Samstag, 24. Februar 1996
19:00 Uhr Vorabendmesse für die lebenden und verstorbenen Mitglieder des MGV
Wegen des Karnevals konnte keine Probe mehr abgehalten werden. Deshalb schob man kurzerhand vor der heiligen Messe noch eine Ansingprobe ein, weil zum ersten unser Sbr. und Organist Anno Hein nicht zur Verfügung stand, da er zur Zeit im Kreiskrankenhaus Mechernich weilt, wo er sich einer schwierigen Operation unterziehen muss.
Zum zweiten war es sehr wichtig, daß mit dem Organisten aus Strempt, Herrn Reiner Pütz, der freundlicherweise Sbr. Anno vertritt, eine kurze Verständigungsprobe zustande kam. Da aber einige Sänger unpünktlich zur Probe erschienen (Beginn 18:30) musste das Eingangslied mehrmals geübt werden, ehe es ohne Risiko ins Programm aufgenommen werden konnte.
Es gelangten zur Aufführung vier Choräle aus der „Dritte Singmesse“ von Anton Faist, Opus 55:
1. | Zum Eingang: | Herr wir kommen schuldbeladen vor Dein heil’ges Angesicht. |
2. | Zum Evangelium: | Wir glauben, Herr, wir glauben, was Deine Kirche lehrt. |
3. | Zum Sanctus: | Laßt uns erheben Herz und Stimm‘, den großen Gott zu loben. |
4. | Zum Agnus Dei: | Lamm Gottes, o erbarme Dich. |
Kaplan Hawinkels, der die Messe zelebrierte, sprach bei seiner Predigt über das Evangelium nach Johannes 4, Kapitel 1, Vers 26, wo Jesus bei einem Gespräch am Jakobsbrunnen eine Samariterin bekehrte, die fünf Männer gehabt und mit dem jetzigen in wilder Ehe lebte. Am Jakobsbrunnen, der etwa einen Kilometer südwestlich von dem Ort Sychar in Samarien liegt, gabelt sich der Weg nach Westgaliläa und zum See Genezareth. Das Grundstück auf dem der Brunnen liegt, vermachte Jakob seinem Sohn Josef. Der noch heute erhaltene Jakobsbrunnen ist 32 Meter tief. Sein Grundwasser fließt immer frisch nach. Daher der Ausdruck: „Lebendiges Wasser“.
Zum Abschluss der Messfeier kam noch das „Abendlied zu Gott“ von Henry Francis Lyte, Weise: William H. Monk, Satz: Rudolf Desch und Textgestaltung von J. Settelmeyer, zur Geltung:
1. Strophe:
Herr, sei mir Trost an jedem neuen Tag,
stehe mir bei, wenn niemand helfen mag.
Bleibe bei mir, der Abend bricht herein,
lass in Dir mich, Herr, geborgen sein!
2. Strophe:
Blicke herab auf alle, die mir lieb.
Herr, Deinen Segen ihnen allen gib!
Halte Du fern von ihnen Not und Pein,
lasse in Dir sie, Herr, geborgen sein!
3. Strophe:
Schenke, oh Herr, uns Menschen
Deine Huld, schenke Verzeihung
unserer Sündenschuld!
Wenn dann des Lebens Abend bricht herein,
lasse in Dir uns, Herr, geborgen sein!
Bei diesem fachlich gut durchdachten Programm, spürte man deutlich die Handschrift des Chorleiters Heinz Sistig. Der Priester bedankte sich für die anspruchsvollen Darbietungen beim Chor, und die Kirchenbesucher sparten nicht mit Applaus.
Jahreshauptversammlung um 20:00 Uhr in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“
Jahreshauptversammlungen sind im allgemeinen keine sehr unterhaltsamen Ereignisse. Aber sie sind wichtig, denn ein Verein bedarf der Führung und Verwaltung. Beide müssen demokratisch sein. Ohne das Vertrauen der Mitglieder hätte die Arbeit im Vorstand keinen festen Boden. Ich bin überzeugt davon, daß Demokratie nicht erst beim Staat beginnt, sondern das wir uns auch in den Vereinen in der Demokratie üben müssen.
So konnte der Vorsitzender Willi Schütt 21 Sänger und zwei inaktive Mitglieder (Klaus Reddig und Adolf Greuel) zur diesjährigen Jahreshauptversammlung begrüßen und stellte gleichzeitig fest, daß form- und fristgerecht eingeladen worden war. Dagegen gab es keinen Widerspruch. Zur Totenehrung erhob man sich von den Plätzen und gedachte der verstorbenen Mitglieder in einer Schweigeminute. Besonderen Dank erhielten die Vorstandsmitglieder und der Chorleiter Heinz Sistig für die geleistete Arbeit im verflossenen Jahr. Er gab ferner bekannt, daß die Sänger an 38 Proben und 17 Auftritten beteiligt gewesen waren. Dank der Werbung einzelner Sangesbrüder hatte sich die Mitgliederzahl auf 100 erhöht (27 Sänger und 73 inaktive Mitglieder). Neue inaktive Mitglieder sind: Adolf Greuel wohnhaft in Euskirchen und Manfred Müller aus Schönau.
Nach der Bekanntgabe des Tätigkeitsberichtes und der Verlesung des Protokolls der letzten Mitgliederversammlung durch den 1. Schriftführer Bernhard Mießeler, wurde der Kassenbericht durch den Schatzmeister Fritz Pütz vorgetragen. Beim Vergleich von Einnahmen und Ausgaben konnte festgestellt werden, daß der MGV durch die Gewährung eines Zuschusses für die Betreuungsfahrt nach Hinterzarten ins Minus geraten war. Trotzdem steht der Verein aber auf gesunden Füßen. Die Kassenprüfer bescheinigten dem Kassierer in ihrem Bericht eine ordnungsgemäße Buchführung und gaben der Versammlung die Empfehlung, den Vorstand zu entlasten. Daraufhin erfolgte die Entlastung fast einstimmig bei nur einer Gegenstimme. Als Kassenprüfer für das nächste Geschäftsjahr wurden die Sangesbrüder Norbert Wieder, Michael Wielspütz und Peter Gülden gewählt, die die Wahl annahmen.
An Aktivitäten für das kommende Jahr stehen zur Zeit an:
Werbeabend am 28.3.96 in der Vereinsgaststätte.
Dabei erhält jedes erschienene Mitglied einen Verzehrbon im Werte von 12 DM. Ferner kann bei einer Verlosung unter anderem eine Fahrt nach Spanien gewonnen werden. Auch ein größerer Geldbetrag kommt der Kasse zugute.
Silberhochzeit der Eheleute Matthias und Elisabeth Vogelsberg am 18.5.96.
Mitwirkung beim Kommers anlässlich des 60jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Vussem am 14.6.96.
22. Juni Grillfest des MGV am Sportplatz.
Voraussichtlich feiert die Firma Sanden am 1. September ihr 25jähriges Betriebsjubiläum, zu dem der MGV eingeladen ist.
8. Dezember veranstaltet der Pfarrgemeinderat in der Pfarrkirche ein Konzert, an dem sich der MGV beteiligen soll.
Da der MGV 9,50 DM pro Sänger an den Deutschen Sängerbund zahlen muss, und um den Haushalt nicht zu gefährden, wurde der Jahresbeitrag von 24 DM auf 36 DM bei zwei Enthaltungen erhöht. Dies gilt nur für die aktiven Sänger.
Beim Tagesordnungspunkt 8.: Anträge und Anregungen, wurde folgendes bekanntgegeben bzw. vorgeschlagen: Im Mai 1997 soll ein Frühlingskonzert zwecks 105jährigen Vereinsbestehens veranstaltet werden.
Bei Punkt 9: Verschiedenes, schlug Sbr. Werner Borker vor, daß man zu einem belgischen Chor bei St. Vith Kontakt aufnehmen soll, der gewillt wäre, bei gegenseitigen Besuch ein Konzert mitzugestalten. Der Vorsitzende wird sich darum bemühen. Sbr. Hans Höller will sich mit dem MGV Ellenz-Poltersdorf in Verbindung setzen, um dort eventuell bei einem Konzert mitwirken zu können.
Ein zweiter Vertreter des MGV für die Entsendung in das Ortskartell konnte trotz angestrengter Bemühungen nicht gefunden werden. Klaus Reddig erklärte den Anwesenden, daß er in Kürze wieder für den Verein aktiv werde.
Da keine Wortmeldungen mehr vorlagen, konnte der Vorsitzende so gegen 21:25 eine disziplinierte Jahreshauptversammlung beenden.
Nachdem der Kassierer widerwillig eine Runde aus der Vereinskasse spendiert hatte, wurden noch einige Lieder aus der „Lamäng“ gesungen, ehe man zum gemütlichen Teil überging.
Statistik zur Ermittlung bzw. Errechnung des Durchschnittsalters der einzelnen Stimmsätze und des Chores.
1. Tenor
8 Sänger; Gesamtalter 442 Jahre.
Durchschnittsalter errechnet sich wie folgt:
442 : 8 = 55,25 Jahre
2. Tenor
6 Sänger; Gesamtalter 334,8 Jahre.
Durchschnittsalter errechnet sich wie folgt:
334,8 : 6 = 55,80 Jahre
1. Baß
7 Sänger; Gesamtalter 403,8 Jahre.
Durchschnittsalter errechnet sich wie folgt:
403,8 : 7 = 57,60 Jahre
2. Baß
6 Sänger; Gesamtalter 332 Jahre.
Durchschnittsalter errechnet sich wie folgt:
332 : 6 = 55,35 Jahre
Ges. Sängerzahl: | Ges. Alter aller Sbr.: | Ges. Durchschnittsalter der 4 Stimmsätze: |
27 | 1512 Jahre | 224 Jahre |
Durchschnittsalter des gesamten Chores:
1512 : 27 = 56 Jahre oder: 224 : 4 = 56 Jahre
Stand: Februar 1996

Gez. Michael Wielspütz
Dienstag, 19. März 1996
Geburtstagsfeier der Sangesbrüder Willi Schütt (57), Norbert Wieder (51) und Hans Klinkhammer (48)
Gleich drei Geburtstagskinder hatten sich zusammengetan, um gemeinsam mit den Sängern ihren Ehrentag noch einmal im Nachhinein zu feiern. Deshalb wurde die Probe an diesem Abend auf 19:00 vorverlegt, die dann vorzeitig um 20:30 endete. Mit einem Ständchen wurde die Geburtstagsfete eröffnet und die betreffenden Personen zu ihrem Wiegenfest herzlich gratuliert. Gleichzeitig wurde Sbr. Josef Kaltwasser mit einbezogen, der heute Namenstag hatte. Daraufhin verwöhnte er die Sänger mit einem eisgekühlten Obstler. Unser Chefkoch, Sbr. Hans Klinkhammer, hatte diesmal eine Gulaschsuppe mit Sauerkraut angerichtet, das der Suppe zu einem besonders würzigen Geschmack verhalf. Zudem gab es reichlich Bier vom Fass.
In gemütlicher Runde wurden viele aktuelle Themen diskutiert, z. B. die neuen Kanalgebühren (Kanalsplitting), Entsorgung von Niederschlagswasser an versiegelten Flächen (die sogenannte Regensteuer, Verrieselung, Zisterne, Hauswasserwerk usw.). Man redete über Sinn und Unsinn dieser Gebühren. Ohne Zweifel ist dieser Abrechnungsmodus für einige Bürger von Vorteil. Aber der Großteil der Bevölkerung und der mittelständischen Betriebe, die keine Möglichkeit haben ihr Oberflächenwasser verrieseln oder in einen nahen Bach fließen zu lassen, würden dabei kräftig zur Kasse gebeten. Durch massiven Protest der betroffenen Bürger ist dieser Abrechnungsmodus vorerst einmal gestoppt worden. Nun kann man gespannt sein, was die Stadtväter sich ausdenken, um, angesichts der Überschuldung und leeren Kassen, diesem Thema Herr zu werden. Im Erfinden von Steuern hat Vater Staat, wo ja auch ein desolater Zustand im Haushalt herrscht, sich immer etwas einfallen lassen. Vielleicht kommt demnächst wieder die Fenstersteuer in Mode, die in und nach der Besatzungszeit der Franzosen (1794 bis 1814) eingetrieben wurde, wobei die Zahl nach der Straße gerichteter Fenster und Türen Steuerbemessungsgrundlage war. Das hatte zur Folge, daß immer kleinere Fenster und Türen am Hause angebracht wurden, so daß man nur in gebückter Haltung ins Innere gelangen konnte.
Auch die Schieflage des Bremer-Vulkan-Verbundes, deren Tochtergesellschaft die Dörries-Scharmann AG ist, wurde erörtert. Durch die Verantwortungslosigkeit des Vorstandes, der Gelder von der EU, die für ostdeutsche Werften bestimmt waren, zweckentfremdet hatte, ist die Dörries-Scharmann AG mit in den Strudel der Zahlungsunfähigkeit geraten und musste Vergleich anmelden. Ein Vergleich dient der Abwendung des Konkurses und ist einem besonderen Verfahren unterworfen, das von dem zuständigen Gericht, in diesem Falle Mönchengladbach, stattfindet und vom Schuldner beantragt werden muss. Der Vergleichsvorschlag des Schuldners muss den Vergleichsgläubigern mindestens 35 %, bei Zahlungsfrist von mehr als einem Jahr 40 % ihrer Forderungen in bar gewähren.
Allein im Werk Vussem bangen fast 300 Betriebsangehörige um ihren Arbeitsplatz. Zahlreiche Solidaritätsbekundungen von der Bevölkerung, sowie von kirchlichen und weltlichen Institutionen wurden an der Mahnwache vor den Toren des Werkes abgehalten. Bleibt zu hoffen und zu wünschen übrig, daß die Schuldigen für diesen unerträglichen und ungewissen Zustand bald zur Rechenschaft gezogen werden, der Konkurs abgewendet wird, und ein Neuanfang zustande kommt.
Auch die Arbeitslosigkeit im ganzen Land kam zur Sprache. Zur Zeit sind 4,3 Millionen Menschen ohne Arbeit. Das erinnert an 1930, wo 4,5 Millionen der Bevölkerung arbeitslos waren. Es herrschte eine negativ aufgeheizte Stimmung, die durch nichts beruhigt werden konnte. Die NSDAP kann die Zahl ihrer Mandate bei den Reichstagswahlen im September von 12 auf sage und schreibe 107 erhöhen.
Deshalb müssen wir aufpassen, daß der soziale Friede gewahrt bleibt, sonst kann die schlechte Stimmung, die zur Zeit in unserem Land herrscht, schnell in Hass und Zorn umspringen. Wehret den Anfängen, kann man da nur sagen und hoffen, daß das „Bündnis für Arbeit“ schnell greift.
Den Geburtstagskindern wünsche ich, daß sie noch viele Jahre in unserer Chorgemeinschaft ihren Geburtstag feiern können. Gleichzeitig bedanke ich mich, auch im Namen der Sänger, für den schönen Abend.
Nachtrag:
Den Stadträten ist nichts Neues mehr zum Thema „Kanalsplitting“ eingefallen. Somit tritt die neue Gebühr in Kraft.
Donnerstag, 28. März 1996
Werbeabend der Firma EUROTEX 2000 aus Wölfersheim
Zu einem Werbeabend mit der vorgenannten Firma hatte der Vorstand die Mitglieder des MGV nebst Lebensgefährten um 20:00 in das Vereinslokal „Zur Schneidmühle“ eingeladen. 26 Paare waren erschienen (darunter nur 18 Sänger, ein Drittel fehlte), die der Vorsitzende an diesem Abend begrüßen konnte.
Nach dem gemeinsamen „Rustikalen Abendessen“ wurde der Verkaufsleiter, Herr Brandenburg aus München, gleich aktiv und präsentierte dem staunenden Publikum die Weltneuheit: „Die elektrische Magnetfeld-Massage-Matratze, der Masseur im eigenen Haus.“
Die in drei Stufen verstellbare Massageintensität durch den integrierten Massage-Vibrationskern, soll zur Steigerung des Wohlbefindens dienen. Das eingearbeitete Island-Unterbett aus 100%iger Schurwolle sorgt für den optimalen Temperaturausgleich und mindert dadurch den Wärmestau. Hochinteressant war der Vortrag mit umfassender Aufklärung und erstaunlichen Beweisen durch den Werbefachmann zu den aktuellen Themen:
1. Gesundheitsschäden und Umweltbelastung durch Elektrosmog.
2. Was bedeuten Störfälle im Wohn- und Schlafbereich?
3. Sind Magnetfeldtherapien erfolgreiche Alternativen
zur Behandlung verschiedener Beschwerden?
Die Firma EUROTEX 2000 als Hersteller für patentierte Elektronik-Gesundheitsartikel ist bekannt geworden durch das Fernsehen und angeblich hunderttausender zufriedener Kunden. Zahlreiche Beschwerden und Leiden sind bereits erfolgreich mit der Magnetfeldtherapie behandelt worden, behauptete jedenfalls der Fachdozent, obwohl erst kürzlich im Fernsehen ein Beitrag ausgestrahlt wurde, der diese Behauptungen widerlegte. Am Schluss des Vortrags wurden noch drei Spanien-Urlaubsreisen verlost. Die glücklichen Gewinner waren Bernhard Mießeler mit seinem Gertrüdchen, Kalle und Marita Franke sowie Fritz und Edith Pütz. Der Vorsitzende erhielt für seine Bemühungen ein Geldgeschenk, wovon er 310 DM in die Vereinskasse spendete. Dazu kamen noch 15 DM pro Paar (26 mal 15 DM = 390 DM), so daß insgesamt 700 DM in die Kasse flossen.
Somit hat sich der Abend für den MGV in finanzieller Hinsicht sehr gelohnt. Ob der Vertreter der Firma EUROTEX 2000 mit seinem Verkauf zufrieden war, ist dem Chronisten nicht bekannt.
Dienstag, 30. April 1996
Maiansingen um 18:00 in Breitenbenden und 19:30 in Vussem
Der Tag vor dem Wonnemonat Mai stand nun wieder vor der Tür. Traditionsgemäß versammelte man sich auf dem Dorfplatz in Breitenbenden, um das Herannahen des so sehnlichst erwarteten Frühlings mit einem bunten Strauß von Liedern zu besingen. Nachdem der Musikverein Vussem mit einem flotten Marsch die Festveranstaltung eröffnet hatte, ergriff Sbr. Josef Kaltwasser das Wort und sagte: „In Abwesenheit unseres Bürgervereinsvorsitzenden Jürgen Stürzenberger, der am heutigen Tag seine Silberhochzeit feiert, darf ich sie als Bevollmächtigter und in meiner Eigenschaft als Ortsvorsteher auf das herzlichste begrüßen und wünsche ihnen allen ein paar frohe und gemütliche Stunden. Wir wollen nun zügig in unserem Programm fortfahren, deshalb bitte ich den Gemeinschaftschor Breitenbenden Aufstellung zu nehmen und den MGV 1892 Vussem sich bereitzuhalten“.
Vorab muss ich noch erwähnen, daß der mit bunten Bändern geschmückte Maibaum in seiner ganzen Pracht auf der Erde lag und darauf wartete, hochgehievt zu werden. Aber der Landwirt, der mit seinem Traktor mittels Seilwinde diese Arbeit verrichten sollte, hatte den schönen Frühlingstag genutzt, um seine Felder zu bestellen, danach musste er noch unter die Dusche. So kam es zwangsläufig, daß die gesamte Maifeier am liegenden Baum abgehalten wurde, was der Veranstaltung aber keinen Abbruch tat.
Der Gemeinschaftschor Breitenbenden erntete für seine Darbietungen viel Sympathie und Anerkennung. Im Anschluß daran präsentierte sich der MGV Vussem mit folgenden Liedvorträgen dem teilweise andächtig lauschenden Publikum und sang mit guter Laune:
1. Zur schönen Frühlingszeit,
2. Mägdlein hab’ acht
3. Heimat.
Die Kids der Tanzgarde Breitenbenden tanzten nun in ihren bunten Kostümen nach modernen und rhythmischen Klängen, die von einer Musikkassette abgespielt wurden. Nun folgte ein Gedicht von Ludwig Uhland:
Saatengrün, Veilchenduft,
Lerchenwirbel, Amselschlag,
Sonnenregen, linde Luft!
Wenn ich solche Worte singe,
braucht es dann noch großer Dinge
dich zu preisen, Frühlingstag?
Zwischendurch spielte Udo Greuel auf seinem Keyboard und sorgte zusätzlich für gute Stimmung. Beim zweiten Auftritt des MGV kamen die Lieder
1. Nun bricht aus allen Zweigen,
2. Der Lenz blies sanft die Flöte und
3. Heimatglocken
zu Gehör, die von den Zuhörern mit viel Beifall bedacht wurden.
Endlich war es soweit. Der Landwirt erschien mit seiner Zugmaschine und brachte den Maibaum mühelos in seine Position. Gemeinsam wurde nun das Lied „Der Mai ist gekommen“ gesungen und musiziert.
Der Dichter Emmanuel Geibel, Predigersohn aus Lübeck, schrieb 1842 diese Verse. Sein Freund, der Osnabrücker Pfarrer und Mystiker Justus Wilhelm Lyra, vertonte sie vermutlich ein Jahr später, also 1843. Sie wurden mit anderen Liedern, die Lyra im Studentenbuch „Deutsche Lieder nebst ihren Melodien“ 1843 herausgab, schnell volkstümlich. Lyra aber wurde im Alter zum versponnenen Mystiker, der sich seiner Jugendweisen nicht mehr entsann (so ungefähr wie unser Sbr. „Locke“ sich seiner Jugendsünden nicht mehr erinnern will). In Osnabrück aber errichtete man ihm einen Gedenkstein, an dem sich alljährlich in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai die Gesangvereine und Musikliebhaber einfinden, um mit diesem Lied „den Mai anzusingen“.
Anschließend begab man sich nach Vussem zum Junggesellenplatz, um auch hier den Mai gesanglich willkommen zu heißen, nachdem der Maibaum aufgerichtet worden war. Da man an kein Programm gebunden war bzw. sich keiner verantwortlich fühlte für den Ablauf der Veranstaltung, gelangten die gleichen Lieder zur Aufführung, die in Breitenbenden für Furore sorgten. Beim Karnevalsverein, der sein alljährliches Grillfest abhielt, wurde noch einmal Aufstellung genommen und mit den Liedern
1. Der Lenz blies sanft die Flöte und
2. Heimatglocken
die Präsenz kundgetan, ehe man zum gemütlichen Teil überging.
Dienstag, 07. Mai 1996
Chorkonzert der Extraklasse
Am Dienstagabend um 19:30 gastierten die „Neuen Stimmen Russlands“ in der Aula der Berufsschule in Kall. Um diesem Konzert beiwohnen zu können, hatte man extra die Probe des MGV ausfallen lassen. Schade, daß nur sechs Sänger mit ihren Frauen von diesem einmaligen Angebot des Weltklasse-Konzertes Gebrauch machten.
Die „Neuen Stimmen Russlands“, das sind rund 30 Studenten der Vokal- und Solistenklasse der Musikhochschule in Sankt Petersburg. Auf ihrer Konzertreise durch Deutschland, Holland und Luxemburg machte der Chor auch Station in der Nordeifel: in Simmerath, Konzen, Monschau und Kall. Wer an der Hochschule des Rimskij-Korsakow-Konservatoriums Gesang studiert, der gehört später zu den Gesangs-Profis in den Konzertsälen und auf den Opernbühnen Russlands und der Welt. Die jungen Leute und ihre Begleiter verbrachten vier Tage in Kall, untergebracht waren sie bei Gastfamilien. Dirigent ist der 73jährige Professor Piotr Rossolowskij, der auch Dekan der Vokalfakultät der Hochschule ist.
17 Sängerinnen und 12 Sänger hatten mit ihrem Pianisten auf der Bühne Aufstellung genommen und wurden von dem Initiator Bernhard Stoffels, der mittlerweile schon das fünfte Konzert mit dem russischen Chor organisiert hatte, begrüßt und willkommen geheißen. Auch Bürgermeister Weiler fand herzliche Worte zur Begrüßung und überreichte dem Dirigenten als Gastgeschenk zwei Flaschen „Eifelgeist“ zur Erinnerung. Der Professor bedankte sich für diese schöne Geste. Die Dolmetscherin, die auch durch das Programm führte, übersetzte gekonnt diese Reden. Nun erst konnte das gut zweieinhalbstündige Konzert beginnen.
Es wurden Opernarien, Volkslieder und Opernchöre in russischer, italienischer und deutscher Sprache dem staunenden Publikum präsentiert, oder besser gesagt: zelebriert. Sage und schreibe 15 Solisten brachten ihren Solopart zu Gehör und wechselten sich mit dem Chor ab oder wurden von dem hervorragenden Pianisten begleitet. Viele Solisten sind bereits mit internationalen Preisen ausgezeichnet worden. Am beeindruckendsten fand ich den Tenoristen mit dem „Wolgalied“. Aber auch die Bassisten, mit ihrem großen Volumen in der Stimme, haben mir mächtig imponiert und ließen mich fast vor Neid erblassen. Alle Solisten, wie auch der ganze Chor, waren wirklich mit Leib und besonders mit der Seele bei der Sache, was sich selbstverständlich auf die Zuhörer übertrug. Großen Anteil daran hatte der greise Chorleiter, der die Sängerinnen und Sänger mit seiner Begeisterung ansteckte. So war es nicht verwunderlich, daß nach dem Schlussakkord das begeisterte Publikum den Akteuren mit stehenden Ovationen für dieses einmalige Chor- und Solistenkonzert dankte.
Samstag, 18. Mai 1996
19:00 Mitgestaltung der Messfeier zur Silberhochzeit von Sbr. Matthias Vogelsberg und Ehefrau Elisabeth, geb. Wiederich, anschließend Ständchen im Gasthaus „Zur Schneidmühle“
Das Donnerwetter von Chorleiter Heinz Sistig in der letzten Probe hatte sichtbar gefruchtet. Um 18:30 konnte die Ansingprobe gestartet werden, da dieses Mal alle mitwirkenden Sänger pünktlich zur Stelle waren.
Das nachfolgend aufgeführte Programm hatte es in sich, denn einige Stellen mussten noch ein paarmal geprobt werden:
1. Gloria und
2. Credo aus der Schubertmesse
3. Jubelt dem Herrn alle Lande
wurde mit viel Schwung vorgetragen. Der Dirigent verstand es die Sänger anzuspornen, so dass dieser Choral klangvoll inszeniert zum Tragen kam.
4. Vater unser, mit Orgelbegleitung von Anno Hein.
5. Ich bete an die Macht der Liebe von Dimitrij Stepanowitsch Bortnjanskij
6. Sancta Maria
Die Darbietung Sancta Maria von Johannes Schweitzer (1831-1882) wurde in lateinischer Sprache gesungen. Am Anfang piano mäßig bewegt (Andante) und am Ende laut (forte) ausklingen lassen.
Ich bete an die Macht der Liebe von Dimitrij Stepanowitsch Bortnjanskij, russischer Komponist, 1751 in Gluchow geboren und 1825 in Sankt Petersburg gestorben. Mit diesem Lied schließt auch der „Große Zapfenstreich“. Andächtig und getragen mit Orgelbegleitung kam dieses Chorwerk zur Aufführung und verlangte von den Sängern höchste Konzentration.
Bei Beginn der Messe hatte Kaplan Hawinkels, auch Hardy genannt, das Silberpaar, die Gläubigen und den Chor zu dieser eindrucksvollen Messfeier begrüßt. Aus der Apostelgeschichte, die der Autor Johannes niedergeschrieben hat und von Lektor Achim Feyen vorgelesen wurde, war zu hören, daß die Abschiedsreden, von Christus am Tag vor seinem Tod gesprochen, immer auf Pfingsten, das ja am kommenden Sonntag gefeiert wird, auf den Tröster, den Heiligen Geist, vorausgewiesen haben. Jesus sagte zu den Jüngern: „Wenn Ihr meinen Geboten folgt und mich liebt, bin ich in Euch und Ihr in mir“. Dieses Thema griff der Priester auf und bezog es auf das Jubelpaar, daß nun schon 25 Jahre gemeinsam ihr christliches Leben auf Gottes Gebote aufgebaut hat (ich hoffe es jedenfalls).
Nach der Abendmesse wurden noch kurz auf der Orgelbühne die beiden Lieder angesungen, die dem Silberpaar als Ständchen vorgetragen werden sollten, derweil das Jubelpaar draußen vor der Kirche von Glück- und Segenswünschen überschüttet wurde. Beim Holzsägen konnten sie beweisen, was sie in 25 Ehejahren dazugelernt hatten. In der „Schneidmühle“ ging es dann hoch her. Alle Ortsvereine, die sich dem Paar in irgendeiner Weise verbunden fühlten, machten ihre Aufwartung. So auch der MGV, der mit zwei Vorträgen
1. Weihe des Gesangs von Wolfgang Amadeus Mozart und
2. Das Abendrot von Franz Schubert,
sich gesanglich in die große Gratulantenschar einreihte.
Der Vorsitzende überreichte ein Geschenk und brachte seinen witzigen Prolog in Reimform dar. Auch folgendes wahres Anekdötchen gab er zum Besten: In Heimbach war Kreissängertag gewesen. Er und Sbr. Matthias Vogelsberg waren als Delegierte des MGV Vussem zu dieser wichtigen Tagung gesandt worden. Dabei gab es Kaffee und Kuchen. Als treusorgende Ehemänner ließen sie sich den Kuchen einpacken in der Hoffnung, daß sie damit ihre lieben Gattinnen eine Freude bereiten könnten. Stolz marschierten sie mit dem Kuchen durch Heimbach bis zum Parkplatz „Über Rur“. Aber zu Hause angekommen, hatte sich der Kuchen durch die warmen Witterungsverhältnisse in Wohlgefallen aufgelöst.
Nach dem Ständchen setzten die Sänger sich in die Kneipe ab, weil sonst bei weiteren Vorträgen die Suppe der Gäste kalt geworden wäre. Froh gelaunt stimmte ein Sbr. das Trinklied an: „Seht Ihr des Bieres hellen Schein, vor Mitternacht geh’n wir nicht heim“, und alle Sangesbrüder sangen mit, so daß ein adäquater Gesang zustande kam, der bei den anwesenden Gästen Gefallen fand. Beim dritten Bier wurden die Gesichter immer länger und länger, weil der Wirt mit einem Strich auf den Bierdeckel den verdutzten Sängern zu verstehen gab, daß der Jubilar nur gewillt war, zwei Bier zu spendieren. Aber noch war gute Laune angesagt, denn das Essen, worauf man sich den ganzen Tag gefreut hatte, musste ja bald serviert werden. Als Vorspeise konnte nun gewählt werden zwischen einer Suppe und einem Fischfilet. Beide Gerichte schmeckten sehr gut. Mit umgebundener Serviette harrte man nun der Dinge, die nicht kommen sollten. „Wartet Ihr auf das Abendessen?“ fragte der Wirt scheinheilig. „Davon ist mir nichts bekannt!“ Dem Vorsitzenden und anderen Sangesbrüdern knurrte der Magen und hing schon auf Halbmast. Die Wirtin hatte Mitleid mit den hungrigen Sangesbrüdern und, weil sie sehr geschäftstüchtig ist, kochte sie schnell eine deftige Mahlzeit mit viel Gemüse, Kartoffeln und Fleisch, und sagte, das kostet soviel wie ein „Bernhardschnitzel“, nämlich 11,80 DM und notierte diesen Betrag auf dem Bierdeckel. Enttäuscht machten sich die meisten Sangesbrüder auf den Heimweg, um zu Hause im Kühlschrank noch nach Essbarem zu suchen, damit man nicht mit leerem Magen zu Bett gehen musste.
Dienstag, 21. Mai 1996
Ständchen für das Silberpaar Arnold und Trude Mies, geb. Nießen
Nach der vorgezogenen Gesangsprobe begab sich der MGV ohne Schritt und Tritt zum Anwesen der Familie Mies, um am Vorabend ihres Ehrentages mit einem Ständchen aufzuwarten. Als erstes Lied wurde „Swanee Ribber“ in die abendliche Stille ertönen lassen. Die Frage beim zweiten Lied: „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein?“ konnte Sbr. Arnold deutlich mit Ja beantworten.
Auf der Einladungskarte stand folgendes geschrieben:
Man lädt nicht ein zum Jubelfest
damit man sich beschenken lässt.
Wollt Ihr es trotzdem, weil’s so Sitte,
dann haben wir die eine Bitte,
zerbrecht Euch nicht erst lang den Kopf,
wir haben Schüsseln, Gläser, Topf.
Es mangelt nicht an Speis‘ und Trank,
wohl fehlt ’ne schöne Gartenbank.
Vereint gesammelt, fällt’s nicht schwer
ein Taler für’s Schweinchen freut uns sehr.
Diesen Spruch hatte sich der Vorsitzende zu nutzen gemacht. Galant überreichte er einen bunten Blumenstrauß mit einem gut gefüllten Sparschwein und gratulierte dem rüstigen Jubelpaar, das vor 25 Jahren am 22. Mai 1971 in der Pfarrkirche zu Kallmuth sich das Jawort gab. In dieser christlichen Ehe wurden drei Söhne geboren, die der ganze Stolz der Familie sind.
Nun wurde im Hause Platz genommen, nachdem man freundlicherweise hineingebeten worden war. In gemütlicher Runde wurden bei Wein und Bier noch folgende Bestseller zum Klingen gebracht:
1. Ein kleines Malheur,
2. Im Weinkeller,
3. Das Elternhaus,
4. Abendfrieden und
5. Amazing Grace.
Bald darauf wurde sich verabschiedet, denn am kommenden Dienstag wird im Proberaum mit den Jubilaren noch kräftig gefeiert.
1. Nachtrag:
Sbr. Klaus Reddig machte sein Versprechen wahr und erschien zur Probe.
Sbr. Matthias Schmidt gibt nach ärztlichem Anraten seine aktive Singetätigkeit auf, weil er seit längerer Zeit Probleme mit den Stimmbändern hat.
2. Nachtrag:
Der neue Nachbar und Besitzer der sogenannten „Kaserne“ Wolfgang Schulz, ließ seine Arbeit jäh ruhen, als er den Vortrag des Liedes „Swanee Ribber“ hörte. Selten hatte er einen so schönen und homogenen Klang gehört. Besonders die tiefen Bassstimmen hatten es ihm angetan, und er beschloss, dem MGV in Kürze beizutreten.
Dienstag, 28. Mai 1996
Umtrunk und „Rustikales Abendessen“ mit dem Silberpaar Arnold und Trude Mies
Die 15. Probe in diesem Jahr begann schon bei Zeiten, nämlich um 19:00, weil ja noch mit dem Silberpaar der angekündigte Umtrunk stattfinden sollte. Zunächst wurde in der Pause dem Vorsitzenden Willi Schütt mit einem Liedchen (Deutscher Sängergruß) zu seinem heutigen Namenstag gratuliert, für das er sich dann bei den Sangesbrüdern mit einer Flasche Schwarzwälder Kirschwasser revanchierte, welche anschließend auf sein Wohl geleert wurde. Da die Probe auch im Sinne des Chorleiters gut verlaufen war, konnte man sich nun ganz leger dem gemütlichen Teil widmen. Zur Einstimmung wurde dem Silberpaar mit den Liedern „Abend im Gebirge“ und „Abendfrieden“ ein musikalischer Leckerbissen und Ohrenschmaus geboten, die es mit viel Applaus honorierte. Nun wurde zu Tisch gebeten und die liebevoll geschmierten Schnittchen und belegten Brötchen, die schön mit Tomaten, Gürkchen und Petersilie verziert waren, sowie Peng (von frz. pain = Brot) und Schmalz zum Verzehr freigegeben. Zum Nachspülen gab es gut gekühltes Bier, so daß die Stimmung allmählich ihrem Höhepunkt entgegen ging. Soldatenlieder, wie „Fern bei Sedan“ und „Argonner Wald“ wurden angestimmt, obwohl man zu dieser Zeit noch gar nicht geboren war bzw. noch nicht in Kriegsdiensten stand, als diese komponiert wurden.
Die nordfranzösische Stadt Sedan war eine starke Festung. Am 1. und 2. September 1870 fand dort die Entscheidungsschlacht im Deutsch-Französischen-Krieg statt (1870-1871). Den Sieg über die französische Armee wurde mit der Festnahme Napoleons III. besiegelt. Im zweiten Weltkrieg gelang den Deutschen am 13.5.1940 bei Sedan der Durchbruch durch die gefürchtete Maginotlinie (siehe Anhang). Heute ist Sedan eine blühende Industriestadt mit 23.500 Einwohnern im Departement Ardennes an der Maas gelegen.
Der Argonner Wald ist ein dicht bewaldeter und stark zerschluchteter Sandsteinrücken in Nordfrankreich, 357 m hoch, trennt das Maastal von der Champagne und geht nach Norden in die Ardennen über. Im Ersten Weltkrieg fanden hier heftige Kämpfe statt, die auf beiden Seiten viele Tote und Verwundete zu beklagen hatten.
Nun war Sbr. Bertel in seinem Element. Er konnte jetzt beweisen, daß er nicht nur französisch sprechen, sondern auch bis 100 zählen kann. Während der Gefangenschaft in Frankreich lernte er auch Josef Luxen kennen, der als Startrompeter Sonderrechte genoss, z. B. Ausgang hatte, und ihm des Öfteren etwas Essbares zukommen ließ.
Ich kann mich noch gut erinnern, wenn nach der Chorprobe in die Gaststätte „Schneider“ eingekehrt wurde, und Josef Luxen, Bertel Berners und Vater Alex, der auch u. a. zweieinhalb Jahre in Frankreich stationiert war, französisch sprachen, dann blieb kein Auge trocken, obwohl niemand das Kauderwelsch verstehen konnte.
Liebes Silberpaar!
Auch der Chronist möchte auf diesem Weg ganz herzlich gratulieren. 25 Jahre ist es nun schon her, daß Ihr Euch vor dem Traualtar die Treue geschworen habt. Auf die Frage des Pfarrers: „Wollt Ihr eine christliche Ehe führen?“ habt Ihr mit Ja geantwortet, das bis auf den heutigen Tag das entscheidende Wort in Eurem Leben geblieben ist. Sicherlich denkt Ihr in diesen Tagen an jene Zeit zurück, als Ihr noch ein jung vermähltes Paar wart. Ihr habt gewiss Liebe und Glück in ihrer schönsten Form erlebt. Aber Ihr habt auch in den 25 Jahren des Zusammenseins manche traurige und schwere Stunde erleben müssen. Trotzdem habt Ihr zusammengehalten, was heute in der schnelllebigen Zeit nicht so selbstverständlich ist. Deshalb wünsche ich Euch auf dem weiteren Lebensweg alles erdenklich Gute und Schöne. Vor allen Dingen Gesundheit und Gottes reichen Segen. Auch im Namen der Sänger bedanke ich mich für den schönen Abend, die gute Bewirtung und hoffe, daß wir noch manches Fest gemeinsam feiern können.
Anhang:
Die Maginotlinie, nach dem französischen Politiker Andrè Maginot benannt, war eine Befestigungszone, die Frankreich nach dem Ersten Weltkrieg an seiner Ostgrenze erbaute. Sie hatte besonders starke Befestigungsgruppen als Stützpunkte, mit unterirdischen Verbindungen, zahlreichen Sperren, tief gegliederten Panzerbatterien, stark abgedeckten Beobachtungsständen und tief eingelagerter Munition; im Hintergelände unterirdische Kasernen, deren Besatzungen ungefährdet die vorderen Zonen erreichen konnten. Die Maginotlinie schien uneinnehmbar. Aber im Mai 1940 gelang es dem Zusammenwirken deutscher Panzerverbände mit der Luftwaffe, die Befestigungsanlage an der noch schwachen Stelle bei Sedan zu durchstoßen.
Samstag, 1. Juni 1996
Ständchen für das Brautpaar Udo Esser und Michaela, geb. Sanden
Anlässlich der Trauung von Udo und Michaela in der Pfarrkirche St. Rochus in Strempt war der MGV gerne gekommen, um dem Brautpaar und den Brauteltern, insbesondere Heinz Sanden Jun., der Mitglied und Gönner unseres Vereins ist, ein Ständchen zu bringen. Als das jung vermählte Paar nach der Trauung unter den Klängen des Hochzeitsmarsches, der vom Organisten auf der Orgel gespielt wurde, den Kirchenvorplatz betrat, staunte es nicht schlecht, als es den MGV in „Habachtstellung“ stehen sah.
Mit dem Lied „Ich bete an die Macht der Liebe“ begann der Chor seinen Vortrag. Nach der Gratulation wurden die Lieder „Sonntag ist’s“ und „Herrliche Heimat“ zu Gehör gebracht, die von der ganzen Hochzeitsgesellschaft mit viel Begeisterung und Applaus bedacht wurden. Das Brautpaar bedankte sich nun für den schönen, unverhofften Gesang und sagte, daß uns diese einmalige Überraschung bravourös gelungen sei.
Danach machte man sich auf den Heimweg, um noch in die „Schneidmühle“ einzukehren. Einige Sangesbrüder hatten einen Abstecher zur Feuerwehr des Luftwaffenmaterialdepots 81 in Mechernich gemacht, die 35jähriges Bestehen feierte. Anschließend fuhr man zum Vereinslokal, um gemeinsam mit den anwesenden Sangesbrüdern auf das Wohl des Brautpaares anzustoßen.
Freitag, 7. Juni 1996
Gemeinsamer Umtrunk und Abendessen mit dem Silberpaar Vogelsberg.
Im Anhang Bericht über den Anschlusskonkurs der Firma Dörries Scharmann AG
Schon längerfristig hatte das Jubelpaar geplant, mit dem MGV eine Extrafeier vorzunehmen, weil in dem Sälchen der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ für alle Beteiligten kein Platz gewesen wäre. In der Pausenhalle der Turnhalle Vussem, wo man sich wegen der hochsommerlichen Temperaturen verzogen hatte, begann der Chor mit zwei Trinksprüchen
1. Grüß Gott mit hellem Klang und
2. Was der Tau den Fluren ist
zu Ehren des Silberpaares seinen Vortrag.
Da das Abendessen, bestehend aus warmem Kartoffelsalat, Krautsalat und Kasseler mittlerweile schon eingetroffen war (Lieferant Fa. Gumeny), wurde davon reger Gebrauch gemacht. In altbewährter Manier zapften dazu die Sangesbrüder Peter Gülden und Franz Sebastian Kölsch vom Fass. In lockerer Weise wurden nun die Lieder
1. Ein kleines Malheur,
2. Das Morgenrot und
3. Im Weinkeller
vorgetragen.
Zur fortgeschrittenen Stunde spielte Sbr. Werner auf seinem Quetschböggel volkstümliche Weisen, die von den Sängern, nicht schön aber laut, mitgesungen wurden. Als Stargast und Solist entpuppte sich Sbr. Bertram Berners, der mit seinen Liedvorträgen „Der Kuckuck“ und „Möppe-Marie“ nicht nur die Aufmerksamkeit der Sänger, sondern auch der Nachbarschaft hervorrief. Auch erzählte er einige Episödchen aus seiner Soldatenzeit in Frankreich, wo er als Bordfunker in Lyon eingesetzt war. Eine Kostprobe seines Könnens im Funken und Morsen gab er den staunenden Sangesbrüdern. Fließend spricht er französisch. Nichts hat er verlernt. Von Frankreich gelangte er nach Holland, wo er in Schouwen-Duivelland seine erste Liebesnacht erlebte. Im Juli 1944 kam er als Funker nach Haselünne bei Meppen in Norddeutschland. Hier lernte er Josef Bruns kennen. Da Sbr. Bernd Wenderdel alles mit der Kamera aufgenommen und vertont hat, will ich es mit dieser Kurzfassung meines Berichtes bewenden lassen. Gespannt aber kann man auf das Video sein, wo alles zu sehen und zu hören ist.
Anhang:
Freitag, den 7. Juni 1996:
Anschlusskonkurs der Firma Dörries Scharmann AG.
Die Nacht vom Donnerstag, den 06. Juni 1996 auf Freitag, den 7. Juni 1996 musste die Dörries Scharmann AG in den Anschlusskonkurs gehen. Obwohl die Vorzeichen unmissverständlich waren, kam die Nachricht vom Anschlusskonkurs für viele überraschend. Unter Tränen unterschrieben Dörries-Mitarbeiter ihren eigenen Aufhebungsvertrag. Wer nicht unterschrieb, dem drohte die Arbeitslosigkeit. Der Kündigung folgt eine einjährige Anstellung in einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft, die im BZE in Euenheim Umschulungen vornimmt. Alle 1200 Mitarbeiter der Dörries Scharmann AG, davon knapp 300 in Vussem, mussten kündigen, um die Voraussetzung für einen Neubeginn zu schaffen. Der steinige Neubeginn, der den Politikern zu verdanken ist, beinhaltet eine neue 60 Millionen-Bürgschaft des Landes, sofern das Vussemer Werk bestehen bleibt. Die Vussemer benötigen ein jährliches Auftragsvolumen von 40 Millionen DM, um nach Einschätzung der Mönchengladbacher Geschäftsleitung bestehen zu können. Wird das nicht erreicht, soll die Produktion von Vussem nach Mönchengladbach verlagert werden.
Die Dörries Scharmann AG soll nach ihrer Löschung als neue Dörries Scharmann GmbH die Produktion wiederaufnehmen. Ein kleiner Stamm von Mitarbeitern bleibt ohnehin tätig, um alte Maschinenaufträge abzuwickeln. Aus der Qualifizierungsgesellschaft in Euenheim werden durch die GmbH voraussichtlich 150 Mitarbeiter nach Vussem zurückgeholt. Daß Vussem eine Chance erhält, ist zwei Umständen zu verdanken: 1. dem Einsatz von Bürgermeister Peter Wassong, Landrat Günter Rosenke, den MdL Clemens Pick und Edgar Moron, sowie von Stadtdirektor Bernhard Wachter; 2. „Made in Vussem“ gilt bei den Kunden weltweit als Qualitätsbegriff. Aufträge werden daher an die Fertigung im Werk Vussem gebunden. Bleibt zu hoffen und zu wünschen, daß der Neuanfang Bestand hat.
Freitag, 14. bis Sonntag, 16. Juni 1996
Stadtfeuerwehrtag Mechernich in Verbindung mit dem 60jährigen Gründungstag der Freiwilligen Feuerwehr Vussem
Freitag, 14. Juni

Bereits um 19:00 begannen die Feierlichkeiten an der Turnhalle mit einer Fahrzeugsegnung, die von Kaplan Hawinkels vorgenommen wurde. Anschließend überreichte Stadtbrandmeister Günter Müller dem Jubilar Oberbrandmeister Peter Schneider die Schlüssel des neuen Feuerwehrfahrzeugs TLF 11.
Mit der festlichen Ouvertüre „Besuch bei Jacques Offenbach“ eröffnete der Musikverein Vussem um 20:00 den Festkommers. OBM Peter Schneider konnte dann in der mit Fahnen und Blumen geschmückten Turnhalle, die in einen Festsaal verwandelt worden war, zahlreich erschienene Gäste und Ehrengäste, sowie Feuerwehrkameraden aus dem ganzen Stadtgebiet begrüßen. Als Ehrengäste waren erschienen: Schirmherr Bernhard Wachter, Kaplan Hawinkels, Kreisbrandmeister Willi Fuchs, Stadtbrandmeister Günter Müller, Bürgermeister Peter Wassong, Amtsleiter Peter Sistig, Ehrenbrandmeister Jean Schöller, Stadtverordneter und Ortsvorsteher Matthias Vogelsberg und Ortsvorsteher Josef Kaltwasser aus Breitenbenden sowie Vertreter und Vorsitzende der einzelnen Fraktionen.
„Es scheint oft, als würden die vielfältigen Leistungen der Freiwilligen Feuerwehr in der Öffentlichkeit als etwas normales, als eine Selbstverständlichkeit betrachtet“, meinte der Stadtdirektor Bernhard Wachter aus Mechernich in seiner Rede, der nach 1986 beim 50jährigen Bestehen zum zweiten Mal die Schirmherrschaft übernommen hatte. „Sowohl der Stadtfeuerwehrtag als auch der 60. Geburtstag der Freiwilligen Feuerwehr Vussem solle für Feuerwehrleute und Bürger eine Möglichkeit sein, sich mit offenen Augen zu begegnen und auszutauschen“, sagte der Kreisbrandmeister Willi Fuchs in seinen Ausführungen. Stadtbrandmeister Günter Müller betonte, daß die Feuerwehren diese Tage nutzen sollten, mehr miteinander zu sprechen, als übereinander zu reden. Alle Redner lobten das Pflichtbewusstsein der Vussemer Feuerwehrleute, die den Bürgern durch ihre Einsätze ein Schutzgefühl gäben.
Zwischendurch wurde das Programm von Musikverein, MGV und Kirchenchor durch ihre Darbietungen aufgelockert. Mit „Weihe des Gesangs“ und „Herrlicher Baikal“ verschönerte der MGV die Festveranstaltung und erhielt dafür von den Gästen hohe Anerkennung.
Ein Höhepunkt des Festes war gewiss die Ehrung des OBM Peter Schneider, der nach 45 Jahren aktiven Dienstes für die Freiwillige Feuerwehr, davon 26 Jahre als Löschgruppenleiter, in die Altersgruppe versetzt wird. Für seine Verdienste erhielt er die Ehrenmedaille des Kreisfeuerwehrverbandes. Nachfolger wird der zum OBM beförderte Rolf Wielspütz, der überrascht war von der frühzeitigen Beförderung.
Trotz des festlichen Rahmens wurde in den Reden auch die schlechte finanzielle Lage der Stadt Mechernich angesprochen, die sich hemmend auf die gewünschte und notwendige Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr auswirke. Bernhard Wachter sagte dazu: „Wir wissen, daß eine noch so gut motivierte Feuerwehr auch nur so gut ist, wie ihre Ausrüstung“. Auch die Ortsvereine richteten Grußworte an den Jubelverein und überreichten ein Briefkuvert mit Inhalt. Nach 60 Jahren fasst die Löschgruppe Vussem, in der auch die Breitenbendener Feuerwehr integriert ist, 24 aktive und neun junge Mitglieder, die mit einem Tanklöschfahrzeug auf Brände spezialisiert sind.
Zur späten Stunde endete der harmonisch verlaufene Festtag, an den man noch lange mit Freuden denken wird.
Samstag, 15. Juni
Festprogramm:
10:00 | Fahrzeugausstellung |
13:00 | Übung der Jungfeuerwehren |
17:30 | Heilige Messe mit Einweihung des Jugendfeuerwehrwimpels der Jugendfeuerwehr Vussem |
20:00 | Tanz |
Sonntag, 16. Juni
Gefallenenehrung und Festzug:
In einem Trauerzug marschierten die Teilnehmer um 10:30 zur Gefallenenehrung mit Kranzniederlegung am Ehrenmal. Nach einem Choral, gespielt vom Musikverein, las Nicole Schneider professionell ein Gedicht vor. OBM Peter Schneider sprach mit den Anwesenden ein Gebet für die gefallenen und vermissten Soldaten. Der MGV sorgte mit den Liedern „Gebet“ und „Den Gefallenen“ für einen würdigen Rahmen der Veranstaltung. Nach dem Vortrag des Musikvereins ging es mit Marschmusik zum anschließenden Frühschoppen an der Turnhalle, an dem auch die Sänger rege teilnahmen.
Der Festzug setzte sich um 14:30 in Bewegung und zog durch den mit Fahnen geschmückten Ort. Auf eine Abordnung des MGV nahm mit sechs Mann teil. Unterwegs, an der „Schneidmühle“, verloren sie den Ehrenvorsitzenden, der sich angeblich Blasen an den Füßen gelaufen hatte. In Wirklichkeit aber hatte er angesichts der Kneipe „Brand“ bekommen und musste diesen dringend löschen. Als Ersatz stieß verspätet ein Sbr. hinzu, der vom Wandern kam. Nach der Rückkehr des Festzuges war noch gemütliches Beisammensein in und um die Turnhalle angesagt, das in einem Dämmerschoppen endete.
Anmerkung des Chronisten:
Das offizielle Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr Vussem wird mit 1936 angegeben. Aber schon am 2. August 1932 wählte der Gemeinderat Wilhelm Münch zum Brandmeister. Stellvertreter wurde Albert Hein, der Vater von Anno Hein. Am 6. März 1945 erhielt Vussem starken Artilleriebeschuß, wobei Wilhelm Münch den Tod fand. Nun übernahm Karl Wirtz das Kommando und baute mit Franz Weiler die Feuerwehr neu auf. Im Jahre 1961 trat der Brandmeister Michael Wollenweber sein Amt an. Er wurde auch zum stellvertretenden Amtsbrandmeister gewählt. Bis 1968 leitete er die Löschgruppe Vussem. Er starb am 3. Mai 1973 im Alter von 47 Jahren. Als Nachfolger wurde Peter Schneider gewählt, der sein Amt erfolgreich bis zum heutigen Tag ausführte.
Noch ein paar chronologische Daten: 1965 hielt die Freiwillige Feuerwehr Einzug in das neuerrichtete und geräumige Gerätehaus am Schwimmbad. Das bisherige sogenannte Spritzenhaus war zu klein geworden. Ihr 50jähriges Bestehen feierte die Löschgruppe vom 13. bis 15. Juni 1986. Dem neuen Löschzugführer OBM Rolf Wielspütz kann man nur für die Zukunft alles Gute wünschen und für seine ehrenamtliche Tätigkeit eine glückliche Hand.
In diesem Sinne: “ Gott zur Ehr‘, dem Nächsten zur Wehr! „
Dienstag, den 18. Juni 1996
Ständchen für die Eheleute Arnold Lingscheidt und Elisabeth, geb. Wielspütz, anlässlich ihres 55. Hochzeitstages
Vor 55 Jahren, am 14. Juni 1941, reichte das Jubelpaar sich die Hände, um vor dem Traualtar den Bund fürs Leben einzugehen. Es war keine gute Zeit um eine Familie zu gründen, denn der 2. Weltkrieg tobte erbarmungslos. Der deutsch-englische Luftkrieg verschärfte sich sehr. Die ersten Vernichtungslager für Juden werden errichtet. Die Juden werden gezwungen, den Judenstern zu tragen. Deutschland greift auf dem Balkan an. Jugoslawien und Griechenland werden besetzt. Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion beginnt am 22.6.. Der U-Bootkrieg erreicht seinen ersten Höhepunkt. In einem Überraschungsangriff vernichtet Japan am 7.12. auf Pearl Harbour (Hawaii) Teile der Pazifikflotte der USA. Daraufhin erklären die USA und Großbritannien Japan den Krieg. Roosevelt befiehlt die Bekämpfung deutscher U-Boote durch die US-Marine und löst dadurch die Kriegserklärung Deutschlands und Italiens an die USA am 11.12. aus.
Diese schwere Zeit haben sie gemeinsam überstanden. Zwei Kinder wurden geboren (eine Tochter und ein Sohn), die sie zu anständigen Menschen erzogen. Voller Stolz kann das Jubelpaar nun auf die 55 Jahre ihres gemeinsamen Lebensweges zurückblicken. Fünf Jahre sind es schon her, als das Paar seine goldene Hochzeit feierte, zu der auch der MGV eingeladen war.
Nach der vorzeitigen Beendigung der Chorprobe um 20:30 begaben sich die Sangesbrüder still und heimlich zum Anwesen der Jubilare, um sie mit einem Ständchen zu erfreuen. Tochter Elfriede hatte alles arrangiert und die Beteiligten zum Stillschweigen vergattert. Deshalb war die Überraschung völlig geglückt, da alle dicht gehalten hatten. Das Ständchen wurde eröffnet mit dem Lied „Grüße an die Heimat“. Nach der Gratulation durch den Vorsitzenden, der dem Paar einen großen Blumenstrauß und eine Urkunde überreichte, fuhr der Chor zwanglos in seinem Programm fort und die Lieder
1. Ännchen von Tharau,
2. Das Ringlein,
3. Heimatglocken und
4. Stehn zwei Stern
gelangten zum Vortrag. Bei seinem Lieblingslied „Ännchen von Tharau“ war der Jubilar sichtbar gerührt, so daß er den Freudentränen freien Lauf ließ.
Die ältesten Spuren dieses Textes führen in das Jahr 1637 zurück. Damals dichtete der Rektor der Königsberger Domschule, Simon Dach, für die Hochzeit eines Freundes mit Anna Neander, Pfarrerstochter aus Tharau, in samländischen Dialekt (der Sprache, die in Ostpreußen zwischen Frischem- und Kurischem Haff gesprochen wurde): Anke von Tharaw. Johann Gottfried von Herder (1744-1803) schuf eine hochdeutsche Fassung. Friedrich Silcher schrieb 1827 die Melodie, mit der das Lied schnell volkstümlich wurde. Er gestaltete auch den Text an manchen Stellen um. Entgegen dieser Darstellung wird das ursprüngliche Gedicht auch Heinrich Albert (1604-1651) zugeschrieben. Jedenfalls soll es 1642 schon im Druck erschienen sein.
Im Garten wurde nun Platz genommen, weil dort ein kleiner Imbiss für die Sänger vorbereitet worden war. Dazu gab es frisches Kölsch vom Fass. Zwischendurch stimmte Sbr. Michel einige Trinklieder an, wobei der Chor kräftig mitsang. Aber auch die Lieder „Ein kleines Malheur“, „Das Elternhaus“ und „Droben stehet die Kapelle“ fanden Gefallen beim Jubelpaar und den anwesenden Gästen. Die Zeit verrann wie im Fluge. Fröhlich trat man den Heimweg an mit der Gewissheit, einem älteren Ehepaar ein paar schöne Stunden bereitet zu haben, zumal der Jubilar schon 34 Jahre inaktives Mitglied unseres Vereins ist.
Als Neffe erlaube ich mir, auch im Namen der Sänger, dem Jubelpaar noch einen schönen, langen und besinnlichen Lebensabend bei bester Gesundheit zu wünschen.
Samstag, 22. Juni 1996
Grill-Party des MGV
Der Vorstand des MGV hatte an alle Vereinsmitglieder mit Anhang eine Einladung zur Grill-Party an o. g. Samstag um 17:00 am Sportplatz in Vussem verschickt. Zahlreiche aktive und inaktive Vereinsangehörige waren der Einladung gerne gefolgt, wenn auch der Wettergott uns nicht gut gesonnen war. Zeitweise goss es in Strömen. Die Schafskälte erreichte ihren Tiefpunkt. Trotzdem ließ man sich die gute Laune nicht vermiesen, zumal unser Chefkoch Hans Klinkhammer mit seinen Gehilfen Willi Schütt und Bernhard Mießeler für gutes Essen sorgte. Vielfältig war die Angebotspalette. Es gab Schnibbelfleisch mit Zwiebeln und Krautsalat, Würstchen vom Grill mit Kartoffelsalat und Reibekuchen nach Großmutters Rezept. Dazu gab es im Bierpavillon diverse Getränke, die abwechselnd von einigen Sangesbrüdern und Sängerfrauen gezapft bzw. serviert wurden.
Zur vorgerückten Stunde präsentierten sich Heinz Sistig und Werner Borker auf ihrem Akkordeon in Höchstform. Evergreens der Volksmusik spielten sie gekonnt auf ihren Instrumenten, wobei die Anwesenden zünftig mit einstimmten, so daß ein schöner instrumenteller Klang und ein wohlklingender Gesang zu hören war.
Friedlich verließen die meisten Partygäste um Mitternacht, leicht betüddelt, den Veranstaltungsort. Dieses Mal verfehlte niemand die Pfade, und es gab keine besonderen Vorkommnisse. Jedenfalls ist dem Chronisten nichts bekannt geworden.
Sonntag, 30. Juni 1996
Nachruf auf unser inaktives Mitglied Stefan Höller, geb. am 7.7.1912 in Bergisch-Gladbach, gest. am 30.6.1996 im Kreiskrankenhaus Mechernich
Tief betroffen erhielten wir die Nachricht vom Tode unseres langjährigen Mitgliedes Stefan Höller, der im Alter von nahezu 84 Jahren, versehen mit den Tröstungen der Katholischen Kirche, im Kreiskrankenhaus Mechernich verstorben ist. Die feierlichen Exequien wurden gehalten am Freitag, dem 5. Juli um 14:00 in der Pfarrkirche Sankt Margareta in Vussem. Anschließend fand unter reger Beteiligung des MGV und der Bevölkerung die Beerdigung von der Friedhofshalle aus statt.
Bereits am 1. August 1950, bei der Eröffnungsversammlung nach dem Krieg, trat er als aktiver Sänger dem MGV bei und sang einige Jahre die 2. Baßstimme. Gut 45 Jahre war er Mitglied unseres Vereins, den er tatkräftig unterstützte. 1992 wurde er bei der 100-Jahrfeier für seine 40-jährige Mitgliedschaft geehrt und erhielt als Dank für seine Treue eine Urkunde überreicht. Am 11. Juli 1992 feierte er seinen 80. Geburtstag, zu dem er auch die Sänger eingeladen hatte.
Stefan Höller lernte in Köln, wo er als Schreiner arbeitete, seine spätere Frau Barbara Schnichels kennen, die dort als Haushälterin in Stellung war. 1935 wurde in Vussem geheiratet, wo man auch wohnte. Zwei Kinder wurden geboren, ein Mädchen und ein Junge.
In Folge des Zweiten Weltkrieges wurde Stefan schwer verwundet und verlor ein Bein. Doch er war immer frohen Mutes und ließ sich nicht unterkriegen. Als Modellschreiner arbeitete er erst bei der Firma Girards und später bei der Firma O. Dörries in Vussem.
Als der SV 1920 Vussem am 9. Dezember 1945 in der Gastwirtschaft Schneider bei einer Versammlung wiederbelebt wurde, trat er als Mitglied ein. Im Juni 1946 beschloss man, eine Damen-Handballmannschaft zu gründen. Trotz seiner Behinderung wurde er zusammen mit Hans Pfaffenholz als Betreuer gewählt. Gleichzeitig, nachdem er kurze Zeit 1. Vorsitzender war, benannte man ihn zum Ehrenvorsitzenden. 1947 errangen sie mit der Damenmannschaft sogar die Kreismeisterschaft.
Wir werden sein Andenken stets in Ehren halten.
Sonntag, 07. Juli 1996
Kurkonzert in Gemünd
Der Kneippkurort Gemünd ist zu allen Jahreszeiten ein anziehender Mittelpunkt. Hier findet der Kurgast, der Urlauber, der Stressgeplagte, der Wanderfreund oder Wochenendgast, Ruhe und Erholung, umgeben von unberührter und intakter Natur. Außerdem erwarten den Gast viele Freizeitangebote und kulturelle Veranstaltungen, wie Theateraufführungen, Vorträge, Ausflugsfahrten, geführte Wanderungen durch den Kermeter, Feste überlieferten Brauchtums, Tanzturniere und Konzerte jeglicher Art.
Der MGV 1892 Vussem ist seit Jahren hier ein gern gesehener Chor, der den Gästen mit seinen vielfältigen Liedvorträgen etwas Abwechslung bietet, und zu diesem Zweck war man wieder eigens angereist. Doch diesmal konnte das vorgesehene Konzert nicht im schmucken Musikpavillon stattfinden, weil die schlechten Witterungsverhältnisse (Regenschauer, ungemütlich kalt) dies nicht zuließen. Auch der große Kursaal war belegt, bzw. wurde für die am Abend stattfindende Transvestitenschau (Cabaret „Chez Nous“) vorbereitet. So blieb uns nichts anderes übrig, als im gut besuchten Kurcafé unser Konzert aufzuführen. Klaus Reddig moderierte gekonnt durch das fachlich ausgewogene Programm, das von Chorleiter Heinz Sistig erarbeitet worden war. Die Themen hatte er in einzelne Blöcke aufgegliedert, z. B.: Liebe, Wandern, Heimat- und Berglieder, Trinklieder sowie internationale Folklore und Evergreens (Programm siehe unten).
Pünktlich um 16:00 wurden die aufmerksamen Zuhörer mit den obligatorischen Begrüßungsliedern „Grüß Gott mit hellem Klang“ und „Was der Tau den Fluren ist“ musikalisch willkommen geheißen. 23 Lieder kamen zum Einsatz, die in zwei Halbzeiten aufgeteilt waren. Darunter gab es einige Neueinstudierungen, z. B. „Kleine Barke im Wind“, „Droben stehet die Kapelle“, „Stehn zwei Stern“ und „Lieder, so schön wie der Norden“. Dieses Lied, sowie „La Campanella“ und „Rot ist der Wein“ wurden mit Halbplayback gesungen, die beim fachkundigen Publikum gut ankamen und von unserem Freund Udo Greuel, der die Tontechnik hervorragend beherrschte, in Szene gesetzt.
So blieb es nicht aus, daß wir am Schluss des Konzertes das Podium ohne Zugabe nicht verlassen durften. Nach dem Ausklingen des Liedes „Herr Wirt, habt Ihr noch kühlen Wein“ verließen wir nassgeschwitzt, wegen der hohen Temperaturen, die in dem Kurcafé herrschten, und unter tosendem Applaus die Bühne. Viele Gäste, darunter waren auch einige Sangesbrüder aus der Gegend von Horrem, Kerpen und Sindorf, bescheinigten uns, daß sie ein außergewöhnlich gutes Kurkonzert gehört hätten.
Programmauswahl für das Kurkonzert in Gemünd am 7. Juli 1996:
1 | Sonntag ist’s |
L I E B E | |
2 | Steh’n zwei Stern (Westerwaldlied) |
3 | Über die Heide |
4 | Das Ringlein |
W A N D E R N | |
5 | Eins, zwei, drei |
6 | Bergvagabunden sind wir |
H E I M A T- U N D B E R G L I E D E R | |
7 | Herrliche Heimat, rheinisches Land |
8 | Grüße an die Heimat |
9 | Die Seen im Land der Berge |
10 | Lieder, so schön wie der Norden (Playbac |
11 | Droben stehet die Kapelle |
12 | Heimatglocken |
P A U S E | |
13 | La Campanella (Playback) |
T R I N K L I E D E R | |
14 | Im Weinkeller |
15 | Weinland |
16 | Grüß mir die Reben, Vater Rhein |
17 | Herr Wirt |
18 | Ein kleines Malheur |
I N T E R N A T I O N A L E F O L K L O R E/ E V E R G R E E N S | |
19 | Kleine Barke im Wind |
20 | Swanee Ribber |
21 | Herrlicher Baikal |
22 | Rot ist der Wein (Playback) |
23 | Amazing Grace |
Sonntag, 1. September 1996
Sommer- und 25jähriges Jubiläumsfest der „wohnen und pflege Heinz Sanden KG“
Als der Fabrikant Peter Girards mit seiner Familie im Jahre 1909 seine auf der Anhöhe hinter der Neuhütte errichteten Villa bezog, hätte er sich nicht träumen lassen, daß 62 Jahre später, am 1. September 1971, die Familie Heinz Sanden Senior als Pächter ein Alten- und Pflegeheim für ca. 80 Personen in diesem schönen Gebäude einrichten würde. Außerdem hat dieses ehrwürdige Haus eine historische Geschichte, die ich in Kurzfassung einmal wiedergeben möchte.
Vor 70 Jahren, am 17.10.1926, gründete die Genossenschaft der Patres vom Heiligsten Herzen Jesu eine Niederlassung ihres Missionsordens in Vussem, nachdem sie von der Familie Girards die Villa gekauft hatte. Im „Mechernicher Anzeiger“ konnte man am anderen Tag folgendes lesen:
Ein Tag von großer Bedeutung war gestern der Rektoratsgemeinde Vussem-Breitenbenden beschieden. Der Missionsorden der Patres vom Heiligsten Herzen Jesu hat in Vussem eine Niederlassung gegründet. Die prächtigen Räume der Villa Neuhütte sind in ein Kloster umgewandelt worden, in denen Patres (Novizen) und Brüder sich auf den Missionsstand vorbereiten und ein Leben der Arbeit und des Gebetes führen werden. Der Leiter der Niederlassung wird zugleich die Seelsorge des Rektorats übernehmen.
Kurz nach zwei Uhr kündeten die Glöcklein der Kapelle in Breitenbenden die Ankunft der Ordensleute an. Pfarrer Beckschäfer richtete herzliche Worte des Willkommens an die Ankommenden, welche von dem hochwürdigen Herrn Pater Superior dankend entgegengenommen wurden. Anschließend wurde ein Gedicht eines Breitenbendener Schulkindes sowie ein Lied des Vussemer MGV zur Begrüßung vorgetragen. In der dichtgefüllten Kapelle wurde der sakramentale Segen erteilt. Darauf wurden die Patres in feierlichem Zuge unter den Klängen des Vussemer Bläsercorps nach Vussem geleitet. Als Vorsitzender des Kirchenvorstandes sprach Herr Hoffmann einen Willkommensgruß. Herr Dr. Lenze sprach Worte des Willkommens im Namen des Bürgermeisters. Nunmehr begab sich die Prozession in die Kirche. Herr Dechant begrüßte von der Kanzel aus noch mal die Herren Pater Superior, Pater Provinzial, Pater Eilenberg als Stellvertreter des erkrankten Leiters des Klosters und Rektorates. Herr Pater Provinzial dankte mit bewegten Worten für den durchaus herzlichen Empfang. Mit dem sakramentalen Segen schloß die Andacht.
An der Schwelle des neu gegründeten Klosters erwartete die Ordensleute noch ein Empfang der Familie Girards. Ein sinnreiches Gedicht, vorgetragen von dem jüngsten Sohn der Frau Witwe Girards, die Überreichung des Schlüssels an den Ordensoberen, sowie ein von den Schulkindern vorgetragener dreistimmiger Psalm beendete die erhebende Feier. Nach der Einsegnung der Klosterkapelle sah man die Insassen des Klosters, die Angehörigen der Familie Girards und die geladenen Gäste noch einige Stunden gemütlich vereint.
Da den Missionaren auch die Seelsorge des Rektorats übertragen wurde, nahm Pater Eichelberg zunächst diesen Dienst auf. Der von der Genossenschaft vorgesehene Seelsorger, Pater Theodor Lotterer, trat seinen Dienst erst zu Weihnachten an. Am 16. August 1941 wurde das Kloster vom Kreis Schleiden nach den Richtlinien des Reichsleistungsgesetzes beschlagnahmt und in eine Lungenheilstätte für Männer umgewandelt. Den Missionaren verblieb nur ein kleiner Teil der Räumlichkeiten. Dezember 1944: Nach der Bombardierung des Kreiskrankenhaus Mechernich (Kreuserstift) wurde im Missionshaus ein Ausweichkrankenhaus eingerichtet. Wie schon in Mechernich lag die Führung in den Händen der Franziskanerinnen von Salzkotten. Als die Amerikaner am 6. März 1945 in Vussem einmarschierten, richteten sie im Kloster einer Kommandantur ein. Im September 1949 wurde das Krankenhaus wieder geschlossen und nach Mechernich zurückverlegt. 1968 wurde der Orden der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu in Vussem wegen mangelnden Nachwuchses geschlossen. Insgesamt 364 Studenten besuchten das Missionshaus, um sich auf ihre Aufgaben als Priester und Missionare vorzubereiten.
1972: Für den Erweiterungsbau einer 70 m langen und 24 m breiten Montagehalle, einem Verwaltungsgebäude mit 1400 qm Nutzfläche und einem ebenso großen Lagerraum erwirbt die Werkzeugmaschinenfabrik O. Dörries GmbH vom Missionshaus Grund und Boden. Umfangreiche Erdarbeiten waren erforderlich. Die Zufahrt zum Kloster musste verlegt werden. 1985 verkauft der Missionsorden das ehemalige Kloster an Geschäftsleute aus dem Kreis Euskirchen.
Der heute fast 70jährige Senior Heinz Sanden gründete vor 25 Jahren das psychiatrische Pflegeheim. Inzwischen wird es von seinen Kindern geführt und firmiert unter dem Namen „wohnen und pflege Heinz Sanden KG“. Das Unternehmen hat sich mit seinem umfangreichen Serviceangebot für psychisch kranke und pflegebedürftige Menschen zu einem allgemein anerkannten Partner im Bereich der Pflege entwickelt.
Nachdem der Musikverein Vussem konzertiert hatte, wurde das Fest mit einem ökumenischen Gottesdienst unter Mitwirkung des Kirchenchores am Sonntagmorgen eröffnet. Unter großer Beteiligung der Bevölkerung, die aus nah und fern gekommen war, konnte das Jubiläum im Rahmen eines Sommerfestes mit den Jubilaren, Bewohnern und Betreuern des Pflegeheims gefeiert werden. Aber auch die Prominenz war gekommen um dem Fest beizuwohnen. Unter ihnen weilten MdB Wolf Bauer, Landrat Rosenke und Stadtdirektor Bernhard Wachter, um nur einige zu nennen. Auf dem ganztägigen Programm kamen dabei weder die musikalische Unterhaltung in Form der Lokalmatadoren „Wibbelstetz“, „Moonlight Duo“ sowie des Musik- und des Männergesangvereins Vussem zu kurz, noch fehlte es an sportlichen Betätigungsmöglichkeiten. Immerhin standen zum dritten Male die Kreismeisterschaften im Fingerhakeln an. Die Kinder konnten sich während des ganzen Tages an eigens für sie eingerichteten Spielständen amüsieren. Für die Erwachsenen tanzten noch die Volkstanzgruppe Mechernich und die „Sunshine Girls“. Mit Clownerien unterhielten „Chapeau claque“. Auch für Speis‘ und Trank war bestens gesorgt.
Mit einem ansprechendem Programm wartete der MGV 1892 Vussem auf, dessen Darbietungen vom Publikum mit viel Applaus gewürdigt wurden. Beim Vortrag öffnete der Himmel kurz aber heftig seine Schleusen. Die Regentropfen, die auf die Überdachung klopften, irritierten einige Sänger so sehr, daß sie aus dem Rhythmus gerieten und im Schweinsgalopp fortrennen wollten. Aber der Chorleiter hielt sie fest an der Kandare, so daß es nur bei einem Versuch blieb. Zur Aufführung gelangten folgende Lieder:
1. Sonntag ist’s,
2. Steh’n zwei Stern,
3. Über die Heide,
4. Grüße an die Heimat,
5. Das Schalkerlied und
6. Kleine Barke.
Mit dem Schalkerlied hatte der Chor den Jubilar Heinz Sanden Senior überrascht und ihm sichtbar viel Freude bereitet, denn er sang kräftig mit.
Da das Singen bekanntlich sehr durstig macht, begaben sich einige Sänger (Et sen ömme dieselben) zu einem Stehtisch an der Bierbude, um den Durst mit einigen kühlen Bierchen zu löschen. Zur fortgeschrittenen Stunde wurden die Wertbons zusammengelegt und davon die Runden bezahlt. Ein Sbr. hatte die Biermarken bestimmt fotokopiert und mit einer Nähmaschine perforiert, denn immer wieder zog er ein Blatt mit den Wertmarken aus der Seitentasche seines Jacketts und legte sie zu den anderen auf den Tisch, so daß immer genügend Nachschub vorhanden war.
Um seiner Frau einmal eine Freude zu bereiten, hatte ein älterer Sbr. einen aus Binsen geflochtenen Blumenhocker erworben und diesen auf den Tisch gestellt. Er hatte aber nicht mit der Hinterlist eines Sangesbruders gerechnet, der den Hocker blitzschnell in einem vorbeifahrenden Kinderwagen verschwinden ließ. Daher erhielt seine Gattin das Geschenk erst einige Tage später zugestellt. Ob Anni sich über das verspätete Namenstagsgeschenk gefreut hat, ist dem Chronisten nicht bekannt geworden.
Freitag, 6. September 1996
Geburtstagsständchen für Frau Witwe Margarete Klinkhammer geborene Mießeler (75 Jahre)
Ihren 75. Geburtstag feierte Frau Margarete Klinkhammer mit ihrer Familie und ihrem Bekanntenkreis in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“. Dazu hatte Sbr. Hans Klinkhammer auch den MGV eingeladen, um seine Mutter mit einem Ständchen zu überraschen. Selbstverständlich war der MGV gerne zu dieser Feier gekommen, zumal sie schon lange Jahre inaktives Mitglied ist, und trug mit folgenden Darbietungen wesentlich zum Gelingen des Festes bei:
1. Weihe des Gesangs, 1. und 3. Strophe,
2. Heimatglocken,
3. Droben stehet die Kapelle und
4. Amazing Grace.
Als Lohn für den schönen Vortrag erhielten die Sänger nicht nur viel Applaus, sondern sie wurden auch noch reichlich bewirtet. Außerdem gelangte ein ansehnlicher Betrag in die Vereinskasse.
Nach dem Tode Ihres Mannes Anton, der 1981 verstorben war und in den fünfziger Jahren im Chor die 2. Baßstimme sang, übernahm sie spontan die Beitragszahlung und erwarb so die Mitgliedschaft in unserem Verein.
Frau Klinkhammer wurde geboren am 06.09.1921 in Eiserfey, in einer Zeit, wo die Nachkriegswirren des Ersten Weltkrieges und Wirtschaftsprobleme in Folge von Unruhen die Inflation beschleunigen. Kommunistenaufstände in Hamburg und Sachsen werden von der Reichswehr niedergeschlagen. Alliierte Truppen besetzen Düsseldorf, Duisburg-Ruhrort und Oberhausen. Deutschland erkennt Reparationsleistungen von 132 Milliarden Goldmark an. Josef Wirth von der Zentrumspartei wird deutscher Reichskanzler. Seine Politik der Erfüllung des Versailler Vertrags stößt auf Widerstand. Der Reichsfinanzminister Matthias Erzberger wird ermordet. Er setzte sich während des Krieges für dessen friedliche Beendigung ein. Der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer, Zentrum, wird Präsident des preußischen Staatsrats. Abstimmungen in Oberschlesien, Tirol und Salzburg ergeben große Mehrheiten für den Anschluss an Deutschland. In Oberschlesien leisten Freicorps heftigen Widerstand gegen polnische Gebietsansprüche.
In Vussem wird zum ersten Male in der Schule und in den Wohnhäusern, nach Inbetriebnahme eines Leitungsnetzes, elektrisches Licht erzeugt. Pater Josef Linden, gebürtig aus Diefenbach bei Steinfeld, verließ das Rektorat Vussem-Breitenbenden und ging als Missionar nach Brasilien. Kaplan Hermann Josef Hansmann aus Freisenbruch trat die Nachfolge an.
Der MGV 1892 Vussem veranstaltete vom 23. bis 24. Juli 1921 ein Sängerfest. Laut dem Anzeigen- und Unterhaltungsblatt des Kreises Schleiden, das voll des Lobes darüber berichtete, war es ein wohlgelungenes Fest, das dem Veranstalter alle Ehre machte. Ihm gebührt ein kräftiges Sängerheil!
Frau Klinkhammer wünsche ich auf diesem Wege noch viele Jahre bei bester Gesundheit im Kreise ihrer Familie.
Freitag, den 6. September 1996
60. Geburtstagsfeier von Gertrud Mießeler, geb. Schmitz
Da Gertrud, die Gattin unseres 1. Schriftführers, am gleichen Tag Geburtstag hatte wie Frau Klinkhammer, fuhr man anschließend nach Breitenbenden zur Gaststätte „Zum Krebsbachtal“, wo sie mit ihrem Verwandten- und Freundeskreis ihr 60. Wiegenfest feierte. Gertrüdchen war sehr überrascht, als der MGV eintraf, Aufstellung nahm und ihr zur Ehre folgende Lieder zum Besten gab:
1. Abendfrieden,
2. Weinland,
3. Bergvagabunden und
4. Amazing Grace.
Die Freude über die gelungene Überraschung stand Gertrud im Gesicht geschrieben. Sie bedankte sich bei den Sängern und lud sie zu einem kleinen Umtrunk in die Gaststätte ein. Der Vorsitzende Willi Schütt hatte sich einen besonderen Gag ausgedacht. Weil die Sangesbrüder Bernhard Mießeler und Michel Wielspütz beim Geburtstagsfest von Frau Klinkhammer gesanglich nicht mitwirken konnten, überreichte er ihnen ein Mitbringsel in Form von gut belegten Brötchen mit den Worten: „Wenn der Bernhard op de ‚Schneggmöll‘ dabei gewesen wäre, dann wär nex mie övverisch jeblevve“!
Gertrud wurde am 06.09.1936 in Weyer geboren, in jener Zeit, als Hitler die zweijährige Wehrpflicht einführt und ohne Gegenwehr der Westmächte das Rheinland besetzt. Zugleich beginnt der Bau des Westwalls, der vielen Leuten Arbeit und Brot bringt. Der daraus entstehende innenpolitische Prestigegewinn Hitlers, wird im Sommer durch den großen Propagandaerfolg der olympischen Spiele in Berlin ergänzt.
Nach einem Militärputsch in den Kolonien beginnt in Spanien der Bürgerkrieg. Franco wird von Deutschland und Italien unterstützt. Japan und Italien verbünden sich mit Deutschland.
Am 5. Mai 1936 feiern die Eltern des Lehrers Karl Schiffer in Vussem ihre Diamantene Hochzeit, an deren Feierlichkeiten sich der MGV mit einem Ständchen beteiligt. Zum ersten Mal läutet am 21. Juni 1936 eine neue Glocke zur Herz-Jesu-Prozession in Vussem. Die Glocke wurde 1900 in Bochum gegossen, hat einen Durchmesser von 390 Millimetern und ist auf das dreigestrichene „e“ eingestimmt worden. Ungenutzt lag die Glocke bisher in der Rheinischen Bohrmaschinenfabrik der Firma Girards. Zum Gedenken an den verstorbenen Peter Girards Senior, der die Notkirche in seinem Firmengelände ermöglichte, erhielt sie den Namen „Petrusglocke“.
Die neu renovierte Margaretenkapelle wurde am 20. Juli 1936 von Dechant Schrievers aus Eicks eingeweiht. Am Sonntagmorgen sang ein Kirchenchor aus Oberhausen die Messe in der Rektoratskirche. Nachmittags fand eine feierliche Andacht statt, in der Pater Weber aus dem Missionshaus die Festpredigt hielt. Am Montag, vor der Weihe der Kapelle, wurde ein festlicher Gottesdienst von dem Pfarrektor Alfons Schmitz abgehalten. Anschließend zog die Gemeinde in einer feierlichen Prozession zur Margaretenkapelle, wobei auch die Margaretenstatue, die seit 20 Jahren nicht mehr in der Kapelle war, eingeführt wurde. Altes Brauchtum wurde wiedererstehen lassen, indem man am Sonntag und Montag die Margaretenkirmes feierte, die fast in Vergessenheit geraten wäre.
Von dieser Stelle aus wünsche ich Gertrud, daß sie gesund und munter das nächste Jahrzehnt erreicht, damit wir den 70. Geburtstag wieder gemeinsam feiern können. Das walte Gott!
P. S.: Ich hoffe, daß Bernhard bis dahin sein Gertrüdchen nicht zu arg strapaziert.
Sonntag, 08. September 1996
Sängerfest des MGV 1921 Firmenich aus Anlaß des 75jährigen Gründungsfestes
Anlässlich der Kirmes und des 75jährigen Bestehens des MGV 1921 Firmenich fand im Doppelort Firmenich-Obergartzem vom 6. bis 10. September eine große Feier statt. Start war am Freitag um 19:00 mit einem Festkommers im Festzelt. Mitwirkende waren die Chorgemeinschaft MGV Satzvey – MGV Firmenich, der Musikverein Obergartzem und der Gemischte Chor „Euterpe“. Schirmherr war Landrat Rosenke. Die Jubilarehrungen nahm die Vorsitzende des Kreissängerbundes Euskirchen, Hannelore Geduldig, vor. Der Vorsitzende Georg Schlee konnte zahlreiche Besucher und Ehrengäste begrüßen.
Aus der Chronik geht hervor, daß 1921 sich einige sangesfreudige Männer zusammentaten und mit dem ersten Präsidenten Josef Tuppi Senior den MGV gründeten. Damals konnten sie noch nicht ahnen, daß bereits zwei Jahre später, es war Inflation, der Kassierer im Kassenbuch notierte: „Kassenbestand: Pleite“. Das sieht heute anders aus, auch wenn der MGV nicht im Geld schwimmt. Dennoch, in der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der MGV von Schicksalsschlägen nicht verschont. Bis 1963 gibt es keine Aufzeichnungen bzw. wurde keine Chronik über die Aktivitäten des Chores niedergeschrieben. Erst danach wurden wieder Jahresberichte angefertigt, so daß seit diesem Zeitpunkt genau nachgeschlagen werden kann, wie sich der Verein entwickelte. 1963 wurde Josef Reuter Vorsitzender, der aber auch nicht verhindern konnte, daß zu dieser Zeit ein schlechter Probenbesuch zu verzeichnen war. 1964 wurde deshalb mit dem MGV Kommern eine Chorgemeinschaft gegründet. 1970 wählte man Christian Vogel zum Vorsitzenden. 1971 wurde die erwähnte Chorgemeinschaft wieder aufgekündigt. Als 1975 der Dirigent Johannes Zaun sein Amt niederlegte, war guter Rat teuer. Der Zufall half, Christian Vogel traf Johann Münch, den Vorsitzenden des MGV Satzvey. Auch dort hatte man Sängermangel, auch dort war der Probenbesuch nicht übermäßig gut. So tat man sich zusammen und gründete die Chorgemeinschaft Satzvey-Firmenich, die heute noch besteht. Nachdem Christian Vogel als Vorsitzender 1985 zurücktrat, übernahm der jetzige Vorsitzende Georg Schlee die Amtsgeschäfte. Dirigiert wurde man danach erst von Siegfried Günthert, es folgten Johann Schäfer und Manfred Schümer und seit 1988 Werner Harzheim. Nun nahm man an zahlreichen Konzerten teil, rief das Weiherfest ins Leben und gestaltete das kulturelle Leben im Doppelort fleißig mit.
Am Samstag wurde ein großer Kirmesball abgehalten unter dem Motto: „Rheinischer Abend“ mit der Tanzband „Pentagon“, einer Live-Show mit Charlie Piccolini, Bauchredner Peter Kerscher und den „Drei Colonias“.
Der Sonntag begann um 9:30 mit einem Festhochamt, anschließend Festzug zum Festzelt mit Frühschoppen. Um 14:00 begann der Empfang der eingeladenen Gesangvereine mit anschließendem Freundschaftssingen, an dem sich neun Chöre beteiligten, die in nachstehender Reihenfolge zum 75jährigen Stiftungsfest mit ihren Liedvorträgen gratulierten. Der Jubelchor Chorgemeinschaft MGV Satzvey – MGV Firmenich begrüßte die Gäste gesanglich mit den Liedern „Wanderliedchen“, „Ein kleines Malheur“ und „American Folksong“.
1. MGV 1853 Gemünd,
2. MGV 1863 Mechernich,
3. Gemischter Chor „Euterpe“ 1976,
4. MGV 1860 Arloff-Kirspenich e. V.,
5. Gesangverein Liederkranz Antweiler,
6. MGV 1892 Vussem,
7. Männerquartett Weilerswist 1906 e. V.,
8. MGV Flamersheim-Palmersheim 1848 und
9. Homberger MGV von 1861.
Der MGV 1892 Vussem unter der Leitung von Heinz Sistig betrat an 7. Stelle die Bühne und wuaate mit seinem Vortrag beim aufmerksamen Publikum zu gefallen, das dieses mit einem herzlichen Applaus unterstrich, obwohl der Chor sehr geschwächt war, denn neun Sänger fehlten teilweise aus unerklärlichen Gründen. So konnten die Lieder „Sonntag ist’s“, von Simon Breu, und „Stehn zwei Stern“, von Heinz Niehaus, auch zur Zufriedenheit des Chorleiters vorgetragen werden, der vor dem Auftritt sehr skeptisch und mit Berechtigung über das Fehlen einiger Sänger verärgert war.
Erwähnenswert ist noch der Auftritt des Homberger MGV unter der Stabführung von Ulrich Eick-Kerssenbrock, der seine Vorträge „Ein Freund, ein guter Freund“, „Mitternachtsblues“ und „Froher Sängermarsch“ auswendig und gekonnt zu Gehör brachte und ohne mehrere Zugaben das Podium nicht verlassen durfte.
So ging ein teilweise klassisches Freundschaftssingen zu Ende, an dem die Gourmets der Chormusik voll auf ihre Kosten kamen.
Dienstag, 10. September 1996
Namenstagsfeier mit den Sangesbrüdern Peter Gülden, Peter Dreesen, Hans Höller, Hans Nellesen, Hans Klinkhammer, Johannes Eversheim und Chorleiter Heinz Sistig
Nach der verkürzten Chorprobe begann die Namenstagsfeier der oben genannten Sangesbrüder, die wegen der Sommerpause und dringender Termine immer wieder hinausgeschoben werden musste. Mit einem Ständchen wurde die Feier eröffnet. Die Namenstagskinder bedankten sich mit einem Fässchen Bier. Sbr. Hans Klinkhammer hatte dieses Mal ein schmackhaftes Gericht aus Speckkartoffeln und Sülze zubereitet. Als Nachtisch gab es noch leckeren Pudding. Die Unkosten für das Essen hatte er auch übernommen. Außerdem spendierte Sbr. Peter Dreesen zwei Flaschen Schnaps, die er schon lange versprochen hatte. Aus einer Flasche wurde der Inhalt nicht erraten. Insider behaupten jedenfalls, daß man beim Einnehmen dieses edlen Gesöffs unbedingt vorher seinen Arzt oder Apotheker fragen sollte.
Nach dem guten Essen ging man zum gemütlichen Teil über. Es wurde viel erzählt. Eigenartigerweise kommt man immer wieder auf die Jugendzeit zu sprechen. Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre traten viele Jugendliche, darunter auch einige Sangesbrüder, in die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg ein. Man musste ein Gelöbnis ablegen mit folgenden Worten: „Ich (Name) verspreche bei meiner Ehre, daß ich mit der Gnade Gottes mein bestes tun werde, Gott, der Kirche und dem Vaterland treu zu dienen, jederzeit und allen Menschen zu helfen und dem Pfadfindergesetz zu gehorchen“. Außerdem musste man täglich eine „Gute Tat“ vollbringen. Unvergesslich sind die schönen Fahrradtouren z. B. zum Laacher See, nach Steinfeld oder zum Nürburgring. Abends wurde dann in einem Zelt übernachtet. Viele hatten noch die Dreiecksplanen von der deutschen Wehrmacht. Als Kopfkissen diente der Rucksack. Da gab es große Unterschiede. Diejenigen, die einen sogenannten Affen hatten, er war mit einem flauschigen Fell überzogen, konnten sich glücklich schätzen, denn auf ihm schlief es sich besonders gut. Aber vor dem Schlafengehen wurden am Lagerfeuer mit Begleitung einer Klampfe viele schöne Lieder gesungen.
Die Breitenbendener Pfadfinder hatten eine Fahrt zum Nürburgring gemacht. Unterwegs mussten einige ihr Geschäft verrichten. Sie hockten sich gemeinsam auf ein junges Bäumchen, das man zuvor bis zur Erde hinunter gebogen hatte. Als alle fertig waren, gab einer das Kommando, und auf „Los“ hüpften sie von der Stange. Einer hatte den Absprung nicht geschafft. Er flog in hohem Bogen ins Gebüsch. Als er sich nun aufgerappelt hatte, war seine Gestalt mit „Sommersprossen“ übersät. Den anschließenden Spott und das Hohngelächter musste er auch noch über sich ergehen lassen.
Da bei dieser anrüchigen aber wahren Geschichte „Müffeljupp“ wieder mit von der Partie war, hoffe ich, daß dieser Beitrag für einen Kulturpreis vorgeschlagen wird. Für den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels möchte ich mich herzlich bei den Juroren bedanken. Mein besonderer Dank aber gilt der Redaktion des „Metronom“ und Lektor Bernd Wenderdel, der mein Manuskript eingereicht hatte.
Den Namenstagskindern wünsche ich weiterhin alles Gute und bedanke mich auch im Namen der Sänger für Speis und Trank und hoffe, daß wir noch oft solche Feste gemeinsam feiern können.
Allzeit „Gut Fahrt!“
Samstag, 28. September 1996
Goldhochzeit der Eheleute Heinrich und Gertrud Nießen, geb. Stoltz aus Lorbach
Bereits am Freitagabend machten die Vereine, die Nachbarschaft, Freunde und Bekannte sowie Rat und Verwaltung der Stadt Mechernich dem Jubelpaar ihre Aufwartung, bevor am Samstag die große Familienfeier stattfand. Sie begann mit einem Dankgottesdienst um 17:00 in der im vorigen Jahr renovierten Pfarrkirche St. Georg in Kallmuth, die ja auch ein Wallfahrtsort der schmerzhaften Mutter Gottes ist.
In alter Zeit, so erzählt die Sage, war in Kallmuth, das zum Kirchspiel Weyer gehörte, eine kleine Kapelle. Die Entstehung dieser Kapelle hängt mit der Auffindung eines Gnadenbildes zusammen. Eines Tages bemerkte man neben der Burg Pützfeld in einem Stachelbeerstrauch ein Bild von der schmerzhaften Mutter Gottes, das von einem hellen Glanz umgeben war. Wie es dahin gekommen war, wusste niemand. Man brachte es in die Pfarrkirche nach Weyer. Wie staunte man aber, als es am andern Morgen nicht mehr in der Kirche war, sondern sich wieder in dem Strauch befand. Der Pfarrer glaubte, er habe das Bild nicht würdig genug beachtet und ließ es darum mit Kreuz und Fahne in einer feierlichen Prozession zur Kirche hinbringen. Aber auch jetzt fand man es am anderen Tag wieder an dem alten Platz. Das veranlasste den Burgherrn, an Ort und Stelle eine Kapelle zu errichten und das Bild zur Verehrung auszustellen. Später wurde die Kapelle durch eine Kirche ersetzt, und in ihr befindet sich noch heute das Gnadenbild. Soweit die Legende, die in der Dorfchronik von Kallmuth, die von Lehrer Karl Guthausen erstellt wurde, nachzulesen ist.
Sbr. Arnold Mies hatte den MGV 1892 Vussem eingeladen, um den Dankgottesdienst seiner Schwiegereltern mit einigen Liedvorträgen, vorwiegend aus der Schubertmesse, zu verschönern. Um einen reibungslosen Ablauf bei der Gestaltung der Messfeier zu gewährleisten, war um 16:00 noch eine Ansingprobe mit dem ortsansässigen Organisten Martin Weingartz vereinbart worden, zumal wegen der Vussemer Kirmes keine Probe stattfinden konnte.
Nach dem Pfarrer Hoberg das Jubelpaar an der Kirchenpforte herzlich begrüßt hatte, spielte der Organist das Eingangslied „O mein Christ, lass Gott nur walten“, derweil das Goldpaar, angeführt von 6 Mädchen in goldenen Jacketts mit schwarzen Hüten und Hosen bekleidet, das Kircheninnere betrat und sich zu seinem Platz vor dem Altar begab.
Zum Gloria ließ nun der Chor von der Orgelbühne, wegen Platzmangels etwas eingeengt, zum ersten Mal mit dem Lied “ Ehre sei Gott in der Höhe “ zur Erbauung der Festgemeinde seine Stimmen erschallen. Es folgte die Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer: „Brüder! Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung! Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn!“
Beim Zwischengesang entfaltete der Chor sein ganzes Können und ließ den Psalm 99 von Willi Trapp “ Jubelt dem Herrn alle Lande“ in der herrlichen Kirche mit ihrer guten Akustik erklingen.
Nun folgte das Evangelium nach Matthäus: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter, dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen“. Pfarrer Hoberg lobte das Goldhochzeitspaar in seiner Predigt dafür, daß sie ein christliches Leben geführt und stets Gottes Gebote befolgt hätten.
Die Eheleute Nießen kennen sich schon von Kindesbeinen an. Aus der vor 50 Jahren, am 28.9.1946, geschlossenen Ehe, gingen sechs Kinder hervor. Bei dieser großen Kinderschar lässt sich erahnen, daß Frau Nießen stets ausgelastet war und rund um die Uhr genug zu tun hatte. Für Hobbies blieb nicht viel Zeit. Heute jedoch ist für sie und auch ihren Mann, der nach dem Krieg „Op Spandau“ und nach der Stilllegung 25 Jahre als Zivilbediensteter bei der Bundeswehr beschäftigt war, der schönste Zeitvertreib, wenn sie sich ihren neun Enkelkindern widmen können.
Zum Credo erklang vom Chor „Noch lag die Schöpfung formlos da, nach heiligem Bericht“. Es folgte die Segnung des Jubelpaares und die Fürbitten. Da hieß es u. a.: „Herr wir bitten Dich für Heinrich und Gertrud Nießen, die heute auf 50 Ehejahre zurückschauen, in denen sie ihre Liebe in Freud und Leid miteinander teilen durften, lass sie noch lange so ihren Weg gemeinsam gehen und der eine für den anderen ein Segen sein, alle Tage ihres Lebens. Herr, wir denken auch an alle, die an diesem Tage gerne mit uns gefeiert hätten, aber von Dir heimgerufen wurden. Herr, sei mit diesen Eheleuten, die ihre Ehe von neuem unter Deinen Schutz stellen wollen. Herr, wir danken Dir für diesen schönen Tag, lass uns alle gerne daran zurückdenken.“
Zur Gabenbereitung sang die Festgemeinde das Lied „Herr, was im alten Bunde Melchisedek geweiht, das halten wir zur Stunde als Gabe auch bereit“.
„Heilig, heilig ist der Herr“ wurde vom Chor beim Sanctus würdevoll vorgetragen. Im Anschluss daran erklang unter Orgelbegleitung „Das Vater unser“ von Gotthilf Fischer, dessen homogener Klang bei einigen Kirchenbesuchern unter die Haut ging. Beim Agnus Dei wurde „Mein Heiland, Herr und Meister“ zu Gehör gebracht. Zur Gabenbereitung brachte der MGV „Sancta Maria“ von Johann Schweitzer zum Vortrag. Es muss noch erwähnt werden, daß zwei herrliche Frauenstimmen (Sopran und Alt) zwischendurch die Lieder „So nimm denn meine Hände“ und „Wenn ich ein Glöcklein wär“ hervorragend zur Geltung brachten. Als Schlusslied sang man gemeinsam „Maria breit den Mantel aus“.
Für das Goldhochzeitspaar mit seinen Festgästen war es gewiss eine schöne Messfeier, an die sie sich zeitlebens mit Freuden erinnern werden. Dem Chor aber zollte man für seine einwandfreie Darbietung hohes Lob und große Anerkennung.
Sonntag, 17. November 1996
Volkstrauertag in Vussem und Breitenbenden
In Vussem setzte sich der Trauerzug pünktlich um 9:30 in Bewegung, angeführt von der Freiwilligen Feuerwehr Löschzug Vussem mit ihrem Standartenträger. Es folgte der Musikverein, der einen Trauermarsch von Chopin spielte, ein paar Vussemer Bürgerinnen und Bürger und am Schluss der MGV.
Am Kriegerdenkmal angekommen, legte Bürgervereinsvorsitzender Matthias Vogelsberg einen Kranz nieder. Den Kernpunkt seiner Rede möchte ich in Kurzform sinngemäß mit folgendem Wortlaut wiedergeben: „Wenn heute, 51 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, vieles zerredet und auseinanderdiskutiert wird, und wenn durchaus ernstgemeintes, ehrliches Gedenken in die Gefahr gerät, missverstanden zu werden, dann zeigt das sehr deutlich: Wir haben dieses schreckliche Kapitel deutscher Geschichte von 1933 bis 1945 noch längst nicht bewältigt, aber es gibt die Defizite in punkto Lehren aus der Geschichte nicht nur auf deutscher Seite. Deshalb gilt es das Wesentliche zu sehen, und das heißt, daß die Welt und nicht zuletzt die Deutschen mit dem Ende dieses schrecklichen Krieges von der Nazi-Herrschaft befreit, und wir mit einem Frieden in Freiheit beschenkt wurden“.
Mit zwei Chorälen sorgte der MGV dafür, daß die Veranstaltung einen würdigen Rahmen bekam:
1. Über den Sternen und
2. Da unten ist Frieden.
Nach einem Gebet für die gefallenen und vermissten Soldaten, sowie für die Opfer des Nazi-Terrors, beendete der Musikverein mit einem Lied die Gedenkfeier.
Anschließend begab man sich nach Breitenbenden zum Ehrenmal, um auch hier der Toten und Gefallenen zu gedenken. In seiner Eigenschaft als Ortsvorsteher sagte Josef Kaltwasser in seiner Ansprache u. a. sinngemäß folgendes: „Der heutige Volkstrauertag sollte uns Deutsche vor allem auf das kostbare Gut der Freiheit und unsere Verantwortung für die Wahrung des Friedens verpflichten. Die Lehren aus jenen Tagen des Terrors und der Verfolgung müssen von den Älteren an die Jugend weitergegeben werden, denn es darf kein Vergessen geben, wenn nicht neues Unheil über uns und die Welt kommen soll. Wir haben allen Grund zu danken für das, was wir besitzen, und wir haben genauso viel Grund zu bitten und zu beten für das, was noch nicht ist, nämlich die Überwindung von Egoismen, von Hass oder Gleichgültigkeit. Dies zu erreichen, ist die Aufgabe einer Politik mit langem Atem, einer Politik, die auf jegliche Gewalt verzichtet und stattdessen auf Verständigung mit allen Völkern angelegt ist. Wir haben die Chance, den Weg zu finden zu einem in Frieden und Freiheit vereinten Europa. Ich halte es für angemessen, den heutigen Tag so zu begehen, daß wir der Toten gedenken, für Frieden und Freiheit danken und für das Recht der Selbstbestimmung aller Menschen auf der ganzen Welt bitten und beten“.
Nach dem „Vater unser“ brachte der MGV die gleichen Lieder zum Vortrag wie in Vussem. Der Musikverein spielte am Schluss der Trauerfeier das Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“.
Sonntag, 24. November 1996
In Pesch gab es einen Anlaß zum Feiern!
Der Kirchenchor Cäcilia Pesch feierte das Cäcilienfest in Verbindung mit der Jubilarehrung 50 Jahre Vereinszugehörigkeit von Josef und Edmund Dederichs. Außerdem erhielt der Dirigent Josef Dederichs für seine 25jährige Organistentätigkeit eine Urkunde überreicht.
Man erinnerte sich an den MGV Vussem und bat um Mitwirkung bei der festlichen Gestaltung des Gottesdienstes, der um 10:00 begann.
Zahlreich erschienen die Sänger des MGV Vussem und nahmen Aufstellung auf der Orgelbühne der festlich geschmückten Kirche in Pesch. Beengt stehend, wie Makrelenfilets in Pflanzenöl, sang man die Schubertmesse, die zur Freude unseres Chorleiters sowie aller Anwesenden eine sehr gute Resonanz fand. Die Kirche war voll besetzt, der MGV hatte mal wieder sein gutes Können bewiesen. Dies wurde bei der Ansprache der Vorsitzenden des Kirchenchores Pesch besonders hervorgehoben.
Selbst unser Organist Anno Hein, der in geduckter Haltung die Tastatur der museumsreifen Orgel zur Begleitung des Chores bediente, musste ein großes Lob über sich ergehen lassen. Lächelnd schilderte uns Anno den derzeitigen Zustand der Orgel, wie z. B. den auf der Orgel befindlichen Blasebalg, die vorhandenen tonlosen Tasten, die abgenutzten Fußpedale und ähnliches.
Nach diesem Erlebnis begaben wir uns als geladene Gäste ins Pfarrheim, wo eine reichlich gedeckte Kaffeetafel uns erwartete. Die Pescher Frauen hatten ihr fachliches Können bewiesen. Schön garnierte Brötchen, leckere Hefetorten sowie Sahne-Nuß-Kuchen erfreuten den Magen eines jeden Anwesenden. Auch Bier und diverse Schnäpse wurden angeboten.
Hans Höller bat unseren Chorleiter Heinz Sistig um das noch vorhandene Stück Kirschstreuseltorte. Heinz stand auf, nahm den Tortenheber und wurde in ein Gespräch verwickelt, währenddessen ein treuer Fan des MGV Vussem, nämlich Gertrud „das Altargeschenk des Sangesbruders Bernhard Mießeler“ nichtsahnend das letzte Stück Kirschstreusel nahm. Nach beendetem Gespräch suchte nun Heinz vergeblich nach dem besagten Stück mit der Bemerkung: „Dat wor doch ävvens noch do!“ Hans Höller verzichtete zugunsten von Gertrud, der es sichtlich besonders gut schmeckte. Das Gelächter war allerdings auf unserer Seite.
Selbstverständlich rief Heinz nun seine Mannen auf zu anderen Taten. Somit wurde auch das gesangliche Können wieder bewiesen mit den Liedvorträgen „Das Morgenrot“, „Herr Wirt“ und „Amazing Grace“. Ein stürmischer Applaus der Zuhörer wollte nicht enden.
Unser Chorleiter wendete sich nun mit einer kurzen Ansprache an die Gäste, wobei er seinen Dank zum Ausdruck brachte und an den letzten Auftritt in Pesch erinnerte, wo einige Sänger sich doch besonders wohlgefühlt hatten. Heinz betonte die guten nachbarschaftlichen Beziehungen beider Orte. Einen diesbezüglichen Widerspruch eines Pescher Bürgers musste man jedoch lachend einstecken, nämlich der, der „kriegerischen“ Verhältnisse in den fünfziger Jahren. Damals wurde nach einem verlorenen Fußballspiel des SV Vussem in Pesch das Martinsfeuer dort vorzeitig angezündet, angeführt von Toni Wollenweber, was die Fußballniederlage erträglicher stimmte.
Hiernach ereilten uns Wurfgeschosse Pescher Bürger in Form von Steinen, heute spricht man von Kastanien. Der LKW der Firma Hubert Breuer, der uns für auswärtige Spiele zur Verfügung stand, war nicht schnell genug, um uns ungeschoren der unangenehmen Steinflut zu entziehen, denn zu dieser Zeit fuhr man noch mit Holzgasverbrennungsantrieb, dem sogenannten „Holzkocher“.
Schmunzelnd wurden diese Geschehnisse aus damalige Zeit erörtert, wonach wir uns wieder auf die Heimreise begaben. Es war mal wieder ein gelungener auswärtiger Auftritt des MGV Vussem unter der Leitung unseres beliebten Chorleiters Heinz Sistig.
Sonntag, 1. Dezember 1996
Seniorennachmittag in Vussem
Der diesjährige Seniorennachmittag wurde wieder vom Bürgerverein ausgerichtet. Die Einladungen waren rechtzeitig an alle Personen ab 65 Jahren mit Partnern verteilt worden. Doch nur gut die Hälfte war der Einladung gefolgt, was den Organisatoren rätselhaft war und ihnen Kopfzerbrechen bereitete.
Gegen 15:00 konnte Ortsvorsteher und Vorsitzender des Bürgervereins Matthias Vogelsberg in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ das ältere Semester wie auch die Ehrengäste Pastor Frohn und den scheidenden Stadtdirektor Bernhard Wachter mit Gattin, der im kommenden Jahr nach fast 15jähriger Amtszeit den Posten abgeben muss, um dann am 2. Januar 1997 in Siegburg in die Geschäftsführung des Caritasverbandes für den Rhein-Sieg-Kreis mit 540 Mitarbeitern einzusteigen, freundlich begrüßen und willkommen heißen. Ferner wünschte er ihnen ein paar schöne Stunden und einen besinnlichen 1. Adventssonntag. Bürgermeister Peter Wassong erschien später, weil er noch anderweitig Verpflichtungen hatte. Im „Neuen Jahr“ muss er seinen Titel als 1. Bürgermeister abgeben, bleibt aber als 2. Bürgermeister in Amt und Würden.
Festlich waren der Raum dekoriert und die Tische eingedeckt worden. Bei Kerzenschein, Kaffee und Kuchen hatte man sich viel zu erzählen. Die einheimischen Vereine machten ihre Aufwartung und trugen mit ihren Vorträgen, wie Tanz, Musik und Gesang wesentlich zum Gelingen dieses Altentages bei. Der MGV überzeugte mit seinen folgenden Darbietungen alle Anwesenden, die dieses mit ihren herzlichen Beifallsbekundungen unterstrichen:
1. Abendfrieden,
2. Droben stehet die Kapelle,
3. Weihnachtsglocken und
4. Frieden.
Anschließend fuhr der MGV noch nach Breitenbenden, um die Besucher des Weihnachtsmarktes mit einigen Liedvorträgen zu erfreuen.
Sonntag, 1. Dezember 1996
Weihnachtsmarkt im Haus St. Michael in Breitenbenden
Mittlerweile gehört er schon zur festen Tradition, bei den Bewohnern und der Bevölkerung von Mechernich und Umgebung, der Weihnachtsbasar im Hause Sankt Michael in Breitenbenden. Dazu hatte die Familie Sanden zum 1. Adventssonntag eingeladen, um einen stimmungsvollen, vorweihnachtlichen Tag mit ihnen, den Mitarbeitern und den Insassen des Heimes zu verleben. Sie hatten sich alle kräftig ins Zeug gelegt, um gegen die Profis bestehen zu können. Vielseitig war die Angebotspalette. Dazu konnten viele Hobbykünstler gewonnen werden, die ihre Produkte anboten, z. B. außergewöhnliche Adventskränze, Dekoratives für die Vorweihnachtszeit, schöne Türkränze, Handwerkskunst zum Selberbehalten oder zum Verschenken usw.. Aus der reichhaltigen Küche wurden viele schmackhafte Gerichte angeboten. Natürlich gab es auch heiße und kalte Getränke. Darüber hinaus war für die Erwachsenen als auch für die Kinder ein attraktives Programm mit viel Musik, einem Zauberer, einem Puppenspieler und einer Tombola zusammengestellt worden. Auch Sankt Nikolaus war zugegen und beschenkte die Kinder mit allerlei Süßigkeiten.
In der überfüllten Cafeteria präsentierte der MGV sein vorweihnachtliches, nachfolgendes Programm, das von Chorleiter Heinz Sistig liebevoll zusammengestellt worden war, in gewohnter, charmanter Form:
1. Abendfrieden,
2. Weihnachtsglocken,
3. Maria durch ein Dornwald ging,
4. Engel haben Himmelslieder und
5. Es ist ein Ros‘ entsprungen.
Damit erfreute der Chor nicht nur die Heimbewohner, sondern auch die zahlreichen Gäste, die bei Kaffee und Kuchen aufmerksam den Vorträgen gelauscht hatten und sich dafür mit gebührendem Applaus bedankten.
Sonntag, 08. Dezember 1996
Vorweihnachtliches Benefizkonzert für den Erweiterungsbau des Pfarrheims
Vorwort! (Auszüge aus den Pfarrbriefen 5 und 6/96).
Endlich ist es so weit. Für den so dringend notwendigen Erweiterungsbau unseres Pfarrheims liegen nun alle Genehmigungen vor, sowohl von Seiten des Bistums Aachen, als auch vom Kreis Euskirchen. Mit der Denkmalschutzbehörde sind die Probleme auch ausgestanden. Auf einer Pfarrversammlung am 31. Oktober wurden die Probleme und das weitere Vorgehen seitens des Kirchenvorstandes und des Pfarrgemeinderates dargelegt.
Warum wird ein Pfarrsaal mit Toilettenanlage gebaut? Hier noch einmal kurz die Beweggründe: Viele Aktivitäten sind in den letzten Jahren in unserer Pfarrgemeinde neu entstanden. In der Kindergruppe, die anfänglich aus Messdienern und Kommunionkindern entstanden ist, und von den jüngeren Jahrgängen her immer wieder regen Zulauf erhält, sind mittlerweile die älteren so groß geworden, daß eine Jugendgruppe gebildet werden müsste, die vom Platz her wieder ganz andere Ansprüche stellt.
Dann gibt es noch die große „Donnerstagsgruppe“, die durch alle Altersschichten geht und sich regelmäßig treffen möchte. Daneben gibt es natürlich den schon lange existierenden Kirchenchor mit seiner Flötengruppe. Um zu proben brauchen sie Platz, um sich ausbreiten zu können. Es gibt in Vussem einfach keinen Versammlungsraum in der Größe, den man brauchen könnte. Die Turnhalle ist viel zu groß, die alte Volksschule viel zu klein. Es müsste ein Raum sein, wo 60 bis 80 Personen Platz finden, mit entsprechenden Toilettenanlagen. „Wenn wir eine lebendige Gemeinde wollen, wenn wir wollen, daß nicht alles auseinanderläuft, wenn wir wollen, daß unsere Kinder sich weiter in Gruppen treffen und wir ein Gegengewicht gegen die oft durch das Fernsehen und durch Computerspiele bewirkte Verrohung setzen wollen, dann brauchen wir die Erweiterung des Pfarrsälchens. Ohne diesen Raum können wir den Anforderungen der heutigen Zeit nicht gerecht werden. Wir können nicht verhindern, daß alles auseinanderläuft und ein Zeitgeist die Oberhand gewinnt, den wir alle nicht wollen, und den wir dann aber nicht mehr loswerden“, so argumentierte Herr Mehren.

Vor dem Winter soll nicht mit dem Bau begonnen werden. Als Baubeginn wird der März 1997 angestrebt. Noch vor Weihnachten wollen sich die ortsansässigen Handwerker mit dem Architekten, Herrn Schick, zusammensetzen, um die notwendigen Details zu besprechen. Unsere Aufgabe besteht im Moment darin, die notwendigen finanziellen Eigenmittel von ca. 100.000 DM zusammenzukratzen.
Zum Konzert:

Aus diesem Anlaß veranstalteten der MGV 1892 Vussem, der Kirchenchor mit seiner Flötengruppe und der Musikverein Vussem ein vorweihnachtliches Gemeinschaftskonzert in der Pfarrkirche zu Vussem. Kirchenchor und Musikverein hatten sich verstärkt durch Sänger und Musiker aus Strempt, zu denen sie ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis haben. Pünktlich um 16:00, nachdem Herr Mehren (Kirchenvorstand) die zahlreichen Gäste aus nah und fern begrüßt hatte, eröffnete der Musikverein mit einer festlichen Ouvertüre von Jacques Offenbach das Konzert. Durch das Programm führten abwechselnd Herr Mehren und Sbr. Alfred Brell, der unter anderem auch Gedichte zur Weihnachtszeit vortrug.
Nun präsentierte sich der MGV, nachdem er im Altarraum Aufstellung genommen hatte, den Konzertbesuchern in blendender Laune mit dem Lied „Lobt den Herrn der Welt“. Diese Chorkomposition für festliche Stunden und besondere Anlässe, von Henry Purcells „Trumpet Voluntary“ für Männerchor und Orgel oder Orchester, Text und Bearbeitung von Willy Trapp, wurde mit Orgelbegleitung von Sbr. Udo Greuel festlich und markant vorgetragen. In diesem Chorwerk wird der Schöpfer, König und Herr der Welt gepriesen. Alle Völker sollen seinen Namen loben und preisen. Weiter heißt es im Text:
„Gott ist groß an Güte, Glanz und Macht.
Sonne, Mond und Sterne künden seine Pracht.
Was in Lüften schwebt, was im Meer sich regt,
was ins Weltall schwebet, kühn sich fortbewegt,
alles soll lobpreisen, Herr und König Dich,
alles freue Schöpfer, Deiner Werke sich“.
Aber auch die Menschen sollen sich des Friedens freuen. Die Herrscher unserer Tage sollen guten Willens sein und die Welt von Hass und Streit befrei’n.
Als zweites Lied gelangte „Abendfrieden“ zum Vortrag. Dieses einfühlsame Lied aus dem 19. Jahrhundert wurde von Franz Schubert komponiert, den Text schrieb Johannes Gärtner dazu. Hierbei handelt es sich um einen Sonnenuntergang, wobei die Abendglocken tönen, Gottes schöne Welt besingen, und danach der Abendfrieden einkehrt. Dieses Lied wurde am Anfang piano, in Mittelteil mf, dann pp und am Schluss mf und forte vorgetragen. Dabei wurden die Zeichen für crescendo und decrescendo (an- und abschwellend), sowie auch das Dirigat von Chorleiter Heinz Sistig von den Sängern beachtet, so daß der Vortrag zu einem Genuss wurde, der bei den Zuhörern Begeisterung und viel Applaus auslöste.
Mit „Die kleine Bergkirche“ Musik: Walter Geiger, Text: Franz Brummerl, hatte der Musikverein mit seinem Solisten Berthold Kurth (Trompete) den Geschmack der aufmerksamen Zuhörer getroffen, denn sie zollten ihm viel Applaus.
„La Campanella“ („Die Abendglocke“), Chorsatz: Johannes Menskes, gelangte nun mittels Halbplayback zu Gehör, wobei die Baßstimmen die tiefen Glockentöne überwiegend nachahmen mussten. Dieses Chorwerk erzählt von der Abendglocke, deren Echo sich tausendmal im Tal bricht. Sie ist weit zu hören, wenn alles schweigt und die Nacht herniedersteigt. Dann singt sie für dich das schönste Lied auf der Welt. Sie singt vom Glück, auch wenn du traurig bist, und ziehst du fort, erzählt sie von der Heimat und daß dort Er im Himmel ist, der dich bestimmt niemals vergisst. Hör wie es klingt, wenn die Abendglocke singt; und hat dich dann die Abendglocke froh gemacht, dann klingt das Lied der Campanella ganz leise aus in der Nacht.
Der Chor musste bei dieser Aufführung konzentriert zu Werke gehen, weil das Lied mit Halbplayback gesungen wurde. Man läuft sonst Gefahr auseinanderzudriften. Aber Chorleiter Heinz Sistig hatte alles fest im Griff, so daß dieser Vortrag ein voller Erfolg wurde und von den staunenden Zuschauern mit Beifallsstürmen bedacht wurde.
„Ehre sei Gott in der Höhe“ nach Friedrich Silcher, bearbeitet für Männerchor und Klavier von Gus Anton, stand nun auf dem Programm, für das Dirigent Heinz Sistig verantwortlich war. In diesem Stück konnte unser neuer Sbr. Udo Greuel, der für unsere Chorgemeinschaft eine große Bereicherung geworden ist, zeigen, was er drauf hat. Bei dieser Neueinstudierung kam er voll zur Geltung und begleitete den Chor am Klavier bravourös über die schwierigen Passagen. Seine Solostellen meisterte er gekonnt und zur Zufriedenheit des Chorleiters. Wenn auch der Text „Ehre, Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“ sich mehrmals wiederholt, so ist doch die Stimmgewalt (Forte und mf) dieses Werkes beachtens- und hörenswert, was auch die Zuhörer mit ihrem Beifall bekundeten. Zum Komponisten Philipp Friedrich Silcher ist folgendes zu sagen: Geboren wurde er am 27.6.1789 in Schnait bei Schorndorf in Württemberg. Er studierte Musik und wurde 1817 mit 28 Jahren schon Universitäts-Musikdirektor in Tübingen. In der Volksmusikbewegung des 19. Jahrhunderts war er führend. Zwölf Hefte der Volksmusik gab er heraus, darunter selbst komponierte wie „Ännchen von Tharau“ und „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“. Am 26.8.1860 verstarb er in Tübingen im Alter von 71 Jahren.
„Riesengebirglers Heimatlied“, Musik: V. Hampal, Bearbeitung: Bruno Hartmann, wurde nun vom Musikverein dargeboten. Mit diesem Stück spielte er sich in die Herzen der Zuhörer, die diese schöne Leistung mit viel Applaus zu würdigen wussten.
Jetzt war der MGV wieder an der Reihe, der mit dem Lied, passend zur Adventszeit, „Maria durch ein Dornwald ging“ von Johannes Eccard, Satz: Gregor Lehr, zu gefallen wusste. Der Komponist wurde 1553 in Mülhausen geboren. Er bemühte sich in seinen geistlichen Werken um einen Ausgleich zwischen motettischer und liedhafter Gestaltung. Zuletzt war er preußischer Kapellmeister in Königsberg und Berlin, wo er auch 1611 im Alter von 58 Jahren verstarb.
Diese Motette handelt von Maria, der Gottesmutter, die ein Kindlein unter ihrem Herzen trug, als sie durch einen Dornwald ging, der sieben Jahre kein Laub getragen hatte, und auf dem nun Rosen erblühten.
Als nächstes wurde vom Chor ein Weihnachtslied gesungen “ Engel haben Himmelslieder „, Satz: Heinz Lehmann mit folgendem Text:
„Engel haben Himmelslieder auf den Feldern angestimmt.
Das Echo hallt vom Berge wider, so daß es jedes Ohr vernimmt:
Hirten, was ist euch begegnet, daß es jedes Ohr vernimmt?
Gott hat heut‘ die Welt gesegnet, Christ erschien der Erdenzeit.
Er gibt allen Menschen Frieden, die des guten Willens sind.
Freude wurde uns beschieden durch ein neugebornes Kind.“
Auch dieser Vortrag fand Gefallen beim aufmerksamen Publikum.
Wieder eine Neueinstudierung stand nun auf dem Programm mit dem Titel: „Weihnachtsglocken“, von Hermann Sonnet, Opus 140, Worte: Franz Mädig. Handelte es sich bei den Liedern 2 und 3 um Abendglocken, die den Sonnenuntergang, Gottes schöne Welt besangen und vom Glück und der Heimat erzählen, wenn man einmal traurig ist, so tönen sie bei dieser Komposition in das winternächt’ge Schweigen,
das ringsumher die Fluren, Wald und Feld umhüllt.
Millionen Sterne glühen, glänzen am Himmelszelt,
leuchten in den Weihnachtsfrieden. Horch! Ein wundersamer Klang,
von den Türmen in die Landschaft schallt der Glocken Weih’gesang.
Stille Nacht, Heilige Nacht!
2. Strophe:
Glocken klingen hell in die Lande, hell ertönt ihr ehern Mund.
Preis, Anbetung jener Liebe, jenem Licht der hehrsten Stund.
Allen Menschen will es klingen, dieses Lied aus tönend Erz.
Soll es klingen, mög es bringen dir auch Frieden in das Herz.
Stille Nacht, Heilige Nacht!
Der Schlusssatz wurde ganz leise (pp) ausklingen lassen. Die Sänger boten mit diesem letzten Liedvortrag eine ansprechende Leistung, für die sich die im weiten Umkreis beheimateten Freunde der Chormusik herzlich bedankten.
Zum Schluss des ersten Teiles spielte der Musikverein gekonnt die „Sankt-Hubertus-Jagdouvertüre“, Musik und Bearbeitung: Franz Springer, und „Morgens um Sieben“, Musik: James Last, Bearbeitung: Franz Kolditz.
Der 2. Teil des Konzertes wurde überwiegend vom Flöten- und vom Kirchenchor bestritten, die ihre Lieder abwechselnd darboten. Der Kirchenchor wurde dabei auf der Orgel vom Organisten aus Strempt Reiner Pütz unterstützt. Die Protagonisten konnten das Publikum mit ihrer famosen Leistung überzeugen.
Nachdem der überwältigende Applaus der Konzertbesucher verklungen war, bedankte sich Herr Mehren nochmals bei allen Beteiligten für die hervorragenden Leistungen und bat die Dirigenten zu sich, um ihnen als Dankeschön ein kleines Präsent, eine Kachel mit dem Motiv unserer Pfarrkirche St. Margareta, zu überreichen. Gleichzeitig appellierte er an die Besucher, großzügig zu spenden, damit mit dem Bau des Pfarrheims in Kürze begonnen werden kann.
Nach dem Konzert wurden noch Speisen und Getränke rund um die Pfarrkirche angeboten. Von den vielen einheimischen und auswärtigen Gästen wurde uns bestätigt, daß sie ein einmaliges, auf hohem Niveau stehendes, besinnliches, vorweihnachtliches Konzert gehört hätten und beim nächsten Mal gerne wiederkommen würden. Dies zu hören ist sehr erfreulich, denn nun wissen der Vorstand und die Akteure, daß sich die Arbeit und Proben gelohnt haben.
Nachtrag:
Bei diesem Konzert konnte der stolze Betrag von 3180 DM an Spendengeldern verbucht werden.
Freitag, 20. Dezember 1996
Jahresabschlußfeier des MGV
Zur diesjährigen Jahresabschlussfeier konnte der Vorsitzende Willi Schütt immerhin 23 von 29 Sängern begrüßen. Er betonte in seiner kurzen Ansprache, daß das verschlossene Jahr wieder ein gutes Jahr für den Verein gewesen wäre. Großen Anteil daran hätte wiederum unser Dirigent Heinz Sistig, der mit großer Geduld den Sängern die erforderlichen Flötentöne, sprich: Notenkenntnisse, beigebracht habe. Als kleine Anerkennung erhielt er dafür ein Geldgeschenk und für seine Frau Anita eine Gutschrift überreicht. An allen 40 Proben und 13 Auftritten hatte unser Ehrenvorsitzender Peter Dreesen teilgenommen. An zweiter Stelle konnten die Sangesbrüder Bernhard Mießeler und Willi Schütt mit 37 Proben und 13 Veranstaltungen ermittelt werden. Als Dank erhielten sie eine Flasche Sekt. Der Vorsitzende wünschte allen Sängern und ihren Familien ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest und einen Guten Rutsch ins neue Jahr.
Nun konnte mit dem Festschmaus begonnen werden. Es gab eine leckere Grillhaxe mit Sauerkraut und Kartoffelpüree, die unser Küchenchef Hans Klinkhammer wieder organisiert hatte. Als Nachtisch gab es leckeren Pudding, der von Hansens Mutter liebevoll zubereitet worden war. Auch Kölsch vom Fass war in ausreichendem Maße vorhanden. Die gut bestückte Tombola hatte der Vorsitzende wieder zusammengekött. Sie enthielt Werkzeuge für Hobbybastler, Wurstwaren, erlesene Weine für Kenner, Bitburger Pils, Duftglocken, CD ‚ s, Bleistifte, Notizkalender, Schlüsselanhänger usw.. Jeder bekam einen Preis zugelost, auch die nicht anwesenden Sangesbrüder.
Schon Friedrich der Große hatte erkannt, daß man keine Trübsal blasen sollte, sondern es muss gesungen werden. Deshalb schnappte sich Heinz Sistig sein Akkordeon, Udo Greuel setzte sich ans Klavier und zur Musik wurden nun Soldatenlieder gesungen, nachdem man zuvor die Liederbücher der Bundeswehr „Kameraden singt“ verteilt hatte. Bekannte Lieder wie: „Ein Heller und ein Batzen“, „Das Leben ist ein Würfelspiel“, „Die blauen Dragoner sie reiten“, „Wir lagen vor Madagaskar“, „Wilde Gesellen“, „Wir lieben die Stürme“, „Wildgänse rauschen durch die Nacht“ (dieses Lied wurde von Walter Flex wenige Tage vor seinem Tod im Schützengraben gedichtet, während ein Zug Wildgänse über die Stellungen hinweg zog), „Wie oft sind wir geschritten auf schmalem Negerpfad“, „Schwer mit den Schätzen“, um nur einige zu nennen, drangen aus den durstigen Kehlen. Zwischendurch hatte Sbr. Michel zwei Stücke vorgetragen mit dem Titel: „Ongerwäsch“ und „Kunstbanause“, die bei den Sangesbrüdern für Heiterkeit sorgten.
Das Soldaten singen, ist ein alter Brauch. Soldatenlieder sind mündlich überliefert, immer wieder verändert und durch die Soldaten selbst im täglichen Umgang “ zurechtgesungen “ worden. Sie zeichnen sich durch bildhafte und kräftige Sprache sowie eingängige Melodien aus, die auf dem Marsch ebenso gut gesungen werden können, wie am Lagerfeuer, im Biwak, an Bord oder wie bei uns, in gemütlicher Runde. Dabei kommt uns zu Gute, daß einige Sangesbrüder Soldaten waren, oder früher dem Jungvolk (Hitlerjugend) oder der Pfadfinderschaft angehörten. Ihnen allen sind diese Lieder bestens bekannt.
Das älteste uns überlieferte Soldatenlied stammt aus dem Jahr 1509. Zur Unterstützung des Marschierens sangen die Landsknechte zuerst wohl Kirchen- oder Wallfahrerlieder, denen ein neuer, frecher Text untergejubelt wurde. Später folgten eigene Texte mit neuen Melodien, die mit Pfeifen und Trommeln Marsch und Gesang der Truppe begleiteten, und so zog man auch in den Krieg, wobei die ersten Reihen immer zuerst den Tod fanden.
Im 18. Jahrhundert folgten Lieder auf den Feldherrn, den Fürsten, den König, mal ernsthaft, mal verspottend; aber immer als Ausdruck der Verehrung und des Vertrauens in den militärischen Führer. Die Aufbruchstimmung der Freiheitskriege, die Zuwendung zum Vaterland, spiegeln sich wider in den Liedern des 19. Jahrhunderts.
Der Erste Weltkrieg veränderte mit dem Kriegserlebnis auch das Soldatenlied. Landsmannschaftlich geprägte Stimmungsbilder mit Bezug zum Kriegserleben wurden gesungen. In der Zeit des Dritten Reiches und des Zweiten Weltkrieges wurden Soldatenlieder missbraucht als Ausdruck nationalsozialistischer Propaganda. Doch alle Versuche das Lied der Soldaten als Propagandamittel einzusetzen, scheiterten an den Soldaten selbst; sie sangen ihre eigenen Lieder, Lieder die nicht in den Liederbüchern standen und nur zögernd Eingang fanden. Ein Lied der Bundeswehr gibt es bisher noch nicht, wohl aber Lieder, die besonders gern gesungen wurden und noch werden.
So verbrachte man bei Musik und Gesang einen schönen Abend, der erst am frühen Morgen endete.
Nachtrag:
Einige Breitenbendener Sangesbrüder kehrten noch bei Eddie Freitag ein, um seiner Gattin ein Ständchen zu bringen, die aber zur nachtschlafender Zeit davon gar nicht erbaut war und sogleich wieder zu Bett ging. Die Sänger machten es sich daraufhin bei einer Flasche Bier und einem guten Branntwein auf der Couch gemütlich, und die zuvor bei der Tombola gewonnene Fleischwurst von Sbr. Philipp Fünfzig musste dran glauben.
Samstag, 21. Dezember 1996
Ausstellungseröffnung einheimischer Künstler in Mechernich
Traditionell findet auch in diesem Jahr wieder die Ausstellung von Werken einheimischer Künstler statt. Im Foyer des Gymnasiums „Am Turmhof“ stellen schon im 17. Jahr zahlreiche Hobbykünstler ihre Werke aus. Man ist beeindruckt von der Vielfalt der Kunstrichtungen, die hier präsentiert werden. Vom Cowboy- und Indianermaler über den Holzschnitzer und Kupferdesigner, von Ölbildern über Aquarelle, Literaturillustrationen bis zu Federstrichzeichnungen, von Porzellanmalerei über Ikonen und Reliefs bis hin zur Glas- und Seidenmalerei, Verwertungskunst und Videoinstallation, zeigen 25 Künstler ihre wertvollsten Stücke.
So konnte der Vorsitzende des Ausschusses für Kultur, Sport und Partnerschaften, Matthias Vogelsberg, am Samstag um 18:00 mit Unterstützung des MGV 1892 Vussem die Ausstellung offiziell eröffnen, mit folgendem Wortlaut:
„Liebe Künstler, sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Gäste! Ich möchte Sie zur diesjährigen Ausstellung ganz herzlich begrüßen. Begrüßen möchte ich auch den ersten Bürger unserer Stadt Mechernich, den Bürgermeister Peter Wassong nebst Gattin und alle erschienenen Stadtverordneten. Ganz herzlich möchte ich den MGV Vussem willkommen heißen. Der MGV unter der Leitung von Heinz Sistig wird die Eröffnungsfeier mit einigen Liedvorträgen untermalen“.
Die Ausstellung „Werke einheimischer Künstler“ wird in diesem Jahr zum 17. Mal ausgerichtet. Die Verantwortung lag wieder in den bewährten Händen von Frau Elke Schmitz von der Stadtverwaltung und Herrn Weiermann von den Künstlern, die auch Ansprechpartner für die Aussteller waren. An die beiden ein herzliches Dankeschön von uns allen.
Die Ausstellung findet statt vom 21.12.96 bis 2.1.97 von 14:00 bis 18:00 Uhr. Wenn Sie Fragen haben an die Künstler, so sind sie gerne bereit Auskunft zu geben über ihre Arbeit. Es gibt eine Cafeteria mit Kaffee und Kuchen. Für die Tombola können noch Lose für 1 DM erworben werden. Als Preise stehen eigene Werke der Künstler bereit. Ich darf Ihnen abschließend bereits jetzt schon viel Spaß bei der Ausstellung wünschen und hoffe, daß die Veranstaltung ein voller Erfolg wird. – Hiermit eröffne ich die 17. Ausstellung „Werke einheimischer Künstler“.“
Mit den Liedvorträgen
1. Abendfrieden (Bergheimat),
2. La Campanella (mit Halbplayback),
3. Weihnachtsglocken, und
4. Amazing Grace,
bot der MGV nun den Künstlern und Gästen ein paar Leckerbissen seines Könnens, die dieses mit ihrem Beifall zu würdigen wussten. Bei einem Glas Kölsch konnte man der dezenten Musik von Udo Greuel auf seinem Keyboard lauschen und anschließend staunend die Ausstellungsstücke der Künstler bewundern.
Sonntag, 12. Januar 1997
Seniorennachmittag in Breitenbenden
Zum diesjährigen Seniorentreffen hatte der Bürgerverein alle Senioren aus Breitenbenden, die das 60. Lebensjahr erreicht haben mit Partnern in die Gaststätte „Zum Krebsbachtal“ eingeladen. Da der Nachmittag einen bunten karnevalistischen Rahmen hatte, konnte ab 15:00 bei Kaffee und Kuchen geschunkelt und gelacht werden, denn die exzellenten Kräfte in der Bütt strapazierten die Lachmuskeln sehr. Das Programm, durch das Jürgen Stürzenberger führte, wurde mitgestaltet von den Kindern mit Tanz und Spiel.
Für die musikalische Unterhaltung sorgten mit gutem Ton auf dem Keyboard Sbr. Udo Greuel, der gemischte Chor Breitenbenden und der MGV 1892 Vussem, der bei zwei Auftritten mit den lustig vorgetragenen Liedchen
1. | Zum Eingang: | Herr wir kommen schuldbeladen vor Dein heil’ges Angesicht. |
2. | Zum Evangelium: | Wir glauben, Herr, wir glauben, was Deine Kirche lehrt. |
3. | Zum Sanctus: | Laßt uns erheben Herz und Stimm‘, den großen Gott zu loben. |
4. | Zum Agnus Dei: | Lamm Gottes, o erbarme Dich. |
von den älteren Herrschaften viel Applaus einheimste.
Nachdem die Sänger an der Theke noch einen zur Brust genommen hatten, trat man den Nachhauseweg an. Von Ferne sah man schon das Matterhorn im Mondschein glänzen. Unser Dirigent hatte dieses Kunstwerk mühevoll an seinem Anwesen mit Schnee aufgeschichtet. Der Nachbar wollte ihn nachahmen, konnte aber die stattliche Höhe von 2,98 m nicht erreichen.
Rückschau und Schlagzeilen 1996
Es gehört schon zur Tradition, sich am Beginn eines neuen Jahres einen Kalender zuzulegen. Heutzutage gibt es Kalender in scheinbar endloser Mannigfaltigkeit, Kalender für die Organisation, mit inspirierenden Texten oder Kochrezepten usw., aber auch moderne elektronische Kalender. Vielleicht bin ich altmodisch oder nostalgisch veranlagt, denn ich benutze noch immer die unkomplizierten Kalender, in die ich einfach wichtige Daten schreibe, um an sie zu denken. Für das neue Jahr 1997 kenne ich bereits Pläne und Termine, die ich schon im neuen Kalender eingetragen habe.
Aber zuerst wollen wir einmal Rückschau halten und sehen, was das 104. Geschäftsjahr in unserer bewegten Vereinsgeschichte gebracht hat. Bekanntlich beginnt und endet ein Geschäftsjahr mit der Jahreshauptversammlung. In diesem Fall vom 24.02.96 bis 15.02.97. In diesem Zeitraum wurden 40 Proben abgehalten. Über 30 Aktivitäten und Ereignisse des MGV konnte ich in der von mir erstellten Jahreschronik berichten, die demnächst von Sbr. Bernd Wenderdel in der Sängerzeitung „Metronom“ wiedergegeben wird bzw. nachzulesen ist. Dankenswerterweise hat Sbr. Bernhard Mießeler die Geschehnisse bei der Mitwirkung des MGV bei der Messfeier in Pesch, anlässlich des Cäcilienfestes mit Jubilarenehrung schriftlich festgehalten, weil ich zu diesem Zeitpunkt ernsthaft erkrankt war.
Erfreulicherweise hat sich die Sängerzahl auf 30 erhöht. Nach dem Ausscheiden der Sangesbrüder Matthias Schmidt, Winfried Kreuser und Peter Virnich (bleiben aber alle Beitragszahler) konnten sechs Neuzugänge in nachstehender Reihenfolge verzeichnet werden:
Klaus Reddig, 1. Tenor (wurde wieder aktiv),
Wolfgang Schulz, 2. Baß,
Udo Greuel, 2. Tenor,
Jörg Lodzinsky, 2. Baß,
Heinz Sanden Jun., 1. Tenor und
Erwin Scheuermann, 1. Baß (Eintritt 06.01.1997).
Mit acht Mann sind die Breitenbendener Sangesbrüder eine starke Truppe geworden.
Betroffen mussten wir Abschied nehmen von unserem langjährigen Mitglied Stefan Höller, der im Alter von nahezu 84 Jahren verstarb.
Im Laufe des Jahres verschönerte der MGV mit einem Ständchen drei Geburtstagsfeiern, eine grüne Hochzeit, einen 55jährigen Hochzeitstag und eine Namenstagsfeier. Ferner besuchten einige Sangesbrüder das Chorkonzert in Kall „Neue Stimmen Rußlands“. Ein Werbeabend der Firma EUROTEX wurde veranstaltet. Zwei Silberhochzeiten wurden gefeiert, bei einer wurde die Messfeier mitgestaltet. Man wirkte mit beim Maiansingen in Breitenbenden und Vussem, Grillfest, Feuerwehrfest in Vussem (Festkommers, Festzug und Ehrenmal), Sommerfest und Jubiläum der „wohnen und pflege Heinz Sanden KG“, Sängerfest in Firmenich, Dankgottesdienst des Goldhochzeitspaares Nießen aus Lorbach in der Pfarrkirche Kallmuth, Volkstrauertag in Vussem und Breitenbenden, Messgestaltung in Pesch, Seniorennachmittag in Vussem und Breitenbenden, Weihnachtsbasar Sankt Michael, Jahresabschlussfeier des MGV, Ausstellungseröffnung einheimischer Künstler in Mechernich.
Als Höhepunkte kann man ohne Bedenken sicherlich das Kurkonzert in Gemünd, das ja auch bei den Zuhörern für große Resonanz sorgte und das vorweihnachtliche Gemeinschaftskonzert in der Vussemer Pfarrkirche bezeichnen, welches für alle Beteiligten ein voller Erfolg wurde.
Was hat das verschlossene Jahr uns sonst noch gebracht? Die Nachrichten, die in der Weltpresse standen, waren meistens nicht dazu angetan, große Hoffnungen auf bessere Zeiten zu erwecken. Dazu einige Schlagzeilen aus dem vergangenen Jahr 1996:
Der frühere französische Staatspräsident Francois Mitterrand stirbt am 8. Januar im Alter von 79 Jahren.
Bei einer Brandkatastrophe in einem Asylwohnheim in Lübeck kommen zehn Menschen ums Leben.
Eine Serie von elf Flugzeugabstürzen macht das Jahr 1996 zu einem schwarzen Jahr für die Luftfahrt. Fast 1900 Menschen verlieren dabei ihr Leben. Dramatische Höhepunkte sind die Kollision zweier Maschinen über Indien, der Absturz einer entführten Boeing in den indischen Ozean und die noch immer rätselhafte Explosion eines US-Jumbos nach dem Start in New York. Deutschland wird besonders betroffen, als vor der Dominikanischen Republik ein türkischer Jet mit 189 Insassen ins Meer stürzt. Die meisten Opfer sind deutsche Urlauber.
Die Bremer Vulkan stellt einen Antrag auf Vergleich. Davon betroffen ist auch die Tochtergesellschaft Dörries Scharmann AG.
Ein Amokschütze tötet in Großbritannien 16 Kinder und eine Lehrerin.
Die EU verhängt ein Ausfuhrverbot für britisches Rindfleisch, das von der Seuche BSE (Rinderwahnsinn) befallen ist.
Bei einem Brand auf dem Düsseldorfer Flughafen kommen 16 Menschen ums Leben, 60 werden zum Teil schwer verletzt. Es entsteht ein Schaden von mehreren 100 Millionen DM.
Das Anschlusskonkursverfahren für den Bremer Vulkan-Konzern wird eröffnet. Fast 300 Dörries-Mitarbeiter müssen einen Aufhebungsvertrag unterschreiben.
Der Multimillionär Jan Philipp Reemtsma wird entführt, kommt aber nach 33 Tagen Gefangenschaft wieder frei.
In Berlin werden sieben Vietnamesen von der Zigarettenmafia getötet.
Der Atommülltransport ins Zwischenlager Gorleben ruft heftige Proteste hervor.
Dreizehn Menschen kommen beim Absturz eines Bundeswehrhubschraubers ums Leben.
In Bonn demonstrieren 350.000 Menschen gegen das Sparpaket.
Boris Jelzin gewinnt die Präsidentenwahl in Rußland und muss sich einer Herz-Bypass-Operation unterziehen.
Die deutsche Fußballnationalelf wird durch ein „Golden Goal“ von Oliver Bierhoff Europameister.
In Atlanta (USA) werden die 26. olympischen Spiele eröffnet. Auf die Olympiastadt wird ein Bombenanschlag verübt.
Marc Dutroux, Chef einer Kinderschänderbande wird in Belgien verhaftet.
Die Ehe von Prinz Charles und Prinzessin Diana wird nach 15 Jahren offiziell geschieden.
In Mannheim beginnt der Prozess gegen Peter Graf wegen Steuerhinterziehung.
Der Frankfurter Unternehmer Jakob Fiszman wird entführt und ermordet.
Der Friedensnobelpreis geht an Bischof Carlos Belo und José Ramos-Horta aus Osttimor für ihren Kampf gegen die Besatzungsmacht.
Damon Hill auf Williams-Renault gewinnt vor seinem Teamkollegen Villeneuve die Formel 1-Weltmeisterschaft. Michael Schumacher wird Dritter.
Bill Clinton wird erneut zum amerikanischen Präsidenten gewählt.
Die Lockerung des Ladenschlussgesetzes tritt in Kraft.
Boxweltmeister Henry Maske beendet seine Karriere mit einer Niederlage gegen den Herausforderer Virgil Hill aus den USA.
Die japanische Botschaft in Lima (Peru) wird von Tupac Amaru-Guerilleros besetzt. Sie nehmen über 400 Personen fest und fordern die Freilassung ihrer Gesinnungsgenossen aus den Gefängnissen.
Über 4 Millionen Arbeitslose gibt es in Deutschland. Tendenz steigend.
Zu diesen teilweise furchtbaren Ereignissen möchte ich nichts mehr hinzufügen, sondern hoffen, daß das kommende Jahr uns von Schicksalsschlägen verschont. In diesem Sinne wünsche ich euch ein frohes, gesundes und gesegnetes Neues Jahr, oder wie unser verstorbener Sbr. Fritz Gerhards zu sagen pflegte: „Losse mer noch ens am Scherfel lecke“.
„In alter Frische!“ Euer Sbr. Michel.
Gez. Michael Wielspütz
Cäcilienfest in Pesch gez. Bernhard Mießeler