Chronik 1961 – 1970

1961

Der Wiederaufbau eines Teilstückes des Aquädukts der römischen Wasserleitung konnte abgeschlossen werden. Zu den schon immer sichtbaren Pfeilerstümpfen auf der rechten Talseite (mit dem Namen Wicke-Winkels-Benden) wurden beim Sportplatzbau weitere Pfeilerreste auf der linken Talseite angeschnitten. Nach der Untersuchung durch das Landesmuseum in Bonn kam man zu der Erkenntnis, dass 10 bis 12 freitragende Pfeiler die römische Wasserleitung über das etwa 80 Meter breite Tal führten. In nunmehr zweijähriger Bauzeit hat die Firma Gebrüder Dederichs ein Teilstück des Aquädukts auf der rechten Talseite wieder aufgebaut. 75) 82)

Februar
Am Rosenmontag fand im vollbesetzten Saale Schneider erstmals eine Karnevalssitzung statt. Die hierfür vom Sportverein arrangierte Karnevalsgesellschaft „Füssenicher Grieläächer“ bot mit ihren Kräften ein Programm, das alle zufrieden stellte. 76)

15. März
Aus der Volksschule wurden entlassen:
Hedwig Gerhards,
Brigitte Velser,
Ursel Wirtz,
Rolf Thomae,
Matthias Vogelsberg,
Franz Wielspütz,
Walter Wolfgarten. 13)

6. Mai
Die Eheleute Johann Sistig und Margarethe, geborene Vogelsberg, feierten mit der Familie und der Dorfbevölkerung das Fest der Goldenen Hochzeit. 75)

September
Bei den Erdarbeiten für den Bau der 30-Tonnen-Waage (Fuhrwerkswaage) der Firma Dörries wurden Gräber angeschnitten. Der Bagger legte mehrere Knochenreste sowie metallene Sargteile frei. Es gab keine Erklärung, um welche Gräber es sich handelte. Die Knochen wurden auf dem Friedhof beigesetzt.
Erst 25 Jahre später gelang es Albert Velser, der von den Gräbern erfahren hatte, ihre Zuordnung zu klären. Es handelte sich hier um einen kleinen Privatfriedhof, den die evangelische Hüttenmeisterfamilie Rodtscheid bei der Neuhütte angelegt hatte. Nach den Sterbeeinträgen im Kirchenbuch der evangelischen Kirchengemeinde Gemünd (hierzu gehörte Vussem) wurden verstorbene Familienangehörige bei der Neuhütte beerdigt. So heißt es auch 1785 im Kirchenbuch (FG16/2 im Personenstandsarchiv Brühl):

„16. Februar starb zu Voshem auf der Neuhütte Johann Wilhelm Rodtscheid Rheidtmeister und daselbst auf ihrem Todtenacker von mir mit einer Predigt beerdigt den 19ten“.

Nach den Rodtscheids diente dieser Friedhof auch der nachfolgenden Hüttenfamilie Hensler, die ebenfalls der evangelischen Religion angehörten, als Begräbnisstätte. Bei den hier Beerdigten handelt es sich jedoch nicht immer um Familienangehörige, denn am 11. März 1839 fand auch der Knottenmesser und Stollenmeister Daniel Schmelzer aus Mechernich seine letzte Ruhe auf dem Familienfriedhof des Hauses Hensler zu Vussem. 83) 84) 93)

27./28. Oktober
Vier Jahre nach der Schließung des Mechernicher Bleibergwerkes kam nun auch das Ende für ein weithin sichtbares Zeugnis der einstigen Bleigewinnung. Der Abgasschornstein der Bleihütte, der sogenannte „Lange Emil“, wurde gesprengt. Ein erster Versuch mit einer Sprengladung von 12 kg TNT konnte ihm nichts anhaben. Erst eine Sprengladung von 110 kg TNT brachte den 127 Meter hohen Schornstein zu Fall. Der 1885 fertiggestellte und zeitweise sogar 134,6 Meter hohe Schornstein erhielt seinen Namen von dem seiner Körpergröße nach herausragenden Miteigentümer des Bergwerkes, dem Bergrat Emil Kreuser. 30)

Die vom Rheinischen Heim auf dem „Pesch“ errichteten fünf Eigenheime konnten fertiggestellt werden. Im Laufe des Jahres bezogen die Familien Willi Müller, Karl Müller, Karl Kremer, Josef Giessmann, Josef Esser und 1962 die Familie Bruno Mattern ihre Häuser. Da es sich hierbei um vier Familien handelte, die bislang nicht in Vussem wohnten, nahm die Einwohnerzahl um 5 % zu. 75)

1962

März
Die Entlassungszeugnisse der Volksschule erhielten:
Helga Gülden,
Adelheid Wagner,
Brigitte Zumbe,
Heribert Gülden,
Hans Klinkhammer,
Hans Thomae,
Albert Velser. 13)

Mai
Anläßlich des Tages des Deutschen Liedes pflanzte der Männergesangverein an der Turnhalle ein Lindenbäumchen. Gestiftet wurde das Bäumchen von einem Herrn Schumacher, Gärtner aus Arloff. 85)

Innerhalb des Männergesangvereines bildete sich eine Bläsergruppe. Im besonderen Maße hatte sich der am 31. März 1961 verstorbene MGV-Kassenwart, Alexander Wielspütz, immer wieder für die Gründung einer Musikkapelle eingesetzt, denn für jede örtliche Festlichkeit, wobei eine Blaskapelle nicht fehlen durfte, musste ein auswärtiger Verein verpflichtet werden. Nachdem nun der Gemeinderat für die Anschaffung von Instrumenten Geld zur Verfügung gestellt hatte und der Dirigent Josef Luxen schon auf ein paar Bläser aufbauen konnte, gewann die Musikkapelle schnell an Profil. Zu den Musikern der ersten Stunde zählten Josef Luxen, Josef Velser, Matthias Schmidt, Anno Hein, Fritz Pütz, Albert Hein, Michael Wielspütz, Peter Velser und Konrad Hein. Obwohl die Bläsergruppe eine eigene Geschäftsführung und Kasse hatte, galt sie als eine Abteilung innerhalb des Männergesangvereines. Die Versammlungen und die Konzerte wurden gemeinsam durchgeführt. 54)

Kloster der Missionare vom „Heiligsten Herzen Jesu“ im Jahr 1962
Innenansicht Kapelle (Fotos: Medienzentrum des Kreises Euskirchen)

23. Juni
Mit einem 1:0 Sieg über den SV Nierfeld errang die 7er Schülermannschaft vom SV Vussem die Kreismeisterschaft. Das Siegtor im Grenzlandstation Kall erzielte Robert Fischer. Die Mannschaft des SV Vussem spielte in folgender Aufstellung:
Albert Wielspütz, Karl Müller, Hans-Joachim Emonds,
Albert Velser, Hermann-Josef Breuer, Josef Breuer, Robert Fischer. 75)

23./24. Juni
Kreissängerfest und 70jähriges Bestehen des Männergesangvereins Vussem

Mit einem Schweigemarsch zum Ehrenmal begannen am Samstag die Festlichkeiten. Die Ehrung der gefallenen und verstorbenen Sangesbrüder wurde mit dem „Sanctus“ von Schubert eröffnet. Herr Josef Hein hielt die Ansprache und gedachte besonders des verstorbenen Gründers Johann Diesternich, sowie des langjährigen Vorstandsmitgliedes Alex Wielspütz.
Gegen 20:00 Uhr begann der Festkommers im Saale Schneider. Chorleiter Josef Luxen begrüßte die Gäste und Ehrengäste, unter ihnen Landrat Linden, Amtsbürgermeister Giesen, Amtsdirektor Brendt, Gemeindebürgermeister Breuer, den Vorsitzenden des Kreissängerbundes Pützer aus Hellenthal, den Ortspfarrer und die Patres aus dem Missionshaus. Bei den musikalischen Darbietungen wechselten sich der MGV, der Quartettverein der Essener Verkehrs-AG (ein Gastverein aus Essen) und das Streichorchester des Euskirchener Harmonievereines ab. Schließlich nahm der Vorsitzende des Kreissängerbundes, Herr Pützer, die Ehrungen der Jubilare vor. Für 40 Jahre aktive Mitgliedschaft erhielt Fritz Dreesen eine Urkunde mit dem goldenen Sängerabzeichen.
Für 25 Jahre aktive Mitgliedschaft wurden Fritz Gerards, Anton Klinkhammer und Jakob Dreesen geehrt. Weitere Ehrungen kamen Albert Hein, Clemens Elsner, Matthias Dreesen, Wilhelm Dreesen, Anton Dalboth, Hubert Kuck, Hubert Breuer und Albin Wilke zu teil. Eine besondere Ehrung erhielt der langjährige Sangesbruder Hubert Schmidt für seine 60-jährige Mitgliedschaft. Für seine 60 jährige Tätigkeit als förderndes Mitglied des Vereines sprach man auch Wilhelm Bertram Dank und Anerkennung aus.
Unter dem Vortritt des Trommler- und Pfeiferkorps aus Hostel formierten sich am Sonntag die Gastvereine mit ihren Fahnen zum großen Festzug durch den Ort. Der Umzug nahm seinen Anfang an der Gastwirtschaft „Zur Schneidmühle“. Nach dem Festzug traf man sich in der vollbesetzten Turnhalle zum Freundschaftssingen. Leider reichte die große Halle nicht, alle die sangesfrohen Menschen aufzunehmen. Das Programm in der Turnhalle eröffnete der Gastverein aus Essen. In programmmässiger Folge betraten dann die Gesangvereine aus Kall, Heimbach, Ripsdorf, Sötenich, Hausen, Kalenberg, Zingsheim, Satzvey, Hellenthal, Gemünd, Mechernich und der Kirchenchor Vussem-Breitenbenden die Bühne und brachten ihre Vorträge dar. 86)

26. August
Pater Alfons Schmitz, ehemaliger Seelsorger des Rektorats Vussem-Breitenbenden, feierte hier sein goldenes Priesterjubiläum.
Der Jubilar, ein Mitglied des Ordens der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu, war vom November 1935 bis Januar 1946 mit der örtlichen Seelsorge betraut. Den Gemeindemitgliedern blieb Pater Schmitz in guter Erinnerung, denn seinem Engagement ist es mit zu verdanken, dass in den Kriegsjahren die Rektoratskirche gebaut wurde.
Von der Schule aus setzte sich ein Fackelzug in Bewegung. Der Jubilar begleitete den Umzug im Auto. An der Kirche stand sogar ein Triumphbogen. Anschließend ging es zum Missionshaus, wo eine großartige Beleuchtung installiert war. Wegen des guten Wetters konnte die Feier draußen stattfinden. Ein Schulkind (Annemie Weiler) trug ein Gedicht vor und überreichte dem Jubilar einen Strauß roter Rosen. Sodann sang der Kirchenchor. Schließlich hieß der amtierende Pfarrer Sobieszczyk Pater Schmitz herzlich willkommen und übermittelte ihm die Glück- und Segenswünsche der Pfarrgemeinde. Die große Anteilnahme der Bevölkerung an dieser Feier zeugte von der Verbundenheit mit dem Jubilar, die nach wie vor besteht.
Als Geschenk der Pfarrgemeinde überreichte Pfarrer Sobieszczyk ein Rochett und eine Stola. Nachträglich wurde auch Pater Ratte begrüßt, der ebenfalls als Seelsorger im Rektorat tätig war. Nachdem der Chor des Missionshauses ein Lied dargebracht hatte, hielt Pater Superior Jakob Christ seine Ansprache. Weiterhin übermittelte der Gemeindebürgermeister Hubert Breuer seine Glückwünsche. Nach der musikalischen Darbietung des Männergesangvereines dankte der Jubilar in herzlichen Worten, dass die Gemeinde ihn nicht vergessen habe. Die Festlichkeiten fanden ihren Abschluss mit einem Levitenamt und einem von den Novizen im Saale Schneider vorgetragenen Theaterstück, es hieß „Treffpunkt Korea“. 87)

1963

März
Aus der Volksschule wurden entlassen:
Regina Mies,
Ursula Mattern,
Hertha Janke,
Annemie Weiler,
Karl Müller,
Alfred Wielspütz,
Albert Wielspütz,
Hermann Josef Breuer. 13)

September
Ein Jahr nach seinem goldenen Priesterjubiläum verstarb in Marienbaum am Niederrhein der von März 1935 bis Januar 1946 im Rektorat Vussem-Breitenbenden tätig gewesene Seelsorger Pater Alfons Schmitz. 87)

Feuerwehrgerätehaus im Jahr 1963
(Fotos: Medienzentrum des Kreises Euskirchen)

Das Anwesen Velser, ein kleines Fachwerkhaus mit Stallung, das bislang die Sicht von der Hauptstraße auf die Front der Turnhalle sehr beeinträchtigt hatte, wurde vom Eigentümer abgerissen. Um die Umgebung der Turnhalle zur Hauptstraße hin entsprechend zu gestalten, hatte der Eigentümer Josef Velser auf Drängen und Entgegenkommen der Gemeinde das Anwesen verkauft und in der heutigen Dörriesstraße einen Neubau errichtet. Das kleine Fachwerkhaus war etwa einhundert Jahre alt und verfügte noch über einen intakten Steinbackofen, der außen angebaut war. 75)

1964

4. Januar
Nachdem Karl Wirtz, langjähriger Vorsitzender des SV Vussem aus Alters- und Gesundheitsgrün-den sein Amt niederlegt hatte, wählte der Sportverein in seiner Jahreshauptversammlung einen neuen Vorstand. Zum Vorsitzenden wählten die Mitglieder Albin Wilke und zum Stellvertreter Jo-sef Bruns. Hubert Thomae behielt die Geschäftsführung sowie die Kassenführung des Vereines. Die Jugendleitung übernahm weiterhin Peter Dreesen. Karl Wirtz, dem der Verein viel zu verdan-ken hatte und der wirklich durch seine Arbeit und Sorge für den Sportverein unermüdlich und un-eigennützig aktiv war, wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt. 88)

März
Die Entlassungszeugnisse der Volksschule erhielten:
Liselotte Dreesen,
Marianne Wollenweber,
Konrad Hein,
Ludwig Lingscheidt,
Hans Höller,
Adolf Berners,
Werner Michel Seliger. 13)

April
Die Schülerzahl der Volksschule nahm weiter ab. Mit dem neuen Schuljahr betrug die Gesamtschülerzahl nur noch 39. Hierdurch geriet die zweite Lehrerstelle in Gefahr. Als Gründe nannte Lehrer Thomae den Geburtenrückgang und die Tatsache, dass derzeit 17 Schüler weiterbildende Schulen, wie Gymnasien, Handels- und Realschulen besuchten. 13)

Blick zur Volksschule und der Turnhalle im Jahr 1964

4. September
Für die Wahl der Vertretung der Gemeinde Vussem-Bergheim standen laut Wahlzettel folgende neun Personen zur Verfügung:

Hubert Breuer, Transportunternehmer, Vussem, CDU,
Josef Hein, Maschinenbaumeister, Vussem, CDU,
Josef Pütz, Schreiner, Bergheim, CDU,
Peter Heß, Bergheim, CDU,
Friedrich Pütz, Hobler, Vussem, SPD,
Hans Schüttler, Geflügelzüchter, Bergheim, SPD,
Johann Sistig, Bäckermeister, Vussem, SPD,
Helmut Fischer, Versicherungskaufmann, Vussem, FDP,
Josef Heß, Landwirt, Bergheim, FDP,
Margarethe Klinkhammer, Hausfrau, Vussem, FDP.

Entsprechend dem Wählerentscheid und der Wählerliste bildeten später den Gemeinderat:
Hubert Breuer, Vussem, CDU, Vorsteher,
Josef Hein, Vussem, CDU,
Karl Wirtz, Vussem, CDU,
Peter Heß, Bergheim, CDU,
Johann Sistig, Vussem, SPD,
Anton Vogelsberg, Bergheim, SPD,
Josef Heß, Bergheim, FDP. 13) 18)

Nach zweijähriger Arbeitszeit waren die Umlegungs- und Sanierungsarbeiten auf dem Friedhof beendet worden. 75)

Kurz bevor der Landwirt Wilhelm Müller (Scheffes) verstarb, wurde das letzte Vussemer Ackerpferd abgeschafft. Wilhelm Müller war der letzte örtliche Landwirt, der seine Landwirtschaft mit einem Pferdegespann bewältigte. Somit gab es im Ort kein Pferd mehr, für den Martinszug musste schon ein Pferd von auswärts ausgeliehen werden. 89)

1965

15. März
Die beiden Patres, Stanislaw Sobieszczyk und Jakob Christ, feierten mit der Vussemer Bevölkerung in der Turnhalle ihr 25-jähriges Priesterjubiläum. Die Jubilare sind Angehörige des Ordens der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu mit Niederlassung in Vussem. Pater Stanislaw Sobieszczyk, ein gebürtiger Hamburger, ist Pfarrer der Pfarr-Vikarie Vussem-Breitenbenden. Nach dem Empfang der Priesterweihe im Jahr 1940 ging er bald nach Ostpreußen, wo der Orden in Bischofsburg eine Niederlassung hatte. Zunächst tätig als Kaplan in Wartenburg, wurde Pater Sobieszczyk später von der russischen Front überrollt. Die Russen und Polen ließen ihn gewähren, wenn er dabei auch oft in Lebensgefahr geriet. Später erhielt er sogar die Stelle eines Pfarrers. Mitte der fünfziger Jahre war die Lage unerträglich geworden. Pater Stanislaw Sobieszczyk gelangte in den Westen, wo er seit 1957 im Rektorat und der späteren Pfarr-Vikarie Vussem-Breitenbenden als Seelsorger tätig ist.
Pater Jakob Christ, geboren in Gödenroth im Hunsrück, durchlief bis zu seiner Weihe dieselben Stationen wie sein Mitbruder Sobieszczyk. Sechs Jahre wirkte er dann als Kaplan in der Seelsorge in Büderich und Ossenburg am Niederrhein, bevor er als Erzieher und Lehrer an das Internat nach Boppard und Hiltrup berufen wurde.
Ein halbes Jahr lehrte er auch im Hause der französischen Ordens-Provinz in Fribourg (Schweiz). Anschließend wirkte er zwei Jahre lang in der Volksmission in Hamm. Seit Mai 1961 ist Pater Christ als Superior und Novizenmeister im Missionshaus tätig. 90) 91)

20. März
Folgende Schüler wurden aus der Volksschule entlassen:
Rita Münch,
Annegret Wirtz,
Heinz Weiler,
Hans Theo Linden,
Siegfried Janke. 13)

Die Freiwillige Feuerwehr hielt Einzug in das neu errichtete und geräumige Gerätehaus am Schwimmbad. Das bisherige sogenannte „Spritzenhaus“ an der Gabelung Holzheimerweg – Friedhofsweg war zu klein geworden. 75)

Die einundzwanzigjährige Gerhilde Gerhards, Tochter von Fritz Gerhards und Anna, geborene Dalboth, trat dem Orden der Vinzentinerinnen bei und nahm den Namen Schwester Gisela an. Schwester Gisela arbeitet im Pflegedienst für behinderte Kinder und Jugendliche. 37)

Zu Anfang der sechziger Jahre übernahm die Familie Jakob Wüllenweber aus Höngen bei Aachen die Gastwirtschaft Franz Schneider und benannte sie in „Margaretenhof“ um. Nach den Umbauten verfügt nun auch erstmals eine Vussemer Gaststätte über eine Kegelbahn. Jakob Wüllenweber ließ eine vollautomatische Kegelbahn installieren, die von den Kegelclubs gerne angenommen wurde. 75)

Dezember
Das Dorf Vussem zählte 403 Einwohner. 75)

1966

März
Als letzte Schüler der Volksschule Vussem erhielten nach achtjähriger Schulzeit die Entlassungs-zeugnisse:
Annelie Giesmann,
Johannes Hein,
Peter Gülden.

7./8. Mai
Mit einer Tanzveranstaltung, einem Festzug und einer Schauübung feierte die Freiwillige Feuerwehr ihr dreißigjähriges Bestehen. Bereits am Samstag war in der Gastwirtschaft „Margaretenhof“ eine Tanzveranstaltung. Am Sonntag begannen die Feierlichkeiten mit einem Festzug durch den Ort, an dem auch die Feuerwehren aus Mechernich, Lorbach, Harzheim und Eiserfey teilnahmen. Da die Feuerwehr kein Löschfahrzeug besaß, mußte sie ein Fahrzeug für die Schauübung ausleihen.
Viele Zuschauer waren von der Schauübung, die auf dem Sportplatz stattfand, enttäuscht, denn es wurde kein Brandobjekt in Angriff genommen. Anhand der Trockenübung wollte man demonstrieren, dass bei den Wehrleuten im Ernstfall die erforderlichen Handgriffe sitzen.
Zur Gründung der Feuerwehr in Vussem wußte Brandmeister Michael Wollenweber leider auch nichts zu sagen. Es war wohl im Mai 1936, als Wilhelm Münch die Wehr aufbaute. Als er durch Kriegseinwirkung am letzten Vussemer Kriegstag (6. März 1945) verunglückte, übernahm Karl Wirtz das Kommando und baute mit Franz Weiler die Feuerwehr neu auf. Im Jahre 1961 trat der jetzige Brandmeister Michael Wollenweber, der zum stellvertretenden Amtsbrandmeister gewählt worden war, sein Amt an. Bei den bisherigen Einsätzen stand der Löschgruppe eine Motorspritze vom Typ TS8/8, die im Anhänger von einem Traktor gezogen wurde, zur Verfügung. 75) 92)

1. Juli
In Namibia, ehemals Deutsch Süd-West-Afrika, verunglückte die Missionsschwester M. Clothild, geborene Theresa Wagner, tödlich. Schwester M. Clothild war seit 1953 für den Orden der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen-Jesu in der afrikanischen Mission tätig. Sie hatte ihr Hauptbetätigungsfeld im Theresien-Hospital von Otjiwarongo in Namibia. 94)

Die Voith-Gruppe, mit Sitz in Heidenheim, erwarb 50% des Kapitals der Otto Dörries GmbH. 22)
1967

1967

März
Im Anwesen der Familie Müller (Scheffes) in der Mühlengasse brach ein Brand aus. Durch das rasche Eingreifen der Feuerwehr konnte ein Übergreifen der Flammen von den Stallungen auf das Wohnhaus verhindert werden. Bei dem Anwesen Müller handelt es sich um ein rechtwinkeliges Fachwerkhaus mit Torbau. Obwohl das eigentliche Alter unbekannt ist, dürfte es wohl mit 200 Jahren nicht zu hoch angesetzt sein. Die Familie Müller (Scheffes) ist nachweislich die älteste im Ort ansässige Familie, die sich über 300 Jahre in Vussem zurückverfolgen lässt. Familienmitglieder der Müllers waren Amtspersonen wie Schöffen, Wald- und Feldschütze und in neuerer Zeit als Gemeinderatsmitglieder tätig. Ob in alter Zeit, also vor 1794, auch das Herrengeding hier tagte, kann nur vermutet werden. Der Hausname „Scheffes“ dürfte wohl von der Schöffen-, Scheffentätigkeit der Müllers herrühren. 75) 95) 96)

1. und 2. Juli
Der Männergesangverein 1892 Vussem feierte sein 75-jähriges Bestehen in Verbindung mit dem Kreissängerfest. Die Kölnische Rundschau berichtete unter anderem wie folgt:

Ein bemerkenswertes Konzert war des Stiftungsfestes Mittelpunkt

„Die Gemeinde Vussem feierte mit ihrem Männergesangverein das Fest des 75jährigen Bestehens
Nach den einleitenden Begrüßungsworten spielte zunächst ein Hornquartett des städtischen Opernhauses Essen. Anschließend trat der Solist des Abends, Opernsänger Willi Dams vom Opernhaus Essen auf. Er sang das „Ave Verum“ von W. A. Mozart und „Selig sind die, die Verfolgung leiden“ von W. Kienzl. Herzlicher Beifall dankte dem Sänger für seine Darbietungen. Anschließend trug der Vussemer Männergesangverein einige Lieder vor. Im ersten Teil des Konzertes wurden durchweg geistliche Lieder geboten, im zweiten Teil Heimatlieder und im dritten Teil standen Liebe und Abschied im Vordergrund. Den Abschluß bildete ein fröhlicher Ausklang. Die Besucher zeigten sich von den Darbietungen sehr angetan und spendeten immer wieder Beifall. Die Vussemer Sänger sind zu diesem Abend zu beglückwünschen.
Bereits vor dem Konzert hatten die Mitglieder am Ehrenmal mit einer Kranzniederlegung ihrer Toten gedacht. Der Sonntag begann um 10:00 Uhr in der Pfarrkirche mit einem Festgottesdienst. Aus Anlaß des 75-Jahr-Gründungsfestes hatte der Kreissängerbund das diesjährige Kreissängerfest nach Vussem verlegt. Es wurde Sonntagnachmittag bei strahlendem Sommerwetter im festlich geschmückten Ort festlich begangen.“

Nach dem Umzug gestalteten die Chöre: MGV Sötenich, Kirchenchor Vussem-Breitenbenden, Doppelquartett Eifelperle Heimbach, Gesangverein Frohsinn Kalenberg, MGV Eintracht Zingsheim, MGV Eintracht mit Damenchor Hausen, MGV Hellenthal, MGV 1853 Gemünd, MGV 1863 Mechernich, MGV Liederkranz Breitenbenden sowie der Gemeinschaftschor der Vereine des Sängerkreises Schleiden mit ihren Vorträgen das anschließende Freundschaftssingen.

6. Juli
Der Weihbischof Josef Buchkremer aus Aachen kam zur Altarweihe nach Vussem.
Nach dem Beschluss des II. Vatikanischen Konzils soll der Priester die Heilige Messe mit dem Gesicht zum Volk hin zelebrieren. Daraufhin mussten in den Kirchen zumeist neue Altäre gebaut werden.
In der örtlichen Pfarrkirche gestaltete man den Chorraum neu. Der einst aus der Liedberger Schlosskapelle käuflich erworbene barocke Hochaltar sowie die Kommunionbank gingen wieder dorthin zurück. Der neue große Altartisch aus ganz hellem Sandstein fertigte die Steinmetzfirma Simons aus Mechernich an.
Am Ortseingang wurde der Bischof kurz vor 19:00 Uhr von der Dorfjugend mit buntgeschmückten Fahrrädern abgeholt. Pfarrer Stanislaw Sobieszczyk hieß den Gast willkommen. Nach den Weihehandlungen sowie dem Einbringen der Reliquien der Heiligen Blandina und des Heiligen Virikundus in den Altartisch feierte der Bischof mit der Gemeinde das heilige Opfermahl. Am nächsten Tag weilte der Bischof zur Firmung in Vussem. 97)

1967

Mit Einstellung der landwirtschaftlichen Tätigkeit des Nebenerwerbslandwirtes Josef Velser kam auch das Ende für das letzte örtliche Kuhgespann. Über Jahrhunderte haben Kühe neben Ochsen und Pferden die Zugdienste in der Landwirtschaft verrichtet. Besonders in den kleineren Betrieben, in denen die Haltung der eigentlichen Zugtiere wie Pferde oder Ochsen nicht möglich war, hatten Kühe eine Doppelfunktion zu erfüllen, nämlich Milchlieferant und Zugtier zu sein. Die verbliebenen Betriebe Franz Weiler, Richard Eversheim, Wilhelm Bertram, Christian Pütz und Friedrich Dreesen haben schon seit längerem auf Traktoren umgestellt. 75)

1968

4. Januar
Nach längerer Krankheit verstarb Karl Wirtz aus Vussem. Der Verstorbene war gebürtig aus Breitenbenden und mit Maria, geborene Schneider, verheiratet. Karl Wirtz war einer, der das Gemeinschafts- und Vereinsleben zwei Jahrzehnte lang nach dem II. Weltkrieg mit organisierte. So war er über Jahre hin Vorsitzender vom SV Vussem. Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass der Verein auch in den Jahren mit herrschendem Spielermangel weiterhin bestehen blieb. Mit ebenso großem Engagement war Karl Wirtz mehr als zehn Jahre lang Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr. Über mehrere Legislaturperioden gehörte der Verstorbene auch dem Gemeinderat an.75)

17. März
Nach intensiver Vorbereitung und eindringlichem Aufruf zur Wahlbeteiligung fanden die ersten Wahlen zu den Pfarrgemeinderäten statt. Der Pfarrgemeinderat ist der vom Bischof eingesetzte Pastoralrat und das vom Bischof anerkannte Organ des Laienapostolats der Gemeinde. In der Pfarrvikarie Vussem-Breitenbenden bildete sich der erste Pfarrgemeinderat aus folgenden Personen: Helmut Fischer, Ingrid Kolvenbach, Josef Wagner, Resel Schmidt, Josef Milde, Klara Mattern, Bernard Fuchs, Arnold Mies, Otto Dasburg, Anno Hein, Gertrud Vogelsberg und Pastor Stanislaw Sobieszczyk. Zum Vorsitzenden wählte man Herrn Helmut Fischer. 98)

25. August
Mit Beginn der Spielsaison 1968/1969 meldete der SV Vussem-Bergheim auch eine II. Fußball-Mannschaft. Im ersten Spiel der 3. Kreisklasse Staffel 2 besiegte sie die DJK Tondorf mit 2:0.
88)

Mit den tiefgreifenden Änderungen im Schulsystem wurden die bisherigen Volksschulen aufgelöst; an deren Stelle traten die zentralgelegenen Grund- und Hauptschulen. Für Vussemer Schüler bedeutete dieses der Schulbesuch in Mechernich.
In Vussem hatte eine Volksschule 108 Jahre Bestand gehabt, denn nach einer landrätlichen Verfügung vom Jahre 1858 hatte die Gemeinde eine Schule einzurichten. Der Unterricht begann im Jahre 1860 durch den ersten Lehrer Johann Kirfel. Der erste Schulraum befand sich im „Kolvenbachhaus“, heute Hein/ Mießeler. Mit Ausnahme der dreißiger Jahre sowie in den Jahren 1956 bis 1965 war der Schulbetrieb nur einklassig. Der Lehrer unterrichtete nicht selten bis zu 60 Schüler in einem Raum. Selbst mit dem Schulhaus in der Mühlengasse, heute Keilbergweg Nr. 8, konnten die räumlichen Verhältnisse nur unwesentlich verbessert werden. Immer wieder beklagten die Lehrer die räumliche Enge der Klassenzimmer, von den sanitären Einrichtungen ganz zu schweigen. Erst mit der Fertigstellung der neuen Schule im Jahre 1928 verfügte die Gemeinde auch über die geforderte Lehrerwohnung. Seit ihres Bestehens waren an der Volksschule mindestens 34 Lehrer und 5 Lehrerinnen tätig, hiervon ausgenommen die Lehrervertretungen. 75) 99)

Mit Unterstützung der Firma Otto Dörries erhielt die Freiwillige Feuerwehr ein Löschfahrzeug vom Typ LV8VP. Bisher verfügte die Wehr über eine Motorspritze TS8/8, die im TSA-Anhänger von einem Traktor gezogen werden mußte. 75)

Herrenhaus von „Neuhütte“ im Jahr 1968, abgerissen um 1970
(Foto: Werkfoto der Fa. Dörries)

Der Orden der Missionare vom Heiligsten-Herzen-Jesu schloss seine Niederlassung in Vussem. Die wenigen Patres und mit ihnen die letzten Primizianten hatten die Stätte, die dem Orden jahrzehntelang als Noviziat gedient hatte, verlassen. Nur Pater Sobieszczyk, der die Pfarrvikarie Vussem-Breitenbenden betreut, blieb noch mit einem Mitbruder und einer Schwester hier wohnen, bis für ihn eine Heimstatt gefunden wurde.
Im Jahr 1926 übernahm der Orden die ehemalige Villa des Fabrikanten Girards und richtete hier sein Noviziat ein. Mit Gründung der Genossenschaft vom Heiligsten-Herzen-Jesu im Jahr 1854 in Frankreich verschrieb sie sich zunächst der Verbreitung des Glaubens in der Heimat sowie der Jugenderziehung. Mit Ausdehnung des Ordens über Frankreich hinaus erhielt er Missionsaufträge in Übersee, wie zum Beispiel in Neuguinea, der Südsee, Australien, China und Südamerika. Somit begann in Vussem für viele Missionare die Fahrt in ihr Missionsland. Nach Ablegung der Reifeprüfung im Internat des Mutterhauses in Hiltrup kamen diejenigen, die sich für den Ordensberuf entschieden hatten, in das Noviziat nach Vussem. In Abgeschiedenheit und Stille hatten sich die Novizen zu prüfen und auf das Ordensleben vorzubereiten. Die Ausbildung lag in den Händen des Novizenmeisters (Superior), der das Ziel der Genossenschaft und das Leben in ihr aufzeigte. Als Ausgleich zu der geistigen Tätigkeit kam auch die körperliche Arbeit zu ihrem Recht. Während der Arbeitszeiten beschäftigten sich die Novizen mit Hausputz und Außenarbeiten im Garten, auf dem Klostergelände und in der klostereigenen Landwirtschaft. In fröhlicher Gemeinschaft entspannte man sich bei Sport und Musik (Chorgesang und gregorianischer Choral wurde besonders gepflegt).
Dreimal im Jahr senkte sich ein Tiefes Schweigen über das Noviziat: achttägige Exerzitien als Vorbereitungen auf die ersten zeitlichen Gelübde, die die Zeit der Vorbereitung und Prüfung beschlossen. Von nun an konnten sie sich Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu nennen. (M. S. C. = Missionari Sacratissimi Cordis). Als junge Kleriker verließen die Missionare Vussem und begannen ihr eigentliches Studium, das mit zwei Jahren Philosophie im Missionsseminar Freudenberg bei Kleve begann. Insgesamt besuchten 364 Studenten das Missionshaus in Vussem, um sich auf ihre Aufgabe als Priester vorzubereiten. „Nicht Nachwuchsmangel lässt die Ordensgemeinschaft das Haus auflösen, sondern die Erkenntnis, die das Konzil der Kirche vermittelte.
Der zukünftige Ordensbruder und Seelsorger soll nicht mehr in Weltabgeschiedenheit sondern im Kontakt mit den brennenden Problemen dieser Welt sich auf seinen Beruf vorbereiten“
. (So Pater Superior Jakob Christ im Kölner Stadtanzeiger vom 4./5. Mai 1968). Für die Kirchengemeinde Vussem-Breitenbenden ging mit dem Weggang der Missionare eine Ära zu Ende. Sehr aktiv hatte man seitens des Klosters in der Gemeinde gewirkt, sei es bei der Gestaltung der Gottesdienste, im musikalisch-kulturellen oder im menschlichen Bereich. Es war dies ein großer Verlust.100) 101)

1969

Januar
In dem Mehrfamilienhaus, der sogenannten Kaserne am Friedhofsweg, brach ein Brand aus. Die anrückenden Feuerwehren aus Vussem und Mechernich konnten das Feuer schnell löschen. Die Wohnungseinrichtung der Familie Franz Nießen war nicht mehr zu retten. Auch die Wohnung der Eheleute Matthias und Barbara Braun wurde durch Wasserschäden unbewohnbar. Beide Familien fanden in den Wohnungen der Schule Unterkunft. Nur die Wohnung der Eheleute Heinrich und Anna Hein blieb vom Feuer und Löschwasser unberührt. Das Anwesen gehörte ehemals Johann Diesternich, der es zum Anfang der zwanziger Jahre an die Fabrikantin Frau Girards verkaufte. Vielen Familien gab die „Kaserne“ Wohnung. Manch eine Vussemer Familie hat hier, wenn auch kurzzeitig, Unterkunft gefunden. Gegen Mitte der sechziger Jahre verkaufte die Familie Girards die „Kaserne“ an die Gemeinde. 102)

1. März
Die Eheleute Heinrich Hein und Anna, geborene Lennartz, feierten mit ihrer Familie und Bekannten das Fest der Goldenen Hochzeit. 85)

30. Juni
In der Gastwirtschaft „Zur Schneidmühle“ fand die letzte Gemeinderatsitzung der Gemeinde Vussem-Bergheim statt. Mit Wirkung vom 1. Juli 1969 wurde die erste Stufe der kommunalen Neugliederung wirksam. Die ehemals selbständigen Gemeinden Mechernich, Breitenbenden, Harzheim, Holzheim, Lorbach, Vussem-Bergheim, Berg, Bleibuir, Eicks, Floisdorf, Glehn, Hostel, Kallmuth und Weyer verloren durch Zusammenschluss zur Gemeinde Mechernich ihre kommunale Eigenständigkeit. Dem letzten Rat der Gemeinde Vussem-Bergheim gehörten an: Hubert Breuer als Vorsteher, Josef Bruns, Josef Hein und Johann Sistig aus Vussem, sowie Josef Heß, Peter Heß und Anton Vogelsberg aus Bergheim.
Über Jahrhunderte waren beide Orte verwaltungsmäßig miteinander verbunden. Spätestens ab der Mitte des 14. Jahrhunderts führten die Herren und späteren Grafen von Schleiden als Lehnsherren der Trierer Kurfürsten, die die Grundherrschaft besaßen, das Regiment.
Aufgrund von Erbauseinandersetzungen gelangten die Orte nach dem Jahre 1593 in die Hand des Grafen von Manderscheid – Blankenheim. Im Jahre 1609 belehnte der Kurfürst von Trier die miteinander verwandten Grafen von Manderscheid – Blankenheim – Gerolstein mit Vussem und Bergheim. Da die Gerolsteiner ihren Anteil zumeist an die Blankenheimer verpfändeten, so auch in den Jahren 1609, 1611 und 1615, wurden schließlich beide Dörfer im Jahr 1636 dem Haus Blankenheim ganz übertragen. Im Blankenheimer Grafschaftsverband bildete Vussem und Bergheim ein Gericht, das mit Personen beider Orte als Schöffen (Scheffen) besetzt war. Schöffenweistümer, Herrengedingsprotokolle, Abgabeverzeichnisse, Grenzbegänge und Verordnungen geben Auskunft über damalige Verhältnisse. Nach den Grenzbeschreibungen bildeten Vussem und Bergheim einen einheitlichen Gerichtsbezirk.
Nachdem der letzte Manderscheid – Blankenheimer Graf im Jahr 1780 verstarb, wollte Kurtrier die als Mannlehen geltenden Orte einziehen und dem Amt Hillesheim zuschlagen. Somit waren die Lehns- und Herrschaftsrechte in Vussem und Bergheim für längere Zeit zwischen Kurtrier und Blankenheimer Erben strittig. Letztendlich konnte sich die in Blankenheim regierende Gräfin von Sternberg in diesem Streit behaupten.
Während der Zeit der französischen Verwaltung von 1794 bis 1813/14, vor allem nach der Bildung der Mairien gegen Mitte des Jahres 1800, trat der Gemeindecharakter beider Ortschaften wieder deutlich hervor, indem der Maire der Mairie Vussem beide Bezirke als „communes“ bezeichnete. Mit Beginn der preußischen Verwaltung im Jahre 1816 erschienen die Gemarkungen beider Siedlungen als Gebiet einer einheitlichen Gemeinde, nämlich als das der Gemeinde Vussem-Bergheim. Obwohl sich in den Jahren 1906/1907 in Bergheim der Wunsch auf Eigen- und Selbständigkeit regte, hatte die Gemeinde Vussem-Bergheim bis zum 30. Juni 1969 Bestand. 18) 103)

Anmerkung: Mit der vorstehenden Ausführung sollte ein knapper Überblick über die Zusammenhänge der Dörfer Vussem und Bergheim gegeben werden. Die bisher in Einsicht genommenen Archivakten, die im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und dem Staatsarchiv Koblenz verwahrt werden, bedürfen noch einer vollständigen Auswertung. Das Ergebnis würde in seiner Fülle sicherlich den Rahmen dieser Chronik sprengen.

22. Juli
Vussem schaffte den Aufstieg zur 1. Fußballkreisklasse durch einen 2:1 Sieg gegen Olef.
Mit Abschluß der Fußballsaison 1968/1969 belegte der SV Vussem-Bergheim in der 2. Kreisklasse, Staffel 2, hinter dem FC Oberahr den zweiten Platz. Um nun in die erste Kreisklasse aufsteigen zu können, musste der SV in einem Aufstiegsspiel gegen den FC Olef II, dem zweiten der 2. Kreisklasse, Staffel 1, antreten.
Von dem Aufstiegsspiel berichtete die Kölnische Rundschau vom Montag den 23. Juli unter anderem wie folgt:
„Man glaubte sich fast in ein Aufstiegsspiel zur Bundesliga versetzt – ein solches Gedränge herrschte auf den schmalen Parkplätzen vor dem Keldenicher Gelände. Dabei war der Vussemer Anhang bei weitem in der Überzahl, und Prunkstück der Vussemer war ein kleiner Ziegenbock, natürlich in den Vussemer Nationalfarben schwarzgelb! Ob dieser Geißbock nicht das Geheimnis des Erfolges der Vussem/ Bergheimer Mannschaft war?
Schon nach drei Minuten ging Vussem durch Mittelstürmer Höller in Führung, der einen schlecht plazierten Kopfball von Ranglack mit der Brust aufnahm, noch ein paar Schritte lief und dann unhaltbar für Torwart Gehlen einschoß.
Bei beiden Mannschaften machte sich zunächst starke Nervosität bemerkbar, doch nach etwa 10 Minuten erzwang dann Olef ein ausgeglichenes Feldspiel. Wolter versuchte es mit Weitschüssen, doch kam er damit nicht durch. Dann hatte Mach eine Lücke in der Vussemer Abwehr erspäht, umspielte einen Verteidiger und schoß flach ins rechte Eck ein. Bis zur Halbzeit sah man dann noch ein verteiltes Feldspiel mit verschiedenen Chancen auf beiden Seiten, doch für die zweite Halbzeit erwartete man dann endlich die Olefer Überlegenheit.
Es kam aber dann ganz anders: Nach Wiederbeginn baute Olef ziemlich stark ab, so daß Vussem jetzt dank der besseren Kondition das Spiel in der Hand hatte und zeitweise die Olefer Abwehr mächtig unter Druck setzte. Der Vussemer Linksaußen Stark war der beste Spieler auf dem Platz und versetzte die Olefer Abwehr immer wieder. Dann aber hatten die Olefer eine Chance, die ihnen eigentlich ungewollt der Schiedsrichter verdarb: Wolter schoß einen direkten Freistoß an der Mauer vorbei ein, doch hatte der Schiedsrichter Zehntelsekunden vorher gepfiffen, weil die Vussemer Abwehrmauer nicht stehengeblieben war. Pech für Olef, daß dann aus der Wiederholung nichts wurde. Dann war aber Vussem wieder an der Reihe, und die Vussemer Anhänger jubelten schon „Tor“, als ein Schuß von Steffens von der unteren Seite der Querlatte wieder ins Feld zurücksprang. Im Olefer Strafraum spielten sich jetzt tolle Situationen ab, die Führung der Vussemer war nur noch eine Frage der Zeit. Das 2:1 erzielte dann wiederum der bärtige Mittelstürmer Höller, der in rechter Position eine flache Bombe losließ, die Gehlen nur noch aus dem Tor fischen konnte. Jetzt wurde Olef noch einmal wach und erzielte nacheinander mehrere Eckbälle, doch die Vussemer Abwehr übertraf sich selbst, allen voran der blonde Mittelläufer. Die Vussemer Mannschaft zeigte einen ungeheuren Einsatz, und wer geglaubt hatte, daß die Olefer Technik die Vussemer einfach erdrücken würde, der sah sich überrascht. Vussem konnte auch technisch gesehen durchaus gefallen und war auf verschiedenen Posten ausgezeichnet besetzt.
In der zweiten Halbzeit liefen die meisten Angriffe immer wieder über die linke Seite, und vielleicht wäre Vussem noch erfolgreicher gewesen, wenn man Linksaußen Stark in die Mitte genommen hätte. Allerdings war die Olefer Abwehr das ganze Spiel über ziemlich unsicher, und das beeinträchtigte schließlich auch die Leistungen des Sturmes, der längst nicht so viele Torgelegenheiten herausholte wie der Vussemer Angriff. In den letzten fünf Minuten bäumte sich Olef dann noch einmal auf und bestürmte das Vussemer Gehäuse, doch Tore fielen keine mehr.“

Nach dem Spiel kannte die Freude der überglücklichen Vussem/Bergheimer keine Grenzen; auch die „R“ schließt sich den Gratulanten mit einem herzlichen Glückwunsch zu diesem verdienten Sieg und dem damit verbundenen Aufstieg an.
Vussem/Bergheim: Schoder, Schulz, Bertram, Schröteler, Wolfgarten, Arthur, Furtmeier, Höller, Breuer, Stark, Steffens. – Olef II: Gehlen, Breuer, Ranglack, Käsbach, Mach, Wolter, R. Gehlen, Heuer, F. Heuer, Gobin.
Anmerkung: Der Ziegenbock, der ein gelbes Trikot mit schwarzen Streifen trug, war von Johann Kolvenbach. Bei dem blonden Mittelläufer handelte es sich um Michael Schröteler.

Nachdem die Voith-Gruppe, mit Sitz in Heidenheim, im Jahr 1966 zu 50% Teilhaber der Firma Otto Dörries geworden war, erwarb sie jetzt die restlichen 50% Anteile des Kapitals der ortsansässigen Maschinenfabrik und Eisengießerei. 22)

1970

17. Juni
Im Zuge der Zeit kam es im Kreis Schleiden zu Fusionen von Sportvereinen. Da man in Vussem glaubte, mit eigenen Kräften den künftigen Leistungsansprüchen im Fußball nicht mehr genügen zu können, kam es zur Fusion mit der um eine Klasse tiefer spielenden T.u.S. Eiserfey. Die Gründungsversammlung der Turn- und Sportvereinigung T.S.V. Feytal mit den Farben blau/gelb fand in Eiserfey im Saale der Gastwirtschaft Geschwister Esser statt. 75)

15. Juli
Im Alter von 73 Jahren verstarb der erste Nachkriegs-Gemeindebürgermeister Albert Hein. Der Verstorbene wurde in Vussem geboren und war mit Katharina, geborene Wirtz, verheiratet. Der über Jahre im Gemeinderat tätige Albert Hein war auch langjähriges Mitglied des Gemeinderat tätige Albert Hein war auch langjähriges Mitglied des Männergesangvereins und zählte zu den Gründern des Sportvereins und der Feuerwehr. Noch als Rentner versah Albert Hein am Vussemer Lehrschwimmbecken den Dienst eines Bademeisters. 75)

Juli
Der Sportverein Vussem feierte sein fünfzigjähriges Bestehen mit einem Festkommers, Tanzveranstaltungen sowie einem Fußballturnier. Die Feiern zogen sich über zwei Wochen hin. Ehrenpräsident Hubert Thomae konnte eine stattliche Zahl von Gästen und Ehrengästen begrüßen. Leider waren von den vielen noch lebenden Gründungsmitgliedern nur drei zugegen.
Aus der Hand von Josef Bruns erhielten die drei anwesenden Vereinsgründer Franz Klinkhammer, Heinrich Hein und Hubert Kuck die Ehrennadel des Vereins. Die Festrede hielt der Kassenwart Matthias Bertram. Er sagte:
„Der Verein habe schöne Zeiten erlebt und besondere Höhepunkte zu verzeichnen. Aber auch schwierige Zeiten habe der Verein überwinden müssen.“
Der 1. Vorsitzende im Jahre 1920 war Albert Hein, der von Deutz 05 zum SV Vussem kam. Er baute den SV Vussem mit einigen weiteren Sportfreunden auf. Bertram erinnerte auch noch daran, dass damals zu Beginn der Spieltätigkeit nur einfache Arbeitsschuhe getragen wurden. Richtige Fußballerschuhe habe damals niemand gekannt. So mussten auch die ersten Spiele mit Gegnern aus anderen Kreisen ausgetragen werden, da es im Kreis Schleiden nur wenige Klubs gab. So fuhren die Vussemer Sportler in der Anfangszeit in den Kölner Raum, um ihre Spiele austragen zu können.
Auch ein Sportplatz, wie man ihn heute in Vussem kennt, gab es zunächst nicht. Vor einer Ginsterlandschaft mußten die Spiele ausgetragen werden. Als vor vielen Jahren einmal gegen TuS Mechernich gespielt wurde und dieses Spiel mit einem Sieg endete, war in Vussem regelrechte Kirmesstimmung.
Bereits am 4.Juli begann das Sportfest, das bis zum 19. Juli dauerte. Mit gutem Fußball wurde erstmals der von Helmut Fischer (Allianz-Generalagentur) gestiftete Wanderpokal ausgespielt, den der SV Nöthen gewann. 75) 104)

Daten zum SV Vussem-Bergheim im Jubiläumsjahr

Seniorenmannschaften (1. und 3. Kreisklasse) 2
Jugendmannschaft (Sonderstaffel) 1
11er Schülermannschaft 1
7er Schülermannschaft 1
Alte-Herrenmannschaft 1

Mitglieder
Aktive Mitglieder insgesamt: 77
davon Seniorenspieler: 38
Jugendspieler: 15
Schülerspieler: 24
Vorstandsmitglieder: 7
Schiedsrichter: 6
Kreisschiedsrichterobmann: 1
Übungsleiter: 1
Inaktive Mitglieder: 36
Ehrenmitglieder: 1
Die Mitgliederzahl des Vereins betrug insgesamt 129.
105)


September
Die in der Mühlengasse, heute Keilbergweg, auf dem Grundstück des Josef Esser stehende Esche, der sogenannte „Wellebohm“, wurde gefällt. Einer glaubwürdigen Mitteilung zufolge schätzte man das Alter des Baumes auf circa 200 Jahre, denn es konnten gut 150 Jahresringe gezählt werden. Ob der Name „Wellebohm“ von den hier abgestellten landwirtschaftlichen Geräte, besonders den Wellen, herrührte, lässt sich nur vermuten. Der „Wellebohm“ war ein beliebter Treff- und Tummelplatz der Vussemer Jugend. 106)

Eine am Friedhof errichtete Leichenhalle konnte ihrer Bestimmung übergeben werden. Die bis zur Beerdigung oftmals nicht unproblematische Verwahrung der Toten im Sterbehause sowie die dortige Aufbahrung am Beerdigungstag fand ihr Ende. Bislang wurden die Verstorbenen vom Sterbehaus aus im Leichenzug zum Friedhof getragen beziehungsweise in den letzten Jahren mit dem Leichenwagen dorthin gefahren. 11)

Das statistische Landesamt gab für Vussem mit Neuhütte und Schneidmühle folgende Daten bekannt:

Privathaushalte 120
Einwohner 372
Weiblich 197
unter 15 Jahre 100
15 bis 65 Jahr 235
über 65 Jahre 37
katholisch 351
evangelisch 18

Erwerbstätige, insgesamt 126
davon weiblich 25
Erwerbsquote 33,9%

tätig im Wirtschaftsbereich Land und Forst 6
produzierendes Gewerbe 76
Handel und Verkehr 16
Sonstige 28

Stellung im Beruf

selbständige und mitarbeitende Familienangehörige 12
Abhängige 114

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