Chronik 1971 – 1980

1971

Juli
Beim diesjährigen Vussemer Fußballturnier gewann der SV Nöthen zum zweiten Male den Helmut-Fischer-Wanderpokal. 75)

1. September
In dem ehemaligen Missionshaus der Genossenschaft der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu richtete die Familie Heinz Sanden Senior als Pächter ein Alten- und Pflegeheim für circa 80 Personen ein. 75)

Nachdem der Schreinermeister Josef Wagner das Grundstück mit den Gebäuderesten und die Firma Dörries den versumpften Weiher der Schneidmühle und Hammerwerk von Martin Rick aus Düren erworben hatten, verschwanden die letzten Reste der einstigen Eisenverarbeitungsstätte. Das Grundstück mit den Gebäuderuinen wurde planiert und das Gelände des Mühlenweihers baute die Firma Dörries zum Parkplatz aus.
Johann Dietrich Rodtscheid, der 1722 die Neuhütte gründete, errichtete wenig später auch die Schneidmühle nebst Hammerwerk. Das in der Neuhütte produzierte Eisen wurde im Hammerwerk zu Nageleisen, Schlichteisen oder zu Wagenachsen, Pflugscharen, Riestern und Beilen weiterverarbeitet. Die Schneidmühle war eine Eisenspalterei, in der zum Beispiel das Nageleisen geschnitten wurde. Im Jahre 1774 verkauften die Eheleute Johann Wilhelm Rodtscheid und Magdalena Peuschen das Werk an Adolf von Recklinghausen aus Köln. Am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts hießen die Fabrikanten Mehlem & Zelken aus Bonn. Gemäß einer Auflistung der im Kreis Gemünd befindlichen Manufakturen und Fabriken fertigten acht Beschäftigte in der Schneidmühle das Nageleisen. Einer Angabe aus dem Jahre 1836 zufolge produzierte der Fabrikant F. A. Mehlem in der Schneidmühle 1400 Zentner Nageleisen für 6.300 Taler und 100 Zentner Schlichteisen im Wert von 500 Talern. Die namentlich bekannten Hammer- und Schneidmeister waren von 1800 an die aus Drolshagen stammenden Gebrüder Johann Theodor und Jakob Bertram. Die Nachfolger der Gebrüder Bertram waren die Nachfahren des Jakob Bertram, dessen Sohn Daniel, Mitbegründer des Mechernicher Handwerkervereins von 1856, und der Enkel Sigmund. Als letzter der Familie führte Sigmund Bertram das Werk bis zum Jahre 1918. Spätestens zu Beginn des 20. Jahrhunderts lautete der Firmenname Hammerwerk „Schneidmühle“, Axmacher & Bertram, Inhaber Sigmund Bertram. Im Jahre 1923 nannte sich die Firma Hammerwerk Arns & Cie., Kommandit-Gesellschaft.
Der letzte Hammerschmied war Peter Rutt aus Breitenbenden, der die Schneidmühle im Jahre 1936 von der Witwe Girards und Peter Distelrath erwarb. Etwa zur gleichen Zeit kaufte Johann Wagner ein größeres, zur Schneidmühle gehörendes Gebäude und richtete hier eine Schreinerei ein. Von Peter Rutt ging der im Verfall liegende Betrieb an Johann Lückerath aus Breitenbenden und letztlich an Martin Rick. 34) 70) 75) 107) 108)
Anmerkung: Bei der hier erwähnten Eisenverarbeitungsstätte handelte es sich um ein Hammerwerk und eine Schneidmühle. Im Laufe der Zeit setzte sich für die Gesamtheit des Betriebes sowie seines Standortes die Bezeichnung Schneidmühle durch. An das einstige Werk und den Wohnplatz erinnert heute nur noch die an der gegenüberliegenden Straßenseite befindliche Gaststätte „Zur Schneidmühle“.

1972

1. Januar
Das sogenannte „Aachener Gesetz“, die 2. Stufe der kommunalen Neugliederung trat in Kraft. Die Gemeinde Mechernich und die Gemeinde Veytal, bestehend aus den Ortschaften Antweiler, Kommern, Lessenich, Rißdorf, Obergartzem, Satzvey, Firmenich, Wachendorf, Weiler am Berge und der Ortschaft Kalenberg aus der ehemaligen Gemeinde Wallenthal bilden die „Gemeinde Mechernich“. Sie zählt 21.425 Einwohner auf einer Gebietsfläche von 136,34 km2. 109)

25. Februar
In der Scheune des Aussiedlerhofes Eversheim brach Feuer aus. Durch das rasche Eingreifen der Feuerwehren konnte das Übergreifen der Flammen auf die Stallungen verhindert werden. Die landwirtschaftlichen Maschinen, darunter zwei Traktoren, eine Düngemaschine und ein Anhänger waren nicht mehr in das Freie zu bringen. Der gesamte Schaden wurde auf 100.000 DM geschätzt. 110)

Die Vussemer Vereine gründeten ein Ortskartell. Das Ortskartell setzt sich zusammen aus je zwei Mitgliedern der einzelnen Vereine, dem Ortsbeauftragten und sachkundigen Bürgern. Die Mitglieder wählten Josef Luxen zum Vorsitzenden. Mit dem übervereinlichen, örtlichen Gremium, das in einigen Gemeindeorten schon mit Erfolg wirkte, soll in Verbindung mit allen Vereinen das örtliche Kultur- und Gemeinschaftsleben verstärkt werden. 75)

Dezember
Das Ortskartell hatte zum erstenmal die Vussemer Bürger, die älter als 65 Jahre waren, zu einem Altentag mit gemütlichen Beisammensein in den Saal der Gastwirtschaft „Margaretenhof“ eingeladen. 111)

1973

7. April
Unter der Mitwirkung des MGV Kommern sowie des Vussemer Musikvereins feierte der Männergesangverein Vussem sein 80-jähriges Bestehen mit einem Konzert. 75)

3. Mai
Im Alter von 47 Jahren verstarb der Gastwirt und Hauptbrandmeister Michael Wollenweber. Der Verstorbene war seit ein paar Jahren Pächter der Gastwirtschaft „Zur Schneidmühle“. Mit dem Hauptbrandmeister Michael Wollenweber verlor das örtliche wie das Gemeindefeuerlöschwesen einen qualifizierten und engagierten Feuerwehrmann, der in den Jahren von 1961 bis 1968 die Löschgruppe Vussem führte, und der im ehemaligen Amt Mechernich als stellvertretender Amtsbrandmeister tätig war.
Das Elternhaus des Michael Wollenweber ist das Haus in der Trierer Straße 21, dem auch der Hausname „Benewitz“ anhaftet. Das Haus erhielt den Namen von dem ehemals hier wohnenden Paul Benoit, dem Großvater der Mutter Maria Wollenweber, geborene Golbach. Paul Benoit, gebürtig aus Crombach bei Sankt Vith, heiratete 1862 Sibille Klinkhammer. 3) 75)

Mai
Die offizielle Inbetriebnahme und die umfangreichen Erweiterungen im Werk II der Neuhütte waren mit dem 25-jährigen Arbeitsjubiläum des Geschäftsführers der O. Dörries GmbH., Ingenieur Franz Lothmann, verbunden.
Durch die Betriebserweiterungen in den Jahren 1968 und 1969 vergrößerte sich die Produktionsfläche zunächst um etwa 1000 Quadratmeter. Mit dem Trend zu noch größeren Werkzeugmaschinen wurde 1972 mit dem Bau einer 70 Meter langen und 24 Meter breiten Montagehalle, einem Verwaltungsgebäude mit 1400 Quadratmeter Nutzfläche und einem ebenso großen Lagerraum begonnen.
Ein Großteil der Bebauungsfläche musste für diese Erweiterungen vom Orden der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu erworben werden. Es waren umfangreiche Erdarbeiten erforderlich. Die Zufahrt zum ehemaligen Kloster musste verlegt werden. 112)

13. Juli
In die Gastwirtschaft „Margaretenhof“ zog ein neuer Gastwirt ein. Der bisherige Eigentümer Jakob Wüllenweber, der das Lokal über Jahre führte oder verpachtet hatte, fand einen Käufer. Die Eheleute Christa und Werner Anklam aus Köln übernahmen wenige Tage vor dem Margarethenfest die im Vussemer Zentrum gelegene Gastwirtschaft, die Heinrich Schneider im Jahre 1870 eröffnete. 75)

21. Oktober
Im Alter von 79 Jahren verstarb die ehemalige Gastwirtin der Gaststätte „Zur Schneidmühle“, Fräulein Anna Donner. Etwa 35 Jahre führte die allseits beliebte Gastwirtin das Lokal und hatte seit acht Jahren in Breitenbenden im Ruhestand gelebt. 75)

Aufgrund der vielfach gleichlautenden Straßennahmen in der Großgemeinde Mechernich musste aus postalischen Gründen für einige Straßen neue Namen gefunden werden. Die in vielen Orten bestehenden Vereinskartelle, die Geistlichkeit, die interessierte Bevölkerung, sachkundige Bürger, die Ortsbeauftragten und viele andere hatten sich mit der Aufgabe befasst und bei der Festlegung neuer Straßennahmen wertvolle Hilfe geleistet. Für Vussem war das Ergebnis wie folgt:

Dörriesstraße bisher Meinbachweg
Friedhofsweg wie bisher
Harterweg wie bisher
Höhenweg wie bisher
Holzheimer Weg wie bisher
Im Feytal wie bisher
Keilbergweg bisher Mühlengasse
Nordstraße bisher Ackergasse
Rosenweg bisher Kirchstraße
Titusstraße bisher Römerweg
Trierer Straße bisher Hauptstraße 113)

1974

25. Januar
Die Goldene Hochzeit feierte das Ehepaar Christian Pütz und Theresia, geborene Theisgen, mit Kindern, Verwandten und Bekannten in der Triererstraße.
Der 74-jährige Jubilar stammte aus Bergheim. Sein Ehefrau entstammt der über mehrere Generationen am Ort ansässigen Familie Theisgen und war 72 Jahre alt. 75)

17. Juli
Die Scheune des Anwesens Hein/ Mießeler wurde durch einen Brand zerstört und mußte abgerissen werden. 75)

Im Vussemer Neubaugebiet „Am Hang“, den Einheimischen besser bekannt als „em Acker“, wurde das erste Grundstück bebaut. Der bisher in Mechernich wohnende Oberstleutnant Hans Nordmann errichtete auf dem letzten Grundstück an der Straße zur Karlsburg ein Fertighaus. Ein erster Versuch, das Haus aufzustellen, misslang, da die Fertigteile bei der Anfahrt in der Nähe des Anwesens Fritz Pütz vom Lastkraftwagen rutschten.
Ehemals gehörte die gesamte Bebauungsfläche dem Vussemer Landwirt Franz Schneider. Die Gemeinde Mechernich erwarb das Grundstück von den Erben Schneider und wies es nach den erforderlichen Arbeiten als Bebauungsgebiet aus. Vor der im Jahre 1954 abgeschlossenen landwirtschaftlichen Neuordnung hatten viele Vussemer hier ein Stück Land. Für die örtlichen Verhältnisse hatte der „Acker“ einen relativ guten Boden. Laut Bürgerbrief vom 30. Juni 1972 bot die Gemeinde Mechernich die Grundstücke wie folgt an:

Kaufpreis für Bürger der Gemeinde: 7,50 DM/ m2
für auswärtige Bauinteressenten: 9,50 DM/ m2

Aufgrund der Hanglage musste für die aufwendige Erschließung eine Vorleistung von 15,– DM/ m2 auf den Erschließungsbeitrag erbracht werden. 75) 114)

Die Automobilsportler Helmut Klinkhammer und Heinz Sistig errangen auf dem Nürburgring ihren bisher größten Sieg. Beim Europameisterschaftslauf, „dem großen Preis für Tourenwagen“, erreichte das Team den zweiten Platz und erste Europameisterschaftspunkte. Im Jahre 1969 begannen beide den Automobilsport mit der Teilnahme an Rallyes. Nach dem Erhalt der nationalen Fahrerlizenz erlangten sie auf Grund sportlicher Erfolge im Jahre 1971 die internationale Fahrerlizenz, die zur Teilnahme an allen Rennen berechtigte. Bevor sie auf einen von Johannes Schmitz, genannt „Kumpel“, aus Mechernich zur Verfügung gestellten Opel-Commodore umstiegen, bestritten beide ihre Rennen mit einem Simca 1300 sowie mit einem NSU TT. 115)

1975

Mai
Nach 23 Jahren kommunalparlamentarischer Arbeit schied Hubert Breuer aus dem Rat der Gemeinde aus.
Als dreiundvierzigjähriger kam Hubert Breuer im November des Jahres 1952 in den Rat der damals selbständigen Gemeinde Vussem-Bergheim und wurde gleichzeitig zum Ratsvorsitzenden gewählt. Bis zur ersten kommunalen Neugliederung am 1. Juli 1969 übte er das Mandat ununterbrochen aus. In die Amtszeit von Bürgermeister Breuer fielen entscheidende Vorhaben und Maßnahmen, die das Bild der Orte Vussem und Bergheim besonders prägten. Aus der Vielzahl und Fülle der strukturverbessernden Maßnahmen sollen an dieser Stelle nur einige erwähnt werden:

– Bau von Sportplätzen in Vussem und Bergheim
– Bau einer Turnhalle mit Lehrschwimmbecken in Vussem
– Bau einer Schule mit zwei Lehrerwohnhäusern in Bergheim
– Errichtung eines Feuerwehrgerätehauses in Vussem und Bergheim
– Erweiterung und Neugestaltung des Friedhofes in Vussem
– Umfassender Ausbau und Instandsetzung von Gemeindestraßen und
Wirtschaftswegen
– Bau der Kanalisation in Vussem
– Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Neubaugebiet „Am Hang“ in
Vussem

Nahezu 13 Jahre hat Hubert Breuer auch der ehemaligen Amtsvertretung des zum 1. Juli 1969 aufgelösten Amtes Mechernich angehört. Am 9. November 1969 errang Hubert Breuer in seinem Wahlbezirk ein Direktmandat und konnte in der ersten Sitzung des Rates der neu gebildeten Gemeinde Mechernich am 20. November 1969 als Ratsmitglied eingeführt und verpflichtet werden. In der Zeit bis zur zweiten kommunalen Neugliederung, die am 1. Januar 1972 vollzogen wurde, war Hubert Breuer außerdem Mitglied des Ausschusses für Kultur- und Gemeinschaftspflege.
Erneut wurde Herr Breuer dann am 23. April 1972 in die Vertretung der Gemeinde Mechernich gewählt, wobei er gleichzeitig als Mitglied des Ausschusses für Kultur, Sport- und Vereinsförderung fungiert hat. Als Ortsbeauftragter, der Hubert Breuer seit dem Monat Februar 1970 für Vussem war, blieb er auch weiterhin im Amt. 116)

25. Juli
Der Gemeinde Mechernich, bestehend aus den vierundvierzig Ortschaften und Wohnplätzen, wurden die Stadtrechte verliehen.
In der Ernennungsurkunde heißt es wie folgt:
„Die Gemeinde Mechernich im Kreis Euskirchen hat sich vor allem in den letzten Jahren zu einem Ort städtischen Gepräges entwickelt. Soziale und kulturelle Einrichtungen, im Bemühen um das Wohl aller Einwohner geschaffen, legen Zeugnis ab von dem Gemeinsinn und Aufgeschlossenheit ihrer Bürger. In Würdigung der intensiven Bestrebungen der Gemeinde um eine Aufwärtsentwicklung hat ihr die Landesregierung durch Beschluß vom 25. Juli 1975 die Bezeichnung „Stadt“ verliehen.
Düsseldorf den 25. Juli 1975


Die Landesregierung
Heinz Kühn, Dr. Burkhard Hirsch,
Ministerpräsident Innenminister“
117)

August
Hochbetrieb herrschte am Sonntag auf dem ehemaligen Schulhof, wo das Vereinskartell erstmals ein großes Kinder- und Volksfest veranstaltete. Die Vereine boten den Gästen reichlich Ab-wechslung, so daß Jung und Alt auf ihre Kosten kamen. Für die musikalische Unterhaltung sorgte der Musikverein. Die Kinder waren bei den angebotenen Spielen mit großer Begeisterung dabei. 75)

1976

August
Entsprechend dem Beschluß des Ortskartells sollte jährlich im Wechsel für die älteren Mitbürger ein sogenannter Altentag beziehungsweise ein Ausflug gemacht werden. Höhepunkt der ersten Ausflugsfahrt war eine Fahrt auf dem Rursee. 75)

1977

12. März
Zur Pflege und Förderung des karnevalistischen Brauchtums wurde ein Karnevalsverein gegründet. Mit der Hauptaktivistin Elfriede Reddig traf man sich in der ehemaligen Volksschule zur Gründungsversammlung. Die Anwesenden wählten folgenden Vorstand:

1. Vorsitzende: Elfriede Reddig,
2. Vorsitzender: Hans Klinkhammer,
Schriftführerin: Rita Schmitz,
Kassiererin: Annelie Hein,
Beitragskassierer: Therese Kremer, Irmgard Schwager und Manfred Schulz 118)

14. Mai
Die Eheleute Friedrich Wilhelm Dreesen und Odilia, geborene Theisgen, feierten in der Trierer Straße 29 das Fest der Goldenen Hochzeit. Der aus Harzheim stammende Jubilar war als Bergmann bei der Gewerkschaft Mechernicher Werke tätig. Nebenbei bearbeitete er eine kleine Landwirtschaft, und weiterhin war er über 50 Jahre als Sänger im Männergesangverein aktiv. Die Ehefrau entstammte der alten Vussemer Familie Theisgen und versorgte alltäglich den Haushalt. Das Fest wurde im Kreis der großen Familie mit vier verheirateten Kindern, zehn Enkelkindern und der Dorfbevölkerung gefeiert. 75)

20. September
In den letzten Jahren ermittelte die Vussemer Kirmesgesellschaft den Hahnenkönig an der Schießbude. Am diesjährigen Kirmesdienstag fand jedoch wieder das „Hahnenköppen“ statt.

Die Kölnische Rundschau berichtete am 22. September wie folgt:

„Bei Treffer schrie Hahn vom Tonband
Schaumstofftier in Vussem sah echt aus

Kräftiges Protestgeschrei stimmten Hühner und Hahn im Hühnerstall des Vussemer Landwirtes Franz Weiler an, als sie letzte Woche von einer Hausfrau und einem mit Stöckchen herumfuchteltenden Jungen aus ihrer Ruhe aufgeschreckt wurden. Was der ungewohnte Besuch im Hühnerstall sollte, das erfuhren Vussems Ortsbewohner, als sie sich am Dienstag zum Hahnenköppen versammelten.
Hausfrau und Karnevalsvereinsvorsitzende Elfriede Reddig sowie der kleine Enkelsohn des einzigen noch Hühner haltenden Landwirts Franz Weiler waren letzte Woche mit einem Tonbandgerät „bewaffnet“ in den Hühnerstall gekrochen, um fürs Hahnenköppen am Kirmesdienstag eine stimmungsvolle Geräuschkulisse einzufangen. Damit der Hahn auch kräftig schrie, fuchtelte der Junge mit dem Stöckchen. Der Hahn mag nämlich keine kleinen Kinder.
Jedesmal, als beim Hahnenköppen auf der Straße vor der Schule einer der Akteure Dienstag nachmittag mit dem Säbel traf, drückte die neunjährige Sabine Reddig auf`s Knöpfchen des Tonbandgerätes und ließ Gegacker und Geschrei erklingen.
Vussems Hahnenköppen fand natürlich nur symbolisch statt. Bekanntlich hat ja der Regierungspräsident das auf den Kirmessen übliche Hahnenköppen verboten. Um es dennoch so echt wie möglich zu gestalten, hatte Elfriede Reddig einen künstlichen Hahn gebastelt, der noch aus zwei Meter Entfernung echt aussah. Der im Korb steckende Bauch bestand aus einer mit Schaumstoff gefüllten Fackel, der Hals aus gewickelter Kordel und der Kopf aus einem mit Sand gefüllten Strumpf. Das ganze „Tier“ war mit Federn beklebt. Echt waren die zwei Beine. Sie waren „organisiert“ worden.
Als König der vom Ortskartell unter Begleitung des Musikvereins organisierten Veranstaltung ging nach zwei Stunden der Vussemer Neubürger Lothar Feulner hervor.“

Eine der bekanntesten Kirmesbräuche der Eifel ist das „Hahnenköppen“. Es wird ein Seil zwischen zwei Bäumen gehängt und daran ein Korb ohne Boden befestigt. Ein toter Hahn wird in dem Korb so aufgehängt, daß nur der Kopf herausschaut. Mit verbundenen Augen versucht dann jeder, mit einem Säbel dem Hahn den Kopf abzuschlagen. Wem das gelingt, der ist Hahnenkönig. Um die Kanditaten zu verwirren, werden sie zuvor mehrmals im Kreis gedreht und dann in die Nähe des Korbes geführt. Zudem besteht noch die Möglichkeit, die Korbhöhe durch Ziehen des Seiles zu verändern. Ist der Hahnenkönig ermittelt, erwählt er sich seine Königin. Anschließend wird das Hahnenkönigspaar mit Musikbegleitung durch den Ort geführt. Am Abend trifft sich dann die Kirmesgesellschaft zum Hahnenkönigsball. Im Regierungsbezirk Köln ist das Hahnenköppen als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, wonach kein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund getötet werden darf, verboten.
Über den Ursprung des „Hahnenköppens“ herrschten verschiedene Auffassungen.
So schreibt zum Beispiel N. Henrichs in seinem Buch „Kult und Brauchtum im Kirchenjahr“:

„Je nach Jahreszeit haben sich Erntedankriten mit der Kirchweih verbunden. Hierher gehört das sogenannte Hahnenschlagen (Hahnenköpfen). Am Ende der Ernte wird der Wachstumsgeist, der alt geworden und daher mancherorts als alter Mann vorgestellt wird, und der deshalb seine dahinsiechende Kraft nicht dem Boden mitteilen soll, eingefangen und getötet. Das geschieht nicht selten in der Gestalt eines Hahnes, der dann anschließend auch verzehrt wird, um die Segenskraft des Wachstumsgeistes anzuzeigen.“
Hingegen stand in der RZ Nr. 181 vom 8./9. August 1987 unter Überschrift

„Mit Gallischem Hahn symbolisch abgerechnet“:

„Das auch heute noch gepflegte Hahnenköppen stammt aus der Zeit der französischen Besatzung, damals wie heute, erfreuten sich beim unterdrückten Volk noch nie großer Beliebtheit. Doch trotz Gehorsam und Unterwürfigkeit nach außen hin fanden die frustrierten Bürger untereinander stets Mittel und Wege, ihrem Unmut über die Besatzer Ausdruck zu verleihen. So riefen die Bürger von Oberwinter im 18. und 19. Jahrhundert das Hahnenköppen ins Leben, um die französischen Militärs, die zu dieser Zeit die Rheinlande beherrschten, zu verärgern, ohne daß diese etwas dagegen unternehmen konnten. Denn symbolisch wurde bei dieser Prozedur der Gallische Hahn, jenes nationale Federvieh, malträtiert.“ 75) 119) 120)

26. November
Im Saale des Margaretenhofes fand erstmals eine karnevalistische Veranstaltung des Vussemer Karnevalsvereins statt. Der Verein hatte ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Neben den Darbietungen zweier Tanzgruppen aus Mechernich und Holzheim sowie einer buntkostümierten Vussemer Kindergruppe und dem Vortrag zweier Karnevalsgrößen aus Eiserfey und Holzheim zählte wohl der Besuch des Mechernicher Karnevalsprinzen Rainer I. (Schwinning) zum Höhepunkt des Abends. Für die musikalische Stimmung sorgte die Zweimannkapelle „Eifelgold“ aus Holzheim. 75)

Dezember
Erstmals zu Weihnachten erschien in der Pfarrgemeinde ein Pfarrbrief. Die Herausgeber verbanden mit dem Mitteilungsblatt folgende acht Wünsche:

1. Er möchte jeden Monat erscheinen und dass er von allen gelesen werden
möge.
2. Er möchte die Gemeinde in das mitmenschliche Gespräch bringen.
Er wehrt sich dagegen, dass die einzelne Gemeinde in großen Pfarrverbänden
anonym verschwindet.
3. Er möchte die Brücke schlagen von der Kerngemeinde zur sogenannten
Randgemeinde. Er will auch die Fernstehenden erreichen.
4. Er möchte nicht nur Allgemeines berichten, sondern mitteilen, was in der
Nachbarschaft passiert.
5. Er möchte alle neu Zugezogenen einladen, sich schnell in der Gemeinde
heimisch zu fühlen.
6. Er möchte lokale Information mit einer zeitgemäßen Glaubensverkündung
verbinden.
7. Er möchte anknüpfen bei dem früheren Plausch auf dem Kirchplatz.
Es ist die Fortsetzung des Gesprächs an der Frühschoppentheke.
8. Er möchte ein Spiegel sein, den sich die Gemeinde vorhält und in den sie mit
wachsender Zufriedenheit hineinschauen sollte.“ 121)

1978

4. Februar
Erstmals führte die noch junge Karnevalsgesellschaft einen Karnevalszug durch. Da in den umliegenden Orten die Umzüge am Fastnachtssonntag, -montag und -dienstag stattfinden, wählte der Verein für Vussem den Samstag.
Begleitet von den Musikvereinen aus Vussem und Eicks startete der Zug an der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ und nahm seinen Weg durch den Ort. Die Vussemer, wie auch die vielen auswärtigen Besucher, waren mit der Gestaltung und dem Ausmaß des Zuges sehr zufrieden. Auch die Kinder waren zufrieden, denn ihre mitgebrachten Sammeltüten waren bei Zugende mit Kamellen, Kaugummi, Lakritzen gefüllt. 75)

21. März
Der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt Mechernich eröffnete in einem Klassenraum der ehemaligen Volksschule offiziell eine Altentagesstätte. Einmal in der Woche treffen sich hier mittlerweile bis zu dreißig ältere Vussemer Bürger zu ein paar unterhaltsamen Stunden. Die Vorsitzende des Ortsverbandes sowie die Leiterin der neuen Tagesstätte, Frau Rieser, führte in ihrer Begrüßungsansprache aus, „man träfe sich schon seit geraumer Zeit hier und die Herrichtung sowie die Einrichtung des Raumes habe 14.500 DM gekostet.“ 123)

29./ 30. Juli
Der Pfarrgemeinderat veranstaltete erstmals ein Pfarrfest, das bei herrlichem Wetter an der Kirche stattfand und sehr viele Besucher anzog. Ein besonderer Höhepunkt bei den Spielen für Jung und Alt war die Pfarrgemeindemeisterschaft im Seilziehen, an dem sich sieben Ortsvereine und eine Besuchermannschaft beteiligten. Überlegener Sieger wurde der Karnevalsverein, der alle anderen Mannschaften an Technik, Kraft und vor allem an Masse überlegen war. Am Ende des zweitägigen Festes verblieb dem Pfarrgemeinderat ein Reingewinn von ca. 1700 DM. 122)

31. Oktober
Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die Eisengießerei der Werkzeugmaschinenfabrik Dörries GmbH Neuhütte geschlossen. Etwa 70 Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz und erhielten eine finanzielle Entschädigung. Die Gießerei ging aus dem im Jahre 1722 von Johann Dietrich Rodtscheidt gegründeten Hüttenwerk Neuhütte hervor. Der in den umliegenden Eisensteingruben geborgene Eisenstein kam zur Verhüttung in das Hüttenwerk, auch Reidtwerk genannt. Das produzierte schmied- und walzbare Eisen wurde in Form von Stabeisen verkauft.
Nach den Rodtscheids führte Carl Hensler etwa ab dem Jahre 1785 die Neuhütte. In deren Besitzerzeit fiel auch die französiche Besatzungszeit. Bedingt durch neue Verordnungen und technische Neuerungen erlebte die Neuhütte eine Hochkonjunktur. Neben dem Verkauf von Stabeisen an inländische Abnehmer im Raum Köln, Aachen und Düren reichte der Absatz mittlerweile bis Holland, Belgien, Frankreich, Spanien, Brasilien und Indien.
Die Fremdherrschaft hatte jedoch nicht nur Vorteile gebracht. Seit zehn Jahren, so klagte Carl Hensler im Jahre 1811, nahm das französische Heer die jüngsten und kräftigsten Hüttenarbeiter zum Militärdienst. Weiterhin führte er auch Klage darüber, dass die zur Verhüttung benötigte Holzkohle nicht mehr so reichlich zur Verfügung stand. Vielfach verkaufte man die Holzkohle an zahlungskräftigere Hüttenbesitzer auf der rechten Rheinseite. Es war durchaus üblich, dass mehrere Hüttenmeister Anteile (Tagwerke) an einer Hütte hatten. Sicherlich waren die in Vussem wohnenden Rodtscheids und Henslers Hauptanteilhaber der Neuhütte. Vom Jahre 1816 berichten die Quellen vom Eisenfabrikanten Carl Hensler und Consorten, die am Hochofen und Hammer zwölf Mann beschäftigten.
Als der Eisenfabrikant und erste und einzige Maire (Bürgermeister) der Mairie Vussem, Carl Hensler, am 19. Dezember 1817 verstarb, führten die Erben, unter ihnen die Witwe Sophie Hensler und die Kinder Ludolph, Karl, Alexander, Ferdinand – Apollo und Julie das Unternehmen weiter. Gemäß einem Bestandsprotokoll aus dem Jahre 1831 verfügte die Neuhütte über einen Hochofen mit zwei Spitzbälgen, ein Frischfeuer, ein Wärmefeuer, einen Grobhammer (Aufwerfer), ein Schlackenpochwerk mit zwei Stempeln und den nötigen Kohlenschuppen.
Neben dem Hüttenwerk betrieben die Henslers auch zeitweise eine Lohmühle sowie eine Bleischmelze. Im Jahre 1836 produzierten die Besitzer H. W. Poensgen aus Hellenthal, W. L. Rodtscheidt aus Gemünd und C. und S. Hensler aus Vussem 2100 Zentner Stabeisen im Wert von 8.610 Talern.
Um das Jahr 1840 nahm der Eisenfabrikant Fingerhut und Consorten die Neuhütte in Besitz. Infolge der Auseinandersetzungen zwischen den teilhabenden Familien Schmitz, Heistardburg und Heinrich Wilhelm Schruff aus Eiserfey kam das Hüttenwerk nebst der unterhalb gelegenen Schneidmühle im Jahre 1850 zum Verkauf.
Der neue Eigentümer der Neuhütte wurde der Eisengießer und Kaufmann Nikolaus Depiereux aus Kohlscheid bei Aachen. Da mittlerweile die Verhüttung des Eisensteins unrentabel geworden war, erhielt Nikolaus Depiereux im Jahre 1855 vom Minister für Handel und Gewerbe im preußischen Staat die Genehmigung, die Neuhütte zu erweitern und einen Kupolofen zum Betrieb einer Gießerei einzurichten. In den folgenden Jahren produzierte eine Belegschaft von acht bis neun Arbeitern zwischen 80 bis 100 Tonnen Eisenteile jährlich im Wert von 6.000 Talern.
Um das Jahr 1860 waren in der Neuhütte bereits zwei Kupolöfen in Betrieb. Die Belegschaft war inzwischen auf circa fünfzehn Arbeiter angewachsen. Mit der Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Köln – Mechernich und weiter bis Kall und Trier verbesserten sich die Transportmöglichkeiten er-heblich. Zu lange waren die Eifeler Hütten und somit auch die Neuhütte in diesem Punkte ge-genüber den Unternehmen im Kölner, Aachener und Dürener Raum benachteiligt gewesen.
Der Nachfolger des Nikolaus Depiereux, der Sohn Karl, verkaufte im Jahre 1883 die Gießerei, die mittlerweile drei Kupolöfen betrieb, an die Gebrüder Heinrich, Peter, Hubert, und Valentin Girards aus Feusdorf. Die Leitung des Werkes lag in den Händen des Gießereimeisters Peter Girards. Zu den Produkten der Firma Gebrüder Girards Neuhütte zählten Kessel, Pfannen, und Gefässe etc. für die chemische Industrie, sowie Gußstücke für Maschinenfabriken und Schiffswerften. Die Gußstücke waren bis zu 40.000 Kilogramm schwer.
Im Jahre 1902 richteten die Gebrüder Girards neben der Gießerei eine Maschinenfabrik ein, in der die gegossenen Maschinenteile bearbeitet wurden. Gegen Ende des Jahres 1906 erfolgte vorübergehend eine Umbenennung des Unternehmens in Girards & Mais zu Neuhütte. Der mitt-lerweile alleinige Fabrikbesitzer Peter Girards hatte sich den Ingenieur Josef Mais aus Koblenz zum Teilhaber genommen.
Nachdem der Fabrikant Peter Girards im Jahre 1918 verstarb, führte die Witwe Magdalena Girards den Betrieb weiter. Zu Beginn der zwanziger Jahre gründete sie mit dem Ingenieur und Teilhaber Paul Kneisel die Rheinische Bohrmaschinenfabrik & Cie K. G. Die Gießerei wurde an die Frankfur-ter Maschinenbau A.G., ehemals Pokorny Wittekind, verpachtet und im Jahre 1926 stillgelegt. Es sollte nun circa zwanzig Jahre dauern, bis sich der Gießereibetrieb bei der Neuhütte neu belebte. Zwischenzeitlich existierte mit unterschiedlicher Konjunktur die Rheinische Bohrmaschinenfabrik. Gegen Ende der dreißiger Jahre änderte sich der Firmenname in Peter Girards, Maschinenfabrik Neuhütte-Mechernich, Inhaber Peter Girards junior.
Am Anfang des Jahres 1945 mußte die Fertigung wegen der Nähe der Front und der kriegerischen Einflüssen kurzzeitig unterbrochen werden. Nach dem zweiten Weltkrieg begann man mit einem Reparaturbetrieb, im wesentlichen für den Werkzeugmaschinenbau.
Im Jahre 1947 nahm man wieder die Fertigung von Säulen- und Radialbohrmaschinen, sowie den Betrieb einer Gießerei auf. Infolge von wirtschaftlichen Schwierigkeiten mußte die Firma Girards 1954 verkauft werden.
Die Firma Otto Dörries aus Düren erwarb die Gießerei und Maschinenfabrik und nahm zugleich die Fertigung von Karusselldrehbänken auf. Die für den Maschinenbau benötigten Gußstücke wurden in der Gießerei hergestellt. Daneben übernahm die Gießerei auch Kundenaufträge, so daß sie eine monatliche Produktion von über 400 Tonnen erreichte, die sich aus legiertem und unlegiertem sowie aus Sphäroguß zusammensetzte. Die Firma Dörries, die mit ihren in der Neuhütte gefertig-ten Werkzeugmaschinen Weltruf erlangte, legte die Gießerei mit der zugehörigen Modellschreinerei trotz einer Modernisierung der Fertigungseirichtungen am 31. Oktober 1978 endgültig still. 3) 15) 22) 34) 75) 124) bis 129)

1979

März
Die Firma O. Dörries beging das fünfundzwanzigjährige Bestehen des Werkes II – Neuhütte -.
Am Anfang der dreißiger Jahre beteiligte sich Otto Dörries an der Werkzeugmaschinenfabrik Nema in Neisse, wodurch das damalige Unternehmen in „Dörries Nema Maschinenfabrik GmbH“ umbenannt wurde. Dieser Firmenname tauchte mit dem damals schon recht anspruchvollen Produktionsprogramm zum ersten Mal auf dem Werkzeugmaschinenmarkt auf. Es wurden Einständerkarusselldrehbänke, Radreifenausbohrmaschinen, Radscheiben- und Radsterndrehbänke, Spitzendrehbänke und Tieflochbohrmaschinen hergestellt. Zuletzt wurden in dem Werk in Oberschlesien achthundert Leute beschäftigt. Die Karusselldrehbänke waren in ihrer technischen Ausstattung bereits so weit fortgeschritten, dass sie zur Spitzenklasse zählten. Mit dem Verlust von
Schlesien musste das Werk in Neisse aufgegeben werden.
Nach dem Kriege begann Otto Dörries, der bereits 1932 die Dürener Firma Banning & Seybold erworben hatte, erneut mit dem Werkzeugmaschinenbau. Im Jahre 1954 erwarb er von Peter Girards das Werk Neuhütte und verlegte die Fertigung von Karusselldrehbänken von Düren nach Vussem. Der Nachfrage zufolge wurde sehr schnell mit der Entwicklung und Herstellung von Senkrechtdrehmaschinen begonnen. Der relativ große Planscheibendurchmesser betrug bereits 800 bis 1800 Millimeter. Der Vertrieb dieser Maschinen war ein wirtschaftlicher Erfolg. Schon im Jahre 1958 entschloss man sich, das Produktionsprogramm auszudehnen und auch Zweiständer- Senkrechtdrehmaschinen zu fertigen. Der Name Dörries wurde weltweit in der Fachwelt ein Begriff. Die das Werk verlassenden Maschinen wuchsen weiter. Bald war ein Planscheibendurchmesser von 2,5 Meter keine Seltenheit mehr und die Maschinen bekamen eine vollautomatische Ablaufsteuerung. Aber die Entwicklung blieb nicht stehen. Die Maschinengröße wuchs weiter und die gefertigte Maschinenstückzahl stieg weiter an, so dass Erweiterungsbauten nötig wurden.
Im Jahre 1969 wurde die erste Zweiständerdrehmaschine mit einem Planscheibendurchmesser von sechs Metern fertiggestellt. Es wurden noch größere Maschinen gebraucht und von der Firma Dörries entwickelt und gebaut. Eine Großmontagehalle musste errichtet werden. Nach deren Fertigstellung im Jahre 1973 wurden bereits Maschinen mit einem Planscheibendurchmesser von zehn Metern und einem Gewicht bis fünfhundert Tonnen montiert. Diese Maschinen hatten numerische Positionsanzeigen, Programmsteuerungen und automatische Werkzeugwechsler.
Bis zum diesjährigen Jubiläum ist die Belegschaft auf 340 Mitarbeiter angewachsen. Die Produktionspalette erstreckte sich auf Senkrechtdrehmaschinen von 500 bis 10000 Millimeter Planscheibendurchmesser, Senkrecht-Rundtischschleifmaschinen von 500 bis 5000 Millimeter Durchmesser, Horizontal- Bohr- und Fräswerke von 200 bis 300 Millimeter Spindeldurchmesser und so weiter. 130)

12. Mai
Josef Wagner Junior aus Vussem ist aktiver Taekwondo-Sportler beim ESV Euskirchen. Nachdem er 1977 schon einmal den Titel errang, wurde er zum zweiten Mal Deutscher Meister. Mit dieser koreanischen Kampfsportart begann er 1969 und war in der 68 Kilogramm-Klasse national und international sehr erfolgreich. Mit der Deutschen Nationalmannschaft wurde er 1978 in München Europameister. Bei den Vorweltspielen in Korea errang er ebenfalls mit der Nationalmannschaft den dritten Platz. 131)

15. Juli
Die vor drei Jahren aus dem Margarethenhäuschen gestohlene Margarethenfigur wurde durch ein Holzrelief, auf dem die Heilige mit dem Drachen dargestellt ist, ersetzt. Der Schreinermeister Josef Wagner schnitzte das Relief und stellte es der Gemeinde zur Verfügung. Mit dem 1977 bis 1978 durchgeführten Ausbau der Kreisstraße im sogenannten „Melm“ erhielt das Margarethenhäuschen seinen heutigen Standort. Vor dem Straßenausbau stand es auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Schon von alters her geht alljährlich anlässlich des Margarethentages eine Prozession zum Margarethenhäuschen, das die Jahreszahl 1757 trägt. Sicherlich geht die örtliche Margarethenverehrung noch weiter zurück, denn schon im Vussem-Bergheimer Schöffenweistum aus dem Jahre 1593 sowie Grenzprotokollen wird das Margarethenhäuschen „an Margrothe“ erwähnt.
Der fromme Glaube bezeichnet die hl. Margarethe, die zu den vierzehn Nothelfern gezählt wird, als Beschützerin vor Naturgewalten und als Hüterin der bäuerlichen Arbeit. 132) 133)

1. November
Das Allerseelensingen erbrachte einen Betrag von 423,57 DM. Dieses Geld wurde wie von alters her für heilige Messen für die „Armen Seelen“ bereitgestellt. Das Allerseelensingen ist zumindest in den Dörfern im Raum Mechernich ein alter Brauch. Für Vussem ist dieser „Heischegang“ spätestens ab 1851 belegt. So ziehen die Junggesellen am Tag vor Allerseelen von Haus zu Haus und bitten nach dem Singen der folgenden Liedstrophen um eine kleine Spende.
„1) Gott grüß Euch, alle Herzen,
die Ihr beisammen seid.
Gott tröste die armen Seelen,
die in dem Feg’feuer sein.

2) Das Leiden und das Leben
den armen Seel’n zum Trost.
Wir bitten Gott in Ehren,
vom Feg’feuer sei’n sie los.

3) Die Gaben die Ihr uns geben wollt,
die gehn Euch selber an.
Der Weg zum ew’gen Leben,
da ist kein Zweifel dran.

4) Wir danken für die Gaben,
die Ihr uns habt getan.
Es wird auch Eure Seele,
vor Gott zu kommen stahn.“ 134)

1980

26. Januar
Die 1977 gegründete Karnevalsgesellschaft hatte für Samstagabend zu ihrer ersten großen Prunksitzung in die herrlich dekorierte Turnhalle eingeladen. Nach dem Einzug des Elferrates,
– Richard Eversheim, Karl Kremer, Werner Düngelmanns, Winfried Ehlen, Günter Dalbenden, Lothar Steckel, Lothar Feulner, Arnold Mießeler, Michael Schröteler, und Mathias Vogelsberg
eröffnete der Sitzungspräsident Klaus Reddig die Sitzung. Nach dem Auftritt des Mechernicher Karnevalsprinzen und der Prinzengarde sorgte das Schwerfener Männerballet gleich für die richtige Stimmung. In einem Zwiegespräch wussten Ralf Bongartz und Günter Heuk aus Satzvey gut zu gefallen. Die Tanzgarde aus Schwerfen brachte anschließend viel Schwung in die Halle. Das Duo „Zapp & Zäppchen“ aus Fischenich nahm in seinem Vortrag die Männer ins Visier. Aus Holzheim kam Schütze Bum „Anton Nießen“, der in Sturmbekleidung die Bundeswehr aufs Korn nahm. Mit einem Klatschmarsch, einer Rakete und viel Beifall wurden die „Hüeljecke“ aus Pesch unter Mitwirkung von Alfons Bertram für ihre Vorträge belohnt. Die „Zwei Schöne“ aus Bad Münstereifel und „der Mann aus den Bergen“ Heribert Sauerbier aus Gemünd begeisterten in der Bütt. Kurz vor Mitternacht brachte in dieses Non-Stop-Programm die Tanzgarde aus Kirchheim zum Abschluss Hochstimmung in die Festhalle. 75)

Der erste Elferrat der KG 1977 in der Karnevalssitzung am 26.01.1980 (Foto: Hilgers)

In der Gastwirtschaft „Zur Schneidmühle“ wurde ein Junggesellenverein gegründet. Die Idee der Gründung kam von ein paar wenigen Junggesellen unter Mitwirkung des Wirtes und Junggesellen Christian Schröteler. Man wählte den Vereinsnamen „Junggesellenverein Alte Heimat Vussem“.
Der Verein hat sich hauptsächlich gebildet, um an der Pflege und Förderung des Brauchtums in der Dorfgemeinschaft mitzuwirken.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß bereits in früheren Zeiten von einem Junggesellenverein die Rede war. So wurde ein solcher Verein 1850 und 1881 im Rechnungsbuch der Kapelle erwähnt. Weiterhin war schon beim Vussem-Bergheimer Herrengeding von 1697 die Rede von den Junggesellen, wo Klage gegen sie geführt wurde.
„Giel Müller zeigt an, daß die Junggesellen zu Vossem vergangenen Jahr ein Buchenbaum für einen Maibaum im Vossemer Busch ohne Erlaubnis gehauen.“ 96) 136)

September
Die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ bekam neue Pächter. Dem Gastwirt Christian Schröteler folgten Wolfgang und Gertrud Gumeny aus Zülpich, die zur Kirmes die Gaststätte neu eröffneten. 75)

September
Kritisches zur Kirmes, dem Pfarrbrief St. Margareta Vussem – Breitenbenden (Ausgabe 5/80) entnommen:

„Kirmes in Vussem

Das Wort „Kirmes“ ist entstanden aus der älteren Bezeichnung „Kirchmes“ und bedeutet nichts anderes als „Kirchweih“-Fest. Daher wird die Kirmes auf natürliche Weise an dem Fest des Heiligen gefeiert, dem die Pfarrkirche geweiht ist. Kirmes ist also in seiner Begründung ein rein kirchliches Fest. Es ist ein Freuden- und Dankfest für die ganze Pfarrgemeinde. Daher wäre es folgerichtig, wenn in unserer Gemeinde – also Vussem und Breitenbenden – Kirmes nach dem Fest der hl. Margaretha gefeiert würde. Unser jetziger Kirmestermin liegt im Fest des hl. Lambertus begründet (18. Sept.), weil nämlich früher Vussem und Breitenbenden zur Pfarrkirche St. Lambertus in Holzheim gehörten. Mit der Loslösung von Vussem und Breitenbenden von Holzheim und der Neugründung unserer Pfarre St. Margareta ist eigentlich unser jetziger Kirmestermin überholt. Aber dieser Hintergrund ist den meisten, die ausgiebig Kirmes feiern, völlig unbekannt.
Leider hat sich die Kirmes heute so weit verweltlicht, daß sie ohne diesen kirchlichen Hintergrund ein Eigenleben führt. Wo früher aus der Kirche die Fahne hing, wo der Wirt in das Speicherfenster den Besen steckte, um anzuzeigen, daß reichlich Bier und Wein vorhanden war, da wird heute mit einem Wust an Drumherum und mit dem Lärm des Karussells das Fest ohrenbetäubend beschrien. Früher kam zu diesem Festtage die entfernte Verwandtschaft ins Dorf und wurde entsprechend bewirtet. Heute trifft man sich auf dem Kirmesplatz oder in der Wirtschaft und das Fest wird zum Konsum von viel Musik, von viel Cola, viel Alkohol und Nikotin, so daß es für manche zu einer körperlichen Strapaze wird. Man mag sagen, was man will, aber dann findet das eigentliche Fest nicht mehr statt, mag es auch noch so hoch hergehen. Nicht daß gefeiert wird ist bedauernswert, sondern daß bei fast allen Feiern der Sinn verlorengegangen ist, gibt zu denken.“

14. November
Vom Landrat Josef Linden erhielt Hubert Breuer, verdienter Kommunalpolitiker, Bürgermeister, Ratsherr und Kirchenvorstandsmitglied das Bundesverdienstkreuz am Bande. Der Landrat betonte in seiner Ansprache, dass Hubert Breuer in über zwanzig Jahren für das Wohl der Bürger eingetreten sei, und sich für den Bau der Kanalisation, der Sportstätten, den Schulneubau, die Errichtung von zwei Feuerwehrgerätehäusern, die Neugestaltung des Friedhofes, der Instandsetzung von Gemeindestraßen und Wirtschaftswegen, der Förderung der ansässigen Industrieunternehmen und vieles andere mehr eingesetzt habe. Nach weiteren Ansprachen von Stadtdirektor Helmut Rosen, Bürgermeister Heinz Kehmeier, CDU-Fraktionschef Franz Lauterbach dankte Pfarrer Stanislaw Sobieszczyk für die fast dreißigjährige Mitarbeit im Kirchenvorstand. Die Glückwünsche der Vereine überbrachte der Ortskartellvorsitzende Josef Luxen. 135)

Der Automobilsportler Helmut Klinkhammer wurde vom ADAC- Präsidenten Stadler nach München eingeladen, um ihm das ADAC- Sportabzeichen in Gold mit Brillanten zu verleihen. Diese höchste Auszeichnung wird einem Motorsportler nach Erreichen von 1000 ADAC- Punkten zuteil.
Helmut Klinkhammer ist seit 1969 aktiver Automobilsportler. Er erreichte die hohe Punktzahl bei Lang- und Kurzstreckenrennen durch gute Platzierungen in der 1300- und 1600 Kubikzentimeterklasse. 138)

1. Dezember
Die Vussemer Posthalterin Luise Kolvenbach trat nach fast vierzigjähriger Tätigkeit in den Ruhestand. Die Nachfolge an der Poststelle 14 in Vussem trat ihre Tochter Bernadette Hubert an. 38)

Dezember
Das Eifelland-Blasorchester wurde gegründet und begann mit seiner ersten Probe. Die Musiker kamen aus den Musikvereinen Frohngau und Vussem.
„Das Eifelland-Blasorchester wurde im Herbst 1980 aus einer Idee des Wolfgang Kompalka, Musiker der Big Band der Bundeswehr, geboren. Der Berufsmusiker hatte einige Monate zuvor eine interessante, aber schwierige Aufgabe übernommen: Die Leitung einer Laien-Musikkapelle. Es handelt sich hierbei um den Musikverein Frohngau, der auf der Suche nach einem Dirigenten war.
Der Zufall wollte es, dass ein Mitglied des Vereins die persönliche Bekanntschaft mit Wolfgang Kompalka in Vussem machte. Wissend, dass er keinen geeigneteren Musiker für diese Aufgabe finden würde, bat er ihn, die musikalische Leitung des Vereins zu übernehmen. Nach reiflicher Überlegung und Absprache darüber, wie er sich die künftige Zusammenarbeit vorstellte, willigte Wolfgang Kompalka ein. Die Mitglieder des Musikvereins Frohngau unternahmen nun große Anstrengungen, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Mit Erfolg, wie sich schnell zeigte: Aus anfänglich weniger als 20 Musikern wurde bald ein Orchester von über 30 Aktiven.
Die musikalischen Möglichkeiten eines modernen Blasorchester steigen auf Grund der Vielfalt der einsetzbaren Instrumente mit der Zahl der Musiker. Deshalb traten Wolfgang Kompalka und der Musikverein Frohngau an die Verantwortlichen der in Vussem aktiven Bläsergruppe mit den Vorschlag heran, in Zukunft zusammenzuarbeiten. Diese Idee wurde in Vussem positiv aufgenommen, und so traf man sich im Dezember 1980 zur ersten gemeinsamen Probe. In intensiver Arbeit studiert seitdem das mit 55 Musikern besetzte „Eifelland-Blasorchester“ neben volkstümlicher auch konzertante Musik und moderne Arrangements ein“. 137)

Chronik 1961 – 1970

1961

Der Wiederaufbau eines Teilstückes des Aquädukts der römischen Wasserleitung konnte abgeschlossen werden. Zu den schon immer sichtbaren Pfeilerstümpfen auf der rechten Talseite (mit dem Namen Wicke-Winkels-Benden) wurden beim Sportplatzbau weitere Pfeilerreste auf der linken Talseite angeschnitten. Nach der Untersuchung durch das Landesmuseum in Bonn kam man zu der Erkenntnis, dass 10 bis 12 freitragende Pfeiler die römische Wasserleitung über das etwa 80 Meter breite Tal führten. In nunmehr zweijähriger Bauzeit hat die Firma Gebrüder Dederichs ein Teilstück des Aquädukts auf der rechten Talseite wieder aufgebaut. 75) 82)

Februar
Am Rosenmontag fand im vollbesetzten Saale Schneider erstmals eine Karnevalssitzung statt. Die hierfür vom Sportverein arrangierte Karnevalsgesellschaft „Füssenicher Grieläächer“ bot mit ihren Kräften ein Programm, das alle zufrieden stellte. 76)

15. März
Aus der Volksschule wurden entlassen:
Hedwig Gerhards,
Brigitte Velser,
Ursel Wirtz,
Rolf Thomae,
Matthias Vogelsberg,
Franz Wielspütz,
Walter Wolfgarten. 13)

6. Mai
Die Eheleute Johann Sistig und Margarethe, geborene Vogelsberg, feierten mit der Familie und der Dorfbevölkerung das Fest der Goldenen Hochzeit. 75)

September
Bei den Erdarbeiten für den Bau der 30-Tonnen-Waage (Fuhrwerkswaage) der Firma Dörries wurden Gräber angeschnitten. Der Bagger legte mehrere Knochenreste sowie metallene Sargteile frei. Es gab keine Erklärung, um welche Gräber es sich handelte. Die Knochen wurden auf dem Friedhof beigesetzt.
Erst 25 Jahre später gelang es Albert Velser, der von den Gräbern erfahren hatte, ihre Zuordnung zu klären. Es handelte sich hier um einen kleinen Privatfriedhof, den die evangelische Hüttenmeisterfamilie Rodtscheid bei der Neuhütte angelegt hatte. Nach den Sterbeeinträgen im Kirchenbuch der evangelischen Kirchengemeinde Gemünd (hierzu gehörte Vussem) wurden verstorbene Familienangehörige bei der Neuhütte beerdigt. So heißt es auch 1785 im Kirchenbuch (FG16/2 im Personenstandsarchiv Brühl):

„16. Februar starb zu Voshem auf der Neuhütte Johann Wilhelm Rodtscheid Rheidtmeister und daselbst auf ihrem Todtenacker von mir mit einer Predigt beerdigt den 19ten“.

Nach den Rodtscheids diente dieser Friedhof auch der nachfolgenden Hüttenfamilie Hensler, die ebenfalls der evangelischen Religion angehörten, als Begräbnisstätte. Bei den hier Beerdigten handelt es sich jedoch nicht immer um Familienangehörige, denn am 11. März 1839 fand auch der Knottenmesser und Stollenmeister Daniel Schmelzer aus Mechernich seine letzte Ruhe auf dem Familienfriedhof des Hauses Hensler zu Vussem. 83) 84) 93)

27./28. Oktober
Vier Jahre nach der Schließung des Mechernicher Bleibergwerkes kam nun auch das Ende für ein weithin sichtbares Zeugnis der einstigen Bleigewinnung. Der Abgasschornstein der Bleihütte, der sogenannte „Lange Emil“, wurde gesprengt. Ein erster Versuch mit einer Sprengladung von 12 kg TNT konnte ihm nichts anhaben. Erst eine Sprengladung von 110 kg TNT brachte den 127 Meter hohen Schornstein zu Fall. Der 1885 fertiggestellte und zeitweise sogar 134,6 Meter hohe Schornstein erhielt seinen Namen von dem seiner Körpergröße nach herausragenden Miteigentümer des Bergwerkes, dem Bergrat Emil Kreuser. 30)

Die vom Rheinischen Heim auf dem „Pesch“ errichteten fünf Eigenheime konnten fertiggestellt werden. Im Laufe des Jahres bezogen die Familien Willi Müller, Karl Müller, Karl Kremer, Josef Giessmann, Josef Esser und 1962 die Familie Bruno Mattern ihre Häuser. Da es sich hierbei um vier Familien handelte, die bislang nicht in Vussem wohnten, nahm die Einwohnerzahl um 5 % zu. 75)

1962

März
Die Entlassungszeugnisse der Volksschule erhielten:
Helga Gülden,
Adelheid Wagner,
Brigitte Zumbe,
Heribert Gülden,
Hans Klinkhammer,
Hans Thomae,
Albert Velser. 13)

Mai
Anläßlich des Tages des Deutschen Liedes pflanzte der Männergesangverein an der Turnhalle ein Lindenbäumchen. Gestiftet wurde das Bäumchen von einem Herrn Schumacher, Gärtner aus Arloff. 85)

Innerhalb des Männergesangvereines bildete sich eine Bläsergruppe. Im besonderen Maße hatte sich der am 31. März 1961 verstorbene MGV-Kassenwart, Alexander Wielspütz, immer wieder für die Gründung einer Musikkapelle eingesetzt, denn für jede örtliche Festlichkeit, wobei eine Blaskapelle nicht fehlen durfte, musste ein auswärtiger Verein verpflichtet werden. Nachdem nun der Gemeinderat für die Anschaffung von Instrumenten Geld zur Verfügung gestellt hatte und der Dirigent Josef Luxen schon auf ein paar Bläser aufbauen konnte, gewann die Musikkapelle schnell an Profil. Zu den Musikern der ersten Stunde zählten Josef Luxen, Josef Velser, Matthias Schmidt, Anno Hein, Fritz Pütz, Albert Hein, Michael Wielspütz, Peter Velser und Konrad Hein. Obwohl die Bläsergruppe eine eigene Geschäftsführung und Kasse hatte, galt sie als eine Abteilung innerhalb des Männergesangvereines. Die Versammlungen und die Konzerte wurden gemeinsam durchgeführt. 54)

Kloster der Missionare vom „Heiligsten Herzen Jesu“ im Jahr 1962
Innenansicht Kapelle (Fotos: Medienzentrum des Kreises Euskirchen)

23. Juni
Mit einem 1:0 Sieg über den SV Nierfeld errang die 7er Schülermannschaft vom SV Vussem die Kreismeisterschaft. Das Siegtor im Grenzlandstation Kall erzielte Robert Fischer. Die Mannschaft des SV Vussem spielte in folgender Aufstellung:
Albert Wielspütz, Karl Müller, Hans-Joachim Emonds,
Albert Velser, Hermann-Josef Breuer, Josef Breuer, Robert Fischer. 75)

23./24. Juni
Kreissängerfest und 70jähriges Bestehen des Männergesangvereins Vussem

Mit einem Schweigemarsch zum Ehrenmal begannen am Samstag die Festlichkeiten. Die Ehrung der gefallenen und verstorbenen Sangesbrüder wurde mit dem „Sanctus“ von Schubert eröffnet. Herr Josef Hein hielt die Ansprache und gedachte besonders des verstorbenen Gründers Johann Diesternich, sowie des langjährigen Vorstandsmitgliedes Alex Wielspütz.
Gegen 20:00 Uhr begann der Festkommers im Saale Schneider. Chorleiter Josef Luxen begrüßte die Gäste und Ehrengäste, unter ihnen Landrat Linden, Amtsbürgermeister Giesen, Amtsdirektor Brendt, Gemeindebürgermeister Breuer, den Vorsitzenden des Kreissängerbundes Pützer aus Hellenthal, den Ortspfarrer und die Patres aus dem Missionshaus. Bei den musikalischen Darbietungen wechselten sich der MGV, der Quartettverein der Essener Verkehrs-AG (ein Gastverein aus Essen) und das Streichorchester des Euskirchener Harmonievereines ab. Schließlich nahm der Vorsitzende des Kreissängerbundes, Herr Pützer, die Ehrungen der Jubilare vor. Für 40 Jahre aktive Mitgliedschaft erhielt Fritz Dreesen eine Urkunde mit dem goldenen Sängerabzeichen.
Für 25 Jahre aktive Mitgliedschaft wurden Fritz Gerards, Anton Klinkhammer und Jakob Dreesen geehrt. Weitere Ehrungen kamen Albert Hein, Clemens Elsner, Matthias Dreesen, Wilhelm Dreesen, Anton Dalboth, Hubert Kuck, Hubert Breuer und Albin Wilke zu teil. Eine besondere Ehrung erhielt der langjährige Sangesbruder Hubert Schmidt für seine 60-jährige Mitgliedschaft. Für seine 60 jährige Tätigkeit als förderndes Mitglied des Vereines sprach man auch Wilhelm Bertram Dank und Anerkennung aus.
Unter dem Vortritt des Trommler- und Pfeiferkorps aus Hostel formierten sich am Sonntag die Gastvereine mit ihren Fahnen zum großen Festzug durch den Ort. Der Umzug nahm seinen Anfang an der Gastwirtschaft „Zur Schneidmühle“. Nach dem Festzug traf man sich in der vollbesetzten Turnhalle zum Freundschaftssingen. Leider reichte die große Halle nicht, alle die sangesfrohen Menschen aufzunehmen. Das Programm in der Turnhalle eröffnete der Gastverein aus Essen. In programmmässiger Folge betraten dann die Gesangvereine aus Kall, Heimbach, Ripsdorf, Sötenich, Hausen, Kalenberg, Zingsheim, Satzvey, Hellenthal, Gemünd, Mechernich und der Kirchenchor Vussem-Breitenbenden die Bühne und brachten ihre Vorträge dar. 86)

26. August
Pater Alfons Schmitz, ehemaliger Seelsorger des Rektorats Vussem-Breitenbenden, feierte hier sein goldenes Priesterjubiläum.
Der Jubilar, ein Mitglied des Ordens der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu, war vom November 1935 bis Januar 1946 mit der örtlichen Seelsorge betraut. Den Gemeindemitgliedern blieb Pater Schmitz in guter Erinnerung, denn seinem Engagement ist es mit zu verdanken, dass in den Kriegsjahren die Rektoratskirche gebaut wurde.
Von der Schule aus setzte sich ein Fackelzug in Bewegung. Der Jubilar begleitete den Umzug im Auto. An der Kirche stand sogar ein Triumphbogen. Anschließend ging es zum Missionshaus, wo eine großartige Beleuchtung installiert war. Wegen des guten Wetters konnte die Feier draußen stattfinden. Ein Schulkind (Annemie Weiler) trug ein Gedicht vor und überreichte dem Jubilar einen Strauß roter Rosen. Sodann sang der Kirchenchor. Schließlich hieß der amtierende Pfarrer Sobieszczyk Pater Schmitz herzlich willkommen und übermittelte ihm die Glück- und Segenswünsche der Pfarrgemeinde. Die große Anteilnahme der Bevölkerung an dieser Feier zeugte von der Verbundenheit mit dem Jubilar, die nach wie vor besteht.
Als Geschenk der Pfarrgemeinde überreichte Pfarrer Sobieszczyk ein Rochett und eine Stola. Nachträglich wurde auch Pater Ratte begrüßt, der ebenfalls als Seelsorger im Rektorat tätig war. Nachdem der Chor des Missionshauses ein Lied dargebracht hatte, hielt Pater Superior Jakob Christ seine Ansprache. Weiterhin übermittelte der Gemeindebürgermeister Hubert Breuer seine Glückwünsche. Nach der musikalischen Darbietung des Männergesangvereines dankte der Jubilar in herzlichen Worten, dass die Gemeinde ihn nicht vergessen habe. Die Festlichkeiten fanden ihren Abschluss mit einem Levitenamt und einem von den Novizen im Saale Schneider vorgetragenen Theaterstück, es hieß „Treffpunkt Korea“. 87)

1963

März
Aus der Volksschule wurden entlassen:
Regina Mies,
Ursula Mattern,
Hertha Janke,
Annemie Weiler,
Karl Müller,
Alfred Wielspütz,
Albert Wielspütz,
Hermann Josef Breuer. 13)

September
Ein Jahr nach seinem goldenen Priesterjubiläum verstarb in Marienbaum am Niederrhein der von März 1935 bis Januar 1946 im Rektorat Vussem-Breitenbenden tätig gewesene Seelsorger Pater Alfons Schmitz. 87)

Feuerwehrgerätehaus im Jahr 1963
(Fotos: Medienzentrum des Kreises Euskirchen)

Das Anwesen Velser, ein kleines Fachwerkhaus mit Stallung, das bislang die Sicht von der Hauptstraße auf die Front der Turnhalle sehr beeinträchtigt hatte, wurde vom Eigentümer abgerissen. Um die Umgebung der Turnhalle zur Hauptstraße hin entsprechend zu gestalten, hatte der Eigentümer Josef Velser auf Drängen und Entgegenkommen der Gemeinde das Anwesen verkauft und in der heutigen Dörriesstraße einen Neubau errichtet. Das kleine Fachwerkhaus war etwa einhundert Jahre alt und verfügte noch über einen intakten Steinbackofen, der außen angebaut war. 75)

1964

4. Januar
Nachdem Karl Wirtz, langjähriger Vorsitzender des SV Vussem aus Alters- und Gesundheitsgrün-den sein Amt niederlegt hatte, wählte der Sportverein in seiner Jahreshauptversammlung einen neuen Vorstand. Zum Vorsitzenden wählten die Mitglieder Albin Wilke und zum Stellvertreter Jo-sef Bruns. Hubert Thomae behielt die Geschäftsführung sowie die Kassenführung des Vereines. Die Jugendleitung übernahm weiterhin Peter Dreesen. Karl Wirtz, dem der Verein viel zu verdan-ken hatte und der wirklich durch seine Arbeit und Sorge für den Sportverein unermüdlich und un-eigennützig aktiv war, wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden gewählt. 88)

März
Die Entlassungszeugnisse der Volksschule erhielten:
Liselotte Dreesen,
Marianne Wollenweber,
Konrad Hein,
Ludwig Lingscheidt,
Hans Höller,
Adolf Berners,
Werner Michel Seliger. 13)

April
Die Schülerzahl der Volksschule nahm weiter ab. Mit dem neuen Schuljahr betrug die Gesamtschülerzahl nur noch 39. Hierdurch geriet die zweite Lehrerstelle in Gefahr. Als Gründe nannte Lehrer Thomae den Geburtenrückgang und die Tatsache, dass derzeit 17 Schüler weiterbildende Schulen, wie Gymnasien, Handels- und Realschulen besuchten. 13)

Blick zur Volksschule und der Turnhalle im Jahr 1964

4. September
Für die Wahl der Vertretung der Gemeinde Vussem-Bergheim standen laut Wahlzettel folgende neun Personen zur Verfügung:

Hubert Breuer, Transportunternehmer, Vussem, CDU,
Josef Hein, Maschinenbaumeister, Vussem, CDU,
Josef Pütz, Schreiner, Bergheim, CDU,
Peter Heß, Bergheim, CDU,
Friedrich Pütz, Hobler, Vussem, SPD,
Hans Schüttler, Geflügelzüchter, Bergheim, SPD,
Johann Sistig, Bäckermeister, Vussem, SPD,
Helmut Fischer, Versicherungskaufmann, Vussem, FDP,
Josef Heß, Landwirt, Bergheim, FDP,
Margarethe Klinkhammer, Hausfrau, Vussem, FDP.

Entsprechend dem Wählerentscheid und der Wählerliste bildeten später den Gemeinderat:
Hubert Breuer, Vussem, CDU, Vorsteher,
Josef Hein, Vussem, CDU,
Karl Wirtz, Vussem, CDU,
Peter Heß, Bergheim, CDU,
Johann Sistig, Vussem, SPD,
Anton Vogelsberg, Bergheim, SPD,
Josef Heß, Bergheim, FDP. 13) 18)

Nach zweijähriger Arbeitszeit waren die Umlegungs- und Sanierungsarbeiten auf dem Friedhof beendet worden. 75)

Kurz bevor der Landwirt Wilhelm Müller (Scheffes) verstarb, wurde das letzte Vussemer Ackerpferd abgeschafft. Wilhelm Müller war der letzte örtliche Landwirt, der seine Landwirtschaft mit einem Pferdegespann bewältigte. Somit gab es im Ort kein Pferd mehr, für den Martinszug musste schon ein Pferd von auswärts ausgeliehen werden. 89)

1965

15. März
Die beiden Patres, Stanislaw Sobieszczyk und Jakob Christ, feierten mit der Vussemer Bevölkerung in der Turnhalle ihr 25-jähriges Priesterjubiläum. Die Jubilare sind Angehörige des Ordens der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu mit Niederlassung in Vussem. Pater Stanislaw Sobieszczyk, ein gebürtiger Hamburger, ist Pfarrer der Pfarr-Vikarie Vussem-Breitenbenden. Nach dem Empfang der Priesterweihe im Jahr 1940 ging er bald nach Ostpreußen, wo der Orden in Bischofsburg eine Niederlassung hatte. Zunächst tätig als Kaplan in Wartenburg, wurde Pater Sobieszczyk später von der russischen Front überrollt. Die Russen und Polen ließen ihn gewähren, wenn er dabei auch oft in Lebensgefahr geriet. Später erhielt er sogar die Stelle eines Pfarrers. Mitte der fünfziger Jahre war die Lage unerträglich geworden. Pater Stanislaw Sobieszczyk gelangte in den Westen, wo er seit 1957 im Rektorat und der späteren Pfarr-Vikarie Vussem-Breitenbenden als Seelsorger tätig ist.
Pater Jakob Christ, geboren in Gödenroth im Hunsrück, durchlief bis zu seiner Weihe dieselben Stationen wie sein Mitbruder Sobieszczyk. Sechs Jahre wirkte er dann als Kaplan in der Seelsorge in Büderich und Ossenburg am Niederrhein, bevor er als Erzieher und Lehrer an das Internat nach Boppard und Hiltrup berufen wurde.
Ein halbes Jahr lehrte er auch im Hause der französischen Ordens-Provinz in Fribourg (Schweiz). Anschließend wirkte er zwei Jahre lang in der Volksmission in Hamm. Seit Mai 1961 ist Pater Christ als Superior und Novizenmeister im Missionshaus tätig. 90) 91)

20. März
Folgende Schüler wurden aus der Volksschule entlassen:
Rita Münch,
Annegret Wirtz,
Heinz Weiler,
Hans Theo Linden,
Siegfried Janke. 13)

Die Freiwillige Feuerwehr hielt Einzug in das neu errichtete und geräumige Gerätehaus am Schwimmbad. Das bisherige sogenannte „Spritzenhaus“ an der Gabelung Holzheimerweg – Friedhofsweg war zu klein geworden. 75)

Die einundzwanzigjährige Gerhilde Gerhards, Tochter von Fritz Gerhards und Anna, geborene Dalboth, trat dem Orden der Vinzentinerinnen bei und nahm den Namen Schwester Gisela an. Schwester Gisela arbeitet im Pflegedienst für behinderte Kinder und Jugendliche. 37)

Zu Anfang der sechziger Jahre übernahm die Familie Jakob Wüllenweber aus Höngen bei Aachen die Gastwirtschaft Franz Schneider und benannte sie in „Margaretenhof“ um. Nach den Umbauten verfügt nun auch erstmals eine Vussemer Gaststätte über eine Kegelbahn. Jakob Wüllenweber ließ eine vollautomatische Kegelbahn installieren, die von den Kegelclubs gerne angenommen wurde. 75)

Dezember
Das Dorf Vussem zählte 403 Einwohner. 75)

1966

März
Als letzte Schüler der Volksschule Vussem erhielten nach achtjähriger Schulzeit die Entlassungs-zeugnisse:
Annelie Giesmann,
Johannes Hein,
Peter Gülden.

7./8. Mai
Mit einer Tanzveranstaltung, einem Festzug und einer Schauübung feierte die Freiwillige Feuerwehr ihr dreißigjähriges Bestehen. Bereits am Samstag war in der Gastwirtschaft „Margaretenhof“ eine Tanzveranstaltung. Am Sonntag begannen die Feierlichkeiten mit einem Festzug durch den Ort, an dem auch die Feuerwehren aus Mechernich, Lorbach, Harzheim und Eiserfey teilnahmen. Da die Feuerwehr kein Löschfahrzeug besaß, mußte sie ein Fahrzeug für die Schauübung ausleihen.
Viele Zuschauer waren von der Schauübung, die auf dem Sportplatz stattfand, enttäuscht, denn es wurde kein Brandobjekt in Angriff genommen. Anhand der Trockenübung wollte man demonstrieren, dass bei den Wehrleuten im Ernstfall die erforderlichen Handgriffe sitzen.
Zur Gründung der Feuerwehr in Vussem wußte Brandmeister Michael Wollenweber leider auch nichts zu sagen. Es war wohl im Mai 1936, als Wilhelm Münch die Wehr aufbaute. Als er durch Kriegseinwirkung am letzten Vussemer Kriegstag (6. März 1945) verunglückte, übernahm Karl Wirtz das Kommando und baute mit Franz Weiler die Feuerwehr neu auf. Im Jahre 1961 trat der jetzige Brandmeister Michael Wollenweber, der zum stellvertretenden Amtsbrandmeister gewählt worden war, sein Amt an. Bei den bisherigen Einsätzen stand der Löschgruppe eine Motorspritze vom Typ TS8/8, die im Anhänger von einem Traktor gezogen wurde, zur Verfügung. 75) 92)

1. Juli
In Namibia, ehemals Deutsch Süd-West-Afrika, verunglückte die Missionsschwester M. Clothild, geborene Theresa Wagner, tödlich. Schwester M. Clothild war seit 1953 für den Orden der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen-Jesu in der afrikanischen Mission tätig. Sie hatte ihr Hauptbetätigungsfeld im Theresien-Hospital von Otjiwarongo in Namibia. 94)

Die Voith-Gruppe, mit Sitz in Heidenheim, erwarb 50% des Kapitals der Otto Dörries GmbH. 22)
1967

1967

März
Im Anwesen der Familie Müller (Scheffes) in der Mühlengasse brach ein Brand aus. Durch das rasche Eingreifen der Feuerwehr konnte ein Übergreifen der Flammen von den Stallungen auf das Wohnhaus verhindert werden. Bei dem Anwesen Müller handelt es sich um ein rechtwinkeliges Fachwerkhaus mit Torbau. Obwohl das eigentliche Alter unbekannt ist, dürfte es wohl mit 200 Jahren nicht zu hoch angesetzt sein. Die Familie Müller (Scheffes) ist nachweislich die älteste im Ort ansässige Familie, die sich über 300 Jahre in Vussem zurückverfolgen lässt. Familienmitglieder der Müllers waren Amtspersonen wie Schöffen, Wald- und Feldschütze und in neuerer Zeit als Gemeinderatsmitglieder tätig. Ob in alter Zeit, also vor 1794, auch das Herrengeding hier tagte, kann nur vermutet werden. Der Hausname „Scheffes“ dürfte wohl von der Schöffen-, Scheffentätigkeit der Müllers herrühren. 75) 95) 96)

1. und 2. Juli
Der Männergesangverein 1892 Vussem feierte sein 75-jähriges Bestehen in Verbindung mit dem Kreissängerfest. Die Kölnische Rundschau berichtete unter anderem wie folgt:

Ein bemerkenswertes Konzert war des Stiftungsfestes Mittelpunkt

„Die Gemeinde Vussem feierte mit ihrem Männergesangverein das Fest des 75jährigen Bestehens
Nach den einleitenden Begrüßungsworten spielte zunächst ein Hornquartett des städtischen Opernhauses Essen. Anschließend trat der Solist des Abends, Opernsänger Willi Dams vom Opernhaus Essen auf. Er sang das „Ave Verum“ von W. A. Mozart und „Selig sind die, die Verfolgung leiden“ von W. Kienzl. Herzlicher Beifall dankte dem Sänger für seine Darbietungen. Anschließend trug der Vussemer Männergesangverein einige Lieder vor. Im ersten Teil des Konzertes wurden durchweg geistliche Lieder geboten, im zweiten Teil Heimatlieder und im dritten Teil standen Liebe und Abschied im Vordergrund. Den Abschluß bildete ein fröhlicher Ausklang. Die Besucher zeigten sich von den Darbietungen sehr angetan und spendeten immer wieder Beifall. Die Vussemer Sänger sind zu diesem Abend zu beglückwünschen.
Bereits vor dem Konzert hatten die Mitglieder am Ehrenmal mit einer Kranzniederlegung ihrer Toten gedacht. Der Sonntag begann um 10:00 Uhr in der Pfarrkirche mit einem Festgottesdienst. Aus Anlaß des 75-Jahr-Gründungsfestes hatte der Kreissängerbund das diesjährige Kreissängerfest nach Vussem verlegt. Es wurde Sonntagnachmittag bei strahlendem Sommerwetter im festlich geschmückten Ort festlich begangen.“

Nach dem Umzug gestalteten die Chöre: MGV Sötenich, Kirchenchor Vussem-Breitenbenden, Doppelquartett Eifelperle Heimbach, Gesangverein Frohsinn Kalenberg, MGV Eintracht Zingsheim, MGV Eintracht mit Damenchor Hausen, MGV Hellenthal, MGV 1853 Gemünd, MGV 1863 Mechernich, MGV Liederkranz Breitenbenden sowie der Gemeinschaftschor der Vereine des Sängerkreises Schleiden mit ihren Vorträgen das anschließende Freundschaftssingen.

6. Juli
Der Weihbischof Josef Buchkremer aus Aachen kam zur Altarweihe nach Vussem.
Nach dem Beschluss des II. Vatikanischen Konzils soll der Priester die Heilige Messe mit dem Gesicht zum Volk hin zelebrieren. Daraufhin mussten in den Kirchen zumeist neue Altäre gebaut werden.
In der örtlichen Pfarrkirche gestaltete man den Chorraum neu. Der einst aus der Liedberger Schlosskapelle käuflich erworbene barocke Hochaltar sowie die Kommunionbank gingen wieder dorthin zurück. Der neue große Altartisch aus ganz hellem Sandstein fertigte die Steinmetzfirma Simons aus Mechernich an.
Am Ortseingang wurde der Bischof kurz vor 19:00 Uhr von der Dorfjugend mit buntgeschmückten Fahrrädern abgeholt. Pfarrer Stanislaw Sobieszczyk hieß den Gast willkommen. Nach den Weihehandlungen sowie dem Einbringen der Reliquien der Heiligen Blandina und des Heiligen Virikundus in den Altartisch feierte der Bischof mit der Gemeinde das heilige Opfermahl. Am nächsten Tag weilte der Bischof zur Firmung in Vussem. 97)

1967

Mit Einstellung der landwirtschaftlichen Tätigkeit des Nebenerwerbslandwirtes Josef Velser kam auch das Ende für das letzte örtliche Kuhgespann. Über Jahrhunderte haben Kühe neben Ochsen und Pferden die Zugdienste in der Landwirtschaft verrichtet. Besonders in den kleineren Betrieben, in denen die Haltung der eigentlichen Zugtiere wie Pferde oder Ochsen nicht möglich war, hatten Kühe eine Doppelfunktion zu erfüllen, nämlich Milchlieferant und Zugtier zu sein. Die verbliebenen Betriebe Franz Weiler, Richard Eversheim, Wilhelm Bertram, Christian Pütz und Friedrich Dreesen haben schon seit längerem auf Traktoren umgestellt. 75)

1968

4. Januar
Nach längerer Krankheit verstarb Karl Wirtz aus Vussem. Der Verstorbene war gebürtig aus Breitenbenden und mit Maria, geborene Schneider, verheiratet. Karl Wirtz war einer, der das Gemeinschafts- und Vereinsleben zwei Jahrzehnte lang nach dem II. Weltkrieg mit organisierte. So war er über Jahre hin Vorsitzender vom SV Vussem. Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass der Verein auch in den Jahren mit herrschendem Spielermangel weiterhin bestehen blieb. Mit ebenso großem Engagement war Karl Wirtz mehr als zehn Jahre lang Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr. Über mehrere Legislaturperioden gehörte der Verstorbene auch dem Gemeinderat an.75)

17. März
Nach intensiver Vorbereitung und eindringlichem Aufruf zur Wahlbeteiligung fanden die ersten Wahlen zu den Pfarrgemeinderäten statt. Der Pfarrgemeinderat ist der vom Bischof eingesetzte Pastoralrat und das vom Bischof anerkannte Organ des Laienapostolats der Gemeinde. In der Pfarrvikarie Vussem-Breitenbenden bildete sich der erste Pfarrgemeinderat aus folgenden Personen: Helmut Fischer, Ingrid Kolvenbach, Josef Wagner, Resel Schmidt, Josef Milde, Klara Mattern, Bernard Fuchs, Arnold Mies, Otto Dasburg, Anno Hein, Gertrud Vogelsberg und Pastor Stanislaw Sobieszczyk. Zum Vorsitzenden wählte man Herrn Helmut Fischer. 98)

25. August
Mit Beginn der Spielsaison 1968/1969 meldete der SV Vussem-Bergheim auch eine II. Fußball-Mannschaft. Im ersten Spiel der 3. Kreisklasse Staffel 2 besiegte sie die DJK Tondorf mit 2:0.
88)

Mit den tiefgreifenden Änderungen im Schulsystem wurden die bisherigen Volksschulen aufgelöst; an deren Stelle traten die zentralgelegenen Grund- und Hauptschulen. Für Vussemer Schüler bedeutete dieses der Schulbesuch in Mechernich.
In Vussem hatte eine Volksschule 108 Jahre Bestand gehabt, denn nach einer landrätlichen Verfügung vom Jahre 1858 hatte die Gemeinde eine Schule einzurichten. Der Unterricht begann im Jahre 1860 durch den ersten Lehrer Johann Kirfel. Der erste Schulraum befand sich im „Kolvenbachhaus“, heute Hein/ Mießeler. Mit Ausnahme der dreißiger Jahre sowie in den Jahren 1956 bis 1965 war der Schulbetrieb nur einklassig. Der Lehrer unterrichtete nicht selten bis zu 60 Schüler in einem Raum. Selbst mit dem Schulhaus in der Mühlengasse, heute Keilbergweg Nr. 8, konnten die räumlichen Verhältnisse nur unwesentlich verbessert werden. Immer wieder beklagten die Lehrer die räumliche Enge der Klassenzimmer, von den sanitären Einrichtungen ganz zu schweigen. Erst mit der Fertigstellung der neuen Schule im Jahre 1928 verfügte die Gemeinde auch über die geforderte Lehrerwohnung. Seit ihres Bestehens waren an der Volksschule mindestens 34 Lehrer und 5 Lehrerinnen tätig, hiervon ausgenommen die Lehrervertretungen. 75) 99)

Mit Unterstützung der Firma Otto Dörries erhielt die Freiwillige Feuerwehr ein Löschfahrzeug vom Typ LV8VP. Bisher verfügte die Wehr über eine Motorspritze TS8/8, die im TSA-Anhänger von einem Traktor gezogen werden mußte. 75)

Herrenhaus von „Neuhütte“ im Jahr 1968, abgerissen um 1970
(Foto: Werkfoto der Fa. Dörries)

Der Orden der Missionare vom Heiligsten-Herzen-Jesu schloss seine Niederlassung in Vussem. Die wenigen Patres und mit ihnen die letzten Primizianten hatten die Stätte, die dem Orden jahrzehntelang als Noviziat gedient hatte, verlassen. Nur Pater Sobieszczyk, der die Pfarrvikarie Vussem-Breitenbenden betreut, blieb noch mit einem Mitbruder und einer Schwester hier wohnen, bis für ihn eine Heimstatt gefunden wurde.
Im Jahr 1926 übernahm der Orden die ehemalige Villa des Fabrikanten Girards und richtete hier sein Noviziat ein. Mit Gründung der Genossenschaft vom Heiligsten-Herzen-Jesu im Jahr 1854 in Frankreich verschrieb sie sich zunächst der Verbreitung des Glaubens in der Heimat sowie der Jugenderziehung. Mit Ausdehnung des Ordens über Frankreich hinaus erhielt er Missionsaufträge in Übersee, wie zum Beispiel in Neuguinea, der Südsee, Australien, China und Südamerika. Somit begann in Vussem für viele Missionare die Fahrt in ihr Missionsland. Nach Ablegung der Reifeprüfung im Internat des Mutterhauses in Hiltrup kamen diejenigen, die sich für den Ordensberuf entschieden hatten, in das Noviziat nach Vussem. In Abgeschiedenheit und Stille hatten sich die Novizen zu prüfen und auf das Ordensleben vorzubereiten. Die Ausbildung lag in den Händen des Novizenmeisters (Superior), der das Ziel der Genossenschaft und das Leben in ihr aufzeigte. Als Ausgleich zu der geistigen Tätigkeit kam auch die körperliche Arbeit zu ihrem Recht. Während der Arbeitszeiten beschäftigten sich die Novizen mit Hausputz und Außenarbeiten im Garten, auf dem Klostergelände und in der klostereigenen Landwirtschaft. In fröhlicher Gemeinschaft entspannte man sich bei Sport und Musik (Chorgesang und gregorianischer Choral wurde besonders gepflegt).
Dreimal im Jahr senkte sich ein Tiefes Schweigen über das Noviziat: achttägige Exerzitien als Vorbereitungen auf die ersten zeitlichen Gelübde, die die Zeit der Vorbereitung und Prüfung beschlossen. Von nun an konnten sie sich Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu nennen. (M. S. C. = Missionari Sacratissimi Cordis). Als junge Kleriker verließen die Missionare Vussem und begannen ihr eigentliches Studium, das mit zwei Jahren Philosophie im Missionsseminar Freudenberg bei Kleve begann. Insgesamt besuchten 364 Studenten das Missionshaus in Vussem, um sich auf ihre Aufgabe als Priester vorzubereiten. „Nicht Nachwuchsmangel lässt die Ordensgemeinschaft das Haus auflösen, sondern die Erkenntnis, die das Konzil der Kirche vermittelte.
Der zukünftige Ordensbruder und Seelsorger soll nicht mehr in Weltabgeschiedenheit sondern im Kontakt mit den brennenden Problemen dieser Welt sich auf seinen Beruf vorbereiten“
. (So Pater Superior Jakob Christ im Kölner Stadtanzeiger vom 4./5. Mai 1968). Für die Kirchengemeinde Vussem-Breitenbenden ging mit dem Weggang der Missionare eine Ära zu Ende. Sehr aktiv hatte man seitens des Klosters in der Gemeinde gewirkt, sei es bei der Gestaltung der Gottesdienste, im musikalisch-kulturellen oder im menschlichen Bereich. Es war dies ein großer Verlust.100) 101)

1969

Januar
In dem Mehrfamilienhaus, der sogenannten Kaserne am Friedhofsweg, brach ein Brand aus. Die anrückenden Feuerwehren aus Vussem und Mechernich konnten das Feuer schnell löschen. Die Wohnungseinrichtung der Familie Franz Nießen war nicht mehr zu retten. Auch die Wohnung der Eheleute Matthias und Barbara Braun wurde durch Wasserschäden unbewohnbar. Beide Familien fanden in den Wohnungen der Schule Unterkunft. Nur die Wohnung der Eheleute Heinrich und Anna Hein blieb vom Feuer und Löschwasser unberührt. Das Anwesen gehörte ehemals Johann Diesternich, der es zum Anfang der zwanziger Jahre an die Fabrikantin Frau Girards verkaufte. Vielen Familien gab die „Kaserne“ Wohnung. Manch eine Vussemer Familie hat hier, wenn auch kurzzeitig, Unterkunft gefunden. Gegen Mitte der sechziger Jahre verkaufte die Familie Girards die „Kaserne“ an die Gemeinde. 102)

1. März
Die Eheleute Heinrich Hein und Anna, geborene Lennartz, feierten mit ihrer Familie und Bekannten das Fest der Goldenen Hochzeit. 85)

30. Juni
In der Gastwirtschaft „Zur Schneidmühle“ fand die letzte Gemeinderatsitzung der Gemeinde Vussem-Bergheim statt. Mit Wirkung vom 1. Juli 1969 wurde die erste Stufe der kommunalen Neugliederung wirksam. Die ehemals selbständigen Gemeinden Mechernich, Breitenbenden, Harzheim, Holzheim, Lorbach, Vussem-Bergheim, Berg, Bleibuir, Eicks, Floisdorf, Glehn, Hostel, Kallmuth und Weyer verloren durch Zusammenschluss zur Gemeinde Mechernich ihre kommunale Eigenständigkeit. Dem letzten Rat der Gemeinde Vussem-Bergheim gehörten an: Hubert Breuer als Vorsteher, Josef Bruns, Josef Hein und Johann Sistig aus Vussem, sowie Josef Heß, Peter Heß und Anton Vogelsberg aus Bergheim.
Über Jahrhunderte waren beide Orte verwaltungsmäßig miteinander verbunden. Spätestens ab der Mitte des 14. Jahrhunderts führten die Herren und späteren Grafen von Schleiden als Lehnsherren der Trierer Kurfürsten, die die Grundherrschaft besaßen, das Regiment.
Aufgrund von Erbauseinandersetzungen gelangten die Orte nach dem Jahre 1593 in die Hand des Grafen von Manderscheid – Blankenheim. Im Jahre 1609 belehnte der Kurfürst von Trier die miteinander verwandten Grafen von Manderscheid – Blankenheim – Gerolstein mit Vussem und Bergheim. Da die Gerolsteiner ihren Anteil zumeist an die Blankenheimer verpfändeten, so auch in den Jahren 1609, 1611 und 1615, wurden schließlich beide Dörfer im Jahr 1636 dem Haus Blankenheim ganz übertragen. Im Blankenheimer Grafschaftsverband bildete Vussem und Bergheim ein Gericht, das mit Personen beider Orte als Schöffen (Scheffen) besetzt war. Schöffenweistümer, Herrengedingsprotokolle, Abgabeverzeichnisse, Grenzbegänge und Verordnungen geben Auskunft über damalige Verhältnisse. Nach den Grenzbeschreibungen bildeten Vussem und Bergheim einen einheitlichen Gerichtsbezirk.
Nachdem der letzte Manderscheid – Blankenheimer Graf im Jahr 1780 verstarb, wollte Kurtrier die als Mannlehen geltenden Orte einziehen und dem Amt Hillesheim zuschlagen. Somit waren die Lehns- und Herrschaftsrechte in Vussem und Bergheim für längere Zeit zwischen Kurtrier und Blankenheimer Erben strittig. Letztendlich konnte sich die in Blankenheim regierende Gräfin von Sternberg in diesem Streit behaupten.
Während der Zeit der französischen Verwaltung von 1794 bis 1813/14, vor allem nach der Bildung der Mairien gegen Mitte des Jahres 1800, trat der Gemeindecharakter beider Ortschaften wieder deutlich hervor, indem der Maire der Mairie Vussem beide Bezirke als „communes“ bezeichnete. Mit Beginn der preußischen Verwaltung im Jahre 1816 erschienen die Gemarkungen beider Siedlungen als Gebiet einer einheitlichen Gemeinde, nämlich als das der Gemeinde Vussem-Bergheim. Obwohl sich in den Jahren 1906/1907 in Bergheim der Wunsch auf Eigen- und Selbständigkeit regte, hatte die Gemeinde Vussem-Bergheim bis zum 30. Juni 1969 Bestand. 18) 103)

Anmerkung: Mit der vorstehenden Ausführung sollte ein knapper Überblick über die Zusammenhänge der Dörfer Vussem und Bergheim gegeben werden. Die bisher in Einsicht genommenen Archivakten, die im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und dem Staatsarchiv Koblenz verwahrt werden, bedürfen noch einer vollständigen Auswertung. Das Ergebnis würde in seiner Fülle sicherlich den Rahmen dieser Chronik sprengen.

22. Juli
Vussem schaffte den Aufstieg zur 1. Fußballkreisklasse durch einen 2:1 Sieg gegen Olef.
Mit Abschluß der Fußballsaison 1968/1969 belegte der SV Vussem-Bergheim in der 2. Kreisklasse, Staffel 2, hinter dem FC Oberahr den zweiten Platz. Um nun in die erste Kreisklasse aufsteigen zu können, musste der SV in einem Aufstiegsspiel gegen den FC Olef II, dem zweiten der 2. Kreisklasse, Staffel 1, antreten.
Von dem Aufstiegsspiel berichtete die Kölnische Rundschau vom Montag den 23. Juli unter anderem wie folgt:
„Man glaubte sich fast in ein Aufstiegsspiel zur Bundesliga versetzt – ein solches Gedränge herrschte auf den schmalen Parkplätzen vor dem Keldenicher Gelände. Dabei war der Vussemer Anhang bei weitem in der Überzahl, und Prunkstück der Vussemer war ein kleiner Ziegenbock, natürlich in den Vussemer Nationalfarben schwarzgelb! Ob dieser Geißbock nicht das Geheimnis des Erfolges der Vussem/ Bergheimer Mannschaft war?
Schon nach drei Minuten ging Vussem durch Mittelstürmer Höller in Führung, der einen schlecht plazierten Kopfball von Ranglack mit der Brust aufnahm, noch ein paar Schritte lief und dann unhaltbar für Torwart Gehlen einschoß.
Bei beiden Mannschaften machte sich zunächst starke Nervosität bemerkbar, doch nach etwa 10 Minuten erzwang dann Olef ein ausgeglichenes Feldspiel. Wolter versuchte es mit Weitschüssen, doch kam er damit nicht durch. Dann hatte Mach eine Lücke in der Vussemer Abwehr erspäht, umspielte einen Verteidiger und schoß flach ins rechte Eck ein. Bis zur Halbzeit sah man dann noch ein verteiltes Feldspiel mit verschiedenen Chancen auf beiden Seiten, doch für die zweite Halbzeit erwartete man dann endlich die Olefer Überlegenheit.
Es kam aber dann ganz anders: Nach Wiederbeginn baute Olef ziemlich stark ab, so daß Vussem jetzt dank der besseren Kondition das Spiel in der Hand hatte und zeitweise die Olefer Abwehr mächtig unter Druck setzte. Der Vussemer Linksaußen Stark war der beste Spieler auf dem Platz und versetzte die Olefer Abwehr immer wieder. Dann aber hatten die Olefer eine Chance, die ihnen eigentlich ungewollt der Schiedsrichter verdarb: Wolter schoß einen direkten Freistoß an der Mauer vorbei ein, doch hatte der Schiedsrichter Zehntelsekunden vorher gepfiffen, weil die Vussemer Abwehrmauer nicht stehengeblieben war. Pech für Olef, daß dann aus der Wiederholung nichts wurde. Dann war aber Vussem wieder an der Reihe, und die Vussemer Anhänger jubelten schon „Tor“, als ein Schuß von Steffens von der unteren Seite der Querlatte wieder ins Feld zurücksprang. Im Olefer Strafraum spielten sich jetzt tolle Situationen ab, die Führung der Vussemer war nur noch eine Frage der Zeit. Das 2:1 erzielte dann wiederum der bärtige Mittelstürmer Höller, der in rechter Position eine flache Bombe losließ, die Gehlen nur noch aus dem Tor fischen konnte. Jetzt wurde Olef noch einmal wach und erzielte nacheinander mehrere Eckbälle, doch die Vussemer Abwehr übertraf sich selbst, allen voran der blonde Mittelläufer. Die Vussemer Mannschaft zeigte einen ungeheuren Einsatz, und wer geglaubt hatte, daß die Olefer Technik die Vussemer einfach erdrücken würde, der sah sich überrascht. Vussem konnte auch technisch gesehen durchaus gefallen und war auf verschiedenen Posten ausgezeichnet besetzt.
In der zweiten Halbzeit liefen die meisten Angriffe immer wieder über die linke Seite, und vielleicht wäre Vussem noch erfolgreicher gewesen, wenn man Linksaußen Stark in die Mitte genommen hätte. Allerdings war die Olefer Abwehr das ganze Spiel über ziemlich unsicher, und das beeinträchtigte schließlich auch die Leistungen des Sturmes, der längst nicht so viele Torgelegenheiten herausholte wie der Vussemer Angriff. In den letzten fünf Minuten bäumte sich Olef dann noch einmal auf und bestürmte das Vussemer Gehäuse, doch Tore fielen keine mehr.“

Nach dem Spiel kannte die Freude der überglücklichen Vussem/Bergheimer keine Grenzen; auch die „R“ schließt sich den Gratulanten mit einem herzlichen Glückwunsch zu diesem verdienten Sieg und dem damit verbundenen Aufstieg an.
Vussem/Bergheim: Schoder, Schulz, Bertram, Schröteler, Wolfgarten, Arthur, Furtmeier, Höller, Breuer, Stark, Steffens. – Olef II: Gehlen, Breuer, Ranglack, Käsbach, Mach, Wolter, R. Gehlen, Heuer, F. Heuer, Gobin.
Anmerkung: Der Ziegenbock, der ein gelbes Trikot mit schwarzen Streifen trug, war von Johann Kolvenbach. Bei dem blonden Mittelläufer handelte es sich um Michael Schröteler.

Nachdem die Voith-Gruppe, mit Sitz in Heidenheim, im Jahr 1966 zu 50% Teilhaber der Firma Otto Dörries geworden war, erwarb sie jetzt die restlichen 50% Anteile des Kapitals der ortsansässigen Maschinenfabrik und Eisengießerei. 22)

1970

17. Juni
Im Zuge der Zeit kam es im Kreis Schleiden zu Fusionen von Sportvereinen. Da man in Vussem glaubte, mit eigenen Kräften den künftigen Leistungsansprüchen im Fußball nicht mehr genügen zu können, kam es zur Fusion mit der um eine Klasse tiefer spielenden T.u.S. Eiserfey. Die Gründungsversammlung der Turn- und Sportvereinigung T.S.V. Feytal mit den Farben blau/gelb fand in Eiserfey im Saale der Gastwirtschaft Geschwister Esser statt. 75)

15. Juli
Im Alter von 73 Jahren verstarb der erste Nachkriegs-Gemeindebürgermeister Albert Hein. Der Verstorbene wurde in Vussem geboren und war mit Katharina, geborene Wirtz, verheiratet. Der über Jahre im Gemeinderat tätige Albert Hein war auch langjähriges Mitglied des Gemeinderat tätige Albert Hein war auch langjähriges Mitglied des Männergesangvereins und zählte zu den Gründern des Sportvereins und der Feuerwehr. Noch als Rentner versah Albert Hein am Vussemer Lehrschwimmbecken den Dienst eines Bademeisters. 75)

Juli
Der Sportverein Vussem feierte sein fünfzigjähriges Bestehen mit einem Festkommers, Tanzveranstaltungen sowie einem Fußballturnier. Die Feiern zogen sich über zwei Wochen hin. Ehrenpräsident Hubert Thomae konnte eine stattliche Zahl von Gästen und Ehrengästen begrüßen. Leider waren von den vielen noch lebenden Gründungsmitgliedern nur drei zugegen.
Aus der Hand von Josef Bruns erhielten die drei anwesenden Vereinsgründer Franz Klinkhammer, Heinrich Hein und Hubert Kuck die Ehrennadel des Vereins. Die Festrede hielt der Kassenwart Matthias Bertram. Er sagte:
„Der Verein habe schöne Zeiten erlebt und besondere Höhepunkte zu verzeichnen. Aber auch schwierige Zeiten habe der Verein überwinden müssen.“
Der 1. Vorsitzende im Jahre 1920 war Albert Hein, der von Deutz 05 zum SV Vussem kam. Er baute den SV Vussem mit einigen weiteren Sportfreunden auf. Bertram erinnerte auch noch daran, dass damals zu Beginn der Spieltätigkeit nur einfache Arbeitsschuhe getragen wurden. Richtige Fußballerschuhe habe damals niemand gekannt. So mussten auch die ersten Spiele mit Gegnern aus anderen Kreisen ausgetragen werden, da es im Kreis Schleiden nur wenige Klubs gab. So fuhren die Vussemer Sportler in der Anfangszeit in den Kölner Raum, um ihre Spiele austragen zu können.
Auch ein Sportplatz, wie man ihn heute in Vussem kennt, gab es zunächst nicht. Vor einer Ginsterlandschaft mußten die Spiele ausgetragen werden. Als vor vielen Jahren einmal gegen TuS Mechernich gespielt wurde und dieses Spiel mit einem Sieg endete, war in Vussem regelrechte Kirmesstimmung.
Bereits am 4.Juli begann das Sportfest, das bis zum 19. Juli dauerte. Mit gutem Fußball wurde erstmals der von Helmut Fischer (Allianz-Generalagentur) gestiftete Wanderpokal ausgespielt, den der SV Nöthen gewann. 75) 104)

Daten zum SV Vussem-Bergheim im Jubiläumsjahr

Seniorenmannschaften (1. und 3. Kreisklasse) 2
Jugendmannschaft (Sonderstaffel) 1
11er Schülermannschaft 1
7er Schülermannschaft 1
Alte-Herrenmannschaft 1

Mitglieder
Aktive Mitglieder insgesamt: 77
davon Seniorenspieler: 38
Jugendspieler: 15
Schülerspieler: 24
Vorstandsmitglieder: 7
Schiedsrichter: 6
Kreisschiedsrichterobmann: 1
Übungsleiter: 1
Inaktive Mitglieder: 36
Ehrenmitglieder: 1
Die Mitgliederzahl des Vereins betrug insgesamt 129.
105)


September
Die in der Mühlengasse, heute Keilbergweg, auf dem Grundstück des Josef Esser stehende Esche, der sogenannte „Wellebohm“, wurde gefällt. Einer glaubwürdigen Mitteilung zufolge schätzte man das Alter des Baumes auf circa 200 Jahre, denn es konnten gut 150 Jahresringe gezählt werden. Ob der Name „Wellebohm“ von den hier abgestellten landwirtschaftlichen Geräte, besonders den Wellen, herrührte, lässt sich nur vermuten. Der „Wellebohm“ war ein beliebter Treff- und Tummelplatz der Vussemer Jugend. 106)

Eine am Friedhof errichtete Leichenhalle konnte ihrer Bestimmung übergeben werden. Die bis zur Beerdigung oftmals nicht unproblematische Verwahrung der Toten im Sterbehause sowie die dortige Aufbahrung am Beerdigungstag fand ihr Ende. Bislang wurden die Verstorbenen vom Sterbehaus aus im Leichenzug zum Friedhof getragen beziehungsweise in den letzten Jahren mit dem Leichenwagen dorthin gefahren. 11)

Das statistische Landesamt gab für Vussem mit Neuhütte und Schneidmühle folgende Daten bekannt:

Privathaushalte 120
Einwohner 372
Weiblich 197
unter 15 Jahre 100
15 bis 65 Jahr 235
über 65 Jahre 37
katholisch 351
evangelisch 18

Erwerbstätige, insgesamt 126
davon weiblich 25
Erwerbsquote 33,9%

tätig im Wirtschaftsbereich Land und Forst 6
produzierendes Gewerbe 76
Handel und Verkehr 16
Sonstige 28

Stellung im Beruf

selbständige und mitarbeitende Familienangehörige 12
Abhängige 114

Chronik 1951 – 1960

1951

7. Januar
Die Schuljugend hatte die Vussemer Bevölkerung zu einem Theaterabend in den Pfarrsaal eingeladen. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Frisch und frei spielte die Jugend zur Freude aller. Das Stück: „Weihnachten in der Pecherhütte“ nach einer Erzählung von Peter Rosegger, rief zur praktischen Nächstenliebe auf, während das zweite Spiel, „Die Schatzgräber“ von Herbert Rost, lustiger Art war. Die langwierige Einstudierung der beiden Aufführungen hatte Lehrer Thomae übernommen. Die Jugend erntete für ihre Darbietungen herzlichen Beifall. 13)

22. Januar
Im Alter von 35 Jahren verunglückte bei der Gewerkschaft Mechernicher Werke (Bleibergwerk) Johann Gülden tödlich. Der Verunglückte war unverheiratet und erst vor knapp drei Jahren aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt. 14)

14. März
Auch bei uns bebte die Erde. In der Nähe von Euskirchen im Rheinland lag das Epizentrum des Erdbebens mit einer Magnitude von 5,8, das in der Umgebung des Zentrum Millionenschäden verursacht. Das Beben wurde von allen Erdbebenwarten im Bundesgebiet registriert und als stärkstes seit langer Zeit bezeichnet. Elf Menschen werden verletzt. Im Kerngebiet des Bebens in der südlichen Eifel stürzten durch die Erschütterung mehrere Schornsteine ein. Auswirkungen waren in ganz Westdeutschland, dem Saargebiet, Belgien, Luxemburg und Holland in der Zeit von 10:46 bis 10:55 Uhr von kurzen Erdstößen zu spüren.
Starke Schäden gab es auch in Vussem. Die Kinder saßen in der Schule, als das Beben unseren Ort erreichte. Das Schulhaus wankte und krachte und drohte einzustürzen.
Nach dem Beben zeigten sich größere Schäden auf der I. Etage sowie den Mansarden. Größere Schäden verursachten eingestürzte Schornsteine an den Wohnhäusern im Ort. Viele Dachziegel mussten ersetzt werden. 13)

18. März
Am Palmsonntag war die kirchliche Entlassungsfeier für 14 Volksschüler aus dem Rektorat.
Aus Vussem waren es:
Roswitha Helbig,
Hedwig Dreesen,
Barbara Esser,
Sophie Bertram,
Margarethe Kuck,
Willi Klinkhammer,
Arnold Wielspütz.
Aus Breitenbenden waren es:
Anneliese Müller,
Cilly Fischer,
Maria Kaltwasser,
Gertrud Sistig,
Resi Cremer, (Rinnen)
Johann Leyendecker,
Helmut Mahlberg, (Köln). 14)

12. August
Am Sonntagabend verunglückte gegen 21:00 Uhr auf der Gewerkschaft Mechernicher Werke (Bleibergwerk) Arnold Dreesen unter Tage, auf der 3. Sohle, tödlich. Seit 1928 war er als Hauer im Bergwerk tätig gewesen. Der Verunglückte hinterließ die Ehefrau und drei Töchter. 14)

1952

3. Februar
Der wiederbelebte Männergesangverein 1892 stellte sich in einem Gemeinschaftskonzert mit dem M.G.V. Cäcilia Weyer erstmals in Vussem der Öffentlichkeit vor. 67)

26. März
In der Volksschule war Entlassungsfeier für folgende Schüler:
Agnes Gülden,
Hilde Kaltwasser,
Richard Thomae,
Albert Hein. 13)

2./ 3. August
Der Männergesangverein feierte sein 60-jähriges Bestehen mit einem Konzert und einem Sängerfest. Das Konzert gestaltete der MGV in Verbindung mit dem 30 Mann starken Blasorchester aus Essen-Altendorf sowie dem Bas-Buffo Hermann Lümmer von der Dortmunder Staatsoper. Im vollbesetzten Saale Schneider bot sich dem Zuhörer ein abwechslungsreiches Programm, das mit der „Festmusik“ von Wagner begann. Hermann Lümmer sang eine Arie aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“. „Frühling in der Toskana“ und der Marsch „Kameradentreue“ waren bejubelte Vorträge des Altendorfer Blasorchesters. Der MGV, unter der Leitung des Dirigenten Josef Luxen, einem Sohn des Gründers des Altendorfer Blasorchesters, sang Chöre aus der „Zauberflöte“ und den „Schwur am Rhein“. Der I. Vorsitzende Josef Hein gedachte in seiner Ansprache auch der Verdiensten der alten Mitglieder, die als Jubilare ausgezeichnet wurden. Auf eine 50jährige Mitgliedschaft blickten Hubert Gülden, Hubert Schmidt und Johann Sistig zurück. Seit 30 Jahren gehörte Fritz Dreesen dem Verein an. Ebenso bekam Alexander Wielspütz vom Vorsitzenden des Sängerkreises, Max Ulrich aus Sötenich, eine Urkunde für seine 25-jährige Mitgliedschaft. Im festlich geschmückten Saale hingen an der Stirnwand die golden leuchtende Jubiläumszahl und eine Lyra.
Mehr als 5000 kleine Papierrosen hatten die Mädchen des Dorfes in den erwähnten Saalschmuck geflochten. Als Beauftragter des Festausschusses ergriff Fabrikant Peter Girards das Wort.
„Der Schöpfer hat uns ein Organ zur Verständigung gegeben, beim Gesang erfüllt es seinen Zweck auf die schönste Art“.
Ein festlicher Akt ging vonstatten, als zwei Mädchen des Dorfes eine von den Frauen gestiftete Schleife an die Vereinsfahne hefteten. Der Abend endete mit dem „Triumpfmarsch“ aus Verdis Oper „Aida“, den das Blasorchester unter Leitung von Josef Reuber darbot. Der nächste Tag hielt Einzug mit herrlichen Sonnenschein. Um 10:00 Uhr begann das Hochamt, das Kaplan Johann Bertram, ein Sohn des Dorfes, zelebrierte. Mit dem Empfang der auswärtigen Vereine begann das
eigentliche Sängerfest. Als Gastvereine waren vertreten die Chöre aus Eiserfey, Weyer, Kalenberg, Gemünd, Mechernich, Zülpich-Hoven, Satzvey, Sötenich und Breitenbenden. Rund 400 Sänger, angeführt vom Altendorfer Blasorchester, machten einen Zug durch den festlich geschmückten Ort. Nach dem Festzug versammelten sich die Sänger und die vielen Gäste auf der Konzertwiese von Fräulein Donner, wo jeder Chor zwei Vorträge darbot. Ein klarer, kräftiger Gesang ließ die Zuhörer auf ihre Kosten kommen. Nach dem Konzert erfreute sich noch jung und alt auf dem Tanzboden, wo bei fröhlicher Stimmung das 60-jährige Vereinsjubiläum endete. 67)

5. Oktober
Die Ortsbevölkerung baute den Gefallenen ein würdiges Ehrenmal. Nur unter großen Opfern und Mühen, die aber jeder trug, konnte das Werk vollendet werden. Schon im Krieg war gespart worden, und ein ansehnlicher Betrag war bereits vorhanden, als 1948 die Währungsreform diese Summe zu einem unbedeutenden Betrag zusammenschrumpfen ließ.
Pater Ratte, der Pfarrrektor, sprach die Weihe- und Segensgebete am Denkmal. Dann fiel das blaue Tuch und das Denkmal war enthüllt.
Die Bergkapelle aus Mechernich, der Männergesangverein sowie der Kirchenchor umrahmten mit ihren Vorträgen die Feierstunde. Ein Schulkind trug ein Gedicht vor.
An der Planung und Ausführung des Ehrenmales waren beteiligt der Architekt Geyer aus Mechernich sowie das Bauunternehmen Firma Gebrüder Dederich aus Breitenbenden und die Vussemer Männer. Das Eiserne Kreuz fertigte die Firma Girards an. 13)

Aus der Privatsammlung von einer Frau Hein, wohnhaft in Kommern, früher in der Kaserne in Vussem, die ihren Nachlass aufgeräumt hat, stammen folgende Bilder dazu:

August 1952
September 1952
Kirmes 1952
Am Morgen vor der Einweihung
Oktober 1952
Vor der Ehrenmalenthüllung Oktober 1952
Zur Einweihung des Ehrenmals im Oktober 1952
Aus der Eifeler Volkszeitung
Segnung des Mahnmals durch Pater Ratte!
Nach der Einweihung November 1952

und ein paar Impressionen über Kinder und Menschen im Jahre 1952:

Angelika und Manfred (Hein) 1952

Türklopfer in Bad Münstereifel November 1952

9. November
Die Wahlbeteiligung für die Gemeinderatswahl war mit etwa 86% besonders hoch. Die Parteien CDU, SPD und FDP stellten ihre Kandidaten auf.

In den Gemeinderat wurden gewählt:
Hubert Breuer CDU, Josef Hein CDU, Albert Hein CDU, Fritz Dreesen CDU, Peter Girards FDP und Franz Schneider FDP, alle aus Vussem,
sowie
Heinrich Raetz CDU, Nikolaus Urfell SPD, Josef Heß FDP und Anton Fünfzig junior FDP, alle aus Bergheim.
Wenige Tage später wählte der Rat Hubert Breuer zum Bürgermeister. 13)

12. November
An den Folgen einer schweren Verwundung aus dem I. Weltkrieg verstarb der Lehrer Hermann Soutschka. Der Verstorbene war nahezu 40 Jahre an der Schule in Bergheim tätig. In den Jahren des II. Weltkrieges wurde Lehrer Soutschka des Öfteren als Vertreter an der hiesigen Schule eingesetzt. 13)

1953

31. Januar / 1. Februar
Schneesturm über Westdeutschland
In der Nacht brach, besonders über der Eifel, ein Schneesturm los, wie ihn die Bewohner noch selten erlebt hatten. Viele Dörfer waren vom Verkehr abgeschnitten. Für mehrere Tage mussten die Postwagen ihren Betrieb einstellen. Auf der Eisenbahnstrecke Köln – Trier trafen die Züge mit acht Stunden Verspätung ein. Die Ortsbewohner wurden zum Schneeschaufeln aufgerufen. Die Straße von Vussem nach Mechernich war schnell für den Verkehr frei. Unsere Nachbarorte mussten mehrere Tage warten, ehe ein Auto das Dorf erreichte. 13)

26. März
Aus der Volksschule wurden entlassen:
Ilse Wolfgarten,
Bebby Kaltwasser,
Willi Bertram,
Michael Wielspütz,
Peter Velser. 13)

9./10. Mai
Der Männergesangverein machte einen Ausflug nach Essen, der nicht ohne Komplikationen verlief. Im Vereinsbuch schrieb der Schriftführer Franz-Josef Linden folgenden Bericht nieder:
„Wie schon auf unserer Generalversammlung geplant wurde, so fand unser diesjähriger Ausflug auf Einladung des Essen-Altendorfer Blasorchesters nach Essen statt. Bei schönem Maiwetter traf sich unser Gesangverein am Samstag, dem 9. Mai, in der Gastwirtschaft von Fräulein Donner, um sich für die Fahrt nach der Metropole des Ruhrgebietes fertig zu machen. Fast alle Mitglieder und verschiedene Frauen und Freundinnen einzelner Sänger nahmen an dem Ausflug teil. Nach einigen frohen Liedern, die zum Abschied in der Gastwirtschaft Donner gesungen wurden, traf mit Verspätung der Omnibus von Johann Schneider ein. Mit viel Freude und guter Stimmung, im wesentlichen schon durch Feuerwasser gesteigert, ging die Fahrt mit frohen Klängen bis Essen durch. Endlich, nach einigem Umherirren durch Essen, fuhren wir zum Vereinslokal des Essen-Altendorfer Blasorchesters. Dort angelangt, wurden wir mit einem Musikstück und einer Ansprache des Vorsitzenden auf das herzlichste empfangen. Ehrenpräsident Johann Sistig dankte für die feierliche Begrüßung und verlieh der Hoffnung Ausdruck, daß die Freundschaft zwischen dem Orchester und unserem Gesangverein noch enger würde. Nun nahmen in enger Gemeinschaft einige frohe Stunden des Beisammenseins ihren Anfang. Es wurde viel erzählt und noch mehr getrunken, so daß die Gemüter bald ins Wanken kamen. Spät in der Nacht gelangten wir in unsere Quartiere, die von Freunden des Orchesters bereitgestellt waren. Am Sonntag, den 10. Mai, trafen wir uns wieder bei einer Kirche, um dort gemeinsam die heilige Messe zu hören. Nach der Messe stand eine Besichtigung des Essener Industriezentrums auf dem Programm, wobei wir unser interessantestes Erlebnis des Ausflugs zu verzeichnen hatten. Bei der Besichtigung des Kruppschen Geländes, was noch teilweise stark zerstört war, tauchte plötzlich ein Funkstreifenwagen der Polizei vor uns auf, der uns nicht mehr aus dem Auge lies. Wenig später erschien der zweite Wagen und ihnen folgten noch mehrere, die uns ständig umkreisten. In der Erwartung, hier ein schönes Erlebnis zu haben, ließen wir alles gewähren und sahen mit Spannung dem Treiben der Polizei zu. Jedoch gelangte die spannende Affäre bald auf ihren Höhepunkt und die Bombe kam zum platzen. Unmittelbar vor dem Stadtzentrum, als unser Zug in einer Anzahl von 60 bis 70 Essener und Vussemer durch eine Gasse zog, wurden wir plötzlich von Polizeisirenen, Autos, Motorrädern und Mannschaften der Polizei auseinandergesprengt und einige von uns wurden gleich am Kragen gefaßt, als man nach ihren Papieren verlangte. Der ganze Überfall wurde sehr bald geklärt. Die Polizei von Essen hatte höchste Alarmbereitschaft und mußte jede Massenansammlung auf das schärfste kontrollieren. Genau an dem Tage, wo wir in Essen waren, sollten dort kommunistische Demonstrationen stattfinden, und das mußte vermieden werden. Weil wir für eine derartige Gruppe gehalten wurden, war der Angriff auf uns vorgenommen worden. Als die Herren von der Staatsgewalt doch bald wußten, daß wir harmlose Sänger waren, ließ man uns in Frieden ziehen. Durch Rundfunk und Presse wurde der Fehlgriff der Polizei noch interessant und aktuell kommentiert. Nach einem kurzen Rundgang durch Essens Altstadt und einem knappen Frühschoppen gelangten wir wieder zum Vereinslokal des Orchesters zurück, dort wartete ein vom Orchester gestiftetes Mittagessen auf uns. Am Nachmittag fuhr unser Gesangverein, begleitet von einigen Essenern, zum Baldeney See, wo wir eine herrliche Bootsfahrt unternahmen. Als wir dort unsere Besichtigung beendet hatten, fuhren wir zum wohlbekannten Grugapark, wo die Mitglieder des Orchesters mit ihren Angehörigen auf uns warteten. Nun sahen wir Essens schönstes Fleckchen Erde. Alle waren wir angenehm überrascht, als wir soviel Blumenpracht sahen. Wir hatten uns unter Essen eine Stadt der Fabriken und Schlote vorgestellt und waren sehr erstaunt über die schönen und unvergeßlichen Naturdenkmäler. Gegen Abend fuhren wir wieder zum Lokal zurück, wo wir einen würdigen Abschluß unseres Ausflugs feierten. Gegen 23 Uhr mußten wir Essen und somit unsere Freunde in einer feuchtfröhlichen Stimmung verlassen. Unterwegs kehrten wir noch auf einen kurzen Trunk in Köln ein, und zum Schluß gelangten wir schlafend im Heimathafen ein.“ 67)

9. Juli
Lehrer Bleffert aus Breitenbenden übernahm die musikalische Leitung des Kirchenchores. Josef Luxen, der dem Verein etwa drei Jahre als Dirigent vorstand, verzog aufgrund der Entlassungen bei der Firma Girards nach Essen, wo er neue Arbeit fand. 13)

27. September
Die Genossenschaft der Missionare vom Heiligsten-Herzen-Jesu entsendet Schwester Chlodilde (Therese Wagner), Tochter der Eheleute Johann Wagner und Josefa, geborene Ley, in die afrika-nische Mission. 14)

1954

März
Was man befürchtete, trat ein. Die ortsansässige Bohrmaschinenfabrik, Firma Girards, entließ aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten bis auf zwanzig Mann alle Beschäftigten. Einige hatten schon in Köln und anderswo neue Arbeit gefunden und den Ort verlassen. 13)

16. März
In Vussem und in den Nachbarorten atmete man auf. Die Werkzeug- und Papiermaschinenfabrik O. Dörries aus Düren kaufte die Firma Girards. Viele der von Girards entlassenen Arbeiter stellte die Firma Dörries wieder ein. 13)

27. März
Folgende Schüler erhielten ihre Volksschul-Entlassungszeugnisse:
Anita Dreesen,
Brigitte Fickert,
Ilona Helbig,
Rosmarie Höller,
Brunhilde Frings,
Marlene Gülden,
Irmgard Schröder,
Ferdi Gülden,
Willi Velser. 13)

Nach dem Abschluß der landwirtschaftlichen Neuordnung (Zusammenlegung) in der Gemarkung
Vussem konnten im Herbst die neuen Parzellen in Nutzung genommen werden.

Dezember
Die neue Dorfstraße konnte ihrer Bestimmung übergeben werden. Das ganze Dorf war glücklich über die Fertigstellung der von Grund auf erneuerten und erstmals mit einer Teerdecke überzogenen Hauptstraße. Von der Straßenbaufirma Falter aus Schmidt erfolgte gleichzeitig die Verlegung der Kanalisation. Dabei verrohrte man auch das von der „Stöck“ herkommende Bächlein, das bislang an der linken Straßenseite der früheren „Katzejass“ entlang floß. 67)

Mit dem Umzug der Posthalterin Luise Kolvenbach, geborene Wielspütz, aus der Mühlengasse in das Unterdorf (heute Trierer Straße 44), wurde auch die Poststelle dorthin verlegt. 38)

In Vussem konnte erstmals ferngesehen werden. Die Gastwirtin Anna Donner ließ in der Gaststätte „Zur Schneidmühle“ ein Fernsehgerät aufstellen. Somit konnten viele das herausragende Ereignis des Jahres, die Fußballweltmeisterschaft, am Bildschirm mit verfolgen. 74)

1955

26. März
Folgende zwei Mädchen und drei Jungen erhielten die Entlassungszeugnisse der Volksschule.
Es waren:
Marianne Wollenweber,
Luzia Gülden,
Rudi Schattens,
Willibert Dreesen,
Helmut Weiler. 13)

19. Mai
Pater Friedrich Ratte, Missionar vom Heiligsten Herzen Jesu, der die Rektorstelle in Vussem-Breitenbenden seit vier Jahren versah, wurde überraschend von seinem Orden abberufen. Man übertrug ihm die Seelsorge in einem Krankenhaus in Arnsberg in Westfalen. Mit bewegten Worten nahm er am Himmelfahrtstage Abschied von der Gemeinde. Als Nachfolge in der Seelsorge trat Pater Wesselmann, der viele Jahre in China als Missionar tätig war, seinen Dienst an. 14)

10. November
Eine für Martinswecken durchgeführte Sammlung erbrachte 85 Pfund Mehl, 23 Pfund Zucker, 1/2 Pfund Fett, und 16 Liter Milch.
Somit konnten die Wecken wieder einmal beim Bäckermeister Johann Sistig in Roggendorf in Auftrag gegeben werden. Das Abbrennen des Martinsfeuer geschah wie in den letzten Jahren rechts oberhalb des Kriegerdenkmals. Wie schon im Jahr zuvor überraschte Herr Steinhaus (Jagdpächter) alle Schulkinder mit einer wirklich gut gefüllten Martinstüte. 13)

Bei Außerachtlassung des Traktors vom Landwirt R. Dardenne (ehemals Pächter der Landwirtschaft F. Schneider) und des Kettenfahrzeuges von Josef und Jean Schneider, hielten die ersten Traktoren ihren Einzug in die Vussemer Landwirtschaft. Franz Weiler kaufte einen 17 PS Fahr, Wilhelm Bertram einen 20 PS Lanz und Peter Wielspütz einen 11 PS Deutz. 68)

Da sich spätestens nach dem Kriege viele der örtlichen Mühlenbetriebe nicht mehr rentierten, und der letzte Vussemer Mühleneigentümer Franz Weiler die Wasserrechte verkaufte, kam das endgültige Ende für die Vussemer Getreidemühle. Über 300 Jahre war die einstige Bannmühle des Gerichtes Vussem-Bergheim in Betrieb. Wann die Mühle ihren Betrieb aufnahm, konnte bislang nicht exakt ermittelt werden. Laut dem Vussem-Bergheimer
Mühlen- und Schöffenweistum waren die Bewohner beider Orte 1597 noch gezwungen, in der Mühle in Eiserfey mahlen zu lassen.
Erste spärliche Hinweise über die Existenz einer Mahlmühle verlegen den Bauzeitraum in die Anfangsjahre des 17. Jahrhunderts. Der vor Jahren ausgewechselte Türbalken der Eingangstür zur Mühle soll die Jahreszahl 1604 getragen haben. Genauere Angaben zur Mühle und der zugehörigen Landwirtschaft sind den Pachtverträgen aus den Jahren 1640, 1721 und 1733 zu entnehmen. Demnach gehörten im Jahre 1640 zur Mühle weiterhin ein Haus mit Hof, Stallung, Scheune, Garten und noch etwa 6 Hektar Land. In den Pachtverträgen, in denen der Graf von Manderscheid-Blankenheim als Verpächter auftrat, wurde die Mühle mit der Landwirtschaft (unter Hinweis auf ihre Verpflichtungen zum gräflichen Haus in Blankenheim) auf 12, beziehungsweise 24 Jahre verpachtet. Im Jahre 1704 errichtete der namentlich unbekannte Müller das heute noch stehende Wohnhaus. Der Haustürbalken trägt folgende Inschrift:

„Anno 1704 den 27. Majus hat der Müller zu Vossem und seine Hausfrau Elsabeth dies Haus auf-richten lassen.“

Namentlich bekannte Mühlenpächter waren:
1640 Adrian Müller
1721 Nicolaus Simon mit Ehefrau Christina Schlemmer
1733 Jakob Ross mit Ehefrau Christina Schlemmer.

Mit dem Einmarsch der Franzosen im Jahre 1794 und dem Ende der Feudalherrschaft gelangten die Mühlen in Privatbesitz. Ob die bekannten Mühlenbetreiber Felser und später Kreuser damals auch Eigentümer waren, ist nicht bekannt. Im Jahre 1855 erfuhr die Mühle wohl eine Erweiterung. Nach dem Amtsblatt der Königlichen Bezirksregierung in Aachen hatte der Mühlenbesitzer Mathias Schmitz die Absicht, die Mühle um einen Mahlgang zu erweitern und das Wasserrad zu verlegen. Etwa ab dem Jahre 1870 hieß der Müller Nikolaus Dillenburg, gebürtig aus Rüth bei Krekel. Der Sohn Karl, verheiratet mit Maria Josefa, geborene Rutt, führte den Betrieb bis zu seinem Tode im Jahre 1915. Durch die Wiederverheiratung der Witwe Dillenburg mit Franz Weiler aus Glehn gelangte die Mahlmühle in den Besitz der Gebrüder Franz und Engelbert Weiler. Von den Gebrüdern beziehungsweise Engelbert Weiler ging die Mühle, die über zwei Mahlgänge verfügte und der eine Landwirtschaft anhing, an den letzten Besitzer Franz Weiler über. Der eigentlich letzte Müller war aber dessen Ehefrau Maria, die die Mühle trotz der Notjahre des II. Weltkrieges führte. 69) 70) 71) 72)

1956

29. Januar
In der Jahreshauptversammlung wählte der Männergesangverein einen neuen Vorstand. Der bisherige Vorsitzende Josef Hein und der Schriftführer Hans Linden hatten ihre Ämter niedergelegt. Zum 1. Vorsitzenden wählten die Mitglieder Peter Dreesen und zum Schriftführer Helmut Fischer. Die Kassenführung verblieb in den Händen von Alex Wielspütz. 67)

März
Aus der Volksschule wurden entlassen:
Helmi Dalboth,
Elisabeth Mostert,
Elsbeth Gerhards,
Elfriede Thiele,
Alfons Bertram,
Dieter Müller,
Arnold Mies,
Klaus Gülden,
Frank Müller,
Joseph Wirtz. 13)

1. Mai
Nachdem die Schülerzahl an der Vussemer Volksschule weiter anstieg, bejahte der Gemeinderat die Einrichtung einer zweiten Lehrerstelle. Frau Margarethe Guthausen aus Kallmuth wurde mit der Unterrichtung der drei ersten Jahrgänge beauftragt. Bislang unterrichtete ein Lehrer alle acht Jahr-gänge, nicht selten 60 Schüler in einem Klassenraum. 13)

26. Juli
Der SV Bergheim stellte im Jahre 1950 seinen Spielbetrieb ein. Nun kam wieder der Wunsch auf, Fußball zu spielen. Eine Neugründung lehnte der Fußballverband Mittelrhein aus Existenzgründen heraus ab. Da es aber für den Bau des örtlichen Sportplatzes Voraussetzung war, einen Spielbetrieb vorweisen zu können, suchten die Bergheimer Anschluss beim SV Vussem. Nach Verhandlungen unter den Vorsitzenden Karl Wirtz (Vussem) und Wilhelm Golbach (Bergheim), kam es zu folgendem Beschluss:

„Die beiden Vereine Vussem und Bergheim werden in Zukunft unter dem Namen Sportvereinigung 1920 Vussem-Bergheim geführt. Vussem spielt als erste Mannschaft in der zweiten Kreisklasse und Bergheim als Reserve in der dritten Kreisklasse. Ferner stellt jeder Ort eine Jugendmannschaft. Als Vereinsfarben gelten weiterhin schwarz/gelb vom SV Vussem.“

Die Sportvereinigung hatte allerdings weiterhin zwei Vorstände mit eigener Kassenführung und selbständigen Versammlungen. 73)

24. September
Durch die Gebefreudigkeit der örtlichen Bevölkerung konnte auch in diesem Jahr am Kirmessonntag ein Kinderfest veranstaltet werden. Im Garten der Gastwirtschaft „Zur Schneidmühle“ hatten die Kinder bei Spielen, Puppenspiel und Verlosung ihr Vergnügen. 13)

1957

März
Folgende vier Mädchen und zwei Jungen erhielten die Entlassungszeugnisse der Volksschule:
Renate Gülden,
Elfriede Lingscheidt,
Christel Sistig,
Christa Weiler,
Karl Heinz Gülden,
Helmut Klinkhammer. 13)

Juni
Pater Wesselmann erhielt nach zweijähriger Tätigkeit im Rektorat seine Versetzung nach Gürzenich bei Düren. Als Nachfolger ernannte die Genossenschaft der Missionare vom Heiligsten-Herzen-Jesu den Pater Stanislaw Sobieszczyk. Pater Sobieszczyk war seit dem Jahre 1941 in Ostpreußen und zuletzt Pfarrer in Lana, Regierungsbezirk Allenstein. 14)

Vussemer Musikanten und Fußballer im Jahr 1957 bei einem Zug durch den Ort. Im Hintergrund Mitte ist noch ein Teil des später gänzlich abgerissenen Anwesens Wielspütz (Schmale) zu sehen.

31. Dezember
Nachdem die Preußag AG im Sommer unerwartet die Schließung des Mechernicher-Bleibergwerkes bekannt gab, wurde auf Silvester die letzte Schicht gefahren. Über Jahrhunderte bot das im Tage- und Untertagebau betriebene Bleibergwerk den Bewohnern der Umgebung Arbeit und Verdienst.
Mit Schließung des Werkes verlor die Region Mechernich ihren größten Arbeitgeber, der in Spitzenzeiten bis zu 4000 und am Ende etwa 1200 Arbeitsplätze bot. Viele Leute, die gleich wieder Arbeit fanden, wie zum Beispiel in den Kohlengruben bei Siersdorf, wurden Pendler, oder verzogen mit ihren Familien zur neuen Arbeitsstätte. Manch einer ging auch einer längeren Arbeitslosenzeit entgegen. Die wenigen Vussemer, die von der Schließung betroffen waren, fanden gleich wieder Arbeit. Unter ihnen war auch der zwanzigjährige Hauer Albert Hein, der als letzter Vussemer den Beruf als Bergmann erlernte.
Das Bundeswehr-Luftwaffenversorgungsregiment Nr. 8, das sich im Jahre 1959 im Bergwerksgelände ansiedelte, bietet heute etwa 520 Zivilbediensteten eine Arbeitsstelle.

1958

Die Eheleute Wilhelm Berners und Barbara, geborene Hilberath, feierten im Kreis ihrer Familie und der Dorfbevölkerung das Fest der Goldenen Hochzeit. 61)

Ausgrabungen am Aquädukt 1958

März
Nach Einkehrtagen in Reifferscheidt und Nettersheim erfolgte die Schulentlassung für:
Gerhilde Gerhards,
Annelie Hein,
Liane Kaltwasser,
Marita Kuck,
Elisabeth Wirtz,
Günter Gülden,
Harald Schulz,
Heiner Wielspütz. 13)

24. August
Der neue Sportplatz wurde eingeweiht. Nachdem Vussem mit der im Jahre 1954 abgeschlossenen landwirtschaftlichen Neuordnung seinen Sportplatz in der Genossenschaft verloren hatte (oberhalb der Siedlung Eversheim), konnte man endlich eine neue Sportanlage in Betrieb nehmen. Das Kulturamt stellte der Gemeinde in den Wicke-Winkels-Benden ein sumpfiges Wiesenstück zur Verfügung. Viel Arbeit war nötig. Der Bach wurde verrohrt, das Gelände drainiert, angefüllt und planiert. Packlage, grobe und feine Asche folgten, so dass der Platz auch nach starkem Regen benutzt werden konnte. Am Sonntag versammelte man sich an der Schule und zog mit den Gastmannschaften aus Troisdorf, Eiserfey, Kall, Engelgau und Olef zum Sportgelände. Nach der Einsegnung der Anlage durch Pater Rektor Sobieszczyk und Ansprachen der Herren Breuer und Wirtz begannen die ersten Spiele. Das Eröffnungsspiel bestritten die Seniorenmannschaften aus Vussem und Troisdorf. Der erste Torschuss gelang Matthias Hermanns.
Die Schülermannschaften aus Olef und Vussem begegneten sich im zweiten Spiel. Den sportlichen Höhepunkt erlebten die Zuschauer mit dem Spiel TUS Eiserfey gegen den SC Kall. Zum Abschluß trat die Vussemer Jugendmannschaft gegen die Vertretung aus Engelgau an. Für die Jugend schoß Willi Velser das erste Tor. 13) 75)

1959

März
In einer schlichten Schulfeier wurden folgende Schüler entlassen:
Rita Dalboth,
Gisela Dalbenden,
Dieter Schulz,
Karl Fleck. 13)

1. Juli
Fast ein Jahrzehnt nach der Heimkehr des letzten Kriegsgefangenen und vier Jahre nach der Gründung der Bundeswehr wurde Peter Velser als erster Vussemer zum zwölfmonatigen Wehrdienst eingezogen. Peter Velser absolvierte seinen Dienst bei einer Einheit für atomare, biologische und chemische Abwehr in Daaden im Westerwald. Im April 1960 folgte ihm Michael Wielspütz, eingezogen zur Flugabwehr nach Nörvenich. 76) 77)

22. August
Nach dem Abschied von der Lehrerin Marita Tamblé erhielt die Unterstufe mit der aus Schmidtheim stammenden Gisela Adams, geborene Neuendorf, eine neue Lehrerin. 13)

Die Eheleute Hubert Schmidt und Katharina, geborene Klinkhammer, sowie die Eheleute Matthias Bertram und Marianne, geborene Kolvenbach, feierten mit ihren Familien und der Dorfbevölkerung das Fest der Goldenen Hochzeit. 75)

Fußballer des SV Vussem nach dem Spiel am Kirmessamstag 1959 hinten von links:
Werner Wollenweber, Sanitäter Stefan Wienand, Wilhelm Nauenheim, Johann Klinkhammer, Walter Zinken, Peter Gülden, Toni Klinkhammer, Anno Hein, Willi Müller, Willi Dreesen, Günter Wagner, Theo Klinkhammer, Jakob Dreesen, Peter Dreesen, Michael Wollenweber, Toni Dalboth
hockend von links: Bertel Berners, Hans Münch, Peter Schnichels, Dieter Thomae, Michael Wielspütz, Willibert Dreesen, Toni Wollenweber, Matthias Herrmanns
sitzend von links: Willi Velser, Leo Mertens, Peter Velser

3. Dezember
Das Lebensmittelgeschäft Hoffmann übernahm der Bäckermeister Johann Sistig, gebürtig aus Eiserfey. Der neue Besitzer erweiterte das Lebensmittelgeschäft um den Geschäftsbereich einer Bäckerei. Adolf Hoffmann, der als Formermeister bei der Neuhütte tätig war, gründete das Kolonialwarengeschäft um das Jahr 1900. Der letzte Eigentümer war der Sohn Peter Hoffmann. Jetzt verfügte der Ort mit dem Konsum über zwei Geschäfte und endlich über eine Bäckerei. 78)

1960

19. März
Lieder, Gedichte und ein kurzes Theaterstück erfreuten alle, besonders die vier Entlassungsschüler:
Liesel Bertram,
Ruth Müller,
Kurt Berners,
Günter Dalbenden. 13)

Lehrer Hubert Thomae im Jahre 1960 mit Schülern im Vussemer Lehrschwimmbecken

1. Mai
Das im Jahre 1919 offiziell von der Mutterpfarre Holzheim abgetrennte Rektorat Vussem-Breitenbenden erlangte nun mit der Erhebung zur Pfarr-Vikarie seine Eigenständigkeit. 79)

22. Mai
Mit einem Schauturnen wurde die neue Turnhalle eingeweiht. Der sportlichen Veranstaltung ging die festliche Übergabe der Halle voraus, an der neben den Ehrengästen die Bevölkerung der Gemeinde Vussem und der Nachbargemeinden teilnahmen. Sie bewies damit ihre Freude über den zweifellos schönen Hallenbau, an den sich das Lehrschwimmbecken mit Wannen- und Brausebädern anschließt. Viele Zuschauer säumten in mehreren Reihen die vier Seiten der Halle, als zum Eröffnungsmarsch der Blaskapelle aus Sinzenich die Turner einzogen. Es waren Damen- und Männerriegen der Turnvereine Linnich und Roggendorf. Nach der Einsegnung der Halle durch Pater Rektor Stanislaw Sobieszczyk begrüßte Bürgermeister Hubert Breuer die Gäste, unter ihnen den Bundestagsabgeordneten Günther, den Landtagsabgeordneten Dr. Hermesdorf, den Oberkreisdirektor Dr. Gerhardus, den Schulrat Odenbach, den Amtsbürgermeister Dederichs und den Amtsdirektor Brendt. Nach der Schlüsselübergabe durch den Architekten Riedel aus Gemünd lobte Herr Brendt die gute Arbeit des Planers und der Handwerker. Diese Anlage kostete 300.000 DM, wovon die Gemeinde 50.000 DM zu tragen hatte.
Der Bundestagsabgeordnete Günther bezeichnete in einer kurzen Ansprache die Halle als ein Zeichen des stetigen Aufbaues. Die Turnhalle sei nicht nur für Sport und Spiel gebaut worden, sondern auch um Mut, Ausdauer und Härte zu prüfen, betonte der Landtagsabgeordnete Dr. Hermesdorf. „Auch die Landjugend habe ein Recht auf Ausbildung im Turnen und Schwimmen“, erwähnte der Schulrat. Er freue sich, dass nun in Vussem nicht mehr Diktate und Rechenaufgaben an die Stelle verregneter Turnstunden treten müssten. Der Oberkreisdirektor Dr. Gerhardus erklärte, dass er sich über jede Turnhalle mehr freue als über einen neuen Sportplatz, weil sie allen die Möglichkeit zu vielseitiger sportlichen Betätigung gebe.
An der festlichen Gestaltung der Einweihung beteiligten sich die Schulkinder mit Gesang und Musik sowie der Vussemer Männergesangverein. Turnerinnen und Turner aus den genannten Orten zeigten nach der offiziellen Einweihung Bodengymnastik und Geräteturnen. Sie erhielten für ihre Leistungen viel Beifall von den unentwegt ausharrenden Zuschauern. 13) 75)

17. Juli
Im Alter von 80 Jahren verstarb der Land- und Gastwirt und ehemalige Gemeindevorsteher Franz Schneider.
Der Verstorbene war 40 Jahre Witwer und entstammte der seit 1789 in Vussem ansässigen Familie Peter Schneider, die sich zumindest in zwei Zweige aufteilte. Der Zweig des Franz Schneider nahm seinen Weg über Harzheim wieder zurück nach Vussem, wo der Vater Heinrich, verheiratet mit Mechtildis Heinen aus Bergheim, um etwa dem Jahre 1860 ein Haus mit landwirtschaftlichen Gebäude errichtete und eine Landwirtschaft betrieb. Neben der Landwirtschaft unterhielten die Schneiders, auch Tillisch genannt, (Hausname von Mechtildis), ein Kolonialwarengeschäft sowie ab 1871 eine Gastwirtschaft (früher Margaretenhof, heute Feldenkrais). Mit Franz Schneider verstarb der letzte im Ort lebende männliche Namensträger, der auf den Schmied Peter Schneider zurückgeht. Der ununterbrochen im Ort ansässige Zweig Schneider in der Ackergasse, genannt Schmötz (von Schmiede), blieb letztlich ohne männliche Nachkommen. 3) 51) 80)

August
Der selbständige Zimmermeister Josef Bruns zog von Eiserfey nach Vussem, wo er ein entsprechendes Grundstück erwarb und seinen Betrieb nebst Wohnhaus errichtete. Die Eheleute Bruns kamen aus dem Emsland in die Eifel, wo Josef Bruns zunächst als Zimmermeister bei der Firma Molinari in Urfey tätig war. 81)

Chronik 1941 – 1950

1941

4. März
Im Alter von 70 Jahren verstarb der Hammerschmiedemeister Peter Rutt, wohnhaft in Breitenbenden. Der Verstorbene stammte aus Vussem und war mit Gertrud Münch verheiratet. Als Besitzer der Schneidmühle (Hammerwerk) produzierte er landwirtschaftliche Geräte wie zum Beispiel Kolter, Pflugscharen und Hacken. 3) 34)

6. April
Am Palmsonntag hielt die Gemeinde Einzug in die neue Kirche. Unter sehr starker Beteiligung der Bevölkerung sowie der Anwesenheit des gesamten Klerus des Dekanates und den Patres des Missionshauses benedizierte der Geistliche Rat Dechant Schriever die Kirche. 14)

13. April
Am Ostersonntag feierte der Rektor Pater Alfons Schmitz die erste heilige Messe in der neuen Kirche. In dieser heiligen Messe gingen folgende Kinder erstmals zur heiligen Kommunion: Anna Berners, Caroline Dreesen, Sibilla Hein, Maria Schnichels, Ernst Dasburg, Josef Kaltwasser, Josef Keil, Matthias Louis und Friedrich Pütz.
Nachmittags war die Taufe für den ersten Täufling Franz Josef Velser, Sohn von Josef Velser und Gertrud, geborene Ohlenhard. 14)

Die Rektoratskirche St. Margareta kurz nach der Fertigstellung 1941
Innenansicht der heutigen Pfarrkirche St. Margareta vor der Umgestaltung,
die 1967 abgeschlossen wurde

22. April
Die ersten Exequien hielt der Rektor für den Verstorbenen Peter Klein aus Vussem. 14)

10. Juli
Die Witwe des Verstorbenen Hammerschmiedemeisters Peter Rutt verkaufte die Schneidmühle an Johann Lückerath aus Breitenbenden. Die zu den Gebäulichkeiten gehörigen Fabrikeinrichtungsgegenstände waren: 1 Schwanzhammer, 1 Lufthammer, 1 Exzenterpresse, 1 Schmirgelstein, 1 Gebläse, 2 Schmiedeöfen, 1 Schmiedeherd, 1 Amboss und diverse Werkzeuge.
Johann Lückerath produzierte für die Rüstungsindustrie. Als Antriebsaggregat diente eine Wasserturbine. 34)

16. August
Das Kloster (Missionshaus) wurde vom Kreis Schleiden nach den Richtlinien des Reichsleistungsgesetzes beschlagnahmt und in eine Heilstätte für lungenkranke Männer umgewandelt. Den Missionaren vom Heiligsten Herzen Jesu verblieb nur noch ein kleiner Teil der Räumlichkeiten. Der Rektor Pater Schmitz nahm Wohnung in der früheren Post bei der Witwe Matthias Kuck. 14)

Missionshaus Vussem bei Mechernich

23 September
Als erster Vussemer Soldat fand der dreiundzwanzigjährige Christian Wagner, Sohn von Johann Wagner und Josefa, geborene Ley, im II. Weltkrieg den Tod. Als Gefreiter einer Flakeinheit verunglückte er in der Festung Ehrenbreitstein. 35)

14. Oktober
Als zweiter Vussemer Soldat ließ Jakob Schmidt, Sohn von Hubert Schmidt und Katharina, geborene Klinkhammer, im II. Weltkrieg sein Leben. Jakob Schmidt fiel im Alter von 24 Jahren als Panzerjäger bei Kalinin in Russland. 36)

1. Dezember
Im Alter von 27 Jahren fand Heinz Dalboth, Sohn des Heinrich Dalboth und Elisabeth, geborene Vogelsberg, an der russischen Front bei Kiew den Tod. 37)

Nachdem der Posthalter Matthias Kuck im Jahre 1939 verstarb, übernahm Fräulein Luise Wielspütz die Vussemer Poststelle II. Somit wurde die Poststelle vom Unterdorf (Haus Kuck) in die Mühlengasse verlegt. 38)

Ab dem Schuljahr 1941/42 erfolgte die Einschulung nicht mehr zu Ostern, sondern im Herbst. Der Unterrichtsverlauf wurde nun stark von den Kriegsereignissen geprägt. So fanden oftmals schulische Großveranstaltungen statt, wo alle zur Amtsgemeinde Mechernich gehörenden Schulklassen sich zusammenfanden, um an propagandistischen Veranstaltungen teilzunehmen.
Weiterhin fanden unter Aufsicht der Lehrer Luftschutzübungen statt. Zu diesem Zweck wurden auf freiem Gelände Verhaltensmaßnahmen bei Luftangriffen geübt. So mussten die Kinder in der Lage sein, in kürzester Zeit Gasmasken aufzusetzen. Um die Übungsmaßnahmen zu unterstützen, wurde im Feuerwehrhaus Tränengas freigegeben, wobei anschließend verheulte Kinderaugen den Erfolg bekundeten. Aufgrund von Anordnungen musste im Rahmen der Schulstunden, gelegentlich auch nach dem Unterricht, Pflichtaufgaben wahrgenommen werden. Zu diesen Aufgaben zählten das Sammeln von Kräutern für die Teegewinnung, Sammeln von Altmaterial und Knochen. Der effektive Schulunterricht war hierdurch sehr stark reduziert, so dass die Lehrstoffvermittlung erheblich zurückging.
Die Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren mussten den Gliederungen der nationalsozialistischen Jugendorganisation angehören. Für die Jungen waren das das Jungvolk, die Hitlerjugend (HJ), für die Mädchen die Jungmädel, der Bund Deutscher Mädchen (BDM). Im Rahmen dieser Organisationen fanden wöchentliche Veranstaltungen statt, die als politische Schulungsprogramme zur Pflicht gemacht wurden. Die Führungsaufgaben wurden von nationalsozialistischen Parteimitgliedern wahrgenommen. Durch die Pflichtteilnahme an diesen Veranstaltungen kam es sehr häufig zu Konfliktsituationen, da diese Veranstaltungen besonders an Sonntagen bewusst auf Zeiten der Gottesdienste gelegt wurden. 32)

Ein besonderes Ereignis machte das Verhältnis von Staat und Kirche deutlich:
Entsprechend der nationalsozialistischen Weltanschauung wurden alle religiösen Symbole aus den Schulen entfernt. 32)

1942

8. Januar
Der Infanterist Kurt Thiele, verheiratet mit Margarethe, geborene Gülden, fand an der Wolga den Tod. Kurt Thiele war gebürtig aus Hamborn und hinterließ die Ehefrau mit zwei kleinen Mädchen. 39)

3. März
Josef Freyschmidt fand bei einer Panzereinheit im Donezbecken in Rußland den Tod. Er war der Sohn von Fritz Freyschmidt und Maria, geborene Winter. 14)

14. Juni
Der Administrator des Bistums Aachen, Bischof Dr. Hermann Josef Sträter, kam zur Kirchenweihe nach Vussem. Von der Margarethenkapelle zog die Gemeinde mit dem Bischof zur neuen Margarethenkirche, wo die Konsekrationsfeierlichkeiten stattfanden. In den Altartisch wurden die Reliquien des Hl. Verikundus und der Hl. Blandina eingebracht. Das anschließende Hochamt hielt der Superior des Klosters, Wilhelm Laumen. Der Kirchenchor sang die Messe „Stella Mariae“ von Griesbacher. Am Nachmittag war Firmung für 57 Firmlinge. 14)

27. September
Der zwanzigjährige Soldat Peter Bertram, Sohn der Eheleute Matthias Bertram und Marianne, geborene Kolvenbach, fand in Rußland an der Ilmenseefront in der Nähe von Staraja Russa den Tod. Er war mit Wilhelm Gülden in einer Einheit. 14)

29. November
Der Infanterist Josef Knauf fand bei Stalino in Rußland den Tod. Josef Knauf war gebürtig aus Meyrode bei St. Vith und mit Maria, geborene Schmidt, verheiratet. 40)

1943

Januar
Die Kirchengemeinde Vussem-Breitenbenden feierte das silberne Jubiläum ihres Bestehens. Wegen der Kriegsverhältnisse und der nationalsozialistischen Herrschaft konnte nur in aller Stille gefeiert werden. 14)

9. Mai
Der neunzehnjährige Grenadier Johann Wagner fand bei den Kämpfen bei Krymskaja im Kaukasus den Tod. Die Eheleute Johann Wagner und Josefa, geborene Ley, verloren damit ihren zweiten Sohn. 41)

18. Juli
Im Alter von vierunddreißig Jahren fand der Kavallerist Karl Wielspütz in Rußland im Raum Orel den Tod. Karl Wielspütz hinterließ die Ehefrau und zwei Kinder. Er war der Sohn von Heinrich Wielspütz und Pauline, geborene Serexhe. 42)

10. August
Im Südabschnitt der Front in Rußland fand der sechsundzwanzigjährige Panzerfahrer Peter Gülden bei Stalino den Tod. Peter Gülden war der Sohn von Hubert Gülden und Ursula, geborene Vogelsberg. 43)

14. August
Im Raum Tarnopol in Rußland fand der Soldat Wilhelm Bertram den Tod. Mit Wilhelm Bertram verloren Matthias Bertram und Marianne, geborene Kolvenbach, bereits ihren zweiten Sohn. 14)

August
Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) stahl die Borromäusbibliothek. 14)

Die achtundzwanzigjährige Agnes Vogelsberg, Tochter des Peter Vogelsberg und Amalie, geborene Michels, trat der Ordensgemeinschaft der Liebfrauen-Schwestern bei. Agnes Vogelsberg nahm den Namen Schwester Thabita an und arbeitete nach den erforderlichen Studien in der Familienpflege. 29)

Dezember
Im Alter von einunddreißig Jahren fand Johann Schmidt bei einer Panzereinheit in der Nähe von Kirowograd in Rußland den Tod. Mit Johann Schmidt verloren Hubert Schmidt und Katharina, geborene Klinkhammer, ihren zweiten Sohn in diesem Krieg. 14)


1944

22. Februar
Der Flugzeugführer Josef Berners landete nach einem Feindflug gegen England nicht auf seinen Standortflugplatz in Melsbroek bei Brüssel sondern in Hangelar. Sogleich teilte er seinen Eltern mit, dass er beim Rückflug nach Melsbroek eine „Runde“ über Vussem drehen würde. Nach dem Start in Hangelar um 17:45 Uhr überflog Josef Berners wenig später in einer Junkers Ju 88 seinen Heimatort in geringer Höhe und konnte die ihm zuwinkenden Eltern und Bekannten gut erkennen.
Mit knapp achtzehn Jahren wurde Josef Berners 1940 als Freiwilliger zur Luftwaffe eingezogen und war mit fünf Brüdern im Krieg.
Die Ausbildung zum Flugzeugführer erhielt er in Güstrow bei Warnemünde. Der erste Feindflug führte ihn am 21. Januar 1944 gegen London.
Bei Angriffen gegen die Schiffe der alliierten Invasionstruppen erhielt seine Maschine einen Treffer. Mit brennenden Motor gelang ihm noch die Landung bei St. Andrè hinter der deutschen Linie. Gegen Ende 1944 erfolgte seine Verlegung an die Ostfront, wo er Einsätze mit dem Flugzeugtyp „Mistel“ flog. Der letzte Flug mit Landung in Wismar war am 30. April 1945. Nach zwei Monaten amerikanischer Gefangenschaft kehrte Josef Berners unversehrt aus dem Krieg heim. 44)

18. Juni
In der Vussemer Kirche fand der Gottbekenntnistag der katholischen Jugend aus den benachbarten Pfarreien statt. Der Tag nahm einen guten Verlauf, wobei die Anzahl der Teilnehmer auf 350 bis 400 geschätzt wurde. 14)

15. Juli
Der einundzwanzigjährige Theo Luxen fand als Soldat in Rußland den Tod. Die Eltern Peter Luxen und Gertrud, geborene Hullmann, waren im Krieg von Essen nach Vussem gezogen. 45)

3. August
Im Alter von einunddreißig Jahren fand Fritz Freyschmidt an der Ostfront bei Alexandrow den Tod. Die Eheleute Fritz Freyschmidt und Maria, geborene Winter, verloren somit ihren zweiten Sohn. 14)

24. August
Der Obergefreite Johann Peter Schröder fand in Rumänien beim Übergang über den Pruth den Tod. Er hinterließ die Ehefrau Agnes, geborene Wielspütz und eine kleine Tochter. Johann Peter Schröder war der Sohn von Andreas Schröder und Barbara, geborene Korth. 46)

9. September
Im Alter von vierundzwanzig Jahren fand Heinrich Winand bei einer Flakeinheit in Belgien den Tod. Er fand sein Grab auf dem Heldenfriedhof Lommel in Belgien. Heinrich Winand war der Sohn von Johann Winand und Gertrud, geborene Renn. 47)

23. September
Als Angehöriger der Waffen-SS fand der neunzehnjährige Johann Klinkhammer bei den Kämpfen in Holland den Tod. Er war der Sohn von Bernhard Klinkhammer und Elisabeth, geborene Völler. 48)

Oktober
Die Alliierten Truppen drangen im Westen immer weiter in das Deutsche Reich ein. Mit der Frontverschiebung musste ein Großteil der Bevölkerung des Monschauer Landes ihre Dörfer verlassen und hinter der Front Schutz suchen. So kamen vier Familien aus Höfen nach Vussem, wo sie mit dem mitgebrachten Vieh bis zum Kriegsende Unterkunft fanden.

Familie Paul Jansen fand Unterkunft im Kloster sowie bei Johann und Sophie Linden.

Familie Josef Theisen fand Aufnahme bei der Familie Franz Schneider.

Familie Hermann Josef Kaulartz war bei der Familie Wilhelm Müller (Scheffes) und der Familie Fuhrmann (Betriebsleiter der Firma Girards) untergebracht.

Familie Hermann Prümmer kam für die ersten Tage bei der Familie Josef Velser und später bei der Familie Schumacher unter.

Die Höfener und Vussemer Familien stehen auch fünfundvierzig Jahre später noch im Kontakt. Der damals fünfzehnjährige Alois Kaulartz erinnert sich mit seiner Schwester Maria noch gerne an das halbe Jahr in Vussem, wo er bei „Scheffes“ Wohnung fand und mit seinem Ochsen in der Landwirtschaft tätig war. 49)

1. November
Während des Briketttransportes bei dem Fuhrunternehmen Breuer verunglückte der vierzehnjährige Claus Wollenweber in Lechenich bei Köln tödlich. Der Verunglückte war ein Sohn von Werner Wollenweber und Maria, geborene Golbach. 14)

November
In Vussem quartierte sich die sogenannte „Hülsenbuscheinheit“ ein. Es handelte sich hierbei um eine Nachschubeinheit für die nahegelegene Front. Die Soldaten waren zumeist bei den Familien untergebracht. Der Fahrzeugpark stand im Klosterwald und der Allee. Die Einheit blieb etwa drei Monate im Ort. Ein Soldat lernte hier auch seine spätere Ehefrau kennen. Günter Wagner aus Schlesien, der im Januar 1945 wieder mit der Einheit abzog und letztlich im Gefangenenlager Remagen landete, kehrte gleich nach seiner Entlassung nach Vussem zurück, wo er Eva Wagner heiratete. Er fand sofort Beschäftigung bei dem Transportunternehmen Gebrüder Breuer, wo Günter Wagner zunächst aus mehreren Schrottfahrzeugen den ersten LKW vom Typ „Sauva“ zusammenbaute. 50)

12. Dezember
Im Alter von sechsundzwanzig Jahren verstarb der Soldat Heinrich Schneider, Sohn von Franz Schneider und der bereits verstorbenen Gertrud, geborene Bayard, im Lazarett in Emmendingen. 51)

Nach Bombardierung des Kreiskrankenhauses „Kreuserstift“ in Mechernich wurde im Missionshaus ein Ausweichkrankenhaus eingerichtet. Das Missionshaus diente bereits seit 1941 als Lungenheilstätte. Wie schon in Mechernich lag auch die Führung des Krankenhauses in Vussem in den Händen der Franziskanerinnen von Salzkotten. 52)

1945

Die Belegschaft der Firma Girards erhielt ihre Dienstverpflichtung nach Niedersachswerfen im Harz. In unterirdischen Produktionsstätten eines stillgelegten Bergwerkes wurde hier für die Rüstung produziert. Zum Schutz gegen die herannahende Front und die häufigen Bombardements lagerte die Firma Girards ihre Werkzeugmaschinen teilweise in die Kakushöhle aus. 15)

Januar
Neben den in Vussem schon einquartierten Soldaten suchte noch zusätzlich eine von Sankt Vith herkommende Fallschirmjägereinheit Unterkunft im Ort. Unter den Quartiernehmern war auch der aus Siegburg gebürtige Helmut Fischer, der sich bei der Familie Theodor Hermanns einquartierte. Hier lernte er mit Clara Hermanns, seine spätere Ehefrau, kennen. Bis zur Hochzeit dauerte es noch vier Jahre, denn Helmut Fischer musste mit seiner Einheit weiterziehen. Wenige Wochen später geriet er in amerikanische Gefangenschaft und kam in eines der berüchtigten Gefangenenlager bei Andernach. Von der „Hungerwiese“ gelangte Helmut Fischer in französische Gefangenschaft und lernte mehrere Lager in der Bretagne kennen. Letztlich wurde er in Brest einer Familie zugeteilt und in der Landwirtschaft beschäftigt. Wenige Tage nach seiner Entlassung am 2. Oktober 1948 kam der ehemalige Quartiernehmer wieder nach Vussem, wo er heiratete und als Versicherungskaufmann ab 1950 eine Versicherungsvertretung der Allianz aufbaute, die letztlich in einer General-Agentur gipfelte. 53)

2. Februar
Feindliche Flugzeuge warfen über Vussem etwa zwanzig Bomben ab, die Schäden an den Häusern, der Kirche und dem Kloster anrichteten. Weiterhin gab es Beschuss aus den Bordwaffen der Tiefflieger, wodurch es eine Tote und zwei Verletzte zu beklagen gab. Frau Anna Sedler aus Köln, wohnhaft Hauptstraße Nummer 44 (Hexenhaus), erlag ihren schweren Verletzungen beim Transport zum Lazarett nach Münstereifel. Beim Anwesen Fritz Dreesen erhielten Peter Dreesen leichte Verletzungen und Matthias Klein einen Lungensteckschuß. 14) 54)

7. Februar
Peter Pütz, Gefreiter in einem Fallschirmjäger-Regiment, fand in den Kämpfen bei Hassendorf in Pommern den Tod. Der zwanzigjährige Peter Pütz war ein Sohn von Christian Pütz und Therese, geborene Theisgen. 55)

5. März
Die Gebrüder Johann und Josef Esser fanden als Volkssturmleute während amerikanischen Beschusses in Mechernich und Roggendorf den Tod. Der einundfünfzigjährige Johann Esser hinterließ seine Ehefrau Cäcilie, geborene Kauert, mit sechs Kindern. Josef Esser, achtundvierzig Jahre alt, war mit Barbara, geborenen Louis, verheiratet. 13) 14)

6. März
Gegen 14 Uhr erhielt Vussem starken Artilleriebeschuss, wobei Wilhelm Münch den Tod fand. Viele Häuser wurden beschädigt, die Kirche und das Kapellchen blieben allerdings unversehrt. Nach dem Beschuss zogen die Amerikaner in den Ort ein und nahmen in einigen Häusern Quartier. Im Kloster richteten sie die Kommandantur ein. Für Vussem war damit der Krieg zu Ende. 14)
1945

10. März
Im Alter von vierundzwanzig Jahren fand Hubert Schmidt bei einer Panzereinheit am Plattensee in Ungarn den Tod. Er war zuvor Mitglied des Afrika-Corps (Panzerarmee Afrika, Heeresgruppe Afrika) gewesen, das vom Februar 1941 bis Mai 1943 in Libyen und Tunesien eingesetzt war. Unter Einbeziehung des ebenfalls gefallenen Schwiegersohnes Josef Knauf verloren die Eheleute Hubert Schmidt und Katharina, geborene Klinkhammer, ihren vierten Sohn. Als wohl einziger Vussemer fand Hubert Schmidt in einem osteuropäischen Land ein Grab, das die Familie Schmidt noch nach fünfundvierzig Jahren am Plattensee besuchen kann. 36)

8. Mai
Die Deutsche Wehrmacht kapitulierte bedingungslos. Die gesamte Eifel unterstand noch der amerikanischen Militärverwaltung. Entsprechend den Beschlüssen der Konferenz von Jalta wurde Deutschland in vier Besatzungszonen eingeteilt. Das Gebiet der Nordeifel kam zur britischen Zone. Im Juni 1945 hielten die neuen Machthaber ihren Einzug. Für Vussem war die Kommandantur in Mechernich. Von nun an bestimmte die Besatzungsmacht, was zu tun und zu lassen war. Zu den ersten Verfügungen der Militärregierung gehörten die Ausgangsbeschränkungen. Kleinste Vergehen belegten die militärischen Schnellgerichte mit Strafe. Als Hauptaufgabe galt es, zunächst die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Trotz der großen Not in allen Lebensbereichen waren die Menschen bestrebt, schnellstens wieder zum normalen Leben zurückzukehren.

31. Mai
Nach langer Zeit zog erstmals wieder die Fronleichnamsprozession durch Vussem. Das Dorf war schön geschmückt und die solang verbotenen Fahnen wehten wieder von der Kirche und von den Häusern. 14)

9. Dezember
In der Gastwirtschaft Schneider gründete sich der Sportverein 1920 Vussem neu. Die Versammlung wählte einstimmig Anton Klinkhammer zum 1. Vorsitzenden. Zu weiteren Vorstandsmitgliedern wurden gewählt:
Josef Hein, Rechnungsprüfer,
Hans Linden, Schriftführer,
Matthias Hermanns, Zeugwart und
Matthias Theisgen wurde zum Ehrenvorsitzenden gewählt.
Den monatlichen Beitrag legten die Mitglieder mit 1,00 RM fest. Der Verein nahm den Spielbetrieb bald mit zwei Senioren- und einer Jugendmannschaft auf. 56)

16. Dezember
Im ersten Spiel unterlag der SV Vussem gegen eine englische Militärmannschaft mit 4 : 2 Toren. Eine Sammlung auf dem Sportplatz erbrachte für die Vereinskasse den Betrag von 65,70 RM. 56)

1946

Januar
Der bisherige Rektor Pater Alfons Schmitz verabschiedete sich von der Gemeinde. Die Nachfolge trat der Pater Wilhelm Finke an. Pater Finke war in der Gemeinde nicht unbekannt, denn er war zuvor Verwalter des Klosters sowie als Kaplan im Rektorat tätig. 14)

4. Februar
Während der Zeit des Nationalsozialismus waren Christus und das Zeichen seines Sieges war aus der Öffentlichkeit und damit auch aus den Schulen verbannt worden. Als nach dem Krieg die Schulen wieder eröffnet wurden, hielt als Erster der Sieger Christus wieder seinen Einzug in die entweihten Räume. Als in Vussem der Unterricht wieder begann, wurde dieses Ereignis von allen Seiten freudig begrüßt. Zu lang waren die Kinder ohne Unterricht gewesen. Nach dem Gottesdienst trugen die Schulkinder das Kreuz in feierlicher Prozession unter reger Beteiligung der Ortseinwohner zum Schulhaus. Nach den Ansprachen des Rektors, des Lehrers Hoffmann aus Tondorf und des Gemeindebürgermeisters Albert Hein hängte dieser als Vertreter der Dorfgemeinschaft das Kreuz an seinen Ehrenplatz im Schulraum. 13) 14)

Februar
Unter der englischen Militärregierung bildeten eine Frau und zwölf Männer den ersten Nachkriegsgemeinderat in der Gemeinde Vussem/Bergheim.
Dies waren nachfolgende Personen:
Albert Hein – Vorsteher,
Johann Wagner,
Bernhard Klinkhammer
Andreas Schröder,
Fritz Dreesen,
Hubert Schmidt,
Peter Girards,
Marianne Münch,
Anton Fünfzig,
Franz Schumacher,
Michel Pütz,
Franz Hess,
Lambert Urbanus. 18)

17. März
Ein spätes Opfer des Krieges wurde Jakob Üdelhoven. Er wurde von einer Mine im Mechernicher Wald zerrissen. 14)

Juni
Die Mitgliederversammlung des SV Vussem beschloß, eine Damen-Handballmannschaft zu gründen. Desweiteren wählten sie Stefan Höller zum Ehrenvorsitzenden. 56)

30. Juni
Im ersten Spiel gewann die Damen-Handballmannschaft gegen Holzheim mit 5:1 Toren. 56)

22. Juli
Anlässlich des Margarethentages war erstmals wieder nach siebenjähriger Unterbrechung eine Prozession zum Margarethenhäuschen. 14)

Das Margarethenhäuschen mit der 1976 gestohlenen Margarethenstatue.

23. August
Durch Verordnung der britischen Militärregierung entstand das Land Nordrhein – Westfalen.

6. September
Hans Hermanns, Sohn der Eheleute Josef Hermanns und Sophie, geborene Vogelsberg, wurde ein weiteres spätes Opfer des Krieges. Eine Mine tötete den Dreiundzwanzigjährigen bei Telegrafenarbeiten im Eickser Wald. 14)

8. September
Die I. Fußballmannschaft schied im zweiten Spiel gegen den FC Keldenich beim Kreissportfest in Strempt aus. Die Damen-Handballmannschaft verlor im zweiten Spiel gegen die Vertretung aus Eiserfey mit 3:1 Toren, nachdem sie vorher noch die Mannschaft aus Scheven besiegt hatte. 56)

22. September
Im Kreis Schleiden begannen die Meisterschaftsspiele in der untersten Kreisklasse. Der SV Vussem hatte den SV Nöthen zu Gast und gewann mit 5:1 Toren. In weiteren Spielen trat der SV Vussem gegen die Mannschaften aus Kallmuth, Eicks, Weyer, Holzheim, Eiserfey, Keldenich, Pesch, Lorbach und Scheven an. 56)

September
Nach über dreizehn Jahren fanden erstmals wieder freie Wahlen statt. In der britischen Besatzungszone waren Kommunalwahlen. In den Rat der Gemeinde Vussem-Bergheim wurden gewählt:
Albert Hein – Vorsteher,
Johann Wagner,
Andreas Schröder,
Wilhelm Müller – Beigeordneter,
Jakob Schmitz,
Fritz Dreesen,
Anton Fünfzig,
Johann Pütz,
Matthias Koch. 18)

Nachdem der Lehrer Hoffmann erkrankte, übernahm der Lehrer Winzen dessen Vertretung. 13)

15. November
Mit Verfügung des Regierungspräsidenten vom 11. November 1946 wurde der Lehrer Hubert Thomae, zuletzt Lehrer in Dahlem, nach Vussem berufen. Er trat sogleich den Schuldienst an. 13)

19. November
Nach fünf Jahren englischer Kriegsgefangenschaft kehrte Hans Münch heim. Er erhielt als zwanzigjähriger im Februar 1941 seine Einberufung zur Wehrmacht und gleich die Zuweisung zum Afrika-Corps (Panzerarmee Afrika, Heeresgruppe Afrika). Von Sizilien aus gelangte er mit der 15. Panzer-Division in die Nähe von Tobruk. Schwer verwundet kam er im November 1941 in englische Gefangenschaft. Nach einem Hospitalaufenthalt am Kleinen Bittersee ging die Fahrt durch den Suezkanal ins Gefangenenlager Pittermaritzburg bei Durban in Südafrika. Im März 1942 wurde Hans Münch mit noch etwa viertausend anderen Gefangenen auf der „Queen Elisabeth“ nach Amerika transportiert. In New York angekommen, ging die Fahrt mit der Eisenbahn weiter zu einem Gefangenencamp in die Provinz Alberta in Kanada. Dort traf er auch den Mitgefangenen Josef Latz aus Holzheim. Wie Hans Münch berichtete, hatte er eine humane Gefangenschaft und lernte, wie schon zuvor in Afrika, die sprichwörtlich „feine englische Art“ kennen. Neben Tätigkeiten wie zum Beispiel als Waldarbeiter hatten die Gefangenen genügend Freizeit, um vielfältigen sportlichen Tätigkeiten nachgehen zu können. 57)

Dezember
Unter der Leitung von Pater Schwanewilms aus dem Kloster führten Mitglieder der Gemeinde in der Kirche ein Weihnachtsspiel von Pfarrer Derksen aus Reichenbach im Vogtland auf. Das Weihnachtsspiel fand so großen Anklang, dasses mehrmals wiederholt werden musste. 14)

1947

1. Januar
Die neugeschaffene selbständige Polizeidienststelle Vussem wurde mit dem aus Dreiborn stammenden Polizeibeamten Adolf Wolter besetzt. Zum Dienstbezirk gehörten die Orte Bergheim, Lorbach, Breitenbenden, Holzheim und Harzheim. Adolf Wolter nahm zunächst Wohnung bei der Witwe Kuck und nach seiner Verheiratung in der zweiten Lehrerwohnung. 58)

9. Februar
Die Wahlen bei der Generalversammlung des SV Vussem hatten folgendes Ergebnis:
Ehrenvorsitzender: Stefan Höller
I. Vorsitzender: Franz Weiler
Schriftwart: Josef Hein
Kassenwart: Matthias Dreesen
Zeugwart: Hans Münch
Spielführer I. Mannschaft: Hans Münch,
Spielführer II. Mannschaft: Michael Gülden,
Vereinstrainer: Matthias Dreesen, Hans Münch,
Kassenprüfer: Heinrich Wolfgarten, Agnes Müller. 56)

24. März
Aus der Volksschule wurden fünf Schüler entlassen:
Karola Dreesen,
Marianne Freischmidt,
Sibylla Hein,
Fritz Pütz,
Toni Wollenweber. 13)

Ostern
Pater Schwanewilms aus dem Kloster führte mit Rektoratsmitgliedern in der Kirche ein Mysterienspiel von der Auferstehung Jesu Christi auf. 14)

Juli
Am Margarethenfest kehrte Lorenz Wielspütz aus amerikanischer Gefangenschaft heim.
Lorenz Wielspütz wurde im Januar 1940 als Flaksoldat zur Luftwaffe eingezogen. Mit dem Afrika-Corps landete er 1941 in der Nähe von Tobruk auf dem afrikanischen Kriegschauplatz und traf hier auch mit Jean Schneider zusammen. Lorenz Wielspütz machte den Vormarsch bis El-Alamain mit. Auf dem Rückmarsch geriet er im Mai 1943 bei Tunis in englische Gefangenschaft. Über Oran in Algerien kam er nach Glasgow in Schottland. Hier wechselte er in amerikanische Gefangenschaft und musste die Reise in die USA antreten. Nach der Entlassung aus den Gefangenencamps in Alabama und North-Carolina führte ihn der Weg zunächst nach Brüssel und dann wieder nach Schottland, von wo er letztlich aus der Gefangenschaft entlassen wurde. 59)

Herbst
Der SV 1920 Vussem konnte erstmals für längere Zeit ein Wiesenstück zwecks Herrichtung eines Sportplatzes pachten. Somit war es in Zukunft möglich, auch im Sommer Fußballspiele austragen zu können. Die in der „Genossenschaft“ gelegene Wiese gehörte zum Teil Wilhelm Müller und der Kirchengemeinde Weyer. 56)

1948

2. Mai
Pater Schwanewilms führte mit der Jugend das Barbaraspiel von Pfarrer Johann Derksen auf.
Pfarrer Derksen aus dem Vogtland hatte das Spiel extra für die Rektoratsgemeinde Vussem-Breitenbenden geschrieben. Das Barbaraspiel fand großen Anklang und musste dreimal aufgeführt werden. 13) 14)

20. Juni
Die neu eingeführte Deutsche Mark löste die wertlose Reichsmark ab. Mit der Währungsreform wurde die allgemeine Wirtschaftslage verbessert. Jeder Bürger erhielt einmalig 60 DM „Kopfgeld“ und konnte sich fortan für sein verdientes Geld wieder etwas kaufen. Es dauerte nicht lange, und die Geschäfte füllten sich mit Lebensmitteln, Gebrauchs- und Luxusartikeln. Somit gingen die Jahre des Hungers und der Entbehrung zu Ende. Zu lange war die Versorgungslage vom „Schwarzen Markt“ und vom Schmuggeln bestimmt.

Die Firma Peter Girards arbeitete auf Hochtouren, etwa einhundertzwanzig Mann fanden hier Beschäftigung. Auch die Mechernicher Werke hatten Hochkonjunktur, wobei die Belegschaft auf cirka eintausend Beschäftigte anstieg. In Vussem gab es zum Ende des Jahres keine Erwerbslosen mehr. 13)

11. Oktober
Im Alter von siebenundsechzig Jahren verstarb Peter Vogelsberg. Der Verstorbene war verheiratet mit Amalia, geborene Michels, und seit Gründung des Rektorats Küster und Organist sowie über mehrere Jahre im Gemeinderat tätig. Die Nachfolge im Kirchendienst trat seine Tochter Gertrud Vogelsberg an. Mit Peter Vogelsberg verstarb der letzte männliche Namensträger, der auf Heinrich Vogelsberg zurückgeht. Der in Walldorf geborene Heinrich Vogelsberg heiratete 1834 Anna Katharina, geborene Ruth, und wohnte mit seiner Familie in dem früher sogenannten „Breujes Hus“, heute Anwesen Fritz Gerhards.
Bereits siebenundzwanzig Jahre früher hatte sich Peter Johann Vogelsberg, ein Bruder von Heinrich Vogelsberg, nach Vussem verheiratet. Er heiratete Apolonia Disternich und wohnte mit seiner Familie im heutigen Anwesen Hermanns, Keilbergweg 5. Die Familie des Johann Peter Vogelsberg starb bereits in der nachfolgenden Generation in Vussem aus. 3) 29)

1949

27. März
Der im Kölner Dom zum Priester geweihte Matthias Distelrath feierte in der Rektoratskirche seine Nachprimiz. Matthias Distelrath wurde 1913 geboren und verlebte seine Kind- und Jugendzeit in Vussem. Die Familie Distelrath, verwandt mit der Familie Peter Girards, wohnte bis zu ihrem Umzug nach Euskirchen, etwa um 1930, unterhalb der Schneidmühle im heute sogenannten Haus Schumacher. 14)

Die Volksschüler mit dem Lehrer Hubert Thomae im Jahr 1949

März
Von den immer noch in Gefangenschaft weilenden Soldaten kehrten heute die Brüder Wilhelm und Bertram Berners nach Hause zurück. Wilhelm Berners, einer der am längsten von zu Hause weg war, wurde im Oktober 1940 zum Regiment Hermann Göring eingezogen. Nach Einsätzen in Rußland und auf dem Balkan kam er 1942 nach Afrika. Auf dem Rückmarsch nahmen ihn die Amerikaner im Mai 1943 bei Tunis gefangen. Nach seiner Verschiffung in die USA kam er in Gefangenencamps nach Illinois und Michigan. Im März 1946 erhielt er seine Entlassung nach Europa und landete in Le Havre. Hier musste Wilhelm Berners noch drei Jahre in französischer Gefangenschaft verbringen.
Bertram Berners wurde 1942 zur Luftwaffe eingezogen und kam als Bordfunker nach Lyon in Frankreich. Im Dezember 1944 gelangte er in Elsaß-Lothringen in französische Gefangenschaft.
Er wurde nach Algerien transportiert, von wo es in Richtung Amerika weiterging. Als Folge der deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945 kehrte der Gefangenentransport, der schon in Sichtweite der amerikanischen Küste war, nach Marseille zurück. Hier war Bertram Berners bis zu seiner Entlassung in der Land- und Forstwirtschaft tätig. 60) 61)

Erlebnis des in die Kriegsgefangenschaft geratenen Theo Linden in einem Lager bei Minsk in Weißrußland:
„Es war kurz vor Ostern 1949. Manche, auch ich, waren nun schon im achten Jahr in Rußland. Dadurch, daß wir in der jetzt fast vierjährigen Gefangenschaft immer in Fabriken mit den russischen Werksangehörigen zusammengearbeitet hatten, konnten wir uns in der Sprache des Landes einigermaßen verständigen. Unsere Sorgen waren gleich, denn die Menschen hier im Gebiet, das unter dem Krieg schwer gelitten hatte, lebten – weiß Gott – nicht im Überfluß. Nur der Schmied sprach nicht mit uns.
Als ich eines Tages sagte, daß ich ein Werkstück in der Schmiede selber härten wollte, schauten mich meine Kameraden ungläubig an. Niemand von uns hatte bis dahin in der Schmiede arbeiten können. Am nächsten Tag, auf dem Weg vom Gefangenenlager zur Fabrik, sprachen wir von nichts anderem als darüber, wie wohl mein Vorhaben in der Schmiede ausgehen würde.
Am Nachmittag ging ich hin. Es war dunkles und stürmisches Wetter, und ich hörte das Klingen der Hämmer auf Eisen und Amboß. Nach dem Öffnen der Tür sah ich sogleich in dem ansonsten dunklen Raum den Schmied. Seine hohe stattliche Gestalt war von dem hellen Schein des Feuers klar abgezeichnet. Der Geselle, der neben ihm stand, wirkte dagegen zwergenhaft klein. Ich hörte, wie der Geselle sagte: „Ein Deutscher ist in die Werkstatt gekommen.“
Ich ging bis ganz nach vorne. Der Schmied schaute zum Feuer und bewegte eine Eisenstange darin langsam hin und her. Sein Geselle sah mich, auf den großen Hammer gestützt, unentwegt an. Die für diesen Augenblick zurechtgelegten Worte fielen mir nicht ein. Ich sah den Schmied, dem Alter nach hätte er mein Vater sein können, und ich dachte, daß er Angehöriger der russisch-orthodoxen Kirche war. Aus diesem Gedanken heraus sagte ich: „Bald ist ein hoher Feiertag, bald ist Ostern.“
Der Schmied drehte sich zu mir hin und sprach: „Ein Gespräch über Ostern habe ich nicht erwartet, aber was könnt ihr schon über Ostern wissen?“
„Ich gehöre zum christlichen Glauben und kann über Ostern reden“, war meine Antwort. „Nach diesem Krieg ist das für mich nicht einfach zu verstehen“ sagte der Schmied. Dann dachte ich an den Rosenkranz in meinem Brustbeutel. Ich zeigte ihn dem Schmied und sagte: „Vielleicht kann dieses ihnen helfen, meinen Worten zu glauben. Als ich unser Haus verlassen mußte, um in den Krieg zu ziehen, gab ihn mir meine Mutter.“
Der Schmied wurde sehr nachdenklich und sagte, wohl mehr zu sich selbst: „Der Krieg ist an vielem schuld.“ Nach einer Pause dann, er schien wie völlig verwandelt, fragte er. „Wo in Deutschland ist das Haus?“ Aus mir ist es dann nur so herausgesprudelt: all die Erinnerungen an die Eifelheimat, die so anders ist wie die Unendlichkeit der weiten Ebenen des russischen Landes. Ich habe dann, soweit es meine Russisch-Kenntnisse erlaubten, von den Menschen und den Dörfern rund um das Bergwerk in der Eifel erzählt. Von den Festen und Feiertagen, über das, was mir in ständiger Erinnerung war. Auch über die Obstbäume an den Straßen, und das wegen der landwirtschaftlichen Vielfalt alles wie ein großer Garten anzuschauen sei.
Das Feuer war inzwischen ganz heruntergebrannt. Der Tag ging in den Abend über, und der Schmied sagte: „Morgen früh mache ich ein neues Feuer, und dann härten wir zuerst das Werkstück.“ Im Mai 1949 wurde unsere kleine Gefangenengruppe aufgelöst, und wir wurden in die Heimat entlassen. Den Rosenkranz konnte ich aus dem Krieg und Gefangenschaft nach Hause retten. Etliche Perlen fehlen heute. Doch er ist eine Erinnerung an eine schwere Zeit – und an den Willen zur Verständigung.“

September
Das 1944 im Missionshaus eingerichtete Krankenhaus wurde geschlossen und wieder nach Mechernich verlegt. 52)

Herbst
Da sich die wirtschaftliche Lage gebessert hatte, konnte die Schulspeisung entfallen. In der allgemeinen Not, als Folge des verlorenen Weltkrieges und des wirtschaftlichen Zusammenbruches, haben sich auch die Vussemer Schüler über diese Zuwendungen gefreut. Die Schulspeisung wurde von ausländischen karitativen Organisationen ermöglicht. 13)

1950

3. Januar
Unerwartet und zur Freude aller kehrte Josef Winand als letzter Vussemer aus mehrjähriger russischer Kriegsgefangenschaft heim. 47)

Somit kehrten zweiunddreißig Vussemer nicht mehr aus dem Krieg zurück.
Die zweiundzwanzig Gefallenen fanden bereits Erwähnung. Bislang unerwähnt blieben die zehn Vermissten, die von ihren Familien für tot erklärt wurden.

Es sind dies:
Peter Berners, Sohn von Wilhelm Berners und Barbara, geborene Hilberath, vermißt in Rußland; 61)
Heinrich Gülden, Sohn von Michael Gülden und Elisabeth, geborene Wassong, vermißt in Rußland; 62)
Josef Gülden, Ehemann der Gertrud, geborene Blum, aus Mechernich, Bruder von Heinrich Gülden, vermißt in Rußland; 62)
Johann Jansen, Sohn von Josef Jansen, vermißt in Rußland; 61)
Heinz Klein, Sohn von Peter Klein und Margarethe, geborene Esser; 59)
Ludwig Wielspütz, Sohn von Heinrich Wielspütz und Pauline, geborene Serexhe, letzte Nachricht 1945 aus Pillau; 38)
Karl Schröder, Sohn von Andreas Schröder und Barbara, geborene Korth, verheiratet in Magdeburg, letzte Nachricht 1945 aus russischer Gefangenschaft; 63)
Peter Lux, Sohn von Anton Lux, Ehemann der Josefa, geborene Dederichs, aus Weyer, vermißt in Sibirien; 64)
Josef Gülden, Sohn von Hubert Gülden und Ursula, geborene Vogelsberg, letzte Nachricht 1944 aus der Festung Thorn; 65)
Johannes Müller, Sohn von Wilhelm Müller und Ursula, geborene Rutt, als letzter Vussemer sprach Theo Linden im Frühsommer 1944 mit ihm in Riga. 66)

März
Aus der Volksschule wurden folgende sechs Mädchen und Jungen entlassen:

Anna Elisabeth (Ursula) Hein,
Inge Kaltwasser,
Anna Klinkhammer,
Katharina Müller,
Kathi Wagner,
Amalie Wagner,
Walter Gülden,
Peter Gülden. 13)

20. Mai
In Einmütigkeit feierte die Dorfgemeinschaft die Goldene Hochzeit der Eheleute Johann Winand und Gertrud, geborene Renn. Das Fest begann mit einem Fackelzug, den die Feuerwehrleute und die Schulkinder mit einer Musikkapelle an der Spitze zu dem festlich geschmückten Haus des Jubelpaares in der Ackergasse führte. Hier brachten Musikkapelle, Kirchenchor und Gesangver¬ein ein Ständchen. Ortsvorsteher Albert Hein und Rektor Finke überbrachten Glückwünsche im Namen der Gemeinde beziehungsweise Pfarrgemeinde. 13)

13. Juni
„Gegen 12 1/2 Uhr verdunkelte sich das Himmelsgewölbe. Ein furchtbares, seit Jahren hier nicht gewesenes Hagelwetter ging im Bereich des Dorfes nieder; Hagelkörner, dick wie Spielsteine, schlugen gegen die Fensterscheiben. Das Unwetter war begleitet durch starkes Donnern und Blit-zen. Die Dorfstraße verwandelte sich schnell in einen Bach. Die Gärten und Felder wurden hart mitgenommen“. 13)

17. Juni
Eröffnungsversammlung, Neugründung des Männergesangvereines 1892 Vussem
„Auf vielseitigen Wunsch hin, der alten Mitglieder, sowie der sangesfreudigen Jugend, wurde eine Zusammenkunft einberufen. Der Vorsitzende des alten Vereines Johann Sistig, gab Bericht über die Ziele des Vereines, sowie über das noch vorhandene Vereinseigentum. Auf vielseitigen Wunsch hin wurde Josef Luxen aus Vussem gebeten, den Verein in gesang- und musikalischer Hinsicht zu führen. Josef Luxen nahm den Posten als Dirigent mit dem Hinweis an, keine Vergütung dafür zu erhalten. Die Vorstandswahl wurde verschoben.“ 67)

13. August
Im Gasthof Schneider fand eine weitere Versammlung des Männergesangvereins statt. Auf der Tagesordnung stand:

1. Wahl des vorläufigen Vorstandes,
2. Übernahme der Satzung von 1892,
3. Aufnahme von Mitgliedern.

Die Versammlung, die von fünfzehn Sängern besucht war, wählte zum
1. Vorsitzenden: Johann Sistig,
Kassierer: Alex Wielspütz,
Schriftführer: Josef Hein. 67)

15. August
Das Friedenskreuz kehrte von Rom nach Aachen zurück. Auf seinem Weg durch das Bistum trugen es die Vussemer Männer unter großer Beteiligung von Vussem nach Eiserfey. 14)

19. November
Pater Finke, Rektor der Kirchengemeinde Vussem-Breitenbenden, wurde, nach dem er vier Jahre die Rektorstelle inne hatte, nach Berlin versetzt. Die Gemeinde bedauerte die Versetzung des beliebten Rektors sehr. Vor dem Krieg war er schon im Missionshaus in Vussem tätig gewesen und kannte daher die Kirchengemeinde sehr genau. Neben der Seelsorgetätigkeit widmete sich Pater Finke besonders der Musik, was sich in der Leistungsstärke des Kirchenchores niederschlug. 14)

3.Dezember
Der neue Rektor, Pater Friedrich Ratte, ist aus Berlin-Mariendorf hier eingetroffen. Vor dem Mis-sionshaus begrüßte der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstandes Albert Hein den neu-en Rektor. Der Kirchenchor sang unter der Leitung des Pfarrers Dr. Koch aus Holzheim „Die Himmel rühmen“. Anschließend geleitete die Gemeinde den Rektor zur Kirche, wo sich Pater Friedrich Ratte vorstellte. 14)

Chronik 1931 – 1940

1931

15. Januar
Die Genossenschaft der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu, seit 1926 in der ehemaligen Villa Girards ansässig, kauften das Anwesen nebst mehreren Hektar Land. 14)

6. Juni
Die Bauarbeiter begannen mit dem Erweiterungsbau des Missionshauses der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu. 14)

27. Dezember
Von der Kirchengemeide wurden fünf neue Kirchenvorstandsmitglieder und zwei Ersatzleute gewählt, nämlich Matthias Kuck, Bertram Schnichels, Arnold Dauben, Josef Dederich, Johann Klinkhammer, Theodor Hermanns und Hubert Dasburg. 14)

Viele Vussemer wurden arbeitslos. Die Gewerkschaft Mechernicher Werke (Bleibergwerk) entließ 250 Leute und die Rheinische Bohrmaschinenfabrik in Neuhütte stellte ihren Betrieb ein. 14)

1932

17. Januar
Vussems Frauen veranstalteten einen gemütlichen Abend mit Theateraufführungen. Den Reinerlös dieser Veranstaltung erhielten die bedürftigen diesjährigen Erstkommunikanten. 14)

29. Januar
Die Rektoratsgemeinde Vussem-Breitenbenden zählte 670 Einwohner. Hiervon entfielen auf Vussem 368 und auf Breitenbenden 302 Einwohner. 14)

Bezüglich der Vussemer Kapelle war im Mechernicher Anzeiger folgendes zu lesen:

„Die alte Kapelle in Vussem, ein malerisch inmitten des Ortes gelegener Fachwerkbau, wird in Kürze einer gründlichen Renovierung unterzogen werden. Dieser Entschluß ist aufs Lebhafteste zu begrüßen. Jahrelang gingen die Meinungen innerhalb der Bürgerschaft auseinander. Während der eine Teil die Erhaltung des Bauwerkes forderte, wurde von anderen Stimmung für eine Niederlegung der Kapelle gemacht. Kürzlich fand eine Besichtigung durch Beamte des Vereins für Denkmalschutz statt. Die Kapelle wird unter Denkmalschutz gestellt werden. Für die immerhin beträchtlichen Mittel zur Instandsetzung, deren Aufbringung der Gemeinde allein unmöglich ist, ist eine Beihilfe in Aussicht gestellt.“ 14)

2. August
Der Gemeinderat Adolf Hoffmann, Johann Raetz, Anton Fünfzig, Anton Schröder, Matthias Bertram und Franz Schneider wählte Wilhelm Münch zum Brandmeister und Albert Hein zum Stellvertreter. 18)

3. Oktober
In Vussem wurde der freiwillige Arbeitsdienst für die Jugend eingeführt. Etwa dreißig Jugendliche fanden für einige Monate Beschäftigung und Verdienst.
Schon am 13. September berichtete der Mechernicher Anzeiger hierüber wie folgt:

„In Vussem wird gerodet

Unter Vorsitz des Gemeindevorstehers Franz Schneider trat in Anwesenheit des Bürgermeisters Dr. Gerhardus (Mechernich) der Gemeinderat zusammen. Dem zwischen der Gemeinde und dem Bürgermeister vereinbarten Vertrag, wonach das 28 Morgen große Kieselsteinsche Gelände am Gießenich gerodet werden soll, bei einem kostenlosen Übergang von 10 Morgen an die Gemeinde, wurde zugestimmt. Der Gemeinderat übernimmt die Beitragsleistung der Kranken- und Unfallversicherung. Als Träger dieser Arbeiten zeichnet die Gemeinde, deshalb soll die jugendpflegerische Betreuung der Arbeitswilligen durch den Ortsgeistlichen und dem Lehrer erfolgen.“ 14)

19. Oktober
Die Kirchengemeinde verabschiedete sich von ihrem allseits beliebten Seelsorger Pater Lotter, der eine Versetzung nach Ibbenbüren erhielt. Pater Lotter war der erste, den der Orden der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu mit der Seelsorge in Vussem und Breitenbenden betraute. Die Nachfolge trat der Mitbruder Pater Heinrich Thomas an. 14)

Oktober
Im Hause von Matthias Kuck, Neuhütte, richtete die Post eine Poststelle II ein. Erster Postbeamter mit Schalter- und Zustelldienst wurde Matthias Kuck. Die postalische Betreuung erfolgte bisher aus Mechernich. 30)

Die Kraftpostlinie von Mechernich nach Blankenheim, mit einer Haltestelle in Vussem, nahm ihren Betrieb auf. Eine Vorgängerin, die Rheinische Kraftwagengesellschaft, hatte nach einer kurzen Betriebszeit schon vor zwei Jahren den Fahrdienst eingestellt. 14)

Die Hauptstraße in den 30iger Jahren

1933

12. März
In den Gemeinderat wurde gewählt:
Franz Schneider,
Wilhelm Münch,
Theodor Hermanns,
Albert Hein, aus Vussem,
Anton Hubert Fünfzig und
Josef Vogelsberg aus Bergheim. 18)

Juli
Ein Kirchenchor bildete sich im Rektorat, der zum ersten Mal am Margarethentag in der heiligen Messe sang. Die Leitung lag in den Händen des Lehrers Karl Schiffer. 14)

1934

In diesem Jahr nahm die Fronleichnamsprozession einen kürzeren Weg. Früher führte sie am Mar-garethenhäuschen vorbei; den meisten Leuten war dieser Weg zu lang. So zog dieses Jahr die Prozession nach dem Segen am Margarethenkapellchen den Harterweg hinauf und direkt hinter Gülden hinunter auf die Hauptstraße. Die Grundstückseigentümer Lux und Müller hatten bis auf Widerruf erlaubt, ein wenig von ihrem Acker zu nehmen, um den Pfad hinter Gülden verbreitern zu können. Für alle, die an dem Zustandekommen des Weges mitarbeiteten, wurde als Anerkennung eine heilige Messe gelesen. 14)

Es verstarb Johann Josef Wielspütz, Ehemann der Anna Maria, geborene Hein. Der Verstorbene war über mehrere Jahre im Gemeinderat Vussem/Bergheim tätig und in den Jahren von 1919 bis 1924 Gemeindevorsteher. 3)

1935

10. November
Die Nachfolge des bisherigen Rektors Pater Heinrich Thomas trat der Pater Alfons Schmitz an. 14)

Blick zur ehemaligen Ackergasse, der heutigen Nordstraße.
Die Kinder im Vordergrund sind Heinz und Ilse Wolfgarten

1936

5. Mai
Die Eltern des Lehrers Karl Schiffer feierten in Vussem ihre Diamantene Hochzeit. 14)

21. Juni
Zur Herz-Jesu-Prozession läutete zum ersten Mal eine neue Glocke. Sie ist 1900 im Bochumer Verein aus Stahl gegossen worden, hat einen Durchmesser von 390 Millimeter und ist auf das dreigestrichene „e“ gestimmt. Die Glocke lag bisher unbenutzt in der Rheinischen Bohrmaschinenfabrik. Zum Gedenken an Peter Girards, der die Notkirche in Vussem ermöglichte, erhielt sie den Namen „Petrusglocke“. 14)

19./ 20. Juli
Die im Verfall begriffene Margarethenkapelle erhielt in den letzten Monaten eine gründliche Innen- und Außeninstandsetzung. Es wurden das Dach, das Lehmgewölbe und der Altar erneuert, sowie die Lehmwände des Fachwerkes durch Schwemmsteine ersetzt. Mit Unterstützung des Denkmalschutzes und durch die Opferfreudigkeit der Vussemer Einwohner konnte die Kapelle erhalten werden. Somit war der diesjährige Margarethentag ein besonderer Festtag. Das Euskirchner Volksblatt berichtete in seiner Ausgabe vom 22. Juli wie folgt:

„Weihe der Margarethenkapelle in Vussem

Ein Festtag der Gemeinde Vussem war der vergangene Montag, an dem die renovierte Kapelle durch Dechant Schriever aus Eicks ihre neue Weihe erhielt. Am Sonntag beehrte der Kirchenchor Oberhausen die Gemeinde mit seinem Besuch und sang morgens in der Messe der Rektoratskirche. Nachmittags fand eine feierliche Andacht statt, in der Pater Weber vom Missionshaus die Festpredigt hielt. Der Weihe der Kapelle vorauf ging am Montag ein feierlicher Gottesdienst, in dem Pfarrektor Schmitz das Heilige Opfer darbrachte. In feierlicher Prozession zog die Gemeinde zur Margarethenkapelle, wobei auch die Margarethenstatue, die seit 20 Jahren nicht mehr in der Kapelle war, in diese wieder überführt wurde. In dem Bestreben, altes Brauchtum wieder erstehen zu lassen, feierte Vussem am Sonntag und Montag wieder die Margarethenkirmes, die bald der Vergessenheit anheimgefallen wär.“ 1)

1937

21. April
Zum Feste des heiligen Konrad von Parzham wurde eine Reliquie des Heiligen in die Kirche übertragen und im Margarethenaltar untergebracht. Das Reliquiar aus Messing erstellte Wilhelm Schmitz aus Weyer nach den Plänen von Ing. Wielsmann von der Rheinischen Bohrmaschinenfabrik. Das Türchen ist aus Eisen geschmiedet. Dechant Schriever aus Eicks übertrug in feierlicher Prozession unter allgemeiner Beteiligung der Gläubigen und der Geistlichkeit des Missionshauses die Reliquie vom Kloster in die Kirche. Als Gäste waren Pfarrer Dr. Josef Koch aus Holzheim, Rektor Hubert Röhr aus Eiserfey, Pfarrer Wilhelm Forsbach aus Weyer und Pfarrer Heinrich Benz aus Kallmuth anwesend. 14)

16. Mai
Zu Pfingsten läutete eine zweite Glocke vom Kirchturm der Notkirche. Sie stammte aus dem Mechernicher Bergwerk, hat einen Durchmesser von 36,5 Zentimeter, ist aus Edelstahl und auf das dreigestrichene „g“ gestimmt. Die neue Glocke erhielt zu Ehren der Schutzpatronin der Bergleute den Namen Barbara.
Nach gründlicher Restaurierung konnte das Altarbild aus dem siebzehnten Jahrhundert wieder in der Margarethenkapelle angebracht werden. Auf dem Bild ist die Kreuzigungsgruppe dargestellt. 14)

8. August
Gegen 17:30 Uhr ging über Vussem und Breitenbenden ein schweres Unwetter nieder. Der Hagelschlag dauerte etwa eine Stunde und das Gewitter zwei Stunden. Die Früchte wurden bis zu 95% zerstört. Von den Höhen floss das Wasser in Strömen und nahm sogar einen Teil der Knollenfrüchte mit. Beide Orte standen teilweise bis zu einem halben Meter unter Wasser. 14)

1. September
Dem Rektor Pater Schmitz war es nicht mehr gestattet, an den Volksschulen in Vussem und Breitenbenden Religionsunterricht zu erteilen. Im Schreiben des Regierungspräsidenten vom 1. August hieß es wie folgt:
„Da an der Volksschule in Breitenbenden und Vussem genügend Lehrkräfte zu Verfügung stehen, die zur Erteilung des schulplanmäßigen Religionsunterrichtes befähigt und bereit sind, habe ich auf Anordnung des Reichs- und Preußischen Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung diese Lehrkräfte vom 31. August 1937 ab mit der Erteilung des gesamten schulplanmäßigen Religionsunterrichtes beauftragt.
Hierdurch ist mit Wirkung vom 31. August 1937 ab ihr Auftrag zur Erteilung des schulplanmäßigen Religionsunterrichtes in den mir unterstellten Schulen erloschen. gez. Vogelsang“
14)

Die Vussemer Volksschüler mit ihrem Lehrer Karl Schiffer im Jahre 1937.
1 Anita Schiffer, 2 Grete Pütz, 3 Klaus Wollenweber, 4 Leni Wagner, 5 Lena Zalven, 6 Katharina Gülden,
7 Hans Schmitz, 8 Heinz Zalven, 9 Adolf Berners, 10 Hildegard Schiffer, 11 Adolf Esser, 12 Rita Schiffer,
13 Paul Berners, 14 Wille Schmitz, 15 Hubert Gülden, 16 Josef Esser, 17 Ursula Gülden, 18 Anneliese Pütz,
19 Josef Wagner, 20 Peter Esser, 21 Bertram Berners, 22 Peter Pütz, 23 Johannes Wagner, 24 Josef Gülden,
25 Theo Berners, 26 Michael Wollenweber, 27 Peter Zalven 28 Elisabeth Wollenweber, 29 Trude Schiffer
1 Anna Dreesen, 2 Paula Wielspütz, 3 Grete Gentz, 4 Ingrid Mühlenbach, 5 Elisabeth Hein, 6 Matthias Klein,
7 Christel Hein, 8 Elisabeth Kuck, Franz-Josef Linden Johann Frings, 11 Josef Herrmanns, 12 Elisabeth Müller, 13 Michael Gülden, 14 Anna Reinartz, 15 Peter Dreesen, 16 Martin Gülden, 17 Gertrud Müller,
18 Hermann Freyschmidt, 19 Anno Hein, Heinz Freyschmidt, 21 Hans Linden, 22 Klara Herrmanns,
23 Matthias Herrmanns, 24 Josef Gentz, 25 Matthias Schmidt, 26 Heinz Klein, 27 Matthias Kuck
und Lehrer Karl Schiffer

Der SV Vussem besiegte im Endspiel um den Kreisleiter Binz-Pokal die TuS Mechernich mit 5 : 2 Toren.
Die siegreiche Mannschaft bildeten: Heinrich Kaltwasser, Hans Münch, Hubert Michels, Peter Schneider, Heinz Mießeler, Toni Dalboth, Johannes Schröder, Mathei Dreesen, Theo Klinkhammer, Josef Gülden und Toni Klinkhammer.
Als Betreuer stand Hubert Winand der Mannschaft zur Seite. 31)

1938

Nachdem das nationalsozialistische Regime den Geistlichen die Erteilung des Religionsunterrichtes in den Volksschulen nicht mehr gestattete, gab der Rektor Pater Schmitz zweimal wöchentlich Seelsorgeunterricht in der Notkirche oder im Missionshaus. 14)

1939

31. Januar
Nach dem Abschluß der Vorplanung, wie zum Beispiel Grundstückserwerb, Finanzierung und Baugenehmigungsverfahren, konnte der Kirchenvorstand den Neubau der Rektorratskirche beschließen. Die Pläne des Architekten Karl Schmitz aus Aachen wurden angenommen und die Ausführung des Baues der Firma Dederichs aus Breitenbenden übertragen. 14)

1. April
Bis zum 31. März war die Schule in Vussem eine katholische Bekenntnisschule. Es kam nun zu der schon lang erwarteten Umwandlung in „Deutsche Volksschule“. 32)

1. September
Mit dem Deutschen Angriff auf Polen begann in den frühen Morgenstunden der II. Weltkrieg.

1. Oktober
Am Nachmittag zog eine Prozession unter großer Beteiligung der Bevölkerung zur Grundsteinlegung der neuen Kirche. Der Grundstein wurde auf einem geschmückten Wagen, begleitet von den Mitgliedern des Kirchenvorstandes, zum Kirchplatz gefahren. Der Geistliche Rat und Dechant Andreas Schriever aus Eicks nahm unter Assistenz des Superiors vom Missionshaus, Pater Wilhelm Laumen, des Pfarrers der Mutterpfarre Holzheim, Dr. Josef Koch, und des Pfarrers Johann Harff aus Mechernich die Weihe des Grundsteines und die Grundsteinlegung vor. Rektor Pater Schmitz verrichtete mit der Gemeinde die liturgischen Gebete. Anschließend erfolgte durch die Geistlichkeit sowie die Gläubigen der Hammerschlag, der einen Geldbetrag von 700,- RM einbrachte. Auch die im Ort weilenden Soldaten beteiligten sich an der Feier und unterstützten durch ihre Gaben den Kirchenbau.
Mit der Urkunde zur Grundsteinlegung wurden weiterhin Bilder der Notkirche (vom Hochaltar und Margarethenstatue) sowie eine Flurkarte (der Neuhütte) mit in den Grundstein eingemauert. Die in lateinischer Sprache verfasste Urkunde hat in der Übersetzung folgenden Wortlaut:

„Urkunde im Grundstein der Rektoratskirche Vussem – Breitenbenden.
Im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit und zum immerwährenden Gedächtnis. Schon unter Pfarrer Hellings von Holzheim hatte man vor, die beiden Ortschaften Vussem und Breitenbenden zu einer selbständigen Seelsorgegemeinde zu machen. Dieses Vorhaben wurde durch seinen Nachfolger Pfarrer Gülden am 9. Januar 1918 verwirklicht. Seine Eminenz Kardinal Dr. Felix Hartmann, Erzbischof von Köln, erklärte am 1. Oktober 1919 die beiden Gemeinden Vussem und Breitenbenden zu einem selbständigen Pfarrektorat, nachdem durch eine große Schenkung des damaligen Fabrikbesitzers Herrn Peter Girards Senior der Unterhalt für einen Seelsorger gesichert war. Herr Peter Girards stellte den Angehörigen des neuerrichteten Pfarrektorats einen Raum zur Verfügung, in dem schon seit 9. Januar 1918 der Gottesdienst gehalten werden konnte.
Obschon dieser Raum durch die Opferfreudigkeit der Gemeinde reich ausgestattet wurde, so war er doch nicht geeignet, auf die Dauer als würdiges Gotteshaus zu dienen. Deshalb wurde ein Kirchenbau beschlossen. Durch die Inflation ging das vorher gesammelte Kirchenbaugeld verloren. Dies Missgeschick entmutigte die Gläubigen nicht. Sie sammelten mit Eifer einen neuen Baufond. Nachdem nun am 25. September 1938 der Kirchplatz festgelegt und durch Frau Witwe Peter Girards und Adolf Hoffmann geschenkt war, tat man am 27. August 1939 den ersten Spatenstich zum Kirchneubau. Der Plan zur neuen Kirche wurde entworfen von Architekt Karl Schmitz aus Aachen. Die Ausführung übergab man den Bauunternehmern Gebrüder Philipp und Peter Dederichs aus Breitenbenden. Am 14. September 1939 fing man an, die Fundamente zu legen. Heute am 1. Oktober 1939 fand die Weihe des Grundsteines statt. Sie wurde vollzogen durch den hochw. Herrn Geistlichen Rat und Dechanten Andreas Schriewers, Pfarrer in Eicks, unter der glorreichen Regierung seiner Heiligkeit des Papstes Pius XII., des Stellvertreters Christi auf Erden, als seine Excellenz der hochwürdigste Herr Dr. Josef Sträter Administrator des Bistums Aachen war, unter der Führung des Deutschen Reiches durch Adolf Hitler, als Herr Zander Amtsbürgermeister in Mechernich war und die Herren Franz Schneider Ortsbürgermeister in Vussem und Peter Dasburg Ortsbürgermeister in Breitenbenden waren und Pater Alfons Schmitz M.S.C. der damalige Rektor in Vussem und Breitenbenden war, unter zahlreicher Beteiligung des Weltklerus und der Ordenspriester aus der Genossenschaft der Missionare vom hlst. Herzen Jesu, die damals auf der „Hardt“ ihr Kloster hatten, und im Beisein vieler Gläubigen. Möge sich dieser neue Bau erheben unter der reichen Gnade des Allmächtigen Gottes zur Ehre des Allerhöchsten und zur Ehre der hl. Margareta, der glorreichen Patronin dieser Kirche, zur Ehre des hl. Konrad von Parzham, der bei den Gläubigen sehr verehrt wird, und zur Ehre aller Heiligen Gottes, durch deren Verdienste und Fürbitte alle Christgläubigen, die hierher kommen, um zu beten und zu bitten, erlangen mögen Gnade, Trost und Hilfe.
So geschehen in Vussem am 18. Sonntag nach Pfingsten am 1. Oktober 1939“
. 14)

1940

27. Februar
Der Primiztag des Paters Johann Bertram aus Vussem war ein freudiges Ereignis für die Gemeinde. Johann Bertram, Sohn der Eheleute Matthias Bertram und Marianne, geborene Kolvenbach, wurde als Angehöriger der Genossenschaft vom Heiligsten-Herzen-Jesu am 25. Februar in Hiltrup zum Priester geweiht. Dem Primizianten, der 1934/1935 seine Novizenzeit im Kloster Vussem verbrachte, schenkte die Gemeinde ein weißes Meßgewand. 14)

1. März
Nachdem ein strenger Winter bis Mitte Februar jede Bautätigkeit an der neuen Kirche unmöglich machte, verfügte jetzt das Arbeitsamt in Euskirchen die Einstellung der Bauarbeiten. 14)

10. April
Nach langwierigen Verhandlungen, wobei sich der Fabrikant Peter Girards mit seiner ganzen Persönlichkeit für den Kirchenbau einsetzte, wurde die Genehmigung für die Weiterführung des Bau-es erteilt. 14)

2. Mai
Am Christi-Himmelfahrtstag konnte das langersehnte Richtfest der Kirche gefeiert werden. Zimmermeister Üdelhoven aus Breitenbenden richtete auf dem Kirchturm das Kreuz mit Kirchturmhahn auf. Tags zuvor zogen die Arbeiter mit dem Kirchturmhahn, den Peter Girards stiftete, von Haus zu Haus, um ein Trinkgeld zu sammeln. Sie bedienten sich hierbei folgenden Spruches:

„Wir bringen euch den Kirchturmhahn;
er zeigt euch Wind und Wetter an;
von Süden, Norden, Ost und West;
das kleine Trinkgeld nicht vergeßt.“
14)

19. Mai
Da die Notkirche in Vussem und die Kapelle in Breitenbenden über keine Luftschutzkeller verfügten, wurden die beiden Gotteshäuser polizeilich geschlossen.
Der Gottesdienst fand vorläufig in der Kapelle des Klosters statt. 14)

29. August
Die Kunstglaserei M. Bayer aus Aachen lieferte die Kirchenfenster an. Der Entwurf der Fenster lag in den Händen des Künstlers de Graaf, ein Schüler Wendlings.

Alle Fenster wie das:
Chorfenster, (Frau Girards)
Marienfenster, (Frau Schiffer)
Namen-Jesufenster, (Franz Schneider)
Christ-Königsfenster, (Familie Johann Wagner)
Passionsfenster, (Witwe Milde, Breitenbenden)
Fenster der sieben Freuden
und sieben Schmerzen (Familie Theodor Hermanns)

Fenster Glaube, Hoffnung und Liebe, (von den anwesenden Frauen bei der Primiz des Paters (Johann Bertram)
Heilig – Geistfenster, (Lehrerin Girards, Hürth)
Fenster an der Tür, (Familie Fritz Dreesen)
Fenster Gott – Vater, (Witwe Hess, Bergheim)
Fenster Gott – Sohn, (Ludwig Fuhrmann, Ingenieur bei der Fa. Girards)

sowie die Dachfenster, die (Architekt Karl Schmitz,
Sakristeifenster und die der Orgelbühne Firma de Bayer,
sind gestiftet worden. Gebrüder Dederich,
Pastor Harff, Mechernich,
Klaus Schmitz, Mechernich,
Adolf Hoffmann, Mechernich,
Lehrerin Schöttler,
Bertram Schnichels,
Familie Andreas Schröder,
Peter Dasburg,
die Anwohner der Margarethenkapelle). 14)

Gleich nach dem Ausbruch des II. Weltkrieges erhielt der Lehrer und Reserveoffizier Karl Schiffer die Einberufung zur Wehrmacht. Die Schulbehörde bestellte daraufhin den Lehrer Hubert Bleffert aus Breitenbenden zum stellvertretenden Schulleiter. Zusammen mit dem Lehrer Hermann Sutschka aus Bergheim unterrichtete er die Kinder in der Vussemer Volksschule. Zu Ostern erhielten nur die Entlassungsschüler ihre Zeugnisse, die noch der Lehrer Karl Schiffer an seinem militärischen Standort ausfertigte. 13)

13. Dezember
Mitten in den gut fortschreitenden Arbeiten an der neuen Kirche und dem Aufbau der Sakristei mit Pfarrsaal legte das Arbeitsamt die Bautätigkeiten erneut still. Der Pfarrsaal kam hierdurch nicht mehr unter Dach und der Winter sowie ein heftiger Sturm richteten erhebliche Schäden an. Für die Gemeinde war die Fertigstellung der Kirche zum zweiten Mal in Frage gestellt. 14)

14. Dezember
Johann Josef Müller (Scheffespatt) verstarb im Alter von vierundneunzig Jahren. Der Verstorbene war ledig und vom Beruf Landwirt. Als Gemeinderatsmitglied hat er jahrzehntelang im Dienste der Gemeinde und Amtsverwaltung gestanden. Zu seiner Lieblingsbeschäftigung zählte die Bienenzucht, der er seit den Kinderjahren bis zum hohen Alter nachging. Auch als Soldat nahm der Scheffespatt am Krieg 1870/ 1871 teil. Mit Pferd und Wagen wurde er eingezogen. 3) 33)


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Chronik 1901 – 1910

1901

1. April
Der Lehrer J. Peter Krämer wurde an der Volksschule provisorisch angestellt. Lehrer August Lange hatte sich zum 15.10.1900 versetzen lassen. Zwischenzeitlich erteilte der Breitenbendener Lehrer W. Küllenrath Halbtagsunterricht. 1)

4. September
Johann Winand aus Vussem erlangte die Erlaubnis, die von der Firma Eisengießerei Gebrüder Girards für den Gütertransport angeschaffte Straßendampflokomotive zu fahren. Die Prüfung legte er vor dem Oberingenieur des Dampfkessel-Revisionsvereines für den Regierungsbezirk Aachen ab. Im Prüfungszeugnis heißt es wie folgt:
„Johann Winand, gebürtig aus Mechernich, wurde heute einer Prüfung als Maschinist und Heizer unterworfen. Er bewies dabei die zu seinem Beruf notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse und kannte auch die Maßnahmen, welche notwendig sind, um die Wege zu schonen und Gefahren zu begegnen“ 8)

Johann Winand erhielt wohl als erster Vussemer einen Führerschein, der ihn zum Führen eines Fahrzeuges mit Selbstantrieb berechtigte.

Zu den ersten elf Teilnehmern des Ortstelefonnetzes Mechernich, umfassend die Orte Mechernich, Kommern, Roggendorf und Vussem, zählte auch die Firma Gebrüder Girards, Eisengießerei und Maschinenfabrik Neuhütte. Sie führte die Ruf-Nummer 2. 9)

1902

Januar
Die Gebrüder Girards richteten neben der von ihnen betriebenen Eisengießerei eine Maschinenfabrik ein. Darauf bot sich die Firma Eisengießerei und Maschinenfabrik Gebrüder Girards im Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden wie folgt an:
„Interessenten zur gefl. Nachricht, daß wir neben unserer bisher betriebenen Gießerei, in welcher bekanntlich Gußstücke nach Modell und Zeichnung bis zu 30000 kg Gewicht hergestellt werden, auch eine Maschinenfabrik eingerichtet haben. Wir sind dadurch in der Lage, gefräste Zahnräder und Gußstücke sowie geschmiedete und gegossene Maschinenteile bearbeitet zu liefern und alle Reparaturen von Maschinen und Maschinenteilen zu billigsten Preisen zu übernehmen.“

März
Wie alljährlich fand in der Schule zu Holzheim für sämtliche Entlassungs-schüler der Pfarrei die Entlassungsprüfung in Gegenwart des Lokalschulinspektors, des Pastors, statt. Aus Vussem erhielten vier Jungen und sieben Mädchen ihre Abschlusszeugnisse. 1)

5. August
Seine Königliche Hoheit, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, passierte auf einer Ferienreise durch die Eifel gegen 8:00 Uhr das Veytal. Von Satzvey herkommend, wo er einen Tag als Jagdgast bei dem Grafen Metternich weilte, durchfuhr er die Ortschaften Breitenbenden, Vussem und Eiserfey. In Weyer überraschte er gegen 8 1/2 Uhr den Lehrer W. Küpper und die Schulkinder mit seinem Besuch. Ungefähr eine Viertelstunde hörte er dem Unterricht zu und stellte selbst einige Fragen. Die fleißigsten Schüler belohnte er mit klingender Münze (Ein- und Zweimarkstücke). Hierauf verabschiedete sich der königliche Gast und setzte seinen Weg zu Pferde über die Orte Zingsheim, Nettersheim nach Schmidtheim fort. 1)

1903


Nach dem Weggang des Lehrers J. Peter Krämer blieb die Lehrerstelle für vier Monate unbesetzt. Die Schüler erhielten Halbtagsunterricht von Lehrer Johann Fröhlich aus Breitenbenden. 1)

16. August
Der Lehrer Matthias Spix wurde „einstweilig“ mit der Verwaltung der Schule in Vussem betraut. 1)

1904

In der Pfarrkirche zu Holzheim segnete der Pfarrer Jansen die neue Vereins- fahne des Männergesang-Vereines. Die Anschaffung der Fahne war für den Verein mit großen finanziellen Anstrengungen verbunden. Aus diesem Grunde bildete sich innerhalb des MGV eine Theatergruppe. „Der Heilige Donatus“, so hieß das Theaterstück, wurde an mehreren Orten erfolgreich aufgeführt. Da die Fahne dennoch nicht vollends bezahlt werden konnte, bürgte ein Vussemer für den Restbetrag. 10)

1. September
Der Lehrer Matthias Spix beendete seine Lehrertätigkeit an der hiesigen Volksschule. Von der königlichen Regierung erfolgte seine Versetzung nach Cofferen, Kreis Erkelenz. Als neuer Lehrer erhielt Michael Küpper eine provisorische Anstellung. 1)

Im Jahre 1904 bildete sich unter dem Bürgermeister aus Mechernich (Brünsing) eine Wasserwerkskommission aus den Gemeinderatsmitgliedern zur Trinkwasserversorgung von Vussem, Roggendorf Mechernich und Strempt
Artikel dazu:
Trinkwasserversorgung von Vussem, Roggendorf Mechernich und Strempt

1905

8. Januar
Der am 27. März 1881 gegründete Bürgerverein, dessen vornehmliche Aufgabe es war, ein Kapital zum Bau einer größeren Kapelle anzusammeln, wurde in St. Margarethen – Kapellenbauverein umbenannt. Bei dem königlichen Amtsgericht in Gemünd erfolgte unter No 5 die Eintragung in das Vereinsregister. 6)

1. Dezember
Nach der durchgeführten Volkszählung zählte Vussem 279 Einwohner. 11)

1906

15. November
Im Handelsregister Abteilung B unter Nummer 9 fand die Gesellschaft mit beschränkter Haftung Girards & Mais zu Neuhütte bei Mechernich ihren Eintrag. Der Gesellschaftsvertrag wurde am 11. November errichtet. Gegenstand des Unternehmens war der Erwerb und die Weiterführung der unter der bisherigen Firma Gebrüder Girards zu Neuhütte betriebenen Maschinenfabrik und Eisengießerei sowie alle damit verwandten Geschäfte. Neben den eingebrachten Sacheinlagen belief sich das Stammkapital auf 450.000 Mark.
Als Geschäftsführer fungierten Peter Girards und Josef Mais, Ingenieur aus Koblenz-Moselweiß. 7)

Die Verlegung des ersten Wasserleitungsnetzes (mit Einspeisung aus den Feybach-Quellen), sowie der Anschluss der örtlichen Haushaltungen konnte abgeschlossen werden. Somit ging für die Bevölkerung die Zeit der nicht immer hygienisch einwandfreien Wasserversorgung aus den Brunnen zu Ende. 1)

1907

April
Der Lehrer Anton Thoma, gebürtig aus Mechernich, erhielt an der örtlichen Volksschule eine provisorische Anstellung. Die Osterferien dauerten bis zum 8. April. Das Sommerhalbjahr begann am 9. April. 1)

August
Die Sommerferien dauerten vom 5. bis 17. August. Da während dieser Zeit kein Erntewetter war, wurden die Ferien um acht Tage verlängert. 1)

1908

1. April
Der Schulamtsbewerber Hubert Koch aus Büsbach, Kreis Aachen Land, ausgebildet im Lehrerseminar zu Cornelimünster, wurde einstweilig an die Lehrerstelle bei der hiesigen Volksschule berufen. Er war vorher an der Volksschule Medell, Kreis Malmedy, tätig. Der bisherige Lehrer Anton Thoma erhielt eine Anstellung in seinem Geburtsort Mechernich. 1)

1909

1. Januar
Während des Winters wurde in Vussem eine ländliche Fortbildungsschule mit vier Wochenstunden Unterricht eingerichtet. Die Gemeinde trug die Kosten für Licht und Heizung. 1)

Der Fabrikant Peter Girards bezog seine auf der Anhöhe hinter der Neuhütte errichteten Villa. 1)


25. November
Der Gemeinderat lehnte den Antrag von Einwohnern des Ortes Bergheim zur Bildung zweier selbständiger Gemeinden, nämlich Vussem und Bergheim, ab.

Dieser so eindeutig wie knapp formulierte Beschluss des Gemeinderates der Gemeinde Vussem-Bergheim ließ die Entscheidungsgründe ebenso wenig erkennen wie der Antrag der Bergheimer Einwohner Gründe für ihr Begehren. Dieser Beschluss hatte folgende Vorgeschichte:
Um die Jahreswende 1906/1907 regte sich in Bergheim der Wunsch nach kommunaler, nach gemeindlicher Eigen- und Selbständigkeit. Träger dieser „Separations“-Bewegung war der Ortsverband Bergheim des Rheinischen Bauernvereines.
In einem von 37 Bergheimer Bürgern unterzeichneten und an den Bürgermeister Brünsing in Mechernich gerichteten Brief wurde die Trennung unter folgenden Bedingungen beantragt:
a) Festsetzung der neuen Gemarkungsgrenze zwischen Vussem und Bergheim
gemäß dem jetzigen Besitzstande,
b) Überlassung der Gemeindegüter zu demjenigen Orte, nach dessen Seite hin
dieselben bei Feststellung der neuen Grenze fallen,
c) Teilung der Depositen bei der Sparkasse Schleiden,
d) gemeinschaftliche Amortisation respektive Teilung der Restbaukosten
des Verbindungsweges von Vussem nach Bergheim,
d) eine von dem Orte Vussem an den Ort Bergheim zu zahlende
Abfindungssumme von eintausend Mark,
e) gemeinschaftliche Tragung der Kosten dieses Verfahrens.

Der Gemeinderat beschloss die zur Trennung erforderlichen Schritte einzuleiten. Das vom Katasteramt ermittelte jährliche Steueraufkommen der angestrebten Einzelgemeinden belief sich

für Vussem auf: 235,54 Mark Grundsteuer,
154,10 Mark Gebäudesteuer,
insgesamt 389,64 Mark,

für Bergheim auf: 107,11 Mark Grundsteuer,
76,20 Mark Gebäudesteuer
insgesamt 183,31 Mark.

Angesichts der jährlich verfügbaren Finanzmasse wären wohl zwei Gemeinden nicht lebensfähig gewesen. Der Mechernicher Bürgermeister begründete die Ablehnung der Bildung von zwei Gemeinden damit, dass eine Trennung nicht im Interesse des Ortes Bergheim läge. 12)

1910

4. Dezember
Im Bestreben, die kirchlichen Verhältnisse in Vussem zu verbessern, gab der Vorsitzende des St. Magarethen-Kapellenbauvereins Adolf Hoffmann dem Generalvikariat in Köln*) einen Situationsbericht.
Er schrieb unter anderem folgendes:
„Wir nehmen Bezug auf unser ergebenes Gesuch betreffs Kirchenbau vom Jahre 1906 und Ihren gütigen Bescheid darauf vom 14. Febr. 1906 I. Nr.471. Inzwischen haben sich die Verhältnisse nicht geändert, nur ist der Neubau einer Kapelle äußerst dringlich geworden.
Die alte Kapelle ist in einem derartigen baulichen Zustande, daß sie keiner Reparatur mehr fähig, dem Einsturz nahe ist. Ganz abgesehen davon, daß dieser Zustand in Rücksicht auf das hl. Opfer ein ganz unwürdiger ist, ist die Kapelle für die heutige Einwohnerzahl viel zu klein, so daß bei der Feier der hl. Messe mindestens dreiviertel der Besucher vor der Kapelle im Freien bleiben müssen. Es ist ganz klar, daß diese Umstände nicht ohne Einfluß bleiben auf die öfteren Feier der hl. Messen. Während z.B. in dem Nachbarort Breitenbenden, der derselben Pfarrei Holzheim b/Mechernich angehört und eine geräumige Kapelle sein eigen nennt, zumeist wöchentlich einmal Gottesdienst stattfindet, wird bei uns nur monatlich einmal das hl. Opfer gefeiert. Es wäre gewiß zu beklagen, wenn die armen alten Leute, die 30 Jahre lang zum Bau einer neuen Kapelle ihr Scherflein beigetragen haben, nun jede Gelegenheit zum Anhören der hl. Messe genommen würde. Aus all diesen Gründen haben wir uns entschlossen, von dem erwähnten Kirchenneubau abzusehen und unsere ganze Kraft auf den Neubau einer geräumigen Kapelle zu verwenden. Hierzu steht zur Verfügung das Vereinsvermögen mit ca. 6000 M, das mittels Mitgliederbeiträge von monatlich 20 Pfg über einen Zeitraum von ca. 30 Jahren zusammengespart wurde. Eine Erhöhung der Beiträge ist unmöglich, da die Leute hier fast ausschließlich ganz arme Fabrik- und Bergarbeiter sind, denen in vielen Fällen der jetzige Beitrag schon zu hoch ist. Ein weiterer Umstand für die Armut der hiesigen Bevölkerung ist darin gegeben, daß von den 65 Haushaltungsvorständen des Ortes 17 Witwen und 11 Invaliden sind. Das vorhandene Vereinsvermögen reicht nicht einmal für die nackten Mauern eines würdigen Kapellenneubaues. Selbst wenn sie in allereinfachster Weise ausgeführt werden, werden sie wohl das doppelte oder noch mehr beanspruchen. Da niemand im Orte imstande ist, irgendwelche Bürgschaft für den fehlenden Betrag zu übernehmen, geht unsere Bitte an Sie, uns zu unterstützen, um zumindest einen Rohbau auszuführen. Wir hoffen keine Fehlbitte getan zu haben zumal unser Pfarrer der Hochwürdige Herr Pastor Gülden unsere Notlage bezeugt.“

Mit dem Antwortschreiben bewilligte das Generalvikariat für den Neubau einer Kapelle einen Betrag von 1000 Mark. 6)

*) Heute wäre das das Bistum Aachen!

Chronik 1921 – 1930

1921

Juni
Nach der Anlage eines Leitungsnetzes konnte erstmals in der Schule und in den Wohnhäusern elektrisches Licht eingeschaltet werden. 13)

Pater Josef Linden, gebürtig aus Diefenbach, verließ das Rektorat Vussem-Breitenbenden und ging als Missionar nach Brasilien.
Die Nachfolge in der Seelsorge trat der Kaplan von Freisenbruch, Hermann Josef Hansmann, an. 14)

25. Juli
Der Gesangverein Vussem hat gehalten, was er versprochen hat. Sein Sängerfest vom 23. und 24. Juli war vom Anfang bis zum Schluß ein Erfolg. Das Anzeigen- und Unterhaltungsblatt des Kreises Schleiden schrieb hierzu:
„Zur üblichen Zeit zog der Festzug durchs Dorf auf die große Festwiese, dort hatten fleißige Hände eine kleine Naturbühne geschaffen. Herr Bürgermeister Freericks, Mechernich, leitete dann das Fest mit packenden Worten, herzlichen Worten ein. Nur Worte des Lobes und der Anerkennung waren es, die er dem rührigen, veranstaltenden Verein, dessen greiser Vorsitzender, Herr Diester-nich und dem Dirigenten, Herr Lehrer Spix, widmete. Möchten seine Worte Wahrheit werden, daß mit der Zeit die ohne Naturnotwendigkeit entstandenen Vergnügungsvereine wieder verschwinden und die Gesang- Turn- und Sportvereine mehr und mehr an Freunden und Anhängern gewinnen. Und nun reihten sich die Chöre aneinander. Klänge der Freude drangen an des Zuhörers Ohr. Mit der Freude vermischte sich dann ein stiller Schmerz zu sanfter Wehmut. Waren es doch meistens Ge-sänge, die unserer lieben Eifelheimat galten, Gesänge, deren Text uns alte, schöne Tage von ehe-dem vor dem Kriege in Erinnerung brachten. Es würde zu weit führen, die Leistungen der einzelnen Vereine eingehend zu würdigen. Allen gebührt Lob. Es sangen die Vereine aus Mechernich, Eiser-fey, Strempt, Weyer, Lessenich, Roggendorf, Golbach und Münstereifel. Vier Stunden lauschten etwa 300 Festteilnehmer dem Gesange. Tanz und frohe Unterhaltung machten dann den Schluß des Tages. Alles in Allem: Ein wohlgelungenes Fest, das dem Veranstalter alle Ehre macht. Ihm ein kräftiges Sängerheil!“

Mandolinenclub „Edelweiß“ Vussem
von links: Josef Kaltwasser, Gustav Winand, Wilhelm Gülden,
Peter Kuck, Johann Herrmanns, August Schmidt

1922

15. Mai
Die Frankfurter Maschinenbau AG, vormals Pokorny & Wittekind, pachtete die Eisengießerei Neuhütte. 24)

Schon seit dem Jahr 1918 hatte das Hammerwerk „Schneidmühle“ neue Inhaber. Von dem lang-jährigen Besitzer Bertram, später auch Axmacher & Bertram, Inhaber Siegmund Bertram, über-nahm die Kommanditgesellschaft Arns & Cie. das Werk.

Spezialitäten des Hammerwerkes waren:
„Landwirtschaftliche Maschinenteile“
„Alle Arten Pfluggerät in Stahl und Eisen“. 25)

Spezialitäten des Hammerwerkes waren:
„Landwirtschaftliche Maschinenteile“
„Alle Arten Pfluggerät in Stahl und Eisen“. 25)


1923


3. Januar
Im Alter von 69 Jahren verstarb der Hammerschmied und Gastwirt Sigmund Bertram, wohnhaft Schneidmühle. Mit Sigmund Bertram, dessen Ehe mit Anna, geborene Heil, ohne Kinder blieb, verstarb der letzte Namensträger, der über hundert Jahre in Vussem ansässigen Hammerschmiedefamilie Bertram. (Nicht zu verwechseln mit den Familien Bertram im Oberdorf).
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts kamen die Hammerschmiedemeister, die Brüder Johann Theodor und Jakob Bertram, aus Drolshagen zur Schneidmühle nach Vussem. Drei Generationen lang waren die Bertrams – zunächst die Gebrüder, ab etwa 1835 Daniel Bertram und ab etwa 1875 Sigmund Bertram – Betreiber des Hammerwerkes, der „Schneidmühle“, sowie der gleichnamigen Gastwirtschaft „Zur Schneidmühle“. 3) 25) 26)

1. Februar
Neben den bestehenden Vereinen, wie Margarethen – Kapellenbauverein, Männergesangverein und Sportverein bildete sich ein Mandolinenclub mit dem Namen „Edelweiß“ Vussem.

Der Vorstand setzte sich zusammen aus:

1. Vorsitzender: Johann Hermanns,
2. Stellvertreter: Wilhelm Winand,
3. Schriftführer: Matthias Hermanns,
4. Stellvertreter: Peter Kuck,
5. Kassierer: Gustav Winand,
6. Stellvertreter: Josef Kaltwasser

Im § 1 der Satzung von 1923 heißt es:
„Der Mandolinenclub „Edelweiß“ stellt sich die Aufgabe, seine Mitglieder zu körperlich rüstigen, geistig frischen Männern heranzubilden.“

1. Mai
Lehrer Anton Spix, der 3 1/2 Jahre an der einklassigen Schule tätig war und 1920 Grete Kuck aus Vussem heiratete, erhielt seine Versetzung nach Lucherberg, Kreis Düren. Die Regierung über¬trug die Stelle dem bislang in Aachen – Burtscheid tätig gewesenen Lehrer Julius Hody. 13)

1924

4. Mai
In diesem Jahr fanden Reichstags-, Landtags-, Bürgermeistereirats- und Gemeinderatswahlen statt. In den Gemeinderat wurden gewählt:

Franz Schneider,
Adolf Hoffmann,
Peter Vogelsberg,
Jakob Kaltwasser, aus Vussem,
sowie
Johann Rätz und
Karl Weinrich aus Bergheim.
Zum Gemeindevorsteher wählte der Rat Franz Schneider. 18)

Mai
Im Alter von dreiundzwanzig Jahren trat Agnes Schneider, Tochter des Josef Schneider und Anna, geborene Schneider, in den Orden der Augustinerinnen ein und nahm den Namen Schwester
Maria Wibalda an. 27)

Vussemer Kirmesgesellschaft und Musikanten aus dem Jahr 1924
von links stehend: Johann Kuck, unbekannt, Johann Herrmanns, Christian Harperscheid, Margarethe Velser, unbekannt, Peter Velser, Johann Gülden, unbekannt, Fritz Velser, Wilhelm Berners, Josef Velser
vorne liegend: Peter Kaltwasser (?), Mathei Dreesen

1925

16. Juni
Nach der Volkszählung lebten in Vussem 371 Einwohner, 189 männliche und 182 weibliche. 13)

29. August
In das Handelsregister B wurde zu Nr. 30 bei der Firma Rheinische Bohrmaschinenfabrik G.m.b.H. in Neuhütte bei Mechernich eingetragen:
„Durch Beschluß der Gesellschafterversammlung vom 21. Juli 1925 ist das Stammkapital auf 2.500 Reichsmark umgestellt. Durch den gleichen Beschluß ist der Gesellschaftsvertrag betreff des Stammkapitals, der Stammeinlagen und der Stimmberechtigung entsprechend der Umstellung abgeändert.“ 7)

1. Dezember
Nach der Viehzählung hielten die Einwohner von Vussem:

8 Pferde,
2 Maulesel,
86 Stück Rindvieh,
42 Schweine,
76 Ziegen,
8 Kaninchen,
480 Stück Federvieh und
18 Bienenstöcke. 13)

In der allgemeinen Not, der Folge des verlorenen Weltkrieges und des wirtschaftlichen Zusammenbruches freute man sich auch in Vussem über die Zuwendungen der Quäker. Etwa 35 Schulkinder erhielten im Winterhalbjahr täglich eine Suppe und eine Tasse Kakao mit Brötchen. Die Quäkerspeisung für die in Not geratene Bevölkerung finanzierten die Quäkerhilfsorganisationen in England und Amerika. 13)

Vussemer Fußballjugend anno 1925:
von links stehend: Johann Bertram, Peter Dillenburg, Arnold Dreesen, Toni Kuck, Hermann Schmidt, Heinrich Latz, Jean Schröder, Wilhelm Wielspütz, Jakob Hoffmann, Heinrich Sistig, Josef Gülden, Johann Schnichels,
von links sitzend: Anton Dahlboth, Matthias Schneider, Karl Schröder

In der Seelsorge folgte Rektor Pater Josef Hansmann, der Kaplan der Herz-Jesu-Kirche in Köln wurde, Wilhelm Sommer; er wurde am Kirmessonntag eingeführt.
Der neue Rektor fand in der Gemeinde sehr unangenehme Verhältnisse vor. Wie aus den Akten des Generalvikariats zu entnehmen ist, waren sich Vussem und Breitenbenden nicht einig. Das zeigte sich schon bei der Einführung, an der sich nur wenige Breitenbendener beteiligten. Breitenbenden will an allen Sonn- und Feiertagen eine Heilige Messe in der eigenen Kapelle. Versuchsweise gestattete das Generalvikariat am 19. September zweimal im Monat die Frühmesse in Breitenbenden. Da sich Unzuträglichkeiten vor allem infolge der Enge in der Kapelle ergaben, zog das Generalvikariat die Erlaubnis bald wieder zurück. Eine Entspannung trat nicht ein, wenn auch eine gewisse Zahl Breitenbendener sich dem Entscheid der erzbischöflichen Behörde fügte. 14)

1926

Februar
Die Gießerei der Neuhütte, die seit dem Jahr 1924 an den Frankfurter Maschinenbau Pokorny Wittekind verpachtet war, wurde stillgelegt. Die Rheinische Bohrmaschinenfabrik & Cie.
K G.,Neuhütte – Mechernich, Inhaber Girards & Kneisel, war auch gezwungen, die Arbeit einzuschränken und einige Arbeiter zu entlassen. Im Ort stieg die Zahl der Arbeitslosen auf über 30 an. 13)


27. Juni
Die DJK Vussem errang im Endspiel gegen die DJK Scheven die Fußball – Kreismeisterschaft. 13)

7. Juli
Der Pfarrrektor Pater Wilhelm Sommer verließ das Rektorat, um die Seelsorge im Rektorat Kierberg – Heide zu übernehmen. 14)

11. Juli
Der Gastwirt Franz Schneider erbaute an seiner Gastwirtschaft einen neuen, großen Saal. Die Gesangvereine aus Vussem und Eiserfey sowie die Vussemer Musikkapelle boten zur Einweihung Musikstücke dar. Am Abend konnte erstmals im neuen vollbesetzten Saal getanzt werden. 13)

17. Oktober
Die Genossenschaft der Patres vom Heiligsten Herzen Jesu gründeten in Vussem eine Niederlassung. 14)

18. Oktober
Aus dem Mechenicher Anzeiger –
„Ein Tag von großer Bedeutung war gestern der Rektoratgemeinde Vussem- Breitenbenden beschieden. Der Missionsorden der Patres vom Heiligsten Herzen Jesu hat in Vussem eine Niederlassung gegründet. Die prächtigen Räume der Villa Neuhütte sind in ein Kloster umgewandelt worden, in denen Patres, sich auf den Missionsstand vorbereitende Novizen und Brüder ein Leben der Arbeit und des Gebetes führen werden. Der Leiter der Niederlassung wird zugleich die Seelsorge des Rektorates übernehmen.
Kurz nach zwei Uhr kündeten die Glöcklein der Kapelle in Breitenbenden die Ankunft der Ordensleute. Pfarrer Beckschäfer aus Holzheim richtete herzliche Worte des Willkommens an die Ankommenden, welche von dem hochwürdigen Herren Pater Superior dankend entgegengenommen wurden.

Anschließend wurde ein Gedicht eines Breitenbendener Schulkindes sowie ein Lied des Vussemer Männergesangvereines zur Begrüßung vorgetragen. In der dichtgefüllten Kapelle wurde der sakramentale Segen erteilt. Darauf wurden die Patres im feierlichen Zuge unter den Klängen des Vussemer Bläsercorps nach Vussem geleitet.
Als Vorsitzender des Kirchenvorstandes sprach Herr Hoffmann einen Willkommensgruß. Herr Dr. Lenze sprach Worte des Willkommens im Namen des Bürgermeisters. Nunmehr begab sich die Prozession in die Kirche. Herr Dechant begrüßte von der Kanzel aus nochmal die Herren Pater Superior, Pater Provinzial, Pater Eilenberg als Stellvertreter des erkrankten Leiters des Klosters und Rektorates. Herr Pater Provinzial dankte mit bewegten Worten für den durchaus herzlichen Empfang. Mit dem sakramentalen Segen schloß die Andacht. An der Schwelle des neu gegründeten Klosters erwartete die Ordensleute noch ein Empfang der Familie Girards. Ein sinnreiches Gedicht, vorgetragen von dem jüngsten Sohne der Frau Witwe Girards, die Überreichung des Schlüssels an den Ordensoberen, sowie ein von den Schulkindern vorgetragener dreistimmiger Psalm beendete die erhebende Feier. Nach Einsegnung der Klosterkapelle sah man die Insassen des Klosters, die Angehörigen der Familie Girards und die geladenen Gäste, noch einige Stunden gemütlich vereint.“ 13)

Dezember
Da den Missionaren vom Heiligsten Herzen Jesu auch die Seelsorge des Rektorats übertragen wurde, nahm Pater Eichelberg zunächst diesen Dienst auf. Der von der Genossenschaft vor-gesehene Seelsorger, Pater Theodor Lotter, trat seinen Dienst zu Weihnachten an. 14)

1927

3. Januar
Im Alter von 75 Jahren starb Johann Disternich, Ehemann von Barbara, geborene Golbach. Der Verstorbene wohnte, nachdem er sein Anwesen am Busch, Friedhofsweg (heute sogenannte Kaserne), 1923 an Girards verkauft hatte, in der Nähe der Schneidmühle. Auf Initiative des Johann Disternich gründete sich 1892 der Männergesangverein, dem er viele Jahre als Präsident vorstand. Das Grundstück, auf dem 1920 der Friedhof angelegt wurde, schenkten die Eheleute Johann Disternich der Gemeinde. Mit Johann Disternich, der ohne Nachkommen blieb, erlosch die spätestens seit etwa 1770 in Vussem nachweisbare Familie im Mannesstamme. Die Nachkommen des schon 1902 verstorbenen Bruders Wilhelm, verheiratet mit Anna Maria Golbach, waren verzogen. Sie hatten das elterliche Anwesen an der Kapelle, „a Kepe“, an Wilhelm und Johann Bertram verkauft. Der im I. Weltkrieg als Grenadier bei Riquebourg in Frankreich gefallene Wilhelm Disternich, sowie die in Breitenbenden verheiratete Sibilla Schweiß waren Nachkommen des an der Kapelle wohnenden Bruders. Erlosch die Familie auch im Mannesstamme, so lebte sie in weiblicher Linie weiter. So war zum Beispiel die am 10. Juli 1817 geborene Anna Maria Disternich, Ehefrau des Johannes Wielspütz, die Stammutter aller in Vussem noch lebenden Wielspütz. Weiterhin heirateten Frauen aus der Familie Disternich in die über mehrere Generationen in Vussem ansässigen Familien Golbach, Kauert und Vogelsberg ein. 3)

Mai
Unter großer Beteiligung der gesamten Gemeinde fand die erste Fronleichnamsprozession in Vussem statt. Das Dorf war festlich geschmückt. Die Segen wurden am Kloster gegeben, an der neuen Schule, an der Margarethenkapelle und bei dem Geschäft Hoffmann. Der neue Baldachin fand besondere Beachtung. 13)


17. Juli
Gleichzeitig mit dem Tag des Patronatsfestes, welches wie üblich mit einem Festgottesdienst und einer Margarethenprozession gefeiert wurde, beging der Männergesangverein sein fünfunddreißigstes Stiftungsfest. Das Wetter war der Veranstaltung hold. Die gesanglichen Darbietungen der auswärtigen Vereine und der Festzug bildeten die Höhepunkte des harmonisch verlaufenden Festes. 13)

1928

10. Januar
Zu einem Dorffest gestaltete sich die Einweihung der neuen Schule. Morgens fand ein feierliches Levitenamt statt, das der Novizenchor aus dem Kloster mitgestaltete. Zur Feier erschienen als Ehrengäste:
Landrat Graf von Spee,
Bürgermeister Dr. Gerhardus,
Schulrat Caro,
Pfarrer Koch aus Holzheim,
die Ortsgeistlichkeiten.

Verlauf der kirchlichen Feier

1. Lied mit Musikbegleitung: Die Himmel rühmen
2. Gedicht eines Schulkindes – Agnes Vogelsberg –
3. Lied der Schulkinder: Wir treten zum Beten
4. Einsegnung der beiden Schulsäle durch den Rektor Pater Lotter
5. Ansprache des Rektors
6. Vortrag der Schulkinder: Herr unser Gott, wie groß bist Du!

Die weltliche Feier im Saale Schneider nahm folgenden Verlauf:
1. Musikstück (Marsch)
2. Begrüßungsansprache durch Bürgermeister Dr. Gerhardus
3. Lied der Schulkinder: Wir haben dieses Haus gebaut, O Herr durch Deine Güte
4. Ansprache des Landrats, Grafen von Spee
5. Gedicht
6. Ansprache des Schulrats Caro
7. Rheinlied von Atterhofer – MGV Vussem –
8. Ansprache des Lehrers Julius Hody
9. Lied „Der Schwur am Rhein“ – MGV Vussem –
10. Schlußwort und allgemeines Lied – Deutschland über alles –

Danach erhielt jedes Schulkind einen Wecken, den die Gemeinde stiftete. Die Feier hinterließ einen tiefen Eindruck bei den geladenen Gästen, wobei die Gesänge der Schulkinder und des MGV besonderen Beifall erhielten. Zur würdigen Ausstattung der neuen Schule wurden mehrere Schenkungen gemacht: Frau Girards stiftete 100 Mark zur Anschaffung einer neuen Tafel. Der Stifter des Bildes vom Reichspräsidenten blieb unbekannt. Der Herr Bürgermeister schenkte vier Wandfriese, Engelbert Weiler das Bild des Postillions, Frau Girards das Bild der Muttergottes, der Gemeinderat die beiden Kruzifixe und der Lehrer Hody das Bild „Die Heinzelmännchen“.
In der Freude über die Fertigstellung der neuen zweiklassigen Schule mit zwei Lehrerwohnungen sollte deren Vorgeschichte nicht unerwähnt bleiben:

Bereits zu Anfang der zwanziger Jahre sprachen die Einwohner über die Notwendigkeit einer neu-en Schule. Für Lehrer und Schüler gestalteten sich die Verhältnisse in der alten Schule (Mühlengasse) oftmals unerträglich. So war der Schulraum mit bis zu 85 Kindern völlig überfüllt. Eine Baukommission bezeichnete die Schule als das unzulänglichste, das sie je sah. Der Gemeinderat erkannte auch die Notwendigkeit des Baues einer neuen Schule an, erklärte aber, die Gemeinde Vussem-Bergheim sei außerstande, die Geldmittel aufzubringen, wenn nicht die Regierung einen erheblichen Zuschuß leiste. Nachdem die Regierung dem Wunsche entsprach, sollte die Gemeinde den Platz zur Verfügung stellen. Bei der Suche nach einem geeigneten Standort schlug der Bürgermeister Hüsgen folgenden Plan vor: Es sollte eine gemeinsame Schule für die Gemeinde-orte Vussem und Bergheim gebaut werden. Da allein für Vussem ein zweiklassiges Schulsystem verlangt wurde, würden die Kosten für eine dritte Lehrperson erspart bleiben. Nach einer etwas stürmischen „Volksversammlung“ in Bergheim fiel der gut gemeinte Vorschlag ins Wasser. Vor allen Dingen konnte die Platzwahl den Bergheimern nicht gefallen. So sollte die neue Schule auf der Grenze beider Orte in der Nähe des Wohnhauses Latz gebaut werden. Den Vussemern gefiel der Vorschlag ebenfalls nicht, weil der Schulweg zu weit war. Die Suche nach einem geeigneten Bauplatz gestaltete sich schwierig. Das in Erwägung gezogene Baugrundstück an der Gerads-heck eignete sich wegen der Nässe nicht. So plante man, das Wiesengrundstück, das an die Schule grenzte, von dem Eigentümer Weiler anzukaufen. Obwohl die Gemeinde schon Steine anfahren ließ, scheiterte der Kauf des Grundstücks an dem zu hohen Preis. Anfang 1925 stellte der Gemeindevorsteher Franz Schneider eine Wiese zum Preis von 300 Mark zur Verfügung. Die Baumaterialien wurden zur neuen Baustelle geschafft. Im Juni 1925 begannen die Ausschachtungsarbeiten. Die Bauausführung lag in den Händen des Baumeisters Dederichs aus Breitenbenden. Ende Oktober 1926 konnte das Richtfest gefeiert werden und vor dem Winter kam der Bau unter Dach.
Fenster und Fußböden lieferte die Firma Pauls in Mechernich, Treppen die Firma Schumacher daselbst und die Türen die Firma Klein und Wagner aus Vussem. Zum März 1927 konnte die erste der beiden Lehrerwohnungen bezogen werden. Im Winter 1927 gestalteten sich die Verhältnisse in der alten Schule untragbar. An mehreren Tagen begann der Unterricht bei 2 bis 4 °C Raumtemperatur. Der Wind pfiff durch die undichten Fenster, und es regnete auf die Bänke. Die Hälfte der Kinder erkrankte oder wurden von den Eltern nicht mehr zur Schule geschickt.
Auf Drängen des Lehrers erteilte die Regierung die Genehmigung, nach den Weihnachtsferien mit dem Unterricht in der neuen Schule zu beginnen.
Geld für die Bänke war nicht da. Zum Glück konnte dieses Problem dadurch gelöst werden, daß die Gemeinde das Mobilar aus einer in Holzheim geschlossenen Klasse auslieh. 13)

1. April
Nach der Versetzung des Lehrers Julius Hody nach Aachen übernahm der Schulamtsbewerber Hubert Keller die einklassige Volksschule. Neben der schulischen Tätigkeit hatte sich Lehrer Hody auch als Dirigent des Männergesangvereines und als Aktiver im Sportverein Anerkennung verschafft. 14)

1. Juni
Der Lehrer Karl Schiffer übernahm die einklassige Volksschule in Vussem. Er war vorher in Weiskirchen, (Hunsrück) Bezirk Trier, angestellt. 13)

1. November
Von den Besitzern Franz und Engelbert Weiler ging die Vussemer Mühle an den Pächter Ignanz Fischer aus Vlatten über. 13)

Bei der diesjährigen Ernte gebrauchte der Landwirt Franz Schneider zum ersten Mal in der Vussemer Gemarkung eine Selbstbinde – Mähmaschine. Bislang waren nur einfache Mähmaschinen, die sogenannten „Handableger“, in Gebrauch. 13)


1929

Der Männergesangverein 1892 erreichte vermutlich seinen bisher höchsten aktiven Mitgliederstand mit 27 Sängern.
Das Kassenbuch führte als Sänger auf:

Hubert Schmidt,
Arnold Dauben,
Josef Esser,
Johann Sistig,
Bertram Schnichels,
Josef Gülden,
Johann Gülden,
Hubert Gülden,
Josef Hermanns,
Heinrich Dalboth,
Peter Hoffmann,
Matthias Theisgen,
Fritz Dreesen,
Wilhelm Dreesen,
Matthias Dreesen,
Josef Wielspütz,
Albert Wielspütz,
Phillip Dahmen,
Anton Dalboth,
Johann Schnichels,
Heinz Reinartz,
Heinrich Sistig,
Heinrich Fischer,
Josef Velser,
Anton Golbach,
Peter Hambach.

Männergesangverein 1892 Vussem – Ende der 20iger Jahre von hinten links:
1. Reihe: Franz Schneider, Adolf Hoffmann, Wilhelm Dreesen,
Wilhelm Bertram, Franz Klinkhammer
2. Reihe: Wilhelm Winand, Gustav Winand, Matthias Hermanns, Peter Hoffmann,
Albert Hein, Josef Hermanns
3. Reihe: Josef Esser, Josef Kaltwasser, Johann Herrmanns, Josef Velser,
Franz Velser, Wilhelm Gülden
4. Reihe: Johan Sistig, Peter Vogelsberg, Fritz Dreesen, Hubert Gülden,
Bertram Schnichels, Hubert Schmidt, Johann Gülden, Valentin Schloßmacher

Als Ehrenmitglieder führte der Verein:

Frau Anna Bertram, Schneidmühle,
Frau Barbara Disternich, Vussem,
Frau Magdalena Girards, Vussem,
Franz Schneider, Vussem,
Martin Dreesen, Vussem,
Peter Walber, Eiserfey.

Der Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:

Präsident: Hubert Schmidt,
Stellvertreter: Fritz Dreesen,
Kassierer: Josef Esser,
Stellvertreter: Peter Hoffmann,
Schriftführer: Arnold Dauben,
Stellvertreter: Bertram Schnichels.
Der Lehrer Karl Schiffer wirkte als Dirigent des Vereins. 28)


1930

Juli
Im Alter von einundzwanzig Jahren trat Elisabeth Vogelsberg, Tochter des Peter Vogelsberg und Amalie, geborene Michels, der Genossenschaft der Herz-Jesu Missionarinnen bei und nahm den Namen Schwester Amalis an. 29)

Nachdem die Gastwirtin Witwe Anna Bertram, geborene Heil, am 19. Februar verstarb, übernahm die Nichte, Anna Donner aus Mechernich, die Gaststätte „Zur Schneidmühle“. 3)

In der alten Vussemer Schule richtete die Amtsverwaltung Mechernich eine freiwillige Schule für die Fortbildung von Mädchen (Haushaltschule) ein.
Die Leitung der Schule lag in den Händen eines Fräulein Brandenbusch aus Essen. 13)

Dezember
Mehrere Figuren bereicherten die im vorigen Jahr aus Spenden beschaffte Krippe. Bei der diesjährigen Weihnacht war die Ausstattung der Krippe nahezu vollständig. 13)

Chronik 1911 – 1920

1911

September
Auf dem Truppenübungsplatz Friedrichsfeld bei Wesel brach die Ruhr aus. Deshalb bezogen die Infanterie Regimenter Nr.25 und 65 in hiesiger Gegend Standquartiere und hielten Manöver in der Umgegend von Dottel und Kallmuth ab. Ein Zug des Regimentes 25 bezog Quartier in Vussem. 1)

1912

An den Sonntagnachmittagen versammelten sich die jungen Burschen im Alter von 14 bis 20 Jahren auf dem Schulhof, um unter Aufsicht und Anleitung des Lehrers Turnübungen und Ballspiele vorzunehmen. Bei schlechtem Wetter sangen sie in der Schule Marschlieder. Schon im Sommer des Vorjahres trafen sich die jungen Leute der Pfarrei auf einer kleinen Waldwiese im Holzheimer Wald, um sich im Turnen und in Lauf-und Ballspielen zu üben. 1)


1913

Die Eisengießerei und Maschinenfabrik Peter Girards beschäftigte 78 Arbeiter und 5 Angestellte. Vor 20 Jahren waren dort nur 18 Arbeiter tätig. Der Gütertransport zum Bahnhof Mechernich geschah noch immer mit einer Straßendampflokomotive. 1)

1. Dezember
Die Vieh- und Obstbaumzählung brachte folgendes Ergebnis:
5 Pferde, 83 Rindviecher, 16 Schweine und 42 Ziegen

Die Gesamtzahl der Obstbäume belief sich auf 2339. Davon entfielen 317 auf die Gastwirtschaft „Zur Schneidmühle“, 421 auf die Villa Girards und 133 standen an der Landstraße. Von den 63 Anwesen, die durchweg von je einem Haushalt bewirtschaftet wurden, hatten 44 Anwesen Stallungen mit Vieh und 54 Häuser Gärten mit Obstbäumen. 1)

1914

In der Woche vom 26. Juli bis 2. August fand in unserer Pfarrkirche eine Mission statt. In der zweiten Hälfte der Woche, nachdem einige Soldaten aus dem Urlaub telegrafisch zu ihrem Truppenteil zurückberufen worden waren, gab es Gerüchte über eine teilweise Mobilmachung einzelner Truppenteile. Im Hause, auf der Straße, in der Wirtschaft, überall drehte sich das Gespräch um Krieg. Als am Freitagabend die Leute aus der Missionspredigt kamen, war über den Bereich des VIII. Armeekorps bereits der Kriegszustand verhängt. 1)

1. August
An diesem Samstag, einem heißen Sommertag, rückten zum Bahnschutz nach Jünkerath und Stadtkyll aus:

Peter Josef Gülden, Landwehrmann, Mühlengasse, Vater von acht Kindern, im Alter von zwei Wochen bis dreizehn Jahren;

Heinrich Schneider, Landwehrmann, Witwer ohne Kinder, wohnte bei seiner Schwägerin in der Ackergasse;

Heinrich Dorndorf, Betriebsleiter bei der Neuhütte, jung verheiratet, wohnte in der so genannten Villa an Margarethen;

Anton Boretzki, Former, wohnte bei der Familie Kaltwasser in der Ackergasse, stellte sich als Österreicher dem österreichischen Konsul in Köln. 1)

Am Abend gegen 19:00 Uhr erfolgte die Bekanntgabe der Mobilmachung. Sie wurde durch Adolf Hoffmann (Telegrafenhilfsstelle) mittels Anschlag am Tor der Wirtschaft Schneider, an der Schneidmühle und am Scheunentor von Wielspütz (Schmale) in der Mühlengasse bekanntgemacht. 1)

2. August
Bei Sturm und Regen rückten am ersten Mobilmachungstag aus:

Theodor Hermanns, Reservist, ältester Sohn des Josef Hermanns aus der Mühlengasse;

Josef Wielspütz, Bergarbeiter, wohnte am Busch, am Weg nach Holzheim, sieben Kinder im Alter von sieben Monaten bis zwölf Jahren;

Hermann Schmidt, Fuhrmann und Kutscher bei der Firma Girards, wohnte an der Neuhütte, vier Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren 1)

3. August
Es wurden weiter einberufen:
Josef Kaltwasser, Gießereiarbeiter, wohnte an dem Fußpfad nach Bergheim, drei Kinder von vier bis acht Jahren, die Ehefrau war schwanger;

Wilhelm Berners, Bergarbeiter, wohnte am Holzheimer Weg, zwei Kinder, alte Mutter lebte noch;

Johann Wielspütz, Bergarbeiter, wohnte in dem Eckhaus zwischen Dorfstraße und Ackergasse (Flosse), unverheiratet, alte Mutter lebte noch;

Johann Wielspütz, wohnte am Ende des Dorfes nach Eiserfey, links der Straße, Vater eines klei-nen Kindes;

Martin Wessel, Schwager des vorgenannten Johann Wielspütz (Flosse), jung verheiratet; Ehefrau war schwanger;

Josef Hein, wohnte bei seinen Eltern in dem sogenannten Kolvenbach-Haus;

Hubert Schmidt, verheiratet, Vater von drei kleinen Kindern, wohnte an der Dorfstraße, von der Ackergasse dorfaufwärts, erstes Haus;

Bernhard Klinkhammer, wohnte mit seiner Mutter, drei Brüdern und einer kleinen Schwester in dem Haus an dem Gäßchen, das zwischen der Wirtschaft Schneider und Golbach den Berg hinauf führt;

Peter Wielspütz, Junggeselle, wohnte bei seiner verheirateten Schwester, im ersten Haus der Mühlengasse rechts (Schmale); 1)


4. August
Mit lautem Jubel wurden die Militärtransporte am Bahnhof in Mechernich begrüßt und von der Bevölkerung mit Butterbroten, Kaffee, Limonade, Zigarren und sonstigen Gaben versorgt. Die Soldaten hatten alle Waggons mit Grünzeug geschmückt. Die Wagen trugen die verschiedenen Aufschriften: „Schnellzug nach Paris“- „Jeder Stoß ein Franzos“- „Jeder Schuß ein Russ“- „Jeder Tritt ein Britt“- „Bei Regenwetter findet das Gefecht im Saal statt“.
Es fand in der Kapelle die erste Kriegsandacht statt. Die Leute nahmen, dem Ernst der Zeit entsprechend, recht zahlreich teil. Sogar der Platz vor der Kapelle war besetzt. Der Vorbeter, Lehrer Hubert Koch, musste sich in die geöffnete Türe stellen.

7. August
Am Nachmittag durchfuhren etwa 200 Parkfuhrwerke, lauter einspännige Karren aus dem Kreis Bergheim, den Ort. Die Fuhrleute waren Ersatzreservisten unter Führung eines berittenen Offiziers.

Aus Vussem wurden vier Pferde für Parkzwecke von der Pferdeaushebungskomission in Kall angekauft,
von Karl Dillenburg Mühle 2 Pferde,
von Franz Schneider Landwirt 1 Pferd,
von Peter Girards Gießerei 1 Pferd.
Die Straßendampflokomotive der Firma Eisengießerei und Maschinenfabrik Peter Girards wurde für Heereszwecke nach Aachen verladen. 1)

10. August
In den Dörfern der Umgebung sind kriegsstarke Kompanien des Res.- Inf.Rgts. N0 73 (Hannover) einquartiert. Eine Kompanie bezog in Vussem Quartier. Auf jedes Haus entfielen durchschnittlich vier bis fünf Soldaten. Die Offiziere erhielten in der Villa zwischen Vussem und Eiserfey Quartier. Die Soldaten kamen abends gegen 20:00 Uhr an. Tags zuvor erreichten sie mit der Bahn Euskirchen. Dort fanden sie im Lehrerseminar Unterkunft.
Von Vussem aus marschierten die Soldaten nach Belgien, um sich die erforderliche Marschfähigkeit anzueignen. Der Kompanie folgten etwa sechs Maschinengewehre, die auf der Wiese gegenüber der Gastwirtschaft Schneider auffuhren. Die Soldaten führten keine Verpflegung mit, dennoch nahm die Bevölkerung sie auf das Herzlichste auf.

15. August
In den letzten Tagen passierten außerordentlich viele Militärtransporte den Bahnhof Mechernich, die den zivilen Personenverkehr sehr stark behinderten. Nicht weit von Kall entstand für Übungs-zwecke eine Fliegerstation. 1)

21. August
Als am Abend die Leute aus der Andacht im Kapellchen kamen, war die erste große Siegesbotschaft da; am Tor der Wirtschaft Schneider war sie mit Blaustift auf einem großen Zettel von Adolf Hoffmann angeschlagen worden:
„Unter Führung seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen von Bayern haben alle Deutschen Stämme gestern in Schlachten zwischen Metz und Vogesen einen Sieg erkämpft. Der mit starken Kräften in Lothringen vordringende Feind wurde auf der ganzen Linie unter schweren Verlusten zu-rückgeworfen. Viele Tausende von Gefangenen und zahlreiche Geschütze sind ihm abgenommen worden. Der Gesamtertrag läßt sich noch nicht übersehen, da das Schlachtfeld einen größeren Raum einnimmt, als die Kämpfe 1870/71 unsere gesamte Armee in Anspruch nahm. Unsere Truppen, beseelt von unaufhaltsamen Drang nach vorwärts, folgen dem Feind, setzen den Kampf heute fort.“ 1)

29. August
In den letzten Tagen fuhren viele Soldatenzüge von Trier in Richtung Köln. Die siegreichen Streiter des Westheeres sollten mithelfen, den russischen Vormarsch auf die Provinzen im Osten zu hemmen. Die Soldaten hatten sich schwarzweiße, französische, englische, belgische, sogar Turkomützen aufgesetzt. An den Wagen waren ausgestopfte französische Uniformen aufgehängt, oder man hatte sie auf die Bocksitze der Trainwagen gesetzt.
Die Kriegstelegramme kamen nun regelmäßig jeden Tag. Adolf Hoffmann nagelte die Depeschen an einen der Lindenbäume vor seinem Geschäft.

Bis Ende August wurden weiter einberufen:
Arnold Dauben, Bergarbeiter, wohnte in dem Bruchsteinhäuschen unterhalb des Kolvenbach-Haus, verheiratet, keine Kinder, erzog ein Kind seiner Schwägerin;

Heinrich Wielspütz, Former, wohnte in der Mühlengasse gegenüber der Schule, verheiratet, fünf Kinder, das Älteste war sechs Jahre, die Ehefrau war schwanger;

Johann Peter Winand, Schlosser, wohnte oberhalb der Gießerei, zweites Haus an der linken Seite des Baches, verheiratet, acht Kinder;

Wilhelm Bertram, Bergarbeiter, wohnte mit seiner Mutter, Bruder und Schwester in dem ersten Haus oberhalb der Kapelle, links am Harter Weg;

Karl Ellingen, Teilhaber der Gießerei, wohnte im alten Herrenhaus der Gießerei, verheiratet, ein Kind.

September
Die Mädchen strickten in den Handarbeitsstunden für die Soldaten Strümpfe und Pulswärmer. Das Garn dazu brachte eine Sammlung von Haus zu Haus. Die Sammlung ergab außer der Strickwolle sechs Paar fertige Strümpfe, sechs Hemden, sowie 25 Mark und 60 Pfennige.


27. September
Die Führung der Vussemer und Breitenbendener Jugendwehr, eine Vorbereitung auf den Militärdienst, übernahm der Lehrer Hubert Koch.

Es wurden weiter einberufen:
Johann Esser, Rekrut, wohnte mit seinen Eltern, Bruder und Schwester im ersten Haus oberhalb der Gießerei an der linken Seite des Baches;

Peter Linden, Rekrut, wohnte mit der Mutter (Witwe) und zwei Brüdern in der Dorfstraße im zweiten Haus unterhalb der Ackergasse;

Jakob Müller, Rekrut, wohnte bei Kriegsausbruch außerhalb, stammte aus der Familie Müller (Scheffes);

Peter Velser, Rekrut, wohnte in der Dorfstraße erstes Häuschen links oberhalb des Holzheimer Weges, Eltern lebten noch, Vater war Invalide, hatte noch drei Brüder und vier Schwestern.

November
Die Jugendwehr setzte ihre Übungen fort. Bei dem letzten Treffen übten sie den Sturm auf die Karlsburg.

1. Dezember
Die Vieh- und Vorratszählung ergab für Vussem:
1 Pferd, 85 Stück Rindvieh, darunter 14 Zugochsen und 43 Kühe, 38 Schweine, 50 Ziegen
und
4500 kg Weizen, 3700 kg Mischfutter, 3700 kg Roggen, 10700 kg Hafer. 1)

1915

Die Heeresleitung zog auch die Firma Girards Eisengießerei & Maschinenfabrik Neuhütte für Heereslieferungen heran. Hierauf erhielten einige Vussemer, die bei der Firma beschäftigt waren, für längere Zeit eine Freistellung vom Kriegsdienst.

Auch in Vussem machte sich die Verteuerung von Lebensmittel und Petroleum bemerkbar.

Februar
Es wurden weiter einberufen:
Johann Wielspütz, Ersatzreservist, wohnte Harterweg im letzten großen Haus, Mutter tot, Vater Kriegsinvalide von 1870;

Benedikt Hein, Ersatzreservist, wohnte bei seinen Eltern im sogenannten Kolvenbach-Haus.

Kriegstelegramme berichteten von weiteren großen Siegen. Bei den Kämpfen in Masuren (Ostpreußen) errang die Armee unter Generalfeldmarschall von Hindenburg große Siege.

Die Junggesellen stifteten für die im Krieg weilenden Vussemer Soldaten das ihnen übergebene „Hillichsgeld“ in Höhe von 8 Mark.
Über die Hillich, Hillig, mit ihren Einzelheiten gibt das Buch von Adam Wrede, Eifeler Volkskunde, 3. Auflage, Bonn 1960, reichhaltige Auskunft. Inwieweit das dort Geschriebene für Vussem zutraf, ist unbekannt.
In Vussem gab es die Hillig bis etwa zum Jahr 1965. Heiratete ein Mädchen aus dem Ort, dann musste der Bräutigam die Braut loskaufen, indem er den Junggesellen einen Geldbetrag für einen Bierumtrunk gab. Häufig knallten hierbei auch Gewehre und Böller. Gab der Bräutigam kein Hilligsgeld, dann brachten die Junggesellen am Haus der Braut einen Dornenast an. Weiterhin musste das Brautpaar damit rechnen, den Weg zur Kirche mit Kaaf bestreut zu finden. Der Polterabend löste die Hillig ab.

Anstelle von Turnübungen machte die Landjugend am liebsten militärische Übungen. Bei jedem Wetter zog sie hinaus. Ein Schüler der Oberstufe schrieb nachstehenden Aufsatz:

„Ein soldatischer Streifzug durch den Wald

Vor einiger Zeit kamen wir an einem Nachmittag um 3 Uhr aus der Schule. Da hieß es, der Herr Lehrer von Eiserfey sei mit seinen Turnjungen hinter der Mühle im Walde. Da ließ unser Herr Lehrer uns antreten. Zwei Knaben hatten Stäbe (als Gewehrersatz) und teilten sie unter uns aus. Dann ging es im Laufschritt über die Wiese an die Mühle. Am Waldrande ließ der Leutnant uns ausschwärmen nach rechts und links. Dann gab der Herr Lehrer ein Zeichen, und wir schlichen uns leise voran. Dann knieten wir. Unser Leutnant schlich selber vor. Es war vom Feinde nichts zu sehen. Dann ging es schnell über die Lichtung an der anderen Seite wieder in das Gehölz. Dort legten wir uns hin. Dann schickte unser Leutnant drei Patrouillen aus, eine nach rechts, eine nach links und eine nach vorn. Die nach rechts hatte nichts gesehen. Die nach links glaubte, sie habe Feinde gesehen. Die nach vorn glaubte, sie habe auf einer Anhöhe einen feindlichen Offizier gesehen. In zehn Minuten mußten sie sich wieder melden. Dann stellten wir uns wieder auf zur Gruppenkolonne. Dann ging es mit Gesang durch das Dorf in die Schule zurück. Wir sangen das Lied von der dicken Bertha.“

Außer der Lebensmittelteuerung merkte man vom Krieg sehr wenig. Dennoch machte sich die Sehnsucht nach dem Frieden bemerkbar. Aus den Nachbarorten war schon manch junger Mann gefallen. Die aus Vussem Einberufenen hatten bislang Glück, denn nur einer geriet in Gefangenschaft. Ein weiterer war leicht verwundet. Gefallene waren bislang nicht zu beklagen. In den Feldbriefen der Soldaten, in denen oftmals eine Blume steckte, wurde der Wunsch auf Heimkehr deutlich.1)

1. März
Die Bevölkerung erhielt von jetzt an ihre Brotrationen nach einem vom Bürgermeisteramt ausgestellten Brotbuch in den vorgeschriebenen Mischungen oder eine entsprechend geringere Menge Mehl für jede Woche zugeteilt. Für viele reichte diese Brotmenge nicht aus.

11. März
Es ging der ungediente Landsturm (bis 45 Jahre) nach Schleiden zur Musterung.

März
Es wurden weiter einberufen:

Wilhelm Velser, Ersatzreservist, wohnte in der Dorfstraße erstes Häuschen links, oberhalb des Holzheimer Weges, Schlosser auf der Neuhütte, Bruder von Peter Velser;

Peter Klinkhammer, Ersatzreservist, Bruder von Bernhard Klinkhammer.

April
Auch in diesem Monat übte, mit Ausnahme der Ferien, die Jugendwehr regelmäßig. So zum Beispiel am 18. April, vormittags 10 Uhr: Sammeln an der Brücke unterhalb der Schneidmühle; Exerzieren auf der Straße; Marsch durch Breitenbenden; Sturmangriff vom Tiefenbach aus, links der Straße, in Höhe des Kalkofens.

Das Geschäft Hoffmann erhielt 1000 Pfund holländisches Weizenmehl, das ohne Brotkarte für 32 Pfennige pro Pfund verkauft wurde. In wenigen Stunden war alles ausverkauft.

Mai
Es wurden weiter einberufen:

Heinrich Linden, Ersatzreservist, wohnte bei seiner Mutter, Bruder von Peter Linden;

Josef Linden, Ersatzreservist, wohnte in Eiserfey, Kriegstrauung mit Elisabet Gülden aus der Ackergasse;

Heinrich Hein, Rekrut, Bruder von Josef und Benedikt Hein.

Wie gewohnt war auch in diesem Monat regelmäßig Kriegsandacht in der Kapelle. Auch die im Urlaub weilenden Soldaten nahmen daran teil. 1)


24. Juni
Im Alter von 39 Jahren verstarb der Vussemer Mahlmüller Karl Dillenburg. Der Verstorbene war in Vussem geboren und mit Maria Josefa, geborene Rutt, verheiratet. Er übernahm die Mühle von seinem Vater, Nikolaus Dillenburg, der 1893 verstarb.
Karl Dillenburg hinterließ seine Ehefrau und vier kleine Kinder. 3)

13. Juli
Die Vussemer feierten wie gewohnt das Fest ihrer Kapellen-Patronin, der Heiligen Margarethe.
Lehrer Hubert Koch schrieb in die Schulchronik folgendes nieder:
„An diesem Tage fällt der Unterricht aus, die Fabrikarbeiter haben meistens wenigstens bis Mittag frei. An dem Tage vorher zieren die Mädchen des Dorfes das Kapellchen, daß man es kaum wiedererkennen konnte. Um 8:30 Uhr ist an dem Tage ein feierliches Hochamt mit Predigt. Weil die Leute dann zum größten Teil draußen stehen, stellt sich der Herr Pastor bei der Predigt in die Tür. In den früheren Jahren waren an dem Tage oft sogar zwei heilige Messen, dann bestellten sich die Vussemer den Rektor von Eiserfey, um ihnen auch die Frühmesse zu lesen. An das Hochamt schließt sich eine Prozession auf Eiserfey zu, dann dem Bergheimer Wege nach bis zum Margarethenhäuschen (an Margarethen) und dann den Feldweg (Harterweg) wieder hinab zu der Kapelle. Vor dem Krieg spielten in der Prozession eine Anzahl Vussemer Musikanten. In früheren Jahren war nachmittags eine Andacht zum Troste der Abgestorbenen. In diesem Jahr fiel diese Andacht aus und man betete am Abend die gewohnte Kriegsandacht. Das Fest wird so von alters her gefeiert. Viele Leute arbeiten an diesem Tage nicht, auch nicht auf dem Felde, wenn nicht dringende Arbeiten, besonders im Heu, vorliegen. Die meisten Vussemer, besonders junge Mädchen, die sich draußen (Köln) eine Stelle gesucht haben, nehmen für diesen Tag Urlaub und kommen auf das Margarethenfest. Der Volksmund sagt hierzulande: „Wenn es am Margarethenfest regnet, faulen die Nüsse“. Es soll an dieser Stelle noch bemerkt werden, daß das Altärchen in der Kapelle aus der alten Pfarrkirche in Kallmuth stammt.“1)

Oktober
Die Viehzählung ergab für Vussem:
Pferde: keine,
Rindvieh: 103, darunter 47 Kühe, 17 Zugochsen, 1 Stier,
Schweine: 45,
Ziegen: 50,
Hühner: 322,
Enten: 1
In den Herbstferien sammelten die Kinder 55 Pfund Eicheln. Die Kinder erhielten für das Pfund fünf Pfennig, der Lehrer gab für denselben Preis die Eicheln als Schweinefutter wieder ab.


16. November
Der Lehrer hatte die unangenehme Aufgabe, die Menge der Getreidevorräte zu ermitteln. 1)

Es wurden weiter einberufen:

Wilhelm Disternich, wohnte in dem Hause seines Onkels am Busch, die Mutter war Witwe, er hatte eine ältere Schwester und zwei jüngere Brüder;

Anton Lux, wohnte in Breitenbenden, ist verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Das Elternhaus war das dritte Haus oberhalb der Wirtschaft Schneider, dort wohnten auch Vater, Mutter, Bruder und Schwester.1)

Dezember
Weihnachten und an den folgenden Sonn- und Feiertagen hielten Fräulein Ursula Rutt und Fräulein Anna Schnichels im Auftrag des Lehrers die fünfte Sammlung für Liebesgaben ab, die den Vussemer Kriegern zu Gute kommen sollten. Die Sammlung ergab für hiesige Verhältnisse die unerwartet hohe Summe von 63,60 Mark.1)

1916


23. Januar
Wilhelm Wielspütz, einer der letzten Vussemer Veteranen aus den Feldzügen Wilhelm I, wurde auf dem Friedhof in Holzheim beerdigt.
Lehrer Hubert Koch schrieb bezüglich des Verstorbenen folgendes in die Schulchronik:

„Wilhelm Wielspütz, geboren im Jahre 1844. Elterliches Haus an „Schmale“ erstes Haus rechts in der Mühlengasse. W. Wielspütz diente 1866 beim Garde-Regiment-Königin Augusta in Coblenz. Bei diesem Regiment machte er den Feldzug mit und erhielt auch die Denkmünze für Königgrätz. Bei Ausbruch des Krieges 1870 mußte Wilhelm Wielspütz sich sofort stellen und wurde der 3.Comp. 2.Battl. 1.Rhein.Landwehr-Rgts. No. 25 eingereiht. Er hat oft erzählt, wie er von seiner Braut und späteren Gattin, Anna Maria Evertz in Lorbach auf dem Kleefeld, Abschied nahm und wie ihn der alte Benoit in Vussem seine ganze Barschaft von 7 1/2 Groschen als Zehrpfennig mit auf die Reise gab. W. Wielspütz, sein Vater, war damals schon tot. Er wohnte bei seiner Mutter und 3 Geschwistern in dem oben beschriebenen Hause, er war der zweitälteste. Bei Grawelotte am 18. August wurde W. W. schwer verwundet. Er erhielt einen Schuß in den linken Arm, ging aber mit weiter vor, bis er auch am linken Bein und in der rechten Seite verwundet war. Auf dem Schlachtfeld liegend, traf dann eine Kugel seine rechte Hand und zerschmetterte ihm drei Finger vollständig. Er kam in ein Feldlazarett und dort war er noch einer der Glücklichsten. Dann kam er in Lazarettbehandlung nach Neustadt a.d.Hardt, wie er sagte, zum dortigen Landrat. Später fand er liebevolle Pflege in Euskirchen in der Villa des Herren Ruhr am Bahnhof. Wielspütz besaß die aus erbeuteter Kanonen-Bronze gestiftete Kriegsdenkmünze für Combattanten, sie wurde ihm nebst Urkunde am 1. Oktober 1871 vom Bezirkskommandeur in Eupen überreicht. W. Wielspütz bezog bis zu seinem Tode eine hohe Kriegsinvaliden Rente. Er wohnte mit Familie auf dem Harterweg rechts das oberste große Haus. Er starb als letzter Veteran des Dorfes.“

März
Die Schlacht bei Verdun tobte weiter. Sehr oft war der Kanonendonner von der Westfront zu hören. Am 9. März meldeten die Zeitungen die Eroberung des Forts Vaux. Es dauerte aber nicht lange und schon hatten die Franzosen es wieder zurückerobert.


14. März
Es wurde weiter einberufen:

Franz Klinkhammer, war zur Zeit Knecht auf Heistartburg, (in Holzheim), jüngster Bruder des Bernhard Klinkhammer;


28. März
In Holzheim fand für die Schulen die Entlassungsprüfung statt. Auch Bürgermeister Dohr aus Mechernich und das Schulvorstandsmitglied Adolf Hoffmann aus Vussem, wohnten der Prüfung bei. Aus Vussem wurden elf Kinder entlassen. Zu Beginn des neuen Schuljahres kamen zehn Neulinge in die Schule.

Es wurde trotz der verminderten Arbeitskräfte außerordentlich viel Lohe geschält. Die Besitzer erhalten für den Zentner 13 Mark, während er vor dem Kriege nur 3 Mark eintrug. Vor dem Krieg bestand der Schällohn meistens in Holz; jetzt erhielten die Schäler außerdem noch 5 Mark pro Zentner Lohe.


9. Juli
Zur Erflehung einer gedeihlichen Witterung ging wie gewohnt die Prozession von Holzheim nach Münstereifel zum Heiligen Donatus.


1. August
Es wurden weiter einberufen:

Johann Linden, jüngster Bruder von Peter und Heinrich Linden;

Josef Esser, Bruder von Johann Esser.

September
Bezüglich der allgemeinen Versorgung schrieb der Lehrer Hubert Koch folgendes nieder:
„Die Getreideernte ist in diesem Jahr bedeutend besser wie im vorigem Jahre. Sie ist den Verhältnissen entsprechend „gut“ zu nennen. (Mangel an Kunstdünger und Arbeitskraft).Die Obsternte läßt zu wünschen übrig. Nur die Pflaumen sind sehr gut geraten. Die Bauern sind mit dem Preise von 10 Mark für den Zentner gern zufrieden; in den Städten wird aber das Pfund für 25 Pfennig verkauft. Warum dieser große Unterschied? Die Händler kommen von weit her, sie versuchen, auf die verschiedenste Weise den Höchstpreis zu überschreiten. Viele Städter holen sich trotz Ausfuhrverbot die Pflaumen selbst und schleppen sie in großen Körben mit . Die Städter sind Schuld, daß die Bauern allmählich für Eier, Butter, Speck unerhörte Preise fordern: sie bieten solange, bis sie die Ware erhalten und dann wird in der Stadt über die unverschämten Bauern geschimpft. Jeden Tag begegnen einem solche Stadtleute mit Paketen, Rucksäcken etc; das Volk sagt: Sie gehen „kötten“. Für Eier mußte ich 32, 34, 36 Pfennige bezahlen, da habe ich verzichtet, es wurden aber schon 40 Pfennige bezahlt. Für ein Pfund Butter bezahlen die Städter 5 – 6 Mark, für ein Pfund Speck 6 – 7 Mark und den Preis für Schinken möchte ich gar nicht nennen. Wenn die Vorräte durch die hohen Preise größer würden, dann hätten wir bald keinen Mangel mehr.“

Für die Marmeladenherstellung (als Butterersatz) sammelten mehr Leute als sonst Brombeeren. Da man aus Weißdornfrüchten Kaffee-Ersatz brannte, pflückten die Schulkinder diese Früchte, besonders am Wege nach Bergheim.

Es wurden weiter einberufen:

Hubert Kuck, wohnte in dem Haus am Wege zur Villa, der Vater war Meister in der Gießerei, ältester Sohn, noch zwei ältere Schwestern und fünf jüngere Geschwister;

Albert Hein, jüngster Bruder von Josef, Benedikt und Heinrich Hein;

Wilhelm Müller, wohnte bei seinem Onkel in dem ersten Haus links in der Mühlengasse;

Wilhelm Nauenheim, wohnte mit seiner Familie in Pesch, seine Frau und die Kinder zogen nach Vussem zu den Eltern und Großeltern Peter Hein;

Michael Kaltwasser, Bruder der in der Ackergasse erstes Haus links wohnenden Geschwister Kaltwasser, wohnte bei seiner Schwester in Köln, unverheiratet;


17. September
Das Fest des Kirchenpatrons, des Heiligen Lambertus (Kirmes), wurde nicht wie sonst mit den üblichen Vergnügungen gefeiert. Wie schon in den beiden Vorjahren fielen diese Veranstaltungen wegen des Ernstes der Zeit aus. 1)

Oktober
Die Schulkinder sammelten insgesamt 42 Pfund Pflaumenkerne für die Ölgewinnung.

1917

14. Januar
Schnee und grimmige Kälte -21 Grad. Diese Kälte dauerte auch am Schluss des Monates noch an. Unsere armen Soldaten, so hörte man überall sagen. Die Wasserräder des Schmiedehammers froren vollständig ein, auch die Wasserleitung einfroren an vielen Stellen im Boden ein.
Seit dem Abtransport der Straßendampflokomotive musste sich die Firma Girards Neuhütte für ihren Gütertransport mit Ochsen- und Pferdefuhrwerken behelfen.

Januar
Bislang wurden aus Vussem 42 Männer eingezogen.
Hiervon befanden sich im Felde:
Karl Ellingen, Leutnant der Artillerie, Familie in Aachen

Peter Linden, bei der Marine-Artillerie in Flandern

Johann Wielspütz, vom Hartenweg, Krankenträger an der Westfront

Heinrich Linden, als Bursche bei einem Stab in Warschau

Wilhelm Disternich, Inf.- Rgt. 68 im Osten

Franz Klinkhammer, bei einem Fuß – Artl. – Batl. in Mazedonien

Johann Linden, Inf. – Rgt. 29 im Osten

Josef Esser, Inf. – Rgt. 29 im Osten

Wilhelm Müller, Krankenträger an der Westfront

Jakob Müller, bei der Marine-Artillerie in Flandern

Wilhelm Nauenheim, bei der Artillerie in Rumänien

in der Garnison:
Anton Boretzki, in Albertfalva bei Budapest

Josef Linden, in Cleve bei einem Ers. – Batl.
Heinrich Hein, bei einer Garnison in Köln

im Lazarett:
Theodor Hermanns, bei Magdeburg

Kriegsinvaliden:

Josef Kaltwasser, (Nerven)

Wilhelm Berners, (zwei Finger von der linken Hand abgeschossen)

Peter Wielspütz, (Knieschuß)

Peter Klinkhammer, (Beinschüsse)

es galten als vermißt:

Martin Wessel, seit Juni 1915

Benedikt Hein, seit Oktober 1916

in Gefangenschaft gerieten:

Bernhard Klinkhammer, in französischer Gefangenschaft

Peter Velser, in französischer Gefangenschaft (Cherbourg)

Anton Lux, in französischer Gefangenschaft

Michael Kaltwasser, in russischer Gefangenschaft
(auf einem Bauerngut in Mittelrußland im Gouvernement Kursk)

vom Bergwerk und Eisengießerei und Maschinenfabrik Girards Neuhütte reklamiert:

Peter Josef Gülden, von Firma Girards Neuhütte,

Hermann Schmidt, von Firma Girards Neuhütte,

Johann Wielspütz, von Firma Girards Neuhütte,

Heinrich Wielspütz, von Firma Girards Neuhütte,

Johann Esser, von Firma Girards Neuhütte,

Albert Hein, von Firma Girards Neuhütte,

Hubert Kuck, von Firma Girards Neuhütte,

Wilhelm Velser, von Firma Girards Neuhütte,

Johann Winand, von Firma Girards Neuhütte,

Heinrich Schneider, vom Bergwerk,

Josef Hein, von einer Fabrik in Köln,

Josef Wielspütz, vom Bergwerk,
(vom Busch)

Johann Wielspütz, vom Bergwerk,
(Flosse)

Wilhelm Bertram, vom Bergwerk,

Arnold Dauben, vom Bergwerk,

Hubert Schmidt, vom Bergwerk,

Heinrich Dorndorf, nicht mehr in Vussem ansässig. 13)

Februar
Auf Anordnung des Bürgermeisteramtes in Mechernich blieb die Schule zum Zwecke der Kohlenersparnis für zehn Tage geschlossen. 13)

1. März
Franz Klinkhammer, Kanonier beim Fuß – Artl.- Batl. 65 in Mazedonien, schrieb nachstehenden Brief nach Hause:

„Meine Lieben!

Der heutige große Schneefall, welcher allein schon 0,50 m hoch schon gefallen ist und wir vor langer Weile nicht wissen, was wir machen sollen, will ich Euch mal einen Tag aus dem fernen Südosten etwas näher beschreiben. Wir liegen hier etwa 4 km vor den wichtigen Höhen, wo jetzt letzte Tage die schweren Kämpfe stattfanden, welches Ihr auch in der Zeitung hoffentlich gelesen habt. Es war besonders die Höhe 1050, wo wir den Italienern ein wichtiges Grabenstück entzogen; es waren dabei die tapferen 8.Jäger, wo auch der Dreesen von Harzheim bei war. Der Feind hielt sich dann sehr ruhig. Nachher, aber am 27. 2. versuchte er mit allen Kräften ihn wieder zu kriegen, aber am Morgen des 28. wurde er wieder sehr blutig heraus geworfen, was Ihr auch in der Zeitung noch lesen werdet. Nun kommt der 1. März heran, ein Tag wo noch nicht mal ein Infantrieschuß fällt, wir nochmal den ganzen Tag in unseren Zelten liegen. Es ist nämlich heute so ruhig, als wäre kein Mensch mehr hier in den stillen Bergen. Nun meine Lieben, will ich Euch mal unseren Aufenthalt hier etwas beschreiben. Die Geschütze auf einer Wiese, vor einem kleinen Hügel aufgefahren, wo auch nebenan unsere Wohnungen sind, nicht vielleicht ein schönes Haus, wie es in Frankreich schon mal vorkam, nein, ein kleines Zelt, eine Zeltplan welche wir über einige Stangen überzogen haben, und dieses bildet unsere Wohnung, welche im ganzen 4 m lang, 2 m breit und 1 1/2 m hoch ist. Aber trotzdem doch häuslich eingerichtet. In der Mitte steht unser Ofen, aus Steinen zusammen gebaut, an beiden Seiten ist unser Lager, nicht ein Bett wie zu Hause, nein auf blanker Erde, als Unterlage etwas Holzwolle und dann zwei Decken, dies ist unser Bett. Im übrigen haben wir Bratpfannen und dergleichen, aber nichts für drin. Die Beköstigung ist zwar gut hier, denn es gibt viel Bohnen, aber wenig Brot. Fleisch haben wir genug, denn hier war immer große Viehzucht. Nur das Holz ist hier sehr knapp, denn es gibt viele Stunden weit kein Wald, Baum noch Strauch mehr, hier gibt’s nur Berge und große Felsen. Dörfer und Städte sind aber gut zu zählen, denn dieser sind hier nicht viele, und was für welche, zerschossen und dergleichen, die alten Lehmbuden, denn hier ist schon seit 1912 Krieg. Da könnt Ihr Euch denken, wie die Gegend hier aussieht. Jetzt nun meine Lieben, habe ich eine Bitte, denn durch die Langeweile wird mir das Rauchmaterial langsam alle, denn das ist unser Zeitvertreib. Drum wären einige Zigaretten wieder sehr willkommen. Nun meine Lieben daheim, muß ich mein Schreiben für heute schließen, denn meine Kameraden der Winand und dergleichen, laden mich soeben zu einem Kartenspiel ein, nur das Dröpchen fehlt. Seid darum bis dahin vielmals herzlich gegrüßt von Eurem dankbaren Sohn und Bruder, Franz“

Franz Klinkhammer schickte in einem Feldpost – Karton eine Schildkröte nach Hause. Das Tierchen kam lebend hier an und der Lehrer zeigte es den erstaunten Kindern in der Schule. 13)

Gesamtansicht der Eisengießerei und Maschinenfabrik Neuhütte mit der 1909 fertiggestellten Villa.
In dem Fachwerkgebäude (ganz links) wurde 1918 die Notkirche eingerichtet


19. März
In Mechernich wurden auf einer Versammlung Ortsausschüsse gebildet, die vor allem die restlose Bebauung aller Kulturflächen fördern sollten. Zum Vorsitzenden wählte die Versammlung den Beigeordneten Becker. Stellvertretender Vorsitzender für Vussem wurde Lehrer Hubert Koch. Zu Beisitzern für Vussem wurden Gemeindevorsteher Peter Girards, Franz Schneider, Josef Hermanns, Johann Rutt und Gustav Wulschner gewählt. 13)

Ansicht der Gebäude der untergegangenen Eisenverarbeitungsstätte „Schneidmühle“.
Das eingeblendete Foto zeigt die Gaststätte „Zur Schneidmühle“ auf der gegenüberliegenden Straßenseite

März
Es wurden weiter einberufen:

Peter Rutt, unverheiratet, wohnte mit Mutter, Onkel, Großmutter und Schwester in dem Häuschen das rechts von der Straße am Anfang des Harterweges etwas zurück liegt 13)

Vussemer Soldaten des Jahrgangs 1897 während der Militärzeit im 1. Weltkrieg.
von links: Wilhelm Müller, Albert Hein, Hubert Kuck, unbekannt


21. April
Josef Esser, bei dem Inf. – Rgt. No 29 in Rußland, schrieb nachstehenden Brief an seine Eltern:

„Liebe Eltern!

Dankend und in großer Freude habe ich heute abend Eure lieben Paketchen erhalten. Ich war sehr froh, als ich sie bekam, denn sie haben uns schon wieder Brot abgezogen. Für zwei Tage 2/3. Es ist aber nicht schlimm, ich komme schon aus. Wie es heißt, erhalten wir bald den Frieden hier in Rußland, denn wir haben hier in der Stellung eine intime Freundschaft geschlossen; denn sie haben uns jetzt nach drei Tagen einen Besuch abgestattet. Zuerst stellten sie eine weiße Fahne auf den Graben. Nach und nach kommt dann ein oder zwei Russen aus dem Drahtverhau kucken. Das kann man schön mit dem Glas beobachten. Dann muß der Posten das melden. Dann kommen einige von uns, die auch mit der weißen Fahne vorgehen. Dann kommen die Russen immer näher und näher und unsere Leute gehen auch vor. Bis auf einmal sind sie von beiden Seiten zusammen. Es ist ganz schön anzusehen, wie Feinde – Freunde werden, und sich die Hand reichen und einen Schnaps trinken. Die Russen bringen jedes mal Brot mit. Dafür bekommen sie Schnaps. Das Schauspiel ist wirklich herrlich anzusehen, wenn der Feind grad zusammen steht. Dann ist aber auch alles aus der Deckung, sowohl die Russen und auch wir, es ist wirklich zum Lachen. Wenn sie nun fertig alles besprochen haben, gehen die Russen wieder zurück, und unsere kommen auch. So geht der Krieg bei uns zu, es darf nicht mehr geschossen werden. Darum liebe Eltern, macht Euch keine Gedanken, es gibt bald Frieden. Dann will ich aber schwer hoffen, daß der alte 29er (Vater) aber auch zu finden ist, wenn die jetzigen 29er am schwarzen Tor herein marschieren. Und Mutter wird dann auch nicht weit abhanden sein. So muß ich schließen. Bin Gott sei Dank noch gesund und munter, was ich auch von Euch hoffe. Seid nun für heute recht vielmals herzlich gegrüßt von Eurem Sohn und Bruder Josef. Bis auf ein baldiges Wiedersehen in der lieben Heimat. Viele Grüße an lieb Mutter und klein Mariechen. Hoffentlich geht noch alles sehr gut zu Haus. Gott mit uns!“ 13)

In den Orten nahmen die Diebstähle erschreckend zu. Jedes Dorf wurde heimgesucht. Die Diebe hatten es hauptsächlich auf Lebensmittel, Fleisch, Brot und Kartoffeln sowie auf Kleidungsstücke abgesehen. Bei der Firma Girards und der Schneidmühle (Hammer) wurden die Treibriemen gestohlen. Ebenso kamen sehr viele Felddiebstähle vor. Für ein paar gewöhnliche Sonntagsschuhe, die zu Beginn des Krieges 15 Mark kosten, mussten jetzt 50 bis 60 Mark bezahlt werden. Den Kindern riet man daher in der warmen Jahreszeit, Strümpfe und Schuhe zu sparen und barfuß zu gehen. Daraufhin kamen die Kinder barfuß in die Schule. In Mechernich gingen sogar ein Großteil der Jugendlichen barfuß in die Kirche. 13)

April
Es wurden weiter einberufen:

Franz Schneider, 37 Jahre alt, wohnte in der Wirtschaft gegenüber der Einmündung des Holzheimer Weges in die Dorfstraße, Ackerer und Wirt; verheiratet, Vater von fünf Kindern im Alter von zwei bis neun Jahren, alte Mutter lebte noch, der einzige Berufslandwirt im Dorfe, von dem sehr viele Leute, die kein eigenes Gespann besaßen, abhängig waren. 13)

Juni
Josef Hermanns, Former, wohnte im ersten Haus rechts von der Straße aus auf den Hartweg zu, Eltern lebten beide, Vater war Bergmann;

Juli
Heinrich Vogelsberg, wohnte mit der Mutter und einigen Schwestern in dem letzten Haus (im Feld) in der Ackergasse, er war Former in der Gießerei; 13)

Wilhelm Hellings, ehemals Pfarrer in Holzheim, besuchte anlässlich seines vierzigjährigen Priesterjubiläums auch seine frühere Pfarrei. Bei dieser Gelegenheit stattete er auch dem erkrankten Fabrikanten Peter Girards in der Neuhütte einen Besuch ab. Die alten Erinnerungen wurden hierbei wieder aufgefrischt. Im Laufe der Unterhaltung griff Pastor Hellings auf seinen schon früher gemachten Plan zurück, Vussem und Breitenbenden von der Mutterpfarre Holzheim zu lösen und zu einer selbständigen Kapellengemeinde zu erheben. Nach einer längeren Verhandlung erreichte Pfarrer Hellings sein Ziel. Peter Girards erklärte sich bereit, der neuen Kapellengemeinde Vussem – Breitenbenden 40.000 Mark für die Unterhaltung eines Geistlichen zu schenken, sowie einen Fabrikraum zur Herrichtung einer Notkirche und eine Wohnung für den Geistlichen bereitzustellen. Groß waren die Freude, der Jubel und der Dank für diese hochherzige Schenkung, sowohl auf Seiten des Klerus, wie bei der ganzen Gemeinde. Pastor Gülden, Nachfolger des Pfarrer Hellings in Holzheim, erklärte sich mit der Abtretung der Ortschaften Vussem und Breitenbenden einverstanden. 14)


1918

6.Januar
Im Alter von sechzig Jahren verstarb der Fabrikant Peter Girards. Er war gebürtig aus Esch bei Jünkerath und in zweiter Ehe mit Magdalena Distelrath verheiratet. Nach einer Lehrzeit bei den Jünkerather Werken, den Gesellen- und Meisterjahren bei den I.G. Farbenfabriken Höchst, übernahm Peter Girards im Jahre 1883 die Eisengießerei Neuhütte von Karl Depiereux. Aufgrund seiner Erfahrung und seines Könnens brachte er das Werk sehr bald zu neuer Blüte. Im Jahre 1902 erweiterte er die Neuhütte um eine Maschinenfabrik. Zu den Produkten der Firma, in der Peter Girards nicht immer alleiniger Inhaber war, zählten Spezialitäten wie:
„Kessel, Schalen, Pfannen und Gefässe etc. für chemische Fabriken, Blei- und Zinkhütten, Retorten, Glühgefässe, Maschinenteile aller Art, sowie Bauguss, Säulen etc., Heizungs- und Feuerungsanlagen, Coquillen, Walzwerkbestandteile, Kuppeln, Spindeln, Stücke bis 40000 kg.“

Peter Girards war weiterhin noch als Kreistagsmitglied, Gemeindebürgermeister und Kirchenvorstandsmitglied tätig. Noch kurz vor seinem Tode ermöglichte er durch eine Geldspende von 40.000 Mark sowie die Bereitstellung einer Fabrikhalle als Notkirche die rektoratsmäßige Loslösung der Orte Vussem und Breitenbenden von der Pfarrei Holzheim. Seine Beerdigung erfolgte unter großer Anteilnahme der Bevölkerung. In der Familiengruft auf dem Friedhof zu Holzheim fand er neben seinen bereits verstorbenen Kindern und seiner ersten Ehefrau Cäcilie, geborene Drehsen, die letzte Ruhe. 7) 15) 16)

Januar
Vom November 1917 bis Mitte Januar 1918 fiel der Unterricht in der Schule zu Vussem ganz aus. Lehrer Hubert Koch war zum Wehrdienst einberufen worden. Am 16. Januar 1918 nahm die Schulamtsbewerberin N. Deussen, einer Berufung durch die königliche Regierung folgend, den Unterricht wieder auf. 14)


9. Januar
Die in einem Modellschuppen (der Firma Girards) eingerichtete Notkirche wurde von Pfarrer Gülden aus Holzheim feierlich benediziert. Anschließend feierte die Gemeinde die erste Heilige Messe. Von nun an fanden an allen Sonn- und Feiertagen Gottesdienste statt. 14)

18. Januar
Die Schulkinder besuchten erstmals die Schulmesse in der neuen Kirche (Notkirche) zu Vussem.
Lehrer Hubert Koch nahm wieder den Schuldienst auf. 14)

Der Abfall der Kriegsverbündeteten, die ständige Zurücknahme der Front und die größer werdende Not in der Ernährung und Bekleidung führten zu einer sehr niedergedrückten Stimmung.
Der ständige Kanonendonner beängstigte die Gemüter noch mehr. Die Möglichkeit eines feindlichen Einfalles rückte näher, einzelne Familien beschäftigten sich bereits mit Fluchtgedanken. 13)

Während des Sommers sammelten die Kinder unter Leitung des Lehrers Baumlaub. In den Scheunen, im Saal der Wirtschaft Schneider, auf dem Speicher der Villa, in der Mühle und so weiter wurde das Laub getrocknet. Die Kinder erhielten für das Kilogramm trockenes Laub 0,36 Mark. Das Laubheu wurde später abtransportiert, gemahlen und zu Futterkuchen für Militärpferde verarbeitet. 13)

Das Wohnhaus der Eheleute Peter Kauert und Maria, geborene Pick, nahe der Schneidmühle, (anstelle des heutigen Wohnhauses von Josef Wagner), brannte ab. Die Familie Kauert verzog daraufhin nach Breitenbenden. 17)


26. Januar
Zum Nachfolger des verstorbenen Gemeindebürgermeisters Peter Girards wurde der Ackerer und Wirt Franz Schneider aus Vussem gewählt. Dem Rat der Gemeinde Vussem-Bergheim gehörten weiterhin Anton Fünfzig, Heinrich Briesgen, Johann Rutt, Adolf Hoffmann und Johann Josef Wielspütz an. 18)


27. Januar
Dem Feldgeistlichen der 56. Inf. Division, P. Josef Linden, wurde die Seelsorge des Rektorats Vussem-Breitenbenden übertragen. 14)

2. Februar
Als erstes Brautpaar traute der Rektor die Brautleute Peter Koch aus Bergheim und Elisabeth Nelles aus Vussem. 14)

Der Rektor taufte am Ostertag Peter Berners, Sohn der Eheleute Wilhelm Berners und Barbara, geborene Hilberath. 14)

Pfarrer Gülden erlaubte dem Rektor Linden bereits im ersten Jahr, die Feier der Ersten Heiligen Kommunion im Rektorat zu halten. Am Christi Himmelfahrtstag wurden einundzwanzig Kinder zur Ersten Kommunion geführt. 14)

Nach den Herbstferien begann das Sammeln der Bucheckern. Die Schulkinder sammelten an zehn Nachmittagen zwei Zentner Bucheckern. Sie erhielten für das Kilogramm 1,65 Mark. 13)

November
Die Revolution brach aus. In Vussem merkte man jedoch wenig davon. Einzelne Soldaten kehrten aus den Garnisonen ohne Waffen, ohne Kokarden und Achselklappen in meist neuen Kleidern Heim. 13)


10. November
Nach dem Hochamt wurde erzählt, der Kaiser habe abgedankt und der Kronprinz habe auf die Thronfolge verzichtet. 13)

12. November
Unter dem Vorsitz des Beigeordneten Becker fand in Mechernich eine öffentliche Versammlung zwecks Gründung eines Arbeiter- und Bürgerrates statt. Die Versammlung verlief ruhiger als erwartet. Auf dem Platz vor dem Bürgermeisteramt hatte eine Kolonne Kraftwagen aus der Etappe Platz genommen. Jeder Wagen trug eine rote Fahne. 13)

15. November
Auf einer Wiese unweit der Schule landete ein Flugzeug. Die Maschine fuhr in einen Graben und war nicht mehr hoch zu bringen. Die beiden Insassen, zwei Unteroffiziere, verschossen die Munition, verkauften das Flugbenzin an die Gießerei und setzten ihre Fahrt mit der Eisenbahn in Richtung Bonn fort. Der Gemeindevorsteher ließ die liegengelassene Maschine mit einem Ochsengespann bis zur Neuhütte ziehen. 13)

Nach Abschluss des Waffenstillstandes begann bald der Durchmarsch der Truppen, die aus der Etappe und von der Front heimkehrten. In den ersten Tagen waren es Bagagen, später auch Infanterie, Abteilungen in Begleitung von Musik. Mit dem Durchmarsch kamen auch die Einquartierungen, unter ihnen ein ostpreußisches Inf.-Rgt., das Res.-Inf-Rgt.73 und das schlesische Rgt. Nr.7. Das Res.-Inf.-Rgt.73 hatte hier einen Ruhetag. Das ganze Regiment, etwa 1.000 Mann, lag im Dorf. Oft setzten die durchziehenden Soldaten die Schulbuben auf die reiterlosen Pferde, und dann ritten die Jungen voller Stolz mit bis Breitenbenden. 13)

30. November
Breitenbenden hatte noch viel mehr Einquartierungen als Vussem. Das letzte durchziehende Regiment, das schlesische Rgt. Nr.7, lag zum größten Teil in Breitenbenden. Das Regiment war am 29. November von Weismes nach Harperscheid marschiert und dort einquartiert worden. Nach ein paar Stunden erhielt es Befehl, sofort weiterzumarschieren. Die armen Soldaten marschierten die ganze Nacht und kamen am Morgen hier an. Die Regimentskapelle kam zur Schneidmühle und Neuhütte, der Kommandeur quartierte sich mit mehreren Offizieren in die Villa Neuhütte ein. Die Straße Roggendorf – Euskirchen sollte schon mittags überschritten sein. Das Regiment war das nächste am Feind gewesen. 13)

Dezember
Von den durchziehenden Truppenteilen kauften mehrere Vussemer Pferde an: Girards 1,
Franz Schneider 2,
Wilhelm Berners 1,
Disternich, am Busch 1,
Wielspütz, Harterweg 1,
Wielspütz, Schmale 1,
Bertram , Kapelle 2,
Arns , Schneidmühle 1 13)


4. Dezember
Die Viehzählung ergab:
10 Pferde,
78 Stück Rindvieh, darunter 44 Milchkühe
und 14 Ochsen,
5 Schafe,
24 Schweine,
53 Ziegen,
23 Kaninchen und 18 Gänse; 13)

5. Dezember
Das Bürgermeisteramt teilte mit, der Telefonverkehr sei eingestellt; das Postamt unterstehe der englischen Besatzung. Leute, die von Mechernich kamen, erzählten von Engländern, die dort Quartier bezogen hatten. Es waren Kavalleristen, die Spitze der englischen Armee.
In den folgenden Tagen kamen häufig schwer beladene englische Lastautos, einzelne Reiter und Ordonnanzen auf Motor- und Fahrrädern von Eiserfey her durch das Dorf. Die Verordnungen des Führers der englischen Kavalleriebrigade wurden bekannt gegeben:
„Um 8:00 Uhr abends muß jeder zu Hause sein; von 22:00 Uhr ab darf in den Häusern kein Licht mehr brennen; die Mark hat einen Wert von 70 Centimes; die englischen Offiziere sind von der männlichen Bevölkerung durch Hutabnehmen zu grüßen; beim Spielen der englischen Nationalhymne haben die männlichen Personen die Kopfbedeckung abzunehmen; das Spielen der deutschen Nationalhymne ist verboten usw.“

Die meisten Männer kannten aber die Abzeichen der britischen Offiziere nicht. Das mag erklären, weshalb einzelnen Männern von den Soldaten der Hut vom Kopf geschlagen wurde. In Strempt nahmen die Männer, während die englische Nationalhymne gespielt wurde, die Kopfbedeckung nicht ab. Zur Strafe musste der Ortsvorsteher Jannes eine Stunde lang mit entblößtem Haupt stehenbleiben, während die Regimentskapelle spielte. 13)

Dezember
Kriegschronik des Franz Klinkhammer,
Obergefreiter = Fußartl. Batl. 65- 1. Battr.
Eisernes Kreuz 2. Klasse – Frontkämpfer-Ehrenkreuz

„Er wurde am 20. 3. 1896 geboren. Eingerückt am 14. 3. 1916 z. Ers. Batl. Infant. Regt. 25 und am 7.7. 1916 zur Fußartl. Batt. 481 versetzt, ins Feld gezogen a.d. Westfront, teilnehmend an folgendem Kpfe. im Argonnerwald, Stell. Kpf. in der Champagne – Schlacht b. Verdun. Infolge Umformierung im Oktober 1916 z. Fußart. Batl. 65 – 1 Battl. a. die Ostfront: Feldzug in Serbien und Mazedonien um die Armatushöhe zw. des Skrumbi u. Dudika bis März 1918; anschließend an der Westfront = Stell. Kpfe. b. St. Quentin und an der Aa = Große Schlacht in Frankreich a. der Somme – Avre – Matz – Oise b. Montdidier – Noyon- v. d. Siegfriedfront – v. d. Hermannstellg. -v. der Antwerpen – Maas- Stell. Am 3. Dezember 1918 aus dem Heer entlassen.“ 19)

Dezember
Viele Leute aus Vussem und Umgebung kamen zu Philipp Kauert, wohnhaft am Busch, um sich fotografieren zu lassen. Für die Personalausweise wurde fortan eine Fotografie benötigt. 13)


1919


1. März
Die Viehzählung ergab für Vussem:
9 Pferde,
74 Stück Rindvieh, darunter 14 Ochsen und 44 Milchkühe,
2 Schafe,
20 Schweine,
57 Ziegen,
11 Kaninchen,
3 Gänse,
224 Hühner. 13)


10. März
In der Neuhütte brach ein Streik aus. Die Arbeiter verlangten bei vollem Lohnausgleich eine kürzere Arbeitszeit. Von Seiten der Arbeiterschaft waren einige kaum ernst zunehmende Bemerkungen, „spartakistischer Art“, gefallen. Von der Firmenleitung wurden die in Mechernich stationierten Engländer angefordert, die das Werk sofort besetzten. Unterhalb der Schneidmühle postierten die Engländer sogar ein Maschinengewehr. Auf Vermittlung des Gemeindevorstehers Franz Schneider, der eine länger dauernde Besetzung vermeiden wollte, gab die Firmenleitung nach und ging auf die Forderung der Arbeiter ein. Johann Linden aus Vussem und ein Mann namens Schneider aus Weyer, die die erwähnten Bemerkungen gemacht haben sollten, transportierten die Engländer zu einem Verhör nach Mechernich. Die beiden Beklagten wurden hinterher freigesprochen.13)

26. April
Nach elfjähriger Tätigkeit an der Volksschule verließ der Lehrer Hubert Koch Vussem. Er erhielt eine Anstellung als Hauptlehrer an der dreiklassigen Schule in Birgel, Kreis Düren. 13)


1. Mai
Die Regierung übertrug die freie Lehrerstelle in Vussem dem Lehrer H. Demary. An diesem Tag war auch der erste Nationalfeiertag der deutschen Republik. Die Arbeiter aus Mechernich wollten die Kaiserbüste, die an der Kakushöhle stand, den Abgrund hinunterstürzen. 13)

September
An den drei Kirmestagen erlaubte die Firma Girards den Arbeitern zu feiern und bezahlte ihnen den vollen Lohn. Vier Arbeiter feierten auch am Mittwoch noch. Als sie am Donnerstag wieder arbeiten wollten, wurde ihnen dieses verwehrt.
Am folgenden Tag verlangte die Arbeiterschaft die Wiedereinstellung der vier Leute bei vollem Lohnausgleich. Als dieses verweigert wurde, legten alle die Arbeit nieder. Der Streik wurde am Samstag auf gütlichem Wege beigelegt und am Montag die Arbeit wieder aufgenommen. 13)


1. Oktober
Der Erzbischof von Köln, Dr. Felix von Hartmann, erklärte das Rektorat Vussem – Breitenbenden offiziell für selbständig.

„Urkunde

über die Errichtung der Kapellengemeinde Vussem- Breitenbenden, Pfarre Holzheim

1. In Vussem-Breitenbenden wird eine Kapellengemeinde mit selbständiger
Vermögensverwaltung errichtet.

2. Die Grenzen der neuen Gemeinde gegen die Muttergemeinde sind in der
beiliegenden Karte mit roter Farbe gekennzeichnet.

3. Die neue Kapellengemeinde zahlt an die Muttergemeinde jährlich den
Betrag von 500 Mark bzw. eine einmalige entsprechende Abfindungssumme.
Die Mitglieder der Kapellengemeinde sind hier-durch von allen Lasten und
Abgaben an die Muttergemeinde befreit.

4. Gegenwärtige Urkunde tritt am 1. Oktober 1919 in Kraft

Cöln, den 1. Oktober 1919

Der Erzbischof von Cöln A.A.: Dr. Vogt“ 20)

Oktober
Nachdem der Lehrer H. Demary Vussem verließ, übertrug die Regierung in Aachen dem Lehrer Anton Spix die freie Lehrerstelle. Der neue Lehrer ist ein Bruder von Matthias Spix, der von August 1903 bis September 1904 hier ebenfalls als Lehrer tätig war. 13)


22. November
Der Lehrer Anton Spix wurde bestohlen.
Im Kosthaus bei Siegmund Bertram, Schneidmühle, drangen Diebe mit Hilfe einer Leiter durch das Fenster in sein Schlafzimmer und stahlen ihm die besten Anzüge und eine goldene Uhrkette. 13)


23. November
Es fanden die Gemeinderatswahlen statt. In den Gemeinderat der Gemeinde Vussem – Bergheim wurden gewählt:
Adolf Hoffmann,
Johann Wielspütz,
Johann Josef Wielspütz,
Peter Vogelsberg, alle aus Vussem,
Johann Raetz,
Michel Kreuser, beide aus Bergheim.
Die Gemeinderatsmitglieder wählten Johann Josef Wielspütz zum Gemeindevorsteher. 18)


8. Dezember
Am Gründungstage des Müttervereines ließen sich achtundachtzig Mütter aus der Pfarrgemeinde in den Verein aufnehmen. Schon am 9. August hatte Kardinal Felix von Hartmann aus Köln die Bildung des Müttervereines genehmigt. 14)

1920


5. Januar
Plötzlich und unerwartet verstarb im Alter von 35 Jahren Gertrud Schneider, geborene Bayard, Ehefrau des Land- und Gastwirtes Franz Schneider. Die Verstorbene stammte aus Mechernich und hinterließ ihren Ehemann mit sieben Kindern im Alter von sechs Monaten bis 13 Jahren. 3)

29. Januar
Als letzter Kriegsteilnehmer kehrte Peter Velser aus französischer Gefangenschaft heim. Er wurde mit einem vierspännigen Leiterwagen in Mechernich abgeholt und von der ganzen Gemeinde am Dorfeingang festlich empfangen. Die Schulkinder sagten Gedichte auf. 13)

Februar
Da nun der letzte Soldat aus der Gefangenschaft heimgekehrt war, veranstaltete die Gemeinde am Fastnachtssonntag für alle Vussemer Kriegsteilnehmer ein Fest. Zunächst war am Morgen für die ehemaligen Soldaten ein Hochamt. Hierbei wurde in besonderer Weise der Gefallenen und Vermissten gedacht.
Es waren:

Benedikt Hein, gefallen,
Peter Linden, gefallen,
Wilhelm Disternich, gefallen,
Martin Wessel, vermißt.

Nach dem Hochamt war Frühschoppen in der Gastwirtschaft Franz Schneider. Die Kinder erhielten ein Weißbrötchen. Am Nachmittag um 16:00 Uhr ging ein Zug durch den Ort. Anschließend trafen sich die Ehemaligen zum gemeinsamen Kaffee in der Gastwirtschaft Schneider. Die Schulkinder und die Jugendlichen unterhielten mit lustigen Gedichten und Theaterstücken. 13)


30. März
Aufgrund der Zugehörigkeit von Vussem zu der Pfarrei Holzheim wurden auch die Toten im Pfarrort beerdigt. Da die Orte Vussem und Breitenbenden seit 1918 von der Mutterpfarre Holzheim losgelöst waren, bemühten sich die Einwohner von Vussem um einen eigenen Friedhof.
Johann Disternich schenkte der Gemeinde ein zur Anlage eines Friedhofs geeignetes Grundstück. Nachdem die erforderlichen Arbeiten ausgeführt waren, konnte im Jahr 1920 die erste Bestattung im Ort erfolgen. Als erster fand Peter Luxen, Ehemann von Katharina, geborene Wielspütz, seine letzte Ruhe auf dem Vussemer Friedhof. 2)

April
Am dritten Sonntag nach Ostern, am Schutzfest des hl. Joseph, wählten die Mitglieder des Rektorats Vussem-Breitenbenden den ersten Kirchenvorstand.
Es waren dies:
Johann Lückerath,
Carl Böhmer,
Peter Dederich aus Breitenbenden
und
Matthias Kuck,
Michael Nelles,
Wilhelm Bertram aus Vussem. 14)


15. September
Nach dem Tod des Müllers Karl Dillenburg und der Wiederverheiratung seiner Witwe, Maria Josefa, geborene Rutt, mit Franz Weiler aus Glehn, gelangte die Getreidemühle in den Besitz der Familie Weiler. Laut einer Zeitungsanzeige gaben die Gebrüder Weiler ihre Geschäftseröffnung wie folgt bekannt:
„Den Bewohnern des Veytales und der anliegenden Ortschaften zur gefl. Kenntnis, daß die Mühle Vussem mit dem 15. September in Betrieb ist und empfehlen uns in allen vorkommenden Müllereiarbeiten, wie Schroten, Feinmahlen usw. Die Haferquetsche (glatte Walzen) quetscht jedes Futterkorn und Hafer für Pferde. Die Schälmaschine verarbeitet Gerste zu Graupen in I a. Qualität und reinigt den schlimmsten Brandweizen. Wir bitten die geehrten Interessenten, die neuen Mahlkarten auf unseren Namen schreiben zu lassen, sowie die Anhängezettel nicht zu vergessen.“ 7)

10. November
Am Vorabend des Martinstages veranstalteten die Schulkinder einen Fackelzug zu Ehren des Heiligen Martinus. Die Kinder schnitzten die Fackeln größtenteils aus Runkelrüben. Um 17:30 Uhr versammelten sich die Kinder vor der Gastwirtschaft „Zur Schneidmühle“ und zogen unter Singen von Martinsliedern durch das Dorf zum Keilberg. Dort wurde ein Martinsfeuer abgebrannt, das weithin sichtbar war. Über den Martinsabend schrieben die Schüler der Mittel- und Oberstufe einen Aufsatz. 13)

Anmerkung Albert Velser: Die Erwähnung des Martinszuges wurde der Vussemer Schulchronik entnommen. Es handelt sich hier vermutlich um den ersten in Vussem durchgeführten Martinszug. Von einem Sankt Martin, der den Zug zu Pferde begleitete, sowie von der Verteilung von Martinswecken an die Kinder ist noch keine Rede.

Die Rheinische Bohrmaschinenfabrik & Cie. K G., Mechernich – Neuhütte, Inhaber Girards & Kneisel, Nachfolger der Firma Maschinenfabrik Peter Girards, nahm die Fertigung von Radialbohrmaschinen auf. 22)

In Vussem fanden sich Fußballbegeisterte zusammen und gründeten einen Fußballverein. Die Hauptinitiatoren waren Lehrer Anton Spix und Albert Hein, der in Köln erste Erfahrungen im Fußballspielen machte. Einer Fotographie aus dem Gründungsjahr zufolge bildeten

Franz Velser,
Fritz Dreesen,
Hubert Kuck,
Bernhard Klinkhammer,
Josef Hermanns,
Michel Golbach,
Wilhelm Winand,
Anton Golbach,
Albert Hein,
Josef Velser und
Matthias Theisgen die erste Mannschaft. 23)

Chronik bis – 1900

1830

Februar

Nach einer siebenjährigen Dienstzeit an der Volksschule in Vussem erhielt der Lehrer Friedrich Bernsdorf seine Versetzung nach Frentz bei Langerwehe. Mit Verfügung der königlichen Regierung wurde dem Lehrer Josef Buntrock die freigewordene Lehrerstelle übertragen. 1)

Im Sommerhalbjahr besuchten fünfundsiebzig Schüler die einklassige Volksschule. 1)

28. Juli

Der Erzbischof aus Köln weilte zur Firmung in Holzheim. Aus Vussem erhielten zehn Kinder das Sakrament der Firmung. 1)

Im Rechnungsbuch des Bürgervereins, des späteren St. Margarethen-Kapellenbauvereins, sind 167,27 Mark an Einnahmen und 31,70 Mark an Ausgaben verzeichnet.
Somit hatte die Kasse am Jahresende einen Bestand von 1.022,08 Mark.

Dem Vorstand des Vereins gehörten an:
Präses: Johann Josef Müller,
Rendant: Peter Josef Metzen,
Schriftführer: Peter Hein.

Die alte Spritze von 1830

Wir schreiben den 1. April 2024 und es ist kein Scherz:.

Vor ein paar Wochen ist eine Festschrift der „Freiwilligen Feuerwehr Vussem von 1936 – 1986“ aufgetaucht. In dieser Festschrift wird eine alte Feuerspritze von 1830 erwähnt, die jetzt im Freilichtmuseum stehen soll.

Und in der Tat: Winfried Barion ist dort gewesen und hat sie gefunden. Sie steht in der Abteilung „Mittelrhein“, im alten Spritzenhaus (Pos. 39) hinter der alten Schmiede (Pos. 38). Man kann auch noch ganz schwach den Schriftzug „Bürgermeisterei Vussem“ lesen.

Um diese Spritze zu erhalten, müsste man eine Möglichkeit finden, diese alte Spritze wieder so zu restaurieren, dass sie wieder als alte Spritze Vussem erkennbar wird.

Originalaufnahme vorne
Die Seitenbeschriftung ist nur schwer zu erkennen
Aufnahme von der Seite

1890

Februar

Nach einer siebenjährigen Dienstzeit an der Volksschule in Vussem erhielt der Lehrer Friedrich Bernsdorf seine Versetzung nach Frentz bei Langerwehe. Mit Verfügung der königlichen Regierung wurde dem Lehrer Josef Buntrock die freigewordene Lehrerstelle übertragen. 1)

Im Sommerhalbjahr besuchten fünfundsiebzig Schüler die einklassige Volksschule. 1)

Montag, 28. Juli 1890

Der Erzbischof aus Köln weilte zur Firmung in Holzheim. Aus Vussem erhielten zehn Kinder das Sakrament der Firmung. 1)

Im Rechnungsbuch des Bürgervereins, des späteren St. Margarethen-Kapellenbauvereins, sind 167,27 Mark an Einnahmen und 31,70 Mark an Ausgaben verzeichnet.
Somit hatte die Kasse am Jahresende einen Bestand von 1.022,08 Mark.

Dem Vorstand des Vereins gehörten an:
Präses: Johann Josef Müller,
Rendant: Peter Josef Metzen,
Schriftführer: Peter Hein.

Zumindest so schnell, bevor sie im Freilichtmuseum „vor die Hunde geht“!

1891

Während des Sommerhalbjahres besuchten einundsiebzig Schüler regelmäßig die Schule. Wegen zu starker Hitze fiel der Unterricht an drei Nachmittagen aus. Vom 16. August bis 6. September wurde der Nachmittagsunterricht wegen Erntearbeiten ausgesetzt. Das Sommerhalbjahr schloss mit dem 13. September. Der Lehrer musste an einer sechs Wochen dauernden militärischen Übung teilnehmen. 1)

1892

Johannes Disternich gründete mit einigen Männern und Jünglingen den Vussemer Männergesangverein. Im Paragraphen 1 der Statuten vom 1. Oktober 1892 heißt es:
„Der Verein hat sich hauptsächlich gebildet, um an einem Neubau der Vussemer Kapelle mit zu wirken und den kirchlichen Gesang herbeizuführen, sowie auch die fröhlichen, gemeinschaftlichen Unterhaltungen durch Gesellschaftslieder emporzuheben und dadurch „unanständige Lieder“ zu verbannen.“ 2)

1893

Freitag, 3. März 1893

Der Schulleiter Josef Buntrock erhielt nach dreijähriger Tätigkeit in Vussem eine Anstellung bei der Domschule in Aachen. Zu seinem Nachfolger ernannte die königliche Regierung Jean von Wersch.1)

Freitag, 18. August 1893

Im Alter von 65 Jahren verstarb der Vussemer Mahlmüller Nikolaus Dillenburg. Der Verstorbene stammte aus Rütt bei Krekel und war mit Margarethe, geborene Heck, verheiratet. Die Familie Dillenburg übernahm gegen Ende der 60iger Jahre die Mahlmühle. Die Nachfolge des Nikolaus Dillenburg trat der Sohn Karl an. 3)

1894

Montag, 22. Januar 1894

Der königliche Kreisschulinspektor Dr. Schaffrath revidierte (inspizierte) die von Lehrer Johann van Wersch geleitete Schule. In dieser Zeit besuchten 61 Kinder die einklassige, katholische Volksschule. 1)

1895

Nach dem Tod des Daniel Bertram, Schneidmühle, übernahm der Sohn Sigmund das anfallende Erbe, bestehend aus:
a) Flur 30 Nr. 661a/141 Schneidmühle, Wiese, 74,16 ar
b) Flur 30 NR. 668/142 Hausgarten, 10,15 ar
c) Flur 30 Nr. 143 Hofraum, 1,41 ar
samt allen auf diesen Parzellen befindlichen Gebäuden und Immobilien.

Die Geschwister:
1. Sophie, verheiratete Schuh, in Duisburg wohnend,
2. Henrietta, verheiratete Löhr, in Schleiden wohnend
3. Amalia, verheiratete Axmacher, in der Schneidmühle wohnend,
4. Carl, als Ober Postassistent in Aachen wohnend,
erhielten eine finanzielle Abfindung. Zu dem Erbe gehörte auch das auf dem Grundstück, Flur 30 Nr. 143 befindliche Wohnhaus mit der Gastwirtschaft „Zur Schneidmühle“ (heute Triererstraße Nr. 55).
Schon vor 1840 betrieb Jakob Bertram (Großvater des Sigmund) bei der Schneidmühle eine Schankwirtschaft.

1896

Montag, 19. Oktober 1896

Der Lehrer Heinrich August Lange wurde an der Schule provisorisch
angestellt. Wegen der ungünstigen Witterung im Herbst und der zurück gebliebenen Kartoffelernte erfolgte eine Verlängerung der Herbstferien bis zum 27. Oktober. 1)

1897

Freitag/ Dienstag, 21./23. März 1897

Während der im Jahreskreis begangenen Festlichkeiten nahm das Gedenken an den 100. Geburtstag Kaiser Wilhelm I. einen besonderen Platz ein. Eine Verfügung der Behörde bestimmte, die Feiern vom 21. bis 23. März zu veranstalten. Am 21. März, einem Sonntag, fand die kirchliche
Feier statt. Montags folgte die Feier in der Schule nach der damals bekannten Art des Kaiser Geburtstags. Die Kinder erhielten Backwerk, das die Gemeindekasse bezahlte. Am 23. März trafen sich die Schulkinder aus den Orten Holzheim, Breitenbenden, Vussem, Eiserfey, Weyer, Zingsheim, Pesch und Harzheim an der Kakushöhle. Hier wurde mit 650 Schulkindern bei munteren Spielen und Gesang gefeiert. Das Unterhaltungsblatt und Anzeiger für den Kreis Schleiden und Umgebung berichtete, wie die Belegschaft der Vussemer Neuhütte den Festtag beging:
„Schon am Vorabend hallte das Echo der Böller von den Bergen wider und rief die Arbeiter herbei, um beim Gerstensaft das Andenken an den unvergeßlichen Kaiser Wilhelm den Großen zu feiern und in begeisterter Liebe zu dem Heldenkaiser Ausdruck zu verleihen. Zugleich kennzeichnete diese Feier auch das fast ideale Verhältnis zwischen Arbeitgeber und den Arbeitern, welches
wegen seiner Seltenheit zu unserer Zeit gewiß Hervorhebung verdient.“ 1) 7)

1898

Der Kirchenweg zur Pfarrkirche in Holzheim war schon lange bei regnerischem Wetter schlecht begehbar. Aufgrund seiner Lage in den Gemeinden Holzheim und Harzheim unterblieb in den letzten Jahren die Instandhaltung. Erst in diesem Jahr trug man eine dicke Lage Gießereischlacke auf und erreichte somit die Trockenlegung des Weges. 1)

1899

Sonntag, 17. November 1899

Vom Kreis – Haupt – Ausschuss erhielt der Hammerschmied und Gastwirt Sigmund Bertram, Schneidmühle, Gemeinde Vussem-Bergheim, die Erlaubnis, den bestehenden gastwirtschaftlichen Betrieb auch auf den Garten auszudehnen. 5)

1900

Dienstag, 20. März 1900

In der Vussemer Kapelle wurde ein Kreuzweg errichtet. Wilhelm Hellings, Pfarrer zu Holzheim, hinterließ hierzu folgendes schriftliches Zeugnis:
„Bezeugte Niederschrift über die canonische Errichtung des Heiligen Kreuzweges in der Kapelle Vussem, Pfarrei Holzheim, Dekanat Gemünd:
Kraft der Vollmacht, die vom Hochwürdigsten Erzbischof Dr. Hubertus Simar zu Köln mit apostolischer Autorität mir verliehen wurde, habe ich, Wilhelm Hellings, Pfarrer zu Holzheim, den Kreuzweg mit den verbundenen Ablässen heute in der öffentlichen Kapelle zu Vussem nach den Regeln, die von der Ablaßcongregation am 10. Mai 1742 vorgeschrieben sind, errichtet. Zum Beweis
der Richtigkeit habe ich dieses Zeugnis mit der Hand geschrieben.“ 6)

Für den betrieblichen Gütertransport zwischen der Neuhütte und dem Bahnhof in Mechernich nahm die Firma Eisengießerei Gebrüder Girards eine Straßendampflokomotive in Betrieb. Der Fuhrunternehmer Hubert Girards bot seinen Fuhrpark, bestehend aus drei großen Frachtwagen, zwei Schlagkarren und einem Fracht- und Holzschlitten nebst zwei schweren Ackerpferden, zum
Verkauf an. 7)

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