Schulchronik 1876 – 1916

Vorwort:

Nachfolgend finden Sie die Schulchronik von Vussem von 1976 – 1916. Einige Inhalte finden finden Sie in der Ortschronik von Albert Velser wieder, die nicht aus dem Blickwinkel der Ortslehrer geschrieben ist. In der örtlichen Hierarchie gehörte der Lehrer zu den Honoratioren des Ortes, wie auch der Bürgermeister und der Pastor.
Insgesamt haben wohl 19 Lehrer in diesen 40 Jahren Schule unterrichtet, davon Hubert Koch am Längsten. Über zwischenzeitliche Vertretungen z.B. wegen Krankheit gibt es nur einen kurzen Hinweis. Auch wenn es Schule gegeben hat, die Schulbildung dürfte unter den Voraussetzungen eher dürftig gewesen sein.

Interessant sind die gesamten Umstände des Lebens, von der Überschwemmung 1888, den Hitzeperioden und sonstigen Wetterereignissen, die auch in anderen Bereichen der historischen Aufzeichnungen beschrieben sind. Die Welt war damals zu Fuß unterwegs und je nach Witterung bestanden die Wege aus Matsch. Die Schüler mussten regelmäßig von Vussem (oder auch Breitenbenden) nach Holzheim und auch dieser Weg wurde erst nachträglich befestigt.

In den Jahren 1914 – 1916 beschreibt der Lehrer Hubert Koch die Sicht des einfachen Menschen auf den Krieg. Das Buch endet leider 2016 vor dem Steckrübenwinter, er zunehmenden Versorgungskrise und den militärischen Niederlagen! Einen Hinweis auf die „Professorenschlachtung“ oder auch den „Schweinemord“ findet man nicht, da die Landbevölkerung auch bei der beginnenden Versorgungskrise mit steigenden Preisen immer einen Ausweg fand.

Historisches aus Deutschland

bis 1877Schroeder
1877 – 1881Schmitz
1881Schumacher
1881 – 1883K. Cloeser
1883 – 1890Friedr. Bernstorf
1890 – 1893Jos. Buntrock
1893 – 1896Jean van Wersch
1896 – 1900August Lange
1901i.V. W. Küllenrath
1901 – 1903Johan Peter Krämer
1903 – 1904Matthias Spix
1904 – 1906Küpper
1906J.W. LangVertretung Halbtags
1907Anton Thoma
1907J.W. LangeVertretung Halbtags
1908 – 1913Hubert Koch
1911WinnikesVertretung Halbtags
1913BöckelerVertretung Halbtags
1913 – 19xxHubert Koch

Seite 1 (0381) 1876

10. März 1876
Heute wurde in hiesiger Schule das Fest des hundertjährigen Geburtstag der Königin Luise festlich begangen. Schroeder

22. März 1876
Heute wurde in hiesiger Schule der Geburtstag Sr. Majestät unseres Kaisers u. Königs Wilhelm I. in gewohnter Weise festlich begangen. Schroeder

2. September 1876
Heute wurde in hiesiger Schule das Fest der Schlacht bei Sedan in vorgeschriebener Weise begangen.

1877
22. März 1877
Heute wurde in hiesiger Schule der Geburtstag Sr. Majestät unseres Kaisers und Königs Wilhelm I, festlich begangen. Schroeder

2. September 1877
Heute wurde in hiesiger Schule das Fest zum Andenken an die Schlacht bei Sedan in vorgeschriebener Weise festlich gegangen. Schmitz

1878
22. März 1878
Heute wurde in hiesiger Schule der Geburtstag unseres Kaisers und Königs Wilhelm I. in gewohnter Weise festlich gegangen. Schmitz

2. September 1878
Heute wurde in hiesiger Schule das Fest zum Andenken an die Schlacht bei Sedan in vorgeschriebener Weise festlich begangen. Schmitz

Seiten 2 3 4 (0382) 1878

2. Oktober 1878
Heute wurde die hiesige Schule durch Herrn Dr. Kreuzwald revidiert; ist nichts zu bemerken gefunden worden.

1879
22. März 1879
An dem heutigen Tage wurde der Geburtstag Sr. Majestät unseres Kaisers und Königs Wilhelm I. in hiesiger Schule festlich begangen.

31. März 1879
Heute wurde die hiesige Schule von dem Kreis-Schulinspektor Herrn Vandenesch revidiert.

11. Juni 1879
Heute wurde in hiesiger Schule das Fest der goldenen Hochzeit Ihrer Majestäten in vorgeschriebener Weise begangen.

24. Juni 1879
Heute wurde die Schule durch den Lehrer Herrn Commer revidiert. Er prüfte in Lesen und in der Religion. 2. September 1879. An dem heutigen Tage wurde das Gedenken der Schlacht bei Sedan festlich begangen.

4. September 1879
Heute wurde die hiesige Schule durch den Lehrer Herrn Commer revidiert. Es wurde im Deutschen geprüft.

28. September 1879
Heute haben die Herbstferien begonnen und mit dem 26. Oktober curr. werden dieselben endigen.

7. November 1879
Hiesige Schule ist heute revidiert worden von Herrn Lehrer Commer von Holzheim.

1880
9. Januar 1880
Hiesige Schule wurde von dem Lehrer Herrn Commer revidiert.

Seite 5 (0383) 1880

9. März 1880
Herr Commer Lehrer zu Holzheim revidierte hiesige Schule.

22. März 1880
An diesem Tage ist das Fest zum Andenken an die Geburt Sr. Majestät in gewohnter Weise gefeiert worden.

12. Mai 1880
An dem heutigen Tage wurde die Schule von dem Kreis=Schulinspektor Herrn Vanderesch besucht.

14. Juli 1880
Hiesige Schule wurde von dem Lehrer Herrn Commer revidiert.

2. September 1880
Das Fest zum Andenken an die Schlacht bei Sedan ist heute in vorgeschriebener Weise begangen worden.

26. Oktober 1880
Die diesjährigen Herbstferien waren vom 18. September bis 18. Oktober festgesetzt. Heute wurde die Schule von Hr. Commer revidiert.

1881
4. Februar 1881
An diesem Tage wurde die Schule abermals von Lehrer Herrn Commer revidiert.

22. März 1881
Heute wurde in hiesiger Schule der Geburtstag Sr. Majestät unseres Kaisers und Königs festlich begangen.

26. März 1881
An dem heutigen Tage revidierte Herr Commer hiesige Schule.

10. Juni 1881
Hiesige Schule wurde von Herrn Dr. Hillebrand revidiert. Nichts vorgefunden. Schumacher

Seite 6 (0384) 1881

10. Oktober 1881
An dem heutigen Tage begann ich in hiesiger Schule den Unterricht nach Beendigung der Herbstferien. K. Cloeser

1882
10. Jan. 1882
An heutigem Tage besuchte der Lehrer Herr Commer hiesige Schule.

23. Jan. 1882
Heute wurde hiesige Schule von Herrn Dr. Hillebrand revidiert. Nichts zu bemerken gefunden.

3. Febr. 1882
Am heutigen Tagewurde hiesige Schule von Herrn Lehrer Commer revidiert.

10. März 1882
Am heutigen Tage wurde hiesige Schule vom Herrn Lehrer Commer revidiert.

20. März 1882
Am heutigen Tage wurde die hiesige Schule von Herrn Bürgermeister Sürth revidiert.

22. März 1882
An dem heutigen Tage wurde das Geburtsfest Sr. Majestät, unseres Kaisers und Königs festlich begangen.

19. April 1882
An dem heutigen Tage wurde die Schule vom Kreis=Schulinspektor Herrn Vandenesch besucht.

4. Mai 1882
Hiesige Schule wurde heute von Herrn Dr. Hillebrand revidiert.

24. Juni 1882
Heute besuchte der Herr Lehrer Commer von Holzheim hiesige Schule.

2. Sept. 1882
An dem heutigen Tage wurde in hiesiger Schule das Fest zum Andenken an die Schlacht bei Sedan in vorgeschriebener Weise gefeiert.

21. Sept. 1882
Heute wurde in hiesiger Schule durch den Herrn Bürgermeister Sürth eine Entlassungs=Prüfung und zugleich Revision abgehalten.

Seite 7 (0385) 1882

21. Okt. 1882
Heute begann wieder der Schulunterricht nach Beendigung der Herbstferien.

1883
17. März 1883
Da in diesem Jahre der 22. März, der Geburtstag Sr. Majestät, unseres Kaisers u. Königs auf Gründonnerstag fällt, so wurde heute das Fest in der vorgeschriebenen Weise in hiesiger Schule festlich begangen. Cloeser

4. Jun 1883
Am heutigen Tage wurde in hiesiger Schule eine Lehrer=Konferenz unter Gegenwart des Bürgermeisters Herrn Sürth und unter Leitung des Herrn Lehrers Drobe in Mechernich. Auf derselben waren 18 Lehrer versammelt. Der Lehrer Aspirant Cloeser

3. Sept. 1883
Da in diesem Jahre der 2. Sept. auf einen Sonntag fiel, so wurde das Sedanfest am in üblicher Weise in hiesiger Schule gefeiert. Der Lehrer Aspirant Cloeser

Seite 8 (0386)

3. Nov. 1883
Heute begann ich in hiesiger Schule den Unterricht nach Beendigung meiner 6 wöchentlichen Dienstzeit in Cöln. Der Lehrer Friedr. Bernstorf

22. Dez. 1883
Da in diesem Jahr der 24. Dez. auf den Montag fiel, so begannen die diesj Weihnachtsferien am 22. Dez. nach Beendigung des vormittägigen Unterrichts und dauerten, wie gewöhnlich bis zum 2. Januar 1884. Der Lehrer Friedr. Bernstorf

1884

17. März 1884
An dem heutigen Tage wurde hiesige Schule vom Kreisschulinspektor Herrn Vandenesch besucht. Der Lehrer Friedr. Bernstorf

22. März 1884
Heute wurde in der vorgeschriebenen Weise der Geburtstag Sr. Majestät, des Königs von Preussen und Kaisers von Deutschland Wilhelm I. in hiesiger Schule festlich begangen. Der Lehrer Friedr. Bernstorf

8. April 1884
Am genannten Tage wurde durch den Bürgermeister Herrn Sürth in hiesiger Schule die Entlassungsprüfung abgehalten. Der Lehrer Friedr. Bernstorf

20. Mai 1884
Heute wurde hiesige Schule von Dr. Herrn Hillebrandt revidiert. Nichts zu bemerken vorgefunden. Der Lehrer Friedr. Bernstorf

Seite 9 (0387) 1884

20. September 1884
Heute wurde das Fest zum Andenken an die Schlacht bei Sedan in vorgeschriebener Weise festlich gefeiert. Der Lehrer F. Bernstorf

1885

9. März 1885
Am genannten Tage wurde hiesige Schule vom Bürgermeister und Lokal=Schulinspektor Herrn Surth besucht. Der Lehrer Bernstorf

21. März 1885
Weil das Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I. auf einen Sonntag fiel, so wurde in diesem Jahre den 21. März gefeiert. Der Lehrer Bernstorf

23. März 1885
Am genannten Tage wurde durch den Bürgermeister und Lokalschulinspektor Herrn Sürth In hiesiger Schule die Entlassungsprüfung abgehalten. Der Lehrer Bernstorf

23. Mai 1885
Heute wurde hiesige Schule durch den Dr. Herrn Hillebrand revidiert. Nichts zu bemerken vorgefunden. Der Lehrer Bernstorf

10. Aug. 1885
Am heutigen Tage wurde in hiesiger Schule eine Lehrerkonferenz unter der Leitung des Herrn Lehrers Drobe aus …

Seiten 10 – 17 fehlen

Seite 18 (0388) 1885

… Mechernich gehalten. Auf derselben waren 21 Lehrer versammelt.

22. Aug. 1885
Am genannten Tage wurde hiesige Schule von dem Kreis=Schulinspektor Herrn Vandenesch besucht.

2. Sept. 1885
Heute wurde das Fest zum Andenken an die Schlacht bei Sedan in vorgeschriebener Weise gefeiert.

4. Sept. 1885
Am genannten Tage wurde hiesige Schule von dem Bürgermeister u. Schulrats Herrn Glasmachers und vom Kreis=Schulinspektor Herr Vandenesch besucht.

1886

4. Jan. 1886
Heute wurde das 25 jährige Regierungs=Jubiläum Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I. in vorgeschriebener Weise festlich begangen.

12. März 1886
Am genannten Tage besuchte der Kreis=Schulinspektor Herr Vandenesch und der Lokal=Schulinspektor und Bürgermeister Herr Surth hiesige Schule.

22. März 1886
Heute wurde das Geburtsfest Sr. Majestät Wilhelm I. in der vorgeschriebenen Weise festlich begangen.

2. April 1886
Durch den Bürgermeister und Lokal=Schulinspektor Herrn Sürth …

Seite 19 (0389) 1886

… wurde in hiesiger Schule am genannten Tage die Entlassungsprüfung abgehalten.

11. Mai 1886
Am genannten Tage besuchten der Königl. Landrat Herr Frhr. von Harff und der Kreis=Schulinspektor Herr Vandenesch hiesige Schule.

2. Sept. 1886
Heute wurde das Fest zum Andenken an die Schlacht von Sedan in der vorgeschriebenen Weise gefeiert.

1887

2. (b. 1.) Jan bis 1. Febr. 1887
Während dieser Zeit herrschten in hiesiger Schule die Masern.

6. bis 17. Febr. 1887
In dieser Zeit musste ich eine 12 tägige Übung beim Militär in Ehrenbreitstein mitmachen.

18. Febr. bis 8. März 1887
Infolge einer Hautabschürfung des rechten Beins beim Exerzieren habe ich in genannter Zeit im Lazarett zu Ehrenbreitstein gelegen.

22. März 1887
Heute wurde das Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I. in der vorgeschriebenen Weise gefeiert.

1. April 1887
Am genannten Tage wurde die Entlassungsprüfung durch den Bürgermeister und Lokal=Schulinspektor Herrn Surth abgehalten.

Seite 20 (0390) 1887

1. Mai 1887
Heute wurde die Schule durch den Königl. Kreis=Schulinspektor Herrn Vandenesch revidiert.

2. Sept. 1887
Am genannten Tage wurde die Sedan Feier in hiesiger Schule festlich begangen.

15. Sept. 1887
Durch den Bürgermeister und Lokal=Schulinspektor Herrn Surth wurde am heutigen Tage die Entlassungsprüfung abgehalten.

1888

9. März 1888
Am genannten Tage 8 1/2 Uhr morgens ist Sr. Majestät, Kaiser und König Wilhelm I. ruhig und sanft im Herrn verschieden.

15. März 1888
Heute wurde hiesige Schule durch den Königl. Kreis=Schulinspektor Herrn Dr. Schaffrath besucht.

22. März 1888
In der vorgeschriebenen Weise wurde heute die Gedächtnisfeier des heimgegangenen Kaisers Wil heim I. gehalten.

27. März 1888
Die Abhaltung der Entlassungsprüfung geschah durch das Schulvorstandsmitglied Müller, weil der Lokal=Schulinspektor und Bürgermeister Herr Sürth durch Krankheit verhindert war.

12. Juni 1888
Revision der Schule durch den Bürgermeister Herrn Sürth …

Seite 21 (0391) 1888

… und den Doktor Herrn Hellendonk.

15. Juni 1888
Des Vormittags 11 Uhr 12 Min. ist Sr. Majestät, unser allergnädigster Kaiser und König Friedrich IIL gestorben.

17. Juni 1888
Gegen Abend Überschwemmung in Vussem.

30. Juni 1888
Die Gedächtnisfeier des hingeschiedenen Kaisers Friedrich III. wurde in der vorgeschriebenen Weise heute abgehalten.

1889

26. Jan. 1889
Weil der 27. Jan. auf den Sonntag fiel, würde der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers u. Königs Wilhelm IL in der vorgeschriebenen Weise heute festlich begangen.

22. März 1889
Revision der Schule durch den Königl. Kreisschulinspektor Herrn Dr. Schaffrath.

17. Dez. 1889
Revision der Schule durch den Doktor Kellendonk.

1890

7. Jan. 1890
Nachmittags 4 Uhr 25 Min. starb an der Influenza, zu der sich Lungenentzündung gesellt hatte, unser allergnädigste Kaiserin und Königin Augusta, Gemahlin Wilhelm I.

Nachtrag Seite 22

Seite 22 (0392) 1890

Vom 19. November des Jahres 1883 bis zum 15. Februar 1890 versah der Herr Lehrer Bernstorf die hiesige Lehrerstelle. Infolge Versetzung desselben nach Frentz b Langerwehe, Kreis Düren wurde die hiesige Stelle vakant. Durch Ernennung der Königl. Regierung vom 17. Februar wurde mir dieselbe überwiesen. Am Samstag den

1. März 1890
begann ich den regelmäßigen Unterricht. Der Lehrer: Buntrock

Der Monat Januar 1890 war auch für die hiesige Gemeinde ein unglücklicher. Die „Influenca” (Grippe, H.V.) trat so stark und allgemein auf, daß die Schule vom 12. bis in. den 25. Januar geschlossen werden musste,

10. März 1890
Da der 9. März ein Sonntag war, so wurde die Gedächtnisfeier für Kaiser Wilhelm I. am heutigen Vormittage in der üblichen Weise gehalten.

24. März 1890
Schulrevision und Prüfung der zu entlassenden Kinder durch Herrn Dr. Schaffrath

2. April 1890
Beim heutigen Schluß des Schuljahres wurden 7 Schüler entlassen. Dadurch wird die Zahl der Schüler von 75 auf 68 beschränkt.

1890 Sommersemester
Während des Sommersemesters wurde die Schule von 75 Kindern besucht; dieselbe Zahl wies das verflossene Schuljahr auf. – Im Juni brachen die Masern aus; zeitweise fehlte ein Drittel die Schüler. Auf meine diesbezügliche Anzeige wurde die Klasse von Herrn Dr. Kellendonk revidiert. (25. uni)

Seite 23 (0393)

1890
Am 28. Juli kam der hohe Herr Erzbischof nach Holzheim behufs Firmung; aus unserer Schule wurden 18 Kinder gefirmt. – Bei der Durchfahrt durch Vussem besuchte der hohe Herr auch unsere Kapelle! (Dom!) (genannt) I

Die Herbstferien begannen am 22. Sept. und dauerten bis zum 19. Oct. 1890. – Mit Anfang Sept. erfolgte die Ernennung des Herrn Pfr. Pfeifer zu Holzheim, zum Lokalschulinspektor der hiesigen Schule.

Am 25. Oct. wurde in der hiesigen Schule der 90. Geburtstag des Generalfeldmarschalls Grafen Moltke, in der, durch Cirkular der Königl. Regierung verfugten Weise, festlich begangen.

Am 1. & 2. Dez. fand die Volkszählung statt, weshalb die Schule, wegen Beschäftigung der Lehrer als Zähler, geschlossen war.

1891/92
Am 26. Februar 1891 wurde die Schule durch den Königl. Kreisschulinspektor Herrn Dr. Schaffrath revidiert.

Vom 14. – 19. April 1891 wurde der Unterricht wegen Teilnahme an der 2. Prüfung unterbrochen. Auf Veranlassung des neuen Herrn Kultusministers Graf Zedlitz fanden Anfang Juni 1891 umfassende schulstatistische Erhebungen statt, mit welchen ein Lehrerzählung verbunden war. (25. Mai)

Während des Sommersemesters wurde die Schule von 71 Schülern zi. regelmäßig besucht. Wegen Hitze war die Schule an drei Nachmittagen geschlossen. Vom 16. Aug. bis 6. Sept. wurde der Nachmittagsunterricht wegen Erntearbeiten ausgesetzt. – Das Sommersemester schloß mit dem 13. Sept., weil der Unterzeichnende am 16. Sept. eine 6 wöchentliche militärische Übung in Ehrenbreitstein antreten mußte. — Zu Beginn des Wintersemesters 91/92 wurde ein Kind entlassen, während zwei zuzogen. Buntrock

Seite 24 – 15 fehlen

Seite 26 (0394) 1891

Von Herbst bis Weihnachten wurde die Schule von sämtlichen Schülern regelmäßig besucht. Am 21. Dez. wurde die ärztliche Revision der Schule durch Herrn Dr. Kellendonk vorgenommen. – ein Kind fehlte wegen Darmentzündung, ein anderes wegen Ausschlag. – Die alten Baume, welche den Schulplatz verkleinerten u. einengten und manchmal recht hinderlich waren, wurden abgehauen und der Platz selbst planiert. Die Turngeräte wurden um ein bewegliches Reckgestell nebst Reck verwahrt. Buntrock

91/1892
In der Zeit von Neujahr bis Ostern wurde die Schule nicht ganz regelmäßig besucht; es fehlten durchschnittlich 3 – 4 Schüler. Die Schuld trug namentlich eine Augenkrankheit, welche ansteckend zu sein schien. – Am 6. April wurde durch den Herrn Lokalschulinspektor die jährliche Prüfung abgehalten. Zu Ostern wurden zehn Kinder, darunter vier auf Antrag entlassen. – Vier Kinder verzogen, so daß die Schülerzahl wahrend des Schuljahres 1891/92 auf 68 Schuler zurückging. – Schluß des Schuljahres: 13. April Buntrock

1892 /93
Das neue Schuljahr begann am 24. April. Am 10. Mai wurde die Schule durch d. Herrn Kreis Schulinspektor Dr. Schaffrath revidiert. Der Besuch war regelmäßig. Im Aug. und Sept. fehlten nur ab und zu ein einzelner Schüler wegen Krankheit. Vom 14. Aug. bis 4. Sept. wurde der Nachmittagsunterricht wegen der Ernte ausgesetzt. In den Aug. fällt auch die fast zwei Wochen anhaltende große Hitze; welche an einzelnen Tagen 27 – 28° Reaumur!!1) erreichte. – Das Sommersemester schloß am 17. Sept. Die Schülerzahl betrug 67. Buntrock

Da mit dem Schlusse der Herbstferien die Kartoffelernte nur teilweise beendet war, so wurden die Ferien für den Kreis Schleiden um 8 Tage verlängert. Der Unterricht begann Montag den 24. October. Buntrock

1)=33,835 Grad Celsius

Seite 27 (0395) 1892

1892 /93
Von Herbst bis Weihnachten wurde die Schule mit wenigen Ausnahmen von allen Schülern regelmäßig besucht. Bei der gelegentlicher Revision durch Herrn Dr. Kellendonk fehlte ein Kind. Seit Beginn des Semesters trat auffallend häufig Gesichts= und Kopfausschlag auf; derselbe war meistens trocken. Das Semester schloß am 23. Dez.

1892 /93

2. Teil des Winterhalbjahres. Der Unterricht begann am 2. Januar. Am 27. Januar wurde der Geburtstag des Kaisers in festlicher Weise gefeiert. Da der hiesige Gemeinderat vor einigen Jahren den Beschluß gefaßt hat, den bis dahin üblichen Beitrag (7.50 M für jede Schule) nicht mehr zu bewilligen, wogegen in den meisten übrigen Gemeinden der Bürgermeisterei das Fest in alter Weise weitergefeiert wurde, so entschloß ich mich, den notwendigen Betrag durch Sammlung freiwilliger Beiträge zusammenzubringen. (Die Sammlung war nicht öffentlich, bedurfte also auch nicht der Erlaubnis.) So haben wir denn in diesem Jahre, im Gegensatz zu den beiden vorigen Jahren, das Geburtstagsfest Sr. Majestät in alter Weise zur größten Freude der Schule & der Eltern fröhlich gefeiert. – Mit dem 28. Febr. wurde der Unterzeichnende von der Königl. Regierung aus dem bisherigen Verhältnisse als Lehrer in Vussem entlassen & gleichzeitig die Wahl des Dom=Kapitels bestätigt. Buntrock

Nachtrag 32.

Seiten 28 – 31 fehlen

Seite 32 (0396) 1893

1893 /94
Vom 1. März 1890 bis zum 1. März 1893 wurde die hiesige Schule von Herrn Lehrer Jos. Buntrock verwaltet. Derselbe wurde an die Domschule nach Aachen versetzt. Durch Ernennung der Königl. Regierung wurde mir dieselbe am 27. Februar übertragen. Am 3. März begann ich den regelmäßigen Unterricht. Jean van Wersch

Am 20. April wurde hiesige Schule von dem Königl. Kreisschulinspektor Herrn Dr. Schaffrath revidiert. Jean van Wersch

Am 19. Januar revidierte der Königl. Kreisschulinspektor Herr Dr. Schaffrath die hiesige Schule. Jean van Wersch

Am 27. Januar wurde der Geburtstag Sr. Majestät in vorgeschriebener Weise festlich begangen. Kaiserwecken gelangten nicht zur Verteilung, da von der Gemeinde zu diesem Zwecke nichts ausgeworfen war. Jean van Wersch

Seite 33 (0397) 1894

1893 /94
Während des Wintersemesters wurde die hiesige Schule regelmäßig besucht. Krankheiten sind keine ausgebrochen. Der Unterricht konnte daselbst ununterbrochen fortgesetzt werden. van Wersch

1894 /95
Sommersemester: Der Unterricht begann am 3. April. Neu aufgenommen wurden 14 Kinder. Somit zählte die Schule 72 Kinder. van Wersch

Wintersemester: Die Schule wird besucht von 70 Kindern. Im Januar u. Februar brach Hautausschlag aus. Dieserhalb konnte die Schule nicht regelmäßig besucht werden. Der Geburtstag Sr. Majestät wurde festlich begangen, da in diesem Jahr von der Gemeinde 12 M. ausgeworfen worden waren. Schluß des Semesters 10. April. Am 30. März wurden 6 Kinder entlassen. van Wersch

1895 /96
Sommersemester: Während dieses Semesters wurde hiesige Schule von 67 Kindern regelmäßig besucht. Zu Ostern wurden aufgenommen 4 Kinder. van Wersch

Seite 34 (0398) 1895

1895 /96

I. Teil des Wintersemesters:
Die Schule wurde von 60 Kindern regelmäßig besucht. Fünf wurden im Herbst auf besonderen Antrag der Eltern entlassen. Zwei verzogen. J. van Wersch

II. Teil des Wintersemesters:
Die Schule wurde von 60 Kindern regelmäßig besucht. Im März brach eine allgemeine Halskrankheit, verbunden mit Husten, aus. Dieselbe legte sich jedoch bald wieder. Der Geburtstag Sr. Majestät wurde festlich begangen. Auch in diesem Jahre waren von der Gemeinde zwölf M. bewilligt worden. Am 24. Febr. wurde die hiesige Schule vom Königl. Kreisschulinspektor Herrn Dr. Schaffrath besucht. Schluß des Semesters: 1. April. Vier Kinder wurden entlassen. van Wersch

1896 /97

Sommersemester:
Zu Ostern wurden 11 Kinder aufgenommen. Die Schule wurde von 64 Kindern regelmäßig besucht. Am 26. Sept. schloß ich hierselbst den Unterricht, da ich von der Königl. Reg. meine Ernennung nach Eiserfey erhalten hatte. van Wersch

Seite 35 (0399) 1896

1896 /97
Am 19. Okt. 1896 wurde der Lehrer Heinrich August Lange an der hiesigen Schule provisorisch angestellt. Wegen der durch die ungünstige Witterung des Herbstes zurückgebliebenen Kartoffel Ernte wurden die Herbstferien bis zum 27. Okt. verlängert. Lange

Während in der ersten Hälfte des Semesters der Unterricht sehr regelmäßig besucht wurde, waren seit Weihnachten häufige Krankheitsfalle zu verzeichnen. Dieselben vermehrten sich besonders bei den starken Schneefallen dieses Winters. Am 24. Jan. fiel soviel Schnee, daß die ältesten Leute des Ortes dergleichen sich nicht zu erinnern wußten. Viele Kinder konnten eine ganze Woche die Schule nicht besuchen. Lange

Am 27. Jan. wurde das Geburtsfest Sr. Majestät in vorgeschriebener Weise gefeiert. Durch Nachlässigkeit des Herrn Ortsvorstehers waren keine Weißbrödchen verteilt worden, obwohl der Betrag dafür ausgeworfen war. Lange

Heute, am 5. März wurde die hiesige Schule durch den Königlichen Kreisschulinspektor Herrn Dr. Schaffrath revidiert. Lange

Seite 36 (0400) 1897

Am 22. März war der hundertste Geburtstag Kaiser Wilhelms des Großen. Laut Verfügung der Behörde sollte dieses Fest drei Tage, den 21., 22. & 23. März, umfassen. Der 21. März war ein Sonntag und deshalb für die kirchliche Feier bestimmt. Montags, den 22. März, war die Feier in der Schule nach Art der Geburtstagsfeier am 27. Jan. Auf Antrag des Lehrers hatten der Herr Bürgermeister auch für die Verteilung von Backwerk an die Kinder gesorgt. Zum Andenken an diesen Tag und zugleich als Auszeichnung für Fleiß und gutes Beträgen erhielten sechs der besten Schüler je ein „Kaiser=Wilhelm=Gedenkbuch“. Am 23. Marz machte die Schule von Holzheim, Breitenbenden und Vussem gemeinsam einen Ausflug zur Kakus=Höhle, wo auch die Schulen von Eiserfey, Weyer, Zingsheim, Pesch & Harzheim versammelt waren, zusammen an 650 Kinder. Hier wurde in munterem Spiele bei Gesang das Fest in der sinnigsten Weise gefeiert so daß der hundertste Geburtstag Wilhelms des Großen in der Erinnerung der Schuler bleiben und damit auch das Andenken an den großen Helden=Kaiser in ihrem Gedächtnis fortleben wird. Lange

Die diesjährige Entlassungs=Prüfung wurde am 28. März in Gegenwart des Herrn Lokal=Schulinspektors abgehalten. Sechs Kinder, vier Knaben und zwei Mädchen wurden entlassen. Lange

Seite 37 (0401) 1898

Am 7. April erkrankte der Lehrer, so daß der Unterricht für die Woche bis zum Schlusse des Semesters am 14. April ausfallen mußte. Lange

Sommersemester: Der Unterricht begann am 27. Apr.. Neu aufgenommen wurden 6 Kinder, so daß die Anzahl der Schuler wieder 63 beträgt. Durch Krankheit des Lehrers konnte der Unterricht nicht regelmäßig weitergeführt werden. Lange

Wintersemester: Der Unterricht begann nach Schluß der Herbstferien am 18. Oktober. Da 3 Kinder einer anderen Schule überwiesen wurden und 1 Kind auf Antrag entlassen wurde, so verminderte sich die Schülerzahl auf 59. Lange

Der diesjährige Winter war sehr milde. Erst spät stellte sich Schnee ein, und waren bis dahin auch nur wenige Krankheitsfalle zu beklagen. Die nasse Witterung brachte einige leichte Erkältungen. Da ein Kind aus einer Nachbargemeinde hierher verzog, wurde die Schülerzahl von 59 auf 60 gehoben. Am 27. Jan. wurde der Geburtstag Sr. Majestät in gewohnter Weise festlich begangen. Auch konnten wieder Kaiserwecken an die Kinder verteilt werden, während dieses im Vorjahr unterblieben war.

Durch Herrn Dr. Kellendonk fand am 25. Februar die diesjährige ärztliche Revision der Klasse statt.

Wegen Versetzung des Hochwürdigen Herrn Pfarrer Jansen von Holzheim nach Massenberg wurde die Lokalschulinspektion dem Herrn Bürgermeister Brünsing übertragen. Genanntem Herrn folgte in diesem …

Seite 38 (0402)

… Amt jedoch schon nach zwei Monaten der hochwürdige Herr Pfarrer Hellings zu Holzheim.

Der Kirchenweg des Ortes Vussem war schon seit Jahren bei regnerischem Wetter ungangbar. Weil derselbe Eigentum mehrerer Gemeinden ist, unterblieb bisher die Instandsetzung. Erst in diesem Winter wurde dieselbe allgemein vorgenommen. Durch Bedeckung mit einer dicken Lage Gießerei=Schlacken wurde derselbe trocken gelegt. Der Lehrer A. Lange

Auch die Mühlengasse wurde einer schon lange geplanten Ausbesserung unterzogen indem dieser Weg, der bei Regenwetter weder begangen noch befahren werden konnte, mit Schlacken überdeckt wurde.

Der diesjährige Winter endigte mit einem starken Schneefall. In einer Nacht fiel soviel Schnee, daß viele Leute am Feste Maria Verkündigung (am 25. Marz W.B.) die Kirche nicht besuchen konnten.

Am 5. April wurde die diesjährige Entlassungsprüfung in Gegenwart des Lokalschulinspektors Herrn Pfarrer Hellings in hiesiger Schule abgehalten. Sieben Kinder, fünf Knaben und zwei Mädchen wurden entlassen. Der Lehrer A. Lange

1898 /99
Sommersemester: Der Unterricht begann am 15. April. Neu aufgenommen wurden 10 Kinder, so daß die Anzahl der Schuler 64 beträgt.

Die Pfingstferien begannen Samstag, den 28. Mai, vormittags 11 Uhr und schlossen mit dem 2. Juni.

Heute, dem 6. Juni wurde die hiesige Schule durch den Königlichen Kreisschulinspektor Herrn Dr. Schaffrath revidiert.

Am 30. Juli a. cr. verschied der Fürst von Bismarck. Auf höhere Anordnung wurde bis zum Tage der Beisetzung halbmast geflaggt.

Die Sommerferien beginnen am 6. August und dauern bis zum 20. August.

Seite 39 (0403) 1899

Die diesjährigen Herbstferien beginnen mit dem 3. Oktober und schließen mit dem 23. Oktober.

Die Weihnachtsferien beginnen mit dem 23. Dezember und schließen mit dem 2. Januar.

Am 27. Januar wurde das Geburtsfest seiner Majestät des Kaisers in gewohnter Weise gefeiert. Den Kindern wurde nach der Feier Backwerk verabfolgt.

Am 28. März wurde die diesjährige Entlassungsprüfung in Gegenwart des Lokalschulinspektors, Herrn Pfarrer Hellings abgehalten. Entlassen wurden 4 Mädchen. Die Osterferien dauern vom 29. März bis 6. April.

1899/ 1900
Heute, den 7. April begann das Sommersemester. Es wurden 8 Kinder aufgenommen, 2 Knaben und 6 Mädchen. Die Schule wird jetzt von 67 Kindern, 21 Knaben und 46 Mädchen besucht.

Heute, den 16. Mai, besuchten der Herr Regierungs= und Schulrat Dr. Gansen und der Herr Kreisschulinspektor Dr. Schaffrath die hiesige Schule. Jedoch unterblieb eine Schülerrevision, da von 67 Kindern 40 an den Masern erkrankt sind und daher nur 27 Schüler anwesend waren.

Am 7. Mai besuchte der Königliche Kreisschulinspektor, Herr Dr. Schaffrath die hiesige Schule.

Die Pfingstferien dauerten vom 20. bis 25. Mai.

Die Sommerferien beginnen am 30. Juli und endigen am 13. August.

Die Herbstferien dauern vom 2. bis 22. Oktober.

Die Weihnachtsferien dauern vom 23. Dezember bis 2. Januar.

Am 27. Januar wurde das Geburtsfest Sr. Majestät in gewohnter Weise gefeiert.

Heute, den 12. März revidierte der Herr Kreisschulinspektor Dr. Schaffrath die hiesige Schule.

Heute, den 6. Aprilbesuchte der Herr Landrat v. Schlechtendal. (Herrmann von Schlechtendal 1859 – 1920; von 1895 bis 1906 Landrat des Kreises Schleiden; W.B.)

Seite 40 (0404) 1901

Am 9. April wurde die diesjährige Entlassungsprüfung in Gegenwart des Herrn Ortsschulinspektors, Pfarrer Hellings, abgehalten. Entlassen wurden 2 Knaben und 2 Mädchen.

1900/ 1901

Die Osterferien dauern vom 11. bis 19. April. Bei der Neuaufnahme kamen 8 Kinder, 3 Knaben und 5 Mädchen zu. Da 9 Kinder entlassen wurden, so fiel die Zahl der Schüler gegen das Vorjahr von 67 auf 66. Es besuchen jetzt 22 Knaben und 44 Mädchen die Schule.

Am 4. Mai starb ein Knabe, somit betragt jetzt die Zahl der Schuler 65.

Die Pfingstferien dauerten vom 3. bis 7. Juni.

Sommerferien: 5. August bis 19. August

Herbstferien: 1. Oktober bis 20. Oktober

Mit dem 15. Oktober wurde ich von der Königlichen Regierung auf meinen diesbezüglichen Antrag aus dem Schuldienste entlassen und schloß dafür am 29. September den Unterricht. A. Lange

18. Jan. 1901
Am heutigen Tage wurde die 200 jährige Wiederkehr der Erhebung Preussens zum Königreich festlich begangen. Mit dieser Feier wurde die diesjährige Kaisergeburtstagsfeier vereinigt. Weil die hiesige Lehrerstelle noch vakant ist, wurde die Feier mit der Schule zu Breitenbenden zu Breitenbenden gemeinschaftlich gehalten; da ich die Vertretung hiesiger Schule führe. I.V.: W. Küllenrath, Lehrer

10. März. 1901
Vom 22. Oktober 1900 bis zum 3. April 1901 habe ich in der hiesigen Schule Halbtagsunterricht erteilt, indem die hiesige Lehrersteile in dieser Zeit unbesetzt war. Nach den Osterferien wird der neu angestellte Lehrer P. Krämer, der zur Zeit noch als Einjähriger dient den Unterricht aufnehmen. Der Lehrer: Küllenrath.

Seite 41 (0405)

2. Apr. 1901
Am heutigen Tage fand in der Schule zu Holzheim für die 3 Klassen hiesiger Pfarre die diesjährige Entlassungsprüfung statt. 5 Mädchen und 2 Knaben wurden entlassen. LV.: W. Küllenrath, Lehrer

1901
Am 1. April wurde der Lehrer Johann Peter Krämer an der hiesigen Volksschule provisorisch angestellt. Derselbe war vom 1. bis 3. April beurlaubt und begann den Unterricht am 15. April. Die Osterferien dauerten vom 4. bis 14. April. Heute, den 15. April begann das Sommer-Semester. Es wurden 4 Kinder aufgenommen: ein Knabe und drei Mädchen. Die Schule wird jetzt von 61 Kindern besucht; 18 Knaben, 43 Mädchen. P. Krämer

Am 7. Mai revidierte der Königl. Kreis=Schulinspektor Herr Dr. Schaffrath die hiesige Schule.

P. Krämer Die Pfingstferien dauerten vom 25. — 30. Mai. P. Krämer

Die Sommerferien dauerten vom 5. – 18. August.

Die Herbstferien dauern vom 30. Sept, bis 20. Oct. Krämer

Die Weihnachtsferien dauern v. 23.XII.01 – 2.1.02 Krämer

Seite 42 (0406) 1902

Heute, den 27. Januar wurde der Geburtstag Sr. Majestät in gewohnter Weise gefeiert.

Vom 21. October 1901 bis 15. Februar 1902 war Halbtagsunterricht mit Breitenbenden, da dortige Stelle unbesetzt war.

25. März 1902
Am heutigen Tage fand in der Schule zu Holzheim für sämtliche Schulen der Pfarrei die Entlassungsprüfung statt: 4 Knaben und 7 Mädchen wurden entlassen. Vom 27. März bis 7. April Osterferien. Krämer

1902/ 1903

8. April 1902
Mit dem heutigen Tage beginnt das neue Schuljahr und es wurden die Schulneulinge aufgenommen: ein Knabe und vier Mädchen. Da 12 Kinder entlassen wurden sank die Schülerzahl von 60 auf 53.

10. April 1902
Heute, den 10. April besuchte Herr Regierungs= und Schulrat Dr. Wimmers und Herr Kreisschulinspektor Dr. Schaffrath hiesige Schule. Krämer

Krämer Die Pfingstferien dauern vom 18. — 22. Mai. Krämer

Krämer Die Sommerferien dauern vom 4. — 17. August. Krämer

5. August
Seine Königliche Hoheit der Kronprinz Friedrich Wilhelm passierte heute früh (gegen 8 Uhr 20) auf seiner Ferienreise durch die Eifel ganz unerwartet auch das Feythal. Derselbe kam von Satzvey, wo er einen Tag als Jagdgast bei Herrn Grafen Metternich geweilt hatte, und besuchte die Ortschaften Breitenbenden, Vussem und Eiserfey.

Seite 43 (0407)

Krämer Die Herbstferien dauern vom 29. X. bis 19. X. 02

Krämer Die Weihnachtsferien dauern vom 23. X. 02 bis 2.1.03

Krämer Heute den 27. Januar wurde der Geburtstag Sr. Majestät in gewohnter Weise gefeiert.

Heute, den 5. Februar revidierte Herr Kreisschulinspektor Schulrat Dr. Schaffrath hiesige Schule. Krämer

Seiten 44 – 47 fehlen

Seite 48 (0408) 1903

Am 8. April 1903 schloß der Lehrer Krämer hierselbst den Unterricht, da er von der Kön. Regierung seine Ernennung nach Mechernich erhielt. Die Osterferien dauerten vom 8. IV. – 19.IV.03. Es wurden entlassen: 4 Mädchen und 1 Knabe. Es wurden aufgenommen am 19.1V.03: 5 Knaben und 3 Mädchen. Die Gesamtschülerzahl=57. Darunter sind 18 Knaben und 39 Mädchen. Krämer

Die Pfingstferien dauerten vom 30.V. – 5.VI.

Die Sommerferien dauerten vom 2. Aug – 16. Aug.

Vom 8. April 1903 bis 16. August war Halbtagsunterricht mit Breitenbenden (Lehrer Johann Fröhlich), da die hiesige Stelle unbesetzt war. Am 16. August 1903 wurde ich vorläufig mit der Verwaltung der hiesigen Schule betraut. Matthias Spix

Die Herbstferien dauern vom 26. Sept. 1903 – 18. Okt. M. Spix

Die Weihnachtsferien dauern vom 23. Dez. 1903 – 3. Jan. 1904 Spix

Heute am 27 Januar 1904 wurde der Geburtstag Sr. Majestät in gewohnter Weise gefeiert. Spix

Am 1. Febr. 1904 wurde die hiesige Schule vom Herrn Kreisschulinspektor u. Schulrat Dr. Schaffrath revidiert. Spix

Am 28. März 1904 fand in Holzheim für sämtliche Schulen der Pfarre die Entlassungsprüfung statt. 2 Knaben und 4 Mädchen wurden entlassen. Spix

Die Osterferien dauern vom 30. Marz – 10. April Am 11. Apr 1904 wurden 3 Knaben und 3 Mädchen neu aufgenommen. Die Zahl der Schuler beträgt jetzt 56. Darunter sind 37 Mädchen und 19 Knaben. Spix

Seite 49 (0409)

Auf meinen Antrag hin wurde der Schulplatz mit Kies befahren. Die Ebnungsarbeiten und das Auseinanderwerfen des Kieses besorgte der Lehrer mit seinen —fähigen Knaben. Ebenso wurden im Schulgarten alle Bäume abgehauen und 20 neue Obstbäume gepflanzt. Die Hecke an der linken Seite wurde durch einen Stacheldrahtzaun ersetzt. Spix

Am 7. Mai war ich gezwungen fortan meinen Aufenthalt in Breitenbenden zu nehmen. Somit mußte ich täglich vier mal den Weg von Breitenbenden nach Vussem machen. Spix

Die Pfingstferien dauerten vom 20. Mai — 27. Mai Spix

Am 8. Juni revidierten die Herrn Kreisarzt Dr. Wellenstein und Bürgermeister Brünsing die hiesige Schule. Spix

Vom Kreisarzte Dr. Wellenstein und vom Bürgermeister Brünsing wurde ich beauftragt wöchentlich die Quelle am Abhang des Ruttler=knieps zu messen. Vussem soll eine Wasserleitung bekommen. Spix

Seite 50 (0410) 1904

Die Sommerferien dauern vom 23. Juli – 14. August. Spix

Mit dem 1. September 1904 schloß der Lehrer Spix hierselbst den Unterricht, da er von der Königl. Regierung nach Cofferen (Kr. Erkelenz) versetzt wurde. Spix

Mit dem 1. September begann der Lehrer Kupper den Unterricht und zwar als kommissarischer Verwalter. Mit dem 1. Oktober wurde er einstweilig angestellt. Küpper

Die Herbstferien dauern vom 3. — 24. Oktober. Küpper

Am 30. November 1904 wurde die Schule die Schule durch den Herrn Regierungs- und Schulrat Dr. Wimmers aus Aachen und durch den Herrn Kreisschulinspektor u. Schulrat Dr. Schaffrath revidiert. Küpper

Die Weihnachtsferien dauerten vom 23. Dezember 1904 bis zum 2. Januar 1905 einschließlich. Küpper

Am 5. Februar 1905 wurde die Schule durch den Herrn Kreisschulinspektor Schulrat Dr. Schaffrath revidiert. Küpper

Am 27. Januar 1905 wurde der Geburtstag Sr. Majestät in gewohnter Weise begangen. Küpper

Am 9. April fand die Entlassungsprüfung statt. Es wurden 5 Schüler, 2 Knaben und 3 Mädchen entlassen. Küpper

Mit dem 1. Mai 1905 begann das neue Schuljahr. Sechs Kinder 3 Knaben u. 3 Mädchen wurden aufgenommen. Schülerzahl 54. Küpper

Seite 51 (0411) 1905

Am 9. Mai wurde in hiesiger Schule die 100 jährige Wiederkehr des Todestages des Dichterfürsten Friedrich von Schiller in festlicher Weise begangen. Küpper

Die Pfingstferien dauern vom 9. Juni bis 14. Juni. Küpper

Die Sommerferien dauern vom 31. Juli – 21. August. Küpper

Die Herbstferien dauern vom 2. Oktober – 23. Oktober. Küpper

Die Weihnachtsferien dauern vom 23. Dezember – 2. Januar. Küpper

1906
Am 27. Januar wurde das Geburtsfest Sr. Majestät in üblicher Weise begangen.

Am 27. Februar wurde in hiesiger Schule das Fest der Silbernen Hochzeit unseres Kaiserpaares festlich begangen.

Am 4. April wurde in hiesiger Schule die Entlassungsprüfung durch den Herrn Pfarrer Hellings abgehalten. Es wurden 1 Knabe und 5 Mädchen entlassen.

Mit dem 23. November Oktober habe ich hierselbst den Halbtagsunterricht mit Breitenbenden begonnen. J. W. Lange, Lehrer

Seite 52 (0412) 1907

Am 1. April wurde der Lehrer Anton Thoma an der hiesigen Volksschule provisorisch angestellt. Die Osterferien dauerten bis zum 8. April. Das Sommerhalbjahr begann am 9. April. Es wurden 7 Kinder neu aufgenommen: 3 Knaben, 4 Mädchen. Die Schule wird jetzt von 52 Kindern besucht 20 Knaben 32 Mädchen. A. Thoma

Am 25. April revidierte der Kgl Kreisschulinspektor, Herr Dr. Schaffrath, die hiesige Schule. A. Thoma

Die Pfingstferien dauerten vom 18. Mai bis 23. Mai. Am 18. Mai wurden 3 Mädchen auf Antrag entlassen. Die Schülerzahl beträgt jetzt 49; zwanzig Knaben und 29 Mädchen. A. Thoma

Die Sommerferien dauerten vom 5. – 17. August Da während dieser Zeit ungünstiges Wetter war, wurden die Ferien um 8 Tage verlängert. Der Unterricht begann wieder am 26. August 07. A. Thoma

Am 10. September wurden 2 Mädchen von Mechernich der hiesigen Schule überwiesen. Die Schülerzahl stieg somit auf 51. Zwanzig Knaben und 31 Mädchen. A. Thoma

Am 1. Oktober schloß der Lehrer A. Thoma den Unterricht. Da er von der Königl. Regierung die Ernennung für eine Lehrerstelle in Mechernich erhalten hatte. A. Thoma

Am 2. Oktober habe ich hierselbst den Halbtagsunterricht mit Breitenbenden begonnen. J. W. Lange, Lehrer

Nachtrag:
Heute nahm ich in der Pfarrkirche zu Mechernich an den Exequien teil für den früheren Lehrer von Vussem, Toni Thoma. /. siehe angehefteten Totenzettel /. 21.V.17 Koch

Am 9. Xl. 1907 fand durch Herrn Dr. Kellendonk die ärztliche Revision der Klasse statt.

Seite 53 (0416) 1908

Zum 1. April 1908 wurde der Schulamtsbewerber Hubert Koch aus Büsbach Kreis Aachen Land, vorgebildet im Lehrerseminar zu Cornelimünster, einstweilig für die Lehrerstelle bei der hiesigen Volksschule berufen. Er war vorher vom 1. VIII. 05 bis 1. IV. 07 bei der Volksschule zu Medell Kreis Malmedy tätig und genügte vom 1. IV. 07 bis 1. IV. 08 seiner Militärpflicht bei der 11. Comp. inf.=Regt 68 zu Coblenz und wurde von dort aus nach Vussem berufen.

Am 9. IV. 08 wurde der Lokalschulinspektor Herr Pfarrer Hellings zu Holzheim nach Capellen Kreis Grevenbroich versetzt.

Das neue Schuljahr begann am 27. April. Es wurden 12 Kinder in die Schule aufgenommen. Die Klasse ist stark 57 Kinder, 21 Knaben, 36 Mädchen.

Am 24. Mai besuchte Herr Kreisschulinspektor Schulrat Dr. Schaffrath die hiesige Schule.

Am folgenden Tage, dem 25. Mai, fand in Holzheim die Einfuhrung des neuen Pfarrers Herrn K. M. Gülden statt.

Am 7. September fand die Konferenz sämtlicher Lehrpersonen des Kreises unter dem Vorsitz des Herrn Kreisschulinspektors Schulrat Dr. Schaffrath in Call statt.

Herr Regierungs= und Schulrath Dr. Wimmers nahm an der Konferenz teil. Lehrer Reinirkens-Esser hielt einen Vortrag über Schulsparkassen. Die Kreissparkasse hat sich bereit erklärt, die beim Einrichten der Schulsparkassen entstehenden Unkosten zu tragen, wenn bei ihr die gesparten Beträge angelegt werden. Sie verzinst zu 4%.

Seite 54 (0417) 1909

1908/ 09
In Vussem besteht bereits seit 15. Januar 1908 eine Schulsparkasse. Die Sparbeträge werden angelegt bei der Spar= und Darlehenskasse Holzheim und auch dort mit 4 % verzinst.

Herr Pfarrer Gülden in Holzheim wurde zum Lokalschulinspektor ernannt.

In Vussem wurde während des Winters 1908/09 eine ländliche Fortbildungsschule errichtet. Der Unterricht wird durch den Lehrer in wöchentlich vier Stunden erteilt. Der Gemeinderat bewilligte Licht & Heizung.

1909
Am 27. Januar wurde der Geburtstag 5. Majestät in gewohnter Weise festlich begangen.

Am 11. März revidierte Herr Kreisschulinspektor Schulrat Dr. Schaffrath die Schule.

Am 26. März wurde die hiesige Schule durch Herrn Regierungs= und Schulrat Dr. Wimmers aus Aachen und Herrn Kreisschulinspektor Schulrat Dr. Schaffrath revidiert.

Seite 55 (0418)

Das neue Schuljahr begann am 19. April. Die Entlassungsprüfung hatte am 30. Marz unter dem Vorsitze des Herrn Pfarrers Gülden in Holzheim stattgefunden. Es wurden sieben Kinder entlassen. Es wurden acht Neulinge aufgenommen. Schulerzahl: 59

Am Montag, den 13. September fand die Konferenz der katholischen Lehrpersonen des Kreises unter dem Vorsitz des Kreisschulinspektors Herr Schulrat Dr. Schaffrath im Hotel Bresgen in Call statt. Herr Regierungs=& Schulrat Dr. Wimmers nahm an der Konferenz teil. Es wurde ein Vortrag gehalten über Stottern und Stammeln & Behandlung dieser Übel in der Schule. -/. Nach Erledigung des amtlichen Teiles fand ein gemeinschaftl. Mittagessen statt.

Die Sommerferien dauerten drei Wochen. Sie fielen in den Monat August. Die Kartoffelferien dauerten ebenfalls drei Wochen. Sie fielen in den Monat Oktober.

In der letzten Oktoberwoche nahm der Lehrer an der zweiten Lehrerprüfung in CorneImünster teil.

Auch in diesem Winter wird der Fortbildungsschule=Schul=Unterricht in wöchentlich vier Stunden durch den Lehrer erteilt. / Für die Erteilung des Unterrichts im vorigen Winter erhält der Lehrer durch den „Aachener Verein zur Beförderung der Arbeitsamkeit” 90 M für 60 Stunden angewiesen. / Der Unterricht soll lauf Verfügung d. Kgl. Reg. fortan mit dem 1. Nov. beginnen und mit dem 15. März schließen.

Seite 56 (0419) 1910

Am 27. Januar wurde das Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers in gewohnter Weise festlich begangen. Morgens zogen Lehrer und Schuler nach Holzheim zur hl. Messe. Darauf folgte die Feier in der Schule, verbunden mit Weckenverteilung.

Am 24. Februar revidierte Herr Kreisschulinspektor Schulrat Dr. Schaffrath die hiesige Schule.

Der Lehrer Koch wurde mit Rückwirkung vom 1. Januar 1910 ab endgültig angestellt.

Die Entlassungsprüfung fand unter dem Vorsitze des Lokalschulinspektors Herrn Pfarrer Gülden gemeinschaftlich für die drei Schulen der Pfarre am vorletzten Tage des Schuljahres, Dienstag, den 22. III. nachm. in Holzheim statt.

Herr Bürgermeister Brünsing und zwei Herren des Holzheimer Schulvorstandes wohnten der Prüfung bei. Aus der hiesigen Schule wurden fünf Kinder entlassen.

Seite 57 (0420)

Das neue Schuljahr begann am 5. April. Es wurden zehn Kinder aufgenommen. Die Schülerzahl stieg auf 63.

Die Gelder der Schulsparkasse werden seit 1. Juli 1909 angelegt bei der Kreissparkasse in Schleiden. Die Beträge werden auch dort zu 4 % verzinst. Die Kasse liefert unentgeltlich Sparbücher, Sparmarken etc.

Am 19. Juli wurde der 100. Todestag der Königin Luise in der Schule festlich begangen.

Die Sommerferien dauerten vom 1. bis 21. August.

Am 5. September fand in Call im Hotel Nesgen die Konferenz der katholischen Lehrpersonen des Kreises unter dem Vorsitze des Kreisschulinspektors Herrn Schulrat Dr. Schaffrath statt. Herr Regierungs= und Schulrat Dr. Wimmers nahm an der Konferenz teil.

Im Mittelpunkt der Verhandlungen stand ein Vortrag des Herrn Seminarlehrers Kreutzberg – Ratingen über Denkmalpflege und Heimatschutz. / Herr Oberlehrer Dr. Trense – Rheyd bat um die Mithilfe der Lehrer bei den Bestrebungen zur Sammlung und Erhaltung des Sprachschatzes der rheinisch=fränkischen Mundarten. / Auch entspann sich eine längere Auseinandersetzung über die zwei eingeführten „dritte Turnstunde” etc. An die Beratungen schloß sich ein gemeinschaftliches Mittagessen.

Seite 58 (0421)

Die Herbstferien dauerten vom 3. – 23. Oktober. & der Lehrer war vom 4. Oktober ab zu einer 28tägigen militär. Übung beim Bezirks=Kommando Montjoie (Monschau) einberufen. Er wurde indessen als überzählig zurückgestellt.

1911
Am 17. Januar revidierte Herr Kreisschulinspektor Schulrat Dr. Schaffrath die hiesige Schule.

Am 27. Januar wurde das Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers in gewohnter Weise gefeiert. Morgens zogen Lehrer und Schulkinder nach Holzheim zur Kirche. Mit der Feier in der Schule war eine Weckenverteilung verbunden. Es nahmen an der Feier auch diejenigen Kinder teil, die Ostern in die Schule aufgenommen werden.

Bei Beginn des Winters wurde der Weg nach Holzheim stellenweise ausgebessert, nachdem schon im Frühjahr die erforderl. Schlacken angefahren waren. Der Weg ist trotzdem in einem sehr schlechten Zustande, namentlich dort, wo er das Gebiet der Gemeinde Harzheim durchschneidet.

Seite 59 (0422) 1911

Für die Zeit vom 1. bis 28. März übernahm der Lehrer Winnikes die Vertretung des Herrn Lehrers Koch, der zu einer militär. Übung einberufen war. Winnikes

Am 28. März fand in Holzheim die Abgangsprüfung für alle Schulen der Pfarre statt. Entlassen wurden vier Knaben und drei Mädchen. Winnikes

Nach Ablauf seiner militärischen Übung beim Bez.=Kmdo. Montjoie (Monschau) begann der Lehrer Koch am 30. III. wieder den Unterricht. An demselben Tage fand für die drei Schulen der Pfarre gemeinschaftlich in Holzheim die Entlassungsprüfung statt. Mehrere Schulvorstandsmitglieder aus Holzheim — Weiler und Breitenbenden wohnten der Prüfung bei. Aus der hiesigen Schule wurden vier Knaben und drei Mädchen entlassen.

Das neue Schuljahr begann am 24. April. Es wurden acht Kinder in die Schule aufgenommen. Bestand der Klasse gegen Anfang des Schuljahres: 63 Kinder; / 24 Knaben u. 39 Mädchen /

In der Zeit vom 3. Juli bis 5. August und vom 28. August bis 7. Oktober fand in hiesiger Schule bloß Halbtagsunterricht statt. Der Lehrer …

Seite 60 (0423)

1911
hatte in Holzheim für den erkrankten Lehrer Werner Vertretungs=Unterricht zu erteilen, und zwar abwechselnd eine Klasse morgens und eine Klasse nachmittags. Die Sommerferien dauerten vom 6. bis 27. August.

Bischofsfeier: Am Sonntag, den 23. Juli, traf S. E. der hochwürdigste Herr Kardinal Erzbischof Dr. Fischer in Mechernich ein und spendete am folgenden Tage das Sakrament der Firmung. Abends fuhr der hochwürdigste Herr über Breitenbenden / er besichtigte die dortige Kapelle / und Holzheim nach Harzheim zur Visitation. Darauf kehrte er nach Holzheim zurück und wurde an der Kirche feierlich empfangen. Nach der Visitation hielt der hochwürdigste Herr eine kurze Ansprache an die versammelte Menge. Am nächsten Tage spendete S. E. in der Kirche zu Holzheim den Firmlingen der Pfarren Holzheim und Harzheim das Sakrament der Firmung und hielt auch mit den Schulkindern eine kurze Katechese ab. Nachmittags reiste der hochwürdigste Herr wieder nach Glehn.

Der diesjährige Sommer war außerordentlich heiß und trocken. Am 4. September fand im Hotel Nesgen in Call die Kreiskonferenz der katholischen Lehrer und Lehrerinnen des Kreises unter dem Vorsitze des Kreisschulinspektors Herrn Schulrat Dr. Schaffrath statt. Herr Regierungs u. Schulrat Dr. Wimmer nahm an der Konferenz teil.

Seite 61 (0424)

1911/12
Vortrag: Gegen den Alkoholmißbrauch, besonders bei Kindern. & Wegen der Einquartierung / Standquartiere der Regimenter 65 und 25 / fand in diesem Jahre ein gemeinschaftliches Mittagessen nicht statt. Die Konferenz begann nachmittags um 3°.

Weil auf dem Truppenübungsplatz Friedrichsfeld b. Wesel Ruhr ausgebrochen war, bezogen die Infanterie=Regimenter 25 u. 65 in hiesiger Gegend Standquartiere und hielten ihr Regiments und Brigade=Exerzieren in der Gegend von Dottel und Keldenich ab. in unserem Orte war ein Zug des Rgts 25 vierzehn Tage lang einquartiert. & Während des Manövers erhielten wir noch Einquartierung des Rgts 28.

Die Herbstferien dauerten vom 9. bis 30. Oktober.

Auch in diesem Winter wird in hiesiger Schule an zwei Abenden der Woche von 8-10 * Fortbildungsschul=Unterricht erteilt. Zum Besuche des Unterrichts haben sich 14 Schüler angemeldet.

1912
Am Sonntag, den 19. Januar, revidierte Herr Kreisschulinspektor Schulrat Dr. Schaffrath die hiesiger Fortbildungsschule.

Seite 62 (0425) 1912

Am 27. Januar wurde der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers in der gewohnten Weise gefeiert. Morgens zogen Lehrer und Schulkinder nach Holzheim zur Kirche. Mit der Feier in hiesiger Schule war eine Weckenverteilung verbunden sowie die Verlosung eines Gedenkbüchleins über Friedrich den Großen, dessen 200. Geburtstag wir am 24. Januar feierten. & Die Kinder, die Ostern in die Schule aufgenommen werden, nahmen an der Feier teil.

Am 12. Januar fanden die Wahlen zum Reichstage statt. Die Einwohner der Gemeinde Vussem – Bergheim wählen in hiesigem Schullokal. Sämtliche 102 Stimmen lauteten auf Regierungsrat Dr. Adolf Fervers, Düsseldorf / Zentrum / Wahlbeteiligung 86 % / Fervers gewählt /

Bei der Generalversammlung des hiesigen Kapellenbau=Vereins am 11. Februar ergab sich, daß das Vermögen des Vereins, der seit 1881 besteht, ungefähr 7938,51 M beträgt. / Zinsbar angelegt bei der Kreissparkasse Schleiden / & Im verflossenen Jahre gewährte das Erzbischöfliche General=Vikariat auf eine Eingabe hin dem Verein eine Beihilfe von 1000 M; die Mannesmann=Werke, weil die hiesige Wasserleitung aus Mannesmann=Röhren gebaut, eine solche von 100 M.

Seite 63 (0426)

1912
Am Freitag, den 29. März, fand gemeinschaftlich für die Schüler der Pfarre in Holzheim die Entlassungsprüfung statt. Ausser dem Pfarrer / Ortsschulinspektor / und den Lehrpersonen wohnten nur zwei Mitglieder des Holzheimer Schulvorstandes der Prüfung bei. Aus hiesiger Schule wurden bloß drei Kinder entlassen. / Ein Kind war bereits Herbst, ein anderes Weihnachten auf Antrag entlassen worden /

An denselben Tagen abends Schluß des Fortbildungsschul=Unterrichts. Der Unterricht ist erteilt worden in 20 Unterrichtswochen zu je 4 Stunden. Durch den Herr Landrat wurden der Fortb.=Schule zwei Bücher für die fleissigsten Schuler überwiesen.

Das neue Schuljahr: Es wurden fünf Kinder in die Schule aufgenommen. Bestand der Klasse: 62 Kinder, 25 Knaben und 37 Mädchen.

Im Monat Mai herrschte hierselbst Scharlachfieber. Zeitweise fehlte die Hälfte der Kinder, teilweise erkrankt, teilweise wegen Ansteckungsgefahr vom Unterricht befreit. In keinem Falle nahm indessen die Krankheit einen besonders bösartigen Verlauf. Im Monat Mai betrug der Prozentsatz der Versäumnisse 18,25.

Sommerferien: August
Herbstferien: Oktober
Während der Herbstferien herrschten die Masern.

Seite 64 (0427)

1912
In der Zeit vom 21. November bis 7. Dezember fiel der Unterricht aus, weil sich der Lehrer im Mariahilf=Hospital in Aachen einer Operation unterziehen mußte.

Im kommenden Winter wird kein Fortbildungsschule=Unterricht erteilt. Es haben sich zum Besuch des Unterrichts zu wenig Schuler angemeldet.

An den Sonntag=Nachmittagen nach den Gottesdiensten sammeln sich die jungen Burschen im Alter von 14 bis 20 Jahren an der Schule, um unter Aufsicht des Lehrers und nach seiner Anweisung auf dem Schulhofe oder wenn möglich in den benachbarten Wiesen Turnübungen und Jugendspiele vorzunehmen. Bei schlechtem Wetter werden in der Schule Marschlieder geübt und dergl. Im verflossenen Sommer haben wir uns zweimal auf der kleinen Waldwiese im Holzheimer Wald mit den jungen Leuten der ganzen Klasse versammelt und dort mit Turnübungen, Lauf= und Ballspielen diese moderne Jugendpflege geübt. Der Herr Pfarrer beehrte uns dort mit seinem Besuche.

Schulsparkasse: s. S. 57. Bestand: 31.12.: 297,55 M Von 40 sparenden Kindern wurden 61,20 M eingelegt.

Nachtrag: Am Montag den September fand im Hotel Nesgen in Call die Kreiskonferenz der katholischen Lehrer und Lehrerinnen unter dem Vorsitze des Kreisschulinspektors Herrn Schulrat Dr. Schaffrath statt. Herr Regierungs= und Schulrat Dr. Wimmers nahm an der Konferenz teil. Die Ausführungen betrafen hauptsächlich die Erteilung des …

Seite 65 (0429) 1913

… Turnunterrichts, die Fortbildungsschule und die neue Prüfungsordnung für die endgültige Anstellung der Lehrer. Die Konferenz begann um 3 Uhr.

1913
Am Montag, den 13. Januar, veranstalteten die katholischen Lehrer und Lehrerinnen des Kreises im Hotel Cölner Hof in Schleiden eine Festfeier zum silbernen Amtsjubiläum ihres allverehrten Kreisschulinspektors Herrn Schulrat Dr. Schaffrath. Der Herr Schulrat wohnte nebst Familie der Feier bei. Auch Herr Landrat Dr. Kreuzberg und Herr Oberpfarrer Peters beehrten uns mit ihrem Besuche. Fräulein Wisskirchen – Call begrüßte den Jubilar durch einen selbst verfassten Prolog, Herr Blens – Scheven durch eine Ansprache, in der er besonders das Wohlwollen hervorhob, das der Jubilar seinen Lehrern und Lehrerinnen entgegenbringt. Auch Herr Landrat zollte dem Jubilar warme Worte der Anerkennung und gab bekannt, daß ihm vom Könige in Anerkennung seiner Verdienste der rote Adlerorden IV. Kl. verliehen worden sei.
Wahrend des Festessens brachte Herr Landrat das Hoch auf den Kaiser aus.
Chorlieder / Leitung: Herr Jacobs — Schleiden /, Musikbeiträge und Darbietungen einzelner sowohl ernsten als oft recht humoristischen Inhalts wechselten miteinander ab.

Die fröhliche Stimmung und der recht schöne Verlauf des Festes hielten die Teilnehmer noch bis in die letzten Abendstunden …

Seite 66 (0430)

1913
zusammen. Auch am folgenden Tage fiel der Unterricht aus. Dem allverehrten Jubilar wurde von den Lehrern und Lehrerinnen des Kreises eine große Standuhr als Ehrengeschenk überreicht.

Am 27. Januar wurde das Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers in gewohnter Weise gefeiert. vergl. Seite 58

Am 5. Februar starb hierselbst Fräulein Katharina Kauert, von 18 bis 1908 Handarbeitslehrerin der hiesigen Schule. Die Verstorbene hatte noch während des Festzuges 1870 mit den Kindern in der Schule für die Verwundeten Charzie (?} gezupft. Lehrer und Schulkinder gaben ihr am 9. Februar nach Holzheim zum Friedhof das letzte Geleite und wohnten auch am folgenden Tage dem Seelenamte in der Pfarrkirche bei.

Seit 1908 wird der Handarbeitsunterricht erteilt von Frau Schnichels.

Am 10. März feierten wir die hundertjährige Erinnerung an die Erhebung Preußens 1813. Nach der kirchlichen Feier / Dankmesse und Te Deum / fand die Feier für die größeren Kinder der Pfarre gemeinschaftlich in der Schule zu Holzheim statt. Außer dem Pfarrer / Ortsschulinspektor / und den Lehrpersonen nahmen zwei Herren des Schulvorstande an der Veranstaltung teil.

Seite 67 (0431) 1913

1913
Die Kinder trugen Gedichte und Lieder vor, die sich bezogen auf jene große Zeit. Lehrer Böckeler – Breitenbenden hielt einen Vortrag über Preussens unvergessliche Königin Luise. Lehrer Koch – Vussem sprach über jenen herrlichen Völkerfrühling vor 100 Jahren und über die Stiftung des eisernen Kanzlers. Mit einem „Hoch“ auf den Kaiser und dem Lied „Heil dir im Siegerkranz” schloß die schön verlaufene Feier.

Am Montag, den 17. März nachm. 2° begann in der Schule zu Holzheim die Entlassungsprüfung für die Kinder der Pfarre. Die einzelnen Schulvorstände waren zahlreich vertreten. Aus hiesiger Schule wurden 6 Kinder entlassen, 2 Knaben und 4 Mädchen. / Drei Kinder waren bereits vorher auf Antrag entlassen worden /

Das neue Schuljahr: Es wurden fünf Kinder in die Schule aufgenommen. Bestand der Klasse: 56 Kinder, 23 Knaben und 33 Mädchen.

Die Schweinezahlung am 2. Juni ergab für den Ort Vussem:
63 Gehöfte mit 62 Haushaltungen
Haushaltungen mit Schweinen: 7
Gesamtzahl der Schweine: 8

Seite 68 (0432)

1913
Am Montag, den 16. Juni feierten wir das Silberne Regierungsjubiläum des Kaisers. Wir zogen schon in früher Morgenstunde nach Holzheim zur Kirche. In der dortigen Schule begann um 1/2 9° gemeinschaftlich für die größeren Kinder der Pfarre die feier. Herr Lehrer Werner – Holzheim hielt einen Vortrag über die 25 jährige segensreiche Regierungszeit des allgeliebten Kaisers. Fräulein Michels bot den Kindern einige Erzählungen aus dem Leben der Kaiserin. An die Feier schloß sich eine Verlosung von Büchern und Festschriften. Wir kamen gegen 11° wieder in Vussem an, und nun fand hier in der Schule eine Verteilung von Kaiserwecken statt, zu der sich auch die kleinen Kinder eingefunden hatten.

Unsere Eisengießerei Neuhütte / P. Girards G.m.b.H. / beschäftigt zur Zeit 78 Arbeiter und 5 Beamte. Vor 20 Jahren waren dort bloß 18 Arbeiter beschäftigt. Die Abfuhr der dortigen Gußstücke zum Bahnhof Mechernich und die Anfuhr des Rohmaterials / Gußeisen, Sand, Kohlen etc / erfolgt durch eine Dampf=Straßen=Maschine, worunter die Straße sehr zu leiden hat. Bis 1900 wurde der Güterverkehr des Werkes mit dem Bahnhof durch Pferdefuhrwerke besorgt.

In den Jahren 1907 / 09 erbaute sich Herr Peter Girards auf der Anhöhe oberhalb des Werkes eine prächtige Villa.

Herr Girards ist Besitzer des Werkes seit 1883

Seite 69 (0433)

Für die Zeit vom 15. bis 17. Juli 1913 übernahm der Lehrer Böckeler – Breitenbenden die Vertretung des Herrn Lehrers Koch, der zu einer militärischen Übung einberufen war, aber dann zurückgestellt wurde. Ludwig Böckeler

Unsere diesjährige Kreiskonferenz fand am Montag dem 15. September nachmittags 3° im Hotel Nesgen in Call statt. Den Vorsitz führte Herr Kreisschulinspektor Schulrat Dr. Schaffrath. Herr Regierungspräsident Dr. von Sandt, Herr Regierungs=u. Schulrat Dr. Wimmers und Herr Landrat Dr. Kreuzberg wohnten der Konferenz bei. Kollege Krings – Blankenheim hielt einen Vortrag über Schülerwanderungen.

Sommerferien: drei Wochen: August
Herbstferien: drei Wochen: Oktober

In diesem Jahre waren hier zu Lande besonders die Pflaumen gut geraten. Aus Vussem wurden ungefähr 250 Centner verkauft, meist zum Preise von 4,00 M.

Wir feierten am letzten Tage vor den Herbstferien, Donnerstag den 4. Oktober, die hundertjährige Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig.

Seite 70 (0434)

1913/14
Im kommenden Winter wird kein Fortbildungsschu=Unterricht erteilt, weil sich zum Besuche des Unterrichtes bloß sechs Schuler meldeten.

Die Vieh= und Obstbaumzählung am 1. September ergab für den Ort Vussem: 63 Gehöfte, darunter 44 Gehöfte mit Vieh,
54 Gehöfte mit Obstbaumen im Hausgarten.
Durchweg wird jedes Gehöfte von einer Haushaltung bewohnt
Die Zahlung ergab: 5 Pferde,
83 Stück Rindvieh,
16 Schweine,
42 Ziegen,
keine Schafe.

Die Gesamtzahl / in den Hausgärten und auswärts / der Obstbäume betrug 2339; davon entfallen auf Wirtschaft Schneidmühle 317, Villa 421, Landstraße / schon zum Teil durch Lindenbäume ersetzt / 133.

1914
1914 Die Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers vollzog sich in gewohnter Weise. vergl. 5.58

Für die Zeit vom 1. bis 28 März war der Lehrer Koch zu einer militärischen Übung beim BeZirks=Kommando in Montjoie (Monschau) einberufen. Während dieser Zeit erteilte Herr Lehrer Böckeler / Breitenbenden / Vertretungsunterricht.

Am Montag den 30. März nachm. fand in der Schule zu Holzheim die Entlassungsprüfung statt für die drei Schulen der Pfarre. Mehrere Herren der Schulvorstände wohnten der Prüfung bei. Aus hiesiger Schule wurden drei Kinder entlassen. Zwei Kinder, die auf Antrag vorzeitig ent=

Seite 71 (0435) 1814

1913/14
Das neue Schuljahr: Es wurden acht Neulinge in die Schule aufgenommen. Bestand: 61 Kinder, 30 Knaben und 31 Mädchen.

Der Krieg: In der Woche vom 26. Juli bis 2. August wurde in unserer Pfarrkirche eine Mission abgehalten durch die hochw. Oblaten=Patres Nikolaus und Chewala; die von allerorten gemeldete Herzensmobilmachung des Volkes war also in unserer Pfarre besonders sicher gestellt. In der zweiten Hälfte der Woche, besonders nachdem einige Soldaten aus dem Urlaub telegrafisch zu ihrem Truppenteil zurückberufen worden waren, entstanden schon allerhand Gerüchte über teilweise Mobilmachung, Verladen von Artillerie in Cöln u.s.w. Überall: zu Hause, auf der Straße, in der Wirtschaft, drehte sich das Gespräch um den Krieg. Als Freitags abends die Leute aus der Missionspredigt kamen, war über den Bereich des VII. Armeekorps der „Kriegszustand” verhängt. In den einzelnen Ortschaften waren die Plakate angeheftet, haufenweise standen die Leute davor, die allermeisten ohne rechtes Verständnis, was das zu bedeuten habe. Samstag, der 1. August, war ein heißer Sommertag. es rückten morgens aus zum Bahnschutz nach Jünkerath, Stadtkyll, Kronenburg:

1. Gülden, Peter Josef Landwehr; Mühlengasse; Vater von 8 Kindern im Alter von 13 Jahren bis 2 Wochen.

Seite 72 (0436) 1914

1914
2. Schneider Heinrich Landwehr; wohnhaft bei seiner Schwägerin in der Ackergasse; Witwer ohne Kinder.

Nach Hallschlag zur Bahnwache. Nach vier Tagen dort abgelöst, dann zur Bahnwache nach Glaadt u. Jünkerath. im Dezember 1914 zum Ers.=Batl. Res.=inf.=Rgt. 28 in Worringen. Am 5. März 1915 ausgerückt nach Frankreich über Euskirchen, Junkerath, Luxemburg In Charleray ausgeladen nachts um 3°. Von dort aus zur Reserve=Stellung, da verteilt auf die Kompagnien / Res.=Inf.=Rgt. 28 / Gehörte zur 12. Komp.. Am ersten Abend in Stellung hatte die Komp. schon 2 Tote und 9 Schwerverwundete. Winterschlacht in der Champagne, dann bis September in der Champagne Stellungskrieg. September — Oktober Herbstschlacht in der Champagne. Dann einige Tage bei Soisson. Erkrankte an Rheumatismus, 2 Monate im Kriegslazarett, dann nach Deutschland. Wurde am 31. August 1916 aus dem Ers.=Batl. entlassen, weil das Bergwerk Mechernich ihn reformierte – Ist nicht mehr einberufen worden.

Seite 73 (0437) 1914

3. Dorndorf Heinrich, Betriebsleiter auf der Gießerei, wohnhaft in der sog. „Villa“ an Margareten / Gemeinde Eiserfey /; jung verheiratet. Die junge Frau reist mit ab und will sich dem roten Kreuz zur Verfügung stellen. In der Gartenecke steht eine halb fertige Laube; die Blumen auf den Fensterbrettern blühen noch einige Tage, ein rotes Blütenköpfchen strebt zwischen den geschlossenen Fensterläden dem Lichte zu. Dorndorf kam zum Bahnschutz nach Junkerath. Später kam er zur Front. War während des Krieges noch einmal in Vussem; da war er derart abgemagert, daß ich ihn nicht wiedererkannte. Die Möbel sind abgeholt worden; Dorndorf ist nach dem Kriege nicht mehr hierher zurückgekehrt!

4. Boretzki Anton, Former, wohnhaft bei Kaltwassers in der Ackergasse, stellt sich als Österreicher dem österr. Konsulin Cöln zur Verfügung; 3 Kinder, das älteste 8 Jahre. War lange auf S.M.S „Belona“ in Pola als Geschützvormeister. Später war er in der Nähe von Budapest bei einer Flug=Abteilung. Kam von dort aus ein paar Mal hierhin in Urlaub. Seine Familie folgte ihm August 1917 nach Ungarn.

Seite 74 (0438)

1914
Abends gegen 7° erfolgte die Bekanntgabe der Mobilmachung und wird durch Hoffmann / (Keine Vorschläge) / am Tor der Wirtschaft Schneider angeheftet.
Während der Nacht erfolgt dort auch durch die Bez. Komp. Call der Anschlag der Plakate: Fahrpläne, Einberufung des Landsturmes u.d.w. ebensolche Plakate an der Schneidmühle und auf dem Scheunentor von Wielspütz / Schule /

Sonntag, den 2. August, war der erste Mobilmachungstag. Sturm und Regen. Evangelium: „Herr der Zerstörung Jerusalems”.

Es rückten aus:

5. Herrmanns Theodor Reservist; ältester Sohn des Josef Herrmanns in der Mühlengasse. / Flugabwehr / Nach Cöln z. Masch.=Grns.=Abt. auf dem Gar.=Bahnhof fuhr nach Lüttich. Im Schützengraben / vor Amiens/Roye /Kugel d. d. Mütze „Haar gekämmt” Urlaub: Juni / Juli

Seite 75 (0439)

1914
6. Wielsputz Josef Bergarb.; wohnt „am Busch.” 7 Kinder im Alter von 12 Jahren bis 7 Monaten

Der älteste Sohn schrieb die Erlebnisse seines Vaters folgendermaßen als Aufsatz nieder:

„Mein Vater wurde am 2. August 1914 zur Fahne einberufen. Er hatte vor dem Kriege gedient in Cöln=Mülheim bei dem Infanterie=Regiment No 65. Er wurde zurück kommandiert nach Call. Dort musste er auf der Bleihuttenwerkhalle Schließenmaar Seitengewehre schärfen mit zwei anderen Landsturmmännern aus Mechernich. Er blieb ein paar Monate in Call. Dann rückten sie weiter nach Nierfeld zur Bahnwache. Dort hat er zwei französische Spione abgefasst. Darum durfte er 14 Tage nach Hause in Urlaub fahren. Nach einiger Zeit rückten sie wieder nach Lengelen und Burg=Reuland zur Grenzwache. Ein paar Monate darauf gingen sie über die Grenze nach Belgien zur Besatzung. Dort mussten sie Patrouillengänge machen. Er war drei Wochen bei Arras an der Front. Dort schossen sie ein englisches Flugzeug herunter. Im Januar 1916 wurde er vom Bergwerk freireklamiert. Jetzt geht er wieder auf das Bergwerk.“

7. Schmidt Herrmann: Fuhrmann und Kutscher bei Girards; wohnt an d. Neuhütte – Kutscherwohnung. Vier Kinder im Alter von 10 – 3 Jahren.

In Kronenburg Pferdepfleger eines Hauptmannes der Bahnschutzwache. Mehrm. Urlaub.

Seiten 76 – 79 fehlen

Seite 80 (0440)

1914
Montags, den 3. August, den zweiten Mobilmachungs-tage, wurde laut Verfügung des Oberpräsidenten die Schule nachmittags geschlossen. / Unsere Ferien: 14 Tage: sollten am 7. August beginnen ;/ Die Kinder sollen bei der Einbringung der Ernte behilflich sein. Es setzt übrigens ein prächtiges Erntewetter ein.

An diesem Tage rückten aus zum Gestellungsort Call


8. Kaltwasser Josef; Gießereiarbeiter; Landwehr; wohnt an dem Fußpfad nach Bergheim, abseits der Straße, nach am Bach. Drei Kinder von 8 – 14 Jahren. Frau in Hoffn. Magdeburg; Marburg; Cöln; Rußland; verwundet am kl. Finger; krank in Cöln; Urlaub
9. Berners Wilhelm; Bergarb.; Landw.; wohnt am Holzheimer Weg im ersten Hause rechts; 2 Kinder; alte Mutter; Cöln: Munition nach Ostende, zurück Gefangen nach Hannover; Urlaub; Ende Dez. z. Front; 2 Finger d. l. Hand abgeschossen; im Lagerort Baden-Baden

Seite 81 (0441)

1914
10. Wielspütz Johann; Former; Landw.; wohnt am Ende des Dorfes auf Eiserfey zu links der Straße, d. Garten des Hauses grenzt an das Schulgebäude; 1 kl. Kind.; Blieb in Cöln. Brachte oft Munition nach Belgien und Frankreich. Wachdienst bei den Gefangenen und am Hauptbahnhof in Cöln. Am 15. Marz 1915 entlassen / reklamiert von der Gießerei / Wurde nicht mehr einberufen.

11. Wielspütz Johann: / Flosse / Bergarb.; Landwehr; wohnt in d. Eckhaus zwischen Strasse und Ackergasse; unverheiratet; alte Mutter lebt noch. Cöln; Januar Urlaub; Im Lazarett gelegen; Zur Hauptfront.

Seite 82 (0442)

1914
12. Martin Wessel; Reservist; Schwager des Joh. Wielspütz / Flosse / s. vor. Seite; wohnt in demselben Hause; jung verheiratet; Frau in Hoffn.; Martin Wessel kam nach Trier zum Inf. Rgt. 69. Er machte den Vormarsch durch Belgien und Frankreich mit und wurde im September 1914 in der Schlacht an der Marne verwundet. Er kam in ein Feldlazarett, dann in ein Lazarett nach Trier. Von dort auskam er mehrmals in Urlaub; zuerst am 18. September, den linken Arm in der Binde / Streifschuß / Zwei Monate nach der Verwundung rückte Martin W. wieder aus, zurück nach Sedan, dann nach dem Elsaß. Er nahm in der Champagne teil an der Winterschlacht und kam dann 3 Wochen nach Luxemburg in Kuhr. Danach nahm er teil an den schweren Kämpfen bei Arras / Souchez, Lorettohöhe /; für sein tapferes Verhalten wurde er dort mit dem E.K. geschmückt und zum Untffz. befördert. Juni 1915 erhielt seine Gattin durch einen Kameraden und auch durch die Komp. die Nachricht, daß ihr Mann vermisst sei. Trotz aller Nachforschungen nichts mehr von ihm gehört.

1914
13. Hein Josef: Res.; ged. Ulan; wohnt bei seinen Eltern in d. sog. Kolvenbachs Haus gegenüber d. Ackergasse. Jäger: Rgt. z. Pferde No. 7 Frankreich und Flandern, Lange in Mechelen

Seite 83 (0443)

1914
14. Schmidt Hubert: Landwehrmann; Artillerie; war beim Kriegsbeginn zu einer Übung eingezogen; verheiratet: 3 kleine Kinder; wohnt an der Straße v. d. Ackergasse aus aufwärts erstes Haus rechts. War vom 5. März 1914 bis 31. März 1915 bei der 1. Ers.=Batterie Feld=Artl. Rgt. 44 in Frankreich. Seit 1. IV. 15 war er bei der 6. Batterie Feld=Artl.=Rgt 241

Mitgemachte Gefechte:
25. IV.-17. V.15: bei Flirey
26. V. 15-1.III. 16: Im Priesterwald.
(Angriff im Priesterwald am 4. VI. 15)
Schlacht vor Verdun: 10. 1III. — 23. IV. 16.
(Erstürmung des Steinbruches b. Dorf Veaux 31. III. 16.)
Stellungskämpfe westlich Peronne 7. V. – 24. VI. 16.
Schlacht an der Somme: 24. VI. – 9. VI. 16

Im Osten:
Kämpfe am oberen Styr u. Stockod: 25. – 27. VII. 16.
Schlacht von Korvel: 28. VIl. – 29. X. 16 Schmidt hatte dreimal Urlaub: September 1915, Januar 1916, September 1916. Schmidt nahm sich vor, auf die Ehrenzeichen zu verzichten, wenn ihm Gott wieder gesund nach Hause schickte.

Seite 84 (0444)

1914
Bei Ausbruch des Krieges diente aktiv aus unserem Dörfchen nur einer; und zwar im 2. Jahr:

15. Klinkhammer, Bernhard wohnt bei seiner Mutter / Witwe / / zwei Brüder u. kl. Schwester / in dem Hause an dem Pfädchen, das an der Wirtschaft Schneider rechts von der Straße abzweigt, abseits von der Straße. Inf.=Rgt. No 160 in Bonn verwundet und gefangen: Castelnaidary in Südfrankreich / Brief lief 3 Wochen °/ Castel de France. Hunger: Mochten Zıg. u. Zig. bei Joisten und Oligschlager / Butterb. / kaufen gehen

Allerhand tolle Gerüchte machen die Runde: von zwei Spionen in Priesterkleidern, die in Mechernich im Zug abgefasst wurden sein; von einem bestochenen Rottenarbeiter in Satzvey, der das Bahngeleise zwecks Behinderung des Transporte sprengen sollte; von der Verhaftung und Erschießung des Juden Zack in Gemünd, in dessen Keller 50 Bomben und 50000 Mark gefunden worden sein und der bestochen sei, den Gemünder Tunnel zu sprengen; vom Grafen Häscher, der de Armee gegen Frankreich führe und gesagt habe: „In 4 Tagen esse ich mit der Bande zu Mittag”; von 600 gefangenen Franzosen, die über Mechernich nach Cöln transportiert würden; von heruntergeschossenen feindlichen Fliegern und dergleichen Märchen.
Auf der Strecke nach Trier alle 10 Minuten ein Militärzug.

Seite 85 (0445)

Militärtransporte: mit lautem Jubel begrüßt von der Menge und am Bahnhof bewirtet: Butterbrote, Kaffee, Limonade, Zigarren u.s.w. Die Wagen sind alle mit Grün geschmückt und tragen witzige | Zeichnungen | und Aufschriften:
„Schnellzug nach Paris“, „Nach Paris zum Schützenfest”, „jeder Stoß ein Franzos, jeder Schuß ein Russ, jeder Tritt ein Britt“, „Bei Regenwetter findet das Gefecht im Saal statt” u.s.w. Die Krieger voll Mut und Begeisterung, singend, sogar hoch oben auf dem Wagon sitzend, ferner auf den Geschützen und Geschützrohren.

Dienstag, den 4. August
16. Wielspütz Peter / Garde; / Reservist; Junggeselle; wohnt bei seiner verh. Schwester im ersten Haus Mühlengasse rechts; Eltern tot. Erst gegen Frankreich; dann Ende Aug nach Russland; Verwundet! Kochte in Döberitz für die Gefangenen _ Russland.

Eingeklebte Doppelseite (0446 – 0447)

Aufsatz eines Schülers der Oberstufe:
Wie unsere Soldaten gen Frankreich fuhren:
In den ersten Mobilmachungstagen kommen durch Mechernich Züge mit Soldaten. Alle 10 Minuten kam ein neuer Zug. Eines Tages fuhr ich mit meinem Onkel nach Mechernich an die Bahn, um Getreide fort zu fahren. So sah ich, wie ein Soldat sich im Zuge auf sein Pferd schwang. Die waren frohen Mutes. Andere hatten sich an den Wagen herausgesetzt, schwenkten mit Fahnen und riefen Hurra. Noch andere hatten sich auf die Dächer der Wagen gesetzt und riefen: „Auf nach Paris!” Ich sah, wie ein ganzer Zug mit Geschützen zum Kriegsschauplatze fuhr. Die Soldaten setzten sich auf die Geschütze und sogar auf die Geschützrohre. Es wurde mir erzählt, daß Prinz Eitel Fritz durch Mechernich auf einem Geschütz zum Kriegsschauplatz gefahren sei. Eines Tages sah ich, wie im ganzen Zug Autos nach Frankreich fuhr und wie die Offiziere in den Autos saßen. Ich sah, wie Train mit ihren Wagen voll Hafer und Heu zum Kriegsschauplatz fuhren. Sie hatten auf die Wagen allerhand gemalt und Sprüchlein drunter geschrieben,
Z.B. „Mit jedem Schuß ein Ruß, mit jedem Stoß ein Franzos.” „Franzosen und Serben, alle sollen sterben.” „Die Russen, die Lumpen, die wollen wir pumpen.” Als sie durch Mechernich kamen, riefen die Leute Hurra und schwenkten mit Tüchern. Dann ging es zum Bahnhof. Dort erhielten sie von den Leuten Butterbrote, Wurst, Schokolade, Kaffee, Wein, Zigarren und Zigaretten. Dann ging die Fahrt hinauf nach Trier. So ging es eine ganze Woche lang. Später ließen die Zuge nach.

Seite 86 (0448)

1914
Von heute ab halte ich jeden Abend gegen 7° in unserem Kapellchen eine Kriegsandacht. Die Leute nehmen entsprechend dem Ernste der Zeit zahlreich daran teil; sogar der Platz vor der Kapelle ist besetzt, und ich muß mich, um verstanden zu werden, zum Vorbeten in die geöffnete Türe stellen. Wir errichten abwechselnd die Andachten in allgemeinen Nöten und Anliegen, zur Schmerzhaften Mutter, Bußandacht, zum hl. Joseph, zum hl. Erzengel Michael, zu allen Heiligen u.s.w.

Als ich an diesen Tagen morgens von Holzheim aus der Kirche kam, standen auf der Straße bei der Wirtschaft Schneider viele Leute, besonders Frauen und Kinder, beisammen. Der Wirt fuhrwerkte mit einigen Karren dort herum. Mir wurde auf meine erstaunte Frage der Bescheid gegeben, es sei durchs Telefon angesagt worden, französische Goldautos seien nach Russland unterwegs; alle Straßen seien zu sperren und die Autos anzuhalten. — Die Karren sollen die Sperrung herbeiführen, nachher diente dem Zwecke eine armdicke Kette aus der Gießerei / In Eiserfey u. Weyer war natürlich auch gesperrt, ebenso in Breitenbenden /
Neben der Kette wurde ein Posten aufgestellt, der für jedes Fuhrwerk und für jeden Radfahrer die Sperre öffnen sollt. Selbst nachts standen Posten. — Später ging der Invalide Klaes dort als Posten auf und ab, in Leterokov (?}, Militärstiefeln und Krätzchen, den Flobert auf der Schulter. / Er soll auch einen Geschäftsreisenden mit verdächtiger Reisetasche / Spion; Bombenwerfer / zum Gemeindevorsteher gebracht haben /

Seite 87 (0449)

1914
Mittwoch, den 5. August 1914 und auch den folgenden Tag dringt dumpfer, anhaltender Kanonendonner zu uns herüber. Die Ansichten der Leute sind geteilt, ob es von Elsenborn herrührt oder aber von Belgien bzw. Lüttich. Die Richtung weist auf Belgien hin; die letztere Ansicht behalt auch die Oberhand und behält recht; denn an denselben Tage abends bringt die Cölnische Volkszeitung den Bericht über die Reichstagssitzung, in der der Kriegskanzler die Überschreitung der belgischen Grenze zugab.

Donnerstag, den 6. August
Munkelei über die angebliche Kriegserklärung. Der Postdienst stockt, die Zeitungen kommen sehr unregelmäßig, und alles dürstet nach Nachrichten. Schwüle Atmosphäre, in der wieder die tollsten Gerüchte emporschießen.

Freitag, den 7. August:
Ein trüber, nebliger Tag Nachmittags kommen durch unseren Ort gegen 200 Parkfuhrwerke, lauter einspännige Karren aus dem Kreise Bergheim, die Fuhrleute Ersatzreservisten, unter Führung eines berittenen Offiziers.

Aus unserem Ort wurden 4 Pferde für Parkzwecke etc. von der Pferdeaushebungskommission in Call angekauft:
Karl Dillenburg Mühle 2 Pferde
Franz Schneider Wirt 1 Pferd
Peter Girards Gießerei 1 Pferd
Die Pferde wurden gut bezahlt.

Die Dampf=Straßen=Maschine der Gießerei ist nach Aachen verladen worden und findet für Heereszwecke Verwendung / Die Dampfwalze verkehrt zwischen dem Werke und dem Bahnhof /

Seite 88 (0450)

1914
Sonntag, den 9. August 1914
13 stündiges Gebet war aus gesetztem hochwürdigstem Gute zur Erflehung des Sieges der deutschen Waffen. / Als Ersatz für den Bettag, den 5. M. der Kaiser für den 5. August angeordnet hatte; wurde zu spät bekannt /

Montag, den 10. August
Überall in den Dorfen der Gegend liegen kriegsstarke Kompagnien des Res. Inf. Rgts No. 73 / Hannover / im Quartier. Auch Vussem erhalt seine Kompagnie, jedes Haus durchschnittlich 4 – 6 Mann. Die Offiziere sind in der Villa einquartiert. Die Soldaten kommen gegen 8° abends an. Zur Hälfte verheiratet. Sie waren gestern mit der Bahn bis Euskirchen transportiert worden und hatten dort im Lehrerseminar Unterkunft gefunden. Sie sollten von hier aus nach Belgien marschieren und sich so die erforderliche Marschfähigkeit aneignen. Der Kompagnie folgten etwa 6 Maschinengewehre, die auf der Wiese gegenüber der Wirtschaft Schneider auffuhren. Obschon ohne Verpflegung einquartiert, fanden die Krieger überall die liebevollste Aufnahme und Bewirtung. Das war die einzige Einquartierung, die wir erhielten, obschon vom Bürgermeisteramt auf bevorstehende, häufige Einquartierung hingewiesen und den Leuten empfohlen worden war, recht viel zu backen und zu schlachten. Durch Mechernich kommen gefangene Belgier, besonders Franktireurs, mit verbissenen Gesichtern.

Dienstag, den 11. August bis Samstag, den 15. August: Wieder ausserordentlich viel Militärtransborte: lange, lange Zuge mit Reserve=Regimentern.

Es laufen wieder die tollsten Gerüchte um: die Zeitungen erscheinen noch sehr, sehr unpünktlich, Kriegstelegramme kommen hier noch nicht an.

Seite 89 (0451)

1914
Selbst der Fall von Lüttich wurde nicht durch Kriegstelegramm bekannt gemacht; die Eroberung der starken Maasfestung / der Kanonendonner der „dicken Bertha” drang zu uns herüber / wurde erst nach und nach durch die Zeitungen bekannt und blieb infolgedessen ohne die gebührende Würdigung.

Es ist eine quälende Ungewissheit; das Volk glaubt anfangs alles, und nachher – nichts mehr. So heisst es: Namur sei auch gefallen / fiel erst am 26. August /; auch Belfort sei erobert und dabei ein ganzes Korps Franzosen gefangen worden.

Die gedienten Landstürmer, die sich am 12. in Call zur Kontrolle stellen mussten, begegnen mir abends auf dem Heimwege und behaupten steif und fest, Belfort sei gefallen, ein Garde=Offizier habe es ihnen am Bahnhof gesagt; sie sind unwillig, daß ich’s nicht glauben will.

Durch die Zeitungen werden auch die Siege von Mülhausen u, Lagarde bekannt: Gefangene, ein franz. General gefallen, eine Fahne erbeutet.

Der Führer des Westheeres ist und bleibt nach Meinung der Leute der alte Graf Haeseler, der General mit den silbernen Rippen. Sein Name ist in aller Munde, und jeder weiß von ihm etwas zu berichten.

In Roggendorf auf dem ev. Friedhof wurde ein Hannoverscher Landwehrmann unter gewaltiger Beteiligung beerdigt; er erlitt auf dem Marsche einen Hitzschlag und starb, noch fern dem Schlachtfeld, in Commerner Krankenhause.

Auf Call zu üben Flieger. Nicht weit von Call ist eine Fliegerstation eingerichtet.

Seite 90 (0452)

1914
Ich fuhr Donnerstag, den 20. August, von Mechernich nach Call. An den Bahnhöfen Bahnschutzwachen, an der Strecke überall Posten, die besonders auf feindliche Flieger achten sollen, die die Bahn, außerordentlich wichtig für den schnellen Aufmarsch an der Grenze, durch Bomben zerstören wollen. Besonders stark besetzt ist der Tunnel. An den Bahnhöfen und in den Abteilen Plakate mit der Bitte an die Reisenden, mit darüber zu wachen, daß nicht von Zügen aus / Bahnkörper, Brücken etc. / zerstört wird.
In jedem Zuge viele, viele Soldaten; feldgrau, blau und Mannschaften der Bahnschutzwachen in Zivil, nur kenntlich an Mütze u. Armbinden. Der Zug fahrt sehr langsam, fahrt aber planmäßig 1° ab. Eine Reise von Cöln nach Trier mag wohl einen Tag dauern und bei der Hitze nicht zu den Annehmlichkeiten des Lebens gehören. Weil nur wenige Züge verkehren und immer sehr viel Militär mitfährt, sind die Züge dazu meist stark besetzt.
Ich habe in Call nur kurze Zeit, 1/2 Stündchen, zu tun. Unterdessen ist aber der Zug auf Cöln zu abgefahren, und der nächste kommt spät abends. Jetzt ist es 3°. Ich gehe also zu Fuß nach Hause.
Reisende erzählen fast unglaubliche Geschichten von Aufenthalt und langer Fahrdauer. Manche Leute, die verreisen wollten, kommen, nachdem sie am Bahnhof stundenlang auf ihren Zug gewartet hatte, wieder nach Hause / „Militärzuge haben den Vortritt.” /
Gegen Mittag traf die Trauerkunde ein von dem Ableben Sr. Heiligkeit Papst Pius X. Alles sagt: „Der Krieg hat ihm das Herz gebrochen.“

Seite 91 (0453)

1914
Endlich! Hurrah!
Der erste große Sieg! Ungeheurer Jubel! Alles atmet erleichtert auf. Die Gewitterschwüle, die auf jedem lastete, ist verweht. Als am Freitag, den 21. August, abends die Leute aus der Andacht im Kapellchen kamen, war die Siegesbotschaft da; am Tor der Wirtschaft Schneider war sie mit Blaustift auf großem Zettel angeschlagen / d. d. (Keine Vorschläge) – Hoffmann / „Großer Sieg auf der ganzen Linie / } / Viele Tausende von Gefangene und zahllose Geschütze erobert. Unsere Jungen folgen dem Feind und setzen den Kampf auch heute fort.”

Vor der Wirtschaft liegt ein dicker Balken; davor sammelten sich jeden Abend die Männer und Burschen und plauderten und orakelten über Krieg und Sieg. Heute Abend strömt alles dort zusammen. „Wie lang ist die Linie?” „Wäre ich 20 Jahre junger, dann sähst du, was ich tät.” Der kleine hinkende, alte Schuster meint: „Pitter, dat Schauspiel hätt’ ich senn / sehen / wolle!” Fahnen waren ausgehängt, in Mechernich und Roggendorf / in Kirche / läuten die Siegesglocken. Ich gehe nach Breitenbenden. Dort verkündet unter Schellenklang mit einer Laterne der Ortsvorsteher die ganze Depesche, die ihn ein Schreiber vom Bürgermeisteramt, auf der Schreibmaschine getippt gebracht hat: „Unter Führung Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen von Bayern haben Truppen aller deutschen Stämme gestern in Schlachten zwischen Metz und den Vogesen einen Sieg erkämpft. Der mit starken Kräften in Lothringen vordringende Feind wurde auf der ganzen Linie unter schweren Verlusten geworfen. Viele Tausende von Gefangenen und zahlreiche Geschütze sind ihm abgenommen. Der Gesamt=

Seite 92 (0454)

1914
erfolg läßt sich noch nicht übersehen, da das Schlachtfeld einen größeren Raum einnimmt, als in den Kämpfen 1870/71 unsere gesamte Armee in Anspruch nahm. Unsere Truppen, beseelt von unaufhaltsamen Drang nach vorwärts, folgten dem Feind und setzen den Kampf auch heute fort.”

Bis Ende August; Es wurden einberufen:

17. Dauben Arnold: Landsturm; wohnt in dem einstöckigem Bruchsteinhäuschen unterhalb Einmündung d. Ackergasse; verheiratet, keine Kinder, erzieht ein Kind seiner Schwägerin; Bergarbeiter. Grenzwehr in Burgreuland, oft Urlaub, hier / im U krank geworden

18. Wielspütz Heinrich: Landsturm; wohnt in der Mühlengasse gegenüber der Schule; verheiratet, 5 Kinder ältestes 6 Jahre, Frau in Hoffnung; Former. Kranken im Lazarett zu Odenkirchen, einige Tage Urlaub, reklamiert wegen Kriegslieferungen d Gießerei

Seite 93 (0455)

1914
19. Winand Johann Peter; Landsturm; wohnt oberhalb der Gießerei zweite Haus jenseits des Bachs; verheiratet, 8 Kinder, ältestes / auf Antr. entl. / 13 Jahre; Schlosser auf der Gießerei:
Der kleine Gustav schrieb die Erlebnisse seines Vaters folgendermaßen als Aufsatz nieder:
„Mein Vater wurde am 28. August 1914 zur Fahne einberufen. Er mußte sich in Montjoie (Monschau) stellen und wurde der Infanterie zugestellt. Vor dem Kriege war er schon Soldat gewesen bei der Marine. Mein Vater war neun Monate fort. Er kam nach Lengelen an die belgische Grenze. Dort hielt er acht Monate Grenzwache. Er war dort Obergefreiter. Er mußte oft Patrouille gehen nach Belgien. Einen Monat war er Briefträger in Burg=Reuland. Dann wurde er von der Gießerei reklamiert. Kam mehrmals in Urlaub.

Seite 94 (0456)

1914
20. Bertram Wilhelm; Landsturm; unverheiratet; wohnt mit Mutter, Bruder und Schwester im ersten Haus oberhalb der Kapelle links am Harten Weg; Bergarbeiter. Grenzwache in Burgreuland; Mehrmals Urlaub.

21. Ellingen Karl: / nicht in d. vorst. Landsturmb. einberufen, ist jünger /; wohnt im alten Herrenhaus der Gießerei; Frau und Kind; / fuhren bei Kriegsbeginn fort, kehrten aber nachher wieder /; Teilhaber am Werk Ellingen war zu Beginn des Krieges Lazarett=Inspektor in Andernach. Er kam von dort aus oft im Auto hierher in Urlaub. Später war er Wachtmeister bei der Artillerie in Trier.

Jeder Tag bringt uns Siegesbotschaften. Fahnen wurde ausgehängt, und wenn es Zeit wäre, sie einzuziehen, ist wieder eine neue Siegeskunde da: Einmarsch in Frankreich von Norden u. Osten; Sieg des Kronprinzen bei Longey; Namur gefallen; Sieg über die Engländer bei St. Quentin / „die langen Engländerbeine”

28. August: Siegreich von Cambrai bis zu den Südvogesen; Zeppelin über Antwerpen.

Seite 95 (0457)

1914
29. August: 5 russische Armeekorps in Ostpreussen in der Gegend zwischen Gilgenburg und Orfelsburg vernichtend geschlagen; die 30000 Gefangenen vermehren sich allmählich auf 70000 und 90000. Hindenburgs, des Russenfängers, Ruhm beginnt zu strahlen.
Prachtvolles Erntewetter und eine reiche Ernte

In den letzten Tagen des Monats fuhren auf Cöln zu viele Soldatenzuge. Die siegreichen Streiter des Westheeres sollten zum Teil auch mitfahren, den russischen Vormarsch auf unsere Provinzen im Osten zu hemmen. Die Soldaten hatten sich scherzweise französische, englische, belgische, sogar Turko=Mutzen aufgesetzt; ausgestopfte französische Uniformen / Käppi und rote Hosen ;/ waren an den Wagen aufgehängt oder saßen auf den Bocksitzen der Trainwagen.

Monat September

Am Dienstag, den 1. September, begann der Unterricht wieder, und zwar Halbtagsunterricht mit Breitenbenden, da Lehrer Buckeler zur Fahne einberufen worden ist.
Lauter neue Siegesbotschaften, besonders auch zum Sedantage / da erfahren wir die Aufstellung unserer Armeen / Klenk, Bulow, Gausen, Herzog Albrecht von Württemberg, Kronprinz Friedrich Wilhelm / Festung Montmedy; Besatzung bei einem Ausfall gefangen, Festung in unserer Hand / Kronprinz Rupprecht von Bayern und Geringen

Flucht der französischen Regierung nach Bordeaux,

Seite 96 (0458)

1914
deutsche Kavallerie streift bis vor Paris, deutsche Flugzeuge über Frankreich Hauptstadt.
Ich war Samstag den 5. September in Mechernich und erfuhr dort schon das neueste Telegramm; ich las es abends an Schneiders Wirtschaft den dort „kriegenden” Leuten vor: Unsere Siegesbeute läßt sich noch nicht übersehen. Die Armee Bülow eroberte allein bis Ende August 6 Fahnen, 233 schwere Geschütze, 116 Feldgeschütze, 79 Maschinengewehre, 166 Fahrzeuge und machte 12934 Gefangene.
Dienstag, den 8. August September, kam die frohe Kunde: Manbenge (frz Maubeuge – W.B.) gefallen, 40000 Gefangene, 400 Geschütze.
Dann aber kommt der Stillstand: Aus der gewaltigen Schlacht an der Marne wird durch unsern Rückzug bis hinter Reimes die Schlacht an der Aisne: der Stellungskrieg.
Heldentat des No 9: In der Nordsee drei englische Kreuzer auf einmal vernichtet. Wir hören von den fast unglaublichen Heldentaten des Kreuzers Emden im Indischen Ozean. Unsere Truppen in Belgien rucken auf Antwerpen los. Die Außenforts sind unter deutschem Feuer.
Der neue Papst; Erzbischof von Bologna; Benedikt XV.

Die Kriegstelegramme kommen nun regelmäßig jeden Tag. Hoffmann nagelt dieselben an eine der beiden Lindenbäume vor seinem Hause; später hängt er sie aus in einer eigens zu diesem Zwecke aufgehängten alten Anschlagkasten an seinem Hause.

Seite 97 (0459)

1914
Ich sah in Breitenbenden ein auf dem Schlachtfelde verwundetes Pferd mit einem Lanzenstich vor dem Kopf; die Wunde eiterte arg. Ein Händler aus Mechernich hatte das Tier in Belgien von der Militärverwaltung gekauft.

Die Kinder /Mädchen / stricken in den Handarbeitsstunden für die Soldaten Strümpfe und Pulswärmer. Das Garn haben wir durch eine Sammlung von Haus zu Haus aufgebracht: die Sammlung ergab außer Wolle, fertigen Strümpfen u. 6 Hemden 25 Mark 60 Pfg.

Am Sonntag, den 27. September übernahm ich die Vorbereitung der „Jugendwehr”“ Vussem=Breitenbenden auf den Militärdienst. Es nahmen daran 20 – 30 Jugendliche teil. Die Übungen finden meistens Sonntags von 5 — 7° statt, abwechselnd im Gelände von Vussem und Breitenbenden.

Es wurden einberufen:
22. Esser Johann: Rekrut; ältester Sohn, Eltern leben beide; Schwester und Bruder; wohnt im ersten Haus oberhalb d. Gießerei jenseits des Baches. Aachen: Rgt. 25. Bis Marz. Flandern

Seite 98 (0460)

23. Linden Peter; Rekrut; zweiter Sohn, Mutter ist Witwe; zwei Brüder; wohnt in der Dorfstraße rechts von unten zweites Haus unterhalb Ackergasse. ?

1914
F Jakob Muller s. Seite 148

Monat Oktober:

Siegesbotschaften; Die Festung Antwerpen gefallen. Die gewaltige Siegesbeute wird erst später bekannt. Gent, Brügge und – endlich – Ostende – die ____________ __________ Lille in unserer Hand. In West und Ost sehr siegreich vorwärts, wenn auch im Westen nicht mehr mit der großartigen, unfaßbaren Wucht des Monats August.

Seite 99 (0461)

1914
Ende des Monats greift die Türkei in den Kampf ein.

Einberufen:
24. Velser Peter; Rekrut; zweitältester Sohn; Eltern leben beide, Vater ist Invalide / an einer Seite infolge Schlaganfall gelähmt /; viele Brüder und Schwestern; wohnt Dorfstraße erstes Häuschen links oberhalb Holzheimer Weg. Kaiser Franz Garde Grenadier. Rgt. Berlin! Dezember nach Frankreich. In __________ krank und verw. in ________

Seite 100 (0462)

Ende des Monats fuhr ich an einem Samstag nach Cöln. „Mars regiert die Stunde.” Die Züge verkehren ungefähr wie zu Friedenszeiten.
Die zweite Sammlung für Strickwolle ergab 23 Mark 7 Pfg. Monat November;
Jeden Tag berichtet das amtliche Telegramm über kleinere oder größere Erfolge;
Ein englisches Geschwader an der Küste von Chile erwischt durch die Kreuzer Scharnhorst, Gneisenau, Nürnberg, Leipzig und Dresden unter dem Befehl des Admirals von Spee.
Sieg über die Russen bei Kusno in Polen: 28000 Gefangene.
Donnerstag, den 26. November saß ich nachmittags nach der Schule beim Kaffee auf meinem Stübchen. Ich glaubte, Glockengeläut zu hören, und ich öffnete das Fenster: das Geläut rührte von der evangelischen Kirche in Roggendorf: 40000 Russen bei Lodz gefangen

Seite 101 (0463)

1914
Festung Tsingtao gefallen.
Kreuzer Emden erlegen.

Besonders am Feste Allerheiligen war wieder dumpfer Kanonendonner hörbar. Die Ansichten sind wieder verschieden; die meisten mutmaßen Verdun. Da ich mich am 4. November mit den Kollegen von Eiserfey über die Richtung aus der der Kanonendonner kam, nicht einigen konnte, bestiegen wir noch in der Dämmerung den Keilberg und hörten dort das Rollen sehr deutlich. Es war wohl die Richtung Verdun, konnte aber auch Elsenborn sein. / Es war Vollmond und der Mond arbeitete sich im Osten gerade aus dem Dunstschleier heraus. Er warf Strahlen nach oben, unten, rechts und links, ungefähr in Form eines Kreuzes. Bald ging ein Gerede: Kreuz am Himmel – Weltuntergang „Auch der Herr Lehrer hat es gesehen.”

An manchen Abenden leuchten auf Cöln zu Scheinwerfer, oft 4 – 5, den Himmel ab nach feindlichen Fliegern.

Die Übungen der Jugendwehr werden fortgesetzt: An einem Sonntag Morgen von der Straße aus Sturm auf die Karlsburg: Gruppenweises Heranarbeiten, aus der letzten Deckung zum Sturm.

Seite 102 (0464)

1914
Monat Dezember:
Herrliche Erfolge in West und Ost. Besonders fast jeden Tag Tausende Russen gefangen. Die Leute sagen: „Wären es Franzosen, oder noch besser Engländer! Diese Russen fressen uns Nas und Ohren ab.”

Donnerstag, den 17. Dezember, endete das Kriegstelegramm abends: Die von den Russen angekündigte Offensive gegen Schlesien und Posen ist völlig zusammengebrochen. Der Feind wurde in ganz Polen zum Rückzug gezwungen. / Großer Jubel; Flaggen heraus; Lugen: 300000 oder gar 400000 Russen gefangen /.

Ruhmvoller Untergang des Kreuzergeschwaders des Grafen Spee bei den Falklandinseln.

Wir veranstalteten die dritte Sammlung von Haus zu Haus / zwei junge Damen, denen ich als Ausweis einen Zettel mit Bitte mitgab /; wir wollen jedem unserer Soldaten ein kleines Weihnachtspaketchen mit Zigarren, Zigaretten, Schokolade, Printen, Suppenwürfeln, Seife und Kerzen senden / den Bahnschutzwachen so natürlich bloß Zigarren /. Die Sammlung ergab 43 Mark 15 Pfg. Ich habe die Pakete teils vor, teils nach Weihnachten abgesandt.
Auch das Werk: P. Girards schickte jedem unserer Streiter ein Paket.
Wir dürfen wohl sagen, daß für alle aus unserem Örtchen, sowohl von der Familie als auch von anderer Seite, gut gesorgt wird.

Die Übungen der Jugendwehr wurden fortgesetzt; an einem Sonntagabend in der Dunkelheit eine Vorpostenübung mit Feldwache, Unteroffizierposten und Patrouillen auf Eiserfey zu.

Seite 103 (0465)

1914
Die Vieh= und Vorrätezählung am 1. Dezember ergab für unseren Ort: 1 Pferd, 85 Stuck Rindvieh, darunter 14 Jung Ochsen und 43 Kühe, 50 Ziegen, 38 Schweine / sehr viel / 4500 kg Weizen, 3700 kg Roggen 3700 kg Mischfruchte, 10 700 kg Hafer.

2015
Monat Januar:
Wieder viele herrliche Waffentaten in West und Ost. Mitte Januar erstürmen die Märker in mehrtägigen Gefechten unter den Augen ihres allerhöchsten Kriegsherrn die französischen Stellungen nördlich Soissons. 5200 Gefangene, 35 Geschütze. Luftangriff auf Englands Ostküste.
Seegefecht bei Helgoland: große und kleine Kreuzer, Panzerkreuzer „Blücher” kehrt nicht heim.

Am 10. Januar weihte sich das katholische Deutschland, dazu ermahnt durch zündende Hirtenworte seiner Kirchenfürsten, dem heiligsten Herzen Jesu. / Ich werde den Gedanken nicht los: „Ob das die Franzosen auch tun | Margaretha Alacoque war doch eine Französin | Und Frankreich leidet doch unter dem Kreuze mehr als wir / Da fanden in allen Kirchen wunderschöne, erhabene Feiern statt. Auch in Holzheim. Mit nur wenigen Ausnahmen machten sich alle, Kinder und Erwachsene, dem Tische des Herrn, zum Empfangen der Sühne=Kommunion; den ganzen Tag war das hochwürdigste Gut zur Anbetung ausgestellt; und nachmittags um 4° fand der schöne Tag im schmerzhaften Rosenkranz, einer ergreifenden Predigt und feierlicher Weihe an das heiligste Herz seinen würdigen Abschluß.

Seite 104 (0466) 1915

Einige Einberufene, auch solche, die schon seit langer Zeit des Kaisers Rock trugen, werden für längere Zeit zurückgestellt bzw. beurlaubt, weil unsere Gießerei Heereslieferungen hat, u. a. auch Granaten abdreht.

Die Übungen der Jugendwehr werden fortgesetzt, z. B. am 24. in Breitenbenden ein Sturmangriff auf den Katzenstein, ein Sturmangriff über das freie Feld auf den Wald= und Straßenrand am Römerkanal, Überrumpelung eines Unteroffizierpostens am Katzenstein. Kollege Bachhofen – Br’benden befehligt den Gegner.

Kaisers Geburtstag sollte auf Wunsch des Kaisers still, ohne große Festveranstaltungen und Festessen, dem Ernste der Zeit entsprechend, gefeiert werden.
Wir hielten unsere Schulfeier in gewohnter Weise. Frühmorgens gings mit Gesang, voran die Fahne, nach Holzheim zur hl. Messe. Nach der Rückkehr begann die Feier. Gedichte, Lieder und Ansprache. Drei kleine Knaben hielten mit Gewehr, Säbel und Trommel die Wache vor den Kaiserbildern. Mögen unsere Jugend werden ein starker und abgehärtetes, ein kluges und fleißiges, ein frommes und stolzes Geschlecht, würdig ihrer Großvater und Väter.
Kaiserwecken gab es nicht, weil wir ja mit unseren Vorräten, besonders dem Weizen, sparsam haushalten müssen.
Kaisers Geburtstag und am darauf folgenden Sonntag wurde in der Kirche eine Kollekte abgehalten für bedürftige Kriegs=Invaliden.

Petroleum rar, Lebensmittel teuer, Viele Leute kaufen sich Spiritus=oder Karbidlampen, wohl …

Seite 105 (0467)

1915
… die meisten brennen teure Talglichter. Aber wir trösten uns: die Tage werden länger. Unsere Läutchen murren nicht; sie sagen: „Die armen Soldaten haben’s bei der Nässe in den Schützengraben tausendmal schlimmer.“ Ihre Hauptuntugend besteht darin, daß sie, besonders wenn es lange keinen großen Sieg gab, die tollsten Gerüchte glauben und weiter erzählen.
Es wurden einberufen:

25. Wielspütz Johann: Ersatzreservist; Hilfsbriefträger; Mutter tot, Vater ist Kriegsinvalide von 1870 / Sturm der Garde auf St. Privat /; zu Hause außer dem Vater noch zwei Schwestern / erwachsen /; wohnt Harterweg das letzte große Haus; Bauersleute. Saarlouis (?) Rgt N30; Elsenborn

Seite 106 (0468)

1915
26. Hein Benedikt: Ersatzreservist; Gießereiarbeiter. Bruder des S. 82. gen. Josef Hein; Eitern leben, Vater ist Berginvalide; jetzt noch zu Hause zwei große Söhne und Töchterchen von 14 Jahren. __ b. Metz.

Monat Februar:
Erfolge; U=Boote in der Irischen See. Alles ist gespannt auf den 18. Februar: Für diesen Tag hat der Admiralstab den Beginn des verschärften U=Boot=Krieges, besonders auch gegen englische Handelsschiffe, angekündigt. Warnung des Admiralstabs an die Neutralen: England mißbraucht die neutrale Flagge.
Freitag den 12. Februar war nach der Abendandacht das Kriegstelegramm noch nicht angekommen. Ich …

Seite 107 (0469)

2015
ging nach Breitenbenden und vernahm dort in der Wirtschaft die Freudenbotschaft: 26000 Russen in Masuren gefangen.
Aschermittwoch, / Fastnacht war selbstverständlich ganz ruhig verlaufen /, den 17. Februar kam gegen Mittag die noch freudigere Nachricht: „In der 9 tägigen Winterschlacht in Masuren wurde die 10. russische Armee in nahezu völliger Einkreisung vernichtend geschlagen. Uber 50000 Gefangene, 40 Geschütze, 60 Maschinengewehre. Seine Majestät der Kaiser wohnte dem Geschehen bei. Generalfeldmarschall v. Hindenburg leitete die Operation mit gewohnter Meisterschaft.” Donnerstag den 18. Februar kamen mir, als ich abends zur Andacht ging, die Kinder entgegen gelaufen und verkündeten freudestrahlend: „64000 / nicht 50000 / Gefangene, 71 Geschütze, 100 Maschinengewehre, viele gefüllte Munitionswagen und unzählige beladene und bespannte Fahrzeuge.
In den folgenden Tagen erhöhte sich die Beute auf 100000 Gefangene und 300 Geschütze. Donnerstag den 25. Februar berichtete das Kriegstelegramm wieder von 15000 gefangenen Russen, die zum größten Teil bei Erstürmung der festungsartig ausgebauten Stadt Pratznytz (Przasnysz) – W.B.) gefangen wurden. Wir fangen nach wie vor die Russen zu tausenden, die Franzosen meist zu hunderten. Von gefangenen Engländern hören wir selten; sie müssen besser sein als ihr anfänglicher Ruf.
Sonntag den 7. Februar: Vom Papste vorgeschriebener Bußtag für das katholische Europa. Für die übrigen katholische Welt am 21. März. Die Menge drängte sich wieder zum Tisch des Herrn; nach dem Hoch=

Seite 108 (0470)

1915
amte wurde vor ausgesetzten hochwürdigsten Gute das „Miserere” gesungen; bei der Nachmittagsandacht wurde der schmerzhafte Rosenkranz, das vom Papste selbst verfaßte Gebet zur Erlangung des Friedens und die Litanei zu allen Heiligen gebetet.
Jeden Sonntag wird von nun an nach dem Hochamte das Friedensgebet des hl. Vaters vor ausgesetztem hochwürdigstem Güte verrichtet und darauf der sakramentale Segen erteilt.
Am Sonntag den 21. Februar wurde außerdem auf Anordnung des Herr Erzbischofs das „Te Deum laudamus“ gesungen zum Danke für den gewaltigen Sieg in Masuren.

Wenn ein Mädchen aus dem Dorf heiratet, dann muß der Bräutigam sie loskaufen, indem er den Jungen einen Bierabend gibt. Das nennen sie „Hielig“, und dabei knallen häufig Gewehre und Böller. Auch in diesem Monat sollte ein solcher „Hielig“ stattfinden, und der auswärts wohnende Bräutigam hatte 8,00 M gestiftet. Die Jungen wollten aber das Geld nicht für Bier verwenden; sie übergaben es mir für die Soldaten: Strumpfe, Liebesgaben.

Die Übungen der Jugendwehr fanden jeden Sonntag Nachmittag statt. Am 21. Februar führte der Soldat Sodemann aus B’benden den Gegner an.
S. hatte einige Tage Urlaub; er hat sowohl in Belgien wie auch in Rußland mitgekämpft /. 1. Übung: Sturmangriff von Veyer Mühle her durch die Wiesen auf den besetzten Eingang von B’ benden / Straße /. 2. Übung: Angriff auf einen im Holzheimer Walde

Seite 109 (0471)

2015
am Mühlenweg / Schneise / liegenden Gegner. Auch die Schuljungen machen in den Turnstunden am liebsten militärische Übungen. Bei jedem Wetter wollen sie hinaus, ihre Frostbeulen tun nicht mehr weh, den Turnstab auf der Schulter marschieren sie singend stolz durch das Dorf. Ein Schüler der Oberstufe schrieb nachstehenden Aufsatz: Ein soldatischer Streifzug durch den Wald. Vor einiger Zeit kamen wir an einem Nachmittag um 3 Uhr aus der Schule. Da hieß es, der Herr Lehrer von Eiserfey sei mit seinen Turnjungen hinter der Mühle im Walde. Da hieß unser Herr Lehrer uns antreten. Zwei Knaben holten Stäbe und teilten sie unter uns aus. Dann ging es im Laufschritt über die Wiese an die Mühle. Am Waldrande ließ der Leutnant uns ausschwärmen nach rechts und links. Dann gab der Herr Lehrer ein Zeichen, und wir schlichen leise voran. Dann knieten wir. Unser Leutnant schlich selber vor. Es war vom Feinde nichts zu sehen. Dann ging es schnell über die Lichtung an der anderen Seite wieder in das Gehölz. Dort legten wir uns hin. Dann schickte unser Leutnant drei Patrouillen aus, eine nach rechts, eine nach links und eine nach vorne. Die nach rechts hatte nichts gesehen. Die nach links glaubte, sie habe einen Feind gesehen. Die nach vorne glaubte, sie habe auf einer Anhöhe einen feindlichen Offizier gesehen. In zehn Minuten mußten sie sich wieder melden. Dann stellten wir uns wieder auf zur Gruppenkolonne. Dann gings mit Gesang durch das Dorf in die Schule zurück. Wir sangen das Lied von der dicken Bertha.

Seite 110 (0472)

2015
Monat März:
Die Nachrichten von den Kriegsschauplätzen treffen auf unserer Telegraphenhülfsstelle abends ein / die Ereignisse des vorigen Tages / Abends nach der Andacht im Kapellchen erzählen uns dann Hoffmanns Kinder was es „Neues“ gibt. Die Telegramme noch abends in dem „alten Kasten” anzuschlagen, würde sich nicht lohnen, da in der Dunkelheit doch niemand so lesen kann.
Die Russen fangen wir immer wieder zu hunderten und oft tausenden, im Monat März im ganzen 56000.

Am Donnerstag, den 11. März, führen mittags die Schulkinder „Kriegsgespräche”. Es ist die amtliche Nachricht eingetroffen von der Beendigung der Winterschlacht in der Champagne, die unter fortgesetzten französischen Angriffen seit dem 16. Februar andauerte. Wir haben unsere Stellung gehalten, machten noch im ganzen 2500 Gefangene. Die französischen Verluste überstiegen die unserigen / 15000 Mann / um das dreifache. Es waren besonders zwei rheinische Divisionen, die dem furchtbaren Ansturm erfolgreich trotzten. / Josef Fünfzig aus B’ benden fand auch dabei den Heldentod /.
Die Russen in Memel; wurden aber bald vertrieben.
Zweite Kriegsanleihe: Über 9 Milliarden.
Vergebliche Angriffe der Engländer und Franzosen auf die Dardanellen, wobei mehrere ihrer Kriegsschiffe sanken, andere schwer beschädigt wurden.

Die furchtbare Karpathenschlacht; Ungeheure Verluste der immer wieder anstürmenden Russen. Die Festung Przemysl fallt, durch Hunger zur Übergabe gezwungen. Das ist wieder etwas für die Bangemacher, deren es auch hier einzelne gibt.

Seite 111 (0473)

1915
Die Sehnsucht nach Frieden, natürlich nur nach einem ehrenvollen, ist auch bei uns ziemlich groß, obschon wir vom Kriege außer der Lebensmittel=Teuerung wenig merken.
Unser Örtchen hat im Vergleich mit den Dörfern der Umgegend Glück: Von den Einberufenen ist einer gefangen, ein paar leicht verwundet, noch keiner aber gefallen.
Die Soldaten schicken häufig aus Frankreich in ihren Feldbriefen Blümchen, z. B. Krokus und Schlüsselblumen, die es bei uns noch nicht gibt.
Den Postagenturen und Hülfsstellen ist die Dienstbereitschaft für Nachts / Telefon / besonders eingeschärft worden. Ich nahm an, daß das eine Vorsichtsmaßnahme sei gegen etwaige Angriffe feindlicher Flieger, wenn auch diese Angriffe kaum unsere Eifeldörfchen gelten können.
Ich wurde aber eines Abends eines anderen belehrt !!!
In der Champagne stand es schlecht um unsere Sache !!! Wir sollten durch das Telefon frühzeitig gewarnt werden, wenn den Franzosen ihr Durchbruch gelang !!! Dann sollten wir schleunigst die Flucht ergreifen !!!
Derartige Blödsinn wird heimlich erzählt und – von vielen geglaubt. Auch „Sibyllas Weissagung”, von dem Kaiser, der von der verkehrten Seite aufs Pferd steigt, von der Entscheidungsschlacht am Birkenbäumchen, nach der der Sieger nur soviel Soldaten mehr hat, daß sie von seiner Trommel essen können, und ähnlichen Humbug, kann man hier und da hören. / „Sibyllas Weissagung“ sah ich in Cöln gedruckt im Schaufenster einer Papierhandlung 7. Gute hangen (?) /. Dann allerdings!

Seite 112 (0474)

1915
Wir erhalten vom 1. März ab unser Brot auf ein vom Bürgermeisteramt ausgestelltes Brotbuch, und zwar in den vorgeschriebenen Mischungen 4 Pfund die Woche oder eine entsprechend geringere Menge Mehl. Die Brotbücher kosten 6 Pfg. viele Leute reichen mit ihrer Brotmenge nicht, insbesondere solche, die auf ihrer Arbeit, z.B. auf dem Bergwerk, kein warmes Essen erhalten, sondern sich ein Bündel Butterbrote mitnehmen. Die meisten Haushaltungen haben aber auch noch kleine Vorrate; einzelne haben kein Brotbuch, sondern leben von ihrem eigenen Getreide.
Einzelne Einberufene / unged. Landsturm u. Ersatzreserve / werden auch durch das Mechernicher Bergwerk, wo sie arbeiten, reklamiert.

Donnerstag, den 11. März 1915 ging der ungediente Landsturm /bis 45 Jahre / nach Schleiden zur Musterung. Ein interessanter Zug: diese alten Kerle.
Am 15. März hielt ich die angeordnete Schweinezahlung und auch die Aufnahme der noch vorhandenen Kartoffelvorräte ab. Anzahl v. Schweine: 22. Kartoffel fast alle zu wenig für eigenen Bedarf; sind sehr teuer: 6 – 7 Mark pro Zentner, das doppelte des sonstigen Preises.
Ich erstürmte u. a. mit den Schuljungen in der Turnstunde unser Dorf vom Busch her über den Bach durch die Wiesen. Der Gegner wurde dann aus seinen Schlupfwinkeln in Häusern, Kellern, Backhäusern, Gäßchen etc. herausgeholt und die Gefangenen zur Dorfmitte / Ackergasse / gebracht.

Seite 113 (0475)

1915
Die Übungen der Jugendwehr / noch etwa 25 30 Mann: Vussem u. B’ benden / fanden jeden Sonntag von 5 7° statt. Die Jüngeren haben außer den Turnstäben / Gewehre / Knallpistolen, aus denen sie Korkstopfen mit Pulvereinlagen abschießen. Ich stellte jedem etwa 3 Stopfen zur Verfügung / Bezahlt der Herr Pastor aus den „Beihülfen zur Jugendpflege.”
Sonntag, den 21. März, war ein herrlicher Frühlingstag. Sammelpunkt: Schneidmühle. Wir marschierten nach B’ benden, und Kollege Backhofen – B‘ benden besetzte mit dem Gegner eine Stellung im Holzheimer Walde, rechts und links des sogen. Mühlenweges. – Wir marschierten mit Sicherung: Spitze und Verbindungsleute. Die Spitze erhielt Feuer und schwärmte aus; wir rückten in die dünne Schützenkette ein, und das schönste Waldgefecht, auch mit dem nötigen Knalleffekt, war im Gange. Der Gegner zog sich zurück; Verfolgung bis zum Waldrand vor Holzheim, wo er eine neue Stellung bezogen hatte. — Rast am Waldrand; durch Holzheim in Gruppenkolonne zum Herkelstein; zurück nach B’ benden.

Es wurden einberufen:
27. Velser Wilhelm: Ersatzreservist; Schlosser auf der Gießerei; ältester Sohn. / Bruder des S. 99 auf gef. V. Peter /

Seite 114 (0476)

2015
28. Klinkhammer Peter: / im Februar einberufen / Ersatzreservist. / Bruder des Seite 84 aufgef. B. Klinkh. / Garde=Grenadier=Rgt N25;

Seite 115 (0477)

2015
Monat April 1915
Wir erzielten im Monat April schöne Erfolge; Die Karpathenschlacht tobt weiter. Immer wieder erneuern die Russen ihre Angriffe unter ungeheuren Opfern. Die Österreicher fangen sie zu hunderten und tausenden.
U 23 ist verloren, Kommandant Otto Weddigen und Mannschaft tot. Ehre ihrem Andenken.
Die Franzosen greifen unsere Stellung zwischen Maas und Mosel heftig an, ohne Erfolg. / Priesterwald, Maashöhen / Wir nahmen bei unseren Angriffen auf die Maashöhen in fünf Tagen 43 Offiziere und 4000 Mann gefangen.
Ende April treffen die Nachrichten ein von den deutschen Siegen bei Ypern: Übergang über den Kanal erzwungen, 1600 Gefangene, 30 Geschütze; die Beute steigt auf 2470 Mann, 35 Geschütze; dann auf 5000 Gefangene, 45 Geschütze / das sonderbare Völkergemisch /, zuletzt auf 6000 Gefangene, 63 Geschütze, 50 Masch.=Gew. Die Festung Dünkirchen unter Artilleriefeuer; der Gegner zerbricht sich den Kopf, ob das Feuer von der Land=oder Seeseite kommt. „Das Rätsel von Dünkirchen“. Auch wir hätten das nicht erwartet, ebenso wenig wie eine Beschießung Englands vom Festland aus.
Unsere auf dem linken Flügel der Ostfront stehenden Truppen stoßen ganz unerwartet vor und erringen die Eisenbahn Libau=Dunaburg.
Englisch=französische Landungstruppen bei den Dardanellen. Die Türken sind siegreich.
Der französische Panzerkreuzer Lion Gambesson (Der Panzerkreuzer hieß „Léon Gambetta“ Bj. 1901 und wurde von zwei Torpedos des österreichisch-ungarischen U-Bootes U 5 unter Georg Ludwig von Trapp versenkt; H.V.) sicher nach den Dardanellen unterwegs, …

Seite 116 (0478)

1915
… wird im Mittelmeer nahe bei der italienischen Küste durch ein österreichisches Tauchboot vernichtet.
Auch in diesem Monat wurden / ausgenommen die Ferien / Sonntags die Übungen der Jugendwehr abgehalten. So z. B. am 18. April Vormittags 10° sammeln an der schwarzen Brücke unterhalb Schneidmühle; Exerzieren auf der Straße; Marsch durch Breitenbenden; Sturmangriff vom Tiefenbach aus / Yings der Straße, Höhe des Kalkofens / auf einem hinter die Sandhügel und in dem Kieferngebüsch auf Mechernich zu verschanzten Gegner. / Der Gegner ist selbst durch das Glas kaum zu entdecken /.
Ich ließ durch die Schulkinder eine Sammlung von alten Gummi veranstalten. Die Sammlung fiel sehr befriedigend aus: alte Fahrrad=sogar Auto=Mantel und=Schlauche, Gummischuhe, Gummirohre u. s. w. Auf einem kleinen Handwagen fuhren zwei Schüler den Kram zur Sammelstelle auf dem Bürgermeisteramt.
Die Schulkinder hören, entsprechend einem Wunsche des Herrn Erzbischofs, donnerstags die Schul=Kriegsmesse. Die meisten gehen dann auch zur hl. Kommunion. Der Unterricht beginnt an diesen Tagen etwas später.
Geschäft Hoffmann erhielt 1000 Pfund ausländischen / holländischen !/ Weizenmehls, das ohne Brotkarte verkauft werden durfte. Pro Pfund 32 Pfg. War Abends bereits vergriffen.

Seite 117 (0479)

1915
Zum 1. April begann Herr Bürgermeister Dohr aus Burg=Reuland (http://www.territorial.de/rheinpr/malmedy/burgreul.htm) in unserer Bürgermeisterei seine Amtstätigkeit. Unserer früherer Bürgermeister Brünsing trat von seinem Posten zurück infolge seines leidenden Zustandes: Er erlitt im Dezember 1912 einen sehr starken Schlaganfall.

Die Entlassungsprüfung fand gemeinschaftlich für die Schulen der Pfarre bereits am Freitag, den 12. Marz, in der Schule zu Holzheim statt. Es wurde geprüft in Katechismus, Kirchenlied, Sprachlehre u. Rechtschreiben, Rechnen und Raumlehre, Geschichte, Geographie und Handarbeit f. d. Mädchen. Die einzelnen Schulvorstände / 3 / waren durch je ein Mitglied vertreten. Aus unserer Schule wurden vier Kinder entlassen; drei Kinder waren mit Rücksicht auf den Mangel an landwirtschaftl. Hülfskräften bereits Herbst entlassen worden; auch diese Kinder nahmen an der Prüfung teil. Beim Beginn des neuen Schuljahres am 16. April wurden neun Kinder in die Schule aufgenommen. Im Dorfe sind vier schulpflichtige Fürsorge=Kinder untergebracht. Bestand der Klasse; 66 Kinder, 32 Kn. u. 34 M. 30 Kinder erhalten ihre Schulsachen aus Gemeindemitteln, insbesondere die Kinder mehrerer kinderreicher Familien, deren Ernährer im Felde stehen.

Seite 118 (0480)

2015
Monat Mai
Erfolge: Als ich Montag, den 3. Mai, abends zum Kapellchen ging, um die Maiandacht zu halten, standen die Leute gruppenweise auf der Straße beieinander und schienen etwas Wichtiges zu besprechen. Gleichzeitig sah ich auf Kaltwassers Haus in der Ackergasse, daß auf dem Dach, eine Fahne flattern. „Großer Sieg in Galizien über die Russen |” Die Gefangenenzahlen, die die Leute nannten, waren geradezu phantastisch: 160000 Gefangene, 26000 Pferde, 500 Geschütze, 30 Panzerzüge — davon hatte ich auf meinem stillen Stübchen in Güldens Haus / das letzte auf Eiserfey zu / nichts gehört. Wir hatten also alle Ursache, uns zu freuen „nach des Winters langen Schmerzen“, waren auch der amtliche Bericht bei Hoffmanns nur von dem Durchbruch am Dunajev und von unübersehbarer Beute sprach. Am folgenden Tage meldete der amtliche Bericht 30000 Gefangene, am 6. im ganzen 50000, am 8. 70000, am 11. 100000 und am 13. 143000 Mann. —

Die Zeitung vom 5. stellte die Lage zwischen Österreich u. Italien als sehr ernst und bedrohlich dar. Das verursachte mir einen gewaltigen Schrecken; ich hatte das nicht erwartet, obschon man über Italien immer allerlei munkelte. Während der Pfingstferien erfolgte dann auch die Kriegserklärung Italiens an Österreich, „Ein bitterer Tropfen in den Freudenbecher.“
Die Engländer verloren vor den Dardanellen eine ganze Reihe Kriegsschiffe.

Die vierte Sammlung für Liebesgaben an unserer Vussemer Streiter ergab den schönen Betrag von 43,10 Mark. Zwei erwachsene Mädchen / Frln. Ursula Rutt u. Frln. Anna Schnichels / gingen in meinem Auftrage mit einer Büchse von Haus zu Haus. Ich versprach den Leuten für ihre Spende einen Vortrag in der Schule.

Seite 119 (0481)

1915
Samstag den 15. Mai feierten wir unsere hundertjährige Zugehörigkeit zum Königreich Preußen. Vor der Feier wohnten wir in Holzheim der hl. Messe bei.

Die Feier

Gebet: 3 Vater unser: „Der unsere rheinische Heimat stets huldreich beschützen wolle.”
Vortrag: Vor 100 Jahren: Napoleon; 1812; 1813, 14, 15.
Gedichte: Husarenart, Blücher am Rhein
Lied: Was blasen die Trompeten!
Vortrag: Sorgen der Hohenzollern: Cölner Dom. Kaiserin Augusta, Die Kaiserhohen in Bonn, Maria Laach. Aachener Münster.
Gedichte: Warnung vor dem Rhein, Der Kaiser am Rhein
Lied: Ich bin ein Preuße
Vortrag: Die Wacht am Rhein 1870
Gedichte: Der freie deutsche Rhein Hurrah, Germania
Lied: Es brausht ein Ruf
Vortrag: Preußens schönste Provinz
Gedichte: Rheinsagen, Mein Vaterland
Lied: Deutschland, Deutschland über alles.

Noch während der Feier sprach Kollege Backkofen – Breitenbenden in der Schule vor und teilte mir mit, daß er einberufen sei. Da winkte also wieder die Vertretung in Breitenbenden, die ich auch schon Montags übernehmen mußte, und zwar wochenweise abwechseln Morgens und Nachmittags.

Sonntag den 16. Mai Nachmittags hielt ich in der Schule den sehr zahlreich versammelten Leuten den versprochenen Vortrag über „Sibyllas Weissagung” und „das Birkenbäumchen“ / vergl. S. 111 / ich hielt mich an Zurbonsen: „Die Völkerschlacht der Zukunft am Birkenbaum.” Ich darf hoffen, daß ich manchem dummen Gerede und unsinnigen Befürchtungen die Spitze abgebrochen habe.

Seite 120 (0482)

1915
Es wurde einberufen:
29. Linden Heinrich: Ersatz=Reservist; ältester Sohn; ungefähr 27 Jahre alt; wohnt bei seiner Mutter / Bruder des Seite 98 genannten P.L./
30. Linden Josef: Schon länger einberufen; wohnte aber in Eiserfey; Kriegstrauung mit Frln. Elisab. Gülden, Ackergasse. Ersatz=Reservist; Jahre alt.

Seite 121 (0483)

1915
Monat Juni
Erfolge: Die Gefangenenzahl des Monats Mai in Galizien beläuft sich auf 300.000 Mann. Donnerstag, den 3. Juni, Fronleichnamsfest, brachten die Solinger Jäger, die die Harzheimer Jagd gepachtet haben und auf der Schneidmühle bei Bertram von Zeit zu Zeit einen kurzen Jagdlaufenthalt nehmen, die freudige Nachricht mit, daß die Festung Przemysl wieder vollständig zurück erobert sei.

Mittwoch den 23. Juni, als ich einmal zum Fenster meines Stübchens hinaussah, rief mir ein Mann aus der Nachbarschaft zu, Lemberg sei wieder in unserem Besitz. Der in Urlaub von der Front heimgekommene Theodor Herrmanns hatte in Düren das Telegramm gelesen.

Vergebliche Durchbruchversuche der Franzosen bei Arras, Sauhez u. der Lorettahöhe, um die Russen in ihrer schweren Bedrängnis zu entlasten.

Vergebliche Angriffe der Italiener gegen die Österreicher am Isonzo.

Viele Leute befürchten, daß auch Amerika wegen der Versenkung der Lusitania gegen uns In den Krieg eingreifen werde. Die amerikanische Note fällt aber ziemlich milde aus.
Vertretungs=Unterricht in Breitenbenden.
Der für die Monate Mai und Juni so sehr notwendige Regen läßt allzulange auf sich warten und kommt allzu spärlich. Wenn das nur kein böses Ende nimmt. Die schönsten Siege könnten uns …

Seite 122 (0484)

1915
… dann nicht helfen.

Wir hielten auch in diesem Monat in unserem Lehenkapellchen abends Kriegsandacht. An den Freitagen hielten wir Herz Jesu=Andacht, an den anderen Abenden beteten wir eine andere Andacht und die Litanei zum higst. Herzen Jesu. Ich kann zu meiner Freude sagen, daß auch die beurlaubten Krieger die Andacht gern besuchen.

F Einberufen: Hein Heinrichs 1. Seite 148

Monat Juli
Erfolge: Als ich am 1. in Mechernich mein Gehalt holte, lief dort das Gerücht um, die Engländer hätten Holland zur Gestattung des Durchmarsches genötigt / Kolonien in Indien / und bedrohten bereits Aachen; Aachen sei bis auf das Militär geräumt. Ich wurde das unsinnige Gerede nicht erwähnen, wenn nicht sogar auch gebildete Kreise es geglaubt und weiter getragen hätten.
Im Osten unaufhaltsam vorwärts, sowohl im Norden wie im Süden der ungeheuren Front. Wir fangen die Russen fast täglich zu Tausenden. Gegen Ende des Monats kommt die Nachricht, daß wir in 10 Tagen 120 000 Russen fingen, das Iwongorod eingeschlossen, die Festungen Rozan und Pöltück erobert und im Suden auch Lublin in unsern Händen sei. Ob sich der Feind bei Warschau der drohenden Umklammerung von Norden und Süden her noch entziehen kann!
Am 2. und 3. Juli fand eine Ernteflächen=Erhebung statt, die ich für den Ort Vussem ausführen mußte. / Das Ergebnis liegt leider nicht mehr vor /

Am 20. Juli erfolgte durch mich eine Personenzählung: Brotversorgung, Brotbücher

Seite 123 (0485)

1915
Am 13. Juli feierten die Vussemer wie gewohnt das Fest ihrer Kapellen=Patronin, der hl. Margareta, An diesem Tage fallt der Unterricht aus; die Gießereiarbeiter haben meistens wenigstens bis Mittag frei. An den Tagen vorher zieren die Mädchen des Dorfes das Kapellchen, daß man es kaum wieder erkennt. Um 1/2 9° ist an dem Tage ein feierliches Hochamt mit Predigt. Weil die Leute dann zum größten Teil draußen stehen, stellt sich der Herr Pastor bei der Predigt in die Türe. In früheren Jahren waren an dem Tage oft sogar zwei hl. Messen; dann bestellten sich die Vussemer den Rektor von Eiserfey, um ihnen auch eine Frühmesse zu lesen. An das Hochamt schließt sich eine Prozession auf Eiserfey zu, dann den Bergheimer Wege nach bis zum Margaretenhäuschen / an Margareten / und dann den Festweg / Harterweg / wieder hinab zur Kapelle. Vor dem Kriege spielten in der Prozession eine Anzahl Vussemer Musikanten. In früheren Jahren war Nachmittags eine Andacht zum Troste der Abgestorbenen. In diesem Jahre fiel diese Andacht aus, und wir beteten am Abend unsere gewohnte Kriegsandacht. Das Fest wird auf diese Weise seit Menschengedenken gefeiert. Viele Leute arbeiten an diesem Tage nicht, auch nicht im Felde, wenn nicht dringende Arbeiten, besonders im Heu, vorliegen. Die meisten Vussemer, besonders junge Mädchen, die sich draußen / Cöln / eine Stelle gesucht haben, nehmen für diesen Tag Urlaub und kommen auf das Margaretenfest. – Der Volksmund hierzulande sagt: „Wenn es am Margaretenfeste regnet, dann faulen die Nüsse.” -Ich möchte an dieser Stelle bemerken, daß das Alterchen in der Kapelle aus der alten Pfarrkirche in Callmuth stammt.

Immer noch Vertretung in Breitenbenden.

Seite 124 (0486)

1915
Um diese Zeit stahlen sowohl in Vussem wie besonders auch in Holzheim die Füchse den Leuten viele Hühner. In Vussem wurden besonders die Hauser auf Lorbach zu betroffen. Im Holzheimer Walde ganz nahe am Wege trottete einer der rohen Räuber ganz gemächlich an mir vorbei. Auch in Bergheim wurden viele Hühner geraubt. Man führt die Frechheit der Füchse darauf zurück, daß so wenig Treibjagden jetzt abgehalten werden.

Monat August:
Erfolge; Mitau (deutsch – Jelgava Stadt in Lettland W.B.) genommen Mittwoch, den 4. August war ich in Mechernich. Ich ging mit dem wegen Krankheit beurlaubten Kollegen Offizier Stellvertreter Jos. Roggendorf zum Bahnhof; wir lasen an der Post den neuesten Bericht: „Der Westteil der Festung Iwangorod erobert; die Armee Prinz Leopolds v. Bayern greift Warschau an.” Am folgenden Tage kam die Nachricht: Warschau gefallen. Daß das ein großes Ereignis sei, verstand in unserem Dörfchen auch der dümmste. Groß und klein sprach davon. Auf einigen Häusern wehten Fahnen. Bei der Kriegsandacht sangen wir: „Großer Gott, wir loben Dich!“ Freitag, 6. August: „Ganz Iwangorod erobert.” Während der Ferien, die vom 8. – 22. August dauerten, / ich fuhr zu meinen Eltern / fielen die Festungen Lanza, Kowno u. Nowo=Georgewsk, letztere mit im ganzen 85000 Mann Besatzung, 6 Generälen, 700 Geschützen. Am 26. kommt die Nachricht von der Eroberung Brest-Litowsk. Als ich abends einen Spaziergang mache, zeigt mir an der Wirtschaft Schneider ein Mann aus Vussem die Nachricht auf einem Extrablatt der Euskirchener Zeitung.

Seite 125 (0487)

2015
Herrliche Erfolge im Laufe eines Monats! Man kommt aus der Spannung nicht heraus. Derartige Erfolge übertreffen auch die kühnsten Erwartungen. Es gelingt den Engländern, auf der Halbinsel Gallipoli Truppen zu landen.

Für Sonntag den 1. August berief Herr Bürgermeister Dohr die Jugendlichen zu einer Versammlung bei Schumacher in Mechernich zwecks Gründung von Jugendwehren. Ich ging auch hin, und 20 Jugendliche aus Vussem u. Breitenbenden wollten der neuen Jugendwehr beitreten, deren Leitung ich wieder übernehmen soll. Die Übungen sollen nach den Ferien beginnen.

Montag den 23. August, dem ersten Tage nach den Ferien, sollte der Unterricht auf Anordnung des Herrn Landrats noch ausfallen wegen der gewaltigen Erfolge im Osten. Ich zog Nachmittags mit den größeren Schuljungen von Vussem u. Breitenbenden zu einem Soldatenspiel / Waldgefecht / im Hombusch.

Immer noch Vertretung in Breitenbenden.

Monat September
Erfolge: Die Beute des Monats August im Osten ist doch über alles Erwarten ungeheuer: 270 000 Gefangene, 2 400 Offiziere, 2200 Geschütze. Wenn man vor den Telegrammen steht, meint man oft, es seien Schreib=oder Druckfehler. Kowno 827, Nowo=Georgiewsk 1200 Geschütze.
Freitag Abend den 3. September fuhr ich nach Cöln. Wir sprachen im Wartesaal halb scherzhaft darüber, ob die Festung Grodno nicht bald fallen wurde. Wenn im Kriegsbericht eine russische Festung genannt wird, sind wir fast gewohnt, daß sie bis am nächsten Tage unser ist. Ruh=

Seite 126 (0488)

1915
tag: Euskirchen war beflaggt, Grodno war unser. Pisk und Wilna wurden genommen: Die Front im Osten nimmt zusehens die erwünschte kurze, gerade Linie an.

Die dritte Kriegsanleihe ergab die unerwartet hohe Summe von über 12 Milliarden. Aus diesem Anlaß sollte Samstag den 25. September auf kaiserliche Anordnung der Unterricht ausfallen. Ich hatte ohnedem für diesen Tag Urlaub und war in Cöln. Da trafen die ersten Berichte ein über die große / J/ Offensiven der Champagne.

Die Übungen der Jugendwehr begannen wieder. Ich merkte aber, daß der frühere Eifer nicht mehr vorhanden ist; außerdem sind zuviele der früheren Teilnehmer einberufen worden.

Immer noch Vertretung in Breitenbenden.

Monat Oktober
Erfolge: Die Septemberbeute im Osten beträgt rund 96 000 Mann.
Ich traf in den Ferien in der Aachener Kleinbahn einen in der Champagneschlacht am Arm verwundeten Gardisten, der die Schrecknisse dieses Kampfes in den gräßlichsten Farben malte. „Wenn wir nicht gekommen wären, dann wären sie durchgekommen.”
Übergang über Donau, Sawa und Dwina gegen Serbien, Belgrad fällt bereits am 10. Oktober. Da Mackensen dort kommandiert, glaubt jeder an Serbiens baldiges Ende. Er ist „volkstümlich” wie Hindenburg.
Bulgariens Eingreifen auf unserer Seite vollzieht sich, ohne daß viel aufhebens davon gemacht wird, obschon dieses …

Seite 127 (0489)

1915
… Ereignis nicht allein wegen des Feldzuges gegen Serbien, sondern auch wegen der „Brücke nach Konstantinopel“ geradezu unberechenbare Folgen haben durfte.
Wir hatten vom 4. bis 24. Oktober unsere Herbstferien.
Die Viehzählung am 1. Oktober / vergl. 5. 103 / ergab für den Ort Vussem:
Pferde: keine;
Rindvieh: 103; darunter 47 Kühe, 17 Zugochsen, 1 Stier;
Schweine: 45;
Ziegen: 50, darunter 38 große;
Hühner: 322, auch 1 Ente.

Die Kinder übergaben mir 55 Pfund während der Ferien gesammelte Eicheln. Die Kinder erhielten für das Pfund 5 Pfg., und ich habe für dens. Preis die Eicheln als Schweinefutter wieder abgegeben.
Die Kartoffelernte fiel außerordentlich günstig aus. Die Bauern hätten die Kartoffel gern für 33,50 M verkauft; aber durch auswärtige Käufer wurde der Preis in die Höhe getrieben. So geht es mit vielen landwirtsch. Erzeugnissen. Nachher sollen dann die Bauern an der Teuerung die Schuld tragen. — Auch die Obsternte, mit Ausnahme der Pflaumen, war sehr ertragreich. Auch hierbei wurden die Preise durch die Städter selbst verdorben. — Die Heu= und Getreideernte war kaum mittelmäßig.
Ich heiratete während der Ferien und bezog die Wohnung über dem „Hammer“ auf der Schneidmühle, da im Dorf keine passende Wohnung vorhanden ist. Vussem hat keine Lehrer=Dienstwohnung.

Seite 128 (0490)

2015
Monat November
Erfolge; Samstag Abend, den 6. November kommt die freudige Nachricht: Nisch erobert.
In Serbien geht es überhaupt prächtig von der Stelle; jeden Tag werden mehrere tausend Serben gefangen; die Zahl der Gefangenen ist bis zum 28. auf 100000 angewachsen. Die Urheber des Weltbrandes trifft endlich die verdiente Strafe.
Ende des Monats beginnt auch der Angriff auf Montenegro.

An Allerheiligen lesen die Priester drei hl. Messen. Eine gilt dem besonderen Gedächtnis der gefallenen Streiter.

Am 16. November findet die Aufnahmen der Getreidevorräte statt. Eine sehr unangenehme Zählung. Ich habe den Eindruck, daß dabei viel geschwindelt wird.

Immer noch Vertretung in Breitenbenden.

Es wurde einberufen:
31. Disternich Wilhelm: Rekrut aus d. Jahrg. 1896. Zu Hause die Mutter / Witwe /, eine ältere Schwester u. zwei jüngere Bruder. Wohnt in d. Hause seines Onkels „Am Busch”.

Seite 129 (0491)

1915
32. Lux Anton: Gleich bei Kriegsbeginn einberufen. Verheiratet; wohnte in B’ benden. 2 Kinder. Elternhaus drittes Haus oberh. Wirtschaft Schneider an ders. Seite. Dort wohnen Vater, Mutter, Bruder u. Schwester. Frau zog zu ihren Eltern nach Vollem.

Seiten 130 – 131 fehlen

Seite 132 (0492)

1915
Monat Dezember
Erfolge: Serbiens Zusammenbruch, König Peter auf der Flucht. Montenegro genommen.
Die Offensive gegen Montenegro schreitet fort. Siegreiche Kampfe gegen die Franzosen und Engländer in Mazedonien. / Saloniki=Armee /.
Die Reste weichen in kläglichem Zustande zur griechischen Grenze und darüber hinaus.
Am 9. Dezember Nachmittags besuchte Herr Kreis=Schulinspektor Schulrat Dr. Schaffrath die Schule in Vussem. Er hörte dem Unterricht der 2. Abteilung in der Biblischen Geschichte zu und prüfte dann im Lesen, im Rechnen und in der Geschichte.

Immer noch Vertretungs=Unterricht in Breitenbenden.

Weihnachten und an den folgenden Sonn= und Feiertagen hielten Fräulein Ursula Rutt und Fräulein Anna Schnichels in meinem Auftrage die 5. Sammlung für Liebesgaben für die Vussemer Krieger. Es wurde den Leuten anheimgestellt, sich in die Liste einzutragen oder aber ihren Beitrag ungenannt in die Buchse zu legen. Die Sammlung ergab die für hiesige Verhältnisse unerwartet hohe Summe von 63,60 Mark.

Seite 133 (0493) 1916

Monat Januar
Erfolge: Mittwoch, den 12. Januar bringen die Zeitungen die Nachricht von der Erstürmung des Lovcen (montenegrinische Berg, der den österreichisch ungarischen Kriegshafen Cattaro dominierte. W.B.). Freitag den 14. Januar schon kommt die freudige Nachricht von der Besetzung der montenegrinischen Hauptstadt Cetinge (Cetinje. W.B.).

Dienstag den 18. Januar hatte ich morgens in Breitenbenden Unterricht. In der dritten Stunde war Christenlehre. Während ich in der Pause mit dem Herrn Pastor draußen plaudere, schallt von Roggendorf wieder feierliches Geläute herüber. Ein Schuler hat auf der Post meine Zeitungen geholt, und die bringen schon die freudige Nachricht: „Montenegro bittet um Frieden, Bedingungslose Waffenstreckung verlangt und angenommen.”

Vollständige Räumung der feindlichen Stellungen auf der Halbinsel Gallipoli.

Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in England.

Wir feierten den Geburtstag des Kaisers in gewohnter Weise / Vergt. S. 104 /, natürlich ohne Kaiserwecken. Die Herren Adolf Hoffmann / Schulvorstand / und Franz Schneider / Gemeindevorstand / wohnten der Feier in der Schule bei. An diesem Tage hielten wir abends die Andacht im Kapellchen zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit und sangen: „Großer Gott, wir loben Dich.”

Was ich über die Erlebnisse unserer Veteranen noch ermitteln konnte, habe ich am Ende dieses Berichts Seite 155 ff. nachgetragen. Kock.

Samstag den 23. Januar wurde der letzte Veteran unseres Dörfchens aus den glorreichen Feldzügen Wilhelms I., Herr Wilhelm Wielsputz, auf dem Friedhof in Holzheim beerdigt.

Vertretung in Breitenbenden bereits acht Monate.

Seite 134 (0494)

2016
Monat Februar
Erfolge: Als wir Montag, den 21. Februar, Mittags aus der Schule kamen, war der Kanonendonner besonders deutlich zu hören. Es war klares, sonniges Wetter mit leichtem Frost. Am folgenden Tage war es noch ärger: Als um 1/2 11° die Kinder zur Christenlehre nach Breitenbenden waren, arbeitete ich in der Schule noch etwas nach; da klirrten von Zeit zu Zeit ganz leise die Fensterscheiben. Ein Wegearbeiter sagte, seiner Frau wäre es im Walde unheimlich geworden wegen des Kanonendonners, und sie sei heim gelaufen. Mittwoch den 23. Februar war ich am Abend in der Wirtschaft Bertram. Ein dort anwesender Jäger wurde ans Telefon gerufen, und es wurde ihm von Mechernich aus mitgeteilt, wir hätten vor Verdun die französische Stellung in 10 km Breite gestürmt und 3000 Franzosen gefangen. Da hatten wir die Erklärung!
Freitag den 25. Februar meldete der Bericht: Bei Verdun im ganzen 10000 Gefangene.
Samstag den 16. Februar: Panzerfeste Douanmont u. andere Befestigungen erstürmt. / da reden schon viele vom baldigen Fall der ganzen Festung /.
Dienstag den 29. Februar meldet der Bericht: Im ganzen 17000 Gefangene.
Montags abends hielten wir im Kapellchen Dankandacht zur allerhkst. Dreifaltigkeit und sangen: „Großer Gott, wir loben Dich!”
Ende des Monats erstürmten die Österreicher die von den Italienern besetzte albanische Hauptstadt Durazzo (italienischer Name der albanischen Hafenstadt Durrös; am 7. März 1914 wurde Durrös für kurze Zeit zur Hauptstadt des Fürstentums Albanien erklärt. W.B.).
Die türkische Festung Erzerum (Erzurum W.B.)im Kaukasus ging an die Russen verloren.
In diesem Monat fand wieder eine Aufnahme der Kartoffelvorräte statt. Deswegen und aus ähnlichen Gründen fällt oft der Unterricht aus.

Seite 135 (0495)

2016
Immer noch Vertretungsunterricht in Breitenbenden.

Monat März
Erfolge: Die Schlacht bei Verdun tobt weiter. Sehr oft hören wir den Kanonendonner, besonders deutlich am 7., 9., 12. und 13.

Am 9. März meldete der Bericht die Eroberung des Fort Vaux. Leider erfuhren wir am nächsten Tage, daß die Franzosen es zurück erobert hätten.
Bis zum 12. bei Verdun 26 500 Gefangene.
Die Stadt Verdun in Brand geschossen.
Die herrlichen Erfolge der Fliegerleutnants Immelmann und Bölcke (richtig: Boelcke. W.B.).
Der Beutezug der „Move.“ (SMS Move – Hilfskreuzer der Kaiserlichen Marine. W.B.)

Mit Portugal im Kriegszustand. /Den Gegner fürchtet niemand /. Die vierte Kriegsanleihe ergab 10,6 Milliarden.

Auch hier in der Gegend viele kriegsgefangene Russen; auf den Mechernicher Bergwerk, in der Maschinenschlosserei Schmitz und bei den Bauern. In Holzheim sind mehrere, in Breitenbenden in der Mühle ist einer / Isot, in Vussem sind keine.

Wir beten während der Fastenzeit auf Anordnung des Herrn Erzbischofs als Kriegsandacht den schmerzhaften Rosenkranz und die Lauretanische Litanei („Litanei von der Seligen Jungfrau Maria)” W.B.).

Dienstag, den 28. März fand in Holzheim für die Schüler der Pfarre die Entlassungsprüfung statt. Auch Herr Bürgermeister Dohr und das Schulvorstandsmitglied Herr Adolf Hoffmann, Vussem wohnten der Prüfung bei.

Seite 136 (0496)

1916
Aus hiesiger Schule wurden, eingerechnet zwei Schülerinnen, die im Laufe des Jahres auf Antrag entlassen worden waren, aber an der Prüfung teilnahmen, 11 Kinder entlassen. Bei Beginn des neuen Schuljahres wurden 10 Neulingen aufgenommen. Schülerzahl: 64, Immer noch Vertretung in Breitenbenden.

Es wurde einberufen:

33. Klinkhammer Franz: z. Zt. Knecht auf d. Heistardburg. Jüngster Bruder der 5. 84 u. 114 aufgeführten. Rekrut des Jahrgangs 1895.

Seite 137 (0497)

2016
Monat April
Erfolge: Die Schlacht bei Verdun tobt weiter. Wie oft hört man sagen: „Ja, die Franzosen sind keine Russen!“ Wir haben bis zum 18. bei Verdun ungefähr 40000 Gefangene gemacht.
In den ersten Tagen des Monats wird wieder viel geredet über ein Eingreifen Hollands in den Krieg; diesmal soll Holland aber auf unserer Seite stehen.

Ende des Monats: Aufruhr in Irland.

Die Osterferien dauern vom 8. – 26. April. Herr Pastor teilt uns mit, daß auch Freitag, den 7. der Unterricht schon ausfallen soll wegen der günstigen Ergebnisse der 4. Kriegsanleihe.

Monat Mai
Erfolge: Sonntag Abend den 1. Mai erhielt ich auf der Post in Breitenbenden Zeitungen mit der freudigen Nachricht, die in Kut al Amara eingeschlossenen 13 000 Engländer hätten sich den Türken, durch Hunger bezwungen, ergeben müssen.

Offensive der Österreicher in Süd=Tirol gegen die Italiener: 3000 Gefangene, steigt auf 6000, 10000, 25000. Diese Offensive wurde erwartet.

Schlacht bei Verdun tobt weiter. Abends im Kapellchen Mai= und Kriegsandacht.

Immer noch Vertretung in Breitenbenden; hat jetzt schon ein ganzes Jahr gedauert.

Es wird in diesem Jahr trotz der verminderten Arbeitskräfte außerordentlich viel Lohe geschält, Die Besitzer erhalten für den Zentner 13 Mark, während vor dem …

Seite 138 (0498)

1916
… Kriege etwa 3 Mark für den Zentner gezahlt wurde. / Infolge der Seesperre bleibt das amerikanische Quebrachoholz bzw.=Extrakt (Quebrachoholz: Es stammt von einem vorwiegend in Südamerika (Uruguay, Nordargentinien, Brasilien und Paraguay) heimischen Quebrachobaum, der ein rotes, sehr hartes Holz mit einem ungewöhnlich hohen Gerbstoffgehalt, schwankend zwischen 17 und 25 %, aufweist und ausschließlich in Fabriken auf Gerbextrakt verarbeitet wird. Eingesetzt wird dieser bei der Lederherstellung häufig im Gemisch mit Kastanienholz evtl. auch Myrobalanen Extrakt [https//www.lederpedia.de/lederherstellung/gerbung/pflanzliche_gerbung_mit_gerbstoffe_und_extrakte] W.B.) aus /. Vor dem Kriege bestand der Schällohn meistens in Holz, jetzt werden außerdem vielfach noch 5 Mark für den Zentner bezahlt. Was Beine hat, geht lohen, besonders die Schuljungen.

Monat Juni
Erfolge: Bei der Viehzahlung am 2. Juni erfuhr ich im Dorf durch den z. Zt. in Mechernicher Krankenhaus / Lazarett / weilenden verwundeten Pet. Klinkhammer /S. 114 / von dem großen Seesieg in der Nordsee Uber die englische Flotte. Pet. Klinkhammer war an dem Morgen in Mechernich gewesen. Einzelheiten wußte niemand; es wurde von 13 untergegangenen engl. Schiffen erzählt. Genaueres erfuhren wir erst, als wir von der Gießerei aus durchs Telefon auf dem Postamt anfragten. Auf dem Postamt lagen schon Zeitungen vor mit dem amtlichen Bericht. Gewiß ein herrlicher Sieg: Deutschlands junge Flotte über das seegewaltige England! Aber die Leute überschätzen doch allzu gewaltig seine Folgen. Wegen dieses Sieges fiel Montag den 5. Juni der Unterricht aus. An diesem Tage hielten wir abends die Andacht im Kapellchen als Dankandacht zur allerhigst. Dreifaltigkeit und sangen „Großer Gott, wir loben Dich!”
Als ich Mittwoch, den 7. Juni morgens ins Dorf ging zwecks Getreideflächen=Erhebung, rief mir der Betriebsleiter der Eisengießerei zu: „Gerade wurde durch Mechernich mitgeteilt, daß Lord Kitschener mit seinem Stabe ertrunken sei.“ (1850-1916 1914 – Kitchener war jetzt Feldmarschall – übernahm er das Amt des britischen Kriegsministers. Sein Leben endete abrupt, als der Kreuzer „Hampshire“, der ihn in einer diplomatischen Mission nach Rußland bringen sollte, im Juni 1916 auf eine deutsche Mine lief und sank. W.B.)
Trotz der großen Offensive der Österreicher gegen Italien in Südtirol greifen die Russen die österreichische Front …

Seite 139 (0499)

1916
… zunächst nicht an. So entsteht das Gerücht, Rußland wolle Frieden schließen, und „der Prinz von Hessen“ weile bereits in Rußland, um zu unterhandeln.

Plötzlich erfolgt die große Offensive der Russen bei Luzk und der Russe hat dort und in der Luzkovina leider allzuviel Erfolg.

Die Schlacht bei Verdun tobt weiter: Kanonendonner hören wir zwar kaum mehr / Laub / Fort Veaux wird wieder unser, ebenso werden die Panzerwerke von Thiaumont gestürmt.

Abendandacht im Kapellchen, besonders zum higst. Herzen Jesu. Eine kleine Herz Jesu=Statue ist durch freiwillige Beiträge beschafft worden, und einige Mädchen zieren das Bild während des ganzen Monats mit Grün und Blumen.

Immer noch Vertretungs=Unterricht in Breitenbenden, also schon 13 Monate.

Monat Juli
Erfolge: Am 2. Juli meldete der amtliche Bericht: „In Breite von etwa 40 km begann gestern der seit vielen Monaten mit unbeschränkten Mitteln vorbereitete große englisch=französische Massenangriff nach siebentägiger stärkster Artillerie= und Gasvorwirkung auf beiden Ufern der Somme sowie des Ancrebaches das Gegenstück zu der „Holle von Verdun” wird nun „die Hölle an der Somme.“

Dienstag den 11. Juli fuhr ich morgens nach Euskirchen; ich kaufte am Bahnhof eine Nummer der „Cölnischen Zeitung“ mit der großartigen Nachricht, ein deutsches Handels=Unterseeboot / „Deutschland“ / habe den Ozean durchquert und sei glücklich in Amerika gelandet.

Seite 140 (0500)

1916
Am Sonntag, den 9. Juli, dem zweiten Sonntag des Monats, ging wie gewohnt die Prozession von Holzheim nach Münstereifel zur Verehrung des hl. Donatus zwecks Erflehung einer gedeihlichen Witterung.

Montag den 17. Juli feierten wir wie gewohnt das Fest unserer Kapellenpatronin, der hl. Margareta. Das Fest wurde auf diesen Tag verlegt wegen der Bischofsfeier und des Firmunterrichts in der vorherigen Woche.

Seine Eminenz Kardinal Erzbischof Felix von Hartmann spendete am Samstag den 15. Juli den Kindern der Pfarrei Holzheim und Harzheim in der Kirche zu Holzheim das hl. Sakrament der Firmung, Der hochwürdigste Herr hatte sich jegliches Gepränge verbeten und traf um 8° im Auto in Holzheim ein. Der Herr Pastor las die hl. Messe; darauf wurde das hl. Sakrament gespendet, und dann prüften der Herr Pastor und zuletzt auch seine Eminenz selbst die Kinder. Der hochwürdigste Herr war mit den Antworten der Kinder sehr zufrieden, wie er uns nachher in der Pfarrwohnung mehrmals versicherte. – Der hochw. Herr wohnte mehrere Tage in Mechernich u. besuchte von dort aus die benachbarten Pfarreien.

Am 17. Juli kehrte Herr Lehrer Backkofen / Vergl. S. 119 / nach Breitenbenden zurück. Er war in Hagenau i. E. ausgebildet worden, dann nach Rußland in die Gegend von Wilna gekommen und war dort schon bald durch mehrere Granatsplitter schwer verwundet worden. Er lag lange im Lazarett in Friedrichsbrunn im Harz und wurde dann vom Ers.=Bat. Inf.=Rgts. No 70 in Saarbrücken nach B’ benden entlassen.

Am 18. Juli war in Vussem wieder voller Unterricht: der Halbtagsunterricht hatte genau 14 Monate gedauert.

Seite 141 (0501)

1916
Die Heuernte fiel in diesem Jahr sehr gut aus.

Auch unsere Schule beteiligte sich eifrig an der allgemeinen Brennnessel=Sammlung. Die zum Trocknen ausgelegten Stengel wurden aber wegen meiner Einberufung nicht sachgemäß behandelt und blieben zum größten Teil auf dem Schulhofe und auf dem „Sitterd” verwahrlost liegen.

An der „Jugendspende für Kriegerwaisen” / Lehrer Reinirkens in Essen / beteiligte sich die Vussemer Schule mit 38 Mark. Die Kinder klebten Marken zu 10 Pfg in ein Heftchen, und für 10 eingeklebte Marken erhielten sie ein Bild mit den deutschen Heerführern.

Samstag den 22. Juli erhielt ich meine Einberufung Ich muß mich am 1. August in Montjoie (Monschau) (=Monschau W.B.) stellen.

Mittwoch, den 30. kehrte ich nach Vussem zurück. Von Montjoie (Monschau) aus kam ich zum Ers.=Batl. Res.=Inf.=Rgts. No 28 in Cöln. Ich wurde bei der Untersuchung als „garnisondienstfähig” befunden. Bis zum 3. August lagen wir in Cöln=Riehl im Rekruten=Depot in einem Tanzsaal nahe am Zoologischen Garten. Dann wurden die bereits ausgebildeten bzw. gedienten Leute den einzelnen Kompagnien zugeteilt. Ich kam zur 2. Komp. im Fort III an der Militärringstraße nahe bei Longerich. Über den anderen Tag mußten wir auf Wache im Artillerie=Depot in Cöln=Nippes. Ich habe 11 mal dort an den Wagenhäusern u. Munitionszelten Posten gestanden. Vom 18. – 21. August gehörte ich zu einem Transport / 1 Unteroffizier u. 2 Gefreite /, der einen Militärgefangenen zur Untersuchung bzw. Gegenüberstellung nach Ratibor in Schlesien und wieder zurück bringen mußte. Nur einmal nahm ich an einer Felddienstübung teil. Am 30. August wurde ich …

Seite 142 (0502)

1916
… auf wiederh. Antrag des Herrn Pastors zu meiner Schule für 14 Tage beurlaubt; am 2. September erhielt ich die Benachrichtigung über meine vorl. Zurückstellung bzw. Entlassung vom Truppenteil. Am 31. August begann ich wieder den ordnungsgemäßigen Unterricht; bis dahin war der Unterricht vollständig ausgefallen.

Zum 1. August wurden auch einberufen:

34. Linden Johann: Rekrut des Jahrg. 1897; jüngster Bruder der Seite 98 u. 120 genannten.

Seite 143 (0503)

1916
35. Esser Josef; Rekrut d. Jahrg. 1897; Bruder des Seite 97 genannten.

Der Krieg im August: Die ungeheure Schlacht an der Somme tobt weiter.

Görz geht an die Italiener verloren; ein kleiner Preis für unendliche Mühen.

Donnerstag den 24. August gibt uns der Feldwebel morgens beim Unterricht im Fortgraben bekannt, daß das Handels=Unterseeboot „Deutschland“ glücklich heimgekehrt sei.
Montag, den 28. August auf dem Marsch zur Felddienstübung erfuhren wir, daß Italien uns und Rumänien Österreich den Krieg erklärt habe. Die Nachrichten standen schon in der Zeitung, die ein Vizefeldwebel an dem Morgen erhalten und eingesteckt hatte.

Seite 144 (0504)

1916
Hindenburg wird Generalstabschef, Ludendorff Erster Generalquartiermeister.

Monat September:
Erfolge: Das Ringen an der Somme tobt weiter.
F s.u. Samstag den 16. September berichteten in Euskirchen Extrablätter über ein Telegramm des Kaisers an die Kaiserin über Mackensens entscheidenden

Sieg in der Dobrudscha.
F
Donnerstag den 7. September abends arbeitete ich in Bertrams Schreinerwerkstatt an einem Apfel=Gestell. Auf einmal kam das Fräulein aus der Wirtschaft herüber gelaufen mit der freudigen Nachricht, die Festung Tutrakan gestürmt, 20000 Rumänen gefangen. So war von Mechernich aus durchs Telefon mitgeteilt worden.
Die Getreide=Ernte ist in diesem Jahre bedeutend besser wie im vorigen Jahre. Sie ist den Verhältnissen entsprechend „gut“ zu nennen / Mangel an Kunstdünger u. Arbeitskraft /.
Die Obsternte läßt zu wünschen übrig. Nur die Pflaumen sind sehr gut geraten. Die Bauern sind mit dem Preise von 10 Mark für den Zentner gern zufrieden; in den Städten wird aber das Pfund für 26 Pfg. verkauft. Warum dieser große Unterschied? Die Händler kommen von weither; sie versuchen, auf die verschiedenste Weise den Höchstpreis zu überschreiten. Viele Städter holen sich die Pflaumen selbst und schleppen sie in großen Körben mit trotz Ausfuhr=Verbot.
Die Städter sind schuld, daß die Bauern allmählich für Eier, Butter, Speck unerhörte Preise fordern: Die bieten so lange, bis sie die Ware erhalten; dann wird in der …

Seite 145 (0505)

1916
… Stadt über die unverschämten Bauern geschimpft. Jeden Tag begegnen einem solche Stadtleute mit Paketen, Rucksäcken etc.; das Volk sagt: Die gehen „kötten.” Für Eier mußte ich 32, 34, 36 Pfg. bezahlen; da habe ich verzichtet; es wurden aber schon 40 Pfg. bezahlt. Für ein Pfund Butter bezahlen die Städter 5 -6 Mark, für ein Pfund Speck 6 – 7 Mark, und den Preis für Schinken mag ich gar nicht nennen. Wenn die Vorräte durch die hohen Preise großer wurden, dann hatten wir bald keinen Mangel mehr.

Am 17. September feierten wir das Fest unseres Kirchenpatrons, des hl. Lambertus. / Kirmeß /. Die sonst üblichen Vergnügungen / Ball etc. / fielen wie auch in den beiden Vorjahren wegen des Ernstes der Zeit selbstverständlich aus. Ich möchte an dieser Stelle die alte, schöne Sitte erwähnen, daß alle, die irgend abkömmlich sind, an der Messe für die Verstorbenen und der anschließenden Prozession über den Friedhof am Kirmesmontag teilnehmen.

Vielhäufiger als in den Vorjahren sieht man Leute die Brombeeren sammeln. / Zum Einmachen und zur Bereitung von Marmelade: Butterknappheit /.

Die Schule sammelte, besonders am Wege nach Bergheim, Weißdornfrüchte. Daraus soll Kaffee=Ersatz gebrannt werden.

Es wurden einberufen:

36. Kuck Hubert; Rekrut d. Jahrg. 1897; Vater ist Meister auf der Gießerei; ältester Sohn / noch zwei ältere Schwestern und 5 jüngere Geschwister /. Wohnt Neuhütte in d. Hause am Wege z. Villa

Seite 146 (0506)

2016
37. Hein Albert; Rekrut d. Jahrg. 1897; jüngster Bruder / der viertet / der Seite 82 u. 106 u. 148 genannten.

Seite 147 (0507)

2016
38. Müller Wilhelm; Rekrut des Jahrg. 1897; Eltern tot; Schwestern verheiratet; wohnt bei seinem Onkel in dem ersten Haus links in der Mühlengasse / Toreinfahrt /.

Seite 148 (0508)

2016
An dieser Stelle sei auch der Bruder des Vorgenannten angeführt, der bei Kriegsausbruch auswärts wohnte und im September 1914 mit Peter Linden einberufen wurde:

40. Hein Heinrich / Ich übersah im Juni 1915 seine Einberufung /. Rekrut des Jahrganges 1895; Bruder der Seite 82, 106 und 146 genannten

Seite 149 (0509)

1916
Auch möchte ich an dieser Stelle des Vorgenannten Schwager:

41. Wilhelm Nankenkeim, auffuhren, der bei Kriegsbeginn in Berk wohnte, dessen Frau u. Kinder aber nach Vussem übersiedelten zu ihren Eltern bzw. Großeltern: Hein. Also aus diesem Hause gewissermaßen der fünfte.

Seite 150 (0510)

1916
Außerdem sei hier aufgeführt:

42. Kaltwasser Michael: Bruder der in der Ackergasse erstes Haus links wohnenden Geschw. Kaltwasser. Wohnte bei mehreren seiner Schwestern in Cöln. Unverheiratet. Gleich bei Kriegsbeginn ausgerückt.

Seite 151 (0511)

1916
Monat Oktober 1916
Erfolge: Sieg bei Hermannstorf
Sieg bei Kronstadt
Harte, für uns erfolgreiche Kämpfe bei den Pässen von Siebenburgen nach Rumänien. Constanza und Cernavoda werden den Rumänen entrissen; sie sprengen die Brücke von Cernavoda.

Die Schlacht an der Somme tobt weiter.

Ergebnis der 5. Kriegsanleihe über 10 1/2 Milliarden. Auch unsere Schule ist daran beteiligt mit 282 Mark, und zwar durch Vermittlung der Kreissparkasse, die diese Einlagen der Kinder mit 5 % verzinst. Die Kinder sammelten Pflaumenkerne / zur Ölgewinnung /, im ganzen 42 Pfund.

Die Kartoffelernte läßt leider sehr zu wünschen übrig.

Ferien vom 5. bis 31. Oktober.

Monat November
Erfolge: Die Schlacht an der Somme tobt weiter:

– Montag, den 6. November, am Tage des Breitenbendener Kapellenfestes, vernahmen wir durch die Zeitungen die Wiederh u Königreiches P : Polen wird ein selbständiger Staat mit erblicher Monarchie und konstitutioneller Verfassung.

– Große fortschritte in Rumänien; Am Roten=Turm=Paß Craiova genommen. AR u. Donau überschritten. Curtea de Arges und Campulung genommen.

– Kaiser Franz Josef von Österreich tot

Seite 152 (0512)

1916
Immer noch seit Beginn des Krieges Abend im Kapellchen Kriegsandacht. Wir hielten auch die von Sr. Eminenz dem Herrn Erzbischof vorgeschriebene neuntägige Andacht zum Troste der armen Seelen, insbesondere der gefallenen Streiter. – Bis jetzt ist die Trauerkunde noch nicht in unser Dörflein gekommen, daß einer unserer Streiter auf dem Schlachtfeld gefallen sei. Wohl ist Martin Wessel seit Juni 1915 „vermisst“ drei der vorhin aufgeführten sind in Frankreich, einer in Rußland gefangen; drei sind als Kriegs=Beschädigte entlassen, die meisten waren verwundet.
Ich mochte an dieser Stelle eine alte, schöne Sitte erwähnen: Wahrend am Allerheiligen=Abend nach der Armenseelen=Andacht das Glöckchen im Kapellchen gelautet wird, gehen die aus der Schule entlassenen jungen Burschen an die Häuser singen, um ein Armenseelen=Almosen zu erhalten. Wenn sie das Almosen erhalten haben, singen sie auch ihren Dank mit den Worten:

Wir danken Eurer Gabe, die Ihr uns habt getan;
Es wird auch Eure Seele vor Gott zu kommen stehen.

Für das gesammelte Geld wird eine hl. Messe für die Verstorbenen der Gemeinde gelesen, der Rest fließt in die Kasse des Kapellen=Vereins.

Da der Lehrer von Bergheim wieder zur Fahne einberufen wurde / er führte auch die Vertretung in Lorbach /, erhielt ich den Auftrag, in Bergheim Vertretungs=Unterricht mit halben Tagen zu erteilen. Ich habe am Allerseelentage Nachmittags dort den Unterricht begonnen und am 11. November ging ich zum siebten und letzten Male hin. Statt Bergheim übernahm ich Montag, den 13. November den Vertretungs=Unterricht mit halben Tagen in Lorbach, Lehrer Fingerhuth – Eiserfey war für Lorbach vorgesehen; er …

Seite 153 (0513)

1916
wurde aber ebenfalls einberufen. Da übernahm ich Lorbach, und Wolff – Mechernich übernahm Bergheim. Dieser Weg nach Lorbach durch den Wiesenschlund wird mir während des Winters beschwerlich genug werden. Aber – es ist Krieg, und da können wir alle mehr, als wir vorher wußten.

Monat Dezember
Erfolge: Am 4. Dezember kommt die Nachricht von unserem großen Sieg am Argesul, / da erzählen wieder einige, Bukarest sei gefallen/. Als ich Dienstag den 5. Dezember nach dem vormittäglichen Unterrichte nach Hause ging, läuteten in Mechernich und Roggendorf die Siegesglocken. / Feierliches Siegesgeläute war durch Seine Majestät für den 4. angeordnet /.
Donnerstag, den 7. Dezember hatte ich Nachmittags Unterricht in Lorbach. Ein Schuler kam etwas später zur Schule; er war mit dem Ochsenfuhrwerk nach Mechernich und kam durch den Schnee nicht schnell voran. Er brachte uns die Nachricht, daß Bukarest unser sei, in Mechernich hingen die Fahnen aus und läuteten die Siegesglocken.
In unserer Pfarrkirche in Holzheim war erst Sonntag den 10. Dezember einstündiges, feierliches Geläute. Wir beteten am 7. abends im Kapellchen die Dankandacht zur allerhl. Dreifaltigkeit und sangen „Großer Gott, wir loben Dich.”
In der Zeit vom 1. – 9. Dezember 70000 Rumänen gefangen.
Später: Buzău genommen. (H.V.)
Falkenhayn Sieg bei Rimnicul=Sarat. (H.V.)

Seite 154 (0514)

1916
Dienstag den 11. Dezember meldete uns ein Telegramm das Friedensangebot unseres Kaisers / Über die Folgen gehen die Meinungen weit auseinander. /

Donnerstag den 14. und Freitag den 15. Dezember hörten wir hier wieder sehr deutlich den Kanonendonner, wohl noch stärker wie im Februar. Ich hörte ihn besonders deutlich auf dem Wege nach Lorbach. Ein Mann meinte abends nach der Andacht, das wäre wohl die Antwort der Franzosen auf das Friedensangebot! Der Kanonendonner kam wohl von Verdun herüber; dort gingen unsere Truppen in die zweite Stellung zurück. Da kommen die Angstmeier wieder zu Wort. Ein paar Tage später sagte mir z. B. ein für hiesige Verhältnisse sehr hoch stehender Herr: „Bei Verdun haben uns die Franzosen fünf Divisionen abgeknöpft.”!! Wie stark eine Division wäre, wüßte er nicht zu sagen. !!

Die Schulkinder verkaufen mit Leichtigkeit 50 Karten mit dem Bilde der Kronprinzessin und ihres „Kriegskindes” zum Bitten der Kriegskinderspende deutscher Frauen / der Rheinische Kriegskinder=Spendentag sollte eigentlich im Oktober abgehalten werden. / Preis d. Karte: 10 Pfg. Die Karten wurden durch das Bürgermeisteramt geliefert. Trotz eigener Entbehrungen und Sorgen ist die Opferfreudigkeit unter den Leuten immer noch sehr groß.

Vertretung in Lorbach, In Vussem fällt Nachmittags der Unterricht aus.

Seite 155 (0515)

2016
Vussemer Veteranen aus den glorreichen Feldzügen Wilhelms I.

Wilhelm Wielspütz: Geboren im Jahre 1844. Elterliches Haus an „Schmalen” / erstes Haus rechts in der Mühlengasse, stößt auch an die Straße /. – Wilhelm W. diente 1866 beim Garde=Regiment Kaiserin Augusta in Coblenz. Bei diesem Regiment machte er den Feldzug mit und erhielt auch die Denkmünze für Königgrätz. – Bei Ausbruch des Krieges 1870 mußte Wilhelm W. sich sofort stellen und wurde der 3. Comp. 2. Batl. 1. Rhein. Landw.=Rgts. No 25 eingereiht. Er hat oft erzählt, wie er von seiner Braut / späteren Gattin /in Lorbach auf dem Kleefeld Abschied nahm und wie ihn der alte Benoit in Vussem seine ganze Barschaft von 7 % Groschen als Zehrpfennig mit auf die Reise gab. – W. Wielspütz’ Vater war damals tot. Er wohnte bei seiner Mutter und 3 Schwestern in dem oben beschr. Hause; er war der zweitälteste. – Bei Gravelotte am 18. August wurde W. W. schwer verwundet. Er erhielt einen Schuß in den linken Arm, ging aber mit weiter vor, bis er auch am linken Bein und in der rechten Seite verwundet war. Auf dem Schlachtfelde liegend, traf dann eine Kugel seine rechte Hand und zerschmetterte ihm drei Finger vollständig. Er kam in ein Feldlazareth, und dort war er noch einer der Glücklichen. Dann kam er in Lazarethbehandlung nach Neustadt a. d. Hardt, wie er sagte: zum dortigen Landrat. Später fand er liebevolle Aufnahme und Pflege in Euskirchen in der Vila des Herrn Ruhr am Bahnhof. Wielsputz besaß „die aus erbeuteter Kanonen=Bronze gestiftete Kriegerdenkmünze für Combattanten“” ; sie wurde ihm nebst Urkunde am 1. Oktober 1871 vom Bezirks=Kommandeur in Eupen überreicht. -W. Wielspütz bezog bis zu seinem Tode eine hohe Kriegs=Invaliden=Rente. Er wohnte mit Familie auf dem Harterweg rechts das oberste große Haus. Er starb …

Seite 156 (0516)

2016
als letzter Veteran des Dorfes im Januar 1916. Vergl. auch Seite 133 u. 105

Seite 157 – 160 fehlen

Die Schulchronik kann man auch als PDF lesen:

Schulchronik-Vussem-1876-1916-transkribiert

Bürgermeisterei 1831 – 1840

1831

„Am 7. Januar Abends zwischen 6 und 7 Uhr war ein Nordlicht bis 11 Uhr sichtbar.

Nach 8 jährigem Dienst wird auf sein Ansuchen der Schöffe Johann Steffens von Lorbach entlassen und durch Regierungsverfügung vom 29. Januar 1832 der Eigenthümer Peter Schneider daselbst an dessen Stelle ernannt.

In deren den Grafen zur Lippe zugehörigen Walddistrikt Marschlingsholz entstand am 25. May 1831 um die Mittagsstunde ein Brand welcher wahrscheinlich blos durch Unvorsichtigkeit und dadurch entstanden, daß jemand einen Ameisenhaufen angezündet und ohne sich weiter darum zu kümmern davon gegangen. Durch die aus Mechernich herbei geeilte schnelle Hülfe war der Schaden der dadurch entstand nur sehr unbedeutend und bestand blos in 3 Morgen schlechter Heide.

In der Nacht vom 6. auf den 7. May 1831 stellte sich ein so starker Frost ein, daß dadurch alles Eichenlaub- die Baumblüthen erfroren. Das Wiesengras und die Winterfrucht erlitten bedeutenden Schaden.

Von Oktober bis zu Ende des Jahres zeigten sich durch die milde Witterung begünstigt, auf den Saatfeldern Schnecken und Mäuse welche dieselbe bedeutend beschädigten.

Eine Zwillingsgeburt fand statt. Die älteste der Gestorbenen Catharina Felser von Lorbach erreichte das 86. Lebensjahr.

Der Kirche zu Holzheim sind zur Begründung eines Anniversarium für die Jungfrau Elisabeth Kreuser von Holzheim 25 Thaler zugetheilt worden.

Unter Menschen und Vieh war der Gesundheitszustand allgemein gut; nirgends zeigten sich Spuren einer ansteckenden Krankheit.

Sowohl in diesem als in den benachbarten Staaten graßierte besonders in den Hauptstätten zuletzt in Paris die bisher noch unbekannte Seuche die asiatische Cholera genannt und wurden viele Menschen deren Opfer. Bisher blieb die hiesige Provinz davon noch verschont. Da sich die Seuche in dessen von der Französischen Grenze her nähert und ein Ausbruch auch hier zu erwarten ist so hat die hohe Regierung alle möglichen Vorsichtsmaßregeln zur Abwehrung und Bekämpfung dieser Seuche getroffen, zu diesem eigene Ortssanitätskommissionen gebildet; für jeden Distrikt einen Arzt angewiesen die nöthigen Arzneien und Hilfsgerätschaften beschaffen zu lassen, welche in den Hauptdistriktorten zu Holzheim, Mechernich, und Roggendorf aufbewahrt werden.

Der Hauptmann Schmidt vom Generalcommando des 8 Armeecorps hielt am 5. und 6. May eine Besichtigung über den Zustand der Wege in der Bürgermeisterei Vussem und Weyer, (für eventuelle) Truppenmärsche ab. Durch die noch schwebenden Unruhen in Belgien und Frankreich war die Umgebung mit Einquartierung belegt.

In der Nacht vom 3. auf den 4. Juny wurden dem Hüttenmeister Carl Henseler zu Neuhütte bei Vussem einige Effekten (Gegenstände) von der Bleiche gestohlen.

Mittels allerhöchsten Kabinetts Order vom 13. July haben die königliche Majestät dem Tagelöhner Joh. Kier zu Mechernich für bewiesene Auszeichnung beim Brand das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen, welches demselben am 21. August Nachmittags bei versammelter Gemeinde durch den Herrn Landrath und im Beisein des Bürgermeisters angehangen wurde.

1832

„Am 6. Juny morgens zwischen 5-6 Uhr wurde der verheiratete Bergmann Frantz Viernich aus Mechernich 37 Jahr alt in der Grube genannt Wasserkaul im Meinartzhagischen oberhalb von Strempt durch das plötzliche Herabstürzen einer großen Wand ganz erdrückt, so daß er augenblicklich starb, seine beiden Mitgesellen Josef Lersch aus Mechernich und Matthias Kremer aus Strempt erlitten einige Beschädigungen durch Kopf-, Rücken- und Fußwunden, sind aber beide wieder geheilt und arbeitsfähig gestellt worden.

Am 13. July zündeten die aus dem Hochofen des Hüttenwerkes Neuhütte bei Vussem ausstoßenden Funken das mit Stroh eingedeckte Dach der gleich daneben liegenden Lohmühle ohne das Beschädigung dadurch entstand, wurde das Feuer durch die gleich hinzu gekommenen Fabrikarbeiter gelöscht.

Am 13. September von Morgens 6 bis Mittags 12 Uhr gebahr die Anna Maria Esser, Ehefrau des Peter Josef Steffens zu Mechernich 3 Kinder und zwar ein Mädchen und zwei Knaben. Alle drei Kinder sind völlig ausgebildet, gesund und leben noch.

Maria Catharina Schaefer aus Holzheim legte das 85. Lebensjahr zurück und war im Jahr 1832 die älteste unter den Gestorbenen.

Die so sehr gefürchtete Krankheit asiatische Cholera genannt, zu deren Abwehrung und Bekämpfung von der hohen Behörde so häufige Maßregeln angeordnet und weshalb im Bereich dieser Bürgermeisterei auch Anschaffungen gemacht wurden, ist eine Communal Rechnung für 93 Thaler und 8 Silbergroschen gemacht worden.

Die Opfer die diese Krankheit (vermutlich in Aachen, zu Burtscheid, in Haaren und Würselen) wegraffte waren den Mitteilungen gemäß nicht so bedeutend als man erwartet hatte, indes ist entschieden, daß sie immer eine sehr schreckliche Krankheit bleibt.

Die Brustkankheit herrschte zum Ende des Jahres an einigen Orten und es starben jedoch nur einige an deren Folgen.

Der am 15. May abgehaltene Verkauf eines Gartenstücks in Mechernich im Betrag von 27 Thaler an den Severin Hack daselbst, wird seitens des Erzbischofs von Cöln am 21. May und der königlichen Regierung zu Aachen am 9. Juny bestätigt.

Die Handelsverhältnisse und besonders jene am Bleiberg der in günstigen Jahren viele Menschen anzog und gut nährte stand wohl nie so schlecht wie im Laufe des Jahres 1832. Das ausgedehnte Grubenfeld der Herren Grafen zur Lippe das fast einige hundert Familien nährte, beschäftigt nur 50 bis 75 Mann. Die schönen Aufbereitungsanstalten zu Burgfey und die Schmelzhütten standen während dem Verlaufe des Jahres ganz außer Betrieb, weil Spanien so viel Bleierz lieferte und der Eingangszoll vermindert worden ist.

Die außer Betrieb gestandene Schmelzhütte zu Burgfey setzt im gewöhnlichen Betriebsjahren, aktenmäßigen Notizen zufolge, alleine 30 tausend und mehr Thaler in (Umlauf?). Das demnach der Ruhestand eines solchen Etablissement allein schon fühlbar sein muss unterliegt keinem Zweifel. In diesem Augenblick stehen die Handelsverhältnisse des Bleibergs etwas besser indem das Blei und Glasurerz einigen Absatz finden. Beinahe ähnliches Schicksal wie der Bleiberg erleiden die Eisenhüttenwerke und Schneidmühle, beiden stehen den nach englischer Art eingerichteten Werke die ungleich vielmehr und schneller ihre Fabrikate liefern können entgegen.

Das Einrücken eines französischen Heeres in Belgien zur Belagerung der Zitadelle von Antwerpen und die noch nicht geschlichteten Unruhen in Belgien überhaupt geben Veranlassung zur Sorge.

Heistart, den 21. May 1832

Bürgermeisterei 1821 – 1830

1828

„Am 16. Januar tritt der Josef Müller von Vussem als Mitglied der Armencommission aus und wird an dessen Stelle der Josef Hack Ackerer zu Holzheim ernannt. Der Gutsbesitzer und Bürgermeister Franz Schmitz zu Heistert wird als Abgeordneter und der Schöffe Josef Müller von Vussem, als Stellvertreter der Kreisstandschaft gewählt und am 23. April bestätigt. An die Stelle des verstorbenen Caspar Knoedler in Mechernich wird der Josef Hack von Holzheim durch landrätliche Verfügung vom 22. May an als Steuerverteiler von Vussem ernannt und tritt in Funktion.

Im Monat Februar kam es zum Ausbruch der natürlichen Blattern (Pocken) bei dem Kind Katharina Caroline Merken, ¼ Jahr alt, Tochter des zu Roggendorf wohnenden Schmied Ludwig Merken. Durch die sorglich getroffenen Vorkehrungen hat sich das Übel nicht ferner verbreitet. Das Kind ist nach dem gehörigen Lauf der Krankheit vollkommen hergestellt worden.

Am 22. November fiel auf dem Bleibergwerk Schunk Olligschläger Michael Lepertz aus Vussem fünf Lachter tief von der Fahrt in ein Gesenk und zerschmetterte sich den rechten Unterschenkel mit dem zerreißen der Arterie. Eine Amputation hätte womöglich sein Leben gerettet. Der Verunglückte wollte sich derselben nicht unterwerfen und starb nach 4 Tagen.

Der älteste der Gestorben (in der Bürgermeisterei) war 88 Jahr alt.

Dem Einwohner Christian Meurer zu Holzheim krepierten im Januar 3 Stück Rindvieh in einer Woche an der Magenseuche. Der Tierarzt Weinhaus von Gürzenich war mit der Untersuchung der Krankheit beauftragt, die er am 12. Februar abhielt ohne fernere Spuren der Verbreitung gefunden zu haben.

Am 3. Dezember, Abends halb sieben Uhr, wurde eine Erschütterung durch zwei Erdstöße wahrgenommen, ohne das jedoch Spuren als Folge dessen zurückblieben.

1829

An die Stelle des bisherigen Landrathes Herr Freiherr von Syberg zu Eicks, der in den Ruhestand trat, wurde der Regierungsreferendar Herr Richard Graf Beihsel-Gymnich zum Landrath des Kreises Gemünd ernannt. Hierbei wird zugleich bestimmt das Schleiden künftig Hauptort sein soll und folglich eine Umbenennung in Kreis Schleiden erfolgt.

Am 24. Februar, Nachmittags drei Uhr brach in der Behausung des Jakob Zervos zu Harzheim Feuer aus und legte vier Häuser und Scheunen ganz in Asche. Vier andere Häuser mit Stallungen und Scheunen wurden dadurch beschädigt. Die erhaltene Entschädigungssumme beläuft sich auf 839 Thaler.

Am 24. und 25. Juni erlitten die Feldgemarkungen Holzheim, Harzheim und Breitenbenden durch heftige Gewitterregen und Hagelguß bedeutenden Schaden. Die zarten Gemüse und der Hanf waren gänzlich zerstört.

Der zweijährige Knabe Peter Josef Steffens Sohn des Mahlmüllers Johann Steffens zu Breitenbenden befand sich am 1. Juli in dem Garten hinter der Mühle, stürzte ohne bemerkt zu werden in den Mühlenteich wurde über das Wasser getrieben und ungefähr 300 Schritt weiter in den letzten Zügen liegend aufgefangen. Alle durch den herbei gerufenen Bergwundarzt Witte von Roggendorf vorgenommenen Versuche blieben fruchtlos und das Kind starb wenig später.

Die Gemeinde Harzheim hat von dem Bürger Peter Birrenkoven daselbst ein in der Nähe der Kirche neben den Erben Heimersheim gelegenes altes Wohnhaus gekauft und dasselbe ohne das Zuthun der Verwaltung aus eigenen Mitteln zur Wohnung ihres bei der dortigen Kirche angestellten Geistlichen umgestaltet und eingerichtet.

Höherer Bestimmung und dem Antrag der Gemeinde Harzheim gemäß, wurden im Februar die auf der Harzheimer Kühweide (oder (Kirchenweide?) befindlichen Eichenstämme für 264 Thaler 6 Silbergroschen verkauft und dieser Ertrag ebenfalls höheren Bestimmungen gemäß (an?) den Bergarbeiter Christian Lux in Calenberg zinsbar angelegt,

Die Veröffentlichungen aus der Bürgermeistereichronik werden in unregelmäßigen Abständen fortgesetzt. Hierbei wird sich auf Erwähnungen beschränkt, die von allgemeinem Interesse sind.

1830

„Mittels Verfügung der königlichen Regierung vom 3. Februar wird der Eigenthümer Peter Schmitz zu Mechernich an die Stelle des durch Alter ausgeschiedenen Daniel Schmelzer daselbst, als Mitglied des Gemeinderaths ernannt und tritt in Funktion.

An die Stelle des am 24. July verstorbenen Vikars, Herr Mathias Nikolaus Josef Gert welcher nicht volle zwei Jahr fungierte wird der Priester Wilhelm Moritz Burggraef an dessen ernannt und tritt mit dem Monat November die Funktion an.

Am 8. Januar morgens halb 8 Uhr Feuer Ausbruch in der Wohnung des Bergarbeiters Peter Weiß zu Roggendorf, wodurch dessen Gebäulichkeiten und die anschließende Scheune und Stall der Witwe Hilger fast gänzlich eingeäschert; die daneben gelegene Wohnung der Witwe Weiß beschädigt wurde. Nach den aufgenommenen Verhandlungen beträgt der Verlust der Gebäulichkeit 549 Thaler und jene der (Gereiden?) 408 Thaler. Für erstere erhielten dieselbe die Versicherungssumme von 210 Thaler von der Feuer Anstalt, für letztere ein Grundsteuernachlaß von 6 Thaler 29 Silbergroschen.

Am 5. September während die Stiefmutter im Garten und die 4jährige Tochter des Bergmanns Peter Bertram zu Vussem, Appolonia sich in der Küche in der Nähe des Feuer Herds ihrer Verwahrung selbst überlaßen war, wurde die Kleidung der letzteren vom Feuer ergriffen. Auf des fürchterlichen Geschrei eilt die Stiefmutter zur Hilfe herbei; die Kleidungsstücke waren aber fast alle schon vom Feuer aufgezehrt und starb das Kind Tages darauf an den Brandwunden.

Der Schuster Johann Schmitz von Lorbach, in Köln gebürtig, Ehemann der Agnes Schröder wurde am 17. September Nachmittags gegen fünf Uhr auf dem Wege von Commern nach Breitenbenden oben der Veyermühle vom Gewitter erschlagen.

Die in Köln verstorbene Jungfer Maria Elisabeth Wohlgemach hat mittels Testament der Kirche zu Holzheim zur Begründung eines Anniversars (jährliche Gedächtnisfeier) die Summe von 50 Thaler vermacht.

Der Vikar Johann Peter Kreuser zu Nierendorf hat der Kirche zu Mechernich 25 Thaler Kapital behufs Stiftung eines Anniversars geschenkt.

Der zu Harzheim verstorbene Vikar Niclas Josef Gert (bereits oben erwähnt) hat zur Gründung von vier jährlichen Sangmessen in der Kirche daselbst mittels Testament 100 Thaler zur Verfügung gestellt.

Im August und September erkrankten über 100 Kinder an den Masern und nur ein einziges starb an der Seuche.

Wegen dem Mangel an Holzkohlen standen die Eisenfabriken einige Monate außer Betrieb. Dadurch daß die Bleigruben im Königreich Granada in Spanien stark betrieben wurden und die gewöhnlichen Absatz Oerter hiesiger Ware mit ihren Produkten überschwemmen sind die Preise an Blei und Bleierz stark gesunken.

Die schwankenden politischen Verhältnisse in Frankreich und Belgien hatten auch nachteiligen Einfluß auf den hiesigen Bergbetrieb und da noch viel Vorrath auf Lager lag, der Absatz gering war wurden die Gruben schwach betrieben einige hundert Menschen dadurch nicht beschäftigt und brodlos gestellt.

Strenge Kälte in den Monaten Januar und Februar, der Holzfrevel nimmt daher überhand. Von Seiten der königlichen Regierung erfolgt für die Bürgermeistereien Vussem, Noethen und Weyer eine Unterstützung von 80 Thaler für bedürftige Einsaßen welche durch Ableistung Naturaldiensten beim Wegebau compensiert werden.

Es erfolgten in diesem Jahr Staatsumwälzung in Frankreich, Volksaufregungen in Frankreich und Belgien, tumultartige Auftritte an vielen Orten Deutschlands wie auch zu Aachen hiesigem Regierungsbezirk – Revolution in Polen.