Bürgermeisterei 1831 – 1840

1831

„Am 7. Januar Abends zwischen 6 und 7 Uhr war ein Nordlicht bis 11 Uhr sichtbar.

Nach 8 jährigem Dienst wird auf sein Ansuchen der Schöffe Johann Steffens von Lorbach entlassen und durch Regierungsverfügung vom 29. Januar 1832 der Eigenthümer Peter Schneider daselbst an dessen Stelle ernannt.

In deren den Grafen zur Lippe zugehörigen Walddistrikt Marschlingsholz entstand am 25. May 1831 um die Mittagsstunde ein Brand welcher wahrscheinlich blos durch Unvorsichtigkeit und dadurch entstanden, daß jemand einen Ameisenhaufen angezündet und ohne sich weiter darum zu kümmern davon gegangen. Durch die aus Mechernich herbei geeilte schnelle Hülfe war der Schaden der dadurch entstand nur sehr unbedeutend und bestand blos in 3 Morgen schlechter Heide.

In der Nacht vom 6. auf den 7. May 1831 stellte sich ein so starker Frost ein, daß dadurch alles Eichenlaub- die Baumblüthen erfroren. Das Wiesengras und die Winterfrucht erlitten bedeutenden Schaden.

Von Oktober bis zu Ende des Jahres zeigten sich durch die milde Witterung begünstigt, auf den Saatfeldern Schnecken und Mäuse welche dieselbe bedeutend beschädigten.

Eine Zwillingsgeburt fand statt. Die älteste der Gestorbenen Catharina Felser von Lorbach erreichte das 86. Lebensjahr.

Der Kirche zu Holzheim sind zur Begründung eines Anniversarium für die Jungfrau Elisabeth Kreuser von Holzheim 25 Thaler zugetheilt worden.

Unter Menschen und Vieh war der Gesundheitszustand allgemein gut; nirgends zeigten sich Spuren einer ansteckenden Krankheit.

Sowohl in diesem als in den benachbarten Staaten graßierte besonders in den Hauptstätten zuletzt in Paris die bisher noch unbekannte Seuche die asiatische Cholera genannt und wurden viele Menschen deren Opfer. Bisher blieb die hiesige Provinz davon noch verschont. Da sich die Seuche in dessen von der Französischen Grenze her nähert und ein Ausbruch auch hier zu erwarten ist so hat die hohe Regierung alle möglichen Vorsichtsmaßregeln zur Abwehrung und Bekämpfung dieser Seuche getroffen, zu diesem eigene Ortssanitätskommissionen gebildet; für jeden Distrikt einen Arzt angewiesen die nöthigen Arzneien und Hilfsgerätschaften beschaffen zu lassen, welche in den Hauptdistriktorten zu Holzheim, Mechernich, und Roggendorf aufbewahrt werden.

Der Hauptmann Schmidt vom Generalcommando des 8 Armeecorps hielt am 5. und 6. May eine Besichtigung über den Zustand der Wege in der Bürgermeisterei Vussem und Weyer, (für eventuelle) Truppenmärsche ab. Durch die noch schwebenden Unruhen in Belgien und Frankreich war die Umgebung mit Einquartierung belegt.

In der Nacht vom 3. auf den 4. Juny wurden dem Hüttenmeister Carl Henseler zu Neuhütte bei Vussem einige Effekten (Gegenstände) von der Bleiche gestohlen.

Mittels allerhöchsten Kabinetts Order vom 13. July haben die königliche Majestät dem Tagelöhner Joh. Kier zu Mechernich für bewiesene Auszeichnung beim Brand das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen, welches demselben am 21. August Nachmittags bei versammelter Gemeinde durch den Herrn Landrath und im Beisein des Bürgermeisters angehangen wurde.

1832

„Am 6. Juny morgens zwischen 5-6 Uhr wurde der verheiratete Bergmann Frantz Viernich aus Mechernich 37 Jahr alt in der Grube genannt Wasserkaul im Meinartzhagischen oberhalb von Strempt durch das plötzliche Herabstürzen einer großen Wand ganz erdrückt, so daß er augenblicklich starb, seine beiden Mitgesellen Josef Lersch aus Mechernich und Matthias Kremer aus Strempt erlitten einige Beschädigungen durch Kopf-, Rücken- und Fußwunden, sind aber beide wieder geheilt und arbeitsfähig gestellt worden.

Am 13. July zündeten die aus dem Hochofen des Hüttenwerkes Neuhütte bei Vussem ausstoßenden Funken das mit Stroh eingedeckte Dach der gleich daneben liegenden Lohmühle ohne das Beschädigung dadurch entstand, wurde das Feuer durch die gleich hinzu gekommenen Fabrikarbeiter gelöscht.

Am 13. September von Morgens 6 bis Mittags 12 Uhr gebahr die Anna Maria Esser, Ehefrau des Peter Josef Steffens zu Mechernich 3 Kinder und zwar ein Mädchen und zwei Knaben. Alle drei Kinder sind völlig ausgebildet, gesund und leben noch.

Maria Catharina Schaefer aus Holzheim legte das 85. Lebensjahr zurück und war im Jahr 1832 die älteste unter den Gestorbenen.

Die so sehr gefürchtete Krankheit asiatische Cholera genannt, zu deren Abwehrung und Bekämpfung von der hohen Behörde so häufige Maßregeln angeordnet und weshalb im Bereich dieser Bürgermeisterei auch Anschaffungen gemacht wurden, ist eine Communal Rechnung für 93 Thaler und 8 Silbergroschen gemacht worden.

Die Opfer die diese Krankheit (vermutlich in Aachen, zu Burtscheid, in Haaren und Würselen) wegraffte waren den Mitteilungen gemäß nicht so bedeutend als man erwartet hatte, indes ist entschieden, daß sie immer eine sehr schreckliche Krankheit bleibt.

Die Brustkankheit herrschte zum Ende des Jahres an einigen Orten und es starben jedoch nur einige an deren Folgen.

Der am 15. May abgehaltene Verkauf eines Gartenstücks in Mechernich im Betrag von 27 Thaler an den Severin Hack daselbst, wird seitens des Erzbischofs von Cöln am 21. May und der königlichen Regierung zu Aachen am 9. Juny bestätigt.

Die Handelsverhältnisse und besonders jene am Bleiberg der in günstigen Jahren viele Menschen anzog und gut nährte stand wohl nie so schlecht wie im Laufe des Jahres 1832. Das ausgedehnte Grubenfeld der Herren Grafen zur Lippe das fast einige hundert Familien nährte, beschäftigt nur 50 bis 75 Mann. Die schönen Aufbereitungsanstalten zu Burgfey und die Schmelzhütten standen während dem Verlaufe des Jahres ganz außer Betrieb, weil Spanien so viel Bleierz lieferte und der Eingangszoll vermindert worden ist.

Die außer Betrieb gestandene Schmelzhütte zu Burgfey setzt im gewöhnlichen Betriebsjahren, aktenmäßigen Notizen zufolge, alleine 30 tausend und mehr Thaler in (Umlauf?). Das demnach der Ruhestand eines solchen Etablissement allein schon fühlbar sein muss unterliegt keinem Zweifel. In diesem Augenblick stehen die Handelsverhältnisse des Bleibergs etwas besser indem das Blei und Glasurerz einigen Absatz finden. Beinahe ähnliches Schicksal wie der Bleiberg erleiden die Eisenhüttenwerke und Schneidmühle, beiden stehen den nach englischer Art eingerichteten Werke die ungleich vielmehr und schneller ihre Fabrikate liefern können entgegen.

Das Einrücken eines französischen Heeres in Belgien zur Belagerung der Zitadelle von Antwerpen und die noch nicht geschlichteten Unruhen in Belgien überhaupt geben Veranlassung zur Sorge.

Heistart, den 21. May 1832

Bürgermeisterei 1821 – 1830

1828

„Am 16. Januar tritt der Josef Müller von Vussem als Mitglied der Armencommission aus und wird an dessen Stelle der Josef Hack Ackerer zu Holzheim ernannt. Der Gutsbesitzer und Bürgermeister Franz Schmitz zu Heistert wird als Abgeordneter und der Schöffe Josef Müller von Vussem, als Stellvertreter der Kreisstandschaft gewählt und am 23. April bestätigt. An die Stelle des verstorbenen Caspar Knoedler in Mechernich wird der Josef Hack von Holzheim durch landrätliche Verfügung vom 22. May an als Steuerverteiler von Vussem ernannt und tritt in Funktion.

Im Monat Februar kam es zum Ausbruch der natürlichen Blattern (Pocken) bei dem Kind Katharina Caroline Merken, ¼ Jahr alt, Tochter des zu Roggendorf wohnenden Schmied Ludwig Merken. Durch die sorglich getroffenen Vorkehrungen hat sich das Übel nicht ferner verbreitet. Das Kind ist nach dem gehörigen Lauf der Krankheit vollkommen hergestellt worden.

Am 22. November fiel auf dem Bleibergwerk Schunk Olligschläger Michael Lepertz aus Vussem fünf Lachter tief von der Fahrt in ein Gesenk und zerschmetterte sich den rechten Unterschenkel mit dem zerreißen der Arterie. Eine Amputation hätte womöglich sein Leben gerettet. Der Verunglückte wollte sich derselben nicht unterwerfen und starb nach 4 Tagen.

Der älteste der Gestorben (in der Bürgermeisterei) war 88 Jahr alt.

Dem Einwohner Christian Meurer zu Holzheim krepierten im Januar 3 Stück Rindvieh in einer Woche an der Magenseuche. Der Tierarzt Weinhaus von Gürzenich war mit der Untersuchung der Krankheit beauftragt, die er am 12. Februar abhielt ohne fernere Spuren der Verbreitung gefunden zu haben.

Am 3. Dezember, Abends halb sieben Uhr, wurde eine Erschütterung durch zwei Erdstöße wahrgenommen, ohne das jedoch Spuren als Folge dessen zurückblieben.

1829

An die Stelle des bisherigen Landrathes Herr Freiherr von Syberg zu Eicks, der in den Ruhestand trat, wurde der Regierungsreferendar Herr Richard Graf Beihsel-Gymnich zum Landrath des Kreises Gemünd ernannt. Hierbei wird zugleich bestimmt das Schleiden künftig Hauptort sein soll und folglich eine Umbenennung in Kreis Schleiden erfolgt.

Am 24. Februar, Nachmittags drei Uhr brach in der Behausung des Jakob Zervos zu Harzheim Feuer aus und legte vier Häuser und Scheunen ganz in Asche. Vier andere Häuser mit Stallungen und Scheunen wurden dadurch beschädigt. Die erhaltene Entschädigungssumme beläuft sich auf 839 Thaler.

Am 24. und 25. Juni erlitten die Feldgemarkungen Holzheim, Harzheim und Breitenbenden durch heftige Gewitterregen und Hagelguß bedeutenden Schaden. Die zarten Gemüse und der Hanf waren gänzlich zerstört.

Der zweijährige Knabe Peter Josef Steffens Sohn des Mahlmüllers Johann Steffens zu Breitenbenden befand sich am 1. Juli in dem Garten hinter der Mühle, stürzte ohne bemerkt zu werden in den Mühlenteich wurde über das Wasser getrieben und ungefähr 300 Schritt weiter in den letzten Zügen liegend aufgefangen. Alle durch den herbei gerufenen Bergwundarzt Witte von Roggendorf vorgenommenen Versuche blieben fruchtlos und das Kind starb wenig später.

Die Gemeinde Harzheim hat von dem Bürger Peter Birrenkoven daselbst ein in der Nähe der Kirche neben den Erben Heimersheim gelegenes altes Wohnhaus gekauft und dasselbe ohne das Zuthun der Verwaltung aus eigenen Mitteln zur Wohnung ihres bei der dortigen Kirche angestellten Geistlichen umgestaltet und eingerichtet.

Höherer Bestimmung und dem Antrag der Gemeinde Harzheim gemäß, wurden im Februar die auf der Harzheimer Kühweide (oder (Kirchenweide?) befindlichen Eichenstämme für 264 Thaler 6 Silbergroschen verkauft und dieser Ertrag ebenfalls höheren Bestimmungen gemäß (an?) den Bergarbeiter Christian Lux in Calenberg zinsbar angelegt,

Die Veröffentlichungen aus der Bürgermeistereichronik werden in unregelmäßigen Abständen fortgesetzt. Hierbei wird sich auf Erwähnungen beschränkt, die von allgemeinem Interesse sind.

1830

„Mittels Verfügung der königlichen Regierung vom 3. Februar wird der Eigenthümer Peter Schmitz zu Mechernich an die Stelle des durch Alter ausgeschiedenen Daniel Schmelzer daselbst, als Mitglied des Gemeinderaths ernannt und tritt in Funktion.

An die Stelle des am 24. July verstorbenen Vikars, Herr Mathias Nikolaus Josef Gert welcher nicht volle zwei Jahr fungierte wird der Priester Wilhelm Moritz Burggraef an dessen ernannt und tritt mit dem Monat November die Funktion an.

Am 8. Januar morgens halb 8 Uhr Feuer Ausbruch in der Wohnung des Bergarbeiters Peter Weiß zu Roggendorf, wodurch dessen Gebäulichkeiten und die anschließende Scheune und Stall der Witwe Hilger fast gänzlich eingeäschert; die daneben gelegene Wohnung der Witwe Weiß beschädigt wurde. Nach den aufgenommenen Verhandlungen beträgt der Verlust der Gebäulichkeit 549 Thaler und jene der (Gereiden?) 408 Thaler. Für erstere erhielten dieselbe die Versicherungssumme von 210 Thaler von der Feuer Anstalt, für letztere ein Grundsteuernachlaß von 6 Thaler 29 Silbergroschen.

Am 5. September während die Stiefmutter im Garten und die 4jährige Tochter des Bergmanns Peter Bertram zu Vussem, Appolonia sich in der Küche in der Nähe des Feuer Herds ihrer Verwahrung selbst überlaßen war, wurde die Kleidung der letzteren vom Feuer ergriffen. Auf des fürchterlichen Geschrei eilt die Stiefmutter zur Hilfe herbei; die Kleidungsstücke waren aber fast alle schon vom Feuer aufgezehrt und starb das Kind Tages darauf an den Brandwunden.

Der Schuster Johann Schmitz von Lorbach, in Köln gebürtig, Ehemann der Agnes Schröder wurde am 17. September Nachmittags gegen fünf Uhr auf dem Wege von Commern nach Breitenbenden oben der Veyermühle vom Gewitter erschlagen.

Die in Köln verstorbene Jungfer Maria Elisabeth Wohlgemach hat mittels Testament der Kirche zu Holzheim zur Begründung eines Anniversars (jährliche Gedächtnisfeier) die Summe von 50 Thaler vermacht.

Der Vikar Johann Peter Kreuser zu Nierendorf hat der Kirche zu Mechernich 25 Thaler Kapital behufs Stiftung eines Anniversars geschenkt.

Der zu Harzheim verstorbene Vikar Niclas Josef Gert (bereits oben erwähnt) hat zur Gründung von vier jährlichen Sangmessen in der Kirche daselbst mittels Testament 100 Thaler zur Verfügung gestellt.

Im August und September erkrankten über 100 Kinder an den Masern und nur ein einziges starb an der Seuche.

Wegen dem Mangel an Holzkohlen standen die Eisenfabriken einige Monate außer Betrieb. Dadurch daß die Bleigruben im Königreich Granada in Spanien stark betrieben wurden und die gewöhnlichen Absatz Oerter hiesiger Ware mit ihren Produkten überschwemmen sind die Preise an Blei und Bleierz stark gesunken.

Die schwankenden politischen Verhältnisse in Frankreich und Belgien hatten auch nachteiligen Einfluß auf den hiesigen Bergbetrieb und da noch viel Vorrath auf Lager lag, der Absatz gering war wurden die Gruben schwach betrieben einige hundert Menschen dadurch nicht beschäftigt und brodlos gestellt.

Strenge Kälte in den Monaten Januar und Februar, der Holzfrevel nimmt daher überhand. Von Seiten der königlichen Regierung erfolgt für die Bürgermeistereien Vussem, Noethen und Weyer eine Unterstützung von 80 Thaler für bedürftige Einsaßen welche durch Ableistung Naturaldiensten beim Wegebau compensiert werden.

Es erfolgten in diesem Jahr Staatsumwälzung in Frankreich, Volksaufregungen in Frankreich und Belgien, tumultartige Auftritte an vielen Orten Deutschlands wie auch zu Aachen hiesigem Regierungsbezirk – Revolution in Polen.