Die Jahre 1995 – 1996

Samstag, 14. Januar 1995

Abendmesse und Jahreshauptversammlung des MGV 1892 Vussem.

Traditionsgemäß konnte auch in diesem Jahr vor der Generalversammlung in der Vorabendmesse, die Pfarrer Frohn zelebrierte, um 19:00 in der Pfarrkirche der lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV gedacht werden. Zur Verschönerung der Messfeier gelangten Choräle aus dem 19. Jahrhundert, aber auch Gesänge von zeitgenössischen Komponisten in nachstehender Reihenfolge zur Aufführung:

1. Ehre sei Gott in der Höhe, von Franz Schubert (1797 – 1828)(majestätisch und breit)
2.
Frieden, von Gotthilf Fischer (langsam und bedächtig)Orgelbegleitung von
Anno Hein
3.Jubelt dem Herrn alle Lande (Psalm 99), von Willy Trapp(festlich) Orgelbegleitung: Anno Hein
4.Vater unser, von Gotthilf Fischer, (andächtig)Orgelbegleitung: Anno Hein
5.Sancta Maria, von Johann Schweitzer (1831 – 1882)(in lateinischer Sprache)
6.Dank am Abend, Text: Ludwig Mohrbacher, Melodie: Robert Pracht.

Am Schluß des Gottesdienstes bedankte sich der amtierende Pastor beim Chor für die schöne Mithilfe bei der Meßgestaltung. Chorleiter Heinz Sistig war mit dem Vortrag mehr als zufrieden, zumal bei der Generalprobe doch einiges im Argen lag.

Bedingt durch die einstündige Dauer der Meßfeier konnte die Jahreshauptversammlung erst mit erheblicher Verspätung vom Vorsitzenden eröffnet werden. 24 Sänger inklusive Chorleiter und 2 inaktive Mitglieder (Elisabeth Freitag und Helmut Fischer) waren erschienen. Nach der Begrüßung erhob man sich von den Plätzen, um eine Gedenkminute für die Verstorbenen des Vereins einzulegen. Gott sei Dank war der MGV im verflossenen Jahr von Todesfällen verschont geblieben. In seiner Ansprache hob der Präsident den Einsatz und die gute Disziplin der Sänger bei den Veranstaltungen hervor, und er bedankte sich besonders beim Chorleiter für sein persönliches Engagement. Er fuhr in seiner Rede fort, indem er sagte: „Nach einem besinnlichen Weihnachtsfest und einem frohen Übergang in das neue Jahr werden wir alle Kraft wieder benötigen, um die gesteckten Ziele bzw. Ideen zu verwirklichen“. Der Chorleiter erwiderte in seinen Anmerkungen: „Diese positive Darstellung eines arbeitsreichen Jahres war nur möglich, weil die Zusammenarbeit mit fast allen Sängern auf Verständnis und Unterstützung basierte!“ Er mahnte aber auch, in Zukunft gegenseitig mehr Rücksicht zu nehmen bzw. mehr Toleranz zu üben mit den Sangesbrüdern, die nicht so musikalisch begabt wären. Denn es kann nicht jeder ein Mozart sein. Nur so macht es Sinn, und nur so kann ein harmonischer Klang im Chor entstehen. Gleichzeitig bat er den Vorstand, künftig bei der Jahreshauptversammlung den TOP „Anmerkung des Chorleiters „nicht mehr in die Tagesordnung aufzunehmen, denn es wäre sinn- und wirkungsvoller, dies bei den Proben zu tun.
Der 1. Schriftführer Klaus Reddig erstattete nun den Rechenschaftsbericht. Anschließend verlas der 2. Schriftführer Winfried Kreuser die Niederschrift vom verflossenen Jahr. Der 1. Kassierer Fritz Pütz verzichtete auf die Erstattung des Kassenberichts zugunsten der Kassenprüfer. Er wies aber gleichzeitig darauf hin, daß die Belege zu jeder Zeit eingesehen werden könnten. Der Sprecher der Kassenprüfer, Arnold Mies, bescheinigte dem Rendanten eine einwandfreie Buchführung, wobei ein beachtlicher Gewinn zu verzeichnen wäre. Er beantragte deshalb, den Vorstand zu entlasten. Dieser Antrag wurde von den Mitgliedern einstimmig angenommen.
Ehe man nun zur Neuwahl des Vorstandes schritt, ernannte man Sbr. Arnold Mies zum Wahlleiter. Bei der Wahl des 1. und 2. Vorsitzenden und des 1. Kassierers gab es keine Probleme. Aber der 1. und 2. Schriftführer, sowie der 2. Kassierer und der Notenwart stellten sich nicht mehr für ihr Amt zur Verfügung, und so mußten logischerweise neue Leute gefunden werden, was auch ohne größere Schwierigkeiten gelang. So wurden zum 1. Schriftführer Bernhard Mießeler mit 16 Stimmen und Bernd Wenderdel mit 8 Stimmen zum 2. Schriftführer gewählt. Bei der Wahl des 2. Kassierers gab es ein Patt zwischen Hans Nellesen und Hans Höller, die je 12 Stimmen erhielten. Durch Losentscheid gewann schließlich Hans Nellesen die Wahl. Als Notenwart konnte nach langem Drängen und gutem Zureden Alfred Brell gewonnen werden, der zugleich ein härteres Vorgehen bei der Durchführung dieses wichtigen Amtes ankündigte. Bei den vier neu zu besetzenden Posten sind nur deshalb zwei Neulinge zu verzeichnen, weil zwei alte Vorstandsmitglieder nur ihre bisherigen Ressorts wechselten. Das ist sinnvoll und wird häufig in der Politik erfolgreich praktiziert.
An dieser Stelle möchte ich es nicht versäumen, den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern für ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Verein zu danken, die sicherlich, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, nicht immer leicht war. Aber man soll und muß die Entscheidungsgründe der Ex-Vorstandsmitglieder respektieren, zumal sie ja aktiv bleiben wollen. Nun ist der Vorstand wieder komplett, und ich wünsche ihm viel Glück und gutes Fingerspitzengefühl bei der Ausführung seiner Arbeit für den MGV.
Auf einen Blick gesehen setzt sich der Vorstand wie folgt zusammen:

1. Vorsitzender:Willi Schütt(Wiederwahl)
2. Vorsitzender :Matthias Vogelsberg(Wiederwahl)
1. Schriftführer:Bernhard Mießeler(Neuwahl)
2. Schriftführer:Bernd Wenderdel(Neuwahl)
1. Kassierer:Fritz Pütz(Wiederwahl)
2. Kassierer:Hans Nellesen(Neuwahl)
Notenwart:Alfred Brell(Neuwahl)

Als Kassenprüfer für das laufende Geschäftsjahr konnten die Sangesbrüder Josef Kaltwasser, Norbert Wieder und als Ersatzmann Hans Höller nominiert werden.

Der Vorsitzende gab nun beabsichtigte Maßnahmen und Termine, die bereits feststehen, für 1995 bekannt:

10.03.Geburtstagsfeier von Sbr. Norbert Wieder im Uffzheim Mechernich (50Jahre).
04.04.Geburtstagsfeier der Vereinswirtin Gertrud Gumeny (40 Jahre).
30.04.Maifeier in Breitenbenden und Vussem.
25.05.-28.05.Betreuungsfahrt des MGV nach Hinterzarten/Schwarzwald.
09.06.Wertungssingen in Heimbach in Verbindung mit dem 75. Stiftungsfest.
23.06.Festkommers des TSV Feytal (25 Jahre) und SV Vussem (75 Jahre).
09.07.Sommerfest Sanden.
22.07.Geburtstagsfeier von Sbr. Peter Gülden (60 Jahre) in der „Schneidmühle“.

Geplant sind auch Kurkonzerte in Gemünd und Heimbach.

Nun war man beim TOP 10 angekommen. Anträge und Anregungen standen auf dem Programm. Hier stellte man an den Vorstand die Frage, warum das „Vorweihnachtliche Konzert“ nicht nochmals an einem anderen Ort aufgeführt wurde. Chorleiter Heinz Sistig ergriff das Wort und sagte, es wäre deshalb nicht möglich gewesen, weil der Chor ja zuvor an vier Wochenenden anderweitig verpflichtet gewesen wäre, aber in Zukunft könnte man diese Anregung ins Auge fassen bzw. einplanen.

Da keine Wortmeldungen mehr vorlagen, konnte der alte und neue Vorsitzende die zügig verlaufene Jahreshauptversammlung schon um 21:25 schließen. Zuvor hatte der Kassenwart eine Runde aus der Vereinskasse spendiert, was ihm offensichtlich nicht leicht gefallen war, denn mit der Bemerkung: „Die mööt Üch em Hals steiche blieve!“, zog er schweren Herzens von dannen, um auf der Kegelbahn noch eine ruhige Kugel schieben zu können.

Freitag, 10. März 1995

Biographie von Sbr. Norbert Wieder. Besondere Ereignisse aus der Weltgeschichte im Geburtsjahr 1945. Geburtstagsfeier im Uffzheim Mechernich (50 Jahre).

Norbert Wieder wurde am 10.03.1945 in Berlin geboren, in einer Zeit, als der 2. Weltkrieg zu Ende ging. Berlin wird von russischen Verbänden erobert, amerikanisches und russisches Militär treffen bei Torgau an der Elbe zusammen. Norbert Wieder wurde am 10.03.1945 in Berlin geboren, in einer Zeit, als der 2. Weltkrieg zu Ende ging. Berlin wird von russischen Verbänden erobert, amerikanisches und russisches Militär treffen bei Torgau an der Elbe zusammen.

Auf der Konferenz von Jalta wurden die Kapitulationsbedingungen für Deutschland festgelegt und die Beschlüsse von Teheran bestätigt. Hitler begeht in Berlin am 30.04. Selbstmord. Großadmiral Karl Dönitz übernimmt die Regierungsgeschäfte. Deutschland kapituliert am 8. Mai bedingungslos. Die Regierung Dönitz wird am 23.05. verhaftet. Die vier Siegermächte übernehmen die Regierungsgewalt. Das Land wird in vier Besatzungszonen, Berlin in vier Sektoren eingeteilt. Die USA und Großbritannien beginnen mit der Übergabe Sachsens, Thüringens und Mecklenburgs an die Sowjetunion. Die Potsdamer Konferenz vom 17.07. bis 02.08. legt die Richtlinien alliierter Deutschlandpolitik fest. Dabei zeigen sich die ersten schweren Meinungsverschiedenheiten zwischen den Siegern. Der Alliierten-Kontrollrat für Deutschland tritt am 30.08. erstmals zusammen. Frankreich macht das Saarland zum französischen Protektorat. Die USA werfen am 06.08. die erste Atombombe über Hiroshima ab. Am 09.08. erfolgte der 2. Abwurf über Nagasaki. Japan kapituliert am 02.09.1945. Der 2. Weltkrieg, der Tod, Elend und Not über die Menschen brachte, war somit zu Ende.
Nach drei Monaten zog Norbert mit seiner Mutter aus der zerstörten Stadt aufs Land nach Ostermoor bei Brunsbüttel in Schleswig-Holstein (durch den Bau des Nord-Ostsee-Kanals ist dieses kleine Dorf heute gänzlich von der Landkarte verschwunden). Norbert wuchs heran und besuchte die Grund-, Haupt- und Handelsschule. Da die Aussichten einen Ausbildungsplatz bzw. Lehrstelle zu bekommen in dieser Region sehr gering waren, zog er nach Essen in ein Lehrlingsheim der Firma Krupp und begann mit 17 Jahren eine Maschinenschlosserlehre. Nebenbei arbeitete er mehrmals in der Woche bei einem Zeitungsverlag. Als Lohn erhielt er ein kleines Taschengeld. Das für damalige Verhältnisse „große Geld“ verdiente er aber bei der sehr bekannten und beliebten Rockgruppe „The Blizzard“. Der blonde Barde spielte auf seiner Gitarre nicht nur Rock- sondern auch Beat-Musik, die ja in den 60er Jahren „in“ war.

Nach erfolgreichem Abschluß der Lehre wurde er im Januar 1966 zur Bundeswehr eingezogen. In Diepholz mußte er die dreimonatige Grundausbildung absolvieren. Von dort gelangte er zum Flugplatz Nörvenich. Elf Jahre diente er hier treu dem Vaterland nach Vorschrift und brachte es in dieser Zeit bis zum Oberfeldwebel.
Zwischenzeitlich hatte er bei einem Spanienurlaub Rita aus Aachen kennengelernt. Sie war sehr wasserscheu. Deshalb brachte er ihr u. a. auch das Schwimmen bei. Da Norbert ein Mann von schnellen Entschlüssen ist, wurde schon nach drei Monaten des Kennenlernens 1966 geheiratet. Norbert war sehr fleißig. Nach und nach kamen vier Kinder zur Welt, alles Mädchen mit Namen Michaela, Heike, Svenja und Anke.
In Quadrath-Ichendorf bauten sie 1971 das erste Haus. 1977 wurde Norbert nach Essen versetzt. Sie schafften sich in Düsseldorf-Heiligenhaus eine Eigentumswohnung an, nachdem sie ihren Neubau verkauft hatten. Der Anfahrtsweg zum Arbeitsplatz war sehr weit, deshalb wurde die Wohnung nach nur neun Wochen wieder veräußert und in Essen eine Mietwohnung genommen. In Essen erhielt Norbert den Rang eines Hauptfeldwebels. Vier Jahre führte er hier den Vorsitz der UHG. 1981 löste man den Standort auf, und Norbert erhielt den Marschbefehl nach Mechernich. Infolgedessen mußte die Mietwohnung wieder aufgegeben werden. Am 1. April 1981 wurde nach Vussem in das Haus im Rosenweg Nr. 2a umgezogen. Bald darauf erwarb die Familie Wieder ein Grundstück in der früheren Gemarkung „Em Hooch“, heute Rosenweg 57. Nach nur sieben Monaten und zwei Tagen Bauzeit konnte die neue Wohnung schlüsselfertig bezogen werden. Das Haus wurde zum größten Teil in Eigenregie 1983 fertiggestellt. Dazu hatte Norbert drei Monate Urlaub bekommen, den er angespart hatte. Jetzt verfügte er über mehr Freizeit, und um diese sinnvoll zu nutzen, trat er 1989 in den MGV ein, wo er seitdem die 1. Baßstimme singt. 1990 bekam er die Beförderung zum Stabsfeldwebel überreicht, und bereits ein Jahr später erhielt er die Ernennung zum Oberstabsfeldwebel. Dies ist der höchste Dienstgrad, den er in seiner Karriere als Soldat erreichen kann. 1991 wurde das Fest der Silbernen Hochzeit gefeiert. Dazu hatte er auch die Sänger des MGV eingeladen. 1992 machte man sich selbständig. Der Drogeriemarkt „Ihr Platz“ in Adenau wurde übernommen. Mit Sehnsucht wartet Norbert nun auf seine Pensionierung, die aber erst in zwei Jahren und zehn Monaten stattfinden kann. Bleibt zu hoffen, daß bis dahin kein Krieg mehr ausbricht, damit er ruhigen Zeiten entgegengehen kann, denn vom 8maligen Umziehen hat er die Nase gestrichen voll.

Norbert Wieder hat zum fünften Mal genullt, das heißt, er kann auf einen bewegten Lebensabschnitt von 50 Jahren voller Stolz zurückblicken. Das ist Anlaß genug, dieses nicht alltägliche Wiegenfest feierlich zu begehen bzw. zu feiern. Da der Jubilar die Geselligkeit sehr liebt, hat er keine Kosten und Mühen gescheut und zu seinem Fest neben seinen Familienangehörigen auch die Freunde, Arbeitskollegen, Kegelschwestern und -brüder sowie die Sänger des MGV eingeladen.

Nachdem die vielen Gäste sich so gegen 19:30 am Uffzheim in Mechernich eingefunden hatten, startete Hans-Theo Linden das Geschenk von Freunden, einen Rasenmäher, der mit einem Viertaktmotor ausgestattet war und durch das Verbrennen des Benzingemischs fürchterlich stank, setzte diesen in Bewegung, und im Gänsemarsch ging es zum Festsaal, um dem Jubilar die Glück- und Segenswünsche sowie die Geschenke zu überbringen.
Der MGV hatte sich in die große Schar der Gratulanten eingereiht, und mit dem Lied „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein“ wurde das Geburtstagsständchen eröffnet. Der Vorsitzende ergriff nun das Wort, gratulierte im Namen der Sänger und überreichte als Geschenk eine Kiste Wein. Danach wurde der gesangliche Reigen in mehreren Etappen fortgesetzt. Das Programm hatte Norbert selbst zusammengestellt, das reibungslos und ohne Beanstandung von den Sängern bewältigt wurde. Unter seiner Mitwirkung kamen folgende numerisch aufgeführten Lieder zur Freude der Gäste zur Geltung:

1.         Swanee Ribber,
2.         Das Elternhaus,
3.         Herrlicher Baikal, Solisten: Klaus Reddig und Bernd Wenderdel,
4.         Ein kleines Malheur,
5.         Rolling Home, Solisten: Heinz Sistig mit Akkordeon und
6.         Dank am Abend.

Die Attraktion des Abends war zweifellos der Auftritt der Tanzgruppe Blau-Weiß Vussem. Gespenstische Atmosphäre herrschte, als vier geisterhaft erscheinende Gestalten unter den Klängen der Henry-Maske-Erkennungsmelodie „Conquest Of Paradise“ (Eroberung des Paradieses) den Raum betraten. In der Hand hielten sie eine brennende Kerze, als wollten sie eine spiritistische Sitzung abhalten bzw. eine satanische Messe feiern. Die Gesichter waren mit einer Maske verdeckt und schaurig anzusehen. Ihre geheimnisvolle Erscheinung war von einem schwarzen Umhang mit Kapuze umhüllt. Nun forderten sie vier Herren ihrer Wahl zum Tanze auf und rockten zu der Musik „One Night In Bangkok“ (Eine Nacht in Bangkok) durch den Saal. Endlich ließen sie die Maskerade fallen. Zum Vorschein kamen drei schmucke Töchter des Jubilars und als kleinste im Bunde Lydia Wielspütz. Anschließend zeigten sie noch drei Tänze zu der Musik von:

1.         Cotton-eye Joe (Baumwoll-Augen-Joe),
2.         She’s Too Fat For Me (Sie ist zu fett für mich) und
3.         Die Liechtensteiner Polka, von James Last.

Tosender Applaus belohnte Ihre gekonnten Darbietungen. Mit dem Ausmarsch „Saturday Night“ (Samstagnacht) verließen sie den Saal. Die geglückte Überraschung war dem Jubilar deutlich anzusehen. Es muss noch erwähnt werden, daß beim Anblick der schönen Tanzgirls der Blutdruck von Sbr. Bernhard Mießeler dermaßen in die Höhe schnellte, daß er Nasenbluten bekam. Erste Hilfe leistete Sbr. Michel, indem er seinen Nacken mit kaltem Wasser kühlte, so daß sich sein Zustand zusehends besserte.
Zum Buffet ließ man sich nicht lange auffordern, sondern ergriff das bereitliegende Schanzzeug, um damit die guten Gaben mundgerecht in kleine Stücke zu zerteilen und zu verspeisen. Zum Glück verletzte sich bei dieser Aktion niemand ernsthaft. Ein Sbr. erlitt nur deshalb leichte Kratzspuren im Gesicht, weil sein Gegenüber ungeschickt mit dem Essbesteck hantierte. Auch an Getränken mangelte es nicht. Bevorzugt waren Kölsch und Pils vom Fass, die optimal serviert wurden. Annemarie Linden brachte es mit ihrem Vortrag auf den Punkt, indem sie sagte, daß der Jubilar nun zu den „Alten Säcken“ gehöre. Da diese Redensart aber jeden 50jährigen trifft, sollte man sie getrost als Auszeichnung betrachten. Zum Tanz spielte das bekannte „Moonlight-Duo“ unter der Leitung von Udo Greuel auf. So verbrachte man bis zum Ausklang am frühen Morgen bei Musik, Gesang und guter Laune eine fröhliche und schöne Geburtstagsfeier.

Nachtrag:
An diesem Abend verabschiedete sich Sbr. Klaus Reddig vom MGV. Er war seit 1973 aktives Mitglied und sang im 1. Tenor. Von 1989 bis 1995 war er 1. Schriftführer. Außerdem moderierte er unsere Konzerte und Veranstaltungen. In der Bläsergruppe spielte er einige Jahre das Tenorhorn. Zu seinem neuen Lebensabschnitt wünschen wir ihm alles Gute.

Dienstag, 14. März 1995

Gelungene Überraschung

Für eine gelungene Überraschung sorgten die Sangesbrüder Matthias Vogelsberg und Hans Klinkhammer während der Gesangsprobe am Dienstagabend. Bei der Neueinstudierung des Liedes „Ein Bier, das macht den Durst erst schön“ ging plötzlich die Tür auf, und Matthias betrat, mit einem Fässchen Bier beladen, den Probenraum, um damit die „Bringschuld“ seines vergangenen Namenstages am 24. Februar zu begleichen. Matthias heißt auf hebräisch soviel wie „Geschenk Gottes“. Mit diesem Geschenk machte er den Sangesbrüdern nicht nur viel Freude, sondern auch seinem Namen alle Ehre. Dicht gefolgt erschien hinter ihm Sbr. Hans Klinkhammer, der am heutigen Tag seinen 47. Geburtstag feierte, vollbepackt mit allerlei Essbarem, vorwiegend Wurst- und Fleischwaren sowie Handwerkszeug zum Vertilgen dieser rustikalen Köstlichkeiten. So kam es, daß, angesichts der Leckereien, einem das Wasser im Mund zusammenlief, beim Gesang nur noch gurgelnde Töne zu hören waren, und man dabei Gefahr lief, am Kinnwasser zu ertrinken. Deshalb hatte Chorleiter Heinz Sistig ein Einsehen und beendete vorzeitig die Chorprobe. Er war über die Karnevalstage von den betreffenden Herren über ihr Vorhaben informiert worden, hatte aber durch den Genuss von alkoholischen Getränken die Gehirnzellen überstrapaziert. Dies war deutlich auf der Markierung der Schaugläser (Augen) zu sehen, wo der maximale Pegelstand bei weitem überschritten war. Durch die Überschwemmung des Gehirns wurde das Gedächtnis blockiert, und die Information, die ja gespeichert war, konnte deshalb nicht mehr abgerufen bzw. weitergeleitet werden.
Einige Sangesbrüder verspürten noch nicht den nötigen Hunger, weil sie zu Hause ausgiebig Abendbrot gegessen hatten. Einer der betroffenen Personen war Sbr. Fritz Pütz, der sich wie folgt äußerte: „Wößt Ihr net, dat Faastezitt öss? Ihr freißt wie die Wöllef on Schüredreische!“ Trotzdem ließ man sich nicht einschüchtern, denn es schmeckte hervorragend. Die übriggebliebenen Stücklein wurden eingepackt und an notleidende Vereinsangehörige verteilt. Zu allem Überfluß spendierte Sbr. Fritz auch noch eine Flasche Asbach-Uralt zu seinem vergangenen Namenstag, den er am 06.03. gefeiert hatte. Notgedrungen, versteht sich, musste diese noch in Angriff genommen werden, sonst wäre sie vielleicht noch pelzig geworden.
Es ist noch zu erwähnen, daß an diesem Abend ein junger Mann aus Bergheim mit Namen Udo Ryfisch, dessen Vater Rainer in der ehemaligen Bläsergruppe einige Zeit auf der Trompete mitgewirkt hatte, einmal hautnah eine Chorprobe miterleben wollte, um evtl. später als Mitglied einzusteigen. Er staunte nicht schlecht, als er die gute Bewirtung sah und sagte: „Geht das immer so zu, dann wäre ich ja hier in guten Händen“. Von dieser Stelle aus entbiete ich ihm ein herzliches Willkommen.

Dienstag, 21. März 1995

Chorkonzert der Musikhochschule St. Petersburg „Neue Stimmen Rußlands“ in Kall

Um die Gelegenheit zu nutzen, diesen russischen Chor einmal hautnah erleben zu können, fiel heute ausnahmsweise die Chorprobe des MGV aus. Zahlreiche Sänger mit Anhang machten Gebrauch davon und fuhren nach Kall, um das Konzert der „Neuen Stimmen Rußlands“ live zu hören. Dieser Chor besteht aus Studenten und Dozenten der Musikhochschule St. Petersburg, also künftige Gesangsprofis auf den Opernbühnen und Konzertsälen Rußlands und der weiten Welt. Der Dirigent ist Professor Piotr Alekseevich Rossolowski, der Dekan der Vokalfakultät des Rimskij-Korsakow-Konservatoriums. Dem Chor gehören Opern- und Operettensolisten an, Studenten und Absolventen des letzten Semesters. Das Repertoire des Profichores umfasst Szenen, Arien und Chöre aus russischen und europäischen Opern, zum Programm gehören auch russische Volkslieder und Gesänge aus der russischen Kirchenmusik. Bei diesem Konzert wechselten Chorgesang und Solo-Vorträge ab. „Die Gesänge der zumeist jungen Leute gehen unter die Haut, sie werden mit einer eindrucksvollen, technischen Perfektion und mit einer seltenen Klangfülle dargeboten. Wir haben noch keinen Chor gehört, der gleichzeitig die russischen Chorgesänge, die mächtigen Opernchöre und die virtuosen Arien aus Opern der russischen und ausländischen Klassik so darbietet, wie der Chor der „Neuen Stimmen Russlands“. Das schrieb ein Kritiker einer renommierten deutschen Zeitung. Die rund 40 Sängerinnen und Sänger sind zur Zeit auf einer Konzertreise von Aachen bis Trier.
Da der Chronist an diesem Abend verhindert war, kann er leider keine Stellungnahme über den Ablauf des Konzertes geben. Aber nach Zeugenaussagen muss es wohl überwältigend gewesen sein. Schade, daß die heimischen Zeitungen nur dürftig darüber berichteten. Hier ein Auszug der „Kölnischen Rundschau“ vom 25.03.1995:

Sänger empfinden in Gastfamilien viel Wärme

Junge Russische Stimmen faszinierten in Kaller Aula

sto Kall. Einen Höhepunkt konnten die Freunde und Gönner des Chores „Junge Russische Stimmen“ aus St. Petersburg in der Aula der Berufsbildenden Schulen in Kall erleben. 43 Sängerinnen und Sänger des Studentenchores des Rimskiy-Korsakow-Konservatoriums konnten unter Prof. Piotr Alekseevich Rossolowskij vor 450 Zuhörern ihr außergewöhnliches Können zeigen. Der Kreis Euskirchen hatte die Aula kostenlos zur Verfügung gestellt.
Begleitet wurden der Chor und die Solisten durch den Pianisten Michail Busin, dem Konzertmeister des Chores. Wegen Erkrankung der Dolmetscherin führte Prof. Vladimir Saa-kow vom Kulturministerium St. Petersburg durch das Programm.
Pfarrer Hellwig sagte in seiner Dankesrede, der Chor habe den Kennern und Liebhabern des Chorgesanges große Freude bereitet mit Musik, die immer neu begeistert und zu Herzen geht.

Inzwischen seien durch den bereits 4. Besuch und die Unterbringung in Gastfamilien ein Band der Freundschaft entstanden. Der langanhaltende Applaus und „stehende Ovationen“ hätten gezeigt, wie schön das Konzert war, und wie gut es allen gefallen habe.

Bernhard Stoffels überreichte Prof. Rossolowskij ein Präsent. Dieser schenkte Stoffels für alle Kaller einen wertvollen handgemalten Teller. Rossolowskij hob besonders hervor, daß er in Kall eine herzliche Wärme spüre, die aus der Seele komme. Er wünsche, 1996 wieder nach Kall kommen zu dürfen. Nach einer Zugabe drückte langanhaltender Beifall die große Begeisterung der dankbaren Zuhörer aus, die dann durch großzügige Spenden die eindrucksvolle Leistung des Chores anerkannten.

Dienstag, 04. April 1995

Vereinswirtin wurde 40 Jahre jung

Die allseits beliebte Gastwirtin der „Schneidmühle“, Gertrud Gumeny, feierte am Dienstag, den 04.04. ihren 40. Geburtstag. Zu diesem Ehrentag waren viele eingeladene Gäste, Kegelclubs und alle Ortsvereine erschienen. So war es nicht verwunderlich, daß die „Hütte“ an diesem Abend gerammelt voll war. Natürlich war der MGV auch zur Stelle. Mit dem eigens für diesen Tag neu einstudierten Lied „Ein Bier, das macht den Durst erst schön“, besonders, wenn es von der Wirtin gezapft ist, brachte der Chor dem Geburtstagskind ein Ständchen. Nachdem der 1. Vorsitzende seine Gratulationsrede beendet und einen Blumenstrauß überreicht hatte, kam noch das Weinlied „Grüß mir die Reben“ zum Vortrag. Weil aber in der Gaststätte großes Gedränge herrschte, und die Sänger wegen Platzmangels sich gegenseitig auf die Füße traten, beließ man es dabei und ging zum gemütlichen Teil über.
Das Bier floss in Strömen aus allen Hähnen zum Nulltarif. Mitglieder des Sportvereins brachten das frisch gezapfte Bier unter die vielen Leute. Ein großes Spanferkel wurde kunstgerecht von Hans Klinkhammer in einzelne Portionen zerteilt und mit Sauerkraut und Kartoffelpüree an die Gäste verteilt. Dabei kam es zu großen Stauungen, weil alle auf einmal in diesen Genuss kommen wollten. Aber auch die Enge des Raumes trug dazu bei, daß kein reibungsloser Ablauf vonstatten gehen konnte. Auch das reichhaltige Büfett wurde schonungslos in Angriff genommen und restlos vertilgt.
Der Höhepunkt des Abends war aber ohne Zweifel der Auftritt eines Striptease-Tänzers, der beim Tanz zur Rockmusik für Stimmung sorgte. Der überraschten Wirtin blieb nichts anderes übrig, als die nackten Tatsachen wohlwollend zu betrachten, bis die letzten Hüllen gefallen waren. Zuvor hatte sie die angenehme Aufgabe, die entblößten Körperteile einzuölen. Der durchtrainierte Körper des Überraschungsgastes war für die weiblichen Zuschauer offensichtlich eine Augenweide. Sie stiegen auf Tische und Stühle, um den Adonis besser in Augenschein nehmen zu können. Unter rhythmischem Klatschen trieben sie ihn zur Höchstleistung an. Nun muss man neidlos anerkennen, was er zu bieten hatte, konnte sich sehen lassen. Auch der Gastwirt und Ehemann, Wolfgang Gumeny, hatte zur Feier des Tages fleißig mit gezecht und sich unter die Zuschauer gewagt. Als er eine Weile dem „Sackhüpfen“ zugeschaut und das „Glockenspiel“ genügend begutachtet hatte, rief er, mutig geworden, folgendes seiner Gattin zu: „Leev Jertrud! Wat hät der, wat ich net han? Wo öss do der Ongerscheed?“.
Schweißgebadet verließ der gutgebaute Athlet die Arena, so nackt, wie Gott ihn erschaffen hatte, zum Leidwesen des weiblichen Geschlechts, das teilweise beim Anblick seines besten Stückes in Ekstase geraten war. Aber auch Männer vom „anderen Ufer“, so habe ich mir sagen lassen, waren begeistert und haben ihm angeblich eindeutige Angebote gemacht.
Es gab aber auch einen Gast, der das Zur-Schau-Stellen des nackten, männlichen Körpers aufs Schärfste verurteilte. Man hielt ihm entgegen, daß, wenn ein weiblicher Striptease geboten worden wäre, er bestimmt nichts einzuwenden gehabt hätte. Wutentbrannt verließ er die Kneipe. Die gute Laune ließ man sich aber dadurch nicht vermiesen, sondern es wurde noch ein gemütlicher Abend, der am frühen Morgen endete. Gesprächsstoff war nun für die nächsten Tage genügend vorhanden.

Samstag, 22. April 1995

Biographie von Sbr. Matthias Schmidt. Besondere Ereignisse aus der Welt-, Dorf- und Vereinsgeschichte im Geburtsjahr des Jubilars von 1930 und Geburtstagsfeier (65 Jahre)

Vor 65 Jahren erblickte Sangesbruder Matthias Schmidt am 19.04.1930 als Sohn der christlichen Eheleute Hubert Schmidt und Katharina, geb. Klinkhammer in einem Bonner Krankenhaus unter schwierigen Umständen das Licht der Welt. Als jüngstes Kind musste er schon frühzeitig lernen, sich durchzusetzen, denn er wuchs in einer Großfamilie mit drei Schwestern und drei Brüdern auf. Natürlich wurde er von den älteren Geschwistern verwöhnt, was ihn aber nicht im geringsten störte. Wenn er seine kräftige Stimme erschallen ließ, bekam er jeden Wunsch erfüllt (was heute auch noch der Fall ist).
So wuchs er in einer Zeit heran, als Deutschland von einer Weltwirtschaftskrise erfasst wurde. Die Regierung Hermann Müller, SPD, wird gestürzt. Die Minderheitsregierung Heinrich Brünings, Zentrum, regierte zunächst mit Tolerierung durch die SPD, ab Juni aber nur noch mit dem Notverordnungsparagraphen. Das vorzeitige Ende der Rheinlandbesetzung kann die durch Arbeitslosigkeit (4,5 Millionen) negativ aufgeheizte Stimmung nicht beruhigen. Die NSDAP kann im September bei den Reichstagswahlen die Zahl ihrer Mandate von 12 auf sage und schreibe 107 erhöhen.
Spanien kehrt für kurze Zeit zur Demokratie zurück. Brasilien erhält durch Präsident Getulio Vargas eine autoritäre Verfassung. In der Dominikanischen Republik errichtet Rafael Trujillo eine Diktatur.
In jener Zeit war Dr. Gerhardus Bürgermeister von Mechernich und Franz Schneider Gemeindevorsteher. In der Seelsorge der Kirchengemeinde Vussem/ Breitenbenden war der allseits beliebte Pastor Lotte tätig. Da die Gastwirtin, Witwe Anna Bertram, geb. Heil, am 19. Februar gestorben war, übernahm die Nichte Anna Donner aus Mechernich die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ (Vereinslokal des MGV).
Bei der Jahreshauptversammlung im Januar 1930 wurde der Vorsitzende Hubert Schmidt (Vater von Matthias) nach dreijähriger Amtszeit von Josef Herrmanns abgelöst. Stellvertreter wurde Fritz Dreesen (Vater von Peter Dreesen). Als 1. Schriftführer erhielt Josef Wielspütz Jun. die meisten Stimmen. 2. Schriftführer wurde Arnold Dauben. Zum 1. Kassierer wählte man Hubert Schmidt, der somit wieder einen verantwortungsvollen Posten erhielt. Josef Esser wurde 2. Kassierer. Das Fahnencorps setzte sich wie folgt zusammen: Fähnrich: Heinz Reinartz, Fahnenoffiziere: Albert und Alex Wielspütz (Vater von Michael Wielspütz). Dirigent war Lehrer Karl Schiffer. Ehrenmitglieder waren Hubert Böhmer, Adolf Hoffmann, Peter Hoffmann, Franz Schneider, Frau Gerhards, Frau Disternich, Fräulein Donner, Adolf Donner, Martin Dreesen, Josef Wielspütz Sen. und Peter Walber (Eiserfey).
Von 1936 bis 1944 besuchte Matthias die Volksschule in Vussem. Bedingt durch die Kriegswirren fällt der Unterricht des Öfteren aus. Drei Brüder verlieren in dem unseligen Krieg ihr Leben. Nach der Schulentlassung beginnt Matthias eine Schuhmacherlehre bei Hubert Göbel in Mechernich, die er 1948 mit Bravour besteht. In dieser Zeit macht er die erste Bekanntschaft mit einem Musikinstrument, denn der Sohn des Meisters, Josef Göbel, spielte mehrere Instrumente, u. a. eine Posaune. Außerdem leitete er die bekannte Tanzkapelle „Die Spatzen“. Matthias nimmt Unterricht, und von nun an lässt ihn die Musik nicht mehr los. Dann wechselt er die Arbeitsstelle und arbeitet von 1948 bis 1950 im Schuhhaus Hufschlag in Mechernich, wo man seine Fähigkeiten aber nicht erkennt. 1950 feiert der MGV seine Wiedereröffnung nach dem Kriege. Matthias wird Mitglied und singt seitdem im Tenor die erste Stimme (45 Jahre).
Die nächste Station in seinem bewegten Arbeitsleben war die Maschinenfabrik Peter Girards in Vussem. Hier wechselte er seinen Beruf und versuchte sein Glück als Bohrwerksdreher. Kurze Zeit darauf meldete die Firma Konkurs an. Auf der Suche nach gutbezahlter Arbeit gelangte er nach Essen, wo er bei der weltbekannten Firma Krupp als Vertikalbohrer eingestellt wird. Dieses Arbeitsverhältnis dauerte von 1952 bis 1955. In dieser Zeit lernte er auch seine Resel kennen. Am 17.09.1955 fand die kirchliche Trauung statt. Bald darauf nahm Matthias die Gelegenheit beim Schopfe und ließ sich bei der Firma Kiefer in Essen nieder, einem orthopädischen Schuhmacher, um in dieser Branche zu arbeiten. Das war von 1955 bis 1957.
Immer wieder packte ihn das Heimweh. Endlich war es soweit. Nach fünfjähriger Abwesenheit kehrte er mit seiner jungen Frau, die sich nun erstmal an das Dorf- und Landleben gewöhnen musste, in seine geliebte Heimat zurück. Bei der Fa. O. Dörries, die 1954 die Firma Girards übernommen hatte, fand er nun als Schaber Arbeit und Brot. Diese Tätigkeit übte er von 1957 bis 1960 aus. Aber die eintönige Arbeit schmeckte ihm ganz und gar nicht. Es gibt ein altes Sprichwort, das da sagt: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“. Deshalb beschloss er, die Meisterprüfung als Schuhmacher abzulegen, die er dann auch am 06.12.1960 mit Erfolg bestand.
Es folgten nun nach seiner eigenen Angabe von 1961 bis 1969 die schönsten Jahre als selbständiger Schuhmachermeister. Er hatte nun viel Zeit, um seine Familie zu vergrößern, denn das Bohren hatte er ja inzwischen auch gelernt. Nach und nach kamen drei Söhne und eine Tochter zur Welt, mittlerweile ist er schon zweifacher Opa geworden. 1962 wurde die Bläsergruppe des MGV aus der Taufe gehoben. Matthias wurde als Geschäftsführer gewählt und spielte die 1. Posaune. Doch dann war es mit der Gemütlichkeit zu Ende. 1969 zog es ihn zur Bundeswehr nach Mechernich. Als Sattler- und Schuhmachermeister wurde er in die Instandsetzungs-Kompanie übernommen. 21 Jahre verbrachte er hier und setzte seine Arbeitskraft voll und ganz zum Wohle des Deutschen Vaterlandes ein. Zwischendurch, nach dem Tode von Chorleiter Josef Luxen im Jahre 1984, erlangte die Musikabteilung des MGV ihre Selbständigkeit und nannte sich fortan Musikverein Vussem. Matthias wurde zum Vorsitzenden gewählt. Diesen Posten bekleidet er bis zum heutigen Tag. Als langjähriges Mitglied des Bürgervereins vertritt er die Belange der Musikkapelle.
Am 30.04.1990 wurde er mit allen Ehren- und Ordenszeichen von der Bundeswehr in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Seitdem genießt er das Rentnerleben in vollen Zügen. Ab und zu sitzt er in seiner Werkstatt, wo er für seine ehemalige Kundschaft, mehr aus Gefälligkeit, Schuhe repariert. Sein zweites Hobby aber ist die Reiterei. 1980 kaufte er sein erstes Pferd „Byaki“. Manchmal sieht man ihn „auf Schusters Rappen über den Sittert reiten“, begleitet von seinem treuen Hund „Rebell“, mit dem er oft Zwiegespräche führt, die meilenweit zu hören sind.

Geburtstagsfeier:

Außer den geladenen Gästen waren der Musikverein, der Kirchenchor und der Männergesangverein gerne in die ehemalige Volksschule gekommen, um dem Jubilar in musikalischer und gesanglicher Hinsicht ihre Aufwartung zu machen und zu gratulieren. In allen drei Vereinen ist Matthias seit Jahren aktiv tätig. Zum Auftakt des Gratulationsreigens spielte die Blasmusik seine Lieblingsmelodien.

Der Kirchenchor ließ ihn mit seinen Liedern mehrmals hochleben. Mit „Weihe des Gesangs“ aus „Die Zauberflöte“ begann der MGV sein Geburtstagsständchen. Nach diesem Vortrag äußerte sich der Jubilar wie folgt: „Dieses Chorwerk von Mozart ist für mich zu feierlich gewesen. Ich bevorzuge lieber etwas Gediegenes“. Diesem Wunsche kam man gerne nach und mit dem Lied „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein“ hatte man in etwa seinen Geschmack getroffen, auch wenn er, wie er mir später sagte, lieber Bier als Wein trinken würde. Der Vorsitzende Willi Schütt hatte zwischendurch gratuliert und einen CD-Ständer überreicht. Auf besonderen Wunsch des Jubilars hatte der Chor das Lied „Ich hab ein böses Weib“ einstudiert, gelangte nun zur Aufführung und erzeugte bei den Zuhörern lebhafte Diskussionen. Dieses Lied wurde bei der Silbernen Hochzeit des Jubilars 1980 unter dem Dirigat von Josef Luxen erstmals vorgetragen und danach eingemottet. Um der Nachwelt diesen einmaligen Text zu erhalten, habe ich ihn einmal aufgeschrieben:

1.Ich hab ein böses Weib, die plagt mir meinen Leib,
1-3 O mala herba!
und tut stets mit mir zanken.
1-3 klopfe sie – puffe sie!
Ob ich sie gleich lieb hab, wünscht sie mir doch das Grab
und wollt ich tät erkranken.
1-3 klopfe sie – puffe sie! Nimm sie bei dem Flügel
und schmier sie mit ei’m Prügel, den alten Igel, Höllenriegel!
2.Im Haus schwärmt’s hin und her und murrt gleich wie ein Bär,
greint, schilt, mufft mit der Goschen.
Die Tür schlägt’s auf und zu und läßt mir gar kein Ruh,
bis ihr’s Maul wird erdroschen.
3.Wann einer tauscht mit mir, gäb mir eine junge d’für,
wollt ihm ein Roß aufgeben. Ein‘ Ochsen und ein‘ Kuh
gäb ich ihm auch dazu, eh ich führt solches Leben.

Dieser Madrigalchor stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde von Erasmus Widmann (1562 – 1634) geschrieben und von Wilhelm Schrey für Männerchöre überarbeitet. Ein Madrigal ist eine mehrstimmige, weltliche Liedform, seit dem 14. Jahrhundert in Italien gepflegt, auch mit instrumentalen Stimmen; im 16. und 17. Jahrhundert auch in Frankreich und Deutschland verbreitet, Lieblingsform gesellig-künstlerischen Musizierens; auffallend starke Ausdrucksgestaltung durch gesangliche Tonmalerei („Madrigalismen“) und durch harmonisch komplizierte, z. T. chromatische Akkordfolgen, sind bestimmend. Im Madrigal ist die Herkunft von der Volks- und Tanzweise, vom heiter-unbeschwerten Gesellschaftslied unverkennbar.
Nach diesem Vortrag begann der gemütliche Teil der Geburtstagsfeier. Es knubbelte sich in den ehemaligen Klassenräumen, besonders um die Theke und an der Gulaschsuppenausgabe. Aber wie heißt es so schön in der Bibel: „Raum ist in der kleinsten Hütte“. Im Laufe des Abends trugen die neu formierten „Alkis“ (Franz-Josef Schmidt, Ralf Schneider, Josef Winter und Heinz Sistig) mit ihren Songs zum Gelingen des Festes wesentlich bei. Mit dem Slogan „Alkis auf Tour“ warben sie auf einem Schild für ihren Auftritt. Franz-Josef Schmidt, der jüngste Sohn des Jubilars, las den Lebenslauf seines Vaters humoristisch vor, dessen Text überwiegend von Ralf Schneider geschrieben worden war. Musikalisch umrahmt wurde das Ganze von Josef Winter mit seinem Akkordeon. Die dazu passenden Lieder waren von Heinz Sistig ausgesucht worden. Albert Hein und Arnold Mies neckten den Jubilar mit einer Topfblume, indem sie im Duett sangen, die Vorzüge der Blume anpriesen, um sie ihm dann doch letztendlich schweren Herzens zu schenken.
Zur fortgeschrittenen Stunde packte Hans-Hubert Schmidt, der Erstgeborene, seine Trompete aus und spielte Evergreens aus vergangenen Zeiten. Auch Udo Greuel wusste mit seinem Spiel auf dem Klavier zu überzeugen. Weit nach Mitternacht verließen die letzten Gäste schwankend die schöne Geburtstagsfete, um gutgelaunt den Nachhauseweg anzutreten.

Sonntag, 30. April 1995

Maifeier und Maibegrüßung in Breitenbenden um 17 Uhr und in Vussem um 19 Uhr

Es ist schon seit Jahren zur lieben Gewohnheit geworden, den Mai am Vorabend in Breitenbenden und Vussem musikalisch zu begrüßen. So waren auch in diesem Jahr wieder der MV und der MGV eingeladen worden, um mit ihren Musik- und Liedvorträgen zum Gelingen der beiden Veranstaltungen beizutragen. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Bürgervereins Stürzenberger und des Ortswarts Josef Kaltwasser wurde der Maibaum diesmal ohne Komplikationen durch eine raffinierte Technik von einem Traktor an einem Seil über Rollen in die Höhe gezogen. Diese einmalige Idee wurde von Herbert Dasburg ausgetüftelt, der sie, wie er mir sagte, zum Patent anmelden will.
Abwechselnd wurde nun musiziert und gesungen. Mit von der Partie war auch der Gemeinschaftschor Breitenbenden. Der MGV wusste mit zwei Auftritten mit den Liedern wie folgt beim zahlreich erschienenen Publikum zu gefallen:

1.         Süß Liebe liebt den Mai
2.         Nun bricht aus allen Zweigen
3.         An dem reinsten Frühlingsmorgen
4.         Frühlingsbote und
5.         Mägdlein hab acht.

Zum Schluss der Maifeier wurde gemeinsam das Lied „Der Mai ist gekommen“ aus voller Kehle erklingen lassen. Von den vielen Volksliedern, die den Mai besingen, ist bezeichnenderweise keines so bekannt geworden, wie dieses 1841 entstandene Kunstlied aus dem sonst heute weitgehend vergessenen, umfangreichen Werk von Emmanuel Geibel (1815 – 1884), das Justus Wilhelm Lyra 1843 nach einer alten Volksweise vertonte.

Anschließend fuhr man auf den Junggesellenplatz nach Vussem, um beim Aufstellen des Maibaums präsent zu sein. Übrigens, so weit bekannt ist, wurde der erste Maibaum im Eifeler Raum schon für das Jahr 1224 in Aachen bezeugt.

Nach dem Vortrag des MV reihte sich der MGV mit einem bunten Melodienstrauß von Frühlingsliedern wie folgt ein:

1.         Heimat,
2.         Zur schönen Frühlingszeit,
3.         An dem reinsten Frühlingsmorgen und
4.         Frühlingsbote.

Mit dem Mailied endete auch hier die Begrüßung des Maiens bzw. des Lenzes, was aber nicht heißen soll, daß der Tag nun zu Ende gewesen sei. Im Gegenteil, man besuchte noch das Grillfest des Karnevalsvereins, das für manchen Besucher in einem bedenklichen Zustand endete.

Anhang: Maibaum-Krieg:

Anfang der 50er Jahre besuchten die Junggesellen aus Vussem das Tambourfest in Harzheim. Der Harzheimer Maibaum hatte noch mit seiner stolzen Krone die Festgäste begrüßt. Aber als der Festball in vollem Gange war, schlichen sich die Vussemer auf den Dorfplatz, Wilhelm Wagner kletterte hoch, sägte ihn ab, und man entführte den stattlichen Maibaum nach Vussem. Zuvor hinterließ man jedoch noch seine Duftmarke.
Mit Wut im Bauch zogen die Harzheimer, nachdem sie den Diebstahl bemerkt hatten, nach Vussem, um ihren schönen Maibaum wiederzuholen, denn der Dorfmaier ist ein Heiligtum der Junggesellen. Aber die Vussemer waren auf Zack und gaben den Baum nicht mehr aus der Hand. Erst nachdem die Harzheimer nach langen Verhandlungen ein Lösegeld gezahlt hatten, konnten sie mit ihrem Maibaum von dannen ziehen.
Einige Sangesbrüder können sich bestimmt noch an diese wahre Geschichte erinnern, da sie daran beteiligt waren. Trotzdem die Dorfmaier schwer bewacht waren wie eine Staatsbank, kam es immer wieder vor, daß in einem unbewachten Augenblick der Maier geklaut wurde. Man sprach dann von einem Maibaum-Krieg, der oft blutig endete.

Samstag, 06. Mai 1995

Brautamt für Rüdiger und Sandra Müller, geb. Mastiaux in der Pfarrkirche St. Wendelin in Eiserfey um 13:30

Zum Einzug des Brautpaares in die Kirche sang der Männerchor „Jubelt dem Herrn alle Lande“. Dieser Psalm 99 wurde von Willy Trapp, einem neuzeitlichen Komponisten, vertont. Da ein Sangesbruder im 2. Baß einen Tag zuvor u. a. seine Weisheit bei einem Zahnchirurgen verloren hatte, musste er trotzdem mit dicker Backe und Zahnweh „jubeln“ und Halleluja singen, wie es so schön im Text heißt. So ungefähr wie Aloysius („Ein Bayer im Himmel“) mit seiner Harfe auf einer Wolke „frohlocken“ musste, als er verstorben war.
Pastor Hoberg, der die Brautmesse zelebrierte, entbot nun dem Brautpaar und der Hochzeitsgesellschaft einen herzlichen Willkommensgruß. Nachdem Gloria verstand es der Chor, mit dem Lied „Frieden“ von Gotthilf Fischer mit Orgelbegleitung von Anno Hein die Gläubigen in seinen Bann zu ziehen. Das Evangelium nach Johannes 2, Kapitel 1, Vers 12, berichtete über das Wunder, das Jesus bei der Hochzeitsfeier in Kana in Galiläa vollbracht hatte. Denn als der Wein ausging, half er den Brauteltern aus dieser schlimmen Situation, indem er Wasser zu Wein verwandelte. Diese Blamage könnte dem Brautpaar heute nicht passieren, denn die Hochzeitsfeier findet in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ statt.
Zur Trauung sang Dagmar Rings, begleitet auf der Orgel von Dirk Thiesen, beide sind Mitglieder der Tanzkapelle „New Barbados“, „So nimm denn meine Hände“. Mit ihrer herrlichen Stimme lockte sie bei den Brauteltern so manches Tränchen hervor. Nach den Fürbitten und der Gabenbereitung brachte der Chor zum Sanctus aus der Schubertmesse einen Klassiker mit dem Titel „Heilig, heilig“ zu Gehör. Zur Kommunionfeier glänzte Sangesbruder Bernd Wenderdel mit seinem Solopart in dem Lied „Wenn ich ein Glöcklein wär“. Bei der Danksagung bot die Solistin mit dem „Ave Maria“ eine hervorragende Leistung. Es folgte das Schlussgebet mit Segen. Als Schlusslied spielte der Organist Anno Hein „Segne Du Maria, segne mich, Dein Kind“, das von der Gemeinde mitgesungen wurde, obwohl das Lied vielen Leuten unbekannt war.
Unter den Orgelklängen verließ nun das frisch vermählte Paar mit Gefolge die festlich geschmückte Kirche, um die Glück- und Segenswünsche in Empfang zu nehmen. Sportverein, Tanzgarde und Feuerwehr bildeten ein Spalier, durch das das Brautpaar schreiten musste, wobei es von allen Seiten mit Reis beworfen wurde, der ja bekanntlich Glück bringen soll. Einen besonderen Gag hatten sich die Feuerwehrkameraden ausgedacht, um die Ehetauglichkeit des Paares zu testen. Während der Bräutigam Wasser pumpte, musste die Braut mit einem Schlauch auf einen Trichter zielen. Auf der Rückseite des Pappkameraden war eine Flasche mit einer Skala angebracht, in die das Wasser abfließen konnte. Bis zum Skalenstrich 3 hatte sich die Flasche mit Wasser gefüllt. Das bedeutet, daß sie drei Kinder zeugen werden. Als nächstes stand „Holzsägen“ auf dem Plan. Diese schwere Arbeit konnte das Brautpaar auch zufriedenstellend lösen. Auf der Grünanlage gegenüber der Kirche bezog der Chor nun Aufstellung und brachte mit dem Lied „Süß Liebe liebt den Mai“ dem jungvermählten Brautpaar ein Ständchen.
Einige Sänger verspürten nun großen Durst und verschwanden an diesem herrlichen Frühlingstag „Em Stöffje“, um gleichzeitig den Inhabern Kathi und Josef Frings ihre Reverenz zu erweisen, zumal Josef langjähriges Mitglied des MGV ist (45 Jahre). Von der Wiedereröffnung nach dem Kriege 1950 bis Ende 1973 war er aktives Mitglied und sang die 2. Baßstimme. Zwischendurch hatte er mit Sangesbruder Werner Borker eine Firma mit Namen Bo-Fri gegründet. Leider ging die Firma kurze Zeit später mangels Masse in Konkurs.

Als man den ersten Durst gelöscht hatte, brachte der Chor mit den Liedern

1.         Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein,
2.         An dem reinsten Frühlingsmorgen,
3.         Ein kleines Malheur,
4.         Das Morgenrot und
5.         Mägdlein, hab Acht,
den Wirtsleuten ein Ständchen. Diese staunten nicht schlecht, da die Stücke ohne Noten und auch zur Zufriedenheit des Chorleiters vorgetragen wurden.
Matthias Vogelsberg feierte am heutigen Tag sein 48. Wiegenfest. Infolgedessen wurde die Schlagzahl nochmal kräftig erhöht. Zuvor hatte Klaus Müller, Vater des Bräutigams, noch ein paar Runden spendiert. Einige Sänger hielten nicht mehr „Poohl“ und verließen vorzeitig die Gaststätte. Der „harte Kern“ aber harrte aus bis zum späten Nachmittag.

Donnerstag, 25. – Sonntag 28. Mai 1995

Der MGV „op Tour“! Betreuungsfahrt des MGV 1892 Vussem nach Hinterzarten im südlichen Schwarzwald

Vorwort:
Die vom Vorstand beschlossene Betreuungsfahrt in den Schwarzwald hatte bei einigen Sängern keine allzu große Begeisterung hervorgerufen. Neun Sänger sagten ihre Teilnahme, aus welchen Gründen auch immer, ab, so daß der Chor gehandicapt die große Fahrt mit nur 18 Sängern antreten musste, aber dennoch gesangsfähig war.

Reisebericht:

1. Tag: Donnerstag, den 25.05.1995:

Buntes Stimmengewirr am Morgen von Christi Himmelfahrt (Vatertag) auf dem Schulhof ließ darauf schließen, daß ein großes Ereignis bevorstand. Aus allen Richtungen waren die Teilnehmer schwer bepackt zum Schulhof gekommen. Die Avon-Beraterin hatte bei einigen Frauen ganze Arbeit geleistet. Sie waren frisch frisiert und renoviert worden. Bei den Männern hatten sich mehrere mit dem neuen Parfüm „Ekstase“ besprüht, um einmal die Wirkung auf Frauen zu testen. Das Ergebnis war niederschmetternd, denn auf der ganzen Fahrt waren keine Fliegen mehr zu sehen. Es wurde noch ein wenig herumgealbert, bis endlich der Bus mit leichter Verspätung um 8:05 eintraf. Am Buseinstieg herrschte nun ein großes Gedränge und Geschubse, bis alle einen Platz gefunden hatten. Nachdem das Gepäck gut verstaut war, sang der Chor zum Abschied das Lied „Am kühlenden Morgen“ („Das Morgenrot“).
Unter donnerndem Applaus bestiegen die Sänger an diesem schönen Frühlingsmorgen frohgelaunt den Bus der Fa. Schäfer, der wiederum von Routinier Hubert Tillenburg gesteuert wurde. Laut Checkliste waren nun alle an Bord, und nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden konnte die Fahrt um 8:19 begonnen werden. Unser Ziel war Hinterzarten im Schwarzwald. Die Reise führte zunächst auf die A1 bis zum Bliesheimer Kreuz, wo wir die A61 erreichten und in Richtung Koblenz weiterfuhren. Unterwegs wurde eine Raststätte angefahren, wo zur Freude aller Reisenden ein Sektfrühstück gereicht wurde, nachdem man in der Parkanlage ein schattiges Plätzchen gefunden hatte. Hier muss man unseren rührigen Vorsitzenden Willi Schütt einmal lobend erwähnen, der schon in aller Herrgottsfrühe die Brötchen aus einer Bäckerei in Golbach besorgt und mit seinen treuen Helfern dieselben geschmiert und belegt hatte. Kaffee und Sekt waren von edlen Spendern gestiftet worden. Nach dieser kräftigen Stärkung wurde die Fahrt fortgesetzt bis Ludwigshafen. Nun wurde auf die A65 gewechselt bis zur Autobahnabfahrt Kandel. Bei Lauterbourg passierten wir die französische Grenze und fuhren am Rhein entlang bis Gambsheim. Hier befindet sich das größte Schiffshebewerk des Rheins. Nach kurzer Pause ging die Reise weiter, und bei Achern lenkte Hubert den Bus auf die A5. Bei der Abfahrt Freiburg-Mitte verließen wir die Autobahn und erreichten planmäßig gegen 15:00 Freiburg im Breisgau.
Hier wurde uns die Möglichkeit gegeben, die sehenswerte Altstadt mit dem ehrwürdigen Münster zu besichtigen. Freiburg an der Dreisam ist die bedeutendste Stadt im südlichen Schwarzwald im Südwesten Baden-Württembergs mit 184.000 Einwohnern. Die Altstadt mit ihren mittelalterlichen Bauten wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört, aber dank der Mithilfe der Bevölkerung wieder aufgebaut. Verschont blieben das spätgotische rote Kaufhaus und die Münsterkirche “ Unserer lieben Frau „. Erbaut wurde die Kirche im 12. Jahrhundert. Um 1250 wurde das Langhaus nach dem Vorbild des Straßburger Münsters errichtet. 1354 trat als Schöpfung des Johannes von Gmund ein basikaler, dreischiffiger Umgangschor mit Kapellenkranz an die Stelle der romanischen Apsis. Das Gemälde am Hochaltar stammt von H. Balduin-Grein. Das Taufbecken errichtete Chr. Wenzinger. Freiburg hat auch einen katholischen Erzbischofssitz. Ferner wurde 1457 eine Universität gegründet. Sehr bekannt ist auch die Hochschule für Musik. Der Verwaltungssitz des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald und ein führendes Handels-, Banken- und Versicherungszentrum wurden in der Stadt untergebracht. Bekanntgeworden im ganzen Land ist Freiburg aber durch den SC, der mit seinem herzerfrischenden Fußballspiel zurecht den dritten Platz in der Bundesliga eingenommen hat. Nach der Besichtigung fuhren wir durch das romantische Höllental zu unserem Ziel Hinterzarten, wo wir pünktlich um 17:00 eintrafen.
Unter Kennern genießt Hinterzarten international einen ausgezeichneten Ruf. „Klasse statt Masse“ heißt die Devise. Durch die Olympiasieger Georg Thoma und dessen Neffen Dieter geriet Hinterzarten in den Blickpunkt der Welt. Dieter Thoma wurde Olympiasieger mit der Mannschaft, Bronzemedaillengewinner auf der Normalschanze bei den Olympischen Winterspielen 1994, Skiflug-Weltmeister und Sieger der Vier-Schanzen-Tournee. Auf der berühmten Adlerschanze, die zum Olympiastützpunkt Schwarzwald gehört, trainieren die Spitzensportler vieler Nationen längst unabhängig vom Schnee das ganze Jahr über.
Hinterzarten ist eine baden-württembergische Gemeinde im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald mit 2300 Einwohnern (885 m ü.d.M.). Bereits mehrfach als schönster Ort in Baden-Württemberg ausgezeichnet, ist Hinterzarten das hübsche, gepflegte Dorf inmitten von Wiesen und Wäldern, mit einzelnen behäbig daliegenden Bauernhöfen, Titisee und Feldberg zum Greifen nah. Die gesamte Gemarkung steht unter Landschaftsschutz, eine Gewähr dafür, daß dieses Ferienparadies erhalten bleibt. Als staatlich anerkannter „Heilklimatischer Kurort“ verfügt Hinterzarten über alle Einrichtungen und Möglichkeiten für den gesunden Urlaub. Durch die verkehrsgünstige Lage ist Hinterzarten jederzeit schnell erreichbar. Eisenbahnverbindung besteht von Freiburg mit der berühmten Höllentalbahn, außerdem ab Stuttgart, München, Hamburg, Hannover und Dortmund mit direktem Kurswagen bis Hinterzarten sowie von und nach Freiburg halbstündlicher Anschluss an die EC- und ICE-Züge. Hier oben ist noch Ski und Rodel gut, wenn zwanzig Autominuten tiefer in den Tälern und der Oberrheinebene bereits die Bäume in voller Blüte stehen. Hinterzarten ist nicht nur eine prachtvolle landschaftliche Region, die von Schluchten und Wildbächen durchzogen ist, sondern hat insgesamt gesehen eine exklusive Lage. Auch an Veranstaltungen mangelt es nicht. Die Angebotspalette reicht vom Trachtenfest mit Volksmusik bis hin zum klassischen Konzert, von leichter Unterhaltung bis zum anspruchsvollen Kulturprogramm und zu internationalen Veranstaltungen im Sommer wie im Winter.

Nach der Ankunft wurden die Zimmer verteilt. In zwei Hotels, im „Schwarzwaldhof“ und in der „Sonne“, die im Besitz der Familie Adolf Gutzweiler sind, wurden wir untergebracht. Diese Hotels liegen in zentraler Lage, in unmittelbarer Nähe des Kurhauses und des Bahnhofs. Alle Zimmer sind mit Dusche oder Bad und WC, teilweise mit Balkon, Zimmertelefon und TV ausgestattet.

Zwei Sangesbrüder, Josef Kaltwasser und unser Youngster, Johannes Eversheim, mussten wegen Überbelegung des Hotels im Erdgeschoß übernachten, was nicht gerade angenehm war. Diese Kellerkinder wurden später zu Kellermeistern ernannt. Sie waren für Speis‘ und Trank zuständig. Nur einmal hatten sie in die falsche Kartoffelkiste gegriffen, die für die Schweinemast bestimmt war, deshalb gab es am Abend statt Kartoffeln mehlig-weißes Kartoffelpüree. Dieser Irrtum wurde ihnen aber schnell verziehen, weil es dafür an Getränken nie mangelte. Unsere drei Grazien, Margarete Sistig, Maria Luxen und Carola Eckstein, hatten die Hochzeitssuite erhalten und durften in einem Himmelbett übernachten, dessen Baldachin mit allerlei Sprüchen versehen war, die man aber nur auf dem Rücken liegend lesen konnte. So blieb es nicht aus, daß die ganze Reisegesellschaft zum Probeliegen und Lesen in die Kemenate Einlaß begehrte, was ihr auch nicht verwehrt wurde. Nach dem gemeinsamen Abendessen stand der restliche Tag zur freien Verfügung. Man nutzte diese Freizeit, um den Ort einmal auf die Hörner zu nehmen bzw. zu inspizieren. Dabei hatte eine Gruppe eine Kneipe entdeckt mit dem Namen „Et Pfännche“, wo man Bitburger Pils vom Faß erhielt. Zum Beweis wurden die Papierrosetten an die Türklinken der Zimmernachbarn gehängt, die das anderntags trotzdem nicht glauben wollten.

2. Tag: Freitag, den 26.05.1995:

Heute stand der Ausflug zum Rheinfall bei Schaffhausen auf dem Plan. Nachdem wir ausgiebig gefrühstückt hatten, startete der Bus pünktlich um 9:30 zu neuen Taten. Am Titisee vorbei führte die Fahrt über Lenzkirch, Bonndorf und passierte bei Stühlingen die Schweizer Grenze. Gegen Mittag hatten wir unser Ziel erreicht. Da die vorgesehene Schifffahrt sich etwas verzögerte, verblieb genügend Zeit, den Rheinfall und die Stadt Schaffhausen zu besichtigen. Mit lautem Getöse stürzt sich der 24 m hohe und 150 m breite Wasserfall in die Tiefe. Die Wassermenge beträgt je nach Jahreszeit 104 bis 1070 m3/sec, im Durchschnitt 373 m3/sec. Der Rheinfall ist der bekannteste Wasserfall Europas, dessen Kraftwerk für die hiesige Maschinen-, Stahl-, Aluminium-, Uhren- und Textilindustrie Strom liefert. Schaffhausen, oberhalb des Rheinfalls gelegen, ist die Hauptstadt des gleichnamigen Kantons und hat 33.800 Einwohner. Das Stadtbild ist mittelalterlich geprägt. Von 1087 bis 1150 wurde das Münster erbaut. Die Festung Munot, auf dem Emmersberg liegend, wurde nach der Befestigungslehre von Albrecht Dürer von 1564 bis 1585 erbaut. Das Rathaus datiert aus dem Jahre 1412. Zunft- und Patrizierhäuser stammen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Die städtische Siedlung zwischen Munot und dem Rhein wurde im Jahre 1045 von den Grafen Nellenburg gegründet. Das 1049 von den selben Grafen gestiftete Kloster „Allerheiligen“ wurde Herrin der Stadt. 1415 wurde Schaffhausen reichsfrei, stellte sich 1451 unter den Schutz der Eidgenossen und schloss sich 1501 als voll berechtigtes Mitglied an. Auf der rechten Seite des Wasserfalls liegt Schloss Laufen, das man über eine Brücke erreichen kann.
Mittlerweile war unser Kombi-Motorboot mit 54 Plätzen um 14:00 eingetroffen. Die hübsche Kapitänin begrüßte uns aufs herzlichste und wünschte uns eine gute Fahrt. Werner Borker, der im Besitz eines Schiffspatents ist, wurde als Co-Käpten angeheuert. Nun konnten wir in See stechen. Zuerst ging die Fahrt durch das imposante Rheinfallbecken nahe dem tosenden Wasserfall. Durch den hohen Wellengang wurde es einem etwas mulmig zumute. Weil man keinen Strohhalm zur Hand hatte, hielt man sich krampfhaft am Nebenmann fest. Als Lotse verdingte sich Sangesbruder Hans Klinkhammer, der bäuchlings nach versteckten Hindernissen Ausschau hielt. Die schöne Fahrt wurde nun fortgesetzt, an bewaldeten Ufern vorbei, entlang der deutsch-schweizerischen Grenze zum Kraftwerk Rheinau. Das Überwinden des Staudamms erfolgte mittels Rollwagen, auf den das Schiff gezogen wurde. Zu diesem Zweck mussten die Passagiere aussteigen. Das Ganze wurde auf der Rückfahrt wiederholt. Nach der Bewältigung des Hindernisses ging die fröhliche Bootsfahrt weiter. Bald erblickten wir das Kloster Rheinau (gegr. 778) mit der zweitürmigen Barockkirche. Im Kloster ist die Staatskellerei untergebracht. Die gut geführten Gaststätten laden zum Verweilen ein. Die fast 200jährige Holzbrücke verbindet Rheinau mit dem deutschen Altenburg. Bald wurde die Rückfahrt angetreten, und vorbei ging es wieder an der schönen Stromlandschaft, wo Fischreiher am Ufer auf ihre Beute warteten. Auf der Reise wurden viele Lieder gesungen. Um alles musikalisch besser im Griff zu halten, musste der Chorleiter auf den Knien liegend dirigieren, weil er sonst beim Fuchteln mit den Armen die Kabinendecke berührt hätte. Dieser Anblick sorgte bei den Fahrgästen für zusätzliche Heiterkeit. Schade, daß die Rundfahrt nun zu Ende war. An der Anlegestelle „Schlössli Wörth“ stiegen wir aus, um kurz darauf mit dem Bus die Rückreise nach Hinterzarten anzutreten.
Nach dem vorgezogenen Abendessen besuchten wir gemeinsam ein volkstümliches Konzert, das vom Musik- und Gesangverein Hinterzarten bestritten wurde. Anschließend wurde in das Hotel „Schwarzwaldhof“ eingekehrt, wo mit einigen Sängern und dem Dirigenten der Konkurrenz nach gemeinsamen Liedvorträgen „Brüderschaft“ getrunken wurde. Zur vorgerückten Stunde interessierte sich ein hiesiger Sängerfreund für unsere drei „lustigen Witwen“. Der Vorsitzende stellte sie ihm vor, machte gleichzeitig aber darauf aufmerksam, daß seine Gattin, die in unmittelbarer Nähe saß, für ihn tabu sei. Sangesbruder Werner Borker spielte auf seinem Akkordeon volkstümliche Lieder, die begeistert mitgesungen wurden. Um Mitternacht endete dieser gemütliche Abend.

3. Tag: Samstag, den 27.05.1995 (Wandertag):

Heute war Wandertag angesagt, zu dem man eigens einen hiesigen Wanderführer und Heimatforscher verpflichten konnte. Weil es leicht nieselte, wollte Sbr. Peter Dreesen für einen Tag einen Regenschirm leasen. Er betrat deshalb ein Sport- und Wander-Bekleidungsgeschäft und brachte sein Anliegen vor. Die verdutzte Verkäuferin hatte so etwas noch nie gehört und ließ sich nicht auf diesen Handel ein. So musste Peter doch noch notgedrungen einen Parapluie kaufen. Diejenigen, die nicht gut zu Fuß waren, machten mit dem Bus einen Ausflug nach St. Peter.

Um 10:00 war Abmarsch. Zunächst ging die Wanderung in südöstlicher Richtung am Zartenbach entlang ins sogenannte Löffeltal, das seinen Namen von den zahlreichen Löffelschmieden erhalten hat, die früher, im 17. bis 19. Jahrhundert, durch die Wasserkraft angetrieben wurden. Auch ein Sägewerk mit Namen Kingensäge, das noch sehr gut erhalten ist, wird zur Zeit wieder instand gesetzt und liegt in diesem Tal. Am Hofgut „Sternen“ (Gasthof und Hotel) angekommen, wurde erst einmal Rast gemacht und die Waldglashütte besichtigt.

Der Wanderführer erzählte nun, daß in dem ehemaligen Bauernhof eine Poststation untergebracht gewesen wäre, wo auch die Pferdegespanne gewechselt wurden. Unweit von hier mündete der Zartenbach, dessen Wasser braun gefärbt ist, weil er in einem Hochmoor entspringt, in den Höllenbach nahe der Kapelle St. Oswald, wo auch die Ravenna ihre Wasser einlässt. Diese Ravenna- Schlucht galt es nunmehr zu erklimmen. Zuerst führte uns der Weg unter der Brücke der berüchtigten Höllentalbahn hindurch. Dann begann der steile Aufstieg über Stege, Treppen und Brücken, immer an der Ravenna entlang, die tosend zu Tale stürzte. An der Großjockenmühle, die noch voll funktionsfähig ist, wurde eine kurze Pause gemacht. Dann waren 250 m Höhenunterschied geschafft, und Hinterzarten kam wieder in Sicht.
Nachdem wir die nassen Kleider gewechselt, geduscht und etwas ausgeruht hatten, fuhren wir mit dem Bus über St. Märgen bis nach St. Peter und besichtigten die angeblich schönste Barockkirche der Welt, die 1724 bis 1727 erbaut wurde. Das Benediktinerkloster aus dem 18. Jahrhundert ist heute Priesterseminar. St. Peter ist ein anerkannter Luftkurort und liegt am Südhang des Kandels. Auf der Rückfahrt konnte man in kurzer Entfernung den Feldberg in der Sonne glänzen sehen. Der Feldberg ist mit seinen 1493 m die höchste Erhebung im Schwarzwald, südöstlich von Freiburg gelegen. Beim Restaurant „Skihütte Thoma“ angekommen, ein beliebtes Ausflugsziel 2 km von Hinterzarten entfernt, trafen wir auf die Gruppe, die sich am Morgen von uns getrennt hatte. Die Wiedersehensfreude war groß, aber auch der Durst, der anschließend gelöscht wurde. Am Spätnachmittag kehrten wir zu Fuß zum Hotel zurück. Einige hatten den Bus benutzt. Am Abend wurde ein Spaziergang durch den Ort gemacht, um anschließend in das Restaurant „Zur Linde“ einzukehren, wo ein Schlummertrunk eingenommen wurde.

4. und letzter Tag: Sonntag, den 28.05.1995:

Nun war unser letzter Tag im schönen Hinterzarten angebrochen. Nach dem Frühstück nahm der Chor vor dem Hotel Aufstellung, um den neuen Tag mit dem Lied „Am kühlenden Morgen“ zu begrüßen. Um 9:30 war eine Verständigungsprobe mit dem Organisten auf der Orgelempore angesagt worden. Man hatte noch Zeit genug, um die wunderschöne Kirche in Augenschein zu nehmen. Beim Betreten der Kirche sagte Sangesbruder Josef Kaltwasser: „He öss et ävve düste! Bei däm Leed (Licht) sehn ich ävve keen Note!“. Darauf antwortete ihm Hans Klinkhammer: „Dann setz deng Sonnebrell av, dann öss et net mie düste, du Ösel!“.
Nach alter Überlieferung soll im „Moos“ am Zartenbach eine Quelle gesprudelt haben, deren Wasser bei den Kranken für Heilung sorgte, weil in der Nähe ein Bildstock mit der Muttergottes aufgestellt war. Das zog immer mehr Pilger an. Schon bald musste der 1350 urkundlich erwähnten „Maria ihn den Zarten“ eine Gnadenkapelle errichtet werden. Die Überlieferung will wissen, daß im unteren Teil des bis 1722 freistehenden Kirchturms noch der Rest der ersten Wallfahrtsstätte steckt. 1416 errichteten fromme Ortsbewohner eine kleine Kirche zu Ehren der Muttergottes. Diese sollte den Pilgern Zuflucht und seelsorgerische Betreuung bieten. In drei Schüben entwickelte sich aus der Wallfahrtskapelle eine stattliche Pfarrkirche, in deren Baugeschichte sich auch die Entwicklung der Gemeinde widerspiegelt. 1722 Chorneubau, der den freistehenden Turm und die bisherige Kirche miteinander verbindet. 1732 wird die turmartige Urkapelle auf 60 Schuh erhöht und bekommt eine Zwiebelkuppel aufgesetzt. 1794 erste Kirchenorgel und 1840 zweiter Orgelneubau. 1929 dritter Orgelneubau. 1944/45 wird die Kirche durch alliierte Luftangriffe wiederholt beschädigt. Ansteigende Bevölkerungszahlen (1700 Katholiken) und stetig wachsender Zustrom von Feriengästen veranlassten Erzbischof und Kirchenbehörde in Hinterzarten auf die seit Beginn des 20. Jahrhunderts diskutierte Kirchenerweiterung zu drängen. Nach langem Zögern und Überlegen entschloss sich die Pfarre zu einem Umbau, der wesentliche Teile der alten Kirche erhalten und sich von der Baugestaltung her insgesamt in das vertraute Ortsbild einfügen sollte. Dem Architekten Hugo Becker aus Mainz fiel die schwierige Aufgabe zu, an den behäbigen, mit 33 m verhältnismäßig niedrigen Glockenturm barocken Zuschnitts mit seitlich laufendem Chorraum einen geräumigen Baukörper anzusetzen. Mindestens 500 Sitzplätze sollten darin untergebracht werden. Schon Ostern 1963 konnte Pfarrer Weiler seine Pfarrgemeinde zum ersten Gottesdienst in das neue Gotteshaus rufen. Die Kirchenumwandlung war gelungen und löste bei den Besuchern Bewunderung aus. 1977 baute eine Orgelfirma aus Überlingen eine neue Orgel auf der Empore ein. Es entstand eine Orgel mit zwei Manualen mit 18 Registern, im Pedal 7 Register, die den Kirchenraum stilvoll mitprägt. Neu und alt verschmelzen nun zusammen, und wie ich meine, passt dieser achteckige Zeltbau hervorragend zum barocken Chorraum.
Nach der kurzen Probe mit dem jungen Organisten begann die Eucharistiefeier, die von Pfarrer Georg Eisele zelebriert wurde. Er hieß uns herzlich willkommen und sagte, daß er sich sehr auf die Schubertmesse freue, die er schon lange nicht mehr gehört hätte. Zum Eingang sang der Chor mit Orgelbegleitung nun das Lied „Wohin soll ich mich wenden“, zum Credo „Noch lag die Schöpfung formlos da“ und zum Offertorium „Du gabst o Herr mir Sein und Leben“. In seiner Predigt sprach der Pfarrer über den Umbruch in Mittel- und Osteuropa. Dieser Umbruch hätte die Länder des ehemaligen Ostblocks in eine politische, wirtschaftliche und soziale Krise gebracht. Aber mitten in den Umwälzungen bricht Hoffnung auf, erwachen christliche Gemeinden zum Leben, treffen sich Menschen zum Gebet und zur Messfeier. Viele junge Menschen sind darunter, die zum Aufbau auf unsere Hilfe angewiesen sind. Beim Sanctus wurde der Choral „Heilig, heilig, heilig“ inbrünstig zu Gehör gebracht. „Mein Heiland, Herr und Meister“ kam nun beim Agnus Dei zum Vortrag. Am Schluss der Messfeier bedankte sich der Pfarrer beim Chor für die wohltuenden Darbietungen und lud spontan die Sänger mit Anhang zu einem Umtrunk ins Pfarrheim ein. Chorleiter Heinz Sistig erwiderte ihm, indem er sagte: „Auch wir haben zu danken, weil wir in dieser herrlichen Kirche singen durften“. Nun wurde als Zugabe das Lied „Sonntag ist’s“ gesungen, nachdem die Gottesdienstbesucher die Chorsänger mit viel Applaus verwöhnt hatten.
Im Pfarrheim kamen bei einem guten Tropfen Rotwein die Lieder „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein?“ Und „Herrlicher Baikal“, Solisten: Johannes Eversheim und Bernd Wenderdel, zur Aufführung. Weil unser Vorsitzender Willi Schütt und Willi Winand Namenstag hatten (denn am 28. Willi ist Mai), wurde ihnen zur Ehre „Der Deutsche Sängergruß“ und „Was der Tau den Fluren ist“ gesungen. Der „Frauenchor“ machte mit dem Lied „Amazing Grace“ hervorragend auf sich aufmerksam.
Nun wurde es Zeit aufzubrechen, um das Mittagessen einzunehmen, das am Vorabend bei der Tischreservierung vorbestellt worden war (Spargel). Dann hieß es Abschied nehmen von diesem wunderschönen Ort. Zum Dank für die Gastfreundlichkeit und gute Bewirtung ließ der Chor das Lied „Im Brauhaus zur kupfernen Nase“ erschallen. Nachdem der Applaus verklungen war, bestieg man den Bus, um etwas wehmütig die Heimreise anzutreten. Nun konnte unser Busfahrer, Hubert Tillenburg, beweisen, daß er zurecht ein As in seinem schlecht bezahlten Job ist. Auf der Autobahn überholte er nicht nur die Busse seiner Berufskollegen, daß diese vor Neid erblassten, sondern auch die Fahrer der PKW hatten das Nachsehen. Die Baustellen wurden rechtzeitig umfahren, so daß wir in keinen Stau gerieten, trotz des starken Rückreiseverkehrs der Kurzurlauber. Nach nur sechs Stunden Fahrt, zwei kleine Pinkelpausen mitgerechnet, trafen wir wohlbehalten im Heimathafen an. Hubert hatte einen neuen Rekord aufgestellt.

Resümee:
Wenn man nun im Nachhinein ein Fazit dieser Reise ziehen will, so muss man sagen, daß der Ausflug allen Teilnehmern, wie man hörte, gut gefallen hat. Er war gewiss auch der Kameradschaft dienlich und hat den Zusammenhalt bestimmt noch mehr gefestigt. Den Verantwortlichen muss man ein großes Lob zollen, weil diese Fahrt gut organisiert war. Aber auch die ganze Reisegesellschaft hat sich diszipliniert verhalten und war immer pünktlich zur Stelle. Die auswärtigen Teilnehmer, die dem Verein gut gesonnen sind, drückten ihren Dank darin aus, indem sie spontan eine Geldspende in die Kasse fließen ließen. Ihnen allen gebührt ein herzliches Dankeschön und Willkommen beim nächsten Mal.

Dienstag, 30. Mai 1995

Silberhochzeit von Hubert und Bärbel Tillenburg, geb. Michler

Anstatt einer Gesangsprobe war ein Ständchen bei Familie Tillenburg angesagt, die aus Anlaß ihrer Silbernen Hochzeit auch den MGV eingeladen hatte.
Erst zwei Tage nach unserer schönen Schwarzwaldfahrt gab es schon wieder etwas zu feiern. Hubert, der schon einige Jahre förderndes Mitglied unseres Vereins ist, und seine charmante Gattin Bärbel gaben sich vor 25 Jahren das Jawort und feierten Hochzeit. Mit berechtigtem Stolz können sie nun Rückschau halten auf eine gemeinsame Zeit, die ihnen sicherlich mancherlei Kummer und Leid, aber auch sehr viel Gutes und Schönes beschert hat.
In einer Ehe, wie überhaupt im Leben, ist es ja wie mit dem Wetter: auf Regen folgt Sonnenschein und nach vielen schönen und ruhigen Tagen kommt einmal ein Gewitter mit Blitz und Donnerschlag. Aber gerade die Ehe hat ja ihre ganz spezielle und seltsame Mathematik, denn wenn zwei Menschen sich richtig verstehen, ist geteiltes Leid wirklich nur halbes Leid. Geteilte Freude aber wird zur doppelten Freude, und es ist eine alte Lebensweisheit, daß die Welt mit vier Augen betrachtet immer heiterer ausschaut, als wenn man sie alleine sieht.
Um 19.30 Uhr hatten sich die Sänger des MGV beim Anwesen des Jubelpaares eingefunden und sangen zum Auftakt das Lied vom „Swanee Ribber“.
Der Vorsitzende brachte nun in seiner Gratulationsrede zum Ausdruck, daß er sich freue, daß sie nach 25jähriger Ehe dieses Fest glücklich und zufrieden feiern könnten. Es sei ihm aber auch ein Herzenswunsch, ihnen für ihren weiteren gemeinsamen Lebensweg alles erdenklich Gute zu wünschen. Dann überreichte er ein Blumengesteck und gratulierte auch im Namen der Sänger.
Mit „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein?“ und „Jetzt kommen die lustigen Tage“ wurde das Ständchen fortgesetzt, nachdem sich der Jubilar mit Zustimmung seiner Gattin bedankt hatte. Zur Stärkung gab es nun eine gut gewürzte mexikanische Bohnensuppe, die ein Genuss war und den vorhandenen Durst noch vergrößerte.
Zur Freude des Jubelpaares und der zahlreichen Gäste, die dafür dem Chor reichlich Beifall spendeten, gelangten beim zweiten Auftritt der Sänger folgende Lieder zum Vortrag:

1.         Wenn ich ein Glöcklein wär’, Solist: Bernd Wenderdel,
2.         Rolling home, Solist mit Akkordeon: Heinz Sistig,
3.         Abendfrieden und
4.         Herrlicher Baikal, Solisten: Bernd Wenderdel und Johannes Eversheim.

Im Laufe des Abends wurden gemeinsam viele schöne Volkslieder gesungen, aber auch reichlich viel getrunken, so daß einige Sangesbrüder auf dem Nachhauseweg mit Gleichgewichtsstörungen zu kämpfen hatten.

Freitag, 09. Juni 1995

Weltliches Chorkonzert

Der Sängerkreis Schleiden veranstaltete an diesem Tag ein Gemeinschaftskonzert um 20 Uhr im Cafè „Der Seehof“ in Schwammenauel aus Anlaß des 75jährigen Bestehens der Chorgemeinschaft „Eifelperle“ Heimbach.
Vor ca. 30 Jahren wurde der Seehof Schwammenauel an der Rurtalsperre gebaut. Separate Festsäle (bis zu 500 Personen) bieten Ausflugsgesellschaften von Betrieben oder Gemeinden, aber auch für Familienfeierlichkeiten im größeren und kleineren Kreise ideale Möglichkeiten, besinnliche und erlebnisreiche Stunden zu verbringen. Die größte vollelektronische Wasserorgel der Bundesrepublik mit tanzenden Fontänen, die im 2-Stunden-Rhythmus vorgeführt wird, befindet sich hier. Für die kleinen Gäste wurden extra eine Seilbahn, Mini-Auto-Skooter und ein Kinderspielplatz angelegt. Parkplätze sind für 1000 PKW und 150 Reisebusse vorhanden. Auf dem oberen Parkplatz findet von Mai bis September an jedem Sonn- und Feiertag ein Touristengottesdienst statt, der lebhaft besucht wird.

Die Rurtalsperre liegt malerisch inmitten eines großen Waldgebietes und bildet mit dem Obersee und dem Urftsee die bekannte Eifeler Seenplatte. Mit ihren 205 Mio. m3 Stauinhalt und einer Wasserfläche von 7,8 km2 ist sie eine der größten Talsperren Deutschlands. Von 1934 – 1938 wurde sie erbaut. 1955 – 1959 wurde sie vergrößert. Der Damm wurde von 350 m auf 500 m verlängert. Die Staumauer erhöhte man auf 72 m. Die weiße Flotte ermöglicht es, dieses Gebiet vom Wasser aus zu genießen (Sbr. Werner Borker hat hier auch sein Segelboot liegen). Zusammen mit dem Obersee (Einruhr) ist die Talsperre 20 km lang und dient der Trinkwasserversorgung.
Ursprünglich war oben genannte Veranstaltung als Wertungssingen geplant. Warum das Gutachtersingen nicht stattfand, kann man nur vermuten. Zuerst hieß es, der Wertungsrichter wäre kurzfristig erkrankt. Dann sagte man, daß der MGV Ripsdorf beim Versuch den Titel eines Meisterchores zu erlangen, benachteiligt worden wäre (Es fehlten angeblich nur 0,8 Punkte). Aus Verärgerung darüber habe der Kreischorleiter das Gutachtersingen kurzerhand abgesagt.
Den Knatsch vom MGV Zingsheim und Mädchenchor mit Heinz Ströder konnte man zur Genüge in der Presse lesen. Der MGV Zingsheim wollte die Richtlinien bzw. Satzungen des Deutschen Sängerbundes nicht anerkennen, obwohl der Kreischorleiter Ströder ihn darauf hingewiesen hatte. Ich finde es unsinnig, daß solche Unstimmigkeiten in der Öffentlichkeit ausgetragen werden. Daß der MGV Zingsheim Courage bewiesen hat, ist uns noch allen in guter Erinnerung, als er sich im vorigen Jahr mit nur 14 Sängern dem Gutachter stellte. Deshalb kann man die Verärgerung dieses Chores durchaus verstehen, wenn er ihm vorwirft, daß Herr Ströder bei solchem Wettbewerb mit der sogenannten Kreisauswahl antritt. Die Lust am Singen ist den Zingsheimern gründlich vergangen.
An dem Chorkonzert beteiligten sich neun Chöre aus dem Sängerkreis Schleiden:

Durch Abwesenheit „glänzten“ wieder der MGV Mechernich, MGV Kall, MGV Sötenich, MGV Hellenthal, GV Ramscheid, Gemischter Chor Holzmühlheim und, wie gesagt, der MGV Zingsheim mit Mädchenchor. Die Gesamtleitung lag in den Händen von Chordirektor Heinz Ströder.

Als sechster Chor betrat der MGV 1892 Vussem die Bühne und brachte als erstes ein Frühlingslied mit dem Titel „Mägdlein hab‘ acht!“ von Hermann Sonnet zum Vortrag. In diesem Lied wird ein Jägerbursch beschrieben, der lieberfüllt durch das Gebüsch pirscht und nach dem Edelwild Ausschau hält. Dabei hört er die Finken schlagen, den Kuckuck rufen und das Käuzchen schreien. Im Refrain heißt es dann: „Mägdlein, ’s ist Frühlingszeit, nimm dich in acht!“. Dieses lustige Lied wurde von den Zuhörern mit viel Beifall belohnt.
Als zweites stand ein Lied mit dem Titel „Jetzt kommen die lustigen Tage“, Satz Willy Sendt, auf dem Programm. Dieses Volkslied aus dem Sudetenland (19. Jh.) handelt von einem Wanderburschen, der im Sommer, wenn der rote Mohn blüht, sich mit einem lustigen Lied auf den Lippen von seinem Schätzel verabschiedet Ganz wohl ist ihm nicht bei dem Gedanken, daß sie in seiner Abwesenheit vielleicht einen anderen küsst. So schwört er sich, wenn er wieder heimkehrt und sie ihm noch treu ist wie einst im Mai, will er auf ewig bei ihr bleiben. Auch dieses fröhlich vorgetragene Lied zeigte bei den Zuhörern Wirkung, indem sie reichlich Applaus spendeten, auch wenn im 1. Baß eine kleine Unstimmigkeit zu hören war. Der Vorsitzende des Jubelchores Josef Metzmacher bedankte sich bei Willi Schütt für den gelungenen Vortrag und überreichte zur Erinnerung eine Plakette.
1995 steht ganz im Zeichen der 75-Jahrfeier der „Eifelperle“ Heimbach. Bereits den Jahreswechsel feierten die Sangesbrüder gemeinsam und starteten so in das Jubiläumsjahr. Der Heimbacher Musiktag stand am 28. Mai auf dem Programm. Höhepunkt der Geburtstagsfeiern wird das Burgfest am 19. und 20. August sein. Den Abschluss der Veranstaltungen bildet das Weihnachtssingen am 17. Dezember.
Zum Abschluss des Chorkonzertes sang der Jubelchor unter der Leitung von Theo Kleinschmidt, der den Chor schon 25 Jahre dirigiert, noch „Unter deinem Fenster“ und „Guter Rat“. Alles wartete nun auf ein paar klärende Worte vom Kreischorleiter, doch der hüllte sich in Schweigen und verließ den Veranstaltungsort.
Wäre noch nachzutragen, daß in dem Raum keine gute Akustik war, weil die Decke ziemlich niedrig ist.

Nachtrag:
Nach ca. einer Woche erreichte folgendes Schreiben die Vorstände der Chöre des Sängerkreises Schleiden: Olef, den 15.06.95, Betr.: Gemeinschaftskonzert am 09.06.1995 in Schwammenauel. (s. nächste Seite)

Samstag, 17. Juni 1995

Brautamt für Kurt und Stefanie Quednau, geb. Pütz, in der Pfarrkirche St. Margareta in Vussem um 14 Uhr

Um seiner jüngsten Tochter Stefanie und seinem lieben Schwiegersohn Kurt etwas ganz besonderes zur Hochzeit bieten zu können, hatte Brautvater und Sbr. Fritz Pütz den besten Chor aufgeboten, der zur Zeit im Eifeler Raum für solche Anlässe am besten prädestiniert ist, nämlich keinen geringeren als den MGV 1892 Vussem.
Beim feierlichen Einzug in die festlich geschmückte Pfarrkirche glänzte der Chor mit dem Lied „Jubelt dem Herrn alle Lande“.
Zur Begrüßung hieß Kaplan Hawinkels die Brautleute und die Festgemeinde herzlich willkommen. In seiner Ansprache brachte er u. a. zum Ausdruck, daß Gottes Liebe wie die Sonne ist: immer und überall. „Streckt Euch ihr entgegen, nehmt sie in Euch auf, mag auch manchmal eine Wolke zwischen Euch und Gottes Liebe steh’n. Gebt die Liebe weiter auch an die, die Euch nicht lieben wollen“, sagte er.
Zum Gloria sang die Gemeinde ein neuzeitliches Lied mit dem Text vom Josef Metternich-Team und der Musik von Peter Janssen:     

„Unser Leben sei ein Fest,
Jesu Geist in unserer Mitte,
Jesu Werk in unseren Händen,
Jesu Geist in unseren Werken,
unser Leben sei ein Fest
an diesem Abend und jeden Tag.“

Nun folgte die Lesung vom „Kleinen Prinzen“. Beim Zwischengesang wurde die 5. Strophe nach einem französischen Text und der aus England stammenden Musik (19. Jh.) mit folgendem Wortlaut gesungen: „So wie die Körner, auf den Feldern verstreut, zu einem Brot geworden, so führt der Herr die zusammen, die er liebt. Halleluja!“
Das Evangelium nach Joh. 2, Kapitel 1, Vers 11 handelte von der Hochzeit in Kana in Galiläa, wo Jesus den Brautleuten aus einer argen Verlegenheit half. Denn als der Wein ausging, verwandelte er Wasser zu Wein. Dazu flüsterte mir jemand ins Ohr: „Dat möt me och könne. Ich wüe dann ävve statt Weng Wasse en Bier verwandele. Stell de ens vüe, wenn et Fässje leer ös, bruch me nur onge de Wassehahn ze john, öm et voll lofe ze losse. Mir bröete dann de Koméni (Gumeny) net mie ze belästije, on hätte ömme jenooch ze drönke!“ Dazu konnte ich ihm nur beipflichten.
In seiner Predigt sprach der Kaplan über die Liebe Gottes. „Wenn wir Gott lieben, so ist er in uns und wir in Ihm. Liebe ist nicht nur ein Wort. Liebe, das sind Worte und Taten. Als Zeichen der Liebe ist Jesus geboren, als Zeichen der Liebe für diese Welt“. Er schloß mit den Worten: „Liebet einander, so wie der Herr Euch liebt!“

Anschließend sang die Gemeinde aus dem „Gotteslob“ Nr. 49 das Lied:

„Suchen und fragen, hoffen und sehn,
miteinander glauben und sich verstehn,
lachen, sich öffnen, tanzen befrei’n.
So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.“

Nun wurde die Trauung feierlich vollzogen. Dabei sprach der Kaplan die schwerwiegenden Worte: „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen! Nun seid Ihr Mann und Frau!“
Dazu gelangte das neu einstudierte Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“ von Bortnjanskij zur Erstaufführung, das die Brautleute sich gewünscht hatten. Brautsegen und Fürbitten beendeten die Trauung.
Zur Gabenbereitung spielte die Flötengruppe, in der Stefanie viele Jahre Mitglied war. Andächtig wurde nun vom Chor zum Sanctus „Heilig, Heilig“ vorgetragen. Das „Vater unser“ kam mit Orgelbegleitung (Anno Hein) voll zur Geltung. Mancher Zuhörer war beim Vortrag dieses Liedes sehr gerührt. „Mein Heiland, Herr und Meister“ gelangte beim Agnus Dei zu Gehör. Zur Kommunionfeier spielte wieder die Flötengruppe unter der Leitung von Resel Feyen. Im Anschluss daran erklang vom Männerchor das Lied „Sancta Maria“. Als Schlusslied sang man gemeinsam ein Marienlied: „O Maria, Gnadenvolle“. Unter feierlichen Orgelklängen und mit blumenstreuenden Brautjungfern verließ nun das jung vermählte Paar mit der ganzen Hochzeitsgesellschaft das Gotteshaus.
Draußen, auf dem Vorplatz, hatten sich viele Gratulanten eingefunden, die darauf warteten, dem Hochzeitspaar ihre Glück- und Segenswünsche teilwerden zu lassen. Aber zuvor musste das Paar beim Seilchenhalten den üblichen Wegezoll bezahlen, um dann durch ein Spalier von reifenhaltenden Mädchen zu schreiten, wobei es reichlich mit Reis beworfen wurde. Den Abschluss bildete das obligatorische Holzsägen, das bravourös bewältigt wurde. Der MGV ließ dazu noch ein lustiges Wanderliedchen erklingen mit dem Titel: „Es zogen auf sonnigen Wegen“, das vom Brautvater mitgesungen wurde.
Zu einem Umtrunk kehrten einige Sänger noch in die „Schneidmühle“ ein, zu dem Sbr. Fritz eingeladen hatte. Die Hochzeitsgesellschaft fuhr nach Mechernich, um im U. H. G. (Uffzheim) ausgiebig zu feiern.

Freitag, 23. Juni 1995

Festkommers des TSV Feytal (25 Jahre) und 75jähriges Vereinsjubiläum des SV 1920 Vussem

Gut besucht war am Freitagabend die festlich geschmückte Turnhalle in Vussem anlässlich der Feierlichkeiten zum 25jährigen Bestehen des TSV Feytal und des 75jährigen Stiftungsfestes des SV 1920 Vussem.
Die Gäste bekamen einen kurzweiligen Abend mit einem abwechslungsreichen Programm geboten. Aufgelockert wurde die Veranstaltung durch die Vorträge des MGV und des MV Vussem, die mit ihren flotten Weisen zur Erbauung der aufmerksamen Zuhörer wesentlich beitrugen.
Zahlreiche Ehrengäste konnte der Vorsitzende Matthias Vogelsberg begrüßen. Unter ihnen weilten u. a. Landrat Günter Rosenke, Bürgermeister Peter Wassong und der Schirmherr der Veranstaltung Stadtdirektor Bernhard Wachter. Auch die Damen-Fußballnationalspielerin Bettina Wiegmann und FIFA-Schiedsrichter Georg Dardenne waren erschienen. Beide Persönlichkeiten haben wesentlich dazu beigetragen, das Renommee des Vereins zu verbessern.
Zur Eröffnung der Festlichkeiten spielte der Musikverein die „Hubertus Ouvertüre“. In seiner kurzen Begrüßungsrede betonte Matthias Vogelsberg, das Jubiläum sei nicht nur ein Grund zum Feiern, sondern auch ein Anlaß zum Nachdenken. Die lange Tradition des SV Vussem und des TSV Feytal sei eine Verpflichtung für die Zukunft. Es sei erfreulich, daß die fast 500 Mitglieder dem Verein die Treue hielten, obwohl der Idealismus in unserer Gesellschaft keinen allzu hohen Stellenwert besitze. Deshalb danke er dem Vorstand und allen Mitgliedern, Freunden und Gönnern, die mithalfen, dieses Jubelfest zu gestalten. Nicht vergessen werden sollten aber auch diejenigen, die einst Gründer oder Mitglieder waren und nicht mehr unter uns weilen, vor allem die, die durch den Krieg aus unserer Mitte gerissen wurden. Die Sänger des MGV betraten nun die Bühne und sangen zur Freude der Festversammlung das Lied „Im Abendrot“ von Franz Schubert.
Schirmherr Bernhard Wachter meinte anschließend, er sei etwas verwundert über das Doppeljubiläum. Schließlich könne doch ein Verein nicht zwei Geburtstage feiern. Deshalb stellte er in seiner Laudatio den Werdegang des TSV Feytal in den Mittelpunkt, ohne jedoch die beiden Gründungsvereine SV 1920 Vussem und TUS Eiserfey 1912 zu vernachlässigen.
Gegründet wurde der SV Vussem am 9. Januar 1920 von Lehrer Anton Spix und Albert Hein, der auch der erste Vorsitzende wurde. In den ersten Jahren standen Turnen und Ringen höher im Kurs als der Fußball. Doch bereits wenige Jahre nach der Gründung wurde der Versuch unternommen, einen geregelten Spielbetrieb im Fußball einzurichten. Das war zu dieser Zeit nicht einfach, weil man häufig auf der Suche nach einem geeigneten Spielfeld war. Im Kreis Schleiden hatte die Mannschaft zunächst keinen Gegner. Die nächsten Fußballclubs existierten im Raume Bad Münstereifel und Köln. 1926 wurde der SV Vussem erstmals Kreismeister. Zwei Jahre später (1928) folgte die Gaumeisterschaft. 1937 sicherte sich der Verein den ersten Pokalsieg.
Nach dem Krieg, am 9.12.1945, wurde der Sportverein wiederbelebt. Zum Vorsitzenden wurde Anton Klinkhammer gewählt (Vater von Sbr. Hans Klinkhammer). Die Anreise zum gastgebenden Verein wurde mittels LKW der Firma Breuer angetreten, was eigentlich nicht gestattet war. (Der Chronist erinnert sich noch gut daran, daß beim Transport der Spieler und Zuschauer alle mucksmäuschenstill sein mussten. Die Plane wurde immer fest verschlossen. Aber bei einem Sieg wurde auf dem Heimweg fröhlich gesungen). 1947 wählte man Franz Weiler zum Vorsitzenden. Zahlreiche Auf- und Abstiege hatte der Verein in der Folge zu verzeichnen. Die Damenhandballmannschaft errang 1947 unter Trainer Stefan Höller die Kreismeisterschaft. Der Spielbetrieb wurde aber kurze Zeit später mangels Interesse eingestellt.
1956 schlossen sich die Vereine der Orte Vussem und Bergheim zusammen. Im Zuge der landwirtschaftlichen Neuordnung verlor der Verein seinen Spielplatz in der „Genossenschaft“, der zum Teil von Wilhelm Müller aus der ehemaligen Mühlengasse und der ehemaligen Kirchengemeinde Weyer gepachtet war. 1957/58 gewann Lehrer Hubert Thomae mit seiner Schülermannschaft die Kreismeisterschaft. Im August 1958 wurde das neue Waldstadion am Römischen Aquädukt eingeweiht.
Zu Beginn der 60er Jahre fehlte es oftmals an geeigneten Kräften. Der Spielbetrieb wurde nur mit Mühe aufrecht erhalten. Wer kennt nicht den unermüdlichen Einsatz von dem damaligen Vorsitzen Karl Wirtz, der es immer wieder verstand, die jungen Leute zu mobilisieren bzw. zu motivieren? Dazu fuhr er mit seinem Motorrad, einer 98er NSU über die Dörfer, um die Spieler zum Einsatzort zu bringen. 1964 legte er aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder. Zum neuen Vorsitzenden wurde Albin Wilke gewählt. 1968 wurde er von Arnold Mies abgelöst. Ein Jahr später konnte man schon den Aufstieg in die 1. Kreisklasse feiern. Das letzte große Ereignis in der Vereinsgeschichte war das 50jährige Vereinsjubiläum 1970.
Der TUS Eiserfey wurde auf Anregung von Matthias Baumgarten am 15. Mai 1912 von 20 turnbegeisterten jungen Männern ins Leben gerufen. Da der neue Turnverein keine Fußballabteilung haben wollte, gründete man die DJK Eiserfey. Erst nach dem 2. Weltkrieg schlossen sich die beiden Vereine zum Turn- und Sportverein 1912 Eiserfey zusammen. Erster Vorsitzender wurde Hans Raetz. Nachdem zunächst die Leichtathletik eine große Rolle spielte, wurde mit der Zeit die Bedeutung des Fußballs immer größer. 1959 sicherte man sich zum ersten Mal die Kreismeisterschaft. Dann kam nach fast 20jähriger Zugehörigkeit zur 1. Kreisklasse 1967 der Abstieg in die B-Klasse.
Am 17. Juni 1970 fusionierten in einer Gründungsversammlung der SV Vussem und der TUS Eiserfey zum TSV Feytal. Zum 1. Vorsitzenden des neuen Vereins wurde Arnold Mies gewählt. Seine Stellvertreter waren Michael Sistig, Josef Bruns und Hans Raetz. Als Geschäftsführer fungierte Walter Pünder. Matthias Bertram übernahm den Posten als Kassierer. Gleich vier Abteilungen standen nun auf dem Spielplan, die alle betreut werden mussten: Fußball, Handball, Judo und Gymnastik.
Mit acht Fußballmannschaften startete der neu gegründete Verein in die Saison 1970/71. Fünf Jahre später erreichte der TSV das Kreispokalfinale. 1985 folgte der Abstieg in die Kreisklasse B. Doch schon 1987 meldete sich der TSV in die Kreisliga A zurück. In der Spielzeit 1988/89 wurden sowohl die Fußballer als auch die Handballer Kreismeister. Auch die Schüler- und Jugendmannschaften verzeichneten gute Erfolge. Der Ausflug in die Bezirksliga dauerte aber für die Kicker der 1. Fußballmannschaft nur 1 Jahr. In der jetzt abgelaufenen Saison hatten die erste Mannschaft wie auch der Vorstand einige Probleme und entgingen nur knapp dem Abstieg. Nun leitet Matthias Vogelsberg als 1. Vorsitzender die Geschicke des TSV Feytal.
Neben dem Fußball werden beim TSV aber auch andere Sportarten betrieben. Besonders erfolgreich sind die Handballer die sich auch in dieser Spielzeit in der Landesliga behaupten konnten. Der Tennisbereich hat in den letzten Jahren einen Boom erlebt. Sowohl den Damen als auch den Herren gelang der Aufstieg in die nächst höhere Klasse. Die Judoabteilung konnte bei Turnieren schon viele 1. und 2. Plätze erringen.
Stadtdirektor Bernhard Wachter beendete seine Rede mit den Worten, Zitat: „Jubiläen sind in der Vereinsgeschichte stets bleibende Meilensteine gewesen. Aus dem Stolz auf das Erreichte schöpft man am besten neue Kraft für die Zukunft.“ Zitat Ende.
Bürgermeister Peter Wassong stellte in seiner Ansprache vor allem den Zusammenschluss beider Vereine vor 25 Jahren positiv heraus, indem er sagte: „Damals wurde erkannt, daß die kleineren Vereine in der heutigen, schnelllebigen Zeit kein leistungsorientiertes Sportangebot mehr machen können. Die Verantwortlichen der Sportvereine haben das damals erkannt und durch den Zusammenschluss einen Großverein gebildet, der die heutigen Ansprüche mehr als erfüllt.“
Landrat Günter Rosenke beglückwünschte den an Jahren noch jungen, an Geschichte sehr reichen Jubiläumsverein zu allem, was in den vergangenen 25 Jahren durch persönliches Engagement der Verantwortlichen und durch die Einsatzfreude der Aktiven erreicht worden ist, und wünschte dem Jubelverein ein herzliches „Glück Auf!“ für eine hoffentlich erfolgreiche, sportliche Zukunft.
Mit „Grüße an die Heimat“ verstand es der MGV wiederum die Festgäste in seinen Bann zu ziehen.

Nun folgten Grußworte und Ehrungen durch die Verbände Tennis, Handball, Fußball und Judo (abwesend). Die silberne Ehrennadel des FVM (Fußballverband Mittelrhein) erhielten Hermann-Josef Breuer, H. Lingscheid und Matthias Vogelsberg. Die goldene Ehrennadel des FVM bekamen Anno Hein, Harry Hommel, Dieter Schulz und Winfried Kreuser. Anschließend konnte M. Vogelsberg rund 50 Jubilare des TSV Feytal 1912/1920 e. V. ehren und auszeichnen. Darunter waren auch viele Sangesbrüder, die die Ehrennadel mit Urkunde erhielten. 50 Jahre: B. Bertram, Peter Dreesen, Anno Hein, Helmut Fischer, Stefan Höller, Erich und Heinz Nöthen, Josef Pütz, Johann Raetz und Hein Sistig.
Seit 40 Jahren sind dabei: Hermann-Josef Breuer, Josef Frings, Willi und Hubert Hamacher, Johannes Hein, Hans Höller, Harry Hommel, Friedel Menke, Arnold Mies, Dieter Schulz, Heinz van Bonn und Matthias Vogelsberg. Schon seit 60 Jahren ist Michael Sistig dem Verein treu geblieben. Es wurden noch viele Mitglieder für 30- und 25-jährige Vereinstreue geehrt.
Nun nahm der Vorsitzende Gratulationen und Geldspenden der einzelnen Ortsvereine, der Parteien, der Kreissparkasse Euskirchen, dem Tennisclub Mechernich und noch vielen mehr entgegen. Schorsch Dardenne sprach auch im Namen von Bettina Wiegmann dem Verein die herzlichsten Glückwünsche aus. Nach den Dankesworten von M. Vogelsberg brachte der Chor einen Oldie mit dem Titel „Amazing Grace“ zu Gehör.
Dann versammelte man sich auf dem Schulhof, um sich den „Großen Zapfenstreich“ anzuhören, der vom Feuerlöschzug 4 (Vussem-Breitenbenden), dem Musikverein Vussem und dem Tambourcorps Eiserfey gekonnt in Szene gesetzt wurde.
Der Zapfenstreich war ursprünglich der Zeitpunkt, zu dem auf ein Trommel- oder Hornsignal im Feldlager Ruhe zu herrschen hatte. Dazu schlug der Lagerkommandant oder der Chef der Regimentspolizei mit dem Stock auf die Zapfen der Bierfässer von den Marketendern und ordnete damit das Ende des Ausschanks an. Die Landsknechte mussten sich sofort in ihre Lager zurückziehen. 1762 wurde dieser „Zapfenschlag“ in einem Schriftstück erstmals erwähnt und einige Zeit später ein Musikstück hinzugefügt. In Deutschland wurde der „Zapfenstreich“ als Zeremonie 1813 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. eingeführt. Dazu gehörten bereits ein Gebet, für das die Kopfbedeckung abgenommen wurde, und ein kurzes Abendlied im Anschluss. Der musikalisch gestaltete „Große Zapfenstreich“ als offizielle, groß angelegte Zeremonie wurde 1838 durch W. Wieprecht aus einer vorangehenden Serenade, die Werke großer Meister und Lieblingsmelodien des mit dem Zapfenstreich zu Ehrenden enthielt, aufgeführt.
Heute marschieren mehrere Musikcorps auf, die von zwei Zügen Soldaten „unter Gewehr“ und zusätzlichen Fackelträgern begleitet werden. Das Zeremoniell beginnt mit einer Serenade, die die zu ehrenden Personen selber aussuchen dürfen. Dann folgen das Locken, der Marsch, die drei Posten, das Zeichen zum Gebet, das Gebet, das Abschlagen nach dem Gebet und zum Schluss die Nationalhymne. Das Gebet besteht in der Regel aus dem Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“, das vom deutschen Mystiker Gerhard Tersteegen gedichtet und vom russischen Komponisten Dimitrij Stepanowitsch Bortnjanskij vertont wurde. Neben der preußischen Zapfenstreich-Version gab es früher auch eine bayerische und eine sächsische Variante. In der Bundeswehr spielt der „Große Zapfenstreich“ seit ihrer Gründung im Jahr 1955 eine große Rolle bei Feierlichkeiten, z. B. bei der Vereidigung von Rekruten oder bei der Verabschiedung hoher Kommandoträger.
Anschließend spielte das „Moonlight Duo“ mit Udo und Lothar zum Tanz auf.

Samstag, 24. Juni 1995

Geburtstagsfete von Sbr. Anno Hein (70 Jahre).

Auf der Einladungskarte war unser ältester Sbr. Anno als strammer Junge mit einem Bollerwagen zu sehen bzw. abgelichtet worden. Unter dem Repro stand folgendes geschrieben: „So jung wie damals fühle ich mich noch heute, aber wider Erwarten blieb auch mir ein gewisser Alterungsprozess, wenn auch äußerlich nur sehr schwer zu erkennen, nicht erspart. Somit ereilt mich in diesem Jahr mein 70. Geburtstag. Um dieses bisher nicht dagewesene Ereignis gebührend zu feiern, lade ich Euch zu einer Gedenkstunde in „Anno’s Garten“ am 24.06.95 um 20 Uhr ein. Gute Laune, viel Hunger und noch mehr Durst sind mitzubringen!“
Um seinen zahlreichen Gästen (ca. 120 bis 140) bei etwaigen Regenfällen etwas Schutz bieten zu können, – denn am Morgen sah es nach Regen aus, außerdem war es ungemütlich kalt – hatte Sbr. Anno vorsichtshalber auf seinem frisch gemähten Rasen Pavillons und bunte Sonnenschirme aufgestellt. Doch der Wettergott hatte ein Einsehen. Die Witterungsverhältnisse wurden am Nachmittag merklich besser, so daß sich zur besagten Gedenkstunde viele Gratulanten einfanden. Die Ehrengäste hatten in der neuen Remise Platz gefunden. Darunter befanden sich, um nur einige zu nennen: Pastur nebst Köchin, Bernhard Stoffels mit Gattin, Schmeddematthes mit Frau us Bärschem und Zäh mit Frau us Lörbisch.
Natürlich brachte der Kirchenchor, dem Anno als Chorleiter seit 1961 vorsteht, als erster ein Geburtstagsständchen, das er selber dirigieren musste, weil der Stellvertreter aus Floisdorf, mit dem Anno eng befreundet ist, erst später eintraf. Gedichte und Stöckelche wurden am laufenden Band vorgetragen. Auch die Feybachfinken, denen er sehr verbunden ist, gratulierten musikalisch mit mehreren Stücken. Der Clou des Abends war gewiss der Auftritt von Elfriede Reddig mit ihrer Ziege Felix, die mit einer Rose im Maul ebenfalls gratulierte.
Nachdem der MGV sich an der Gulaschsuppe gestärkt und am Bier gelabt hatte, leistete der Chor seinen Beitrag zum Gelingen dieser schönen Geburtstagsfeier:

1.         Das Elternhaus,
2.         Im Weinkeller und
3.         Abendfrieden.

Als Geschenk überreichte der Vorsitzende einen Bohrmaschinenständer, eine Flasche Hochprozentigen mit einem großen Blumenstrauß und wünschte dem Jubilar Gesundheit und alles Gute auf seinem weiteren Lebensweg.
Mit 25 Jahren, am 1.8.1950, als der MGV wiederbelebt wurde, trat Anno als Sänger in den Chor ein. Mittlerweile singt er schon 45 Jahre die zweite Stimme im Tenor, wo er als Leistungsträger nicht mehr wegzudenken ist. Zum Abschluss spielte der Musikverein auf, dessen Mitbegründer er ist (gegr. 1962). Einige Jahre blies er dort das Waldhorn.
Gemeinsam wurden viele Volkslieder gesungen, wobei Hans-Hubert Schmidt die Trompete spielte. Es wurde eine feuchtfröhliche Angelegenheit, die erst in den frühen Sonntagmorgenstunden endete.
Aus der Dorfchronik Vussem kann man entnehmen, daß im Jahre 1925, als Anno geboren wurde, der Land- und Gastwirt Franz Schneider Gemeindevorsteher war. Im Gemeinderat waren: Adolf Hoffmann, Peter Vogelsberg und Jakob Kaltwasser aus Vussem sowie Johann Raetz und Karl Weinrich aus Bergheim. Vorsitzender des Kirchenvorstandes war Adolf Hoffmann.
In der Seelsorge löste Wilhelm Sommer den scheidenden Rektor Pater Josef Hansmann ab, der Kaplan an der Herz-Jesu-Kirche in Köln wurde. Am Kirmessonntag wurde der neue Rektor eingeführt. Er fand in der Gemeinde sehr unangenehme Verhältnisse vor. Wie aus den Akten des Generalvikariats zu lesen ist, waren sich Vussem und Breitenbenden nicht einig. Schon bei der Einführung des Rektors zeigte sich, daß sich nur einige Breitenbendener  beteiligten. An allen Sonn- und Feiertagen will Breitenbenden eine Heilige Messe in der eigenen Kapelle. Versuchsweise gestattet das Generalvikariat am 19. September zweimal im Monat eine Frühmesse. Da sich aber in Folge der Enge Unzumutbarkeiten ergaben, zog das Generalvikariat die Erlaubnis bald wieder zurück. Wenn auch eine gewisse Anzahl Breitenbenden sich der Entscheidung der erzbischöflichen Behörde fügte, trat keine wesentliche Entspannung ein.
In Folge des verlorenen Weltkrieges und des wirtschaftlichen Zusammenbruchs freute man sich auch in Vussem über die Zuwendung der Quäker. Circa 35 Schulkinder erhielten im Winterhalbjahr eine Tasse Kakao mit Brötchen und eine Suppe. Finanziert wurde die Quäkerspeisung für die in Not geratene Bevölkerung von den Quäker-Hilfsorganisationen in England und Amerika.

Biographie von Anno Hein, 1. Teil:
Sbr. Anno Hein wurde am 24.06.1925 als Sohn der christlichen Eheleute Albert Hein und Katharina, geb. Wirtz, geboren. Mit 2 Brüdern und 2 Schwestern wurde er streng katholisch erzogen.
Mit 14 Jahren verließ er die Volksschule, um ein halbes Landwirtschaftsjahr am damaligen Missionshaus und Kloster (heute Pflegeheim Sanden) zu absolvieren. 3 Monate war er in der Gärtnerei tätig. Unter der Anleitung von Bruder Wischem lernte er Blumen und Pflanzen kennen. Anschließend wurde er in der Landwirtschaft eingesetzt, wo er unter der Regie von Bruder Waltermann das Pflügen, Eggen und Säen erlernte. Nach diesem halben Pflichtjahr begann er am 7.11.1939 eine Lehre als Maschinenschlosser bei der hiesigen Bohrmaschinenfabrik Peter Girards.
Nach bestandener Prüfung wurde er Ende 1942 zum Reichsarbeitsdienst ins Pinzgauer Tal bei Salzach beordert. Zu diesem Zweck musste er sich nach Düren zum Hauptbahnhof begeben, von wo aus er mit mehreren Reichsarbeitsdienstlern mit dem Zug bis Zell am See fuhr. Unterwegs wurde aus Versehen mehrmals die Notbremse gezogen.
In der Kaserne angekommen, wurde Anno die Stube 12 zugewiesen, die mit 16 Mann, überwiegend Rheinländern, belegt war. Zum Schlafen gab es keine Schlafanzüge, sondern Nachthemden, die sehr praktisch waren. Das Essen schmeckte nicht besonders gut, weil alles mit Kümmel angerichtet wurde, aber mit der Zeit gewöhnte man sich daran. Mit seinen Kameraden wurde Anno zum Straßenbau in 1500 m Höhe abkommandiert. Bei dieser schweren Arbeit mussten sie Berge abtragen und Täler verfüllen. Wer schon mal in dieser schönen Gegend war, dem wird aufgefallen sein, daß die Berge hier alle niedriger sind als anderswo.
Von hier kam er in die Ludendorf-Kaserne in Düsseldorf, wo er nur drei Wochen blieb. Danach gelangte er im April 1943 in die nordfranzösische Hafenstadt Calais an der Kanalküste und griff somit in das Kriegsgeschehen ein. Er war der 13. Kompanie als Infanterist (7,5 cm – und 15 cm -Geschütze) zugeteilt worden. Bei der Verteidigung dieses wichtigen Stützpunktes an der engsten Stelle des Kanals, gegenüber der englischen Stadt Dover, wurde er von Splittern verletzt.
Anfang 1944 wurde seine Einheit hier abgezogen und in Caen, einer nordfranzösischen Hafenstadt in der Normandie, stationiert. Hier ereilt in zum zweiten Mal eine Verwundung durch feindliche Granatsplitter. Er hat noch Glück im Unglück, daß er sowohl in Calais als auch in Caen lebend aus dieser Hölle davonkommt, denn beide Städte wurden schwer beschädigt. Viele seiner Kameraden mussten diesen Wahnsinn mit dem Leben bezahlen.

Ende des 1. Teils:

Anm. d. Chron.: Während der Erstellung dieser Biographie verstarb Anno Hein im Jahre 1998, so daß sie nicht fortgesetzt werden konnte. Der 2. Teil sollte die Schmuggel- und Nachkriegszeit beinhalten.

Sonntag, 25. Juni 1995

Gedenkmesse und Gang zum Ehrenmal anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten des TSV Feytal.

Am Sonntagmorgen um 9.30 Uhr wurden die Jubiläumsfeierlichkeiten des SV 1920 Vussem und des TSV Feytal für die lebenden und verstorbenen Vereinsmitglieder, die unter der Regie von Kaplan Hawinkels vom MGV mitgestaltet wurde, fortgesetzt. Zunächst gelangten drei Choräle aus der Schubert-Messe zu Gehör:

1.         Noch lag die Schöpfung formlos da,
2.         Heilig, Heilig und
3.         Mein Heiland, Herr und Meister.

In seiner Predigt sprach der Kaplan vom Zusammenhalt einer Mannschaft und brachte zwei Beispiele zum Thema: 1. Ein Mann hatte sieben Söhne und ein großes Vermögen mit vielen Ländereien. Nun war er alt geworden und machte sich große Sorgen, daß nach seinem Ableben  –  die Brüder waren untereinander sehr zerstritten  –  dieses Vermögen zerteilt würde. Da kam ihm der Gedanke, daß er an Hand eines Beispiels die Söhne überzeugen konnte, daß sie seinen Reichtum zusammen halten mussten. Dazu nahm er sieben Hölzer und zerbrach sie vor den Augen seiner Kinder, die nun begriffen hatten, was er damit ausdrücken wollte.
Das zweite Beispiel veranschaulichte der Kaplan an einem Fußball, dessen 32 Felder von Spielern des TSV Bayer 04 Leverkusen signiert worden waren. Diese 32 sechs- und fünfeckigen Lederfelder hielten den Ball zusammen und bildeten eine runde Einheit. Eine intakte Mannschaft die zusammenhält, hat auf Dauer gesehen mehr Erfolge zu verzeichnen, als eine, deren Spieler sich nur profilieren wollen bzw. sich nicht in den Dienst der Mannschaft stellen, sagte der Seelsorger. Zum Schluss des Gottesdienstes wurde das Lied „Sancta Maria“ vom Chor feierlich und hingebungsvoll vorgetragen.
Nach der Messfeier zog man in einer feierlichen Prozession zum Ehrenmal, um der Toten der beiden Weltkriege zu gedenken. Untermalt wurde die Veranstaltung mit Chorälen des Musikvereins. Anschließend begab man sich mit Marschmusik zum Sportplatz, wo dann nach der Einsegnung der Frühschoppen und die Turniere begannen.

(Kölnische Rundschau)

Ein umfangreiches Programm bot die Jubiläumswoche vom 23.06 – 02.07.95 allen Interessierten. Im Mittelpunkt stand natürlich der Fußball. Verschiedene Schüler- und Jugendbegegnungen, Alt-Herren-Turnier und einige Einlagespiele der Seniorenmannschaften wurden absolviert. Eine Feldhandball-Premiere erlebten die Zuschauer in einem Spiel zwischen den beiden Landesligisten TV Gürzenich und TSV Feytal (12:10). In einer Fußballbegegnung zwischen der DJK Glehn-Hostel und einer Euskirchener Polizeiauswahl trennte man sich 1:1. Ein Leckerbissen war der Auftritt von Europameisterin Bettina Wiegmann, die mit der Damenfußballmannschaft des deutschen Vizemeisters Grün-Weiß Brauweiler gegen Bleibuir-Voissel 5:0 siegte. Verständlicherweise war sie der Publikumsliebling, zumal sie im Schongang mit zwei sehenswerten Toren zum Erfolg beisteuerte. In einem Freundschaftsspiel besiegte der Bezirksligist SV Sötenich den TSV Feytal mit 4:1 Toren.
Neben Fußball wurde aber auch noch einiges mehr geboten, und zwar eine Tennisdemonstration und eine Judo-Vorführung. Den krönenden Abschluss der Jubiläumswoche bildete am Sonntag, den 02.07. um 17 Uhr die Begegnung der Altinternationalen Borussia Dortmunds gegen eine Schleidener Trainerauswahl.. Mit viel Beifall wurde Dortmunds Traditionsmannschaft in Vussem empfangen. Daß der Wettergott schließlich doch noch die Schleusen öffnete, störte die Spieler nicht im geringsten. Mit teilweise schönen Kombinationen stellten die Dortmunder die Schleidener Auswahlspieler häufig vor schwierige Aufgaben. So blieb es nicht aus, daß die Routiniers schnell mit 4:0 vorne lagen. Daß die Borussia an diesem Tag bereits ihr zweites Spiel durchführte, merkte man den Spielern kaum an. Der älteste Spieler, Gerd Cyliax, ist mit 61 Jahren noch topfit. Sie gewannen schließlich verdient mit 6:2 Toren.
Noch am Schlusstag der Jubiläumswoche des TSV Feytal stand das sportliche Geschehen unter dem Eindruck des tragischen Todes des Kaller AH-Spielers Klaus Gebhard. Der 40jährige war während eines Altherrenspieles auf dem Sportplatz verstorben. Der Mann aus Sötenich, Vater von zwei Kindern, erlag vermutlich einem Herzinfarkt. Bereits nach einer Viertelstunde Spielzeit ließ er sich auswechseln, da er über Rückenschmerzen klagte. Er setzte sich neben das Tor, um sich zu erholen. Augenzeugen berichteten, daß der Mann aufgestanden und zu einem Gebüsch hinter dem Tor gegangen sei. Hinter dem Gebüsch ist ein Wall als Regenrückhalt aufgeschüttet worden. Dort befindet sich ein Graben, in den er wahrscheinlich hineingefallen ist, nachdem er zuvor das Bewusstsein verloren hatte. Spielende Kinder entdeckten den Verunglückten und holten Hilfe. Doch sowohl die Reanimierungsversuche der anwesenden Spieler als auch die Bemühungen des Notarztes waren vergeblich.
Bleibt noch nachzutragen, daß unser Chorleiter Heinz Sistig per Fahrrad unterwegs war, um die Leitzentrale für Notfälle zu alarmieren, er aber dabei so unglücklich stürzte, daß er sich Hautabschürfungen an Armen, Beinen und an der Nase zuzog.
Als gelungen kann man die Jubiläumsveranstaltung bezeichnen, was auch der Schirmherr und Stadtdirektor Bernhard Wachter bestätigen konnte.

Nachtrag:
Ein Sbr., auch „Locke“ genannt, der nach dem Friedhofsgang am Frühschoppen auf dem Sportplatz teilgenommen hatte, wird diesen Sonntagmorgen so schnell nicht vergessen, denn beim Verrichten seiner Notdurft wurde er aus Versehen im Toilettenwagen eingeschlossen.
Vorausgegangen war eine Anzeige eines Anliegers bei der Polizei, weil die Fäkalien nicht vorschriftsmäßig abgeleitet wurden. Als er nun die Toilette verlassen wollte, stellte er zu seinem Entsetzen fest, daß die Tür von außen verriegelt worden war. Erst als er mehrmals um Hilfe gerufen hatte, wurde sein Flehen vernommen und die Türe geöffnet. Zu seiner Verwunderung nahmen ihn zwei Polizisten in Empfang, die seine Personalien feststellen wollten, weil er als Umweltverschmutzer auf frischer Tat ertappt worden war (Das Corpus delicti (Beweisstück) schwamm unterdessen seelenruhig den Bach hinunter). Da er ihnen aber logischerweise plausibel machen konnte, daß ein dringendes menschliches Bedürfnis ihn dazu gezwungen habe, die Anlage aufzusuchen, hatten sie ein Einsehen und ließen ihn letztendlich mit einer Verwarnung laufen.
„Das habe ich noch nicht gehört,“ sagte er ganz aufgeregt, „daß man beim Benutzen einer sanitären Einrichtung verhaftet werden kann. Jemand tröstete ihn und meinte: „Es gibt Schlimmeres. Du kannst froh sein, daß Du nicht beim Scheißen vom Blitz erschlagen worden bist!“

P. S.:    Mittlerweile ist die neue Toilettenanlage vorschriftsmäßig an den neuen Abwasserkanal angeschlossen worden.

Sonntag, 9. Juli 1995

Sommerfest am Wohn- und Pflegeheim Heinz Sanden in Vussem

Das diesjährige Sommerfest am ehemaligen Missionshaus Vussem stand unter dem Motto: „Kott erop, mir maache ene drop!“ Über 1000 Besucher, so schätzte das Haus Sanden, waren gekommen, um bei herrlichem Sommerwetter den Darbietungen zu lauschen, oder bei der 2. Kreismeisterschaft im Fingerhakeln, die vom fünffachen Weltmeister Konrad Plenk aus Ruhpolding professionell überwacht wurde, ihre Kräfte zu messen.

Das Rahmenprogramm bot für jeden Besucher etwas. Die Volkstanzgruppe aus Mechernich führte gekonnt alte Eifeler Volkstänze auf. Altes Eifeler Bauerngerät wurde von Zervosse Lud vorgeführt. Außerdem hatte er alte Motorräder aus seiner sehenswerten Sammlung ausgestellt. Auch Handwerker hatten ihre Stände aufgebaut und boten ihre Waren feil. Bei einer Tombola wurde als Hauptpreis ein Mountain-Bike verlost. Mit etwas Glück kann man beim Ballonwettbewerb tolle Preise gewinnen. Voraussetzung ist natürlich, daß der Luftballon weit genug fliegt, ehe er gefunden wird und die Karte zurückgeschickt wird. Die Pänz konnten sich außerdem vielfältig vergnügen. Dazu wurden Planwagenfahrten angeboten. Eine Hüpfburg und ein Kinderkarussell waren extra aufgestellt worden. Hatte dennoch jemand Langeweile, so konnte er sie vom Zauberer Jonny Orlando wegzaubern lassen.
Die allseits bekannten „Wibbelstetze“ sorgten mit ihren heimatlichen Mundartliedern beim Publikum für Stimmung. Das Tambourcorps Harzheim machte gute Musik. Die musikalische Unterhaltung wurde aber auch von den einheimischen Vereinen wie Musik- und Gesangverein (der Kirchenchor war nicht singfähig) gewährleistet. So konnte der MGV mit seinen 3 Liedvorträgen „Herrliche Heimat“, „Herr Wirt“ und „Herrlicher Baikal“ jung und alt erfreuen. Zum Schluss spielte das „Moonlight Duo“ auf.
Auch diesem Fest lag der Gedanke der Integration behinderter Mitmenschen zugrunde. Deshalb freute sich der Veranstalter Heinz Sanden jun. Mit seinem Team über das starke Engagement der vielen Vereine und über das harmonische Miteinander zwischen der Bevölkerung und den Heimbewohnern. „Alles in allem war das Fest ein toller Erfolg“, resümierte Heinz Sanden.

Samstag, 22. Juli 1995

Geburtstagsfeier von Sbr. Peter Gülden (60 Jahre)

Am Mittwoch, dem 19.07.1995 feierte Sbr. Peter Gülden seinen 60. Geburtstag. Anlässlich dieses großen Ereignisses hatte er nicht nur die Verwandtschaft, Freunde und Bekannte eingeladen, sondern auch die Sbr. des MGV in die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ am Samstag den 22.07.1995 um 20 Uhr.
Erschienen waren u. a. 21 Sbr. und der Dirigent, die sich in Positur stellten, um dem Jubilar mit einem Ständchen ihre Reverenz zu erweisen. Beim ersten Teil gelangten folgende Lieder zur Aufführung:

1.         Sonntag ist’s,
2.         Das Ringlein und
3.         Im Weinkeller.

Diese Lieder wurden ohne Noten aus den Textheften gesungen, die von Heinz Sistig in alphabetischer Reihenfolge computermäßig erfasst worden waren.
Zwischendurch hatte der Vorsitzende gratuliert und als Geschenk drei Zinnbecher mit Eckbord überreicht, mit dem Hintergedanken, daß der Jubilar ihm bei der nächsten Wartung der Heizung aus einem dieser edlen Becher einen guten Tropfen servieren werde. Der Jubilar bedankte sich anschließend für das schöne Geschenk, die Glückwünsche, die Darbietungen des Chores und eröffnete das Büfett, das, vielfältig an Köstlichkeiten, im Saale aufgebaut war.
Der Unterhaltungskünstler Josef Mertens, auch „Kitt-Jupp“ genannt, war vielseitig veranlagt. Er spielte nicht nur auf der Hammond-Orgel und dem Quetschböggel schöne Weisen, sondern trug mit seinen Gedichten und Erzählungen wesentlich zur Stimmung dieser exklusiven Geburtstagsfeier bei.
Nachdem man sich ausgiebig gestärkt und mit Getränken gut versorgt hatte, begann der zweite Auftritt des Männerchores mit Vorträgen der Lieder:

1.         Herr Wirt, habt ihr noch kühlen Wein und
2.         Abendfrieden,

die wiederum ohne Noten und mit Begeisterung der Sänger aufgeführt wurden.
Als Höhepunkt der Feierlichkeiten kann man getrost das Auftreten der „Wildecker Herzbuben“ bezeichnen, die hervorragend von den Sbr. Matthias Vogelsberg und Hans Klinkhammer im schönen Outfit, in der Gestik und beim Vortrag der Lieder imitiert wurden. Bei dem Schlagerhit „Hallo, Frau Nachbarin“ wurde die Gattin des Jubilars regelrecht mit Küssen verwöhnt, die sie geduldig auf einem Stuhl sitzend ertragen musste.
Für die Überraschung des Abends sorgte das extra für diesen Ehrentag neu gegründete „Holzwurm-Duo“. Unter diesem Pseudonym verbargen sich der Schreinermeister und 1. Trompeter Berthold Kurth und der Hobbydrechsler und Schwager des Jubilars Sbr. Michael Wielspütz (2. Trompete). Zuerst gratulierten sie musikalisch mit dem Lied „Happy Birthday to you“. Es folgte ein altes Liedchen, daß der Vater von unserem verstorbenen Dirigenten Josef Luxen komponiert hatte, mit dem Titel: „Nur für Dich schlägt mein Herz“.
Für große Heiterkeit bei den Festgästen sorgte zwischendurch Sbr. Michel mit seinen in Reimform vorgetragenen juxigen Episödchen, die einige wahre Begebenheiten aus der Jugendzeit des Jubilars beinhalteten. Der Betroffene ertrug es mit Fassung und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Die schwerwiegenden Schandtaten wurden aber nicht preisgegeben, da der Verfasser sich sonst selber bloßgestellt hätte, denn bei den Schelmenstücken war er meistens mit von der Partie. „Darüber schweigt des Sängers Höflichkeit“, sagt ein altes Sprichwort.
Passend zu den Anekdötchen spielte nun wieder das Duo: „Schön ist die Jugend“ und „Im schönsten Wiesengrunde“. Unter donnerndem Applaus der Festgäste verließen die Solisten den Saal, nachdem sie das Lied „Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus“ gespielt hatten. Bleibt noch nachzutragen, daß das „Holzwurm-Duo“ noch einige Termine frei hat. Es spielt vorwiegend auf bei Polterabenden, Hochzeiten, Scheidungen und an Geburts- und Namenstagen, sofern der 2. Trompeter Ansatz hat, für jedermann und zu zivilen Preisen.
Der Jubilar wurde nun zum Ehrentanz aufgefordert, den er bravourös mit seiner Gattin unter rhythmischem Klatschen der Gäste, aufs Parkett legte. Anschließend konnte noch getanzt werden. Weil aber von den männlichen Personen keiner Anstalten machte, von diesem Angebot Gebrauch zu machen, spielte „Kitt-Jupp“ listigerweise eine Damenwahl.
Die meisten Sänger verließen schon frühzeitig die schöne Geburtstagsfeier, weil am Sonntagmorgen ein Kurkonzert in Heimbach anstand.

Biographie von Sbr. Peter Gülden:
Als Sohn des Bergarbeiters (Hauer) Michael Gülden und seiner Ehefrau, der Schneiderin Katharina, geb. Grahn, erblickte Sbr. Peter Gülden am 19.07.1935 das Licht der Welt. Aus dieser christlichen Ehe entsprossen fünf Kinder, vier Söhne und eine Tochter.
Zu jener Zeit, die von Arbeitslosigkeit und Armut geprägt war, wuchs Peter heran, und er bekam den Zweiten Weltkrieg mit allen seinen Härten und Entbehrungen zu spüren. Der Schulunterricht musste öfters ausfallen, weil die Lehrpersonen zum Wehrdienst eingezogen wurden. Im März 1950 wurde er mit 6 Mädchen und seinem Bruder Walter aus der Volksschule entlassen.
Bei der hiesigen Maschinenfabrik Peter Girards konnte er eine Lehrstelle in der Gießerei als Former erhalten. Nach dreijähriger Lehrzeit bestand er die Prüfung mit gutem Erfolg.
Am 1. Mai 1952 trat er in den MGV ein und singt seitdem, mit ein paar Jahren Unterbrechung, die 1. Baßstimme. 1992 wurde er bei der 100-Jahr-Feier des MGV für 40-jährige Mitgliedschaft und Singetätigkeit ausgezeichnet.
1954 geht die Firma in Konkurs, wird aber schon bald von der Werkzeug- und Papiermaschinenfabrik O. Dörries aus Düren übernommen. Die meisten Mitarbeiter wurden wieder eingestellt, auch Sbr. Peter. Nach einigen Knieoperationen konnte er seinen Beruf als Former nicht mehr ausüben. Deshalb wurde er umgeschult und als Kernmacher eingesetzt.
Mit 28 Jahren heiratet er 1963 seine Agnes, geb. Hilger, aus Merzenich bei Zülpich, an der er ein paar Jahre ernsthaft gefreit hatte. Zwei Kinder, 1 Junge und 1 Mädchen, gingen aus dieser Ehe hervor, die ihn schon vor ein paar Jahren zum stolzen Opa machten.
Am 31. Oktober 1978 wird die Eisengießerei aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Etwa 70 Beschäftigte verlieren mit Peter ihren Arbeitsplatz und erhalten eine finanzielle Entschädigung. Eine lange Tradition, das im Jahre 1722 von Johann Dietrich Rodtscheid gegründete Hüttenwerk Neuhütte, geht damit zu Ende. 28 Jahre war Sbr. Peter in diesem Werk tätig gewesen, aber nun wehte die schwarze Flagge über den leeren Hallen.
Nach kurzer Arbeitslosigkeit fand er eine neue, saubere Arbeitsstelle bei der Fa. Procter & Gamble (Pampers) in Euskirchen. Durch die damit verbundene Wechselschicht musste er das Chorsingen aufgeben, blieb aber durch seine inaktive Mitgliedschaft dem Verein sehr gewogen.
Am 2. Juni 1990 musste er sich einer schwierigen Hüftoperation in Köln unterziehen. Dabei wurde ihm ein neues Hüftgelenk eingesetzt. Seit November 1991 lebt er im verdienten Ruhestand. Endlich hat er nun Zeit und Muße gefunden, um sich seinem liebsten Hobby, dem Gesang, widmen zu können.
Der Chronist wünscht ihm von dieser Stelle aus, daß ihn das Rheuma nicht allzu sehr plagt, damit er noch lange seine Stimme in unserer Chorgemeinschaft erschallen lassen kann.

Auszüge aus der Welt-, Pfarr- und Vereinsgeschichte 1935:
Aus dem Geburtsjahr von Sbr. Peter Gülden wird folgendes berichtet: Nach einer Volksabstimmung am 13.01.1935 kehrt das Saargebiet in den deutschen Staatenverband zurück. In Deutschland wird die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt. Zur Beschwichtigung Englands wird ein deutsch-britisches Flottenabkommen beschlossen. Am 15.09. werden auf dem Nürnberger Reichsparteitag der NSDAP die „Nürnberger Gesetze“ verkündet. Die antisemitisch ausgerichteten Gesetze sind:
Blutschutzgesetz,
Reichsbürgergesetz
Reichsflaggengesetz und
Ehegesundheitsgesetz.
Den Juden in Deutschland werden die bürgerlichen Rechte entzogen.

In Belgien entsteht unter Führung Léon Degrelles die faschistische Rexisten-Bewegung (Rex = lat.: König), die im zweiten Weltkrieg mit der deutsche Besatzungsmacht kollaborierte.

Frankreich, die Sowjetunion und die Tschechoslowakei sichern sich im Ernstfall gegenseitige Militärhilfe zu.

Der Chaco-Krieg wird beendet. Bolivien erhält Zugang zum Meer und Paraguay das Chaco-Gebiet.

Der Weltkongress der Komintern (Kurzwort für Kommunistische Internationale) propagiert in Moskau die Volksfront gegen den Faschismus.

In Rom regiert Papst Pius XI.

Aus der Pfarrchronik geht hervor, daß der bisherige Rektor Pater Heinrich Thomas von Pater Alfons Schmitz abgelöst wurde.

Im Vereinsbuch des MGV sind Eintragungen getätigt worden, die vom damalige Kassierer Hubert Schmidt und dem Schriftführer Heinrich Sistig gegengezeichnet wurden. Vorsitzender war Johann Sistig, Dirigent wahrscheinlich Lehrer Karl Schiffer.

Der Kassenbestand betrug am 31.12.34:114,35 RM
An Unkosten schlugen 1935 zu Buche:
Zeitung2,00 RM
Auslagen an Getränken4,50 RM
Fahrtauslagen nach Gemünd3,00 RM
2 Messen         (Disternich und Gülden)8,00 RM
2 Schleifen       (       “           “        “ )5,50 RM
1 Blume für Dirigent1,20 RM
Portoauslagen0,54 RM
Gesamtkosten24,74 RM
Bestand89,61 RM
an Zinsen 1935+2,84 RM
Gesamtbestand am 31.12.193592,45 RM

Wenn man nun nach 60 Jahren die Unkosten mit denen in der heutigen Zeit vergleicht, so ist das ein gewaltiger Unterschied. Immerhin hatte man für den Dirigenten noch 1,20 RM übrig. Unser Kassierer wird vor Neid erblassen, wenn er diese Bilanz bzw. diesen Etat sieht.

Sonntag, 23. Juli 1995

Kurkonzert in Heimbach

Mitten im Herzen des Deutsch-Belgischen-Naturparks bietet der staatlich anerkannte Luftkurort Heimbach dem Gast unterschiedliche klimatische Bedingungen, vom leichten Reizklima bis hin zum ausgesprochenen Schonklima. Sowohl sportlich aktive als auch ruheliebende Naturfreunde schätzen das breit gefächerte Erholungs- und Erlebnisangebot. Umgeben von tiefen Wäldern, an einer der größten Talsperren Deutschlands gelegen, stehen dem Urlauber eine Vielzahl von Ferienwohnungen, Hotels und Pensionen zur Verfügung. Gasthäuser und Straßencafés sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. Ein gut markiertes Wanderwegenetz führt zu sehenswerten Zielen.
Die Trappistenabtei Mariawald, gegründet 1486, ist besonders bei den Touristen und Wanderern für seine hervorragende Erbsensuppe beliebt. Die Mönche stellen außerdem einen ausgezeichneten Kräuterlikör her, der mittlerweile Weltruf erlangt hat.
Das Wasserkraftwerk ist das schönste Jugendstil-Kraftwerk Deutschlands und liegt am Staubecken Heimbach. Als es 1904 mit 12.000 kW Leistung in Betrieb genommen wurde, war es das größte Speicherkraftwerk der Welt. Gespeist wird es über einen 2,7 km langen Stollen mit einem Druckgefälle von 110 m aus der Urfttalsperre (nicht aus der Rurtalsperre). 1974 wurden die acht Turbinen nach 70 Jahren Betriebsdauer durch zwei neue mit einer Gesamtleistung von 16.000 kW ersetzt. In dem Kraftwerk hat das RWE ein Industriemuseum eingerichtet. In der Ausstellung sind die alten Turbinen, historische Elektrohaushaltsgeräte und Aufzeichnungen zu sehen. Das Staubecken Heimbach umfasst 1,2 Mio. m3 Stauinhalt. Am Ende des Beckens liegt noch das Kraftwerk Heimbach-Wehr, das u. a. für die Regulierung des Flusslaufes der Rur zuständig ist.
Nicht wegzudenken aus Heimbach ist die Wallfahrtskirche aus dem 11. Jh. mit ihren bedeutenden sakralen Kunstschätzen. Sie beherbergt u. a. ein Gnadenbild aus dem 15. Jh. in einem kostbaren Antwerpener Schnitzaltar, das heute noch Jahr für Jahr 50.000 Pilger anzieht. Als besondere Sehenswürdigkeit erhebt sich hoch über den Häusern wie ein Wächter die aus dem 10. Jh. stammende Burg Hengebach. Sie wurde in den 70er Jahren vom Kreis Düren großzügig renoviert. Unterhalb der Burg liegt malerisch an der Rur der Kurpark. Besonders beliebt sind hier die Kurkonzerte im Musikpavillon, die bei schlechtem Wetter im „Haus des Gastes“ in unmittelbarer Nähe stattfinden. Sie sollen zur Erbauung der zahlreichen Kur-, Urlaubs- und Tagesgäste dienen und helfen, den Alltagsstress zu vergessen.
Zu diesem Zweck war der MGV 1892 Vussem wiederum angereist und konzertierte an diesem schönen Sonntagmorgen, dem 23. Juli 1995, um 11 Uhr bis 12.30 Uhr. Um einen reibungslosen Ablauf des Open-Air-Konzertes gewährleisten zu können, war vor Beginn eine kurze Ansingeprobe mit dem Trompetensolisten Berthold Kurth angesetzt worden, damit die Lautstärke mit dem Instrumentalplayback eingestellt werden konnte. Die Gesamtleitung und Programmgestaltung lag wieder in den Händen unseres bewährten Chorleiters Heinz Sistig.
Punkt 11 Uhr ließ der Chor zur Begrüßung der zahlreich erschienenen Touristen und Feriengäste, sowie der mitgebrachten Fans „Der Deutsche Sängergruß“ und „Was der Tau den Fluren ist“ erschallen. Eröffnet wurde das Kurkonzert mit den Werken „Das Morgenrot“ von Robert Pracht und „Im Abendrot“ von Franz Schubert.
Das anspruchsvolle Programm beinhaltete nicht nur deutsches Liedgut, sondern auch internationale Folklore, das zum größten Teil von neuzeitlichen Komponisten für Chormusik geschrieben wurde (Programm siehe weiter unten). Es kamen Lieder zur Geltung, die unsere schöne Welt, die Heimat, die Berge, die Seen, die Heide beschrieben und den Vater Rhein mit seinen Reben und den Wein besingen (Neuerdings werden auch in Heimbach Rebstöcke angebaut, und zwar in der Nähe vom „Haus des Gastes“.).
Durch das Programm führte unser neuer Conférencier Alfred Brell, der seine Moderation vortrefflich gestaltete. Nur mit dem Plattdeutsch hapert es noch sehr. Zum Beispiel sagte er für Quetschböggel: Quetschbügel und hatte damit einen Volltreffer beim aufmerksam zuhörenden Publikum gelandet. Für einen gebürtigen Luxemburger, dann verzogen in die Nähe von Salzgitter in Norddeutschland, ist das nicht so einfach, die snaken ganz anders als wir Eifeler. Im Nachhinein sagte er mir: „Ich kann doch nicht den Solisten mit den Worten ankündigen: ‚Es singt und spielt Heinz Sistig auf seinem alten Quetschböggel das Lied ‘Rolling home’, deshalb habe ich mich etwas gewählter ausgedrückt!“ Recht hat er, denn diese Ausrede kann und muss man so gelten lassen.
Vor der Pause trat unser Solist mit seiner Trompete in den Vordergrund und spielte das Lied „Heilige Berge“, das vom Chor und dem Instrumentalplayback untermalt wurde. Dieses Lied (Erstaufführung) aus der Volksmusik-Hitparade, komponiert von Ralph Siegel, wurde von Berthold Kurth vorzüglich interpretiert, und die Zuhörer honorierten diesen Vortrag mit kräftigem Applaus.
Nach einer kurzen Verschnaufpause wurde das Programm mit dem Lied „Sonntag ist’s“ fortgesetzt. Insgesamt gelangten 20 Lieder zur Aufführung, die alle vom Chor mit Bravour gemeistert wurden. So blieb es nicht aus, daß die 23 Sänger die Bühne nicht ohne Zugabe verlassen durften. Mit dem Lied „Eins, zwei, drei“ bewies der 2. Baß nicht nur, daß er gut zählen kann, es gefiel auch dem anwesenden russischen Ehepaar am besten, das bei unserem langjährigen inaktiven Mitglied Karl Klinkhammer in Urlaub weilte. Es hat sich mit Haut und Haaren der Musik und dem Gesang verschrieben. Sie ist Pianistin, er Opernsänger (Bariton). Sie wirken im Chor „Neue Stimmen Rußlands“ mit. Kürzlich veranstalteten sie mit vier Sängern und zwei Pianistinnen bei Familie Klinkhammer ein Hauskonzert, wobei auch einige Sangesbrüder eingeladen waren. Dieses Konzert war ein Hochgenuss und wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Nach diesem gelungenen Konzert verabschiedeten sich die Sänger vom Beifall klatschenden Publikum, daß damit bekräftigte, daß ihm die Darbietungen gefallen hatte. Einige Sangesbrüder verbrachten mit ihren Angehörigen einen gemütlichen Nachmittag in Heimbach, um anschließend  zu einer fröhlichen Weinprobe bei Familie Borker einzukehren. Andere wanderten auf verschwiegenen Pfaden und genossen die herrliche Natur in vollen Zügen.

Programm zum Kurkonzert in Heimbach am 23.07.1995:

Eröffnung, Begrüßung: Sängergruß / Was der Tau den Fluren ist

Das Morgenrot
Im Abendrot
Heimatglocken

Herrliche Heimat, rheinisches Land
Grüß mir die Reben, Vater Rhein

Das Ringlein
Über die Heide

Swanee Ribber
Die Seen im Land der Berge
Heilige Berge

PAUSE

Sonntag ist’s
Grüße an die Heimat
Im Weinkeller
Weinland
Ein kleines Malheur
Herr Wirt

Rolling home
Herrlicher Baikal
Rot ist der Wein
Amazing Grace

Zugabe: Eins, zwei, drei.

Dienstag, 25. Juli 1995

Fröhliches Beisammensein des MGV vor der Sommerpause

Den letzten Tag vor der fünfwöchigen Sommerpause bis 29. August hatten die Namenstagskinder Peter Gülden, Peter Dreesen, Peter Virnich (krank), Johannes Eversheim, Hans Klinkhammer, Hans Nellesen, Hans Höller und Heinz Sistig dazu genutzt, um die Sbr. zu einem Umtrunk mit Abendessen (Schinkenkrustenbraten) in den Probenraum um 19.30 Uhr einzuladen. Doch angesichts der hohen sommerlichen Temperaturen verlegte man kurzerhand das Geschehen in die Pausenhalle, zumal man weiß, daß hier eine gute Akustik herrscht. Die Sbr. bedankten sich bei den edlen Spendern mit dem „Deutschen Sängergruß“ und der Vorsitzende mit einem dreifachen „Gut Holz“.
Nach dem deftigen Abendessen ging man nun zum gemütlichen Teil über. Unser Freund und Gönner Udo Greuel griff in die Tasten seines Akkordeons und spielte alte und neue Volksweisen, Schlager und die neuesten Hits aus den Charts, die von den Sbr. mehrstimmig mitgesungen wurden. Nach einer Weile gesellte sich Heinz Sistig mit dem Schlagzeug hinzu, daß ihm von Sbr. Matthias Schmidt sozusagen aufgezwungen worden war. Jetzt konnte man ein gutes Duo hören, daß für Stimmung sorgte.
Mit dem Vortrag „Bauer und Hahn“ brachten die Sbr. Werner und Michel die Zuschauer zum Lachen. Der Bauer musste die Hände in den Schoß legen und versuchen, den Kopf des Hahns zu erhaschen bzw. zu treffen, indem er in die Hände klatschte, derweil der Kopf des Hahns zwischen den Knien des Bauern auf- und abtauchte. Bei dieser Gaudi blieb kein Auge trocken. Trotz intensiver Bemühungen gelang es dem Bauern nicht, den Kopf des Hahns zu berühren. Frustriert verpasste er deshalb nach der Vorstellung dem ahnungslosen Hahn doch noch einen „Satz heiße Ohren“ (Ich muss zugeben, das war sehr gemein von mir und nicht im Sinne des Erfinders).
Da nun das Bier zur Neige ging, und der Kassierer trotz einstimmigen Beschlusses kein Geld locker machte, legte man zusammen, so daß doch noch ein Fässchen Bier angezapft werden konnte. Sbr. Bertel ließ sich an diesem Abend nicht lange bitten und brachte sein unnachahmliches Solostück „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ vortrefflich zu Gehör. Schade, daß kurz vor Mitternacht ein gemütlicher Abend zu Ende ging, denn die meisten Sbr. mussten anderntags zur Arbeit gehen.

Sonntag, 1. Oktober 1995

Pfarr- und Erntedankfest der Kath. Pfarrgemeinde St. Margareta Vussem-Breitenbenden

Vorgeschichte:
Um für das anstehende Pfarrfest gesanglich optimal vorbereitet zu sein, wurde vorsichtshalber am Dienstagabend, den 26.09. eine kurze Gesangprobe mit Anno Hein einberufen, der freundlicherweise für unseren in Urlaub weilenden Chorleiter Heinz Sistig eingesprungen war. Voller Erwartung saßen die Sbr. fast pünktlich auf ihren angestammten Plätzen und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Sbr. Alfred hatte schon die Noten verteilt, aber  – oh Schreck! –  das Klavier war abgeschlossen und niemand hatte einen Schlüssel.
Die Probe drohte zu platzen, wäre nicht die Geistesgegenwart von Sbr. Anno gewesen, der für solche Zwecke zu Hause eine große Kiste mit ca. 200 Schlüsseln aller Größen aufbewahrt. Vorsitzender Willi Schütt probierte im Schweiße seines Angesichts, mit diesen Schlüsseln das Schloss zu öffnen. Er hatte fast die Hoffnung aufgegeben, als beim drittletzten Versuch das Glück ihm hold war, und das Schloss sich entriegeln ließ. Alles atmete auf, und die Probe konnte mit leichter Verspätung beginnen.

Zur Sache:
Das diesjährige Pfarrfest wurde als Erntedankfest ausgerichtet und stand unter dem Motto: „Der Mensch braucht mehr als Nahrung, Wohnung und Kleidung“.
Um 9.30 Uhr eröffnete Kaplan Hawinkels das Pfarrfest mit einer Erntedankmesse als Familienmesse, die sehr gut besucht war, weil Katholiken aus dem gesamten Pfarrverbund anwesend waren. Der Kinderchor wurde von der Flötengruppe unter der Leitung von Resel Feyen begleitet, wobei der Kaplan selbst zur Gitarre griff, und gemeinsam wurde mit den Gläubigen das Lied gesungen: „Lasst uns miteinander singen, loben und danken dem Herrn!“
Im Altarraum war ein Stand errichtet worden, der reichlich mit Früchten, Ähren, Brot, Blumen und Gemüse dekoriert worden war. Zum Gloria sangen die Kinder mit der Flötengruppe zusammen und priesen Gottes Liebe, Gottes Treue und Gottes Gnade, die wunderbar groß und nicht größer sein kann, wunderbar tief und nicht tiefer sein kann.
Nun folgte ein Spiel der Erstkommunionkinder des nächsten Jahres, die  – versteckt hinter Pappschildern, die Mäuse darstellten –  die Geschichte von der Maus Frederick wiedergaben, die von der Lektorin Anneliese Klinkhammer vorgetragen wurde. Die Maus Frederick war eine besondere Maus. Sie sammelte nicht nur Futter für den Winter, sondern auch Sonnenstrahlen, damit sie und ihre große Mäusefamilie an kalten Wintertagen nicht frieren mussten.
Vor dem Evangelium sangen und spielten die Kinder das Lied „Du hast uns Deine Welt geschenkt. Den Himmel, die Erde, die Sonne, den Regen, die Blumen, die Bäume, und Du gabst uns das Leben. Herr, wir danken Dir!“ Bei den Fürbitten sprach der Priester die Worte: „Guter Gott, Frederick hat uns klar gemacht, daß wir nicht nur Nahrung, sondern auch Wärme und Nähe, Buntheit und gute Worte brauchen“. Zur Gabenbereitung, zum Sanctus und zur Kommunionfeier trat der Kirchenchor in Erscheinung und wusste mit den Chorälen zu gefallen, obwohl einige Sängerinnen und Sänger fehlten. Zum Schluss dieser schönen Messgestaltung wurden gemeinsam fünf Strophen von dem Lied „Danke, für alle guten Gaben, danke, für jedes Stückchen Brot. Danke, Du hast uns reich beschenkt; wir leiden keine Not“ erklingen lassen.
Anschließend war buntes Treiben rund um die Pfarrkirche angesagt: Spiele für Jung und Alt, gemütliches Beisammensein bei Kaffee und Kuchen, sowie Schmackhaftem aus Kartoffeln und Gemüse (Gemüsesuppe, Reibekuchen, Salate). Auch Grillspezialitäten wurden angeboten. Natürlich brauchte auch keiner zu verdursten. Es wurden Getränke aller Art gereicht. Außerdem konnten die Kinder Ponyreiten, mit dem Feuerwehrauto fahren oder sich schminken lassen.
Nach dem der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Herr Mehren, die Gäste begrüßt, ihnen gute Unterhaltung und viel Spaß gewünscht hatte, präsentierte unser Chor unter der Leitung von Anno Hein vier Lieder:

1.         Sonntag ist’s,
2.         Auf, ihr Brüder, lasst uns singen,‘
3.         Herrliche Heimat, herrliches Land und
4.         Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein,

die wesentlich zum Gelingen dieses schönen Pfarrfestes beitrugen.
Unbegreiflich war nur, daß 13 Sänger an diesem Tag teilweise unentschuldigt fehlten. Statistik:

AnwesendAbwesend
1. Tenor44
2. Tenor24
1. Baß34
2. Baß51
1413
(52%)(48%)

Dieser negative Trend ließ sich schon in den letzten Gesangsstunden feststellen, wo auch nur teilweise 12 bis 14 Sänger anwesend waren.
Regenverhangener Himmel ließ noch in den Morgenstunden die Stimmung auf den Nullpunkt sinken. Doch als hätte Petrus mit den Gästen ein Einsehen, kam um die Mittagszeit die Sonne hervor, und zahlreiche Besucher eilten von allen Seiten zum Pfarrfest, um von dem vielseitigen Angebot Gebrauch zu machen. Der Erlös kommt dem Bau des neuen Pfarrheimes zu Gute, das ja u. a. als Begegnungsstätte dienen soll. Zur Unterhaltung spielten die Flötengruppe und der Musikverein Volkslieder und flotte Melodien. Auch der Gemeinschaftschor Breitenbenden hatte seinen Auftritt.

Dienstag, 10. Oktober 1995

Geburtstagsständchen für Sbr. Bertram Berners (70 Jahre)

„Hurra, Berners Bertel wird 70 Jahre“. Unter diesem Slogan feierte Sbr. Bertel am Kirmessonntag, den 18.09.95 seinen 70. Geburtstag. Nach dem Friedhofsgang wurde er mit einem Ständchen vom hiesigen Musikverein überrascht. Spontan spendierte er für diese nette Aufmerksamkeit ein Fässchen Bier und belegte Brötchen.
Wegen Terminschwierigkeiten konnte die Geburtstagsfete mit dem Sbr. erst mit dreiwöchiger Verspätung stattfinden. 20 Sänger hatten sich am Dienstagabend, den 10.10.95 im Probenraum eingefunden, um dem Jubilar mit einem Ständchen ihre Ehrerbietung zu erweisen. Mit „Grüß Gott mit hellem Klang“ und „Was der Tau den Fluren ist, sind der Seele Lieder“ wurde das Geburtstagskind mit seiner Gattin und Ehrengast Margarete Sistig begrüßt. Nun folgte ein Lied mit dem verheißungsvollen Titel „Im Abendrot“ von Franz Schubert, das für solche Anlässe besonders geeignet ist.
Im Anschluss daran hielt der Vorsitzende seine obligatorische Geburtstagsrede und brachte zum Ausdruck, daß der Jubilar für sein Alter noch sehr vital und rüstig sei. Durch sein jugendliches Aussehen könnte man ihn glatt für einen 50jährigen halten. Nach der Gratulation überreichte er dem verblüfften Jubilar zwei Gartenstühle, die sofort ausprobiert wurden, eine Flasche Schnaps zum Inhalieren und einen Blumenstrauß. Er wünschte ihm  ein langes Leben auch im Kreise der Sänger, Gesundheit und Gottes reichsten Segen. Es folgten nun die Lieder „Das Elternhaus“ und „Abendfrieden“.
Hocherfreut über so viel Lob aus dem Munde des Vorsitzenden, bedankte sich der so Geehrte mit stolz geschwellter Brust für die schöne Rede, die guten Wünsche, das herrliche Ständchen und die vielen Geschenke. Gleichzeitig eröffnete er die Fete, so daß dem Umtrunk und dem Gulaschsuppenessen nichts mehr im Wege stand. Man führte sich die schmackhafte Suppe genüsslich zu Gemüte, und Sbr. Peter Gülden servierte dazu ein frisch gezapftes Bier vom Fass. Zum Nachtisch gab es Pudding in mehreren Sorten.
Zur fortgeschrittenen Stunde bat man höflichst den Jubilar, er möge doch sein einmaliges Solostück „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ zum Besten geben. Zuerst genierte er sich sehr, weil seine „Gerechtigkeit“ (Gattin), wie er sich auszudrücken pflegte, neben ihm saß. Doch als sie ihr OK gegeben hatte, ließ er voller Inbrunst das „Kuckuckslied“ erschallen und erntete mit diesem Vortrag von den staunenden Anwesenden frenetischen Applaus. Es wurde viel aus der Jugendzeit geplaudert, ehe ein urgemütlicher Abend so gegen Mitternacht zu Ende ging.

Auszüge aus der Weltchronik, Jahrgang 1925:

Sbr. Bertram Berners wurde in einer Zeit geboren, als Papst Pius XI in Rom regierte. Paul Hindenburg trat die Nachfolge von Reichspräsident Ebert an, der am 28.02. verstorben war. Im Locarno-Vertrag erkennt Deutschland die Westgrenzen an und verzichtet auf gewaltsame Änderung der Ostgrenzen. Als weiteren Schritt zur Verständigung wird der Beitritt zum Völkerbund vereinbart. Die französischen Truppen räumen Luxemburg.
Riza Pahlewi stürzt in Persien die seit 1748 regierende Dynastie der Katscharen und besteigt als Riza Schah selbst den Thron.  In China beginnt Mao Zedong revolutionierende Bauern der Provinz Hunan zu organisieren, Sun Yatsen stirbt. Jawaharlal Pandit Nehru wird Führer der Kongresspartei Indiens, die sich zum Sammelbecken der Unabhängigkeitsbewegung entwickelt.
Aus der Dorfchronik Vussem wird aus dem Jahre 1925 berichtet, daß nach einer Volkszählung in Vussem 189 männliche und 182 weibliche Personen leben, insgesamt also 371 Einwohner. Nach der Viehzählung am 1. Dezember hatten die Vussemer 8 Pferde, 2 Maulesel, 86 Stück Rindvieh, 42 Schweine, 76 Ziegen, 8 Kaninchen, 480 Stück Federvieh und 18 Bienenstöcke aufzuweisen.
In der Vereinsgeschichte kann man nachlesen, daß der MGV im Durchschnitt 50 aktive und inaktive Sänger zu verzeichnen hatte. Als Vorsitzender fungierte Johann Disternich. Dirigent war Lehrer Julius Hody, der maßgeblich an diesem erfreulichen Zustand mitgewirkt hatte.

Biographie von Sbr. Bertel:
Sbr. Bertel verzichtete auf ein Interview mit mir mit der Begründung, er wäre keine hochgestellte Persönlichkeit und lege deshalb keinen allzu großen Wert auf das Erscheinen eines Artikels um seine Person in der Sängerzeitung. Ich muss diese Aussage wohl oder übel respektieren, denn jeder hat das Recht auf freie Meinungsäußerung, obwohl ich als Chronist gewisse Aufgaben zu erfüllen habe. Deshalb erfolgt der Lebenslauf von Sbr. Bertel in Kurzfassung.
Der Name Berners gelangte durch Wilhelm Berners aus Schaven nach Vussem. Er heiratete um 1880 Anna Maria Wielspütz.
Als Sohn der christlichen Eheleute Wilhelm Berners und Barbara, geb. Hilberath, wurde Bertram (Bertel) Berners in Vussem am 18.09.1925 geboren. Er wuchs mit 9 Geschwistern (7 Brüdern und 2 Schwestern) in einer erbärmlichen Zeit heran, wo Arbeitslosigkeit an der Tagesordnung und Schmalhans der Küchenmeister waren. Trotzdem entwickelte er sich zu einem prächtigen Kerlchen, und die Mädchen hatten es auf ihn abgesehen.
Doch schon mit 17 Jahren, in der Blüte seines noch so jungen Lebens, wurde er 1942 zur Luftwaffe eingezogen und kam als Bordfunker nach Lyon in Frankreich. Zwei Jahre später, 1944, gelangte er in Elsaß-Lothringen in französische Gefangenschaft. Von hier wurde er nach Algerien transportiert und nach kurzem Aufenthalt in Richtung Amerika eingeschifft. Zum Glück, als Folge der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945, kehrte der Gefangenentransport, der schon in Sichtweite der amerikanischen Küste war, nach Marseille zurück. Hier war er bis zu seiner Entlassung im März 1949 in der Land- und Forstwirtschaft tätig.
Nach seiner Rückkehr in die geliebte Heimat fand er zunächst eine Arbeitsstelle bei dem Land- und Gastwirt Franz Schneider. Doch bald erhielt er eine Anstellung bei der ortsansässigen Maschinenfabrik Girards in der Eisengießerei, wo er bis zu deren Schließung am 31.10.1978 als Kernmacher beschäftigt war. Anschließend stellte er seine Arbeitskraft Schreinermeister Josef Wagner zur Verfügung, um dann noch ein Jahr bis zu seiner Pensionierung als Pförtner im Kreiskrankenhaus Mechernich zu absolvieren. Bald nannte man ihn „Dr. Berners“, weil er den Patienten mit Rat und Tat zur Seite stand.
Schon 1950 trat er in den wiederbelebten MGV ein und singt nun schon 45 Jahre die 1. Tenorstimme. Dafür erhielt er schon mehrere Auszeichnungen. 1953 heiratete er Maria Hein, die ihm einen Sohn gebar.
Nach seiner Pensionierung im Jahre 1983 genießt er das Rentnerdasein in vollen Zügen, obwohl er als Hausmeister der Turnhalle und der ehemaligen Volksschule in Vussem noch einige Pflichten zu erfüllen hat. Als zweites Hobby, neben dem Gesang, bestellt er seinen Garten, den er mehrmals am Tage mit dem Fahrrad aufsucht, um nach dem Rechten zu sehen. Weil sein Garten so nahe an der Kirche liegt, vermutet man, daß der Segen Gottes auf dem Acker ruht, denn er hat weit und breit die dicksten Kartoffeln, die ja normalerweise nur die dümmsten Bauern haben.

Von dieser Stelle aus wünsche ich dem Jubilar, daß er noch lange Jahre bei bester Gesundheit in unserem Chor aktiv bleibt, damit wir die wundersame Auferstehung des totgeschossenen Kuckucks noch des Öfteren hören können.

Sonntag, 19. November 1995

Volkstrauertag; 9.30 Uhr in Breitenbenden und 10.30 Uhr in Vussem

Mit Kranzniederlegungen und stillen Gedenkfeiern wurde am Volkstrauertag bundesweit an die Toten beider Weltkriege gedacht, so auch in Vussem und Breitenbenden.
In Breitenbenden hatte man sich reichlich mit der Uhrzeit verschätzt, denn statt um 9.30 Uhr setzte sich der Trauerzug erst um 10.05 Uhr in Bewegung, angeführt vom Löschzug 4 der freiwilligen Feuerwehr Vussem und Breitenbenden. Es folgte der Musikverein Vussem, der gegen den böigen Wind und das typisch nasskalte Novemberwetter anzukämpfen hatte und deshalb mehr Luft zum Blasen als sonst benötigte.
Am Ehrenmal begrüßte Ortswart und Sbr. Josef Kaltwasser die Trauergemeinde aufs herzlichste und eröffnete die Trauerfeier mit folgenden Worten: „Der diesjährige Volkstrauertag ist der letzte zahlreicher vorausgegangener Trauer- und Gedenktage in diesem Jahr. Sie haben die Großverbrechen des Dritten Reiches und die Menschenopfer und Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges in ihrer ganzen Dimension ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Niemals seit dem Kriegsende haben wir in unserem Lande eine so anschaubare Ahnung davon bekommen, wozu Menschen fähig sind, welchen Verwirrungen sie erliegen, und wie bitter Unzählige dafür bezahlen mussten. Niemals gab es so viele Gelegenheiten, auch für junge Leute, das Unfassbare von gestern zu begreifen.
Der Volkstrauertag 1995 legt es uns nahe zu fragen, was hat Erinnerung und Nachdenken in uns bewirkt? Oder hat sie uns wachsamer und sensibler gegenüber dem gemacht, was an Katastrophen heute oder morgen über uns kommen kann, wenn wir nicht auf der Hut bleiben. 50 Jahre nach Kriegsende müssten wir wissen, daß das Sprichwort falsch ist: ‚Schweigen und Dulden macht kein Verschulden‘. Trotzdem herrscht immer noch schweigende Hinnahme und zuschauende Tatenlosigkeit vor, wenn der Gewaltanwendung das Wort geredet wird, wenn über Ausländer, Juden und Andersgläubige hergezogen wird, besonders dort, wo man ‚unter sich‘ ist. Die Verblendung eines Volkes beginnt in den Köpfen und Herzen seiner Bürger. Umdenken, Umkehren geschieht persönlich. Denn ob ein Volk als Ganzes umkehrt, wird letztlich davon abhängen, wie viele Einzelne aus einem als verhängnisvoll erkannten Tritt und Trott persönlich oder mit anderen gemeinsam aussteigen, umdenken, umkehren. Es liegt auch an mir, was aus uns wird!“
Nach diesen ernst gemeinten Worten, die zum Nachdenken animieren, leistete der MGV Vussem mit zwei neu einstudierten Liedvorträgen

1.         Den Gefallenen, von Richard Strauß-König und
2.         Gebet, von Georg Friedrich Händel (1685 – 1759)

seinen Beitrag zu dieser würdigen Veranstaltung.
Bernhard Fuchs schritt nun zur Segnung des Ehrenmals und betete mit der Trauergemeinde das Vater unser für die gefallenen und vermissten Soldaten beider Weltkriege. Mit einem Choral beendete der Musikverein die Gedenkfeier und Josef Kaltwasser bedankte sich bei allen Teilnehmern für ihr Erscheinen am heutigen Volkstrauertag.
Text zum Lied „Den Gefallenen“, gewidmet Siegfried Goes, gefallen in Russland:

1.         Alle, die gefallen in Meer und Land,
            sind gefallen, Herr, in Deine Hand.
2.         Alle, die kämpfen im weiten Feld,
            sind auf Deine Gnade, Herr, gestellt.
3.         Alle, die weinen in dunkler Nacht,
            sind von Deiner Güte, Herr, bewacht.

Durch die Terminverschiebung konnte der Trauerzug in Vussem erst mit leichter Verspätung in Gang gesetzt werden. Matthias Vogelsberg legte im Namen des Bürgervereins einen Kranz am Ehrenmal nieder und sprach anschließend folgende Worte: „Wir gedenken heute der Opfer von Krieg und Gewalt. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Kinder, Frauen und Männer aller Völker, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer politischer Verfolgung und um die Opfer sinnloser Gewalt. Die Welt voller Kriege und Gewalt, wo bleibt der Frieden? Wie verhalten wir uns gegenüber den Nachrichten, den Meldungen, den Bildern, die uns stündlich Gewalt und Leid vor Augen führen?
Nach Friedrich von Logan (1604 – 1655) buchstabiert sich Krieg wie folgt:

K  ummer, der das Mark verzehret,
R  aub, der Hab und Gut verlieret,
J  ammer, der den Sinn verkehret,
E  lend, das den Leib beschweret,
G  rausamkeit, die Unrecht lehret,

sind die Frucht, die Krieg gewähret.

Lösen diese schrecklichen Ereignisse bei uns Betroffenheit aus? Resignation und Gleichgültigkeit können keine Antwort auf die Frage sein: ‚Wo bleibt der Frieden?‘. Und so gilt es, angesichts der Trauer an diesem Tage, zum aktiven Einsatz für den Frieden in der Welt und unter den Menschen aufzurufen. Der Volkstrauertag ist ein Tag des Gedenkens, aber auch des Nachdenkens. Die Schatten der Kriege, Vertreibungen und Zerstörungen, der Ausrottungen und des seelischen Leids sind nicht gewichen. Das Aufatmen, das uns nach einem furchtbaren Krieg und Teilung der Welt und unseres Landes geschenkt schien, war uns nicht lange vergönnt. Hilflos, so scheint es, stehen wir neuer Gewalt gegenüber und fragen uns betroffen, weshalb die Millionen von Toten unseres Volkes und anderer Völker nicht Mahnung genug sein konnten.

So wollen wir uns in dieser Stunde mit den Gefallenen, den Vermissten, den in der Heimat Getöteten oder auf der Flucht Umgekommenen verbunden fühlen, damit wir die Toten einbeziehen in unser Leben, damit wir ihnen eine Heimstatt bereiten unter uns. Damit wir ihrer Mahnung Raum geben in unserem Dasein. Nur dann, wenn die Toten in uns lebendig bleiben, hat ihr Sterben einen Sinn. Nur dann vermag es Mahnung und Auftrag zu sein, Versöhnung über den Gräbern und Arbeit für den Frieden.“

Nach diesen mahnenden Worten trat der MGV in Erscheinung und bot mit den neuen Liedern „Den Gefallenen“ und „Gebet“ der andächtig lauschenden Trauergemeinde einen anspruchsvollen Vortrag. Nach den Fürbitten, die von Annemie Linden vorgetragen wurden, spielte die Blasmusik den Choral vom „Guten Kameraden“.

Der Vorsitzende des Bürgervereins, Matthias Vogelsberg, beendete nun diese würdige Gedenkveranstaltung, indem er sich bei allen Beteiligten für ihr Kommen vielmals bedankte und beglückwünschte alle, die Elisabeth heißen (u. a. seine Gattin) zu ihrem heutigen Namenstag.

Das „Gebet“ wurde von Georg Friedrich Händel mit folgendem Text komponiert:

1.Wenn Christus der Herr zum Menschen sich neigt,
wenn er sich als Hort dem Flehenden zeigt.
Mag schwinden das Leben, mag nahen der Tod,
wir können nicht sinken, denn Helfer ist Gott.
2.Wenn nahet die Qual, die Wonne vergeht,
die Träne uns rinnt, nichts Ird’sches besteht,
zu Ihm dann gewendet, er ist unser Freund,
Zu Ihm dann gebetet, zu Ihm dann geweint!
3.Nicht Menschen vertraut den lastenden Schmerz,
zu Himmel empor erhebet das Herz!
Dort wohnet die Weisheit, die Güte, die Huld,
dort thronet die Gnade für unsere Schuld!

Händel,
wurde 1685, im gleichen Jahr wie Bach, in Halle geboren. Durch Friedrich Wilhelm Zadrow, den Organisten der Liebfrauenkirche, kam der junge Lateinschüler erstmals mit der Musik in Berührung. Aber der Vater, ein Chirurg, wollte aus seinem Sohn einen Juristen machen. Allein sein großes Talent verschaffte dem 17jährigen während des Studiums an der Universität Halle eine Stelle als Organist an der Dom- und Schlosskirche. Schon ein Jahr später war er Geiger und Cembalist an der Deutschen Oper zu Hamburg. Mit seinem Freund Mattheson reiste er nach Lübeck zu Dietrich Buxtehude, und schon bald konnte der 20jährige mit seiner einzigen deutschen Oper „Almira“ einen großen Erfolg am Gänsemarkt-Theater verbuchen.
Nun treibt es den Ehrgeizigen nach Italien, wo er in Florenz, Rom, Neapel und Venedig musikalische Lehrjahre verbringt und sich mit Alessandro Scarlatti anfreundet. Über eine amüsante Begegnung der beiden berichtet John Mainwaring, zeitgenössischer Händel-Biograph: „Man erkannte ihn dort zuerst bei einer Maskerade, als er verlarvt auf einem Flügel spielte. Scarlatti befand sich zufällig neben ihm und versicherte, er könne kein anderer sein als der berühmte Sachse oder der Teufel“. Hierdurch entdeckt, wurde ihm hart zugesetzt, doch eine Oper zu komponieren. Endlich willigte er ein, und in nur drei Wochen brachte er seine „Agrippina“ zu Papier, die 27 mal nacheinander aufgeführt wurde. Die in Venedig aus der Taufe gehobene „Agrippina“ begründete den Weltruhm Händels. Wenn der Maestro vor den Vorhang des Teatro San Giovanni Chrysostoma trat, jubelte das Volk „Viva il Sassone!“ (“ Hoch lebe der Sachse!“). Auch Agostino Staffani hörte den Deutschen und empfahl ihn 1710 als seinen Nachfolger an den Hof zu Hannover. Doch Händel hält es dort nicht lange.
1712 wird er Leiter der Königlichen Akademien in London. 1713 erklingt anlässlich des Utrechter Friedens sein berühmtes „Te Deum“ in der St.-Pauls-Kathedrale. Im Laufe von 25 Jahren komponiert der Meister 40 Bühnenwerke in neapolitanischer Manier. Die ständigen Rivalitäten und Intrigen unter den Sängern führen zu erheblichen Vermögenseinbußen, und schließlich der gesundheitliche Zusammenbruch zwingen Händel, das wechselvolle Operngeschäft aufzugeben.
Nach einer Kur in Aachen wendet er sich ganz dem Oratorium zu, als dessen bedeutendstes Vermächtnis sein „Messias“ von 1742 gilt. Daneben verdienen die „Concerti grossi“ und Orgelkonzerte Erwähnung, sowie die beiden Freiluftmusiken „Wassermusik“ und „Feuerwerkmusik“. Händel war selber ein gefeierter Improvisator auf der „Königin der Instrumente“. Bis Anfang 1751, bei zunehmender Erblindung, arbeitete er an seinem letzten Oratorium „Jephta“. Dann trägt er eigenhändig in die Partitur ein: „Bis hierher gekommen, den 13. Febr. 1751, verhindert worden wegen meines linken Auges“.
1759, zwei Wochen nach einer „Messias“-Aufführung, der Händel noch persönlich beiwohnte, stirbt der Meister. Er wird in Westminster Abbey beigesetzt.

Sonntag, 3. Dezember 1995

St. Michael Weihnachtsmarkt

Großen Zuspruch fand erneut der St. Michael-Weihnachtsmarkt in Breitenbenden rund um das Wohn- und Pflegeheim Sanden. Besonders die Kinder kamen auf ihre Kosten. Sie wurden reichlich vom Nikolaus beschert, der von unserem Vorsitzenden Willi Schütt verkörpert bzw. dargestellt wurde. Mit heiserer Stimme begrüßte er die kleinen Besucher, die mit leuchtenden Augen die Geschenke entgegennahmen. (Der Vorsitzende war stark erkältet und konnte deshalb beim Auftritt des MGV nicht mitwirken).

WILLI SCHÜTT als Nikolaus. (Wochenspiegel).

Es gibt Menschen, die freuen sich auf Weihnachten hauptsächlich der Advents- und Einkaufszeit wegen. Ihnen macht es unglaublichen Spaß, die geeigneten und gewünschten Geschenke für ihre Lieben zu suchen und zu finden. Dazu eignet sich der Weihnachtsmarkt in besonderer Weise, denn hier gibt es alles zu kaufen, was das Herz begehrt. Daß dieser Markt so beliebt ist, kommt nicht von ungefähr. Auf der einen Seite steht das reichhaltige Angebot von Bastelarbeiten, Gestecken und sonstigen weihnachtlichen Geschenkideen, andererseits ist das Besondere am Weihnachtsmarkt die festliche Atmosphäre, die die Besucher in Scharen anlockt. Kurz und gut, hier herrscht ein ganz besonderes Flair. Daß die Gäste dann auch noch mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt werden, ist selbstverständlich.
Traditionsgemäß war der MGV auch wieder präsent und konnte mit seinen Liedvorträgen zu der Vorfreude zum bevorstehenden Weihnachtsfest wesentlich beitragen. Auf dem Programm standen fünf Lieder, die unter dem Dirigat von Heinz Sistig mit folgendem Ablauf zu Gehör gebracht wurden:

1.Abendfrieden, von Franz Schubert,
2.Stehn zwei Stern (Westerwaldlied), von Heinz Niehaus (Erstaufführung)
3.Die Abendglocken rufen (As-Dur), von Franz Abt (1819 – 1885)
4.Maria durch ein Dornwald ging, Worte vor 1850; Weise: bei J. Eccard (1553-1611), Satz: Gregor Lehr
5.Es kommt ein Schiff geladen, Weise: Köln 1608, Satz: Hugo Herrmann

Die Akteure wurden für ihre vorweihnachtlichen Darbietungen aus ihrem reichhaltigen Liederrepertoire mit langanhaltendem Beifall der Weihnachtsmarktbesucher bedacht. Wie üblich kommt der Erlös des Weihnachtsmarktes den behinderten Menschen wieder zu Gute.

Sonntag, 10. Dezember 1995

Seniorennachmittag in Breitenbenden im Hotel „Jägerhof“

Seit Jahren ist der MGV 1892 Vussem ein gern gesehener Gast, wenn es heißt, den Seniorentag in Breitenbenden mit Liedvorträgen zu verschönern.
Gegen 17.30 Uhr sollte der erste Auftritt des Chores sein, der sich etwas verzögerte, weil ein Sbr., der in unmittelbarer Nähe wohnt, noch nicht eingetroffen war. „Endlich, do kütte, osse Dressman (männliches Model oder Mannequin)“, rief jemand, und tatsächlich betrat unser Sonnyboy den Saal in neuen, feinen Zwirn und frischgestylter Frisur, und der Kerzenschein schien auf sein Kamisol (franz. Wort für Wams), so daß die blanken Knöpfe blinkten. Er genoss seinen Einzug in vollen Zügen und war sich bewusst, daß die anwesenden Damen ihn mit ihren Blicken auszogen, Pardon!, daß er die Blicke der anwesenden Damen auf sich zog.
Mit den Liedern „Abendfrieden“, „Steh’n zwei Stern“ und „Die Abendglocken rufen“ bestritt der MGV seinen ersten Vortrag. Dies war ein Auftakt nach Maß, so recht im Sinne der Besucher des Altentags, die den Sängern mit ihrem Beifall hohe Anerkennung zollten.
Nachdem ein Film von vergangenen Seniorentreffen vorgeführt worden war, der Gem. Chor Breitenbenden seine Lieder vorgetragen und der Nikolaus, dargestellt von unserem Sbr. Philipp Fünfzig, die ältere Generation beschenkt hatte, wurde der 2. Auftritt unseres Chores bekanntgegeben, der nun mit den Liedern „Maria durch ein Dornwald ging“, „Leise rieselt der Schnee“ und „Es ist ein Ros’ entsprungen“ aufwartete.
Beim letzten Lied kommt laut Notenblatt hinter dem Text „entsprungen“ ein kleines „Schnüfjen“ (kleine Atempause), das aber von einer Teilnehmerin des Seniorentages voll ausgenutzt wurde, indem sie sagte: „Mir fleeje nächs Johr wedde noh Mallorca!“ Mit dieser Aussage rief sie großes Gelächter beim Publikum hervor. Gleichzeitig bekundete sie damit ihr Desinteresse an diesem Liedvortrag und musste somit eingestehen, daß sie gar nicht zugehört hatte.
Die Sänger wurden aber nun für die Kostprobe ihres Könnens von den Anwesenden reichlich mit langanhaltendem Beifall belohnt. Spontan spendierte unser langjähriges Mitglied Josef Fünfzig eine Runde Bier. Zum Dank wurde ihm dafür an der Theke der „Deutsche Sängergruß“ und „Seht Ihr des Bieres hellen Schein“ aus Leibeskräften gesungen. Dies rief wiederum den Vorsitzenden des Bürgervereins Stürzenberger auf den Plan, der diese gesangliche Einlage nicht gutheißen konnte, weil sich der Gem. Chor bei seinem Gesangsvortrag mit Recht gestört fühlte. Seitens der Sänger war aber keine böse Absicht vorhanden, den Ablauf der Veranstaltung in irgendeiner Weise zu beeinträchtigen. Sorry!
Nach diesem bedauerlichen Vorfall steuerten einige Sbr. das Vereinslokal in Vussem an. Von weitem sah man schon den Weihnachtsbaum von unserem Chorleiter Heinz Sistig leuchten. Jedes Jahr bekommt der Baum vom Friseur eine frische Rasur verpasst. Die Zweige werden zu einem gleichschenkligen Dreieck beschnitten, damit die Kerzen in genauem Abstand befestigt werden können. Zur Kontrolle fährt Heinz mehrmals bis zur „Schwarzen Brücke“ hin und her, um eventuell mit dem Fluchtlinien-Meßgerät noch eine Korrektur vornehmen zu können.
In gemütlicher Runde und bei netter Unterhaltung ließ man sich von der Vereinswirtin noch ein paar leckere Bierchen servieren, ehe der Nachhauseweg angetreten wurde.

Dienstag, 12. Dezember 1995

Ständchen für Sbr. Fritz Pütz

Nach einer kurzen Probe (eine Halbzeit), die für die noch ausstehenden Veranstaltungen dringend benötigt wurde, begab man sich so gegen 20.45 Uhr heimlich, still und leise zum Anwesen des Rekonvaleszenten, um ihn mit einem Ständchen zu überraschen. Mit dem Lied „Abendfrieden“ begann der MGV vor der Haustür den Gesang, dem noch weitere folgen sollten.
Völlig überrascht, nur seine Ehefrau war eingeweiht worden, öffnete der Hausherr die Tür, und die Wiedersehensfreude war ihm deutlich anzusehen. Acht Wochen musste er wegen einer Rückenmarkentzündung im Krankenhaus Zülpich flach liegen und konnte nicht aufstehen. In dieser Zeit wurde er von den Krankenschwestern liebevoll betreut und rührend umsorgt, was ihm sehr gefiel. Nun ist er – Gott sei Dank – wieder auf dem Wege der Besserung. Zur Stabilisierung des Rückgrats muss er aber noch ein Korsett tragen.
Er bat nun die Sänger einzutreten. Mit den Liedern

1.         Die Abendglocken rufen,
2.         Steh’n zwei Stern und
3.         Leise rieselt der Schnee,
wurde das Ständchen fortgesetzt, wobei Fritz sich im 1. Baß einreihte und mitsang. Nach einem kleinen Umtrunk verabschiedeten sich die Sangesbrüder mit der Gewissheit, daß es mit ihrem Sangeskollegen gesundheitlich allmählich wieder aufwärts geht.
Aber, oh Schreck in der Abendstunde, zwei Fahrräder der Sbr. Anno Hein und Johannes Eversheim, die diese an der Auffahrt abgestellt hatten, waren verschwunden. Man vermutet nun, weil am nächsten Morgen Sperrmüllabfuhr war, daß Schrotthändler, die die Sperrmüllplätze am Abend zuvor anfahren. um noch Verwertbares zu finden, die Fahrräder mitgenommen haben könnten. Die Betroffenen haben vorsichtshalber beim 1. Vorsitzenden Schadensersatz angemeldet.

Samstag, 16. Dezember 1995

Weihnachtsfeier im Wohn- und Pflegeheim Sanden in Vussem um 15.30 Uhr

Turnusmäßig alle zwei Jahre, der MGV wechselt sich mit dem Musikverein ab, war unser Chor wieder gerne gekommen, um die Heimbewohner mit ihren Betreuern bei ihrer Weihnachtsfeier mit geistlicher und weltlicher Chormusik zu erfreuen. Der MGV wurde mit einer facettenreichen Mischung von Liedern aus vier Jahrhunderten seinem Anspruch gerecht, einen Akzent in die ursprüngliche Richtung der Zeit des Advents zu setzen, in der die „Ankunft des Herrn“ im Vordergrund der Texte steht.
Nach der Begrüßung von Matthias Vogelsberg, der die schöne Feier mit seiner Gattin jedes Jahr mitgestaltet, gelangten folgende Lieder zur Aufführung:

1.         Es kommt ein Schiff geladen.
2.         Maria durch ein Dornwald ging,
3.         Leise rieselt der Schnee,
4.         Heilige Nacht,
5.         Engel haben Himmelslieder und
6.         Es ist ein Ros’ entsprungen.

„Es kommt ein Schiff geladen“. Die älteste Fassung diese Weihnachtsliedes stammt aus einer Handschrift eines Frauenklosters im bayerischen Inskofen aus der Zeit um 1540 (Es kumpt ein schif geladen). Hier wird die Fassung des Andernacher Gesangbuches (1608) geboten. Wegen seiner bildhaften Sprache hat man das Lied lange irrtümlich dem Mystiker Johannes Tauler (um 1360/61) zugeschrieben. Tatsächlich sind allerdings die Berufung der Minne (Str. 2 und Str. 7) und das eigenwillige Bild des geistlichen Schiffes aus der mystischen Frömmigkeit wohl im Umfeld Taulers erwachsen. Der gesegnete Leib Marias und ihre Gottesliebe werden mit einem Schiff und dessen Segel verglichen; der Heilige Geist, durch den sie “ des Vaters Wort “ empfing, ist der Schiffsmast. (Die Originalfassung hat 7 Strophen).
„Es ist ein Ros’ entsprungen“. Von den ursprünglich 23 Strophen dieses Liedes, das unter dem Titel „Das altkatholische Triersche Christkindlein“ im Speierischen Gesangbuch (Köln 1599) erschienen war, blieben nur die beiden ersten populär. Dazu veröffentlichte Friedrich Layritz 1844 die neue dritte Strophe. Zur Beliebtheit hat der vierstimmige Tonsatz durch Michael Prätorius von 1609 beigetragen; danach fand es erst Aufnahme in die evangelischen Gesangbücher. Der hochpoetische Text geht von der auf die Geburt Christi bezogene Prophezeiung des Jesaja (11,1) aus. Mit der Rose war ursprünglich das Reis gemeint, das aus der Wurzel Jesse (dem Vater Davids und damit Vorfahr Mariens) erwuchs und sinnvoll mit der Gottesmutter gleichgesetzt wird, da aus diesem „Reis“ das „Blümlein“ Christus hervorgeht. Die protestantische Änderung identifiziert dann die „Wurzel“ mit Maria, das „Röslein“ mit Christus.
Zwischendurch hatten einige Heimbewohner Gedichte vorgetragen und die Sänger mit alkoholischen Getränken verwöhnt, damit die Stimmbänder geschmeidig bleiben sollten. Zum Schluß dieser schönen Weihnachtsfeier wurden gemeinsam die Lieder „O du fröhliche“ und „Stille Nacht, Heilige Nacht“ einstimmig gesungen. Chorleiter Heinz Sistig wünschte allen Anwesenden im Namen der Sänger eine besinnliche Weihnachtszeit und einen Guten Rutsch ins neue Jahr. M. Vogelsberg bedankte sich ebenfalls im Sinne der Familie Sanden (Heinz Sanden war verhindert; er mußte einen Patienten dringend ins Krankenhaus begleiten) und der Heimbewohner für die schönen Liedvorträge. Bleibt noch zu berichten, daß in dem festlich geschmückten Raum eine gute Akustik herrschte, in dem die Sänger das ganze Potential ihres musikalischen Könnens zeigen konnten.

Nachtrag:
Ein Sbr. mit Spitznamen „Locke“ hatte sich gewaltig mit der Uhrzeit vertan. Er war felsenfest der Meinung gewesen, der Beginn der Veranstaltung wäre um 16 Uhr. Da er aber um diese Zeit niemanden am ehemaligen Kloster antraf, begab er sich zu Fuß zum Hause des 1. Vorsitzenden um nachzufragen, ob der Termin ausgefallen wäre. Verdutzt öffnete ihm die Gattin, die gerade ein Bad nehmen wollte, die Tür und sagte ihm, daß die Feier schon um 15.30 Uhr begonnen hätte. Er bedankte sich höflich für diese Auskunft und bot sich gleichzeitig an, ihr den Rücken schrubben zu dürfen, was Frau Schütt aber energisch und sprachlos über soviel Unverschämtheit ablehnte. Beleidigt zog er von dannen. Er hatte aber mit seiner Frau, die anderweitig unterwegs war, vereinbart, sie solle ihn auf dem Rückweg, wenn die Feier vorbei war, in der „Schneidmühle“ abholen.
Gesagt, getan. Als sie in die Gaststätte einkehren wollte, kam ihr Sbr. M. Vogelsberg entgegen. Sie fragte ihn, ob Werner auch schon da wäre. Zunächst war er ganz verblüfft, weil er ja ganz genau wußte, daß „Locke“ beim Auftritt gar nicht anwesend war. Er dachte, da läuft was. Um ihn aber nicht zu verraten sagte er: „Die werden bestimmt auch gleich kommen“. „Dann sag ihm, er könne ja anrufen, wenn ich ihn abholen soll. Ich kann jetzt nicht mehr so lange warten“, antwortete sie. Matthias entgegnete: „Ös jot, werd ich maache. Tschüs Milli!“. Zuhause angekommen, saß der brave Ehemann im Sessel und sah fern. Milli verstand die Welt nicht mehr.
Werner wird dieses große Mißverständnis bestimmt aufgeklärt haben. Ob der alte Charmeur ihr aber vom „Rückenschrubben“ erzählt hat, das wagt der Chronist zu bezweifeln!

Sonntag, den 17. Dezember 1995

Weihnachts- und Jahresabschlussfeier des MGV mit Rückschau auf die Betreuungsfahrt nach Hinterzarten

Der Vorstand hatte zum 3. Adventssonntag alle Sänger mit ihren Partnerinnen, sowie die Personen, die an der Betreuungsfahrt teilgenommen hatten, für 15 Uhr in die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ eingeladen.
So konnte Vorsitzender Willi Schütt, nachdem der Chor mit zwei Titeln „Es kommt ein Schiff geladen“ und „Leise rieselt der Schnee“ die Zuhörer weihnachtlich eingestimmt hatte, die zahlreich erschienenen Gäste begrüßen und willkommen heißen.
Zum Kaffeeklatsch gab es selbstgebackenen Kuchen und Plätzchen, die die Sängerfrauen liebevoll zubereitet hatten und sehr gut schmeckten. Dazu bot man reichlich Kaffee an, der von den Wirtsleuten spendiert worden war.
Im Anschluss daran wurde ein Video von der schönen Schwarzwaldfahrt gezeigt. Die Kameramänner waren Willi Winand, Hans Nellesen und Bernd Wenderdel, der aus den drei Filmen einen sehenswerten Zusammenschnitt vollbracht hatte. Schöne Erinnerungen kamen wieder zum Vorschein. Am eindrucksvollsten aber war, das kann man wohl ohne Übertreibung sagen, die Mitgestaltung des Chores an der Messfeier in Hinterzarten. Bei der guten Akustik in der Kirche kam der Gesang aus der Schubert-Messe voll zur Geltung und wurde von den Besuchern des Gottesdienstes mit viel Beifall bedacht.
Nun wurde der Nikolaus mit seinem Hans Muff gesanglich begrüßt, der für fast alle Sänger ein Geschenk, aber auch Lob und Tadel parat hatte. Weil die Rede nicht auf Kassette aufgenommen wurde, soll dieser Vortrag ungekürzt in die Annalen des MGV eingehen. Es folgt nun die Aufzeichnung des Nikolaus, dargestellt von Chorleiter Heinz Sistig. Den Hans Muff verkörperte Elfriede Reddig, die von keinem der Festteilnehmer erkannt wurde.

Guten Abend zusammen!
Junge Junge, hier ist aber eine große Menge Leute versammelt. Da kriegt man ja sogar als Heiliger Mann Lampenfieber. Ön wie brav se alle dasitzen, als ob se kein Wässerchen trüben könnten. Ich glaube aber, daß da der Schein ein wenig trügt. Denn wenn ich etwas genauer hingucke, muss ich feststellen, daß doch so einige Labbessen darunter sind. Nicht wahr, Hans Muff!?
Die ganze Sippschaft hat sich also hier getroffen, um eine sogenannte Weihnachtsfeier abzuhalten und außerdem, um en bischen über die große Tour zo schwaaden, die se im Mai gemacht haben. Als ob die so was besonderes war, daß man darüber noch lang ön breet verzällen müßte. Ich reise jedes Jahr vom Himmel durch die janze Weltgeschichte und erlebe die wundersamsten Dinge. Deswegen treffe ich mich aber noch lang net mit meinen Engelchen beim Jummi oder sonstwo, um darüber zu palavern.
Jesangverein nennen se sich: Jetzt ist mir auch klar, warum man uns sofort ein schönes Nikolauslied gesungen hat, als wir hier hereinkamen. Und so schön piano, wie der Fachmann sagt. Es war so leise, daß überhaupt nichts zu hören war. Noch nicht mal richtige Töne.
Na ja! Ich denke, ich muss mal mit einigen von Euch ein paar Takte Tacheles reden, denn mein schlaues Buch enthält mancherlei Notizen, die einem Heiligen Mann die Haare zo Berech stehen lassen.
Ich fange erst mal mit dem sogenannten Fußvolk an, ehe ich mich dann bis hinauf zum Vorstand durchwurstele. Also, wer meldet sich freiwillig zum Beichten? Keiner, das habe ich mir gedacht. Ich rufe auf den Jüngsten der Truppe, der auf den schönen Namen Johannes hört. Du scheinst ja enorm viel an den Jäng zo haben, denn ich stelle fest, daß Du in den Proben meistens zömmelich spät erscheinst. Sojar zu de Weihnachtsfeier bist Du ze spät jekommen! Du solltest Deine Termine so planen, daß Du pünktlich in der Probe bist. Es könnte auch nicht schaden, wenn Du Dir mal endlich einen Ribbel anschaffst, dann kommst Du schneller überall hin. (Terminkalender)
Nimm Dir doch ein Beispiel an Eddi: Der kommt immer zu Fuß nach Vussem, und er ist trotzdem pünktlich und meistens sogar der Erste, der da ist. Und wie schön der jodeln kann. Je mehr die Kehle geschmiert ist, um so heller klingen die Töne. (Fläschchen Schnaps)
Und dann der Josef Kaltwasser: Er singt immer alles richtig mit seiner schönen Tenorstimme. Das schlimme ist nur, daß er kein Verständnis für falsche Töne hat und die armen musikalisch Zurückgebliebenen links und rechts neben sich immer ausböggelt, wenn die mal etwas schräg klingen. (Wattepads)
Aber dann kommt sofort kontra von Schmidte Mattes, der der Erfinder des sogenannten Fußzählens ist und deshalb immer im richtigen Tempo singt. (Absatz)
Wenn der so kräftig mit dem rechten Fuß auf dem Boden herumstampft, ist das recht laut. Und so kann es passieren, daß plötzlich der Bertel auf seinem Stuhl wach wird und ganz verdutzt sagt: „Wooh semme draan?“ (Blatt mit Noten)
Dann ist da noch ein Mann im ersten Tenor, der sich ständig um das leibliche Wohl des gesamten Vereins sorgt. Hans Klinkhammer hat alle paar Wochen die Idee, daß es doch sicher etwas zu feiern gebe. Und wenn es keinen offiziellen Anlaß zum Feiern gibt, dann wird eben einer erfunden, und er schleppt die leckersten Sachen heran, damit sich jeder den Bauch vollschlagen kann. (Speisekarte)
Natürlich braucht man auch etwas zum Nachspülen. Hierfür sorgt in vorbildlicher Weise Dreese Pitte, der bei jedem kleinsten Anlaß mit einer Flasche Schnaps aufkreuzt und diese spendiert. Ich glaube nicht, daß seine Frau weiß, wie spendabel er ist! (Tragetasche zum Verstecken)
Wenn es eine Auszeichnung für den jeselligsten und volljefressensten Chor gäbe, dann wäre der MGV Vussem schon längst Meisterchor.
Da wir gerade beim Auszeichnen sind: Ich habe heute abend die große Ehre, eine hübsche Dame aus Eurer Mitte zu ehren, die in den nächsten Wochen, da bin ich sicher, die Herzen der Vussemer Männerwelt im Sturm erobern wird. Zwei Urkunden stehen zur Verleihung an und ich möchte sie jetzt laut vorlesen:

…..Winfneda….

Du mußt entweder äußerst bescheiden oder aber mit Ehrungen dermaßen überhäuft sein, daß Du so wertvolle Urkunden nun schon ein halbes Jahr in Deiner Notenmappe ruhen läßt. Doch da sind sie gut aufgehoben, denn Deine Notenmappe wird ja sehr selten gebraucht, nicht wahr!? (Urkunden)
Friedhelm: Wie mir scheint, bist Du als Beamter bei Deinem Job im öffentlichen Dienst nicht ausgelastet. Oder wie kommst Du dazu, Dir neben Deiner Goggomobilwerkstatt auch noch eine Hühnerfarm an den Hals zu hängen. Wer im Finanzministerium Dienst tut, weiß wahrscheinlich, wie schlecht es um dieses arme Land bestellt ist, und er sorgt für schlechte Zeiten vor, damit er wenigstens immer genug Eier hat. (Vogelfutter)
Anno: Armer Mann, hat sein bestes verloren, Nahschnellweg, schlimmer, als wenn man Willi die Frau klaut. Den Dieb müßte der Blitz beim …… erschlagen. (Fahrradschlüssel)
Peter Virnich: Der ist mein Problem. Das ist so ein braver Mann, immer pünktlich (wenn er da ist), singt nie zu laut, schwaadet nicht in der Gegend rum, und er trinkt auch keinen Schnaps, (wenn es nichts zu schimpfen gibt, gibt es auch kein Geschenk)
Peter Gülden: Ich habe das Gefühl, daß Du, seit Du Rentner bist und wieder im Chor singst, viel weniger Molästen mit Deinen Knochen hast. Da sieht man wieder, wie wichtig es ist, musikalisch begabt zu sein. (Salbe)
Norbert: Du hast Dich in den letzten Jahren zu einem wahren Weltenbummler entwickelt. Ich erwarte von Dir, daß Du bei Deiner nächsten Reise ein paar Kontakte knüpfst, damit der MGV einmal eine Welttournee machen kann. Du könntest ja zum Beispiel mal beim Seifenplatz in Honolulu Deine Beziehungen spielen lassen. Der Chor würde dort sogar im Baströckchen auftreten. Stell Dir vor, was das für eine Werbung wäre. (Landkarte)
Franz: Kannst Du mir eigentlich mal verraten, wann Du Namenstag oder Geburtstag hast. Immer, wenn Dich Deine Kollegen gratulieren wollen, sagst Du: „Och Jonge, dat han ich at lang jehatt!“ (Kalender)
Ich begebe mich jetzt in den Bereich der tiefen Töne!
Arnold Mies: Von Dir würde sich der Heilige Mann wünschen, daß Du noch ein bischen öfter zur Probe kommst, auch, wenn Du Dich nicht so ganz wohl fühlst. Du weißt doch: Singen hält Leib und Seele zusammen (oder vertue ich mich da? Es kann auch essen heißen). (Medizin)
Michel Wielspütz: Du hast Dich in den letzten Jahren zu einem hervorragenden Chronisten entwickelt, der die Ereignisse im MGV für die Nachwelt aufzeichnet. Du solltest Dir aber immer gut überlegen, was Du schreibst, damit spätere Generationen nicht die ganze Wahrheit erfahren, sonst würden die sich noch in hundert Jahren schämen. (Kugelschreiber)
Werner Borker: Werner, Du bist ein guter Sänger, Du bist ein guter Segler, aber Du bist ein verdammt schlechter Heimwerker! Bevor Du Dir noch mehr wertvolle Glieder Deines Astralkörpers verletzt, fragst Du besser Deine Frau Gemahlin um Rat, bevor Du ein Werkzeug in die Hand nimmst! Die weiß darüber bestens Bescheid. (Pflaster)
Bernhard Hoffmann: Jungvermählter Ehemann, der die Freuden der ersten Liebe in vollen Zügen auskostet. (Zeitschrift)
Obwohl Du ja sozusagen noch in den Flitterwochen bist, gehst Du regelmäßig und pünktlich zur Probe. Das ist sehr lobenswert und sollte manch einem in Ehren ergrauten Ehemann als Vorbild dienen, nicht  wahr, Hännes!?
Hans Höller: Wenn Dich demnächst wieder einmal der Schlendrian packt und Du einen Auftritt schwänzen willst, dann rufe ruhig wieder die Frau Deines Dirigenten an. Die wird Dir dann schon sagen, wo’s lang geht, und Du fehlst dann bestimmt nicht. Der ihr Mann, das Döppen, würde ja nur wieder sagen: Jooh, et öss joot. (Telefonbuch)
Apropos Döppen: Wo ist Euer sogenannter Chorleiter eigentlich heute? Der hat wohl geahnt, daß ich hierhin kommen würde und sich heimlich aus dem Staub gemacht. Sieht dem ähnlich. Das ist das sogenannte „Muffensausen“, nicht wahr, Hans Muff!?
Nun aber zum Vorstand dieses wilden Haufens: (Dank für flei0ige Hilfe heute beim Vorbereiten!)
Da wäre zunächst der Notenwart Alfred. Dem möchte ich heute Abend einen Ehrentitel verleihen, und zwar darf er sich ab sofort „Notenwart a. R.“ nennen. Ausgesprochen heißt das: Notenwart auf Reisen. Der Kerl ist ja wirklich andauernd auf Juka. Der Alfred ist ein Mann mit einer wunderbar lauten und deutlichen Sprechstimme, doch seine Singstimme ist so etwa im Bereich „Flüstern bis unhörbar“ anzusiedeln. Mensch, hau doch mal auf die Pauke. (kein Geschenk, Ehrentitel genügt)
2. Kassierer Hans Nellesen: Ich habe vor ein paar Tagen Deinen Enkel kennengelernt. und ich muss sagen: Ganz der Opa! Du kriegst hiermit von mir den Auftrag, dafür zu sorgen, daß der Dominik einmal ein guter Sänger wird. BIoss die Witze, die Du immer auf Lager hast, darfst Du ihm nicht alle erzählen, denn es soll doch ein anständiger Junge werden. (Schnuller)
1. Kassierer Fritz Pütz: Lieber Fritz, Du hast Dich ja nun monatelang ausgeruht. Ich denke, es ist allmählich an der Zeit, daß Du Deinen Dienst wieder antrittst. Da gibt es nämlich jemanden, der auf Deinen Posten als Satzführer im ersten Baß scharf ist. Also, sieh zu, daß Du bald wieder dabei bist.(Kissen)
1. Schriftführer, Bernhard Mießeler: Da habe ich doch nicht übertrieben mit dem Satzführer, nicht wahr? Beim letzten Auftritt bist zu sogar schon in einem nagelneuen Zwirn erschienen. Und Du nimmst Dir sogar schon das Recht heraus, erst dann aufzutauchen, wenn die gewöhnlichen Kollegen bereits zum Singen Aufstellung genommen haben. Und wenn Du dann endlich da bist, schwaadst Du auch noch an einem Stück die Schnüss. So nicht, mein Lieber! (Pflaster für Schnüss)
2. Schriftführer, Bemie Wenderdel: Was bist Du nur für eine müde Socke! Jeder weiß, daß Nikolaus jottweeswatt an de Jäng hat. Und da kann es eben vorkommen, daß ich für meinen Ober-Hans Muff einmal einen Ersatz brauche, wenn der seinen Mumientag hat. Ja, glaubt Ihr, der Kerl wäre als Hans Muff eingesprungen? Flötepiepe! Sagt einfach nein. Dooh han ich kenn Loss vüe. (Rute, jedoch Walli geben)
2. Vorsitzender, Matthias Vogelsberg: Nun zum meistbeschäftigten Mann des Dorfes. Matthias Vogelsberg oder Matthew Birdmountain, wie der Lateiner sagt. Um seine Nebentätigkeiten alle aufzuzählen, müßte ich heute Überstunden machen, und das tue ich nicht, da der Job zu schlecht bezahlt wird. Zu allem Überfluß ist der Knabe jetzt auch noch Prinz geworden. Aber ich warne Dich: Hüte Dich davor, der Jungfrau Winfrieda ans Fell zu wollen! Der Nikolaus sieht alles, und dann gibt es Kasalla. (hat so viele Nebeneinkünfte, daß er kein Geschenk braucht!).
Willi, der erste Vorsitzende: Willi, warum bist Du eigentlich immer so nervös, wenn Du eine Rede hältst. Dein Blatt zittert ja in Deiner Hand, als ob Du ein alter Opa wärst. Zwar wirst Du jetzt auch schon Pensionär, aber heutzutage heißt das ja noch lange nicht, daß man auch schon ein alter Mann ist. Es gehen doch schon immer mehr junge Hüpfer in den sogenannten verdienten Ruhestand. Also, immer die Ruhe bewahren, und, wenn es gar nicht anders geht, einen Schluck von dieser Medizin nehmen, das beruhigt die Nerven. Es ist aber auch nicht verboten, den Inhalt mit Deinen Vorstandskollegen und dem Rest der Welt zu teilen. (Flasche Schnaps)

Schlußwort:

Am Schluß sagte der Nikolaus, daß er nun mit seinem Bericht zu Ende wäre, ihm das Kettengerassel und Gebimmel der Glöckchen auf die Dröht gehe und verabschiedete sich, indem er allen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes Neues Jahr wünschte. Zum Hans Muff sagte er: „Pass op die Schellche op, denn Tillenburgs Hubäet, der Altrüsche, kann die bestemp jot jebruche!“
Im Programm ging es nun weiter. Eine Verlosung stand an. Der Erlös sollte helfen, die stark gebeutelte Kasse wieder etwas aufzubessern. Die gut bestückte Tombola fand auch bald starkes Interesse, so daß fast alle Lose verkauft werden konnten. Der Countdown konnte beginnen. Viele schöne Sachpreise, Reisen und Eintrittskarten für einen Opernbesuch wurden ausgelost, die die glücklichen Gewinner freudig in Empfang nahmen.
Nach dieser aufregenden Verlosung wurde das Abendessen serviert, das allen vortrefflich mundete. Der agile Vorsitzende bedankte sich danach bei Chorleiter Heinz Sistig für seine außerordentlich gute Arbeit und überreichte ein Briefkuvert mit Inhalt. Er brachte nun bei seiner kurzen Rückblende des fast abgelaufenen Jahres u. a. zum Ausdruck, daß die Sbr. Bernhard Mießeler, Michael Wielspütz und er selbst an fast allen Proben und Veranstaltungen teilgenommen hätten. Zum Dank überreichte er diesen Sbr. je eine Flasche Schampus mit dem Hinweis, daß sie diesen guten Tropfen in einer stillen Stunde mit ihren Ehefrauen genießen sollten.
Den Schlusspunkt setzte nun der MGV mit den Liedern

1.         Es ist ein Ros’ entsprungen,
2.         Maria durch den Dornwald ging,
3.         Engel haben Himmelslieder und
4.         Abendfrieden.

Damit wurde die sehr harmonisch verlaufene Weihnachts- und Jahresabschlussfeier unter dem Beifall aller Beteiligten beendet.

Donnerstag, 4. Januar 1996

Jahresrückblick 1995 und Schlagzeilen aus der Weltgeschichte

Liebe Sangesbrüder!
Nun gehört das 103. Vereinsjahr bereits der Vergangenheit an. Angesichts dieser Tatsache muss man sich fragen, war es ein gutes Jahr für den Verein? Wenn ich als Chronist einmal Bilanz ziehen darf, so meine ich: Ja! Wenn auch der Probenbesuch einiger Sänger mangelhaft war.
27 Veranstaltungen, Feiern und Feste, an denen der MGV mitgewirkt hat, habe ich chronologisch festgehalten und damit Sbr. Bernd Wenderdel wieder viel Arbeit aufgehalst, der sich als Herausgeber der Sängerzeitung „Metronom“ viel Mühe macht. Ihm sei von dieser Stelle aus herzlich gedankt. Besonderer Dank gilt aber auch dem Vorstand für seine geleistete Arbeit und Chorleiter Heinz Sistig, der ein wahrer Glücksgriff für unseren Verein geworden ist. Unter seiner Stabführung wurden 38 Proben absolviert. Ein Sbr. verließ den Verein, so daß wir noch 27 Sänger zu verzeichnen haben. Nachwuchs wäre dringend notwendig, aber woher nehmen und nicht stehlen? Erfreulicherweise hatten wir keinen Todesfall zu beklagen.

Liebe Sangesbrüder!
„Jahre lehren mehr als Bücher“, sagt der Volksmund. Er hat Recht. Wir können aus den Annalen und Kassenbüchern unseres MGV eine Menge Zahlen herauslesen, die als Aktiva oder Passiva der vergangenen zwölf Monate schwarz auf weiß festgehalten wurden. Nur schwer herauslesen aber können wir aus diesen Büchern die Leistungen des einzelnen Sängers während dieses Jahres, das nun hinter uns liegt. So möchte ich sagen, daß alle ihr Bestes im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegeben haben, wenn es auch hier und da zu kleinen Problemen oder Ärgernissen gekommen ist. Wir wollen sie vergessen und nach vorne schauen.
„Das vorige Jahr war immer besser!“, sagt ein zweites Sprichwort, über das es sich lohnt nachzudenken. Es ist ein Zitat, das einen gewissen Pessimismus ausdrückt. Lassen wir diesen Pessimismus bei uns aber gar nicht erst aufkommen. Sagen wir lieber optimistisch: „Das vergangene Jahr war gut, aber die kommenden 12 Monate sollen noch erfolgreicher werden!“
Und noch ein drittes Sprichwort gibt es, das ich hier zitieren möchte. Es heißt: „Das Jahr hat ein weites Maul und einen großen Magen!“ Es weist uns darauf hin, das wir uns auf unseren Lorbeeren nicht ausruhen dürfen, daß uns neue Aufgaben erwarten, und daß wir diese Aufgaben bewältigen müssen. Nun gut, liebe Sbr., stopfen wir diesem Jahr das Maul, und füllen wir ihm den Magen. Dazu gehört aber, daß wir die gesteckten Ziele mit mehr Ehrgeiz, Probenbesuch, Disziplin und Pünktlichkeit angehen. Packen wir’s an!!

Damit Ihr einmal einen Überblick vom verflossenen Jahr bekommt, habe ich folgende Statistik aufgestellt, die auch die besonderen Ereignisse in der Weltgeschichte beinhalten:
Highlights aus dem Jahre 1995 und Veranstaltungen des MGV:

Januar
Die Berliner Staatsanwaltschaft erhebt wegen der Todesschüsse Anklage gegen Egon Krenz. Neue Rekordstände beim Hochwasser an Rhein, Main und Mosel. Erdbebenkatastrophe in Japan. 6336 Menschen verlieren ihr Leben. Sa. 14.01.1995 Abendmesse für die lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV mit anschließender Jahreshauptversammlung.
Februar
Erstmals in ihrer Geschichte legt die Bundesanstalt für Arbeit eine gesamtdeutsche Arbeitsmarktstatistik vor: Arbeitslosenquote: 10%. Bundesinnenminister Kanther verbietet die rechtsextreme FDA. Keine besonderen Vorkommnisse.
März
Der Finanzmakler der Londoner Barings-Bank, Nick Leeson, wird auf dem Frankfurter Flughafen festgenommen. Der als „Dagobert“ bekannt gewordene Kaufhauserpresser Arno Funke wird zu sieben Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Bei einem Giftanschlag in der U-Bahn von Tokio sterben 10 Menschen, Tausende werden verletzt. In Kopenhagen wird der amerikanische Neonazi-Führer Gary Lauck verhaftet. Der Fernsehmoderator Hanns-Joachim Friedrichs stirbt 68jährig in Hamburg. Fr. 10.03.1995 Geburtstagsfeier von Sbr. Norbert Wieder (50) im Uffzheim Mechernich. Di. 14.03.1995 Gelungene Überraschung (Matthias Vogelsberg Namenstag, Hans Klinkhammer Geburtstag). Di. 21.03.1995 Chorkonzert der Musikhochschule St. Petersburg „Neue Stimmen Rußlands“ zu Gast in Kall.
April
Berlin und Brandenburg einigen sich auf einen gemeinsamen Staatsvertrag. Der Dollarkurs fällt auf historische Tiefstände. Bei einem Bombenanschlag in Oklahoma City wird ein Bürogebäude völlig zerstört, mehr als 150 Menschen sterben. Trotz zahlreicher Blockaden erreicht der Castor-Transport Gorleben. Di. 04.04.1995 Vereinswirtin Gertrud Gumeny wurde 40 Jahre jung. Sa. 22.04.1995 Geburtstagsfeier von Sbr. Matthias Schmidt (65 Jahre. So. 30.04.1995 Maifeier und -begrüssung in Breitenbenden (17 Uhr) und Vussem (19 Uhr).
Mai
Bei der Stichwahl für das Amt des französischen Staatspräsidenten setzt sich Jacques Chirac gegen Lionel Jospin durch. In Zaire bricht durch das Ebola-Virus eine Epidemie aus. Der flüchtige Immobilienspekulant Jürgen Schneider wird festgenommen. Boxer Henry Maske verteidigt seinen Titel im Halbschwergewicht nur sehr knapp gegen Graciano Rocchigiani. Sa. 06.05.1995 Brautamt für Rüdiger Müller und Sandra Mastiaux in der Pfarrkirche St. Wendelin in Eiserfey um 13.30 Uhr. Do. 25. 05. – 28.05.1995 Betreuungsfahrt des MGV nach Hinterzarten. Di. 30.05.1995 Silberhochzeit Hubert und Bärbel Tillenburg, geb. Michler.
Juni
Der Ölkonzern Shell beugt sich internationalen Protesten; die Ölbohrinsel „Brent Spar“ soll nicht versenkt, sondern an Land verschrottet werden. Borussia Dortmund wird neuer deutscher Fußballmeister. Ein Sommersmoggesetz, das Fahrverbote bei hohen Ozonwerten vorsieht, wird verabschiedet. Christo verhüllt das Reichstagsgebäude in Berlin. Steffi Graf gewinnt das Tennisturnier in Wimbledon. Fr. 09.06.1995 Weltliches Chorkonzert des Sängerkreises Schleiden um 20 Uhr im Cafè „Der Seehof“ Schwammenauel aus Anlaß des 75. Bestehens der „Eifelperle“ Heimbach. Sa. 17.06.1995 Brautamt für Kurt und Stefanie Quednau, geb. Pütz, in der Pfarrkirche St. Margareta in Vussem um 14 Uhr. Fr. 23.06.1995 Festkommers des TSV Feytal (25 Jahre) und 75jähriges Vereinsjubiläum des SV 1920 Vussem. Sa. 24.06.1995 70. Geburtstag von Anno Hein. So. 25.06.1995 Gedenkmesse und Gang zum Ehrenmal anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten des TSV Feytal.
Juli
Serben erobern die UNO-Schutzzone Srebenica. Miguel Indurain gewinnt zum fünften Mal in Folge die „Tour de France“. Steffi Grafs Vater Peter wird wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung verhaftet. So. 09.07.1995 Sommerfest am Missionshaus Vussem. Sa. 22.07.1995 Geburtstagsfeier von Sbr. Peter Gülden (60 Jahre). So. 23.07.1995 Kurkonzert in Heimbach. Di. 25.07.1995 Fröhliches Beisammensein des MGV vor der Sommerpause (bis 29. August).
August
Bei den „Chaos-Tagen“ in Hannover kommt es zu schweren Zusammenstößen zwischen Punkern und Polizei. Mit einer Großkundgebung gedenken Japan und Hiroshima des ersten Atombombenabwurfs vor 50 Jahren. Das sogenannte „Kruzifix-Urteil“ sorgt für zahlreiche Proteste der Bevölkerung. Trotz Protests: Frankreich unternimmt auf dem Mururoa-Atoll Atomwaffentests. Sommerpause
September
Steffi Graf gewinnt das US-Open-Tennisturnier. Astronaut Reinhard Furrer kommt bei einem Flugzeugabsturz in Berlin ums Leben. Das Autonomieabkommen zwischen Israel und Palästina wird unterzeichnet. Keine besonderen Vorkommnisse
Oktober
In Berlin und Düsseldorf finden zentrale Feierlichkeiten zum fünften Jahrestag der deutschen Einheit statt. Entwicklungsbiologin Christiane Nüsslein-Volhard erhält als erste Frau den Nobelpreis für Medizin. Die Angeklagten im Solinger Brandstifterprozess werden zu langjähriger Haft verurteilt. Henry Maske und Michael Schumacher verteidigen ihre Weltmeistertitel. O. J. Simpson wird freigesprochen. Sa. 01.10.1995 Pfarr- und Erntedankfest der Kath. Pfarrgemeinde St. Margareta Vussem / Breitenbenden. Di. 10.10.1995 Geburtstagsfeier von Sbr. Bertram Berners (70 Jahre).
November
Der israelische Regierungschef Jizchak Rabin wird ermordet. Der nigerianische Oppositionelle Ken Saro-Wiwa wird trotz weltweiter Proteste hingerichtet. Bundeskanzler Helmut Kohl besucht die Volksrepublik China. Oskar Lafontaine wird neuer SPD-Vorsitzender. Die Präsidenten Bosniens, Kroatiens und Serbiens einigen sich in Dayton (USA) auf ein umfassendes Friedensabkommen für Bosnien. In Frankreich beginnt ein landesweiter Streik im öffentlichen Dienst. So. 19.11.1995 Volkstrauertag, 9.30 Uhr in Brtbd. und 10.30 Uhr in Vussem.
Dezember
In Paris wird der Friedensvertrag für Bosnien unterzeichnet. Boxer Axel Schulz verliert in einem umstrittenen Kampf gegen Francois Botha und verpasst somit erneut die Chance zum Weltmeistertitel im Schwergewicht. Die Terroristin Monika Weimar wird aus der Haft entlassen und setzt sich nach London ab. So. 03.12.1995 St. Michael-Weihnachtsmarkt in Breitenbenden. So. 10.12.1995 Seniorennachmittag im „Jägerhof“ Breitenbenden. Di. 12.12.1995 Ständchen für Sbr. Fritz Pütz. Sa. 16.12.1995 Weihnachtsfeier im Wohn- und Pflegeheim Sanden in Vussem um 15.30 Uhr. So. 17.12.1995 Weihnachts- und Jahresabschlussfeier des MGV sowie Rückschau der Betreuungsfahrt nach Hinterzarten im Mai 1995.

Allen Sangesbrüdern und ihren Familien wünsche ich ein glückseliges und friedvolles Jahr 1996!

Gez.:Michael Wielspütz

Die Jahre 1994 – 1995

Freitag, 21. Januar 1994

Jahresabschlussfeier

Aus terminlichen Gründen musste die Jahresabschlussfeier, die normalerweise zwischen Weihnachten und Neujahr stattfindet, im neuen Jahr abgehalten werden. Um 19.00 Uhr konnte der Vorsitzende immerhin 20 von 27 Sängern in der ehemaligen Volksschule begrüßen. Er gab bekannt, daß der Chor an 18 Veranstaltungen teilgenommen hat. Drei Sänger, es waren Peter Dreesen, Anno Hein und Michael Wielspütz, hatten alle 35 Proben (einschl. Satzproben) besucht. Als kleine Anerkennung erhielten sie eine Flasche Sekt bzw. Schnaps geschenkt. Der Vorsitzende bedankte sich beim Chorleiter und den Sängern für die geleistete Arbeit im vergangenen Jahr.
Weil Sbr. Bernd Wenderdel am Vortag Geburtstag hatte, sang ihm der Chor zur Ehre den „Deutschen Sängergruß“ und „Was der Tau den Fluren ist“. Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Es gab Schnitzel mit Kartoffelsalat, welcher reichlich garniert war und vortrefflich mundete. Das Essen war gespendet worden von der Fam. Sanden. Dazu gab es Bier vom Fass.
Sbr. Bernhard Mießeler wusste mit seinem Beitrag die Sänger zu begeistern, als es darum ging, daß jemand versuchte, seine Notdurft an seinem Gartenzaun zu verrichten. Sbr. Michael Wielspütz berichtete über seinen ersten Kirchenbesuch, und er hatte mit diesem Vortrag die Lacher auf seiner Seite.
Schade, daß das Bier gegen 24.00 Uhr zur Neige ging. Deshalb musste der gemütliche Abend zwangsläufig und abrupt beendet werden, sehr zum Leidwesen einiger unentwegter Sänger, die anschließend noch in die „Schneidmühle“ einkehrten.

Samstag, 29. Januar 1994

19.00 Uhr Abendmesse für lebende und verstorbene Mitglieder des MGV

Anschließend Jahreshauptversammlung

Die schon zur Tradition gewordene Messfeier vor der J.H.V. zum Gedenken aller lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV, wurde auch diesmal wieder mit einigen Liedvorträgen in folgender Aufstellung bereichert:

Selig sind, die Verfolgung leiden,
aus der Oper „Der Evangelimann“ v. Wilhelm Kienzel  (ein österr. Komponist, Dirigent u. Musikschriftsteller, der von 1857 – 1941 lebte. Nachhaltige Erfolge hatten seine volkstümlichen Opern „Der Evangelimann“ (1895) und  „Der Kuhreigen“ (1911). „Der Evangelimann“ wurde vom Chor am Anfang sehr gemächlich und beim Sustenuto getragen, beim Dolce sanft und am Schluss wieder etwas langsamer werdend, vorgetragen.

Dir singen wir,
ein altrussischer Kirchengesang von Quirin Rische, der feierlich den Zuhörern mit Orgelbegleitung (Anno Hein) vom Chor zu Gehör gebracht wurde.

Dank am Abend,
Text: Ludwig Mohrbacher nach der Melodie „Am kühlenden Morgen“ v. Robert Pracht. Dieses Lied wurde erstmals mit neuem Text andächtig, getragen, breit und kraftvoll, am Schluß langsamer werdend zu Gehör gebracht.

Sancta Maria,
v. Johannes Schweitzer 1831 – 1882.

Als Erstaufführung gelangte dieses Werk mäßig bewegt, gefühlvoll, piano an- und abschwellend zum Vortrag.
Pastor Sobieszczyk, der die Messfeier zelebrierte, bedankte sich am Schluss des Gottesdienstes bei den Sängern für die schönen Liedvorträge. In seiner Predigt hatte er daraufhin gewiesen, daß es leider Gottes heute noch sehr viele Menschen gibt, die an Verfolgung leiden, besonders die Menschen im ehemaligen Jugoslawien.
Es ist noch zu erwähnen, daß unser unvergessener, langjähriger Chorleiter Josef Luxen vor 10 Jahren durch den plötzlichen Tod aus unserer Mitte gerissen wurde. In der Jahresmesse wurde mit Gebeten seiner gedacht und alte Erinnerungen kamen wieder zum Vorschein.

Jahreshauptversammlung:

Nahezu alle Sänger (nur einer fehlte) konnte der Vorsitzende gegen 20.15 Uhr in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ bei der Eröffnung der J.H.V. begrüßen. Sogar vier inaktive Mitglieder waren der schriftlichen Einladung gefolgt. Es waren Margarete Sistig, Hanna Hoffmann, Helmut Fischer und der ehemalige Gastwirt aus dem „Margaretenhof“ Vussem, Werner Anklam.
Zur Totenehrung erhob man sich von den Plätzen und gedachte insbesondere des im letzten Jahr verstorbenen Mitgliedes Bärbel Wielspütz. Erfreulicherweise konnten drei neue Mitglieder in unsere Chorgemeinschaft aufgenommen werden. Es sind dies Bernhard Hoffmann (2. Baß), Philipp Fünfzig und Friedhelm Breuer (beide 2. Tenor).
Wieder einmal verzeichnete der Vorsitzende ein für den Chor erfolgreiches Jahr. Er bedankte sich dafür bei den Sängern und dem Chorleiter, der maßgeblich an diesem Erfolg mitgewirkt hat. Da Sbr. Michael Wielspütz heute Geburtstag hatte, wurde ihm zu Ehren der „Deutsche Sängergruß“ gesungen. Für die Spenden von Heinz Sanden jun., Wolfgang Gumeny und Peter Dederich, die zur Finanzierung der neu angeschafften Jacken beigetragen haben, bedankte sich der Vorsitzende noch einmal herzlich. Großes Lob erhielten die Sänger vom Chorleiter für den gelungenen Vortrag der Choräle in der Abendmesse. In seinen Ausführungen äußerte der Dirigent jedoch die Bitte, zu den Proben pünktlicher und zahlreicher zu erscheinen, dabei intensiv und konzentriert mitzuarbeiten, dann würden wir die künftigen Aufgaben gemeinsam zur Zufriedenheit aller bewältigen.
Der erste Schriftführer gab nun in seinem Tätigkeitsbericht rückblickend die Daten der Veranstaltungen bekannt an der der Chor mitgewirkt hatte. Die Niederschrift von der letzten J.H.V. war wieder vom zweiten Schriftführer Winfried Kreuser abgefasst und vorgelesen worden.
Der Chronist erklärte nun, daß, laut des Inhaltsverzeichnisses der Chronik vom abgelaufenen Geschäftsjahr, 23 Veranstaltungen und Feste aufgezeichnet wären, an denen der Chor teilgenommen hätte, wobei die Maifeier und der Volkstrauertag in Vussem und Breitenbenden je eine Position beinhalte. Anschließend las er einige wahre Begebenheiten zur Gaudi der Versammlungsteilnehmer vor. Die ganzen Aufzeichnungen vom verflossenen Jahr kann man in der von Sbr. Bernd Wenderdel neu erstellten Sängerzeitung „Metronom“ nachlesen, wo auch der Chorleiter in einem Rückblick auf seine 2 1/2 jährige Chorleitertätigkeit mit Ausblick auf das Jahr 1994 aufmerksam macht (Anm. d, Red.: Die Zeitschrift „Metronom“ hat Bernd Wenderdel separat ausgedruckt. Der erwähnte Rück- bzw. Ausblick ist hier noch einmal weiter unten zu finden.).
Im Namen der Kassenprüfer bescheinigte Josef Reinartz dem Kassierer eine einwandfreie Buchführung. Nachdem der Vorstand auf Grund seiner erfolgreichen Arbeit entlastet worden war, wählten die Anwesenden drei Beamte: Bernhard Mießeler, Arnold Mies und Norbert Wieder zu neuen Kassenprüfern. Durch Anheben der rechten Hand taten sie kund, daß sie mit der Wahl einverstanden waren. Gemeinsam erklärten sie aber, daß das Emporheben der Hand sehr anstrengend sei, und man habe nicht gewusst, daß der heutige Abend in ungewohnte Arbeit ausarten würde.
Beabsichtigte Maßnahmen bzw. Termine im 102. Vereinsjahr wurden nun vom Vorsitzenden veröffentlicht. Diese sind:

Sa.16.04.94Volksschülertreffen
Sa.11.06.94Grillfest (das durch eine Wette zwischen M. Vogelsberg und F. Pütz finanziert wird).
Do.16.06.94 20:00 UhrKurkonzert in Gemünd
So.10.07.94 16:00 UhrKurkonzert in Gemünd; Datum für Kurkonzert in Heimbach steht noch nicht fest.
Sa.3.12.94Adventskonzert in Vussem

Nachdem der Kassenwart zähneknirschend eine Runde spendiert hatte, sang man ihm als Dank einen Trinkspruch mit dem Titel „Seht Ihr des Bieres hellen Schein, vor Mitternacht geh’n wir nicht heim“. So konnte der Präsident gegen 21.45 Uhr eine fröhliche J.H.V. schließen.
Rückblick auf 2 1/2 Jahre Chorleitertätigkeit und Ausblick auf das Jahr 1994, von Heinz Sistig.
Im April des Jahres 1991 – zu einer Zeit, in der eben erst die Vorbereitungen auf das ein Jahr später stattfindende 100jährige Vereinsjubiläum begannen – stand der MGV Vussem wieder einmal vor dem Problem, keinen Chorleiter zu haben. So, wie es in den Monaten zuvor des Öfteren angeklungen war, wurde ich nun offiziell vom Vereinsvorstand gefragt, ob ich bereit sei, den Verein musikalisch zu leiten. Nachdem ich mich lange gegen die Übernahme dieser Verantwortung gewehrt hatte, da ich mich einer solchen Aufgabe nicht gewachsen fühlte, ging es jetzt ganz eindeutig darum, den Verein „am Leben zu erhalten“ und nicht das 100jährige Jubiläum ausfallen zu lassen. Also sagte ich dem Vorstand, daß ich es versuchen wolle und erhielt die Zusicherung, daß die Sänger mich tatkräftig unterstützen und engagiert mitarbeiten würden.
Es folgte ein Jahr der intensiven Vorbereitung auf das bevorstehende Fest, für das ein umfangreiches Programm zu erarbeiten war. Wenn auch die Zeit nur knapp war, so wollten wir doch den Gästen ein gutes und ansprechendes Musik- und Gesangsprogramm bieten. Hinzu kamen noch eine ganze Reihe von Auftritten zu den unterschiedlichsten Anlässen während des Jahres 1991, für die zusätzlich geprobt werden musste.
Während der Vorstand sich intensiv um die Vorbereitung und Organisation des Festes kümmerte, war es meine Aufgabe in erster Linie, das musikalische Programm zu erarbeiten und Gastmusiker zu verpflichten. Rückblickend kann ich sagen, daß die Mühe und der Einsatz jedes einzelnen sich gelohnt haben, denn es wurde ein sehr schönes Fest. Wenn uns der eine oder andere kleine Schnitzer unterlief, so ist das, so denke ich, akzeptabel, da
a) mit einem neuen, nicht geschulten Chorleiter ein solches Programm zu absolvieren, die Nerven der Aktiven sicherlich mehr belastet, als wenn ein erfahrener Dirigent die Sache leitet;
b) die Programmauswahl ein für unsere Verhältnisse schon recht hohes Niveau hatte, bei einer relativ kurzen Vorbereitungszeit;
c)  die äußeren Umstände am Konzertabend zusätzlich die Psyche belasteten (Unwetter, Wolkenbruch, Feuerwehreinsatz genau im Zeitpunkt des Konzertbeginns).
Denkwürdig war für mich nur, daß Schwächen in erster Linie bei einigen als einfach zu bezeichnenden Gesangvorträgen auftraten (Seemannslieder), während die schwierigeren Stücke insgesamt besser klappten.
In den auf das Fest folgenden Monaten warteten neue Aufgaben auf uns, so z.B. ein Kurkonzert im Kurpark Heimbach, ein Festkommers und diverse Ständchen und kleinere Auftritte. Außerdem unternahmen wir eine mehrtägige Reise nach Steinegg in Südtirol, die allen Mitgereisten sehr gut gefallen hat und das „Wir-Gefühl“ im Chor gestärkt hat.

Fazit: Das Jahr 1992 war nach meiner Meinung ein erfolgreiches Jahr, das alle Mühen, die Vorstand und Sänger auf sich genommen haben, wert gewesen ist.

Auch in 1993, dem 101. Jahr der Vereinsgeschichte, warteten umfangreiche Aufgaben auf Sänger und Chorleiter, da wir zu vielerlei Veranstaltungen die Einladung erhielten, singend daran teilzunehmen. Es bestand also keinerlei Anlaß, was Probenarbeit und Engagement betraf, auf die Bremse zu treten. Schon früh zu Beginn des Jahres stand eine größere Anzahl von Terminen fest, die sich übers Jahr verteilten und bis in den Herbst hinein reichten. Beispiele: Festkommers Karnevalsverein Breitenbenden (Januar), Gesang im Gottesdienst (Februar), Liederabend in Ellenz/Mosel (April), Sommerfest im Missionshaus Vussem (Juni), Festkommers und Freundschaftssingen in Pesch sowie Freundschaftssingen in Gemünd (September), Freundschaftssingen in Kall (Oktober), Gutachtersingen in Gemünd (November). Leider musste ich die Erfahrung machen, daß so allmählich bei einigen Sängern die Einsatzbereitschaft für den Verein zwar nicht schwand, jedoch merklich nachließ, sowohl was Probenbesuch als auch Auftritte anging.
Wir waren zwar – bis auf eine Ausnahme, wo die Probe „mangels Masse“ ausfallen musste – immer in der Lage, zu proben oder aufzutreten, doch relativ schwach besetzte Proben führten dazu, daß die Einstudierung eines neuen Gesangstückes oder die Auffrischung älterer Literatur, die den in jüngerer Zeit hinzugekommenen Sängern auch neu war, zu viel Zeit in Anspruch nahm, und wir deshalb nicht so recht voran kamen. Bei einigen Auftritten war mir dann auch vor dem Erfolg bange, wenn ich kurzfristig erfahren musste, wer alles nicht dabei sein würde; und ich muss leider sagen, daß das Freundschaftssingen in Kall, wo drei Lieder zum Vortrag kamen, ganz und gar nicht zu meiner Zufriedenheit ausgefallen ist. Ein Auftritt muss nicht erst „in die Hose gehen“, d.h., daß ein Lied total danebengeht und vielleicht sogar abgebrochen werden muss (was bei uns nicht der Fall war), um Publikum, Sänger und Chorleiter zu enttäuschen. Auch ein Vortrag, den man zwar über die Runden bringt, der aber mehr schlecht als recht absolviert wird, kann nicht unser Ziel sein; ist zumindest nicht das, was ich mir unter guter Chorarbeit vorstelle.
Vereinzelt wurde mir von Sängern vorgeschlagen, zu diesem Thema einmal ein paar deutliche Worte zu sagen. Dies möchte ich jedoch aus mehreren Gründen nicht tun. Zum einen vergesse ich nicht, daß für jeden einzelnen im Chor die Mitwirkung eine Form der Freizeitgestaltung ist, also nicht die Hauptaufgabe sein kann. Jeder muss für sich persönlich entscheiden, wieviel Zeit er hierfür aufzuwenden bereit ist. Daß die „Brechstangenmethode“ eines Chorleiters letztendlich dem gesamten Chor schadet und die – bei uns zum Glück wieder vorhandene – Harmonie als Voraussetzung für erfolgreiches Singen stört, habe ich in langen Jahren als Sänger gelernt. Es ist mir auch klar, daß ein großer Teil der Sänger weitere Verpflichtungen in anderen Vereinen hat, wie es im kulturellen Leben eines kleinen Ortes nun mal nicht anders geht. Ich habe Verständnis dafür. Unser Nachteil gegenüber größeren Chören mit mehr als 30 bis 40 Sängern ist, daß die Untergrenze der Sängerzahl sehr schnell erreicht ist, bei der man nicht mehr auftreten oder in Proben sinnvoll arbeiten kann. Ich kann nur appellieren, wenigstens nicht aus reiner Bequemlichkeit den Proben und Auftritten fernzubleiben.
Die Aufgabe, die ich mir deshalb stelle, ist die, für jeden einzelnen das Mitwirken im Chor interessant zu gestalten und so eine mangelhafte Beteiligung wegen fehlender Motivation oder Unlust zu vermeiden. Ich meine damit nicht nur Auftritte, sondern in gleichem Maße auch die Proben. Vielleicht gelingt mir das nicht so recht, weil ich kein Mann vom Fach bin und die Sache nicht so gestalte, daß ein jeder mit Begeisterung dabei ist. Anregungen aus dem Kreis der Mitglieder, was ich in dieser Hinsicht besser oder anders machen sollte, sind durchaus angebracht.
Eine Lehre, die ich aus dem diesjährigen Wertungssingen gezogen habe, ist die, nicht unbedingt mit sehr anspruchsvoller Chorliteratur in die Öffentlichkeit zu gehen, in die wir sehr viel Zeit investieren müssen  und damit doch nur mäßigen Erfolg haben, sondern eher leichtere Chorwerke zu singen, die dann aber um so besser vorgebracht werden und dem Geschmack des jeweiligen Publikums (und auch der Sänger!) mehr entsprechen. Unter diesem Leitgedanken plane ich das musikalische Programm für 1994.
Wie in der letzten Vorstandssitzung besprochen wurde, ist für das kommende Jahr vorgesehen, neben Auftritten außerhalb unseres Ortes – ein oder mehrere Kurkonzert(e) – und den alljährlich wiederkehrenden Auftritten (Ständchen etc.) ein Konzert in der Vorweihnachtszeit in Vussem zu veranstalten, das mit weihnachtlichem Gesang enden soll, jedoch auch zum großen Teil andere Literatur im Programm hat . Es ist mein Wunsch, eine größere Anzahl neuer Stücke, die mir zum Teil schon konkret vorschweben, schon ab Beginn des Jahres einzustudieren, so daß wir nicht in Zeitnot kommen. Sicher ist es dabei sinnvoll und auch im Interesse der Sänger, verstärkt Satzproben durchzuführen, um „Leerlaufzeiten“ für die einzelnen Stimmen während der Tutti-Proben auf ein Minimum zu reduzieren und ein intensiveres Einstudieren zu ermöglichen.
Für die Probenarbeit im allgemeinen wünsche ich mir, daß die Konzentration auf den Gesang stärker ist als in der jüngeren Vergangenheit und ich weniger „gegen die Wand“ rede. Wenn ich zu den Stücken oder einzelnen Passagen meine Vorstellungen äußere, sollten diese nicht ungehört oder unbeachtet bleiben, sondern auch von den Sängern in die Tat umgesetzt werden. An anderer Stelle habe ich zwar schon meine fehlende gesangliche Ausbildung erwähnt; doch ich bin nun einmal von den Mitgliedern zum Chorleiter berufen worden und möchte deshalb meine Aufgabe so gut wie möglich erfüllen. Das setzt voraus, daß die Gestaltung der Stücke nach meinen Vorstellungen erfolgt, denn viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Und nur dazusitzen und so vor sich hin zu singen, ohne ein Stück zu verstehen oder seinen Charakter zum Ausdruck bringen zu wollen, ist nicht Sinn des Gesanges und führt nicht zum gewünschten Erfolg.
Zum Schluß möchte ich deshalb die Bitte äußern, zu den Proben pünktlich zu erscheinen und zwei Stunden lang intensiv und konzentriert mitzuarbeiten, dann werden wir die kommenden Aufgaben zur Zufriedenheit aller bewältigen und durch gute Leistungen vielleicht den einen oder anderen jüngeren Menschen zum Mitmachen veranlassen. Und daß Nachwuchs für unseren Verein sehr wichtig und dringen erforderlich ist, dürfte wohl jedem einzelnen bewußt sein.
In diesem Sinne und voller Zuversicht wünsche ich uns allen ein erfolgreiches Jahr 1994, und daß an seinem Ende jeder von uns bei bester Gesundheit in unserem kleinen, aber feinen Chor dabei ist.

Dienstag, 8. Februar 1994

Geburtstagsfeier von Helmut Fischer (70 Jahre).

Aus gegebenem Anlaß hatte der Jubilar Helmut Fischer es sich nicht nehmen lassen, die Sänger des MGV nachträglich zu seinem 70. Geburtstag in den Probenraum der ehemaligen Volksschule zu einem Umtrunk mit „Hämmchenessen“ einzuladen. Der Jubilar wurde am 20.01.1924 in Siegburg geboren.
Zunächst aber möchte ich nach einem Informationsgespräch (Interview), das ich mit dem Geburtstagskind geführt habe, einen kleinen Ausschnitt aus seinem bewegten Lebenslauf wiedergeben, denn ein langer Irrweg führte Helmut schließlich und endlich nach Vussem.

Biographie Helmut Fischer:
Im Januar 1945 suchte, zusätzlich neben den schon einquartierten Soldaten, eine von St. Vith herkommende und von der Ardennenoffensive zurück flüchtende Fallschirmjägereinheit Unterkunft im Dorf. Darunter war auch Helmut Fischer, der bei der Familie Theodor Herrmanns in der Mühlengasse (jetzt Keilbergweg) Quartier beziehen wollte. Hier lernte er u. a. die ältere Tochter des Hauses, Klara, seine spätere Ehefrau, kennen, die aber zunächst nichts von ihm wissen wollte. Sie sagte: „Er habe hier nichts zu befehlen, er solle weiterziehen und sich eine andere Herberge suchen“. Aber Helmut, der gerade 21 Jahre alt geworden war, blieb hartnäckig und zog ein, denn die schwarzhaarige Klara hatte es ihm angetan. Mit dem Hausherrn und späterem Schwiegervater verstand er sich auf Anhieb. Aber bis zur Hochzeit sollte es noch vier Jahre dauern. Helmut musste mit seiner Einheit weiterziehen, weil die Westfront immer näher rückte. Beim Abschied sagte er: „Mädchen, ich komme wieder.“ Das war 3 Monate vor der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht.
Zur Erinnerung: Die erfolglose Ardennenoffensive führte der Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber West, General Rundstedt, deshalb auch Rundstedt-Offensive genannt. Wenige Wochen später geriet Helmut in amerikanische Kriegsgefangenschaft und kam in eines der berüchtigsten Gefangenenlager bei Andernach. Von der sogenannten „Hungerwiese“ gelangte er in französische Gefangenschaft. Hier lernte er mehrere Lager in der Bretagne von innen und außen kennen. Zum Schluss seiner Odyssee wurde er in Brest einer Bauernfamilie zugeteilt und in der Landwirtschaft beschäftigt.
Am 6. März 1945 erhielt Vussem starken Artilleriebeschuss. Viele Häuser wurden beschädigt. Nach dem Beschuss zogen die Amerikaner ein und nahmen Quartier. Im Kloster richteten sie die Kommandantur ein. Für Vussem war damit der Krieg zu Ende. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Deutsche Wehrmacht bedingungslos. Die gesamte Eifel unterstand der amerikanischen Militärverwaltung. Entsprechend den Beschlüssen der Konferenz von Jalta wurde Deutschland in vier Besatzungszonen eingeteilt. Das Gebiet der Nordeifel kam zur britischen Zone. Im Juni 1945 hielten die neuen Machthaber ihren Einzug. Für Vussem war die Kommandantur in Mechernich. Als Hauptaufgabe galt es zunächst die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Die Ausgangsbeschränkungen wurden eingeführt. Für Helmut war der Krieg noch lange nicht zu Ende. Gut 3 Jahre sollte es noch dauern, bis er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde.
Wenige Tage nach seiner Entlassung am 2. Oktober 1948 kam der ehemalige Quartiernehmer wieder nach Vussem zurück, und die Wiedersehensfreude war sehr groß. Er hatte somit Wort gehalten. Bereits 1949 heiratete er seine Klara, die ihm nach und nach vier Kinder schenkte. Die Kenntnisse, die er sich in der Gefangenschaft erworben hatte, konnte er nun umsetzen, da er in der Ackerschaft seiner Schwiegereltern tätig wurde. Mit dem legendären Ochsen „Winnes“ bearbeitete er die Felder. Weil es ihm aber nicht schnell genug ging, denn „Winnes“ konnte sehr stur sein, spannte er seinen VW vor die landwirtschaftlichen Geräte.
Ab 1950 baute er als Versicherungskaufmann eine Vertretung der „Allianz“ auf, die letztendlich in einer „General-Agentur“ gipfelte.
Schon im Januar 1952 trat er der Chorgemeinschaft des MGV bei. Dort sang er die 2. Tenorstimme. 1956 wurde er zum Schriftführer gewählt. Dieses Amt bekleidete er bis Ende des Jahres 1961. Dann zwang ihn sein Beruf, den er vorwiegend abends ausführen musste, die aktive Gesangstätigkeit aufzugeben. Er blieb aber dem MGV als inaktives und förderndes Mitglied bis zum heutigen Tag aufs engste verbunden. Bei der 100jährigen Gründungsfeier erhielt er für seine 40jährige Mitgliedschaft als Dank eine Urkunde überreicht.

Geburtstagsfeier:
Zum Auftakt der Geburtstagsfeier hatte der Chor dem Jubilar mit den Liedern

1.         Deutscher Sängergruß,
2.         Im Abendrot,
3.         Das Elternhaus und
4.         Dank am Abend,
sichtbar viel Freude bereitet.

Der Vorsitzende gratulierte mit einem Blumengebinde im Namen der Sänger. Das Geburtstagskind war sehr gerührt, als er sich für das Geschenk, die Glückwünsche und die schönen Liedvorträge bedankte. Nun wurden die leckeren Hämmchen mit Sauerkraut und Kartoffelpüree serviert, die Hans Klinkhammer organisiert hatte. Bald stellte sich heraus, daß die großen Portionen für manchen Sänger zu üppig waren. Mit kühlem Bier vom Fass wurde kräftig nachgespült.

Zur vorgerückten Stunde gab Sbr. Arnold Mies bei einer Diskussion folgenden ominösen Spruch zum Besten, den ich Euch nicht vorenthalten will: „Die voluminöse Expansion eines subterranen Agrarproduktes verhält sich reziprok zur intellektuellen Kapazität seiner Kultivatoren“. – Alles klar? -Ich habe versucht, ihn zu lösen: „Die inhaltlich große (voluminöse) Ausdehnung (Expansion) eines unterirdischen (subterranen) landwirtschaftlichen Erzeugnisses (Agrarproduktes) verhält sich umgekehrt (reziprok) zur verstandesmäßigen (intellektuellen) Leistungsfähigkeit (Kapazität) seiner Anbauer (Kultivatoren)“.
Anm. d. Red.: Auf deutsch: „Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln!“.

So gegen Mitternacht ging ein schöner Abend zu Ende, an den man sich noch lange erinnern wird.

Dienstag, 15. März 1994

Geburtstagsfeier vom Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen (66 Jahre) und Sbr. Norbert Wieder (49)

Einstand von Sbr. Friedhelm Breuer

Heute begann die Gesangsprobe bereits um 19.00 Uhr, damit noch genügend Zeit blieb, den Einstand von „Newman“ Friedhelm Breuer und den Geburtstag vom Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen, der am 03.03.94  66 Jahre alt geworden war, zu feiern.

Biographie von Peter Dreesen:
Das Geburtstagskind wurde im Jahre 1928 geboren, in jener Zeit, als Papst Pius XI. in Rom residierte, Generalfeldmarschall Paul Hindenburg Reichspräsident, Graf von Spee Landrat, Dr. Felix Gerhardus Bürgermeister von Mechernich, der Land- und Gastwirt Franz Schneider Gemeindevorsteher, Pater Lotter Rektor der Pfarrgemeinde und der Lehrer Julius Hody Dirigent beim MGV 1892 Vussem waren.
Seine Jugendzeit kann man alles andere als rosig bezeichnen. Sie war geprägt von Arbeitslosigkeit, Krieg und Armut. So mußte er vor und nach der Schule in der Landwirtschaft seiner Eltern mit anpacken. Da war es nicht verwunderlich, daß er manchmal vor Übermüdung in der Schule einschlief. Mit 15 Jahren wurde er zum Notdienst verpflichtet. Zunächst wurde er zum Schanzen nach Hollerath und Udenbreth beordert. Von hier gelangte er in den Hürtgenwald, fern der Heimat. Alsbald packte ihn das Heimweh so sehr, daß er mehrmals ausriß und sich versteckte. Aber immer wieder wurde er aufgegriffen, was seine Situation nur noch verschlimmerte. Am 2. Februar 1945 warfen feindliche Flugzeuge etwa 20 Bomben über Vussem ab, die Schäden an den Häusern, der Kirche und dem Kloster anrichteten. Ferner gab es Beschuß aus den Bordwaffen der Tiefflieger, wodurch eine Tote zu beklagen war. Peter Dreesen, der mit seinem Kameraden Matthias Klein vor seinem Elternhaus stand, erhielt leichte Beinverletzungen. Der Nachbarsjunge aber mußte mit einem lebensgefährlichem Lungensteckschuß in das Lazarett, das im Kloster eingerichtet war, eingeliefert werden. Zum Glück hatte Peter Dreesen dieselbe Blutgruppe wie sein schwerverletzter Kumpel. So rettete er ihm durch seine Blutspende das Leben.
Bei der hiesigen Maschinenfabrik Peter Girards erhielt er eine Lehrstelle als Dreher. Diesen Beruf übte er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1991 aus. Bei der Wiedereröffnung des MGV nach dem Kriege im Jahre 1950 trat er dem Chor bei. 1956 wurde er zum Vorsitzenden gewählt. Dieses Amt bekleidete er 33 Jahre lang. Am 06.02.1993 wurde er einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Lieber Peter!

Udo Jürgens hat einmal ein Lied komponiert und auch gesungen mit folgendem Text:

Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an.
Mit 66 Jahren, da hast Du Spaß daran.
Mit 66 Jahren, da bist Du voll im Schuss.
Mit 66 Jahren, da ist lange noch nicht Schluss!

Ich hoffe, daß das alles bei Dir zutrifft, und Du uns noch lange erhalten bleibst. Herzlichen Glückwunsch auch von dieser Stelle aus.

PROST PETER!
MIT DIR TRINK ICH AM LIEBSTEN!

Mit einem 20-Liter-Fäßchen Bier wartete der Ehrenvorsitzende auf, das im Laufe des Abends getrunken wurde. Zunächst aber hatten ein paar Sangesbrüder, darunter auch der Chronist, die Anfangszeit der vorverlegten Chorprobe total verschlafen bzw. vergessen. Sie waren fürbass erstaunt, als sie den Probenraum betraten, daß die Sänger schon konzentriert bei der Sache waren. So wurde bis 20.30 Uhr intensiv für die anstehenden Termine geprobt, um dann mit den Feierlichkeiten zu beginnen. Da Sbr. Norbert Wieder am 10.03.94  49 Jahre alt geworden war, wurde ihm im Nachhinein als Geburtstagsständchen der „Deutsche Sängergruß“ gesungen. Er bedankte sich dafür mit einer Flasche Weinbrand, die von den Sängern auf sein Wohl geleert wurde.
Zum Einstand hatte Friedhelm Breuer eine leckere Gulaschsuppe spendiert, die nun von Sbr. Hans Klinkhammer serviert wurde. Sbr. Friedhelm Breuer, der schon im Chor von Kalenberg gesungen hatte, also musikalisch vorbelastet ist, war 1976 schon einmal beim MGV vorstellig geworden. Wir wollen nun hoffen, daß er sich in unserer Chorgemeinschaft wohlfühlt, und zur Verstärkung des Chores beiträgt. Als Nachtisch gab es noch köstlichen Pudding. Um denselben entstand eine große Rangelei. Niemand wollte dem Ehrenvorsitzenden etwas abgeben. Dieser hatte aus Versehen keinen Puddingteller erhalten, deshalb bemächtigte er sich der noch halbvollen Schüssel und leerte diese genussvoll mit einem großen Löffel bis auf den Grund. Auch die restlichen Brötchen sackte er ein, um damit seine Pferde zu füttern. Die anderen Pferdebesitzer erblassten vor Neid, sie hatten das Nachsehen. Sbr. Hans Klinkhammer wollte dem Ehrenvorsitzenden nun auch noch die restliche Gulaschsuppe reichen. Aber da dieser schon fast aus allen Nähten platzte, lehnte er dankend ab.
Es wurde nun viel aus der Jugendzeit geplaudert. Erlebnisse aus der Hitlerjugend wurden wieder wach. Man erinnerte sich an die schmucke Uniform, die gerne getragen wurde, und auf die man sehr stolz war. Auch vom Pfadfindertum wurde berichtet. Bei diesen Erinnerungen fiel immer wieder der Name „Müffeljupp“. Ihm soll es jedes Mal gelungen sein, beim Zelten seine Eidgenossen zu vergraulen, weil er seine Blähungen nicht im Zaume halten konnte oder wollte. Fluchtartig verließ man das Zelt, um im Freien zu übernachten, sonst wäre man an Gasvergiftung umgekommen.
Auch wurde aus der Kindheit erzählt, als man zur 1. Hlg. Kommunion geladen war. Das war in der Tat in den Kriegsjahren für einige Sangesbrüder ein erbärmlicher Zustand, weil man nichts richtiges anzuziehen, geschweige denn genug zu essen hatte. So war es zu dieser Zeit allerorts üblich, daß auch die Jungen zur kurzen Hose, lange Strümpfe mit Strapsen trugen, die am sogenannten Leibchen befestigt wurden. Dabei blieben an den Oberschenkeln immer Stellen frei, die im Winter mit „Schrüngden“ (Hautirritationen) übersät waren. Ebenso die Hände, die nicht vor der Kälte geschützt waren, wiesen entzündete Risse auf, die sehr schmerzten. Auch das Schuhwerk ließ zu wünschen übrig. Sbr. Bernhard Mießeler konnte sich noch gut daran erinnern, daß er als Kind Schuhgröße 43 getragen hat. Die Füße wurden einfach noch zusätzlich zu den Strümpfen mit Fußlappen umwickelt und die Schuhe mit Papier ausgestopft. Aber zu seiner Kommunionfeier konnte er sich glücklich schätzen, einen neuen „Bleile“-Anzug zu besitzen. Die Hose wurde mehrmals umgeschlagen, weil sie viel zu lang war. Deshalb aber konnte er sie noch tragen, als er die Lehrstelle bei der Deutschen Bundesbahn antrat. Sbr. Fritz Pütz erhielt bei seiner Erstkommunion vorher noch Prügel, weil er seinen neuen Anzug beschmutzt hatte. Zusammengerechnet bekam er von den Festgästen 82,50 Reichsmark geschenkt, die er nach den Festlichkeiten wieder an die Eltern abgeben musste. Der Chronist wusste zu berichten, daß er zu seinem „schönsten Tag im Leben“, der zugleich auch einer der „Traurigsten“ war, 6 Eier von seiner Patin und von einer Tante 3 Salzheringe zu seinem Fest erhielt. Geschenke gab es keine, weil man einfach kein Geld dafür hatte. Man konnte froh sein, daß man in dieser furchtbaren Zeit überhaupt überlebte. Seine Kommunionsfeier fand zu einer außergewöhnlichen Jahreszeit statt. Es war Silvester, der 31.12.1944 (Ende dieses Jahres jährt sich dieses einmalige Ereignis zum 50. Male). Weil die Westfront immer näher rückte, legte der damalige Rektor, Pater Alfons Schmitz (unter seiner Regie entstand 1941 unsere Kirche), den Eltern, bzw. den Müttern, die Väter waren zum größten Teil im Krieg, nahe, ihre Kinder, die noch nicht einmal schreiben und lesen konnten, zum Tisch des Herrn gehen zu lassen. Wörtlich sagte er: „Man weiß nicht, was noch alles geschehen wird und was auf uns zukommt“. Zu diesem Zeitpunkt war Vater Alex (langjähriger Kassierer des MGV) bereits zwei Jahre in russischer Gefangenschaft, aus der er erst Ende Oktober 1946 in einem bedenklichen Zustand entlassen wurde.
Nun wechselte man das Thema, und die Zeit des „Meßdienens“ wurde erörtert. Bis heute ist es rätselhaft geblieben, warum sich die Vussemer und Breitenbendener Jugend bzw. Meßdiener nicht vertrugen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wurde grundlos aufeinander losgedroschen. Ja sogar mit Steinen, Pfeil und Bogen, Schleudern und Lanzen wurde gekämpft. Dabei entstand so manche Beule und Wunde. Die jeweiligen Pfarrer und Lehrer waren trotz Strafandrohung und Ermahnungen machtlos. Sogar auf dem Feybach, der zwischen Vussem und Breitenbenden teilweise künstlich aufgestaut war, entstanden regelrechte Schlachten. Dazu benutzte man Boote, die aus leeren Flugzeugtanks (Benzintanks) gebastelt waren. Diese Boote, die sehr begehrt waren, wurden sich gegenseitig abspenstig gemacht. Gott sei Dank hat sich dieser anormale Zustand zum Guten gewendet. Heute ist der MGV froh, daß er mittlerweile fünf treue Breitenbendener Sänger in seinen Reihen hat.
Bei diesen Schwänken und Erzählungen aus der Jugendzeit verrann der Abend wie im Fluge. Da auch das Bier zur Neige gegangen war, und niemand mehr für Nachschub sorgte, trat man vergnügt den Heimweg an.

Nachtrag:
Am anderen Tag, nach dem morgendlichen Toilettengang, brannte bei einigen Sangesbrüdern ganz schön die Rosette, weil sie zu viel von der scharf gewürzten Gulaschsuppe genossen hatten. Durch Sitzbäder mussten sie sich Linderung verschaffen.

Samstag, 16. April 1994

Volksschülertreffen

Der Heimat- und Geschichtsverein hatte die Schüler und Schülerinnen der Einschulungsjahrgänge 1932 bis 1967 zu einer großen Wiedersehensfeier eingeladen.

270 ehemalige Volksschüler hatten die Organisatoren angeschrieben. Anschließend begann in der festlich geschmückten Turnhalle der große Run auf das Kuchenbuffet. Probleme mit der Platzwahl gab es keine, weil die Verantwortlichen dieses Treffen generalstabsmäßig vorbereitet hatten. Auf den eingedeckten Tischen standen Platzhalter mit den Jahreszahlen der jeweiligen Einschulungsjahrgänge. Der MGV Vussem wartete nun mit drei Liedern auf:

1.         Grüße an die Heimat
2.         Ergo bibamus und
3.         Wo’s Dörflein traut zu Ende geht,

die unter dem Dirigat von Chorleiter Heinz Sistig zum Vortrag gelangten. Da sich viele was zu erzählen hatten, war es beim Vortrag der Lieder sehr unruhig.
Zwischendurch hatte der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, Peter Dreesen, die Gäste begrüßt und willkommen geheißen. Gleichzeitig bedankte er sich bei den Organisatoren. Ohne sie hätte diese Großveranstaltung nicht stattfinden können. Der Heimatforscher Albert Velser erinnerte noch einmal daran, daß das Klassentreffen 1986 eine große Resonanz gefunden hatte, zu dem alle Entlassungsjahrgänge von 1946 – 1966 eingeladen waren. Dies wäre auch u. a. mit einer der Anlässe gewesen, die Teilnehmerjahrgänge zu vergrößern. Leider seien aber diejenigen nicht erschienen, die zuvor so große Töne gespuckt und Sprüche geklopft hätten. A. Velser hatte auch wieder alte Klassenfotos zusammengetragen, die an Stellwänden bewundert werden konnten.
Beim Kaffeeklatsch wurden die Ex-Schüler von der Flötengruppe „Feybach-Finken“ bestens unterhalten. Auch die Kinder leisteten zum Gelingen des Festes ihren Beitrag. Verkleidet als Oma und Opa tanzten sie auf der Bühne einen Reigen, der von Resel Feyen (geb. Hein) einstudiert worden war. Dazu trug jeder auf einem Pappschild einen Namen, der in der vergangenen Zeit „in“ war. So z. B. : Nieß, Trien, Dröck, Bärb, Draut, Uerschel usw. Auch ein Sketch wurde mit dem Vorsitzenden aufgeführt.

Alte Straßennamen wurden erwähnt, und die zur damaligen Zeit geläufigen Familiennamen gelangten wieder ins Bewusstsein zur Gaudi der Zuhörer, die da lauteten:

Hadewäs, Liesbädde, Döhse, Schmale, Scheffes, Dollefesse, Paulinze, Floße, Piefestöchel, Bennewitze, a Tillesch und so fort. Albert Hein brachte mit seinem Beitrag die alte Margaretenkapelle in Erinnerung, die oftmals vom Zerfall bedroht war, aber durch Geldspenden der Ortsbewohner immer wieder renoviert werden konnte. Dafür sorgten zum größten Teil die sogenannten „Kapelleköpp“. Marie-Sibill Weimbs (geb. Hein) bekam für ihren humorvollen Vortrag, in dem sie die Schulzeit von „früher“ und „heute“ verglich, viel Applaus. Hans Klinkhammers Film über vergangene „Seniorentage“ war der Höhepunkt des gemütlichen Abends. Hier floss verstohlen so manches Tränchen, als einige ihre verstorbenen Eltern, Geschwister, Verwandte oder Freunde wiedersahen. Beim anschließenden kalten Buffet, das Hans Klinkhammer wieder in hervorragender Weise organisiert hatte, wurde noch so manche Erinnerung aus der Schulzeit ausgetauscht. Hauptgegenstand der Gespräche waren Fragen nach der Familie und dem Beruf. Sie wurden ausführlich beantwortet. Einige hatten sich seit der Schulzeit nicht mehr gesehen. Zum Beispiel Christa Spänig (geb. Fuhrmann), deren Vater Betriebsleiter bei der Fa. P. Girards gewesen war, zog 1949 mit ihren Eltern und Geschwistern von Vussem fort. Seitdem hatte sie ihre Klassenkameraden nicht mehr gesehen. Dennoch konnte sie auf Anhieb (nach 45 Jahren) einige Mitschüler wiedererkennen. Sie wusste sogar noch, bei wem sie immer abgeschrieben hatte. Die Wiedersehensfreude war sehr groß, und deshalb beschloss man, das anstehende „Goldene Kommunionsfest“ am 31. Dezember 1994 gemeinsam zu feiern (Einschulungsjahrgang 1944).

Die Lokalpresse berichtete wie folgt:

Über 150 Ehemalige kamen nach Vussem

Erinnerungen an die Schülerzeit

nmi Vussem. „Weißt du noch“, und schon waren die rund 150 ehemaligen Schüler, die sich am Samstag in der Turnhalle in Vussem versammelt hatten, mitten drin in den Erinnerungen an ihre Schulzeit. Damals, als es noch die Volksschule gab, als bis zu 60 Kinder in einem Raum vom gestrengen Dorfschullehrer im Rechnen, Schreiben und Lesen unterrichtet wurden.

„Alle acht Jahrgänge auf einmal“, erinnert sich Albert Velser, einer der Organisatoren des Ehemaligen-Treffs.
Bereits 1986 hatte der Heimat- und Geschichtsverein ein Treffen durchgeführt, zu dem alle Entlassjahrgänge von 1946 bis 1966 eingeladen worden waren. Die Aktion fand eine so großes Echo, daß die Organisatoren zusammen mit dem Vorsitzenden des Heimatvereins, Peter Dreesen, nochmals solch ein Treffen anlegten. 230 Einladungen wurden verschickt Über 150 ehemalige Volksschüler nahmen an den nach Einschulungsjahrgängen von 1932 bis 1967 unterteilten Tischen Platz.
Die verstorbenen drei Lehrer Spix, Schiffer und Thomae wurden von ihren Kindern vertreten. Die weiteste Anreise der 150 hatte Peter Kuck, der nun schon seit 20 Jahren bei einer Firma in Amerika seine Dollars verdient. Der Tag des großen Wiedersehens startete mit einer Messe. Anschließend setzte dann in der Vussemer Turnhalle der große Run auf das Kuchenbuffet ein, musikalisch vom Gesangverein und der Flötengruppe „Feytaler Finken“ untermalt. Auch wurden von ehemaligen Schülern einige Sketche auf der Bühne aufgeführt.

KöIner Stadt-Anzeiger – Nr. 89 – Montag, 18. April 1994 – ES 11

In der Vussemer Volksschule gemeinsam gepaukt

Geschichtsverein hatte zum Ehemaligentreffen eingeladen: 150 kamen

Der Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins zu dem klassenübergreifenden Ehemaligen-Treffen folgten rund 150 Vussemer Volksschüler.

Nach Jahrgängen geordnet nahmen die ehemelaigen Vussemer Schülerinnen und Schüler an den Tischen in der Turnhalle Platz (Bilder: Günter Zumbe)

Mechernich-Vussem – Sogenannte „Ehemaligentreflen“ stehen derzeit hoch im Kurs. Ob es die zehn- oder 25jährige Entlassung von der „Penne“ oder die schon 50 Jahre zurückliegende Einschulung ist – ein Grund zum Feiern findet sich immer. Meistens sind die geselligen Zusammenkünfte jedoch auf nur einen Jahrgang beschränkt – nicht so in Vussem: Der Heimat- und Geschichtsverein hatte die Schülerinnen und Schüler der Einschulungsjahrgänge 1932 bis 1967 zu einer großen Wiedersehensfeier eingeladen.
230 ehemalige Vussemer Volksschüler hatte der Geschichtsverein angeschrieben. Bis ins europäische Ausland und in die USA verschickten die Organisatoren um Albert Velser und Hans Klinkhammer die Einladungen. Alle kamen zwar nicht, mit der Resonanz durfte man dennoch hochzufrieden sein: 150 Ehemalige versammelten sich am Samstagnachmittag in der Vussemer Pfarrkirche, wo das Wiedersehen mit einem Gottesdienst begann.
Nach der Messe spazierte die Gruppe in Richtung Turnhalle. Auf dem Vorplatz stellten sich die Ehemaligen dann noch für ein Erinnerungsfoto in Positur, ehe sie — dem Duft von frischem Kaffee und warmer „Appeltaat“ folgend — in der geschmückten Halle Platz nahmen. Probleme bei der Stuhlwahl gab es keine, da der Heimatverein das Treffen generalstabsmäßig vorbereitet hatte: Auf den eingedeckten Tischen standen „Platzhalter“ mit den Jahreszahlen der jeweiligen Einschulungsjahrgänge. Die Erlebnisse der gemeinsamen Schulzeit waren natürlich Hauptgegenstand der Gespräche, aber auch Fragen nach den beruflichen Erfolgen und den Familien wurden ausführlich beantwortet. Einige hatten sich seit dem Ende der Volksschulzeit nicht mehr gesehen. Daß sich dennoch etliche auf Anhieb wiedererkann­ten, mag wohl daran gelegen haben, daß sie sich erst vor nahezu acht Jahren zum letzten Mal gesehen hatten. Damals – am 19. April 1986 -fand in Vussem ein erstes klassenübergreifendes Ehemaligen-Treffen statt, zu dem die Entlassungsjahrgänge von 1946 bis 1966 eingeladen waren, (gz).

So ging am frühen Morgen ein schöner Tag zu Ende, an den man sich noch lange mit Freuden erinnern wird.

Samstag, 30. April 1994

Maiansingen in Breitenbenden um 17.00 Uhr und in Vussem um 19.30 Uhr

Wer kennt ihn hierzulande nicht, den uralten Brauch, den Wonnemonat Mai mit einem Frühlingsfest und dem Setzen eines Maibaumes am Vortag einzuläuten. Gerade im vielbesungenen Mai erleben die Eifeler Bräuche eine regelrechte Hochkonjunktur. Gewiss gibt es Unterschiede, je nachdem wohin man in die Eifel kommt (Der Chronist berichtete bereits darüber.).
So wurde auch in diesem Jahr das zur Tradition gewordene Begrüßen des Maiens vom MGV Vussem in Breitenbenden und Vussem aktiv unterstützt. Dabei kam ein bunter Melodienstrauß beliebter und bekannter Frühlingslieder zum Tragen. „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus.“ Diesen Text des Liedes konnte man an diesem Abend wahrhaftig wörtlich nehmen, denn das Aufstellen des Maibaumes erwies sich als lebensgefährlich. Der mit bunten Bändern geschmückte Birkenbaum wollte sich nicht aufrichten lassen. Die Breitenbendener Jugend versuchte es mit allen Mitteln. Beim ersten Versuch brachen die Stützen. Ein Frontlader wurde zur Hilfe geholt. Dieser warf den Baum kopfüber auf die andere Seite. Nach mehrmaligen Versuchen gelang es endlich, den Maibaum unter dem Applaus der Festgäste aufzustellen und zu verankern.
Nun erst konnten die Feierlichkeiten beginnen. Nach dem Vortrag des MV Vussem begrüßte der Vorsitzende des Bürgervereins, Stürzenberger, die Gäste aufs herzlichste. Auch der Ortsvorsteher Josef Kaltwasser richtete Grußworte an die Festversammlung. Gedichte wurden nun vorgetragen. Danach leistete der Gemeinschaftschor Breitenbenden mit den Liedern „Im schönsten Wiesengrunde“ und „Rosenstock Holderblüh'“ seinen Beitrag. Jetzt trat der MGV Vussem zum ersten Mal mit seinen Liedvorträgen

1.         Grüß Gott, du schöner Maien,
2.         Nun bricht aus allen Zweigen und
3.         Süß Liebe liebt den Mai,

in Erscheinung und wusste mit dieser ansprechenden Leistung beim Publikum zu gefallen. Weiter ging es im Programm mit der Blaskapelle, Gemeinschaftschor Breitenbenden und einer Tanzeinlage der „Kids“. Beim zweiten Auftritt des MGV Vussem wurden die Lieder

4.         Zur schönen Frühlingszeit,
5.         Mägdlein hab acht und
6.         Frühlingsbote

zur Freude der Zuhörer vorgetragen.
Bei der Ziehung aus der Überraschungskiste für die kleinen Fahrradbesitzer kam große Freude auf. Am Schluss der offiziellen Veranstaltung wurde gemeinsam mit Beteiligung der Musikkapelle das bekannte „Mailied“ gesungen.
Anschließend fuhr man zum Junggesellenplatz nach Vussem, um auch dort den Mai musikalisch zu begrüßen. Bald stellte sich heraus, daß die Jungmänner ebenfalls Mühe und Probleme mit dem Aufrichten des Maibaumes hatten. Da der Durchmesser des Baumstammes nicht in die Halterung passte, fiel er unter dem Gelächter der Zuschauer zur Seite und musste mit dem Beil beidseitig zu einem Passsitz von 200 k6 bearbeitet werden. Beim zweiten Versuch gelang es dann unter dem Jubel der kleinen Schar der erschienenen Dorfbewohner mit Gesang und Musik, den Maibaum in die Höhe zu hieven.
Beim Grillfest des Karnevalsvereins gelangte nur ein Lied zur Aufführung, weil an der Bierbude großer Lärm herrschte, der den Gesang des MGV regelrecht erstickte.

Dienstag, 03. Mai 1994

Geburtstagsfeier von Hans Nellesen (50 Jahre)

Ereignisse im Geburtsjahr 1944 und Biographie:
Sbr. Hans Nellesen wurde vor 50 Jahren am 28.04.1944 in Oberhausen/Rheinland geboren. Seine Kindheit stand unter keinem guten Stern, denn der 2. Weltkrieg tobte unerbittlich und brachte Not und Elend über die Menschen. Rumänien, Bulgarien und Ungarn erklärten noch zusätzlich zu den anderen Staaten dem Deutschen Reich den Krieg. Mit einem Landungsunternehmen an der Kanalküste (Normandie) eröffneten die USA und England am 06.06.1944 (D-DAY) die in Teheran beschlossene neue Front. Sowjetische Truppen erreichen die deutsche Ostgrenze, die Westalliierten die Westgrenze. Ein Bombenattentat von Oberst Stauffenberg auf Hitler scheitert, der damit verbundene Militärputsch wird niedergeschlagen. Etwa 2 Millionen Menschen flüchteten im Winter 1944/45 und im Frühjahr nach Westen.
Trotz Bombardierungen des Ruhrgebietes erlebte Hans das Kriegsende unbeschadet und reifte zu einem jungen Mann heran. Die Schlosserlehre besteht er mit Bravour. Als 25jährigen (1969) verschlägt es ihn nach Vussem, wo er als Monteur bei der Fa. O. Dörries eine Sandaufbereitungsanlage in der Eisengießerei aufstellen und in Betrieb nehmen musste. Sein Quartier bezieht er im Hotel „Jägerhof“ in Breitenbenden. Hier lernt er auch seine spätere Ehefrau Friederike Fuchs kennen, die zuvor mit dem jetzigen Ortsvorsteher Matthias Vogelsberg aus Vussem liiert war. Hans gefielen seine Braut und die Eifel so gut, daß er beschloss, zu bleiben. Das  war 1971.

Arbeit fand er bei der Fa. Dörries als Betriebsschlosser. 1973 heiratete er seine Friederike. Sie schenkte ihm ein Mädchen. Zwei Jahre wohnte er mit seiner Familie in Vussem, dann zog er nach Holzheim, wo er 11 Jahre verbrachte, sozusagen im Exil lebte. 1977, ein Jahr vor Schließung der Gießerei in Neuhütte, kündigte er seinen Arbeitsplatz und wechselte zu der Fa. Müller in Hostel. 2 Jahre danach fand er Beschäftigung bei der Fa. Procter & Gamble in Euskirchen. Nach 4 Jahren hatte er die Nase gestrichen voll von Babywindeln und Wechselschicht. Bei der Fa. WEBAC in Euskirchen erhielt er eine neue Anstellung. Hier konnte er wieder in seinem alten Beruf als Gießereianlagen-Monteur arbeiten, wo er nun schon seit 11 Jahren tätig ist. Zwischendurch bekam er die Möglichkeit geboten, in Breitenbenden bei seinen Schwiegereltern anzubauen. Es gelang ihm mit viel Fleiß und Energie, eine separate Wohnung zu erstellen, die er dann 1986 bezog. Weil er die Liebe zum Gesang nicht verloren hatte, trat er 1984 in den MGV Vussem als aktiver Sänger ein. Als junger Mann war er schon im Kirchenchor Oberhausen tätig gewesen. Bereits seit 10 Jahren singt er nun schon in unserem Chor im 1. Baß und ist als zuverlässiger Sänger einzustufen und aus unserer Singgemeinschaft nicht mehr wegzudenken.

Zur Geburtstagsfeier:
Um den runden Geburtstag des Jubilars gebührend feiern zu können, war die Chorprobe bereits um 19.00 Uhr angesetzt worden. Da die Tische schon festlich eingedeckt waren und der Spießbratenduft in die Nase zog, begnügte man sich mit einer kurzen Gesangsprobe, denn angesichts der Leckereien verspürten die Sänger plötzlich großen Hunger. Zuvor aber wurde dem 50jährigen vom Chor mit den Liedern

1.         Im Abendrot und
2.         Das Ringlein,

ein Ständchen gebracht.
Im Namen der Sänger gratulierte der Vorsitzende und überreichte ein Blumengebinde mit einer CD von Schurike. Hans bedankte sich und eröffnete das Buffet. Die Sänger ließen es sich munden und tranken dazu frisch gezapftes Kölsch vom Fass. Der Ehrenvorsitzende nahm Sbr. Hans in den Bund der „Alten Säcke“ auf.
Im Verlaufe des Abends wurde viel diskutiert. Dabei kam der Sport nicht zu kurz. Aktuell war das Skandalspiel Bayern München – Nürnberg   2:1, das wegen eines Tores, das keines war, am heutigen Abend vom DFB Sportgericht neu angesetzt worden ist. Auch Franz Beckenbauer, der sich mit seinen unsportlichen Äußerungen („hirnlose Juristen“) wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert hatte, bekam sein Fett weg. Ebenso die DFB Funktionäre, Schiedsrichter und Nationalspieler, allen voran Lothar Matthäus, wurden kritisiert. Selbst Bundestrainer Berti Vogts, der wegen des unglücklich gewählten Termins des DFB für das Länderspiel England – Deutschland am 20.4.  (Hitlers Geburtstag), das wegen des Protestes und des öffentlichen Drucks kurzfristig abgesagt werden musste, wurde nicht verschont. Auch weil er für ein Testspiel der Nationalelf mit den „Vereinigten arabischen Emiraten“ plädiert hatte, bekam er Schelte. Über dieses, für die deutsche Elf blamable Spiel (2:0), wurde sich über Sinn und Zweck die Köpfe heiß geredet, zumal der Fußball in diesem Land noch in den Kinderschuhen steckt, also kein ernst zu nehmender Gegner ist. Da die Bundesliga in die Endphase geht, mussten die Nationalspieler noch zusätzliche Strapazen auf sich nehmen.
Durch diese hitzigen Diskussionen hätte man beinahe den Namenstag von Sbr. Philipp Fünfzig vergessen. Weil er schon sehr traurig war, wurde ihm vom Chor schnell mit dem „Deutschen Sängergruß“ und „Was der Tau den Fluren ist“ ein Ständchen nachgereicht. Alsbald brach man auf, um vergnügt den Nachhauseweg anzutreten. Übrigens, das Wiederholungsspiel München – Nürnberg endete 5:0 zugunsten der Bayern.

Sonntag, 05. Juni 1994

Freundschaftssingen der Chöre des Sängerkreises Schleiden in der Grenzlandhalle Hellenthal anlässlich des 25jährigen Gründungsfestes des Gesangvereins Ramscheid

Mit Musik und Gesang und vielen Gästen feierte der GV Ramscheid mit einem Festkommers und Ehrung der Jubilare unter Beteiligung des MGV „Liederkranz“ Ripsdorf und dem MV Ramscheid-Hollerath am Freitag, den 03.06.94 im Saal Jenniches sein 25jähriges Stiftungsfest. Aus diesem Anlaß gastierte auch am Samstag der durch Funk und Fernsehen bekannte Tenor, Joachim Kraus, zusammen mit dem Jubiläumschor und dem MGV Hellenthal in der Grenzlandhalle. Rund 200 Chormusikliebhaber kamen bei diesem Konzert auf ihre Kosten, für das die Gemeinde Hellenthal als Ausrichter fungierte. Monatelang hatten Sängerinnen und Sänger sich mit ihrem Chorleiter Michael Pützer intensiv auf dieses Konzert vorbereitet. Mit einem abwechslungsreichen Programm, das neben Volksliedern auch klassische Stücke beinhaltete, bewies der Chor, daß sich die Mühe gelohnt hatte. Joachim Kraus mit seinem Pianisten, Hans-Werner Will, rundeten das Konzert durch bekannte und beliebte Stolz- und Lehar-Melodien ab. Der Chronik war zu entnehmen, daß der Gesangverein am 10. September 1969 offiziell gegründet wurde. Besondere Höhepunkte in der Vereinsgeschichte waren die mehrtägige Reise nach Wien, wo die Ramscheider ein Adventskonzert im historischen Rathaus mitgestalteten, der Auftritt bei einem Open-air-Konzert in Bardolino am Gardasee sowie Aufführungen im Dom zu Mailand und Verona.
Am Sonntagnachmittag gratulierten elf Chöre des Sängerkreises Schleiden dem Jubelchor zu seinem Jubiläum mit ihren Liedvorträgen. Zuvor aber herrschte große Aufregung bei den Sängern des MGV Vussem, weil der PKW mit Sbr. Klaus Reddig noch nicht eingetroffen war, zumal der Chor als erster das Freundschaftssingen um 14.30 Uhr eröffnen sollte. Der Vorsitzende stand auf heißen Kohlen und ging mehrmals nach draußen, um Ausschau zu halten. Endlich, kurz vor Beginn der Veranstaltung, wurde Sbr. Klaus mit den vermissten Sängern Eddi Freitag, Josef Kaltwasser und Philipp Fünfzig gesichtet, die sich langsam und gemächlich, die Zurufe des Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen ignorierend, der Halle näherten.
Kurz vor der Abfahrt ereilte Chorleiter Heinz Sistig noch eine Hiobsbotschaft von Sbr. Hans Höller, der sich wegen Erkältung der Stimmbänder abmeldete. Da Sbr. Arnold Mies schon seit einigen Wochen wegen Krankheit fehlte, war der zweite Baß sehr geschwächt. Hinzu kam noch, daß ein Sbr. seine Brille vergessen hatte, und deshalb den Fliegendreck nicht von den Noten unterscheiden konnte. Im 1. Baß fehlten vier Stimmen (50 %). Insgesamt blieben acht Sänger teilweise unentschuldigt der Veranstaltung fern, d.h. der Chor war nur zu 70,37% anwesend. Dieses Handicap, besonders in den Baßstimmen, und die schlechte Akustik in der Festhalle trugen dazu bei, daß kein homogener Klang zustande kam.
„Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun“ (Ergo bibamus), mit diesem Lied von Kurt Lissmann, Worte von Johann Wolfgang von Goethe, Weise von Max Eberwein, begann der Chor seinen Vortrag zum Freundschaftssingen. „Swanee Ribber“, ein amerikanisches Volkslied, deutsche Übersetzung von Ludwig Andersen, Text und Weise: Stephen Forster, Satz: Paul Zoll, das als zweites Lied zu Gehör gebracht wurde, hätte man auch „am Olef-Ribber“ umtexten können, meinte der Vorsitzende des Jubelvereins, Karl Vermöhlen, als er sich nach den Darbietungen bei den Sängern bedankte und als Erinnerung dem Vorsitzenden, Willi Schütt, eine Plakette überreichte.
Kurz nach Beendigung des Auftritts erreichte auch Sbr. Peter Virnich wohlbehalten die Festhalle. Einige Sänger lauschten den anschließenden Vorträgen der Gesangvereine, die teilweise humorvoll vorgetragen wurden, so z. B. „Der Hühnerhof“, gesungen vom Frauenchor Heimbach. Die meisten Vussemer Sänger traten jedoch sofort den Heimweg an, um beim Junggesellenverein „Alte Heimat“ Vussem, der seine alljährliche Orientierungswanderung durchführte, die durstigen Kehlen zu löschen und mit Gegrilltem den Hunger zu stillen.

Samstag, 11. Juni 1994

Big-Grill-Fete

An alle Vereinsmitglieder war die schriftliche Einladung mit der Bitte ergangen, an einer Grillfete mit ihren Partnern auf dem Vussemer Sportplatz an diesem Tag teilzunehmen. Beginn war 17.00 Uhr. Es wurden gepflegte Getränke, Spezialitäten vom Grill und Reibekuchen zum Nulltarif angeboten. Nur Hunger, Durst und gute Laune waren mitzubringen. Zahlreiche aktive und inaktive Mitglieder waren der Einladung gefolgt, und so konnte die Fete steigen. Das Wetter hatte sich merklich gebessert. Sogar die Sonne kam hervor, das war nach dem Unwetter (Hagelschlag) und den letzten Regentagen schon ein Ereignis.
Der MGV brachte die Gäste mit seinen Liedvorträgen aus seinem reichhaltigen Repertoire

1.         Mägdlein hab acht,
2.         Ergo bibamus,
3.         Wanderliedchen „Eins, zwei, drei“ und
4.         Ein kleines Malheur,

so richtig in Stimmung, nachdem der Vorsitzende alle herzlich willkommen geheißen hatte.

Für die Getränke waren die Sangesbrüder Fritz Pütz und Peter Gülden verantwortlich, die im Laufe des Abends u.a. 150 l Bier verzapften. Am Grill stand der schwergewichtige Sbr. Hans Klinkhammer, der routiniert die leckeren Reibekuchen und Grillspezialitäten zubereitete und gekonnt servierte. Am Grill stand ihm u. a. Peter Dreesen in nichts nach.

Am Grill stand ihm u. a. Peter Dreesen in nichts nach. Zu vorgerückter Stunde wurde ein Lagerfeuer entfacht, um das man sich im Kreis auf den bereitgestellten Bänken niederließ. Zu den Klängen des Akkordeonspielers Heinz Sistig und der Gitarrenmusik von Adolf Potschernik wurde kräftig mitgesungen, so daß sogar die Vögel im Walde erstaunt verstummten und verwundert lauschten. Nach Mitternacht verließen die letzten Festteilnehmer mit leichtem Seegang den Veranstaltungsort.
Am Sonntagmorgen war Europa-Wahl. Beim Wahlvorstand konnte man schnell die Leute erkennen, die am Abend zuvor an der Grillparty teilgenommen hatten. Müde, abgeschlafft und lustlos verrichteten sie in einem bedauernswerten Zustand ihren ehrenamtlichen Dienst.

Donnerstag, 16. Juni 1994

Kurkonzert in Gemünd

Gemünd ist ein staatlich anerkannter Luft- und Kneipp Kurort. Bei seinem großen Waldreichtum besitzt Gemünd ein ausgesprochenes Reizklima. Dieses Klima, die geschützte Lage des Ortes zwischen Bergen und die mittlere Höhenlage (350 – 520 m NN) sind im besonderen empfehlenswert für herzkranke und kreislaufgeschädigte Erholungssuchende. Sie erhalten Linderung in der zentral gelegenen Kurmittelanlage mit medizinischen Bädern und Kneippschen Anwendungen. Entspannen können sie sich auch in dem Kur- und Erholungszentrum mit Kurpark, Kurpromenade, Parkrestaurant, Musikpavillon usw. Beliebt sind zahlreiche Kurkonzerte, die je nach Witterung im Kurhaus oder im Kurpark stattfinden. Zu diesem Zweck hatte sich der MGV 1892 Vussem in Gemünd an diesem Tag um 20.00 Uhr eingefunden, um mit einem Konzert die Kurgäste zu erfreuen.

Weil der Wettergott uns nicht gut gesonnen war, musste die Veranstaltung im großen Kursaal aufgeführt werden. Dieser Saal, wo auch Tanzturniere abgehalten werden, bietet Platz für 800 Gäste. An diesem Abend erschienen nur sage und schreibe 11 Personen. Es waren sieben Sängerfrauen, zwei Kurgäste und der Ehrenvorsitzende des Sängerkreises Schleiden, Hans Pesch, mit Gattin. Für die Mitwirkenden war es echt ätzend vor einer solch leeren Kulisse zu singen, zumal man wochenlang für dieses Konzert geprobt hatte. Die Kurverwaltung, die als Ausrichter der Kurkonzerte verantwortlich ist, muss sich deshalb den Vorwurf gefallen lassen, daß keine Werbung betrieben wurde, bzw. keine Plakate auf diese Veranstaltung hinwiesen. Nur in der „Kölnische Rundschau“ und im „Kölner Stadt-Anzeiger“ wurde in der Rubrik „Termine, Heute und Morgen“ darauf aufmerksam gemacht. Eine kurze Notiz war auch im Terminkalender, der im Schaukasten des Informationshauses aushing, zu lesen. Trotzdem ließen sich die 23 Sänger mit ihrem Dirigenten nicht entmutigen. Das hochkarätige Programm, für das Chorleiter Heinz Sistig verantwortlich zeichnete, hatte dieser in einzelne thematische Blöcke aufgegliedert:

Sbr. Klaus Reddig machte diese Lieder in seiner hervorragenden Moderation humorvoll dem Publikum schmackhaft. Als Solisten fungierten beim „Herrlicher Baikal“, ein Lied, das von der Flucht eines in Sibirien gefangenen Soldaten handelt, Bernd Wenderdel und Klaus Reddig. Sbr. Josef Kaltwasser glänzte beim Vortrag „Das Lied der Berge“. Als „Newcomer“ unter den Solisten versuchte sich Sbr. Hans Höller bei dem Lied „Stundenruf des Wächters“ (Hört Ihr Herrn und lasst Euch sagen), das von Heinz Sistig überarbeitet wurde, in lobenswerter Weise.
Nach 1 ½-stündigem Programm beendete der Chor unter anhaltendem Applaus der kleinen Zuhörerschar das ansprechende Konzert. Bleibt zu hoffen, daß am Sonntag, den 10. Juli 1994 um 16.00 Uhr beim nächsten Konzert in Gemünd mehr Kurgäste den Weg zum Aufführungsort finden werden.

Samstag, 18. Juni 1994

Biographie und Geburtstagsfeier von Sbr. Fritz Pütz (60 Jahre)

Ereignisse im Geburtsjahr 1934 und Biographie:
Sbr. Fritz Pütz wurde am 14.06.34 in einer unruhigen Zeit der Weltgeschichte, als Sohn der christlichen Eheleute Christian Pütz und Therese geb. Theisgen, geboren. In einer Zeit, in der Hitler während des sogenannten „Röhmputsches“ (Ernst Röhm, Stabschef der SA) zu Unrecht unliebsame Gegner liquidierte. Die SA wird entmachtet. Reichspräsident Paul von Hindenburg stirbt am 02.08.34. Hitler wird als „Führer und Reichskanzler“ Staatsoberhaupt. Polen und Deutschland schließen für 10 Jahre einen Nichtangriffspakt (Dieser Vertrag wurde von den Deutschen nicht eingehalten, denn mit dem Angriff auf Polen, am 1. September 1939 in den frühen Morgenstunden, begann der zweite Weltkrieg.). Ein Putschversuch in Österreich scheitert. Dabei wird Bundeskanzler Dollfuß ermordet. In Frankreich scheitert ein rechtsextremistischer Putsch. Spanien wird durch einen Aufstand der Bergarbeiter in Asturien erschüttert. In Lettland und Estland scheitert die Demokratie. Stalin beginnt in der Sowjetunion die „Große Säuberung“, der alle tatsächlichen oder möglichen Oppositionellen zum Opfer fallen, darunter auch fast die gesamte Armeeführung. Japan kündigt das Washingtoner Flottenabkommen, um seine Marine verstärken zu können. Mao und seine Anhänger flüchten in China vor den Verfolgungen Tschiang Kaischeks in entlegene Gebiete Nordchinas.
Im Mai 1934 wurde der erste Spatenstich für den Bau der Rurtalsperre Schwammenauel getan. 2000 Arbeiter fanden hier für vier Jahre Arbeit und Brot. Zur damaligen Zeit war Johann Sistig (Vater von „Zäh“) Präsident des MGV und wahrscheinlich Lehrer Karl Schiffer Dirigent. Gemeindevorsteher war Franz Schneider. Seelsorger der Rektoratsgemeinde Vussem-Breitenbenden war Rektor Pater Heinrich Thomas.
Diese unruhige Zeit übertrug sich auch auf Fritzchen. Er war der reinste Wibbelstetz und terrorisierte Eltern und Geschwister (2 Brüder und 2 Schwestern). Da er in der Schule seine Mitschüler nicht in Ruhe lassen konnte, machte er des Öfteren Bekanntschaft mit dem Rohrstock. Deshalb war der Lehrer froh, als Fritz am 24. März 1947 mit vier weiteren Schülern aus der Volksschule entlassen wurde. 1948 trat er in Eiserfey „Am Hammer“ bei seinem Onkel Matthias Theisgen die Lehre als Hufschmied an. Hier lernte Fritz den Umgang und die Liebe zu den Pferden kennen. Diese Kenntnisse, die er sich damals erworben hatte, kann er heute seinem schwarzen Gaul zugute kommen lassen, wenn er als Cowboy verkleidet auf seiner Hazienda, zu deutsch „Hatzegrave“, stolz daherreitet. Nach einem Jahr musste er die Lehre abbrechen, um bei der Maschinenfabrik Peter Girards in Neuhütte, als Universalfräserlehrling zu beginnen. Nach bestandener Gesellenprüfung wurde er von der Firma übernommen.
Im Jahre 1950, bei der Wiedereröffnung des MGV nach dem Kriege, trat er in den Club ein und singt seitdem die erste Baßstimme. Jahrelang hat er als sogenannter Leithammel (Satzführer) die Schäfchen im 1. Baß zusammengehalten. Nun will ausgerechnet ein älterer Sänger (5 ½ Monate älter) ihm diesen Posten streitig machen. Aber als alter Platzhirsch weiß Fritz sich zu verteidigen. Denn solange er noch mit seinem Stümmelchen den richtigen Takt angibt, wird er von seinen Sangesbrüdern akzeptiert.
1956 erlitt er einen schweren Betriebsunfall, als er bei Beendigung von Ausleerungsarbeiten in der Gießerei aus der Kabine des Krans stieg, unglücklich abrutschte und in die Tiefe stürzte. Dabei zog er sich böse Kopfverletzungen und einen Leberriss zu. Eine Niere musste entfernt werden. Wochenlang rang er mit dem Tode, den er letztendlich besiegte. Seitdem hängt er mehr denn je an seinem Leben. Deshalb feiert er, verständlicherweise, öfter mal seinen zweiten Geburtstag.
Mit 26 Jahren war seine Sturm- und Drangperiode zu Ende. Er hatte nun die richtige Braut gefunden und heiratete 1960 seine Edith (Die älteren Sänger können sich bestimmt noch gut an diese fröhliche Hochzeitsfeier erinnern.). Vier Kinder wurden geboren (3 Mädchen und 1 Junge). Fritz wurde ein fürsorglicher Familienvater. Liebevoll nannte man ihn „Babsche“. Mittlerweile ist er dreifacher Opa geworden.
1962 wurde er Mitbegründer der Bläsergruppe, die aus dem MGV hervorging. Erfolgreich spielte er hier einige Jahre die Tuba. 1972 wurde er als Vertreter des MGV in das neu gegründete Ortskartell gewählt. Über 20 Jahre, mit einer kurzen Unterbrechung, vertrat er die Belange und Interessen des MGV. Schon 23 Jahre hat er das verantwortungsvolle Amt des Kassenwarts im MGV inne. Am Samstag, den 17.11.1990 wurde er im Rahmen eines Festkonzertes für 40jährige Mitgliedschaft geehrt und erhielt aus der Hand des Kreissängerbundvorsitzenden, Hans Pesch, Nadel und Urkunde überreicht. Nach ca. 2jähriger Arbeitslosigkeit tritt er nun in den wohlverdienten Ruhestand.

Geburtstagsfete:

Zusätzlich zu seinem großen Verwandten- und Freundeskreis, hatte er es sich nicht nehmen lassen, auch die Sänger des MGV zu seinem 60. Geburtstag einzuladen. Vorweg sollte man noch erwähnen, daß der Chor ihn am eigentlichen Geburtstag, Dienstag, den 14.06.94 nach der Probe überrascht hatte, als man still und leise an seinem Anwesen Aufstellung nahm, um ihm gesanglich mit ein paar Liedvorträgen zu gratulieren. Verblüfft erschien er auf dem Balkon des Hauses, und man konnte sehen, daß die Überraschung gelungen war.
Am Samstagabend gegen 20.00 Uhr hatten sich 21 Sänger im „Hatzegrave“ eingefunden, um dem Jubilar zu seinem Geburtstag offiziell ein Ständchen zu bringen. Vorsorglich hatte der Hausherr die große Terrasse überdacht, weil Regen angesagt war. Aber der Wettergott war an diesem Tag einsichtig, und so konnte der Chor bei herrlichem Wetter mit dem Lied „Im Abendrot“ beginnen. Anschließend gratulierte der Vorsitzende im Namen der Sänger und überreichte einen Kerzenleuchter als Geschenk mit den Worten: „Möge das Licht Dir in Zukunft auf all Deinen Wegen leuchten, damit Du immer wohlbehalten nach Hause findest!“. In seiner Ansprache betonte er auch, daß der Jubilar sich um den Verein als langjähriger Kassierer besondere Verdienste erworben habe.
Nach dem Vortrag der Lieder „Im Weinkeller“ und „Ein kleines Malheur“ erinnerte Sbr. Bernhard Mießeler das Geburtstagskind daran, daß die wilden Jahre jetzt schon längst vorbei wären und schenkte ihm zur Erinnerung eine gußeiserne Wildsau. Heinz Sistig wußte in Reimform zu erzählen, daß der Jubilar erst kürzlich versuchte, einen Rennfahrer zu stoppen, der mehrmals beim Vorbeifahren an seiner „Ponderosa“ viel Staub aufgewirbelt hatte, indem er trotz wiederholten Ermahnens mit der Schaufel das Auto demolierte. Auch könne er sich glücklich schätzen ein richtiges Pferd zu besitzen und froh sein, nicht so eins zu haben wie Dreese Pitter, wo man beim Reiten die Füße über die Erde schleifen lassen muß. Hierbei verschleißt man mehr Schuhe als das Pferd Hufeisen.

Der Jubilar trug es mit Fassung, bedankte sich für die gelungenen Darbietungen, und eröffnete das Büfett. Dazu wurde reichlich Kölsch und Pils serviert und mit den Liedern „Herrlicher Baikal“, „Abendfrieden“ und „Dank am Abend“ der offizielle Teil des Ständchens beendet.

Sbr. Klaus Reddig würdigte nun den Jubilar als „alten Sack“, nahm ihn in den Club auf und überreichte ihm eine beglaubigte Urkunde, die ihn berechtigt, in Zukunft keine niederen Dienste in Haus, Hof, Küche, Garten und Keller irgendwelcher Art auszuführen. Unaufgefordert sind Pantoffel, Zeitungen, Speisen und Getränke zu reichen. Beim Verlassen der Wohnung sind Geldmittel in ausreichender Höhe zur Verfügung zu stellen. Christa Schröteler machte ihm mit ihrem Vortrag sehr deutlich, daß die Jugendzeit längst entschwunden sei, und er nun mit zunehmenden Alter so manches Zipperlein ertragen muss. Mit seinem zweiten Beitrag „Dat Hötche“ erntete Sbr. Bernhard Mießeler viel Beifall. Zur vorgerückten Stunde spielte der ehemalige Sbr. Werner Borker auf seinem „Quetscheböggel“ alte Volkslieder, die von den Sängern und Festgästen freudig mitgesungen wurden. Zuvor hatte er den 2. Baß, der wieder sehr dünn besetzt war, unterstützt. Dazu musste er sich die Brille von seiner Schwiegermutter ausleihen. Er versprach Sbr. Michel, bei der nächsten Probe wieder zu erscheinen (Was dieser auch zur Freude aller Sänger wahr machte. Sbr. Bernhard Mießeler hatte vorher 20 Liter Bier und 1 Tafel Schokolade gewettet und somit verloren). Im Verlaufe des Abends hatte Sbr. Josef Kaltwasser die Lacher auf seiner Seite, als er sich auf die Erde setzte und u.a. das Lied sang: „Der Kleen, der will ene Nüggel han“.
Mit dem Evergreen „So ein Tag, so wunderschön wie heute, der dürfte nie vergeh’n“ klang am frühen Morgen ein schönes Geburtstagsfest in voller Harmonie und Eintracht aus. Der Chronist wünscht dem Jubilar, daß er noch viele Jahre im Kreise des MGV verbringen kann.

Sonntag, 10. Juli 1994

16.00 Uhr Kurkonzert in Gemünd

Gemünd erhielt seinen Namen, weil hier die aus dem Schleidener Tal kommende Olef in die Urft mündet. Die sich vereinigenden Flüsse bilden den Wasserlauf zur Urfttalsperre, der bei starken Niederschlägen große Wassermengen mit sich führt. – Gemünd war Ende des 2. Weltkrieges Schauplatz schwerer Kämpfe und lag monatelang im Frontgebiet. Was durch die Bombenangriffe 1944 verschont blieb, wurde in den späteren Kämpfen zerstört, darunter alle 18 Brücken der Stadt. Der mit am schwersten getroffene Ort des Eifeler Grenzlandes ist heute wieder großzügig aufgebaut und konnte sich einen hervorragenden Platz im Fremdenverkehr der Nordeifel zurückerobern.
Um den erholungssuchenden Feriengästen und Einheimischen etwas Abwechslung und Entspannung zu bieten, war der MGV Vussem wieder nach Gemünd angereist. Die Voraussetzungen für das Konzert waren im Gegensatz zum letzten hiesigen Auftritt optimal. Zahlreiche Zuhörer hatten sich im Kurpark eingefunden, um bei herrlichem Sonnenschein den gutgelaunten Sängern unter ihrem Dirigenten Heinz Sistig im schattigen Musikpavillon den Darbietungen zu lauschen. Es gelangten wieder bekannte Volkslieder und internationale Folklore zur Aufführung, die von Sbr. Klaus Reddig in gekonnter Weise dem Publikum vorgestellt wurden. Die aufmerksamen Zuhörer waren begeistert und sparten nicht mit Applaus.
Der Newcomer, Sbr. Werner Borker, bestritt nach über 20jähriger Abwesenheit wieder seinen ersten erfolgreichen Auftritt im Dress des MGV. Nach nur dreimaligem Proben beherrschte er das vielseitige Programm schon fast wie ein Profi, wenn auch der Text noch etwas Schwierigkeiten bereitete. Man kann jetzt schon sagen, daß er eine Verstärkung und Bereicherung im 2. Baß geworden ist. Am Schluss der Veranstaltung schritt er mit stolzgeschwellter Brust von der Bühne und wurde von den Sängern und seiner Gattin, die aufmerksam zugehört hatten, beglückwünscht.
Zuvor aber hatte der Chorleiter es nicht versäumt, den Sängern für die gute Leistung und Konzentration beim Konzert zu danken. Besonderen Dank aber erhielten die Breitenbendener Sangesbrüder, die trotz der Kirmes im Ort vollzählig erschienen waren.
Nun war Eile geboten, denn das vielversprechende WM-Viertelfinalspiel Deutschland – Bulgarien wurde im Fernsehen um 18.05 Uhr übertragen. Deutschland war Favorit, und deshalb durfte man ja nichts versäumen. Doch, oh Jammer, oh Schande, die Enttäuschung war riesengroß, denn die deutsche Mannschaft unter Trainer Berti Vogts versagte kläglich und verlor 1:2.  Somit war der dreifache Weltmeister vorzeitig ausgeschieden.

Donnerstag, 14. Juli 1994

Biographie und Geburtstagsfeier des ehemaligen Sbr. Matthias Theisgen, (90 Jahre)

Zur Geschichts- und Heimatkunde:
In unmittelbarer Nähe, wo Hauserbach und Urfeyer Bach (auch Vollemer Bach genannt) sich vereinigen, eingangs des Ortes Eiserfey, liegt der im Volksmund genannte „Alte Hammer“. Das renovierte Gebäude erinnert noch heute an die einstmals hochentwickelte Eisenindustrie im Feytal. Das noch vorhandene Wasserrad wurde von den Wassern des Feybachs angetrieben. Die beiden Quellflüsse des Feybachs, Urfeyer Bach und Hauserbach, trugen ursprünglich beide den Namen Feybach. Dieses Wasserrad betätigte wiederum über Transmissionswellen den Blasebalg und Schmiedehammer. Das ehemalige Hammerwerk des Hüttenwerks Eiserfey-Altwerk datierte von 1696 – 1860 und wechselte mehrmals den Besitzer. Aus einem alten Lageplan, der in der Franzosenzeit 1794 – 1814 entstanden sein muss, geht hervor, daß der „Hammer“ zu ¾ den Erben Henseler aus Vussem und zu ¼ dem Herrn Eilertz aus Eiserfey gehörte. Im Jahr 1836 werden als Besitzer J. Th. Latz und Fr. J. Eilertz aus Eiserfey sowie R. und C. Poensgen aus Schleiden genannt. Dann war der Zug für die industrielle Entwicklung der Hammer- und Hüttenwerke in der Eifel abgefahren. Die Eiserfeyer bemühten sich um raschen Ersatz für die verlorengegangenen Arbeitsplätze in der Eisengewinnung bzw. in der Eisenverarbeitung. Dabei wollte man wiederum die Wasserkraft des Baches nutzen. 1865 erhielt Theodor Strunk die Genehmigung, im umgebauten „Hammer“ ein Sägewerk zu betreiben. – Von 1880 bis 1922 hatten die Firmen Simon Ulrich aus Mechernich und von 1922 – 1930 Matthias Hilden aus Köln hier eine Ofenschleiferei eingerichtet. P. S.: Die Gründe für den Niedergang der Eisenindustrie waren neben dem Holzraubbau, der weite Wege zum Abtransport des Holzes zur Folge hatte, der Konkurrenz der Steinkohle zur Reduktion des Eisenerzes und die unvorstellbar schlechten Straßenverhältnisse. Da die preußische Regierung den Straßenbau in der Eifel hinauszögerte, entstanden sogenannte Prämienstraßen, auf denen fremde Fuhrleute Wegegeld zahlen mussten. Durch Eiserfey führte eine solche Prämienstraße.

Besondere Ereignisse im Geburtsjahr des Jubilars 1904:
Politisch gesehen war es eine ruhige Zeit, weil die Ereignisse bzw. Kriege fern der Heimat stattfanden und die Berichterstattung noch nicht über die Mittel verfügte, die heute selbst-verständlich sind, z.B. Fernsehaufzeichnungen, Satellitenempfang, Computertechnik oder Rundfunk. Eine Zeitung konnte sich kaum jemand leisten. So dauerte es oft Tage und Wochen, bis eine wichtige Nachricht in die Eifel vorgedrungen war. 1904, so wird aus der Weltchronik berichtet, kam es in Deutsch-Südwestafrika zu einem Herero-Aufstand (Bantuvolk Südafrikas). Die deutsche Schutztruppe siegt in der Schlacht am Waterberg. Ein Aufstand der Hottentotten (nomadisches Hirtenvolk, das weite Teile Südafrikas bewohnte) kann erst 1907/08 niedergeschlagen werden.
Japan fordert Rußland zur Räumung der Mandschurei auf. Da Rußland ablehnt, erklärt Japan den Krieg. Japaner blockieren Port Arthur, landen in Korea und dringen in die Mandschurei ein. In der Schlacht am Yalafluß siegen sie. – Ein britisches Expeditionskorps besetzt Tibet. Der Dalai-Lama flieht. Tibet wird englisches Schutzgebiet.
Aus der Vereinsgeschichte ist zu entnehmen, daß 1904 unsere Fahne im Rahmen eines Sängerfestes in der damaligen Pfarrkirche zu Holzheim von Pfarrer Jansen eingesegnet wurde.

Biographie:
Der aus Vussem stammende Jubilar wurde vor 90 Jahren, am 14.07.1904 geboren. Er erlernte den schweren Beruf des Huf- und Wagenschmiedes bei dem legendären „Mauel Kloos“, der das Gelände von der Pulvermühle erworben und darauf eine Schmiede errichtet hatte (Mauel Kloos konnte sagenhafte Lügenmärchen erzählen.). 1931 erwarb M. Theisgen den „Alten Hammer“ und nahm dort einen Schmiedebetrieb auf. Nun trieb das Wasser wieder Blasebalg und Schmiedehammer an. Schon ein Jahr später, am 27.06.1932. konnte er erfolgreich seine Meisterprüfung ablegen. Mit 28 Jahren war er der jüngste Meister seines Fachs im weiten Umkreis. Darauf konnte er sehr stolz sein.
Matthias Theisgen war aktiver Sänger im MGV 1892 Vussem. Mit 16 Jahren trat er in den Chor ein und verblieb dort nach eigenen Angaben bis 1933. Im alten Vereinsbuch (Kassenbuch) steht u.a. geschrieben, daß er 1928 und 1929 zusammen mit Heinz Reinartz zum Fahnenoffizier gewählt wurde. Das war zur damaligen Zeit eine große Ehre. Fähnrich war Josef Wielspütz. Auch ist er der einzige noch lebende Mitbegründer des SV Vussem (gegr. 1920) in dem er viele Jahre tätig war.
Als der 2. Weltkrieg 1939 ausbrach, wurde Matthias Theisgen als einer der ersten eingezogen. Nach einer Verwundung in Stalingrad kam er zunächst nach Soest in ein Lazarett. Von hier geriet er erneut nach Rußland, wo er in Leningrad in Gefangenschaft kam. Im Mai 1945 wurde er entlassen, und so konnte er in seine geliebte Heimat zurückkehren, wo er bald wieder mit seiner alltäglichen Arbeit als Schmied begann.
1952 musste er aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf an den Nagel hängen. Nun konnte er sich ganz seinen Hobbies, der Schafs- und Bienenzucht widmen. Aber auch in seinem großen Gemüse- und Obstgarten gibt es immer noch genügend Arbeit, die er dann verrichtet, wenn es ihm seine Gesundheit zulässt.
Nach einem Brand gestaltete man das Gebäude zu mehreren Wohneinheiten um. Das Wasserrad wurde von Schwiegersohn Werner Borker liebevoll restauriert, und er hält es z. Zt. noch ohne Nutzen in Betrieb. Familie Theisgen und Familie Borker haben um das Wasserrad mit den Fischteichen eine Idylle geschaffen, um die sie zu beneiden sind. Am 7. Juni 1986 feierte Matthias mit seiner noch rüstigen Gattin Maria Gertrud, geb. Metzen, die aus Pesch stammt, das seltene Fest der „Goldenen Hochzeit“ im Kreise der Familie und der Dorfbevölkerung. So Gott will, sagte er mir, wird in knapp zwei Jahren die „Diamantene Hochzeit“ ganz groß gefeiert.

Geburtstagsfeier:
Der Einladung war der MGV 1892 Vussem gerne gefolgt, um dem ehemaligen Vussemer Sänger Matthias Theisgen standesgemäß mit einigen Liedvorträgen zum 90. Geburtstag zu gratulieren. Mit den ersten beiden Liedern „Im Abendrot“ und „Das Elternhaus“ hatten die Herren Tenöre aber ihre liebe Mühe und Not. Einige Sänger drohten aus unerklärlichen Gründen von der Tonleiter abzurutschen. Es war eine Disharmonie zu hören, die auch der Tochter des Jubilars, welche eine gute Sopranistin ist, nicht verborgen geblieben war. Nach der Gratulation wurde der Gesang mit den Liedern

1.         Im Weinkeller
2.         Herrliches Weinland
3.         Ein kleines Malheur
4.         Ergo bibamus
5.         Abend im Gebirge und
6.         Dank am Abend
hörbar besser.

Vielleicht trug die gute Bewirtung dazu bei, daß die Kehlen besser geschmiert wurden. Die Bierfässer waren extra zur Kühlung in den Teichen gelagert worden. Die zahlreich erschienenen Gäste hatte man vorsichtshalber wegen der schlechten Wetterlage am Vormittag in einem Zelt untergebracht. Sie lauschten den Darbietungen hingebungsvoll und spendeten den Interpreten reichlich Applaus. Nach dem offiziellen Teil wurden zu den Akkorden der Ziehharmonika, gespielt von Sbr. Werner , alte Volksweisen gesungen. Als Solist betätigte sich wieder in altbewährter Manier Sbr. Josef Kaltwasser, mit seinen selbst-komponierten Songs. Auch Chorleiter Heinz Sistig wusste mit dem Lied „Rolling Home“ bei den Festgästen zu gefallen. Leider mussten die meisten Sänger das schöne Fest schon frühzeitig verlassen, weil der folgende Freitag noch mit Arbeit verbunden war. Die Rentner aber blieben bis zum Schluss, genossen die gut gekühlten Getränke, die herrlich laue Sommernacht und das Klappern des Rades am rauschenden Bach.

Freitag, 29. Juli 1994

Polterabend von Roland Küpper und Manuela Vogelsberg

Altes Eifeler Brauchtum!

Den „Hielich“ feierte man früher in der Eifel durchweg am Samstagabend vor dem Sonntag der erstmaligen Verkündigung zum „Heiligen Stand der Ehe“, des ersten „Aufrufs“ bzw. „Aufgebots“ in der Kirche. Die Brautleute müssen dieses Aufgebot beim Pastor „bestellen“, wozu sie häufig, um nicht gesehen zu werden, den Eintritt der Dunkelheit abwarteten. Aber bekannt wurde der „Verspruch“ doch sehr rasch und verbreitete sich in der Regel fast so schnell wie ein Lauffeuer. Der Aufruf in der Kirche erfolgte dann noch einmal an den beiden folgenden Sonntagen. Hierzulande sagte man dann: „Die Brautlöck senn övve de Bänk gefloore“. In der Woche darauf fand dann samstags in der Kirche die Trauung statt.
Der „Hielich“ ist der Abend, bevor das Brautpaar „en de Kaaste kütt“. So konnte man kürzlich im Eifelteil der Kölnischen Rundschau lesen. Der Leserbriefschreiber gab sich dankenswerterweise große Mühe, den schönen Eifeler Brauch wieder bewußter zu machen. „Kaaste“, damit meinte er den Schaukasten oder das Anschlagbrett für kirchliche Mitteilungen am Pfarrhaus oder an der Kirche. Zum „Hielich“, dem Eifeler Verlöbnis als offiziellem Eheversprechen, gehören also mindestens Braut und Bräutigam. Nicht immer fand sich die zweite Person früher in der Eifel so schnell wie heute. Der „Heiratsmarkt“ reichte ja noch nicht so weit übers Heimatdorf hinaus, schon, weil nicht so viele heiratsfähige junge Leute auswärts beschäftigt waren, erst recht, wenn mit dem Partner eine hohe Mitgift erwartet wurde. So war es nicht verwunderlich, daß in manchen Orten Inzucht betrieben wurde.
Aber heute ist das kein Problem mehr, denn fast jeder besitzt mit 18 Jahren schon einen Führerschein. Entfernungen spielen daher keine große Rolle mehr für eine dauerhafte Beziehung. So ist es auch nicht verwunderlich, daß Manuela und Roland für ihre Liebe weite Strecken in Kauf nahmen, um zusammenzukommen. Aber da das kein Dauerzustand werden sollte, beschlossen sie, zusammenzuziehen. Voraussetzung dazu war natürlich, daß sie in den heiligen Stand der Ehe treten mußten, um eine christliche Familie gründen zu können. In einer Zeitungsannonce konnte man folgende Bekanntmachung lesen:

Wir trauen uns zu trauen, am 6. August 1994

Roland Küpper & Manuela Vogelsberg
Geusenstr. 17
52457 Aldenhoven

Brautamt: 14.30 Uhr in der Pfarrkirche zu Vussem

Tagesadresse: „Zur Schneidmühle“ in Vussem

Zum Polterabend am Freitag, den 29. Juli 1994 laden wir alle Freunde, Verwandte, Bekannte und Nachbarn ab 19.30 Uhr in die Turnhalle zu Vussem herzlich ein.

Zu diesem freudigen Anlaß hatte der Brautvater Sbr. M. Vogelsberg zusätzlich den Männergesangverein eingeladen, dessen Sänger auch zahlreich erschienen waren (Leider war der Chronist verhindert.). Es wurde gepoltert mit Porzellan, Glas, Blumentöpfen und Dachziegeln. Die Scherben sollen dem Brautpaar Glück und Segen bringen. Aber auch helfen, die bösen Geister zu vertreiben. Leider ist es heute zur Unsitte geworden, daß Papierschnitzel und Gerümpel geworfen werden, was absolut mit dem Brauch, der erst in den letzten Jahren verstärkt in der Eifel aufgetreten ist, nichts zu tun hat. Gefeiert wurde bis zum frühen Morgen mit vielen Leuten, kalten Getränken, gutem Imbiss und schöner Musik.

Samstag, 30. Juli 1994

Sportwerbewoche des TSV Feytal mit Gefallenenehrung

Die Fußballabteilung des TSV Feytal führt vom 30.7. – 7.8.94 auf dem Sportplatz in Vussem ihre diesjährige Sportwerbewoche durch. 18 Mannschaften, darunter auch ein Team aus Bottmersdorf bei Magdeburg werden sich an einem Freizeitturnier „Unser Dorf spielt Fußball“ beteiligen. Das größte Interesse dürfte wohl die Begegnung zwischen dem Bezirksligisten TUS Mechernich und dem Bezirksligaaufsteiger ETSC Euskirchen II finden, zumal sie von FIFA-Schiedsrichter Georg Dardenne geleitet wird. Gespannt darf man auch sein, ob es diesmal gelingt, daß das Traditionsspiel zwischen Vussem und Eiserfey ausgetragen wird.
Mit einem Wortgottesdienst am Samstag um 18.00 Uhr in der Pfarrkirche zu Vussem wurde die Sportwerbewoche sozusagen eingeläutet. Anschließend begab man sich mit Blasmusik zum Ehrenmal, um der gefallenen Kameraden zu gedenken. Nach den einfühlsamen Worten und der Kranzniederlegung vom Vorsitzenden des TSV Feytal, M. Vogelsberg, sang der Chor, nachdem er Aufstellung genommen hatte, den Choral aus der Schubertmesse „Heilig, heilig“. Als zweites Lied kam zum Vortrag: „Dank am Abend“ nach der Melodie „Am kühlenden Morgen“ von Robert Pracht. Am Schluß der ehrwürdigen Veranstaltung spielte der Musikverein das Lied vom „Guten Kameraden“. Nun marschierte man im Gleichschritt mit Marschmusik zum Waldstadion, um bei einem musikalischen Dämmerschoppen die Eröffnungsfeier zu beschließen. Hier herrschte reger Betrieb.

Anmerkung:
Der Chronist kann und will sich beileibe nicht in die Angelegenheiten des Sportvereins einmischen, oder als Moralapostel auftreten. Dazu fehlen ihm die „Niedrigen Weihen“, wenn auch die Tonsur schon vorhanden ist. Aber es muss ihm die Frage gestattet bzw. erlaubt sein: „Wo waren die vielen Anhänger des TSV Feytal“? Es gibt einem doch zu denken, wenn ein Verein über eine stattliche Anzahl von Mitgliedern verfügt und, wie im vorigen Jahr, davon nur zwei Offizielle bei einer Gefallenenehrung teilnehmen. Deshalb kann man auch die Äußerungen der Sänger verstehen, die da sagen: „Für solch eine Interesselosigkeit des Veranstalters habe man kein Verständnis, zumal man ja selbst seine Freizeit gerne zur Verfügung gestellt habe“. Bleibt zu hoffen, daß im nächsten Jahr beim 75jährigen Bestehen des SV Vussem (gegr. 1920) mehr Resonanz bzw. Teilnahme seitens der Sportler gezeigt wird. Anlaß für eine sinnvolle Totenehrung wäre dann jedenfalls gegeben.

Anhang:
TUS Mechernich besiegte den ETSC Euskirchen II mit 2:0. Das Spiel wurde vom neuen Strempter Bezirksliga-Schiedsrichter Tim Ott geleitet, und nicht, wie in der Presse mitgeteilt wurde, von FIFA-Schiedsrichter Georg Dardenne. In dem Leistungsvergleich zwischen Eiserfey und Vussem behielten die Eiserfeyer mit 4:1 die Oberhand.

Samstag, 06. Juli 1994

Brautamt für Roland Küpper und Manuela Vogelsberg um 14.30 Uhr in der Pfarrkirche Vussem

Es war natürlich Ehrensache des MGV, dem Wunsche von Sbr. M. Vogelsberg nachzukommen, die Brautmesse für seine Tochter Manuela und seinen zukünftigen Schwiegersohn Roland durch Gesang zu verschönern.
Der langersehnte Tag war nun endlich gekommen. Die Hochzeitsglocken läuteten schon von fern, als der Musikverein das Brautpaar und die vielen geladenen Gäste mit Marschmusik zur Kirche geleitete. Zum Einzug der Brautleute sang der Chor, das kurzfristig vor der Messe in das Programm genommene und einstudierte Lied „Jubelt dem Herrn alle Lande“. Der Pastor aus Aldenhoven begrüßte das Hochzeitspaar und die Festgemeinde aufs herzlichste, und man sang gemeinsam das Lied „Großer Gott wir loben Dich“. Ehen werden im Himmel geschlossen, aber auf Erden gelebt, so war aus der Lesung u.a. zu hören. In dem Evangelium nach Johannes 15. Kap., Vers 9-12 steht geschrieben: „Das ist mein Gebot, liebt einander, so wie ich Euch geliebt habe“. Dieses Thema übernahm der Pastor auch bei seiner Predigt. Mit einer neu einstudierten Meditation „Frieden“ gelang dem Chor eine beachtliche Leistung.
Jetzt begann die Trauung der Brautleute und die Segnung der Ringe. Der Geistliche nahm die Vermählung vor und sprach dabei die bedeutungsvollen Worte: „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Nun seid Ihr Mann und Frau“. Dann erteilte er den Brautsegen. Nach den Fürbitten sangen einige Frauen des Kirchenchores ein Marienlied zur Gabenbereitung. Zum Sanctus erklang der Choral aus der Schubertmesse „Heilig, heilig“, gefühlvoll vorgetragen vom MGV. Danach kam das Chorwerk „Vater unser“ von Gotthilf Fischer mit Orgelbegleitung von Anno Hein zum Vortrag. Zur Kommunionfeier glänzte Sbr. Bernd Wenderdel als Solist mit dem Lied „Wenn ich ein Glöcklein wär“, von Franz Xaver Engelhard, Bearb.: Otto Fischer. Am Schluss der schönen Brautmesse wurde ein altes Marienlied „O Maria, Gnadenvolle“, das leider nicht mehr im „Gotteslob“ verzeichnet ist, gesungen. Deshalb hatte man den Text extra vervielfältigt und zum Mitsingen ausgelegt. Der Organist war von den Noten so begeistert, daß er sozusagen in einen regelrechten Spielrausch fiel und den Schlussakkord immer wieder hinauszögerte. Als er dann zufällig in den Rückspiegel schaute, hatte er die Situation sofort erkannt, trat auf die Bremse, so daß die Riemen quietschten und beendete abrupt das Nachspiel. Der Pastor hatte geduldig gewartet, bis die letzten Töne verklungen waren. Dabei wären ihm fast die hocherhobenen Arme abgefallen. Dann erst spendete er der schon unruhig gewordenen Gemeinde den Schlusssegen.

Gemächlich schritten nun das schöne Brautpaar und die Hochzeitsgesellschaft dem Ausgang zu, um die vielen Glück- und Segenswünsche in Empfang zu nehmen.

Zuvor aber mussten sie die Messdiener, die den Weg mit einem Seil versperrten, dazu bewegen, daß sie ihnen Durchlass gewährten. Nachdem sie nach altem Brauch den Wegezoll bezahlt hatten, konnten sie passieren. Jetzt mussten sie durch ein Spalier von Schornsteinfegern schreiten, die ihnen Reiskörner zuwarfen und damit zum Ausdruck brachten, daß sie viele Kinder und ein langes Leben haben sollten. Beim Holzsägen und Babywickeln konnten sie nun ihre Talente zeigen. Dazu spielte die Blasmusik den „Brautchor“ aus der Oper „Lohengrin“ von Richard Wagner.
Dem überglücklichen Brautvater war die Freude über die feierlich gestaltete Brautmesse schon von weitem anzusehen. Er strahlte über alle vier Backen und aus allen Knopflöchern, bedankte sich bei den vielen Mitwirkenden für die gelungenen Darbietungen und lud sie zum Umtrunk in die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ ein, wo auch der Hochzeitsschmaus stattfand. 15 Sänger hatten sich eingefunden. um die ausgetrockneten Kehlen bei den hochsommerlichen Temperaturen (36°) schnellstens von innen zu befeuchten.
Bei einem Streitgespräch, welches Lied als erstes von der Gemeinde im Brautamt gesungen wurde, verlor Sbr. Fritz Pütz eine Runde Bier. Er war der Meinung, es wäre „Lobe den Herrn“ gewesen. Dazu muss der Chronist folgendes berichten: Wir alle wissen, daß ein Sbr. seine eigenen Vorstellungen von Tempi, Rhythmus und Takteinteilungen hat. Er ignoriert bewusst gerne das Dirigat des Chorleiters und gibt diesem dann durch Stampfen mit den Füßen zu verstehen, daß er im Stande ist, schneller zu zählen und zu singen, als dieser den Takt angeben kann. Das führt oft zu unnötigen Diskussionen. In diesem Fall aber sang er schneller als der Organist spielte und die Polizei es erlaubt hätte. Weil er immer einen halben Takt voraus war, musste das zwangsläufig mit der Orgel und dem Gesang der Gemeinde zu Unstimmigkeiten bzw. zu einer Kollision führen. Das brachte wiederum Sbr. Fritz Pütz, auch „Knöpp“ genannt, so auf die Palme, daß er ihn hinter der Orgel aufsuchte, wo er sich wohlweislich versteckt hatte, um ihm den Marsch zu blasen. Aber da das in der Kirche zu laut geworden wäre, hat er ihm gehörig die Leviten gelesen und den „Caanes jesänt“ (Alter Eifeler Ausdruck für: Er hat ihm den Kopf gewaschen oder die Meinung gesagt. Caanes heißt Kopf). Aber erst durch einen gezielten Seitenblick seiner Gattin, die Gott sei Dank auf der Orgelbühne weilte, gab er sein unmögliches Handeln auf. Nun muss man ihm zugute halten, daß er sich durch das jahrelange Blasen auf der Posaune und durch das laute Trommeln seines Nebenmannes einen erwiesenen Hörschaden (30 %) zugezogen hat. Anders könnte man sein unrühmliches Verhalten auch gar nicht erklären. Warum er aber sein teures Hörgerät nicht benutzt, bleibt sein Geheimnis. Jedenfalls hält er es in seiner Nachttischschublade gut verschlossen aufbewahrt.
In geselliger Runde wurden noch einige Trinklieder gesungen, ehe man fröhlich und gutgelaunt auseinander ging.

Sonntag, 14. August 1994

Sommerfest am Wohn- und Pflegeheim Sanden in Vussem
Manchen Gegner ächzend über den Tisch gezogen

Wie viele Freunde die Bewohner des Wohn- und Pflegeheimes Sanden haben, machte das glänzend besuchte Sommerfest am Sonntag ab 10.00 Uhr wieder deutlich. Dieses Sommerfest wurde in diesem Jahr als „Bayrisches Wiesenfest“ ausgerichtet. Zum ersten Mal konnten die offenen Kreismeisterschaften im Fingerhakeln ausgetragen werden. Dieser bayrische Nationalsport Nummer 1 hielt nun Einzug in die Eifel. Damit auch alles mit rechten Dingen zuging, konnte man den Chiemgauer Rangler- und Hakler-Verein verpflichten, der bei der Ausrichtung der Veranstaltung tatkräftig mithalf. Als Schiedsrichter fungierte kein geringerer als der in Köln wohnende Konrad Plenk, der in dieser Sportart mehr als 40 Titel erringen konnte. Er war u. a. achtmal bayrischer Meister, neunmal deutscher Meister und fünfmal internationaler Titelträger.
Wie es sich für eine bayrische Veranstaltung gehört, hatte man auch ein echt blau-weißes Rahmenprogramm auf die Beine gestellt. Baumstammwerfen, Trachtengruppe, Schuhplattler, Alphornbläser, Jodlerkönig Hans-Günther Kainz aus dem Kleinwalsertal und die Trachtenkapelle aus Kistenich verwandelten das Umfeld des Wohn- und Pflegeheims in ein bayrisches Dorf. Entsprechende Speisen und Getränke wie Spanferkel, Weißwürschtl, Brezeln und Weizenbier konnte man u.a. für das leibliche Wohl käuflich erwerben.

Von Michael Nielen Vussem. „Ziagts o“, kaum war das Kommando des Kölner Schiedsrichters Konrad Plenk verklungen, schon konnte man die Gelenke der Mittelfinger der mehr oder weniger stabil gebauten Wettkämpfer knacken hören. Punkt 14 Uhr am Sonntag versuchten rund 20 gestandene Mannsbilder ihren Gegner im wahrsten Sinne des Wortes über den Tisch zu ziehen. Anlaß der Kraftakte, die oft die Adern vor An-strengung anschwellen ließen, waren die 1. Kreismeisterschaften im Fingerhakeln, die im Rahmen des „Bayrischen Wie-senfestes“ des Wohn- und Pflege-heims Heinz Sanden in Vussem stattfanden.
Das Werkzeug für die Sportart, die vor allem jenseits des Weißwurst-Äquators viele Anhänger hat, ist denkbar einfach. Gebraucht wird ein sogenannter Hakeltisch – Maße: 1,09 Meter lang, 79 Zentimeter hoch und 74 Zentimeter breit – sowie zwei Hocker mit einer Sitzfläche von 40×40 Zentimeter und einer Höhe von 48 Zentimeter. Auf dem Tisch sind jeweils in der Mitte und an den Längsseiten Markierungen gezogen.
Bis 140 Pfund wurde in der Leichtgewichtsklasse gestartet, über 140 Pfund starteten die „schweren Jungs“ in der Schwergewichtsklasse. Bei den Leichtgewichten hatten die Vussemer ein Heimspiel. Es siegte der einheimische Thomas Wetschorek vor Hubert Janden aus Iselburg und Michael Plovic, ebenfalls aus Vussem. Bei den Schwergewichten machte unter den Anfeuerungsrufen des zahlreich erschienenen Publikums Helmut Fohr aus Weißenbrunnen vor dem Vussemer Michael Hubert und Heinrich Bremer, ebenfalls Vussem, das Rennen.  
Ziel des ganzen sportlichen Wettkampfes ist es nun, den Gegner mit einem Fingerring, bestehend aus Hanf und mit Rindsleder umnäht, über die Längsseitsmarkierung zu ziehen. Eingehängt wird der Fingerring jeweils in den Mittelfinger der linken oder rechten Hand. Einzig zulässiges Hilfsmittel ist Magnesiumkalk, der ein Abrutschen des Fingers aus dem Ring verhindern soll.
Damit bei den ersten Kreismeisterschaften auch alles mit rechten Dingen zuging, hatte man sich seitens des Wohn- und Pflegeheimes erfahrener Hilfe versichert. Der Chiemgauer Rangler- und Haklerverein half bei der Ausrichtung der Veranstaltung tatkräftig mit, und mit dem in Köln wohnenden Konrad Plenk konnte als Schiedsrichter ein Mann engagiert werden, der in dieser Sportart schon mehr als 40 Titel auf sich vereinigen konnte.
Bevor es allerdings so richtig losgehen konnte, wurden die Wettkämpfer öffentlich verwogen.

Ohne Mühe zog der Vussemer Hans Klinkhammer (hinten) seinen Gegner über den Tisch. Neben den Fingerhaklern wurde den Zuschauern aber auch sonst eine Menge geboten. Alphornbläser sorgten für ungewöhnliche Töne in der Eifel, Hans-Günther Kainz unterhielt die Zuschauer als „Jodlerkönig aus dem kleinen Walsertal“ aufs Beste und auch die Trachtenkapelle aus Kistenich sorgte für bayrisches Ambiente. Für die neuen Fans des Fingerhakelns hatte der Meister Konrad Plenk noch einen Trainingstip parat. Einen Haken in die Decke schrauben und sich mit dem Finger daran hochheben. Also dann, „auf geht’s Buam“.  

Unter den gestrengen Augen von Schiedsrichter Konrad Plenk (re.) mobilisierte der Mechernicher Rainer Kirfel (Ii.) seine letzten Kräfte

Natürlich waren auch die einheimischen Vereine wie Kirchenchor, Musikverein und MGV wieder mit von der Partie. Sie sorgten mit ihren Beiträgen für Abwechslung und Stimmung beim Publikum. Aus dem reichhaltigen Repertoire des MGV gelangten folgende Lieder zur Aufführung:

1.         Im Weinkeller,
2.         Weinland,
3.         Grüß mir die Reben,
4.         Im Brauhaus, und
5.         Eins, zwei, drei.

Für die gelungenen Darbietungen erhielt der Chor von den Zuhörern herzlichen Applaus, zumal Sbr. M. Vogelsberg zünftig in bayrischer Tracht erschienen war. Nur fehlte ihm der traditionelle Hut mit Gamsbart. Er gab zu verstehen, daß ihm dazu das nötige Kleingeld gefehlt habe. Der Polterabend und die Hochzeit seiner Tochter habe ihn zwar eine schöne Stange Geld gekostet, aber für die Aufstockung seines Wohnhauses hätte er die letzten Geldreserven aufgebraucht, und nun stünde er kurz vor dem Ruin. Erschwerend käme noch hinzu, daß die Asylantenzugänge rückläufig wären, und er deshalb noch gar nicht wüßte, ob ihm welche zugeteilt würden. Es könnte durchaus sein, daß die neuen Wohnungen eine Zeitlang leerstehen müßten und daher auch die Mieteinnahmen in Frage gestellt seien. Im Moment habe er auch keine größeren Geldbeträge zu erwarten, im Gegenteil, die Diätenerhöhung, womit er fest gerechnet habe, wäre schon wieder mal gestrichen worden. Einige Sangesbrüder waren zu Tränen gerührt und hatten Mitleid mit ihm. An der Bierbude, die von Helfern der Freiwilligen Feuerwehr besetzt war, bekam er kostenlos Getränke gereicht, die durch das Zusammenlegen der Biermarken von den Sängern bezahlt wurden.

Fazit der Veranstaltung:
Das Sommerfest hätte es eindrucksvoller nicht unterstreichen können: Die Behinderten aus dem Wohn- und Pflegeheim Sanden sind in unserer Gemeinde voll integriert.

Dienstag, 23. August 1994

Namenstags- und Geburtstagsparty der Sbr. Bernhard Mießeler, Bernhard Hoffmann, Bernd Wenderdel, Hans Klinkhammer und Anno Hein (69 Jahre)

Einleitung:
Am 20. August feiert man das Fest des hl. Bernhard von Clairvaux. Dieser Heilige wurde um 1090 in Fontaines bei Dijon geboren. 1115 wählte man ihn zum ersten Abt des Zisterzienserklosters Clairvaux-sur-Aube. Er gründete 68 Klöster seines Ordens. Mit aller Macht bekämpfte er die Thesen des Philosophen und Theologen Abälard. Als Theologe und berühmter Prediger übte er durch die Erneuerung des kirchlichen Geistes bei Adel, Klerus und Volk großen Einfluss auf seine Zeit aus. Er war Begründer der mittelalterlichen Mystik ( gilt als höchste Stufe der Frömmigkeit) und gewann 1146 Kaiser Konrad III. zur Teilnahme am zweiten Kreuzzug. 1174 wurde er heilig gesprochen, und 1830 erhob man ihn zum Kirchenlehrer.

Zur Sache:
Die drei Bernhardiner, Hans und das Geburtstagskind Anno hatten sich diesmal etwas besonderes einfallen lassen und die Sänger dazu in den Probenraum um 19.00 Uhr eingeladen. Sie spendierten den staunenden Sbr. eine deftige Schlachterplatte, die, wie könnte es auch anders sein, von Sbr. Hans Klinkhammer organisiert und liebevoll zusammengestellt worden war.
Da der 1. Vorsitzende z. Zt. in Urlaub weilte (Zypern und Israel) und der Stellvertreter bei Beginn des Festes verhindert war, wurde die Fete von Sbr. Bernhard Mießeler eröffnet. Er wünschte allen Sängern einen vergnüglichen Abend und guten Appetit. Angesichts der vielen Leckereien vergaß man doch tatsächlich, den edlen Spendern zum Dank ein Ständchen zu singen. Zu der schmackhaften Jause wurde ein eiskalter Obstler von Sbr. Hans Höller serviert, der wegen seines Urlaubs mit seiner Namenstagsflasche in Rückstand geraten war. Dazu wurden auch die 20 Ltr. Bier gereicht, die Sbr. Bernhard Mießeler bei einer Wette verloren hatte (Der Chronist berichtete darüber). Auch Sbr. Arnold Mies hatte es sich nicht nehmen lassen, für seinen verflossenen Namenstag noch eine Flasche Kognak zu kredenzen. Außerdem, weil das Bier nicht ausreichte, gab er noch einen Obolus dazu, damit man noch ein Fässchen Bier (15 Ltr.) für die durstigen Zecher besorgen konnte.
Da von den 28 Sängern nur 22 erschienen waren, blieb von den Wurst- und Fleischwaren natürlich einiges übrig. Sie wurden an Interessenten aufgeteilt. Als nun ein Sbr. zur nächtlichen Stunde heimkehrte, weckte er seine verdutzte Ehefrau aus dem Schlaf und präsentierte ihr aus dem reichhaltigen Wurstsortiment einen dicken Flönzstummel. Nachdem sie sich, noch schlaftrunken, vergewissert hatte, daß auch keine Verwechslung vorlag, wurde dieses Objekt genüsslich verzehrt.

Donnerstag, 20. Oktoer 1994

Werbeveranstaltung

An alle aktiven und inaktiven Mitglieder war eine Einladung mit der Bitte ergangen, an einer Leistungsschau hochwertiger Markenprodukte direkt vom Hersteller teilzunehmen. Darüber hinaus kommt das zahlreiche Erscheinen der Mitglieder der Vereinskasse zugute. Der Sponsor zahlt für jedes anwesende Paar eine Spende. Außerdem wird ein „rustikales Abendbrot“ mit einem Getränk kostenlos serviert. Der Besuch ist unverbindlich und ohne Verpflichtungen.
Angenehm überrascht war der Vorsitzende, der für die Veranstaltung tüchtig die Werbetrommel gerührt hatte, als er gegen 20.15 Uhr in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“  57 erschienene Gäste begrüßen konnte. Gleichzeitig stellte er den Werbeleiter, Herrn Schmitz, vor, der in einem Ort bei Kaiserslautern beheimatet ist und verständlicherweise die Markenprodukte an den Mann bringen musste. Zunächst aber teilte dieser den staunenden Zuhörern mit, daß er 500,- DM in die Vereinskasse spenden werde. Er äußerte zugleich aber auch die Bitte, der Chor möge die Leistungsschau gesanglich eröffnen. Dieser Bitte kam man gerne nach. Da aber unverständlicherweise 12 Sänger (42,85 %) der Veranstaltung ferngeblieben waren, sonst wäre noch mehr Geld in die Kasse geflossen, musste der MGV sehr geschwächt zu Werke gehen. Im 1. Tenor fehlten 5, im 2. Tenor 4, im 1. Baß 1 und im 2. Baß 2 Stimmen. Das heißt statistisch gesehen: nur 57,15 % der Sänger waren anwesend. Mit dem Lied „Im Brauhaus zur kupfernen Nase“ hatte der Chorleiter eine gute Wahl getroffen, wenn auch einige Sänger, besonders die Frischlinge, den Text noch nicht ganz beherrschten, zumal das Lied ohne Noten gesungen wurde. Sie bewegten daher die Lippen wie die Profis beim Playback, und kaum jemandem war dieses Handicap aufgefallen, denn für den spontanen Auftritt wurde stürmisch applaudiert.
Nach dem „Rustikalen Abendessen“ konnte nun die Verkaufsschau beginnen. Kochtöpfe aus Edelstahl wurden angepriesen. Ein Sbr. meinte dazu: „Die Kochtöpfe mögen ja schön und gut sein. Wenn aber meine bessere Hälfte mir bei einem Ehekrach die schwergewichtigen Töpfe um die Ohren schmeißt, ist das nicht so gut, sondern grenzt an Körperverletzung“. Jetzt wurden Ober- und Unterbetten sowie Kopfkissen und Decken aus Merino-, Lama- und Mohairwolle voll des Lobes und, wie wir Sänger sagen, in den höchsten Tönen vorgestellt. Der Verkaufsleiter verstand sein Geschäft bestens. Geschickt brachte er die Hausstaubmilbe ins Gespräch und ließ ein Foto, 100-fach vergrößert versteht sich, von diesem gefräßigen Tierchen reihum gehen, die millionenfach in den altbewährten Federbetten vorhanden seien.
Der Ex-Vorsitzende Peter Dreesen konnte das bestätigen. Er leide schon seit Jahren an der Milbenplage, die sich bei ihm in Nase und Ohren festgesetzt hätte. Nur seine Frau wollte ihm das nicht glauben. Sie sagte dazu: „Menge Mann hätt zwar de Melle, die setze bei dämm ävve em Kopp“.
Der Fachmann konnte noch mit anderen Argumenten einige Zweifler davon überzeugen, daß sie die vorgestellten Produkte nirgendwo preisgünstiger erwerben könnten, als an diesem Abend. Es wurden dann auch einige Kaufverträge zur beiderseitigen Zufriedenheit abgeschlossen. Da aber bis zum Eintreffen der bestellten Ware noch einige Zeit ins Land gehen wird, muss der Kunde allerdings solange noch mit den kleinen Haustierchen in den alten Federbetten vorlieb nehmen.

Samstag, den 12. November 1994

Geburtstagsständchen für Heinz Sanden Sen. geb. am 13.11.1926 (68 Jahre)

Der Einladung zum Geburtstagsständchen für Heinz Sanden Sen. wurde gerne Folge geleistet, zumal H. Sanden inaktives und förderndes Mitglied unseres Vereins ist und für die Belange des Chores stets ein offenes Ohr bzw. offene Hände hat, wenn es um finanzielle oder materielle Dinge geht.
So trafen sich die Sänger zwanglos am Samstag im Restaurant und Hotel „Zum Jägerhof“ in Breitenbenden gegen 20.30 Uhr, um mit einigen Liedvorträgen ihre Aufwartung zu machen. Als erstes kam das für diesen Ehrentag neu einstudierte Werk mit dem Titel „Geburtstagsständchen“ zum Vortrag. Danach überbrachte der Vorsitzende im Namen der Sänger die Glück- und Segenswünsche und überreichte dem fast 68jährigen ein Buchgeschenk. Da der Jubilar erst am anderen Tag Geburtstag hatte, also hineinfeierte, war eine Gratulation noch nicht angebracht, worauf der Senior bestand. Mit dem zweiten Lied „Weihe des Gesanges“ hatte man dem Geburtstagskind sichtbar viel Freude bereitet. Es folgten noch „Herr Wirt“ und „Abendfrieden“ von Franz Schubert (1797-1828) op. 11 Nr. 3, das als Erstaufführung getragen zu Gehör gebracht wurde. Am Applaus merkte man, daß dieses Lied bei den zahlreichen Gästen gut angekommen war bzw. seine sakrale Wirkung nicht verfehlt hatte.
Schade, daß dieser begnadete Komponist verarmt im Alter von nur 31 Jahren verstorben ist. Er wurde als Sohn eines Schulmeisters in Wiens Vorstadt Lichtenthal geboren und hatte 13 Geschwister. Not und Entsagung begleiteten sein Leben von Jugend auf. In nur 14 Schaffensjahren schrieb der vom Komponieren Besessene 900 Werke, darunter mehr als 600 Lieder.
Nach den gelungenen Darbietungen seitens des Chores ging man zum gemütlichen Teil über. In der Gaststube hatte man extra für die hungrigen Sänger belegte Brötchen und Schnittchen schön garniert zum Verzehr bereitgestellt. Man ließ sich nicht lange nötigen und ließ es sich schmecken. Dazu wurden reichlich Getränke serviert, die auch bald Wirkung zeigten. So brachte Sbr. Bertram Berners nach über 11jähriger Abstinenz, der letzte Vortrag erfolgte am 1. Oktober 1983 in Braubach (Ausflug), sein Solo „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ gekonnt in Erinnerung, das selbstverständlich von den Sängern mit dem „Simsaladim“ begleitet wurde. Dieses Lied ist eine aus dem 18. Jahrhundert stammende Fassung, die im bergischen Land aufgezeichnet wurde. Das Lied wurde gerne zu Pfänderspielen gesungen. Wer das in den jeweils ersten Zeilen am Ende ausgesparte Wort zu früh sang oder sich beim Zungenbrecher „Simsaladim bambasala dusaladim“ versprach, mußte ein Pfand abgeben. In studentischen Kreisen diente es zum Austragen der „Bierstrafen“.
Alsbald brach man auf, um den „langen“ Heimweg von 2 km anzutreten. Unterwegs wurden einige Sbr. vom Durst geplagt und kehrten deshalb noch in das Vereinslokal „Zur Schneidmühle“ ein, um Abhilfe zu schaffen.

Sonntag, 13. November 1994

Volkstrauertag 9.45 Uhr in Breitenbenden und 10.30 Uhr in Vussem

Der November gilt als der Totenmonat. Nach dem „Goldenen Oktober“ und vor dem weihnachtlich besinnlichen Dezember nehmen sich viele Menschen auch heute noch die Zeit, im 11. Monat des Jahreskreises ihrer Verstorbenen und der gefallenen Soldaten zu gedenken. Wir Lebenden halten einmal inne und werden uns bewusst, daß unser eigenes Leben ein ständiges Zugehen auf den Tod ist. Im November verändert sich die Landschaft unübersehbar. Die letzten Blätter fallen zu Boden, die bunten Farben des Herbstes weichen allmählich einem winterlich kahlen Panorama. Ein Teil der Natur stirbt, und der Mensch als Bestandteil der Welt kommt nicht umhin, sich seiner Sterblichkeit bewusst zu werden.
In diesem Jahr musste der MGV zuerst in Breitenbenden antreten, um mit zwei Liedvorträgen die Gedenkveranstaltung am Ehrenmal gesanglich zu unterstützen. Mit der Motette „Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit“, Satz von Matthias Claudius (1740 – 1815) und Weise von Hans Georg Nägeli (1773 – 1836), brachte der MGV den Choral sehr mäßig bewegt und feierlich zu Gehör.
Ortsvorsteher und Sbr. Josef Kaltwasser sagte anschließend in seiner Ansprache sinngemäß: „Es ist eine würdige Veranstaltung, die uns am heutigen Tage zusammengeführt hat. Zwei Wochen vor dem 1. Advent wird alljährlich dieser nationale Gedenktag für die Opfer beider Weltkriege und des Nationalsozialismus begangen. Ich möchte diese Gedenkstunde nutzen, um über die Erinnerung an Leid und Elend zweier Weltkriege hinaus auch an jene erinnern, die in unzähligen Kriegen und Auseinandersetzungen nach dem 2. Weltkrieg bis hinein in unsere Tage getötet wurden. Mit erschreckender Brutalität führen uns die Ereignisse im ehemaligen Jugoslawien vor Augen, wie labil Frieden sein kann, wenn Haß das Handeln bestimmt. Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen, in diesem Bekenntnis sind wir alle einig. Wir müssen Frieden halten mit anderen Ländern und anderen Menschen, ungeachtet ihrer Hautfarbe, Sprache oder ihrer Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft. Der heutige Tag ist nicht allein dazu da, zurückzublicken. Er mahnt uns zu lernen. Wenn wir, das neue Deutschland, als gleichberechtigtes Mitglied in einem vereinten Europa dem Frieden in der Welt dienen wollen, müssen wir auch den inneren Frieden stärken. Über die Gräber hinweg wollen wir die Versöhnung. Die heutige Gedenkstunde soll zu diesem großen Ziel einen wichtigen Beitrag leisten.“
Nach diesem Vortrag sang der Chor die Motette „Dem in der Finsternis wandelnden Volke erschien ein helles Licht“, von August Eduard Grell, Satz: Emil Rabe. Anschließend betete man mit Bernhard Fuchs zusammen für die Verstorbenen das „Vater unser“. Der Musikverein Vussem beendete mit einem Choral die Veranstaltung, und Josef Kaltwasser bedankte sich bei den Teilnehmern für ihr Erscheinen. Die Feuerwehr Breitenbenden und Vussem stellte erstmals gemeinsam die Ehrenwache.
In Vussem setzte sich der Trauerzug um 10.30 Uhr in Bewegung. Der Musikverein Vussem spielte dazu einen Trauermarsch von Chopin. Am Ehrenmal angekommen, sang der Chor die Motette „Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit“, die ihm vortrefflich gelang. Ortsvorsteher und Sbr. Matthias Vogelsberg begrüßte die erschienenen Ortsbewohner, es waren ein paar mehr als in den vergangenen Jahren, und begann seine Ausführungen ungefähr mit folgenden Worten: „Und wieder stehen wir, wie in all den Jahren zuvor, an den Gräbern bzw. am Ehrenmal der Gefallenen, den Gedenkstätten der Hingerichteten und Ermordeten beider Weltkriege, um uns zu erinnern an das unendliche Leid der 50 Millionen Toten allein des zweiten Weltkrieges, der 6 Millionen ermordeten Juden, der Hunderttausenden anderen umgekommenen Opfer. Die damals aufgerissenen Wunden wollen nur schwer heilen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir weiter von Krieg und Völkermord umgeben sind. Und nimmt man noch all die Unschuldigen hinzu, die auf der Flucht sind, die durch die Folgen der Gewalt Hunger und Not leiden, dann möchte man zu Gott beten, daß er dem Elend endlich ein Ende bereitet“. Er stellte außerdem die Frage, ob es noch Sinn macht, eine Gedenkfeier am Volkstrauertag abzuhalten. „Ich meine: Ja, wir dürfen unsere Verstorbenen und gefallenen Soldaten nicht vergessen!“.
Annemarie Linden machte in ihrem Beitrag sehr deutlich, daß das Gedenken und Erinnern an die Opfer des Krieges und der Gewaltherrschaft nur dann ein ehrliches ist, und zugleich eine Mahnung, wenn wir mit dem Psalmisten erkennen: „Wohl dem Volke, dessen Gott der Herr ist. Denn wo Gott der Herr ist, da steht der Mensch als Geschöpf Gottes im Mittelpunkt. Da gilt weder Rasse noch Hautfarbe, weder soziale Herkunft noch gesellschaftliche Stellung. Da herrscht Freiheit und Friede“.
Im Anschluss sang der MGV den Choral „Über den Sternen wohnet Gottes Friede“, der langsam und bedächtig vorgetragen wurde. Am Schluss der Feierstunde intonierte der Musikverein Vussem das Lied vom „Guten Kameraden“. Matthias Vogelsberg bedankte sich bei allen Mitwirkenden und den erschienenen Vussemer Bürgerinnen und Bürger. Bleibt noch nachzutragen, daß auch hier der neu formierte Löschzug Vussem mit den Floriansjüngern aus Breitenbenden und ihren brennenden Pechfackeln die Ehrenwache hielten.

Sonntag, 20. November 1994

5. Weihnachtsmarkt „St. Michael“ in Breitenbenden im und am Wohn- und Pflegeheim Sanden

Der diesjährige 5. Weihnachtsmarkt stand wie in den Jahren zuvor wieder unter dem Aspekt der aktiven Integration behinderter Menschen. „Es wird viel gesprochen und geschrieben über das Los Behinderter und wie alles geändert werden könne und müsse. Mit der Teilnahme an dem Weihnachtsmarkt aber leistet man praktisch Solidarität und hilft dort, wo es notwendig ist, sei es durch Spenden oder Erwerb der vielfältigen Angebote, deren Gewinn für die behinderten Menschen wieder verwandt wird. Dieser Markt aber soll auch ein Ort der Begegnung, der Gespräche, ein Ort einander kennenzulernen sein, denn das Miteinander ist gefragt“. Mit diesen Worten warb Juniorchef Heinz Sanden im „Bürgerbrief“ mit einer Einladung zum 5. „St. Michael Weihnachtsmarkt“.
Bei solch einem Fest darf der MGV natürlich nicht fehlen. Auf vorweihnachtliche Lieder wurde in diesem Jahr gänzlich verzichtet, weil der 1. Advent erst am kommenden Sonntag, dem 27. November ansteht. Die Sänger nahmen in der überfüllten Cafeteria Aufstellung und brachten mit einigen Liedern, wie

1.         Swanee Ribber
2.         Das Ringlein
3.         Abendfrieden und
4.         Die Seen im Land der Berge
den erschienenen Gästen und Heimbewohnern viel Freude und Begeisterung.

Einige Sänger waren nach den Vorträgen schweißgebadet, nicht weil sie Lampenfieber hatten, sondern weil im Raume Temperaturen herrschten, die einer Sauna gleichkamen. Auch hatte sich das Wetter gegenüber dem Vortag (Regen) wesentlich gebessert, so daß das milde Klima noch zusätzlich für Wärme sorgte. So beeilte man sich, nach dem Auftritt schnellstens das Weite zu suchen, um am Getränkestand ein kühles Bierchen zu erhaschen. Das war nicht so einfach, denn es war kaum ein Durchkommen, weil hunderte von Besuchern auf den Marktplatz drängten. Sbr. Eddi Freitag, der am heutigen Tag Namenstag hatte, wollte gerne ein paar Runden spendieren. Aber als kleinwüchsiger Mensch hat man es schwer bei soviel Andrang an die Theke zu kommen. Dabei wäre er beinahe unter das Fußvolk geraten. So blieb es beim Versuch „einen auszugeben“. Der gute Wille war ja vorhanden, das sollte man respektieren, bzw. akzeptieren. Flugs entschwand er unseren Blicken, weil zu Hause die Namenstagsgäste sehnlichst auf ihn warteten.

Sonntag, 27. November 1994

Seniorennachmittag in Vussem

Wenn man die öffentlichen Diskussionen in den Zeitungen, im Radio und Fernsehen in den letzten Monaten verfolgt hat, so könnte man manchmal den Eindruck gewinnen, als hätten einige Politiker, aber auch einige kirchliche Institutionen den Ernst der Lage zwecks Pflegeversicherung noch nicht erkannt. Natürlich ist das mit Opfern verbunden, aber wie ich meine, dafür lohnt es sich doch, einen Feiertag zu streichen. Die Sorge um den älteren Menschen darf nicht in den Hintergrund gedrängt werden. Diese Sorge, so denke ich mal, wird unsere Gesellschaft schon allein deswegen in verstärktem Maße beschäftigen müssen, weil ja durch den medizinischen und wissenschaftlichen Fortschritt eine im Vergleich zu früher deutliche Steigerung der Lebenserwartung eingetreten ist. Ziel jeder sozial verpflichteten Politik muss es daher sein, daß sich unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht isoliert, sondern in unserer Gemeinschaft geborgen fühlen. Die Förderung des Gemeinschaftssinnes ist daher eine gute Medizin gegen den eintönigen Alltag.
Aus diesem Grunde hatte der Bürgerverein wieder zum Seniorennachmittag um 14.30 Uhr in die „Schneidmühle“ eingeladen, um den älteren Menschen ein paar frohe Stunden zu bieten, zumal sich der 1. Adventssonntag dafür besonders eignet, denn die Adventszeit gilt immer noch als stille und besinnliche Zeit, im kleinen Eifeldorf mehr als in den lichtüberfluteten Großstädten mit ihren überquellenden Geschenkauslagen in den Geschäften und Schaufenstern. Der 1. Adventssonntag markiert den Anfang eines neuen Kirchenjahres. Zum Wesen dieses adventlichen Neubeginns gehört das Warten. Welch ein Gegensatz zu dem, was sich auf den Straßen und in den Einkaufszentren abspielt, wo in den nächsten Wochen Hektik, Hast, Eile und Vorwärtsdrängen ihren jährlichen Höhepunkt erreichen. Daß die Adventszeit früher kirchlich auch als Buß- und Fastenzeit galt, ist kaum noch zu spüren bzw. jemandem bekannt. Es war auch die Zeit, da die Katholiken sich um die Beichtstühle drängelten. Heute ist die Ohrenbeichte weitgehend weggefallen, und auch die (sie nicht ersetzende) Bußandacht wird kaum noch besucht. Völlig irritiert fragte eine ältere Dame nach einem schlecht besuchten Bußgottesdienst den Pfarrer: „Ja, wird denn hier nicht mehr gesündigt?“ „Doch“, meinte der Pastor, „aber wer ist heute noch bereit zu büßen?“
So konnte der Vorsitzende des Bürgervereins, Matthias Vogelsberg, 54 von 78 eingeladenen Seniorinnen und Senioren herzlich begrüßen und willkommen heißen. Als Ehrengast war der neu gewählte Bürgermeister der Stadt Mechernich, Peter Wassong aus Weyer, erschienen, der hier seine erste Amtshandlung vollzog, indem er allen ein paar frohe und besinnliche Stunden wünschte.

Als Mitwirkende trugen dazu bei:
die Flötengruppe, der Kirchenchor, der Musikverein und der MGV, der sich in gewohnter Form mit gekonnten Darbietungen der folgenden Lieder präsentierte:

1.         Swanee Ribber
2.         Das Ringlein
3.         Die Seen im Land der Berge und
4.         Amazing Grace.

Natürlich wurden die älteren Herrschaften auch wieder mit Kaffee und Kuchen verwöhnt. Dazu gab es diverse Getränke, die zusätzlich für Stimmung sorgten. Einigen Teilnehmern des Seniorentreffens hatte es so gut gefallen, daß sie erst zur späten Stunde das Lokal vergnügt und frohgelaunt verließen.

Sonntag, 4. Dezember 1994

Nikolausfeier in Kallmuth

Die Bevölkerung von Kallmuth, am Fuße des Pflugberges gelegen, war immer ein lebenslustiges Völkchen, das es verstand, Feste innerhalb des Ortes gemeinsam zu gestalten und zu feiern. Auch wurde das Brauchtum gepflegt und Geschwundenes neu belebt. Hier blühte ein reges Vereinsleben. Zahlreiche Vereine hatten sich gebildet, die aber in den letzten Jahrzehnten fast alle verschwanden, denn mit der Schließung des Bleibergwerkes am 31.12.1957, mit dem das Bergarbeiterdorf seit den ältesten Zeiten eng verbunden war, musste man sich anderweitig Arbeit verschaffen. So blieb es nicht aus, daß viele junge Männer zu diesem Zweck ihren Heimatort verließen. Die älteren Sbr., die selber Fußball gespielt haben, wissen bestimmt noch, daß die DJK Kallmuth sich immer erbitterte Duelle mit dem gefürchteten SV Vussem, der wegen seiner schwarz-gelben Trikots „Kartoffelkäfer“ genannt wurde, geliefert haben. Die DJK errang sogar 1952 die Fußballkreismeisterschaft. Mit der Schließung der Gaststätten Nobis und Stollenwerk wäre beinahe das ganze Dorf- und Vereinsleben zum Erliegen gekommen. Deshalb musste man schnell handeln, um Proben- und Aufenthaltsräume für die restlichen Vereine zu schaffen. Die alte Volksschule wurde zu diesem Zweck umfunktioniert in ein schmuckes Bürgerhaus, wo nun auch die anstehenden Dorf- und Familienfeste abgehalten werden.
Nach über zweijähriger Abwesenheit war der MGV wieder gerne nach Kallmuth gekommen, um einerseits sein Versprechen einzulösen, das man seinerzeit Ortsvorsteher Robert Ohlert gegeben hatte (der Chronist berichtete darüber), und andererseits, um die Nikolausfeier mit einigen Liedvorträgen zu verschönern, zur Freude der älteren und jüngeren Generation, die die gut aufgelegten Sänger daraufhin regelrecht mit viel Applaus verwöhnten. Es gelangten zur Aufführung:

1.         Abendfrieden
2.         Die Seen im Land der Berge
3.         Ave Maria
4.         Maria durch ein Dornwald ging
5.         Frieden und
6.         Amazing Grace.

Anschließend bedankte sich der amtierende Sheriff, Robert Ohlert, für die schönen Darbietungen und versprach, bei einer der nächsten Proben des Chores vorstellig zu werden. An der hauseigenen Bar spendierte er den durstigen Akteuren Getränke, die diese dankbar entgegennahmen.

Sonntag, 18. Dezember 1994

Vorweihnachtliches Chorkonzert in der Pfarrkirche zu Vussem.

Vorwort:
Die Vorbereitungen zum Adventskonzert begannen nach der kurzen Sommerpause. Es wurden einzelne Satzproben abgehalten, um das neu angeschaffte Notenmaterial besser einstudieren zu können. In fliegendem Wechsel wurden die im ¾ Stundentakt dauernden Proben exakt eingehalten. Dazu eine kleine Episode von Sbr. Anno Hein am Rande, der mit dem 2. Tenor die Sbr. vom 2. Baß einmal ablösen mußte: „Die setze he wie de Hohnde ob de Leede, oder angesch usjedröck, wie de Schworbele ob de Dröht, de Zitt ös jo doh, dat se bal fotfleje“. Tatsächlich saßen die Bassisten statt gestaffelt, in einer Reihe. Diese Satzproben waren sehr wichtig und wertvoll für jeden einzelnen Sänger, denn in der kurzen Vorbereitungszeit hätte dieses anspruchsvolle Programm sonst nicht durchgeführt werden können.

Zum Konzert:

Am 18.12.1994, dem 4. Adventssonntag, veranstaltete der MGV 1892 Vussem in Zusammenarbeit mit dem Kirchenchor um 17.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Margareta ein besinnliches, vorweihnachtliches Konzert. Als Begleitung konnte Udo Greuel mit seinem Keyboard gewonnen werden.

Am 18.12.1994, dem 4. Eingeladen waren alle Vussemer Bürger, sowie die der benachbarten Orte und Freunde des Chorgesangs. Der Eintritt war frei, lediglich um eine Spende für Waisenkinder in Indien wurde gebeten. Auf dem Programm, für das Chorleiter Heinz Sistig verantwortlich zeichnete, standen altvertraute Weisen mit Adventsliedern unserer Zeit, die die Freude auf das bevorstehende Fest thematisierten. Es gelangten aber auch weltliche Chöre zu Gehör.
Mit „Ehre sei Gott in der Höhe“ aus der Schubertmesse, das majestätisch und breit vorgetragen wurde, begann der Chor, nachdem er im festlich geschmückten Altarraum Aufstellung genommen hatte, sein Konzert. Nie zuvor hat der Chor so überwältigend und begeisternd dieses Chorwerk dargeboten. Nun folgte die Begrüßung und Ansprache des Vorsitzenden Willi Schütt, der u.a. den Zuhörern und Mitwirkenden ein paar frohe und besinnliche Stunden wünschte.
Durch das Programm führten abwechselnd Sbr. Arnold Mies und Sbr. Alfred Brell, die auch Gedichte und Gedanken von Josef Freiherr von Eichendorff und von Filmschauspieler Horst Frank vortrugen, der nicht nur den Bösewicht spielen kann, sondern, wie man hören und staunen konnte, auch musisch begabt ist.
Es folgten nun die drei weltlichen Lieder, die sich in die festliche Atmosphäre gut einfügten, weil sie im Tempo ruhig und getragen gesungen wurden und vom Text her hervorragend passten. Es waren:

1.Abendruhe, von W.A. Mozart, Satz: Quirin Rische
2.Abendfrieden, von Franz Schubert (1797 – 1828), nach op. 11 Nr. 3 „Geist der Liebe“,
3.La Campanella, Chorsatz: Johannes Menskes, (mit Halbplayback), Begleitung: Udo Greuel.

Dieses Chorwerk konnte Heinz Sistig direkt vom Komponisten käuflich erwerben und überarbeiten.

Mit dem Lied „Frieden“, von Gotthilf Fischer, wurde das Programm fortgesetzt. Beim nächsten Titel „Wenn ich ein Glöcklein wär“, von Franz Xaver Engelhard, Bearbeitung: Otto Fischer, konnte sich Sbr. Bernd Wenderdel in Szene setzen, und wußte mit seiner wohltuenden Stimme beim Publikum zu gefallen. „Lobt den Herrn der Welt“, Text und Bearbeitung von Willi Trapp, wurde vom Chor markant und festlich vorgetragen und von Udo Greuel fachmännisch begleitet. Nach den Chorälen „Sancta Maria“, von Johann Schweizer (1831-1882), und „Maria durch ein Dornwald ging“, Worte: Vor 1850, Weise: J. Eccard (1553 – 1611), Satz: Gregor Lehr, hatte der Cor vorerst einmal Pause und konnte sich auf den bereitgestellten Stühlen ausruhen.

Der Kirchenchor machte nun von der Orgelbühne aus auf sich aufmerksam, indem er unter der Leitung von Anno Hein fünf Lieder zum Vortrag brachte, wobei er einige Choräle auf der Orgel begleitete. Es waren:

1.         Morgenstern der finstren Nacht,
2.         O komm, o komm Immanuel,
3.         Es ist für uns eine Zeit angekommen,
4.         Ave Maria, gratia plena, und
5.         Weihnachten bin ich zu Haus.

Die gute Akustik in der Kirche trug dazu bei, daß die Vorträge bei den Zuhörern gut angekommen sind, denn sie sparten nicht mit Applaus. Mit fünf Liedern wartete nun der MGV auf:

1.Leise rieselt der Schnee, von Rudolf Desch, Worte und Weise: Eduard Ebel
2.Engel haben Himmelslieder, Satz: H. Lemmermann
3.Hört, Jubellieder klingen (Go Tell It On The Mountain), Christmas Spiritual, Text und Satz: H.J. Settelmeyer
4.Süßer die Glocken nie klingen, (Volksweise aus Thüringen, 1826), Text: Friedr. Wilh. Kritzinger, Satz: Rudolf Desch und
5.Fröhliche Weihnacht überall (Melodie aus England), Text: Aug. Heinr. Hoffmann v. Fallersleben (1798 – 1874), Satz: Rudolf Desch.

Chorleiter Heinz Sistig interpretierte die Werke nicht nur vom Notenblatt aus, sondern auch vom Text her und erreichte daher aussagekräftige Vorträge. Das Konzert hatte ein hohes, sängerisches Niveau, das nur an einigen Stellen unkonzentriert wirkte. Nach ca. 11/2 stündigem Programm ging nun das Konzert zu Ende. Der Vorsitzende bedankte sich bei den Besuchern für ihr Erscheinen und aufmerksames Zuhören, erinnerte noch einmal daran, daß ihre Spende für Pater Leo dé Souza in Indien, der dort ein Heim für Waisenkinder leitet, verwandt wird und wünschte allen ein gnaden- und segensreiches Weihnachtsfest.
Inzwischen hatten Kirchenchor und der MGV im Chorraum Aufstellung genommen und sangen gemeinsam das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“, wobei der MGV als Zwischengesang „Ehre sei Gott in der Höhe“ im Text singen musste.

Bei diesem Lied kamen die schönen Stimmen des Soprans in den Höhen besonders zur Geltung und stimmten auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein.

So endete mit diesem besinnlichen Weihnachtslied und dem farbenprächtigen Bühnenbild ein hochkarätiges Wohltätigkeitskonzert. Langanhaltender Beifall, der sicher aus innerer Bewegung und Freude kam, deutete an, daß die Botschaft von Weihnachten von Musik und Gesang zu Herzen gegangen war.

Gemütlicher Teil:
Nun ging man zum gemütlichen Teil über. Im Pfarrsaal hatten einige Sängerfrauen die Tische festlich dekoriert und mit allerlei Gebäck und belegten Schnittchen reichlich eingedeckt. Dazu gab es Kaffee, Likör, Sekt, Wein und Bier in ausreichendem Maße, die teilweise von einzelnen Sängern spendiert worden waren. Sbr. Alfred Brell machte sich bei den Frauen lieb Kind, weil er sie bewirtete wie ein Gentleman. Auch überhäufte er den Kirchenchor mit Komplimenten, indem er ihn lobte für ihr diszipliniertes Benehmen während des Konzertes, was ja nicht abzustreiten war, und sagte: „Hier können die Sänger des MGV sich eine gute Scheibe von abschneiden“. Diese Aussage brachte wiederum einige Sänger so auf die Palme, daß sie Alfred scherzhaft mit „Schmecklecker“ beschimpften, weil er sie so in die Pfanne gehauen hatte. Dabei hatte er nicht mal so Unrecht. Chorleiter Anno Hein meinte dazu: „Der möht ens onverhoff en os Prob komme, dann wüe er dorövver angesch denke“. Diese Wortgefechte waren aber nicht bös gemeint.
Auch Pfarrer Frohn war mit dem neuen Kaplan Hans-Peter („Hardy“) Hawinkels erschienen, um den schönen Erfolg mitzufeiern. Natürlich wurde „der Neue“ vorgestellt. Hier einige Daten: Vier Jahre war er zunächst bei der Post beschäftigt, danach wurde er Sekretär bei der Katholischen Arbeiterjugend (CAJ). Theologie und Pädagogik studierte er in einem Fernkurs und wurde danach Gemeindeassistent in Jülich. Seinen theologischen Schliff erhielt er an der Universität in Bonn, und am 23.05.93 wurde er in der Pfarrkirche in Mechernich zum Diakon geweiht. Die Priesterweihe empfing er am 19.02.94 im Dom zu Aachen. Nun übernahm er vorübergehend die Seelsorge in den priesterlosen Gemeinden Niederzier, Oberzier und Hambach, um dann in seine erste Kaplanstelle hier bei uns eingewiesen zu werden. Ich wünsche ihm von dieser Stelle aus eine schöne Zeit in unserer Pfarrei und hoffe auf eine gute Zusammenarbeit mit dem MGV. Wäre noch zu erwähnen, daß unser schwerkranker Pastor Sobieszczyk einen Teil des Konzertes in der Sakristei vernommen hat. In fröhlicher Runde wurde noch gefeiert bis zum späten Abend.

Resümee der Veranstaltung:
Dieses kirchenmusikalische, anspruchsvolle Konzert war für jedermann verständlich. Gerade in der Hetze der Vorweihnachtszeit ist solch eine Veranstaltung eine Oase, in der man ein wenig Stille halten und sich innerlich auf das kommende Weihnachtsfest freuen kann. Gleichzeitig öffnet Musik und Gesang die Herzen und ist zugleich Erholung und Genuss, sowie Balsam für die arg strapazierten Nerven.
In seiner 102jährigen Vereinsgeschichte hat der MGV zum ersten Mal ein Adventskonzert in diesem Stil bestritten, obwohl am 13. April 1980 schon einmal ein Wohltätigkeitskonzert unter dem Motto „Lobt Gott alle Welt“ aufgeführt wurde. Der Erlös dieses Konzertes kam der Leprahilfe zugute und war für den Verein ein toller Erfolg. Trotz des Weißen Sonntags (Kinderkommunion) war die Kirche rappelvoll.
Deshalb war man schon etwas enttäuscht, daß nur ca. 100 – 120 Besucher zum heutigen Konzert gekommen waren, zumal der Eintritt frei war und nur um eine Spende für einen guten Zweck gebeten wurde. Von dieser Warte aus gesehen ist die Enttäuschung des Vorstandes und der Sänger zu verstehen, die viel Zeit für diese Veranstaltung investiert bzw. geopfert haben, trotz des gesanglichen Erfolges. Erfreulicherweise war aber die Spendenfreudigkeit der Konzertbesucher sehr groß. Immerhin kamen 1201,- DM zusammen, so daß man insgesamt gesehen in dieser Hinsicht mehr als zufrieden sein kann, denn das Bewußtsein, für notleidende Menschen etwas getan zu haben, bringt oft mehr Freude als ein persönliches Geschenk, finde ich.

Freitag, 30. Dezember 1994

Jahresabschlussfeier des MGV und besondere Ereignisse im Jahre 1994

Nun ist es wieder soweit. Das 102. Geschäftsjahr in der Vereinsgeschichte geht zu Ende. Jetzt heißt es Bilanz ziehen. War es ein gutes oder ein schlechtes Jahr für den Verein? Ich meine, es war ein gutes Jahr!

In der von mir erstellten Chronik konnte ich über 25 Aktivitäten berichten, die von Sbr. Bernd Wenderdel in der Zeitung „Metronom“ in mehreren Etappen wiedergegeben werden. Als Höhepunkt dieser Ausführungen kann man ohne Zweifel unser „Vorweihnachtliches Chorkonzert“ bezeichnen. Aber auch die Kurkonzerte in Gemünd sollte man nicht unterbewerten, sondern mit der Benotung „gut“ einordnen. Was mir zu denken gibt, ist die Tatsache, daß immer mehr aktive und inaktive Mitglieder die Altersstufe 50, 60, 70 und 80 Jahre überschreiten. Erfreulicherweise konnten im verflossenen Jahr zwei ehemalige Sbr. wieder aufgenommen werden, nämlich Werner Borker, 2. Baß, und Johannes Eversheim, 2. Tenor.
Im Laufe des Jahres nahm der Chor an 7 Geburtstagsfeiern teil. 1 Sängerfest vom GV Ramscheid wurde in der Grenzlandhalle in Hellenthal besucht. Ferner wirkte der Chor mit beim Volksschülertreffen, Maifeier in Breitenbenden und Vussem, Polterabend und Hochzeit von Roland und Manuela Küpper, Sportwerbewoche des TSV Feytal, Sommerfest Sanden in Vussem, Werbeveranstaltung, Volkstrauertag in Breitenbenden und Vussem, Weihnachtsmarkt „St. Michael“, Seniorennachmittag, Nikolausfeier in Kallmuth. Auch das Grillfest ist noch in guter Erinnerung.
Zur Jahresabschlussfeier konnte der Vorsitzende fast alle Sänger begrüßen. Es fehlten, durch Krankheit bedingt, die Sbr. A. Mies und J. Eversheim. Er bedankte sich bei allen Sängern für die geleistete Arbeit. Zu 79% hatten die Sbr. an den Proben teilgenommen. Besondere Ehrung wurde den Sbr. Willi Schütt, B. Mießeler und M. Wielspütz zuteil, die an 30 Proben und 7 Satzproben sowie an fast allen Auftritten des Vereins teilgenommen hatten. Zum Dank überreichte man ihnen eine Flasche Sekt.
Der 2. Vorsitzende M. Vogelsberg meinte dazu, es wäre nicht ratsam, und er warne davor, solche Danksagungen vorzunehmen, denn die Sbr., die noch anderweitig aktiv tätig wären, würden dabei benachteiligt, weil sich manchmal die Termine überschneiden. Diese Äußerung kann man so nicht, wie ich meine, unwidersprochen stehen lassen, denn die genannten Sbr. sind auch mehr oder weniger in verschiedenen Vereinen oder Gremien ehrenamtlich tätig. Natürlich lässt es sich nicht immer vermeiden, daß sich Termine überkreuzen (z. B. Stadtratssitzungen). Aber meistens ist es eine Frage der Koordination. Man brauchte z.B. nicht immer den Dienstagabend zu terminieren, um Veranstaltungen abzuhalten, denn am Dienstag probt der MGV!
Heinz Sistig erhielt für seine erfolgreiche Arbeit ein bescheidenes Geldgeschenk. Dieser bedankte sich artig und wünschte allen ein „Gutes Neues Jahr, Gesundheit und Anlässe zu vielen fröhlichen Stunden im kommenden Jahr“.
Nun wurde die schmackhafte Gerstensuppe mit Einlage serviert, die von Hans Klinkhammer nach Omas altem Rezept (möt Speckschwade) zubereitet und bezahlt worden war. Es schmeckte hervorragend, und zum Nachtisch gab es noch verschiedene leckere Puddingsorten. Die Getränke waren teilweise spendiert worden von den Geburtstagskindern Franz Sebastian und Peter Virnich. Sbr. Werner Borker gab seinen Einstand. Alle anderen Ausgaben liefen über die Vereinskasse.
Bei der anschließenden Verlosung konnte jeder einen schönen Preis gewinnen. Danach entstand ein regelrechter Tauschhandel. Z. B.: Sbr. B. Mießeler tauschte seine geräucherte Cervelatwurst gegen eine dicke Fleischwurst ein, die er den ganzen Abend krampfhaft festhielt, weil einige Sbr. immer wieder versuchten, mit einem Messer ein Stück abzuschneiden, was aber nicht gelang.
Der Chronist war in seinem Archiv fündig geworden und gab einige wahre Begebenheiten aus dem Nachbarort Eiserfey in Eifeler Platt zur Freude der Sbr. mit folgender Überschrift zum Besten:

1.         Die Rees no Kölle
2.         Die Köngschestant
3.         Knüdelsches Brei und
4.         Dat sen Männ.

Vor zwei Tagen, am 28.12., am Fest der „Unschuldigen Kinder“ hatte Sbr. B. Mießeler seinen 61. Geburtstag gefeiert und aus diesem freudigen Anlaß eine Flasche Schnaps mitgebracht. Da aber niemand Anstalten machte, ihm ein Ständchen zu singen, drohte er, die Flasche wieder mitzunehmen und sogar aus dem Verein auszutreten. Deshalb wurde dieses Versäumnis schnellstens nachgeholt. Für ihn und die anderen Geburtstagskinder erschallte nun „Der deutsche Sängergruß“. Die Kündigung nahm er zurück, und die volle Flasche wurde auf sein Wohl geleert. Norbert Wieder wird am 10.03.1995  50 Jahre alt. Zu diesem runden Geburtstag hat er jetzt schon die Sbr. in das Uffzheim nach Mechernich eingeladen.
Es wurde noch lange gefeiert und so mancher gute Vorsatz für das neue Jahr gefasst, z. B.: „Ich höre mit dem Rauchen auf“ oder „Im nächsten Jahr tue ich mehr für meine Gesundheit“. Aber spätestens am Neujahrsmorgen erinnern wir uns leicht verkatert und zuweilen etwas reumütig an die leichtfertig gefassten Vorsätze, aber manche bleiben haften und werden, wenn auch widerwillig, befolgt.
Was hat das verflossene Jahr uns sonst noch gebracht? Die Schlagzeilen, die da durch die Welt-presse gingen, waren ja nicht unbedingt dazu angetan, große Hoffnungen auf bessere Zeiten zu erwecken. Da geht der Krieg im ehemaligen Jugoslawien mit unverminderter Härte weiter, wenn auch zum wiederholten Mal eine Feuerpause ausgehandelt wurde.
Da stehen uns noch die grausamen Bilder aus Ruanda vor Augen. Hier wurden wahllos Menschen ermordet, weil sie hinsichtlich der Religion anderer Meinung waren. In Irland war es jahrzehntelang nicht anders. Der  neue Krieg in Tschetschenien am Rande der früheren Sowjetunion geben uns zu denken. Deshalb können wir dankbar sein, daß wir hier in der Bundesrepublik nunmehr 50 Jahre ohne Krieg leben dürfen.
Auch die Zerstörung der lebenswichtigen Ozonschicht und die Vernichtung der Regenwälder schreiten weiter voran, um nur einige Aspekte zu nennen. Aber es gab auch Zeichen der Hoffnung. Da haben Menschen zueinander gefunden in Südafrika, in Israel und Palästina, in Nordirland und sicher auch bei uns. Da gab es Anstrengungen, diese Erde uns und unserer Nachwelt zu bewahren.
Zum Schluss meiner Ausführungen muss ich mich noch bei denjenigen entschuldigen, die sich durch meine Aufzeichnungen auf den Schlips getreten fühlen. Es war sicherlich nicht meine Absicht. Ganz besonderen Dank möchte ich Sbr. Bernd Wenderdel zukommen lassen, der meine nicht immer gut lesbaren Berichte abtippen muss, um sie dann auf einer Diskette zu speichern, damit sie unseren Nachkommen erhalten bleiben. Ansonsten wünsche ich allen Sbr. eine gesegnetes 1995 und hoffe, daß wir uns im neuen Jahr in alter Frische wiedersehen.

„Dodrop losse me ens am Schervel lecke. P r o s t !“

Mit freundlichem Sängergruß

Euer Sbr. Michael Wielspütz

01.01.1995

Die Jahre 1993 – 1994

Samstag, 9. Januar 1993
Sechswochenamt für den verstorbenen Sangesbruder Johann Sistig

Um 19.00 Uhr begann die feierliche Messe für den lieben Verstorbenen in der Pfarrkirche, die vom MGV 1892 Vussem durch einige Choräle aus der Faist-Messe mitgestaltet wurde. Außerdem kam das „Vater unser“ von Gotthilf Fischer nach längerer Abstinenz wieder gesanglich zur Geltung, das von Anno Hein an der Orgel begleitet wurde.
Der mittlerweile 79jährige Pastor Sobieszczyk, der die gut besuchte Meßfeier zelebrierte, brachte in seiner Predigt zum Ausdruck, daß viele Menschen der Kirche aus Bequemlichkeit fernblieben und den Gottesdienst langweilig fänden. Sie gäben damit den Kindern und Jugendlichen ein schlechtes Beispiel. Auch würden in letzter Zeit verstärkt viele Leute des schnöden Mammons wegen aus der Kirche austreten. Christus aber habe gesagt: Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich. Mit diesen Worten beendete der am 29.11.92 nach 35jähriger seelsorgerischer Tätigkeit in unserer Pfarrei im Rahmen einer Meßfeier entpflichtete Pastor seine Predigt. Pater Stanislaus Sobieszczyk (MSC) wird aber weiterhin einen Teil der Gottesdienste in Vussem und Breitenbenden feiern, sofern es ihm seine Gesundheit erlaubt.
In der besagten Messe stellte gleichzeitig der Regionaldekan Caspar Seeger den neuen Pfarradministrator – Dechant Bernhard Frohn – vor. Er ist nun u. .a. für die Seelsorge in unserer Pfarrei zuständig. Ihm zur Seite stehen noch die Kapläne Ralf Linnartz und Ludwig Kröger. Unserem scheidenden Pastor aber, der in Freud und Leid dem MGV stets gut gesonnen war, sei von dieser Stelle aus einmal herzlich gedankt.
Zum Schluss des Sechswochenamtes gelangte noch das „Ave Maria“ von Jakob Arcadelt (1514-1557) zur Aufführung.

Samstag, 30. Januar 1993
Festkommers 20 Jahre Karnevalsverein Breitenbenden in der Gaststätte Pütz.

In festlicher Stimmung und in Anwesenheit der Ehrengäste Stadtdirektor Wachter, stellv. Bürgermeister Grundel, Stadtverordnete Johann Dederich und Matthias Vogelsberg sowie einiger befreundeter Karnevalsvereine und Abordnungen der Breitenbendener Ortsvereine eröffnete der Musikverein Vussem mit dem Lied „Die kleine Bergkirche“ den Festkommers. Nun betrat der MGV Vussem die Bühne und begrüßte die Festgemeinde musikalisch mit dem „Rheinischen Sängergruß“. Anschließend brachte der Chor „Weihe des Gesanges“ zum Vortrag.
Josef Kaltwasser, der durch das Programm führte, hob in seiner Laudatio besonders die Verdienste des Ehepaares Gertrud und Peter Meyer hervor, die jahrelang die Geschicke des KV mit liebenswürdiger Tatkraft und sichtbarem Erfolg geleitet haben. Mit dem Musikstück „Unter fremden Sternen“ setzte der Musikverein das Programm fort.
Chorleiter Heinz Sistig hatte mit dem Ohrwurm „Rot ist der Wein“ (Spanish Eyes) von Bert Kaempfert in einem Chorsatz von Gus Anton eine gute Wahl getroffen. Begleitet wurde dieser Oldie von Udo Greuel am Keyboard. Dieses Werk kann man getrost als Hit des Abends bezeichnen, wie man am Applaus der närrischen Festversammlung hören konnte.
Nach den Ansprachen und Gratulationen der Ehrengäste wurden nun die Ordensverleihungen vorgenommen. Gertrud Meyer erhielt als einzige aktive Mitbegründerin für 20jährige Mitgliedschaft einen Orden mit Urkunde überreicht. Auch Josef Kaltwasser wurde besondere Ehre zuteil. Die KVG Kommern hatte aus zuverlässiger Quelle erfahren, daß er am Volkstrauertag – beim Gang zum Ehrenmal – als Ortsvorsteher den falschen Schlüssel zum Öffnen der Schranke eingesteckt hatte. Die ganze Prozession einschließlich Musikkapelle samt Instrumenten mußten deshalb unter der Barriere hindurchkriechen bzw. transportiert werden (der Chronist berichtete darüber). Damit sich dieses Mißgeschick nicht wiederholt, erhielt Josef Kaltwasser einen Orden mit Schlüssel und Vorhängeschloß überreicht. Den Zweitschlüssel jedoch bekam vorsichtshalber Vorsitzender Peter Meyer ausgehändigt.
„Vom Egerland zum Moldaustrand“ spielte nun die Musikkapelle und wusste mit diesem Stück zu gefallen. „Grüß mir die Reben, Vater Rhein“, „Herrliches Weinland“ und „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein“ brachte der Chor noch zu Gehör, ehe der Musikverein mit einem Walzerpotpourri die Jubiläumsfeier beendete.
Anschließend ging man zum gemütlichen Teil über. Die Tanzgarde aus Vussem hatte noch einen Auftritt und gefiel den Anwesenden in ihren neuen Kostümen. Zum Tanz spielte das „Moonlight-Duo“ auf.

Samstag, 6. Februar 1993
Hl. Messe und Jahreshauptversammlung

Vor der Jahreshauptversammlung gedachten die Sänger in der Abendmesse aller lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV und beteiligten sich mit einigen Chorälen an der Gestaltung der Messfeier. Chorleiter Heinz Sistig hatte wieder ein ansprechendes Programm zusammengestellt, das von den Sängern in hervorragender Weise wie folgt vorgetragen wurde:

1.Wohin soll ich mich wenden, aus „Deutsche Messe“ von Franz Schubert
2.Dir singen wir, altrussischer Kirchengesang von Quirin Rische
Orgelbegleitung: Anno Hein
3.Wir glauben, Herr, wir glauben, aus „Deutsche Messe“ von Franz Schubert
4.Heilig, heilig, aus „Deutsche Messe“ von Franz Schubert
5.Vater unser, von Gotthilf Fischer, Orgelbegleitung: Anno Hein
6.Lamm Gottes, o erbarme Dich, aus der „Faist-Messe“
7.Abendlied zu Gott, Weise von William Monk, Satz von Rudolf Desch
Erstaufführung des MGV

Anschließend begab man sich zum Vereinslokal „Zur Schneidmühle“, um hier die Jahreshauptversammlung abzuhalten. Dazu hatte der Vorstand alle aktiven und inaktiven Mitglieder schriftlich eingeladen. Nahezu vollzählig waren die Sänger der Einladung gefolgt. Bevor der Vorsitzende die Versammlung eröffnete, ließ der Chor den „Deutschen Sängergruß“ erschallen. Bei der Begrüßung konnte Willi Schütt auch ein inaktives Mitglied, Peter Schneider, herzlich willkommen heißen. In seinen Ausführungen ließ er verlauten, daß der MGV auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken könne. Er machte auch deutlich, daß die vielfältigen Aktivitäten in musikalischer und geselliger form nur möglich waren, weil fast alle nach besten Kräften sich für die Belange des Vereins eingesetzt hätten. Dafür bedankte er sich bei allen Mitwirkenden. Besonderen Dank erhielt auch der rührige Chorleiter Heinz Sistig. Ohne ihn wäre dies alles nicht möglich gewesen. Musikalisch gesehen habe er dem Chor die nötigen Impulse gegeben. Der Versammlung wünschte Willi Schütt nun einen harmonischen Verlauf, dann erteilte er dem Chorleiter das Wort. In seinen Anmerkungen sagte dieser, es freue ihn ganz besonders, daß die Sänger heute Abend so zahlreich erschienen seien. Das wäre nicht immer der Fall gewesen. Dies zeige aber, daß jeder mit Begeisterung bei der Sache sei, und die gute Kameradschaft die richtige Basis für erfolgreiche Arbeit sei. Im verflossenen Jahr habe der Chor viel geleistet und bei den Auftritten und Veranstaltungen positive Eindrücke hinterlassen. Er mahnte aber auch zu einem regelmäßigen Probenbesuch in Zukunft, damit man das neu angeschaffte Notenmaterial einstudieren könne.
Der erste Schriftführer Klaus Reddig bemerkte, daß in dieser Versammlung der Rechenschaftsbericht in ungewohnter Manier verlaufen werde, da ihm die Zeit gefehlt habe, um zu den einzelnen Veranstaltungen Stellung zu nehmen. Die Niederschrift der letzten JHV war vom zweiten Schriftführer Winfried Kreuser abgefaßt und gekonnt vorgetragen worden. Reddig gab lediglich die Daten und Termine der Aufführungen bekannt, an denen der Verein teilgenommen hatte. Er sagte, zu den einzelnen Auftritten werde der Chronist Michael Wielspütz ausführlich berichten, was dieser denn auch in humorvoller Weise unter Einbeziehung einiger wahrer Begebenheiten und Episödchen tat. Auch die herausragendsten Ereignisse des vergangenen Jahres, das waren die Verleihung der Zelterplakette und die 100-Jahrfeier, brachte er noch einmal in Erinnerung. Leider reichte die Zeit nicht aus, um über alle Aktivitäten ausführlich zu berichten. Die Erstattung des Kassenberichtes durch den Rendanten verlief positiv. Die Kassenprüfer Hans Klinkhammer und Peter Dreesen hatten nichts zu beanstanden und so konnte der Vorstand auf Anraten des Wahlleiters Arnold Mies entlastet werden. Bei der anschließenden Neuwahl des Vorstandes blieb alles beim alten. In ihren Ämtern wurden bestätigt:

1. Vorsitzender:Willi Schütt
2. Vorsitzender:Matthias Vogelsberg
1. Schriftführer:Klaus Reddig
2. Schriftführer: Winfried Kreuser
1. Kassierer:Fritz Pütz
2. Kassierer:Alfred Brell
NotenwartBernd Wenderdel

Kassenprüfer 1993/94 wurden Josef Reinartz, Bernhard Mießeler und Peter Gülden. Zum Ehrenvorsitzenden wurde nun einstimmig Peter Dreesen ernannt, der das Amt des 1. Vorsitzenden 33 Jahre innegehabt hatte. Beim Festkommers der 100-Jahrfeier war ihm dafür gedankt und als kleine Anerkennung für die geleistete Arbeit ein Pferdegeschirr zur Ausübung seines zweiten Hobbies überreicht worden. Sichtlich bewegt bedankte er sich nun mit einer Runde bei den Sängern für diese hohe Auszeichnung. Kassierer Fritz Pütz meinte dazu, er sei ja nun vom Beitrag befreit, könne aber trotzdem eine jährliche Spende entrichten, die er dankbar annehmen würde.
Der Vorstand gab nun bekannt, daß man beabsichtige, in Kürze einheitliche Jacketts für die Sänger anfertigen zu lassen. Hans Klinkhammer meinte dazu, daß bei seinem Körperumfang die Jacke sehr teuer werden würde und Stoff in der Größenordnung eines Weber-Zeltes erforderlich sei.

Für das laufende Geschäftsjahr wurden jetzt noch einige Termine bekanntgegeben:

Sa.20. März 93Gemütlicher Abend mit Lichtbildervortrag und Tanz
Sa.24. April 93Fahrt nach Ellenz/Mosel zum Freundschaftssingen
Fr.30. April 93Maifeiern in Breitenbenden und Vussem
Fr.10. Sept. 93Festkommers Kirchenchor Pesch
Sa.11. Sept. 93Freundschaftssingen MGV Gemünd
So.12. Sept. 93Freundschaftssingen Kirchenchor Pesch
So.24. Okt. 93Freundschaftssingen MGV Kall
Mi.17. Nov. 93Gutachtersingen Pfarrkirche Gemünd

Auf Anraten des Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen soll eine Inventarliste erstellt und das Vereinseigentum aufgelistet werden. Der sonst so knauserige Kassenwart hatte ausnahmsweise zwei Runden spendiert, die von den staunenden Sängern mit einigen Trinkliedern freudig begrüßt wurden. So konnte der alte und neue Vorsitzende Willi Schütt die Versammlung nach einem harmonischen Verlauf beenden.

Dienstag, 16. März 1993
Geburtstagsfeier vom Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen (65) und Sbr. Hans Klinkhammer (45)

In Anbetracht der anstehenden Termine konnte der Chorleiter nicht auf die Probe gänzlich verzichten. Deshalb begann man bereits um 19.00 Uhr und probte intensiv bis 20.30 Uhr. Nun war noch genügend Zeit, um die Geburtstagskinder gebührend zu feiern.

Sangesbruder Hans Klinkhammer hatte es sich nicht nehmen lassen, für diesen ehrwürdigen Tag eine geschmackvolle Gulaschsuppe zu spendieren. Der kürzlich ernannte Ehrenvorsitzende Peter Dreesen wartete mit einem 20-Liter-Faß Bier auf, das den aufkommenden Durst nach dem Genuß der gut gewürzten Gulaschsuppe in Grenzen hielt.

Vorstandsmitglieder waren schon am eigentlichen Geburtstag bei den Jubilaren vorstellig geworden und hatten im Namen der Sänger Geschenke überreicht. Freude kam bei Peter Dreesen auf, als Michael Wielspütz ihm eine alte Tonbandaufzeichnung von 1960 schenkte, die von Bernd Wenderdel auf eine Kassette überspielt worden war. Auf dem Band waren u.a. Aufnahmen von Weihnachtsliedern und Gedichten zu hören, die von der Familie Peter Dreesen (die Kinder waren noch sehr klein) vor mehr als dreißig Jahren vorgetragen wurden. Leider ließ die Qualität der Aufnahme zu wünschen übrig, weil das gebrauchte Gerät, das man damals angeschafft hatte, um Chorproben und Konzerte aufzuzeichnen, seine Tücken hatte und die Bedienung nicht ganz einfach war. Kurze Zeit später hatte das Gerät seinen Geist aufgegeben. Man kann das gute Stück heute noch im Privatmuseum von Michael Wielspütz besichtigen. An diesem Abend plauderte man noch lange, ehe man aufbrach und die verdiente Nachtruhe antrat.

Samstag, 20. März 1993
Gemütlicher Abend des MGV in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“

Der Vorsitzende konnte zahlreiche Sänger und inaktive Mitglieder mit ihren Partnern herzlich begrüßen. Im Vordergrund des bunten Abends stand die Betreuungsfahrt des MGV nach Steinegg in Südtirol vom 17.10. bis 22.10.1992, die auf Video von den Kameramännern Bernd Wenderdel, Hans Klinkhammer und Hans Nellesen sowie Willi Winand aus Mechernich in Wort und Bild professionell aufgezeichnet worden war.

Steinegg (700 – 1400 m) liegt zwischen dem Tierser Tal und dem Eggental auf einem sonnigen Hochplateau. Dank seiner klimatischen Vorzüge und der waldreichen Umgebung bietet Steinegg ideale Voraussetzungen für einen erholsamen Urlaub. Für Unterhaltung sorgen Konzerte, Film- Tanz- und Tiroler Heimatabende. Im Winter sind die nahen Skigebiete Seiser Alm, Gröden, Karerpaß und Obereggen schnell erreichbar.

Beim Gasthof „Oberwirt – Weißes Kreuz“ der Familie Schroffenegger hatte der MGV Quartier bezogen. Im Film wurde die Gastlichkeit der Wirtsleute und die schöne Gegend besonders deutlich dargestellt. Der MGV hatte auch einer Meßfeier beigewohnt und dazu einige Lieder aus der Schubert-Messe vorgetragen. Besonders erwähnenswert sei noch, daß eine Wandergruppe unter der Führung von Matthias Vogelsberg ihr Ziel nicht erreichte. Statt bergauf waren sie talabwärts gewandert. Als Trost wurde Matthias Vogelsberg von Norbert Wieder eine Ansichts-karte vom Ausflugsziel überreicht. Heinz Sistig hatte wieder Dias zusammengestellt, die das Geschehen, versehen mit humorvollem Kommentar, in unübertrefflicher Art und Weise und unter großem Gelächter der Anwesenden, wiedergaben. Bei der anschließenden Tombola gab es schöne Preise zu gewinnen. Anschließend spielte das „Moonlight-Duo“ noch zum Tanz auf.

Samstag, 24. April 1993
Sängerfest in Ellenz /Mosel.

Zum 140jährigen Stiftungsfest des MGV 1853 „Moseltreue“ Ellenz e. V. hatte unser Vorstand vom Schwager des Sangesbruders Hans Höller, dessen Ehefrau aus Ellenz stammt, eine Einladung zur Teilnahme am Jubiläumskonzert erhalten. Von den Sängern wurde Bereitschaft gezeigt, an dieser Veranstaltung teilzunehmen.
Rechtzeitig zum Fest waren die neuen Jacketts fertiggestellt worden, um das Outfit des MGV etwas aufzubessern. Aber, oh Schreck, ein Teil der Jacken wies farbliche Fehler auf. Es stellte sich heraus, daß die Stoffbahnen teilweise sozusagen linksherum genäht worden waren. Auch bei den Knöpfen gab es Farbunterschiede. Der Vorsitzende versprach den Betroffenen, bei der Firma Ose in Gemünd, die die Jacken geliefert hatte, vorstellig zu werden. An diesem Abend musste man jedoch mit den fehlerhaften Jacketts vorliebnehmen.
Mit halbstündiger Verspätung, die durch ein Missverständnis zwischen Vorsitzendem und Busunternehmer Schäfer entstanden war, fuhr man frohgelaunt an einem herrlichen Frühlingsnachmittag mit außergewöhnlich milden Temperaturen gegen 17.15 Uhr über die Autobahn bis Abfahrt Blankenheim, dann Richtung Nürburgring, Kelberg, Ulmen, Büchel, Cochem, dann moselaufwärts bis man nach gut 1 1/2 Stunden Ellenz erreicht hatte. Es war noch Zeit bis zum Konzertbeginn, und so wurde eine kurze Ansingprobe im Festsaal durchgeführt, insbesondere, um das auf einer Tonbandkassette gespeicherte Playback zu „Rot ist der Wein“ auszuprobieren. Bei der Gelegenheit lernte man einen jungen, dynamischen Mann kennen, der sich als Vorsitzender des Jubelchores zu erkennen gab. Unsere Ehefrauen nutzten indessen die Abwesenheit der Männer weidlich aus, um bis zum Festbeginn in einem Café bei Kaffee und Kuchen gemütlich zu plaudern.
So gegen 20.15 Uhr startete der Jubiläumschor mit seinen Begrüßungsliedern das Festprogramm. Der Vorsitzende Karl-Heinz Basten hieß die teilnehmenden Chöre und die zahlreich erschienenen Festgäste in der herrlich geschmückten Turnhalle herzlich willkommen. Ferner brachte er in seiner Ansprache zum Ausdruck, daß der traditionsreiche Verein den Chorgesang gerne über die Jahrtausendwende hinaus fördern würde. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn man auch die Jugend, trotz des großen Freizeitangebotes, für den Chorgesang gewinnen kann. Zur Zeit besteht der Verein aus 28 aktiven Mitgliedern. Der MGV „Moseltreue“ unter seinem Dirigenten Werner Dunkel tritt alljährlich bei verschiedenen örtlichen Anlässen auf und nimmt rege an regionalen Gesangsveranstaltungen wie Kreischorkonzerte und Verbandsgemeindesingen teil.
Als nächster Chor sang die Chorgemeinschaft Ellenz-Poltersdorf, gefolgt vom MGV 1966 Müllenbach, Gesangverein 1911 gemischter Chor Bremm, Männerquartett Cochem-Sehl und Gesangverein St. Adelgund. Zwischendurch hielt der Landrat von Cochem-Land die Laudatio. Aus der Chronik wußte er folgendes zu berichten: „Der Chorgesang hat in der Ortsgemeinde Ellenz-Poltersdorf lange Tradition. So gründeten die Ellenzer im Jahre 1853 unter Leitung von Lehrer Noss einen gemischten Chor. Im Jahre 1894 gingen aus dem Verein ein Männerchor und ein Kirchenchor hervor. 1927 zählte der Männerchor 34 Sangesbrüder. Unter Lehrer Löwen wurde die Vereinssatzung festgeschrieben, die heute noch ihre Gültigkeit hat. Ein Jahr nach dem zweiten Weltkrieg aktivierte sich wieder die Sängerschaft. Während des Krieges hatten keine Übungsstunden und Auftritte stattgefunden. Ein besonderes Ereignis war 1957 die Verleihung der Zelterplakette, die vom damaligen Bundespräsidenten, Prof. Theodor Heuss, dem Verein für seine über 100jährigen Verdienste um den Chorgesang verliehen wurde. Mit von der Partie war der damalige Vorsitzende Karl Basten, er ist heute noch aktives Mitglied.

Nun betrat der MGV Vussem die Bühne. Drei Lieder gelangten zur Ausführung:

1.         Rot ist der Wein, (mit Instrumental-Playback),
2.         Herrlicher Baikal, Solisten: Klaus Reddig und Bernd Wenderdel, und
3.         Abendfrieden, (als Erstaufführung).

Mit viel Beifall wurden die Vorträge honoriert. Klaus Reddig überbrachte im Namen der Sänger zum Stiftungsfest die herzlichsten Glückwünsche. Vorsitzender Willi Schütt überreichte dem Jubelchor eine Plakette mit dem Motiv des römischen Aquäduktes in Vussem.

Jetzt gastierten noch das Männerquartett „Moselgruß“ Klotten, die Chorgemeinschaft Ernst und die Sängervereinigung Wohnroth-Krastel, die mit ihren schwierigen Chorgesängen vom Publikum stürmisch gefeiert wurden. Nun folgte die Ehrung langjähriger, verdienter Sänger. So war es dem Vorsitzenden Karl-Heinz Basten eine große Ehre, seinen Vater, Karl Basten, für langjährigen Vorsitz und 60jährige Mitgliedschaft und Treue zum Chorgesang mit einer Urkunde auszuzeichnen.
Zum Schluss des gelungenen Abends wurden die Vorsitzenden der teilnehmenden Vereine auf die Bühne gebeten. Sie erhielten aus der Hand des Präsidenten zur Erinnerung an dieses schöne Stiftungsfest eine große, 1,5 Liter fassende Weinflasche (Inhalt: 1989er Ellenzer Kurfürst Riesling – Spätlese) überreicht, auf der das Jubiläum 1853 – 1993  140 Jahre MGV „Moseltreue“ e. V. Ellenz mit goldenen Buchstaben aufgetragen war.

Dieser schöne Abend wird noch lange bei den Festgästen in Erinnerung bleiben, zumal der süffige , halbtrockene „Ellenzer Altarberg“ und das liebliche „Ellenzer Goldbäumchen“ sehr bald Wirkung zeigten.

Zum Leidwesen einiger Ehefrauen, die noch gerne das Tanzbein geschwungen hätten, drängte man zum Aufbruch, weil der Bus schon lange wartete. Auf der Heimfahrt gab es noch viel Gelächter, u.a., weil ein von Statur recht kurz geratener Sangesbruder (mit einer entsprechend kleinen Blase, die jeden Moment zu platzen drohte), vor lauter Druck auf der Flöte wie ein Rumpelstilzchen hin und her hüpfte. Der Fahrer hatte ein Einsehen und brachte den Bus zum Stillstand. Nun konnte sich der nicht mehr ganz junge Hüpfer Linderung verschaffen. Dabei jodelte er in die nächtliche Stille hinein und brachte so mit einem gepflegten „Kastrato“ zum Ausdruck, daß er Erleichterung gefunden hatte. Durch das Aquaplaning, daß er jetzt verursacht hatte, wäre der Bus fast ins Rutschen geraten. Zum Glück verlief alles gut, und so gelangte man gegen 1.30 Uhr am frühen Morgen wohlbehalten in der Heimat an.

Freitag, 30. April 1993
Maifeier in Breitenbenden (18.00 Uhr) und Vussem (19.30 Uhr).

Traditionsgemäß veranstaltete der Bürgerverein Breitenbenden die Maifeier auf dem Festplatz gegenüber der ehemaligen Volksschule. Wiederum waren der MGV Vussem und der Musikverein Vussem als Gastvereine eingeladen worden, um dem Fest mit gesanglichen und musikalischen Darbietungen einen würdigen Rahmen zu geben. Der Vorsitzende des Bürgervereins, Stürzenberger, hatte ein ansprechendes Programm zusammengestellt. Der neu gegründete Gemischte Chor wusste mit seinem Beitrag zu gefallen, wenn auch die einzelnen Stimmen etwas zaghaft zum Vorschein kamen. Aber aller Anfang ist schwer. Auch Gedichte wurden von den Kindern vorgetragen. Die Kindertanzgruppe erhielt viel Beifall für ihre Tanzeinlagen.
Daß das Aufstellen des Maibaumes sehr gefährlich werden kann, musste Werner Voss erfahren. Ihm war der Baum auf den Kopf gefallen und hinterließ eine blutende Platzwunde. Die gut organisierte Feier wurde mit dem Lied „Der Mai ist gekommen“ beendet. Das anhaltend schöne Frühlingswetter sorgte für großen Durst und nach Aussagen von Sangesbruder Josef Kaltwasser, der auch die Eröffnungsrede gehalten hatte, floss das Bier in Strömen.
In Vussem mussten die Zuschauer sich etwas gedulden, denn einige Sänger hatten nicht mit dem Rechtsdrall ihrer Fahrzeuge gerechnet. So mussten sie, unfreiwillig versteht sich, in die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ einkehren. Aber diese Unpünktlichkeit hat eine Ursache. Seit Jahren fühlt sich niemand für die Maifeier in Vussem verantwortlich, um ein Konzept oder Programm für den Ablauf zu erstellen. Der Chor sang unter dem Dirigat von Heinz Sistig nach Gutdünken einige Mai- und Frühlingsliedchen. Beim Aufstellen des Maibaumes durch den Junggesellenverein sang man gemeinsam mit Unterstützung des Musikvereins „Der Mai ist gekommen“.
Anschliessend begab man sich zum ehemaligen Schulhof, um dem Karnevalsverein, der sein alljährliches Grillfest abhielt, mit einigen Liedvorträgen zum Gelingen beizutragen. Die Sektbar, die von einigen Mitgliedern der Tanzgarde besetzt war, wurde manchem Festteilnehmer zum Verhängnis. Denn der Sekt zeigte nach einiger Zeit seine Wirkung, zumal nach dem zuvor genossenen Bier ein Zweikampf im Inneren der Zecher entbrannte, worauf der Inhalt zum Ausgang drängte.

Mittwoch, 9. Juni 1993
Trauerfeier für unser inaktives Mitglied Barbara Wielspütz, geb. Dingethal.

Am Freitagmorgen, dem 04.06.93, erreichte uns die Nachricht vom Tode unseres Vereinsmitgliedes Barbara Wielspütz, die nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 48 Jahren von ihrem Krebsleiden erlöst wurde. Die Trauerfeierlichkeiten begannen um 11.30 Uhr in der Pfarrkirche zu Vussem unter Mitwirkung der Flötengruppe. Der evangelische Pastor aus Blankenheim erwähnte in seiner Ansprache u.a., daß die Verstorbene vom Schicksal nicht verschont geblieben wäre. Durch den plötzlichen Tod ihres Mannes, Arnold Wielspütz, vor 10 Jahren verloren auch die beiden Söhne frühzeitig ihren Vater. Er war langjähriges, aktives Mitglied unseres Vereins.
Nach der Trauerfeier zog man gemeinsam zur Beisetzung auf den Friedhof. Bärbel Wielspütz wurde unter den Klängen des Musikvereins von Sängern des MGV zu Grabe getragen. Wir werden ihr Andenken in Ehren halten.

Sonntag, 13. Juni 1993
Junioren-Fußball-Turnier in Vussem.

Vom 10.06. bis 13.06.93 veranstaltete der TSV Feytal 1912/1920 e. V. sein erstes Junioren-Fußballturnier. Guten Fußball boten die jugendlichen Nachwuchskicker auf dem Aschenplatz in Vussem, Bei den E-Junioren gewann der ETSC gegen TUS Mechernich mit 2:0 das Turnier. Bei den F-Junioren gewann der TSV Feytal nach einem Achtmeterschießen gegen Kommern mit 4:1. In einem spannenden Endspiel der C-Junioren besiegte der TSV Feytal die Mannschaft aus Urfttal mit 1:0.
Über das C-Juniorenturnier hatte der MGV Vussem die Schirmherrschaft übernommen. Der Vorsitzende Willi Schütt überreichte den glücklichen Gewinnern einen Pokal, und im Namen des MGV übergab er dem Spielführer einen Ball, der von den anwesenden Chormitgliedern zuvor signiert worden war. Leider reichte die zu kleine Schar der Sänger nicht aus, um der siegreichen Mannschaft gesanglich zu gratulieren. Die Leistungsträger des 1. Tenors waren verhindert.
Erwähnenswert –  oder auch nicht – sei noch, daß ein Sangesbruder versuchte, den jungen Kickern das Jodeln beizubringen. Da er aber zuvor zu tief ins Glas hineingeschaut hatte, reichte es nur noch – zur Gaudi der Anwesenden – zu einem kläglichen Gejohle. Anderntags sah man schon von weitem, daß sich auf seiner „Datscha“ eine ausgewachsene „Eule“ breit gemacht hatte.
Anm. d. Chron.: Es kann nicht sehr schlimm gewesen sein, denn nach einer Woche hatte sich die Eule verzogen, und beide saßen einträchtig auf der neu gezimmerten Bank, die der Sangesbruder für die Versöhnung angefertigt hatte.

Samstag, 19. Juni 1993
Sommerfest auf dem Freigelände des ehemaligen Missionshauses in Vussem (Inh. Familie Sanden).

Wie jedes Jahr, so fand auch diesmal das große Sommerfest mit der Zielsetzung der Integration von behinderten Menschen auf dem Freigelände des Missionshauses in Vussem ab 10.00 Uhr statt. Dieses Haus gehört zu drei Einrichtungen eines privat geführten Unternehmens, welches Lebens- und Wohnraum sowie Betreuung für ca. 150 behinderte Menschen bereitstellt. Die meisten Bewohner lebten früher im klinischen Bereich von Landeskrankenhäusern oder ähnlichen Einrichtungen. Ein Zuhause in den Einrichtungen der Familie Sanden zu finden bedeutet für die Betroffenen eine qualitative Verbesserung der Lebensbedingungen. Über den Wohnraum hinaus versucht der Träger mit seinen Mitarbeitern die Bewohner in das öffentliche Leben zu integrieren, z. B. durch Ausrichtung solcher Veranstaltungen wie das Sommerfest oder den Weihnachtsbasar im Dezember. An diesen Tagen kommen Kontakte zwischen den Heimbewohnern und den sogenannten „Normalbürgern“ zustande, von denen beide profitieren. Die Vorbereitung des Festes ist Bestandteil der hauseigenen Beschäftigungstherapie, die das Selbstwertgefühl der Behinderten steigert. Das sorgsam geplante Programm lockt alljährlich eine große Anzahl Besucher auf das Festgelände.
Auch diesmal wurde für Groß und Klein viel geboten., u. a. Handwerkermarkt, Trödelstände, Kasperle-Theater, nostalgisches Kinderkarussell, Hüpfburg, Filmzelt, Luftballonwettbewerb, Nagelbalken, Wurfbude, Entenangeln, gekonnte Zauberkunststücke und jede Menge Speisen und Getränke. Auch Musik kam nicht zu kurz. Kirchenchor, Musikverein, Fanfarencorps, Orgelspieler, Tanzmusiker gaben ihr Stelldichein.
Natürlich durfte auch der MGV nicht fehlen. Mit zwei Auftritten zu je drei Liedern leistete er seinen Beitrag für eine gute Sache. Es wurden folgende Lieder gesungen:

1.         Es zogen auf sonnigen Wegen,
2.         Bergvagabunden,
3.         Heimatglocken,
4.         Im Weinkeller,
5.         Es fällt ein Tau und
6.         Abendfrieden.

Insgesamt gesehen, ist das integrierende Konzept „Feste feiern“ zum Vorteil behinderter Menschen aufgegangen. In der Nachschau des Festgeschehens durch das Zeigen eines Videofilms sowie Gespräche über die Höhepunkte des Tages entwickelt sich allmählich, aber stetig, eine Kultur, wie sie sonst in „Heimen“ selten zu finden ist.

Dienstag, 29. Juni 1993
Letzte Probe vor der Sommerpause mit anschließender Namenstagsparty.

Die letzte Probe vor der Sommerpause wurde auffallend gut besucht. Wahrscheinlich hatte es sich herumgesprochen, daß die Namenstagskinder Hans Nellesen, Hans Höller, Hans Klinkhammer, Peter Dreesen, Peter Gülden und Peter Virnich sich etwas besonderes hatten einfallen lassen. Es gab nämlich leckeren Reibekuchen, den Hans Klinkhammer auf dem Schulhof köstlich zubereitete.
Der Chor brachte den Namenstagskindern ein Ständchen. Dabei stellte man mit Erstaunen fest, das die Pausenhalle über eine gute Akustik verfügt. Der Chorleiter ließ in seinen Anmerkungen durchblicken, daß im zweiten Halbjahr viele Auftritte auf dem Terminplan stünden. Er appellierte deshalb an alle, die Proben besser zu besuchen, als es in der letzten Zeit der Fall gewesen sei. Der Vorsitzende war der gleichen Meinung, und er wünschte den Sängern und ihren Angehörigen einen schönen, erholsamen Urlaub.
Nun ging man zum gemütlichen Teil über. Hans Klinkhammer hatte Mühe, die hungrigen Mäuler zu stopfen. Absoluter Spitzenreiter war ein Sangesbruder, der sage und schreibe 24 Stück Reibekuchen verdrückte. Zum Nachspülen gab es reichlich Kölsch vom Faß.

Samstag, 14. August 1993

Sportwoche des TSV Feytal in Vussem.

Mit dem Werbeslogan „Hier rollt der Ball“ machte der TSV in der Presse auf die Sportwoche vom 14.08. bis 22.08.93 aufmerksam. Auftakt war am Samstag um 19.00 Uhr der gemeinsame Kirchgang mit anschließender Kranzniederlegung am Ehrenmal unter Mitwirkung des Musikvereins und des MGV Vussem. Mit dem Beitrag von 2 Chorälen:

1.         Sanctus und
2.         Abendlied zu Gott
gab der Chor der Gefallenenehrung einen würdigen Rahmen.

Matthias Vogelsberg legte im Namen des TSV einen Kranz nieder. Kaplan Kröger brachte in seiner Ansprache missbilligend zum Ausdruck, daß die Auseinandersetzungen in Jugoslawien noch immer anhalten würden. Anscheinend sei niemand in der Lage, diesen unerträglichen Wahnsinn zu stoppen. Er gedachte anschließend im Gebet der Gefallenen beider Weltkriege.
Was den Teilnehmern an der Gedenkfeier unangenehm auffiel, war die Tatsache, daß von der großen Mitgliederzahl des TSV Feytal 1912/1920 e. V. kaum jemand den Weg zum Ehrenmal gefunden hatte und selbst der Vereinsvorstand nur äußerst dürftig vertreten war, während wenige Meter entfernt an der Bierbude auf dem Sportplatz reger Betrieb herrschte!
Hier war ein musikalischer Dämmerschoppen angesagt. Die außergewöhnlich laue Sommernacht wurde manchem Besucher zum Verhängnis. Von großem Durst geplagt, mussten sie notgedrungen bis zum frühen Morgen verweilen, um ihn zu löschen.
Leider gab es am Sonntag bereits die ersten Spielausfälle, weil fest eingeplante Gastmannschaften kurzfristig die Teilnahme am Turnier absagten oder unentschuldigt fernblieben. Selbst das groß angekündigte Traditionsspiel zwischen dem ehemaligen SV Vussem und der ehemaligen TuS Eiserfey musste – aus welchen Gründen auch immer – ausfallen. Ehemalige Aktive beider Vereine hatten hierfür kein Verständnis, taten ihren Unmut kund und verließen verärgert und enttäuscht die Sportanlage.

Freitag, 3. September 1993
Goldhochzeit von Josef und Else Hein in Vussem.

Die Eheleute Josef Hein und Else, geb. Bach, feierten heute das Fest der Goldhochzeit. Dieses Fest wurde nicht – wie sonst üblich – mit der ganzen Dorfbevölkerung gefeiert, sondern es fand in aller Stille im Familien- und Freundeskreis sowie mit der Nachbarschaft in der „Schneidmühle“ statt.

Unter dem Siegel der Verschwiegenheit hatte die jüngste Tochter Friederike den MGV eingeladen, um den Eltern eine Überraschung zu bieten. Die Überraschung gelang, wie man beim Auftreten des Chores beobachten konnte. Der Jubilar, der dem MGV 43 Jahre verbunden war, zeigte sich sehr überrascht und erfreut.

Aus der Vereinschronik geht hervor, daß Josef Hein bei der Wiedereröffnungsversammlung nach dem Krieg am 17. Juni 1950 zum Schriftführer gewählt wurde. Am 13.01.1951 übernahm er das Amt des Vorsitzenden, daß er bis zum 29.01.1956 erfolgreich bekleidete und dann an Peter Dreesen abgab. Im Chor sang er damals die zweite Tenorstimme. Bei der 100-Jahrfeier im Jahre 1992 wurde er für seine vorbildliche Arbeit und langjährige Vereinstreue geehrt.

Der MGV sang als erstes „Weihe des Gesanges“, dann gratulierte der Vorsitzende Willi Schütt im Namen der Sänger und überreichte als Geschenk einen gut gefüllten Frühstückskorb. Der Chor sang „Sonntag ist’s“, dann erzählte Peter Dreesen einige Anekdötchen aus den Anfängen der damaligen Probenarbeit,

wo es insbesondere mit der Aussprache nicht so recht nach dem Willen des Chorleiters ging. Dirigent Josef Luxen, der aus Essen stammte, war der Eifeler Dialekt ein Dorn im Auge. So soll er manchmal verärgert die Noten hingeschmissen und das Probelokal verlassen haben.
Nun folgte ein altes Liedchen mit dem verheißungsvollen Titel „Fensterpromenade“ von Franz Wildt. Die schon sehr verstaubten und vergilbten Noten waren fast in Vergessenheit geraten. Der Archivar hatte sie extra für das Ständchen herausgekramt. Das Lied handelt von einer jungen Dame, die – wie die Goldbraut – Else hieß, und von einem jungen Mann namens Karlchen, dem der Chor einfach den Namen Juppchen gab. So hieß es dann im Liedtext:

„Schön Elschen saß am Fenster mit ihrer Stickerei,
hat auf der Stirn sechs Löckchen, auf jeder Seite drei.
Da kam das flotte Juppchen am Fenster still vorbei,
hatt auf der Lipp sechs Härchen, auf jeder Seite drei.
Als er schön Elschen schaute, rief er verzückt: Ei, Ei
und warf hinauf, hinauf sechs Küßchen, auf jede Seite drei.
Das sah schön Elschens Vater, er sprang im Zorn herbei
und gab dem Juppchen sechse, auf jede Seite drei.“

Über dieses Liedchen, das humorvoll vorgetragen wurde, amüsierte sich das Jubelpaar köstlich und die Festgäste sparten nicht mit Applaus.

Mit dem Lied „Aus der Jugendzeit“ beendete man den ersten Auftritt. Nach einer kleinen Stärkung gelangten noch „Heimatglocken“, „Das Lied der Berge“ (Solist: Josef Kaltwasser) und „Abendfrieden“ zur Freude der Anwesenden zum Vortrag. Zum Schluß bedankte sich der Goldjubilar bei den Sängern für die schönen Darbietungen, auch im Namen seiner Frau.

JOSEF HEIN ließ es sich nicht nehmen einige Lieder mitzusingen.

Nach dem Auftritt saßen die Sangesbrüder in froher Runde zusammen:

Von links:
Peter Dreesen, Heinz Sistig, Bernd Wenderdel, Willi Schütt.

Von rechts:
Arnold Mies, Alfred Brell, Hans Höller, Franz Sebastian, Michael Wielspütz (halb verdeckt), Willi Schütt (in der Dunkelheit verborgen)

Von links:
Josef Reinartz, Edmund Freitag, Josef Kaltwasser, Norbert Wieder, Peter Gülden.

Von links:
Heinz Sistig, Willi Schütt, Anno Hein(†), Fritz Pütz, Hans Höller, Michael Wielspütz.

Freitag, 10. September 1993
Festkommers des Kirchenchores „St. Cäcilia“ Pesch zur Hundertjahrfeier

Der Kirchenchor „St. Cäcilia“ Pesch feierte seinen 100. Geburtstag zusammen mit der Pescher Kirmes vom 10. bis zum 13. September 1993. Der Festkommers fand in einem würdigen und gut organisierten Rahmen im Festzelt, das sehr schön dekoriert worden war, statt. Als Mitwirkende hatte man das Blasorchester aus Marmagen unter Leitung von Wolfgang Wüllenweber und den MGV Vussem verpflichtet. Mit der „Festhymne“ von Karl-Heinz Weber-Müllenbach begann der Jubiläumschor unter dem Dirigat von Josef Dederichs den gut besuchten Festkommers. Das Blasorchester intonierte nun gekonnt den „Priestermarsch“ aus „Die Zauberflöte“. Als nächster durfte nun der MGV sein ganzes Können zeigen. Man sang „Weihe des Gesanges“ mit viel Gefühl, auf piano und forte achtend, zur Zufriedenheit des Chorleiters und der Besucher.
Vorsitzender Erwin Dederichs begrüßte nun die Festversammlung und hieß alle herzlich willkommen. Er sagte: „Das 100jährige Chorjubiläum erfüllt besonders uns aktive Sängerinnen und Sänger mit Stolz und Freude. Sicherlich werden unsere Gründer nicht daran gedacht haben, daß dieses Jubiläum einmal mit der 1100-Jahrfeier des Ortes Pesch zeitlich zusammenfallen würde. Ihr Ziel war es vorrangig, den Kirchengesang zu unterstützen, aber auch den Mitbürgern ihres Heimatortes durch die Förderung des Volksgesangs, die Pflege des allgemeinen Liedgutes sowie des Brauchtums, also in der Mitgestaltung des kulturellen Lebens eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten“.
Im Anschluß an die Rede betrat der MGV wieder die Bühne und sang die Lieder „Grüße an die Heimat“ und „Heimatglocken“. Die Ouvertüre „Musikfestsonntag“ spielte nun das Blasorchester. Schirmherr und Bürgermeister Helmut Schmitz würdigte in seiner Laudatio den Chor und seine zentrale Persönlichkeit, den Chorleiter Josef Dederichs, für seinen unermüdlichen Einsatz. „Er stiftet Frieden und Freude, und der Chor ist unter seiner Regie eine intakte Vereinsgemeinschaft geworden. Eine Dorfgemeinschaft ohne Vereine ist eine leblose Gemeinschaft“, sagte Helmut Schmitz. Und weiter: „Auf eine lange Vereinstradition blickt man zurück, die eng mit dem Leben und Geschehen der dörflichen Gemeinschaft verbunden ist. Diejenigen, die vor 100 Jahren den Kirchenchor gründeten, waren sicherlich von Armut, Entbehrungen und Krankheit geplagt, denn sie lebten damals bei weitem nicht in diesem Wohlstand, wie wir es heute tun. Wenn sie trotzdem eine Gemeinschaft suchten, so taten sie es mit der Absicht, sich und anderen Menschen das harte Leben zu erleichtern. Idealismus, die Freude am Lied und die Pflege alten Brauchtums im öffentlichen und kirchlichen Raum waren hilfreich und tröstlich bei der Überwindung der Probleme im gesellschaftlichen Bereich und im privaten Leben“. Zum Schluss wünschte er den Gästen einen angenehmen Aufenthalt und recht frohe Stunden.
Auf dem Programm stand nun der „Geburtstagsmarsch“ von Ernst Mosch, gespielt vom Blasorchester Marmagen. Martina Bertram, aktive Sängerin des Kirchenchores, wußte nun so einiges aus der Chronik zu berichten. Zur Gründerzeit mußten die Chormitglieder Heizmaterial zu den Proben mitbringen. Es war auch üblich, daß die Noten von Nachbarvereinen abgeschrieben wurden. Die Geselligkeit des Chores wird auch heute noch gepflegt. Nach ausgiebigen Proben findet der Ausklang oft bei einem Mitglied statt, wo dann zur Stärkung Eier und Reibekuchen gebacken und verspeist werden. Auch Bockspringen wird dann auf dem Heimweg veranstaltet. Nach ihrem humorvollen Beitrag war der MGV wieder zu vernehmen und begeisterte mit den Liedern „Sonntag ist’s“ und „Im Weinkeller“ die Zuhörer.
Nun hielt Gemeindedirektor Hermann-Josef Mießeler seine Ansprache. „In Pesch lebt die Tradition. Ein Jahrhundert lang hat der Chor zur Bereicherung und Verschönerung kirchlicher und weltlicher Feste beigetragen und damit nicht nur vielen Menschen Freude bereitet, sondern auch die dörfliche Gemeinschaft ganz entscheidend mitgeprägt. Eine solche Arbeit im Bereich der Kultur- und Gemeinschaftspflege verdient Anerkennung und Respekt“, sagte er. Im Anschluss daran folgte die für alle Anwesenden (außer für den Vorsitzenden Erwin Dederichs) größte Überraschung: Der Diözesanmusikschulleiter des Bistums Aachen, Dr. Josef Schneider, verlieh dem Jubiläumschor die begehrte „Palästriner-Medaille“. „Ich fühle mich glücklich wie ein Olympiasieger“, freute sich Erwin Dederichs. Als erster gratulierte Regionalkantor Bernhard Stoffels: „Diese Auszeichnung erhalten nur ganz wenige Chöre“, erklärte er voller Anerkennung. Auch der Präses, Pfarrer Gerard Rottink, war ganz happy, als er das Wort ergriff. „Heimatmelodie“ und „Sweet Caroline“ spielte nun das Blasorchester, dann folgte eine Vielzahl von Ehrungen.
Da Sangesbruder Klaus Reddig nicht anwesend war, mußte das auf dem Programm stehende, russische Volkslied „Herrlicher Baikal“ gestrichen werden. Dafür wurde „Das Lied der Berge“ mit dem Solisten Josef Kaltwasser gesungen. Mit „Abendfrieden“ verabschiedete sich der MGV Vussem von einem hervorragenden Festkommers. Zum Schluß der Veranstaltung wurde noch gemeinsam das „Pescher Heimatlied“ gesungen.

hi Pesch. Zum 100jährigen Jubiläum des Kirchenchores St. Cäcilia Pesch erhielt der Chor am Freitagabend ganz überraschend die Palästrinermedaille vom Diözesanmusikschulleiter Josef Schneider: „Ich fühle mich so glücklich wie ein Olympiasieger“, freute sich der Vorsitzende Erwin Dederichs über die Auszeichnung. Regionalkantor Bernhard Stoffels würdigte den Chor: „Diese Auszeichnung erhielten bisher nur ganz wenige Chöre“, erklärte er voller Anerkennung.

Der Festkommers fand in einem würdigen Rahmen mit herrlich dekoriertem Bühnenbild statt. Das Blasorchester aus Marmagen und der Männerchor aus Vussem traten auf. Sogar Arbeitsminister Norbert Blüm gratulierte in einem Brief und bedauerte, nicht selbst kommen zu können. Der Minister ist in diesem Bereich der Eifel öfter auf Wanderschaft und hat gute Bande zu den einzelnen Vereinen geknüpft.

Mit der Festhymne von Karl-H. Weber Müllenbach eröffnete der Jubiläumschor die Feierstunde. Durch das Programm führten der Vorsitzende Erwin Dederichs und Martina Bertram, die die Geschichte des Kirchenchors Cäcilia Pesch darstellte. So mußten die Chormitglieder früher zur Winterzeit das Heizmaterial mitbringen, die Noten schrieb man sich oft bei den Nachbarvereinen ab.

Die Geselligkeit des Chores wird auch heute noch gepflegt. Nach ausgiebigen Proben findet der Ausklang oft bei einem Chormitglied statt, wo dann zur Stärkung Eier gebacken oder Reibekuchen gegessen werden. Manchmal dauern diese Treffs bis spät in die Nacht.

Schirmherr Bürgermeister Helmut Schmitz würdigte den Chor, und seine zentrale Figur, Chorleiter Josef Dederichs, für seinen nimmermüden Einsatz: „Er stiftet Frieden und Freude und der Chor ist eine intakte Vereinsgemeinschaft“, sagte der Bürgermeister. Eine Dorfgemeinschaft ohne Vereine ist eine tote Gemeinschaft, fügte der Bürgermeister hinzu. Gemeindedirektor Hermann Josef Mießeler: „In Pesch lebt die Tradition. Vor wenigen Monaten wurde die 1100 Jahr-Feier des Ortes begangen, mit dem 100jährigen Jubiläum des Chores findet ein weiteres bedeutendes Ereignis statt“.
Schirmherr Bürgermeister Helmut Schmitz würdigte den Chor, und seine zentrale Figur, Chorleiter Josef Dederichs, für seinen nimmermüden Einsatz: „Er stiftet Frieden und Freude und der Chor ist eine intakte Vereinsgemeinschaft“, sagte der Bürgermeister. Eine Dorfgemeinschaft ohne Vereine ist eine tote Gemeinschaft, fügte der Bürgermeister hinzu. Gemeindedirektor Hermann Josef Mießeler: „In Pesch lebt die Tradition.

Vor wenigen Monaten wurde die 1100 Jahr-Feier des Ortes begangen, mit dem 100jährigen Jubiläum des Chores findet ein weiteres bedeutendes Ereignis statt“.

Der Präses und Pfarrer von Pesch hob die kulturelle Bedeutung des Chores hervor, der immer bereit ist, die Festlichkeiten durch sein Mitwirken zu verschönern. Vorsitzender Erwin Dederichs nahm dann zusammen mit dem Diözesanschulleiter Josef Schneider und dem Präses eine ganze Reihe von Ehrungen vor. Für 40 Jahre erhielten die Ehrennadel in Gold Gisela Dederichs, Josef Dederichs und Edmund Dederichs, sowie die Ehrenmitglieder Klara Brück und Katharina Kurth. Klaus Mauel wurde für 30jährige Zugehörigkeit ausgezeichnet und ihr Silberjubiläum im Kirchenchor feierten Cilly Dederichs und Alfons Bertram. Mit dem gemeinsam gesungenen „Pescher Heimatlied“ ging für die Pescher ein schöner Kommers zu Ende. Anschließend spielten die „Stefernandos“ aus Engelgau zum Tanz auf.

Diözesanmusikschulleiter Josef Schneider (r.)  brachte dem Pescher Kirchenchor die Palästrinermedaille mit und ehrte anschließend die Jubilare.
                                                 Fotos: Hilgers  

Vorsitzender Erwin Dederichs (r.) zeichnete zusammen mit dem Pescher Pfarrer die Silberjubilare aus. Anschließend wurde auch er vom Pfarrer ausgezeichnet.  

Samstag, 11. September 1993
Sängerfest in Gemünd

Der MGV Gemünd feierte in diesem Jahr sein 140jähriges Bestehen. Unter der Leitung ihres Vorsitzenden Hans Ransbach und des Chorleiters Werner Harzheim gestalteten die 37 Sänger ihr Fest mit zwei Veranstaltungen für die Bevölkerung Gemünds und der ganzen Umgebung. So sollte am Samstag ein gemütliches Beisammensein mit einigen befreundeten Chören in der Schützenhalle abgehalten werden. Ab 15.00 Uhr konnten die Chöre in zwangloser Reihenfolge Lieder aus ihrem Repertoire vortragen.
Der MGV Vussem unterhält seit vielen Jahren freundschaftliche Beziehungen zum MGV Gemünd. Diese Freundschaft ist vor allem ein Verdienst des langjährigen Vorsitzenden des MGV Gemünd und des Sängerkreises Schleiden, Hans Pesch, der die Sängerfeste des MGV Vussem in früheren Jahren per Fahrrad und später mit seinem unermüdlichen Mitstreiter Udo Meurer per Auto besuchte und es immer verstand, die Kameradschaft zu pflegen. Aus Altersgründen gab er vor zwei Jahren den Vorsitz ab.

Der MGV Vussem betrat gegen 18.00 Uhr das Parkett und leistete mit den Liedern

1.         Im Weinkeller,
2.         Es fällt ein Tau,
3.         Herrlicher Baikal und
4.         Abendfrieden,
seinen Beitrag zum Freundschaftssingen.

Mit den runderneuerten Jacketts erregte der Chor bei seinem Auftritt großes Aufsehen, zumal der gastgebende Verein nur im „leichten Bieranzug“ erschienen war. Von Gemütlichkeit konnte keine Rede sein. Die Räumlichkeiten waren eine Zumutung und nicht in einem sauberen Zustand. Außerdem regnete es durch das undichte Dach auf die Festgäste. Es entstand der Eindruck, als wolle man hier eine schnelle Mark machen, um den Stargast Karl Ridderbusch am darauffolgenden Sonntag bezahlen zu können. Dies war auch die Meinung anderer teilnehmenden Vereine. Ab 19.00 Uhr wurden die wenigen verbliebenen Gäste von der „Schnitzel-Band“ aus Ettelscheid unterhalten.
Der Höhepunkt der Feierlichkeiten des MGV Gemünd war ein Konzert am Sonntag im Gemünder Kurhaus mit Kammersänger Karl Ridderbusch und dem Pianisten Klaus Michael Leifeld, das unter besseren Voraussetzungen stattfand und laut Presseberichten bei den Besuchern gut ankam.

Kammersänger Karl Ridderbusch mit dem MGV Gemünd.
(aus Kölner Stadt-Anzeiger)

Sonntag, 12. September 1993
Freundschaftssingen in Pesch

Zum dritten Mal an diesem Wochenende mußte der Chor an einer Veranstaltung teilnehmen. Es war sozusagen eine englische Woche für die meisten Sänger. Man sollte aber auch einmal den guten Willen und die Bereitschaft derjenigen Sänger herausstellen, die dieses Mammutprogramm komplett mitgetragen haben. Auch die Disziplin und das gute Auftreten haben dem Chor bei den Veranstaltungen viel Sympathie und Ansehen eingebracht.
Gegen 14.00 Uhr trafen die Sänger am Festzelt ein und wurden unter den Klängen des Musikvereins Vussem, in Begleitung zweier Blumenmädchen, zum Festkomitee geführt. Hier wurde man herzlich begrüßt und unter stürmischem Applaus der Zuschauer willkommen geheißen.
Pünktlich startete der Festzug durch den geschmückten Ort. Unterwegs zeigte ein Sangesbruder seinen staunenden Kollegen, welch große Ländereien er einmal von seiner noch rüstigen Tante erben würde. Damit könne er dann seinen Busenfreund, dessen Liegenschaften überwiegend in Weyer sind, um einige Hektar schlagen.
Nach dem Festzug begann das Freundschaftssingen im bis auf den letzten Platz gefüllten Zelt. An vierter Stelle sang der MGV Vussem „Herrlicher Baikal“ und „Amazing grace“, zwei internationale Volkslieder, die ihm vortrefflich gelangen. Besonders erwähnenswert ist noch, daß bei den Vorträgen absolute Ruhe im Publikum herrschte, was bei Veranstaltungen in Festzelten durchaus nicht selbstverständlich ist.

Samstag, 23. Oktober 1993

Geburtstagsständchen für Sbr. Josef Kaltwasser (60) und Biographie.

Josef Kaltwasser vollendete am 18. Oktober 1993 sein 60. Lebensjahr. Zu diesem erfreulichen Anlaß hatte er, neben seiner Familie, Verwandte, Bekannte und Freunde, auch die Sänger des MGV in das Bürgerhaus nach Kallmuth eingeladen.

Um 20.00 Uhr versammelte man sich zwanglos an der Hausbar, um mit dem Geburtstagskind anzustoßen. Gegen 20.30 Uhr waren fast alle Sänger erschienen, so daß man dem Jubilar mit folgenden Liedern ein Ständchen bringen konnte:

1.         Auf, ihr Brüder, laßt uns singen,
2.         Im Abendrot,
3.         Das Ringlein und
4.         Heimatglocken.

„Das Ringlein“ hatte der Jubilar sich gewünscht. Deshalb wurde dieses Lied mit besonderer Aufmerksamkeit und Sorgfalt vorgetragen. Im Namen der Sänger gratulierte der Vorsitzende und überreichte ein Geschenk mit folgendem Wortlaut: „Ich hoffe, daß der Jubilar noch viele Jahre im Chor mitsingen kann. Denn 60 Jahre sind noch lange kein Grund aufzuhören“. Nun wurde das Buffet eröffnet. Die Sänger ließen sich das nicht zweimal sagen und langten kräftig zu. Beim zweiten Auftritt des Chores wurden die Lieder unter Mitwirkung des Geburtstagskindes Josef, der es nicht länger auf seinem Platz ausgehalten hatte, vorgetragen:

1.         Im Weinkeller,
2.         Ein kleines Malheur und
3.         Abendfrieden.

So verbrachte man ein paar frohe Stunden in gemütlicher Runde, ehe die Heimfahrt angetreten wurde. Hier betätigte sich in lobenswerter Weise Sbr. Hans Höller als Taxifahrer, der in mehreren Touren die Sänger zu vorgerückter Stunde nach Hause fuhr.

Biographie des Josef Kaltwasser:
Schon in der Wiege wurde Josef von der Muse geküsst. Musikalisch gesehen war er vorbelastet, denn sein Vater war begeisterter Sänger im Chor des MGV „Liederkranz“ Breitenbenden. Er sang ihm oft ein Schlummerlied. Unbekannte Arien trällerte Josef bereits als Büblein klein an der Mutterbrust. In der Schule wurde seine Begabung als Sängerknabe schon frühzeitig erkannt. Lehrer Bleffert begann, das Talent zu schulen. Mit 15 Jahren trat Josef in den MGV Breitenbenden ein. Behutsam bildete der damalige Dirigent Valentin Schloßmacher seine Tenorstimme aus. Bald schon übernahm Josef Solopartien im Chor. Nach dem Tode Valentin Schloßmachers übernahm Josef Kaster den Taktstock. Da beide Josefs eine enge, kameradschaftliche Beziehung verband, traten sie gemeinsam bei Veranstaltungen wie Altentage, Karnevalssitzungen, Jubiläen und Geburtstagsfeiern auf. Die selbstgeschriebenen Texte und Lieder brachten ihnen viel Erfolg. Josef Kaltwasser wurde von Josef Kaster am Klavier oder Akkordeon begleitet. Als einen der Höhepunkte seiner Karriere kann man das 100jährige Bestehen des MGV Breitenbenden am 08. und 09. Juni 1974 unter Leitung von Anno Hein bezeichnen. Zu diesem Zeitpunkt war Josef Kaltwasser schon einige Jahre als Vorsitzender erfolgreich tätig. Kurze Zeit später musste der MGV Breitenbenden seine Aktivitäten einstellen, da die Zahl der Aktiven zu klein geworden war. Daraufhin trat Josef 1978 dem MGV Vussem bei. Er ist einer der Leistungsträger in unserem Chor geworden. Mehrere Jahre war er als Sänger im Chor der VHS Euskirchen tätig. Mit diesem Chor feierte er die größten Erfolge. Unvergesslich bleiben ihm die Konzerte im Kölner Gürzenich, in Düsseldorf und sogar in der Kathedrale von Amsterdam.

Der Chronist wünscht dem Jubilar noch viele Jahre bei guter Gesundheit im Kreise der Sänger des MGV 1892 Vussem.

Sonntag, 24. Oktober 1993
Sängerfest in Kall

Der MGV 1898 Kall feierte vom 21. bis 24. Oktober 1993 unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Weiler sein 95jähriges Bestehen. Den Auftakt bildete ein Festkommers am Donnerstag im Vereinslokal „Eifeler Hof“. Leider stand der Festkommers unter einem ungünstigen Stern. So mussten einige Jubilare wegen Krankheit auf eine Teilnahme verzichten. Sie wurden in Abwesenheit geehrt, darunter auch Ehrenvorsitzender Josef Büth. Dennoch ließ sich Vorsitzender Franz Spilles nicht entmutigen. Er dankte besonders Bernhard Stoffels, der bereits seit 22 Jahren als Dirigent für den guten Ton sorgt. Der Ehrenvorsitzende des Sängerkreises, Hans Pesch, zeichnete verdiente Sänger aus.
Zum großen Festkonzert am Samstagabend kamen zahlreiche Besucher in die Bürgerhalle. Gestaltet wurde das Konzert vom MGV Kall in Zusammenarbeit mit dem MGV „Liederkranz“ Sötenich und dem Akkordeonorchester Hans Thiessen aus Aachen.
Am Sonntag um 15.00 Uhr fand, ebenfalls in der Bürgerhalle, ein Freundschaftssingen der Chöre des Sängerkreises Schleiden statt. Es nahmen teil der Gesangverein Ramscheid, MGV Zingsheim mit Mädchenchor, MGV Vussem, MGV „Liederkranz“ Ripsdorf, Singgemeinschaft Schleidener Tal, MGV Mechernich, Gesangverein „Harmonie“ Holzmühlheim, MGV Gemünd, Frauenchor Heimbach, Chorgemeinschaft „Eifelperle“ Heimbach.
Der MGV Kall betrat mit dem MGV Sötenich zuerst die Bühne und brachte das Lied „Licht der Musik“ zu Gehör. Die Resonanz dieses Stückes war nicht sehr gut. Zum ersten ließ die Akustik der Bürgerhalle zu wünschen übrig, zum zweiten machte sich die Überalterung des Chores, besonders im 1. Tenor, bemerkbar.
Als dritter Chor wusste der MGV Vussem mit seinen Liedern „Sonntag ist’s“, „Im Weinkeller“ und „Es fällt ein Tau“ beim Publikum zu gefallen, wenn auch ein Sänger aus der Rolle fiel, der das Dirigat des Chorleiters schändlich missachtete und deshalb bei Liedende sein „Kastrato“ nicht rechtzeitig im Griff hatte. So war immer ein Überhänger zu hören. Bei einem Wertungssingen hätte dies zu Punktabzug geführt.
Heinz Sistig hatte Geburtstag und verließ deshalb die Veranstaltung vorzeitig, um seine Gäste nicht länger warten zu lassen. Die nachfolgenden Chöre boten auch nur „Hausmannskost“, und so konnte man mit unserem Programm zufrieden sein.

Sonntag, 14. November 1993
Volkstrauertag in Vussem und Breitenbenden.

Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag und der Volkstrauertag sind die vier Gedenktage im November, mit denen das Kirchenjahr zu Ende geht. Alle diese Feiertage haben eine unterschiedliche Geschichte, alle jedoch haben den gleichen Sinn: sie sind Tage des Erinnerns und der Trauer für geliebte Angehörige und Freunde, die man verloren hat. So hatte auch, wie in den Jahren zuvor, der Bürgerverein am Volkstrauertag um 10.00 Uhr zu einer Feierstunde am Ehrenmal die Bewohner von Vussem eingeladen. Zur musikalischen Umrahmung standen wieder der Musikverein und der MGV bereit. Beim Abmarsch des Trauerzuges herrschte ein böiger Wind, vermischt mit Regenschauern, so daß die Mützen einiger Feuerwehrmänner in einer Pferdekoppel landeten, die mit einem Elektrozaun gesichert war. Der Übersteiger erhielt deshalb unfreiwillig mehrere Stromstöße, die ihn zu Boden warfen.
Als erstes Lied sang der Chor eine Neueinstudierung: „Wohl denen, die da wandeln“ (Weise und Satz von Heinrich Schütz / 1628). Ortsvorsteher und Vorsitzender des Bürgervereins Matthias Vogelsberg legte im Namen der Dorfbevölkerung einen Kranz nieder. In seiner Ansprache stellte er u.a. die Frage nach dem Sinn einer Gedenkfeier am Volkstrauertag. Immer weniger Leute wären bereit, daran teilzunehmen. Sie hätten einige Ausreden parat, wie z. B. daß sie vom Krieg nichts mehr hören und sehen wollen, oder daß endlich vergessen sein soll, was vor 50 Jahren geschehen ist. Angesichts der geringen Beteiligung in den letzten Jahren, abgesehen von einigen teilnehmenden Vereinen, ist dies in der Tat sehr beschämend. Er fuhr in seiner Rede fort und sagte sinngemäß: „Ein flüchtiger Blick in die Zeitung, ein oberflächliches Hören der Nachrichten in Radio und Fernsehen lässt den Schluss zu, daß Krieg und Gewalt offenbar zum Alltag der Gegenwart dazugehören. Tod oder Verwundung vieler Menschen, Zerstörung von Hab und Gut des einzelnen sind an der Tagesordnung. Wie verhalten wir uns gegenüber diesen Nachrichten, den Bildern, die uns stündlich Gewalt  und Leid vor Augen führen? Lösen diese schrecklichen Ereignisse Betroffenheit aus? Wie kommt es, daß nach den Erfahrungen der Vergangenheit und angesichts der aktuellen Übermittlung gewalttätiger Aktionen und kriegerischer Auseinandersetzungen Protest nur sporadisch und ganz verhalten zu hören ist? Ist es Resignation oder Gleichgültigkeit? Von einem Vergessen kann sicherlich nicht gesprochen werden. Und so gilt es, am heutigen Tag der Trauer zum aktiven Einsatz für den Frieden in der Welt aufzurufen. Wir dürfen die Toten nicht vergessen!“
Einfühlsam wollte der Chor nun das zweite neu einstudierte Lied „Befiehl Du Deine Wege“, Weise von Bartholomäus Gesius, Satz Hugo Herrmann, zur Aufführung bringen. Doch der sehr stürmische Wind ließ das nur bedingt zu, und sein Heulen mischte sich mit dem Gesang des Chores. Annemarie Linden brachte in ihrem Beitrag zum Ausdruck, daß der Volkstrauertag ein Tag des Gedenkens und des Nachdenkens sei, daß die Schatten der Kriege, der Vertreibungen und Zerstörungen, der Ausrottungen und des seelischen Leids nicht gewichen sind. „So sind wir an diesem Tag alle aufgerufen, die Toten der Weltkriege in unsere Herzen zu schließen. Wir gedenken der gefallenen Soldaten beider Weltkriege, den im Bombenhagel umgekommenen Frauen und Kindern, den während der Flucht und Vertreibung zu Tode gekommenen Menschen. Wir gedenken der Opfer der Gewaltherrschaft, sowohl der nationalsozialistischen als auch der kommunistischen, aller Menschen, die aus rassistischen, politischen oder religiösen Gründen ihr Leben verloren. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Zeit“. Mit dem Lied vom „Guten Kameraden“ endete die Trauerzeremonie in Vussem.
Nach dem Zeremoniell in Vussem mußte der MGV noch in Breitenbenden antreten, um auch hier mit zwei Liedvorträgen die Trauerveranstaltung zu bereichern. Dabei gelangten die neu einstudierten Choräle zum Vortrag. Ortsvorsteher Josef Kaltwasser hielt die Trauerrede und sagte u. a.: „Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren. Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft leisteten und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Opfer sinnloser Gewalt, die bei uns Schutz suchten. Wir trauern mit den Müttern und mit allen, die Leid tragen um die Toten. Doch unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen bei uns zu Hause und in der Welt.“
Zum Schluss der denkwürdigen Veranstaltung spielte der Musikverein den Choral „Ich hatt´ einen Kameraden“.

Mittwoch, 17. November 1993 (Buß- und Bettag)
Gutachtersingen in Gemünd

Seit Monaten hatten sich die Sänger von 12 Chören des Sängerkreises Schleiden intensiv darauf vorbereitet, am Buß- und Bettag in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Gemünd ab 15.00 Uhr bei einem „Geistlichen Konzert“ als Gutachtersingen ihr Können unter Beweis zu stellen. Als Wertungsrichter fungierte kein geringerer als Professor Michael Schmoll vom Musikausschuss Nordrhein-Westfalen, zugleich Professor an der staatlichen Hochschule für Musik in Heidelberg / Mannheim.
Diszipliniert traten die Chöre auf und wickelten zügig das Programm ab. Diesen weltlichen Chören war mit geistlicher Musik eine besondere Aufgabe gestellt, die sie zu bewältigen hatten. Der Vergleich mit dem musikalischen Anspruch früherer Jahre zeigt, daß sich das Niveau der sängerischen Leistung und der Liedauswahl deutlich gehoben hat. Absolute Spitze, das muss man neidlos anerkennen, waren die Chöre Kammerchor Schleiden, MGV (Meisterchor) Dahlem und der MGV „Liederkranz“ Ripsdorf, alle unter der Leitung von Kreischorleiter Heinz Ströder. Ob diese Chöre Musik aus alter Zeit oder der Moderne singen, sie beherrschen jeden Stil. Der Chronist kann und will die Leistung dieser Chöre nicht schmälern, aber es darf auch nicht unerwähnt bleiben, daß sie sich untereinander mit ihren Leistungsträgern aushelfen, um so ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen, kleineren Chören zu steigern. Das ist zwar legal, meines Erachtens aber unfair. Beispielsweise wirkte der Vorsitzende des Sängerkreises Schleiden, Heinz Kreutzberg, bei vier Chören mit. Alle Achtung dem MGV Zingsheim, der sich mit nur 14 oder 15 Sängern dem Wertungsrichter stellte. Dazu gehört Mut und eine große Portion Selbstvertrauen.
Dass der Kreischorleiter mit unauffälliger, aber eindringlicher Gestik zu führen versteht, zeigte sich, als er in Vertretung des verhinderten Dirigenten Karl-Heinz Vossel den MGV Mechernich leitete. Die einhellige Meinung nach dem Konzert war, man hat diesen stattlichen Chor noch nie so gut singen gehört. Man sollte den Vortrag jedoch nicht überbewerten, denn die ausgesuchten Choräle „Sancta Maria“ und „Benedictus“ stellten keine hohen Ansprüche an die Sänger.
Bemüht, sich gegen die größeren Chöre gut in Szene zu setzen, war der MGV Vussem, der mit „Ave verum“ von Mozart und der „Hymne“ von Quirin Rische aufwartete. Unter der Leitung von Heinz Sistig präsentierte sich der Chor in gewohnt guter Manier und fand beim zahlreich erschienenen Publikum Anklang, wenn auch der Musikkritiker Eberhard Hönig der Meinung war, daß die Liedauswahl einigen Chören Schwierigkeiten bereite. So schrieb er in der Kölnischen Rundschau wörtlich: „Sie greifen noch immer auf Bearbeitungen originaler Musik für Männerchöre zurück und das wirkt, z. B. beim „Ave verum“ wie eine Vergewaltigung dieser herrlichen Musik“. Ich weiß nicht, woher Herr Hönig diese Weisheit hat, aber es ist eine bodenlose Frechheit, so etwas zu behaupten. Fest steht, daß der Gutachter bei der anschließenden Besprechung mit Dirigent und Vorsitzendem im großen und ganzen mit dem Vortrag zufrieden war, zumal die Titel a capella gesungen wurden.
Eine erfreuliche Leistung zeigte auch der Jugendchor aus Zingsheim, ein Mädchenchor, in dem auch einige Knaben ihre Stimme erschallen lassen. Der Kammerchor Schleiden sang zum Abschluss des Konzertes zwei sehr schöne Stücke moderner Musik: „Ubi caritas“ von Maurice Duruflé und „Ovos omnes“ von dem großen spanischen Cellisten Pablo Casals. Man kann diesen Vortrag als den Höhepunkt des Konzertes bezeichnen. Es war ein Genuss, diesen geschulten Sängern unter Leitung von Heinz Ströder zuzuhören.

Nachtrag zum Gutachtersingen:
Das mit großer Spannung erwartete, schriftliche Gutachten gibt meines Erachtens das wieder, wozu der Chor zum jetzigen Zeitpunkt fähig ist. Es deckt schonungslos und der Wahrheit entsprechend Fehler und Mängel auf. Aber Professor Schmoll hat auch die guten Seiten des Chores entdeckt und entsprechend lobend erwähnt. So hat er die Tonreinheit mit „Gut“ bewertet, wenn auch Schwächen in der Intonation im 1. Baß und 2. Tenor aufgetreten sind. Beim Chorklang war der 1. Tenor gelegentlich zu unkontrolliert. Bei der Gestaltung bemängelte er: „Oft zu schwerfällig, in Achteln nicht optimal zusammen“.
Zusammenfassend schreibt er in seinem Gutachten wörtlich: „Der Chor zeigt gute sprachliche Arbeit und weist ordentliche Gesamtintonation auf. Unsicherheiten, gerade in den Mittelstimmen, schmälern einen homogenen Gesamtklang. Die dynamische Arbeit überzeugt, jedoch ist manchmal zuviel gewollt. Die erkannten Schwächen liegen im ‚Aufeinanderhören‘ innerhalb des Chores. Ich rate dazu, eine andere Aufstellung auszuprobieren, so z. B. von rechts nach links gesehen: Tenor 2, Tenor 1, Baß 2, Baß 1.  Sie sollten dieses ruhig einmal unbefangen und offen ausprobieren.“  Gez. Michael Schmoll,  21.11.1993.

Mit diesem Ergebnis kann man leben und zufrieden sein. Natürlich muß an den aufgezeigten Schwächen und Mängeln des Chores gearbeitet werden, um diese in Zukunft abzustellen.

Sonntag, 5. Dezember 1993
Weihnachtsmarkt im Altenheim St. Michael in Breitenbenden

Die Vorbereitungen zum diesjährigen Weihnachtsmarkt liefen wieder auf Hochtouren, ehe die Pforten am heutigen Sonntag um 10.00 Uhr geöffnet wurden. Somit standen auch der Integration von behinderten Menschen alle Türen offen. Dieser Markt wird zu recht „Basar der Begegnung“ im Wohn- und Pflegeheim Sanden genannt.
„Auf unseren Festen hat man stets bemerkt, wie wichtig die Öffnung des Hauses nach außen für unsere Bewohner ist. Aber auch für die gesunden Menschen ist der Kontakt mit seinen hilfsbedürftigen Mitbürgern vor Ort durchaus ein Erlebnis“. Dies brachte Wohnheimleiter Heinz Sanden Jun. im „Wochenspiegel“ deutlich zum Ausdruck.
Für die kleinen Gäste stand ein nostalgisches Kinderkarussell bereit, und darüber hinaus gab es alles, was Weihnachtsstimmung aufkommen lässt. Sogar der Nikolaus gab ein Stelldichein und beschenkte die vielen Kinder reichlich.
Auch der MGV Vussem stand wieder im Dienst der guten Sache und sang vorweihnachtliche Lieder. Wenn auch 9 Sänger fehlten, so wurden die Darbietungen vom Publikum doch mit reichlich Applaus belohnt. Zum Vortrag kamen:

1.         Auf haltet Euer Herz bereit,
2.         Es kommt ein Schiff geladen,
3.         Ave Maria,
4.         Es ist ein Ros entsprungen,
5.         Maria durch ein Dornwald ging, und
6.         Abendfrieden.

Bei der Erstaufführung des „Dornwaldes“ muß der Waldweg sehr holprig gewesen sein, denn einige Sänger im 1. Baß wären fast gestolpert. Sie konnten sich aber im letzten Moment wieder fangen, wenn auch die Töne etwas in Schräglage gerieten, so daß ein „Fies-Dur“ zu hören war. Im Text heißt es: „Der Dornwald hat sieben Jahre kein Laub getragen“. Ich glaube, nach dieser Darbietung wird er sich niemals mehr belauben oder gar Rosen tragen.
PS: Wie erst später berichtet wurde, ist ein Sangesbruder nach der Veranstaltung sehr schwer verletzt worden, als er zur nächtlichen Stunde zum Wasserlassen auf eine 2 m hohe Mauer kletterte, um besser Ausschau halten zu können, ob sich der Strahl auch gleichmäßig in alle Richtungen verteilen würde. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte so unglücklich, daß er sich ein paar Rippen brach, und der Kopf einige Blessuren abbekam. Ob beim Strahlrohr eine größere Verstauchung stattgefunden hat, ist nicht bekannt geworden. Bleibt zu hoffen, daß die Gebrauchsfähigkeit und das Stehvermögen nicht gelitten haben. Von dieser Stelle aus wünsche ich dem Sangesbruder aus „Hatzegravien“, daß er keine bleibenden Schäden, besonders an seinem besten Stück, davonträgt. Denn mit einem geknickten Halm kann man in dem Alter von fast 60 Jahren keine großen Sprünge mehr machen. Gute Besserung!

Sonntag, 12. Dezember 1993
Seniorennachmittag in Vussem.

Beim diesjährigen Seniorentreffen in der „Schneidmühle“ hatten sich die Ortsvereine Kirchenchor, Blockflötengruppe, Musikverein und MGV wieder bereit erklärt, den schon zur Tradition gewordenen Tag musikalisch zu gestalten. 84 Einladungen waren verschickt worden, nur 45 Senioren waren der Einladung gefolgt. Sie wurden von Matthias Vogelsberg herzlich begrüßt. Er sagte, daß es in der heutigen, schnellebigen Zeit sehr schön sei, wenn es für die älteren Menschen eine solche Zusammenkunft gebe. Unter den Gästen weilten auch Pastor Sobieszczyk und Kaplan Kröger.

Der MGV sang

1.         Es kommt ein Schiff geladen,
2.         Ave Maria,
3.         Es ist ein Ros‘ entsprungen, und
4.         Abendfrieden,
und erhielt dafür herzlichen Applaus.
Es fiel auf, daß bereits 5 Sänger (Sbr. Eddi mitgerechnet) am Seniorentag teilnehmen, daß sind 20% des gesamten Chores. Es ist also dringend geboten, jungen Nachwuchs zu werben, damit der Chor auch in Zukunft lebensfähig bleibt und nicht wegen Überalterung schließen muss.
Selbstverständlich wurden die Senioren gut bewirtet. Das Programm dauerte mehrere Stunden. Zwischenzeitlich war auch Bürgermeister Schüller mit seiner Gattin zu Gast. Die Kindertanzgarde sorgte mit ihrem Auftritt für Abwechslung und wurde von der älteren Generation stürmisch gefeiert. Für festliche Stimmung sorgte auch zum Ende des Nachmittages der Musikverein mit seinen Beiträgen.

Samstag, 18. Dezember 1993
Weihnachtsfeier im Alten- und Pflegeheim Sanden in Vussem

Seit dem 1. September 1971 besteht nun schon das Alten- und Pflegeheim der Familie Sanden, daß sie in den prächtigen Räumen des ehemaligen Missionshauses eingerichtet hat. Alljährlich findet hier im Hause mit den Heimbewohnern und Betreuern eine Weihnachtsfeier statt, zu der auch der MGV Vussem wieder eingeladen wurde, um mit seinen Liedvorträgen die Anwesenden zu erfreuen. Wir sangen die Lieder:

1.         Auf haltet Euer Herz bereit,
2.         Es kommt ein Schiff geladen,
3.         Ave Maria.
4.         Maria durch ein Dornwald ging,
5.         Heilige Nacht und
6.         Es ist ein Ros entsprungen.

Heinz Sanden Jun. bedankte sich anschließend mit freundlichen Worten beim Chor für das Erscheinen und die Darbietungen. Der Chorleiter versicherte ihm, daß die Sänger wieder gerne gekommen seien, weil bei einer guten Akustik und einem aufmerksamen Publikum es Freude macht, zu singen. Matthias Vogelsberg, der mit seiner Gattin jedes Jahr an der vorweihnachtlichen Feier teilnimmt, ergriff das Wort und bedankte sich bei der Familie Sanden im Namen der Bewohner und stellte fest: „Hier seid Ihr in guten Händen.“ Zum Abschluß wurde gemeinsam das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ gesungen.

Dienstag, 28. Dezember 1993
Geburtstagsfeier von Sangesbruder Bernhard Mießeler (60) und Biographie

Es begab sich zu jener Zeit, als Reichspräsident Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernannte. In Rom regierte Papst Pius XI., in Mechernich Bürgermeister Dr. Felix Gerhardus und in Breitenbenden Philipp Dederich. Die Pfarrgemeinde Vussem-Breitenbenden wurde von Pater Rektor Heinrich Thomas betreut. In jener Zeit, vor genau 60 Jahren, da erblickte am 28.12.1933, dem Fest der „Unschuldigen Kinder“, kein Geringerer als Bernhard Mießeler das Licht der Welt. Jedes Jahr gedenkt die katholische Kirche dieser wahren Begebenheit zur Erinnerung an den bethlehemitischen Kindermord. In der Bibel kann man darüber bei Matthäus 2, Vers 16 wie folgt nachlesen: „Als Herodes merkte, daß die Sterndeuter ihn getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und ließ in Bethlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von 2 Jahren töten“.
Wir, die Sänger vom MGV Vussem können deshalb sehr froh sein, daß Sbr. Bernhard erst 1933 Jahre später in Breitenbenden geboren wurde, denn sonst hätten wir im 1. Baß einen Leistungsträger weniger.

Wenn auch die Jahre nach 1933 nicht sehr rosig waren, so konnte er doch in seiner Jugendzeit, trotz der Kriegswirren, mit einigen Einschränkungen und Entbehrungen zu einem jungen, starken Mann heranwachsen. Denn der Name Bernhard kommt aus der althochdeutschen Sprache und bedeutet übersetzt „bero“ = Bär und „hard“ = stark, also „bärenstark“.

Dass so ein Bär auch liebenswert sein kann, wissen vor allen Dingen die Sängerfrauen und die Vussemer Gastwirtin zu berichten. Sie haben ihn schon lange in ihr Herz geschlossen, weil er ihnen immer nette Komplimente macht. Aus diesem Grund verwöhnt ihn die „Schneidmühlen-Gertrud“ ganz besonders gern. Sie serviert ihm immer das größte, nach ihm benannte und bekannte „Bernhardschnitzel“. Vom Speiseplan für Feinschmecker ist dieser Begriff nicht mehr wegzudenken.
Da Bernhard das Singen schon in seiner Schulzeit viel Freude bereitet hatte, trat er mit 15 Jahren in den nach dem Krieg wiedereröffneten MGV Breitenbenden ein. Hier reifte er zu einem zuverlässigen Sänger heran. 1958 ehelichte er sein Gertrüdchen aus Weyer, die ihm einen Sohn gebar. Aus beruflichen Gründen musste er bald von seinem geliebten Heimatort fortziehen. 18 Jahre wohnte er in Brühl. Dann packte ihn das Heimweh so sehr, daß er wieder nach Breitenbenden zurückkehrte. Als Bundesbahnbeamter musste er fortan in Köln Dienst tun. Man nennt ihn hier liebevoll den „Wächter vom Eifeltor“, weil er aufpassen muss, daß die Containerfracht ordnungsgemäß deklariert ist, damit sie ihren Bestimmungsort auch tatsächlich erreicht. Ansonsten spielt er Skat oder erzählt Witze. Da der Gesang, neben dem Skatspielen, Wandern, Radfahren und Schwimmen noch immer seine große Leidenschaft war, trat er 1981 als aktives Mitglied in den MGV Vussem ein, nachdem der Breitenbendener Chor nicht mehr aktiv war. Mittlerweile gehört er schon länger als 10 Jahre zu den treuen Sängern, die das Rückgrat unseres Chores bilden. Am 17. November 1990 wurde er für seine 25jährige Singetätigkeit mit der Silbernadel und Urkunde ausgezeichnet.

Zur Geburtstagsfeier waren fast alle geladenen Gäste erschienen, und so konnte er pünktlich im 19.00 Uhr im Gasthaus „Zum Krebsbachtal“ in Breitenbenden seine Verwandten und Freunde begrüßen und willkommen heißen. Zur Begrüßung wurden Sekt und Fruchtsaft gereicht. Bernhard bedankte sich für die vielen Glückwünsche und Geschenke, die er erhalten hatte. Am Schluß seiner Eröffnungsrede sagte er: „Alt machen nicht die vielen Jahre, alt machen nicht die grauen Haare. Alt ist, wer den Mut verliert und sich für nichts mehr interessiert.“ Unter großem Applaus eröffnete er nun das reichliche und köstlich zubereitete Buffet, das von den Gästen im Verlaufe des Abends mehrmals aufgesucht wurde.
Aus gegebenem Anlaß hatte der Jubilar auch die Sangesbrüder für 21.00 Uhr eingeladen, damit die Feier einen festlichen Rahmen erhielt. Die Lieder, die zum Vortrag kamen, hatte er selber ausgesucht. Diese wurden vom Chor hingebungsvoll, wenn auch zum Teil etwas laut vorgetragen, und zwar:

1.         Weihe des Gesanges,
2.         Sonntag ist’s,
3.         Das Morgenrot,
4.         Abendfrieden,
5.         Abend im Gebirge, und
6.         Amazing Grace.

Zwischendurch gratulierte der Vorsitzende im Namen der Sänger und überreichte ein Geschenk sowie der Gattin einen Blumenstrauß. Willi Schütt dankte für die Einladung. Bernhard war sichtlich erfreut über das zahlreiche Erscheinen der Sänger, die gesanglichen Darbietungen und darüber, daß der Chorleiter extra für seine Geburtstagsfete im neuen Outfit erschienen war. Dieser betonte jedoch, daß die Rechnung über das rotkarierte Jackett Bernhard in den nächsten Tagen ins Haus flattern würde. Der Jubilar trug es mit Fassung und forderte die Sänger auf, zu einem Umtrunk im Nebenraum Platz zu nehmen, wo ein mit herrlichen Gaben gedeckter Tisch auf die hungrigen Männer wartete. Der Durst wurde mit Bier vom Faß gelöscht. Heinz Sistig erhielt an diesem gemütlichen Abend wegen seiner bunten Jacke den Spitznamen „Peter Frankenfeld“.
Im Festsaal wurde unterdessen das Tanzbein geschwungen. Dazu spielte auf der Hammondorgel Paul Kirfel aus Waldorf. Zahlreiche Witze und Anekdötchen wurden reihum erzählt. Sbr. Alfred Brell nahm das Geburtstagskind in den Club der Alten Säcke auf. Sbr. Michel hatte einen Kleiderbügel angefertigt mit der Aufschrift: „60 Jahre, kein Grund zum Aufhängen“. Sbr. Franz hatte zuvor in einem Gedicht u. a. zum Ausdruck gebracht, daß der Jubilar nackt zur Welt gekommen war. Von Sbr. Matthias Vogelsberg erhielt er zwei Eintrittskarten, die ihn und seine Frau berechtigten, einmal den Bundestag zu besuchen. Immer wieder wurde Bernhard hochleben gelassen, ehe das harmonisch verlaufene Fest gegen 3.00 Uhr in der Früh‘ zu Ende ging.

Die Jahre 1992 – 1993

Samstag, 25. Januar 1992
Jahreshauptversammlung

In der Vorabendmesse gedachten die Sänger ihrer verstorbenen Mitglieder und gestalteten ihnen zu Ehren die Messfeier mit einigen Liedvorträgen. Gleichzeitig wurde des 8. Todestages von Josef Luxen und des 9. Todestages von Arnold Wielspütz gedacht.
Anschließend fand die Jahreshauptversammlung – wie gewohnt im Vereinslokal „Zur Schneidmühle“ – statt. Zuvor aber wurden die Versammlungsteilnehmer vom Chor mit zwei Liedern eingestimmt. Vorsitzender Willi Schütt eröffnete nun die Versammlung und begrüßte die Teilnehmer aufs herzlichste. Er wünschte der Versammlung einen guten Verlauf. Chorleiter Heinz Sistig bedankte sich bei den Sängern für die gute Mitarbeit und hoffte, daß die Proben für die vom 18.06. bis 21.06.92 stattfindende 100-Jahrfeier gut besucht würden. Nur so könne man den Erfolg bei den Festlichkeiten garantieren und die anstehenden Probleme bewältigen.
Schriftführer Klaus Reddig erstattete nun den Geschäftsbericht und ließ die einzelnen Veranstaltungen des verflossenen Jahres Revue passieren. Fritz Pütz – Kassierer vom Dienst – offenbarte den Kassenbericht zur Zufriedenheit der Anwesenden. Die Kassenprüfer hatten keine Unregelmäßigkeiten festgestellt. Sie bescheinigten dem langjährigen Kassenwart eine einwandfreie und übersichtliche Buchführung. Der Vorstand wurde nun entlastet. Willi Schütt und Fritz Pütz wurden als Vertreter des MGV im Bürgerverein bestätigt.
Über den Stand der Vorbereitungen des 100jährigen Jubiläumsfestes informierte der Vorstand die aufmerksamen Zuhörer, Für die Arbeitsgruppe „Festschrift“, der auch die Sbr. Matthias Vogelsberg, Bernd Wenderdel und Heinz Sistig angehören, konnte Chronist Michael Wielspütz schon große Fortschritte verbuchen, und er war mit der bisher geleisteten Arbeit sehr zufrieden. Der Vorsitzende gab noch bekannt, daß der Antrag zur Erwerbung der Zelter-Plakette gestellt sei.
Auch wurde beschlossen, daß in diesem Jahr eine 4- bis 5-tägige Betreuungsfahrt stattfinden sollte. Nach einigen Diskussionen und Anregungen schloß der Präsident die Versammlung. Danach wurden in gemütlicher Runde alte Erinnerungen ausgetauscht, ehe man in einem bedenklichen Zustand den Nachhauseweg antrat.

Donnerstag, den 30. April 1992
Maiansingen um 18.30 Uhr in Breitenbenden, 19.30 Uhr in Vussem

Der Vorabend zum 1. Mai ist durch vielfältiges Brauchtum gekennzeichnet. Obwohl die Brauchtumshandlungen in den einzelnen Regionen und Ortschaften unterschiedlich sind, lassen sich überall Gemeinsamkeiten feststellen. Verbindungen zu frühgeschichtlichen Frühlingsfesten werden erkennbar. Maifeuer, Maibäume, Maitänze und Mailehen gehören zu den alten Überlieferungen. In der Symbolik steht der Maibaum für knospende Natur und erwachende Liebe. Eng verbunden mit der Tradition des Dorf-Maibaumes ist das Stecken der Maien an Häusern, in denen unverheiratete Mädchen wohnen. Das Maienstecken hat bis heute seine Beliebtheit behalten. In vielen Dörfern schmücken die Jungen auch die Wirtschaften, vor allem aber ihre Stammkneipen; so auch in Vussem und Breitenbenden. In anderen Orten, z. B. in Kall, werden die Mädchen versteigert, das sogenannte Mailehen. Freudentänze um den Maibaum gehören zum Ritual.
So ist es auch in Breitenbenden Brauch und Sitte, daß von der Dorfjugend am Vorabend des 1. Mai ein mit bunten Bändern geschmückter Baum aufgestellt wird. Dazu hatte der Bürgerverein Breitenbenden den MGV und den Musikverein aus Vussem eingeladen, um die Darbietungen mit Gesang und Musik zu verschönern. Abwechselnd wurde gesungen und musiziert, zur Freude der erschienenen Gäste. Der Chor sang die Lieder:

1.Grüß Gott, Du schöner MaienSatz von J. Schäublin
2.Süß Liebe liebt den Maivon Friedrich Silcher
3.Mägdlein, hab achtvon Hermann Sonnet
4.Nun bricht aus allen Zweigenvon Hermann Grölen
5.An dem reinsten Frühlingsmorgenvon Rudolf Desch
6.Der Winter flieht, der Kranich zieht
7.Eins, zwei, drei (ein Wanderliedchen)

Ferner wurden von Kindern Gedichte vorgetragen. Jungen und- Mädchen radelten mit ihren bunt geschmückten Fahrrädern um den Maibaum. Zum Schluß der Veranstaltung wurde gemeinsam das Lied „Der Mai ist gekommen“, Text von Emanuel Geibel nach einer Volksweise aus Niederösterreich, vorgetragen.
Anschließend fuhr man nach Vussem zum Junggesellenplatz, um auch hier mit Gesang den Mai zu begrüßen. Das Aufstellen des Maibaumes durch die Junggesellen erwies sich als sehr schwierig, denn er wäre fast in die vor 30 Jahren gepflanzte, gut gewachsene Sängerlinde gefallen. Am Maifeuer wurden bei einigen Glas Bier noch mehrere Liedchen gesungen.
Maifeuer erinnern an die Kelten, die sich seit dem 6. Jahrhundert vor Christus in Mittel- und Nordeuropa ausbreiteten. Sie feierten ihr Frühlingsfest am l. Mai. Das Feuer sollte die letzten Winterdämonen und bösen Geister vertreiben.
Zum Abschluß sang man auch hier „Der Mai ist gekommen“, und der Musikverein spielte dazu. Da der Karnevalsverein sein traditionelles Grillfest auf dem Schulhof veranstaltete, mußte der Chor auch hier mit ein paar Liedchen seine Anwesenheit bekunden, zumal Sangesbruder Klaus Reddig diesem Verein vorsteht. Dann ging man zur Tagesordnung über mit dem Ergebnis, daß einige Sänger anderntags mit einem ausgewachsenen Kater aufwachten.

Sonntag, den 10. Mai 1992
Verleihung der Zelter-Plakette und Pro-Musica-Plakette 1992, 11.30 Uhr im Bürgerhaus der Stadt Hürth.

Verleihung: Landesmusikrat NRW e.V., Arbeitsgemeinschaft Laienmusik in Verbindung mit dem Kultusministerium NRW

Schirmherr: Klaus Lennartz MdB, Landrat des Erftkreises

Veranstalter: Sängerbund NRW e.V.

Ausrichter: Erftsängerkreis Bergheim e.V.

Vorwort:

Um den hohen Stellenwert dieser Auszeichnung zu begreifen, muß man folgendes wissen:
Karl-Friedrich Zelter (1758 – 1832) war Begründer der ersten „Liedertafel“ im Jahre 1809 und des Berliner Kammermusikinstituts sowie Leiter der Berliner Singakademie. Er war kein Wissenschaftler, sondern vielmehr Erzieher und Pädagoge. Seine Grundsätze der Atemschulung, der Tonbildung und der Spracherziehung haben heute noch ihre Bedeutung.

Die „Zelterplakette“ wurde 1956 vom ersten Bundespräsidenten, Professor Dr. Theodor Heuss, und die „Pro-Musica-Plakette“ 1968 vom Bundespräsidenten Heinrich Lübke gestiftet. Sie werden als staatliche Anerkennung und Auszeichnung an Chöre bzw. Vereinigungen von Musikliebhabern verliehen, die ihr 100jähriges Bestehen feiern und sich nachweislich besondere Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes bzw. um die Pflege des instrumentalen Musizierens erworben haben und damit Förderer des kulturellen Lebens sind.
Mit Rücksicht auf den föderativen Charakter der Bundesrepublik und die bei den einzelnen Bundesländern begründete Kulturhoheit wird die Verleihung der Plaketten von den Kultusministern der einzelnen Länder vollzogen. Dieser Verleihung in den Bundesländern geht einmal in jedem Jahr eine sogenannte symbolische Verleihung an wechselnden Orten der Bundesrepublik durch den amtierenden Bundespräsidenten voraus. Die Vorbereitung und Gestaltung dieses Festaktes erfolgt durch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände in Wolfenbüttel.

Verleihung:
Mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände entstand ein reger Schriftverkehr unseres Chores. Über ein Jahr dauerte es, bis alle Bedingungen erfüllt waren, und der Landesmusikrat NRW seine Zustimmung gab. Bei der Nachricht über die Zuerkennung der Zelter-Plakette war die Freude bei den Sängern sehr groß. Zur Entgegennahme der hohen Auszeichnung fuhren aber nur 8 Sänger und 3 Ehefrauen mit zum Bürgerhaus der Stadt Hürth. Es waren Willi Schütt, Matthias Vogelsberg, Peter Dreesen, Fritz Pütz, Bernd Wenderdel, Heinz Sistig mit Gattin Anita, Alfred Brell mit Gattin Annemarie und Michael Wielspütz mit Gattin Agnes.
In der festlich geschmückten Bürgerhalle begann das Jugendsinfonieorchester Bergheim e.V. mit dem „Präludium“ von Edward Grieg. Nun erfolgte die Begrüßung durch den Präsidenten des Sängerbundes NRW, Herrn Werner Krokowski. Er beglückwünschte die Chöre zu ihrer verdienstvollen Auszeichnung und wünschte der Veranstaltung viel Erfolg und einen harmonischen Verlauf. Die Kantorei „Maria Königin“ Sindorf unter der Leitung von Gudrun Bonnemann betrat nun die Bühne und wusste mit dem Choral „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu gefallen.
Nach dem Grußwort des Schirmherrn, MdB Klaus Lennartz, Landrat des Erftkreises, brachte der Frauenchor 1983 Erftstadt-Lechenich den „Jahresreigen“ von Hermann Josef Rübben gekonnt zu Gehör. Werner Kämmerling begleitete den Chor am Flügel.
Die Chorsätze „Wach auf, meines Herzens Schöne“ von Walter Rein, „Matrona mia cara“ von Orlando di Lasso, „Elija Rock“, arrangiert von Jester Hairstron und „Glorious Kingdom“, Arr. Wolfgang Kelber sang der Jugendchor Buir unter der Leitung von Holger Kolodziey ganz hervorragend.
Die Festansprache hielt nun der Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Herr Hans Schwier. Er sagte unter anderem: „Vor dreißig, vierzig Jahren habe ich selbst mit eingestimmt, wenn sich über die typisch deutsche Vereinsmeierei lustig gemacht wurde, heute bin ich weiser. Was wäre unsere Gesellschaft ohne Vereine, ohne Musik? Musik kennt keine Schranken.“
Der Kultusminister kannte auch keine Schranken, als es darum ging, in seiner Laudatio für die über 50 Chöre, die an diesem Tag eine hohe Auszeichnung erhalten sollten, den hohen gesellschaftlichen Wert ihrer Vereinsarbeit zu betonen. Stellvertretend für ihre sangesfreudigen Mitglieder nahmen nun die Vorsitzenden der Chöre die Zelterplakette aus der Hand des Ministers entgegen. Freudestrahlend hielt Willi Schütt, Vorsitzender des MGV 1892 Vussem, die Plakette und die Urkunde – unterzeichnet vom Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker – in den Händen und ließ sie dann bei den jubelnden Sangesbrüdern reihumgehen. Der MGV Vussem war der einzige Verein aus dem Kreis Euskirchen, der in diesem Jahr die begehrte Plakette erhielt.
Nach der Verleihung wurde das Festprogramm mit dem Jugendorchester Bergheim bravourös fortgesetzt. Mit den Chorwerken von Adolf Kempkens „Fraternitas“ und „Rossiniana“ mußte nun der MGV Wesseling unter der Leitung von Theo Breuer sein Können zeigen. Unter tosendem Beifall beendeten die Sänger ihre auswendig gesungenen Lieder.


Beeindruckend brachten nun drei Chöre mit Unterstützung des Jugend-Sinfonieorchesters ihre Stimmen zur Geltung. Es waren der MGV Liederkranz 1894 Hürth-Efferen, MGV 1890 Lechenich und der MGV Hürth-Stotzheim 1932. 110 Sänger und ca. 50 Musiker befanden sich nun auf der Bühne. Sie beendeten mit der Chorfantasie 1. und 3. Satz von Heinrich Lemacher stimmgewaltig das dreistündige Festprogramm unter brausendem Applaus.
Für die Sänger, die dabei waren, bleibt es ein unvergessliches Erlebnis. Frohgelaunt trat man nun die Heimfahrt an. Im Vereinslokal „Zur Schneidmühle“, Inh. Wolfgang und Gertrud Gumeny, wurde eingekehrt und so manche Runde Bier auf das einmalige Ereignis getrunken. Weil an diesem Tag auch noch Muttertag war, mussten einige Sänger frühzeitig das Lokal verlassen. Der harte Kern aber feierte weiter bis zum späten Abend, und so mancher Trinkspruch drang aus den durstigen Kehlen.

Freitag, 19. Juni bis Sonntag, 21. Juni 1992
100-Jahrfeier des MGV 1892 Vussem.

Um einen reibungslosen Ablauf des Festes zu gewährleisten, wurden vor ca. einem Jahr Arbeitskreise gebildet und monatliche Vorstandssitzungen einberufen. Zusätzlich wurden für die einzelnen Stimmen Satzproben angesetzt, da man schnell erkannt hatte, daß ein Jahr Vorbereitung für das Jubiläumskonzert nicht ausreichte. Fast alle Sänger hatten mit angepackt, um die Turnhalle in eine würdige Festhalle zu verwandeln. Besonders erwähnenswert ist die Mitarbeit von Elfriede Reddig und ihrer Tochter Sabine, die der Konzerthalle mit ihrem Blumenschmuck das nötige Outfit gaben. Man hatte sich viel vorgenommen und keine Kosten und Mühen gescheut, um dem Fest einen feierlichen Rahmen zu geben. Unter dem Motto: „Mit Liedern durch ein Jahrhundert“ sollte das Stiftungsfest gefeiert werden. Die Festlichkeiten begannen am Freitag, dem 19.06.1992 mit einem Festkommers.

bk Vussem. Unter dem Motto „Mit Liedern durch ein Jahrhundert“ feiert der Männergesangverein Vussem vom 19. bis 21. Juni sein l00jähriges Bestehen.

Am Patronatsfest der Vussemer Pfarrpatronin, der Heiligen Margaretha, im Juli 1892 versammelte ein gesangfreudiger und musikbegabter Mann namens Johann Disternich die Vussemer Männer zu einer Aussprache zwecks Gründung eines Gesangvereines. Er sollte später als langjähriger Vorsitzender des MGV Vussem in die Vereinsgeschichte eingehen.

Man war finanziell nicht in der Lage, Noten zu kaufen. Aus dem Nachbarort Holzheim wurden Lieder geliehen, deren Texte man abschrieb. Noten hatte nur der Dirigent. Proberaum war die alte Schule.

Im Paragraphen l der Vereinssta­tuten heißt es: Der Verein hat sich hauptsächlich gebildet, um an einem Neubau der Vussemer Kapelle mitzuwirken und den kirchlichen Gesang herbeizuführen sowie auch die fröhlichen, gemeinschaftlichen

Unterhaltungen durch Gesellschaftslieder emporzuheben und dadurch „unanständige Lieder“ zu verbannen.“
Die Anschaffung einer Vereinsfahne war mit sehr hohen Kosten verbunden. Aus diesem Grunde wurde innerhalb des MGV eine Theatergruppe gegründet. „Der Heilige Donatus“ hieß das Stück, das mit großem Erfolg in Münstereifel, zweimal in Holzheim, in Mechernich, in Kallmuth und Weyer aufgeführt wurde. 1904 wurde die neue Fahne im Rahmen eines Sän­gerfestes in der Pfarrkirche Holzheim von Pfarrer Jansen eingeweiht.
Während der Kriegsjahre 1914 bis 1918 ruhte die Tätigkeit des MGV. 1927 starb Johann Disternich im Alter von 75 Jahren. 1928 wurde Lehrer Karl Schiffer Nachfolger von Dirigent Julius Hody.

Von 1938 bis 1949 bestand der MGV nur noch aus wenigen Mitgliedern. Erst 1950 wurde durch den Eifer der alten Mitglieder die Liebe zum deutschen Lied wieder entfacht. Josef Luxen nahm den Posten als Dirigent an.

Die Anschaffung einer Vereinsfahne war mit sehr hohen Kosten verbunden. Aus diesem Grunde wurde innerhalb des MGV eine Theatergruppe gegründet. „Der Heilige Donatus“ hieß das Stück, das mit großem Erfolg in Münstereifel, zweimal in Holzheim, in Mechernich, in Kallmuth und Weyer aufgeführt wurde. 1904 wurde die neue Fahne im Rahmen eines Sän­gerfestes in der Pfarrkirche Holzheim von Pfarrer Jansen eingeweiht.

Während der Kriegsjahre 1914 bis 1918 ruhte die Tätigkeit des MGV. 1927 starb Johann Disternich im Alter von 75 Jahren. 1928 wurde Lehrer Karl Schiffer Nachfolger von Dirigent Julius Hody.

Von 1938 bis 1949 bestand der MGV nur noch aus wenigen Mitgliedern. Erst 1950 wurde durch den Eifer der alten Mitglieder die Liebe zum deutschen Lied wieder entfacht. Josef Luxen nahm den Posten als Dirigent an.
Nachdem 1954 die Firma Dörries die hiesige Industrie übernommen hatte, wurden die meisten Mitglieder wieder im Ort ansässig und das Leistungsniveau steigerte sich. 1962 bildete sich innerhalb des MGV eine Bläsergruppe. 1983 Die Anschaffung einer Vereinsfahne war mit sehr hohen Kosten verbunden. Aus diesem Grunde wurde innerhalb des MGV eine Theatergruppe gegründet. „Der Heilige Donatus“ hieß das Stück, das mit großem Erfolg in Münstereifel, zweimal in Holzheim, in Mechernich, in Kallmuth und Weyer aufgeführt wurde. 1904 wurde die neue Fahne im Rahmen eines Sän­gerfestes in der Pfarrkirche Holzheim von Pfarrer Jansen eingeweiht.

Während der Kriegsjahre 1914 bis 1918 ruhte die Tätigkeit des MGV. 1927 starb Johann Disternich im Alter von 75 Jahren. 1928 wurde Lehrer Karl Schiffer Nachfolger von Dirigent Julius Hody.

Von 1938 bis 1949 bestand der MGV nur noch aus wenigen Mitgliedern. Erst 1950 wurde durch den Eifer der alten Mitglieder die Liebe zum deutschen Lied wieder entfacht. Josef Luxen nahm den Posten als Dirigent an.

Nachdem 1954 die Firma Dörries die hiesige Industrie übernommen hatte, wurden die meisten Mitglieder wieder im Ort ansässig und das Leistungsniveau steigerte sich. 1962 bildete sich innerhalb des MGV eine Bläsergruppe. 1983 wurde Josef Luxen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 1984 starb dieser „Pionier der Musik“. Nach seinem plötzlichen Tod übernahm kurzfristig Wolfgang Kom­palka die Leitung des Chores. Im Herbst 1984 ging die Leitung dann an Kurt Carstens, Mitglied der Big-Band der Bundeswehr, über. 1985 wurde die Bläsergruppe selbständig.

1987 legte Kurt Carstens das Dirigat nieder, Nachfolger wurde Anno Hein. 1989 wurde Willi Schütt Vorsitzender des Vereins, Kurt Carstens erneut Chorleiter. Nach dem Rücktritt von Kurt Carstens übernahm 1991 Heinz Sistig sein Amt.

Am Freitag, 19. Juni, beginnt um 19.30 Uhr der Festkommers in der Turnhalle mit dem Mandolinenorchester Kuchenheim und dem Jubiläumschor aus Vussem. Am Sams­tag, 20. Juni, lädt der Verein zum großen Jubiläumskonzert um 19.30 Uhr in der Turnhalle mit dem „Gabrieli-Quintett“ und dem MGV 1892 Vussem ein. Anschließend ist Tanz mit den Uedelhovener Dorfmusi­kanten.

Am Sonntag, 21. Juni, findet um 9.30 Uhr der Festgottesdienst in der Pfarrkirche Vussem unter Mitwirkung des MGV 1892 statt, anschließend ist Gang zum Friedhof. Nach dem Frühschoppen um 11 Uhr mit dem Musikverein Vussem werden um 13 Uhr die Gastvereine empfangen. Um 14 Uhr startet der Festzug durch den Ort, anschließend findet in der Turnhalle ein Freundschaftssingen der Chöre des Sängerkreises Schleiden und des Stadtgebietes Mechernich statt.

Fotos für die Presse:

Freitag, 19. Juni 1992
Festkommers.

Vor 100 Jahren, am Patronatsfest unserer Pfarrpatronin, der Hl. Margaretha, im Juli 1892, war die eigentliche Geburtsstunde des MGV. Näheres kann man darüber in der Festschrift nachlesen, die anläßlich des 100jährigen Gründungsfestes herausgegeben wurde:
Geschichte aus der Festschrift

Aktive Mitglieder:

Musikalischer Leiter:
Heinz Sistig
1. Tenor1. Baß
Edmund FreitagFritz Pütz
Matthias VogelsbergBernd Mießeler
Bertram BernersJosef Reinartz
Matthias SchmidtHans Nellesen
Josef KaltwasserFranz Sebastian
Klaus ReddigPeter Virnich
Willi SchüttNorbert Wieder
Hans KlinkhammerPeter Gülden
2. Tenor2. Baß
Peter DreesenMichael Wielspütz
Anno HeinArnold Mies
Bernd WenderdelAlfred Brell
Günther SchellmannHans Höller
Winfried Kreuser
Harald Dürholz


Für den Festkommers konnte der Vorstand das Mandolinenorchester Kuchenheim mit seinem Dirigenten Erich Radermacher verpflichten. Der Jubiläumschor begann mit dem Sängergruß und sang anschließend den Priesterchor aus „Die Zauberflöte“ von W. A. Mozart. Am Klavier wurde der Chor begleitet von Martin Weingartz, einem jungen Künstler aus Kallmuth. Willi Schütt, der 1. Vorsitzende, konnte zahlreiche Ehrengäste begrüßen. Neben anderen waren erschienen der Schirmherr des Festes, MdB Dr. Wolf Bauer, Pastor Sobieszczyk, Friedrich Hambloch vom Sängerbund NRW, der Vorsitzende des Sängerkreises Schleiden Heinz Kreutzberg, der Ehrenvorsitzende Hans Pesch und der Kreischorleiter Heinz Ströder.

el Vussem. „Idealismus und Bereitschaft verdienen Wertschätzung“ betonte am Freitagabend Willi Schütt, der Vorsitzende des Männergesangvereins Vussem, anläßlich des Festkommers zum lOOjährigen Bestehen des MGV. Er ließ kurz die 100 Jahre mit Erfolgen, aber auch Rückschlägen Revue passieren. Schütt konnte etliche Ehrengäste, unter ihnen Schirmherr Dr. Wolf Bauer und Vussems Pfarrer Stanislaus Sobieszczyk, begrüßen.

Friedrich Hambloch überreichte Ehrenurkunde

Auch Friedrich Hambloch, der Vertreter des Sängerbundes Nordrhein/Westfalen, beehrte die Vussemer mit seinem Besuch und überreichte dem Jubiläumschor eine Ehrenurkunde zum runden Jubiläum. „Sie sind eine kleine, feine kulturelle Kommune im Sängerkreis“, lobte Hambloch. „Möge euer Gesang weiter zur hellen Freude begeistern, wovon auch die Familie profitieren möge“, fand Pfarrer Sobieszczyk herzliche Worte der Anerkennung für den Jubiläumschor.

„Gesang ist etwas leichtes und fröhliches und phantastisch zu erleben, wie eine Gemeinschaft in Harmonie zusammenwächst“, sagte Schirmherr Dr. Wolf Bauer in seiner Ansprache. Bauer stellte besonders den Idealismus, das Engagement und die Kameradschaft heraus, die den Verein über Jahrzehnte auszeichneten.

Anschließend gratulierte der Vorsitzende des Kreissängerbundes Schleiden, Heinz Kreutzberg, und überließ dem Ehrenvorsitzenden Hans Pesch die ehrenvolle Aufgabe, die langjährigen aktiven Sänger auszuzeichnen. Pesch ging in seiner Rede noch einmal auf die Gründung des Vereins ein. Er fand es schade, daß viele Chöre im Laufe der Zeit einfach sang- und klanglos unterge­gangen seien.

Grußworte richteten Mechernichs Bürgermeister und Stadtdirektor an den Jubiläumschor: „Unsere Welt wäre arm, wenn Musik nur noch aus den Lautsprechern ertönen würde, deshalb ist es wichtig, daß die Laienchorbewegung ihre Lebendigkeit und Dynamik dadurch wiedergewinnt, daß sie falsche Traditionen hinter sich läßt und die veränderten Wünsche der jüngeren Generation berücksichtigt, damit Chöre auch in Zukunft Bestand haben.“

Mit tonreinen Stimmen gestaltete der Jubiläumschor dann musikalisch den Abend unter dem Dirigenten Heinz Sistig. Am Klavier wurden sie von Martin Weingartz aus Kallmuth begleitet. Musikgenuß vermittelte das Mandolinenorchester Kuchenheim, das für den Abend verpflichtet worden war.

Geehrt wurden die aktiven Jubilare Edmund Freitag, Peter Gülden und Michael Wielspütz für 40jährige und Heinz Sistig und Matthias Vogelsberg für 25jährige Sangestätigkeit. Ausgezeichnet wurden aber auch die inaktiven Jubilare: 40 Jahre im Verein sind Josef Hein, Stefan Höller, Josef Frings und Helmut Fischer. 35 Jahre hielten Albin Wilke und Willi Bertram dem Verein die Treue und auf 30jährige Zugehörigkeit blicken Arnold Lingscheidt, Karl Klinkhammer, Heinrich Reinartz und Matthias Bertram zurück.

Am Samstagabend wurde dann ein großes Jubiläumskonzert in der geschmückten Turnhalle präsentiert Mitwirkende neben dem Jubiläumschor waren das „Gabrieli-Quintett“. Anschließend war Tanz mit den „Uedelhovener Dorfmusikanten“.

Freundschaftssingen beendete das Fest

Am Sonntag schloß sich nach dem Festgottesdienst in der Pfarrkirche Vussem der Gang zum Friedhof an. Um 11 Uhr spielte der Musikverein Vussem zum Frühschoppen. Gegen 13 Uhr fand der Empfang der Gastvereine statt, die sich ab 14 Uhr zum großen Jubiläumsumzug formierten. Ein Freundschaftssingen der Chöre des Sängerkreises Schleiden und des Stadtgebietes Mechernich ließ das Fest gebührend ausklingen.

Langjährige Sänger des MGV Vussem wurden vom Ehrenvorsitzenden Hans Pesch (vierter v. l.)
beim Festkommers ausgezeichnet.

Mechernich-Vussem – Rundes Jubiläum beim Männergesangverein (MGV) Vussem: Vor 100 Jahren am Patronatsfest der Vussemer Pfarrpatronin, der Heiligen Margaretha, beschlossen Johann Disternich, der spätere Vorsitzende, und einige Vussemer Männer die Gründung eines Gesangvereins — das war im Juli 1892. Mit einem dreitägigen Fest beging der MGV am Wochenende seine „Geburtsstunde“, die sich zum 100. Mal jährte.
Der Männergesangverein Vussem feierte am Wochenende sein 1OOjähriges Bestehen. Am Freitag war Festkommers.
Am Freitagabend begannen die Feierlichkeiten mit einem Festkommers in der Vussemer Turnhalle. Vorsitzender Willi Schütt begrüßte die Gäste — darunter Schirmherr MdB Dr. Wolf Bauer, Pastor Stanislaus Sobieszczyk und Hans Pesch, der Ehrenvorsitzende des Sängerkreises Schleiden. Schütt: „100 Jahre MGV Vussem: Das bedeutet ein Jahrhundert Treue zum Gesang.“ Ein solcher Tag sei aber nicht nur ein Tag des Vereins, sondern auch ein Tag der deutschen Musikgeschichte.

Das demonstrierte der zur Zeit 26 Mann starke Chor unter der Leitung von Dirigent Heinz Sistig mit einem abwechlungsreichen Programm. Unterstütztwurde der MGV vom Mandolinenorchester Kuchenheim unter Erich Radermacher.
MGV-Schriftführer Klaus Reddig führte durch den Abend: „Ich versuche eine Brücke zwischen dem Chor und Ihnen, den Gästen, herzustellen“. Es gelang dem Conferencier. Sängerkreis-Ehrenvorsitzender Pesch überreichte Urkunden und Ehrennadeln an Edmund Freitag, Peter Gülden und Michael Wielspütz. Alle drei gehören dem MGV bereits seit 40 Jahren an. Für 25 Jahre wurden Heinz Sistig und Matthias Vogelsberg geehrt.
Der Samstag stand ganz im Zeichen des großen Jubiläumskonzertes, das vom „Geburtstagskind“ MGV und dem „Gabrieli-Quintett“ gestaltet wurde. (gz)

Hans Pesch (Vierter von links), der Ehrenvorsitzende des Sängerkreises Schleiden, übernahm die Auszeichnung von fünf langjährigen Sängern des Männergesangvereins Vussem. (Bilder: Günter Zumbe)

Bravourös trug nun das Mandolinenorchester die Ouvertüre „Mignonette“ von G. Baumann, bearb. von E. Köhler, vor, ehe der Vertreter des Sängerbundes NRW, Friedrich Hambloch, zu Wort kam. „Sie sind eine kleine, feine kulturelle Kommune im Sängerkreis“, lobte Hambloch und überreichte dem Jubiläumschor eine Ehrenurkunde zum runden Geburtstag mit folgendem Wortlaut:

DEUTSCHER SÄNGERBUND

Anlässlich des 100jährigen Bestehens verleihen wir unserem Bundesverein MGV 1892 Vussem diese Ehrenurkunde. Dem Jubelverein sprechen wir unsere herzlichsten Glückwünsche aus und danken ihm für seine treue Arbeit an der Pflege deutschen Chorgesangs. Möge auch seine künftige Kulturarbeit stets von Erfolg begleitet sein.

Köln, den 19. Juni 1992                                                           Das Präsidium und der Präsident

Langjährige und verdiente Mitglieder des MGV Vussem wurden im Verlauf des Festkommers ausgezeichnet. Foto: Schönecker

MGV Vussem feierte 100jähriges Bestehen

Unanständige Lieder sollten verbannt werden

VUSSEM (RS). Klassische Musik aus Ludwig van Beethovens „Die Himmel rühmen“, von Männerstimmen vorgetragen, war am vergangenen Wochenende aus der Turnhalle in Vussem zu hören. Doch für die Bewohner des kleinen Eifeldorfes sind das gewohnte Klänge, denn der Männergesangverein (MGV) Vussem feierte sein 100jähriges Bestehen.
Die Jubiläumsfeier begann mit einem Festkommers in der Turnhalle. Abwechselnd trugen das Mandolinenorchester Kuchenheim und der Jubiläumschor des Männergesangvereins Vussem Ausschnitte aus ihrem musikalischen Können vor. Schon in der Festschrift war Interessantes zu lesen, so zum Beispiel, daß „unanständige Lieder“ verbannt werden sollten: „Der Verein hat sich hauptsächlich gebildet, um an einem Neubau der Vussemer Kapelle mitzuwirken und den kirchlichen Gesang herbeizuführen, sowie auch die fröhlichen, gemeinschaftlichen Unterhaltungen durch Gesellschaftslieder emporzuheben und dadurch unanständige Lieder zu verbannen.“
Noten zu kaufen, war man finanziell nicht in der Lage gewesen. „Aus dem Nachbarort Holzheim wurden Lieder geliehen, deren Text man abschrieb. Noten hatte nur der Dirigent, der mit Hilfe einer Violine den Stimmgruppen solange ihre Stimme vorspielte, bis sie im Gehör verankert war“.
Viele Redner waren gekommen, um dem Männergesangverein 1892 Vussem zu seinem 100jährigen Bestehen zu gratulieren. Aber auch kritische Worte fielen: „Es ist heutzutage schwer, sich dem Überfluß und der Geräuschkulisse der fast überall gegenwärtigen Musikberieselung zu entziehen.“ Gerade aus dieser Tatsache heraus sei es wichtig, daß sich Menschen weiterhin der Betätigung widmen, aktiv zu musizieren.
Beim Deutschen Sängerbund gäbe es zur Zeit 685.000 singende Mitglieder, doch viele Gesangvereine hätten sich im Laufe der Zeit wegen mangelndem Nachwuchs auflösen müssen. Darum sei es besonders lobenswert, daß in einem kleinen Ort wie Vussem ein Männergesangverein Tradition habe, so Ehrenvorsitzender Hans Pesch.
Die Festschrift schreibt dazu: „Hundert Jahre voller Spannung und Krisen im Weltgeschehen und mit Höhen und Tiefen im Vereinsleben. Die Freude am Gesang, anderen Menschen eine Freude zu bereiten, haben den Fortbestand des MGV bis heute gesichert“. Ihren Beitrag dazu haben folgende Mitglieder geleistet: Edmund Freitag, Peter Gülden und Michael Wielspütz singen seit 40 Jahren mit, Heinz Sistig und Matthias Vogelsberg seit 25 Jahren. Diese Jubilare wurden unter großem Applaus für ihr langjähriges Engagement geehrt.
Mit Klavierbegleitung wurde nun vom Chor „Die Himmel rühmen“ vorgetragen und von den Festgästen mit viel Beifall honoriert. Da der Stadtdirektor in Urlaub weilte und der Bürgermeister Peter Schüller anderweitig verpflichtet war (Sommerfest Mühlenpark), wurde ihr Grußwort in der Festschrift abgedruckt. Dort steht u.a.: „Unsere Welt wäre arm, wenn Musik nur noch aus den Lautsprechern ertönen würde. Deshalb ist es wichtig, daß die Laienchorbewegung ihre Lebendigkeit und Dynamik dadurch wieder gewinnt, daß sie falsche Traditionen hinter sich lässt und die veränderten Wünsche der jüngeren Generation berücksichtigt, damit Chöre auch in Zukunft Bestand haben.“

Musikgenuss vermittelte nun das Mandolinenorchester Kuchenheim mit einem „Großen Opernpotpourri“. Nachdem Parteisprecher, Ortsvorsteher und Stadtverordnete ihre Gratulation vorgebracht hatten, sang der Chor „Grüße an die Heimat“ von Carl Kromer.
Nach der Pause nahmen Chor und Orchester wieder Aufstellung bzw. Platz. Mit dem „Berlin-Medley“, Melodien von Paul Lincke, Willi und Walter Kollo wusste das Mandolinenorchester zu gefallen. „Sonntag ist’s“ von Simon Breu, Text Alfred Muth, wurde nun den aufmerksamen Zuhörern vom Chor mit Klavierbegleitung vorgetragen. Nun kamen die einzelnen Vereinsvorstände noch zu Wort und überbrachten die besten Glückwünsche, und so manches Kuvert mit Inhalt wurde dem Vorsitzenden zugesteckt, der sich höflichst dafür bedankte. Er wurde damit zum reichsten Mann des Abends.
„Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ von James Last spielte das Mandolinenorchester und der MGV sang „Über die Heide“ von H. Heuken, Text F. P. Kürten. Nun nahm der Ehrenvorsitzende des Sängerkreises, Hans Pesch, die Jubilarehrungen vor. Für 40jährige Singetätigkeit wurden die Sänger Edmund Freitag, Peter Gülden und Michael Wielspütz mit der goldenen Sängernadel und Urkunde ausgezeichnet. Für 25jährige Singetätigkeit erhielten die -Sangesbrüder Heinz Sistig und Matthias Vogelsberg die silberne Nadel und Urkunde mit folgendem Wortlaut ausgehändigt:

EHRENURKUNDE

Deutscher Sängerbund e.V.                                   Sängerbund NRW                         Sängerkreis Schleiden

In dankbarer Anerkennung für die seit dem Jahre 1952 (40 Jahre) bzw. 1967 (25 Jahre) als aktiver Sänger geleistete Mitarbeit am deutschen Lied wird unserem Sangesbruder . . . hiermit diese Urkunde verliehen.

Gemünd, den 19.06.1992

Sängerkreis Schleiden Heinz Kreutzberg, Kreisvorsitzender Udo Meurer, Kreisgeschäftsführer

Ausgezeichnet wurden aber auch die inaktiven Jubilare durch den 1. Vorsitzenden Willi Schütt. 40 Jahre im Verein sind Josef Hein, Stefan Höller, Helmut Fischer und Josef Frings. 35 Jahre hielten Albin Wilke und Willi Bertram dem Verein die Treue, und auf 30jährige Zugehörigkeit blicken Arnold Lingscheidt, Karl Klinkhammer, Heinrich Reinartz und Matthias Bertram zurück.
Zum Schluß dieser schönen Feier spielte das Orchester „Unter der Dorflinde“, ein Volkslieder-Medley, und ohne Zugabe durften die Musiker die Bühne nicht verlassen. Für das Lied „Nacht ist wie ein stilles Meer“ von Heinz Niehaus, Text J. v. Eichendorff, erhielt der Chor brausenden Beifall und mit der Zugabe „Amazing Grace“ beendeten die Sänger den hervorragenden Festkommers. Festzuhalten ist, daß nur wenige Vussemer Bürger die Veranstaltung besuchten.

Samstag, 20. Juni 1992
Großes Jubiläumskonzert zur 100-Jahrfeier des MGV 1892 Vussem, 19.30 Uhr in der Turnhalle.

Mitwirkende: Gabrieli-Quintett (ein Blechbläser-Ensemble unter Leitung von Rolf Ackermann)

Jubiläumschor MGV 1892 Vussem

Programmgestaltung und musikalische Leitung: Heinz Sistig.

Der Wettergott hatte es nicht gut an diesem Abend mit dem Veranstalter gemeint. Ein Unwetter ging über dem Stadtgebiet Mechernich nieder. Aus allen Richtungen blitzte und donnerte es, als wäre der Jüngste Tag angebrochen. Wolkenbruchartige Regenfälle verwandelten in kurzer Zeit die Straßen in reißende Bäche. Gegen 19.30 Uhr meldete die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ Land unter. Die Feuerwehr musste ausrücken, um den Bierkeller auszupumpen. Mit einiger Verspätung konnte das Konzert dennoch beginnen. Etwa 200 bis 250 Besucher hatten trotz der widrigen Verhältnisse leicht durchnässt den Weg zur Festhalle gefunden.
Der Jubiläumschor hatte auf der Bühne Aufstellung genommen und begrüßte die Geburtstagsgäste musikalisch mit dem „Deutschen Sängergruß“ und „Was der Tau den Fluren ist“.

Mit Melodien aus New Orleans (Just a closher walk with thee) zog das Gabrieli-Quintett in die festlich geschmückte Turnhalle ein. Das Quintett besteht – logischerweise – aus fünf jungen Orchestermusikern, allesamt Absolventen der Musikhochschulen Düsseldorf, Köln und Essen.

Es sind Rolf Ackermann und Manfred Hof an der Trompete, Ingo Klinkhammer am Horn, Jörg Buchwitz (Posaune) und Jürgen Lejeune (Tuba).Die jungen Musiker haben es sich zur Aufgabe gemacht, klassische Musik einem breiten Publikum nahe zu bringen und zugleich musikalische Unterhaltung zu bieten. Durch Rundfunk und Fernsehen haben sie auf sich aufmerksam gemacht. Sie zogen nun alle Register ihres Könnens und wurden vom Publikum stürmisch gefeiert. Auch der Chor wusste mit dem Lied „An die Freude“ (Text von Friedrich von Schiller, Komponist unbekannt) zu gefallen. Nachdem der Vorsitzende die Gäste begrüßt hatte, die teilweise von weit hergekommen waren, sang der Chor „Hymnus an den Gesang“. Abwechselnd wurde nun das hochkarätige Programm von Bläsern und Chor fortgesetzt (siehe Programm zum Festkonzert weiter unten). Chorleiter Heinz Sistig hatte es in einzelne thematische Abschnitte gegliedert. So wurden Lieder über Tageskreis, Frühling, Liebe, Vagantenlieder, Seemannslieder (mit Gitarre, gespielt von Adolf Potschernik), Trinklieder, Wald und Wandern sowie internationale Folklore gesungen (teilweise begleitet von einzelnen oder allen Blechbläsern). Mit der Zugabe „Amazing Grace“ beendete der Chor das auf hohem Niveau stehende Festkonzert. Anschließend konnte noch das Tanzbein mit den „Üdelhovener Dorfmusikanten“ geschwungen werden.

Sonntag, 21. Juni 1992
Freundschaftssingen in der Turnhalle Vussem.

Um 9.30 Uhr fand der Festgottesdienst in der Pfarrkirche Vussem unter Mitwirkung des Jubelchores statt. Anschließend war Gang zum Friedhof und zum Ehrenmal mit Kranzniederlegung. Hier gedachte man besonders des verstorbenen Vereinsgründers Johann Disternich und des langjährigen Dirigenten Josef Luxen, stellvertretend für alle verstorbenen Mitglieder.
Um 11.00 Uhr spielte der Musikverein Vussem zum Frühschoppen auf. Gegen 13.00 Uhr fand der Empfang der Gastvereine statt, die sich um 14.00 Uhr zum großen Jubiläumsumzug formierten. Diesen Umzug kann man als einen Höhepunkt des dreitägigen Festes bezeichnen. Insgesamt marschierten 22 Vereine (13 Chöre + 9 Ortsvereine) durch den mit Fahnen geschmückten Ort. Begleitet wurden sie von zwei Tambourcorps (Eiserfey und Harzheim) sowie dem Musikverein Vussem. Als Fahnenträger fungierten Peter Dreesen, Fritz Pütz und Michael Wielspütz.
Zum anschließenden Freundschaftssingen stellten sich 13 Chöre des Sängerkreises Schleiden und des Stadtgebietes Mechernich zur Verfügung. Sie ließen das Fest – musikalisch gesehen – gebührend ausklingen. Willi Schütt und Klaus Reddig bedankten sich bei den teilnehmenden Chören und überreichten ihnen zur Erinnerung eine Plakette mit dem Motiv des Römischen Aquäduktes. Die Marmorplatten hatte Michael Schröteler eigenhändig angefertigt. Es nahmen am Freundschaftssingen teil:

MGV 1892 Vussem
Kirchenchor Vussem/Breitenbenden
Gesangverein „Harmonie“ Holzmühlheim
MGV „Eintracht“ Hellenthal
Frauenchor Heimbach
MGV 1863 Mechernich
Gemischter Chor „Euterpe“ Firmenich-Obergartzem
MGV Kall
Chorgemeinschaft „Eifelperle“ Heimbach
MGV 1853 Gemünd
MGV 1858 Kommern
MGV „Liederkranz“ Sötenich
MGV „Liederkranz“ Ripsdorf 1910 e.V.
Männerchor Dahlem e.V.

Glücklicherweise hatte sich das Wetter gebessert und die Sonne kam hervor. An den Bierbuden herrschte lebhafter Verkehr, und in der Cafeteria wurden reichlich Kaffee und Kuchen verzehrt, was der stark gebeutelten Vereinskasse sehr zugute kam.


el Vussem. Der Jubiläumsumzug anläßlich des 100jährigen Bestehens des MGV Vussem wurde am Sonntag zum Höhepunkt des dreitägigen Festes. Insgesamt marschierten 22 Vereine durch den mit Fahnen geschmückten Ort. Begleitet wurden sie von zwei Tambourcorps und dem Musikverein Vussem. Insgesamt sei man mit dem Festverlauf zufrieden, resümierte gestern der Vorsitzende Willi Schütt, der auch die Ortsbewohner lobte, die stark vertreten waren. Allerdings hätten sich die Aktiven beim Kommers, an dem man der Bevölkerung bei freiem Eintritt einen musikalischen Abend auf hohem Niveau geboten hatte, mehr Beteiligung gewünscht.

Nachtrag:

Sichtlich gerührt erhielt der Jubilar Michael Wielspütz gegen 15.00 Uhr die Nachricht von der Geburt seiner Enkeltochter Dana. In Windeseile sprach sich dieses freudige Ereignis bei den Festbesuchern herum. Von allen Seiten kamen die Gratulanten und beglückwünschten Opa und Oma, die ganz happy waren. Mit Sangesbrüdern, Verwandten und Bekannten wurde noch lange gefeiert. Natürlich wurde der neue Erdenbürger „pissengelassen“, bis der glückliche Großvater bierselig nach Hause schwankte. Diese einmalige Begebenheit wird in die Annalen der 100jährigen Vereinsgeschichte des MGV 1892 Vussem eingehen.

Samstag, 04. Juli 1992
Sommerfest im Altenheim Sanden in Vussem.

Mit Sang und Klang feierten die Bewohner des ehemaligen Missionshauses ihr Sommerfest. Für die zahlreich erschienenen Gäste wurde ein umfangreiches Programm geboten. Auch war für das leibliche Wohl bestens gesorgt. Selbst gefertigte Waren wurden feilgeboten. Mundgeblasene Gläser mit eingraviertem Namen konnte man preiswert erstehen. Zauberer und Jongleure zeigten ihre Tricks und ernteten viel Beifall. Eine Band begeisterte mit ihren Songs das Publikum. An der Losbude herrschte reger Verkehr. Hier konnte man viele schöne Sachen gewinnen. Nur schade, daß der Heißluftballon wegen des starken Windes nicht starten konnte.
Auch der MGV Vussem hatte es sich nicht nehmen lassen, mit einigen Liedvorträgen das Fest zu verschönern. Beim ersten Auftritt wurden die Lieder

1.         Kling auf, mein Lied,
2.         0 du schöner Rosengarten, und
3.         Im Brauhaus zur kupfernen Nase (Ein kleines Malheur)
vorgetragen.

Vorher hatte das Fanfarencorps aus Köln-Niehl seinen Auftritt gehabt. Auch der Kirchenchor erntete für seine Darbietungen viel Applaus.

Beim zweiten Auftritt brachte der MGV die Lieder

1.         Entschuldigung,
2.         Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein, und, auf besonderen Wunsch
des Conferenciers, der selber in einem Gesangverein aktiv ist:
3.         Das Morgenrot (Am kühlenden Morgen)
zum Vortrag und erntete viel Beifall.

Zum Ausklang des gelungenen Festes spielte dann noch der Musikverein Vussem.

Freitag, den 10. Juli 1992
Festkommers aus Anlaß des 80jährigen Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr, Löschgruppe Breitenbenden, verbunden mit dem Stadtfeuerwehrtag 1992.

Mit einer viertelstündigen Verspätung eröffnete der Musikverein Vussem den Festkommers der Löschgruppe Breitenbenden mit dem Musikstück „Hubertus-Ouvertüre“. Löschgruppenführer Bernd Rhein hieß alle Gäste und Ehrengäste herzlich willkommen. Der stellvertretende Löschzugführer OBM Franz-Josef Böhmer schloß sich seinen Worten an und dankte allen für ihr Erscheinen.
Mit den Liedvorträgen „Weihe des Gesanges“ und „An die Freude“ trug der MGV Vussem wesentlich dazu bei, das Fest zu verschönern. Nun erfolgte die Ansprache des Schirmherrn, Stadtdirektor Bernhard Wachter. Er hob in seiner Festrede insbesondere das Traditionsbewußtsein und das Selbstwertgefühl der Breitenbendener Feuerwehrmänner hervor. Trotz personeller Veränderungen und der Angliederung an die Löschgruppe Mechernich seien sie „standhaft“ geblieben. „Im Laufe der Jahre ist die Löschgruppe Breitenbenden eine verläßliche Größe im Dorfleben geblieben“, so charakterisierte Wachter die Breitenbendener Floriansjünger. Anschließend sprach der Landrat Josef Linden und stellte in seinem Grußwort u.a. fest, daß die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Breitenbenden immer ganze Arbeit leisten, egal ob Brandbekämpfung, Umweltschutz oder Ordnungsdienste. Nun ergriff Bürgermeister Peter Schüller das Wort und sagte u.a.: „Ich bin begeistert, wenn auch junge Menschen den Mut finden, Menschenleben zu retten und Sachgüter zu sichern.“
Der MGV Vussem begann mit den Liedern „Kling auf, mein Lied“ und „Herrliche Heimat“ den zweiten Teil des Festkommerses und erhielt für seine Darbietungen viel Beifall. Bezirksbrandmeister Toni Mertens und Kreisbrandmeister Hans Eicks kamen nun noch zu Wort, ehe der stellvertretende Stadtbrandmeister Günther Müller drei Ehrungen vornehmen konnte. Der Musikverein unter seinem Dirigenten Hans Hubert Schmidt beendete nun den Festkommers musikalisch mit einem Marschlied, nachdem sich noch einige Gäste zu Wort gemeldet hatten und der OBM Böhmer noch einmal herzlich gedankt hatte.
Anschließend fand ein gemütliches Beisammensein statt. Eine gute Zwei-Mann-Band spielte zum Tanz auf und sorgte für Stimmung. Um 0.00 Uhr feierte Sangesbruder Alfred Brell seinen 55. Geburtstag. Die Tanzkapelle spielte für ihn und seine Ehefrau Annemarie einen Ehrentanz. Die verbliebenen „Klotzbotze“ des MGV und deren Ehefrauen gratulierten dem Geburtstagskind aufs herzlichste und sangen ihm ein Ständchen. Alfred ließ sich natürlich nicht lumpen und spendierte gerne einige Runden. So verbrachte man noch bei Bier, Wein und Gesang ein paar frohe Stunden, ehe man beschwipst den Heimweg antrat. Es war eine schöne Feier.

Samstag, 11. Juli 1992
Geburtstagsfeier Stefan Höller (80 Jahre).

Gerne war der MGV der Einladung gefolgt, um seinem langjährigen Mitglied Stefan Höller ein Ständchen zu singen. Stefan Höller trat am 1. August 1950 dem MGV bei, also kurz nach der Wiedereröffnung des MGV nach dem Kriege. Jahrelang sang er im Baß die zweite Stimme, dann wurde er inaktives Mitglied des Vereins und unterstützt den MGV bis heute mit seinem finanziellen Beitrag. Für 40jährige Treue wurde er bei der Hundertjahrfeier des MGV mit einer Urkunde ausgezeichnet.
Nachdem der Chor das Lied „O wie schön ist Deine Welt“ vorgetragen hatte, beglückwünschte unser Vorsitzender Willi Schütt den Jubilar im Namen des MGV und überreichte ihm ein Geschenk. Ferner gab er der Hoffnung Ausdruck, daß der Chor gern zum 90. Geburtstag wiederkommen würde, sofern die Gesundheit des noch rüstigen Jubilars es erlaube. Stefan Höller lebt seit geraumer Zeit bei seinem Sohn Hans, der auch seit einigen Jahren erfolgreich im Verein tätig ist und ebenfalls die zweite Baßstimme singt.
Mit den Liedern „Sonntag ist’s“ und „Herrliche Heimat“ hatte der Chor den Geschmack der Geburtstagsgäste getroffen. Diese geizten nicht mit Applaus. Da der Wettergott gut gesonnen war, saß man draußen noch lange bei kühlem Bier und ließ sich das hervorragende kalte Büffet genüßlich munden. Man gab noch einige Lieder zum Besten, u.a. „Herr Wirt“, „Auf Ihr Brüder“, „Das Morgenrot“ und „Amazing Grace“. Mit dem Trinkspruch „Seht Ihr des Bieres hellen Schein, vor Mitternacht gehn wir nicht heim“ beendeten die Sänger die schöne Feier und begaben sich schwankend auf den Heimweg.

Montag, den13. Juli 1992
Geburtstagsfeier Albin Wilke (80 Jahre) in Mechernich, Knappenweg.

Mit dem zur Tradition gewordenen Lied für solche Anlässe „O wie schön ist Deine Welt“ eröffnete der MGV Vussem die Geburtstagsfeier des 80jährigen Jubilars Albin Wilke. Vorsitzender Willi Schütt gratulierte dem Geburtstagskind im Namen der Sänger und überreichte ihm ein Geschenk, verbunden mit dem Dank für die Einladung. Er hoffe, daß der Chor ihn beim 90. Geburtstag bei bester Gesundheit wieder antreffen würde. Sichtlich gerührt bedankte sich der Jubilar und wünschte dem Chor und seinen übrigen Gästen ein paar frohe Stunden. „Sonntag ist’s“ und „Herrliche Heimat“ wurden nun von den gut aufgelegten Sängern vorgetragen. Für gute Stimmung sorgte auch unser Dirigent Heinz Sistig, der mit seinem „Feeling“ den Chor fest im Griff hatte.
Das kalte Büffet wurde nun eröffnet, welches von der Lebensgefährtin des Jubilars köstlich zubereitet worden war. Einige Sänger, sie sind stadtbekannt und Schrecken jeder Hausfrau (der Chronist will sie hier nicht beim Namen nennen), nutzten jede günstige Gelegenheit und schlichen im Schutz der Dunkelheit aus dem im Garten aufgestellten Zelt ins Haus, um sich zum wiederholten Male an den Köstlichkeiten zu laben. Das Ende vom Lied war – im wahrsten Sinne des Wortes -: Sie bekamen beim Singen keine Luft mehr.
Zur Aufführung gelangten noch die Lieder „Herr Wirt“, „Ein kleines Malheur“, „Auf, Ihr Brüder, laßt uns singen“, „Im Morgenrot“ und „Amazing Grace“. Die Gäste sparten nicht mit Applaus. So mancher Trinkspruch wurde noch gesungen, ehe die Geburtstagsfete zu später Stunde beendet wurde.
Nachzutragen wäre noch, daß der Jubilar über 35 Jahre dem Verein die Treue gehalten hat. Dafür wurde er bei der Hundertjahrfeier des MGV Vussem ausgezeichnet und erhielt als Dank eine Urkunde.

Freitag, 17. Juli 1992
Silberhochzeit von Klaus und Elfriede Reddig und
50. Geburtstag von Elfriede Reddig.

Reddigs feiern die Feste, wie sie fallen. So war es auf der Einladung zu lesen, die Sangesbruder Klaus dem Vorsitzenden überreichte. Natürlich waren fast alle Sänger erschienen, um dem Jubelpaar an seinem Ehrentag ein Ständchen zu bringen. Mit den Liedern „Im Abendrot“ und „Sonntag ist’s“ begann der Chor den musikalischen Reigen. Willi Schütt gratulierte aufs herzlichste und überbrachte im Namen der Sänger einen Blumenstrauß und einen Reisekoffer als Geschenk.


Da das Silberpaar in vielen Vereinen aktiv tätig ist, waren u.a. Vertreter des Karnevalsvereins, der Damen-Elferrat, die Kegelclubs, Freunde und Verwandte erschienen, um dem Jubelpaar die Ehre zu erweisen. Es waren über 100 geladene und ungeladene Gäste, die alle Platz fanden und hervorragend bewirtet wurden. Resel Hein hatte mit den Kindern lustige Lieder einstudiert, die diese gekonnt zu Gehör brachten. Sabine und Sandra, die Töchter des Hauses, erzählten einige Episoden aus dem Leben ihrer Eltern, die mit viel Beifall und Gelächter bedacht wurden. Christa Schröteler hatte eine Bierzeitung erstellt und wusste so einiges aus der Jugendzeit der Jubilarin zu berichten. Edith Pütz und Rita Wieder hatten für alle Wehwehchen, die man nun mal bei zunehmendem Alter hat, für das Geburtstagskind Elfriede Pillen, Wässerchen und Salben parat. Annemarie Linden sang das Liedchen vom schönen Parapluie. Heinz Sistig hatte in seinem Archiv gekramt und allerlei Dias zusammengestellt, die das Ehepaar Reddig in allen möglichen und unmöglichen Positionen und Situationen darstellten. Der Dialog zu den Bildern wurde bewusst verfälscht wiedergegeben, was aber von den „Hauptdarstellern“ mit Humor ertragen und von den Gästen mit viel Beifall honoriert wurde.
Zwischendurch sang der Chor noch einige Lieder und wusste mit den Vorträgen bei den Festgästen zu gefallen. Es wurde bis zum frühen Morgen gefeiert, und manchem wird dieses schöne Fest noch lange in Erinnerung bleiben, weil es ein Fest unter Freunden war.

Sonntag, 23. August 1992
Kurkonzert in Heimbach, Beginn: 11.00 Uhr im Kurpark.

Die im Rurtal malerisch gelegene Stadt Heimbach ist (670 urkundlich erstmals erwähnt) ein anerkannter Luftkurort, von waldreichen Bergen umgeben und beliebt wegen ihres angenehmen Klimas in geschützter Lage. Die Stadt wird überragt von der Burg Hengebach mit ihrem prächtigen Bergfried, die ihr den Namen gab.
Unterhalb der Burg im Tal, unmittelbar an der vorbeifließenden Rur, liegt der gut gepflegte Kurpark mit seinem Musikpavillon. Hier werden in der Sommerzeit, bei schönem Wetter, zahlreiche Kurkonzerte abgehalten. Diese Konzerte sind nicht nur bei den Touristen sehr beliebt, sondern werden auch gerne von der einheimischen Bevölkerung besucht. So mancher müder Wanderer rastet hier und lauscht verzückt den schönen Melodien oder summt versonnen so manches Liedchen mit.
So war es auch an diesem herrlichen Sonntagmorgen. Zahlreiche Zuhörer hatten sich eingefunden. Chorleiter Heinz Sistig hatte ein ansprechendes Programm zusammengestellt, das gekonnt vom Männerchor 1892 Vussem vorgetragen und mit viel Applaus bedacht wurde. Klaus Reddig führte in ungewohnter Manier durch das Programm. Weil ihn zahlreiche Mücken- und Zeckenstiche aus dem vergangenen Urlaub am Rursee an den unmöglichsten Stellen juckten und plagten, fiel die Moderation kurz und bündig aus.
Nach dem Konzert wanderten noch einige Sangesbrüder mit ihren Ehefrauen am Staubecken Heimbach entlang, vorbei am alten Kraftwerk Hasenfeld und durch den Dschungelpfad zurück zum „Haus des Gastes“, wo bei einer Tasse Kaffee und einem Stückchen Kuchen so manches aus dem „Blösjen“ erzählt wurde.

Freitag, 18. September bis Dienstag, 22. September 1992
Kirmes in Vussem.

Die diesjährige Kirmes wurde gemeinsam abgehalten vom MGV 1892 Vussem, dem Junggesellenverein „Alte Heimat“ und den Wirtsleuten Gertrud und Wolfgang Gumeny. Schon am Freitag begann eine Disco, verbunden mit einem Junggesellenwettkampf in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“.


Mit Marschmusik zog man am Samstag nach der Abendmesse zur Margaretenkapelle, um hier bei Gesang und Musik nach altem Brauch den Kirmesknochen herauszuholen. Danach marschierte man durch den mit Fahnen geschmückten Ort zur Turnhalle, wo um 20.00 Uhr der Kirmesball begann. Dazu konnte die bekannte Tanzkapelle „MINDORO“ verpflichtet werden. Mit dem Besuch der Kirmesgäste war man an diesem Tag zufrieden.
Am Sonntag fand der Frühschoppen in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ statt.

Nach der Totengedenkmesse, die am Montag um 10.30 Uhr begann, ging man zum Friedhof und zum Ehrenmal. Unter den Klängen des Musikvereins und den Gebeten des Pastors gedachte man der Toten und Gefallenen. Anschließend fand der traditionelle, durchgehende Frühschoppen mit dem Musikverein Vussem in der Turnhalle statt. Da einige Mitglieder des MGV kein Stehvermögen hatten, gaben sie frühzeitig den Geist auf und wurden vorzeitig zu Bett gebracht.

Dienstag: Um 14.00 Uhr Hahneköppen mit dem Junggesellenverein. Aus hartem Kampf um die begehrte Trophäe zwischen Junggeselle Rolf Wielspütz und Junggeselle Frank Still ging der Letztgenannte als strahlender Sieger hervor. Danach fuhr das Hahnenkönigspaar durch den Ort, angeführt vom Musikverein Vussem, um Ortsvorsteher Matthias Vogelsberg und den Dorfbewohnern die Ehre zu erweisen.

Um 20.00 Uhr begann der Hahnenkönigsball, der leider nur schwach besucht wurde. Mit der Tanzkapelle MINDORO konnte man nun das Tanzbein schwingen. Nach Mitternacht wurde mit lautem Wehklagen die Kirmes begraben.

Sonntag, 27. September 1992
Kirmes in Kallmuth und Einweihung des neuen Dorfplatzes mit der Kapelle des Heiligen Georg.

Nach rund einjähriger Bauzeit konnten nun das Heiligenhaus und der neue Dorfplatz eingeweiht werden. Aus diesem Anlaß hatte der rührige Ortsvorsteher Robert Ohlert aus Kallmuth den MGV Vussem eingeladen, um dem Fest mit gesanglichen Darbietungen einen würdigen Rahmen zu geben. Zur Verschönerung der Meßfeier sang der MGV einige Choräle aus der „Deutschen Messe“ von Franz Schubert und am Schluß des Gottesdienstes das „Ave Maria“ von Jacob Arcadelt.

Das Innere des bruchsteinernen Rundbaus ziert ein Heiligenstock, der den Heiligen Georg zeigt. Entworfen, geschnitzt und gestiftet wurde diese Figur vom einheimischen Künstler Josef Müller. Eine Stiftung ist ebenfalls der Altar, in dem das hölzerne Unikat verankert und so gegen Diebstahl gesichert ist. Der Mechernicher Steinmetzbetrieb Simons errichtete den Altar kostenlos. Ebenso verhält es sich mit dem schmiedeeisernen Gitter, das Matthias Merzenich anfertigte. Daneben verfügt das Heiligenhaus über zwei bleiverglaste Fenster, die das Innere stimmungsvoll erhellen. Das eine gibt den Hl. Georg in moderner Gestalt wieder, das andere stellt die sieben Schmerzen Mariens in Form einer Rose dar. Geschaffen wurden diese Fenster von Christoph Dasburg aus Breitenbenden. Die Bauausführung lag in den Händen von Bernd Pützer. Besonders stolz ist man aber, daß in einer Zeit, wo Kirchenaustritte an der Tagesordnung sind, ein solches Werk vollendet werden konnte. Bürgermeister Peter Schüller unterstrich in seiner Gratulationsrede, daß nur eine intakte Dorfgemeinschaft zu solch uneigennütziger und beispielhafter Gestaltung dieser schönen Idylle fähig sei.

Die feierliche Einsegnung des Heiligenhauses und
des Dorfplatzes nahm Pastor Hoberg vor. Fotos: Schmidt

idt Kallmuth. „Dies ist ein Platz, der zur stillen Einkehr geschaffen wurde“, charakterisierte Robert Ohlert, der Ortsvorsteher von Kallmuth, den am Sonntag anläßlich der Kirmes eingeweihten Platz rund um das neue Heiligenhaus, das einen Bilderstock des Heiligen Georg beherbergt
Nach der Heiligen Messe zog eine kurze Prozession angeführt vom Musikverein von der Kirche zum neuen Dorfplatz. In der Nähe des Bürgerhauses, des Friedhofs und der Kirche gelegen, sollen von dort in Zukunft die Fußpilger abgeholt werden, die zu Ehren der Schmerzhaften Mutter oder des Heiligen Georg nach Kallmuth kommen. Es soll der Ausgangspunkt für einen Kreuzweg sein, der mit der Neukonzeption des Friedhofs einhergeht.
„Wohl dem Menschen, der Gottes Wege geht“, unter diesem Leitgedanken steht das neue im Rundbau gestaltete und nach Osten ausgerichtete Heiligenhaus mit dem geschnitzten Bilderstock von Josef Müller, dem handgeschmiedeten Tor von Matthias Merzenich und den farbigen Fenstern von Christoph Dasburg, die das Innere stimmungsvoll erhellen. Mit diesem Leitspruch und dem Drachen als dem Sinnbild alles Bösen will man ein Zeichen setzen, das in die Welt der Kinder hineinreicht und zu Aufrichtigkeit und Bescheidenheit mahnt.
Dadurch, daß das Heiligenhaus ausschließlich in Eigeninitiative er­stellt werden konnte, mußte die Kirchengemeinde keine finanziellen Mittel bereitstellen. Eine Eiche ist bereits gepflanzt; nun müssen die Kallmuther im Herbst nur noch für eine Begrünung sorgen, für die die Vertreter der Ratsfraktionen eine Geldspende bereithielten.
Während Pastor Hoberg die feierliche Einsegnung vornahm, sang der MGV „Am kühlenden Morgen“ von Robert Pracht und „Sonntag ist’s“ von Simon Breu. Nach der Veranstaltung zog man mit Marschmusik in das Festzelt ein, wo noch lange zünftig gefeiert wurde.

Nachtrag:
Am 13.10.1992 besuchte Ortsvorsteher Robert Ohlert die Probe des MGV, um sich für die Mitgestaltung der Festlichkeiten mit einem Geldgeschenk (DM 100,-) persönlich bei den Mitwirkenden zu bedanken. Er führte in seiner Dankesrede u.a. aus, daß der MGV auch in Zukunft ein gern gesehener Gast sei, zumal die Darbietungen bei der Bevölkerung auf große Resonanz gestoßen seien. Chorleiter Heinz Sistig versicherte ihm, daß der MGV zu gegebener Zeit gerne auf das Angebot zurückkommen werde, zumal die Sänger sich in Kallmuth sehr wohlfühlten.

Samstag, 10. Oktober und Sonntag, 11. Oktober 1992

Sein 30jähriges Bestehen feierte am Wochenende der Musikverein Vussem. Mit einem bunten Programm lockte die Jubiläumskapelle zahlreiche Besucher in die Vussemer Turnhalle.
Unterstützt vom Kirchenchor Vussem-Breitenbenden, dem Männergesangverein 1892 Vussem und der Flötengruppe „Feybachfinken “ konzertierten die Musikanten unter Leitung von Hans-Hubert Schmidt am Samstag vor vollem Haus. Die zur Zeit rund 25 Mann starke Kapelle war vor 30 Jahren von Josef Luxen — er war 22 Jahre lang Dirigent — und neun weiteren Musikinteressierten gegründet worden. Zum Jubiläum spielten sie jetzt Melodien aus Operette und Musical. Jazz, böhmische Blasmusik und Evergreens fehlten im abwechslungsreichen Drei-Stunden-Programm auch nicht. Den musikalischen Frühschoppen am Sonntag gestalteten die befreundeten Musikvereine aus Floisdorf, Weyer, Frohngau, Strempt, Pesch, Keldenich, Engelgau, Kallmuth und Bleibuir. (gz/Bild: Günter Zumbe)

Unter dem Motto „Musik aus Vussem“ feierte der Musikverein am Samstag mit einem Konzert sein 30jähriges Vereinsjubiläum. In der festlich geschmückten Turnhalle hatte man zusätzlich unter der Decke zwei Fallschirme angebracht, die hervorragend zur Dekoration paßten. Nach dem Opening im zweiten Teil des Konzertes betrat der MGV, begleitet von viel Applaus die Bühne und brachte als erstes Lied „Die Nacht“ von Franz Schubert gekonnt zum Vortrag. Als zweites Lied wurde ein schmissiges Wanderliedchen mit dem Titel „Es zogen auf sonnigen Wegen“ vorgetragen. Hier muß man den 2. Baß einmal besonders lobend erwähnen, weil er sich nicht beim schwierigen Zählen von l, 2, 3 und 4, 5, 6 aus der Ruhe bringen ließ. Absoluter Höhepunkt aber war das russische Volkslied „Herrlicher Baikal“ in einer Bearbeitung von Heinz Buchold, das von den Solisten Klaus Reddig (1. Stimme) und Bernd Wenderdel (2. Stimme) hervorragend zu Gehör gebracht und vom Publikum mit stürmischem Applaus bedacht wurde.
Der Musikverein setzte nun sein Programm fort und erntete für seine guten Leistungen – unter der Stabführung von Hans-Hubert Schmidt – viel Beifall.
Zur Erinnerung sei nochmal erwähnt, daß vor 30 Jahren Josef Luxen – er war 22 Jahre lang Dirigent des Musikvereins – und acht Musikinteressierte eine Bläsergruppe gründeten. Zu den Musikern der ersten Stunde zählten: Josef Luxen, Josef Velser, Anno Hein, Matthias Schmidt, Fritz Pütz, Albert Hein, Peter Velser, Michael Wielspütz und Konrad Hein. Obwohl die Bläsergruppe eine eigene Geschäftsführung und eine separate Kasse hatte, galt sie als eine Abteilung des MGV. Die Jahreshauptversammlung, Konzerte und Ausflüge wurden gemeinsam durchgeführt. Nach dem Tode von Josef Luxen im Jahre 1984 wurde die Bläsergruppe zu einem selbständigen Verein mit dem Namen Musikverein Vussem. Neuer Dirigent (nach kurzen „Gastspielen“ von Heinz Sistig und Kurt Carstens) wurde Hans-Hubert Schmidt.

17. bis 22. Oktober 1992
Fahrt nach Steinegg (Bericht: Heinz Sistig).

Nach monatelangen Vorbereitungen – insbesondere durch den Vorsitzenden Willi Schütt – konnte am Samstag, dem 17.10.92 abends die langersehnte Reise nach Steinegg in Südtirol beginnen. Es war ein Reisebus der Firma Schäfer in Mechernich gechartert worden. Nachdem alles Gepäck verstaut war und jeder seinen Platz gefunden hatte, konnte die Reise beginnen. Der Fahrer war Hubert Tillenburg, der jedoch – um seine erlaubte Lenkzeit nicht zu überschreiten – erst in Limburg an der Lahn zustieg und das Steuer übernahm. Weiter ging die Reise und – während in den hinteren Reihen bei Bier und Gesang zünftig einer drauf gemacht wurde – lag über den vorderen Sitzplätzen bald ein stiller Friede. Kurz vor dem Morgengrauen wurde eine Rast im Köschinger Forst eingelegt. Endlich war dann nach langer Fahrt der Grenzübergang nach Österreich erreicht.
Als nächstes stand eine Kaffeepause auf dem Programm. Es wurden Brötchen verteilt, und die Damen erhielten zusätzlich eine Süßigkeit. Nur auf den Kaffee wartete man etwas länger als gewöhnlich, da der Kaffeeautomat etwas langsam arbeitete. Also wurde sich die Zeit draußen auf dem Parkplatz mit allerlei Späßen vertrieben. Schnell war der Brenner erreicht. Es erwartete uns eine winterlich weiße Pracht. Dann kam die Abfahrt Bozen-Nord, und von nun an ging’s bergauf.
Je höher der Bus die Serpentinenstraße emporstieg, desto munterer (will sagen: ängstlicher) wurden die Fahrgäste. Trotz des miesen Wetters bot sich denjenigen, die einen Blick aus dem Fenster wagten, eine wunderschöne Bergwelt. Endlich kam unser Ziel – Steinegg – in Sicht und es wurde im Hotel Oberwirt Quartier bezogen. Nach einem geruhsamen Nachmittag stand ein erster kulinarischer Höhepunkt bevor: Das Abendmahl mit Schlacht am Salatbüffet. Im Hauptgang gab es Menü à la Oberwirt an einer festlich gedeckten Tafel.
Anschließend wurden einige Liedchen von den Sängern vorgetragen, die nicht besonders gut gelangen. Man sang insgesamt zu laut und hier und da recht unsauber. Also wurde kurzfristig umdisponiert und ein Damenchor (bestehend aus allen mitgereisten Damen) aktiviert, der „Die Spröde“ sang. Willi Schütt hatte sich einige Spiele ausgedacht und Elfriede Reddig sowie Bernhard Mießeler unterhielten das Publikum mit ihren „Ein-Mann-(Frau-) Shows“. Müde und zufrieden nach einem anstrengenden Tag fiel man spätabends ins Bett.

Der nächste Morgen begrüßte die Reisenden mit strahlendem Sonnenschein und herrlicher Aussicht. Nachdem man sich an dem schönen Panorama erfreut hatte, wurde ausgiebig gefrühstückt. Es stand ja heute eine Bergwanderung auf dem Programm, von der keiner wußte, wie sie enden würde. Man hatte sich der bewährten Führung eines „ortskundigen“ Wanderführers namens Matthias Vogelsberg anvertraut, so daß eigentlich nichts schiefgehen konnte. Nachdem alle Schäflein beisammen waren, ging es los. Die Südtiroler Bergwelt zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Die Fotografen hatten alle Hände voll zu tun, um die besten Motive einzufangen. Auf gut ausgebauten Wanderwegen ging es bergab. Bergab??? Wollten wir nicht zu einer Berghütte auf einer Alm aufsteigen? Nachdem wir uns unterwegs an geklauten Äpfeln gelabt hatten, fanden wir uns plötzlich an einer Bushaltestelle im Tal wieder. Es wurde Kriegsrat gehalten, dann machte sich ein kleines Häuflein Unentwegter auf den Fußweg zurück nach Steinegg, während die übrigen Wanderer den Bus für die Rückfahrt nahmen oder nach Bozen fuhren. Als es Abend wurde, hatten sich alle verstreuten Schäflein wieder eingefunden, und wieder wurde fürstlich gespeist.
Am nächsten Tag – es war Dienstag und der Himmel bedeckt – hieß es: Auf zum Gardasee. Unterwegs wurden die Reisenden von Willi über Sehenswertes informiert, insbesondere sein Wissen über Olivenbäume und Weinanbau beeindruckte alle. Auf die geplante Schiffsreise mußte leider verzichtet werden, da der Schiffsverkehr auf dem Gardasee bereits weitgehend eingestellt worden war. Statt dessen war ein Bummel durch Garda-City angesagt. Ein paar hungrige und durstige Leute kehrten in den Bitburger-Palazzo ein, um eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. Der anschließende Verdauungsspaziergang führte entlang der schönen Strandpromenade. Dann ging es weiter nach Sirmione, wo die gutbetuchten Weiblichkeiten einen Einkaufsbummel machten, während ihre nicht so vermögenden Herren Gemahle sich mit der Besichtigung von altem Jelooch, wie den Grotten des Catull, zufrieden geben mußten. Dort pfiff der Wind durch alle Ritzen, und die uralten Olivenbäume konnten sich kaum auf den dünnen Beinen halten. Nach einem letzten Blick auf den Gardasee ging es per Bus zurück nach Steinegg.
Am nächsten Morgen starteten wir nach Meran; und weil unser armer Chauffeur wie ein Hallefjehang angezogen war, kauften ihm ein paar Fahrgäste eine schicke Krawatte, um ihn endlich salonfähig zu machen. Es regnete den ganzen Tag über. Ein unvergeßliches Erlebnis war die Besichtigung der Kirche von Nieder-Lana. Damit nur ja kein Besucher sich vor einer Geldspende drücken konnte, wurden alle Türen verriegelt, so daß keiner vorzeitig hinaus konnte.
Abends konnten wir den Gottesdienst in der alten Pfarrkirche von Steinegg durch Gesang mitgestalten, was uns sehr gut gelang. Wir sangen – begleitet vom einheimischen Organisten – einige Lieder der „Deutschen Messe“ von Franz Schubert. Nach einem – erneut vorzüglichen – Abendessen bedankten wir uns bei der sehr freundlichen Gastwirtsfamilie mit einigen Worten des Vorsitzenden, einem Blumenstrauß für die Dame des Hauses und einigen Liedvorträgen. Der Aufenthalt in diesem Haus hat allen sehr gut gefallen.
Am nächsten Morgen hieß es, bei strahlendem Sonnenschein den Heimweg anzutreten. Ein letztes Mal schlängelte sich unser Bus die Serpentinenstraße ins Tal hinab, und weiter ging’s Richtung Brenner. Am späten Abend kamen wir – müde zwar, doch sehr zufrieden – zu Hause an. Allen Mitgereisten wird diese Reise sicherlich in guter Erinnerung bleiben.

Sonntag, 15. November 1992 (Volkstrauertag)
Gang zum Ehrenmal in Vussem und Breitenbenden.

Gegen 9.35 Uhr setzte sich der Trauerzug, angeführt von der Freiwilligen Feuerwehr, dem Musikverein, der einen Trauermarsch spielte, dem MGV und ein paar Vussemer Bürgern vom Schulhof in Richtung Ehrenmal in Bewegung, um der gefallenen und vermißten Soldaten beider Weltkriege zu gedenken. Am Ehrenmal spielte der Musikverein einen Choral und im Namen des Ortskartells legte Matthias Vogelsberg einen Kranz nieder. Der MGV wollte mit dem Choral „Da unten ist Frieden“ die Gedenkfeier verschönern, aber leider war die Tonaufnahme bei den ersten Tenören akustisch nicht angekommen, deshalb setzte man mit dem Choral „Wenn ich einmal soll scheiden“ das Programm fort.
Matthias Vogelsberg brachte in seiner Gedenkrede u.a. zum Ausdruck, daß es heute noch in vielen Ländern Kriege gibt; z.B. die Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien, wo der Terror gegen die Zivilbevölkerung unerträglich geworden ist, und deren Leid und Not wir Tag für Tag im Fernsehen miterleben können. Deshalb sei es dringend notwendig, sich für eine friedliche Lösung einzusetzen, um die schrecklichen Vorgänge zu beenden. Aber auch die unvorstellbare Gewaltwelle gegen Ausländer, insbesondere Asylbewerber, die wir zur Zeit in der Bundesrepublik erleben, sei zu verurteilen, und man müsse sich auch hier verstärkt für ein friedliches Miteinander einsetzen.
Es folgte nun das Lied „Über den Sternen“, vorgetragen vom MGV Vussem. Nach einem gemeinsam gesprochenen Gebet beendete der Musikverein mit dem Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“ die Trauerfeier.
Anschließend nahm der MGV am Gang zum Ehrenmal in Breitenbenden teil. Zum Gedenken an die Opfer der Kriege und als Mahnung gegen Gewalt und Terror hatte Ortsvorsteher und aktiver Sänger des MGV Vussem, Josef Kaltwasser, aufgerufen und den Chor eingeladen, mit zwei Liedvorträgen die Veranstaltung zu bereichern. Als erstes Lied sang der Chor „Da unten ist Frieden“. Diesmal war man konzentrierter bei der Sache und der Choral wurde ohne Schwierigkeiten zu Gehör gebracht. Es kann aber auch sein, daß einige Sänger erst jetzt aufgewacht waren, denn mittlerweile war es 11.00 Uhr geworden.
Josef Kaltwasser hielt die Ansprache und sagte u.a.: „Wir waren nach dem Zusammenbruch des Kommunismus von der Hoffnung auf Frieden erfüllt.“ Diese Hoffnung habe sich jedoch als trügerisch erwiesen. Mitten in Europa tobe derzeit ein Krieg, für den uns das rechte Verständnis fehlt. UNO und EG wirken bei diesem Konflikt hilflos. Aber auch Rassismus und Antisemitismus nähmen besorgniserregend zu und seien aufs schärfste zu verurteilen. Besonders schlimm aber seien die Verwüstungen und Schändungen der Judenfriedhöfe durch Jugendliche. Das erinnere an vergangene, böse Zeiten. Man müsse mit aller Macht den Anfängen wehren.
Nun wurde das Lied „Über den Sternen“ vom MGV vorgetragen. Bernhard Fuchs sprach mit der Trauergemeinde ein Gebet und segnete anschließend die ehrwürdige Stätte. Der Musikverein Vussem beendete mit dem Lied vom guten Kameraden die Gedenkfeier.

Nachtrag:
Es sei noch erwähnt, daß eine Schranke den Zugang zum Ehrenmal versperrte. Anno Hein meinte daraufhin sarkastisch: „In ganz Europa werden die Schranken abgebaut, in Breitenbenden werden sie wieder geschlossen.“ Auch ein Sangesbruder, der im Erfinden von Ausreden nicht verlegen ist, nahm dies zum Anlaß, als er gefragt wurde, wo er denn gewesen wäre. Er sagte: „Als ich in Breitenbenden ankam und sah, daß die Schranke geschlossen war, dachte ich, die Veranstaltung sei schon beendet.“ Dem Chronisten ist dieser Sänger bekannt, weil er mit ihm die zweite Baßstimme singt. Da aber seine Annemarie große Stücke auf ihn hält, soll hier der Name nicht genannt werden.

Dienstag, 17. November 1992
Jubilarfeier.

Endlich hatten die sechs Jubilare einen Termin gefunden, der allen Beteiligten genehm war. Denn immerhin waren fast fünf Monate vergangen seit der Hundertjahrfeier des MGV. Die Jubilare Peter Gülden, Michael Wielspütz, Heinrich Reinartz, Heinz Sistig, Matthias Vogelsberg und Edmund Freitag hatten es sich nicht nehmen lassen, die Sangesbrüder zu einem Umtrunk und kaltem Buffet einzuladen. Edmund Freitag konnte an der Fete nicht teilnehmen, weil er vor einigen Monaten beim Kirschenpflücken so unglücklich von der Leiter fiel, daß er dabei einen komplizierten Knöchelbruch erlitt, und an dessen Folgen er noch litt. Böse Zungen behaupten, daß seine Frau ihm das Gebiss verborgen hatte, damit er an dem Fest nicht teilnehmen konnte!?
Die Feier fand im Proberaum der ehemaligen Volksschule statt. Fast alle Sänger waren der Einladung gerne gefolgt. Der erste Vorsitzende Willi Schütt bedankte sich bei den Jubilaren für die langjährige Treue zum Verein und die gute Kameradschaft, und er hoffe, daß auch in Zukunft die Liebe zum Gesang weiterhin bestehen möge. In angenehmer Atmosphäre wurde geplaudert, und einige Liedchen wurden zum Besten gegeben. Man ließ sich das hervorragende, köstliche Buffet, das bei der Bundeswehr im Mechernicher Uffz.-Heim bestellt worden war, genüsslich munden. Dazu wurde mit gut gekühltem Früh-Kölsch tüchtig nachgespült und so manches Fässchen Bier dabei geleert. Auch Hans Klinkhammer, der zur Zeit im Krankenhaus weilte, wurde mit einem großen Teller voller Köstlichkeiten bedacht. Er hatte auch das kalte Buffet organisiert. So feierte man bis zum frühen Morgen. Von der reichhaltigen, kalten Platte blieb dennoch einiges übrig.

Nachspiel:

In der Meinung, daß sich jemand eine Schüssel mit Pudding beiseite geschafft habe, nahm Sangesbruder Michael Wielspütz die Puddingschüssel, die im Flur stand, in der Hoffnung mit nach Hause, jemandem einen Streich gespielt zu haben. Dies sollte aber ein großer Irrtum sein, der sich anderntags aufklärte, als Michael mit Heinz Sistig ein Telefonat führte. Den leckeren Pudding hatte dieser zum Kühlen in den Flur gestellt. Da man weiß, daß Heinz ein großer Puddingliebhaber ist, fuhr Michael Wielspütz zu ihm hin, um gemeinsam das besagte Corpus delicti zu „vernichten“.

Mittwoch, den 25. November 1992
Nachruf und Begräbnisfeier für Sangesbruder Johann Sistig, Ehrenobermeister der Bäcker-Innung des Kreises Euskirchen.

Mit tiefer Bestürzung ereilte die Nachricht vom Tode des Johann Sistig die Bewohner von Vussem und der Nachbarorte sowie seinen großen Bekanntenkreis. Nach kurzer, schwerer Krankheit und einem erfüllten Leben verstarb der allseits beliebte Sangesbruder Johann Sistig am Samstag, dem 21. November 1992 im Alter von nahezu 74 Jahren im Krankenhaus Mechernich.
Der Verstorbene wurde am 27.12.1918 in Eiserfey in der sog. Ollesmöll geboren. Im Jahr 1949 ehelichte er Margarethe, geb. Giesen aus Dreimühlen. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor. Der älteste Sohn Heinz ist unser derzeitiger Chorleiter. Johann Sistig war gelernter Bäckermeister. Am 3. Dezember 1959 zog er mit seiner Familie nach Vussem, um das Lebensmittelgeschäft „Hoffmann“ zu übernehmen und erweiterte es gleichzeitig um eine Bäckerei. Zuvor hatte er eine Bäckerei in Roggendorf betrieben. Schon fünf Jahre später, am 27.09.1964 wurde er in den Gemeinderat Vussem-Bergheim gewählt. Dort vertrat er als Mitglied der SPD die Belange der Wähler, bis am 1. Juli 1969 die ehemals selbständige Gemeinde durch die Neugliederung zur Gemeinde Mechernich ihre kommunale Eigenständigkeit verlor. 1972, als das Ortskartell (jetzt Bürgerverein) gegründet wurde, wählte man Johann Sistig zum Kassenwart. Dieses Amt führte er in vorbildlicher Weise lange Jahre aus. Darüber hinaus wirkte er in vielen Gremien mit. 28 Jahre lang war er Mitglied und Aufsichtsratsmitglied der BÄKO Eifel-Mosel e.G. Außerdem war er von 1964 bis 1976 Obermeister der damaligen Bäckerinnung des Kreises Schleiden und von 1976 bis 1981 Obermeister der Bäckerinnung des Kreises Euskirchen. Dann wurde er zum Ehrenobermeister ernannt. Von 1966 bis 1989 war er Mitglied des Aufsichtsrates der Volksbank Euskirchen e.G. Hier hatte er sich stets für die Belange des Handwerks tatkräftig und engagiert eingesetzt.
Aber auch in vielen Vereinen war er aktiv oder inaktiv tätig; z.B. Sportverein, Kolpingverein usw. Nachdem er seinen wohlverdienten Ruhestand antrat, hatte er endlich Zeit und Muße gefunden, seiner heimlichen Liebe zum Gesang nachzugehen. Er trat als Aktiver dem Kirchenchor bei. Schon seit 1961 war er Mitglied des MGV Vussem gewesen, 1985 wurde er aktiver Sänger. Im Chor sang er die zweite Bassstimme.
Die feierlichen Exequien wurden am Mittwoch, dem 25.11.1992, in der Pfarrkirche zu Vussem gehalten. Der Kirchenchor gestaltete, dem Verstorbenen zur Ehre, in der vollbesetzten Kirche die Totenmesse. Nach der Hl. Messe fand die Beisetzung auf dem Friedhof statt. Viele Menschen aus Nah und Fern waren gekommen, um ihm das letzte Geleit zu geben. Mitglieder des MGV Vussem trugen den Sarg zum Grabe. Im Namen des MGV legte Arnold Mies einen Kranz nieder. Desgleichen tat Josef Wirtz für den TSV Feytal. Anwesend waren auch Fahnenträger der Kolpingfamilie Mechernich. Die Einsegnung nahm Pastor Sobieszczyk vor.
Anschließend trafen sich seine Familie und Freunde in der proppenvollen Gaststätte „Zur Schneidmühle“, um – wie es Brauch und Sitte ist – seinem Ableben mit einem kleinen Imbiss und einigen Bierchen vom Fass zu gedenken.
Wir werden Johann Sistig sehr vermissen.

Sonntag, 06. Dezember 1992
Weihnachtsmarkt im Altenheim St. Michael in Breitenbenden.

Die Wohn- und Pflegeheime Sanden organisierten wieder – wie im Vorjahr – den Weihnachtsmarkt St. Michael auf dem Freigelände des Hauses in Breitenbenden. Pünktlich zum Nikolaustag, dem 06. Dezember, öffnete der Markt von 10.00 bis 20.00 Uhr seine Pforten. In geselliger, vorweihnachtlicher Atmosphäre wurden Geschenkartikel, Speis‘ und Trank, Kaffee und Kuchen oder auch Besinnliches geboten. Nikolaus, Weihnachtschöre, Blasmusik, Kinderkarussell, Zauberer, Leierkastenmann und eine große Verlosung gaben dem Markt sein typisches Flair.
Unter Mitwirkung der Angestellten hatten 80 Bewohner wieder seit Monaten daran gearbeitet, den Weihnachtsmarkt für die Besucher besonders attraktiv zu gestalten. Allein die geschäftige Stimmung im Hause und die Vorfreude der Bewohner war die Mühe wert. Die traditionellen Feste und Märkte des Hauses Sanden sind der Bevölkerung von Nah und Fern als gelungener Versuch praktischer Integration behinderter Menschen bekannt. Heimbewohner zu sein muss nicht heißen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu leben. Erwirtschaftete Gewinne werden auch in diesem Jahr wieder zum Ausbau der Versorgung behinderter Menschen im Kreis Euskirchen verwandt.
Auch der MGV Vussem war wieder gerne gekommen, um mit seinen Liedvorträgen die Heimbewohner und die zahlreich erschienenen Gäste zu erfreuen. Mit der Auswahl der Lieder

1.         Auf, haltet Euer Herz bereit,
2.         Es kommt ein Schiff geladen,
3.         Ave Maria, gracia plena,
4.         Sonntag ist’s,
5.         Abend im Gebirge,
6.         La Campanella, und
7.         Es ist ein Ros entsprungen,
hatte Chorleiter Heinz Sistig die Herzen der Zuhörer schnell gewonnen. Man hörte es am langanhaltenden Beifall.

Der ehemalige Besitzer des „Margaretenhofes“ in Vussem, Werner Anklam, spendete spontan DM 100,- für die Vereinskasse, die der „geizige“ Kassierer Fritz Pütz – zum Leidwesen der Sänger – schnell verschwinden ließ. So mussten die Aktiven, wohl oder übel, ihre Getränke selber bezahlen, um den stark strapazierten, durstigen Kehlen mehr oder weniger Linderung zu verschaffen. Zum Glück zeigte Matthias Vogelsberg, der mit Heinz Sanden jun. zum Fußballspiel Schalke – Köln (1:0) fuhr, mehr Verständnis. Er schenkte den Hinterbliebenen (sprich: Harter Kern) seine Getränkebons, die dankbar angenommen und in kalte oder heiße Getränke umgesetzt wurden.

Sonntag, 13. Dezember 1992
Altentag in Breitenbenden.

„Wir laden alle Senioren aus Breitenbenden am 2. Adventssonntag, dem 13. Dezember 1992 um 15.00 Uhr, zu unserem diesjährigen Seniorennachmittag in die Gaststätte „Zum Krebsbachtal“ ein“, so lautete die Einladung des Breitenbendener Bürgervereins als Gastgeber dieser Traditionsveranstaltung.
Das Programm wurde hauptsächlich von den Kindern des Dorfes gestaltet. Außerdem wirkten mit: Udo Greuel an seinem Keyboard, der neu gegründete Gemischte Chor Breitenbenden und der MGV 1892 Vussem, der in zwei Auftritten mit den Liedern

1.         Sonntag ist’s,
2.         La Campanella,
3.         Es kommt ein Schiff geladen,
4.         Heilige Nacht, und
5.         Es ist ein Ros entsprungen,
zu gefallen wusste.

Zum Dank für die gelungenen Darbietungen überreichte der Vorsitzende des Bürgervereins eine Gutschrift über ein Fässchen Bier.

Dienstag, 29. Dezember 1992
Jahresabschlußfeier

Vorsitzender Willi Schütt bedankte sich bei den Sängern und bei Chorleiter Heinz Sistig, dem er ein Geldgeschenk überreichte, für die guten Leistungen im vergangenen Jahr. Er hob in seiner Ansprache besonders die Mitarbeit der Sänger beim 100jährigen Vereinsjubiläum hervor. Absoluter Höhepunkt sei aber die Überreichung der Zelter-Plakette gewesen. Zuvor hatte man Sangesbruder Johann Sistig, der kürzlich verstorben war, eine Gedenkminute gewidmet. Anschließend bedankte sich auch der Chorleiter bei den Sängern und dem Vorstand für die gute Zusammenarbeit im verflossenen Jahr.

Für Sangesbruder Bernhard Mießeler, der am Vortag, dem „Fest der unschuldigen Kinder“, seinen 59. Geburtstag gefeiert hatte, wurde nun der Deutsche Sängergruß vorgetragen. Bei Spießbraten, Kartoffel- und Krautsalat und einigen Fäßchen Bier wurde noch zünftig gefeiert. Auch hatte man wieder eine Tombola organisiert, die mit vielen Hobbywerkzeugen bestückt war. Es wurden noch einige Liedchen vorgetragen, die teilweise ohne Noten gesungen wurden.

Einige Punkte wurden diskutiert, und so gegen Mitternacht trat man gut gelaunt den Heimweg an. Aber die Nachtruhe sollte nicht lange dauern. Gegen 2.30 Uhr riss die Feueralarmsirene die Bewohner von Vussem aus dem Schlaf. In der ehemaligen Schreinerei Wagner war ein Feuer ausgebrochen. Dort brannten Werkstatt, Maschinenraum und Holzlager des Innenausbaubetriebes, wobei nach Aussage der Firmeninhaber, Helmut Vogelsberg und Herbert Barth, die gesamte Produktion vernichtet wurde. Darunter waren auch Terminarbeiten für den Neubau des Mechernicher Kreiskrankenhauses. Die Lagerbestände aus Holz und Möbelteilen gaben dem Feuer reichlich Nahrung, so daß es sich in Windeseile ausbreiten konnte. Zwei Pferde, die sich in einem angrenzenden Stall befanden, konnten frühzeitig aus dem Gefahrenbereich gebracht werden. Die Polizei vermutete, daß ein technischer Defekt an einer der Maschinen den Brand verursacht hatte. Ein Sachverständiger musste dies allerdings noch überprüfen. Die Schadenhöhe lag nach ersten Schätzungen der Polizei bei rund einer Million Mark.

Die Jahre 1991 – 1992

Vorwort der Redaktion.

Michael Wielspütz hatte schon seit einiger Zeit Zeitungssauschnitte, die den MGV 1892 Vussem betrafen, gesammelt. In ihm reifte der Entschluss, diese Unterlagen mit Kommentaren zu versehen und dann zu einer Vereinschronik zusammenzufassen. Nachdem der Vussemer Heimatforscher Albert Velser der Öffentlichkeit die hervorragende Dorfchronik über die letzten 100 Jahre zugänglich gemacht hatte (wir berichten darüber), setzte Michel seine Idee in die Tat um.
Zunächst wurden die Manuskripte ab 1992 von Heinz Sistig mit der Schreibmaschine abgetippt. Diese Arbeit setzte dann Bernd Wenderdel ab 1994 mit einem Computer fort und verarbeitete Michels „geistige Ergüsse“ zu einer sporadisch erscheinenden Vereinszeitung mit Namen „METRONOM“. Leider musste die Zeitung 1996 wegen Arbeitsüberlastung von Bernd eingestellt werden.
Als mich Michel im Jahre 2000 fragte, ob ich die Arbeit fortsetzen möchte, habe ich gerne aus folgenden Gründen zugestimmt. Erstens, weil mich die ungeheuren Aktenberge, die mein Bruder im Laufe der Zeit angehäuft hatte, herausforderten. Zweitens, weil ich mich nicht nur beruflich seit 1983 mit dem Computer beschäftige (böse Zungen sagen auch Spielen dazu), und, last but not least, weil die Aktivitäten des MGV, über die Michael Wielspütz – oft leidenschaftlich, aber auch mit viel Humor – berichtet, einfach nicht in irgendwelchen Aktenordnern einen Dornröschenschlaf halten dürfen.
Mit der Zeitschrift „Haste Töne?“ wird, während ich diese Zeilen im Januar 2001 schreibe, erneut ein Versuch gestartet, die Vereinschronik allen Sängern, Freunden und Gönnern des MGV auf Papier und CD zugänglich zu machen. Sie möge allen zur Information, zum Nachdenken, aber auch zum Amüsement dienen.

Albert Wielspütz

Nachwort zum Vorwort: Die Chronik 1991 wurde im Januar 2001 – wegen des anstehenden 10jährigen Dirigentenjubiläums des Heinz Sistig – von Michael Wielspütz aus der Erinnerung, anhand von vergilbten Zeitungsausschnitten und mit Hilfe der Niederschriften des damaligen Schriftführers Klaus Reddig erstellt.

Samstag, den 02. März 1991

Mitgestaltung der Meßfeier in der Pfarrkirche Vussem für die lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV und anschließende Jahreshauptversammlung.

Sonntag, 24. März 1991

Vorstellung der Vussemer Dorfchronik (1890 – 1990).

Vussemer Kinder rodeln 1939 im Bereich der Mühlengasse (heute Keilbergweg) an der Vussemer Kapelle.

100 Jahre Vussem auf 168 Seiten

Chronik 1890 — 1990 entstand in zweijähriger intensiver Arbeit

Der ehemalige Junggesellenverein beim Kirmesumzug.  
Die alte Vussemer Trierer Straße, früher „Katzejass“ genannt, schmückt die Chronik, die am 24. März vorgestellt wird.

el Vussem. Nach zweijähriger intensiver Arbeit stellt der Heimat- und Geschichtsverein Vussem am 24. März ab 17.30 Uhr während einer Feierstunde in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ sein erstes Werk „Die Chronik des Dorfes Vussem 1890-1990″ vor. Das repräsentative Buch bietet neben einem Rückblick auf die vergangenen 100 Jahre auch ortsgeschichtliche Informationen, die vor dem Jahre 1890 liegen. Diese historische Arbeit kam durch das persönliche Engagement des Vussemer Chronisten Albert Velser und den nicht unerheblichen Einsatz der Vereinsmitglieder zustande. Insbesondere alte Dokumente des Ortes kommen in der Chronik zur Geltung.

Sie umfaßt 168 Seiten mit 25 Fotos, Register und Quellennachweis. Das Vorwort beginnt mit dem Konfuzius-Zitat: „Erzähle mir die Vergangenheit und ich werde die Zukunft erkennen“. Albert Velser beschäftigt sich seit 15 Jahren mit der Geschichte seines Heimatortes und ist durch Ausstellungen und Festzeitschriften bekannt geworden. Das Buch sollte anläßlich des 100jährigen Bestehens des Gesangvereins Vussem 1992 auf den Markt kommen. Alles lief reibungslos und auch das Gerüst des Werkes stand sehr schnell. Doch nach dem Vorstandswechsel distanzierte sich der Gesangverein von diesem Vorhaben.

Daraufhin bildete sich aus dem Bürgerverein heraus zunächst ein Gremium, das sich für die Chronik aussprach. Am 21. November 1990 wurde dann der Heimat-und Geschichtsverein gegründet, der inzwischen auf 20 Mitglieder angewachsen ist Ohne Finanzen fing der Vorstand mit dem Vorsitzenden Peter Dreesen, dem 2. Vorsitzenden Albert Velser, Geschäftsführer Friedhelm Breuer und Kassierer Hans Klinkhammer an. Gesucht werden noch Sponsoren für das Buch, dessen erste Auflage von 600 Stück über Darlehen finanziert werden.
Die Chronik kostet 20 DM und ist im Buchhandel Abel, in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ und beim Vorstand zu haben..

Samstag/Sonntag, 30./31. März 1991
EIFELER LAND           Kölner Stadt-Anzeiger        

Der Elektrotechniker Albert Velser stellte eine Chronik von Vussem zusammen 100 Jahre Dorfleben erforscht
Die Stadt Mechernich zahlte keinen Zuschuss – Den Vereinen war die Arbeit zu teuer

Von Annette Bönsch

Mechernich-Vussem – Zwei fahre dauerten die Recherchen des Elektrotechnikers Albert Velser aus Vussem, bis er sein Werk „Chronik des Dorfes Vussem 1890-1990″ vorstellen konnte.
Heimat- und Ahnenforschung sind schon seit etlichen Jahren sein Steckenpferd. Er entschloß sich, die dabei zusammengetragenen Erkenntnisse auch dokumentarisch festzuhalten. Schul-und Kirchenchroniken boten dem Chronisten dabei ein eindrucksvolles Potential historischer Informationen. „Es war eine arbeitsreiche Zeit“, so Velser, „doch die Erfahrungen, die ich während dieser Zeit machen durfte, belohnen mich dafür.“
Der Männergesangverein 1892 begleitete die vom HGV-Vorsitzenden Peter Dreesen eingeleitete Präsentation musikalisch. Arnold Mies vom Heimat- und Geschichtsverein Vussem stellte heraus, daß es sich der Verein zur Aufgabe gemacht hat, den vor Ort lebenden Menschen mehr Verständnis für die Heimat und den verantwortlichen Umgang mit ihr nahezulegen.

Sorgfältig beachten

Denkmalschutz, Denkmalpflege, Heimat- und Brauchtumspflege seien wichtige Momente, die danach verlangten, sorgfältig beachtet zu werden. Es gehe nicht an, daß angesichts wirtschaftlich effizienten Denkens Denkmäler als Zeugen der Vergangenheit vernichtet oder verändert würden.
Im landschaftlich schönen Stadtgebiet Mechernich sind zahlreiche kulturell wertvolle Dokumente erhalten. Der Eingriff menschlichen Handelns ist aber nicht zu verleugnen. Dem gelte es entgegenzuwirken, so Arnold Mies.

Nicht spektakuläre Veranstaltungen sollen das Wirken des Vereins prägen. Auch soll der natürliche Umgang mit der Vergangenheit, aber auch der Gegenwart, Schienen für die Zukunft legen. Es ist ein besonderes Anliegen des Vereins, Jugendlichen die Bedeutung der Historie zu vermitteln und diese mit einzubeziehen in die Arbeit. Kulturhistorische Museumsbesuche, Wanderungen und Führungen stellen, so Mies, einen „einfachen Weg“ zum Kennenlernen des Siedlungsraumes dar. Historische Stätten sollen beschriftet werden, weitere heimatkundliche Veröffentlichungen sind geplant, und schließlich werden zur Zeit geeignete Räume zur Einrichtung eines Heimatarchivs gesucht.
Unterstützt wird die Arbeit des Vereins von einem „echten Vussemer Jong“, dem Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Bundestags-Gesundheitsausschusses, Dr. Dieter Thomae (FDP).
Trotz des in Rheinland-Pfalz auf Hochtouren laufenden Wahlkampfes war der in Vussem aufgewachsene Thomae aus seinem an der Ahr gelegenen Wahlkreis angereist, um der Vorstellung der Chronik beizuwohnen. „Dafür bin ich zu gerne Vussemer“, so MdB Dr. Thomae. Es sei wichtig, diese Art historischer Erfahrungen auch künftigen Generationen zu vermitteln.
Der Parlamentarier bedauert den Trend, den Eifeldörfern wegen Rationalisierungsüberlegungen ihre Kernverwaltung zu nehmen. Alleine aus diesem Grunde schon sei es wichtig, dörfliche Vereine als Träger kulturellen Erbes zu unterstützen. Er sei, erklärte Thomae, ein Verfechter der Grundschulen, auch wenn dies kostenintensiver sei.

„Aber was ist gleichzusetzen mit dem, was nicht nur Kindern in einer dörflichen Gemeinschaft geboten wird?“
So sehr die Gäste die neue Vussemer Chronik auch zu schätzen wußten, so war die Erstellung für den Autor etwas problematisch. Die Chronik sollte ursprünglich anläßlich des 100jährigen Bestehens des 1892 von Johannes Disternich gegründeten Vussemer Männergesangvereins herausgegeben werden. Die mit der Auflage der Chronik verbundenen Kosten in Höhe von 10000 DM schreckten die örtlichen Vereine von einer Beteiligung jedoch ab. „Eigentlich war ich schon soweit, die Chronik in den Schrank zu stellen“, meinte Albert Velser. Aus dieser Situation heraus gründete sich der Heimat- und Geschichtsverein Vussem.

Antrag abgelehnt

Ein Antrag an den Sport- und Kulturausschuß der Stadt Mechernich auf Förderung wurde abgelehnt. „Mich hätte es auch gewundert“, so Velsers Autorenkollege Toni Schoenen, „wenn das anders abgelaufen wäre.“ — „Wir waren zu ehrlich“, so Ar­nold Mies: „Hätten wir die doppelte Summe veranschlagt, hätten wir einen Zuschuß bekommen, der reale Betrag aber schien dem Ausschuß zu niedrig.“ An die anwesenden Vertreter der Stadt Mechernich, Bürgermeister Peter Schüller und Stadtdirektor Bernhard Wachter, richtete sich die Bitte von Arnold Mies, künftig ein „offenes Ohr“ für die kulturhistorische Arbeit des Vereins zu haben. Bürgermeister Peter Schüller beteuerte, daß man sich des historischen Wertes des Buches bewußt sei. „Es wird hier ein eindrucksvoller Einblick in die Lebensweise unserer Vorfahren gegeben.“ Es werde eine Brücke geschlagen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, dies wisse man zu würdigen.

ALBERT VELSER trug die dörflichen Ereignisse aus Vussem zusammen. Hier zeigt er sein Werk dem Bun-destagsabgeordneten Dr. Thomae (linksj. Bild: Annet-te Bönsch

„Die Chronik des Dorfes Vussem 1890-1990″ umfaßt 168 Text- und Photoseiten und ist zum Preis von 20 DM erhältlich beim Vereinsvorstand, in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ in Vussem sowie in der Buchhandlung Abel in Mechernich.

Dienstag, 26. März 1991                                                                                                

Chronik Vussem von 1890 bis 1990 vorgestellt

l. Vussem.    Pas­send zur Buchpräsen­tation über Vussem sang der Männerge­sangverein Vussem am Sonntagnach­mittag zum Auftakt zwei Chorsätze über „Heimat“. Peter Dreesen, der Vorsit­zende des Heimat- und Geschichtsvereins begrüßte eine stattliche Anzahl Gästen, darunter den gebürtigen Vussemer Dr. Dieter Thomae MdB.

Repräsentanten der Stadt Mechernich, den Vussemer Pfarrer sowie alle Freunde, Gönner und Spender, denen er herzlich für die Unterstützung dankte. Selbst alte Vussemer, die schon längst verzo­gen waren, kamen zur Buchvorstellung und kauften sich gleich ein Exemplar. Thomae freute sich, daß die Mitglieder des Hei­mat- und Geschichtsvereins Vussem mit ihrem Chronisten Albert Velser ein solches Werk geschaffen haben. Lob und Anerken­nung sprach auch Bürgermeister Peter Schüller den Verantwortlichen aus. MdB Wolf Bauer, der Sonntag verhindert war, schrieb einen Brief, in dem er seine Freude über solche Aktivitäten ausdrückte. Vereinsmitglied Arnold Mies stellte den neuen Heimat- und Geschichtsverein mit seinen satzungsgemäßen Zielen der Öffentlichkeit vor. Auf Ungeschicklichkeiten, bei denen zum Beispiel die Schutzpatronin St. Margareta im Zuge einer Wegverbreiterung versetzt und dann in entgegengesetzter Richtung aufgestellt wurde, sollin Zukunft ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Die Chronik gibt es für 20 DM in der Gaststätte „Zur Schneid­mühle“ und beim Vorstand zu kaufen. Foto: E. Hilgers.

Schleidener Wochenspiegel

Dorfchronik von Vussem

Der Heimat- und Geschichtsverein Mechernich-Vussem hat einen bemerkenswerten kulturellen Beitrag zur Geschichte des Stadtgebietes von Mechernich geleistet. Die Zeit von 1890 bis 1990 und ihre Ereignisse in Mechernich-Vussem wurden jetzt in einer Chronik zusammengefaßt, die der Autor Albert Velser im März in einer kleinen Feier vorstellte. Die Chronik enthält neben einem Rückblick auf die vergangenen 100 Jahre auch ortsgeschichtliche Informationen und Zeitdokumente, die darüber hinausgehen. Unter den Ehrengästen befanden sich auch der Bundestagsabgeordnete Dr. Dieter Thomae sowie Stadtdirektor und Bürgermeister von Mechernich.

Freitag, 26.04.1991

Frühlingskonzert in Jünkerath (Rücktritt von Chorleiter Kurt Carstens).

Die Teilnahme an dieser Veranstaltung erfolgte unter Mitwirkung des Herrn Carstens, welcher aufgrund eines Kompromisses den Chor an diesem Abend letztmalig leitete und dies nach dem Konzert unserem 2. Vorsitzenden, Matthias Vogelsberg, mitteilte.

Dienstag, 30. April 1991

Maiansingen in Breitenbenden und Vussem (1. Auftritt mit Sbr. Heinz Sistig als designierter Chorleiter).

Der MGV erfreute Jung und Alt mit seinen Liedvorträgen. Unser Chormitglied Heinz Sistig leitete den Chor in vortrefflicher Manier! Es kann hier niedergeschrieben werden, daß, ohne es konkret zu wissen, Heinz Sistig in wenigen Tagen offiziell unser neuer Chorleiter werden sollte!

Freitag, 31. Mai 1991

Vorstandssitzung; u. a. Einführung des neuen Chorleiters Heinz Sistig.

Dieser Sitzung war eine außerordentliche Vorstandssitzung am 06.05.91 vorangegangen. Zitat aus dem Tätigkeitsbericht des Vorstandes, verfaßt von Klaus Reddig:

„Nach erfolgter Voranfrage bei unserem Chormitglied Heinz Sistig erklärt dieser sich bereit, die Funktion und Aufgaben des Chorleiters zu übernehmen. Der Vorsitzende stellt den Antrag, Heinz Sistig als Chorleiter des MGV 1892 Vussem zu übernehmen. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Auf der Grundlage des Beschlusses ist Heinz Sistig mit Wirkung vom 06. Mai 1991 neuer Chorleiter des MGV1892 Vussem!“ Zitat Ende.

Zur heutigen Vorstandssitzung, die um 19.30 Uhr in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ unter dem Vorsitz von Willi Schütt und den Teilnehmern Fritz Pütz, Heinz Sistig, Matthias Vogelsberg, Michael Wielspütz, Alfred Brell und Klaus Reddig stattfand, ist folgendes unter dem Tagesordnungspunkt 1 in der Niederschrift vom 28.06.91 wörtlich nachzulesen:

Zu TOP 1 :  Einführung des neuen Chorleiters Heinz Sistig

Im Namen des Vorstandes des MGV 1892 Vussem bedankte sich der Vorsitzende beim neuen Chorleiter Heinz Sistig für dessen Bereitwilligkeit, die Aufgaben des Chorleiters zu übernehmen.
Insbesondere wurde ihm Vertrauen und Zuversicht ausgesprochen und hinsichtlich der ihm gestellten Aufgaben vollste Unterstützung zugesichert.
In der Frage nach seinen Vorstellungen bezüglich seiner zukünftigen Arbeit stellt er die Zusammenarbeit mit dem Vorstand und das Engagement der aktiven Mitglieder in den Vordergrund. Hier äußerte er sich bereits zufrieden über den Probenbesuch und sieht unter Beibehaltung dieser Situation berechtigte, positive Zukunftsperspektiven für die weitere Entwicklung des MGV.
Desweiteren wurde die Problematik des Nachwuchses erörtert, und hier müsse verstärkt geworben werden. U.a.: Rüdiger Kompalka für den II. Baß, Hein Reinartz usw.
Zu der Frage der Aufwandsentschädigung für den Chorleiter bat erden Vorstand, dies in eigenem Ermessen zu regeln. Im gegenseitigen Einverständnis wird diese Frage durch den Vorstand im Rahmen der Jahresabschlußfeier angemessen beantwortet.
Letztlich wurde von allen Beteiligten der Entschluß bekräftigt, die zukünftig zu erwartenden Aufgaben und Verpflichtungen gemeinsam zu erörtern und auf ihre Erledigung zum Wohle der Chorgemeinschaft hinzuwirken !

Freitag, 14. Juni 1991

Goldene Hochzeit von Arnold Lingscheidt und Elisabeth, geb. Wielspütz in Vussem.

Die Kölnische Rundschau berichtete im Vorfeld über das seltene Ereignis:

Ehepaar Lingscheidt feiert Goldene Hochzeit

Liebe auf den ersten Blick

deb Vussem. Am Samstag, dem 15. Juni, feiern die Eheleute Arnold Lingscheidt und Elisabeth geb. Wielspütz aus Vussem Goldene Hochzeit. Bei dem Jubelpaar war es damals Liebe auf den ersten Blick. Der 73jährige Jubilar, gebürtig aus Harzheim, war seit 1938 bei der Bundesbahn, bevor er 1939 zur Wehrmacht eingezogen wurde. 1940 aufgrund eines in Polen erlittenen Durchschusses des rechten Unterarms aus dem Kriegsdienst entlassen, wurde er 1944 wieder eingezogen und gelangte in russische Gefangenschaft. 1945 kehrte er zurück und arbeitete bis zu seiner Pensionierung 1974 weiter als Schrankenwärter bei der Bundesbahn.

Ehefrau Elisabeth, in Vussem geboren, war von ihrem 15. Lebensjahr an bis zu ihrer Heirat Hausangestellte in Köln, Düren und Aachen. Nach der Hochzeit widmete sie sich ganz ihren beiden Kindern und dem Haushalt. Gemeinsam mit den drei Enkelkindern werden der Sohn und die Tochter zu den ersten Gratulanten zählen. Das Ehepaar Lingscheidt hat als gemeinsame Hobbies: Gartenarbeit und ausgedehnte Spaziergänge mit dem Hund. Im Hause der Tochter, nebenan, wird das Jubiläum drei Tage lang mit Familie, Verwandtschaft und Nachbarschaft gefeiert. Die Dorfbevölkerung und die Vereine machen bereits am Vorabend ihre Aufwartung.

Freitag, 14. Juni 1991

versammelten sich die Ortsvereine um 19:00 auf dem Schulhof. Mit Marschmusik zog man durch die festlich geschmückte Feytalstraße und den Keilbergweg zum Hause des Jubelpaares. Nach der Gratulationsrede von Ortsvorsteher Matthias Vogelsberg begannen die Darbietungen der Flötengruppe, des Kirchenchores, des Musikvereins und der kleinen Schornsteinfeger als Glücksbringer. Als der Beifall über einen Vortrag von Resel Feyen, der eine wahre Begebenheit vom Schmuggeln der Jubilare beinhaltete, verklungen war, trat der MGV unter seinem neuen Chorleiter Heinz Sistig in Erscheinung und brachte drei Lieder zu Gehör, die die Herzen des Jubelpaares höher schlagen ließen:

1.         Oh, wie schön ist deine Welt,
2.         Wie’s daheim war und
3.         Aus der Jugendzeit.

Im Namen des MGV 1892 Vussem nahm nun der Vorsitzende Willi Schütt die Gratulation vor und überreichte der Goldbraut einen Blumenstrauß und dem Goldjubilar ein Rosenbäumchen. Der Jubilar ist schon lange Jahre förderndes Mitglied unseres Vereins. Beim zweiten Auftritt wartete der Chor mit folgenden Liedern auf:

1.         Das Morgenrot,
2.         Ännchen von Tharau und
3.         Eins, zwei, drei (Wanderliedchen).

Nachdem der Musikverein noch einige Stücke zum Besten gegeben hatte, beendete der MGV die musikalischen Darbietungen mit den nachstehend aufgeführten Liedern:

1.         Herrliche Heimat,
2.         Ein kleines Malheur und
3.         Das Elternhaus.

Da der Wettergott uns sehr gut gesonnen war, wurde bei kühlem Bier und guter Laune mit dem Goldhochzeitspaar weiter gefeiert bis zum frühen Morgen. Unser neuer Chorleiter war mit den Leistungen des Chores sehr zufrieden.
Schwiegersohn und Schriftführer Klaus Reddig schreibt dazu im Tätigkeitsbericht des Vorstandes: „Der MGV erfreute das Jubelpaar mit Liedern aus der guten alten Zeit. Sichtlich gerührt wurden Freudentränen vergossen, Insbesondere beim Liedvortrag ‚Ännchen von Tharau‘. Im Zusammenschluß mit den anderen Vereinen durften wir uns nicht nur an den kulinarischen Genüssen laben, sondern durften auch teilnehmen am Glück zweier Menschen, die sich in guten und schlechten Tagen die Treue halten. Bis in die frühen Morgenstunden durften wir mit und bei dem Goldpaar feiern, und sie erinnern sich gerne an diese Zeit mit ihrem MGV!“

Nachtrag:
Unseren Vorsitzenden plagte anderntags in der Dankmesse in seiner Eigenschaft als Kommunionhelfer so ein großer Nachdurst, daß er beinahe den Kelch mit Wein, den man ihm gereicht hatte, bis auf den Grund geleert hätte. Unser Herr Pastor Sobieszczyk konnte das gerade noch rechtzeitig verhindern, so daß für das Jubelpaar, Gott sei Dank, noch ein kümmerlicher Rest übrigblieb.

Donnerstag, 20. Juni 1991

Werbeabend der Fa. RONDO.
Die Fa. Rondo lud „Zur Schneidmühle“ ein und bot im Rahmen der Werbung ihre Produkte an. Durch die Annahme der Einladung und die Reichung eines Abendessens wurde u. a. nicht nur der Hunger gestillt, sondern die Kasse unseres Vereins verbuchte den Eingang eines nicht unerheblichen Geldbetrages.

Montag, 1. Juli 1991


Bericht über die künstlerische und volksbildende Tätigkeit des Männergesangsvereins Vussem

Der Männergesangverein Vussem, der im Jahre 1992 sein 100-jähriges Bestehen feiert, hat sich in der Vergangenheit in besonderem Maße um das Gemeinschaftsleben in Vussem verdient gemacht.
Z. Zt. zählt der Chor 83 Mitglieder, davon 28 aktive im Alter von 16 bis 70 Jahren. Anhand dieser großen Altersspanne ist zu erkennen, daß der Verein die in einer dörflichen Gemeinschaft existierenden differenzierten Altersstrukturen in sich zu vereinigen versteht und zu einem lebendigen Miteinander der Mitglieder verhilft.
Der Männergesangverein Vussem tritt als konstant aktiver Teilnehmer am dörflichen Vereinsleben in den Vordergrund. Hier sind vor allem zu nennen die Mitwirkung beim alljährlichen Maiansingen, bei Kirmes und Volkstrauertag, bei Seniorenveranstaltungen und Festkommersen.
Nicht nur in der Ortschaft Vussem, wo der Verein selbstverständlich auch zu allen Jubiläen (Goldhochzeiten etc.) sein Können unter Beweis stellt, sondern auch durch sein Tätigwerden im Nachbarort Breitenbenden trägt der MGV Vussem in wesentlichem Maße zur Schaffung freundschaftlicher Beziehungen der beiden Ortschaften untereinander bei.
Als herausragende Veranstaltungen des Vereins gelten Kurkonzerte, z.B. in Heimbach und Gemünd im vergangenen Jahr, die Mitwirkung bei Veranstaltungen anderer Sängergemeinschaften und sonstige eigene Konzerte, bei denen der Verein immer wieder durch sein hohes Niveau und das optimale Zusammenwirken der Sänger begeistert.

Wolfenbüttel, 9. Dezember 1991

Antrag auf Verleihung der Zelter-Plakette

Sehr geehrte Sangesfreunde,
wir können Ihnen heute die erfreuliche Mitteilung machen: der Empfehlungsausschuß hat am 31.10.1991 getagt und Ihren Antrag auf Verleihung der Zelter-Plakette befürwortet. Ihr Antrag wird von uns nun dem zuständigen Ministerium zugeleitet. Sofern aus der Kultusminister-Konferenz Ihres Bundeslandes kein Widerspruch bis Anfang Januar 1992 kommt, wird der Verleihungsvorschlag dem Bundespräsidenten weitergegeben.
Der Verleihungsakt auf Bundesebene findet am 29. März 1992 in Kleve statt. Der Herr Bundespräsident – oder sein Beauftragter – wird bei dieser festlichen Veranstaltung zwar allen im Jahr 1992 auszuzeichnenden Chören die Plakette symbolisch verleihen, sie aber zusammen mit der Verleihungsurkunde nur einem Chor auch persönlich aushändigen.
Alle übrigen Chöre (1992 sind es 222) werden Plakette und Urkunde in ihrem Bundesland erhalten, und zwar zu einem Zeitpunkt nach dem 29.3.1992. Das hierbei angewandte Verfahren ist von Land zu Land verschieden. Wir empfehlen Ihnen deshalb, sich bei Ihrem Kultusministerium zu erkundigen.
Zu dieser Auszeichnung gratulieren wir Ihnen von Herzen und wünschen Ihrer Chorvereinigung auch für die Zukunft viele erfolgreiche sängerische Aktivitäten und gemeinsame frohe Stunden.

Mit freundlichen Grüßen

Rolf Padzierny
Geschäftsführer

i. A.

Sigrid Schmidt

Samstag, 27. Juli 1991

Silberhochzeit unseres Sangesbruders Edmund Freitag in Breitenbenden.

Unser Sbr. „Eddi“ hatte den MGV aus Anlaß seiner Silberhochzeit zu sich nach Hause geladen. Das Silberpaar erfreute sich an den Liedvorträgen, die ihren Geschmack trafen. Bei Wein, Bier und Leckereien aus der Küche, natürlich garniert mit den Liedern der Sangesbrüder, durfte man teilnehmen am Glück des Silberpaares. Ein unvergeßliches Erlebnis wird durch alle Beteiligten bescheinigt. Wir hoffen auf die Wiederkehr zur Goldhochzeit!

Freitag, 13. September 1991

„Gala Tolbiac“ in Mechernich.

Zur Auftaktveranstaltung der „Gala Tolbiac“ für die Behinderteneinrichtungen im Euskirchener Kreisgebiet hatte die Stadt Mechernich in die Dreifachturnhalle am Schulzentrum Nyonsplatz geladen. Die Resonanz bei den Mechernicher Bürgern war am Freitagabend jedoch eher mäßig. Viele Stuhlreihen blieben leer. Der Eindruck drängt sich auf, daß hauptsächlich die Mitglieder der auftretenden Vereine die Turnhalle bevölkerten. Die 17 Vereine, Tanzgruppen und Chöre aus dem Stadtgebiet, die das Programm des festlichen Abends gestalteten, gaben sich die größte Mühe, um die Gäste in „Galastimmung“ zu versetzen.

Auch der Musikverein Vussem mühte sich vergeblich, die Aufmerksamkeit des Publikums zu erregen, ganz im Gegensatz zur menschlichen Pyramide der Tanzgarde Vussem.    

Fotos aus der Kölnischen Rundschau.

Zum Auftakt wartete die Prinzengarde mit drei fetzigen Musikstücken auf, der Mädchenchor „Glehner Finken “ trug anschließend den Titelsong aus der Rock-Oper „Jesus Christ Superstar“ vor. die richtige Atmosphäre wollte in der Halle dennoch nicht aufkommen. Die äußerst dürftige Dekoration der Halle wirkte sich ebenfalls negativ auf das Stimmungsbarometer aus. Chöre und Musikvereine hatten es schwer, sich bei ihren Darbietungen Gehör zu verschaffen, zumal die Veranstalter an eine Mikrofon- bzw. Lautsprecheranlage wohl nicht gedacht hatten. Lediglich die Auftritte der Tanzgruppe „Luna Girls“ aus Eiserfey und der Tanzgarde aus Vussem sorgten kurzfristig für gesteigerte Aufmerksamkeit beim Publikum.
An 9. Stelle betrat nun der MGV 1892 Vussem die Bühne und wußte zwar mit seinen Liedvorträgen

1.         Kling auf mein Lied,
2.         Das Ringlein, und
3.         O Bootsmann

zu gefallen, konnte aber auch nicht durch die enorme Geräuschkulisse, die an den Getränke- und Imbißständen herrschte, mit seinem Gesang vordringen.

Mitwirkende waren:

Prinzengarde Mechernich
Musikverein Vussem
Mädchenchor „Glehner Finken“
Kinderchor Mechernich
Jugendchor Mechernich
Kirchenchor Mechernich
Kirchenchor Vussem-Breitenbenden
Kirchenchor Holzheim-Weiler
Kirchenchor Floisdorf
Männergesangverein Vussem
Stadttambourkorps Mechernich
Tambourkorps Concordia Harzheim
Gemischter Chor „Euterpe“ Firmenich Obergartzem
Kindergartengruppe Mechernich
Tanzgarde Feytaler Jecke Eiserfey
Tanzgruppe Luna-Girls Eiserfey
Tanzgarde Vussem

Durch das Programm führte Karl-Heinz Schwinning. Alle Akteure, ob vor oder hinter der Bühne, standen an diesem Abend für den guten Zweck unentgeltlich zur Verfügung.
Initiator der „Gala Tolbiacum“, wie sie ursprünglich hieß, war der Redakteur des Kölner Stadt-Anzeigers, Otto Becker. Der hatte in seiner Eigenschaft als Journalist häufig über die damals neu eingerichteten Behindertenwerkstätten in Ülpenich berichtet und dabei festgestellt, daß es an Geld mangelte, um den Behinderten einmal im Jahr eine Urlaubsreise zu ermöglichen. Becker organisierte daraufhin eine Gala-Veranstaltung, die von den mitwirkenden Künstlern kostenlos gestaltet wurde, und deren Erlös den Behinderten zugute kam. Da das Ganze in Zülpich stattfand, wurde der Gala der alte römische Name der Stadt, nämlich Tolbiacum, beigefügt. Durch Otto Beckers unermüdlichen Einsatz kamen Spendengelder in sechsstelliger Höhe zusammen. Bis 1987 war der Journalist derjenige, der die jeweiligen Abschluß-Galas organisierte, den Kontakt zu den Spitzen der jeweiligen Patenkommune hielt und vor allem viele Künstler aus dem Profi- und Hobby-Bereich dazu überredete, zugunsten der Gala auf eine Gage zu verzichten. 1987 übernahm der Pressereferent des Kreises, Herbert Born, die Organisation der „Gala Tolbiac“ mit großem Erfolg.

Donnerstag, 4. Oktober 1991

1. Vorstandssitzung nach den Sommerferien.

Thema:
100jähriges Bestehen des MGV
Neuauflistung der Durchführungshinweise
Chorleiter Heinz Sistig legt 65 Titel zur Auswahl vor
Aktive Teilnahme am Festkommers durch ein Quintett
Bekanntgabe weiterer Auftrittstermine
Konzept der Festschrift wird einstimmig angenommen, usw.

Sonntag, 17. November 1991        
Volkstrauertag in Vussem und Breitenbenden

Samstag, 23. November 1991
Chorkonzert in Kommern

Kommern – Der Vorsitzende des Männergesangvereins Kommern, Heinz Josef Schlösser, war am Samstagabend „einfach happy“. Von einem solch großen Ansturm beim ersten Konzert des Männerchores in der neuen Bürgerhalle hätte er nie zu träumen gewagt. Nachdem die letzten Stühle aus dem Keller geholt worden waren, mußten zuletzt sogar noch Campingstühle herangeschafft werden.

Als Moderator Volker Umbreit vom Stadttheater Euskirchen dann schließlich den Startschuß für das mehr als dreistündige Konzert gab, war die Halle mit über 600 Zuhörern proppenvoll. Allen Akteuren stand die Freude schon ins Gesicht geschrieben, ehe sie überhaupt einen Ton von sich gegeben hatten.

Mit der Auswahl der teilneh­menden Akteure und des Moderators Volker Umbreit („In Kommern gab es schon immer die schönsten Mädchen“) hatte der MGV Kommern (Gesamtleitung Helmut Bleeker) ein gutes Händchen bewiesen. Unter dem Motto „Dort möcht‘ ich sein …“ (Umbreit: „Hier möcht‘ ich bleiben“) präsentierten der MGV Kommern, der MGV Vussem, der Sängerkreis Euskirchen und das Mandolinenorchester Kuchenheim einen bunten Strauß von Volksliedern.
In abwechselnder Reihenfolge gaben die Chöre ihre Vorträge zum besten und wurden vom beifallfreudigen Publikum reichlich mit Applaus belohnt. So auch die Solisten Willi Hambach (Tenor), Walter Morschhäuser (Bariton) und Willi Tiemann (Baß).

Bevor die Dirigenten Helmut Bleeker (Kommern), Melchior von Borries (Euskirchen), Erich Radermacher (Kuchenheim) sowie Henning Dembski (Klavier) und Markus Tyczka (Schlagzeug), die Solisten und Moderator Volker Umbreit vom MGV-Vorsitzenden Schlösser einen „guten Tropfen“ als Honorar bekamen und der Musikverein Glehn aufspielte, sangen alle Zuhörer das Schlußlied „Ich möch ze Fooß no Kölle joohn“ mit.

Beim Refrain „Wenn ich su an ming Heimat denke …“ brummte Stadtdirektor Wachter nur leise mit. Er dachte vermutlich weniger an „Kölle“, als an seine Heimat Bayern.

Der  MGV-Vorsitzende  Heinz Josef  Schlösser  (Mitte), war „happy“ über den Konzertbesuch. Rechts Volker Umbreit, der durch das Mammutprogramm führte.
Die Bürgerhalle war proppenvoll. Der Andrang  war so groß, daß die Sänger  (im Hintergrund) ihre reservierten Plätze freimachten. (Bilder: Reiner Züll)
Auch der Männergesangverein Vussem wirkte beim Konzert der Kommerner Chorsänger in  der vollbesetzten Bürgerhalle mit. Der Vussemer Chor feiert im nächsten Jahr sein 100jähriges Bestehen.

Euskirchener Wochenspiegel  Ausgabe 48 –
Mittwoch, 27. November 1991 – Seite 3

Der Sängerkreis Euskirchen hatte im letzten Jahr seinen 100jährigen Geburtstag gefeiert und kam nun mit seinen erfolgreichsten Stücken aus George Gershwins »Porgy and Bess« zum Gegenbesuch nach Kommern. Wegen der Probleme mit der Akustik wurde die Bühnendecke mit Tüchern abgehangen.

Ausverkauftes Chorkonzert

Der Männergesangverein 1868 Kommern veranstaltete unter dem Titel »Dort möcht‘ ich sein« in der Kommerner Bürgerhalle ein Chorkonzert. Volker Umbreit, der die Veranstaltung moderierte, empfahl den Besuchern, schon jetzt Karten für das Konzert des Vussemer Männergesangsvereins zu erwerben, der in Kürze unter der Leitung von Heinz Sistig seinen 100jährigen Geburtstag feiert. Das Mandolinenorchester Kuchenheim, unter Leitung von Erich Radermacher besteht ebenfalls seit 70 Jahren. Der Sängerkreis Euskirchen hatte im letzten Jahr seinen l00jährigen Geburtstag gefeiert und kam nun mit seinen erfolgreichsten Stücken aus Georges Gershwins »Porgy and Bess« zum Gegenbesuch nach Kommern. Der Kommerner Männergesangverein hatte bei dem Jubiläumskonzert mitgewirkt.

Die Kommerner Sänger unter Leitung von Helmut Bleeker bildeten den Rahmen des Konzertes. Nach ihren ersten schlechten Erfahrungen mit der Akustik in der neuen Bürgerhalle in Kommern, hatten sie sich mit dem Problem auseinandergesetzt. Die Bühne wurde mit Tüchern abgehängt. Außerdem hatten sich die Sänger umgestellt und am vorderen Rand der Bühne plaziert. »Ich glaube, daß wir so das Akustikproblem einigermaßen in den Griff bekommen haben«, erklärte Helmut Bleeker. Die Kommerner Bürger hatten positive Erwartungen und waren der Einladung ihres Gesangvereins so zahlreich in Kommerns neue gute Stube gefolgt, daß die Sitzmöbel nicht mehr ausreichten, obwohl die Sänger schon ihre Plätze zur Verfügung gestellt hatten. Die Nachzügler mußten sich mit Gartenstühlen zufrieden geben.-Ivk

Der MGV 1892 Vussem unter der Leitung von Heinz Sistig, es war übrigens sein 1. Konzert in größerem Rahmen, seit er den Chor im Mai 1991 übernommen hatte, wußte gut zu gefallen. Mit dem Lied „Herrlicher Baikal“, das vom Chor und den Solisten Klaus Reddig und Bernd Wenderdel hervorragend in Szene gesetzt wurde, war das Publikum hellauf begeistert und sparte nicht mit Applaus.

Mitwirkende waren:
Chorleiter: Heinz Sistig

1. Tenor2. Tenor1. Baß2. Baß
    
Josef KaltwasserPeter DreesenJosef ReinartzHans Höller
Willi SchüttHarald DürholzFranz SebastianArnold Mies
Eddi FreitagWinfried KreuserHans NellesenAlfred Brell
Klaus ReddigAnno Hein (†)Bernhard MießelerMichael Wielspütz
Matthias VogelsbergBernd WenderdelPeter Virnich 
Matthias Schmidt Fritz Pütz 
Hans Klinkhammer Norbert Wieder 
Bertel Berners   

Es ist noch nachzutragen, daß der MGV Vussem seit Jahren ein freundschaftliches Verhältnis mit dem MGV Kommern hat, was sich in einigen gemeinsam bestrittenen Konzerten ausdrückt.

Samstag, 30. November 1991
11. Gutachtersingen des Sängerkreises Schleiden im Blankenheimer Schulzentrum.

14 Chöre zeigten in Blankenheim ihr Können
Der Gutachter heimste für seine Kritik Beifall ein

Blankenheim. Vierzehn Chöre des Sängerkreises Schleiden stellten sich am Samstagabend um 20 Uhr im Schulzentrum Blankenheim dem Gutachter Hans Josef Lövenich, der in Düren das Amt des Regionalkantors innehat. Die organisatorische Leitung des Abends lag in den Händen des Kreischorleiters Heinz Ströder.

Wenn auch die große Zahl der Kirchenchöre nicht dem Sängerkreis Schleiden angehört, bot das Gutachtersingen dennoch einen Querschnitt des Leistungsvermögens und der Gesangskultur des Altkreises Schleiden. Bestimmend in der Spitze sind die drei Chöre, die der Kreischorleiter selber leitet, die stattlichen Männerchöre MGV Liederkranz Ripsdorf und Männerchor Dahlem und der Kammerchor Schleiden.

Kreischorleiter kann aus dem Vollen schöpfen
Dieses Potential von mehr .als 70 Sängerinnen und Sängern setzt den Kreischorleiter in die Lage, aus dem Vollen zu schöpfen und die besten Sänger untereinander auszutauschen. Einer der bestimmenden Tenöre war in den drei verschiedenen Jacketts der Chöre des Kreischorleiters zu sehen und zu hören. Im Kammerchor Schleiden hat sich gewissermaßen die Creme de la Creme versammelt Zwei der Chorleiter, Werner Harzheim und Theo Kleinschmidt, die ihre Chöre an dem Abend vorstellten, singen mit Sängerinnen .und Sängern, die in anderen Chören „das Timbre bestimmen. 

Auch Chöre, die nicht über dieses Potential verfügen, stellten sich dem Gutachter. Die Singgemeinschaft Schleidener Tal unter der Leitung von Wolfgang Gerhards muß mit vier Männerstimmen auskommen, andere Chöre, wie der GV _Harmonie unter der Leitung von Peter Baales sind dörfliche Singgemeinschaften, die ohne Stütze aus anderen Chören auskommen müssen.
Im ersten Teil sangen der MGV 1892 Vussem unter der Leitung von Heinz Sistig, der Frauenchor Heimbach und die Chorgemeinschaft Heimbach unter der Leitung von .Theo Kleinschmidt, der GV Eintracht Hausen unter der Leitung von“ Wolfgang Gerhards und der Mädchenchor Zingsheim unter der  Leitung von W. Schell sowie der MGV Zingsheim unter der Leitung von Paul Irmen.

Die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Chören und die Nachwuchsschulung könnten richtungweisend für das Singen in einer Dorfgemeinschaft sein. Der Auftritt der Zingsheimer war das Erfreulichste an diesem Abend. 25 Mädchen, darunter etwa 12, die nicht älter als 11 Jahre sein dürften, sangen klar, sauber und beinahe schon zu diszipliniert zunächst einen schlichten Satz von Willy Trapp, ohne jede Sentimentalität. „Stehn zwei Stern“ in einem schwierigen Satz von Hermann Ophoven und, zusammen mit dem Männerchor, mit äußerster Aufmerksamkeit den Zeichen Paul Irmens folgend, das recht anspruchsvolle Lied „Schon die Abendglocken klangen“ von Constantin Kreutzer.

Nach der Pause zeigte die Singgemeinschaft Schleidener Tal unter Wolfgang Gerhards, der GV Harmonie Holzmülheim unter Peter Baltes, die drei schon erwähnten Ströder-Chöre, der MGV 1853 Gemünd unter Werner Harzheim, der GV Ramscheid unter Michael Pützer und der MGV Eintracht Hellenthal unter Paul Pützer ihr Können. Die Frische der Frauenstimmen und der recht gute Tenor des relativ kleinen Ramscheider Chores fielen: auf.

•Kammerchor Schleiden absoluter Höhepunkt

Absoluter Höhepunkt war der Auftritt des Kammerchores Schleiden. Obwohl die musikalische Struktur des Abendliedes von Joseph Rheinberger eigentlich einen größeren Chor verlangt, überzeugte der Kammerchor durch Klangfülle, Durchsichtigkeit und Dynamik. Das letzte Wort hatte an diesem gelungenen Abend, an dem die Zuhörer und die beteiligten Chöre eine große Familie bildeten, der Gutachter. Er lobte in launiger Art die große Beteiligung, die gute Organisation durch den Kreischorleiter; Heinz Ströder, das gepflegte Bild; das die Chöre in ihrer einheitlichen‘ Kleidung boten, und bemängelte die zu ernsten Gesichter der Akteure und die auf einen Stil zugeschnittene Liedauswahl. So hörte man manche Lieder doppelt, der Jagdlieder gab es sieben an der Zahl. Daß Hans Josef Lövenich den richtigen Ton; traf, bewies der Beifall, den auch seine kritischen Äußerungen hervorriefen.. hac

Kölner Stadt-Anzeiger:

„Sie stehen da, als ob sie hingerichtet würden“

15 Chöre aus dem Sängerkreis Schleiden stellten sich in der Blankenheimer Schulaula dem kritischen Auge des Gutachters

Blankenheim — „Sie singen die lustigsten Lieder und stehen auf der Bühne, als würden sie hingerichtet.“ Gutachter Hans Josef Lövenich war am Samstag mit den Chören, die am Gutachtersingen des Sängerkreises Schleiden teilnahmen, nicht restlos zufrieden.

Insgesamt 15 Chöre, vom Mädchen- über den Frauen- bis hin zum Männerchor, waren am Samstag in die Aula des Schulzentrums „Auf dem Finkenberg“ gekommen. Im einzelnen waren es folgende Chöre: Männerchor Dahlem, Männer-Gesang-Verein 1853 Gemünd, Gemischter Chor Hausen, Chorgemeinschaft „Eifelperle“ Heimbach, Frauenchor Heimbach, Männer-Gesang-Verein „Eintracht“ Hellenthal, Gesangverein „Harmonie“ Holzmühlheim, Männer-Gesang-Verein 1863 Mechernich, Gesangverein Ramscheid, Männer-Gesang-Verein „Liederkranz“ Ripsdorf 1910,

Kammerchor Schleiden, Singgemeinschaft „Schleidener Tal“, Männer-Gesang-Verein Vussem sowie Mädchenchor Zingsheim und Männer-Gesang-Verein „Eintracht“ Zingsheim.

Dieses zweite Gutachtersingen des Sängerkreises Schleiden fand fast auf den Tag genau 20 Jahre nach dem ersten Gemeinschaftssingen statt. Zum ersten Male trafen sich die Sänger am 28. November 1971 ebenfalls im Blankenheimer Schulzentrum. Gutachtersingen haben den Zweck, Chören durch einen bestellten Gutachter Auskunft über ihren Leistungsstand zu geben. Der in Blankenheim anwesende Gutachter Lövenich aus Düren, selbst Mitglied des Musiksausschusses des Sängerbundes Nordrhein-Westfalen, fertigte für jeden Chor während der jeweils vorzutragenden zwei Lieder ein Gutachten an, das den Chor-Dirigenten nach dem Gemeinschaftskonzert ausgehändigt wurde.

An die „Adresse aller Chöre“ richtete sich Lövenich mit einer kurzen Rede. Er lobte, die gut organisierte Veranstaltung und bat um Verständnis, nicht ins Detail gehen zu können. Er prangerte aber neben dem oben erwähnten „Hingerichtetwerden“ an, daß die Chorleiter oftmals bereits ihre Sänger „sortierten“, bevor überhaupt alle auf der Bühne stünden. Dies seien die wichtigsten äußerlichen Dinge, die es abzustellen gelte. Ebenso warb er dafür, „auch mal Lieder auswendig zu singen“. Jeder Chor könne doch wenigstens zwei Lieder ohne Notenblatt singen, fand Lövenich, dem es nebenher negativ auffiel, daß fast die Hälfte aller Chöre ein Jägerlied vortrug.

Trotz dieser verbesserungswürdigen Punkte schätzte Lövenich das Potential der Eifeler Chöre als grundsätzlich positiv ein. (gz)

Hans Josef Lövenich aus Düren war als Gutachter bestellt
Insgesamt 15 Chöre aus dem Eifelland nahmen am Gutachtersingen in der Aula des Blankenheimer Schulzentrums „Auf dem Finkenberg“ teil. (Bilder: Günter Zumbe)

Der MGV 1892 Vussem mußte, wie schon so oft, als erster Chor die Bühne betreten. Mit den Liedern „Kling auf mein Lied“ von Bernhard Weber und „Das Ringlein“ von Wilhelm Nagel stellten wir uns dem Wertungsrichter. Da die Lieder mit unserem „neuen“ Chorleiter Heinz Sistig sehr sorgfältig einstudiert worden waren, gingen wir sehr mutig und selbstbewußt ans Werk und brachten die beiden Chorwerke diszipliniert zu Gehör. Als Lohn erhielten wir begeisterten Applaus, gute Noten und anerkennende Worte des Gutachters. Unser Dirigent wurde als „junger, dynamischer Chorleiter“ eingestuft.

Sonntag, 1. Dezember 1991

1. Weihnachtsmarkt am Heim St. Michael in Breitenbenden.

Am 1. Adventssonntag fand auf dem Freigelände des St.-Michael-Heimes in Breitenbenden zum 1. Mal ein Weihnachtsmarkt statt. Der „Wochenspiegel“ berichtete darüber:

SCHLEIDENER WOCHENSPIEGEL

Weihnachtsmarkt lockte Tausende von Besuchern

Bunt herausstaffierte Verkaufsbuden, Glühwein, Gebäckdüfte und ein malerischer Leierkastenmann hüllten den Weihnachtsmarkt an St. Michael in Breitenbenden am Sonntag in eine heimelige Atmosphäre und zauberte so etwas wie richtige Adventsstimmung auf den Hof des Wohn- und Pflegeheims für psychisch kranke Erwachsene.

Ein großes Kinderkarussell, Nikolaus und »leibhaftige« kleine Engel waren die Attraktion für die jüngsten Besucher. Von 10 bis 20 Uhr herrschte hier ein dichter Andrang an den Auslagen, Getränkebuden und Cafeteria. Chor und Musikverein Vussem sangen und spielten Weihnachtslieder.

Monatelang hatten die kranken Bewohner der Wohnheime von Heinz Sanden, der noch zwei weitere Einrichtungen in Pesch und Vussem betreibt, zusammen mit ihren Therapeuten an den Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt gearbeitet. Alle Artikel, die verkauft wurden hatten sie selbst hergestellt.

Advents- und Türkränze, Modeschmuck, bemalte Weihnachtskugeln, Bauernmalerei, Trockengestecke und Holzarbeiten fanden bereits kurz nach der Eröffnung reißenden Absatz. »Wir sind von dem Andrang regelrecht überrollt worden«, freute sich Heinz Sanden, der nachdem klar war, daß die Stadt Mechernich keinen eigenen Weihnachtsmarkt veranstalten würde, selbst die Initiative ergriff. Der Gewerbeverein Mechernich stellte dem Wohnheim die Bretterbuden gegen einen geringen Unkostenbeitrag zur Verfügung. Der Reinerlös der Veranstaltung soll Sanden zufolge dem eigens dafür gegründeten Verein »Wohnen-Arbeiten-Freizeit« zufließen. Für eine große Tombola hatten Mechernicher Geschäftsleute über 300 großzügige Sachspenden bereitgestellt, darunter ein Mountainbike und ein Kofferset aus Schweinsleder. Angesichts des großen Erfolges will Heinz Sanden im nächsten Jahr wieder zusammen mit den Heimbewohnern und dem Pflegepersonal einen Weihnachtsmarkt veranstalten.. -za.-

Der Leierkastenmann und seine Partnerin in historischen Kostümen verliehen dem Markt eine nostalgische Atmosphäre.
Nikolaus und Engel verkauften Lose für die große Tombola  

Samstag, 7. Dezember 1991
Altentag in Vussem.

Sonntag, 8. Dezember 1991
Altentag und Nikolausfeier für die Kinder in Kallmuth.

Samstag, 14. Dezember 1991
Weihnachtsfeier im Pflegeheim Sanden in Vussem.

Sonntag, 15. Dezember 1991
Altentag in Breitenbenden.

Freitag, 20. Dezember 1991
Silberhochzeit unseres Sangesbruders Norbert Wieder in Vussem.

Unser Sbr. Norbert hatte auch die Sänger des MGV zu sich nach Hause eingeladen und überraschte somit seine Frau Rita. Nach gelungenen Liedvorträgen floss Wein und Bier, und das kalte Buffet schloss den Kreis kulinarischer Genüsse. Glück und Freude strahlte aus den Gesichtern des Silberpaares, und wir freuten uns, diesen Tag mit ihnen glücklich und zufrieden erleben zu dürfen. Auch hier steht die Wiederkehr zur Goldenen Hochzeit an erster Stelle ihrer Wunschliste.

(aus dem Tätigkeitsbericht des Vorstandes, verfasst von Schriftführer Klaus Reddig).

Montag, 30. Dezember 1991
Jahresabschlussfeier für die aktiven Mitglieder des MGV.

Zu dieser Feier hatte der Vorstand geladen. Bei Bier vom Fass und Gulasch ließ man das alte Jahr Revue passieren. Der Vorsitzende lobte und tadelte die Sangesbrüder, er ehrte einige von ihnen aber auch. Die von ihm erstellte Tombola bescherte allen nur Gewinne. Auch Bilddokumentationen unter dem Motto „Der MGV überall dabei“ ließen für einige Stunden den Stress vergessen.

Chorleiter Heinz Sistig dankte dem Chor für Vertrauen und Engagement und sieht unserer Zukunft zuversichtlich entgegen. Er appellierte an das Für- und Miteinander, denn nur so lassen sich die gesteckten Ziele verwirklichen

gez. Michael Wielspütz im Januar 2001

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