1971
Juli
Beim diesjährigen Vussemer Fußballturnier gewann der SV Nöthen zum zweiten Male den Helmut-Fischer-Wanderpokal. 75)
1. September
In dem ehemaligen Missionshaus der Genossenschaft der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu richtete die Familie Heinz Sanden Senior als Pächter ein Alten- und Pflegeheim für circa 80 Personen ein. 75)
Nachdem der Schreinermeister Josef Wagner das Grundstück mit den Gebäuderesten und die Firma Dörries den versumpften Weiher der Schneidmühle und Hammerwerk von Martin Rick aus Düren erworben hatten, verschwanden die letzten Reste der einstigen Eisenverarbeitungsstätte. Das Grundstück mit den Gebäuderuinen wurde planiert und das Gelände des Mühlenweihers baute die Firma Dörries zum Parkplatz aus.
Johann Dietrich Rodtscheid, der 1722 die Neuhütte gründete, errichtete wenig später auch die Schneidmühle nebst Hammerwerk. Das in der Neuhütte produzierte Eisen wurde im Hammerwerk zu Nageleisen, Schlichteisen oder zu Wagenachsen, Pflugscharen, Riestern und Beilen weiterverarbeitet. Die Schneidmühle war eine Eisenspalterei, in der zum Beispiel das Nageleisen geschnitten wurde. Im Jahre 1774 verkauften die Eheleute Johann Wilhelm Rodtscheid und Magdalena Peuschen das Werk an Adolf von Recklinghausen aus Köln. Am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts hießen die Fabrikanten Mehlem & Zelken aus Bonn. Gemäß einer Auflistung der im Kreis Gemünd befindlichen Manufakturen und Fabriken fertigten acht Beschäftigte in der Schneidmühle das Nageleisen. Einer Angabe aus dem Jahre 1836 zufolge produzierte der Fabrikant F. A. Mehlem in der Schneidmühle 1400 Zentner Nageleisen für 6.300 Taler und 100 Zentner Schlichteisen im Wert von 500 Talern. Die namentlich bekannten Hammer- und Schneidmeister waren von 1800 an die aus Drolshagen stammenden Gebrüder Johann Theodor und Jakob Bertram. Die Nachfolger der Gebrüder Bertram waren die Nachfahren des Jakob Bertram, dessen Sohn Daniel, Mitbegründer des Mechernicher Handwerkervereins von 1856, und der Enkel Sigmund. Als letzter der Familie führte Sigmund Bertram das Werk bis zum Jahre 1918. Spätestens zu Beginn des 20. Jahrhunderts lautete der Firmenname Hammerwerk „Schneidmühle“, Axmacher & Bertram, Inhaber Sigmund Bertram. Im Jahre 1923 nannte sich die Firma Hammerwerk Arns & Cie., Kommandit-Gesellschaft.
Der letzte Hammerschmied war Peter Rutt aus Breitenbenden, der die Schneidmühle im Jahre 1936 von der Witwe Girards und Peter Distelrath erwarb. Etwa zur gleichen Zeit kaufte Johann Wagner ein größeres, zur Schneidmühle gehörendes Gebäude und richtete hier eine Schreinerei ein. Von Peter Rutt ging der im Verfall liegende Betrieb an Johann Lückerath aus Breitenbenden und letztlich an Martin Rick. 34) 70) 75) 107) 108)
Anmerkung: Bei der hier erwähnten Eisenverarbeitungsstätte handelte es sich um ein Hammerwerk und eine Schneidmühle. Im Laufe der Zeit setzte sich für die Gesamtheit des Betriebes sowie seines Standortes die Bezeichnung Schneidmühle durch. An das einstige Werk und den Wohnplatz erinnert heute nur noch die an der gegenüberliegenden Straßenseite befindliche Gaststätte „Zur Schneidmühle“.
1972
1. Januar
Das sogenannte „Aachener Gesetz“, die 2. Stufe der kommunalen Neugliederung trat in Kraft. Die Gemeinde Mechernich und die Gemeinde Veytal, bestehend aus den Ortschaften Antweiler, Kommern, Lessenich, Rißdorf, Obergartzem, Satzvey, Firmenich, Wachendorf, Weiler am Berge und der Ortschaft Kalenberg aus der ehemaligen Gemeinde Wallenthal bilden die „Gemeinde Mechernich“. Sie zählt 21.425 Einwohner auf einer Gebietsfläche von 136,34 km2. 109)
25. Februar
In der Scheune des Aussiedlerhofes Eversheim brach Feuer aus. Durch das rasche Eingreifen der Feuerwehren konnte das Übergreifen der Flammen auf die Stallungen verhindert werden. Die landwirtschaftlichen Maschinen, darunter zwei Traktoren, eine Düngemaschine und ein Anhänger waren nicht mehr in das Freie zu bringen. Der gesamte Schaden wurde auf 100.000 DM geschätzt. 110)
Die Vussemer Vereine gründeten ein Ortskartell. Das Ortskartell setzt sich zusammen aus je zwei Mitgliedern der einzelnen Vereine, dem Ortsbeauftragten und sachkundigen Bürgern. Die Mitglieder wählten Josef Luxen zum Vorsitzenden. Mit dem übervereinlichen, örtlichen Gremium, das in einigen Gemeindeorten schon mit Erfolg wirkte, soll in Verbindung mit allen Vereinen das örtliche Kultur- und Gemeinschaftsleben verstärkt werden. 75)
Dezember
Das Ortskartell hatte zum erstenmal die Vussemer Bürger, die älter als 65 Jahre waren, zu einem Altentag mit gemütlichen Beisammensein in den Saal der Gastwirtschaft „Margaretenhof“ eingeladen. 111)
1973
7. April
Unter der Mitwirkung des MGV Kommern sowie des Vussemer Musikvereins feierte der Männergesangverein Vussem sein 80-jähriges Bestehen mit einem Konzert. 75)
3. Mai
Im Alter von 47 Jahren verstarb der Gastwirt und Hauptbrandmeister Michael Wollenweber. Der Verstorbene war seit ein paar Jahren Pächter der Gastwirtschaft „Zur Schneidmühle“. Mit dem Hauptbrandmeister Michael Wollenweber verlor das örtliche wie das Gemeindefeuerlöschwesen einen qualifizierten und engagierten Feuerwehrmann, der in den Jahren von 1961 bis 1968 die Löschgruppe Vussem führte, und der im ehemaligen Amt Mechernich als stellvertretender Amtsbrandmeister tätig war.
Das Elternhaus des Michael Wollenweber ist das Haus in der Trierer Straße 21, dem auch der Hausname „Benewitz“ anhaftet. Das Haus erhielt den Namen von dem ehemals hier wohnenden Paul Benoit, dem Großvater der Mutter Maria Wollenweber, geborene Golbach. Paul Benoit, gebürtig aus Crombach bei Sankt Vith, heiratete 1862 Sibille Klinkhammer. 3) 75)
Mai
Die offizielle Inbetriebnahme und die umfangreichen Erweiterungen im Werk II der Neuhütte waren mit dem 25-jährigen Arbeitsjubiläum des Geschäftsführers der O. Dörries GmbH., Ingenieur Franz Lothmann, verbunden.
Durch die Betriebserweiterungen in den Jahren 1968 und 1969 vergrößerte sich die Produktionsfläche zunächst um etwa 1000 Quadratmeter. Mit dem Trend zu noch größeren Werkzeugmaschinen wurde 1972 mit dem Bau einer 70 Meter langen und 24 Meter breiten Montagehalle, einem Verwaltungsgebäude mit 1400 Quadratmeter Nutzfläche und einem ebenso großen Lagerraum begonnen.
Ein Großteil der Bebauungsfläche musste für diese Erweiterungen vom Orden der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu erworben werden. Es waren umfangreiche Erdarbeiten erforderlich. Die Zufahrt zum ehemaligen Kloster musste verlegt werden. 112)
13. Juli
In die Gastwirtschaft „Margaretenhof“ zog ein neuer Gastwirt ein. Der bisherige Eigentümer Jakob Wüllenweber, der das Lokal über Jahre führte oder verpachtet hatte, fand einen Käufer. Die Eheleute Christa und Werner Anklam aus Köln übernahmen wenige Tage vor dem Margarethenfest die im Vussemer Zentrum gelegene Gastwirtschaft, die Heinrich Schneider im Jahre 1870 eröffnete. 75)
21. Oktober
Im Alter von 79 Jahren verstarb die ehemalige Gastwirtin der Gaststätte „Zur Schneidmühle“, Fräulein Anna Donner. Etwa 35 Jahre führte die allseits beliebte Gastwirtin das Lokal und hatte seit acht Jahren in Breitenbenden im Ruhestand gelebt. 75)
Aufgrund der vielfach gleichlautenden Straßennahmen in der Großgemeinde Mechernich musste aus postalischen Gründen für einige Straßen neue Namen gefunden werden. Die in vielen Orten bestehenden Vereinskartelle, die Geistlichkeit, die interessierte Bevölkerung, sachkundige Bürger, die Ortsbeauftragten und viele andere hatten sich mit der Aufgabe befasst und bei der Festlegung neuer Straßennahmen wertvolle Hilfe geleistet. Für Vussem war das Ergebnis wie folgt:
Dörriesstraße bisher Meinbachweg
Friedhofsweg wie bisher
Harterweg wie bisher
Höhenweg wie bisher
Holzheimer Weg wie bisher
Im Feytal wie bisher
Keilbergweg bisher Mühlengasse
Nordstraße bisher Ackergasse
Rosenweg bisher Kirchstraße
Titusstraße bisher Römerweg
Trierer Straße bisher Hauptstraße 113)
1974
25. Januar
Die Goldene Hochzeit feierte das Ehepaar Christian Pütz und Theresia, geborene Theisgen, mit Kindern, Verwandten und Bekannten in der Triererstraße.
Der 74-jährige Jubilar stammte aus Bergheim. Sein Ehefrau entstammt der über mehrere Generationen am Ort ansässigen Familie Theisgen und war 72 Jahre alt. 75)
17. Juli
Die Scheune des Anwesens Hein/ Mießeler wurde durch einen Brand zerstört und mußte abgerissen werden. 75)
Im Vussemer Neubaugebiet „Am Hang“, den Einheimischen besser bekannt als „em Acker“, wurde das erste Grundstück bebaut. Der bisher in Mechernich wohnende Oberstleutnant Hans Nordmann errichtete auf dem letzten Grundstück an der Straße zur Karlsburg ein Fertighaus. Ein erster Versuch, das Haus aufzustellen, misslang, da die Fertigteile bei der Anfahrt in der Nähe des Anwesens Fritz Pütz vom Lastkraftwagen rutschten.
Ehemals gehörte die gesamte Bebauungsfläche dem Vussemer Landwirt Franz Schneider. Die Gemeinde Mechernich erwarb das Grundstück von den Erben Schneider und wies es nach den erforderlichen Arbeiten als Bebauungsgebiet aus. Vor der im Jahre 1954 abgeschlossenen landwirtschaftlichen Neuordnung hatten viele Vussemer hier ein Stück Land. Für die örtlichen Verhältnisse hatte der „Acker“ einen relativ guten Boden. Laut Bürgerbrief vom 30. Juni 1972 bot die Gemeinde Mechernich die Grundstücke wie folgt an:
Kaufpreis für Bürger der Gemeinde: 7,50 DM/ m2
für auswärtige Bauinteressenten: 9,50 DM/ m2
Aufgrund der Hanglage musste für die aufwendige Erschließung eine Vorleistung von 15,– DM/ m2 auf den Erschließungsbeitrag erbracht werden. 75) 114)
Die Automobilsportler Helmut Klinkhammer und Heinz Sistig errangen auf dem Nürburgring ihren bisher größten Sieg. Beim Europameisterschaftslauf, „dem großen Preis für Tourenwagen“, erreichte das Team den zweiten Platz und erste Europameisterschaftspunkte. Im Jahre 1969 begannen beide den Automobilsport mit der Teilnahme an Rallyes. Nach dem Erhalt der nationalen Fahrerlizenz erlangten sie auf Grund sportlicher Erfolge im Jahre 1971 die internationale Fahrerlizenz, die zur Teilnahme an allen Rennen berechtigte. Bevor sie auf einen von Johannes Schmitz, genannt „Kumpel“, aus Mechernich zur Verfügung gestellten Opel-Commodore umstiegen, bestritten beide ihre Rennen mit einem Simca 1300 sowie mit einem NSU TT. 115)
1975
Mai
Nach 23 Jahren kommunalparlamentarischer Arbeit schied Hubert Breuer aus dem Rat der Gemeinde aus.
Als dreiundvierzigjähriger kam Hubert Breuer im November des Jahres 1952 in den Rat der damals selbständigen Gemeinde Vussem-Bergheim und wurde gleichzeitig zum Ratsvorsitzenden gewählt. Bis zur ersten kommunalen Neugliederung am 1. Juli 1969 übte er das Mandat ununterbrochen aus. In die Amtszeit von Bürgermeister Breuer fielen entscheidende Vorhaben und Maßnahmen, die das Bild der Orte Vussem und Bergheim besonders prägten. Aus der Vielzahl und Fülle der strukturverbessernden Maßnahmen sollen an dieser Stelle nur einige erwähnt werden:
– Bau von Sportplätzen in Vussem und Bergheim
– Bau einer Turnhalle mit Lehrschwimmbecken in Vussem
– Bau einer Schule mit zwei Lehrerwohnhäusern in Bergheim
– Errichtung eines Feuerwehrgerätehauses in Vussem und Bergheim
– Erweiterung und Neugestaltung des Friedhofes in Vussem
– Umfassender Ausbau und Instandsetzung von Gemeindestraßen und
Wirtschaftswegen
– Bau der Kanalisation in Vussem
– Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Neubaugebiet „Am Hang“ in
Vussem
Nahezu 13 Jahre hat Hubert Breuer auch der ehemaligen Amtsvertretung des zum 1. Juli 1969 aufgelösten Amtes Mechernich angehört. Am 9. November 1969 errang Hubert Breuer in seinem Wahlbezirk ein Direktmandat und konnte in der ersten Sitzung des Rates der neu gebildeten Gemeinde Mechernich am 20. November 1969 als Ratsmitglied eingeführt und verpflichtet werden. In der Zeit bis zur zweiten kommunalen Neugliederung, die am 1. Januar 1972 vollzogen wurde, war Hubert Breuer außerdem Mitglied des Ausschusses für Kultur- und Gemeinschaftspflege.
Erneut wurde Herr Breuer dann am 23. April 1972 in die Vertretung der Gemeinde Mechernich gewählt, wobei er gleichzeitig als Mitglied des Ausschusses für Kultur, Sport- und Vereinsförderung fungiert hat. Als Ortsbeauftragter, der Hubert Breuer seit dem Monat Februar 1970 für Vussem war, blieb er auch weiterhin im Amt. 116)
25. Juli
Der Gemeinde Mechernich, bestehend aus den vierundvierzig Ortschaften und Wohnplätzen, wurden die Stadtrechte verliehen.
In der Ernennungsurkunde heißt es wie folgt:
„Die Gemeinde Mechernich im Kreis Euskirchen hat sich vor allem in den letzten Jahren zu einem Ort städtischen Gepräges entwickelt. Soziale und kulturelle Einrichtungen, im Bemühen um das Wohl aller Einwohner geschaffen, legen Zeugnis ab von dem Gemeinsinn und Aufgeschlossenheit ihrer Bürger. In Würdigung der intensiven Bestrebungen der Gemeinde um eine Aufwärtsentwicklung hat ihr die Landesregierung durch Beschluß vom 25. Juli 1975 die Bezeichnung „Stadt“ verliehen.
Düsseldorf den 25. Juli 1975
Die Landesregierung
Heinz Kühn, Dr. Burkhard Hirsch,
Ministerpräsident Innenminister“ 117)
August
Hochbetrieb herrschte am Sonntag auf dem ehemaligen Schulhof, wo das Vereinskartell erstmals ein großes Kinder- und Volksfest veranstaltete. Die Vereine boten den Gästen reichlich Ab-wechslung, so daß Jung und Alt auf ihre Kosten kamen. Für die musikalische Unterhaltung sorgte der Musikverein. Die Kinder waren bei den angebotenen Spielen mit großer Begeisterung dabei. 75)
1976
August
Entsprechend dem Beschluß des Ortskartells sollte jährlich im Wechsel für die älteren Mitbürger ein sogenannter Altentag beziehungsweise ein Ausflug gemacht werden. Höhepunkt der ersten Ausflugsfahrt war eine Fahrt auf dem Rursee. 75)
1977
12. März
Zur Pflege und Förderung des karnevalistischen Brauchtums wurde ein Karnevalsverein gegründet. Mit der Hauptaktivistin Elfriede Reddig traf man sich in der ehemaligen Volksschule zur Gründungsversammlung. Die Anwesenden wählten folgenden Vorstand:
1. Vorsitzende: Elfriede Reddig,
2. Vorsitzender: Hans Klinkhammer,
Schriftführerin: Rita Schmitz,
Kassiererin: Annelie Hein,
Beitragskassierer: Therese Kremer, Irmgard Schwager und Manfred Schulz 118)
14. Mai
Die Eheleute Friedrich Wilhelm Dreesen und Odilia, geborene Theisgen, feierten in der Trierer Straße 29 das Fest der Goldenen Hochzeit. Der aus Harzheim stammende Jubilar war als Bergmann bei der Gewerkschaft Mechernicher Werke tätig. Nebenbei bearbeitete er eine kleine Landwirtschaft, und weiterhin war er über 50 Jahre als Sänger im Männergesangverein aktiv. Die Ehefrau entstammte der alten Vussemer Familie Theisgen und versorgte alltäglich den Haushalt. Das Fest wurde im Kreis der großen Familie mit vier verheirateten Kindern, zehn Enkelkindern und der Dorfbevölkerung gefeiert. 75)
20. September
In den letzten Jahren ermittelte die Vussemer Kirmesgesellschaft den Hahnenkönig an der Schießbude. Am diesjährigen Kirmesdienstag fand jedoch wieder das „Hahnenköppen“ statt.
Die Kölnische Rundschau berichtete am 22. September wie folgt:
„Bei Treffer schrie Hahn vom Tonband
Schaumstofftier in Vussem sah echt aus
Kräftiges Protestgeschrei stimmten Hühner und Hahn im Hühnerstall des Vussemer Landwirtes Franz Weiler an, als sie letzte Woche von einer Hausfrau und einem mit Stöckchen herumfuchteltenden Jungen aus ihrer Ruhe aufgeschreckt wurden. Was der ungewohnte Besuch im Hühnerstall sollte, das erfuhren Vussems Ortsbewohner, als sie sich am Dienstag zum Hahnenköppen versammelten.
Hausfrau und Karnevalsvereinsvorsitzende Elfriede Reddig sowie der kleine Enkelsohn des einzigen noch Hühner haltenden Landwirts Franz Weiler waren letzte Woche mit einem Tonbandgerät „bewaffnet“ in den Hühnerstall gekrochen, um fürs Hahnenköppen am Kirmesdienstag eine stimmungsvolle Geräuschkulisse einzufangen. Damit der Hahn auch kräftig schrie, fuchtelte der Junge mit dem Stöckchen. Der Hahn mag nämlich keine kleinen Kinder.
Jedesmal, als beim Hahnenköppen auf der Straße vor der Schule einer der Akteure Dienstag nachmittag mit dem Säbel traf, drückte die neunjährige Sabine Reddig auf`s Knöpfchen des Tonbandgerätes und ließ Gegacker und Geschrei erklingen.
Vussems Hahnenköppen fand natürlich nur symbolisch statt. Bekanntlich hat ja der Regierungspräsident das auf den Kirmessen übliche Hahnenköppen verboten. Um es dennoch so echt wie möglich zu gestalten, hatte Elfriede Reddig einen künstlichen Hahn gebastelt, der noch aus zwei Meter Entfernung echt aussah. Der im Korb steckende Bauch bestand aus einer mit Schaumstoff gefüllten Fackel, der Hals aus gewickelter Kordel und der Kopf aus einem mit Sand gefüllten Strumpf. Das ganze „Tier“ war mit Federn beklebt. Echt waren die zwei Beine. Sie waren „organisiert“ worden.
Als König der vom Ortskartell unter Begleitung des Musikvereins organisierten Veranstaltung ging nach zwei Stunden der Vussemer Neubürger Lothar Feulner hervor.“
Eine der bekanntesten Kirmesbräuche der Eifel ist das „Hahnenköppen“. Es wird ein Seil zwischen zwei Bäumen gehängt und daran ein Korb ohne Boden befestigt. Ein toter Hahn wird in dem Korb so aufgehängt, daß nur der Kopf herausschaut. Mit verbundenen Augen versucht dann jeder, mit einem Säbel dem Hahn den Kopf abzuschlagen. Wem das gelingt, der ist Hahnenkönig. Um die Kanditaten zu verwirren, werden sie zuvor mehrmals im Kreis gedreht und dann in die Nähe des Korbes geführt. Zudem besteht noch die Möglichkeit, die Korbhöhe durch Ziehen des Seiles zu verändern. Ist der Hahnenkönig ermittelt, erwählt er sich seine Königin. Anschließend wird das Hahnenkönigspaar mit Musikbegleitung durch den Ort geführt. Am Abend trifft sich dann die Kirmesgesellschaft zum Hahnenkönigsball. Im Regierungsbezirk Köln ist das Hahnenköppen als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, wonach kein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund getötet werden darf, verboten.
Über den Ursprung des „Hahnenköppens“ herrschten verschiedene Auffassungen.
So schreibt zum Beispiel N. Henrichs in seinem Buch „Kult und Brauchtum im Kirchenjahr“:
„Je nach Jahreszeit haben sich Erntedankriten mit der Kirchweih verbunden. Hierher gehört das sogenannte Hahnenschlagen (Hahnenköpfen). Am Ende der Ernte wird der Wachstumsgeist, der alt geworden und daher mancherorts als alter Mann vorgestellt wird, und der deshalb seine dahinsiechende Kraft nicht dem Boden mitteilen soll, eingefangen und getötet. Das geschieht nicht selten in der Gestalt eines Hahnes, der dann anschließend auch verzehrt wird, um die Segenskraft des Wachstumsgeistes anzuzeigen.“
Hingegen stand in der RZ Nr. 181 vom 8./9. August 1987 unter Überschrift
„Mit Gallischem Hahn symbolisch abgerechnet“:
„Das auch heute noch gepflegte Hahnenköppen
stammt aus der Zeit der französischen Besatzung, damals wie heute, erfreuten sich beim unterdrückten Volk noch nie großer Beliebtheit. Doch trotz Gehorsam und Unterwürfigkeit nach außen hin fanden die frustrierten Bürger untereinander stets Mittel und Wege, ihrem Unmut über die Besatzer
Ausdruck zu verleihen. So riefen die Bürger von Oberwinter im 18. und 19. Jahrhundert das Hahnenköppen
ins Leben, um die französischen Militärs, die zu dieser Zeit die Rheinlande beherrschten, zu verärgern, ohne daß diese etwas dagegen unternehmen konnten. Denn symbolisch wurde bei dieser Prozedur der Gallische Hahn, jenes nationale Federvieh, malträtiert.“ 75) 119) 120)
26. November
Im Saale des Margaretenhofes fand erstmals eine karnevalistische Veranstaltung des Vussemer Karnevalsvereins statt. Der Verein hatte ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Neben den Darbietungen zweier Tanzgruppen aus Mechernich und Holzheim sowie einer buntkostümierten Vussemer Kindergruppe und dem Vortrag zweier Karnevalsgrößen aus Eiserfey und Holzheim zählte wohl der Besuch des Mechernicher Karnevalsprinzen Rainer I. (Schwinning) zum Höhepunkt des Abends. Für die musikalische Stimmung sorgte die Zweimannkapelle „Eifelgold“ aus Holzheim. 75)
Dezember
Erstmals zu Weihnachten erschien in der Pfarrgemeinde ein Pfarrbrief. Die Herausgeber verbanden mit dem Mitteilungsblatt folgende acht Wünsche:
1. Er möchte jeden Monat erscheinen und dass er von allen gelesen werden
möge.
2. Er möchte die Gemeinde in das mitmenschliche Gespräch bringen.
Er wehrt sich dagegen, dass die einzelne Gemeinde in großen Pfarrverbänden
anonym verschwindet.
3. Er möchte die Brücke schlagen von der Kerngemeinde zur sogenannten
Randgemeinde. Er will auch die Fernstehenden erreichen.
4. Er möchte nicht nur Allgemeines berichten, sondern mitteilen, was in der
Nachbarschaft passiert.
5. Er möchte alle neu Zugezogenen einladen, sich schnell in der Gemeinde
heimisch zu fühlen.
6. Er möchte lokale Information mit einer zeitgemäßen Glaubensverkündung
verbinden.
7. Er möchte anknüpfen bei dem früheren Plausch auf dem Kirchplatz.
Es ist die Fortsetzung des Gesprächs an der Frühschoppentheke.
8. Er möchte ein Spiegel sein, den sich die Gemeinde vorhält und in den sie mit
wachsender Zufriedenheit hineinschauen sollte.“ 121)
1978
4. Februar
Erstmals führte die noch junge Karnevalsgesellschaft einen Karnevalszug durch. Da in den umliegenden Orten die Umzüge am Fastnachtssonntag, -montag und -dienstag stattfinden, wählte der Verein für Vussem den Samstag.
Begleitet von den Musikvereinen aus Vussem und Eicks startete der Zug an der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ und nahm seinen Weg durch den Ort. Die Vussemer, wie auch die vielen auswärtigen Besucher, waren mit der Gestaltung und dem Ausmaß des Zuges sehr zufrieden. Auch die Kinder waren zufrieden, denn ihre mitgebrachten Sammeltüten waren bei Zugende mit Kamellen, Kaugummi, Lakritzen gefüllt. 75)
21. März
Der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt Mechernich eröffnete in einem Klassenraum der ehemaligen Volksschule offiziell eine Altentagesstätte. Einmal in der Woche treffen sich hier mittlerweile bis zu dreißig ältere Vussemer Bürger zu ein paar unterhaltsamen Stunden. Die Vorsitzende des Ortsverbandes sowie die Leiterin der neuen Tagesstätte, Frau Rieser, führte in ihrer Begrüßungsansprache aus, „man träfe sich schon seit geraumer Zeit hier und die Herrichtung sowie die Einrichtung des Raumes habe 14.500 DM gekostet.“ 123)
29./ 30. Juli
Der Pfarrgemeinderat veranstaltete erstmals ein Pfarrfest, das bei herrlichem Wetter an der Kirche stattfand und sehr viele Besucher anzog. Ein besonderer Höhepunkt bei den Spielen für Jung und Alt war die Pfarrgemeindemeisterschaft im Seilziehen, an dem sich sieben Ortsvereine und eine Besuchermannschaft beteiligten. Überlegener Sieger wurde der Karnevalsverein, der alle anderen Mannschaften an Technik, Kraft und vor allem an Masse überlegen war. Am Ende des zweitägigen Festes verblieb dem Pfarrgemeinderat ein Reingewinn von ca. 1700 DM. 122)
31. Oktober
Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Eisengießerei der Werkzeugmaschinenfabrik Dörries GmbH Neuhütte geschlossen. Etwa 70 Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz und erhielten eine finanzielle Entschädigung. Die Gießerei ging aus dem im Jahre 1722 von Johann Dietrich Rodtscheidt gegründeten Hüttenwerk Neuhütte hervor. Der in den umliegenden Eisensteingruben geborgene Eisenstein kam zur Verhüttung in das Hüttenwerk, auch Reidtwerk genannt. Das produzierte schmied- und walzbare Eisen wurde in Form von Stabeisen verkauft.
Nach den Rodtscheids führte Carl Hensler etwa ab dem Jahre 1785 die Neuhütte. In deren Besitzerzeit fiel auch die französiche Besatzungszeit. Bedingt durch neue Verordnungen und technische Neuerungen erlebte die Neuhütte eine Hochkonjunktur. Neben dem Verkauf von Stabeisen an inländische Abnehmer im Raum Köln, Aachen und Düren reichte der Absatz mittlerweile bis Holland, Belgien, Frankreich, Spanien, Brasilien und Indien.
Die Fremdherrschaft hatte jedoch nicht nur Vorteile gebracht. Seit zehn Jahren, so klagte Carl Hensler im Jahre 1811, nahm das französische Heer die jüngsten und kräftigsten Hüttenarbeiter zum Militärdienst. Weiterhin führte er auch Klage darüber, dass die zur Verhüttung benötigte Holzkohle nicht mehr so reichlich zur Verfügung stand. Vielfach verkaufte man die Holzkohle an zahlungskräftigere Hüttenbesitzer auf der rechten Rheinseite. Es war durchaus üblich, dass mehrere Hüttenmeister Anteile (Tagwerke) an einer Hütte hatten. Sicherlich waren die in Vussem wohnenden Rodtscheids und Henslers Hauptanteilhaber der Neuhütte. Vom Jahre 1816 berichten die Quellen vom Eisenfabrikanten Carl Hensler und Consorten, die am Hochofen und Hammer zwölf Mann beschäftigten.
Als der Eisenfabrikant und erste und einzige Maire (Bürgermeister) der Mairie Vussem, Carl Hensler, am 19. Dezember 1817 verstarb, führten die Erben, unter ihnen die Witwe Sophie Hensler und die Kinder Ludolph, Karl, Alexander, Ferdinand – Apollo und Julie das Unternehmen weiter. Gemäß einem Bestandsprotokoll aus dem Jahre 1831 verfügte die Neuhütte über einen Hochofen mit zwei Spitzbälgen, ein Frischfeuer, ein Wärmefeuer, einen Grobhammer (Aufwerfer), ein Schlackenpochwerk mit zwei Stempeln und den nötigen Kohlenschuppen.
Neben dem Hüttenwerk betrieben die Henslers auch zeitweise eine Lohmühle sowie eine Bleischmelze. Im Jahre 1836 produzierten die Besitzer H. W. Poensgen aus Hellenthal, W. L. Rodtscheidt aus Gemünd und C. und S. Hensler aus Vussem 2100 Zentner Stabeisen im Wert von 8.610 Talern.
Um das Jahr 1840 nahm der Eisenfabrikant Fingerhut und Consorten die Neuhütte in Besitz. Infolge der Auseinandersetzungen zwischen den teilhabenden Familien Schmitz, Heistardburg und Heinrich Wilhelm Schruff aus Eiserfey kam das Hüttenwerk nebst der unterhalb gelegenen Schneidmühle im Jahre 1850 zum Verkauf.
Der neue Eigentümer der Neuhütte wurde der Eisengießer und Kaufmann Nikolaus Depiereux aus Kohlscheid bei Aachen. Da mittlerweile die Verhüttung des Eisensteins unrentabel geworden war, erhielt Nikolaus Depiereux im Jahre 1855 vom Minister für Handel und Gewerbe im preußischen Staat die Genehmigung, die Neuhütte zu erweitern und einen Kupolofen zum Betrieb einer Gießerei einzurichten. In den folgenden Jahren produzierte eine Belegschaft von acht bis neun Arbeitern zwischen 80 bis 100 Tonnen Eisenteile jährlich im Wert von 6.000 Talern.
Um das Jahr 1860 waren in der Neuhütte bereits zwei Kupolöfen in Betrieb. Die Belegschaft war inzwischen auf circa fünfzehn Arbeiter angewachsen. Mit der Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Köln – Mechernich und weiter bis Kall und Trier verbesserten sich die Transportmöglichkeiten er-heblich. Zu lange waren die Eifeler Hütten und somit auch die Neuhütte in diesem Punkte ge-genüber den Unternehmen im Kölner, Aachener und Dürener Raum benachteiligt gewesen.
Der Nachfolger des Nikolaus Depiereux, der Sohn Karl, verkaufte im Jahre 1883 die Gießerei, die mittlerweile drei Kupolöfen betrieb, an die Gebrüder Heinrich, Peter, Hubert, und Valentin Girards aus Feusdorf. Die Leitung des Werkes lag in den Händen des Gießereimeisters Peter Girards. Zu den Produkten der Firma Gebrüder Girards Neuhütte zählten Kessel, Pfannen, und Gefässe etc. für die chemische Industrie, sowie Gußstücke für Maschinenfabriken und Schiffswerften. Die Gußstücke waren bis zu 40.000 Kilogramm schwer.
Im Jahre 1902 richteten die Gebrüder Girards neben der Gießerei eine Maschinenfabrik ein, in der die gegossenen Maschinenteile bearbeitet wurden. Gegen Ende des Jahres 1906 erfolgte vorübergehend eine Umbenennung des Unternehmens in Girards & Mais zu Neuhütte. Der mitt-lerweile alleinige Fabrikbesitzer Peter Girards hatte sich den Ingenieur Josef Mais aus Koblenz zum Teilhaber genommen.
Nachdem der Fabrikant Peter Girards im Jahre 1918 verstarb, führte die Witwe Magdalena Girards den Betrieb weiter. Zu Beginn der zwanziger Jahre gründete sie mit dem Ingenieur und Teilhaber Paul Kneisel die Rheinische Bohrmaschinenfabrik & Cie K. G. Die Gießerei wurde an die Frankfur-ter Maschinenbau A.G., ehemals Pokorny Wittekind, verpachtet und im Jahre 1926 stillgelegt. Es sollte nun circa zwanzig Jahre dauern, bis sich der Gießereibetrieb bei der Neuhütte neu belebte. Zwischenzeitlich existierte mit unterschiedlicher Konjunktur die Rheinische Bohrmaschinenfabrik. Gegen Ende der dreißiger Jahre änderte sich der Firmenname in Peter Girards, Maschinenfabrik Neuhütte-Mechernich, Inhaber Peter Girards junior.
Am Anfang des Jahres 1945 mußte die Fertigung wegen der Nähe der Front und der kriegerischen Einflüssen kurzzeitig unterbrochen werden. Nach dem zweiten Weltkrieg begann man mit einem Reparaturbetrieb, im wesentlichen für den Werkzeugmaschinenbau.
Im Jahre 1947 nahm man wieder die Fertigung von Säulen- und Radialbohrmaschinen, sowie den Betrieb einer Gießerei auf. Infolge von wirtschaftlichen Schwierigkeiten mußte die Firma Girards 1954 verkauft werden.
Die Firma Otto Dörries aus Düren erwarb die Gießerei und Maschinenfabrik und nahm zugleich die Fertigung von Karusselldrehbänken auf. Die für den Maschinenbau benötigten Gußstücke wurden in der Gießerei hergestellt. Daneben übernahm die Gießerei auch Kundenaufträge, so daß sie eine monatliche Produktion von über 400 Tonnen erreichte, die sich aus legiertem und unlegiertem sowie aus Sphäroguß zusammensetzte. Die Firma Dörries, die mit ihren in der Neuhütte gefertig-ten Werkzeugmaschinen Weltruf erlangte, legte die Gießerei mit der zugehörigen Modellschreinerei trotz einer Modernisierung der Fertigungseirichtungen am 31. Oktober 1978 endgültig still. 3) 15) 22) 34) 75) 124) bis 129)
1979
März
Die Firma O. Dörries beging das fünfundzwanzigjährige Bestehen des Werkes II – Neuhütte -.
Am Anfang der dreißiger Jahre beteiligte sich Otto Dörries an der Werkzeugmaschinenfabrik Nema in Neisse, wodurch das damalige Unternehmen in „Dörries Nema Maschinenfabrik GmbH“ umbenannt wurde. Dieser Firmenname tauchte mit dem damals schon recht anspruchvollen Produktionsprogramm zum ersten Mal auf dem Werkzeugmaschinenmarkt auf. Es wurden Einständerkarusselldrehbänke, Radreifenausbohrmaschinen, Radscheiben- und Radsterndrehbänke, Spitzendrehbänke und Tieflochbohrmaschinen hergestellt. Zuletzt wurden in dem Werk in Oberschlesien achthundert Leute beschäftigt. Die Karusselldrehbänke waren in ihrer technischen Ausstattung bereits so weit fortgeschritten, dass sie zur Spitzenklasse zählten. Mit dem Verlust von
Schlesien musste das Werk in Neisse aufgegeben werden.
Nach dem Kriege begann Otto Dörries, der bereits 1932 die Dürener Firma Banning & Seybold erworben hatte, erneut mit dem Werkzeugmaschinenbau. Im Jahre 1954 erwarb er von Peter Girards das Werk Neuhütte und verlegte die Fertigung von Karusselldrehbänken von Düren nach Vussem. Der Nachfrage zufolge wurde sehr schnell mit der Entwicklung und Herstellung von Senkrechtdrehmaschinen begonnen. Der relativ große Planscheibendurchmesser betrug bereits 800 bis 1800 Millimeter. Der Vertrieb dieser Maschinen war ein wirtschaftlicher Erfolg. Schon im Jahre 1958 entschloss man sich, das Produktionsprogramm auszudehnen und auch Zweiständer- Senkrechtdrehmaschinen zu fertigen. Der Name Dörries wurde weltweit in der Fachwelt ein Begriff. Die das Werk verlassenden Maschinen wuchsen weiter. Bald war ein Planscheibendurchmesser von 2,5 Meter keine Seltenheit mehr und die Maschinen bekamen eine vollautomatische Ablaufsteuerung. Aber die Entwicklung blieb nicht stehen. Die Maschinengröße wuchs weiter und die gefertigte Maschinenstückzahl stieg weiter an, so dass Erweiterungsbauten nötig wurden.
Im Jahre 1969 wurde die erste Zweiständerdrehmaschine mit einem Planscheibendurchmesser von sechs Metern fertiggestellt. Es wurden noch größere Maschinen gebraucht und von der Firma Dörries entwickelt und gebaut. Eine Großmontagehalle musste errichtet werden. Nach deren Fertigstellung im Jahre 1973 wurden bereits Maschinen mit einem Planscheibendurchmesser von zehn Metern und einem Gewicht bis fünfhundert Tonnen montiert. Diese Maschinen hatten numerische Positionsanzeigen, Programmsteuerungen und automatische Werkzeugwechsler.
Bis zum diesjährigen Jubiläum ist die Belegschaft auf 340 Mitarbeiter angewachsen. Die Produktionspalette erstreckte sich auf Senkrechtdrehmaschinen von 500 bis 10000 Millimeter Planscheibendurchmesser, Senkrecht-Rundtischschleifmaschinen von 500 bis 5000 Millimeter Durchmesser, Horizontal- Bohr- und Fräswerke von 200 bis 300 Millimeter Spindeldurchmesser und so weiter. 130)
12. Mai
Josef Wagner Junior aus Vussem ist aktiver Taekwondo-Sportler beim ESV Euskirchen. Nachdem er 1977 schon einmal den Titel errang, wurde er zum zweiten Mal Deutscher Meister. Mit dieser koreanischen Kampfsportart begann er 1969 und war in der 68 Kilogramm-Klasse national und international sehr erfolgreich. Mit der Deutschen Nationalmannschaft wurde er 1978 in München Europameister. Bei den Vorweltspielen in Korea errang er ebenfalls mit der Nationalmannschaft den dritten Platz. 131)
15. Juli
Die vor drei Jahren aus dem Margarethenhäuschen gestohlene Margarethenfigur wurde durch ein Holzrelief, auf dem die Heilige mit dem Drachen dargestellt ist, ersetzt. Der Schreinermeister Josef Wagner schnitzte das Relief und stellte es der Gemeinde zur Verfügung. Mit dem 1977 bis 1978 durchgeführten Ausbau der Kreisstraße im sogenannten „Melm“ erhielt das Margarethenhäuschen seinen heutigen Standort. Vor dem Straßenausbau stand es auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Schon von alters her geht alljährlich anlässlich des Margarethentages eine Prozession zum Margarethenhäuschen, das die Jahreszahl 1757 trägt. Sicherlich geht die örtliche Margarethenverehrung noch weiter zurück, denn schon im Vussem-Bergheimer Schöffenweistum aus dem Jahre 1593 sowie Grenzprotokollen wird das Margarethenhäuschen „an Margrothe“ erwähnt.
Der fromme Glaube bezeichnet die hl. Margarethe, die zu den vierzehn Nothelfern gezählt wird, als Beschützerin vor Naturgewalten und als Hüterin der bäuerlichen Arbeit. 132) 133)
1. November
Das Allerseelensingen erbrachte einen Betrag von 423,57 DM. Dieses Geld wurde wie von alters her für heilige Messen für die „Armen Seelen“ bereitgestellt. Das Allerseelensingen ist zumindest in den Dörfern im Raum Mechernich ein alter Brauch. Für Vussem ist dieser „Heischegang“ spätestens ab 1851 belegt. So ziehen die Junggesellen am Tag vor Allerseelen von Haus zu Haus und bitten nach dem Singen der folgenden Liedstrophen um eine kleine Spende.
„1) Gott grüß Euch, alle Herzen,
die Ihr beisammen seid.
Gott tröste die armen Seelen,
die in dem Feg’feuer sein.
2) Das Leiden und das Leben
den armen Seel’n zum Trost.
Wir bitten Gott in Ehren,
vom Feg’feuer sei’n sie los.
3) Die Gaben die Ihr uns geben wollt,
die gehn Euch selber an.
Der Weg zum ew’gen Leben,
da ist kein Zweifel dran.
4) Wir danken für die Gaben,
die Ihr uns habt getan.
Es wird auch Eure Seele,
vor Gott zu kommen stahn.“ 134)
1980
26. Januar
Die 1977 gegründete Karnevalsgesellschaft hatte für Samstagabend zu ihrer ersten großen Prunksitzung in die herrlich dekorierte Turnhalle eingeladen. Nach dem Einzug des Elferrates,
– Richard Eversheim, Karl Kremer, Werner Düngelmanns, Winfried Ehlen, Günter Dalbenden, Lothar Steckel, Lothar Feulner, Arnold Mießeler, Michael Schröteler, und Mathias Vogelsberg
eröffnete der Sitzungspräsident Klaus Reddig die Sitzung. Nach dem Auftritt des Mechernicher Karnevalsprinzen und der Prinzengarde sorgte das Schwerfener Männerballet gleich für die richtige Stimmung. In einem Zwiegespräch wussten Ralf Bongartz und Günter Heuk aus Satzvey gut zu gefallen. Die Tanzgarde aus Schwerfen brachte anschließend viel Schwung in die Halle. Das Duo „Zapp & Zäppchen“ aus Fischenich nahm in seinem Vortrag die Männer ins Visier. Aus Holzheim kam Schütze Bum „Anton Nießen“, der in Sturmbekleidung die Bundeswehr aufs Korn nahm. Mit einem Klatschmarsch, einer Rakete und viel Beifall wurden die „Hüeljecke“ aus Pesch unter Mitwirkung von Alfons Bertram für ihre Vorträge belohnt. Die „Zwei Schöne“ aus Bad Münstereifel und „der Mann aus den Bergen“ Heribert Sauerbier aus Gemünd begeisterten in der Bütt. Kurz vor Mitternacht brachte in dieses Non-Stop-Programm die Tanzgarde aus Kirchheim zum Abschluss Hochstimmung in die Festhalle. 75)

In der Gastwirtschaft „Zur Schneidmühle“ wurde ein Junggesellenverein gegründet. Die Idee der Gründung kam von ein paar wenigen Junggesellen unter Mitwirkung des Wirtes und Junggesellen Christian Schröteler. Man wählte den Vereinsnamen „Junggesellenverein Alte Heimat Vussem“.
Der Verein hat sich hauptsächlich gebildet, um an der Pflege und Förderung des Brauchtums in der Dorfgemeinschaft mitzuwirken.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß bereits in früheren Zeiten von einem Junggesellenverein die Rede war. So wurde ein solcher Verein 1850 und 1881 im Rechnungsbuch der Kapelle erwähnt. Weiterhin war schon beim Vussem-Bergheimer Herrengeding von 1697 die Rede von den Junggesellen, wo Klage gegen sie geführt wurde.
„Giel Müller zeigt an, daß die Junggesellen zu Vossem vergangenen Jahr ein Buchenbaum für einen Maibaum im Vossemer Busch ohne Erlaubnis gehauen.“ 96) 136)
September
Die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ bekam neue Pächter. Dem Gastwirt Christian Schröteler folgten Wolfgang und Gertrud Gumeny aus Zülpich, die zur Kirmes die Gaststätte neu eröffneten. 75)
September
Kritisches zur Kirmes, dem Pfarrbrief St. Margareta Vussem – Breitenbenden (Ausgabe 5/80) entnommen:
„Kirmes in Vussem
Das Wort „Kirmes“ ist entstanden aus der älteren Bezeichnung „Kirchmes“ und bedeutet nichts anderes als „Kirchweih“-Fest. Daher wird die Kirmes auf natürliche Weise an dem Fest des Heiligen gefeiert, dem die Pfarrkirche geweiht ist. Kirmes ist also in seiner Begründung ein rein kirchliches Fest. Es ist ein Freuden- und Dankfest für die ganze Pfarrgemeinde. Daher wäre es folgerichtig, wenn in unserer Gemeinde – also Vussem und Breitenbenden – Kirmes nach dem Fest der hl. Margaretha gefeiert würde. Unser jetziger Kirmestermin liegt im Fest des hl. Lambertus begründet (18. Sept.), weil nämlich früher Vussem und Breitenbenden zur Pfarrkirche St. Lambertus in Holzheim gehörten. Mit der Loslösung von Vussem und Breitenbenden von Holzheim und der Neugründung unserer Pfarre St. Margareta ist eigentlich unser jetziger Kirmestermin überholt. Aber dieser Hintergrund ist den meisten, die ausgiebig Kirmes feiern, völlig unbekannt.
Leider hat sich die Kirmes heute so weit verweltlicht, daß sie ohne diesen kirchlichen Hintergrund ein Eigenleben führt. Wo früher aus der Kirche die Fahne hing, wo der Wirt in das Speicherfenster den Besen steckte, um anzuzeigen, daß reichlich Bier und Wein vorhanden war, da wird heute mit einem Wust an Drumherum und mit dem Lärm des Karussells das Fest ohrenbetäubend beschrien. Früher kam zu diesem Festtage die entfernte Verwandtschaft ins Dorf und wurde entsprechend bewirtet. Heute trifft man sich auf dem Kirmesplatz oder in der Wirtschaft und das Fest wird zum Konsum von viel Musik, von viel Cola, viel Alkohol und Nikotin, so daß es für manche zu einer körperlichen Strapaze wird. Man mag sagen, was man will, aber dann findet das eigentliche Fest nicht mehr statt, mag es auch noch so hoch hergehen. Nicht daß gefeiert wird ist bedauernswert, sondern daß bei fast allen Feiern der Sinn verlorengegangen ist, gibt zu denken.“
14. November
Vom Landrat Josef Linden erhielt Hubert Breuer, verdienter Kommunalpolitiker, Bürgermeister, Ratsherr und Kirchenvorstandsmitglied das Bundesverdienstkreuz am Bande. Der Landrat betonte in seiner Ansprache, dass Hubert Breuer in über zwanzig Jahren für das Wohl der Bürger eingetreten sei, und sich für den Bau der Kanalisation, der Sportstätten, den Schulneubau, die Errichtung von zwei Feuerwehrgerätehäusern, die Neugestaltung des Friedhofes, der Instandsetzung von Gemeindestraßen und Wirtschaftswegen, der Förderung der ansässigen Industrieunternehmen und vieles andere mehr eingesetzt habe. Nach weiteren Ansprachen von Stadtdirektor Helmut Rosen, Bürgermeister Heinz Kehmeier, CDU-Fraktionschef Franz Lauterbach dankte Pfarrer Stanislaw Sobieszczyk für die fast dreißigjährige Mitarbeit im Kirchenvorstand. Die Glückwünsche der Vereine überbrachte der Ortskartellvorsitzende Josef Luxen. 135)
Der Automobilsportler Helmut Klinkhammer wurde vom ADAC- Präsidenten Stadler nach München eingeladen, um ihm das ADAC- Sportabzeichen in Gold mit Brillanten zu verleihen. Diese höchste Auszeichnung wird einem Motorsportler nach Erreichen von 1000 ADAC- Punkten zuteil.
Helmut Klinkhammer ist seit 1969 aktiver Automobilsportler. Er erreichte die hohe Punktzahl bei Lang- und Kurzstreckenrennen durch gute Platzierungen in der 1300- und 1600 Kubikzentimeterklasse. 138)
1. Dezember
Die Vussemer Posthalterin Luise Kolvenbach trat nach fast vierzigjähriger Tätigkeit in den Ruhestand. Die Nachfolge an der Poststelle 14 in Vussem trat ihre Tochter Bernadette Hubert an. 38)
Dezember
Das Eifelland-Blasorchester wurde gegründet und begann mit seiner ersten Probe. Die Musiker kamen aus den Musikvereinen Frohngau und Vussem.
„Das Eifelland-Blasorchester wurde im Herbst 1980 aus einer Idee des Wolfgang Kompalka, Musiker der Big Band der Bundeswehr, geboren. Der Berufsmusiker hatte einige Monate zuvor eine interessante, aber schwierige Aufgabe übernommen: Die Leitung einer Laien-Musikkapelle. Es handelt sich hierbei um den Musikverein Frohngau, der auf der Suche nach einem Dirigenten war.
Der Zufall wollte es, dass ein Mitglied des Vereins die persönliche Bekanntschaft mit Wolfgang Kompalka in Vussem machte. Wissend, dass er keinen geeigneteren Musiker für diese Aufgabe finden würde, bat er ihn, die musikalische Leitung des Vereins zu übernehmen. Nach reiflicher Überlegung und Absprache darüber, wie er sich die künftige Zusammenarbeit vorstellte, willigte Wolfgang Kompalka ein. Die Mitglieder des Musikvereins Frohngau unternahmen nun große Anstrengungen, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Mit Erfolg, wie sich schnell zeigte: Aus anfänglich weniger als 20 Musikern wurde bald ein Orchester von über 30 Aktiven.
Die musikalischen Möglichkeiten eines modernen Blasorchester steigen auf Grund der Vielfalt der einsetzbaren Instrumente mit der Zahl der Musiker. Deshalb traten Wolfgang Kompalka und der Musikverein Frohngau an die Verantwortlichen der in Vussem aktiven Bläsergruppe mit den Vorschlag heran, in Zukunft zusammenzuarbeiten. Diese Idee wurde in Vussem positiv aufgenommen, und so traf man sich im Dezember 1980 zur ersten gemeinsamen Probe. In intensiver Arbeit studiert seitdem das mit 55 Musikern besetzte „Eifelland-Blasorchester“ neben volkstümlicher auch konzertante Musik und moderne Arrangements ein“. 137)