Verein die Treue, und auf 30jährige Zugehörigkeit blicken Arnold Lingscheidt, Karl Klinkhammer, Heinrich Reinartz und Matthias Bertram zurück.
Zum Schluß dieser schönen Feier spielte das Orchester „Unter der Dorflinde“, ein Volkslieder-Medley, und ohne Zugabe durften die Musiker die Bühne nicht verlassen. Für das Lied „Nacht ist wie ein stilles Meer“ von Heinz Niehaus, Text J. v. Eichendorff, erhielt der Chor brausenden Beifall und mit der Zugabe „Amazing Grace“ beendeten die Sänger den hervorragenden Festkommers. Festzuhalten ist, daß nur wenige Vussemer Bürger die Veranstaltung besuchten.

Samstag, 20. Juni 1992
Großes Jubiläumskonzert zur 100-Jahrfeier des MGV 1892 Vussem, 19.30 Uhr in der Turnhalle.

Mitwirkende: Gabrieli-Quintett (ein Blechbläser-Ensemble unter Leitung von Rolf Ackermann)

Jubiläumschor MGV 1892 Vussem

Programmgestaltung und musikalische Leitung: Heinz Sistig.

Der Wettergott hatte es nicht gut an diesem Abend mit dem Veranstalter gemeint. Ein Unwetter ging über dem Stadtgebiet Mechernich nieder. Aus allen Richtungen blitzte und donnerte es, als wäre der Jüngste Tag angebrochen. Wolkenbruchartige Regenfälle verwandelten in kurzer Zeit die Straßen in reißende Bäche. Gegen 19.30 Uhr meldete die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ Land unter. Die Feuerwehr musste ausrücken, um den Bierkeller auszupumpen. Mit einiger Verspätung konnte das Konzert dennoch beginnen. Etwa 200 bis 250 Besucher hatten trotz der widrigen Verhältnisse leicht durchnässt den Weg zur Festhalle gefunden.
Der Jubiläumschor hatte auf der Bühne Aufstellung genommen und begrüßte die Geburtstagsgäste musikalisch mit dem „Deutschen Sängergruß“ und „Was der Tau den Fluren ist“.

Mit Melodien aus New Orleans (Just a closher walk with thee) zog das Gabrieli-Quintett in die festlich geschmückte Turnhalle ein. Das Quintett besteht – logischerweise – aus fünf jungen Orchestermusikern, allesamt Absolventen der Musikhochschulen Düsseldorf, Köln und Essen.

Es sind Rolf Ackermann und Manfred Hof an der Trompete, Ingo Klinkhammer am Horn, Jörg Buchwitz (Posaune) und Jürgen Lejeune (Tuba).Die jungen Musiker haben es sich zur Aufgabe gemacht, klassische Musik einem breiten Publikum nahe zu bringen und zugleich musikalische Unterhaltung zu bieten. Durch Rundfunk und Fernsehen haben sie auf sich aufmerksam gemacht. Sie zogen nun alle Register ihres Könnens und wurden vom Publikum stürmisch gefeiert. Auch der Chor wusste mit dem Lied „An die Freude“ (Text von Friedrich von Schiller, Komponist unbekannt) zu gefallen. Nachdem der Vorsitzende die Gäste begrüßt hatte, die teilweise von weit hergekommen waren, sang der Chor „Hymnus an den Gesang“. Abwechselnd wurde nun das hochkarätige Programm von Bläsern und Chor fortgesetzt (siehe Programm zum Festkonzert weiter unten). Chorleiter Heinz Sistig hatte es in einzelne thematische Abschnitte gegliedert. So wurden Lieder über Tageskreis, Frühling, Liebe, Vagantenlieder, Seemannslieder (mit Gitarre, gespielt von Adolf Potschernik), Trinklieder, Wald und Wandern sowie internationale Folklore gesungen (teilweise begleitet von einzelnen oder allen Blechbläsern). Mit der Zugabe „Amazing Grace“ beendete der Chor das auf hohem Niveau stehende Festkonzert. Anschließend konnte noch das Tanzbein mit den „Üdelhovener Dorfmusikanten“ geschwungen werden.

Sonntag, 21. Juni 1992
Freundschaftssingen in der Turnhalle Vussem.

Um 9.30 Uhr fand der Festgottesdienst in der Pfarrkirche Vussem unter Mitwirkung des Jubelchores statt. Anschließend war Gang zum Friedhof und zum Ehrenmal mit Kranzniederlegung. Hier gedachte man besonders des verstorbenen Vereinsgründers Johann Disternich und des langjährigen Dirigenten Josef Luxen, stellvertretend für alle verstorbenen Mitglieder.
Um 11.00 Uhr spielte der Musikverein Vussem zum Frühschoppen auf. Gegen 13.00 Uhr fand der Empfang der Gastvereine statt, die sich um 14.00 Uhr zum großen Jubiläumsumzug formierten. Diesen Umzug kann man als einen Höhepunkt des dreitägigen Festes bezeichnen. Insgesamt marschierten 22 Vereine (13 Chöre + 9 Ortsvereine) durch den mit Fahnen geschmückten Ort. Begleitet wurden sie von zwei Tambourcorps (Eiserfey und Harzheim) sowie dem Musikverein Vussem. Als Fahnenträger fungierten Peter Dreesen, Fritz Pütz und Michael Wielspütz.
Zum anschließenden Freundschaftssingen stellten sich 13 Chöre des Sängerkreises Schleiden und des Stadtgebietes Mechernich zur Verfügung. Sie ließen das Fest – musikalisch gesehen – gebührend ausklingen. Willi Schütt und Klaus Reddig bedankten sich bei den teilnehmenden Chören und überreichten ihnen zur Erinnerung eine Plakette mit dem Motiv des Römischen Aquäduktes. Die Marmorplatten hatte Michael Schröteler eigenhändig angefertigt. Es nahmen am Freundschaftssingen teil:

MGV 1892 Vussem
Kirchenchor Vussem/Breitenbenden
Gesangverein „Harmonie“ Holzmühlheim
MGV „Eintracht“ Hellenthal
Frauenchor Heimbach
MGV 1863 Mechernich
Gemischter Chor „Euterpe“ Firmenich-Obergartzem
MGV Kall
Chorgemeinschaft „Eifelperle“ Heimbach
MGV 1853 Gemünd
MGV 1858 Kommern
MGV „Liederkranz“ Sötenich
MGV „Liederkranz“ Ripsdorf 1910 e.V.
Männerchor Dahlem e.V.

Glücklicherweise hatte sich das Wetter gebessert und die Sonne kam hervor. An den Bierbuden herrschte lebhafter Verkehr, und in der Cafeteria wurden reichlich Kaffee und Kuchen verzehrt, was der stark gebeutelten Vereinskasse sehr zugute kam.


el Vussem. Der Jubiläumsumzug anläßlich des 100jährigen Bestehens des MGV Vussem wurde am Sonntag zum Höhepunkt des dreitägigen Festes. Insgesamt marschierten 22 Vereine durch den mit Fahnen geschmückten Ort. Begleitet wurden sie von zwei Tambourcorps und dem Musikverein Vussem. Insgesamt sei man mit dem Festverlauf zufrieden, resümierte gestern der Vorsitzende Willi Schütt, der auch die Ortsbewohner lobte, die stark vertreten waren. Allerdings hätten sich die Aktiven beim Kommers, an dem man der Bevölkerung bei freiem Eintritt einen musikalischen Abend auf hohem Niveau geboten hatte, mehr Beteiligung gewünscht.

Nachtrag:

Sichtlich gerührt erhielt der Jubilar Michael Wielspütz gegen 15.00 Uhr die Nachricht von der Geburt seiner Enkeltochter Dana. In Windeseile sprach sich dieses freudige Ereignis bei den Festbesuchern herum. Von allen Seiten kamen die Gratulanten und beglückwünschten Opa und Oma, die ganz happy waren. Mit Sangesbrüdern, Verwandten und Bekannten wurde noch lange gefeiert. Natürlich wurde der neue Erdenbürger „pissengelassen“, bis der glückliche Großvater bierselig nach Hause schwankte. Diese einmalige Begebenheit wird in die Annalen der 100jährigen Vereinsgeschichte des MGV 1892 Vussem eingehen.

Samstag, 04. Juli 1992
Sommerfest im Altenheim Sanden in Vussem.

Mit Sang und Klang feierten die Bewohner des ehemaligen Missionshauses ihr Sommerfest. Für die zahlreich erschienenen Gäste wurde ein umfangreiches Programm geboten. Auch war für das leibliche Wohl bestens gesorgt. Selbst gefertigte Waren wurden feilgeboten. Mundgeblasene Gläser mit eingraviertem Namen konnte man preiswert erstehen. Zauberer und Jongleure zeigten ihre Tricks und ernteten viel Beifall. Eine Band begeisterte mit ihren Songs das Publikum. An der Losbude herrschte reger Verkehr. Hier konnte man viele schöne Sachen gewinnen. Nur schade, daß der Heißluftballon wegen des starken Windes nicht starten konnte.
Auch der MGV Vussem hatte es sich nicht nehmen lassen, mit einigen Liedvorträgen das Fest zu verschönern. Beim ersten Auftritt wurden die Lieder

1.         Kling auf, mein Lied,
2.         0 du schöner Rosengarten, und
3.         Im Brauhaus zur kupfernen Nase (Ein kleines Malheur)
vorgetragen.

Vorher hatte das Fanfarencorps aus Köln-Niehl seinen Auftritt gehabt. Auch der Kirchenchor erntete für seine Darbietungen viel Applaus.

Beim zweiten Auftritt brachte der MGV die Lieder

1.         Entschuldigung,
2.         Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein, und, auf besonderen Wunsch
des Conferenciers, der selber in einem Gesangverein aktiv ist:
3.         Das Morgenrot (Am kühlenden Morgen)
zum Vortrag und erntete viel Beifall.

Zum Ausklang des gelungenen Festes spielte dann noch der Musikverein Vussem.

Freitag, den 10. Juli 1992
Festkommers aus Anlaß des 80jährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr, Löschgruppe Breitenbenden, verbunden mit dem Stadtfeuerwehrtag 1992.

Mit einer viertelstündigen Verspätung eröffnete der Musikverein Vussem den Festkommers der Löschgruppe Breitenbenden mit dem Musikstück „Hubertus-Ouvertüre“. Löschgruppenführer Bernd Rhein hieß alle Gäste und Ehrengäste herzlich willkommen. Der stellvertretende Löschzugführer OBM Franz-Josef Böhmer schloß sich seinen Worten an und dankte allen für ihr Erscheinen.
Mit den Liedvorträgen „Weihe des Gesanges“ und „An die Freude“ trug der MGV Vussem wesentlich dazu bei, das Fest zu verschönern. Nun erfolgte die Ansprache des Schirmherrn, Stadtdirektor Bernhard Wachter. Er hob in seiner Festrede insbesondere das Traditionsbewußtsein und das Selbstwertgefühl der Breitenbendener Feuerwehrmänner hervor. Trotz personeller Veränderungen und der Angliederung an die Löschgruppe Mechernich seien sie „standhaft“ geblieben. „Im Laufe der Jahre ist die Löschgruppe Breitenbenden eine verläßliche Größe im Dorfleben geblieben“, so charakterisierte Wachter die Breitenbendener Floriansjünger. Anschließend sprach der Landrat Josef Linden und stellte in seinem Grußwort u.a. fest, daß die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Breitenbenden immer ganze Arbeit leisten, egal ob Brandbekämpfung, Umweltschutz oder Ordnungsdienste. Nun ergriff Bürgermeister Peter Schüller das Wort und sagte u.a.: „Ich bin begeistert, wenn auch junge Menschen den Mut finden, Menschenleben zu retten und Sachgüter zu sichern.“
Der MGV Vussem begann mit den Liedern „Kling auf, mein Lied“ und „Herrliche Heimat“ den zweiten Teil des Festkommerses und erhielt für seine Darbietungen viel Beifall. Bezirksbrandmeister Toni Mertens und Kreisbrandmeister Hans Eicks kamen nun noch zu Wort, ehe der stellvertretende Stadtbrandmeister Günther Müller drei Ehrungen vornehmen konnte. Der Musikverein unter seinem Dirigenten Hans Hubert Schmidt beendete nun den Festkommers musikalisch mit einem Marschlied, nachdem sich noch einige Gäste zu Wort gemeldet hatten und der OBM Böhmer noch einmal herzlich gedankt hatte.
Anschließend fand ein gemütliches Beisammensein statt. Eine gute Zwei-Mann-Band spielte zum Tanz auf und sorgte für Stimmung. Um 0.00 Uhr feierte Sangesbruder Alfred Brell seinen 55. Geburtstag. Die Tanzkapelle spielte für ihn und seine Ehefrau Annemarie einen Ehrentanz. Die verbliebenen „Klotzbotze“ des MGV und deren Ehefrauen gratulierten dem Geburtstagskind aufs herzlichste und sangen ihm ein Ständchen. Alfred ließ sich natürlich nicht lumpen und spendierte gerne einige Runden. So verbrachte man noch bei Bier, Wein und Gesang ein paar frohe Stunden, ehe man beschwipst den Heimweg antrat. Es war eine schöne Feier.

Samstag, 11. Juli 1992
Geburtstagsfeier Stefan Höller (80 Jahre).

Gerne war der MGV der Einladung gefolgt, um seinem langjährigen Mitglied Stefan Höller ein Ständchen zu singen. Stefan Höller trat am 1. August 1950 dem MGV bei, also kurz nach der Wiedereröffnung des MGV nach dem Kriege. Jahrelang sang er im Baß die zweite Stimme, dann wurde er inaktives Mitglied des Vereins und unterstützt den MGV bis heute mit seinem finanziellen Beitrag. Für 40jährige Treue wurde er bei der Hundertjahrfeier des MGV mit einer Urkunde ausgezeichnet.
Nachdem der Chor das Lied „O wie schön ist Deine Welt“ vorgetragen hatte, beglückwünschte unser Vorsitzender Willi Schütt den Jubilar im Namen des MGV und überreichte ihm ein Geschenk. Ferner gab er der Hoffnung Ausdruck, daß der Chor gern zum 90. Geburtstag wiederkommen würde, sofern die Gesundheit des noch rüstigen Jubilars es erlaube. Stefan Höller lebt seit geraumer Zeit bei seinem Sohn Hans, der auch seit einigen Jahren erfolgreich im Verein tätig ist und ebenfalls die zweite Baßstimme singt.
Mit den Liedern „Sonntag ist’s“ und „Herrliche Heimat“ hatte der Chor den Geschmack der Geburtstagsgäste getroffen. Diese geizten nicht mit Applaus. Da der Wettergott gut gesonnen war, saß man draußen noch lange bei kühlem Bier und ließ sich das hervorragende kalte Büffet genüßlich munden. Man gab noch einige Lieder zum Besten, u.a. „Herr Wirt“, „Auf Ihr Brüder“, „Das Morgenrot“ und „Amazing Grace“. Mit dem Trinkspruch „Seht Ihr des Bieres hellen Schein, vor Mitternacht gehn wir nicht heim“ beendeten die Sänger die schöne Feier und begaben sich schwankend auf den Heimweg.

Montag, den13. Juli 1992
Geburtstagsfeier Albin Wilke (80 Jahre) in Mechernich, Knappenweg.

Mit dem zur Tradition gewordenen Lied für solche Anlässe „O wie schön ist Deine Welt“ eröffnete der MGV Vussem die Geburtstagsfeier des 80jährigen Jubilars Albin Wilke. Vorsitzender Willi Schütt gratulierte dem Geburtstagskind im Namen der Sänger und überreichte ihm ein Geschenk, verbunden mit dem Dank für die Einladung. Er hoffe, daß der Chor ihn beim 90. Geburtstag bei bester Gesundheit wieder antreffen würde. Sichtlich gerührt bedankte sich der Jubilar und wünschte dem Chor und seinen übrigen Gästen ein paar frohe Stunden. „Sonntag ist’s“ und „Herrliche Heimat“ wurden nun von den gut aufgelegten Sängern vorgetragen. Für gute Stimmung sorgte auch unser Dirigent Heinz Sistig, der mit seinem „Feeling“ den Chor fest im Griff hatte.
Das kalte Büffet wurde nun eröffnet, welches von der Lebensgefährtin des Jubilars köstlich zubereitet worden war. Einige Sänger, sie sind stadtbekannt und Schrecken jeder Hausfrau (der Chronist will sie hier nicht beim Namen nennen), nutzten jede günstige Gelegenheit und schlichen im Schutz der Dunkelheit aus dem im Garten aufgestellten Zelt ins Haus, um sich zum wiederholten Male an den Köstlichkeiten zu laben. Das Ende vom Lied war – im wahrsten Sinne des Wortes -: Sie bekamen beim Singen keine Luft mehr.
Zur Aufführung gelangten noch die Lieder „Herr Wirt“, „Ein kleines Malheur“, „Auf, Ihr Brüder, laßt uns singen“, „Im Morgenrot“ und „Amazing Grace“. Die Gäste sparten nicht mit Applaus. So mancher Trinkspruch wurde noch gesungen, ehe die Geburtstagsfete zu später Stunde beendet wurde.
Nachzutragen wäre noch, daß der Jubilar über 35 Jahre dem Verein die Treue gehalten hat. Dafür wurde er bei der Hundertjahrfeier des MGV Vussem ausgezeichnet und erhielt als Dank eine Urkunde.

Freitag, 17. Juli 1992
Silberhochzeit von Klaus und Elfriede Reddig und
50. Geburtstag von Elfriede Reddig.

Reddigs feiern die Feste, wie sie fallen. So war es auf der Einladung zu lesen, die Sangesbruder Klaus dem Vorsitzenden überreichte. Natürlich waren fast alle Sänger erschienen, um dem Jubelpaar an seinem Ehrentag ein Ständchen zu bringen. Mit den Liedern „Im Abendrot“ und „Sonntag ist’s“ begann der Chor den musikalischen Reigen. Willi Schütt gratulierte aufs herzlichste und überbrachte im Namen der Sänger einen Blumenstrauß und einen Reisekoffer als Geschenk.


Da das Silberpaar in vielen Vereinen aktiv tätig ist, waren u.a. Vertreter des Karnevalsvereins, der Damen-Elferrat, die Kegelclubs, Freunde und Verwandte erschienen, um dem Jubelpaar die Ehre zu erweisen. Es waren über 100 geladene und ungeladene Gäste, die alle Platz fanden und hervorragend bewirtet wurden. Resel Hein hatte mit den Kindern lustige Lieder einstudiert, die diese gekonnt zu Gehör brachten. Sabine und Sandra, die Töchter des Hauses, erzählten einige Episoden aus dem Leben ihrer Eltern, die mit viel Beifall und Gelächter bedacht wurden. Christa Schröteler hatte eine Bierzeitung erstellt und wusste so einiges aus der Jugendzeit der Jubilarin zu berichten. Edith Pütz und Rita Wieder hatten für alle Wehwehchen, die man nun mal bei zunehmendem Alter hat, für das Geburtstagskind Elfriede Pillen, Wässerchen und Salben parat. Annemarie Linden sang das Liedchen vom schönen Parapluie. Heinz Sistig hatte in seinem Archiv gekramt und allerlei Dias zusammengestellt, die das Ehepaar Reddig in allen möglichen und unmöglichen Positionen und Situationen darstellten. Der Dialog zu den Bildern wurde bewusst verfälscht wiedergegeben, was aber von den „Hauptdarstellern“ mit Humor ertragen und von den Gästen mit viel Beifall honoriert wurde.
Zwischendurch sang der Chor noch einige Lieder und wusste mit den Vorträgen bei den Festgästen zu gefallen. Es wurde bis zum frühen Morgen gefeiert, und manchem wird dieses schöne Fest noch lange in Erinnerung bleiben, weil es ein Fest unter Freunden war.

Sonntag, 23. August 1992
Kurkonzert in Heimbach, Beginn: 11.00 Uhr im Kurpark.

Die im Rurtal malerisch gelegene Stadt Heimbach ist (670 urkundlich erstmals erwähnt) ein anerkannter Luftkurort, von waldreichen Bergen umgeben und beliebt wegen ihres angenehmen Klimas in geschützter Lage. Die Stadt wird überragt von der Burg Hengebach mit ihrem prächtigen Bergfried, die ihr den Namen gab.
Unterhalb der Burg im Tal, unmittelbar an der vorbeifließenden Rur, liegt der gut gepflegte Kurpark mit seinem Musikpavillon. Hier werden in der Sommerzeit, bei schönem Wetter, zahlreiche Kurkonzerte abgehalten. Diese Konzerte sind nicht nur bei den Touristen sehr beliebt, sondern werden auch gerne von der einheimischen Bevölkerung besucht. So mancher müder Wanderer rastet hier und lauscht verzückt den schönen Melodien oder summt versonnen so manches Liedchen mit.
So war es auch an diesem herrlichen Sonntagmorgen. Zahlreiche Zuhörer hatten sich eingefunden. Chorleiter Heinz Sistig hatte ein ansprechendes Programm zusammengestellt, das gekonnt vom Männerchor 1892 Vussem vorgetragen und mit viel Applaus bedacht wurde. Klaus Reddig führte in ungewohnter Manier durch das Programm. Weil ihn zahlreiche Mücken- und Zeckenstiche aus dem vergangenen Urlaub am Rursee an den unmöglichsten Stellen juckten und plagten, fiel die Moderation kurz und bündig aus.
Nach dem Konzert wanderten noch einige Sangesbrüder mit ihren Ehefrauen am Staubecken Heimbach entlang, vorbei am alten Kraftwerk Hasenfeld und durch den Dschungelpfad zurück zum „Haus des Gastes“, wo bei einer Tasse Kaffee und einem Stückchen Kuchen so manches aus dem „Blösjen“ erzählt wurde.

Freitag, 18. September bis Dienstag, 22. September 1992
Kirmes in Vussem.

Die diesjährige Kirmes wurde gemeinsam abgehalten vom MGV 1892 Vussem, dem Junggesellenverein „Alte Heimat“ und den Wirtsleuten Gertrud und Wolfgang Gumeny. Schon am Freitag begann eine Disco, verbunden mit einem Junggesellenwettkampf in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“.


Mit Marschmusik zog man am Samstag nach der Abendmesse zur Margaretenkapelle, um hier bei Gesang und Musik nach altem Brauch den Kirmesknochen herauszuholen. Danach marschierte man durch den mit Fahnen geschmückten Ort zur Turnhalle, wo um 20.00 Uhr der Kirmesball begann. Dazu konnte die bekannte Tanzkapelle „MINDORO“ verpflichtet werden. Mit dem Besuch der Kirmesgäste war man an diesem Tag zufrieden.
Am Sonntag fand der Frühschoppen in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ statt.

Nach der Totengedenkmesse, die am Montag um 10.30 Uhr begann, ging man zum Friedhof und zum Ehrenmal. Unter den Klängen des Musikvereins und den Gebeten des Pastors gedachte man der Toten und Gefallenen. Anschließend fand der traditionelle, durchgehende Frühschoppen mit dem Musikverein Vussem in der Turnhalle statt. Da einige Mitglieder des MGV kein Stehvermögen hatten, gaben sie frühzeitig den Geist auf und wurden vorzeitig zu Bett gebracht.

Dienstag: Um 14.00 Uhr Hahneköppen mit dem Junggesellenverein. Aus hartem Kampf um die begehrte Trophäe zwischen Junggeselle Rolf Wielspütz und Junggeselle Frank Still ging der Letztgenannte als strahlender Sieger hervor. Danach fuhr das Hahnenkönigspaar durch den Ort, angeführt vom Musikverein Vussem, um Ortsvorsteher Matthias Vogelsberg und den Dorfbewohnern die Ehre zu erweisen.

Um 20.00 Uhr begann der Hahnenkönigsball, der leider nur schwach besucht wurde. Mit der Tanzkapelle MINDORO konnte man nun das Tanzbein schwingen. Nach Mitternacht wurde mit lautem Wehklagen die Kirmes begraben.

Sonntag, 27. September 1992
Kirmes in Kallmuth und Einweihung des neuen Dorfplatzes mit der Kapelle des Heiligen Georg.

Nach rund einjähriger Bauzeit konnten nun das Heiligenhaus und der neue Dorfplatz eingeweiht werden. Aus diesem Anlaß hatte der rührige Ortsvorsteher Robert Ohlert aus Kallmuth den MGV Vussem eingeladen, um dem Fest mit gesanglichen Darbietungen einen würdigen Rahmen zu geben. Zur Verschönerung der Meßfeier sang der MGV einige Choräle aus der „Deutschen Messe“ von Franz Schubert und am Schluß des Gottesdienstes das „Ave Maria“ von Jacob Arcadelt.

Das Innere des bruchsteinernen Rundbaus ziert ein Heiligenstock, der den Heiligen Georg zeigt. Entworfen, geschnitzt und gestiftet wurde diese Figur vom einheimischen Künstler Josef Müller. Eine Stiftung ist ebenfalls der Altar, in dem das hölzerne Unikat verankert und so gegen Diebstahl gesichert ist. Der Mechernicher Steinmetzbetrieb Simons errichtete den Altar kostenlos. Ebenso verhält es sich mit dem schmiedeeisernen Gitter, das Matthias Merzenich anfertigte. Daneben verfügt das Heiligenhaus über zwei bleiverglaste Fenster, die das Innere stimmungsvoll erhellen. Das eine gibt den Hl. Georg in moderner Gestalt wieder, das andere stellt die sieben Schmerzen Mariens in Form einer Rose dar. Geschaffen wurden diese Fenster von Christoph Dasburg aus Breitenbenden. Die Bauausführung lag in den Händen von Bernd Pützer. Besonders stolz ist man aber, daß in einer Zeit, wo Kirchenaustritte an der Tagesordnung sind, ein solches Werk vollendet werden konnte. Bürgermeister Peter Schüller unterstrich in seiner Gratulationsrede, daß nur eine intakte Dorfgemeinschaft zu solch uneigennütziger und beispielhafter Gestaltung dieser schönen Idylle fähig sei.

Die feierliche Einsegnung des Heiligenhauses und
des Dorfplatzes nahm Pastor Hoberg vor. Fotos: Schmidt

idt Kallmuth. „Dies ist ein Platz, der zur stillen Einkehr geschaffen wurde“, charakterisierte Robert Ohlert, der Ortsvorsteher von Kallmuth, den am Sonntag anläßlich der Kirmes eingeweihten Platz rund um das neue Heiligenhaus, das einen Bilderstock des Heiligen Georg beherbergt
Nach der Heiligen Messe zog eine kurze Prozession angeführt vom Musikverein von der Kirche zum neuen Dorfplatz. In der Nähe des Bürgerhauses, des Friedhofs und der Kirche gelegen, sollen von dort in Zukunft die Fußpilger abgeholt werden, die zu Ehren der Schmerzhaften Mutter oder des Heiligen Georg nach Kallmuth kommen. Es soll der Ausgangspunkt für einen Kreuzweg sein, der mit der Neukonzeption des Friedhofs einhergeht.
„Wohl dem Menschen, der Gottes Wege geht“, unter diesem Leitgedanken steht das neue im Rundbau gestaltete und nach Osten ausgerichtete Heiligenhaus mit dem geschnitzten Bilderstock von Josef Müller, dem handgeschmiedeten Tor von Matthias Merzenich und den farbigen Fenstern von Christoph Dasburg, die das Innere stimmungsvoll erhellen. Mit diesem Leitspruch und dem Drachen als dem Sinnbild alles Bösen will man ein Zeichen setzen, das in die Welt der Kinder hineinreicht und zu Aufrichtigkeit und Bescheidenheit mahnt.
Dadurch, daß das Heiligenhaus ausschließlich in Eigeninitiative er­stellt werden konnte, mußte die Kirchengemeinde keine finanziellen Mittel bereitstellen. Eine Eiche ist bereits gepflanzt; nun müssen die Kallmuther im Herbst nur noch für eine Begrünung sorgen, für die die Vertreter der Ratsfraktionen eine Geldspende bereithielten.
Während Pastor Hoberg die feierliche Einsegnung vornahm, sang der MGV „Am kühlenden Morgen“ von Robert Pracht und „Sonntag ist’s“ von Simon Breu. Nach der Veranstaltung zog man mit Marschmusik in das Festzelt ein, wo noch lange zünftig gefeiert wurde.

Nachtrag:
Am 13.10.1992 besuchte Ortsvorsteher Robert Ohlert die Probe des MGV, um sich für die Mitgestaltung der Festlichkeiten mit einem Geldgeschenk (DM 100,-) persönlich bei den Mitwirkenden zu bedanken. Er führte in seiner Dankesrede u.a. aus, daß der MGV auch in Zukunft ein gern gesehener Gast sei, zumal die Darbietungen bei der Bevölkerung auf große Resonanz gestoßen seien. Chorleiter Heinz Sistig versicherte ihm, daß der MGV zu gegebener Zeit gerne auf das Angebot zurückkommen werde, zumal die Sänger sich in Kallmuth sehr wohlfühlten.

Samstag, 10. Oktober und Sonntag, 11. Oktober 1992

Sein 30jähriges Bestehen feierte am Wochenende der Musikverein Vussem. Mit einem bunten Programm lockte die Jubiläumskapelle zahlreiche Besucher in die Vussemer Turnhalle.
Unterstützt vom Kirchenchor Vussem-Breitenbenden, dem Männergesangverein 1892 Vussem und der Flötengruppe „Feybachfinken “ konzertierten die Musikanten unter Leitung von Hans-Hubert Schmidt am Samstag vor vollem Haus. Die zur Zeit rund 25 Mann starke Kapelle war vor 30 Jahren von Josef Luxen — er war 22 Jahre lang Dirigent — und neun weiteren Musikinteressierten gegründet worden. Zum Jubiläum spielten sie jetzt Melodien aus Operette und Musical. Jazz, böhmische Blasmusik und Evergreens fehlten im abwechslungsreichen Drei-Stunden-Programm auch nicht. Den musikalischen Frühschoppen am Sonntag gestalteten die befreundeten Musikvereine aus Floisdorf, Weyer, Frohngau, Strempt, Pesch, Keldenich, Engelgau, Kallmuth und Bleibuir. (gz/Bild: Günter Zumbe)

Unter dem Motto „Musik aus Vussem“ feierte der Musikverein am Samstag mit einem Konzert sein 30jähriges Vereinsjubiläum. In der festlich geschmückten Turnhalle hatte man zusätzlich unter der Decke zwei Fallschirme angebracht, die hervorragend zur Dekoration paßten. Nach dem Opening im zweiten Teil des Konzertes betrat der MGV, begleitet von viel Applaus die Bühne und brachte als erstes Lied „Die Nacht“ von Franz Schubert gekonnt zum Vortrag. Als zweites Lied wurde ein schmissiges Wanderliedchen mit dem Titel „Es zogen auf sonnigen Wegen“ vorgetragen. Hier muß man den 2. Baß einmal besonders lobend erwähnen, weil er sich nicht beim schwierigen Zählen von l, 2, 3 und 4, 5, 6 aus der Ruhe bringen ließ. Absoluter Höhepunkt aber war das russische Volkslied „Herrlicher Baikal“ in einer Bearbeitung von Heinz Buchold, das von den Solisten Klaus Reddig (1. Stimme) und Bernd Wenderdel (2. Stimme) hervorragend zu Gehör gebracht und vom Publikum mit stürmischem Applaus bedacht wurde.
Der Musikverein setzte nun sein Programm fort und erntete für seine guten Leistungen – unter der Stabführung von Hans-Hubert Schmidt – viel Beifall.
Zur Erinnerung sei nochmal erwähnt, daß vor 30 Jahren Josef Luxen – er war 22 Jahre lang Dirigent des Musikvereins – und acht Musikinteressierte eine Bläsergruppe gründeten. Zu den Musikern der ersten Stunde zählten: Josef Luxen, Josef Velser, Anno Hein, Matthias Schmidt, Fritz Pütz, Albert Hein, Peter Velser, Michael Wielspütz und Konrad Hein. Obwohl die Bläsergruppe eine eigene Geschäftsführung und eine separate Kasse hatte, galt sie als eine Abteilung des MGV. Die Jahreshauptversammlung, Konzerte und Ausflüge wurden gemeinsam durchgeführt. Nach dem Tode von Josef Luxen im Jahre 1984 wurde die Bläsergruppe zu einem selbständigen Verein mit dem Namen Musikverein Vussem. Neuer Dirigent (nach kurzen „Gastspielen“ von Heinz Sistig und Kurt Carstens) wurde Hans-Hubert Schmidt.

17. bis 22. Oktober 1992
Fahrt nach Steinegg (Bericht: Heinz Sistig).

Nach monatelangen Vorbereitungen – insbesondere durch den Vorsitzenden Willi Schütt – konnte am Samstag, dem 17.10.92 abends die langersehnte Reise nach Steinegg in Südtirol beginnen. Es war ein Reisebus der Firma Schäfer in Mechernich gechartert worden. Nachdem alles Gepäck verstaut war und jeder seinen Platz gefunden hatte, konnte die Reise beginnen. Der Fahrer war Hubert Tillenburg, der jedoch – um seine erlaubte Lenkzeit nicht zu überschreiten – erst in Limburg an der Lahn zustieg und das Steuer übernahm. Weiter ging die Reise und – während in den hinteren Reihen bei Bier und Gesang zünftig einer drauf gemacht wurde – lag über den vorderen Sitzplätzen bald ein stiller Friede. Kurz vor dem Morgengrauen wurde eine Rast im Köschinger Forst eingelegt. Endlich war dann nach langer Fahrt der Grenzübergang nach Österreich erreicht.
Als nächstes stand eine Kaffeepause auf dem Programm. Es wurden Brötchen verteilt, und die Damen erhielten zusätzlich eine Süßigkeit. Nur auf den Kaffee wartete man etwas länger als gewöhnlich, da der Kaffeeautomat etwas langsam arbeitete. Also wurde sich die Zeit draußen auf dem Parkplatz mit allerlei Späßen vertrieben. Schnell war der Brenner erreicht. Es erwartete uns eine winterlich weiße Pracht. Dann kam die Abfahrt Bozen-Nord, und von nun an ging’s bergauf.
Je höher der Bus die Serpentinenstraße emporstieg, desto munterer (will sagen: ängstlicher) wurden die Fahrgäste. Trotz des miesen Wetters bot sich denjenigen, die einen Blick aus dem Fenster wagten, eine wunderschöne Bergwelt. Endlich kam unser Ziel – Steinegg – in Sicht und es wurde im Hotel Oberwirt Quartier bezogen. Nach einem geruhsamen Nachmittag stand ein erster kulinarischer Höhepunkt bevor: Das Abendmahl mit Schlacht am Salatbüffet. Im Hauptgang gab es Menü à la Oberwirt an einer festlich gedeckten Tafel.
Anschließend wurden einige Liedchen von den Sängern vorgetragen, die nicht besonders gut gelangen. Man sang insgesamt zu laut und hier und da recht unsauber. Also wurde kurzfristig umdisponiert und ein Damenchor (bestehend aus allen mitgereisten Damen) aktiviert, der „Die Spröde“ sang. Willi Schütt hatte sich einige Spiele ausgedacht und Elfriede Reddig sowie Bernhard Mießeler unterhielten das Publikum mit ihren „Ein-Mann-(Frau-) Shows“. Müde und zufrieden nach einem anstrengenden Tag fiel man spätabends ins Bett.

Der nächste Morgen begrüßte die Reisenden mit strahlendem Sonnenschein und herrlicher Aussicht. Nachdem man sich an dem schönen Panorama erfreut hatte, wurde ausgiebig gefrühstückt. Es stand ja heute eine Bergwanderung auf dem Programm, von der keiner wußte, wie sie enden würde. Man hatte sich der bewährten Führung eines „ortskundigen“ Wanderführers namens Matthias Vogelsberg anvertraut, so daß eigentlich nichts schiefgehen konnte. Nachdem alle Schäflein beisammen waren, ging es los. Die Südtiroler Bergwelt zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Die Fotografen hatten alle Hände voll zu tun, um die besten Motive einzufangen. Auf gut ausgebauten Wanderwegen ging es bergab. Bergab??? Wollten wir nicht zu einer Berghütte auf einer Alm aufsteigen? Nachdem wir uns unterwegs an geklauten Äpfeln gelabt hatten, fanden wir uns plötzlich an einer Bushaltestelle im Tal wieder. Es wurde Kriegsrat gehalten, dann machte sich ein kleines Häuflein Unentwegter auf den Fußweg zurück nach Steinegg, während die übrigen Wanderer den Bus für die Rückfahrt nahmen oder nach Bozen fuhren. Als es Abend wurde, hatten sich alle verstreuten Schäflein wieder eingefunden, und wieder wurde fürstlich gespeist.
Am nächsten Tag – es war Dienstag und der Himmel bedeckt – hieß es: Auf zum Gardasee. Unterwegs wurden die Reisenden von Willi über Sehenswertes informiert, insbesondere sein Wissen über Olivenbäume und Weinanbau beeindruckte alle. Auf die geplante Schiffsreise mußte leider verzichtet werden, da der Schiffsverkehr auf dem Gardasee bereits weitgehend eingestellt worden war. Statt dessen war ein Bummel durch Garda-City angesagt. Ein paar hungrige und durstige Leute kehrten in den Bitburger-Palazzo ein, um eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. Der anschließende Verdauungsspaziergang führte entlang der schönen Strandpromenade. Dann ging es weiter nach Sirmione, wo die gutbetuchten Weiblichkeiten einen Einkaufsbummel machten, während ihre nicht so vermögenden Herren Gemahle sich mit der Besichtigung von altem Jelooch, wie den Grotten des Catull, zufrieden geben mußten. Dort pfiff der Wind durch alle Ritzen, und die uralten Olivenbäume konnten sich kaum auf den dünnen Beinen halten. Nach einem letzten Blick auf den Gardasee ging es per Bus zurück nach Steinegg.
Am nächsten Morgen starteten wir nach Meran; und weil unser armer Chauffeur wie ein Hallefjehang angezogen war, kauften ihm ein paar Fahrgäste eine schicke Krawatte, um ihn endlich salonfähig zu machen. Es regnete den ganzen Tag über. Ein unvergeßliches Erlebnis war die Besichtigung der Kirche von Nieder-Lana. Damit nur ja kein Besucher sich vor einer Geldspende drücken konnte, wurden alle Türen verriegelt, so daß keiner vorzeitig hinaus konnte.
Abends konnten wir den Gottesdienst in der alten Pfarrkirche von Steinegg durch Gesang mitgestalten, was uns sehr gut gelang. Wir sangen – begleitet vom einheimischen Organisten – einige Lieder der „Deutschen Messe“ von Franz Schubert. Nach einem – erneut vorzüglichen – Abendessen bedankten wir uns bei der sehr freundlichen Gastwirtsfamilie mit einigen Worten des Vorsitzenden, einem Blumenstrauß für die Dame des Hauses und einigen Liedvorträgen. Der Aufenthalt in diesem Haus hat allen sehr gut gefallen.
Am nächsten Morgen hieß es, bei strahlendem Sonnenschein den Heimweg anzutreten. Ein letztes Mal schlängelte sich unser Bus die Serpentinenstraße ins Tal hinab, und weiter ging’s Richtung Brenner. Am späten Abend kamen wir – müde zwar, doch sehr zufrieden – zu Hause an. Allen Mitgereisten wird diese Reise sicherlich in guter Erinnerung bleiben.

Sonntag, 15. November 1992 (Volkstrauertag)
Gang zum Ehrenmal in Vussem und Breitenbenden.

Gegen 9.35 Uhr setzte sich der Trauerzug, angeführt von der Freiwilligen Feuerwehr, dem Musikverein, der einen Trauermarsch spielte, dem MGV und ein paar Vussemer Bürgern vom Schulhof in Richtung Ehrenmal in Bewegung, um der gefallenen und vermißten Soldaten beider Weltkriege zu gedenken. Am Ehrenmal spielte der Musikverein einen Choral und im Namen des Ortskartells legte Matthias Vogelsberg einen Kranz nieder. Der MGV wollte mit dem Choral „Da unten ist Frieden“ die Gedenkfeier verschönern, aber leider war die Tonaufnahme bei den ersten Tenören akustisch nicht angekommen, deshalb setzte man mit dem Choral „Wenn ich einmal soll scheiden“ das Programm fort.
Matthias Vogelsberg brachte in seiner Gedenkrede u.a. zum Ausdruck, daß es heute noch in vielen Ländern Kriege gibt; z.B. die Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien, wo der Terror gegen die Zivilbevölkerung unerträglich geworden ist, und deren Leid und Not wir Tag für Tag im Fernsehen miterleben können. Deshalb sei es dringend notwendig, sich für eine friedliche Lösung einzusetzen, um die schrecklichen Vorgänge zu beenden. Aber auch die unvorstellbare Gewaltwelle gegen Ausländer, insbesondere Asylbewerber, die wir zur Zeit in der Bundesrepublik erleben, sei zu verurteilen, und man müsse sich auch hier verstärkt für ein friedliches Miteinander einsetzen.
Es folgte nun das Lied „Über den Sternen“, vorgetragen vom MGV Vussem. Nach einem gemeinsam gesprochenen Gebet beendete der Musikverein mit dem Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“ die Trauerfeier.
Anschließend nahm der MGV am Gang zum Ehrenmal in Breitenbenden teil. Zum Gedenken an die Opfer der Kriege und als Mahnung gegen Gewalt und Terror hatte Ortsvorsteher und aktiver Sänger des MGV Vussem, Josef Kaltwasser, aufgerufen und den Chor eingeladen, mit zwei Liedvorträgen die Veranstaltung zu bereichern. Als erstes Lied sang der Chor „Da unten ist Frieden“. Diesmal war man konzentrierter bei der Sache und der Choral wurde ohne Schwierigkeiten zu Gehör gebracht. Es kann aber auch sein, daß einige Sänger erst jetzt aufgewacht waren, denn mittlerweile war es 11.00 Uhr geworden.
Josef Kaltwasser hielt die Ansprache und sagte u.a.: „Wir waren nach dem Zusammenbruch des Kommunismus von der Hoffnung auf Frieden erfüllt.“ Diese Hoffnung habe sich jedoch als trügerisch erwiesen. Mitten in Europa tobe derzeit ein Krieg, für den uns das rechte Verständnis fehlt. UNO und EG wirken bei diesem Konflikt hilflos. Aber auch Rassismus und Antisemitismus nähmen besorgniserregend zu und seien aufs schärfste zu verurteilen. Besonders schlimm aber seien die Verwüstungen und Schändungen der Judenfriedhöfe durch Jugendliche. Das erinnere an vergangene, böse Zeiten. Man müsse mit aller Macht den Anfängen wehren.
Nun wurde das Lied „Über den Sternen“ vom MGV vorgetragen. Bernhard Fuchs sprach mit der Trauergemeinde ein Gebet und segnete anschließend die ehrwürdige Stätte. Der Musikverein Vussem beendete mit dem Lied vom guten Kameraden die Gedenkfeier.

Nachtrag:
Es sei noch erwähnt, daß eine Schranke den Zugang zum Ehrenmal versperrte. Anno Hein meinte daraufhin sarkastisch: „In ganz Europa werden die Schranken abgebaut, in Breitenbenden werden sie wieder geschlossen.“ Auch ein Sangesbruder, der im Erfinden von Ausreden nicht verlegen ist, nahm dies zum Anlaß, als er gefragt wurde, wo er denn gewesen wäre. Er sagte: „Als ich in Breitenbenden ankam und sah, daß die Schranke geschlossen war, dachte ich, die Veranstaltung sei schon beendet.“ Dem Chronisten ist dieser Sänger bekannt, weil er mit ihm die zweite Baßstimme singt. Da aber seine Annemarie große Stücke auf ihn hält, soll hier der Name nicht genannt werden.

Dienstag, 17. November 1992
Jubilarfeier.

Endlich hatten die sechs Jubilare einen Termin gefunden, der allen Beteiligten genehm war. Denn immerhin waren fast fünf Monate vergangen seit der Hundertjahrfeier des MGV. Die Jubilare Peter Gülden, Michael Wielspütz, Heinrich Reinartz, Heinz Sistig, Matthias Vogelsberg und Edmund Freitag hatten es sich nicht nehmen lassen, die Sangesbrüder zu einem Umtrunk und kaltem Buffet einzuladen. Edmund Freitag konnte an der Fete nicht teilnehmen, weil er vor einigen Monaten beim Kirschenpflücken so unglücklich von der Leiter fiel, daß er dabei einen komplizierten Knöchelbruch erlitt, und an dessen Folgen er noch litt. Böse Zungen behaupten, daß seine Frau ihm das Gebiss verborgen hatte, damit er an dem Fest nicht teilnehmen konnte!?
Die Feier fand im Proberaum der ehemaligen Volksschule statt. Fast alle Sänger waren der Einladung gerne gefolgt. Der erste Vorsitzende Willi Schütt bedankte sich bei den Jubilaren für die langjährige Treue zum Verein und die gute Kameradschaft, und er hoffe, daß auch in Zukunft die Liebe zum Gesang weiterhin bestehen möge. In angenehmer Atmosphäre wurde geplaudert, und einige Liedchen wurden zum Besten gegeben. Man ließ sich das hervorragende, köstliche Buffet, das bei der Bundeswehr im Mechernicher Uffz.-Heim bestellt worden war, genüsslich munden. Dazu wurde mit gut gekühltem Früh-Kölsch tüchtig nachgespült und so manches Fässchen Bier dabei geleert. Auch Hans Klinkhammer, der zur Zeit im Krankenhaus weilte, wurde mit einem großen Teller voller Köstlichkeiten bedacht. Er hatte auch das kalte Buffet organisiert. So feierte man bis zum frühen Morgen. Von der reichhaltigen, kalten Platte blieb dennoch einiges übrig.

Nachspiel:

In der Meinung, daß sich jemand eine Schüssel mit Pudding beiseite geschafft habe, nahm Sangesbruder Michael Wielspütz die Puddingschüssel, die im Flur stand, in der Hoffnung mit nach Hause, jemandem einen Streich gespielt zu haben. Dies sollte aber ein großer Irrtum sein, der sich anderntags aufklärte, als Michael mit Heinz Sistig ein Telefonat führte. Den leckeren Pudding hatte dieser zum Kühlen in den Flur gestellt. Da man weiß, daß Heinz ein großer Puddingliebhaber ist, fuhr Michael Wielspütz zu ihm hin, um gemeinsam das besagte Corpus delicti zu „vernichten“.

Mittwoch, den 25. November 1992
Nachruf und Begräbnisfeier für Sangesbruder Johann Sistig, Ehrenobermeister der Bäcker-Innung des Kreises Euskirchen.

Mit tiefer Bestürzung ereilte die Nachricht vom Tode des Johann Sistig die Bewohner von Vussem und der Nachbarorte sowie seinen großen Bekanntenkreis. Nach kurzer, schwerer Krankheit und einem erfüllten Leben verstarb der allseits beliebte Sangesbruder Johann Sistig am Samstag, dem 21. November 1992 im Alter von nahezu 74 Jahren im Krankenhaus Mechernich.
Der Verstorbene wurde am 27.12.1918 in Eiserfey in der sog. Ollesmöll geboren. Im Jahr 1949 ehelichte er Margarethe, geb. Giesen aus Dreimühlen. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor. Der älteste Sohn Heinz ist unser derzeitiger Chorleiter. Johann Sistig war gelernter Bäckermeister. Am 3. Dezember 1959 zog er mit seiner Familie nach Vussem, um das Lebensmittelgeschäft „Hoffmann“ zu übernehmen und erweiterte es gleichzeitig um eine Bäckerei. Zuvor hatte er eine Bäckerei in Roggendorf betrieben. Schon fünf Jahre später, am 27.09.1964 wurde er in den Gemeinderat Vussem-Bergheim gewählt. Dort vertrat er als Mitglied der SPD die Belange der Wähler, bis am 1. Juli 1969 die ehemals selbständige Gemeinde durch die Neugliederung zur Gemeinde Mechernich ihre kommunale Eigenständigkeit verlor. 1972, als das Ortskartell (jetzt Bürgerverein) gegründet wurde, wählte man Johann Sistig zum Kassenwart. Dieses Amt führte er in vorbildlicher Weise lange Jahre aus. Darüber hinaus wirkte er in vielen Gremien mit. 28 Jahre lang war er Mitglied und Aufsichtsratsmitglied der BÄKO Eifel-Mosel e.G. Außerdem war er von 1964 bis 1976 Obermeister der damaligen Bäckerinnung des Kreises Schleiden und von 1976 bis 1981 Obermeister der Bäckerinnung des Kreises Euskirchen. Dann wurde er zum Ehrenobermeister ernannt. Von 1966 bis 1989 war er Mitglied des Aufsichtsrates der Volksbank Euskirchen e.G. Hier hatte er sich stets für die Belange des Handwerks tatkräftig und engagiert eingesetzt.
Aber auch in vielen Vereinen war er aktiv oder inaktiv tätig; z.B. Sportverein, Kolpingverein usw. Nachdem er seinen wohlverdienten Ruhestand antrat, hatte er endlich Zeit und Muße gefunden, seiner heimlichen Liebe zum Gesang nachzugehen. Er trat als Aktiver dem Kirchenchor bei. Schon seit 1961 war er Mitglied des MGV Vussem gewesen, 1985 wurde er aktiver Sänger. Im Chor sang er die zweite Bassstimme.
Die feierlichen Exequien wurden am Mittwoch, dem 25.11.1992, in der Pfarrkirche zu Vussem gehalten. Der Kirchenchor gestaltete, dem Verstorbenen zur Ehre, in der vollbesetzten Kirche die Totenmesse. Nach der Hl. Messe fand die Beisetzung auf dem Friedhof statt. Viele Menschen aus Nah und Fern waren gekommen, um ihm das letzte Geleit zu geben. Mitglieder des MGV Vussem trugen den Sarg zum Grabe. Im Namen des MGV legte Arnold Mies einen Kranz nieder. Desgleichen tat Josef Wirtz für den TSV Feytal. Anwesend waren auch Fahnenträger der Kolpingfamilie Mechernich. Die Einsegnung nahm Pastor Sobieszczyk vor.
Anschließend trafen sich seine Familie und Freunde in der proppenvollen Gaststätte „Zur Schneidmühle“, um – wie es Brauch und Sitte ist – seinem Ableben mit einem kleinen Imbiss und einigen Bierchen vom Fass zu gedenken.
Wir werden Johann Sistig sehr vermissen.

Sonntag, 06. Dezember 1992
Weihnachtsmarkt im Altenheim St. Michael in Breitenbenden.

Die Wohn- und Pflegeheime Sanden organisierten wieder – wie im Vorjahr – den Weihnachtsmarkt St. Michael auf dem Freigelände des Hauses in Breitenbenden. Pünktlich zum Nikolaustag, dem 06. Dezember, öffnete der Markt von 10.00 bis 20.00 Uhr seine Pforten. In geselliger, vorweihnachtlicher Atmosphäre wurden Geschenkartikel, Speis‘ und Trank, Kaffee und Kuchen oder auch Besinnliches geboten. Nikolaus, Weihnachtschöre, Blasmusik, Kinderkarussell, Zauberer, Leierkastenmann und eine große Verlosung gaben dem Markt sein typisches Flair.
Unter Mitwirkung der Angestellten hatten 80 Bewohner wieder seit Monaten daran gearbeitet, den Weihnachtsmarkt für die Besucher besonders attraktiv zu gestalten. Allein die geschäftige Stimmung im Hause und die Vorfreude der Bewohner war die Mühe wert. Die traditionellen Feste und Märkte des Hauses Sanden sind der Bevölkerung von Nah und Fern als gelungener Versuch praktischer Integration behinderter Menschen bekannt. Heimbewohner zu sein muss nicht heißen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu leben. Erwirtschaftete Gewinne werden auch in diesem Jahr wieder zum Ausbau der Versorgung behinderter Menschen im Kreis Euskirchen verwandt.
Auch der MGV Vussem war wieder gerne gekommen, um mit seinen Liedvorträgen die Heimbewohner und die zahlreich erschienenen Gäste zu erfreuen. Mit der Auswahl der Lieder

1.         Auf, haltet Euer Herz bereit,
2.         Es kommt ein Schiff geladen,
3.         Ave Maria, gracia plena,
4.         Sonntag ist’s,
5.         Abend im Gebirge,
6.         La Campanella, und
7.         Es ist ein Ros entsprungen,
hatte Chorleiter Heinz Sistig die Herzen der Zuhörer schnell gewonnen. Man hörte es am langanhaltenden Beifall.

Der ehemalige Besitzer des „Margaretenhofes“ in Vussem, Werner Anklam, spendete spontan DM 100,- für die Vereinskasse, die der „geizige“ Kassierer Fritz Pütz – zum Leidwesen der Sänger – schnell verschwinden ließ. So mussten die Aktiven, wohl oder übel, ihre Getränke selber bezahlen, um den stark strapazierten, durstigen Kehlen mehr oder weniger Linderung zu verschaffen. Zum Glück zeigte Matthias Vogelsberg, der mit Heinz Sanden jun. zum Fußballspiel Schalke – Köln (1:0) fuhr, mehr Verständnis. Er schenkte den Hinterbliebenen (sprich: Harter Kern) seine Getränkebons, die dankbar angenommen und in kalte oder heiße Getränke umgesetzt wurden.

Sonntag, 13. Dezember 1992
Altentag in Breitenbenden.

„Wir laden alle Senioren aus Breitenbenden am 2. Adventssonntag, dem 13. Dezember 1992 um 15.00 Uhr, zu unserem diesjährigen Seniorennachmittag in die Gaststätte „Zum Krebsbachtal“ ein“, so lautete die Einladung des Breitenbendener Bürgervereins als Gastgeber dieser Traditionsveranstaltung.
Das Programm wurde hauptsächlich von den Kindern des Dorfes gestaltet. Außerdem wirkten mit: Udo Greuel an seinem Keyboard, der neu gegründete Gemischte Chor Breitenbenden und der MGV 1892 Vussem, der in zwei Auftritten mit den Liedern

1.         Sonntag ist’s,
2.         La Campanella,
3.         Es kommt ein Schiff geladen,
4.         Heilige Nacht, und
5.         Es ist ein Ros entsprungen,
zu gefallen wusste.

Zum Dank für die gelungenen Darbietungen überreichte der Vorsitzende des Bürgervereins eine Gutschrift über ein Fässchen Bier.

Dienstag, 29. Dezember 1992
Jahresabschlußfeier

Vorsitzender Willi Schütt bedankte sich bei den Sängern und bei Chorleiter Heinz Sistig, dem er ein Geldgeschenk überreichte, für die guten Leistungen im vergangenen Jahr. Er hob in seiner Ansprache besonders die Mitarbeit der Sänger beim 100jährigen Vereinsjubiläum hervor. Absoluter Höhepunkt sei aber die Überreichung der Zelter-Plakette gewesen. Zuvor hatte man Sangesbruder Johann Sistig, der kürzlich verstorben war, eine Gedenkminute gewidmet. Anschließend bedankte sich auch der Chorleiter bei den Sängern und dem Vorstand für die gute Zusammenarbeit im verflossenen Jahr.

Für Sangesbruder Bernhard Mießeler, der am Vortag, dem „Fest der unschuldigen Kinder“, seinen 59. Geburtstag gefeiert hatte, wurde nun der Deutsche Sängergruß vorgetragen. Bei Spießbraten, Kartoffel- und Krautsalat und einigen Fäßchen Bier wurde noch zünftig gefeiert. Auch hatte man wieder eine Tombola organisiert, die mit vielen Hobbywerkzeugen bestückt war. Es wurden noch einige Liedchen vorgetragen, die teilweise ohne Noten gesungen wurden.

Einige Punkte wurden diskutiert, und so gegen Mitternacht trat man gut gelaunt den Heimweg an. Aber die Nachtruhe sollte nicht lange dauern. Gegen 2.30 Uhr riss die Feueralarmsirene die Bewohner von Vussem aus dem Schlaf. In der ehemaligen Schreinerei Wagner war ein Feuer ausgebrochen. Dort brannten Werkstatt, Maschinenraum und Holzlager des Innenausbaubetriebes, wobei nach Aussage der Firmeninhaber, Helmut Vogelsberg und Herbert Barth, die gesamte Produktion vernichtet wurde. Darunter waren auch Terminarbeiten für den Neubau des Mechernicher Kreiskrankenhauses. Die Lagerbestände aus Holz und Möbelteilen gaben dem Feuer reichlich Nahrung, so daß es sich in Windeseile ausbreiten konnte. Zwei Pferde, die sich in einem angrenzenden Stall befanden, konnten frühzeitig aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. Die Polizei vermutete, daß ein technischer Defekt an einer der Maschinen den Brand verursacht hatte. Ein Sachverständiger musste dies allerdings noch überprüfen. Die Schadenhöhe lag nach ersten Schätzungen der Polizei bei rund einer Million Mark.

Die Jahre 1991 – 1992

Vorwort der Redaktion.

Michael Wielspütz hatte schon seit einiger Zeit Zeitungssauschnitte, die den MGV 1892 Vussem betrafen, gesammelt. In ihm reifte der Entschluss, diese Unterlagen mit Kommentaren zu versehen und dann zu einer Vereinschronik zusammenzufassen. Nachdem der Vussemer Heimatforscher Albert Velser der Öffentlichkeit die hervorragende Dorfchronik über die letzten 100 Jahre zugänglich gemacht hatte (wir berichten darüber), setzte Michel seine Idee in die Tat um.
Zunächst wurden die Manuskripte ab 1992 von Heinz Sistig mit der Schreibmaschine abgetippt. Diese Arbeit setzte dann Bernd Wenderdel ab 1994 mit einem Computer fort und verarbeitete Michels „geistige Ergüsse“ zu einer sporadisch erscheinenden Vereinszeitung mit Namen „METRONOM“. Leider musste die Zeitung 1996 wegen Arbeitsüberlastung von Bernd eingestellt werden.
Als mich Michel im Jahre 2000 fragte, ob ich die Arbeit fortsetzen möchte, habe ich gerne aus folgenden Gründen zugestimmt. Erstens, weil mich die ungeheuren Aktenberge, die mein Bruder im Laufe der Zeit angehäuft hatte, herausforderten. Zweitens, weil ich mich nicht nur beruflich seit 1983 mit dem Computer beschäftige (böse Zungen sagen auch Spielen dazu), und, last but not least, weil die Aktivitäten des MGV, über die Michael Wielspütz – oft leidenschaftlich, aber auch mit viel Humor – berichtet, einfach nicht in irgendwelchen Aktenordnern einen Dornröschenschlaf halten dürfen.
Mit der Zeitschrift „Haste Töne?“ wird, während ich diese Zeilen im Januar 2001 schreibe, erneut ein Versuch gestartet, die Vereinschronik allen Sängern, Freunden und Gönnern des MGV auf Papier und CD zugänglich zu machen. Sie möge allen zur Information, zum Nachdenken, aber auch zum Amüsement dienen.

Albert Wielspütz

Nachwort zum Vorwort: Die Chronik 1991 wurde im Januar 2001 – wegen des anstehenden 10jährigen Dirigentenjubiläums des Heinz Sistig – von Michael Wielspütz aus der Erinnerung, anhand von vergilbten Zeitungsausschnitten und mit Hilfe der Niederschriften des damaligen Schriftführers Klaus Reddig erstellt.

Samstag, den 02. März 1991

Mitgestaltung der Meßfeier in der Pfarrkirche Vussem für die lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV und anschließende Jahreshauptversammlung.

Sonntag, 24. März 1991

Vorstellung der Vussemer Dorfchronik (1890 – 1990).

Vussemer Kinder rodeln 1939 im Bereich der Mühlengasse (heute Keilbergweg) an der Vussemer Kapelle.

100 Jahre Vussem auf 168 Seiten

Chronik 1890 — 1990 entstand in zweijähriger intensiver Arbeit

Der ehemalige Junggesellenverein beim Kirmesumzug.  
Die alte Vussemer Trierer Straße, früher „Katzejass“ genannt, schmückt die Chronik, die am 24. März vorgestellt wird.

el Vussem. Nach zweijähriger intensiver Arbeit stellt der Heimat- und Geschichtsverein Vussem am 24. März ab 17.30 Uhr während einer Feierstunde in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ sein erstes Werk „Die Chronik des Dorfes Vussem 1890-1990″ vor. Das repräsentative Buch bietet neben einem Rückblick auf die vergangenen 100 Jahre auch ortsgeschichtliche Informationen, die vor dem Jahre 1890 liegen. Diese historische Arbeit kam durch das persönliche Engagement des Vussemer Chronisten Albert Velser und den nicht unerheblichen Einsatz der Vereinsmitglieder zustande. Insbesondere alte Dokumente des Ortes kommen in der Chronik zur Geltung.

Sie umfaßt 168 Seiten mit 25 Fotos, Register und Quellennachweis. Das Vorwort beginnt mit dem Konfuzius-Zitat: „Erzähle mir die Vergangenheit und ich werde die Zukunft erkennen“. Albert Velser beschäftigt sich seit 15 Jahren mit der Geschichte seines Heimatortes und ist durch Ausstellungen und Festzeitschriften bekannt geworden. Das Buch sollte anläßlich des 100jährigen Bestehens des Gesangvereins Vussem 1992 auf den Markt kommen. Alles lief reibungslos und auch das Gerüst des Werkes stand sehr schnell. Doch nach dem Vorstandswechsel distanzierte sich der Gesangverein von diesem Vorhaben.

Daraufhin bildete sich aus dem Bürgerverein heraus zunächst ein Gremium, das sich für die Chronik aussprach. Am 21. November 1990 wurde dann der Heimat-und Geschichtsverein gegründet, der inzwischen auf 20 Mitglieder angewachsen ist Ohne Finanzen fing der Vorstand mit dem Vorsitzenden Peter Dreesen, dem 2. Vorsitzenden Albert Velser, Geschäftsführer Friedhelm Breuer und Kassierer Hans Klinkhammer an. Gesucht werden noch Sponsoren für das Buch, dessen erste Auflage von 600 Stück über Darlehen finanziert werden.
Die Chronik kostet 20 DM und ist im Buchhandel Abel, in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ und beim Vorstand zu haben..

Samstag/Sonntag, 30./31. März 1991
EIFELER LAND           Kölner Stadt-Anzeiger        

Der Elektrotechniker Albert Velser stellte eine Chronik von Vussem zusammen 100 Jahre Dorfleben erforscht
Die Stadt Mechernich zahlte keinen Zuschuss – Den Vereinen war die Arbeit zu teuer

Von Annette Bönsch

Mechernich-Vussem – Zwei fahre dauerten die Recherchen des Elektrotechnikers Albert Velser aus Vussem, bis er sein Werk „Chronik des Dorfes Vussem 1890-1990″ vorstellen konnte.
Heimat- und Ahnenforschung sind schon seit etlichen Jahren sein Steckenpferd. Er entschloß sich, die dabei zusammengetragenen Erkenntnisse auch dokumentarisch festzuhalten. Schul-und Kirchenchroniken boten dem Chronisten dabei ein eindrucksvolles Potential historischer Informationen. „Es war eine arbeitsreiche Zeit“, so Velser, „doch die Erfahrungen, die ich während dieser Zeit machen durfte, belohnen mich dafür.“
Der Männergesangverein 1892 begleitete die vom HGV-Vorsitzenden Peter Dreesen eingeleitete Präsentation musikalisch. Arnold Mies vom Heimat- und Geschichtsverein Vussem stellte heraus, daß es sich der Verein zur Aufgabe gemacht hat, den vor Ort lebenden Menschen mehr Verständnis für die Heimat und den verantwortlichen Umgang mit ihr nahezulegen.

Sorgfältig beachten

Denkmalschutz, Denkmalpflege, Heimat- und Brauchtumspflege seien wichtige Momente, die danach verlangten, sorgfältig beachtet zu werden. Es gehe nicht an, daß angesichts wirtschaftlich effizienten Denkens Denkmäler als Zeugen der Vergangenheit vernichtet oder verändert würden.
Im landschaftlich schönen Stadtgebiet Mechernich sind zahlreiche kulturell wertvolle Dokumente erhalten. Der Eingriff menschlichen Handelns ist aber nicht zu verleugnen. Dem gelte es entgegenzuwirken, so Arnold Mies.

Nicht spektakuläre Veranstaltungen sollen das Wirken des Vereins prägen. Auch soll der natürliche Umgang mit der Vergangenheit, aber auch der Gegenwart, Schienen für die Zukunft legen. Es ist ein besonderes Anliegen des Vereins, Jugendlichen die Bedeutung der Historie zu vermitteln und diese mit einzubeziehen in die Arbeit. Kulturhistorische Museumsbesuche, Wanderungen und Führungen stellen, so Mies, einen „einfachen Weg“ zum Kennenlernen des Siedlungsraumes dar. Historische Stätten sollen beschriftet werden, weitere heimatkundliche Veröffentlichungen sind geplant, und schließlich werden zur Zeit geeignete Räume zur Einrichtung eines Heimatarchivs gesucht.
Unterstützt wird die Arbeit des Vereins von einem „echten Vussemer Jong“, dem Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Bundestags-Gesundheitsausschusses, Dr. Dieter Thomae (FDP).
Trotz des in Rheinland-Pfalz auf Hochtouren laufenden Wahlkampfes war der in Vussem aufgewachsene Thomae aus seinem an der Ahr gelegenen Wahlkreis angereist, um der Vorstellung der Chronik beizuwohnen. „Dafür bin ich zu gerne Vussemer“, so MdB Dr. Thomae. Es sei wichtig, diese Art historischer Erfahrungen auch künftigen Generationen zu vermitteln.
Der Parlamentarier bedauert den Trend, den Eifeldörfern wegen Rationalisierungsüberlegungen ihre Kernverwaltung zu nehmen. Alleine aus diesem Grunde schon sei es wichtig, dörfliche Vereine als Träger kulturellen Erbes zu unterstützen. Er sei, erklärte Thomae, ein Verfechter der Grundschulen, auch wenn dies kostenintensiver sei.

„Aber was ist gleichzusetzen mit dem, was nicht nur Kindern in einer dörflichen Gemeinschaft geboten wird?“
So sehr die Gäste die neue Vussemer Chronik auch zu schätzen wußten, so war die Erstellung für den Autor etwas problematisch. Die Chronik sollte ursprünglich anläßlich des 100jährigen Bestehens des 1892 von Johannes Disternich gegründeten Vussemer Männergesangvereins herausgegeben werden. Die mit der Auflage der Chronik verbundenen Kosten in Höhe von 10000 DM schreckten die örtlichen Vereine von einer Beteiligung jedoch ab. „Eigentlich war ich schon soweit, die Chronik in den Schrank zu stellen“, meinte Albert Velser. Aus dieser Situation heraus gründete sich der Heimat- und Geschichtsverein Vussem.

Antrag abgelehnt

Ein Antrag an den Sport- und Kulturausschuß der Stadt Mechernich auf Förderung wurde abgelehnt. „Mich hätte es auch gewundert“, so Velsers Autorenkollege Toni Schoenen, „wenn das anders abgelaufen wäre.“ — „Wir waren zu ehrlich“, so Ar­nold Mies: „Hätten wir die doppelte Summe veranschlagt, hätten wir einen Zuschuß bekommen, der reale Betrag aber schien dem Ausschuß zu niedrig.“ An die anwesenden Vertreter der Stadt Mechernich, Bürgermeister Peter Schüller und Stadtdirektor Bernhard Wachter, richtete sich die Bitte von Arnold Mies, künftig ein „offenes Ohr“ für die kulturhistorische Arbeit des Vereins zu haben. Bürgermeister Peter Schüller beteuerte, daß man sich des historischen Wertes des Buches bewußt sei. „Es wird hier ein eindrucksvoller Einblick in die Lebensweise unserer Vorfahren gegeben.“ Es werde eine Brücke geschlagen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, dies wisse man zu würdigen.

ALBERT VELSER trug die dörflichen Ereignisse aus Vussem zusammen. Hier zeigt er sein Werk dem Bun-destagsabgeordneten Dr. Thomae (linksj. Bild: Annet-te Bönsch

„Die Chronik des Dorfes Vussem 1890-1990″ umfaßt 168 Text- und Photoseiten und ist zum Preis von 20 DM erhältlich beim Vereinsvorstand, in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ in Vussem sowie in der Buchhandlung Abel in Mechernich.

Dienstag, 26. März 1991                                                                                                

Chronik Vussem von 1890 bis 1990 vorgestellt

l. Vussem.    Pas­send zur Buchpräsen­tation über Vussem sang der Männerge­sangverein Vussem am Sonntagnach­mittag zum Auftakt zwei Chorsätze über „Heimat“. Peter Dreesen, der Vorsit­zende des Heimat- und Geschichtsvereins begrüßte eine stattliche Anzahl Gästen, darunter den gebürtigen Vussemer Dr. Dieter Thomae MdB.

Repräsentanten der Stadt Mechernich, den Vussemer Pfarrer sowie alle Freunde, Gönner und Spender, denen er herzlich für die Unterstützung dankte. Selbst alte Vussemer, die schon längst verzo­gen waren, kamen zur Buchvorstellung und kauften sich gleich ein Exemplar. Thomae freute sich, daß die Mitglieder des Hei­mat- und Geschichtsvereins Vussem mit ihrem Chronisten Albert Velser ein solches Werk geschaffen haben. Lob und Anerken­nung sprach auch Bürgermeister Peter Schüller den Verantwortlichen aus. MdB Wolf Bauer, der Sonntag verhindert war, schrieb einen Brief, in dem er seine Freude über solche Aktivitäten ausdrückte. Vereinsmitglied Arnold Mies stellte den neuen Heimat- und Geschichtsverein mit seinen satzungsgemäßen Zielen der Öffentlichkeit vor. Auf Ungeschicklichkeiten, bei denen zum Beispiel die Schutzpatronin St. Margareta im Zuge einer Wegverbreiterung versetzt und dann in entgegengesetzter Richtung aufgestellt wurde, sollin Zukunft ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Die Chronik gibt es für 20 DM in der Gaststätte „Zur Schneid­mühle“ und beim Vorstand zu kaufen. Foto: E. Hilgers.

Schleidener Wochenspiegel

Dorfchronik von Vussem

Der Heimat- und Geschichtsverein Mechernich-Vussem hat einen bemerkenswerten kulturellen Beitrag zur Geschichte des Stadtgebietes von Mechernich geleistet. Die Zeit von 1890 bis 1990 und ihre Ereignisse in Mechernich-Vussem wurden jetzt in einer Chronik zusammengefaßt, die der Autor Albert Velser im März in einer kleinen Feier vorstellte. Die Chronik enthält neben einem Rückblick auf die vergangenen 100 Jahre auch ortsgeschichtliche Informationen und Zeitdokumente, die darüber hinausgehen. Unter den Ehrengästen befanden sich auch der Bundestagsabgeordnete Dr. Dieter Thomae sowie Stadtdirektor und Bürgermeister von Mechernich.

Freitag, 26.04.1991

Frühlingskonzert in Jünkerath (Rücktritt von Chorleiter Kurt Carstens).

Die Teilnahme an dieser Veranstaltung erfolgte unter Mitwirkung des Herrn Carstens, welcher aufgrund eines Kompromisses den Chor an diesem Abend letztmalig leitete und dies nach dem Konzert unserem 2. Vorsitzenden, Matthias Vogelsberg, mitteilte.

Dienstag, 30. April 1991

Maiansingen in Breitenbenden und Vussem (1. Auftritt mit Sbr. Heinz Sistig als designierter Chorleiter).

Der MGV erfreute Jung und Alt mit seinen Liedvorträgen. Unser Chormitglied Heinz Sistig leitete den Chor in vortrefflicher Manier! Es kann hier niedergeschrieben werden, daß, ohne es konkret zu wissen, Heinz Sistig in wenigen Tagen offiziell unser neuer Chorleiter werden sollte!

Freitag, 31. Mai 1991

Vorstandssitzung; u. a. Einführung des neuen Chorleiters Heinz Sistig.

Dieser Sitzung war eine außerordentliche Vorstandssitzung am 06.05.91 vorangegangen. Zitat aus dem Tätigkeitsbericht des Vorstandes, verfaßt von Klaus Reddig:

„Nach erfolgter Voranfrage bei unserem Chormitglied Heinz Sistig erklärt dieser sich bereit, die Funktion und Aufgaben des Chorleiters zu übernehmen. Der Vorsitzende stellt den Antrag, Heinz Sistig als Chorleiter des MGV 1892 Vussem zu übernehmen. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Auf der Grundlage des Beschlusses ist Heinz Sistig mit Wirkung vom 06. Mai 1991 neuer Chorleiter des MGV1892 Vussem!“ Zitat Ende.

Zur heutigen Vorstandssitzung, die um 19.30 Uhr in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ unter dem Vorsitz von Willi Schütt und den Teilnehmern Fritz Pütz, Heinz Sistig, Matthias Vogelsberg, Michael Wielspütz, Alfred Brell und Klaus Reddig stattfand, ist folgendes unter dem Tagesordnungspunkt 1 in der Niederschrift vom 28.06.91 wörtlich nachzulesen:

Zu TOP 1 :  Einführung des neuen Chorleiters Heinz Sistig

Im Namen des Vorstandes des MGV 1892 Vussem bedankte sich der Vorsitzende beim neuen Chorleiter Heinz Sistig für dessen Bereitwilligkeit, die Aufgaben des Chorleiters zu übernehmen.
Insbesondere wurde ihm Vertrauen und Zuversicht ausgesprochen und hinsichtlich der ihm gestellten Aufgaben vollste Unterstützung zugesichert.
In der Frage nach seinen Vorstellungen bezüglich seiner zukünftigen Arbeit stellt er die Zusammenarbeit mit dem Vorstand und das Engagement der aktiven Mitglieder in den Vordergrund. Hier äußerte er sich bereits zufrieden über den Probenbesuch und sieht unter Beibehaltung dieser Situation berechtigte, positive Zukunftsperspektiven für die weitere Entwicklung des MGV.
Desweiteren wurde die Problematik des Nachwuchses erörtert, und hier müsse verstärkt geworben werden. U.a.: Rüdiger Kompalka für den II. Baß, Hein Reinartz usw.
Zu der Frage der Aufwandsentschädigung für den Chorleiter bat erden Vorstand, dies in eigenem Ermessen zu regeln. Im gegenseitigen Einverständnis wird diese Frage durch den Vorstand im Rahmen der Jahresabschlußfeier angemessen beantwortet.
Letztlich wurde von allen Beteiligten der Entschluß bekräftigt, die zukünftig zu erwartenden Aufgaben und Verpflichtungen gemeinsam zu erörtern und auf ihre Erledigung zum Wohle der Chorgemeinschaft hinzuwirken !

Freitag, 14. Juni 1991

Goldene Hochzeit von Arnold Lingscheidt und Elisabeth, geb. Wielspütz in Vussem.

Die Kölnische Rundschau berichtete im Vorfeld über das seltene Ereignis:

Ehepaar Lingscheidt feiert Goldene Hochzeit

Liebe auf den ersten Blick

deb Vussem. Am Samstag, dem 15. Juni, feiern die Eheleute Arnold Lingscheidt und Elisabeth geb. Wielspütz aus Vussem Goldene Hochzeit. Bei dem Jubelpaar war es damals Liebe auf den ersten Blick. Der 73jährige Jubilar, gebürtig aus Harzheim, war seit 1938 bei der Bundesbahn, bevor er 1939 zur Wehrmacht eingezogen wurde. 1940 aufgrund eines in Polen erlittenen Durchschusses des rechten Unterarms aus dem Kriegsdienst entlassen, wurde er 1944 wieder eingezogen und gelangte in russische Gefangenschaft. 1945 kehrte er zurück und arbeitete bis zu seiner Pensionierung 1974 weiter als Schrankenwärter bei der Bundesbahn.

Ehefrau Elisabeth, in Vussem geboren, war von ihrem 15. Lebensjahr an bis zu ihrer Heirat Hausangestellte in Köln, Düren und Aachen. Nach der Hochzeit widmete sie sich ganz ihren beiden Kindern und dem Haushalt. Gemeinsam mit den drei Enkelkindern werden der Sohn und die Tochter zu den ersten Gratulanten zählen. Das Ehepaar Lingscheidt hat als gemeinsame Hobbies: Gartenarbeit und ausgedehnte Spaziergänge mit dem Hund. Im Hause der Tochter, nebenan, wird das Jubiläum drei Tage lang mit Familie, Verwandtschaft und Nachbarschaft gefeiert. Die Dorfbevölkerung und die Vereine machen bereits am Vorabend ihre Aufwartung.

Freitag, 14. Juni 1991

versammelten sich die Ortsvereine um 19:00 auf dem Schulhof. Mit Marschmusik zog man durch die festlich geschmückte Feytalstraße und den Keilbergweg zum Hause des Jubelpaares. Nach der Gratulationsrede von Ortsvorsteher Matthias Vogelsberg begannen die Darbietungen der Flötengruppe, des Kirchenchores, des Musikvereins und der kleinen Schornsteinfeger als Glücksbringer. Als der Beifall über einen Vortrag von Resel Feyen, der eine wahre Begebenheit vom Schmuggeln der Jubilare beinhaltete, verklungen war, trat der MGV unter seinem neuen Chorleiter Heinz Sistig in Erscheinung und brachte drei Lieder zu Gehör, die die Herzen des Jubelpaares höher schlagen ließen:

1.         Oh, wie schön ist deine Welt,
2.         Wie’s daheim war und
3.         Aus der Jugendzeit.

Im Namen des MGV 1892 Vussem nahm nun der Vorsitzende Willi Schütt die Gratulation vor und überreichte der Goldbraut einen Blumenstrauß und dem Goldjubilar ein Rosenbäumchen. Der Jubilar ist schon lange Jahre förderndes Mitglied unseres Vereins. Beim zweiten Auftritt wartete der Chor mit folgenden Liedern auf:

1.         Das Morgenrot,
2.         Ännchen von Tharau und
3.         Eins, zwei, drei (Wanderliedchen).

Nachdem der Musikverein noch einige Stücke zum Besten gegeben hatte, beendete der MGV die musikalischen Darbietungen mit den nachstehend aufgeführten Liedern:

1.         Herrliche Heimat,
2.         Ein kleines Malheur und
3.         Das Elternhaus.

Da der Wettergott uns sehr gut gesonnen war, wurde bei kühlem Bier und guter Laune mit dem Goldhochzeitspaar weiter gefeiert bis zum frühen Morgen. Unser neuer Chorleiter war mit den Leistungen des Chores sehr zufrieden.
Schwiegersohn und Schriftführer Klaus Reddig schreibt dazu im Tätigkeitsbericht des Vorstandes: „Der MGV erfreute das Jubelpaar mit Liedern aus der guten alten Zeit. Sichtlich gerührt wurden Freudentränen vergossen, Insbesondere beim Liedvortrag ‚Ännchen von Tharau‘. Im Zusammenschluß mit den anderen Vereinen durften wir uns nicht nur an den kulinarischen Genüssen laben, sondern durften auch teilnehmen am Glück zweier Menschen, die sich in guten und schlechten Tagen die Treue halten. Bis in die frühen Morgenstunden durften wir mit und bei dem Goldpaar feiern, und sie erinnern sich gerne an diese Zeit mit ihrem MGV!“

Nachtrag:
Unseren Vorsitzenden plagte anderntags in der Dankmesse in seiner Eigenschaft als Kommunionhelfer so ein großer Nachdurst, daß er beinahe den Kelch mit Wein, den man ihm gereicht hatte, bis auf den Grund geleert hätte. Unser Herr Pastor Sobieszczyk konnte das gerade noch rechtzeitig verhindern, so daß für das Jubelpaar, Gott sei Dank, noch ein kümmerlicher Rest übrigblieb.

Donnerstag, 20. Juni 1991

Werbeabend der Fa. RONDO.
Die Fa. Rondo lud „Zur Schneidmühle“ ein und bot im Rahmen der Werbung ihre Produkte an. Durch die Annahme der Einladung und die Reichung eines Abendessens wurde u. a. nicht nur der Hunger gestillt, sondern die Kasse unseres Vereins verbuchte den Eingang eines nicht unerheblichen Geldbetrages.

Montag, 1. Juli 1991


Bericht über die künstlerische und volksbildende Tätigkeit des Männergesangsvereins Vussem

Der Männergesangverein Vussem, der im Jahre 1992 sein 100-jähriges Bestehen feiert, hat sich in der Vergangenheit in besonderem Maße um das Gemeinschaftsleben in Vussem verdient gemacht.
Z. Zt. zählt der Chor 83 Mitglieder, davon 28 aktive im Alter von 16 bis 70 Jahren. Anhand dieser großen Altersspanne ist zu erkennen, daß der Verein die in einer dörflichen Gemeinschaft existierenden differenzierten Altersstrukturen in sich zu vereinigen versteht und zu einem lebendigen Miteinander der Mitglieder verhilft.
Der Männergesangverein Vussem tritt als konstant aktiver Teilnehmer am dörflichen Vereinsleben in den Vordergrund. Hier sind vor allem zu nennen die Mitwirkung beim alljährlichen Maiansingen, bei Kirmes und Volkstrauertag, bei Seniorenveranstaltungen und Festkommersen.
Nicht nur in der Ortschaft Vussem, wo der Verein selbstverständlich auch zu allen Jubiläen (Goldhochzeiten etc.) sein Können unter Beweis stellt, sondern auch durch sein Tätigwerden im Nachbarort Breitenbenden trägt der MGV Vussem in wesentlichem Maße zur Schaffung freundschaftlicher Beziehungen der beiden Ortschaften untereinander bei.
Als herausragende Veranstaltungen des Vereins gelten Kurkonzerte, z.B. in Heimbach und Gemünd im vergangenen Jahr, die Mitwirkung bei Veranstaltungen anderer Sängergemeinschaften und sonstige eigene Konzerte, bei denen der Verein immer wieder durch sein hohes Niveau und das optimale Zusammenwirken der Sänger begeistert.

Wolfenbüttel, 9. Dezember 1991

Antrag auf Verleihung der Zelter-Plakette

Sehr geehrte Sangesfreunde,
wir können Ihnen heute die erfreuliche Mitteilung machen: der Empfehlungsausschuß hat am 31.10.1991 getagt und Ihren Antrag auf Verleihung der Zelter-Plakette befürwortet. Ihr Antrag wird von uns nun dem zuständigen Ministerium zugeleitet. Sofern aus der Kultusminister-Konferenz Ihres Bundeslandes kein Widerspruch bis Anfang Januar 1992 kommt, wird der Verleihungsvorschlag dem Bundespräsidenten weitergegeben.
Der Verleihungsakt auf Bundesebene findet am 29. März 1992 in Kleve statt. Der Herr Bundespräsident – oder sein Beauftragter – wird bei dieser festlichen Veranstaltung zwar allen im Jahr 1992 auszuzeichnenden Chören die Plakette symbolisch verleihen, sie aber zusammen mit der Verleihungsurkunde nur einem Chor auch persönlich aushändigen.
Alle übrigen Chöre (1992 sind es 222) werden Plakette und Urkunde in ihrem Bundesland erhalten, und zwar zu einem Zeitpunkt nach dem 29.3.1992. Das hierbei angewandte Verfahren ist von Land zu Land verschieden. Wir empfehlen Ihnen deshalb, sich bei Ihrem Kultusministerium zu erkundigen.
Zu dieser Auszeichnung gratulieren wir Ihnen von Herzen und wünschen Ihrer Chorvereinigung auch für die Zukunft viele erfolgreiche sängerische Aktivitäten und gemeinsame frohe Stunden.

Mit freundlichen Grüßen

Rolf Padzierny
Geschäftsführer

i. A.

Sigrid Schmidt

Samstag, 27. Juli 1991

Silberhochzeit unseres Sangesbruders Edmund Freitag in Breitenbenden.

Unser Sbr. „Eddi“ hatte den MGV aus Anlaß seiner Silberhochzeit zu sich nach Hause geladen. Das Silberpaar erfreute sich an den Liedvorträgen, die ihren Geschmack trafen. Bei Wein, Bier und Leckereien aus der Küche, natürlich garniert mit den Liedern der Sangesbrüder, durfte man teilnehmen am Glück des Silberpaares. Ein unvergeßliches Erlebnis wird durch alle Beteiligten bescheinigt. Wir hoffen auf die Wiederkehr zur Goldhochzeit!

Freitag, 13. September 1991

„Gala Tolbiac“ in Mechernich.

Zur Auftaktveranstaltung der „Gala Tolbiac“ für die Behinderteneinrichtungen im Euskirchener Kreisgebiet hatte die Stadt Mechernich in die Dreifachturnhalle am Schulzentrum Nyonsplatz geladen. Die Resonanz bei den Mechernicher Bürgern war am Freitagabend jedoch eher mäßig. Viele Stuhlreihen blieben leer. Der Eindruck drängt sich auf, daß hauptsächlich die Mitglieder der auftretenden Vereine die Turnhalle bevölkerten. Die 17 Vereine, Tanzgruppen und Chöre aus dem Stadtgebiet, die das Programm des festlichen Abends gestalteten, gaben sich die größte Mühe, um die Gäste in „Galastimmung“ zu versetzen.

Auch der Musikverein Vussem mühte sich vergeblich, die Aufmerksamkeit des Publikums zu erregen, ganz im Gegensatz zur menschlichen Pyramide der Tanzgarde Vussem.    

Fotos aus der Kölnischen Rundschau.

Zum Auftakt wartete die Prinzengarde mit drei fetzigen Musikstücken auf, der Mädchenchor „Glehner Finken “ trug anschließend den Titelsong aus der Rock-Oper „Jesus Christ Superstar“ vor. die richtige Atmosphäre wollte in der Halle dennoch nicht aufkommen. Die äußerst dürftige Dekoration der Halle wirkte sich ebenfalls negativ auf das Stimmungsbarometer aus. Chöre und Musikvereine hatten es schwer, sich bei ihren Darbietungen Gehör zu verschaffen, zumal die Veranstalter an eine Mikrofon- bzw. Lautsprecheranlage wohl nicht gedacht hatten. Lediglich die Auftritte der Tanzgruppe „Luna Girls“ aus Eiserfey und der Tanzgarde aus Vussem sorgten kurzfristig für gesteigerte Aufmerksamkeit beim Publikum.
An 9. Stelle betrat nun der MGV 1892 Vussem die Bühne und wußte zwar mit seinen Liedvorträgen

1.         Kling auf mein Lied,
2.         Das Ringlein, und
3.         O Bootsmann

zu gefallen, konnte aber auch nicht durch die enorme Geräuschkulisse, die an den Getränke- und Imbißständen herrschte, mit seinem Gesang vordringen.

Mitwirkende waren:

Prinzengarde Mechernich
Musikverein Vussem
Mädchenchor „Glehner Finken“
Kinderchor Mechernich
Jugendchor Mechernich
Kirchenchor Mechernich
Kirchenchor Vussem-Breitenbenden
Kirchenchor Holzheim-Weiler
Kirchenchor Floisdorf
Männergesangverein Vussem
Stadttambourkorps Mechernich
Tambourkorps Concordia Harzheim
Gemischter Chor „Euterpe“ Firmenich Obergartzem
Kindergartengruppe Mechernich
Tanzgarde Feytaler Jecke Eiserfey
Tanzgruppe Luna-Girls Eiserfey
Tanzgarde Vussem

Durch das Programm führte Karl-Heinz Schwinning. Alle Akteure, ob vor oder hinter der Bühne, standen an diesem Abend für den guten Zweck unentgeltlich zur Verfügung.
Initiator der „Gala Tolbiacum“, wie sie ursprünglich hieß, war der Redakteur des Kölner Stadt-Anzeigers, Otto Becker. Der hatte in seiner Eigenschaft als Journalist häufig über die damals neu eingerichteten Behindertenwerkstätten in Ülpenich berichtet und dabei festgestellt, daß es an Geld mangelte, um den Behinderten einmal im Jahr eine Urlaubsreise zu ermöglichen. Becker organisierte daraufhin eine Gala-Veranstaltung, die von den mitwirkenden Künstlern kostenlos gestaltet wurde, und deren Erlös den Behinderten zugute kam. Da das Ganze in Zülpich stattfand, wurde der Gala der alte römische Name der Stadt, nämlich Tolbiacum, beigefügt. Durch Otto Beckers unermüdlichen Einsatz kamen Spendengelder in sechsstelliger Höhe zusammen. Bis 1987 war der Journalist derjenige, der die jeweiligen Abschluß-Galas organisierte, den Kontakt zu den Spitzen der jeweiligen Patenkommune hielt und vor allem viele Künstler aus dem Profi- und Hobby-Bereich dazu überredete, zugunsten der Gala auf eine Gage zu verzichten. 1987 übernahm der Pressereferent des Kreises, Herbert Born, die Organisation der „Gala Tolbiac“ mit großem Erfolg.

Donnerstag, 4. Oktober 1991

1. Vorstandssitzung nach den Sommerferien.

Thema:
100jähriges Bestehen des MGV
Neuauflistung der Durchführungshinweise
Chorleiter Heinz Sistig legt 65 Titel zur Auswahl vor
Aktive Teilnahme am Festkommers durch ein Quintett
Bekanntgabe weiterer Auftrittstermine
Konzept der Festschrift wird einstimmig angenommen, usw.

Sonntag, 17. November 1991        
Volkstrauertag in Vussem und Breitenbenden

Samstag, 23. November 1991
Chorkonzert in Kommern

Kommern – Der Vorsitzende des Männergesangvereins Kommern, Heinz Josef Schlösser, war am Samstagabend „einfach happy“. Von einem solch großen Ansturm beim ersten Konzert des Männerchores in der neuen Bürgerhalle hätte er nie zu träumen gewagt. Nachdem die letzten Stühle aus dem Keller geholt worden waren, mußten zuletzt sogar noch Campingstühle herangeschafft werden.

Als Moderator Volker Umbreit vom Stadttheater Euskirchen dann schließlich den Startschuß für das mehr als dreistündige Konzert gab, war die Halle mit über 600 Zuhörern proppenvoll. Allen Akteuren stand die Freude schon ins Gesicht geschrieben, ehe sie überhaupt einen Ton von sich gegeben hatten.

Mit der Auswahl der teilneh­menden Akteure und des Moderators Volker Umbreit („In Kommern gab es schon immer die schönsten Mädchen“) hatte der MGV Kommern (Gesamtleitung Helmut Bleeker) ein gutes Händchen bewiesen. Unter dem Motto „Dort möcht‘ ich sein …“ (Umbreit: „Hier möcht‘ ich bleiben“) präsentierten der MGV Kommern, der MGV Vussem, der Sängerkreis Euskirchen und das Mandolinenorchester Kuchenheim einen bunten Strauß von Volksliedern.
In abwechselnder Reihenfolge gaben die Chöre ihre Vorträge zum besten und wurden vom beifallfreudigen Publikum reichlich mit Applaus belohnt. So auch die Solisten Willi Hambach (Tenor), Walter Morschhäuser (Bariton) und Willi Tiemann (Baß).

Bevor die Dirigenten Helmut Bleeker (Kommern), Melchior von Borries (Euskirchen), Erich Radermacher (Kuchenheim) sowie Henning Dembski (Klavier) und Markus Tyczka (Schlagzeug), die Solisten und Moderator Volker Umbreit vom MGV-Vorsitzenden Schlösser einen „guten Tropfen“ als Honorar bekamen und der Musikverein Glehn aufspielte, sangen alle Zuhörer das Schlußlied „Ich möch ze Fooß no Kölle joohn“ mit.

Beim Refrain „Wenn ich su an ming Heimat denke …“ brummte Stadtdirektor Wachter nur leise mit. Er dachte vermutlich weniger an „Kölle“, als an seine Heimat Bayern.

Der  MGV-Vorsitzende  Heinz Josef  Schlösser  (Mitte), war „happy“ über den Konzertbesuch. Rechts Volker Umbreit, der durch das Mammutprogramm führte.
Die Bürgerhalle war proppenvoll. Der Andrang  war so groß, daß die Sänger  (im Hintergrund) ihre reservierten Plätze freimachten. (Bilder: Reiner Züll)
Auch der Männergesangverein Vussem wirkte beim Konzert der Kommerner Chorsänger in  der vollbesetzten Bürgerhalle mit. Der Vussemer Chor feiert im nächsten Jahr sein 100jähriges Bestehen.

Euskirchener Wochenspiegel  Ausgabe 48 –
Mittwoch, 27. November 1991 – Seite 3

Der Sängerkreis Euskirchen hatte im letzten Jahr seinen 100jährigen Geburtstag gefeiert und kam nun mit seinen erfolgreichsten Stücken aus George Gershwins »Porgy and Bess« zum Gegenbesuch nach Kommern. Wegen der Probleme mit der Akustik wurde die Bühnendecke mit Tüchern abgehangen.

Ausverkauftes Chorkonzert

Der Männergesangverein 1868 Kommern veranstaltete unter dem Titel »Dort möcht‘ ich sein« in der Kommerner Bürgerhalle ein Chorkonzert. Volker Umbreit, der die Veranstaltung moderierte, empfahl den Besuchern, schon jetzt Karten für das Konzert des Vussemer Männergesangsvereins zu erwerben, der in Kürze unter der Leitung von Heinz Sistig seinen 100jährigen Geburtstag feiert. Das Mandolinenorchester Kuchenheim, unter Leitung von Erich Radermacher besteht ebenfalls seit 70 Jahren. Der Sängerkreis Euskirchen hatte im letzten Jahr seinen l00jährigen Geburtstag gefeiert und kam nun mit seinen erfolgreichsten Stücken aus Georges Gershwins »Porgy and Bess« zum Gegenbesuch nach Kommern. Der Kommerner Männergesangverein hatte bei dem Jubiläumskonzert mitgewirkt.

Die Kommerner Sänger unter Leitung von Helmut Bleeker bildeten den Rahmen des Konzertes. Nach ihren ersten schlechten Erfahrungen mit der Akustik in der neuen Bürgerhalle in Kommern, hatten sie sich mit dem Problem auseinandergesetzt. Die Bühne wurde mit Tüchern abgehängt. Außerdem hatten sich die Sänger umgestellt und am vorderen Rand der Bühne plaziert. »Ich glaube, daß wir so das Akustikproblem einigermaßen in den Griff bekommen haben«, erklärte Helmut Bleeker. Die Kommerner Bürger hatten positive Erwartungen und waren der Einladung ihres Gesangvereins so zahlreich in Kommerns neue gute Stube gefolgt, daß die Sitzmöbel nicht mehr ausreichten, obwohl die Sänger schon ihre Plätze zur Verfügung gestellt hatten. Die Nachzügler mußten sich mit Gartenstühlen zufrieden geben.-Ivk

Der MGV 1892 Vussem unter der Leitung von Heinz Sistig, es war übrigens sein 1. Konzert in größerem Rahmen, seit er den Chor im Mai 1991 übernommen hatte, wußte gut zu gefallen. Mit dem Lied „Herrlicher Baikal“, das vom Chor und den Solisten Klaus Reddig und Bernd Wenderdel hervorragend in Szene gesetzt wurde, war das Publikum hellauf begeistert und sparte nicht mit Applaus.

Mitwirkende waren:
Chorleiter: Heinz Sistig

1. Tenor2. Tenor1. Baß2. Baß
    
Josef KaltwasserPeter DreesenJosef ReinartzHans Höller
Willi SchüttHarald DürholzFranz SebastianArnold Mies
Eddi FreitagWinfried KreuserHans NellesenAlfred Brell
Klaus ReddigAnno Hein (†)Bernhard MießelerMichael Wielspütz
Matthias VogelsbergBernd WenderdelPeter Virnich 
Matthias Schmidt Fritz Pütz 
Hans Klinkhammer Norbert Wieder 
Bertel Berners   

Es ist noch nachzutragen, daß der MGV Vussem seit Jahren ein freundschaftliches Verhältnis mit dem MGV Kommern hat, was sich in einigen gemeinsam bestrittenen Konzerten ausdrückt.

Samstag, 30. November 1991
11. Gutachtersingen des Sängerkreises Schleiden im Blankenheimer Schulzentrum.

14 Chöre zeigten in Blankenheim ihr Können
Der Gutachter heimste für seine Kritik Beifall ein

Blankenheim. Vierzehn Chöre des Sängerkreises Schleiden stellten sich am Samstagabend um 20 Uhr im Schulzentrum Blankenheim dem Gutachter Hans Josef Lövenich, der in Düren das Amt des Regionalkantors innehat. Die organisatorische Leitung des Abends lag in den Händen des Kreischorleiters Heinz Ströder.

Wenn auch die große Zahl der Kirchenchöre nicht dem Sängerkreis Schleiden angehört, bot das Gutachtersingen dennoch einen Querschnitt des Leistungsvermögens und der Gesangskultur des Altkreises Schleiden. Bestimmend in der Spitze sind die drei Chöre, die der Kreischorleiter selber leitet, die stattlichen Männerchöre MGV Liederkranz Ripsdorf und Männerchor Dahlem und der Kammerchor Schleiden.

Kreischorleiter kann aus dem Vollen schöpfen
Dieses Potential von mehr .als 70 Sängerinnen und Sängern setzt den Kreischorleiter in die Lage, aus dem Vollen zu schöpfen und die besten Sänger untereinander auszutauschen. Einer der bestimmenden Tenöre war in den drei verschiedenen Jacketts der Chöre des Kreischorleiters zu sehen und zu hören. Im Kammerchor Schleiden hat sich gewissermaßen die Creme de la Creme versammelt Zwei der Chorleiter, Werner Harzheim und Theo Kleinschmidt, die ihre Chöre an dem Abend vorstellten, singen mit Sängerinnen .und Sängern, die in anderen Chören „das Timbre bestimmen. 

Auch Chöre, die nicht über dieses Potential verfügen, stellten sich dem Gutachter. Die Singgemeinschaft Schleidener Tal unter der Leitung von Wolfgang Gerhards muß mit vier Männerstimmen auskommen, andere Chöre, wie der GV _Harmonie unter der Leitung von Peter Baales sind dörfliche Singgemeinschaften, die ohne Stütze aus anderen Chören auskommen müssen.
Im ersten Teil sangen der MGV 1892 Vussem unter der Leitung von Heinz Sistig, der Frauenchor Heimbach und die Chorgemeinschaft Heimbach unter der Leitung von .Theo Kleinschmidt, der GV Eintracht Hausen unter der Leitung von“ Wolfgang Gerhards und der Mädchenchor Zingsheim unter der  Leitung von W. Schell sowie der MGV Zingsheim unter der Leitung von Paul Irmen.

Die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Chören und die Nachwuchsschulung könnten richtungweisend für das Singen in einer Dorfgemeinschaft sein. Der Auftritt der Zingsheimer war das Erfreulichste an diesem Abend. 25 Mädchen, darunter etwa 12, die nicht älter als 11 Jahre sein dürften, sangen klar, sauber und beinahe schon zu diszipliniert zunächst einen schlichten Satz von Willy Trapp, ohne jede Sentimentalität. „Stehn zwei Stern“ in einem schwierigen Satz von Hermann Ophoven und, zusammen mit dem Männerchor, mit äußerster Aufmerksamkeit den Zeichen Paul Irmens folgend, das recht anspruchsvolle Lied „Schon die Abendglocken klangen“ von Constantin Kreutzer.

Nach der Pause zeigte die Singgemeinschaft Schleidener Tal unter Wolfgang Gerhards, der GV Harmonie Holzmülheim unter Peter Baltes, die drei schon erwähnten Ströder-Chöre, der MGV 1853 Gemünd unter Werner Harzheim, der GV Ramscheid unter Michael Pützer und der MGV Eintracht Hellenthal unter Paul Pützer ihr Können. Die Frische der Frauenstimmen und der recht gute Tenor des relativ kleinen Ramscheider Chores fielen: auf.

•Kammerchor Schleiden absoluter Höhepunkt

Absoluter Höhepunkt war der Auftritt des Kammerchores Schleiden. Obwohl die musikalische Struktur des Abendliedes von Joseph Rheinberger eigentlich einen größeren Chor verlangt, überzeugte der Kammerchor durch Klangfülle, Durchsichtigkeit und Dynamik. Das letzte Wort hatte an diesem gelungenen Abend, an dem die Zuhörer und die beteiligten Chöre eine große Familie bildeten, der Gutachter. Er lobte in launiger Art die große Beteiligung, die gute Organisation durch den Kreischorleiter; Heinz Ströder, das gepflegte Bild; das die Chöre in ihrer einheitlichen‘ Kleidung boten, und bemängelte die zu ernsten Gesichter der Akteure und die auf einen Stil zugeschnittene Liedauswahl. So hörte man manche Lieder doppelt, der Jagdlieder gab es sieben an der Zahl. Daß Hans Josef Lövenich den richtigen Ton; traf, bewies der Beifall, den auch seine kritischen Äußerungen hervorriefen.. hac

Kölner Stadt-Anzeiger:

„Sie stehen da, als ob sie hingerichtet würden“

15 Chöre aus dem Sängerkreis Schleiden stellten sich in der Blankenheimer Schulaula dem kritischen Auge des Gutachters

Blankenheim — „Sie singen die lustigsten Lieder und stehen auf der Bühne, als würden sie hingerichtet.“ Gutachter Hans Josef Lövenich war am Samstag mit den Chören, die am Gutachtersingen des Sängerkreises Schleiden teilnahmen, nicht restlos zufrieden.

Insgesamt 15 Chöre, vom Mädchen- über den Frauen- bis hin zum Männerchor, waren am Samstag in die Aula des Schulzentrums „Auf dem Finkenberg“ gekommen. Im einzelnen waren es folgende Chöre: Männerchor Dahlem, Männer-Gesang-Verein 1853 Gemünd, Gemischter Chor Hausen, Chorgemeinschaft „Eifelperle“ Heimbach, Frauenchor Heimbach, Männer-Gesang-Verein „Eintracht“ Hellenthal, Gesangverein „Harmonie“ Holzmühlheim, Männer-Gesang-Verein 1863 Mechernich, Gesangverein Ramscheid, Männer-Gesang-Verein „Liederkranz“ Ripsdorf 1910,

Kammerchor Schleiden, Singgemeinschaft „Schleidener Tal“, Männer-Gesang-Verein Vussem sowie Mädchenchor Zingsheim und Männer-Gesang-Verein „Eintracht“ Zingsheim.

Dieses zweite Gutachtersingen des Sängerkreises Schleiden fand fast auf den Tag genau 20 Jahre nach dem ersten Gemeinschaftssingen statt. Zum ersten Male trafen sich die Sänger am 28. November 1971 ebenfalls im Blankenheimer Schulzentrum. Gutachtersingen haben den Zweck, Chören durch einen bestellten Gutachter Auskunft über ihren Leistungsstand zu geben. Der in Blankenheim anwesende Gutachter Lövenich aus Düren, selbst Mitglied des Musiksausschusses des Sängerbundes Nordrhein-Westfalen, fertigte für jeden Chor während der jeweils vorzutragenden zwei Lieder ein Gutachten an, das den Chor-Dirigenten nach dem Gemeinschaftskonzert ausgehändigt wurde.

An die „Adresse aller Chöre“ richtete sich Lövenich mit einer kurzen Rede. Er lobte, die gut organisierte Veranstaltung und bat um Verständnis, nicht ins Detail gehen zu können. Er prangerte aber neben dem oben erwähnten „Hingerichtetwerden“ an, daß die Chorleiter oftmals bereits ihre Sänger „sortierten“, bevor überhaupt alle auf der Bühne stünden. Dies seien die wichtigsten äußerlichen Dinge, die es abzustellen gelte. Ebenso warb er dafür, „auch mal Lieder auswendig zu singen“. Jeder Chor könne doch wenigstens zwei Lieder ohne Notenblatt singen, fand Lövenich, dem es nebenher negativ auffiel, daß fast die Hälfte aller Chöre ein Jägerlied vortrug.

Trotz dieser verbesserungswürdigen Punkte schätzte Lövenich das Potential der Eifeler Chöre als grundsätzlich positiv ein. (gz)

Hans Josef Lövenich aus Düren war als Gutachter bestellt
Insgesamt 15 Chöre aus dem Eifelland nahmen am Gutachtersingen in der Aula des Blankenheimer Schulzentrums „Auf dem Finkenberg“ teil. (Bilder: Günter Zumbe)

Der MGV 1892 Vussem mußte, wie schon so oft, als erster Chor die Bühne betreten. Mit den Liedern „Kling auf mein Lied“ von Bernhard Weber und „Das Ringlein“ von Wilhelm Nagel stellten wir uns dem Wertungsrichter. Da die Lieder mit unserem „neuen“ Chorleiter Heinz Sistig sehr sorgfältig einstudiert worden waren, gingen wir sehr mutig und selbstbewußt ans Werk und brachten die beiden Chorwerke diszipliniert zu Gehör. Als Lohn erhielten wir begeisterten Applaus, gute Noten und anerkennende Worte des Gutachters. Unser Dirigent wurde als „junger, dynamischer Chorleiter“ eingestuft.

Sonntag, 1. Dezember 1991

1. Weihnachtsmarkt am Heim St. Michael in Breitenbenden.

Am 1. Adventssonntag fand auf dem Freigelände des St.-Michael-Heimes in Breitenbenden zum 1. Mal ein Weihnachtsmarkt statt. Der „Wochenspiegel“ berichtete darüber:

SCHLEIDENER WOCHENSPIEGEL

Weihnachtsmarkt lockte Tausende von Besuchern

Bunt herausstaffierte Verkaufsbuden, Glühwein, Gebäckdüfte und ein malerischer Leierkastenmann hüllten den Weihnachtsmarkt an St. Michael in Breitenbenden am Sonntag in eine heimelige Atmosphäre und zauberte so etwas wie richtige Adventsstimmung auf den Hof des Wohn- und Pflegeheims für psychisch kranke Erwachsene.

Ein großes Kinderkarussell, Nikolaus und »leibhaftige« kleine Engel waren die Attraktion für die jüngsten Besucher. Von 10 bis 20 Uhr herrschte hier ein dichter Andrang an den Auslagen, Getränkebuden und Cafeteria. Chor und Musikverein Vussem sangen und spielten Weihnachtslieder.

Monatelang hatten die kranken Bewohner der Wohnheime von Heinz Sanden, der noch zwei weitere Einrichtungen in Pesch und Vussem betreibt, zusammen mit ihren Therapeuten an den Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt gearbeitet. Alle Artikel, die verkauft wurden hatten sie selbst hergestellt.

Advents- und Türkränze, Modeschmuck, bemalte Weihnachtskugeln, Bauernmalerei, Trockengestecke und Holzarbeiten fanden bereits kurz nach der Eröffnung reißenden Absatz. »Wir sind von dem Andrang regelrecht überrollt worden«, freute sich Heinz Sanden, der nachdem klar war, daß die Stadt Mechernich keinen eigenen Weihnachtsmarkt veranstalten würde, selbst die Initiative ergriff. Der Gewerbeverein Mechernich stellte dem Wohnheim die Bretterbuden gegen einen geringen Unkostenbeitrag zur Verfügung. Der Reinerlös der Veranstaltung soll Sanden zufolge dem eigens dafür gegründeten Verein »Wohnen-Arbeiten-Freizeit« zufließen. Für eine große Tombola hatten Mechernicher Geschäftsleute über 300 großzügige Sachspenden bereitgestellt, darunter ein Mountainbike und ein Kofferset aus Schweinsleder. Angesichts des großen Erfolges will Heinz Sanden im nächsten Jahr wieder zusammen mit den Heimbewohnern und dem Pflegepersonal einen Weihnachtsmarkt veranstalten.. -za.-

Der Leierkastenmann und seine Partnerin in historischen Kostümen verliehen dem Markt eine nostalgische Atmosphäre.
Nikolaus und Engel verkauften Lose für die große Tombola  

Samstag, 7. Dezember 1991
Altentag in Vussem.

Sonntag, 8. Dezember 1991
Altentag und Nikolausfeier für die Kinder in Kallmuth.

Samstag, 14. Dezember 1991
Weihnachtsfeier im Pflegeheim Sanden in Vussem.

Sonntag, 15. Dezember 1991
Altentag in Breitenbenden.

Freitag, 20. Dezember 1991
Silberhochzeit unseres Sangesbruders Norbert Wieder in Vussem.

Unser Sbr. Norbert hatte auch die Sänger des MGV zu sich nach Hause eingeladen und überraschte somit seine Frau Rita. Nach gelungenen Liedvorträgen floss Wein und Bier, und das kalte Buffet schloss den Kreis kulinarischer Genüsse. Glück und Freude strahlte aus den Gesichtern des Silberpaares, und wir freuten uns, diesen Tag mit ihnen glücklich und zufrieden erleben zu dürfen. Auch hier steht die Wiederkehr zur Goldenen Hochzeit an erster Stelle ihrer Wunschliste.

(aus dem Tätigkeitsbericht des Vorstandes, verfasst von Schriftführer Klaus Reddig).

Montag, 30. Dezember 1991
Jahresabschlussfeier für die aktiven Mitglieder des MGV.

Zu dieser Feier hatte der Vorstand geladen. Bei Bier vom Fass und Gulasch ließ man das alte Jahr Revue passieren. Der Vorsitzende lobte und tadelte die Sangesbrüder, er ehrte einige von ihnen aber auch. Die von ihm erstellte Tombola bescherte allen nur Gewinne. Auch Bilddokumentationen unter dem Motto „Der MGV überall dabei“ ließen für einige Stunden den Stress vergessen.

Chorleiter Heinz Sistig dankte dem Chor für Vertrauen und Engagement und sieht unserer Zukunft zuversichtlich entgegen. Er appellierte an das Für- und Miteinander, denn nur so lassen sich die gesteckten Ziele verwirklichen

gez. Michael Wielspütz im Januar 2001