Freitag, 21. Januar 1994
Jahresabschlussfeier
Aus terminlichen Gründen musste die Jahresabschlussfeier, die normalerweise zwischen Weihnachten und Neujahr stattfindet, im neuen Jahr abgehalten werden. Um 19.00 Uhr konnte der Vorsitzende immerhin 20 von 27 Sängern in der ehemaligen Volksschule begrüßen. Er gab bekannt, daß der Chor an 18 Veranstaltungen teilgenommen hat. Drei Sänger, es waren Peter Dreesen, Anno Hein und Michael Wielspütz, hatten alle 35 Proben (einschl. Satzproben) besucht. Als kleine Anerkennung erhielten sie eine Flasche Sekt bzw. Schnaps geschenkt. Der Vorsitzende bedankte sich beim Chorleiter und den Sängern für die geleistete Arbeit im vergangenen Jahr.
Weil Sbr. Bernd Wenderdel am Vortag Geburtstag hatte, sang ihm der Chor zur Ehre den „Deutschen Sängergruß“ und „Was der Tau den Fluren ist“. Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Es gab Schnitzel mit Kartoffelsalat, welcher reichlich garniert war und vortrefflich mundete. Das Essen war gespendet worden von der Fam. Sanden. Dazu gab es Bier vom Fass.
Sbr. Bernhard Mießeler wusste mit seinem Beitrag die Sänger zu begeistern, als es darum ging, daß jemand versuchte, seine Notdurft an seinem Gartenzaun zu verrichten. Sbr. Michael Wielspütz berichtete über seinen ersten Kirchenbesuch, und er hatte mit diesem Vortrag die Lacher auf seiner Seite.
Schade, daß das Bier gegen 24.00 Uhr zur Neige ging. Deshalb musste der gemütliche Abend zwangsläufig und abrupt beendet werden, sehr zum Leidwesen einiger unentwegter Sänger, die anschließend noch in die „Schneidmühle“ einkehrten.
Samstag, 29. Januar 1994
19.00 Uhr Abendmesse für lebende und verstorbene Mitglieder des MGV
Anschließend Jahreshauptversammlung
Die schon zur Tradition gewordene Messfeier vor der J.H.V. zum Gedenken aller lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV, wurde auch diesmal wieder mit einigen Liedvorträgen in folgender Aufstellung bereichert:
Selig sind, die Verfolgung leiden,
aus der Oper „Der Evangelimann“ v. Wilhelm Kienzel (ein österr. Komponist, Dirigent u. Musikschriftsteller, der von 1857 – 1941 lebte. Nachhaltige Erfolge hatten seine volkstümlichen Opern „Der Evangelimann“ (1895) und „Der Kuhreigen“ (1911). „Der Evangelimann“ wurde vom Chor am Anfang sehr gemächlich und beim Sustenuto getragen, beim Dolce sanft und am Schluss wieder etwas langsamer werdend, vorgetragen.
Dir singen wir,
ein altrussischer Kirchengesang von Quirin Rische, der feierlich den Zuhörern mit Orgelbegleitung (Anno Hein) vom Chor zu Gehör gebracht wurde.
Dank am Abend,
Text: Ludwig Mohrbacher nach der Melodie „Am kühlenden Morgen“ v. Robert Pracht. Dieses Lied wurde erstmals mit neuem Text andächtig, getragen, breit und kraftvoll, am Schluß langsamer werdend zu Gehör gebracht.
Sancta Maria,
v. Johannes Schweitzer 1831 – 1882.
Als Erstaufführung gelangte dieses Werk mäßig bewegt, gefühlvoll, piano an- und abschwellend zum Vortrag.
Pastor Sobieszczyk, der die Messfeier zelebrierte, bedankte sich am Schluss des Gottesdienstes bei den Sängern für die schönen Liedvorträge. In seiner Predigt hatte er daraufhin gewiesen, daß es leider Gottes heute noch sehr viele Menschen gibt, die an Verfolgung leiden, besonders die Menschen im ehemaligen Jugoslawien.
Es ist noch zu erwähnen, daß unser unvergessener, langjähriger Chorleiter Josef Luxen vor 10 Jahren durch den plötzlichen Tod aus unserer Mitte gerissen wurde. In der Jahresmesse wurde mit Gebeten seiner gedacht und alte Erinnerungen kamen wieder zum Vorschein.
Jahreshauptversammlung:
Nahezu alle Sänger (nur einer fehlte) konnte der Vorsitzende gegen 20.15 Uhr in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ bei der Eröffnung der J.H.V. begrüßen. Sogar vier inaktive Mitglieder waren der schriftlichen Einladung gefolgt. Es waren Margarete Sistig, Hanna Hoffmann, Helmut Fischer und der ehemalige Gastwirt aus dem „Margaretenhof“ Vussem, Werner Anklam.
Zur Totenehrung erhob man sich von den Plätzen und gedachte insbesondere des im letzten Jahr verstorbenen Mitgliedes Bärbel Wielspütz. Erfreulicherweise konnten drei neue Mitglieder in unsere Chorgemeinschaft aufgenommen werden. Es sind dies Bernhard Hoffmann (2. Baß), Philipp Fünfzig und Friedhelm Breuer (beide 2. Tenor).
Wieder einmal verzeichnete der Vorsitzende ein für den Chor erfolgreiches Jahr. Er bedankte sich dafür bei den Sängern und dem Chorleiter, der maßgeblich an diesem Erfolg mitgewirkt hat. Da Sbr. Michael Wielspütz heute Geburtstag hatte, wurde ihm zu Ehren der „Deutsche Sängergruß“ gesungen. Für die Spenden von Heinz Sanden jun., Wolfgang Gumeny und Peter Dederich, die zur Finanzierung der neu angeschafften Jacken beigetragen haben, bedankte sich der Vorsitzende noch einmal herzlich. Großes Lob erhielten die Sänger vom Chorleiter für den gelungenen Vortrag der Choräle in der Abendmesse. In seinen Ausführungen äußerte der Dirigent jedoch die Bitte, zu den Proben pünktlicher und zahlreicher zu erscheinen, dabei intensiv und konzentriert mitzuarbeiten, dann würden wir die künftigen Aufgaben gemeinsam zur Zufriedenheit aller bewältigen.
Der erste Schriftführer gab nun in seinem Tätigkeitsbericht rückblickend die Daten der Veranstaltungen bekannt an der der Chor mitgewirkt hatte. Die Niederschrift von der letzten J.H.V. war wieder vom zweiten Schriftführer Winfried Kreuser abgefasst und vorgelesen worden.
Der Chronist erklärte nun, daß, laut des Inhaltsverzeichnisses der Chronik vom abgelaufenen Geschäftsjahr, 23 Veranstaltungen und Feste aufgezeichnet wären, an denen der Chor teilgenommen hätte, wobei die Maifeier und der Volkstrauertag in Vussem und Breitenbenden je eine Position beinhalte. Anschließend las er einige wahre Begebenheiten zur Gaudi der Versammlungsteilnehmer vor. Die ganzen Aufzeichnungen vom verflossenen Jahr kann man in der von Sbr. Bernd Wenderdel neu erstellten Sängerzeitung „Metronom“ nachlesen, wo auch der Chorleiter in einem Rückblick auf seine 2 1/2 jährige Chorleitertätigkeit mit Ausblick auf das Jahr 1994 aufmerksam macht (Anm. d, Red.: Die Zeitschrift „Metronom“ hat Bernd Wenderdel separat ausgedruckt. Der erwähnte Rück- bzw. Ausblick ist hier noch einmal weiter unten zu finden.).
Im Namen der Kassenprüfer bescheinigte Josef Reinartz dem Kassierer eine einwandfreie Buchführung. Nachdem der Vorstand auf Grund seiner erfolgreichen Arbeit entlastet worden war, wählten die Anwesenden drei Beamte: Bernhard Mießeler, Arnold Mies und Norbert Wieder zu neuen Kassenprüfern. Durch Anheben der rechten Hand taten sie kund, daß sie mit der Wahl einverstanden waren. Gemeinsam erklärten sie aber, daß das Emporheben der Hand sehr anstrengend sei, und man habe nicht gewusst, daß der heutige Abend in ungewohnte Arbeit ausarten würde.
Beabsichtigte Maßnahmen bzw. Termine im 102. Vereinsjahr wurden nun vom Vorsitzenden veröffentlicht. Diese sind:
Sa. | 16.04.94 | Volksschülertreffen | ||
Sa. | 11.06.94 | Grillfest (das durch eine Wette zwischen M. Vogelsberg und F. Pütz finanziert wird). | ||
Do. | 16.06.94 20:00 Uhr | Kurkonzert in Gemünd | ||
So. | 10.07.94 16:00 Uhr | Kurkonzert in Gemünd; Datum für Kurkonzert in Heimbach steht noch nicht fest. | ||
Sa. | 3.12.94 | Adventskonzert in Vussem |
Nachdem der Kassenwart zähneknirschend eine Runde spendiert hatte, sang man ihm als Dank einen Trinkspruch mit dem Titel „Seht Ihr des Bieres hellen Schein, vor Mitternacht geh’n wir nicht heim“. So konnte der Präsident gegen 21.45 Uhr eine fröhliche J.H.V. schließen.
Rückblick auf 2 1/2 Jahre Chorleitertätigkeit und Ausblick auf das Jahr 1994, von Heinz Sistig.
Im April des Jahres 1991 – zu einer Zeit, in der eben erst die Vorbereitungen auf das ein Jahr später stattfindende 100jährige Vereinsjubiläum begannen – stand der MGV Vussem wieder einmal vor dem Problem, keinen Chorleiter zu haben. So, wie es in den Monaten zuvor des Öfteren angeklungen war, wurde ich nun offiziell vom Vereinsvorstand gefragt, ob ich bereit sei, den Verein musikalisch zu leiten. Nachdem ich mich lange gegen die Übernahme dieser Verantwortung gewehrt hatte, da ich mich einer solchen Aufgabe nicht gewachsen fühlte, ging es jetzt ganz eindeutig darum, den Verein „am Leben zu erhalten“ und nicht das 100jährige Jubiläum ausfallen zu lassen. Also sagte ich dem Vorstand, daß ich es versuchen wolle und erhielt die Zusicherung, daß die Sänger mich tatkräftig unterstützen und engagiert mitarbeiten würden.
Es folgte ein Jahr der intensiven Vorbereitung auf das bevorstehende Fest, für das ein umfangreiches Programm zu erarbeiten war. Wenn auch die Zeit nur knapp war, so wollten wir doch den Gästen ein gutes und ansprechendes Musik- und Gesangsprogramm bieten. Hinzu kamen noch eine ganze Reihe von Auftritten zu den unterschiedlichsten Anlässen während des Jahres 1991, für die zusätzlich geprobt werden musste.
Während der Vorstand sich intensiv um die Vorbereitung und Organisation des Festes kümmerte, war es meine Aufgabe in erster Linie, das musikalische Programm zu erarbeiten und Gastmusiker zu verpflichten. Rückblickend kann ich sagen, daß die Mühe und der Einsatz jedes einzelnen sich gelohnt haben, denn es wurde ein sehr schönes Fest. Wenn uns der eine oder andere kleine Schnitzer unterlief, so ist das, so denke ich, akzeptabel, da
a) mit einem neuen, nicht geschulten Chorleiter ein solches Programm zu absolvieren, die Nerven der Aktiven sicherlich mehr belastet, als wenn ein erfahrener Dirigent die Sache leitet;
b) die Programmauswahl ein für unsere Verhältnisse schon recht hohes Niveau hatte, bei einer relativ kurzen Vorbereitungszeit;
c) die äußeren Umstände am Konzertabend zusätzlich die Psyche belasteten (Unwetter, Wolkenbruch, Feuerwehreinsatz genau im Zeitpunkt des Konzertbeginns).
Denkwürdig war für mich nur, daß Schwächen in erster Linie bei einigen als einfach zu bezeichnenden Gesangvorträgen auftraten (Seemannslieder), während die schwierigeren Stücke insgesamt besser klappten.
In den auf das Fest folgenden Monaten warteten neue Aufgaben auf uns, so z.B. ein Kurkonzert im Kurpark Heimbach, ein Festkommers und diverse Ständchen und kleinere Auftritte. Außerdem unternahmen wir eine mehrtägige Reise nach Steinegg in Südtirol, die allen Mitgereisten sehr gut gefallen hat und das „Wir-Gefühl“ im Chor gestärkt hat.
Fazit: Das Jahr 1992 war nach meiner Meinung ein erfolgreiches Jahr, das alle Mühen, die Vorstand und Sänger auf sich genommen haben, wert gewesen ist.
Auch in 1993, dem 101. Jahr der Vereinsgeschichte, warteten umfangreiche Aufgaben auf Sänger und Chorleiter, da wir zu vielerlei Veranstaltungen die Einladung erhielten, singend daran teilzunehmen. Es bestand also keinerlei Anlaß, was Probenarbeit und Engagement betraf, auf die Bremse zu treten. Schon früh zu Beginn des Jahres stand eine größere Anzahl von Terminen fest, die sich übers Jahr verteilten und bis in den Herbst hinein reichten. Beispiele: Festkommers Karnevalsverein Breitenbenden (Januar), Gesang im Gottesdienst (Februar), Liederabend in Ellenz/Mosel (April), Sommerfest im Missionshaus Vussem (Juni), Festkommers und Freundschaftssingen in Pesch sowie Freundschaftssingen in Gemünd (September), Freundschaftssingen in Kall (Oktober), Gutachtersingen in Gemünd (November). Leider musste ich die Erfahrung machen, daß so allmählich bei einigen Sängern die Einsatzbereitschaft für den Verein zwar nicht schwand, jedoch merklich nachließ, sowohl was Probenbesuch als auch Auftritte anging.
Wir waren zwar – bis auf eine Ausnahme, wo die Probe „mangels Masse“ ausfallen musste – immer in der Lage, zu proben oder aufzutreten, doch relativ schwach besetzte Proben führten dazu, daß die Einstudierung eines neuen Gesangstückes oder die Auffrischung älterer Literatur, die den in jüngerer Zeit hinzugekommenen Sängern auch neu war, zu viel Zeit in Anspruch nahm, und wir deshalb nicht so recht voran kamen. Bei einigen Auftritten war mir dann auch vor dem Erfolg bange, wenn ich kurzfristig erfahren musste, wer alles nicht dabei sein würde; und ich muss leider sagen, daß das Freundschaftssingen in Kall, wo drei Lieder zum Vortrag kamen, ganz und gar nicht zu meiner Zufriedenheit ausgefallen ist. Ein Auftritt muss nicht erst „in die Hose gehen“, d.h., daß ein Lied total danebengeht und vielleicht sogar abgebrochen werden muss (was bei uns nicht der Fall war), um Publikum, Sänger und Chorleiter zu enttäuschen. Auch ein Vortrag, den man zwar über die Runden bringt, der aber mehr schlecht als recht absolviert wird, kann nicht unser Ziel sein; ist zumindest nicht das, was ich mir unter guter Chorarbeit vorstelle.
Vereinzelt wurde mir von Sängern vorgeschlagen, zu diesem Thema einmal ein paar deutliche Worte zu sagen. Dies möchte ich jedoch aus mehreren Gründen nicht tun. Zum einen vergesse ich nicht, daß für jeden einzelnen im Chor die Mitwirkung eine Form der Freizeitgestaltung ist, also nicht die Hauptaufgabe sein kann. Jeder muss für sich persönlich entscheiden, wieviel Zeit er hierfür aufzuwenden bereit ist. Daß die „Brechstangenmethode“ eines Chorleiters letztendlich dem gesamten Chor schadet und die – bei uns zum Glück wieder vorhandene – Harmonie als Voraussetzung für erfolgreiches Singen stört, habe ich in langen Jahren als Sänger gelernt. Es ist mir auch klar, daß ein großer Teil der Sänger weitere Verpflichtungen in anderen Vereinen hat, wie es im kulturellen Leben eines kleinen Ortes nun mal nicht anders geht. Ich habe Verständnis dafür. Unser Nachteil gegenüber größeren Chören mit mehr als 30 bis 40 Sängern ist, daß die Untergrenze der Sängerzahl sehr schnell erreicht ist, bei der man nicht mehr auftreten oder in Proben sinnvoll arbeiten kann. Ich kann nur appellieren, wenigstens nicht aus reiner Bequemlichkeit den Proben und Auftritten fernzubleiben.
Die Aufgabe, die ich mir deshalb stelle, ist die, für jeden einzelnen das Mitwirken im Chor interessant zu gestalten und so eine mangelhafte Beteiligung wegen fehlender Motivation oder Unlust zu vermeiden. Ich meine damit nicht nur Auftritte, sondern in gleichem Maße auch die Proben. Vielleicht gelingt mir das nicht so recht, weil ich kein Mann vom Fach bin und die Sache nicht so gestalte, daß ein jeder mit Begeisterung dabei ist. Anregungen aus dem Kreis der Mitglieder, was ich in dieser Hinsicht besser oder anders machen sollte, sind durchaus angebracht.
Eine Lehre, die ich aus dem diesjährigen Wertungssingen gezogen habe, ist die, nicht unbedingt mit sehr anspruchsvoller Chorliteratur in die Öffentlichkeit zu gehen, in die wir sehr viel Zeit investieren müssen und damit doch nur mäßigen Erfolg haben, sondern eher leichtere Chorwerke zu singen, die dann aber um so besser vorgebracht werden und dem Geschmack des jeweiligen Publikums (und auch der Sänger!) mehr entsprechen. Unter diesem Leitgedanken plane ich das musikalische Programm für 1994.
Wie in der letzten Vorstandssitzung besprochen wurde, ist für das kommende Jahr vorgesehen, neben Auftritten außerhalb unseres Ortes – ein oder mehrere Kurkonzert(e) – und den alljährlich wiederkehrenden Auftritten (Ständchen etc.) ein Konzert in der Vorweihnachtszeit in Vussem zu veranstalten, das mit weihnachtlichem Gesang enden soll, jedoch auch zum großen Teil andere Literatur im Programm hat . Es ist mein Wunsch, eine größere Anzahl neuer Stücke, die mir zum Teil schon konkret vorschweben, schon ab Beginn des Jahres einzustudieren, so daß wir nicht in Zeitnot kommen. Sicher ist es dabei sinnvoll und auch im Interesse der Sänger, verstärkt Satzproben durchzuführen, um „Leerlaufzeiten“ für die einzelnen Stimmen während der Tutti-Proben auf ein Minimum zu reduzieren und ein intensiveres Einstudieren zu ermöglichen.
Für die Probenarbeit im allgemeinen wünsche ich mir, daß die Konzentration auf den Gesang stärker ist als in der jüngeren Vergangenheit und ich weniger „gegen die Wand“ rede. Wenn ich zu den Stücken oder einzelnen Passagen meine Vorstellungen äußere, sollten diese nicht ungehört oder unbeachtet bleiben, sondern auch von den Sängern in die Tat umgesetzt werden. An anderer Stelle habe ich zwar schon meine fehlende gesangliche Ausbildung erwähnt; doch ich bin nun einmal von den Mitgliedern zum Chorleiter berufen worden und möchte deshalb meine Aufgabe so gut wie möglich erfüllen. Das setzt voraus, daß die Gestaltung der Stücke nach meinen Vorstellungen erfolgt, denn viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Und nur dazusitzen und so vor sich hin zu singen, ohne ein Stück zu verstehen oder seinen Charakter zum Ausdruck bringen zu wollen, ist nicht Sinn des Gesanges und führt nicht zum gewünschten Erfolg.
Zum Schluß möchte ich deshalb die Bitte äußern, zu den Proben pünktlich zu erscheinen und zwei Stunden lang intensiv und konzentriert mitzuarbeiten, dann werden wir die kommenden Aufgaben zur Zufriedenheit aller bewältigen und durch gute Leistungen vielleicht den einen oder anderen jüngeren Menschen zum Mitmachen veranlassen. Und daß Nachwuchs für unseren Verein sehr wichtig und dringen erforderlich ist, dürfte wohl jedem einzelnen bewußt sein.
In diesem Sinne und voller Zuversicht wünsche ich uns allen ein erfolgreiches Jahr 1994, und daß an seinem Ende jeder von uns bei bester Gesundheit in unserem kleinen, aber feinen Chor dabei ist.
Dienstag, 8. Februar 1994
Geburtstagsfeier von Helmut Fischer (70 Jahre).
Aus gegebenem Anlaß hatte der Jubilar Helmut Fischer es sich nicht nehmen lassen, die Sänger des MGV nachträglich zu seinem 70. Geburtstag in den Probenraum der ehemaligen Volksschule zu einem Umtrunk mit „Hämmchenessen“ einzuladen. Der Jubilar wurde am 20.01.1924 in Siegburg geboren.
Zunächst aber möchte ich nach einem Informationsgespräch (Interview), das ich mit dem Geburtstagskind geführt habe, einen kleinen Ausschnitt aus seinem bewegten Lebenslauf wiedergeben, denn ein langer Irrweg führte Helmut schließlich und endlich nach Vussem.
Biographie Helmut Fischer:
Im Januar 1945 suchte, zusätzlich neben den schon einquartierten Soldaten, eine von St. Vith herkommende und von der Ardennenoffensive zurück flüchtende Fallschirmjägereinheit Unterkunft im Dorf. Darunter war auch Helmut Fischer, der bei der Familie Theodor Herrmanns in der Mühlengasse (jetzt Keilbergweg) Quartier beziehen wollte. Hier lernte er u. a. die ältere Tochter des Hauses, Klara, seine spätere Ehefrau, kennen, die aber zunächst nichts von ihm wissen wollte. Sie sagte: „Er habe hier nichts zu befehlen, er solle weiterziehen und sich eine andere Herberge suchen“. Aber Helmut, der gerade 21 Jahre alt geworden war, blieb hartnäckig und zog ein, denn die schwarzhaarige Klara hatte es ihm angetan. Mit dem Hausherrn und späterem Schwiegervater verstand er sich auf Anhieb. Aber bis zur Hochzeit sollte es noch vier Jahre dauern. Helmut musste mit seiner Einheit weiterziehen, weil die Westfront immer näher rückte. Beim Abschied sagte er: „Mädchen, ich komme wieder.“ Das war 3 Monate vor der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht.
Zur Erinnerung: Die erfolglose Ardennenoffensive führte der Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber West, General Rundstedt, deshalb auch Rundstedt-Offensive genannt. Wenige Wochen später geriet Helmut in amerikanische Kriegsgefangenschaft und kam in eines der berüchtigsten Gefangenenlager bei Andernach. Von der sogenannten „Hungerwiese“ gelangte er in französische Gefangenschaft. Hier lernte er mehrere Lager in der Bretagne von innen und außen kennen. Zum Schluss seiner Odyssee wurde er in Brest einer Bauernfamilie zugeteilt und in der Landwirtschaft beschäftigt.
Am 6. März 1945 erhielt Vussem starken Artilleriebeschuss. Viele Häuser wurden beschädigt. Nach dem Beschuss zogen die Amerikaner ein und nahmen Quartier. Im Kloster richteten sie die Kommandantur ein. Für Vussem war damit der Krieg zu Ende. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Deutsche Wehrmacht bedingungslos. Die gesamte Eifel unterstand der amerikanischen Militärverwaltung. Entsprechend den Beschlüssen der Konferenz von Jalta wurde Deutschland in vier Besatzungszonen eingeteilt. Das Gebiet der Nordeifel kam zur britischen Zone. Im Juni 1945 hielten die neuen Machthaber ihren Einzug. Für Vussem war die Kommandantur in Mechernich. Als Hauptaufgabe galt es zunächst die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Die Ausgangsbeschränkungen wurden eingeführt. Für Helmut war der Krieg noch lange nicht zu Ende. Gut 3 Jahre sollte es noch dauern, bis er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde.
Wenige Tage nach seiner Entlassung am 2. Oktober 1948 kam der ehemalige Quartiernehmer wieder nach Vussem zurück, und die Wiedersehensfreude war sehr groß. Er hatte somit Wort gehalten. Bereits 1949 heiratete er seine Klara, die ihm nach und nach vier Kinder schenkte. Die Kenntnisse, die er sich in der Gefangenschaft erworben hatte, konnte er nun umsetzen, da er in der Ackerschaft seiner Schwiegereltern tätig wurde. Mit dem legendären Ochsen „Winnes“ bearbeitete er die Felder. Weil es ihm aber nicht schnell genug ging, denn „Winnes“ konnte sehr stur sein, spannte er seinen VW vor die landwirtschaftlichen Geräte.
Ab 1950 baute er als Versicherungskaufmann eine Vertretung der „Allianz“ auf, die letztendlich in einer „General-Agentur“ gipfelte.
Schon im Januar 1952 trat er der Chorgemeinschaft des MGV bei. Dort sang er die 2. Tenorstimme. 1956 wurde er zum Schriftführer gewählt. Dieses Amt bekleidete er bis Ende des Jahres 1961. Dann zwang ihn sein Beruf, den er vorwiegend abends ausführen musste, die aktive Gesangstätigkeit aufzugeben. Er blieb aber dem MGV als inaktives und förderndes Mitglied bis zum heutigen Tag aufs engste verbunden. Bei der 100jährigen Gründungsfeier erhielt er für seine 40jährige Mitgliedschaft als Dank eine Urkunde überreicht.
Geburtstagsfeier:
Zum Auftakt der Geburtstagsfeier hatte der Chor dem Jubilar mit den Liedern
1. Deutscher Sängergruß,
2. Im Abendrot,
3. Das Elternhaus und
4. Dank am Abend,
sichtbar viel Freude bereitet.
Der Vorsitzende gratulierte mit einem Blumengebinde im Namen der Sänger. Das Geburtstagskind war sehr gerührt, als er sich für das Geschenk, die Glückwünsche und die schönen Liedvorträge bedankte. Nun wurden die leckeren Hämmchen mit Sauerkraut und Kartoffelpüree serviert, die Hans Klinkhammer organisiert hatte. Bald stellte sich heraus, daß die großen Portionen für manchen Sänger zu üppig waren. Mit kühlem Bier vom Fass wurde kräftig nachgespült.






Zur vorgerückten Stunde gab Sbr. Arnold Mies bei einer Diskussion folgenden ominösen Spruch zum Besten, den ich Euch nicht vorenthalten will: „Die voluminöse Expansion eines subterranen Agrarproduktes verhält sich reziprok zur intellektuellen Kapazität seiner Kultivatoren“. – Alles klar? -Ich habe versucht, ihn zu lösen: „Die inhaltlich große (voluminöse) Ausdehnung (Expansion) eines unterirdischen (subterranen) landwirtschaftlichen Erzeugnisses (Agrarproduktes) verhält sich umgekehrt (reziprok) zur verstandesmäßigen (intellektuellen) Leistungsfähigkeit (Kapazität) seiner Anbauer (Kultivatoren)“.
Anm. d. Red.: Auf deutsch: „Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln!“.
So gegen Mitternacht ging ein schöner Abend zu Ende, an den man sich noch lange erinnern wird.
Dienstag, 15. März 1994
Geburtstagsfeier vom Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen (66 Jahre) und Sbr. Norbert Wieder (49)
Einstand von Sbr. Friedhelm Breuer
Heute begann die Gesangsprobe bereits um 19.00 Uhr, damit noch genügend Zeit blieb, den Einstand von „Newman“ Friedhelm Breuer und den Geburtstag vom Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen, der am 03.03.94 66 Jahre alt geworden war, zu feiern.
Biographie von Peter Dreesen:
Das Geburtstagskind wurde im Jahre 1928 geboren, in jener Zeit, als Papst Pius XI. in Rom residierte, Generalfeldmarschall Paul Hindenburg Reichspräsident, Graf von Spee Landrat, Dr. Felix Gerhardus Bürgermeister von Mechernich, der Land- und Gastwirt Franz Schneider Gemeindevorsteher, Pater Lotter Rektor der Pfarrgemeinde und der Lehrer Julius Hody Dirigent beim MGV 1892 Vussem waren.
Seine Jugendzeit kann man alles andere als rosig bezeichnen. Sie war geprägt von Arbeitslosigkeit, Krieg und Armut. So mußte er vor und nach der Schule in der Landwirtschaft seiner Eltern mit anpacken. Da war es nicht verwunderlich, daß er manchmal vor Übermüdung in der Schule einschlief. Mit 15 Jahren wurde er zum Notdienst verpflichtet. Zunächst wurde er zum Schanzen nach Hollerath und Udenbreth beordert. Von hier gelangte er in den Hürtgenwald, fern der Heimat. Alsbald packte ihn das Heimweh so sehr, daß er mehrmals ausriß und sich versteckte. Aber immer wieder wurde er aufgegriffen, was seine Situation nur noch verschlimmerte. Am 2. Februar 1945 warfen feindliche Flugzeuge etwa 20 Bomben über Vussem ab, die Schäden an den Häusern, der Kirche und dem Kloster anrichteten. Ferner gab es Beschuß aus den Bordwaffen der Tiefflieger, wodurch eine Tote zu beklagen war. Peter Dreesen, der mit seinem Kameraden Matthias Klein vor seinem Elternhaus stand, erhielt leichte Beinverletzungen. Der Nachbarsjunge aber mußte mit einem lebensgefährlichem Lungensteckschuß in das Lazarett, das im Kloster eingerichtet war, eingeliefert werden. Zum Glück hatte Peter Dreesen dieselbe Blutgruppe wie sein schwerverletzter Kumpel. So rettete er ihm durch seine Blutspende das Leben.
Bei der hiesigen Maschinenfabrik Peter Girards erhielt er eine Lehrstelle als Dreher. Diesen Beruf übte er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1991 aus. Bei der Wiedereröffnung des MGV nach dem Kriege im Jahre 1950 trat er dem Chor bei. 1956 wurde er zum Vorsitzenden gewählt. Dieses Amt bekleidete er 33 Jahre lang. Am 06.02.1993 wurde er einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Lieber Peter!
Udo Jürgens hat einmal ein Lied komponiert und auch gesungen mit folgendem Text:
Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an.
Mit 66 Jahren, da hast Du Spaß daran.
Mit 66 Jahren, da bist Du voll im Schuss.
Mit 66 Jahren, da ist lange noch nicht Schluss!
Ich hoffe, daß das alles bei Dir zutrifft, und Du uns noch lange erhalten bleibst. Herzlichen Glückwunsch auch von dieser Stelle aus.

PROST PETER!
MIT DIR TRINK ICH AM LIEBSTEN!
Mit einem 20-Liter-Fäßchen Bier wartete der Ehrenvorsitzende auf, das im Laufe des Abends getrunken wurde. Zunächst aber hatten ein paar Sangesbrüder, darunter auch der Chronist, die Anfangszeit der vorverlegten Chorprobe total verschlafen bzw. vergessen. Sie waren fürbass erstaunt, als sie den Probenraum betraten, daß die Sänger schon konzentriert bei der Sache waren. So wurde bis 20.30 Uhr intensiv für die anstehenden Termine geprobt, um dann mit den Feierlichkeiten zu beginnen. Da Sbr. Norbert Wieder am 10.03.94 49 Jahre alt geworden war, wurde ihm im Nachhinein als Geburtstagsständchen der „Deutsche Sängergruß“ gesungen. Er bedankte sich dafür mit einer Flasche Weinbrand, die von den Sängern auf sein Wohl geleert wurde.
Zum Einstand hatte Friedhelm Breuer eine leckere Gulaschsuppe spendiert, die nun von Sbr. Hans Klinkhammer serviert wurde. Sbr. Friedhelm Breuer, der schon im Chor von Kalenberg gesungen hatte, also musikalisch vorbelastet ist, war 1976 schon einmal beim MGV vorstellig geworden. Wir wollen nun hoffen, daß er sich in unserer Chorgemeinschaft wohlfühlt, und zur Verstärkung des Chores beiträgt. Als Nachtisch gab es noch köstlichen Pudding. Um denselben entstand eine große Rangelei. Niemand wollte dem Ehrenvorsitzenden etwas abgeben. Dieser hatte aus Versehen keinen Puddingteller erhalten, deshalb bemächtigte er sich der noch halbvollen Schüssel und leerte diese genussvoll mit einem großen Löffel bis auf den Grund. Auch die restlichen Brötchen sackte er ein, um damit seine Pferde zu füttern. Die anderen Pferdebesitzer erblassten vor Neid, sie hatten das Nachsehen. Sbr. Hans Klinkhammer wollte dem Ehrenvorsitzenden nun auch noch die restliche Gulaschsuppe reichen. Aber da dieser schon fast aus allen Nähten platzte, lehnte er dankend ab.
Es wurde nun viel aus der Jugendzeit geplaudert. Erlebnisse aus der Hitlerjugend wurden wieder wach. Man erinnerte sich an die schmucke Uniform, die gerne getragen wurde, und auf die man sehr stolz war. Auch vom Pfadfindertum wurde berichtet. Bei diesen Erinnerungen fiel immer wieder der Name „Müffeljupp“. Ihm soll es jedes Mal gelungen sein, beim Zelten seine Eidgenossen zu vergraulen, weil er seine Blähungen nicht im Zaume halten konnte oder wollte. Fluchtartig verließ man das Zelt, um im Freien zu übernachten, sonst wäre man an Gasvergiftung umgekommen.
Auch wurde aus der Kindheit erzählt, als man zur 1. Hlg. Kommunion geladen war. Das war in der Tat in den Kriegsjahren für einige Sangesbrüder ein erbärmlicher Zustand, weil man nichts richtiges anzuziehen, geschweige denn genug zu essen hatte. So war es zu dieser Zeit allerorts üblich, daß auch die Jungen zur kurzen Hose, lange Strümpfe mit Strapsen trugen, die am sogenannten Leibchen befestigt wurden. Dabei blieben an den Oberschenkeln immer Stellen frei, die im Winter mit „Schrüngden“ (Hautirritationen) übersät waren. Ebenso die Hände, die nicht vor der Kälte geschützt waren, wiesen entzündete Risse auf, die sehr schmerzten. Auch das Schuhwerk ließ zu wünschen übrig. Sbr. Bernhard Mießeler konnte sich noch gut daran erinnern, daß er als Kind Schuhgröße 43 getragen hat. Die Füße wurden einfach noch zusätzlich zu den Strümpfen mit Fußlappen umwickelt und die Schuhe mit Papier ausgestopft. Aber zu seiner Kommunionfeier konnte er sich glücklich schätzen, einen neuen „Bleile“-Anzug zu besitzen. Die Hose wurde mehrmals umgeschlagen, weil sie viel zu lang war. Deshalb aber konnte er sie noch tragen, als er die Lehrstelle bei der Deutschen Bundesbahn antrat. Sbr. Fritz Pütz erhielt bei seiner Erstkommunion vorher noch Prügel, weil er seinen neuen Anzug beschmutzt hatte. Zusammengerechnet bekam er von den Festgästen 82,50 Reichsmark geschenkt, die er nach den Festlichkeiten wieder an die Eltern abgeben musste. Der Chronist wusste zu berichten, daß er zu seinem „schönsten Tag im Leben“, der zugleich auch einer der „Traurigsten“ war, 6 Eier von seiner Patin und von einer Tante 3 Salzheringe zu seinem Fest erhielt. Geschenke gab es keine, weil man einfach kein Geld dafür hatte. Man konnte froh sein, daß man in dieser furchtbaren Zeit überhaupt überlebte. Seine Kommunionsfeier fand zu einer außergewöhnlichen Jahreszeit statt. Es war Silvester, der 31.12.1944 (Ende dieses Jahres jährt sich dieses einmalige Ereignis zum 50. Male). Weil die Westfront immer näher rückte, legte der damalige Rektor, Pater Alfons Schmitz (unter seiner Regie entstand 1941 unsere Kirche), den Eltern, bzw. den Müttern, die Väter waren zum größten Teil im Krieg, nahe, ihre Kinder, die noch nicht einmal schreiben und lesen konnten, zum Tisch des Herrn gehen zu lassen. Wörtlich sagte er: „Man weiß nicht, was noch alles geschehen wird und was auf uns zukommt“. Zu diesem Zeitpunkt war Vater Alex (langjähriger Kassierer des MGV) bereits zwei Jahre in russischer Gefangenschaft, aus der er erst Ende Oktober 1946 in einem bedenklichen Zustand entlassen wurde.
Nun wechselte man das Thema, und die Zeit des „Meßdienens“ wurde erörtert. Bis heute ist es rätselhaft geblieben, warum sich die Vussemer und Breitenbendener Jugend bzw. Meßdiener nicht vertrugen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wurde grundlos aufeinander losgedroschen. Ja sogar mit Steinen, Pfeil und Bogen, Schleudern und Lanzen wurde gekämpft. Dabei entstand so manche Beule und Wunde. Die jeweiligen Pfarrer und Lehrer waren trotz Strafandrohung und Ermahnungen machtlos. Sogar auf dem Feybach, der zwischen Vussem und Breitenbenden teilweise künstlich aufgestaut war, entstanden regelrechte Schlachten. Dazu benutzte man Boote, die aus leeren Flugzeugtanks (Benzintanks) gebastelt waren. Diese Boote, die sehr begehrt waren, wurden sich gegenseitig abspenstig gemacht. Gott sei Dank hat sich dieser anormale Zustand zum Guten gewendet. Heute ist der MGV froh, daß er mittlerweile fünf treue Breitenbendener Sänger in seinen Reihen hat.
Bei diesen Schwänken und Erzählungen aus der Jugendzeit verrann der Abend wie im Fluge. Da auch das Bier zur Neige gegangen war, und niemand mehr für Nachschub sorgte, trat man vergnügt den Heimweg an.
Nachtrag:
Am anderen Tag, nach dem morgendlichen Toilettengang, brannte bei einigen Sangesbrüdern ganz schön die Rosette, weil sie zu viel von der scharf gewürzten Gulaschsuppe genossen hatten. Durch Sitzbäder mussten sie sich Linderung verschaffen.
Samstag, 16. April 1994
Volksschülertreffen


Der Heimat- und Geschichtsverein hatte die Schüler und Schülerinnen der Einschulungsjahrgänge 1932 bis 1967 zu einer großen Wiedersehensfeier eingeladen.
270 ehemalige Volksschüler hatten die Organisatoren angeschrieben. Anschließend begann in der festlich geschmückten Turnhalle der große Run auf das Kuchenbuffet. Probleme mit der Platzwahl gab es keine, weil die Verantwortlichen dieses Treffen generalstabsmäßig vorbereitet hatten. Auf den eingedeckten Tischen standen Platzhalter mit den Jahreszahlen der jeweiligen Einschulungsjahrgänge. Der MGV Vussem wartete nun mit drei Liedern auf:

1. Grüße an die Heimat
2. Ergo bibamus und
3. Wo’s Dörflein traut zu Ende geht,
die unter dem Dirigat von Chorleiter Heinz Sistig zum Vortrag gelangten. Da sich viele was zu erzählen hatten, war es beim Vortrag der Lieder sehr unruhig.
Zwischendurch hatte der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, Peter Dreesen, die Gäste begrüßt und willkommen geheißen. Gleichzeitig bedankte er sich bei den Organisatoren. Ohne sie hätte diese Großveranstaltung nicht stattfinden können. Der Heimatforscher Albert Velser erinnerte noch einmal daran, daß das Klassentreffen 1986 eine große Resonanz gefunden hatte, zu dem alle Entlassungsjahrgänge von 1946 – 1966 eingeladen waren. Dies wäre auch u. a. mit einer der Anlässe gewesen, die Teilnehmerjahrgänge zu vergrößern. Leider seien aber diejenigen nicht erschienen, die zuvor so große Töne gespuckt und Sprüche geklopft hätten. A. Velser hatte auch wieder alte Klassenfotos zusammengetragen, die an Stellwänden bewundert werden konnten.
Beim Kaffeeklatsch wurden die Ex-Schüler von der Flötengruppe „Feybach-Finken“ bestens unterhalten. Auch die Kinder leisteten zum Gelingen des Festes ihren Beitrag. Verkleidet als Oma und Opa tanzten sie auf der Bühne einen Reigen, der von Resel Feyen (geb. Hein) einstudiert worden war. Dazu trug jeder auf einem Pappschild einen Namen, der in der vergangenen Zeit „in“ war. So z. B. : Nieß, Trien, Dröck, Bärb, Draut, Uerschel usw. Auch ein Sketch wurde mit dem Vorsitzenden aufgeführt.

Alte Straßennamen wurden erwähnt, und die zur damaligen Zeit geläufigen Familiennamen gelangten wieder ins Bewusstsein zur Gaudi der Zuhörer, die da lauteten:
Hadewäs, Liesbädde, Döhse, Schmale, Scheffes, Dollefesse, Paulinze, Floße, Piefestöchel, Bennewitze, a Tillesch und so fort. Albert Hein brachte mit seinem Beitrag die alte Margaretenkapelle in Erinnerung, die oftmals vom Zerfall bedroht war, aber durch Geldspenden der Ortsbewohner immer wieder renoviert werden konnte. Dafür sorgten zum größten Teil die sogenannten „Kapelleköpp“. Marie-Sibill Weimbs (geb. Hein) bekam für ihren humorvollen Vortrag, in dem sie die Schulzeit von „früher“ und „heute“ verglich, viel Applaus. Hans Klinkhammers Film über vergangene „Seniorentage“ war der Höhepunkt des gemütlichen Abends. Hier floss verstohlen so manches Tränchen, als einige ihre verstorbenen Eltern, Geschwister, Verwandte oder Freunde wiedersahen. Beim anschließenden kalten Buffet, das Hans Klinkhammer wieder in hervorragender Weise organisiert hatte, wurde noch so manche Erinnerung aus der Schulzeit ausgetauscht. Hauptgegenstand der Gespräche waren Fragen nach der Familie und dem Beruf. Sie wurden ausführlich beantwortet. Einige hatten sich seit der Schulzeit nicht mehr gesehen. Zum Beispiel Christa Spänig (geb. Fuhrmann), deren Vater Betriebsleiter bei der Fa. P. Girards gewesen war, zog 1949 mit ihren Eltern und Geschwistern von Vussem fort. Seitdem hatte sie ihre Klassenkameraden nicht mehr gesehen. Dennoch konnte sie auf Anhieb (nach 45 Jahren) einige Mitschüler wiedererkennen. Sie wusste sogar noch, bei wem sie immer abgeschrieben hatte. Die Wiedersehensfreude war sehr groß, und deshalb beschloss man, das anstehende „Goldene Kommunionsfest“ am 31. Dezember 1994 gemeinsam zu feiern (Einschulungsjahrgang 1944).
Die Lokalpresse berichtete wie folgt:
Über 150 Ehemalige kamen nach Vussem

nmi Vussem. „Weißt du noch“, und schon waren die rund 150 ehemaligen Schüler, die sich am Samstag in der Turnhalle in Vussem versammelt hatten, mitten drin in den Erinnerungen an ihre Schulzeit. Damals, als es noch die Volksschule gab, als bis zu 60 Kinder in einem Raum vom gestrengen Dorfschullehrer im Rechnen, Schreiben und Lesen unterrichtet wurden.
„Alle acht Jahrgänge auf einmal“, erinnert sich Albert Velser, einer der Organisatoren des Ehemaligen-Treffs.
Bereits 1986 hatte der Heimat- und Geschichtsverein ein Treffen durchgeführt, zu dem alle Entlassjahrgänge von 1946 bis 1966 eingeladen worden waren. Die Aktion fand eine so großes Echo, daß die Organisatoren zusammen mit dem Vorsitzenden des Heimatvereins, Peter Dreesen, nochmals solch ein Treffen anlegten. 230 Einladungen wurden verschickt Über 150 ehemalige Volksschüler nahmen an den nach Einschulungsjahrgängen von 1932 bis 1967 unterteilten Tischen Platz.
Die verstorbenen drei Lehrer Spix, Schiffer und Thomae wurden von ihren Kindern vertreten. Die weiteste Anreise der 150 hatte Peter Kuck, der nun schon seit 20 Jahren bei einer Firma in Amerika seine Dollars verdient. Der Tag des großen Wiedersehens startete mit einer Messe. Anschließend setzte dann in der Vussemer Turnhalle der große Run auf das Kuchenbuffet ein, musikalisch vom Gesangverein und der Flötengruppe „Feytaler Finken“ untermalt. Auch wurden von ehemaligen Schülern einige Sketche auf der Bühne aufgeführt.
KöIner Stadt-Anzeiger – Nr. 89 – Montag, 18. April 1994 – ES 11
In der Vussemer Volksschule gemeinsam gepaukt
Geschichtsverein hatte zum Ehemaligentreffen eingeladen: 150 kamen
Der Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins zu dem klassenübergreifenden Ehemaligen-Treffen folgten rund 150 Vussemer Volksschüler.


Nach Jahrgängen geordnet nahmen die ehemelaigen Vussemer Schülerinnen und Schüler an den Tischen in der Turnhalle Platz (Bilder: Günter Zumbe)
Mechernich-Vussem – Sogenannte „Ehemaligentreflen“ stehen derzeit hoch im Kurs. Ob es die zehn- oder 25jährige Entlassung von der „Penne“ oder die schon 50 Jahre zurückliegende Einschulung ist – ein Grund zum Feiern findet sich immer. Meistens sind die geselligen Zusammenkünfte jedoch auf nur einen Jahrgang beschränkt – nicht so in Vussem: Der Heimat- und Geschichtsverein hatte die Schülerinnen und Schüler der Einschulungsjahrgänge 1932 bis 1967 zu einer großen Wiedersehensfeier eingeladen.
230 ehemalige Vussemer Volksschüler hatte der Geschichtsverein angeschrieben. Bis ins europäische Ausland und in die USA verschickten die Organisatoren um Albert Velser und Hans Klinkhammer die Einladungen. Alle kamen zwar nicht, mit der Resonanz durfte man dennoch hochzufrieden sein: 150 Ehemalige versammelten sich am Samstagnachmittag in der Vussemer Pfarrkirche, wo das Wiedersehen mit einem Gottesdienst begann.
Nach der Messe spazierte die Gruppe in Richtung Turnhalle. Auf dem Vorplatz stellten sich die Ehemaligen dann noch für ein Erinnerungsfoto in Positur, ehe sie — dem Duft von frischem Kaffee und warmer „Appeltaat“ folgend — in der geschmückten Halle Platz nahmen. Probleme bei der Stuhlwahl gab es keine, da der Heimatverein das Treffen generalstabsmäßig vorbereitet hatte: Auf den eingedeckten Tischen standen „Platzhalter“ mit den Jahreszahlen der jeweiligen Einschulungsjahrgänge. Die Erlebnisse der gemeinsamen Schulzeit waren natürlich Hauptgegenstand der Gespräche, aber auch Fragen nach den beruflichen Erfolgen und den Familien wurden ausführlich beantwortet. Einige hatten sich seit dem Ende der Volksschulzeit nicht mehr gesehen. Daß sich dennoch etliche auf Anhieb wiedererkannten, mag wohl daran gelegen haben, daß sie sich erst vor nahezu acht Jahren zum letzten Mal gesehen hatten. Damals – am 19. April 1986 -fand in Vussem ein erstes klassenübergreifendes Ehemaligen-Treffen statt, zu dem die Entlassungsjahrgänge von 1946 bis 1966 eingeladen waren, (gz).
So ging am frühen Morgen ein schöner Tag zu Ende, an den man sich noch lange mit Freuden erinnern wird.
Samstag, 30. April 1994
Maiansingen in Breitenbenden um 17.00 Uhr und in Vussem um 19.30 Uhr
Wer kennt ihn hierzulande nicht, den uralten Brauch, den Wonnemonat Mai mit einem Frühlingsfest und dem Setzen eines Maibaumes am Vortag einzuläuten. Gerade im vielbesungenen Mai erleben die Eifeler Bräuche eine regelrechte Hochkonjunktur. Gewiss gibt es Unterschiede, je nachdem wohin man in die Eifel kommt (Der Chronist berichtete bereits darüber.).
So wurde auch in diesem Jahr das zur Tradition gewordene Begrüßen des Maiens vom MGV Vussem in Breitenbenden und Vussem aktiv unterstützt. Dabei kam ein bunter Melodienstrauß beliebter und bekannter Frühlingslieder zum Tragen. „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus.“ Diesen Text des Liedes konnte man an diesem Abend wahrhaftig wörtlich nehmen, denn das Aufstellen des Maibaumes erwies sich als lebensgefährlich. Der mit bunten Bändern geschmückte Birkenbaum wollte sich nicht aufrichten lassen. Die Breitenbendener Jugend versuchte es mit allen Mitteln. Beim ersten Versuch brachen die Stützen. Ein Frontlader wurde zur Hilfe geholt. Dieser warf den Baum kopfüber auf die andere Seite. Nach mehrmaligen Versuchen gelang es endlich, den Maibaum unter dem Applaus der Festgäste aufzustellen und zu verankern.
Nun erst konnten die Feierlichkeiten beginnen. Nach dem Vortrag des MV Vussem begrüßte der Vorsitzende des Bürgervereins, Stürzenberger, die Gäste aufs herzlichste. Auch der Ortsvorsteher Josef Kaltwasser richtete Grußworte an die Festversammlung. Gedichte wurden nun vorgetragen. Danach leistete der Gemeinschaftschor Breitenbenden mit den Liedern „Im schönsten Wiesengrunde“ und „Rosenstock Holderblüh'“ seinen Beitrag. Jetzt trat der MGV Vussem zum ersten Mal mit seinen Liedvorträgen
1. Grüß Gott, du schöner Maien,
2. Nun bricht aus allen Zweigen und
3. Süß Liebe liebt den Mai,
in Erscheinung und wusste mit dieser ansprechenden Leistung beim Publikum zu gefallen. Weiter ging es im Programm mit der Blaskapelle, Gemeinschaftschor Breitenbenden und einer Tanzeinlage der „Kids“. Beim zweiten Auftritt des MGV Vussem wurden die Lieder
4. Zur schönen Frühlingszeit,
5. Mägdlein hab acht und
6. Frühlingsbote
zur Freude der Zuhörer vorgetragen.
Bei der Ziehung aus der Überraschungskiste für die kleinen Fahrradbesitzer kam große Freude auf. Am Schluss der offiziellen Veranstaltung wurde gemeinsam mit Beteiligung der Musikkapelle das bekannte „Mailied“ gesungen.
Anschließend fuhr man zum Junggesellenplatz nach Vussem, um auch dort den Mai musikalisch zu begrüßen. Bald stellte sich heraus, daß die Jungmänner ebenfalls Mühe und Probleme mit dem Aufrichten des Maibaumes hatten. Da der Durchmesser des Baumstammes nicht in die Halterung passte, fiel er unter dem Gelächter der Zuschauer zur Seite und musste mit dem Beil beidseitig zu einem Passsitz von 200 k6 bearbeitet werden. Beim zweiten Versuch gelang es dann unter dem Jubel der kleinen Schar der erschienenen Dorfbewohner mit Gesang und Musik, den Maibaum in die Höhe zu hieven.
Beim Grillfest des Karnevalsvereins gelangte nur ein Lied zur Aufführung, weil an der Bierbude großer Lärm herrschte, der den Gesang des MGV regelrecht erstickte.
Dienstag, 03. Mai 1994
Geburtstagsfeier von Hans Nellesen (50 Jahre)
Ereignisse im Geburtsjahr 1944 und Biographie:
Sbr. Hans Nellesen wurde vor 50 Jahren am 28.04.1944 in Oberhausen/Rheinland geboren. Seine Kindheit stand unter keinem guten Stern, denn der 2. Weltkrieg tobte unerbittlich und brachte Not und Elend über die Menschen. Rumänien, Bulgarien und Ungarn erklärten noch zusätzlich zu den anderen Staaten dem Deutschen Reich den Krieg. Mit einem Landungsunternehmen an der Kanalküste (Normandie) eröffneten die USA und England am 06.06.1944 (D-DAY) die in Teheran beschlossene neue Front. Sowjetische Truppen erreichen die deutsche Ostgrenze, die Westalliierten die Westgrenze. Ein Bombenattentat von Oberst Stauffenberg auf Hitler scheitert, der damit verbundene Militärputsch wird niedergeschlagen. Etwa 2 Millionen Menschen flüchteten im Winter 1944/45 und im Frühjahr nach Westen.
Trotz Bombardierungen des Ruhrgebietes erlebte Hans das Kriegsende unbeschadet und reifte zu einem jungen Mann heran. Die Schlosserlehre besteht er mit Bravour. Als 25jährigen (1969) verschlägt es ihn nach Vussem, wo er als Monteur bei der Fa. O. Dörries eine Sandaufbereitungsanlage in der Eisengießerei aufstellen und in Betrieb nehmen musste. Sein Quartier bezieht er im Hotel „Jägerhof“ in Breitenbenden. Hier lernt er auch seine spätere Ehefrau Friederike Fuchs kennen, die zuvor mit dem jetzigen Ortsvorsteher Matthias Vogelsberg aus Vussem liiert war. Hans gefielen seine Braut und die Eifel so gut, daß er beschloss, zu bleiben. Das war 1971.
Arbeit fand er bei der Fa. Dörries als Betriebsschlosser. 1973 heiratete er seine Friederike. Sie schenkte ihm ein Mädchen. Zwei Jahre wohnte er mit seiner Familie in Vussem, dann zog er nach Holzheim, wo er 11 Jahre verbrachte, sozusagen im Exil lebte. 1977, ein Jahr vor Schließung der Gießerei in Neuhütte, kündigte er seinen Arbeitsplatz und wechselte zu der Fa. Müller in Hostel. 2 Jahre danach fand er Beschäftigung bei der Fa. Procter & Gamble in Euskirchen. Nach 4 Jahren hatte er die Nase gestrichen voll von Babywindeln und Wechselschicht. Bei der Fa. WEBAC in Euskirchen erhielt er eine neue Anstellung. Hier konnte er wieder in seinem alten Beruf als Gießereianlagen-Monteur arbeiten, wo er nun schon seit 11 Jahren tätig ist. Zwischendurch bekam er die Möglichkeit geboten, in Breitenbenden bei seinen Schwiegereltern anzubauen. Es gelang ihm mit viel Fleiß und Energie, eine separate Wohnung zu erstellen, die er dann 1986 bezog. Weil er die Liebe zum Gesang nicht verloren hatte, trat er 1984 in den MGV Vussem als aktiver Sänger ein. Als junger Mann war er schon im Kirchenchor Oberhausen tätig gewesen. Bereits seit 10 Jahren singt er nun schon in unserem Chor im 1. Baß und ist als zuverlässiger Sänger einzustufen und aus unserer Singgemeinschaft nicht mehr wegzudenken.
Zur Geburtstagsfeier:
Um den runden Geburtstag des Jubilars gebührend feiern zu können, war die Chorprobe bereits um 19.00 Uhr angesetzt worden. Da die Tische schon festlich eingedeckt waren und der Spießbratenduft in die Nase zog, begnügte man sich mit einer kurzen Gesangsprobe, denn angesichts der Leckereien verspürten die Sänger plötzlich großen Hunger. Zuvor aber wurde dem 50jährigen vom Chor mit den Liedern
1. Im Abendrot und
2. Das Ringlein,
ein Ständchen gebracht.
Im Namen der Sänger gratulierte der Vorsitzende und überreichte ein Blumengebinde mit einer CD von Schurike. Hans bedankte sich und eröffnete das Buffet. Die Sänger ließen es sich munden und tranken dazu frisch gezapftes Kölsch vom Fass. Der Ehrenvorsitzende nahm Sbr. Hans in den Bund der „Alten Säcke“ auf.
Im Verlaufe des Abends wurde viel diskutiert. Dabei kam der Sport nicht zu kurz. Aktuell war das Skandalspiel Bayern München – Nürnberg 2:1, das wegen eines Tores, das keines war, am heutigen Abend vom DFB Sportgericht neu angesetzt worden ist. Auch Franz Beckenbauer, der sich mit seinen unsportlichen Äußerungen („hirnlose Juristen“) wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert hatte, bekam sein Fett weg. Ebenso die DFB Funktionäre, Schiedsrichter und Nationalspieler, allen voran Lothar Matthäus, wurden kritisiert. Selbst Bundestrainer Berti Vogts, der wegen des unglücklich gewählten Termins des DFB für das Länderspiel England – Deutschland am 20.4. (Hitlers Geburtstag), das wegen des Protestes und des öffentlichen Drucks kurzfristig abgesagt werden musste, wurde nicht verschont. Auch weil er für ein Testspiel der Nationalelf mit den „Vereinigten arabischen Emiraten“ plädiert hatte, bekam er Schelte. Über dieses, für die deutsche Elf blamable Spiel (2:0), wurde sich über Sinn und Zweck die Köpfe heiß geredet, zumal der Fußball in diesem Land noch in den Kinderschuhen steckt, also kein ernst zu nehmender Gegner ist. Da die Bundesliga in die Endphase geht, mussten die Nationalspieler noch zusätzliche Strapazen auf sich nehmen.
Durch diese hitzigen Diskussionen hätte man beinahe den Namenstag von Sbr. Philipp Fünfzig vergessen. Weil er schon sehr traurig war, wurde ihm vom Chor schnell mit dem „Deutschen Sängergruß“ und „Was der Tau den Fluren ist“ ein Ständchen nachgereicht. Alsbald brach man auf, um vergnügt den Nachhauseweg anzutreten. Übrigens, das Wiederholungsspiel München – Nürnberg endete 5:0 zugunsten der Bayern.
Sonntag, 05. Juni 1994
Freundschaftssingen der Chöre des Sängerkreises Schleiden in der Grenzlandhalle Hellenthal anlässlich des 25jährigen Gründungsfestes des Gesangvereins Ramscheid
Mit Musik und Gesang und vielen Gästen feierte der GV Ramscheid mit einem Festkommers und Ehrung der Jubilare unter Beteiligung des MGV „Liederkranz“ Ripsdorf und dem MV Ramscheid-Hollerath am Freitag, den 03.06.94 im Saal Jenniches sein 25jähriges Stiftungsfest. Aus diesem Anlaß gastierte auch am Samstag der durch Funk und Fernsehen bekannte Tenor, Joachim Kraus, zusammen mit dem Jubiläumschor und dem MGV Hellenthal in der Grenzlandhalle. Rund 200 Chormusikliebhaber kamen bei diesem Konzert auf ihre Kosten, für das die Gemeinde Hellenthal als Ausrichter fungierte. Monatelang hatten Sängerinnen und Sänger sich mit ihrem Chorleiter Michael Pützer intensiv auf dieses Konzert vorbereitet. Mit einem abwechslungsreichen Programm, das neben Volksliedern auch klassische Stücke beinhaltete, bewies der Chor, daß sich die Mühe gelohnt hatte. Joachim Kraus mit seinem Pianisten, Hans-Werner Will, rundeten das Konzert durch bekannte und beliebte Stolz- und Lehar-Melodien ab. Der Chronik war zu entnehmen, daß der Gesangverein am 10. September 1969 offiziell gegründet wurde. Besondere Höhepunkte in der Vereinsgeschichte waren die mehrtägige Reise nach Wien, wo die Ramscheider ein Adventskonzert im historischen Rathaus mitgestalteten, der Auftritt bei einem Open-air-Konzert in Bardolino am Gardasee sowie Aufführungen im Dom zu Mailand und Verona.
Am Sonntagnachmittag gratulierten elf Chöre des Sängerkreises Schleiden dem Jubelchor zu seinem Jubiläum mit ihren Liedvorträgen. Zuvor aber herrschte große Aufregung bei den Sängern des MGV Vussem, weil der PKW mit Sbr. Klaus Reddig noch nicht eingetroffen war, zumal der Chor als erster das Freundschaftssingen um 14.30 Uhr eröffnen sollte. Der Vorsitzende stand auf heißen Kohlen und ging mehrmals nach draußen, um Ausschau zu halten. Endlich, kurz vor Beginn der Veranstaltung, wurde Sbr. Klaus mit den vermissten Sängern Eddi Freitag, Josef Kaltwasser und Philipp Fünfzig gesichtet, die sich langsam und gemächlich, die Zurufe des Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen ignorierend, der Halle näherten.
Kurz vor der Abfahrt ereilte Chorleiter Heinz Sistig noch eine Hiobsbotschaft von Sbr. Hans Höller, der sich wegen Erkältung der Stimmbänder abmeldete. Da Sbr. Arnold Mies schon seit einigen Wochen wegen Krankheit fehlte, war der zweite Baß sehr geschwächt. Hinzu kam noch, daß ein Sbr. seine Brille vergessen hatte, und deshalb den Fliegendreck nicht von den Noten unterscheiden konnte. Im 1. Baß fehlten vier Stimmen (50 %). Insgesamt blieben acht Sänger teilweise unentschuldigt der Veranstaltung fern, d.h. der Chor war nur zu 70,37% anwesend. Dieses Handicap, besonders in den Baßstimmen, und die schlechte Akustik in der Festhalle trugen dazu bei, daß kein homogener Klang zustande kam.
„Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun“ (Ergo bibamus), mit diesem Lied von Kurt Lissmann, Worte von Johann Wolfgang von Goethe, Weise von Max Eberwein, begann der Chor seinen Vortrag zum Freundschaftssingen. „Swanee Ribber“, ein amerikanisches Volkslied, deutsche Übersetzung von Ludwig Andersen, Text und Weise: Stephen Forster, Satz: Paul Zoll, das als zweites Lied zu Gehör gebracht wurde, hätte man auch „am Olef-Ribber“ umtexten können, meinte der Vorsitzende des Jubelvereins, Karl Vermöhlen, als er sich nach den Darbietungen bei den Sängern bedankte und als Erinnerung dem Vorsitzenden, Willi Schütt, eine Plakette überreichte.
Kurz nach Beendigung des Auftritts erreichte auch Sbr. Peter Virnich wohlbehalten die Festhalle. Einige Sänger lauschten den anschließenden Vorträgen der Gesangvereine, die teilweise humorvoll vorgetragen wurden, so z. B. „Der Hühnerhof“, gesungen vom Frauenchor Heimbach. Die meisten Vussemer Sänger traten jedoch sofort den Heimweg an, um beim Junggesellenverein „Alte Heimat“ Vussem, der seine alljährliche Orientierungswanderung durchführte, die durstigen Kehlen zu löschen und mit Gegrilltem den Hunger zu stillen.
Samstag, 11. Juni 1994
Big-Grill-Fete
An alle Vereinsmitglieder war die schriftliche Einladung mit der Bitte ergangen, an einer Grillfete mit ihren Partnern auf dem Vussemer Sportplatz an diesem Tag teilzunehmen. Beginn war 17.00 Uhr. Es wurden gepflegte Getränke, Spezialitäten vom Grill und Reibekuchen zum Nulltarif angeboten. Nur Hunger, Durst und gute Laune waren mitzubringen. Zahlreiche aktive und inaktive Mitglieder waren der Einladung gefolgt, und so konnte die Fete steigen. Das Wetter hatte sich merklich gebessert. Sogar die Sonne kam hervor, das war nach dem Unwetter (Hagelschlag) und den letzten Regentagen schon ein Ereignis.
Der MGV brachte die Gäste mit seinen Liedvorträgen aus seinem reichhaltigen Repertoire
1. Mägdlein hab acht,
2. Ergo bibamus,
3. Wanderliedchen „Eins, zwei, drei“ und
4. Ein kleines Malheur,
so richtig in Stimmung, nachdem der Vorsitzende alle herzlich willkommen geheißen hatte.

Für die Getränke waren die Sangesbrüder Fritz Pütz und Peter Gülden verantwortlich, die im Laufe des Abends u.a. 150 l Bier verzapften. Am Grill stand der schwergewichtige Sbr. Hans Klinkhammer, der routiniert die leckeren Reibekuchen und Grillspezialitäten zubereitete und gekonnt servierte. Am Grill stand ihm u. a. Peter Dreesen in nichts nach.
Am Grill stand ihm u. a. Peter Dreesen in nichts nach. Zu vorgerückter Stunde wurde ein Lagerfeuer entfacht, um das man sich im Kreis auf den bereitgestellten Bänken niederließ. Zu den Klängen des Akkordeonspielers Heinz Sistig und der Gitarrenmusik von Adolf Potschernik wurde kräftig mitgesungen, so daß sogar die Vögel im Walde erstaunt verstummten und verwundert lauschten. Nach Mitternacht verließen die letzten Festteilnehmer mit leichtem Seegang den Veranstaltungsort.
Am Sonntagmorgen war Europa-Wahl. Beim Wahlvorstand konnte man schnell die Leute erkennen, die am Abend zuvor an der Grillparty teilgenommen hatten. Müde, abgeschlafft und lustlos verrichteten sie in einem bedauernswerten Zustand ihren ehrenamtlichen Dienst.
Donnerstag, 16. Juni 1994
Kurkonzert in Gemünd

Gemünd ist ein staatlich anerkannter Luft- und Kneipp Kurort. Bei seinem großen Waldreichtum besitzt Gemünd ein ausgesprochenes Reizklima. Dieses Klima, die geschützte Lage des Ortes zwischen Bergen und die mittlere Höhenlage (350 – 520 m NN) sind im besonderen empfehlenswert für herzkranke und kreislaufgeschädigte Erholungssuchende. Sie erhalten Linderung in der zentral gelegenen Kurmittelanlage mit medizinischen Bädern und Kneippschen Anwendungen. Entspannen können sie sich auch in dem Kur- und Erholungszentrum mit Kurpark, Kurpromenade, Parkrestaurant, Musikpavillon usw. Beliebt sind zahlreiche Kurkonzerte, die je nach Witterung im Kurhaus oder im Kurpark stattfinden. Zu diesem Zweck hatte sich der MGV 1892 Vussem in Gemünd an diesem Tag um 20.00 Uhr eingefunden, um mit einem Konzert die Kurgäste zu erfreuen.
Weil der Wettergott uns nicht gut gesonnen war, musste die Veranstaltung im großen Kursaal aufgeführt werden. Dieser Saal, wo auch Tanzturniere abgehalten werden, bietet Platz für 800 Gäste. An diesem Abend erschienen nur sage und schreibe 11 Personen. Es waren sieben Sängerfrauen, zwei Kurgäste und der Ehrenvorsitzende des Sängerkreises Schleiden, Hans Pesch, mit Gattin. Für die Mitwirkenden war es echt ätzend vor einer solch leeren Kulisse zu singen, zumal man wochenlang für dieses Konzert geprobt hatte. Die Kurverwaltung, die als Ausrichter der Kurkonzerte verantwortlich ist, muss sich deshalb den Vorwurf gefallen lassen, daß keine Werbung betrieben wurde, bzw. keine Plakate auf diese Veranstaltung hinwiesen. Nur in der „Kölnische Rundschau“ und im „Kölner Stadt-Anzeiger“ wurde in der Rubrik „Termine, Heute und Morgen“ darauf aufmerksam gemacht. Eine kurze Notiz war auch im Terminkalender, der im Schaukasten des Informationshauses aushing, zu lesen. Trotzdem ließen sich die 23 Sänger mit ihrem Dirigenten nicht entmutigen. Das hochkarätige Programm, für das Chorleiter Heinz Sistig verantwortlich zeichnete, hatte dieser in einzelne thematische Blöcke aufgegliedert:
Sbr. Klaus Reddig machte diese Lieder in seiner hervorragenden Moderation humorvoll dem Publikum schmackhaft. Als Solisten fungierten beim „Herrlicher Baikal“, ein Lied, das von der Flucht eines in Sibirien gefangenen Soldaten handelt, Bernd Wenderdel und Klaus Reddig. Sbr. Josef Kaltwasser glänzte beim Vortrag „Das Lied der Berge“. Als „Newcomer“ unter den Solisten versuchte sich Sbr. Hans Höller bei dem Lied „Stundenruf des Wächters“ (Hört Ihr Herrn und lasst Euch sagen), das von Heinz Sistig überarbeitet wurde, in lobenswerter Weise.
Nach 1 ½-stündigem Programm beendete der Chor unter anhaltendem Applaus der kleinen Zuhörerschar das ansprechende Konzert. Bleibt zu hoffen, daß am Sonntag, den 10. Juli 1994 um 16.00 Uhr beim nächsten Konzert in Gemünd mehr Kurgäste den Weg zum Aufführungsort finden werden.
Samstag, 18. Juni 1994
Biographie und Geburtstagsfeier von Sbr. Fritz Pütz (60 Jahre)
Ereignisse im Geburtsjahr 1934 und Biographie:
Sbr. Fritz Pütz wurde am 14.06.34 in einer unruhigen Zeit der Weltgeschichte, als Sohn der christlichen Eheleute Christian Pütz und Therese geb. Theisgen, geboren. In einer Zeit, in der Hitler während des sogenannten „Röhmputsches“ (Ernst Röhm, Stabschef der SA) zu Unrecht unliebsame Gegner liquidierte. Die SA wird entmachtet. Reichspräsident Paul von Hindenburg stirbt am 02.08.34. Hitler wird als „Führer und Reichskanzler“ Staatsoberhaupt. Polen und Deutschland schließen für 10 Jahre einen Nichtangriffspakt (Dieser Vertrag wurde von den Deutschen nicht eingehalten, denn mit dem Angriff auf Polen, am 1. September 1939 in den frühen Morgenstunden, begann der zweite Weltkrieg.). Ein Putschversuch in Österreich scheitert. Dabei wird Bundeskanzler Dollfuß ermordet. In Frankreich scheitert ein rechtsextremistischer Putsch. Spanien wird durch einen Aufstand der Bergarbeiter in Asturien erschüttert. In Lettland und Estland scheitert die Demokratie. Stalin beginnt in der Sowjetunion die „Große Säuberung“, der alle tatsächlichen oder möglichen Oppositionellen zum Opfer fallen, darunter auch fast die gesamte Armeeführung. Japan kündigt das Washingtoner Flottenabkommen, um seine Marine verstärken zu können. Mao und seine Anhänger flüchten in China vor den Verfolgungen Tschiang Kaischeks in entlegene Gebiete Nordchinas.
Im Mai 1934 wurde der erste Spatenstich für den Bau der Rurtalsperre Schwammenauel getan. 2000 Arbeiter fanden hier für vier Jahre Arbeit und Brot. Zur damaligen Zeit war Johann Sistig (Vater von „Zäh“) Präsident des MGV und wahrscheinlich Lehrer Karl Schiffer Dirigent. Gemeindevorsteher war Franz Schneider. Seelsorger der Rektoratsgemeinde Vussem-Breitenbenden war Rektor Pater Heinrich Thomas.
Diese unruhige Zeit übertrug sich auch auf Fritzchen. Er war der reinste Wibbelstetz und terrorisierte Eltern und Geschwister (2 Brüder und 2 Schwestern). Da er in der Schule seine Mitschüler nicht in Ruhe lassen konnte, machte er des Öfteren Bekanntschaft mit dem Rohrstock. Deshalb war der Lehrer froh, als Fritz am 24. März 1947 mit vier weiteren Schülern aus der Volksschule entlassen wurde. 1948 trat er in Eiserfey „Am Hammer“ bei seinem Onkel Matthias Theisgen die Lehre als Hufschmied an. Hier lernte Fritz den Umgang und die Liebe zu den Pferden kennen. Diese Kenntnisse, die er sich damals erworben hatte, kann er heute seinem schwarzen Gaul zugute kommen lassen, wenn er als Cowboy verkleidet auf seiner Hazienda, zu deutsch „Hatzegrave“, stolz daherreitet. Nach einem Jahr musste er die Lehre abbrechen, um bei der Maschinenfabrik Peter Girards in Neuhütte, als Universalfräserlehrling zu beginnen. Nach bestandener Gesellenprüfung wurde er von der Firma übernommen.
Im Jahre 1950, bei der Wiedereröffnung des MGV nach dem Kriege, trat er in den Club ein und singt seitdem die erste Baßstimme. Jahrelang hat er als sogenannter Leithammel (Satzführer) die Schäfchen im 1. Baß zusammengehalten. Nun will ausgerechnet ein älterer Sänger (5 ½ Monate älter) ihm diesen Posten streitig machen. Aber als alter Platzhirsch weiß Fritz sich zu verteidigen. Denn solange er noch mit seinem Stümmelchen den richtigen Takt angibt, wird er von seinen Sangesbrüdern akzeptiert.
1956 erlitt er einen schweren Betriebsunfall, als er bei Beendigung von Ausleerungsarbeiten in der Gießerei aus der Kabine des Krans stieg, unglücklich abrutschte und in die Tiefe stürzte. Dabei zog er sich böse Kopfverletzungen und einen Leberriss zu. Eine Niere musste entfernt werden. Wochenlang rang er mit dem Tode, den er letztendlich besiegte. Seitdem hängt er mehr denn je an seinem Leben. Deshalb feiert er, verständlicherweise, öfter mal seinen zweiten Geburtstag.
Mit 26 Jahren war seine Sturm- und Drangperiode zu Ende. Er hatte nun die richtige Braut gefunden und heiratete 1960 seine Edith (Die älteren Sänger können sich bestimmt noch gut an diese fröhliche Hochzeitsfeier erinnern.). Vier Kinder wurden geboren (3 Mädchen und 1 Junge). Fritz wurde ein fürsorglicher Familienvater. Liebevoll nannte man ihn „Babsche“. Mittlerweile ist er dreifacher Opa geworden.
1962 wurde er Mitbegründer der Bläsergruppe, die aus dem MGV hervorging. Erfolgreich spielte er hier einige Jahre die Tuba. 1972 wurde er als Vertreter des MGV in das neu gegründete Ortskartell gewählt. Über 20 Jahre, mit einer kurzen Unterbrechung, vertrat er die Belange und Interessen des MGV. Schon 23 Jahre hat er das verantwortungsvolle Amt des Kassenwarts im MGV inne. Am Samstag, den 17.11.1990 wurde er im Rahmen eines Festkonzertes für 40jährige Mitgliedschaft geehrt und erhielt aus der Hand des Kreissängerbundvorsitzenden, Hans Pesch, Nadel und Urkunde überreicht. Nach ca. 2jähriger Arbeitslosigkeit tritt er nun in den wohlverdienten Ruhestand.
Geburtstagsfete:
Zusätzlich zu seinem großen Verwandten- und Freundeskreis, hatte er es sich nicht nehmen lassen, auch die Sänger des MGV zu seinem 60. Geburtstag einzuladen. Vorweg sollte man noch erwähnen, daß der Chor ihn am eigentlichen Geburtstag, Dienstag, den 14.06.94 nach der Probe überrascht hatte, als man still und leise an seinem Anwesen Aufstellung nahm, um ihm gesanglich mit ein paar Liedvorträgen zu gratulieren. Verblüfft erschien er auf dem Balkon des Hauses, und man konnte sehen, daß die Überraschung gelungen war.
Am Samstagabend gegen 20.00 Uhr hatten sich 21 Sänger im „Hatzegrave“ eingefunden, um dem Jubilar zu seinem Geburtstag offiziell ein Ständchen zu bringen. Vorsorglich hatte der Hausherr die große Terrasse überdacht, weil Regen angesagt war. Aber der Wettergott war an diesem Tag einsichtig, und so konnte der Chor bei herrlichem Wetter mit dem Lied „Im Abendrot“ beginnen. Anschließend gratulierte der Vorsitzende im Namen der Sänger und überreichte einen Kerzenleuchter als Geschenk mit den Worten: „Möge das Licht Dir in Zukunft auf all Deinen Wegen leuchten, damit Du immer wohlbehalten nach Hause findest!“. In seiner Ansprache betonte er auch, daß der Jubilar sich um den Verein als langjähriger Kassierer besondere Verdienste erworben habe.
Nach dem Vortrag der Lieder „Im Weinkeller“ und „Ein kleines Malheur“ erinnerte Sbr. Bernhard Mießeler das Geburtstagskind daran, daß die wilden Jahre jetzt schon längst vorbei wären und schenkte ihm zur Erinnerung eine gußeiserne Wildsau. Heinz Sistig wußte in Reimform zu erzählen, daß der Jubilar erst kürzlich versuchte, einen Rennfahrer zu stoppen, der mehrmals beim Vorbeifahren an seiner „Ponderosa“ viel Staub aufgewirbelt hatte, indem er trotz wiederholten Ermahnens mit der Schaufel das Auto demolierte. Auch könne er sich glücklich schätzen ein richtiges Pferd zu besitzen und froh sein, nicht so eins zu haben wie Dreese Pitter, wo man beim Reiten die Füße über die Erde schleifen lassen muß. Hierbei verschleißt man mehr Schuhe als das Pferd Hufeisen.

Der Jubilar trug es mit Fassung, bedankte sich für die gelungenen Darbietungen, und eröffnete das Büfett. Dazu wurde reichlich Kölsch und Pils serviert und mit den Liedern „Herrlicher Baikal“, „Abendfrieden“ und „Dank am Abend“ der offizielle Teil des Ständchens beendet.
Sbr. Klaus Reddig würdigte nun den Jubilar als „alten Sack“, nahm ihn in den Club auf und überreichte ihm eine beglaubigte Urkunde, die ihn berechtigt, in Zukunft keine niederen Dienste in Haus, Hof, Küche, Garten und Keller irgendwelcher Art auszuführen. Unaufgefordert sind Pantoffel, Zeitungen, Speisen und Getränke zu reichen. Beim Verlassen der Wohnung sind Geldmittel in ausreichender Höhe zur Verfügung zu stellen. Christa Schröteler machte ihm mit ihrem Vortrag sehr deutlich, daß die Jugendzeit längst entschwunden sei, und er nun mit zunehmenden Alter so manches Zipperlein ertragen muss. Mit seinem zweiten Beitrag „Dat Hötche“ erntete Sbr. Bernhard Mießeler viel Beifall. Zur vorgerückten Stunde spielte der ehemalige Sbr. Werner Borker auf seinem „Quetscheböggel“ alte Volkslieder, die von den Sängern und Festgästen freudig mitgesungen wurden. Zuvor hatte er den 2. Baß, der wieder sehr dünn besetzt war, unterstützt. Dazu musste er sich die Brille von seiner Schwiegermutter ausleihen. Er versprach Sbr. Michel, bei der nächsten Probe wieder zu erscheinen (Was dieser auch zur Freude aller Sänger wahr machte. Sbr. Bernhard Mießeler hatte vorher 20 Liter Bier und 1 Tafel Schokolade gewettet und somit verloren). Im Verlaufe des Abends hatte Sbr. Josef Kaltwasser die Lacher auf seiner Seite, als er sich auf die Erde setzte und u.a. das Lied sang: „Der Kleen, der will ene Nüggel han“.
Mit dem Evergreen „So ein Tag, so wunderschön wie heute, der dürfte nie vergeh’n“ klang am frühen Morgen ein schönes Geburtstagsfest in voller Harmonie und Eintracht aus. Der Chronist wünscht dem Jubilar, daß er noch viele Jahre im Kreise des MGV verbringen kann.
Sonntag, 10. Juli 1994
16.00 Uhr Kurkonzert in Gemünd
Gemünd erhielt seinen Namen, weil hier die aus dem Schleidener Tal kommende Olef in die Urft mündet. Die sich vereinigenden Flüsse bilden den Wasserlauf zur Urfttalsperre, der bei starken Niederschlägen große Wassermengen mit sich führt. – Gemünd war Ende des 2. Weltkrieges Schauplatz schwerer Kämpfe und lag monatelang im Frontgebiet. Was durch die Bombenangriffe 1944 verschont blieb, wurde in den späteren Kämpfen zerstört, darunter alle 18 Brücken der Stadt. Der mit am schwersten getroffene Ort des Eifeler Grenzlandes ist heute wieder großzügig aufgebaut und konnte sich einen hervorragenden Platz im Fremdenverkehr der Nordeifel zurückerobern.
Um den erholungssuchenden Feriengästen und Einheimischen etwas Abwechslung und Entspannung zu bieten, war der MGV Vussem wieder nach Gemünd angereist. Die Voraussetzungen für das Konzert waren im Gegensatz zum letzten hiesigen Auftritt optimal. Zahlreiche Zuhörer hatten sich im Kurpark eingefunden, um bei herrlichem Sonnenschein den gutgelaunten Sängern unter ihrem Dirigenten Heinz Sistig im schattigen Musikpavillon den Darbietungen zu lauschen. Es gelangten wieder bekannte Volkslieder und internationale Folklore zur Aufführung, die von Sbr. Klaus Reddig in gekonnter Weise dem Publikum vorgestellt wurden. Die aufmerksamen Zuhörer waren begeistert und sparten nicht mit Applaus.
Der Newcomer, Sbr. Werner Borker, bestritt nach über 20jähriger Abwesenheit wieder seinen ersten erfolgreichen Auftritt im Dress des MGV. Nach nur dreimaligem Proben beherrschte er das vielseitige Programm schon fast wie ein Profi, wenn auch der Text noch etwas Schwierigkeiten bereitete. Man kann jetzt schon sagen, daß er eine Verstärkung und Bereicherung im 2. Baß geworden ist. Am Schluss der Veranstaltung schritt er mit stolzgeschwellter Brust von der Bühne und wurde von den Sängern und seiner Gattin, die aufmerksam zugehört hatten, beglückwünscht.
Zuvor aber hatte der Chorleiter es nicht versäumt, den Sängern für die gute Leistung und Konzentration beim Konzert zu danken. Besonderen Dank aber erhielten die Breitenbendener Sangesbrüder, die trotz der Kirmes im Ort vollzählig erschienen waren.
Nun war Eile geboten, denn das vielversprechende WM-Viertelfinalspiel Deutschland – Bulgarien wurde im Fernsehen um 18.05 Uhr übertragen. Deutschland war Favorit, und deshalb durfte man ja nichts versäumen. Doch, oh Jammer, oh Schande, die Enttäuschung war riesengroß, denn die deutsche Mannschaft unter Trainer Berti Vogts versagte kläglich und verlor 1:2. Somit war der dreifache Weltmeister vorzeitig ausgeschieden.
Donnerstag, 14. Juli 1994
Biographie und Geburtstagsfeier des ehemaligen Sbr. Matthias Theisgen, (90 Jahre)
Zur Geschichts- und Heimatkunde:
In unmittelbarer Nähe, wo Hauserbach und Urfeyer Bach (auch Vollemer Bach genannt) sich vereinigen, eingangs des Ortes Eiserfey, liegt der im Volksmund genannte „Alte Hammer“. Das renovierte Gebäude erinnert noch heute an die einstmals hochentwickelte Eisenindustrie im Feytal. Das noch vorhandene Wasserrad wurde von den Wassern des Feybachs angetrieben. Die beiden Quellflüsse des Feybachs, Urfeyer Bach und Hauserbach, trugen ursprünglich beide den Namen Feybach. Dieses Wasserrad betätigte wiederum über Transmissionswellen den Blasebalg und Schmiedehammer. Das ehemalige Hammerwerk des Hüttenwerks Eiserfey-Altwerk datierte von 1696 – 1860 und wechselte mehrmals den Besitzer. Aus einem alten Lageplan, der in der Franzosenzeit 1794 – 1814 entstanden sein muss, geht hervor, daß der „Hammer“ zu ¾ den Erben Henseler aus Vussem und zu ¼ dem Herrn Eilertz aus Eiserfey gehörte. Im Jahr 1836 werden als Besitzer J. Th. Latz und Fr. J. Eilertz aus Eiserfey sowie R. und C. Poensgen aus Schleiden genannt. Dann war der Zug für die industrielle Entwicklung der Hammer- und Hüttenwerke in der Eifel abgefahren. Die Eiserfeyer bemühten sich um raschen Ersatz für die verlorengegangenen Arbeitsplätze in der Eisengewinnung bzw. in der Eisenverarbeitung. Dabei wollte man wiederum die Wasserkraft des Baches nutzen. 1865 erhielt Theodor Strunk die Genehmigung, im umgebauten „Hammer“ ein Sägewerk zu betreiben. – Von 1880 bis 1922 hatten die Firmen Simon Ulrich aus Mechernich und von 1922 – 1930 Matthias Hilden aus Köln hier eine Ofenschleiferei eingerichtet. P. S.: Die Gründe für den Niedergang der Eisenindustrie waren neben dem Holzraubbau, der weite Wege zum Abtransport des Holzes zur Folge hatte, der Konkurrenz der Steinkohle zur Reduktion des Eisenerzes und die unvorstellbar schlechten Straßenverhältnisse. Da die preußische Regierung den Straßenbau in der Eifel hinauszögerte, entstanden sogenannte Prämienstraßen, auf denen fremde Fuhrleute Wegegeld zahlen mussten. Durch Eiserfey führte eine solche Prämienstraße.
Besondere Ereignisse im Geburtsjahr des Jubilars 1904:
Politisch gesehen war es eine ruhige Zeit, weil die Ereignisse bzw. Kriege fern der Heimat stattfanden und die Berichterstattung noch nicht über die Mittel verfügte, die heute selbst-verständlich sind, z.B. Fernsehaufzeichnungen, Satellitenempfang, Computertechnik oder Rundfunk. Eine Zeitung konnte sich kaum jemand leisten. So dauerte es oft Tage und Wochen, bis eine wichtige Nachricht in die Eifel vorgedrungen war. 1904, so wird aus der Weltchronik berichtet, kam es in Deutsch-Südwestafrika zu einem Herero-Aufstand (Bantuvolk Südafrikas). Die deutsche Schutztruppe siegt in der Schlacht am Waterberg. Ein Aufstand der Hottentotten (nomadisches Hirtenvolk, das weite Teile Südafrikas bewohnte) kann erst 1907/08 niedergeschlagen werden.
Japan fordert Rußland zur Räumung der Mandschurei auf. Da Rußland ablehnt, erklärt Japan den Krieg. Japaner blockieren Port Arthur, landen in Korea und dringen in die Mandschurei ein. In der Schlacht am Yalafluß siegen sie. – Ein britisches Expeditionskorps besetzt Tibet. Der Dalai-Lama flieht. Tibet wird englisches Schutzgebiet.
Aus der Vereinsgeschichte ist zu entnehmen, daß 1904 unsere Fahne im Rahmen eines Sängerfestes in der damaligen Pfarrkirche zu Holzheim von Pfarrer Jansen eingesegnet wurde.
Biographie:
Der aus Vussem stammende Jubilar wurde vor 90 Jahren, am 14.07.1904 geboren. Er erlernte den schweren Beruf des Huf- und Wagenschmiedes bei dem legendären „Mauel Kloos“, der das Gelände von der Pulvermühle erworben und darauf eine Schmiede errichtet hatte (Mauel Kloos konnte sagenhafte Lügenmärchen erzählen.). 1931 erwarb M. Theisgen den „Alten Hammer“ und nahm dort einen Schmiedebetrieb auf. Nun trieb das Wasser wieder Blasebalg und Schmiedehammer an. Schon ein Jahr später, am 27.06.1932. konnte er erfolgreich seine Meisterprüfung ablegen. Mit 28 Jahren war er der jüngste Meister seines Fachs im weiten Umkreis. Darauf konnte er sehr stolz sein.
Matthias Theisgen war aktiver Sänger im MGV 1892 Vussem. Mit 16 Jahren trat er in den Chor ein und verblieb dort nach eigenen Angaben bis 1933. Im alten Vereinsbuch (Kassenbuch) steht u.a. geschrieben, daß er 1928 und 1929 zusammen mit Heinz Reinartz zum Fahnenoffizier gewählt wurde. Das war zur damaligen Zeit eine große Ehre. Fähnrich war Josef Wielspütz. Auch ist er der einzige noch lebende Mitbegründer des SV Vussem (gegr. 1920) in dem er viele Jahre tätig war.
Als der 2. Weltkrieg 1939 ausbrach, wurde Matthias Theisgen als einer der ersten eingezogen. Nach einer Verwundung in Stalingrad kam er zunächst nach Soest in ein Lazarett. Von hier geriet er erneut nach Rußland, wo er in Leningrad in Gefangenschaft kam. Im Mai 1945 wurde er entlassen, und so konnte er in seine geliebte Heimat zurückkehren, wo er bald wieder mit seiner alltäglichen Arbeit als Schmied begann.
1952 musste er aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf an den Nagel hängen. Nun konnte er sich ganz seinen Hobbies, der Schafs- und Bienenzucht widmen. Aber auch in seinem großen Gemüse- und Obstgarten gibt es immer noch genügend Arbeit, die er dann verrichtet, wenn es ihm seine Gesundheit zulässt.
Nach einem Brand gestaltete man das Gebäude zu mehreren Wohneinheiten um. Das Wasserrad wurde von Schwiegersohn Werner Borker liebevoll restauriert, und er hält es z. Zt. noch ohne Nutzen in Betrieb. Familie Theisgen und Familie Borker haben um das Wasserrad mit den Fischteichen eine Idylle geschaffen, um die sie zu beneiden sind. Am 7. Juni 1986 feierte Matthias mit seiner noch rüstigen Gattin Maria Gertrud, geb. Metzen, die aus Pesch stammt, das seltene Fest der „Goldenen Hochzeit“ im Kreise der Familie und der Dorfbevölkerung. So Gott will, sagte er mir, wird in knapp zwei Jahren die „Diamantene Hochzeit“ ganz groß gefeiert.
Geburtstagsfeier:
Der Einladung war der MGV 1892 Vussem gerne gefolgt, um dem ehemaligen Vussemer Sänger Matthias Theisgen standesgemäß mit einigen Liedvorträgen zum 90. Geburtstag zu gratulieren. Mit den ersten beiden Liedern „Im Abendrot“ und „Das Elternhaus“ hatten die Herren Tenöre aber ihre liebe Mühe und Not. Einige Sänger drohten aus unerklärlichen Gründen von der Tonleiter abzurutschen. Es war eine Disharmonie zu hören, die auch der Tochter des Jubilars, welche eine gute Sopranistin ist, nicht verborgen geblieben war. Nach der Gratulation wurde der Gesang mit den Liedern
1. Im Weinkeller
2. Herrliches Weinland
3. Ein kleines Malheur
4. Ergo bibamus
5. Abend im Gebirge und
6. Dank am Abend
hörbar besser.
Vielleicht trug die gute Bewirtung dazu bei, daß die Kehlen besser geschmiert wurden. Die Bierfässer waren extra zur Kühlung in den Teichen gelagert worden. Die zahlreich erschienenen Gäste hatte man vorsichtshalber wegen der schlechten Wetterlage am Vormittag in einem Zelt untergebracht. Sie lauschten den Darbietungen hingebungsvoll und spendeten den Interpreten reichlich Applaus. Nach dem offiziellen Teil wurden zu den Akkorden der Ziehharmonika, gespielt von Sbr. Werner , alte Volksweisen gesungen. Als Solist betätigte sich wieder in altbewährter Manier Sbr. Josef Kaltwasser, mit seinen selbst-komponierten Songs. Auch Chorleiter Heinz Sistig wusste mit dem Lied „Rolling Home“ bei den Festgästen zu gefallen. Leider mussten die meisten Sänger das schöne Fest schon frühzeitig verlassen, weil der folgende Freitag noch mit Arbeit verbunden war. Die Rentner aber blieben bis zum Schluss, genossen die gut gekühlten Getränke, die herrlich laue Sommernacht und das Klappern des Rades am rauschenden Bach.
Freitag, 29. Juli 1994
Polterabend von Roland Küpper und Manuela Vogelsberg
Altes Eifeler Brauchtum!
Den „Hielich“ feierte man früher in der Eifel durchweg am Samstagabend vor dem Sonntag der erstmaligen Verkündigung zum „Heiligen Stand der Ehe“, des ersten „Aufrufs“ bzw. „Aufgebots“ in der Kirche. Die Brautleute müssen dieses Aufgebot beim Pastor „bestellen“, wozu sie häufig, um nicht gesehen zu werden, den Eintritt der Dunkelheit abwarteten. Aber bekannt wurde der „Verspruch“ doch sehr rasch und verbreitete sich in der Regel fast so schnell wie ein Lauffeuer. Der Aufruf in der Kirche erfolgte dann noch einmal an den beiden folgenden Sonntagen. Hierzulande sagte man dann: „Die Brautlöck senn övve de Bänk gefloore“. In der Woche darauf fand dann samstags in der Kirche die Trauung statt.
Der „Hielich“ ist der Abend, bevor das Brautpaar „en de Kaaste kütt“. So konnte man kürzlich im Eifelteil der Kölnischen Rundschau lesen. Der Leserbriefschreiber gab sich dankenswerterweise große Mühe, den schönen Eifeler Brauch wieder bewußter zu machen. „Kaaste“, damit meinte er den Schaukasten oder das Anschlagbrett für kirchliche Mitteilungen am Pfarrhaus oder an der Kirche. Zum „Hielich“, dem Eifeler Verlöbnis als offiziellem Eheversprechen, gehören also mindestens Braut und Bräutigam. Nicht immer fand sich die zweite Person früher in der Eifel so schnell wie heute. Der „Heiratsmarkt“ reichte ja noch nicht so weit übers Heimatdorf hinaus, schon, weil nicht so viele heiratsfähige junge Leute auswärts beschäftigt waren, erst recht, wenn mit dem Partner eine hohe Mitgift erwartet wurde. So war es nicht verwunderlich, daß in manchen Orten Inzucht betrieben wurde.
Aber heute ist das kein Problem mehr, denn fast jeder besitzt mit 18 Jahren schon einen Führerschein. Entfernungen spielen daher keine große Rolle mehr für eine dauerhafte Beziehung. So ist es auch nicht verwunderlich, daß Manuela und Roland für ihre Liebe weite Strecken in Kauf nahmen, um zusammenzukommen. Aber da das kein Dauerzustand werden sollte, beschlossen sie, zusammenzuziehen. Voraussetzung dazu war natürlich, daß sie in den heiligen Stand der Ehe treten mußten, um eine christliche Familie gründen zu können. In einer Zeitungsannonce konnte man folgende Bekanntmachung lesen:
Wir trauen uns zu trauen, am 6. August 1994
Roland Küpper & Manuela Vogelsberg
Geusenstr. 17
52457 Aldenhoven
Brautamt: 14.30 Uhr in der Pfarrkirche zu Vussem
Tagesadresse: „Zur Schneidmühle“ in Vussem
Zum Polterabend am Freitag, den 29. Juli 1994 laden wir alle Freunde, Verwandte, Bekannte und Nachbarn ab 19.30 Uhr in die Turnhalle zu Vussem herzlich ein.
Zu diesem freudigen Anlaß hatte der Brautvater Sbr. M. Vogelsberg zusätzlich den Männergesangverein eingeladen, dessen Sänger auch zahlreich erschienen waren (Leider war der Chronist verhindert.). Es wurde gepoltert mit Porzellan, Glas, Blumentöpfen und Dachziegeln. Die Scherben sollen dem Brautpaar Glück und Segen bringen. Aber auch helfen, die bösen Geister zu vertreiben. Leider ist es heute zur Unsitte geworden, daß Papierschnitzel und Gerümpel geworfen werden, was absolut mit dem Brauch, der erst in den letzten Jahren verstärkt in der Eifel aufgetreten ist, nichts zu tun hat. Gefeiert wurde bis zum frühen Morgen mit vielen Leuten, kalten Getränken, gutem Imbiss und schöner Musik.
Samstag, 30. Juli 1994
Sportwerbewoche des TSV Feytal mit Gefallenenehrung
Die Fußballabteilung des TSV Feytal führt vom 30.7. – 7.8.94 auf dem Sportplatz in Vussem ihre diesjährige Sportwerbewoche durch. 18 Mannschaften, darunter auch ein Team aus Bottmersdorf bei Magdeburg werden sich an einem Freizeitturnier „Unser Dorf spielt Fußball“ beteiligen. Das größte Interesse dürfte wohl die Begegnung zwischen dem Bezirksligisten TUS Mechernich und dem Bezirksligaaufsteiger ETSC Euskirchen II finden, zumal sie von FIFA-Schiedsrichter Georg Dardenne geleitet wird. Gespannt darf man auch sein, ob es diesmal gelingt, daß das Traditionsspiel zwischen Vussem und Eiserfey ausgetragen wird.
Mit einem Wortgottesdienst am Samstag um 18.00 Uhr in der Pfarrkirche zu Vussem wurde die Sportwerbewoche sozusagen eingeläutet. Anschließend begab man sich mit Blasmusik zum Ehrenmal, um der gefallenen Kameraden zu gedenken. Nach den einfühlsamen Worten und der Kranzniederlegung vom Vorsitzenden des TSV Feytal, M. Vogelsberg, sang der Chor, nachdem er Aufstellung genommen hatte, den Choral aus der Schubertmesse „Heilig, heilig“. Als zweites Lied kam zum Vortrag: „Dank am Abend“ nach der Melodie „Am kühlenden Morgen“ von Robert Pracht. Am Schluß der ehrwürdigen Veranstaltung spielte der Musikverein das Lied vom „Guten Kameraden“. Nun marschierte man im Gleichschritt mit Marschmusik zum Waldstadion, um bei einem musikalischen Dämmerschoppen die Eröffnungsfeier zu beschließen. Hier herrschte reger Betrieb.
Anmerkung:
Der Chronist kann und will sich beileibe nicht in die Angelegenheiten des Sportvereins einmischen, oder als Moralapostel auftreten. Dazu fehlen ihm die „Niedrigen Weihen“, wenn auch die Tonsur schon vorhanden ist. Aber es muss ihm die Frage gestattet bzw. erlaubt sein: „Wo waren die vielen Anhänger des TSV Feytal“? Es gibt einem doch zu denken, wenn ein Verein über eine stattliche Anzahl von Mitgliedern verfügt und, wie im vorigen Jahr, davon nur zwei Offizielle bei einer Gefallenenehrung teilnehmen. Deshalb kann man auch die Äußerungen der Sänger verstehen, die da sagen: „Für solch eine Interesselosigkeit des Veranstalters habe man kein Verständnis, zumal man ja selbst seine Freizeit gerne zur Verfügung gestellt habe“. Bleibt zu hoffen, daß im nächsten Jahr beim 75jährigen Bestehen des SV Vussem (gegr. 1920) mehr Resonanz bzw. Teilnahme seitens der Sportler gezeigt wird. Anlaß für eine sinnvolle Totenehrung wäre dann jedenfalls gegeben.
Anhang:
TUS Mechernich besiegte den ETSC Euskirchen II mit 2:0. Das Spiel wurde vom neuen Strempter Bezirksliga-Schiedsrichter Tim Ott geleitet, und nicht, wie in der Presse mitgeteilt wurde, von FIFA-Schiedsrichter Georg Dardenne. In dem Leistungsvergleich zwischen Eiserfey und Vussem behielten die Eiserfeyer mit 4:1 die Oberhand.
Samstag, 06. Juli 1994
Brautamt für Roland Küpper und Manuela Vogelsberg um 14.30 Uhr in der Pfarrkirche Vussem
Es war natürlich Ehrensache des MGV, dem Wunsche von Sbr. M. Vogelsberg nachzukommen, die Brautmesse für seine Tochter Manuela und seinen zukünftigen Schwiegersohn Roland durch Gesang zu verschönern.
Der langersehnte Tag war nun endlich gekommen. Die Hochzeitsglocken läuteten schon von fern, als der Musikverein das Brautpaar und die vielen geladenen Gäste mit Marschmusik zur Kirche geleitete. Zum Einzug der Brautleute sang der Chor, das kurzfristig vor der Messe in das Programm genommene und einstudierte Lied „Jubelt dem Herrn alle Lande“. Der Pastor aus Aldenhoven begrüßte das Hochzeitspaar und die Festgemeinde aufs herzlichste, und man sang gemeinsam das Lied „Großer Gott wir loben Dich“. Ehen werden im Himmel geschlossen, aber auf Erden gelebt, so war aus der Lesung u.a. zu hören. In dem Evangelium nach Johannes 15. Kap., Vers 9-12 steht geschrieben: „Das ist mein Gebot, liebt einander, so wie ich Euch geliebt habe“. Dieses Thema übernahm der Pastor auch bei seiner Predigt. Mit einer neu einstudierten Meditation „Frieden“ gelang dem Chor eine beachtliche Leistung.
Jetzt begann die Trauung der Brautleute und die Segnung der Ringe. Der Geistliche nahm die Vermählung vor und sprach dabei die bedeutungsvollen Worte: „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Nun seid Ihr Mann und Frau“. Dann erteilte er den Brautsegen. Nach den Fürbitten sangen einige Frauen des Kirchenchores ein Marienlied zur Gabenbereitung. Zum Sanctus erklang der Choral aus der Schubertmesse „Heilig, heilig“, gefühlvoll vorgetragen vom MGV. Danach kam das Chorwerk „Vater unser“ von Gotthilf Fischer mit Orgelbegleitung von Anno Hein zum Vortrag. Zur Kommunionfeier glänzte Sbr. Bernd Wenderdel als Solist mit dem Lied „Wenn ich ein Glöcklein wär“, von Franz Xaver Engelhard, Bearb.: Otto Fischer. Am Schluss der schönen Brautmesse wurde ein altes Marienlied „O Maria, Gnadenvolle“, das leider nicht mehr im „Gotteslob“ verzeichnet ist, gesungen. Deshalb hatte man den Text extra vervielfältigt und zum Mitsingen ausgelegt. Der Organist war von den Noten so begeistert, daß er sozusagen in einen regelrechten Spielrausch fiel und den Schlussakkord immer wieder hinauszögerte. Als er dann zufällig in den Rückspiegel schaute, hatte er die Situation sofort erkannt, trat auf die Bremse, so daß die Riemen quietschten und beendete abrupt das Nachspiel. Der Pastor hatte geduldig gewartet, bis die letzten Töne verklungen waren. Dabei wären ihm fast die hocherhobenen Arme abgefallen. Dann erst spendete er der schon unruhig gewordenen Gemeinde den Schlusssegen.

Gemächlich schritten nun das schöne Brautpaar und die Hochzeitsgesellschaft dem Ausgang zu, um die vielen Glück- und Segenswünsche in Empfang zu nehmen.
Zuvor aber mussten sie die Messdiener, die den Weg mit einem Seil versperrten, dazu bewegen, daß sie ihnen Durchlass gewährten. Nachdem sie nach altem Brauch den Wegezoll bezahlt hatten, konnten sie passieren. Jetzt mussten sie durch ein Spalier von Schornsteinfegern schreiten, die ihnen Reiskörner zuwarfen und damit zum Ausdruck brachten, daß sie viele Kinder und ein langes Leben haben sollten. Beim Holzsägen und Babywickeln konnten sie nun ihre Talente zeigen. Dazu spielte die Blasmusik den „Brautchor“ aus der Oper „Lohengrin“ von Richard Wagner.
Dem überglücklichen Brautvater war die Freude über die feierlich gestaltete Brautmesse schon von weitem anzusehen. Er strahlte über alle vier Backen und aus allen Knopflöchern, bedankte sich bei den vielen Mitwirkenden für die gelungenen Darbietungen und lud sie zum Umtrunk in die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ ein, wo auch der Hochzeitsschmaus stattfand. 15 Sänger hatten sich eingefunden. um die ausgetrockneten Kehlen bei den hochsommerlichen Temperaturen (36°) schnellstens von innen zu befeuchten.
Bei einem Streitgespräch, welches Lied als erstes von der Gemeinde im Brautamt gesungen wurde, verlor Sbr. Fritz Pütz eine Runde Bier. Er war der Meinung, es wäre „Lobe den Herrn“ gewesen. Dazu muss der Chronist folgendes berichten: Wir alle wissen, daß ein Sbr. seine eigenen Vorstellungen von Tempi, Rhythmus und Takteinteilungen hat. Er ignoriert bewusst gerne das Dirigat des Chorleiters und gibt diesem dann durch Stampfen mit den Füßen zu verstehen, daß er im Stande ist, schneller zu zählen und zu singen, als dieser den Takt angeben kann. Das führt oft zu unnötigen Diskussionen. In diesem Fall aber sang er schneller als der Organist spielte und die Polizei es erlaubt hätte. Weil er immer einen halben Takt voraus war, musste das zwangsläufig mit der Orgel und dem Gesang der Gemeinde zu Unstimmigkeiten bzw. zu einer Kollision führen. Das brachte wiederum Sbr. Fritz Pütz, auch „Knöpp“ genannt, so auf die Palme, daß er ihn hinter der Orgel aufsuchte, wo er sich wohlweislich versteckt hatte, um ihm den Marsch zu blasen. Aber da das in der Kirche zu laut geworden wäre, hat er ihm gehörig die Leviten gelesen und den „Caanes jesänt“ (Alter Eifeler Ausdruck für: Er hat ihm den Kopf gewaschen oder die Meinung gesagt. Caanes heißt Kopf). Aber erst durch einen gezielten Seitenblick seiner Gattin, die Gott sei Dank auf der Orgelbühne weilte, gab er sein unmögliches Handeln auf. Nun muss man ihm zugute halten, daß er sich durch das jahrelange Blasen auf der Posaune und durch das laute Trommeln seines Nebenmannes einen erwiesenen Hörschaden (30 %) zugezogen hat. Anders könnte man sein unrühmliches Verhalten auch gar nicht erklären. Warum er aber sein teures Hörgerät nicht benutzt, bleibt sein Geheimnis. Jedenfalls hält er es in seiner Nachttischschublade gut verschlossen aufbewahrt.
In geselliger Runde wurden noch einige Trinklieder gesungen, ehe man fröhlich und gutgelaunt auseinander ging.
Sonntag, 14. August 1994
Sommerfest am Wohn- und Pflegeheim Sanden in Vussem
Manchen Gegner ächzend über den Tisch gezogen
Wie viele Freunde die Bewohner des Wohn- und Pflegeheimes Sanden haben, machte das glänzend besuchte Sommerfest am Sonntag ab 10.00 Uhr wieder deutlich. Dieses Sommerfest wurde in diesem Jahr als „Bayrisches Wiesenfest“ ausgerichtet. Zum ersten Mal konnten die offenen Kreismeisterschaften im Fingerhakeln ausgetragen werden. Dieser bayrische Nationalsport Nummer 1 hielt nun Einzug in die Eifel. Damit auch alles mit rechten Dingen zuging, konnte man den Chiemgauer Rangler- und Hakler-Verein verpflichten, der bei der Ausrichtung der Veranstaltung tatkräftig mithalf. Als Schiedsrichter fungierte kein geringerer als der in Köln wohnende Konrad Plenk, der in dieser Sportart mehr als 40 Titel erringen konnte. Er war u. a. achtmal bayrischer Meister, neunmal deutscher Meister und fünfmal internationaler Titelträger.
Wie es sich für eine bayrische Veranstaltung gehört, hatte man auch ein echt blau-weißes Rahmenprogramm auf die Beine gestellt. Baumstammwerfen, Trachtengruppe, Schuhplattler, Alphornbläser, Jodlerkönig Hans-Günther Kainz aus dem Kleinwalsertal und die Trachtenkapelle aus Kistenich verwandelten das Umfeld des Wohn- und Pflegeheims in ein bayrisches Dorf. Entsprechende Speisen und Getränke wie Spanferkel, Weißwürschtl, Brezeln und Weizenbier konnte man u.a. für das leibliche Wohl käuflich erwerben.
Von Michael Nielen Vussem. „Ziagts o“, kaum war das Kommando des Kölner Schiedsrichters Konrad Plenk verklungen, schon konnte man die Gelenke der Mittelfinger der mehr oder weniger stabil gebauten Wettkämpfer knacken hören. Punkt 14 Uhr am Sonntag versuchten rund 20 gestandene Mannsbilder ihren Gegner im wahrsten Sinne des Wortes über den Tisch zu ziehen. Anlaß der Kraftakte, die oft die Adern vor An-strengung anschwellen ließen, waren die 1. Kreismeisterschaften im Fingerhakeln, die im Rahmen des „Bayrischen Wie-senfestes“ des Wohn- und Pflege-heims Heinz Sanden in Vussem stattfanden.
Das Werkzeug für die Sportart, die vor allem jenseits des Weißwurst-Äquators viele Anhänger hat, ist denkbar einfach. Gebraucht wird ein sogenannter Hakeltisch – Maße: 1,09 Meter lang, 79 Zentimeter hoch und 74 Zentimeter breit – sowie zwei Hocker mit einer Sitzfläche von 40×40 Zentimeter und einer Höhe von 48 Zentimeter. Auf dem Tisch sind jeweils in der Mitte und an den Längsseiten Markierungen gezogen.
Bis 140 Pfund wurde in der Leichtgewichtsklasse gestartet, über 140 Pfund starteten die „schweren Jungs“ in der Schwergewichtsklasse. Bei den Leichtgewichten hatten die Vussemer ein Heimspiel. Es siegte der einheimische Thomas Wetschorek vor Hubert Janden aus Iselburg und Michael Plovic, ebenfalls aus Vussem. Bei den Schwergewichten machte unter den Anfeuerungsrufen des zahlreich erschienenen Publikums Helmut Fohr aus Weißenbrunnen vor dem Vussemer Michael Hubert und Heinrich Bremer, ebenfalls Vussem, das Rennen.
Ziel des ganzen sportlichen Wettkampfes ist es nun, den Gegner mit einem Fingerring, bestehend aus Hanf und mit Rindsleder umnäht, über die Längsseitsmarkierung zu ziehen. Eingehängt wird der Fingerring jeweils in den Mittelfinger der linken oder rechten Hand. Einzig zulässiges Hilfsmittel ist Magnesiumkalk, der ein Abrutschen des Fingers aus dem Ring verhindern soll.
Damit bei den ersten Kreismeisterschaften auch alles mit rechten Dingen zuging, hatte man sich seitens des Wohn- und Pflegeheimes erfahrener Hilfe versichert. Der Chiemgauer Rangler- und Haklerverein half bei der Ausrichtung der Veranstaltung tatkräftig mit, und mit dem in Köln wohnenden Konrad Plenk konnte als Schiedsrichter ein Mann engagiert werden, der in dieser Sportart schon mehr als 40 Titel auf sich vereinigen konnte.
Bevor es allerdings so richtig losgehen konnte, wurden die Wettkämpfer öffentlich verwogen.

Ohne Mühe zog der Vussemer Hans Klinkhammer (hinten) seinen Gegner über den Tisch. Neben den Fingerhaklern wurde den Zuschauern aber auch sonst eine Menge geboten. Alphornbläser sorgten für ungewöhnliche Töne in der Eifel, Hans-Günther Kainz unterhielt die Zuschauer als „Jodlerkönig aus dem kleinen Walsertal“ aufs Beste und auch die Trachtenkapelle aus Kistenich sorgte für bayrisches Ambiente. Für die neuen Fans des Fingerhakelns hatte der Meister Konrad Plenk noch einen Trainingstip parat. Einen Haken in die Decke schrauben und sich mit dem Finger daran hochheben. Also dann, „auf geht’s Buam“.

Unter den gestrengen Augen von Schiedsrichter Konrad Plenk (re.) mobilisierte der Mechernicher Rainer Kirfel (Ii.) seine letzten Kräfte
Natürlich waren auch die einheimischen Vereine wie Kirchenchor, Musikverein und MGV wieder mit von der Partie. Sie sorgten mit ihren Beiträgen für Abwechslung und Stimmung beim Publikum. Aus dem reichhaltigen Repertoire des MGV gelangten folgende Lieder zur Aufführung:
1. Im Weinkeller,
2. Weinland,
3. Grüß mir die Reben,
4. Im Brauhaus, und
5. Eins, zwei, drei.
Für die gelungenen Darbietungen erhielt der Chor von den Zuhörern herzlichen Applaus, zumal Sbr. M. Vogelsberg zünftig in bayrischer Tracht erschienen war. Nur fehlte ihm der traditionelle Hut mit Gamsbart. Er gab zu verstehen, daß ihm dazu das nötige Kleingeld gefehlt habe. Der Polterabend und die Hochzeit seiner Tochter habe ihn zwar eine schöne Stange Geld gekostet, aber für die Aufstockung seines Wohnhauses hätte er die letzten Geldreserven aufgebraucht, und nun stünde er kurz vor dem Ruin. Erschwerend käme noch hinzu, daß die Asylantenzugänge rückläufig wären, und er deshalb noch gar nicht wüßte, ob ihm welche zugeteilt würden. Es könnte durchaus sein, daß die neuen Wohnungen eine Zeitlang leerstehen müßten und daher auch die Mieteinnahmen in Frage gestellt seien. Im Moment habe er auch keine größeren Geldbeträge zu erwarten, im Gegenteil, die Diätenerhöhung, womit er fest gerechnet habe, wäre schon wieder mal gestrichen worden. Einige Sangesbrüder waren zu Tränen gerührt und hatten Mitleid mit ihm. An der Bierbude, die von Helfern der Freiwilligen Feuerwehr besetzt war, bekam er kostenlos Getränke gereicht, die durch das Zusammenlegen der Biermarken von den Sängern bezahlt wurden.
Fazit der Veranstaltung:
Das Sommerfest hätte es eindrucksvoller nicht unterstreichen können: Die Behinderten aus dem Wohn- und Pflegeheim Sanden sind in unserer Gemeinde voll integriert.
Dienstag, 23. August 1994
Namenstags- und Geburtstagsparty der Sbr. Bernhard Mießeler, Bernhard Hoffmann, Bernd Wenderdel, Hans Klinkhammer und Anno Hein (69 Jahre)
Einleitung:
Am 20. August feiert man das Fest des hl. Bernhard von Clairvaux. Dieser Heilige wurde um 1090 in Fontaines bei Dijon geboren. 1115 wählte man ihn zum ersten Abt des Zisterzienserklosters Clairvaux-sur-Aube. Er gründete 68 Klöster seines Ordens. Mit aller Macht bekämpfte er die Thesen des Philosophen und Theologen Abälard. Als Theologe und berühmter Prediger übte er durch die Erneuerung des kirchlichen Geistes bei Adel, Klerus und Volk großen Einfluss auf seine Zeit aus. Er war Begründer der mittelalterlichen Mystik ( gilt als höchste Stufe der Frömmigkeit) und gewann 1146 Kaiser Konrad III. zur Teilnahme am zweiten Kreuzzug. 1174 wurde er heilig gesprochen, und 1830 erhob man ihn zum Kirchenlehrer.
Zur Sache:
Die drei Bernhardiner, Hans und das Geburtstagskind Anno hatten sich diesmal etwas besonderes einfallen lassen und die Sänger dazu in den Probenraum um 19.00 Uhr eingeladen. Sie spendierten den staunenden Sbr. eine deftige Schlachterplatte, die, wie könnte es auch anders sein, von Sbr. Hans Klinkhammer organisiert und liebevoll zusammengestellt worden war.
Da der 1. Vorsitzende z. Zt. in Urlaub weilte (Zypern und Israel) und der Stellvertreter bei Beginn des Festes verhindert war, wurde die Fete von Sbr. Bernhard Mießeler eröffnet. Er wünschte allen Sängern einen vergnüglichen Abend und guten Appetit. Angesichts der vielen Leckereien vergaß man doch tatsächlich, den edlen Spendern zum Dank ein Ständchen zu singen. Zu der schmackhaften Jause wurde ein eiskalter Obstler von Sbr. Hans Höller serviert, der wegen seines Urlaubs mit seiner Namenstagsflasche in Rückstand geraten war. Dazu wurden auch die 20 Ltr. Bier gereicht, die Sbr. Bernhard Mießeler bei einer Wette verloren hatte (Der Chronist berichtete darüber). Auch Sbr. Arnold Mies hatte es sich nicht nehmen lassen, für seinen verflossenen Namenstag noch eine Flasche Kognak zu kredenzen. Außerdem, weil das Bier nicht ausreichte, gab er noch einen Obolus dazu, damit man noch ein Fässchen Bier (15 Ltr.) für die durstigen Zecher besorgen konnte.
Da von den 28 Sängern nur 22 erschienen waren, blieb von den Wurst- und Fleischwaren natürlich einiges übrig. Sie wurden an Interessenten aufgeteilt. Als nun ein Sbr. zur nächtlichen Stunde heimkehrte, weckte er seine verdutzte Ehefrau aus dem Schlaf und präsentierte ihr aus dem reichhaltigen Wurstsortiment einen dicken Flönzstummel. Nachdem sie sich, noch schlaftrunken, vergewissert hatte, daß auch keine Verwechslung vorlag, wurde dieses Objekt genüsslich verzehrt.
Donnerstag, 20. Oktoer 1994
Werbeveranstaltung
An alle aktiven und inaktiven Mitglieder war eine Einladung mit der Bitte ergangen, an einer Leistungsschau hochwertiger Markenprodukte direkt vom Hersteller teilzunehmen. Darüber hinaus kommt das zahlreiche Erscheinen der Mitglieder der Vereinskasse zugute. Der Sponsor zahlt für jedes anwesende Paar eine Spende. Außerdem wird ein „rustikales Abendbrot“ mit einem Getränk kostenlos serviert. Der Besuch ist unverbindlich und ohne Verpflichtungen.
Angenehm überrascht war der Vorsitzende, der für die Veranstaltung tüchtig die Werbetrommel gerührt hatte, als er gegen 20.15 Uhr in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ 57 erschienene Gäste begrüßen konnte. Gleichzeitig stellte er den Werbeleiter, Herrn Schmitz, vor, der in einem Ort bei Kaiserslautern beheimatet ist und verständlicherweise die Markenprodukte an den Mann bringen musste. Zunächst aber teilte dieser den staunenden Zuhörern mit, daß er 500,- DM in die Vereinskasse spenden werde. Er äußerte zugleich aber auch die Bitte, der Chor möge die Leistungsschau gesanglich eröffnen. Dieser Bitte kam man gerne nach. Da aber unverständlicherweise 12 Sänger (42,85 %) der Veranstaltung ferngeblieben waren, sonst wäre noch mehr Geld in die Kasse geflossen, musste der MGV sehr geschwächt zu Werke gehen. Im 1. Tenor fehlten 5, im 2. Tenor 4, im 1. Baß 1 und im 2. Baß 2 Stimmen. Das heißt statistisch gesehen: nur 57,15 % der Sänger waren anwesend. Mit dem Lied „Im Brauhaus zur kupfernen Nase“ hatte der Chorleiter eine gute Wahl getroffen, wenn auch einige Sänger, besonders die Frischlinge, den Text noch nicht ganz beherrschten, zumal das Lied ohne Noten gesungen wurde. Sie bewegten daher die Lippen wie die Profis beim Playback, und kaum jemandem war dieses Handicap aufgefallen, denn für den spontanen Auftritt wurde stürmisch applaudiert.
Nach dem „Rustikalen Abendessen“ konnte nun die Verkaufsschau beginnen. Kochtöpfe aus Edelstahl wurden angepriesen. Ein Sbr. meinte dazu: „Die Kochtöpfe mögen ja schön und gut sein. Wenn aber meine bessere Hälfte mir bei einem Ehekrach die schwergewichtigen Töpfe um die Ohren schmeißt, ist das nicht so gut, sondern grenzt an Körperverletzung“. Jetzt wurden Ober- und Unterbetten sowie Kopfkissen und Decken aus Merino-, Lama- und Mohairwolle voll des Lobes und, wie wir Sänger sagen, in den höchsten Tönen vorgestellt. Der Verkaufsleiter verstand sein Geschäft bestens. Geschickt brachte er die Hausstaubmilbe ins Gespräch und ließ ein Foto, 100-fach vergrößert versteht sich, von diesem gefräßigen Tierchen reihum gehen, die millionenfach in den altbewährten Federbetten vorhanden seien.
Der Ex-Vorsitzende Peter Dreesen konnte das bestätigen. Er leide schon seit Jahren an der Milbenplage, die sich bei ihm in Nase und Ohren festgesetzt hätte. Nur seine Frau wollte ihm das nicht glauben. Sie sagte dazu: „Menge Mann hätt zwar de Melle, die setze bei dämm ävve em Kopp“.
Der Fachmann konnte noch mit anderen Argumenten einige Zweifler davon überzeugen, daß sie die vorgestellten Produkte nirgendwo preisgünstiger erwerben könnten, als an diesem Abend. Es wurden dann auch einige Kaufverträge zur beiderseitigen Zufriedenheit abgeschlossen. Da aber bis zum Eintreffen der bestellten Ware noch einige Zeit ins Land gehen wird, muss der Kunde allerdings solange noch mit den kleinen Haustierchen in den alten Federbetten vorlieb nehmen.
Samstag, den 12. November 1994
Geburtstagsständchen für Heinz Sanden Sen. geb. am 13.11.1926 (68 Jahre)
Der Einladung zum Geburtstagsständchen für Heinz Sanden Sen. wurde gerne Folge geleistet, zumal H. Sanden inaktives und förderndes Mitglied unseres Vereins ist und für die Belange des Chores stets ein offenes Ohr bzw. offene Hände hat, wenn es um finanzielle oder materielle Dinge geht.
So trafen sich die Sänger zwanglos am Samstag im Restaurant und Hotel „Zum Jägerhof“ in Breitenbenden gegen 20.30 Uhr, um mit einigen Liedvorträgen ihre Aufwartung zu machen. Als erstes kam das für diesen Ehrentag neu einstudierte Werk mit dem Titel „Geburtstagsständchen“ zum Vortrag. Danach überbrachte der Vorsitzende im Namen der Sänger die Glück- und Segenswünsche und überreichte dem fast 68jährigen ein Buchgeschenk. Da der Jubilar erst am anderen Tag Geburtstag hatte, also hineinfeierte, war eine Gratulation noch nicht angebracht, worauf der Senior bestand. Mit dem zweiten Lied „Weihe des Gesanges“ hatte man dem Geburtstagskind sichtbar viel Freude bereitet. Es folgten noch „Herr Wirt“ und „Abendfrieden“ von Franz Schubert (1797-1828) op. 11 Nr. 3, das als Erstaufführung getragen zu Gehör gebracht wurde. Am Applaus merkte man, daß dieses Lied bei den zahlreichen Gästen gut angekommen war bzw. seine sakrale Wirkung nicht verfehlt hatte.
Schade, daß dieser begnadete Komponist verarmt im Alter von nur 31 Jahren verstorben ist. Er wurde als Sohn eines Schulmeisters in Wiens Vorstadt Lichtenthal geboren und hatte 13 Geschwister. Not und Entsagung begleiteten sein Leben von Jugend auf. In nur 14 Schaffensjahren schrieb der vom Komponieren Besessene 900 Werke, darunter mehr als 600 Lieder.
Nach den gelungenen Darbietungen seitens des Chores ging man zum gemütlichen Teil über. In der Gaststube hatte man extra für die hungrigen Sänger belegte Brötchen und Schnittchen schön garniert zum Verzehr bereitgestellt. Man ließ sich nicht lange nötigen und ließ es sich schmecken. Dazu wurden reichlich Getränke serviert, die auch bald Wirkung zeigten. So brachte Sbr. Bertram Berners nach über 11jähriger Abstinenz, der letzte Vortrag erfolgte am 1. Oktober 1983 in Braubach (Ausflug), sein Solo „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ gekonnt in Erinnerung, das selbstverständlich von den Sängern mit dem „Simsaladim“ begleitet wurde. Dieses Lied ist eine aus dem 18. Jahrhundert stammende Fassung, die im bergischen Land aufgezeichnet wurde. Das Lied wurde gerne zu Pfänderspielen gesungen. Wer das in den jeweils ersten Zeilen am Ende ausgesparte Wort zu früh sang oder sich beim Zungenbrecher „Simsaladim bambasala dusaladim“ versprach, mußte ein Pfand abgeben. In studentischen Kreisen diente es zum Austragen der „Bierstrafen“.
Alsbald brach man auf, um den „langen“ Heimweg von 2 km anzutreten. Unterwegs wurden einige Sbr. vom Durst geplagt und kehrten deshalb noch in das Vereinslokal „Zur Schneidmühle“ ein, um Abhilfe zu schaffen.
Sonntag, 13. November 1994
Volkstrauertag 9.45 Uhr in Breitenbenden und 10.30 Uhr in Vussem
Der November gilt als der Totenmonat. Nach dem „Goldenen Oktober“ und vor dem weihnachtlich besinnlichen Dezember nehmen sich viele Menschen auch heute noch die Zeit, im 11. Monat des Jahreskreises ihrer Verstorbenen und der gefallenen Soldaten zu gedenken. Wir Lebenden halten einmal inne und werden uns bewusst, daß unser eigenes Leben ein ständiges Zugehen auf den Tod ist. Im November verändert sich die Landschaft unübersehbar. Die letzten Blätter fallen zu Boden, die bunten Farben des Herbstes weichen allmählich einem winterlich kahlen Panorama. Ein Teil der Natur stirbt, und der Mensch als Bestandteil der Welt kommt nicht umhin, sich seiner Sterblichkeit bewusst zu werden.
In diesem Jahr musste der MGV zuerst in Breitenbenden antreten, um mit zwei Liedvorträgen die Gedenkveranstaltung am Ehrenmal gesanglich zu unterstützen. Mit der Motette „Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit“, Satz von Matthias Claudius (1740 – 1815) und Weise von Hans Georg Nägeli (1773 – 1836), brachte der MGV den Choral sehr mäßig bewegt und feierlich zu Gehör.
Ortsvorsteher und Sbr. Josef Kaltwasser sagte anschließend in seiner Ansprache sinngemäß: „Es ist eine würdige Veranstaltung, die uns am heutigen Tage zusammengeführt hat. Zwei Wochen vor dem 1. Advent wird alljährlich dieser nationale Gedenktag für die Opfer beider Weltkriege und des Nationalsozialismus begangen. Ich möchte diese Gedenkstunde nutzen, um über die Erinnerung an Leid und Elend zweier Weltkriege hinaus auch an jene erinnern, die in unzähligen Kriegen und Auseinandersetzungen nach dem 2. Weltkrieg bis hinein in unsere Tage getötet wurden. Mit erschreckender Brutalität führen uns die Ereignisse im ehemaligen Jugoslawien vor Augen, wie labil Frieden sein kann, wenn Haß das Handeln bestimmt. Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen, in diesem Bekenntnis sind wir alle einig. Wir müssen Frieden halten mit anderen Ländern und anderen Menschen, ungeachtet ihrer Hautfarbe, Sprache oder ihrer Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft. Der heutige Tag ist nicht allein dazu da, zurückzublicken. Er mahnt uns zu lernen. Wenn wir, das neue Deutschland, als gleichberechtigtes Mitglied in einem vereinten Europa dem Frieden in der Welt dienen wollen, müssen wir auch den inneren Frieden stärken. Über die Gräber hinweg wollen wir die Versöhnung. Die heutige Gedenkstunde soll zu diesem großen Ziel einen wichtigen Beitrag leisten.“
Nach diesem Vortrag sang der Chor die Motette „Dem in der Finsternis wandelnden Volke erschien ein helles Licht“, von August Eduard Grell, Satz: Emil Rabe. Anschließend betete man mit Bernhard Fuchs zusammen für die Verstorbenen das „Vater unser“. Der Musikverein Vussem beendete mit einem Choral die Veranstaltung, und Josef Kaltwasser bedankte sich bei den Teilnehmern für ihr Erscheinen. Die Feuerwehr Breitenbenden und Vussem stellte erstmals gemeinsam die Ehrenwache.
In Vussem setzte sich der Trauerzug um 10.30 Uhr in Bewegung. Der Musikverein Vussem spielte dazu einen Trauermarsch von Chopin. Am Ehrenmal angekommen, sang der Chor die Motette „Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit“, die ihm vortrefflich gelang. Ortsvorsteher und Sbr. Matthias Vogelsberg begrüßte die erschienenen Ortsbewohner, es waren ein paar mehr als in den vergangenen Jahren, und begann seine Ausführungen ungefähr mit folgenden Worten: „Und wieder stehen wir, wie in all den Jahren zuvor, an den Gräbern bzw. am Ehrenmal der Gefallenen, den Gedenkstätten der Hingerichteten und Ermordeten beider Weltkriege, um uns zu erinnern an das unendliche Leid der 50 Millionen Toten allein des zweiten Weltkrieges, der 6 Millionen ermordeten Juden, der Hunderttausenden anderen umgekommenen Opfer. Die damals aufgerissenen Wunden wollen nur schwer heilen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir weiter von Krieg und Völkermord umgeben sind. Und nimmt man noch all die Unschuldigen hinzu, die auf der Flucht sind, die durch die Folgen der Gewalt Hunger und Not leiden, dann möchte man zu Gott beten, daß er dem Elend endlich ein Ende bereitet“. Er stellte außerdem die Frage, ob es noch Sinn macht, eine Gedenkfeier am Volkstrauertag abzuhalten. „Ich meine: Ja, wir dürfen unsere Verstorbenen und gefallenen Soldaten nicht vergessen!“.
Annemarie Linden machte in ihrem Beitrag sehr deutlich, daß das Gedenken und Erinnern an die Opfer des Krieges und der Gewaltherrschaft nur dann ein ehrliches ist, und zugleich eine Mahnung, wenn wir mit dem Psalmisten erkennen: „Wohl dem Volke, dessen Gott der Herr ist. Denn wo Gott der Herr ist, da steht der Mensch als Geschöpf Gottes im Mittelpunkt. Da gilt weder Rasse noch Hautfarbe, weder soziale Herkunft noch gesellschaftliche Stellung. Da herrscht Freiheit und Friede“.
Im Anschluss sang der MGV den Choral „Über den Sternen wohnet Gottes Friede“, der langsam und bedächtig vorgetragen wurde. Am Schluss der Feierstunde intonierte der Musikverein Vussem das Lied vom „Guten Kameraden“. Matthias Vogelsberg bedankte sich bei allen Mitwirkenden und den erschienenen Vussemer Bürgerinnen und Bürger. Bleibt noch nachzutragen, daß auch hier der neu formierte Löschzug Vussem mit den Floriansjüngern aus Breitenbenden und ihren brennenden Pechfackeln die Ehrenwache hielten.
Sonntag, 20. November 1994
5. Weihnachtsmarkt „St. Michael“ in Breitenbenden im und am Wohn- und Pflegeheim Sanden
Der diesjährige 5. Weihnachtsmarkt stand wie in den Jahren zuvor wieder unter dem Aspekt der aktiven Integration behinderter Menschen. „Es wird viel gesprochen und geschrieben über das Los Behinderter und wie alles geändert werden könne und müsse. Mit der Teilnahme an dem Weihnachtsmarkt aber leistet man praktisch Solidarität und hilft dort, wo es notwendig ist, sei es durch Spenden oder Erwerb der vielfältigen Angebote, deren Gewinn für die behinderten Menschen wieder verwandt wird. Dieser Markt aber soll auch ein Ort der Begegnung, der Gespräche, ein Ort einander kennenzulernen sein, denn das Miteinander ist gefragt“. Mit diesen Worten warb Juniorchef Heinz Sanden im „Bürgerbrief“ mit einer Einladung zum 5. „St. Michael Weihnachtsmarkt“.
Bei solch einem Fest darf der MGV natürlich nicht fehlen. Auf vorweihnachtliche Lieder wurde in diesem Jahr gänzlich verzichtet, weil der 1. Advent erst am kommenden Sonntag, dem 27. November ansteht. Die Sänger nahmen in der überfüllten Cafeteria Aufstellung und brachten mit einigen Liedern, wie
1. Swanee Ribber
2. Das Ringlein
3. Abendfrieden und
4. Die Seen im Land der Berge
den erschienenen Gästen und Heimbewohnern viel Freude und Begeisterung.
Einige Sänger waren nach den Vorträgen schweißgebadet, nicht weil sie Lampenfieber hatten, sondern weil im Raume Temperaturen herrschten, die einer Sauna gleichkamen. Auch hatte sich das Wetter gegenüber dem Vortag (Regen) wesentlich gebessert, so daß das milde Klima noch zusätzlich für Wärme sorgte. So beeilte man sich, nach dem Auftritt schnellstens das Weite zu suchen, um am Getränkestand ein kühles Bierchen zu erhaschen. Das war nicht so einfach, denn es war kaum ein Durchkommen, weil hunderte von Besuchern auf den Marktplatz drängten. Sbr. Eddi Freitag, der am heutigen Tag Namenstag hatte, wollte gerne ein paar Runden spendieren. Aber als kleinwüchsiger Mensch hat man es schwer bei soviel Andrang an die Theke zu kommen. Dabei wäre er beinahe unter das Fußvolk geraten. So blieb es beim Versuch „einen auszugeben“. Der gute Wille war ja vorhanden, das sollte man respektieren, bzw. akzeptieren. Flugs entschwand er unseren Blicken, weil zu Hause die Namenstagsgäste sehnlichst auf ihn warteten.
Sonntag, 27. November 1994
Seniorennachmittag in Vussem
Wenn man die öffentlichen Diskussionen in den Zeitungen, im Radio und Fernsehen in den letzten Monaten verfolgt hat, so könnte man manchmal den Eindruck gewinnen, als hätten einige Politiker, aber auch einige kirchliche Institutionen den Ernst der Lage zwecks Pflegeversicherung noch nicht erkannt. Natürlich ist das mit Opfern verbunden, aber wie ich meine, dafür lohnt es sich doch, einen Feiertag zu streichen. Die Sorge um den älteren Menschen darf nicht in den Hintergrund gedrängt werden. Diese Sorge, so denke ich mal, wird unsere Gesellschaft schon allein deswegen in verstärktem Maße beschäftigen müssen, weil ja durch den medizinischen und wissenschaftlichen Fortschritt eine im Vergleich zu früher deutliche Steigerung der Lebenserwartung eingetreten ist. Ziel jeder sozial verpflichteten Politik muss es daher sein, daß sich unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht isoliert, sondern in unserer Gemeinschaft geborgen fühlen. Die Förderung des Gemeinschaftssinnes ist daher eine gute Medizin gegen den eintönigen Alltag.
Aus diesem Grunde hatte der Bürgerverein wieder zum Seniorennachmittag um 14.30 Uhr in die „Schneidmühle“ eingeladen, um den älteren Menschen ein paar frohe Stunden zu bieten, zumal sich der 1. Adventssonntag dafür besonders eignet, denn die Adventszeit gilt immer noch als stille und besinnliche Zeit, im kleinen Eifeldorf mehr als in den lichtüberfluteten Großstädten mit ihren überquellenden Geschenkauslagen in den Geschäften und Schaufenstern. Der 1. Adventssonntag markiert den Anfang eines neuen Kirchenjahres. Zum Wesen dieses adventlichen Neubeginns gehört das Warten. Welch ein Gegensatz zu dem, was sich auf den Straßen und in den Einkaufszentren abspielt, wo in den nächsten Wochen Hektik, Hast, Eile und Vorwärtsdrängen ihren jährlichen Höhepunkt erreichen. Daß die Adventszeit früher kirchlich auch als Buß- und Fastenzeit galt, ist kaum noch zu spüren bzw. jemandem bekannt. Es war auch die Zeit, da die Katholiken sich um die Beichtstühle drängelten. Heute ist die Ohrenbeichte weitgehend weggefallen, und auch die (sie nicht ersetzende) Bußandacht wird kaum noch besucht. Völlig irritiert fragte eine ältere Dame nach einem schlecht besuchten Bußgottesdienst den Pfarrer: „Ja, wird denn hier nicht mehr gesündigt?“ „Doch“, meinte der Pastor, „aber wer ist heute noch bereit zu büßen?“
So konnte der Vorsitzende des Bürgervereins, Matthias Vogelsberg, 54 von 78 eingeladenen Seniorinnen und Senioren herzlich begrüßen und willkommen heißen. Als Ehrengast war der neu gewählte Bürgermeister der Stadt Mechernich, Peter Wassong aus Weyer, erschienen, der hier seine erste Amtshandlung vollzog, indem er allen ein paar frohe und besinnliche Stunden wünschte.
Als Mitwirkende trugen dazu bei:
die Flötengruppe, der Kirchenchor, der Musikverein und der MGV, der sich in gewohnter Form mit gekonnten Darbietungen der folgenden Lieder präsentierte:
1. Swanee Ribber
2. Das Ringlein
3. Die Seen im Land der Berge und
4. Amazing Grace.
Natürlich wurden die älteren Herrschaften auch wieder mit Kaffee und Kuchen verwöhnt. Dazu gab es diverse Getränke, die zusätzlich für Stimmung sorgten. Einigen Teilnehmern des Seniorentreffens hatte es so gut gefallen, daß sie erst zur späten Stunde das Lokal vergnügt und frohgelaunt verließen.
Sonntag, 4. Dezember 1994
Nikolausfeier in Kallmuth
Die Bevölkerung von Kallmuth, am Fuße des Pflugberges gelegen, war immer ein lebenslustiges Völkchen, das es verstand, Feste innerhalb des Ortes gemeinsam zu gestalten und zu feiern. Auch wurde das Brauchtum gepflegt und Geschwundenes neu belebt. Hier blühte ein reges Vereinsleben. Zahlreiche Vereine hatten sich gebildet, die aber in den letzten Jahrzehnten fast alle verschwanden, denn mit der Schließung des Bleibergwerkes am 31.12.1957, mit dem das Bergarbeiterdorf seit den ältesten Zeiten eng verbunden war, musste man sich anderweitig Arbeit verschaffen. So blieb es nicht aus, daß viele junge Männer zu diesem Zweck ihren Heimatort verließen. Die älteren Sbr., die selber Fußball gespielt haben, wissen bestimmt noch, daß die DJK Kallmuth sich immer erbitterte Duelle mit dem gefürchteten SV Vussem, der wegen seiner schwarz-gelben Trikots „Kartoffelkäfer“ genannt wurde, geliefert haben. Die DJK errang sogar 1952 die Fußballkreismeisterschaft. Mit der Schließung der Gaststätten Nobis und Stollenwerk wäre beinahe das ganze Dorf- und Vereinsleben zum Erliegen gekommen. Deshalb musste man schnell handeln, um Proben- und Aufenthaltsräume für die restlichen Vereine zu schaffen. Die alte Volksschule wurde zu diesem Zweck umfunktioniert in ein schmuckes Bürgerhaus, wo nun auch die anstehenden Dorf- und Familienfeste abgehalten werden.
Nach über zweijähriger Abwesenheit war der MGV wieder gerne nach Kallmuth gekommen, um einerseits sein Versprechen einzulösen, das man seinerzeit Ortsvorsteher Robert Ohlert gegeben hatte (der Chronist berichtete darüber), und andererseits, um die Nikolausfeier mit einigen Liedvorträgen zu verschönern, zur Freude der älteren und jüngeren Generation, die die gut aufgelegten Sänger daraufhin regelrecht mit viel Applaus verwöhnten. Es gelangten zur Aufführung:
1. Abendfrieden
2. Die Seen im Land der Berge
3. Ave Maria
4. Maria durch ein Dornwald ging
5. Frieden und
6. Amazing Grace.
Anschließend bedankte sich der amtierende Sheriff, Robert Ohlert, für die schönen Darbietungen und versprach, bei einer der nächsten Proben des Chores vorstellig zu werden. An der hauseigenen Bar spendierte er den durstigen Akteuren Getränke, die diese dankbar entgegennahmen.
Sonntag, 18. Dezember 1994
Vorweihnachtliches Chorkonzert in der Pfarrkirche zu Vussem.
Vorwort:
Die Vorbereitungen zum Adventskonzert begannen nach der kurzen Sommerpause. Es wurden einzelne Satzproben abgehalten, um das neu angeschaffte Notenmaterial besser einstudieren zu können. In fliegendem Wechsel wurden die im ¾ Stundentakt dauernden Proben exakt eingehalten. Dazu eine kleine Episode von Sbr. Anno Hein am Rande, der mit dem 2. Tenor die Sbr. vom 2. Baß einmal ablösen mußte: „Die setze he wie de Hohnde ob de Leede, oder angesch usjedröck, wie de Schworbele ob de Dröht, de Zitt ös jo doh, dat se bal fotfleje“. Tatsächlich saßen die Bassisten statt gestaffelt, in einer Reihe. Diese Satzproben waren sehr wichtig und wertvoll für jeden einzelnen Sänger, denn in der kurzen Vorbereitungszeit hätte dieses anspruchsvolle Programm sonst nicht durchgeführt werden können.
Zum Konzert:

Am 18.12.1994, dem 4. Adventssonntag, veranstaltete der MGV 1892 Vussem in Zusammenarbeit mit dem Kirchenchor um 17.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Margareta ein besinnliches, vorweihnachtliches Konzert. Als Begleitung konnte Udo Greuel mit seinem Keyboard gewonnen werden.
Am 18.12.1994, dem 4. Eingeladen waren alle Vussemer Bürger, sowie die der benachbarten Orte und Freunde des Chorgesangs. Der Eintritt war frei, lediglich um eine Spende für Waisenkinder in Indien wurde gebeten. Auf dem Programm, für das Chorleiter Heinz Sistig verantwortlich zeichnete, standen altvertraute Weisen mit Adventsliedern unserer Zeit, die die Freude auf das bevorstehende Fest thematisierten. Es gelangten aber auch weltliche Chöre zu Gehör.
Mit „Ehre sei Gott in der Höhe“ aus der Schubertmesse, das majestätisch und breit vorgetragen wurde, begann der Chor, nachdem er im festlich geschmückten Altarraum Aufstellung genommen hatte, sein Konzert. Nie zuvor hat der Chor so überwältigend und begeisternd dieses Chorwerk dargeboten. Nun folgte die Begrüßung und Ansprache des Vorsitzenden Willi Schütt, der u.a. den Zuhörern und Mitwirkenden ein paar frohe und besinnliche Stunden wünschte.
Durch das Programm führten abwechselnd Sbr. Arnold Mies und Sbr. Alfred Brell, die auch Gedichte und Gedanken von Josef Freiherr von Eichendorff und von Filmschauspieler Horst Frank vortrugen, der nicht nur den Bösewicht spielen kann, sondern, wie man hören und staunen konnte, auch musisch begabt ist.
Es folgten nun die drei weltlichen Lieder, die sich in die festliche Atmosphäre gut einfügten, weil sie im Tempo ruhig und getragen gesungen wurden und vom Text her hervorragend passten. Es waren:
1. | Abendruhe, von W.A. Mozart, Satz: Quirin Rische |
2. | Abendfrieden, von Franz Schubert (1797 – 1828), nach op. 11 Nr. 3 „Geist der Liebe“, |
3. | La Campanella, Chorsatz: Johannes Menskes, (mit Halbplayback), Begleitung: Udo Greuel. |

Dieses Chorwerk konnte Heinz Sistig direkt vom Komponisten käuflich erwerben und überarbeiten.
Mit dem Lied „Frieden“, von Gotthilf Fischer, wurde das Programm fortgesetzt. Beim nächsten Titel „Wenn ich ein Glöcklein wär“, von Franz Xaver Engelhard, Bearbeitung: Otto Fischer, konnte sich Sbr. Bernd Wenderdel in Szene setzen, und wußte mit seiner wohltuenden Stimme beim Publikum zu gefallen. „Lobt den Herrn der Welt“, Text und Bearbeitung von Willi Trapp, wurde vom Chor markant und festlich vorgetragen und von Udo Greuel fachmännisch begleitet. Nach den Chorälen „Sancta Maria“, von Johann Schweizer (1831-1882), und „Maria durch ein Dornwald ging“, Worte: Vor 1850, Weise: J. Eccard (1553 – 1611), Satz: Gregor Lehr, hatte der Cor vorerst einmal Pause und konnte sich auf den bereitgestellten Stühlen ausruhen.
Der Kirchenchor machte nun von der Orgelbühne aus auf sich aufmerksam, indem er unter der Leitung von Anno Hein fünf Lieder zum Vortrag brachte, wobei er einige Choräle auf der Orgel begleitete. Es waren:

1. Morgenstern der finstren Nacht,
2. O komm, o komm Immanuel,
3. Es ist für uns eine Zeit angekommen,
4. Ave Maria, gratia plena, und
5. Weihnachten bin ich zu Haus.
Die gute Akustik in der Kirche trug dazu bei, daß die Vorträge bei den Zuhörern gut angekommen sind, denn sie sparten nicht mit Applaus. Mit fünf Liedern wartete nun der MGV auf:
1. | Leise rieselt der Schnee, von Rudolf Desch, Worte und Weise: Eduard Ebel |
2. | Engel haben Himmelslieder, Satz: H. Lemmermann |
3. | Hört, Jubellieder klingen (Go Tell It On The Mountain), Christmas Spiritual, Text und Satz: H.J. Settelmeyer |
4. | Süßer die Glocken nie klingen, (Volksweise aus Thüringen, 1826), Text: Friedr. Wilh. Kritzinger, Satz: Rudolf Desch und |
5. | Fröhliche Weihnacht überall (Melodie aus England), Text: Aug. Heinr. Hoffmann v. Fallersleben (1798 – 1874), Satz: Rudolf Desch. |
Chorleiter Heinz Sistig interpretierte die Werke nicht nur vom Notenblatt aus, sondern auch vom Text her und erreichte daher aussagekräftige Vorträge. Das Konzert hatte ein hohes, sängerisches Niveau, das nur an einigen Stellen unkonzentriert wirkte. Nach ca. 11/2 stündigem Programm ging nun das Konzert zu Ende. Der Vorsitzende bedankte sich bei den Besuchern für ihr Erscheinen und aufmerksames Zuhören, erinnerte noch einmal daran, daß ihre Spende für Pater Leo dé Souza in Indien, der dort ein Heim für Waisenkinder leitet, verwandt wird und wünschte allen ein gnaden- und segensreiches Weihnachtsfest.
Inzwischen hatten Kirchenchor und der MGV im Chorraum Aufstellung genommen und sangen gemeinsam das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“, wobei der MGV als Zwischengesang „Ehre sei Gott in der Höhe“ im Text singen musste.

Bei diesem Lied kamen die schönen Stimmen des Soprans in den Höhen besonders zur Geltung und stimmten auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein.
So endete mit diesem besinnlichen Weihnachtslied und dem farbenprächtigen Bühnenbild ein hochkarätiges Wohltätigkeitskonzert. Langanhaltender Beifall, der sicher aus innerer Bewegung und Freude kam, deutete an, daß die Botschaft von Weihnachten von Musik und Gesang zu Herzen gegangen war.
Gemütlicher Teil:
Nun ging man zum gemütlichen Teil über. Im Pfarrsaal hatten einige Sängerfrauen die Tische festlich dekoriert und mit allerlei Gebäck und belegten Schnittchen reichlich eingedeckt. Dazu gab es Kaffee, Likör, Sekt, Wein und Bier in ausreichendem Maße, die teilweise von einzelnen Sängern spendiert worden waren. Sbr. Alfred Brell machte sich bei den Frauen lieb Kind, weil er sie bewirtete wie ein Gentleman. Auch überhäufte er den Kirchenchor mit Komplimenten, indem er ihn lobte für ihr diszipliniertes Benehmen während des Konzertes, was ja nicht abzustreiten war, und sagte: „Hier können die Sänger des MGV sich eine gute Scheibe von abschneiden“. Diese Aussage brachte wiederum einige Sänger so auf die Palme, daß sie Alfred scherzhaft mit „Schmecklecker“ beschimpften, weil er sie so in die Pfanne gehauen hatte. Dabei hatte er nicht mal so Unrecht. Chorleiter Anno Hein meinte dazu: „Der möht ens onverhoff en os Prob komme, dann wüe er dorövver angesch denke“. Diese Wortgefechte waren aber nicht bös gemeint.
Auch Pfarrer Frohn war mit dem neuen Kaplan Hans-Peter („Hardy“) Hawinkels erschienen, um den schönen Erfolg mitzufeiern. Natürlich wurde „der Neue“ vorgestellt. Hier einige Daten: Vier Jahre war er zunächst bei der Post beschäftigt, danach wurde er Sekretär bei der Katholischen Arbeiterjugend (CAJ). Theologie und Pädagogik studierte er in einem Fernkurs und wurde danach Gemeindeassistent in Jülich. Seinen theologischen Schliff erhielt er an der Universität in Bonn, und am 23.05.93 wurde er in der Pfarrkirche in Mechernich zum Diakon geweiht. Die Priesterweihe empfing er am 19.02.94 im Dom zu Aachen. Nun übernahm er vorübergehend die Seelsorge in den priesterlosen Gemeinden Niederzier, Oberzier und Hambach, um dann in seine erste Kaplanstelle hier bei uns eingewiesen zu werden. Ich wünsche ihm von dieser Stelle aus eine schöne Zeit in unserer Pfarrei und hoffe auf eine gute Zusammenarbeit mit dem MGV. Wäre noch zu erwähnen, daß unser schwerkranker Pastor Sobieszczyk einen Teil des Konzertes in der Sakristei vernommen hat. In fröhlicher Runde wurde noch gefeiert bis zum späten Abend.
Resümee der Veranstaltung:
Dieses kirchenmusikalische, anspruchsvolle Konzert war für jedermann verständlich. Gerade in der Hetze der Vorweihnachtszeit ist solch eine Veranstaltung eine Oase, in der man ein wenig Stille halten und sich innerlich auf das kommende Weihnachtsfest freuen kann. Gleichzeitig öffnet Musik und Gesang die Herzen und ist zugleich Erholung und Genuss, sowie Balsam für die arg strapazierten Nerven.
In seiner 102jährigen Vereinsgeschichte hat der MGV zum ersten Mal ein Adventskonzert in diesem Stil bestritten, obwohl am 13. April 1980 schon einmal ein Wohltätigkeitskonzert unter dem Motto „Lobt Gott alle Welt“ aufgeführt wurde. Der Erlös dieses Konzertes kam der Leprahilfe zugute und war für den Verein ein toller Erfolg. Trotz des Weißen Sonntags (Kinderkommunion) war die Kirche rappelvoll.
Deshalb war man schon etwas enttäuscht, daß nur ca. 100 – 120 Besucher zum heutigen Konzert gekommen waren, zumal der Eintritt frei war und nur um eine Spende für einen guten Zweck gebeten wurde. Von dieser Warte aus gesehen ist die Enttäuschung des Vorstandes und der Sänger zu verstehen, die viel Zeit für diese Veranstaltung investiert bzw. geopfert haben, trotz des gesanglichen Erfolges. Erfreulicherweise war aber die Spendenfreudigkeit der Konzertbesucher sehr groß. Immerhin kamen 1201,- DM zusammen, so daß man insgesamt gesehen in dieser Hinsicht mehr als zufrieden sein kann, denn das Bewußtsein, für notleidende Menschen etwas getan zu haben, bringt oft mehr Freude als ein persönliches Geschenk, finde ich.
Freitag, 30. Dezember 1994
Jahresabschlussfeier des MGV und besondere Ereignisse im Jahre 1994
Nun ist es wieder soweit. Das 102. Geschäftsjahr in der Vereinsgeschichte geht zu Ende. Jetzt heißt es Bilanz ziehen. War es ein gutes oder ein schlechtes Jahr für den Verein? Ich meine, es war ein gutes Jahr!
In der von mir erstellten Chronik konnte ich über 25 Aktivitäten berichten, die von Sbr. Bernd Wenderdel in der Zeitung „Metronom“ in mehreren Etappen wiedergegeben werden. Als Höhepunkt dieser Ausführungen kann man ohne Zweifel unser „Vorweihnachtliches Chorkonzert“ bezeichnen. Aber auch die Kurkonzerte in Gemünd sollte man nicht unterbewerten, sondern mit der Benotung „gut“ einordnen. Was mir zu denken gibt, ist die Tatsache, daß immer mehr aktive und inaktive Mitglieder die Altersstufe 50, 60, 70 und 80 Jahre überschreiten. Erfreulicherweise konnten im verflossenen Jahr zwei ehemalige Sbr. wieder aufgenommen werden, nämlich Werner Borker, 2. Baß, und Johannes Eversheim, 2. Tenor.
Im Laufe des Jahres nahm der Chor an 7 Geburtstagsfeiern teil. 1 Sängerfest vom GV Ramscheid wurde in der Grenzlandhalle in Hellenthal besucht. Ferner wirkte der Chor mit beim Volksschülertreffen, Maifeier in Breitenbenden und Vussem, Polterabend und Hochzeit von Roland und Manuela Küpper, Sportwerbewoche des TSV Feytal, Sommerfest Sanden in Vussem, Werbeveranstaltung, Volkstrauertag in Breitenbenden und Vussem, Weihnachtsmarkt „St. Michael“, Seniorennachmittag, Nikolausfeier in Kallmuth. Auch das Grillfest ist noch in guter Erinnerung.
Zur Jahresabschlussfeier konnte der Vorsitzende fast alle Sänger begrüßen. Es fehlten, durch Krankheit bedingt, die Sbr. A. Mies und J. Eversheim. Er bedankte sich bei allen Sängern für die geleistete Arbeit. Zu 79% hatten die Sbr. an den Proben teilgenommen. Besondere Ehrung wurde den Sbr. Willi Schütt, B. Mießeler und M. Wielspütz zuteil, die an 30 Proben und 7 Satzproben sowie an fast allen Auftritten des Vereins teilgenommen hatten. Zum Dank überreichte man ihnen eine Flasche Sekt.
Der 2. Vorsitzende M. Vogelsberg meinte dazu, es wäre nicht ratsam, und er warne davor, solche Danksagungen vorzunehmen, denn die Sbr., die noch anderweitig aktiv tätig wären, würden dabei benachteiligt, weil sich manchmal die Termine überschneiden. Diese Äußerung kann man so nicht, wie ich meine, unwidersprochen stehen lassen, denn die genannten Sbr. sind auch mehr oder weniger in verschiedenen Vereinen oder Gremien ehrenamtlich tätig. Natürlich lässt es sich nicht immer vermeiden, daß sich Termine überkreuzen (z. B. Stadtratssitzungen). Aber meistens ist es eine Frage der Koordination. Man brauchte z.B. nicht immer den Dienstagabend zu terminieren, um Veranstaltungen abzuhalten, denn am Dienstag probt der MGV!
Heinz Sistig erhielt für seine erfolgreiche Arbeit ein bescheidenes Geldgeschenk. Dieser bedankte sich artig und wünschte allen ein „Gutes Neues Jahr, Gesundheit und Anlässe zu vielen fröhlichen Stunden im kommenden Jahr“.
Nun wurde die schmackhafte Gerstensuppe mit Einlage serviert, die von Hans Klinkhammer nach Omas altem Rezept (möt Speckschwade) zubereitet und bezahlt worden war. Es schmeckte hervorragend, und zum Nachtisch gab es noch verschiedene leckere Puddingsorten. Die Getränke waren teilweise spendiert worden von den Geburtstagskindern Franz Sebastian und Peter Virnich. Sbr. Werner Borker gab seinen Einstand. Alle anderen Ausgaben liefen über die Vereinskasse.
Bei der anschließenden Verlosung konnte jeder einen schönen Preis gewinnen. Danach entstand ein regelrechter Tauschhandel. Z. B.: Sbr. B. Mießeler tauschte seine geräucherte Cervelatwurst gegen eine dicke Fleischwurst ein, die er den ganzen Abend krampfhaft festhielt, weil einige Sbr. immer wieder versuchten, mit einem Messer ein Stück abzuschneiden, was aber nicht gelang.
Der Chronist war in seinem Archiv fündig geworden und gab einige wahre Begebenheiten aus dem Nachbarort Eiserfey in Eifeler Platt zur Freude der Sbr. mit folgender Überschrift zum Besten:
1. Die Rees no Kölle
2. Die Köngschestant
3. Knüdelsches Brei und
4. Dat sen Männ.
Vor zwei Tagen, am 28.12., am Fest der „Unschuldigen Kinder“ hatte Sbr. B. Mießeler seinen 61. Geburtstag gefeiert und aus diesem freudigen Anlaß eine Flasche Schnaps mitgebracht. Da aber niemand Anstalten machte, ihm ein Ständchen zu singen, drohte er, die Flasche wieder mitzunehmen und sogar aus dem Verein auszutreten. Deshalb wurde dieses Versäumnis schnellstens nachgeholt. Für ihn und die anderen Geburtstagskinder erschallte nun „Der deutsche Sängergruß“. Die Kündigung nahm er zurück, und die volle Flasche wurde auf sein Wohl geleert. Norbert Wieder wird am 10.03.1995 50 Jahre alt. Zu diesem runden Geburtstag hat er jetzt schon die Sbr. in das Uffzheim nach Mechernich eingeladen.
Es wurde noch lange gefeiert und so mancher gute Vorsatz für das neue Jahr gefasst, z. B.: „Ich höre mit dem Rauchen auf“ oder „Im nächsten Jahr tue ich mehr für meine Gesundheit“. Aber spätestens am Neujahrsmorgen erinnern wir uns leicht verkatert und zuweilen etwas reumütig an die leichtfertig gefassten Vorsätze, aber manche bleiben haften und werden, wenn auch widerwillig, befolgt.
Was hat das verflossene Jahr uns sonst noch gebracht? Die Schlagzeilen, die da durch die Welt-presse gingen, waren ja nicht unbedingt dazu angetan, große Hoffnungen auf bessere Zeiten zu erwecken. Da geht der Krieg im ehemaligen Jugoslawien mit unverminderter Härte weiter, wenn auch zum wiederholten Mal eine Feuerpause ausgehandelt wurde.
Da stehen uns noch die grausamen Bilder aus Ruanda vor Augen. Hier wurden wahllos Menschen ermordet, weil sie hinsichtlich der Religion anderer Meinung waren. In Irland war es jahrzehntelang nicht anders. Der neue Krieg in Tschetschenien am Rande der früheren Sowjetunion geben uns zu denken. Deshalb können wir dankbar sein, daß wir hier in der Bundesrepublik nunmehr 50 Jahre ohne Krieg leben dürfen.
Auch die Zerstörung der lebenswichtigen Ozonschicht und die Vernichtung der Regenwälder schreiten weiter voran, um nur einige Aspekte zu nennen. Aber es gab auch Zeichen der Hoffnung. Da haben Menschen zueinander gefunden in Südafrika, in Israel und Palästina, in Nordirland und sicher auch bei uns. Da gab es Anstrengungen, diese Erde uns und unserer Nachwelt zu bewahren.
Zum Schluss meiner Ausführungen muss ich mich noch bei denjenigen entschuldigen, die sich durch meine Aufzeichnungen auf den Schlips getreten fühlen. Es war sicherlich nicht meine Absicht. Ganz besonderen Dank möchte ich Sbr. Bernd Wenderdel zukommen lassen, der meine nicht immer gut lesbaren Berichte abtippen muss, um sie dann auf einer Diskette zu speichern, damit sie unseren Nachkommen erhalten bleiben. Ansonsten wünsche ich allen Sbr. eine gesegnetes 1995 und hoffe, daß wir uns im neuen Jahr in alter Frische wiedersehen.
„Dodrop losse me ens am Schervel lecke. P r o s t !“
Mit freundlichem Sängergruß
Euer Sbr. Michael Wielspütz
01.01.1995