Samstag, 9. Januar 1993
Sechswochenamt für den verstorbenen Sangesbruder Johann Sistig
Um 19.00 Uhr begann die feierliche Messe für den lieben Verstorbenen in der Pfarrkirche, die vom MGV 1892 Vussem durch einige Choräle aus der Faist-Messe mitgestaltet wurde. Außerdem kam das „Vater unser“ von Gotthilf Fischer nach längerer Abstinenz wieder gesanglich zur Geltung, das von Anno Hein an der Orgel begleitet wurde.
Der mittlerweile 79jährige Pastor Sobieszczyk, der die gut besuchte Meßfeier zelebrierte, brachte in seiner Predigt zum Ausdruck, daß viele Menschen der Kirche aus Bequemlichkeit fernblieben und den Gottesdienst langweilig fänden. Sie gäben damit den Kindern und Jugendlichen ein schlechtes Beispiel. Auch würden in letzter Zeit verstärkt viele Leute des schnöden Mammons wegen aus der Kirche austreten. Christus aber habe gesagt: Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich. Mit diesen Worten beendete der am 29.11.92 nach 35jähriger seelsorgerischer Tätigkeit in unserer Pfarrei im Rahmen einer Meßfeier entpflichtete Pastor seine Predigt. Pater Stanislaus Sobieszczyk (MSC) wird aber weiterhin einen Teil der Gottesdienste in Vussem und Breitenbenden feiern, sofern es ihm seine Gesundheit erlaubt.
In der besagten Messe stellte gleichzeitig der Regionaldekan Caspar Seeger den neuen Pfarradministrator – Dechant Bernhard Frohn – vor. Er ist nun u. .a. für die Seelsorge in unserer Pfarrei zuständig. Ihm zur Seite stehen noch die Kapläne Ralf Linnartz und Ludwig Kröger. Unserem scheidenden Pastor aber, der in Freud und Leid dem MGV stets gut gesonnen war, sei von dieser Stelle aus einmal herzlich gedankt.
Zum Schluss des Sechswochenamtes gelangte noch das „Ave Maria“ von Jakob Arcadelt (1514-1557) zur Aufführung.
Samstag, 30. Januar 1993
Festkommers 20 Jahre Karnevalsverein Breitenbenden in der Gaststätte Pütz.
In festlicher Stimmung und in Anwesenheit der Ehrengäste Stadtdirektor Wachter, stellv. Bürgermeister Grundel, Stadtverordnete Johann Dederich und Matthias Vogelsberg sowie einiger befreundeter Karnevalsvereine und Abordnungen der Breitenbendener Ortsvereine eröffnete der Musikverein Vussem mit dem Lied „Die kleine Bergkirche“ den Festkommers. Nun betrat der MGV Vussem die Bühne und begrüßte die Festgemeinde musikalisch mit dem „Rheinischen Sängergruß“. Anschließend brachte der Chor „Weihe des Gesanges“ zum Vortrag.
Josef Kaltwasser, der durch das Programm führte, hob in seiner Laudatio besonders die Verdienste des Ehepaares Gertrud und Peter Meyer hervor, die jahrelang die Geschicke des KV mit liebenswürdiger Tatkraft und sichtbarem Erfolg geleitet haben. Mit dem Musikstück „Unter fremden Sternen“ setzte der Musikverein das Programm fort.
Chorleiter Heinz Sistig hatte mit dem Ohrwurm „Rot ist der Wein“ (Spanish Eyes) von Bert Kaempfert in einem Chorsatz von Gus Anton eine gute Wahl getroffen. Begleitet wurde dieser Oldie von Udo Greuel am Keyboard. Dieses Werk kann man getrost als Hit des Abends bezeichnen, wie man am Applaus der närrischen Festversammlung hören konnte.
Nach den Ansprachen und Gratulationen der Ehrengäste wurden nun die Ordensverleihungen vorgenommen. Gertrud Meyer erhielt als einzige aktive Mitbegründerin für 20jährige Mitgliedschaft einen Orden mit Urkunde überreicht. Auch Josef Kaltwasser wurde besondere Ehre zuteil. Die KVG Kommern hatte aus zuverlässiger Quelle erfahren, daß er am Volkstrauertag – beim Gang zum Ehrenmal – als Ortsvorsteher den falschen Schlüssel zum Öffnen der Schranke eingesteckt hatte. Die ganze Prozession einschließlich Musikkapelle samt Instrumenten mußten deshalb unter der Barriere hindurchkriechen bzw. transportiert werden (der Chronist berichtete darüber). Damit sich dieses Mißgeschick nicht wiederholt, erhielt Josef Kaltwasser einen Orden mit Schlüssel und Vorhängeschloß überreicht. Den Zweitschlüssel jedoch bekam vorsichtshalber Vorsitzender Peter Meyer ausgehändigt.
„Vom Egerland zum Moldaustrand“ spielte nun die Musikkapelle und wusste mit diesem Stück zu gefallen. „Grüß mir die Reben, Vater Rhein“, „Herrliches Weinland“ und „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein“ brachte der Chor noch zu Gehör, ehe der Musikverein mit einem Walzerpotpourri die Jubiläumsfeier beendete.
Anschließend ging man zum gemütlichen Teil über. Die Tanzgarde aus Vussem hatte noch einen Auftritt und gefiel den Anwesenden in ihren neuen Kostümen. Zum Tanz spielte das „Moonlight-Duo“ auf.
Samstag, 6. Februar 1993
Hl. Messe und Jahreshauptversammlung
Vor der Jahreshauptversammlung gedachten die Sänger in der Abendmesse aller lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV und beteiligten sich mit einigen Chorälen an der Gestaltung der Messfeier. Chorleiter Heinz Sistig hatte wieder ein ansprechendes Programm zusammengestellt, das von den Sängern in hervorragender Weise wie folgt vorgetragen wurde:
1. | Wohin soll ich mich wenden, aus „Deutsche Messe“ von Franz Schubert | |||
2. | Dir singen wir, altrussischer Kirchengesang von Quirin Rische | |||
Orgelbegleitung: Anno Hein | ||||
3. | Wir glauben, Herr, wir glauben, aus „Deutsche Messe“ von Franz Schubert | |||
4. | Heilig, heilig, aus „Deutsche Messe“ von Franz Schubert | |||
5. | Vater unser, von Gotthilf Fischer, Orgelbegleitung: Anno Hein | |||
6. | Lamm Gottes, o erbarme Dich, aus der „Faist-Messe“ | |||
7. | Abendlied zu Gott, Weise von William Monk, Satz von Rudolf Desch | |||
Erstaufführung des MGV |
Anschließend begab man sich zum Vereinslokal „Zur Schneidmühle“, um hier die Jahreshauptversammlung abzuhalten. Dazu hatte der Vorstand alle aktiven und inaktiven Mitglieder schriftlich eingeladen. Nahezu vollzählig waren die Sänger der Einladung gefolgt. Bevor der Vorsitzende die Versammlung eröffnete, ließ der Chor den „Deutschen Sängergruß“ erschallen. Bei der Begrüßung konnte Willi Schütt auch ein inaktives Mitglied, Peter Schneider, herzlich willkommen heißen. In seinen Ausführungen ließ er verlauten, daß der MGV auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken könne. Er machte auch deutlich, daß die vielfältigen Aktivitäten in musikalischer und geselliger form nur möglich waren, weil fast alle nach besten Kräften sich für die Belange des Vereins eingesetzt hätten. Dafür bedankte er sich bei allen Mitwirkenden. Besonderen Dank erhielt auch der rührige Chorleiter Heinz Sistig. Ohne ihn wäre dies alles nicht möglich gewesen. Musikalisch gesehen habe er dem Chor die nötigen Impulse gegeben. Der Versammlung wünschte Willi Schütt nun einen harmonischen Verlauf, dann erteilte er dem Chorleiter das Wort. In seinen Anmerkungen sagte dieser, es freue ihn ganz besonders, daß die Sänger heute Abend so zahlreich erschienen seien. Das wäre nicht immer der Fall gewesen. Dies zeige aber, daß jeder mit Begeisterung bei der Sache sei, und die gute Kameradschaft die richtige Basis für erfolgreiche Arbeit sei. Im verflossenen Jahr habe der Chor viel geleistet und bei den Auftritten und Veranstaltungen positive Eindrücke hinterlassen. Er mahnte aber auch zu einem regelmäßigen Probenbesuch in Zukunft, damit man das neu angeschaffte Notenmaterial einstudieren könne.
Der erste Schriftführer Klaus Reddig bemerkte, daß in dieser Versammlung der Rechenschaftsbericht in ungewohnter Manier verlaufen werde, da ihm die Zeit gefehlt habe, um zu den einzelnen Veranstaltungen Stellung zu nehmen. Die Niederschrift der letzten JHV war vom zweiten Schriftführer Winfried Kreuser abgefaßt und gekonnt vorgetragen worden. Reddig gab lediglich die Daten und Termine der Aufführungen bekannt, an denen der Verein teilgenommen hatte. Er sagte, zu den einzelnen Auftritten werde der Chronist Michael Wielspütz ausführlich berichten, was dieser denn auch in humorvoller Weise unter Einbeziehung einiger wahrer Begebenheiten und Episödchen tat. Auch die herausragendsten Ereignisse des vergangenen Jahres, das waren die Verleihung der Zelterplakette und die 100-Jahrfeier, brachte er noch einmal in Erinnerung. Leider reichte die Zeit nicht aus, um über alle Aktivitäten ausführlich zu berichten. Die Erstattung des Kassenberichtes durch den Rendanten verlief positiv. Die Kassenprüfer Hans Klinkhammer und Peter Dreesen hatten nichts zu beanstanden und so konnte der Vorstand auf Anraten des Wahlleiters Arnold Mies entlastet werden. Bei der anschließenden Neuwahl des Vorstandes blieb alles beim alten. In ihren Ämtern wurden bestätigt:
1. Vorsitzender: | Willi Schütt |
2. Vorsitzender: | Matthias Vogelsberg |
1. Schriftführer: | Klaus Reddig |
2. Schriftführer: | Winfried Kreuser |
1. Kassierer: | Fritz Pütz |
2. Kassierer: | Alfred Brell |
Notenwart | Bernd Wenderdel |
Kassenprüfer 1993/94 wurden Josef Reinartz, Bernhard Mießeler und Peter Gülden. Zum Ehrenvorsitzenden wurde nun einstimmig Peter Dreesen ernannt, der das Amt des 1. Vorsitzenden 33 Jahre innegehabt hatte. Beim Festkommers der 100-Jahrfeier war ihm dafür gedankt und als kleine Anerkennung für die geleistete Arbeit ein Pferdegeschirr zur Ausübung seines zweiten Hobbies überreicht worden. Sichtlich bewegt bedankte er sich nun mit einer Runde bei den Sängern für diese hohe Auszeichnung. Kassierer Fritz Pütz meinte dazu, er sei ja nun vom Beitrag befreit, könne aber trotzdem eine jährliche Spende entrichten, die er dankbar annehmen würde.
Der Vorstand gab nun bekannt, daß man beabsichtige, in Kürze einheitliche Jacketts für die Sänger anfertigen zu lassen. Hans Klinkhammer meinte dazu, daß bei seinem Körperumfang die Jacke sehr teuer werden würde und Stoff in der Größenordnung eines Weber-Zeltes erforderlich sei.
Für das laufende Geschäftsjahr wurden jetzt noch einige Termine bekanntgegeben:
Sa. | 20. März 93 | Gemütlicher Abend mit Lichtbildervortrag und Tanz |
Sa. | 24. April 93 | Fahrt nach Ellenz/Mosel zum Freundschaftssingen |
Fr. | 30. April 93 | Maifeiern in Breitenbenden und Vussem |
Fr. | 10. Sept. 93 | Festkommers Kirchenchor Pesch |
Sa. | 11. Sept. 93 | Freundschaftssingen MGV Gemünd |
So. | 12. Sept. 93 | Freundschaftssingen Kirchenchor Pesch |
So. | 24. Okt. 93 | Freundschaftssingen MGV Kall |
Mi. | 17. Nov. 93 | Gutachtersingen Pfarrkirche Gemünd |
Auf Anraten des Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen soll eine Inventarliste erstellt und das Vereinseigentum aufgelistet werden. Der sonst so knauserige Kassenwart hatte ausnahmsweise zwei Runden spendiert, die von den staunenden Sängern mit einigen Trinkliedern freudig begrüßt wurden. So konnte der alte und neue Vorsitzende Willi Schütt die Versammlung nach einem harmonischen Verlauf beenden.
Dienstag, 16. März 1993
Geburtstagsfeier vom Ehrenvorsitzenden Peter Dreesen (65) und Sbr. Hans Klinkhammer (45)
In Anbetracht der anstehenden Termine konnte der Chorleiter nicht auf die Probe gänzlich verzichten. Deshalb begann man bereits um 19.00 Uhr und probte intensiv bis 20.30 Uhr. Nun war noch genügend Zeit, um die Geburtstagskinder gebührend zu feiern.
Sangesbruder Hans Klinkhammer hatte es sich nicht nehmen lassen, für diesen ehrwürdigen Tag eine geschmackvolle Gulaschsuppe zu spendieren. Der kürzlich ernannte Ehrenvorsitzende Peter Dreesen wartete mit einem 20-Liter-Faß Bier auf, das den aufkommenden Durst nach dem Genuß der gut gewürzten Gulaschsuppe in Grenzen hielt.
Vorstandsmitglieder waren schon am eigentlichen Geburtstag bei den Jubilaren vorstellig geworden und hatten im Namen der Sänger Geschenke überreicht. Freude kam bei Peter Dreesen auf, als Michael Wielspütz ihm eine alte Tonbandaufzeichnung von 1960 schenkte, die von Bernd Wenderdel auf eine Kassette überspielt worden war. Auf dem Band waren u.a. Aufnahmen von Weihnachtsliedern und Gedichten zu hören, die von der Familie Peter Dreesen (die Kinder waren noch sehr klein) vor mehr als dreißig Jahren vorgetragen wurden. Leider ließ die Qualität der Aufnahme zu wünschen übrig, weil das gebrauchte Gerät, das man damals angeschafft hatte, um Chorproben und Konzerte aufzuzeichnen, seine Tücken hatte und die Bedienung nicht ganz einfach war. Kurze Zeit später hatte das Gerät seinen Geist aufgegeben. Man kann das gute Stück heute noch im Privatmuseum von Michael Wielspütz besichtigen. An diesem Abend plauderte man noch lange, ehe man aufbrach und die verdiente Nachtruhe antrat.
Samstag, 20. März 1993
Gemütlicher Abend des MGV in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“
Der Vorsitzende konnte zahlreiche Sänger und inaktive Mitglieder mit ihren Partnern herzlich begrüßen. Im Vordergrund des bunten Abends stand die Betreuungsfahrt des MGV nach Steinegg in Südtirol vom 17.10. bis 22.10.1992, die auf Video von den Kameramännern Bernd Wenderdel, Hans Klinkhammer und Hans Nellesen sowie Willi Winand aus Mechernich in Wort und Bild professionell aufgezeichnet worden war.
Steinegg (700 – 1400 m) liegt zwischen dem Tierser Tal und dem Eggental auf einem sonnigen Hochplateau. Dank seiner klimatischen Vorzüge und der waldreichen Umgebung bietet Steinegg ideale Voraussetzungen für einen erholsamen Urlaub. Für Unterhaltung sorgen Konzerte, Film- Tanz- und Tiroler Heimatabende. Im Winter sind die nahen Skigebiete Seiser Alm, Gröden, Karerpaß und Obereggen schnell erreichbar.
Beim Gasthof „Oberwirt – Weißes Kreuz“ der Familie Schroffenegger hatte der MGV Quartier bezogen. Im Film wurde die Gastlichkeit der Wirtsleute und die schöne Gegend besonders deutlich dargestellt. Der MGV hatte auch einer Meßfeier beigewohnt und dazu einige Lieder aus der Schubert-Messe vorgetragen. Besonders erwähnenswert sei noch, daß eine Wandergruppe unter der Führung von Matthias Vogelsberg ihr Ziel nicht erreichte. Statt bergauf waren sie talabwärts gewandert. Als Trost wurde Matthias Vogelsberg von Norbert Wieder eine Ansichts-karte vom Ausflugsziel überreicht. Heinz Sistig hatte wieder Dias zusammengestellt, die das Geschehen, versehen mit humorvollem Kommentar, in unübertrefflicher Art und Weise und unter großem Gelächter der Anwesenden, wiedergaben. Bei der anschließenden Tombola gab es schöne Preise zu gewinnen. Anschließend spielte das „Moonlight-Duo“ noch zum Tanz auf.
Samstag, 24. April 1993
Sängerfest in Ellenz /Mosel.
Zum 140jährigen Stiftungsfest des MGV 1853 „Moseltreue“ Ellenz e. V. hatte unser Vorstand vom Schwager des Sangesbruders Hans Höller, dessen Ehefrau aus Ellenz stammt, eine Einladung zur Teilnahme am Jubiläumskonzert erhalten. Von den Sängern wurde Bereitschaft gezeigt, an dieser Veranstaltung teilzunehmen.
Rechtzeitig zum Fest waren die neuen Jacketts fertiggestellt worden, um das Outfit des MGV etwas aufzubessern. Aber, oh Schreck, ein Teil der Jacken wies farbliche Fehler auf. Es stellte sich heraus, daß die Stoffbahnen teilweise sozusagen linksherum genäht worden waren. Auch bei den Knöpfen gab es Farbunterschiede. Der Vorsitzende versprach den Betroffenen, bei der Firma Ose in Gemünd, die die Jacken geliefert hatte, vorstellig zu werden. An diesem Abend musste man jedoch mit den fehlerhaften Jacketts vorliebnehmen.
Mit halbstündiger Verspätung, die durch ein Missverständnis zwischen Vorsitzendem und Busunternehmer Schäfer entstanden war, fuhr man frohgelaunt an einem herrlichen Frühlingsnachmittag mit außergewöhnlich milden Temperaturen gegen 17.15 Uhr über die Autobahn bis Abfahrt Blankenheim, dann Richtung Nürburgring, Kelberg, Ulmen, Büchel, Cochem, dann moselaufwärts bis man nach gut 1 1/2 Stunden Ellenz erreicht hatte. Es war noch Zeit bis zum Konzertbeginn, und so wurde eine kurze Ansingprobe im Festsaal durchgeführt, insbesondere, um das auf einer Tonbandkassette gespeicherte Playback zu „Rot ist der Wein“ auszuprobieren. Bei der Gelegenheit lernte man einen jungen, dynamischen Mann kennen, der sich als Vorsitzender des Jubelchores zu erkennen gab. Unsere Ehefrauen nutzten indessen die Abwesenheit der Männer weidlich aus, um bis zum Festbeginn in einem Café bei Kaffee und Kuchen gemütlich zu plaudern.
So gegen 20.15 Uhr startete der Jubiläumschor mit seinen Begrüßungsliedern das Festprogramm. Der Vorsitzende Karl-Heinz Basten hieß die teilnehmenden Chöre und die zahlreich erschienenen Festgäste in der herrlich geschmückten Turnhalle herzlich willkommen. Ferner brachte er in seiner Ansprache zum Ausdruck, daß der traditionsreiche Verein den Chorgesang gerne über die Jahrtausendwende hinaus fördern würde. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn man auch die Jugend, trotz des großen Freizeitangebotes, für den Chorgesang gewinnen kann. Zur Zeit besteht der Verein aus 28 aktiven Mitgliedern. Der MGV „Moseltreue“ unter seinem Dirigenten Werner Dunkel tritt alljährlich bei verschiedenen örtlichen Anlässen auf und nimmt rege an regionalen Gesangsveranstaltungen wie Kreischorkonzerte und Verbandsgemeindesingen teil.
Als nächster Chor sang die Chorgemeinschaft Ellenz-Poltersdorf, gefolgt vom MGV 1966 Müllenbach, Gesangverein 1911 gemischter Chor Bremm, Männerquartett Cochem-Sehl und Gesangverein St. Adelgund. Zwischendurch hielt der Landrat von Cochem-Land die Laudatio. Aus der Chronik wußte er folgendes zu berichten: „Der Chorgesang hat in der Ortsgemeinde Ellenz-Poltersdorf lange Tradition. So gründeten die Ellenzer im Jahre 1853 unter Leitung von Lehrer Noss einen gemischten Chor. Im Jahre 1894 gingen aus dem Verein ein Männerchor und ein Kirchenchor hervor. 1927 zählte der Männerchor 34 Sangesbrüder. Unter Lehrer Löwen wurde die Vereinssatzung festgeschrieben, die heute noch ihre Gültigkeit hat. Ein Jahr nach dem zweiten Weltkrieg aktivierte sich wieder die Sängerschaft. Während des Krieges hatten keine Übungsstunden und Auftritte stattgefunden. Ein besonderes Ereignis war 1957 die Verleihung der Zelterplakette, die vom damaligen Bundespräsidenten, Prof. Theodor Heuss, dem Verein für seine über 100jährigen Verdienste um den Chorgesang verliehen wurde. Mit von der Partie war der damalige Vorsitzende Karl Basten, er ist heute noch aktives Mitglied.
Nun betrat der MGV Vussem die Bühne. Drei Lieder gelangten zur Ausführung:
1. Rot ist der Wein, (mit Instrumental-Playback),
2. Herrlicher Baikal, Solisten: Klaus Reddig und Bernd Wenderdel, und
3. Abendfrieden, (als Erstaufführung).

Mit viel Beifall wurden die Vorträge honoriert. Klaus Reddig überbrachte im Namen der Sänger zum Stiftungsfest die herzlichsten Glückwünsche. Vorsitzender Willi Schütt überreichte dem Jubelchor eine Plakette mit dem Motiv des römischen Aquäduktes in Vussem.
Jetzt gastierten noch das Männerquartett „Moselgruß“ Klotten, die Chorgemeinschaft Ernst und die Sängervereinigung Wohnroth-Krastel, die mit ihren schwierigen Chorgesängen vom Publikum stürmisch gefeiert wurden. Nun folgte die Ehrung langjähriger, verdienter Sänger. So war es dem Vorsitzenden Karl-Heinz Basten eine große Ehre, seinen Vater, Karl Basten, für langjährigen Vorsitz und 60jährige Mitgliedschaft und Treue zum Chorgesang mit einer Urkunde auszuzeichnen.
Zum Schluss des gelungenen Abends wurden die Vorsitzenden der teilnehmenden Vereine auf die Bühne gebeten. Sie erhielten aus der Hand des Präsidenten zur Erinnerung an dieses schöne Stiftungsfest eine große, 1,5 Liter fassende Weinflasche (Inhalt: 1989er Ellenzer Kurfürst Riesling – Spätlese) überreicht, auf der das Jubiläum 1853 – 1993 140 Jahre MGV „Moseltreue“ e. V. Ellenz mit goldenen Buchstaben aufgetragen war.

Dieser schöne Abend wird noch lange bei den Festgästen in Erinnerung bleiben, zumal der süffige , halbtrockene „Ellenzer Altarberg“ und das liebliche „Ellenzer Goldbäumchen“ sehr bald Wirkung zeigten.
Zum Leidwesen einiger Ehefrauen, die noch gerne das Tanzbein geschwungen hätten, drängte man zum Aufbruch, weil der Bus schon lange wartete. Auf der Heimfahrt gab es noch viel Gelächter, u.a., weil ein von Statur recht kurz geratener Sangesbruder (mit einer entsprechend kleinen Blase, die jeden Moment zu platzen drohte), vor lauter Druck auf der Flöte wie ein Rumpelstilzchen hin und her hüpfte. Der Fahrer hatte ein Einsehen und brachte den Bus zum Stillstand. Nun konnte sich der nicht mehr ganz junge Hüpfer Linderung verschaffen. Dabei jodelte er in die nächtliche Stille hinein und brachte so mit einem gepflegten „Kastrato“ zum Ausdruck, daß er Erleichterung gefunden hatte. Durch das Aquaplaning, daß er jetzt verursacht hatte, wäre der Bus fast ins Rutschen geraten. Zum Glück verlief alles gut, und so gelangte man gegen 1.30 Uhr am frühen Morgen wohlbehalten in der Heimat an.
Freitag, 30. April 1993
Maifeier in Breitenbenden (18.00 Uhr) und Vussem (19.30 Uhr).
Traditionsgemäß veranstaltete der Bürgerverein Breitenbenden die Maifeier auf dem Festplatz gegenüber der ehemaligen Volksschule. Wiederum waren der MGV Vussem und der Musikverein Vussem als Gastvereine eingeladen worden, um dem Fest mit gesanglichen und musikalischen Darbietungen einen würdigen Rahmen zu geben. Der Vorsitzende des Bürgervereins, Stürzenberger, hatte ein ansprechendes Programm zusammengestellt. Der neu gegründete Gemischte Chor wusste mit seinem Beitrag zu gefallen, wenn auch die einzelnen Stimmen etwas zaghaft zum Vorschein kamen. Aber aller Anfang ist schwer. Auch Gedichte wurden von den Kindern vorgetragen. Die Kindertanzgruppe erhielt viel Beifall für ihre Tanzeinlagen.
Daß das Aufstellen des Maibaumes sehr gefährlich werden kann, musste Werner Voss erfahren. Ihm war der Baum auf den Kopf gefallen und hinterließ eine blutende Platzwunde. Die gut organisierte Feier wurde mit dem Lied „Der Mai ist gekommen“ beendet. Das anhaltend schöne Frühlingswetter sorgte für großen Durst und nach Aussagen von Sangesbruder Josef Kaltwasser, der auch die Eröffnungsrede gehalten hatte, floss das Bier in Strömen.
In Vussem mussten die Zuschauer sich etwas gedulden, denn einige Sänger hatten nicht mit dem Rechtsdrall ihrer Fahrzeuge gerechnet. So mussten sie, unfreiwillig versteht sich, in die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ einkehren. Aber diese Unpünktlichkeit hat eine Ursache. Seit Jahren fühlt sich niemand für die Maifeier in Vussem verantwortlich, um ein Konzept oder Programm für den Ablauf zu erstellen. Der Chor sang unter dem Dirigat von Heinz Sistig nach Gutdünken einige Mai- und Frühlingsliedchen. Beim Aufstellen des Maibaumes durch den Junggesellenverein sang man gemeinsam mit Unterstützung des Musikvereins „Der Mai ist gekommen“.
Anschliessend begab man sich zum ehemaligen Schulhof, um dem Karnevalsverein, der sein alljährliches Grillfest abhielt, mit einigen Liedvorträgen zum Gelingen beizutragen. Die Sektbar, die von einigen Mitgliedern der Tanzgarde besetzt war, wurde manchem Festteilnehmer zum Verhängnis. Denn der Sekt zeigte nach einiger Zeit seine Wirkung, zumal nach dem zuvor genossenen Bier ein Zweikampf im Inneren der Zecher entbrannte, worauf der Inhalt zum Ausgang drängte.
Mittwoch, 9. Juni 1993
Trauerfeier für unser inaktives Mitglied Barbara Wielspütz, geb. Dingethal.
Am Freitagmorgen, dem 04.06.93, erreichte uns die Nachricht vom Tode unseres Vereinsmitgliedes Barbara Wielspütz, die nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 48 Jahren von ihrem Krebsleiden erlöst wurde. Die Trauerfeierlichkeiten begannen um 11.30 Uhr in der Pfarrkirche zu Vussem unter Mitwirkung der Flötengruppe. Der evangelische Pastor aus Blankenheim erwähnte in seiner Ansprache u.a., daß die Verstorbene vom Schicksal nicht verschont geblieben wäre. Durch den plötzlichen Tod ihres Mannes, Arnold Wielspütz, vor 10 Jahren verloren auch die beiden Söhne frühzeitig ihren Vater. Er war langjähriges, aktives Mitglied unseres Vereins.
Nach der Trauerfeier zog man gemeinsam zur Beisetzung auf den Friedhof. Bärbel Wielspütz wurde unter den Klängen des Musikvereins von Sängern des MGV zu Grabe getragen. Wir werden ihr Andenken in Ehren halten.
Sonntag, 13. Juni 1993
Junioren-Fußball-Turnier in Vussem.
Vom 10.06. bis 13.06.93 veranstaltete der TSV Feytal 1912/1920 e. V. sein erstes Junioren-Fußballturnier. Guten Fußball boten die jugendlichen Nachwuchskicker auf dem Aschenplatz in Vussem, Bei den E-Junioren gewann der ETSC gegen TUS Mechernich mit 2:0 das Turnier. Bei den F-Junioren gewann der TSV Feytal nach einem Achtmeterschießen gegen Kommern mit 4:1. In einem spannenden Endspiel der C-Junioren besiegte der TSV Feytal die Mannschaft aus Urfttal mit 1:0.
Über das C-Juniorenturnier hatte der MGV Vussem die Schirmherrschaft übernommen. Der Vorsitzende Willi Schütt überreichte den glücklichen Gewinnern einen Pokal, und im Namen des MGV übergab er dem Spielführer einen Ball, der von den anwesenden Chormitgliedern zuvor signiert worden war. Leider reichte die zu kleine Schar der Sänger nicht aus, um der siegreichen Mannschaft gesanglich zu gratulieren. Die Leistungsträger des 1. Tenors waren verhindert.
Erwähnenswert – oder auch nicht – sei noch, daß ein Sangesbruder versuchte, den jungen Kickern das Jodeln beizubringen. Da er aber zuvor zu tief ins Glas hineingeschaut hatte, reichte es nur noch – zur Gaudi der Anwesenden – zu einem kläglichen Gejohle. Anderntags sah man schon von weitem, daß sich auf seiner „Datscha“ eine ausgewachsene „Eule“ breit gemacht hatte.
Anm. d. Chron.: Es kann nicht sehr schlimm gewesen sein, denn nach einer Woche hatte sich die Eule verzogen, und beide saßen einträchtig auf der neu gezimmerten Bank, die der Sangesbruder für die Versöhnung angefertigt hatte.
Samstag, 19. Juni 1993
Sommerfest auf dem Freigelände des ehemaligen Missionshauses in Vussem (Inh. Familie Sanden).
Wie jedes Jahr, so fand auch diesmal das große Sommerfest mit der Zielsetzung der Integration von behinderten Menschen auf dem Freigelände des Missionshauses in Vussem ab 10.00 Uhr statt. Dieses Haus gehört zu drei Einrichtungen eines privat geführten Unternehmens, welches Lebens- und Wohnraum sowie Betreuung für ca. 150 behinderte Menschen bereitstellt. Die meisten Bewohner lebten früher im klinischen Bereich von Landeskrankenhäusern oder ähnlichen Einrichtungen. Ein Zuhause in den Einrichtungen der Familie Sanden zu finden bedeutet für die Betroffenen eine qualitative Verbesserung der Lebensbedingungen. Über den Wohnraum hinaus versucht der Träger mit seinen Mitarbeitern die Bewohner in das öffentliche Leben zu integrieren, z. B. durch Ausrichtung solcher Veranstaltungen wie das Sommerfest oder den Weihnachtsbasar im Dezember. An diesen Tagen kommen Kontakte zwischen den Heimbewohnern und den sogenannten „Normalbürgern“ zustande, von denen beide profitieren. Die Vorbereitung des Festes ist Bestandteil der hauseigenen Beschäftigungstherapie, die das Selbstwertgefühl der Behinderten steigert. Das sorgsam geplante Programm lockt alljährlich eine große Anzahl Besucher auf das Festgelände.
Auch diesmal wurde für Groß und Klein viel geboten., u. a. Handwerkermarkt, Trödelstände, Kasperle-Theater, nostalgisches Kinderkarussell, Hüpfburg, Filmzelt, Luftballonwettbewerb, Nagelbalken, Wurfbude, Entenangeln, gekonnte Zauberkunststücke und jede Menge Speisen und Getränke. Auch Musik kam nicht zu kurz. Kirchenchor, Musikverein, Fanfarencorps, Orgelspieler, Tanzmusiker gaben ihr Stelldichein.
Natürlich durfte auch der MGV nicht fehlen. Mit zwei Auftritten zu je drei Liedern leistete er seinen Beitrag für eine gute Sache. Es wurden folgende Lieder gesungen:
1. Es zogen auf sonnigen Wegen,
2. Bergvagabunden,
3. Heimatglocken,
4. Im Weinkeller,
5. Es fällt ein Tau und
6. Abendfrieden.
Insgesamt gesehen, ist das integrierende Konzept „Feste feiern“ zum Vorteil behinderter Menschen aufgegangen. In der Nachschau des Festgeschehens durch das Zeigen eines Videofilms sowie Gespräche über die Höhepunkte des Tages entwickelt sich allmählich, aber stetig, eine Kultur, wie sie sonst in „Heimen“ selten zu finden ist.
Dienstag, 29. Juni 1993
Letzte Probe vor der Sommerpause mit anschließender Namenstagsparty.
Die letzte Probe vor der Sommerpause wurde auffallend gut besucht. Wahrscheinlich hatte es sich herumgesprochen, daß die Namenstagskinder Hans Nellesen, Hans Höller, Hans Klinkhammer, Peter Dreesen, Peter Gülden und Peter Virnich sich etwas besonderes hatten einfallen lassen. Es gab nämlich leckeren Reibekuchen, den Hans Klinkhammer auf dem Schulhof köstlich zubereitete.
Der Chor brachte den Namenstagskindern ein Ständchen. Dabei stellte man mit Erstaunen fest, das die Pausenhalle über eine gute Akustik verfügt. Der Chorleiter ließ in seinen Anmerkungen durchblicken, daß im zweiten Halbjahr viele Auftritte auf dem Terminplan stünden. Er appellierte deshalb an alle, die Proben besser zu besuchen, als es in der letzten Zeit der Fall gewesen sei. Der Vorsitzende war der gleichen Meinung, und er wünschte den Sängern und ihren Angehörigen einen schönen, erholsamen Urlaub.
Nun ging man zum gemütlichen Teil über. Hans Klinkhammer hatte Mühe, die hungrigen Mäuler zu stopfen. Absoluter Spitzenreiter war ein Sangesbruder, der sage und schreibe 24 Stück Reibekuchen verdrückte. Zum Nachspülen gab es reichlich Kölsch vom Faß.
Samstag, 14. August 1993
Sportwoche des TSV Feytal in Vussem.
Mit dem Werbeslogan „Hier rollt der Ball“ machte der TSV in der Presse auf die Sportwoche vom 14.08. bis 22.08.93 aufmerksam. Auftakt war am Samstag um 19.00 Uhr der gemeinsame Kirchgang mit anschließender Kranzniederlegung am Ehrenmal unter Mitwirkung des Musikvereins und des MGV Vussem. Mit dem Beitrag von 2 Chorälen:
1. Sanctus und
2. Abendlied zu Gott
gab der Chor der Gefallenenehrung einen würdigen Rahmen.
Matthias Vogelsberg legte im Namen des TSV einen Kranz nieder. Kaplan Kröger brachte in seiner Ansprache missbilligend zum Ausdruck, daß die Auseinandersetzungen in Jugoslawien noch immer anhalten würden. Anscheinend sei niemand in der Lage, diesen unerträglichen Wahnsinn zu stoppen. Er gedachte anschließend im Gebet der Gefallenen beider Weltkriege.
Was den Teilnehmern an der Gedenkfeier unangenehm auffiel, war die Tatsache, daß von der großen Mitgliederzahl des TSV Feytal 1912/1920 e. V. kaum jemand den Weg zum Ehrenmal gefunden hatte und selbst der Vereinsvorstand nur äußerst dürftig vertreten war, während wenige Meter entfernt an der Bierbude auf dem Sportplatz reger Betrieb herrschte!
Hier war ein musikalischer Dämmerschoppen angesagt. Die außergewöhnlich laue Sommernacht wurde manchem Besucher zum Verhängnis. Von großem Durst geplagt, mussten sie notgedrungen bis zum frühen Morgen verweilen, um ihn zu löschen.
Leider gab es am Sonntag bereits die ersten Spielausfälle, weil fest eingeplante Gastmannschaften kurzfristig die Teilnahme am Turnier absagten oder unentschuldigt fernblieben. Selbst das groß angekündigte Traditionsspiel zwischen dem ehemaligen SV Vussem und der ehemaligen TuS Eiserfey musste – aus welchen Gründen auch immer – ausfallen. Ehemalige Aktive beider Vereine hatten hierfür kein Verständnis, taten ihren Unmut kund und verließen verärgert und enttäuscht die Sportanlage.
Freitag, 3. September 1993
Goldhochzeit von Josef und Else Hein in Vussem.

Die Eheleute Josef Hein und Else, geb. Bach, feierten heute das Fest der Goldhochzeit. Dieses Fest wurde nicht – wie sonst üblich – mit der ganzen Dorfbevölkerung gefeiert, sondern es fand in aller Stille im Familien- und Freundeskreis sowie mit der Nachbarschaft in der „Schneidmühle“ statt.

Unter dem Siegel der Verschwiegenheit hatte die jüngste Tochter Friederike den MGV eingeladen, um den Eltern eine Überraschung zu bieten. Die Überraschung gelang, wie man beim Auftreten des Chores beobachten konnte. Der Jubilar, der dem MGV 43 Jahre verbunden war, zeigte sich sehr überrascht und erfreut.
Aus der Vereinschronik geht hervor, daß Josef Hein bei der Wiedereröffnungsversammlung nach dem Krieg am 17. Juni 1950 zum Schriftführer gewählt wurde. Am 13.01.1951 übernahm er das Amt des Vorsitzenden, daß er bis zum 29.01.1956 erfolgreich bekleidete und dann an Peter Dreesen abgab. Im Chor sang er damals die zweite Tenorstimme. Bei der 100-Jahrfeier im Jahre 1992 wurde er für seine vorbildliche Arbeit und langjährige Vereinstreue geehrt.

Der MGV sang als erstes „Weihe des Gesanges“, dann gratulierte der Vorsitzende Willi Schütt im Namen der Sänger und überreichte als Geschenk einen gut gefüllten Frühstückskorb. Der Chor sang „Sonntag ist’s“, dann erzählte Peter Dreesen einige Anekdötchen aus den Anfängen der damaligen Probenarbeit,
wo es insbesondere mit der Aussprache nicht so recht nach dem Willen des Chorleiters ging. Dirigent Josef Luxen, der aus Essen stammte, war der Eifeler Dialekt ein Dorn im Auge. So soll er manchmal verärgert die Noten hingeschmissen und das Probelokal verlassen haben.
Nun folgte ein altes Liedchen mit dem verheißungsvollen Titel „Fensterpromenade“ von Franz Wildt. Die schon sehr verstaubten und vergilbten Noten waren fast in Vergessenheit geraten. Der Archivar hatte sie extra für das Ständchen herausgekramt. Das Lied handelt von einer jungen Dame, die – wie die Goldbraut – Else hieß, und von einem jungen Mann namens Karlchen, dem der Chor einfach den Namen Juppchen gab. So hieß es dann im Liedtext:
„Schön Elschen saß am Fenster mit ihrer Stickerei,
hat auf der Stirn sechs Löckchen, auf jeder Seite drei.
Da kam das flotte Juppchen am Fenster still vorbei,
hatt auf der Lipp sechs Härchen, auf jeder Seite drei.
Als er schön Elschen schaute, rief er verzückt: Ei, Ei
und warf hinauf, hinauf sechs Küßchen, auf jede Seite drei.
Das sah schön Elschens Vater, er sprang im Zorn herbei
und gab dem Juppchen sechse, auf jede Seite drei.“

Über dieses Liedchen, das humorvoll vorgetragen wurde, amüsierte sich das Jubelpaar köstlich und die Festgäste sparten nicht mit Applaus.
Mit dem Lied „Aus der Jugendzeit“ beendete man den ersten Auftritt. Nach einer kleinen Stärkung gelangten noch „Heimatglocken“, „Das Lied der Berge“ (Solist: Josef Kaltwasser) und „Abendfrieden“ zur Freude der Anwesenden zum Vortrag. Zum Schluß bedankte sich der Goldjubilar bei den Sängern für die schönen Darbietungen, auch im Namen seiner Frau.

JOSEF HEIN ließ es sich nicht nehmen einige Lieder mitzusingen.
Nach dem Auftritt saßen die Sangesbrüder in froher Runde zusammen:

Von links:
Peter Dreesen, Heinz Sistig, Bernd Wenderdel, Willi Schütt.

Von rechts:
Arnold Mies, Alfred Brell, Hans Höller, Franz Sebastian, Michael Wielspütz (halb verdeckt), Willi Schütt (in der Dunkelheit verborgen)

Von links:
Josef Reinartz, Edmund Freitag, Josef Kaltwasser, Norbert Wieder, Peter Gülden.

Von links:
Heinz Sistig, Willi Schütt, Anno Hein(†), Fritz Pütz, Hans Höller, Michael Wielspütz.
Freitag, 10. September 1993
Festkommers des Kirchenchores „St. Cäcilia“ Pesch zur Hundertjahrfeier
Der Kirchenchor „St. Cäcilia“ Pesch feierte seinen 100. Geburtstag zusammen mit der Pescher Kirmes vom 10. bis zum 13. September 1993. Der Festkommers fand in einem würdigen und gut organisierten Rahmen im Festzelt, das sehr schön dekoriert worden war, statt. Als Mitwirkende hatte man das Blasorchester aus Marmagen unter Leitung von Wolfgang Wüllenweber und den MGV Vussem verpflichtet. Mit der „Festhymne“ von Karl-Heinz Weber-Müllenbach begann der Jubiläumschor unter dem Dirigat von Josef Dederichs den gut besuchten Festkommers. Das Blasorchester intonierte nun gekonnt den „Priestermarsch“ aus „Die Zauberflöte“. Als nächster durfte nun der MGV sein ganzes Können zeigen. Man sang „Weihe des Gesanges“ mit viel Gefühl, auf piano und forte achtend, zur Zufriedenheit des Chorleiters und der Besucher.
Vorsitzender Erwin Dederichs begrüßte nun die Festversammlung und hieß alle herzlich willkommen. Er sagte: „Das 100jährige Chorjubiläum erfüllt besonders uns aktive Sängerinnen und Sänger mit Stolz und Freude. Sicherlich werden unsere Gründer nicht daran gedacht haben, daß dieses Jubiläum einmal mit der 1100-Jahrfeier des Ortes Pesch zeitlich zusammenfallen würde. Ihr Ziel war es vorrangig, den Kirchengesang zu unterstützen, aber auch den Mitbürgern ihres Heimatortes durch die Förderung des Volksgesangs, die Pflege des allgemeinen Liedgutes sowie des Brauchtums, also in der Mitgestaltung des kulturellen Lebens eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten“.
Im Anschluß an die Rede betrat der MGV wieder die Bühne und sang die Lieder „Grüße an die Heimat“ und „Heimatglocken“. Die Ouvertüre „Musikfestsonntag“ spielte nun das Blasorchester. Schirmherr und Bürgermeister Helmut Schmitz würdigte in seiner Laudatio den Chor und seine zentrale Persönlichkeit, den Chorleiter Josef Dederichs, für seinen unermüdlichen Einsatz. „Er stiftet Frieden und Freude, und der Chor ist unter seiner Regie eine intakte Vereinsgemeinschaft geworden. Eine Dorfgemeinschaft ohne Vereine ist eine leblose Gemeinschaft“, sagte Helmut Schmitz. Und weiter: „Auf eine lange Vereinstradition blickt man zurück, die eng mit dem Leben und Geschehen der dörflichen Gemeinschaft verbunden ist. Diejenigen, die vor 100 Jahren den Kirchenchor gründeten, waren sicherlich von Armut, Entbehrungen und Krankheit geplagt, denn sie lebten damals bei weitem nicht in diesem Wohlstand, wie wir es heute tun. Wenn sie trotzdem eine Gemeinschaft suchten, so taten sie es mit der Absicht, sich und anderen Menschen das harte Leben zu erleichtern. Idealismus, die Freude am Lied und die Pflege alten Brauchtums im öffentlichen und kirchlichen Raum waren hilfreich und tröstlich bei der Überwindung der Probleme im gesellschaftlichen Bereich und im privaten Leben“. Zum Schluss wünschte er den Gästen einen angenehmen Aufenthalt und recht frohe Stunden.
Auf dem Programm stand nun der „Geburtstagsmarsch“ von Ernst Mosch, gespielt vom Blasorchester Marmagen. Martina Bertram, aktive Sängerin des Kirchenchores, wußte nun so einiges aus der Chronik zu berichten. Zur Gründerzeit mußten die Chormitglieder Heizmaterial zu den Proben mitbringen. Es war auch üblich, daß die Noten von Nachbarvereinen abgeschrieben wurden. Die Geselligkeit des Chores wird auch heute noch gepflegt. Nach ausgiebigen Proben findet der Ausklang oft bei einem Mitglied statt, wo dann zur Stärkung Eier und Reibekuchen gebacken und verspeist werden. Auch Bockspringen wird dann auf dem Heimweg veranstaltet. Nach ihrem humorvollen Beitrag war der MGV wieder zu vernehmen und begeisterte mit den Liedern „Sonntag ist’s“ und „Im Weinkeller“ die Zuhörer.
Nun hielt Gemeindedirektor Hermann-Josef Mießeler seine Ansprache. „In Pesch lebt die Tradition. Ein Jahrhundert lang hat der Chor zur Bereicherung und Verschönerung kirchlicher und weltlicher Feste beigetragen und damit nicht nur vielen Menschen Freude bereitet, sondern auch die dörfliche Gemeinschaft ganz entscheidend mitgeprägt. Eine solche Arbeit im Bereich der Kultur- und Gemeinschaftspflege verdient Anerkennung und Respekt“, sagte er. Im Anschluss daran folgte die für alle Anwesenden (außer für den Vorsitzenden Erwin Dederichs) größte Überraschung: Der Diözesanmusikschulleiter des Bistums Aachen, Dr. Josef Schneider, verlieh dem Jubiläumschor die begehrte „Palästriner-Medaille“. „Ich fühle mich glücklich wie ein Olympiasieger“, freute sich Erwin Dederichs. Als erster gratulierte Regionalkantor Bernhard Stoffels: „Diese Auszeichnung erhalten nur ganz wenige Chöre“, erklärte er voller Anerkennung. Auch der Präses, Pfarrer Gerard Rottink, war ganz happy, als er das Wort ergriff. „Heimatmelodie“ und „Sweet Caroline“ spielte nun das Blasorchester, dann folgte eine Vielzahl von Ehrungen.
Da Sangesbruder Klaus Reddig nicht anwesend war, mußte das auf dem Programm stehende, russische Volkslied „Herrlicher Baikal“ gestrichen werden. Dafür wurde „Das Lied der Berge“ mit dem Solisten Josef Kaltwasser gesungen. Mit „Abendfrieden“ verabschiedete sich der MGV Vussem von einem hervorragenden Festkommers. Zum Schluß der Veranstaltung wurde noch gemeinsam das „Pescher Heimatlied“ gesungen.

hi Pesch. Zum 100jährigen Jubiläum des Kirchenchores St. Cäcilia Pesch erhielt der Chor am Freitagabend ganz überraschend die Palästrinermedaille vom Diözesanmusikschulleiter Josef Schneider: „Ich fühle mich so glücklich wie ein Olympiasieger“, freute sich der Vorsitzende Erwin Dederichs über die Auszeichnung. Regionalkantor Bernhard Stoffels würdigte den Chor: „Diese Auszeichnung erhielten bisher nur ganz wenige Chöre“, erklärte er voller Anerkennung.
Der Festkommers fand in einem würdigen Rahmen mit herrlich dekoriertem Bühnenbild statt. Das Blasorchester aus Marmagen und der Männerchor aus Vussem traten auf. Sogar Arbeitsminister Norbert Blüm gratulierte in einem Brief und bedauerte, nicht selbst kommen zu können. Der Minister ist in diesem Bereich der Eifel öfter auf Wanderschaft und hat gute Bande zu den einzelnen Vereinen geknüpft.
Mit der Festhymne von Karl-H. Weber Müllenbach eröffnete der Jubiläumschor die Feierstunde. Durch das Programm führten der Vorsitzende Erwin Dederichs und Martina Bertram, die die Geschichte des Kirchenchors Cäcilia Pesch darstellte. So mußten die Chormitglieder früher zur Winterzeit das Heizmaterial mitbringen, die Noten schrieb man sich oft bei den Nachbarvereinen ab.
Die Geselligkeit des Chores wird auch heute noch gepflegt. Nach ausgiebigen Proben findet der Ausklang oft bei einem Chormitglied statt, wo dann zur Stärkung Eier gebacken oder Reibekuchen gegessen werden. Manchmal dauern diese Treffs bis spät in die Nacht.
Schirmherr Bürgermeister Helmut Schmitz würdigte den Chor, und seine zentrale Figur, Chorleiter Josef Dederichs, für seinen nimmermüden Einsatz: „Er stiftet Frieden und Freude und der Chor ist eine intakte Vereinsgemeinschaft“, sagte der Bürgermeister. Eine Dorfgemeinschaft ohne Vereine ist eine tote Gemeinschaft, fügte der Bürgermeister hinzu. Gemeindedirektor Hermann Josef Mießeler: „In Pesch lebt die Tradition. Vor wenigen Monaten wurde die 1100 Jahr-Feier des Ortes begangen, mit dem 100jährigen Jubiläum des Chores findet ein weiteres bedeutendes Ereignis statt“.
Schirmherr Bürgermeister Helmut Schmitz würdigte den Chor, und seine zentrale Figur, Chorleiter Josef Dederichs, für seinen nimmermüden Einsatz: „Er stiftet Frieden und Freude und der Chor ist eine intakte Vereinsgemeinschaft“, sagte der Bürgermeister. Eine Dorfgemeinschaft ohne Vereine ist eine tote Gemeinschaft, fügte der Bürgermeister hinzu. Gemeindedirektor Hermann Josef Mießeler: „In Pesch lebt die Tradition.
Vor wenigen Monaten wurde die 1100 Jahr-Feier des Ortes begangen, mit dem 100jährigen Jubiläum des Chores findet ein weiteres bedeutendes Ereignis statt“.
Der Präses und Pfarrer von Pesch hob die kulturelle Bedeutung des Chores hervor, der immer bereit ist, die Festlichkeiten durch sein Mitwirken zu verschönern. Vorsitzender Erwin Dederichs nahm dann zusammen mit dem Diözesanschulleiter Josef Schneider und dem Präses eine ganze Reihe von Ehrungen vor. Für 40 Jahre erhielten die Ehrennadel in Gold Gisela Dederichs, Josef Dederichs und Edmund Dederichs, sowie die Ehrenmitglieder Klara Brück und Katharina Kurth. Klaus Mauel wurde für 30jährige Zugehörigkeit ausgezeichnet und ihr Silberjubiläum im Kirchenchor feierten Cilly Dederichs und Alfons Bertram. Mit dem gemeinsam gesungenen „Pescher Heimatlied“ ging für die Pescher ein schöner Kommers zu Ende. Anschließend spielten die „Stefernandos“ aus Engelgau zum Tanz auf.

Diözesanmusikschulleiter Josef Schneider (r.) brachte dem Pescher Kirchenchor die Palästrinermedaille mit und ehrte anschließend die Jubilare.
Fotos: Hilgers

Vorsitzender Erwin Dederichs (r.) zeichnete zusammen mit dem Pescher Pfarrer die Silberjubilare aus. Anschließend wurde auch er vom Pfarrer ausgezeichnet.
Samstag, 11. September 1993
Sängerfest in Gemünd
Der MGV Gemünd feierte in diesem Jahr sein 140jähriges Bestehen. Unter der Leitung ihres Vorsitzenden Hans Ransbach und des Chorleiters Werner Harzheim gestalteten die 37 Sänger ihr Fest mit zwei Veranstaltungen für die Bevölkerung Gemünds und der ganzen Umgebung. So sollte am Samstag ein gemütliches Beisammensein mit einigen befreundeten Chören in der Schützenhalle abgehalten werden. Ab 15.00 Uhr konnten die Chöre in zwangloser Reihenfolge Lieder aus ihrem Repertoire vortragen.
Der MGV Vussem unterhält seit vielen Jahren freundschaftliche Beziehungen zum MGV Gemünd. Diese Freundschaft ist vor allem ein Verdienst des langjährigen Vorsitzenden des MGV Gemünd und des Sängerkreises Schleiden, Hans Pesch, der die Sängerfeste des MGV Vussem in früheren Jahren per Fahrrad und später mit seinem unermüdlichen Mitstreiter Udo Meurer per Auto besuchte und es immer verstand, die Kameradschaft zu pflegen. Aus Altersgründen gab er vor zwei Jahren den Vorsitz ab.
Der MGV Vussem betrat gegen 18.00 Uhr das Parkett und leistete mit den Liedern
1. Im Weinkeller,
2. Es fällt ein Tau,
3. Herrlicher Baikal und
4. Abendfrieden,
seinen Beitrag zum Freundschaftssingen.
Mit den runderneuerten Jacketts erregte der Chor bei seinem Auftritt großes Aufsehen, zumal der gastgebende Verein nur im „leichten Bieranzug“ erschienen war. Von Gemütlichkeit konnte keine Rede sein. Die Räumlichkeiten waren eine Zumutung und nicht in einem sauberen Zustand. Außerdem regnete es durch das undichte Dach auf die Festgäste. Es entstand der Eindruck, als wolle man hier eine schnelle Mark machen, um den Stargast Karl Ridderbusch am darauffolgenden Sonntag bezahlen zu können. Dies war auch die Meinung anderer teilnehmenden Vereine. Ab 19.00 Uhr wurden die wenigen verbliebenen Gäste von der „Schnitzel-Band“ aus Ettelscheid unterhalten.
Der Höhepunkt der Feierlichkeiten des MGV Gemünd war ein Konzert am Sonntag im Gemünder Kurhaus mit Kammersänger Karl Ridderbusch und dem Pianisten Klaus Michael Leifeld, das unter besseren Voraussetzungen stattfand und laut Presseberichten bei den Besuchern gut ankam.

Kammersänger Karl Ridderbusch mit dem MGV Gemünd.
(aus Kölner Stadt-Anzeiger)
Sonntag, 12. September 1993
Freundschaftssingen in Pesch
Zum dritten Mal an diesem Wochenende mußte der Chor an einer Veranstaltung teilnehmen. Es war sozusagen eine englische Woche für die meisten Sänger. Man sollte aber auch einmal den guten Willen und die Bereitschaft derjenigen Sänger herausstellen, die dieses Mammutprogramm komplett mitgetragen haben. Auch die Disziplin und das gute Auftreten haben dem Chor bei den Veranstaltungen viel Sympathie und Ansehen eingebracht.
Gegen 14.00 Uhr trafen die Sänger am Festzelt ein und wurden unter den Klängen des Musikvereins Vussem, in Begleitung zweier Blumenmädchen, zum Festkomitee geführt. Hier wurde man herzlich begrüßt und unter stürmischem Applaus der Zuschauer willkommen geheißen.
Pünktlich startete der Festzug durch den geschmückten Ort. Unterwegs zeigte ein Sangesbruder seinen staunenden Kollegen, welch große Ländereien er einmal von seiner noch rüstigen Tante erben würde. Damit könne er dann seinen Busenfreund, dessen Liegenschaften überwiegend in Weyer sind, um einige Hektar schlagen.
Nach dem Festzug begann das Freundschaftssingen im bis auf den letzten Platz gefüllten Zelt. An vierter Stelle sang der MGV Vussem „Herrlicher Baikal“ und „Amazing grace“, zwei internationale Volkslieder, die ihm vortrefflich gelangen. Besonders erwähnenswert ist noch, daß bei den Vorträgen absolute Ruhe im Publikum herrschte, was bei Veranstaltungen in Festzelten durchaus nicht selbstverständlich ist.
Samstag, 23. Oktober 1993
Geburtstagsständchen für Sbr. Josef Kaltwasser (60) und Biographie.

Josef Kaltwasser vollendete am 18. Oktober 1993 sein 60. Lebensjahr. Zu diesem erfreulichen Anlaß hatte er, neben seiner Familie, Verwandte, Bekannte und Freunde, auch die Sänger des MGV in das Bürgerhaus nach Kallmuth eingeladen.
Um 20.00 Uhr versammelte man sich zwanglos an der Hausbar, um mit dem Geburtstagskind anzustoßen. Gegen 20.30 Uhr waren fast alle Sänger erschienen, so daß man dem Jubilar mit folgenden Liedern ein Ständchen bringen konnte:
1. Auf, ihr Brüder, laßt uns singen,
2. Im Abendrot,
3. Das Ringlein und
4. Heimatglocken.
„Das Ringlein“ hatte der Jubilar sich gewünscht. Deshalb wurde dieses Lied mit besonderer Aufmerksamkeit und Sorgfalt vorgetragen. Im Namen der Sänger gratulierte der Vorsitzende und überreichte ein Geschenk mit folgendem Wortlaut: „Ich hoffe, daß der Jubilar noch viele Jahre im Chor mitsingen kann. Denn 60 Jahre sind noch lange kein Grund aufzuhören“. Nun wurde das Buffet eröffnet. Die Sänger ließen sich das nicht zweimal sagen und langten kräftig zu. Beim zweiten Auftritt des Chores wurden die Lieder unter Mitwirkung des Geburtstagskindes Josef, der es nicht länger auf seinem Platz ausgehalten hatte, vorgetragen:
1. Im Weinkeller,
2. Ein kleines Malheur und
3. Abendfrieden.
So verbrachte man ein paar frohe Stunden in gemütlicher Runde, ehe die Heimfahrt angetreten wurde. Hier betätigte sich in lobenswerter Weise Sbr. Hans Höller als Taxifahrer, der in mehreren Touren die Sänger zu vorgerückter Stunde nach Hause fuhr.
Biographie des Josef Kaltwasser:
Schon in der Wiege wurde Josef von der Muse geküsst. Musikalisch gesehen war er vorbelastet, denn sein Vater war begeisterter Sänger im Chor des MGV „Liederkranz“ Breitenbenden. Er sang ihm oft ein Schlummerlied. Unbekannte Arien trällerte Josef bereits als Büblein klein an der Mutterbrust. In der Schule wurde seine Begabung als Sängerknabe schon frühzeitig erkannt. Lehrer Bleffert begann, das Talent zu schulen. Mit 15 Jahren trat Josef in den MGV Breitenbenden ein. Behutsam bildete der damalige Dirigent Valentin Schloßmacher seine Tenorstimme aus. Bald schon übernahm Josef Solopartien im Chor. Nach dem Tode Valentin Schloßmachers übernahm Josef Kaster den Taktstock. Da beide Josefs eine enge, kameradschaftliche Beziehung verband, traten sie gemeinsam bei Veranstaltungen wie Altentage, Karnevalssitzungen, Jubiläen und Geburtstagsfeiern auf. Die selbstgeschriebenen Texte und Lieder brachten ihnen viel Erfolg. Josef Kaltwasser wurde von Josef Kaster am Klavier oder Akkordeon begleitet. Als einen der Höhepunkte seiner Karriere kann man das 100jährige Bestehen des MGV Breitenbenden am 08. und 09. Juni 1974 unter Leitung von Anno Hein bezeichnen. Zu diesem Zeitpunkt war Josef Kaltwasser schon einige Jahre als Vorsitzender erfolgreich tätig. Kurze Zeit später musste der MGV Breitenbenden seine Aktivitäten einstellen, da die Zahl der Aktiven zu klein geworden war. Daraufhin trat Josef 1978 dem MGV Vussem bei. Er ist einer der Leistungsträger in unserem Chor geworden. Mehrere Jahre war er als Sänger im Chor der VHS Euskirchen tätig. Mit diesem Chor feierte er die größten Erfolge. Unvergesslich bleiben ihm die Konzerte im Kölner Gürzenich, in Düsseldorf und sogar in der Kathedrale von Amsterdam.
Der Chronist wünscht dem Jubilar noch viele Jahre bei guter Gesundheit im Kreise der Sänger des MGV 1892 Vussem.
Sonntag, 24. Oktober 1993
Sängerfest in Kall
Der MGV 1898 Kall feierte vom 21. bis 24. Oktober 1993 unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Weiler sein 95jähriges Bestehen. Den Auftakt bildete ein Festkommers am Donnerstag im Vereinslokal „Eifeler Hof“. Leider stand der Festkommers unter einem ungünstigen Stern. So mussten einige Jubilare wegen Krankheit auf eine Teilnahme verzichten. Sie wurden in Abwesenheit geehrt, darunter auch Ehrenvorsitzender Josef Büth. Dennoch ließ sich Vorsitzender Franz Spilles nicht entmutigen. Er dankte besonders Bernhard Stoffels, der bereits seit 22 Jahren als Dirigent für den guten Ton sorgt. Der Ehrenvorsitzende des Sängerkreises, Hans Pesch, zeichnete verdiente Sänger aus.
Zum großen Festkonzert am Samstagabend kamen zahlreiche Besucher in die Bürgerhalle. Gestaltet wurde das Konzert vom MGV Kall in Zusammenarbeit mit dem MGV „Liederkranz“ Sötenich und dem Akkordeonorchester Hans Thiessen aus Aachen.
Am Sonntag um 15.00 Uhr fand, ebenfalls in der Bürgerhalle, ein Freundschaftssingen der Chöre des Sängerkreises Schleiden statt. Es nahmen teil der Gesangverein Ramscheid, MGV Zingsheim mit Mädchenchor, MGV Vussem, MGV „Liederkranz“ Ripsdorf, Singgemeinschaft Schleidener Tal, MGV Mechernich, Gesangverein „Harmonie“ Holzmühlheim, MGV Gemünd, Frauenchor Heimbach, Chorgemeinschaft „Eifelperle“ Heimbach.
Der MGV Kall betrat mit dem MGV Sötenich zuerst die Bühne und brachte das Lied „Licht der Musik“ zu Gehör. Die Resonanz dieses Stückes war nicht sehr gut. Zum ersten ließ die Akustik der Bürgerhalle zu wünschen übrig, zum zweiten machte sich die Überalterung des Chores, besonders im 1. Tenor, bemerkbar.
Als dritter Chor wusste der MGV Vussem mit seinen Liedern „Sonntag ist’s“, „Im Weinkeller“ und „Es fällt ein Tau“ beim Publikum zu gefallen, wenn auch ein Sänger aus der Rolle fiel, der das Dirigat des Chorleiters schändlich missachtete und deshalb bei Liedende sein „Kastrato“ nicht rechtzeitig im Griff hatte. So war immer ein Überhänger zu hören. Bei einem Wertungssingen hätte dies zu Punktabzug geführt.
Heinz Sistig hatte Geburtstag und verließ deshalb die Veranstaltung vorzeitig, um seine Gäste nicht länger warten zu lassen. Die nachfolgenden Chöre boten auch nur „Hausmannskost“, und so konnte man mit unserem Programm zufrieden sein.
Sonntag, 14. November 1993
Volkstrauertag in Vussem und Breitenbenden.
Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag und der Volkstrauertag sind die vier Gedenktage im November, mit denen das Kirchenjahr zu Ende geht. Alle diese Feiertage haben eine unterschiedliche Geschichte, alle jedoch haben den gleichen Sinn: sie sind Tage des Erinnerns und der Trauer für geliebte Angehörige und Freunde, die man verloren hat. So hatte auch, wie in den Jahren zuvor, der Bürgerverein am Volkstrauertag um 10.00 Uhr zu einer Feierstunde am Ehrenmal die Bewohner von Vussem eingeladen. Zur musikalischen Umrahmung standen wieder der Musikverein und der MGV bereit. Beim Abmarsch des Trauerzuges herrschte ein böiger Wind, vermischt mit Regenschauern, so daß die Mützen einiger Feuerwehrmänner in einer Pferdekoppel landeten, die mit einem Elektrozaun gesichert war. Der Übersteiger erhielt deshalb unfreiwillig mehrere Stromstöße, die ihn zu Boden warfen.
Als erstes Lied sang der Chor eine Neueinstudierung: „Wohl denen, die da wandeln“ (Weise und Satz von Heinrich Schütz / 1628). Ortsvorsteher und Vorsitzender des Bürgervereins Matthias Vogelsberg legte im Namen der Dorfbevölkerung einen Kranz nieder. In seiner Ansprache stellte er u.a. die Frage nach dem Sinn einer Gedenkfeier am Volkstrauertag. Immer weniger Leute wären bereit, daran teilzunehmen. Sie hätten einige Ausreden parat, wie z. B. daß sie vom Krieg nichts mehr hören und sehen wollen, oder daß endlich vergessen sein soll, was vor 50 Jahren geschehen ist. Angesichts der geringen Beteiligung in den letzten Jahren, abgesehen von einigen teilnehmenden Vereinen, ist dies in der Tat sehr beschämend. Er fuhr in seiner Rede fort und sagte sinngemäß: „Ein flüchtiger Blick in die Zeitung, ein oberflächliches Hören der Nachrichten in Radio und Fernsehen lässt den Schluss zu, daß Krieg und Gewalt offenbar zum Alltag der Gegenwart dazugehören. Tod oder Verwundung vieler Menschen, Zerstörung von Hab und Gut des einzelnen sind an der Tagesordnung. Wie verhalten wir uns gegenüber diesen Nachrichten, den Bildern, die uns stündlich Gewalt und Leid vor Augen führen? Lösen diese schrecklichen Ereignisse Betroffenheit aus? Wie kommt es, daß nach den Erfahrungen der Vergangenheit und angesichts der aktuellen Übermittlung gewalttätiger Aktionen und kriegerischer Auseinandersetzungen Protest nur sporadisch und ganz verhalten zu hören ist? Ist es Resignation oder Gleichgültigkeit? Von einem Vergessen kann sicherlich nicht gesprochen werden. Und so gilt es, am heutigen Tag der Trauer zum aktiven Einsatz für den Frieden in der Welt aufzurufen. Wir dürfen die Toten nicht vergessen!“
Einfühlsam wollte der Chor nun das zweite neu einstudierte Lied „Befiehl Du Deine Wege“, Weise von Bartholomäus Gesius, Satz Hugo Herrmann, zur Aufführung bringen. Doch der sehr stürmische Wind ließ das nur bedingt zu, und sein Heulen mischte sich mit dem Gesang des Chores. Annemarie Linden brachte in ihrem Beitrag zum Ausdruck, daß der Volkstrauertag ein Tag des Gedenkens und des Nachdenkens sei, daß die Schatten der Kriege, der Vertreibungen und Zerstörungen, der Ausrottungen und des seelischen Leids nicht gewichen sind. „So sind wir an diesem Tag alle aufgerufen, die Toten der Weltkriege in unsere Herzen zu schließen. Wir gedenken der gefallenen Soldaten beider Weltkriege, den im Bombenhagel umgekommenen Frauen und Kindern, den während der Flucht und Vertreibung zu Tode gekommenen Menschen. Wir gedenken der Opfer der Gewaltherrschaft, sowohl der nationalsozialistischen als auch der kommunistischen, aller Menschen, die aus rassistischen, politischen oder religiösen Gründen ihr Leben verloren. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Zeit“. Mit dem Lied vom „Guten Kameraden“ endete die Trauerzeremonie in Vussem.
Nach dem Zeremoniell in Vussem mußte der MGV noch in Breitenbenden antreten, um auch hier mit zwei Liedvorträgen die Trauerveranstaltung zu bereichern. Dabei gelangten die neu einstudierten Choräle zum Vortrag. Ortsvorsteher Josef Kaltwasser hielt die Trauerrede und sagte u. a.: „Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren. Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft leisteten und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Opfer sinnloser Gewalt, die bei uns Schutz suchten. Wir trauern mit den Müttern und mit allen, die Leid tragen um die Toten. Doch unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen bei uns zu Hause und in der Welt.“
Zum Schluss der denkwürdigen Veranstaltung spielte der Musikverein den Choral „Ich hatt´ einen Kameraden“.
Mittwoch, 17. November 1993 (Buß- und Bettag)
Gutachtersingen in Gemünd
Seit Monaten hatten sich die Sänger von 12 Chören des Sängerkreises Schleiden intensiv darauf vorbereitet, am Buß- und Bettag in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Gemünd ab 15.00 Uhr bei einem „Geistlichen Konzert“ als Gutachtersingen ihr Können unter Beweis zu stellen. Als Wertungsrichter fungierte kein geringerer als Professor Michael Schmoll vom Musikausschuss Nordrhein-Westfalen, zugleich Professor an der staatlichen Hochschule für Musik in Heidelberg / Mannheim.
Diszipliniert traten die Chöre auf und wickelten zügig das Programm ab. Diesen weltlichen Chören war mit geistlicher Musik eine besondere Aufgabe gestellt, die sie zu bewältigen hatten. Der Vergleich mit dem musikalischen Anspruch früherer Jahre zeigt, daß sich das Niveau der sängerischen Leistung und der Liedauswahl deutlich gehoben hat. Absolute Spitze, das muss man neidlos anerkennen, waren die Chöre Kammerchor Schleiden, MGV (Meisterchor) Dahlem und der MGV „Liederkranz“ Ripsdorf, alle unter der Leitung von Kreischorleiter Heinz Ströder. Ob diese Chöre Musik aus alter Zeit oder der Moderne singen, sie beherrschen jeden Stil. Der Chronist kann und will die Leistung dieser Chöre nicht schmälern, aber es darf auch nicht unerwähnt bleiben, daß sie sich untereinander mit ihren Leistungsträgern aushelfen, um so ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen, kleineren Chören zu steigern. Das ist zwar legal, meines Erachtens aber unfair. Beispielsweise wirkte der Vorsitzende des Sängerkreises Schleiden, Heinz Kreutzberg, bei vier Chören mit. Alle Achtung dem MGV Zingsheim, der sich mit nur 14 oder 15 Sängern dem Wertungsrichter stellte. Dazu gehört Mut und eine große Portion Selbstvertrauen.
Dass der Kreischorleiter mit unauffälliger, aber eindringlicher Gestik zu führen versteht, zeigte sich, als er in Vertretung des verhinderten Dirigenten Karl-Heinz Vossel den MGV Mechernich leitete. Die einhellige Meinung nach dem Konzert war, man hat diesen stattlichen Chor noch nie so gut singen gehört. Man sollte den Vortrag jedoch nicht überbewerten, denn die ausgesuchten Choräle „Sancta Maria“ und „Benedictus“ stellten keine hohen Ansprüche an die Sänger.
Bemüht, sich gegen die größeren Chöre gut in Szene zu setzen, war der MGV Vussem, der mit „Ave verum“ von Mozart und der „Hymne“ von Quirin Rische aufwartete. Unter der Leitung von Heinz Sistig präsentierte sich der Chor in gewohnt guter Manier und fand beim zahlreich erschienenen Publikum Anklang, wenn auch der Musikkritiker Eberhard Hönig der Meinung war, daß die Liedauswahl einigen Chören Schwierigkeiten bereite. So schrieb er in der Kölnischen Rundschau wörtlich: „Sie greifen noch immer auf Bearbeitungen originaler Musik für Männerchöre zurück und das wirkt, z. B. beim „Ave verum“ wie eine Vergewaltigung dieser herrlichen Musik“. Ich weiß nicht, woher Herr Hönig diese Weisheit hat, aber es ist eine bodenlose Frechheit, so etwas zu behaupten. Fest steht, daß der Gutachter bei der anschließenden Besprechung mit Dirigent und Vorsitzendem im großen und ganzen mit dem Vortrag zufrieden war, zumal die Titel a capella gesungen wurden.
Eine erfreuliche Leistung zeigte auch der Jugendchor aus Zingsheim, ein Mädchenchor, in dem auch einige Knaben ihre Stimme erschallen lassen. Der Kammerchor Schleiden sang zum Abschluss des Konzertes zwei sehr schöne Stücke moderner Musik: „Ubi caritas“ von Maurice Duruflé und „Ovos omnes“ von dem großen spanischen Cellisten Pablo Casals. Man kann diesen Vortrag als den Höhepunkt des Konzertes bezeichnen. Es war ein Genuss, diesen geschulten Sängern unter Leitung von Heinz Ströder zuzuhören.
Nachtrag zum Gutachtersingen:
Das mit großer Spannung erwartete, schriftliche Gutachten gibt meines Erachtens das wieder, wozu der Chor zum jetzigen Zeitpunkt fähig ist. Es deckt schonungslos und der Wahrheit entsprechend Fehler und Mängel auf. Aber Professor Schmoll hat auch die guten Seiten des Chores entdeckt und entsprechend lobend erwähnt. So hat er die Tonreinheit mit „Gut“ bewertet, wenn auch Schwächen in der Intonation im 1. Baß und 2. Tenor aufgetreten sind. Beim Chorklang war der 1. Tenor gelegentlich zu unkontrolliert. Bei der Gestaltung bemängelte er: „Oft zu schwerfällig, in Achteln nicht optimal zusammen“.
Zusammenfassend schreibt er in seinem Gutachten wörtlich: „Der Chor zeigt gute sprachliche Arbeit und weist ordentliche Gesamtintonation auf. Unsicherheiten, gerade in den Mittelstimmen, schmälern einen homogenen Gesamtklang. Die dynamische Arbeit überzeugt, jedoch ist manchmal zuviel gewollt. Die erkannten Schwächen liegen im ‚Aufeinanderhören‘ innerhalb des Chores. Ich rate dazu, eine andere Aufstellung auszuprobieren, so z. B. von rechts nach links gesehen: Tenor 2, Tenor 1, Baß 2, Baß 1. Sie sollten dieses ruhig einmal unbefangen und offen ausprobieren.“ Gez. Michael Schmoll, 21.11.1993.
Mit diesem Ergebnis kann man leben und zufrieden sein. Natürlich muß an den aufgezeigten Schwächen und Mängeln des Chores gearbeitet werden, um diese in Zukunft abzustellen.
Sonntag, 5. Dezember 1993
Weihnachtsmarkt im Altenheim St. Michael in Breitenbenden
Die Vorbereitungen zum diesjährigen Weihnachtsmarkt liefen wieder auf Hochtouren, ehe die Pforten am heutigen Sonntag um 10.00 Uhr geöffnet wurden. Somit standen auch der Integration von behinderten Menschen alle Türen offen. Dieser Markt wird zu recht „Basar der Begegnung“ im Wohn- und Pflegeheim Sanden genannt.
„Auf unseren Festen hat man stets bemerkt, wie wichtig die Öffnung des Hauses nach außen für unsere Bewohner ist. Aber auch für die gesunden Menschen ist der Kontakt mit seinen hilfsbedürftigen Mitbürgern vor Ort durchaus ein Erlebnis“. Dies brachte Wohnheimleiter Heinz Sanden Jun. im „Wochenspiegel“ deutlich zum Ausdruck.
Für die kleinen Gäste stand ein nostalgisches Kinderkarussell bereit, und darüber hinaus gab es alles, was Weihnachtsstimmung aufkommen lässt. Sogar der Nikolaus gab ein Stelldichein und beschenkte die vielen Kinder reichlich.
Auch der MGV Vussem stand wieder im Dienst der guten Sache und sang vorweihnachtliche Lieder. Wenn auch 9 Sänger fehlten, so wurden die Darbietungen vom Publikum doch mit reichlich Applaus belohnt. Zum Vortrag kamen:
1. Auf haltet Euer Herz bereit,
2. Es kommt ein Schiff geladen,
3. Ave Maria,
4. Es ist ein Ros entsprungen,
5. Maria durch ein Dornwald ging, und
6. Abendfrieden.
Bei der Erstaufführung des „Dornwaldes“ muß der Waldweg sehr holprig gewesen sein, denn einige Sänger im 1. Baß wären fast gestolpert. Sie konnten sich aber im letzten Moment wieder fangen, wenn auch die Töne etwas in Schräglage gerieten, so daß ein „Fies-Dur“ zu hören war. Im Text heißt es: „Der Dornwald hat sieben Jahre kein Laub getragen“. Ich glaube, nach dieser Darbietung wird er sich niemals mehr belauben oder gar Rosen tragen.
PS: Wie erst später berichtet wurde, ist ein Sangesbruder nach der Veranstaltung sehr schwer verletzt worden, als er zur nächtlichen Stunde zum Wasserlassen auf eine 2 m hohe Mauer kletterte, um besser Ausschau halten zu können, ob sich der Strahl auch gleichmäßig in alle Richtungen verteilen würde. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte so unglücklich, daß er sich ein paar Rippen brach, und der Kopf einige Blessuren abbekam. Ob beim Strahlrohr eine größere Verstauchung stattgefunden hat, ist nicht bekannt geworden. Bleibt zu hoffen, daß die Gebrauchsfähigkeit und das Stehvermögen nicht gelitten haben. Von dieser Stelle aus wünsche ich dem Sangesbruder aus „Hatzegravien“, daß er keine bleibenden Schäden, besonders an seinem besten Stück, davonträgt. Denn mit einem geknickten Halm kann man in dem Alter von fast 60 Jahren keine großen Sprünge mehr machen. Gute Besserung!
Sonntag, 12. Dezember 1993
Seniorennachmittag in Vussem.
Beim diesjährigen Seniorentreffen in der „Schneidmühle“ hatten sich die Ortsvereine Kirchenchor, Blockflötengruppe, Musikverein und MGV wieder bereit erklärt, den schon zur Tradition gewordenen Tag musikalisch zu gestalten. 84 Einladungen waren verschickt worden, nur 45 Senioren waren der Einladung gefolgt. Sie wurden von Matthias Vogelsberg herzlich begrüßt. Er sagte, daß es in der heutigen, schnellebigen Zeit sehr schön sei, wenn es für die älteren Menschen eine solche Zusammenkunft gebe. Unter den Gästen weilten auch Pastor Sobieszczyk und Kaplan Kröger.
Der MGV sang
1. Es kommt ein Schiff geladen,
2. Ave Maria,
3. Es ist ein Ros‘ entsprungen, und
4. Abendfrieden,
und erhielt dafür herzlichen Applaus.
Es fiel auf, daß bereits 5 Sänger (Sbr. Eddi mitgerechnet) am Seniorentag teilnehmen, daß sind 20% des gesamten Chores. Es ist also dringend geboten, jungen Nachwuchs zu werben, damit der Chor auch in Zukunft lebensfähig bleibt und nicht wegen Überalterung schließen muss.
Selbstverständlich wurden die Senioren gut bewirtet. Das Programm dauerte mehrere Stunden. Zwischenzeitlich war auch Bürgermeister Schüller mit seiner Gattin zu Gast. Die Kindertanzgarde sorgte mit ihrem Auftritt für Abwechslung und wurde von der älteren Generation stürmisch gefeiert. Für festliche Stimmung sorgte auch zum Ende des Nachmittages der Musikverein mit seinen Beiträgen.
Samstag, 18. Dezember 1993
Weihnachtsfeier im Alten- und Pflegeheim Sanden in Vussem
Seit dem 1. September 1971 besteht nun schon das Alten- und Pflegeheim der Familie Sanden, daß sie in den prächtigen Räumen des ehemaligen Missionshauses eingerichtet hat. Alljährlich findet hier im Hause mit den Heimbewohnern und Betreuern eine Weihnachtsfeier statt, zu der auch der MGV Vussem wieder eingeladen wurde, um mit seinen Liedvorträgen die Anwesenden zu erfreuen. Wir sangen die Lieder:
1. Auf haltet Euer Herz bereit,
2. Es kommt ein Schiff geladen,
3. Ave Maria.
4. Maria durch ein Dornwald ging,
5. Heilige Nacht und
6. Es ist ein Ros entsprungen.
Heinz Sanden Jun. bedankte sich anschließend mit freundlichen Worten beim Chor für das Erscheinen und die Darbietungen. Der Chorleiter versicherte ihm, daß die Sänger wieder gerne gekommen seien, weil bei einer guten Akustik und einem aufmerksamen Publikum es Freude macht, zu singen. Matthias Vogelsberg, der mit seiner Gattin jedes Jahr an der vorweihnachtlichen Feier teilnimmt, ergriff das Wort und bedankte sich bei der Familie Sanden im Namen der Bewohner und stellte fest: „Hier seid Ihr in guten Händen.“ Zum Abschluß wurde gemeinsam das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ gesungen.
Dienstag, 28. Dezember 1993
Geburtstagsfeier von Sangesbruder Bernhard Mießeler (60) und Biographie
Es begab sich zu jener Zeit, als Reichspräsident Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernannte. In Rom regierte Papst Pius XI., in Mechernich Bürgermeister Dr. Felix Gerhardus und in Breitenbenden Philipp Dederich. Die Pfarrgemeinde Vussem-Breitenbenden wurde von Pater Rektor Heinrich Thomas betreut. In jener Zeit, vor genau 60 Jahren, da erblickte am 28.12.1933, dem Fest der „Unschuldigen Kinder“, kein Geringerer als Bernhard Mießeler das Licht der Welt. Jedes Jahr gedenkt die katholische Kirche dieser wahren Begebenheit zur Erinnerung an den bethlehemitischen Kindermord. In der Bibel kann man darüber bei Matthäus 2, Vers 16 wie folgt nachlesen: „Als Herodes merkte, daß die Sterndeuter ihn getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und ließ in Bethlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von 2 Jahren töten“.
Wir, die Sänger vom MGV Vussem können deshalb sehr froh sein, daß Sbr. Bernhard erst 1933 Jahre später in Breitenbenden geboren wurde, denn sonst hätten wir im 1. Baß einen Leistungsträger weniger.

Wenn auch die Jahre nach 1933 nicht sehr rosig waren, so konnte er doch in seiner Jugendzeit, trotz der Kriegswirren, mit einigen Einschränkungen und Entbehrungen zu einem jungen, starken Mann heranwachsen. Denn der Name Bernhard kommt aus der althochdeutschen Sprache und bedeutet übersetzt „bero“ = Bär und „hard“ = stark, also „bärenstark“.
Dass so ein Bär auch liebenswert sein kann, wissen vor allen Dingen die Sängerfrauen und die Vussemer Gastwirtin zu berichten. Sie haben ihn schon lange in ihr Herz geschlossen, weil er ihnen immer nette Komplimente macht. Aus diesem Grund verwöhnt ihn die „Schneidmühlen-Gertrud“ ganz besonders gern. Sie serviert ihm immer das größte, nach ihm benannte und bekannte „Bernhardschnitzel“. Vom Speiseplan für Feinschmecker ist dieser Begriff nicht mehr wegzudenken.
Da Bernhard das Singen schon in seiner Schulzeit viel Freude bereitet hatte, trat er mit 15 Jahren in den nach dem Krieg wiedereröffneten MGV Breitenbenden ein. Hier reifte er zu einem zuverlässigen Sänger heran. 1958 ehelichte er sein Gertrüdchen aus Weyer, die ihm einen Sohn gebar. Aus beruflichen Gründen musste er bald von seinem geliebten Heimatort fortziehen. 18 Jahre wohnte er in Brühl. Dann packte ihn das Heimweh so sehr, daß er wieder nach Breitenbenden zurückkehrte. Als Bundesbahnbeamter musste er fortan in Köln Dienst tun. Man nennt ihn hier liebevoll den „Wächter vom Eifeltor“, weil er aufpassen muss, daß die Containerfracht ordnungsgemäß deklariert ist, damit sie ihren Bestimmungsort auch tatsächlich erreicht. Ansonsten spielt er Skat oder erzählt Witze. Da der Gesang, neben dem Skatspielen, Wandern, Radfahren und Schwimmen noch immer seine große Leidenschaft war, trat er 1981 als aktives Mitglied in den MGV Vussem ein, nachdem der Breitenbendener Chor nicht mehr aktiv war. Mittlerweile gehört er schon länger als 10 Jahre zu den treuen Sängern, die das Rückgrat unseres Chores bilden. Am 17. November 1990 wurde er für seine 25jährige Singetätigkeit mit der Silbernadel und Urkunde ausgezeichnet.
Zur Geburtstagsfeier waren fast alle geladenen Gäste erschienen, und so konnte er pünktlich im 19.00 Uhr im Gasthaus „Zum Krebsbachtal“ in Breitenbenden seine Verwandten und Freunde begrüßen und willkommen heißen. Zur Begrüßung wurden Sekt und Fruchtsaft gereicht. Bernhard bedankte sich für die vielen Glückwünsche und Geschenke, die er erhalten hatte. Am Schluß seiner Eröffnungsrede sagte er: „Alt machen nicht die vielen Jahre, alt machen nicht die grauen Haare. Alt ist, wer den Mut verliert und sich für nichts mehr interessiert.“ Unter großem Applaus eröffnete er nun das reichliche und köstlich zubereitete Buffet, das von den Gästen im Verlaufe des Abends mehrmals aufgesucht wurde.
Aus gegebenem Anlaß hatte der Jubilar auch die Sangesbrüder für 21.00 Uhr eingeladen, damit die Feier einen festlichen Rahmen erhielt. Die Lieder, die zum Vortrag kamen, hatte er selber ausgesucht. Diese wurden vom Chor hingebungsvoll, wenn auch zum Teil etwas laut vorgetragen, und zwar:
1. Weihe des Gesanges,
2. Sonntag ist’s,
3. Das Morgenrot,
4. Abendfrieden,
5. Abend im Gebirge, und
6. Amazing Grace.
Zwischendurch gratulierte der Vorsitzende im Namen der Sänger und überreichte ein Geschenk sowie der Gattin einen Blumenstrauß. Willi Schütt dankte für die Einladung. Bernhard war sichtlich erfreut über das zahlreiche Erscheinen der Sänger, die gesanglichen Darbietungen und darüber, daß der Chorleiter extra für seine Geburtstagsfete im neuen Outfit erschienen war. Dieser betonte jedoch, daß die Rechnung über das rotkarierte Jackett Bernhard in den nächsten Tagen ins Haus flattern würde. Der Jubilar trug es mit Fassung und forderte die Sänger auf, zu einem Umtrunk im Nebenraum Platz zu nehmen, wo ein mit herrlichen Gaben gedeckter Tisch auf die hungrigen Männer wartete. Der Durst wurde mit Bier vom Faß gelöscht. Heinz Sistig erhielt an diesem gemütlichen Abend wegen seiner bunten Jacke den Spitznamen „Peter Frankenfeld“.
Im Festsaal wurde unterdessen das Tanzbein geschwungen. Dazu spielte auf der Hammondorgel Paul Kirfel aus Waldorf. Zahlreiche Witze und Anekdötchen wurden reihum erzählt. Sbr. Alfred Brell nahm das Geburtstagskind in den Club der Alten Säcke auf. Sbr. Michel hatte einen Kleiderbügel angefertigt mit der Aufschrift: „60 Jahre, kein Grund zum Aufhängen“. Sbr. Franz hatte zuvor in einem Gedicht u. a. zum Ausdruck gebracht, daß der Jubilar nackt zur Welt gekommen war. Von Sbr. Matthias Vogelsberg erhielt er zwei Eintrittskarten, die ihn und seine Frau berechtigten, einmal den Bundestag zu besuchen. Immer wieder wurde Bernhard hochleben gelassen, ehe das harmonisch verlaufene Fest gegen 3.00 Uhr in der Früh‘ zu Ende ging.