Chronik 1921 – 1930

1921

Juni
Nach der Anlage eines Leitungsnetzes konnte erstmals in der Schule und in den Wohnhäusern elektrisches Licht eingeschaltet werden. 13)

Pater Josef Linden, gebürtig aus Diefenbach, verließ das Rektorat Vussem-Breitenbenden und ging als Missionar nach Brasilien.
Die Nachfolge in der Seelsorge trat der Kaplan von Freisenbruch, Hermann Josef Hansmann, an. 14)

25. Juli
Der Gesangverein Vussem hat gehalten, was er versprochen hat. Sein Sängerfest vom 23. und 24. Juli war vom Anfang bis zum Schluß ein Erfolg. Das Anzeigen- und Unterhaltungsblatt des Kreises Schleiden schrieb hierzu:
„Zur üblichen Zeit zog der Festzug durchs Dorf auf die große Festwiese, dort hatten fleißige Hände eine kleine Naturbühne geschaffen. Herr Bürgermeister Freericks, Mechernich, leitete dann das Fest mit packenden Worten, herzlichen Worten ein. Nur Worte des Lobes und der Anerkennung waren es, die er dem rührigen, veranstaltenden Verein, dessen greiser Vorsitzender, Herr Diester-nich und dem Dirigenten, Herr Lehrer Spix, widmete. Möchten seine Worte Wahrheit werden, daß mit der Zeit die ohne Naturnotwendigkeit entstandenen Vergnügungsvereine wieder verschwinden und die Gesang- Turn- und Sportvereine mehr und mehr an Freunden und Anhängern gewinnen. Und nun reihten sich die Chöre aneinander. Klänge der Freude drangen an des Zuhörers Ohr. Mit der Freude vermischte sich dann ein stiller Schmerz zu sanfter Wehmut. Waren es doch meistens Ge-sänge, die unserer lieben Eifelheimat galten, Gesänge, deren Text uns alte, schöne Tage von ehe-dem vor dem Kriege in Erinnerung brachten. Es würde zu weit führen, die Leistungen der einzelnen Vereine eingehend zu würdigen. Allen gebührt Lob. Es sangen die Vereine aus Mechernich, Eiser-fey, Strempt, Weyer, Lessenich, Roggendorf, Golbach und Münstereifel. Vier Stunden lauschten etwa 300 Festteilnehmer dem Gesange. Tanz und frohe Unterhaltung machten dann den Schluß des Tages. Alles in Allem: Ein wohlgelungenes Fest, das dem Veranstalter alle Ehre macht. Ihm ein kräftiges Sängerheil!“

Mandolinenclub „Edelweiß“ Vussem
von links: Josef Kaltwasser, Gustav Winand, Wilhelm Gülden,
Peter Kuck, Johann Herrmanns, August Schmidt

1922

15. Mai
Die Frankfurter Maschinenbau AG, vormals Pokorny & Wittekind, pachtete die Eisengießerei Neuhütte. 24)

Schon seit dem Jahr 1918 hatte das Hammerwerk „Schneidmühle“ neue Inhaber. Von dem lang-jährigen Besitzer Bertram, später auch Axmacher & Bertram, Inhaber Siegmund Bertram, über-nahm die Kommanditgesellschaft Arns & Cie. das Werk.

Spezialitäten des Hammerwerkes waren:
„Landwirtschaftliche Maschinenteile“
„Alle Arten Pfluggerät in Stahl und Eisen“. 25)

Spezialitäten des Hammerwerkes waren:
„Landwirtschaftliche Maschinenteile“
„Alle Arten Pfluggerät in Stahl und Eisen“. 25)


1923


3. Januar
Im Alter von 69 Jahren verstarb der Hammerschmied und Gastwirt Sigmund Bertram, wohnhaft Schneidmühle. Mit Sigmund Bertram, dessen Ehe mit Anna, geborene Heil, ohne Kinder blieb, verstarb der letzte Namensträger, der über hundert Jahre in Vussem ansässigen Hammerschmiedefamilie Bertram. (Nicht zu verwechseln mit den Familien Bertram im Oberdorf).
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts kamen die Hammerschmiedemeister, die Brüder Johann Theodor und Jakob Bertram, aus Drolshagen zur Schneidmühle nach Vussem. Drei Generationen lang waren die Bertrams – zunächst die Gebrüder, ab etwa 1835 Daniel Bertram und ab etwa 1875 Sigmund Bertram – Betreiber des Hammerwerkes, der „Schneidmühle“, sowie der gleichnamigen Gastwirtschaft „Zur Schneidmühle“. 3) 25) 26)

1. Februar
Neben den bestehenden Vereinen, wie Margarethen – Kapellenbauverein, Männergesangverein und Sportverein bildete sich ein Mandolinenclub mit dem Namen „Edelweiß“ Vussem.

Der Vorstand setzte sich zusammen aus:

1. Vorsitzender: Johann Hermanns,
2. Stellvertreter: Wilhelm Winand,
3. Schriftführer: Matthias Hermanns,
4. Stellvertreter: Peter Kuck,
5. Kassierer: Gustav Winand,
6. Stellvertreter: Josef Kaltwasser

Im § 1 der Satzung von 1923 heißt es:
„Der Mandolinenclub „Edelweiß“ stellt sich die Aufgabe, seine Mitglieder zu körperlich rüstigen, geistig frischen Männern heranzubilden.“

1. Mai
Lehrer Anton Spix, der 3 1/2 Jahre an der einklassigen Schule tätig war und 1920 Grete Kuck aus Vussem heiratete, erhielt seine Versetzung nach Lucherberg, Kreis Düren. Die Regierung über¬trug die Stelle dem bislang in Aachen – Burtscheid tätig gewesenen Lehrer Julius Hody. 13)

1924

4. Mai
In diesem Jahr fanden Reichstags-, Landtags-, Bürgermeistereirats- und Gemeinderatswahlen statt. In den Gemeinderat wurden gewählt:

Franz Schneider,
Adolf Hoffmann,
Peter Vogelsberg,
Jakob Kaltwasser, aus Vussem,
sowie
Johann Rätz und
Karl Weinrich aus Bergheim.
Zum Gemeindevorsteher wählte der Rat Franz Schneider. 18)

Mai
Im Alter von dreiundzwanzig Jahren trat Agnes Schneider, Tochter des Josef Schneider und Anna, geborene Schneider, in den Orden der Augustinerinnen ein und nahm den Namen Schwester
Maria Wibalda an. 27)

Vussemer Kirmesgesellschaft und Musikanten aus dem Jahr 1924
von links stehend: Johann Kuck, unbekannt, Johann Herrmanns, Christian Harperscheid, Margarethe Velser, unbekannt, Peter Velser, Johann Gülden, unbekannt, Fritz Velser, Wilhelm Berners, Josef Velser
vorne liegend: Peter Kaltwasser (?), Mathei Dreesen

1925

16. Juni
Nach der Volkszählung lebten in Vussem 371 Einwohner, 189 männliche und 182 weibliche. 13)

29. August
In das Handelsregister B wurde zu Nr. 30 bei der Firma Rheinische Bohrmaschinenfabrik G.m.b.H. in Neuhütte bei Mechernich eingetragen:
„Durch Beschluß der Gesellschafterversammlung vom 21. Juli 1925 ist das Stammkapital auf 2.500 Reichsmark umgestellt. Durch den gleichen Beschluß ist der Gesellschaftsvertrag betreff des Stammkapitals, der Stammeinlagen und der Stimmberechtigung entsprechend der Umstellung abgeändert.“ 7)

1. Dezember
Nach der Viehzählung hielten die Einwohner von Vussem:

8 Pferde,
2 Maulesel,
86 Stück Rindvieh,
42 Schweine,
76 Ziegen,
8 Kaninchen,
480 Stück Federvieh und
18 Bienenstöcke. 13)

In der allgemeinen Not, der Folge des verlorenen Weltkrieges und des wirtschaftlichen Zusammenbruches freute man sich auch in Vussem über die Zuwendungen der Quäker. Etwa 35 Schulkinder erhielten im Winterhalbjahr täglich eine Suppe und eine Tasse Kakao mit Brötchen. Die Quäkerspeisung für die in Not geratene Bevölkerung finanzierten die Quäkerhilfsorganisationen in England und Amerika. 13)

Vussemer Fußballjugend anno 1925:
von links stehend: Johann Bertram, Peter Dillenburg, Arnold Dreesen, Toni Kuck, Hermann Schmidt, Heinrich Latz, Jean Schröder, Wilhelm Wielspütz, Jakob Hoffmann, Heinrich Sistig, Josef Gülden, Johann Schnichels,
von links sitzend: Anton Dahlboth, Matthias Schneider, Karl Schröder

In der Seelsorge folgte Rektor Pater Josef Hansmann, der Kaplan der Herz-Jesu-Kirche in Köln wurde, Wilhelm Sommer; er wurde am Kirmessonntag eingeführt.
Der neue Rektor fand in der Gemeinde sehr unangenehme Verhältnisse vor. Wie aus den Akten des Generalvikariats zu entnehmen ist, waren sich Vussem und Breitenbenden nicht einig. Das zeigte sich schon bei der Einführung, an der sich nur wenige Breitenbendener beteiligten. Breitenbenden will an allen Sonn- und Feiertagen eine Heilige Messe in der eigenen Kapelle. Versuchsweise gestattete das Generalvikariat am 19. September zweimal im Monat die Frühmesse in Breitenbenden. Da sich Unzuträglichkeiten vor allem infolge der Enge in der Kapelle ergaben, zog das Generalvikariat die Erlaubnis bald wieder zurück. Eine Entspannung trat nicht ein, wenn auch eine gewisse Zahl Breitenbendener sich dem Entscheid der erzbischöflichen Behörde fügte. 14)

1926

Februar
Die Gießerei der Neuhütte, die seit dem Jahr 1924 an den Frankfurter Maschinenbau Pokorny Wittekind verpachtet war, wurde stillgelegt. Die Rheinische Bohrmaschinenfabrik & Cie.
K G.,Neuhütte – Mechernich, Inhaber Girards & Kneisel, war auch gezwungen, die Arbeit einzuschränken und einige Arbeiter zu entlassen. Im Ort stieg die Zahl der Arbeitslosen auf über 30 an. 13)


27. Juni
Die DJK Vussem errang im Endspiel gegen die DJK Scheven die Fußball – Kreismeisterschaft. 13)

7. Juli
Der Pfarrrektor Pater Wilhelm Sommer verließ das Rektorat, um die Seelsorge im Rektorat Kierberg – Heide zu übernehmen. 14)

11. Juli
Der Gastwirt Franz Schneider erbaute an seiner Gastwirtschaft einen neuen, großen Saal. Die Gesangvereine aus Vussem und Eiserfey sowie die Vussemer Musikkapelle boten zur Einweihung Musikstücke dar. Am Abend konnte erstmals im neuen vollbesetzten Saal getanzt werden. 13)

17. Oktober
Die Genossenschaft der Patres vom Heiligsten Herzen Jesu gründeten in Vussem eine Niederlassung. 14)

18. Oktober
Aus dem Mechenicher Anzeiger –
„Ein Tag von großer Bedeutung war gestern der Rektoratgemeinde Vussem- Breitenbenden beschieden. Der Missionsorden der Patres vom Heiligsten Herzen Jesu hat in Vussem eine Niederlassung gegründet. Die prächtigen Räume der Villa Neuhütte sind in ein Kloster umgewandelt worden, in denen Patres, sich auf den Missionsstand vorbereitende Novizen und Brüder ein Leben der Arbeit und des Gebetes führen werden. Der Leiter der Niederlassung wird zugleich die Seelsorge des Rektorates übernehmen.
Kurz nach zwei Uhr kündeten die Glöcklein der Kapelle in Breitenbenden die Ankunft der Ordensleute. Pfarrer Beckschäfer aus Holzheim richtete herzliche Worte des Willkommens an die Ankommenden, welche von dem hochwürdigen Herren Pater Superior dankend entgegengenommen wurden.

Anschließend wurde ein Gedicht eines Breitenbendener Schulkindes sowie ein Lied des Vussemer Männergesangvereines zur Begrüßung vorgetragen. In der dichtgefüllten Kapelle wurde der sakramentale Segen erteilt. Darauf wurden die Patres im feierlichen Zuge unter den Klängen des Vussemer Bläsercorps nach Vussem geleitet.
Als Vorsitzender des Kirchenvorstandes sprach Herr Hoffmann einen Willkommensgruß. Herr Dr. Lenze sprach Worte des Willkommens im Namen des Bürgermeisters. Nunmehr begab sich die Prozession in die Kirche. Herr Dechant begrüßte von der Kanzel aus nochmal die Herren Pater Superior, Pater Provinzial, Pater Eilenberg als Stellvertreter des erkrankten Leiters des Klosters und Rektorates. Herr Pater Provinzial dankte mit bewegten Worten für den durchaus herzlichen Empfang. Mit dem sakramentalen Segen schloß die Andacht. An der Schwelle des neu gegründeten Klosters erwartete die Ordensleute noch ein Empfang der Familie Girards. Ein sinnreiches Gedicht, vorgetragen von dem jüngsten Sohne der Frau Witwe Girards, die Überreichung des Schlüssels an den Ordensoberen, sowie ein von den Schulkindern vorgetragener dreistimmiger Psalm beendete die erhebende Feier. Nach Einsegnung der Klosterkapelle sah man die Insassen des Klosters, die Angehörigen der Familie Girards und die geladenen Gäste, noch einige Stunden gemütlich vereint.“ 13)

Dezember
Da den Missionaren vom Heiligsten Herzen Jesu auch die Seelsorge des Rektorats übertragen wurde, nahm Pater Eichelberg zunächst diesen Dienst auf. Der von der Genossenschaft vor-gesehene Seelsorger, Pater Theodor Lotter, trat seinen Dienst zu Weihnachten an. 14)

1927

3. Januar
Im Alter von 75 Jahren starb Johann Disternich, Ehemann von Barbara, geborene Golbach. Der Verstorbene wohnte, nachdem er sein Anwesen am Busch, Friedhofsweg (heute sogenannte Kaserne), 1923 an Girards verkauft hatte, in der Nähe der Schneidmühle. Auf Initiative des Johann Disternich gründete sich 1892 der Männergesangverein, dem er viele Jahre als Präsident vorstand. Das Grundstück, auf dem 1920 der Friedhof angelegt wurde, schenkten die Eheleute Johann Disternich der Gemeinde. Mit Johann Disternich, der ohne Nachkommen blieb, erlosch die spätestens seit etwa 1770 in Vussem nachweisbare Familie im Mannesstamme. Die Nachkommen des schon 1902 verstorbenen Bruders Wilhelm, verheiratet mit Anna Maria Golbach, waren verzogen. Sie hatten das elterliche Anwesen an der Kapelle, „a Kepe“, an Wilhelm und Johann Bertram verkauft. Der im I. Weltkrieg als Grenadier bei Riquebourg in Frankreich gefallene Wilhelm Disternich, sowie die in Breitenbenden verheiratete Sibilla Schweiß waren Nachkommen des an der Kapelle wohnenden Bruders. Erlosch die Familie auch im Mannesstamme, so lebte sie in weiblicher Linie weiter. So war zum Beispiel die am 10. Juli 1817 geborene Anna Maria Disternich, Ehefrau des Johannes Wielspütz, die Stammutter aller in Vussem noch lebenden Wielspütz. Weiterhin heirateten Frauen aus der Familie Disternich in die über mehrere Generationen in Vussem ansässigen Familien Golbach, Kauert und Vogelsberg ein. 3)

Mai
Unter großer Beteiligung der gesamten Gemeinde fand die erste Fronleichnamsprozession in Vussem statt. Das Dorf war festlich geschmückt. Die Segen wurden am Kloster gegeben, an der neuen Schule, an der Margarethenkapelle und bei dem Geschäft Hoffmann. Der neue Baldachin fand besondere Beachtung. 13)


17. Juli
Gleichzeitig mit dem Tag des Patronatsfestes, welches wie üblich mit einem Festgottesdienst und einer Margarethenprozession gefeiert wurde, beging der Männergesangverein sein fünfunddreißigstes Stiftungsfest. Das Wetter war der Veranstaltung hold. Die gesanglichen Darbietungen der auswärtigen Vereine und der Festzug bildeten die Höhepunkte des harmonisch verlaufenden Festes. 13)

1928

10. Januar
Zu einem Dorffest gestaltete sich die Einweihung der neuen Schule. Morgens fand ein feierliches Levitenamt statt, das der Novizenchor aus dem Kloster mitgestaltete. Zur Feier erschienen als Ehrengäste:
Landrat Graf von Spee,
Bürgermeister Dr. Gerhardus,
Schulrat Caro,
Pfarrer Koch aus Holzheim,
die Ortsgeistlichkeiten.

Verlauf der kirchlichen Feier

1. Lied mit Musikbegleitung: Die Himmel rühmen
2. Gedicht eines Schulkindes – Agnes Vogelsberg –
3. Lied der Schulkinder: Wir treten zum Beten
4. Einsegnung der beiden Schulsäle durch den Rektor Pater Lotter
5. Ansprache des Rektors
6. Vortrag der Schulkinder: Herr unser Gott, wie groß bist Du!

Die weltliche Feier im Saale Schneider nahm folgenden Verlauf:
1. Musikstück (Marsch)
2. Begrüßungsansprache durch Bürgermeister Dr. Gerhardus
3. Lied der Schulkinder: Wir haben dieses Haus gebaut, O Herr durch Deine Güte
4. Ansprache des Landrats, Grafen von Spee
5. Gedicht
6. Ansprache des Schulrats Caro
7. Rheinlied von Atterhofer – MGV Vussem –
8. Ansprache des Lehrers Julius Hody
9. Lied „Der Schwur am Rhein“ – MGV Vussem –
10. Schlußwort und allgemeines Lied – Deutschland über alles –

Danach erhielt jedes Schulkind einen Wecken, den die Gemeinde stiftete. Die Feier hinterließ einen tiefen Eindruck bei den geladenen Gästen, wobei die Gesänge der Schulkinder und des MGV besonderen Beifall erhielten. Zur würdigen Ausstattung der neuen Schule wurden mehrere Schenkungen gemacht: Frau Girards stiftete 100 Mark zur Anschaffung einer neuen Tafel. Der Stifter des Bildes vom Reichspräsidenten blieb unbekannt. Der Herr Bürgermeister schenkte vier Wandfriese, Engelbert Weiler das Bild des Postillions, Frau Girards das Bild der Muttergottes, der Gemeinderat die beiden Kruzifixe und der Lehrer Hody das Bild „Die Heinzelmännchen“.
In der Freude über die Fertigstellung der neuen zweiklassigen Schule mit zwei Lehrerwohnungen sollte deren Vorgeschichte nicht unerwähnt bleiben:

Bereits zu Anfang der zwanziger Jahre sprachen die Einwohner über die Notwendigkeit einer neu-en Schule. Für Lehrer und Schüler gestalteten sich die Verhältnisse in der alten Schule (Mühlengasse) oftmals unerträglich. So war der Schulraum mit bis zu 85 Kindern völlig überfüllt. Eine Baukommission bezeichnete die Schule als das unzulänglichste, das sie je sah. Der Gemeinderat erkannte auch die Notwendigkeit des Baues einer neuen Schule an, erklärte aber, die Gemeinde Vussem-Bergheim sei außerstande, die Geldmittel aufzubringen, wenn nicht die Regierung einen erheblichen Zuschuß leiste. Nachdem die Regierung dem Wunsche entsprach, sollte die Gemeinde den Platz zur Verfügung stellen. Bei der Suche nach einem geeigneten Standort schlug der Bürgermeister Hüsgen folgenden Plan vor: Es sollte eine gemeinsame Schule für die Gemeinde-orte Vussem und Bergheim gebaut werden. Da allein für Vussem ein zweiklassiges Schulsystem verlangt wurde, würden die Kosten für eine dritte Lehrperson erspart bleiben. Nach einer etwas stürmischen „Volksversammlung“ in Bergheim fiel der gut gemeinte Vorschlag ins Wasser. Vor allen Dingen konnte die Platzwahl den Bergheimern nicht gefallen. So sollte die neue Schule auf der Grenze beider Orte in der Nähe des Wohnhauses Latz gebaut werden. Den Vussemern gefiel der Vorschlag ebenfalls nicht, weil der Schulweg zu weit war. Die Suche nach einem geeigneten Bauplatz gestaltete sich schwierig. Das in Erwägung gezogene Baugrundstück an der Gerads-heck eignete sich wegen der Nässe nicht. So plante man, das Wiesengrundstück, das an die Schule grenzte, von dem Eigentümer Weiler anzukaufen. Obwohl die Gemeinde schon Steine anfahren ließ, scheiterte der Kauf des Grundstücks an dem zu hohen Preis. Anfang 1925 stellte der Gemeindevorsteher Franz Schneider eine Wiese zum Preis von 300 Mark zur Verfügung. Die Baumaterialien wurden zur neuen Baustelle geschafft. Im Juni 1925 begannen die Ausschachtungsarbeiten. Die Bauausführung lag in den Händen des Baumeisters Dederichs aus Breitenbenden. Ende Oktober 1926 konnte das Richtfest gefeiert werden und vor dem Winter kam der Bau unter Dach.
Fenster und Fußböden lieferte die Firma Pauls in Mechernich, Treppen die Firma Schumacher daselbst und die Türen die Firma Klein und Wagner aus Vussem. Zum März 1927 konnte die erste der beiden Lehrerwohnungen bezogen werden. Im Winter 1927 gestalteten sich die Verhältnisse in der alten Schule untragbar. An mehreren Tagen begann der Unterricht bei 2 bis 4 °C Raumtemperatur. Der Wind pfiff durch die undichten Fenster, und es regnete auf die Bänke. Die Hälfte der Kinder erkrankte oder wurden von den Eltern nicht mehr zur Schule geschickt.
Auf Drängen des Lehrers erteilte die Regierung die Genehmigung, nach den Weihnachtsferien mit dem Unterricht in der neuen Schule zu beginnen.
Geld für die Bänke war nicht da. Zum Glück konnte dieses Problem dadurch gelöst werden, daß die Gemeinde das Mobilar aus einer in Holzheim geschlossenen Klasse auslieh. 13)

1. April
Nach der Versetzung des Lehrers Julius Hody nach Aachen übernahm der Schulamtsbewerber Hubert Keller die einklassige Volksschule. Neben der schulischen Tätigkeit hatte sich Lehrer Hody auch als Dirigent des Männergesangvereines und als Aktiver im Sportverein Anerkennung verschafft. 14)

1. Juni
Der Lehrer Karl Schiffer übernahm die einklassige Volksschule in Vussem. Er war vorher in Weiskirchen, (Hunsrück) Bezirk Trier, angestellt. 13)

1. November
Von den Besitzern Franz und Engelbert Weiler ging die Vussemer Mühle an den Pächter Ignanz Fischer aus Vlatten über. 13)

Bei der diesjährigen Ernte gebrauchte der Landwirt Franz Schneider zum ersten Mal in der Vussemer Gemarkung eine Selbstbinde – Mähmaschine. Bislang waren nur einfache Mähmaschinen, die sogenannten „Handableger“, in Gebrauch. 13)


1929

Der Männergesangverein 1892 erreichte vermutlich seinen bisher höchsten aktiven Mitgliederstand mit 27 Sängern.
Das Kassenbuch führte als Sänger auf:

Hubert Schmidt,
Arnold Dauben,
Josef Esser,
Johann Sistig,
Bertram Schnichels,
Josef Gülden,
Johann Gülden,
Hubert Gülden,
Josef Hermanns,
Heinrich Dalboth,
Peter Hoffmann,
Matthias Theisgen,
Fritz Dreesen,
Wilhelm Dreesen,
Matthias Dreesen,
Josef Wielspütz,
Albert Wielspütz,
Phillip Dahmen,
Anton Dalboth,
Johann Schnichels,
Heinz Reinartz,
Heinrich Sistig,
Heinrich Fischer,
Josef Velser,
Anton Golbach,
Peter Hambach.

Männergesangverein 1892 Vussem – Ende der 20iger Jahre von hinten links:
1. Reihe: Franz Schneider, Adolf Hoffmann, Wilhelm Dreesen,
Wilhelm Bertram, Franz Klinkhammer
2. Reihe: Wilhelm Winand, Gustav Winand, Matthias Hermanns, Peter Hoffmann,
Albert Hein, Josef Hermanns
3. Reihe: Josef Esser, Josef Kaltwasser, Johann Herrmanns, Josef Velser,
Franz Velser, Wilhelm Gülden
4. Reihe: Johan Sistig, Peter Vogelsberg, Fritz Dreesen, Hubert Gülden,
Bertram Schnichels, Hubert Schmidt, Johann Gülden, Valentin Schloßmacher

Als Ehrenmitglieder führte der Verein:

Frau Anna Bertram, Schneidmühle,
Frau Barbara Disternich, Vussem,
Frau Magdalena Girards, Vussem,
Franz Schneider, Vussem,
Martin Dreesen, Vussem,
Peter Walber, Eiserfey.

Der Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:

Präsident: Hubert Schmidt,
Stellvertreter: Fritz Dreesen,
Kassierer: Josef Esser,
Stellvertreter: Peter Hoffmann,
Schriftführer: Arnold Dauben,
Stellvertreter: Bertram Schnichels.
Der Lehrer Karl Schiffer wirkte als Dirigent des Vereins. 28)


1930

Juli
Im Alter von einundzwanzig Jahren trat Elisabeth Vogelsberg, Tochter des Peter Vogelsberg und Amalie, geborene Michels, der Genossenschaft der Herz-Jesu Missionarinnen bei und nahm den Namen Schwester Amalis an. 29)

Nachdem die Gastwirtin Witwe Anna Bertram, geborene Heil, am 19. Februar verstarb, übernahm die Nichte, Anna Donner aus Mechernich, die Gaststätte „Zur Schneidmühle“. 3)

In der alten Vussemer Schule richtete die Amtsverwaltung Mechernich eine freiwillige Schule für die Fortbildung von Mädchen (Haushaltschule) ein.
Die Leitung der Schule lag in den Händen eines Fräulein Brandenbusch aus Essen. 13)

Dezember
Mehrere Figuren bereicherten die im vorigen Jahr aus Spenden beschaffte Krippe. Bei der diesjährigen Weihnacht war die Ausstattung der Krippe nahezu vollständig. 13)

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